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Deutsche Altertumskunde

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130 I. Prähistorische Zeit. B. Die Germanen.<br />

Steinreliefi) der sog. Felsenzeichnungen, erhoben. Im südHchen und<br />

mittleren Schweden, in den angrenzenden norwegischen Landesteilen, ver-<br />

einzelt noch in Dänemark, trifft man auf glatte Granitblöcke eingeritzte Reliefs*)<br />

größeren Formats (bis zu 7,50 Meter hoch, 5 Meter breit), in denen man<br />

primitiv gezeichnete Menschen (0,50— 1,50 Meter hoch), vortreffliche Tier-<br />

bilder, allerlei Gerät und Waffen, als Lieblingsvorwurf der Zeichner aber<br />

bemannte und unbemannte Schiffe (0,50— 1,50 Meter lang) erkennt. 3) Sie<br />

sind geeignet, unsere Vorstellungen über das nordische Altertum in mehr-<br />

facher Hinsicht zu klären, gehören aber erst unserem dritten oder vierten<br />

Ornamentstil an.*)<br />

Die Bronzezeit des germanischen Nordens läßt sich also in vier Stil-<br />

perioden auflösen. Nach unserer kunstgeschichtlichen Erfahrung dürften<br />

diesen vier Stilarten vier chronologische Kulturabschnitte entsprechen. Wir<br />

hätten danach mit einer ziemlich langen Dauer des Zeitalters zu rechnen,<br />

in dem die Bronze in Nordeuropa das fast ausschließlich bevorzugte Roh-<br />

material des Kunstgewerbes geblieben ist.^) Man pflegt dafür rund tausend<br />

Jahre anzusetzen. Da unsere erste Stilpenode durch das mykenische<br />

Spiralornament definiert ist, scheint sie zirka 1500— 1200 v. Chr. begonnen<br />

zu haben. ß) Ein gemeinsamer Kulturfaktor verbindet die Länder Europas,<br />

doch ist die Bronzeindustrie in den verschiedenen Territorien nicht gleich-<br />

artig und nicht gleichzeitig. Die Bewohner Norddeutschlands und Skandi-<br />

naviens sind mit dem Kupfer und mit der Bronze weit später bekannt geworden<br />

als Süd- und Westeuropa; entspricht doch die jüngere Steinzeit<br />

des Nordens der älteren Bronzezeit des Südens und darf man doch höchstens<br />

die sog. mykenische Kultur Griechenlands als die Quelle der altgermanischen<br />

Bronzezeit bezeichnen.<br />

Ähnlich verhielt es sich mit dem Ausgang der Bronzezeit, die durch<br />

das Auftreten des Eisens bezeichnet wird. Die jüngere Bronzezeit der<br />

Germanen muß mit der altern Eisenzeit Mitteleuropas ungefähr gleichzeitig<br />

sein, weil unser dritter und vierter Ornamentstil hier seine Entsprechung<br />

findet.'') Ihre Ausläufer werden folglich den letzten Jahrhunderten v. Chr.<br />

Geb. angehören.*)<br />

') Hierfür gibt es sclion Belege aus neo-<br />

Hthisciien Grabkammern (z. B. Zusehen bei<br />

Fritzlar; ; vgl. Korrespondenzbl. d. Gesamtver.<br />

1908, 343 f.; Götze, Altertümer Thüringens<br />

S. 11 u. a. — Aus Hannover wäre, wenn echt,<br />

eine Steinplatte von Anderlingen (Kr. Bremervörde;<br />

zu nennen; vgl. Korrespondenzbl. d.<br />

Gesamtver. 1908, 339 ff.<br />

») Nach der gleichen Technik wurde<br />

spflter auf Stein .geschrieben"; die Terminologie<br />

ist gcmcingcrmanisch: vgl got. writs<br />

{xnjnla Strich;, ags, writ (Schrift), ahd. riz<br />

(Strich, Rlü) : ahd, rlzan (ritzen, zeichnen),<br />

and. ags. wrttan (engl, write), afries. writa,<br />

anord. rila (schreiben).<br />

*) Montklius, Kulturgeschichte S. 85 ff.<br />

125ff. MÜI.I.F.R, <strong>Altertumskunde</strong> 1,393.445.<br />

465.470. Schlemm S. 142.<br />

*) In diesen selben Epochen erscheint<br />

auch auf norddeutschem Gerät ein ornamental<br />

behandehes Schiff (Mitteil. d. anthropol. Ver.<br />

9, 10. 12. 13).<br />

'') Man gebraucht den Ausdruck Bronzezeit<br />

etwa so, wie wir heutzutage von einem<br />

Zeitalter des Dampfes oder der HIektrizität<br />

sprechen. Bronze ist nur das auffälligste Kennzeichen<br />

der Kpoche.<br />

") Htwa dieselbe Datierung ergibt der<br />

Bernsteinliandel (S. 177 ff); vgl. Aarbeger<br />

1909, IHHf.<br />

') 1 loi-UNES, Urgeschichte der bildenden<br />

Kunst in iüiropa S. 437 ff.<br />

") Rechnet man mit selbständigen Übcrgangsersclicinuiigcii,<br />

z. H. mit einer Kupferzeit<br />

(vor der i-igcntliciicn Bronzezeit), so gewinnt<br />

man fünf oder seciis Perioden (wie<br />

MoNTi-i.ius, KulturgeschicliteS.84); MÜLI.KR<br />

u.a.bcgnügen sich mit vierPerioden (Altertums-

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