29.06.2013 Aufrufe

Deutsche Altertumskunde

Deutsche Altertumskunde

Deutsche Altertumskunde

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

138 I. Prähistorische Zeit. B. Die Germanen.<br />

Den alten Volksbrauch der Ahnen haben Sage und Dichtung bis auf<br />

die spätesten Zeiten hinaus mit bewundernswerter Treue festgehalten. Längst<br />

waren ganz andere Bestattungsgebräuche volkstümlich geworden, als der<br />

Dichter des Beowulf, ein Christ, mit dem unserer Alliterationsdichtung eigenen<br />

Pathos das letzte Ende seines Helden und die letzten Dienste seiner als<br />

Grabgemeinde wirkenden Volksgenossen nach Urväterweise besang:')<br />

Nun ließ Weohstans Sohn<br />

den Befehl ergehn<br />

die Hofbesitzer,<br />

von ferne alsbald<br />

für den guten Fürsten . . .<br />

den würdigen Greis<br />

Dort schichteten nun<br />

die treuen Juten<br />

dran hängten sie Helme<br />

wie geboten der Held,<br />

dann legten sie trauernd<br />

in des Holzes Mitte,<br />

Dann ward von den Männern<br />

auf dem Berge entfacht,<br />

vom Klagegeschrei<br />

stieg gekräuselt empor<br />

in den stillen Äther —<br />

war hurtig verzehrt*)<br />

Nun erhoben aufs neu<br />

ihren Wehruf die Männer;<br />

der geschlungene Flechten<br />

beklagte den Gatten,<br />

nun verflog der Rauch<br />

Es wölbten nun<br />

den Hügel am Abhang<br />

und weithin sichtbar<br />

In der Frist von zehn Tagen<br />

des Ruhmreichen Mal.<br />

umschloß der Wall,<br />

den weisen Männern.<br />

nahm auch Ringe und Schmuck<br />

den ganzen Schatz,<br />

Museums S. 25 ff. — Der ganze Hergang (zum<br />

Schichten des Holzes vgl. die Redensart Reiser<br />

zum Scheiterhaufen tragen = einen Beitrag<br />

geben — Reisig über der Leiche S. 134 Anm. 4<br />

dazu das<br />

277 f. —)<br />

Märchen J.<br />

wird durch<br />

Grimm, Kl. Sehr. 2,<br />

die allgermanischen<br />

Verba felhan und delban ausgedrückt; feihan<br />

(S. 82) wohl ursprünglich der Erde, jetzt «dem<br />

Scheiterhaufen übergeben', daher ahd. a;//ufelah<br />

(strucs) Ahd.Cil. I, 28(), 70, ualah (composuit<br />

(ligna?)) Ahd. Gl. 1, 440,52; in perfektivem<br />

§lnn ( bestatten) wurden gebraucht<br />

Botus/ilhan.ga/ilhün begraben (usfilh.gafilh<br />

Begräbnis, vgl. filigri), ags. f)efeolan (verbergen),<br />

africs. bi/e/a (übertragen), and. ahd.<br />

bifelhan (begraben), mlid.^/r;//(//' (Begräbnis).<br />

Auf ilingrabcn in die Erde beziehen sich ags.<br />

delfan, africs. drlva (graben), norwcg. dolp<br />

(Vertiefung in die Erde) : afrles. bidelva, and.<br />

;<br />

der wackere Jüngling<br />

an des Volkes Adel,<br />

das Holz zum Brande<br />

herbeizuführen<br />

den (toten) König trug man<br />

zum Walfischhöft.'^)<br />

den Scheiterhaufen<br />

dem toten Recken;<br />

und Heerschilde,<br />

und blinkende Panzer,<br />

den teuren Herrn<br />

den herrlichen König.<br />

ein mächtiges Feuer<br />

und brauner Qualm,<br />

der Krieger begleitet,<br />

aus der knisternden Lohe<br />

die sterbliche Hülle<br />

von den heißen Gluten.<br />

ob des Herrschers Verlust<br />

die Witwe auch,<br />

die Schläfe umkränzten,<br />

die kummervolle . . .<br />

in die Fernen des Himmels.<br />

der Wettermark Leute<br />

gar hoch und breit<br />

den Wogenfahrern. ^)<br />

war fertig das Werk,<br />

Die Reste des Brandes<br />

so schien es würdig<br />

Das weite Grab<br />

und Rüstungen auf,<br />

den gierige Krieger<br />

bidelhan, ahd. bidelhan (begraben).<br />

') Antikvar. tidskr. f. Sverigc 18, 4, 26 ff.<br />

Es ist ein gutes Beispiel für die eigentümlich<br />

gemischte Stilform der Epik, daß sie den<br />

Helden in modernem Kostüm (mit llclin und<br />

Panzer) mitten in der altmodischen Zeremonie<br />

zeigt; im übrigen vgl. die Leichenfeier des<br />

Patroklos im Homer.<br />

•') to hrones ncesse; vgl. rfrf/ar« 3010.<br />

•') bänhiis ^ebrocen; die Arbeit des Feuers<br />

wird als „fressen" {fretan) bezeichnet v. 301<br />

u. ö.<br />

*) .Die Helden heißet den Hügel mir<br />

wölben . . . am Ufer des Meeres, am Walfischhöft,<br />

daß weithin siditbar zum Gcdäclitnis<br />

dem Volke das Denkmal rage: die Spitze<br />

nennen wohl später die Schiffer Bcowulfsberg"<br />

V. 2«02ff.<br />

4

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!