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Deutsche Altertumskunde

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122 I- Prähistorische Zeit. B. Die Germanen.<br />

einzelnen Landschaften durch den natürlichen Reichtum an Bodenschätzen<br />

ihre nächstliegende Erklärung. Wie in der Provinz Sachsen das Salz,i)<br />

so lockte in Schleswig-Holstein der Bernstein die Händler ins Land. Eine<br />

direkte Verkehrsverbindung von der Saale nach der cimbrischen Halbinsel<br />

und umgekehrt, muß wohl aus dem Depotfund von Dieskau (bei Halle) ge-<br />

schlossen werden, denn hier wurde aus dichter Verpackung ein großer Vor-<br />

rat an Bronzen und an Bernstein gehoben. 2)<br />

Das Handelsgeschäft wurde nach der primitiven Art abgeschlossen,<br />

die durch unser Wort „Handel" noch heute uns zum Bewußtsein gebracht<br />

werden kann; handeln bedeutet von Haus aus „die Hand auf etwas legen":<br />

denn das maßgebende Symbol beim Handelsgeschäft war dies, daß der Käufer<br />

auf die von ihm gewünschte Ware die Hand legte, die Ware mit der Hand<br />

berührte und dadurch sie „ erhandelte ".s) Der Warenaustausch vollzog sich<br />

mit ausländischen Händlern als sog. „stummer Handel"*): die eine Partei<br />

legt ihre Waren an einem bestimmten Platze nieder und zieht sich zurück,<br />

die andere Partei kommt herbei und deponiert für die angebotenen Waren<br />

andere, die die erste Partei an sich nehmen soll; ist die eine Partei mit<br />

dem Tausch nicht zufrieden, so berührt sie die niedergelegten Gegenstände<br />

nicht, zieht sich zurück und wartet, ob etwas zugelegt wird. In Volkssagen<br />

hat sich diese Geschäftspraxis zäh erhalten.^) Der Handel war Tauschhandel. 6)<br />

Der gesteigerte Verkehr brachte aber doch auch einen Wertmesser, das<br />

Geld, ins Land. Es war Metallgeld und bestand aus Bronze, die in Ringform<br />

ausgeprägt worden zu sein scheint) und in schwereren oder leichteren<br />

Exemplaren höhere oder niederere Geldwerte repräsentierte. Auch Teile von<br />

Bronzeringen oder irgendein beliebiger Abschnitt eines Metallstücks kamen<br />

als Bezahlungsmittel in Umlauf, deren Wert nach dem Gewicht bestimmt<br />

wurde. 8)<br />

Neben der Bronze begann das in der Sage der Germanen zu einem<br />

Hauptmotiv gewordene Gold zu wirken. Es erscheint bereits in den ältesten<br />

Bestattungen der neuen Epoche eine ganz kleine, aus dünnem Golddraht<br />

gewundene Spirale. Je mehr der Bernstein abnimmt, um so mehr nimmt<br />

das Gold zu und zwar entfällt die große Mehrzahl der Goldfunde außer<br />

auf das Land an der unteren und mittleren Saale auf die Bernsteinküste<br />

;<br />

1<br />

fürt): 2 Schwerter, 3 Lanzenspitzen, 3 Messer,<br />

1 Hohlbeil, 1 Sichel, 6 Armringe, 5 Nadeln<br />

AnzfdA<br />

*)<br />

13, 29.<br />

Die Germanen haben den technischen<br />

;<br />

(Jahresschr. 3, 33ff.); weitere ähnliche Funde Ausdruck mit den ltalilos, lett.<br />

mMot (austauschen); ein „eingetauschter"<br />

Wertgegenstand heißt got. maipms {iSwQor).<br />

>) Götze, AltertUmerThüringens S. XXVI ;<br />

Jahresschr. 5, 33 f.<br />

*) Jahresschr. 4, 3 ff, ; der bemerkenswerte<br />

Fund enthält als Besitz eines Handlers mehr<br />

als 120 Bcrnsteinperlen (auch unbearbeitete<br />

Brocken) cimbrischer Herkunft (S. 8 f. 29 f.).<br />

*) ahd. hantalon, ags. handlian (mit der<br />

Hand berühren); vgl. Pauls Grundr. 3*. 180.<br />

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