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Deutsche Altertumskunde

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1. Grundlagen. § 17. Metallimport und Metalltechnik. 123<br />

Jütlands und Schleswig-Holsteins. i) Die Leitform ist jene kleine Ringspirale^)<br />

(sog. „Noppenring" Taf. 7, 2). Sie gehört der ähesten Bronzezeit des Nordens<br />

an und darf kühnlich als unser ältestes Gold bezeichnet werden, mit dem<br />

der heimische Bernstein bezahlt wurde. 3) Ihre Verbreitung erstreckt sich von<br />

Jütland und Schleswig-Holstein durch Mecklenburg, Pommern, Branden-<br />

burg, Provinz Sachsen über Schlesien und Posen bis nach Ungarn; sie<br />

kommt auch in Hannover und in Westfalen vor, ist dagegen in West- und<br />

Ostpreußen nicht bekannt — ein erneuter Beleg dafür, daß nur das west-<br />

baltische nicht das ostbaltische Bernsteingebiet an diesem prähistorischen<br />

Bernsteinhandel beteiligt war.*)<br />

§ 17. Metallimport und Metalltechnik. Da die Steinzeit Norddeutschlands<br />

in eine Epoche europäischer Vorgeschichte fällt, die durch eine hoch-<br />

entwickelte Metallindustrie der Mittelmeerländer ausgezeichnet ist, muß die<br />

Bronzezeit Norddeutschlands unter dem Gesichtspunkt beurteilt werden,<br />

daß ein lebhafter Verkehr Metalle und Metallwaren aus dem Süden und<br />

Westen nach dem Norden getragen hat, während gleichzeitig Erzeugnisse<br />

der nordischen Steinzeit (wie z. B. der Bernstein) an den Süden und Westen<br />

abgegeben wurden. 0) Darum ist es nicht verwunderlich, daß vereinzelte<br />

Spuren von Metall schon in neolithischen Gräbern angetroffen werden. «)<br />

Wichtiger für die Gleichzeitigkeit nordeuropäischer Stein- und südeuropäischer<br />

Metallindustrie ist die Beobachtung, daß nordeuropäische Steinsachen südeuropäischen<br />

Metallwaren nachgebildet wurden.^) Die Steinzeit wurde im<br />

Norden durch eine Metallzeit erst abgelöst, als man hier mit diesem Ver-<br />

fahren brach, Metall in größeren Vorräten importierte und an Ort und Stelle<br />

technisch verwertete, als der germanische Norden eine selbständige Metallindustrie<br />

bekam.<br />

Zu dem Zweck brauchten fortan die Germanen das ausländische Gold,<br />

Kupfer und Zinn oder die fertige Bronze. «) Sie bekamen diese Materialien<br />

dem griech. yJoua vergleichbar, .Abschnitt", 1<br />

soviel als „Scherbe", bedeuten (vgl. ags.sc^or-<br />

=")<br />

'<br />

Vgl. namentlich die Grabfunde von<br />

Amrum, die Olshausen, Verhandl. 1890,<br />

fan abreißen, mnd. scharven in kleine Stücke 270 ff., besprochen hat. — Sehr interessant<br />

zerschneiden). Ebensolchen Ursprungs scheint ist die Beobachtung, daß in Mitteldeutschunser<br />

Wort „Schatz", das gemeingerm. Wort land die Goldspirale das aus dem Mittelfür<br />

,Geld" zu sein; goX.skatts, anoid. skattr, meer stammende „Muschelgeld" zu begleiten<br />

ags. sceatt, afries. scet, and. skat, ahd. scaz j<br />

scheint<br />

(Globus 60, 268 f.).<br />

^<br />

heißt „Geld", wird mit griech. oxFÖdvyvfn *) Verhandl. 1890, 281 ff. 291. Arch. f.<br />

zusammengestellt und als „abgespaltenes Anthropol. 26, 473. Schles. Vorz., N.F. 2, 3ff.<br />

Stück Edelmetall" gedeutet (Wörter u. Sachen ^) Prähistor. Zeitschr. 2, 249 ff.<br />

1, 103; vgl. Braune, Beitr. 35, 272). Daß der<br />

Geldwert des Metalls nach dem Gewicht<br />

bestimmtwurde, stelltdasgemeingerm.Nomen<br />

«) Schumann, Steinzeitgräber der Uckermark<br />

S. 94 Anm. Götze, Altertümer Thü-<br />

ringens S. XXV. Der heimische Ausdruck<br />

mhd.gewiht,ags.'sewiht{e:ng\.weight),anoTd.<br />

f^^/außerZweifel( — was zusammengewogen<br />

für „Metall" (im Gegensatz zu Stein) ist<br />

*aruti > „Erz" {mhd. erze, ahd. erizzi, aruzzi,<br />

ist?); vgl. das Verbum anord. vega, ags. and. arut, anord. ort in ortog); wahrschein-<br />

we^^an, afries. wega, and. ahd. wegan wägen : lieh ist es ein Fremdwort vorderasiatischen<br />

lat. vectis Hebel : anord. väg Hebel, Wage, Ursprungs (vgl. sumerisch urudu Schrader,<br />

ags. wce-i Wage, Gewicht, and. ahd. wäga, Sprachvgl. 2^, 62. 118); die Aufnahme des<br />

\<br />

mhd. wäge Wage, Gewicht. Wortes ist älter als die Lautverschiebung.<br />

') Jahresschr. 6, 32. 27. 64. MÜLLER, ') Vgl. oben S. 117. E.Meyer, Gesch.<br />

<strong>Altertumskunde</strong> 1, 323 f. d. Altertums 1, 2, 742 f.<br />

2) Schlemm S. 126 f. Jahresschr. 1,67. ^) Über die ersten Belege für Blei vgl.<br />

252 f. 6, 25 f. Götze, Altertümer Thüringens Aarbeger 1909, 46 f. 48 f.<br />

S. 135; vgl. Verhandl. 1886, 433. 483.

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