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Deutsche Altertumskunde

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1. Grundlagen. § 18. Stilperioden der Bronzezeit. 127<br />

Germanen Bronze erst zu gießen und danach eventuell zu hämmern 9 verstanden,<br />

haben sie es weiter gebracht als ihre ausländischen Nachbarn.<br />

Unvergleichlich ist die schöne grüne Patina altgermanischer Bronzen und<br />

sehr fein ist ihre ZiseHerung. Die Bronze wurde mit einem Schmalmeißel<br />

(Punzstift) gepunzt,2) denn die Rückseite der Geräte zeigt noch die den<br />

vertieften Ornamenten entsprechenden Erhöhungen. Öfter sind die ausgepunzten<br />

Stellen emailartig mit einer Harzmasse^) ausgelegt, die durch<br />

ihre dunkelbraune Färbung die Ornamente der goldglänzenden Bronze<br />

wirksam hervorhob.<br />

Die altgermanische Bronzeindustrie war also im vollen Sinn des Wortes<br />

Kunstgewerbe; höhere künstlerische Ziele und Aufgaben hat sie jedoch<br />

nicht gekannt; nur vereinzelt ist der Anlauf zur Kleinplastik genommen worden.<br />

Innerhalb der Grenzen ihrer Kunst haben unsere Erzschmiede aber nicht<br />

bloß Hervorragendes, sondern auch Eigenartiges geleistet;*) doch tritt ihr<br />

stilschöpferisches Vermögen hinter dem glücklichen Talent ihrer Rezeptivität<br />

zurück. Sie blieben nicht bloß für den Bezug des Rohmaterials, sondern<br />

auch für die kunstgewerblichen Vorlagen vom Ausland abhängig.^) Waren<br />

sie aber einmal in den Besitz neuer Muster gekommen, so haben sie sehr<br />

ersprießlich damit gewuchert und dem heimischen Geschmack auf Kosten<br />

der fremden Form Rechnung getragen.<br />

In unserer archäologischen Hinterlassenschaft ist die Unterscheidung<br />

zwischen importierten Bronzewaren und heimischen Fabrikaten von grund-<br />

sätzlicher Bedeutung. Ihre Durchführbarkeit ist nicht aussichtslos, denn der<br />

Natur der Sache nach wird man die importierte Ware daran erkennen,<br />

daß sie nicht bloß mit ausländischen Modellen genau übereinstimmt, sondern<br />

auch der Zahl nach weit seltener vorkommt als die das heimische Feld<br />

behauptende heimische Ware (S. 105).<br />

Vgl. S. 91. — A. P. Madsen, Bronzealderen, KjBbenh. 1872—76. S. Müller, Die<br />

nordische Bronzezeit, Jena 1878. Ders., Ordning of Danmarks Oldsager II. Bronzealderen,<br />

Kj0benh. 1891.— Nordische <strong>Altertumskunde</strong> l,217ff. — Urgeschichte S 82ff. — Ders., Bronzealderens<br />

begyndelse og asldre udvikling i Danmark, Aarbager 1909, S. 1 ff. 1911, 312 ff,<br />

O. Montelius, Om tidsbestämning inom bronsaldern, Stockholm 1885. Die Chronologie<br />

der ältesten Bronzezeit in Norddeutschland und Skandinavien, Arch. f. Anthropol. Bd. 25. 26,<br />

Braunschweig 1900. Ders., Die älteren KuUurperioden im Orient und in Europa, Berlin<br />

1903. Ders., Kulturgeschichte Schwedens (1906) S.71 ff. W. Splieth, Inventar der Bronzealterfunde<br />

aus Schleswig-Holstein, Kiel 1900. R. Beltz, Die vorgeschichtlichen Altertümer<br />

des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin (1910) 1, 149 ff. Taf. 19 ff. Prähistor. Zeitschr.<br />

4,201.218. Landeskunde der Provinz Brandenburg 3, 366 ff. P. Kupka, Die Bronzezeit in<br />

der Altmark, Jahresschr. 7 (1908), 29 ff.; vgl. Beitr. z. Geschichte, Landes- und Volkskunde<br />

der Altmark 2, 73. 262. 324. 3 (1910), 7 ff. 73 ff. H. Hahne, Das vorgeschichtliche Europa,<br />

Bielefeld 1910. G. Kossinna, Die deutsche Vorgeschichte, Würzburg 1912.<br />

§ 18. Stilperioden der Bronzezeit. Mit Böhmen, Ungarn, Tirol und<br />

weiterhin mit Italien und Griechenland stand das altgermanische Kunst-<br />

^) Jahresschr. 4, 26. „Gehämmert" nannte<br />

man die Kleinodien (anord. hnoss : ags.<br />

1 *)<br />

Rhyn, Kulturgeschichte P, 11 nebst Tafel und<br />

hnossian : nord. hnjöpa, ahd. hneotan häm- Erläuterungen,<br />

mern, nieten). | 5) E.Meyer, Gesch.d.Altertumsl',2,745f.<br />

Vgl. die Übersicht bei Henne am<br />

|<br />

") Müller, <strong>Altertumskunde</strong> 1, 285. Montelius, Arch. f. Anthropol. 26, 471 ff.<br />

ä) Eine Mischung von Harz und Birken- Kulturgeschichte S. 117 ff. Die Bronzezeit der<br />

rinde (Nord. Fortidsminder 1, 41 f.); wieder- Germanen bietet zwar keine Kunst, aber eine<br />

holt sind ganze Harzkuchen gefunden worden<br />

(Montelius, Kulturgeschichte S. 112; Aar-<br />

| Industrie; es hatte das Zeitalter des<br />

Handwerks und des Handels begonnen.<br />

b0ger 1908, 312). I

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