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Deutsche Altertumskunde

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126 I. Prähistorische Zeit. B. Die Germanen.<br />

Da reines Kupfer und reines Zinn nur durch eine sehr beschränkte<br />

Zahl von Funden bezeugt sind, wird bei den Germanen zumeist fertige<br />

Bronze eingeführt worden sein. Und zwar zunächst zinnarme Bronze. Die<br />

ältesten im Norden gefundenen Bronzewaren liefern bei chemischer Analyse<br />

95—98 Prozent Kupfer; mit der Zeit steigt der Zinngehalt bis auf 12 Prozent,<br />

durchschnittlich sind 10 Prozent konstatiert worden, i) Nach diesem Verhältnis<br />

konnte nun auch in Nordeuropa aus Kupfer und Zinn Bronze hergestellt<br />

werden. Die nordische Bronzeindustrie arbeitete aber leichter mit fertiger<br />

Bronze, die nach einem Schmelzverfahren zu neuen Erzeugnissen umgegossen<br />

wurde. Auf diesem letzteren Wege ist, wie man annimmt, die<br />

Mehrzahl der im Norden gefundenen Bronzen im Norden angefertigt worden.<br />

Denn allerorten hatte man sich mit dem sinnreichen Gußverfahren vertraut<br />

gemacht.-) Das einfachste war, im Sand, 3) in Ton oder Stein, z. B. in zwei<br />

kongruenten Steinplatten, eine Vertiefung zu bilden von der Form, die<br />

man dem ehernen Gegenstand zu geben gedachte.*) Für feinere Sachen<br />

ist mit Wachsmodellen gearbeitet worden: man hat aus Ton mit besonderer<br />

Sorgfalt eine Form geknetet,^) über diesen irdenen Kern Wachs gestrichen,<br />

dem Wachsmodell einen irdenen Mantel umgelegt, dies Gebilde dem Feuer<br />

ausgesetzt,«) das Wachs ausgeschmolzen, durch ein Gußloch flüssiges Metall<br />

aus irdenen Tiegeln eingegossen,'') um die durch das Wachsmodell gebildete<br />

Höhlung zu füllen. Diese Methode scheint sehr beliebt gewesen<br />

zu sein; man brauchte allerdings für jedes Gerät ein neues Modell, weil<br />

der Tonmantel zerschlagen werden mußte; daher mag es wohl kommen, daß<br />

zwei oder mehrere Bronzegeräte der selben Sorte und des gleichen Fund-<br />

orts sich nicht durchaus gleichen. »)<br />

In der geschmackvollen Geschicklichkeit, mit der die Erzschmiede der<br />

asiatische Stammwort erscheint als aind. ayas<br />

(Bronze); der Mangel des Ablauts dürfte den<br />

Ausdruck als ein Händlerwort kennzeichnen.<br />

Überhaupt haben die vielseitigen kulturellen<br />

Beziehungen der Germanen zu den Italikern<br />

im deutschen Sprachschatz ihren Niederschlag<br />

gefunden (Hirt, Zeitschr. f. d. Phil.<br />

29, 296 ff.; Kluge, Internat. Wochenschr.<br />

1911, 722 ff.).<br />

') Kröhnke, Untersuchungen S.8ff. Eine<br />

größere Anzahl von Bronzen enthielt Antimon<br />

(S. 33. 35).<br />

*) Das gemeingermanische Verbum für<br />

die Bearbeitung des Metalls ist .schmieden"<br />

(got. aizasmipa yidxrt'x, anord. smipr, ags.<br />

smip, aU\es. smeifi, and.smiit, ahd. 5/w// vgl.<br />

got. gasmibort, ai^s.smi/u'an, aM. smidon vgl.<br />

aslav. medi Metall); beachte unser .Geschmeide*<br />

(anord. smi/), smi/u, ahd. smida)<br />

und ahd. smeidar (artifex). In dem tcrminus<br />

technicus .schmieden' ist das Gießen, Hummern,<br />

Ziselieren der Bronze enthalten.<br />

») Daher z. B. got. malma Sand, ags.<br />

mealm Stein, anord. malmr aber .Metall"<br />

bedeutet.<br />

*) Oußformen sind wiederholt gefunden<br />

worden (Schi.emm S.204 ff. ; Schles.Vorz., N.F.,<br />

5, 16 ff.); vgl. z. B. auf Sylt (Aarbeger 1908,<br />

309), in Hannover und in Brandenburg (Gußformen<br />

für Bronzesägen AhV. 2, 12, 1), Pommern<br />

(Balt. Stud., N. F., 4, 137 ff.). An nicht<br />

ganz fertigen Gerätschaften sind noch die<br />

Gußnähte zu erkennen (Nord. Fortidsminder<br />

1, 110 f.). Die Rollgüsse mußten schließlich<br />

mit Schleifstein abgeschliffen und mit dem<br />

Hammer bearbeitet werden; vgl. Aarb0ger<br />

1908, 321 ff. 273 ff. (über ganze Gußwerkstattfunde);<br />

312.351.<br />

^) Aarbager 1908, 300 ff. 309 ff. 335 ff.<br />

«) Blasebalgrcste (?) Aarbogcr 1908, 313.<br />

>) Aarbögerl908, 285ff. Gußzapfen sind<br />

erhalten (vgl. MontüUL'S, Kulturgeschichte<br />

S. 108f. 135 f.; Nord. Fortidsminder 1, 103.<br />

104). Auf der Insel Fünen ist z. B. ein Bronzegefäß<br />

ausgegraben, in dem noch der Ton-<br />

V.cxn sitzt, über den das dünne Metall gegossen<br />

wurde.<br />

") Vgl. z. B. Zeitschr. f. Etlmolog. 1904.<br />

428. Fs gibt aber aiicii Ausnahmen von dieser<br />

Regel; auf l-clim;irii sind 19 Hronzcbcile gefunden<br />

worden, 15 davon aus ein- und derselben<br />

Gußform (an 3 Exemplaren noch Guß-<br />

näiUc); Mitteil. d.anthropol.Ver. 17, 18; vgl.<br />

AarbBgcr 1908, 331.

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