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Deutsche Altertumskunde

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1. Grundlagen. § 18. Stilperioden der Bronzezeit. 131<br />

Wir unterscheiden aber in der sog. Bronzezeit zwei Hauptepochen:<br />

ältere Bronzezeit und jüngere Bronzezeit; ihre Grenze mag um 800 v. Chr.<br />

Geb. anzusetzen sein.i) Die ältere Bronzezeit ist ein Zeitalter der Leichenbestattung;<br />

wir gliedern es nach einer Übergangsperiode von zirka 1500<br />

bis 1200 in zwei Stilperioden (1200—1000; 1000—800 v. Chr.).^) Die<br />

jüngere Bronzezeit (von zirka 800 v. Chr. Geb.) ist das Zeitalter der Leichenverbrennung,<br />

löst sich für uns gleichfalls in zwei Stilperioden auf, 3) die<br />

schließlich in die sog. Eisenzeit einmünden; die jüngste Periode der Bronze-<br />

zeit ist bereits mit Eisenwaren versehen, zeigt aber die alte Bronzeindustrie<br />

noch ungebrochen (zirka 500—200 v. Chr. Geb.).<br />

Es gelangten in diesen Zeiträumen nicht bloß italienische oder mykenische<br />

Bronzen, sondern auch ungarisch-österreichische (S. 124) zu den<br />

Germanen.'^) Die wichtigste Tatsache ist aber die, daß im germanischen<br />

Norden mit Hilfe der italienischen oder mykenischen, bezw. mitteleuropäischen<br />

Modelle, etwas Eigenartiges erzeugt wurde. Die fremden Muster<br />

sind von den Germanen eingeführt, aber auch umstilisiert, oder wie man<br />

sagen könnte, nationalisiert worden. s) Die Stilarten der nordischen Bronzen<br />

sind, wenn man sie z. B. mit den süddeutschen Bronzen vergleicht, so<br />

ausgeprägt, daß man die Bronzeindustie zu einem Merkmal der Natio-<br />

nalität stempeln möchte und die nordischen Erzeugnisse dieser Industrie<br />

sind so vornehm, daß man sie als das Edelste bezeichnen darf, was in<br />

vorgeschichtlicher Zeit diesseits der Alpen geschaffen wurde. Namentlich<br />

aus Südskandinavien (Schonen), von den dänischen Inseln, aus Jütland,<br />

Schleswig-Holstein und Mecklenburg liegt ein erstaunlicher Vorrat eleganter<br />

Zierstücke vor; aus den südlicheren Landesteilen und aus den altgermanischen<br />

Provinzen westlich der Elbe ist die Zahl und die Bedeutung der Funde<br />

geringer, aber immer noch (z. B. im Regierungsbezirk Lüneburg) respektabel,*)<br />

erst westlich der Weser „scheinen die alten Bronzen nicht so reichlich auf-<br />

zutreten, aber was hier an solchen zutage kommt, zeigt die typischen<br />

Formen der nordischen Gruppe".'')<br />

j<br />

b0ger 1909, 3.<br />

Wie lange hat es z. B. gedauert, bis in Mittelund<br />

Nordeuropa die Steinarchitektur und<br />

Steinplastik der Griechen und der Römer<br />

oder die Gotik der Franzosen Aufnahme und<br />

1) MONTELius, Kulturgeschichte S. 84. Nachahmung gefunden hat! Die einander<br />

Müller, <strong>Altertumskunde</strong> 1, 401 f. entsprechenden Kulturstadien des Nordens<br />

'^) Vgl. Aarb0ger 1909,3. Sie entsprechen und des Südens bezw. Westens liegen in<br />

|<br />

der 2. und 3. Periode des Montelius; er Europa zeitlich weit auseinander,<br />

setzt das Auftreten der Bronze im Norden ^) Montelius zählt sie als 4. und 5.<br />

künde 1, 373 ff., vgl. Jahresschr.7, 33 ff.; jede j<br />

Periode wird zu 2—3 Jahrhunderten gerechnet); \<br />

doch vgl. Urgeschichte S. 135. 144. 154.; Aar- j<br />

in das 18. Jahrhundert v. Chr. Geb. (Kultur- Periode (Splieth, Inventar S. 6. 67 f.).<br />

geschichte S.84; Zeitschr. f. Ethnolog. i 1910,<br />

955 ff.). — Höfer, Jahresschr.5, 29ff. hatsogar i<br />

das 19. Jahrhundert herausgerechnet, t während<br />

Montelius früher das 20. Jahrhundert \ an-<br />

' genommen hatte (Arch. f. Anthropol. 26, 968);<br />

vgl. hierzu E. Meyer, Gesch. d. Altertums 1 -, 2,<br />

743 f. 748. — Ist eine datierbare Bronze im<br />

ägyptischen oder mykenischen Kulturkreis<br />

gefunden, so wird man damit rechnen müssen,<br />

daß lange Zeit verstrich, bis die betreffende 201. 307 ff.<br />

Ware auch in Nordeuropa Verbreitung fand. :<br />

•)<br />

'')<br />

Müller, Urgeschichte S. 83 ff.<br />

So ist es z. B. dem mykenischen<br />

Schwert und dem italienischen Dolch ergangen.<br />

Auch das Spiralornament, das in<br />

der südeuropäischen Keramik eine große<br />

Rolle spielt, ist auf Bronzewaren in Griechenland<br />

und in den Donauländern verhähnismäßig<br />

selten, bei den Germanen allgemein.<br />

«) Lüneburger Museumsbl. 2 (1912), 149.<br />

")<br />

Undset, Eisen S. 272 ff.<br />

9^

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