29.06.2013 Aufrufe

Deutsche Altertumskunde

Deutsche Altertumskunde

Deutsche Altertumskunde

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

1, Grundlagen. § 17. Metallimport und Metalltechnik. 125<br />

aber nicht bloß von Ungarn, sondern auch von Südfrankreich her an den<br />

Rhein (bis Mainz) und weiter der Saale und Leine entlang in das Strom-<br />

gebiet der Elbe und Weser transportiert zu sein.i)<br />

Nächst dem Kupferhandel ist der Handel mit Zinn bis zu den Germanen<br />

vorgedrungen. 2) Seine Hauptfundstätte war das südwestliche Britannien.<br />

Von hier aus wurde Europa größtenteils mit dem zur Legierung<br />

des Kupfers unentbehrlichen Material versorgt. Das Alter des britannischen<br />

Zinnhandels entzieht sich der Berechnung. Wir sehen nur soviel, daß, wie<br />

der Bernsteinhandel die Germanen, so der Zinnhandel die Inselkelten zuerst<br />

mit der Mittelmeerkultur in Fühlung gebracht hat. In verschieden geformten<br />

Barren (z. B. Taf. 7, 5) kam das britannische Zinn in den Verkehr.^) Da dieses<br />

Metall im Erdboden sich nicht hält, sind nur wenige unter besonders günstigen<br />

Verhältnissen konservierte Zinnfunde auf dem archäologischen Feld der Germanen<br />

gemacht worden ;*) sie erstrecken sich aber bis an ihre Ostgrenze. 0)<br />

Schließlich bekam man in Nordeuropa nicht bloß das Gold,^) sondern<br />

auch die Bronze und das Rezept für diese prachtvolle Legierung.'')<br />

Im Kreise der vorderasiatischen Kulturvölker wurde reines Kupfer ver-<br />

arbeitet, ehe ein Verfahren entdeckt worden war, dies weiche Metall zu<br />

härten und dadurch nutzbarer zu machen. Man mischte dem Kupfer erst<br />

Antimon bei,^) dann aber gelang der Fortschritt, das Kupfer durch eine<br />

Zutat von Zinn zu härten. Anfangs war der Zinnzusatz nur gering, all-<br />

mählich nahm man mehr, bis man erkannte, daß mit zehn Prozent Zinn<br />

der beste Erfolg erzielt werde. Diese Zinnbronze — Kanonenmetall — gelangte<br />

aus dem Orient zuerst nach Ägypten, später nach Europa; 9) erst um<br />

die Mitte des zweiten vorchristlichen Jahrtausends scheint diese Legierung<br />

unter der italienisclien Bezeichnung *aiz^^) nach dem germanischen Norden<br />

gelangt zu sein.<br />

94); vgl. ferner Zeitschr. f. thüring. Gesch. 19, cfr. Diodorus Siculus 5, 22). 40 Fig. 205 (Nord.<br />

533 ff.; Jahresschr. 10, 73; Beltz, Vorgesch. Fortidsminder 1, 109).<br />

Altert. S. 151 f. In Dänemark und Südschweden<br />

gefundene Kupferkeile treffen wir in Öster-<br />

*) Verhandl. 1883, 86. 92 ff.<br />

1886,475. Schlemm S. 668f.<br />

1884, 524.<br />

reich-Ungarn wieder (Arch. f. Anthropol. 26, ') Zinn wurde gern in ringförmig ge-<br />

471ff.Fig.4.9:250.22.23:252; vgl.KRÖHNKE, I<br />

bogenen<br />

Stangen außer Lands gebracht; im<br />

|<br />

Untersuchungen S. 27. 34). Jahre 1904 wurden drei solche Zinnringe<br />

1) Sie wurden für den Transport durchlocht,<br />

um an einem Riemen oder Tau getragen<br />

zu werden. Von Südfrankreich ziehen<br />

(Ringgeld) bei Beigard (an der Persante) im<br />

Moor gefunden (Monatsbl. f. pommersche<br />

Gesch. u. Altertumsk. 1905, 22 = Taf. 7, 5),<br />

sich die Fundorte nach der Pfalz, Mainz,<br />

Thüringen, Provinz Sachsen, Braunschweig,<br />

Hannover, Brandenburg, Schlesien; vgl.<br />

Götze, Altertümer Thüringens S. 168. Taf.XI,<br />

noch ein zweiter Zinnfund befindet sich im<br />

Stettiner Museum (Balt. Stud., N. F. 9, 220;<br />

Mannus 3, 144). — Über Metallimport von<br />

den britischen Inseln her vgl. Nord. Fortids-<br />

169; Jahresschr. 4, 7 (Taf. 1, 2. 3). 10, 73 ff. minderl,76f.;Zeitschr.f.Ethnolog.l902,181f.;<br />

(Taf. 10); Beitr. z. Anthropol. Braunschweigs Jahressclir. 6, 53 ff. 66 f.<br />

S. 70 f.; Schles. Vorz., N. F. 5, 1; Prähistor. «) Vgl. S. 122; Aarboger 1909, 99 ff.<br />

Zeitschr. 3, 388 ff.; Mannus 4, 336 (Jadeit!); ') Arch. f. Anthropol. 25, 448. 26, 970.<br />

Zeitschr.f.Ethnolog.37, 519. 770. 1007; Korre- Müller, <strong>Altertumskunde</strong> 1, 455 f.<br />

spondenzbl. f. Anthropol. 1906, 41; MUCH, «) Verhandl. 1901, 157.<br />

Trugspiegelung S. 93. 117.<br />

2) MüLLENHOFF, DA.<br />

») Ed. Meyer, Gesch. d. Altertums 1, 2,<br />

1-', i<br />

80. 90ff. 211 f.<br />

222 f. 375 f. 471 ff. Das Wort „Zinn" lautet<br />

743f.748: ,Die Verwendung des Kupfers beginnt<br />

in Ägypten spätestens um die Mitte des<br />

bei allen Germanen gleich (anord. ags. nd. vierten Jahrtausends."<br />

tin) und ist offenbar ein Fremdwort und '") got. aiz {xaXxö

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!