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Deutsche Altertumskunde

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1, Grundlagen, § 16. Bernsteinhandel. 121<br />

Bernstein weniger geschätzt zu haben. Ihre Schriftsteller bezeichnen als<br />

Bezugsquelle des Elektron ferne, unbekannte nordeuropäische Gegenden.<br />

Es verbreitete sich die Kunde, daß Bernstein am nordwestlichen Ozean<br />

vom Meere ausgeworfen werde und so nannte später Herodot für Zinn<br />

und Bernstein die Küste des äußersten Meeres (der Nordsee), i) Genaueres<br />

erfuhr man erst durch Pytheas, der speziell die Westküste Schleswig-Holsteins<br />

als Fund- und Handelsgebiet besucht hat. 2) Aber schon im Zeitalter Homers<br />

müssen die Germanen unserer Nord- und Ostseeküste mit den Hellenen<br />

durch den Bernsteinhandel in Verbindung gestanden haben. Der Bernstein<br />

wurde z. B. in Jütland in großen Mengen aufgekauft, 3) um außer Lands<br />

geführt zu werden. Die Rückfracht bildeten Kupfer, Erz und Gold. Niederlagen<br />

(Depots)*) von hausierenden Erzhändlern, bezw. Erzschmieden, &)<br />

lassen uns die Richtung, in der dieser Überlandverkehr sich bewegte, kartographisch<br />

fixieren und haben zu dem interessanten Ergebnis geführt, daß<br />

der Handel den Weg nahm, auf dem später auch die Römer nach Deutsch-<br />

land vorgedrungen sind, daß also die Straßenbauten der Kaiserzeit alte<br />

Handelsstraßen zur Unterlage haben. «)<br />

Die auf uns gekommenen Warenvorräte von Erzhändlern') finden in<br />

») MOllenhoff, da. 12, 222. 474.<br />

2) MOllenhoff, DA. 1*, 476 ff. 491. 495.<br />

Erst Plinius erwähnt den samländischen<br />

Bernstein, der in der römischen Kaiserzeit<br />

Bedeutung gewann (Müllenhoff, DA. 1,<br />

214ff.). Daher ist auch die ostbaltische Bronzekultur<br />

sehr dürftig, wenn man sie mit dem<br />

strahlenden Reichtum der westbaltischen Zone<br />

vergleicht (Müller, <strong>Altertumskunde</strong> 1, 326;<br />

Arch. f. Anthropol. 26, 32).<br />

'^) Im nördlichen Jütland ist der einem<br />

„Händler" abhanden gekommene Warenvorrat<br />

gefunden worden (S. 113): in einem<br />

Tongefäß lagen neben den als Bezahlung<br />

dienenden Bronzesachen mehr als sechs<br />

Pfund im Lande erworbenen Bernsteins. Ein<br />

solcher Schatz wird sonst unter der Hinterlassenschaft<br />

der Bronzezeit vergeblich im<br />

heimatlichen Boden gesucht (Müller, Alter-<br />

tumskunde 1,323; vgl. Aarbeger 1911, 297 ff.<br />

^ ^<br />

303 f.).<br />

*) Zu lat. striies scheint zu gehören ags.<br />

streon, and. ahd. gistriuni (Haufen gesammelter<br />

Schätze, Schatz, Gewinn).<br />

•') Sie besaßen Hausgerät, Werkzeug,<br />

Schmucksachen in ganzen Reihen gleichartiger<br />

Stücke; Waffen fehlen fast ganz; viele<br />

Stücke sind beschädigt oder zerbrochen, hatten<br />

also nur noch Metallwert und waren brauchbar,<br />

zu neuen Formen umgegossen zu werden<br />

(Bronzegießerfunde) Verhandl. 1883, 244;<br />

GÖTZE, Altertümer Thüringens S. 23.<br />

«) Vgl. Schumacher, Westd. Zeitschr.<br />

20, 192 ff.; AhV. 5, 141 ff. (mit Fundkarte);<br />

doch ist zu berücksichtigen, daß die Funde<br />

zum Teil der älteren, zum Teil der jüngeren<br />

Bronzezeit angehören. Die Händler und<br />

Schmiede wanderten in unserem Land etwa<br />

so wie die erzkundigen Venediger, von denen<br />

unsere Volkssagen erzählen. Als Behälter ihrer<br />

Warenlager diente meist ein irdener Topf<br />

oder der Bronzevorrat wurde in Holz, Baumrinde<br />

(Birkenrinde) verpackt oder in der<br />

Stunde der Gefahr unter die Erde vergraben<br />

(vgl.z.B. Nord. Fortidsminder 1 ,97 ; Korrespondenzbl.<br />

f. Anthropol. 1899,57). Sehr reich sind<br />

die Bronzedepotfunde der Prov. Sachsen und<br />

Götze,<br />

in Anhalt (Arch. f. Anthropol. 26, 1 ff. ;<br />

Altertümer Thüringens S.XXVI; Jahresschr.2.<br />

6. 3, 88. 4, 3. 9, 55. 56 ; Zeitschr. f. Ethnolog. 1904,<br />

484 u. a.), Brandenburg (Brandenburgia 1, 37.<br />

12. 66; Zeitschr. f. Gesch. d. Neumark 5, 51 ff.<br />

Nachr.ü.d.Altertumsf.1901,77; Landeskunde<br />

3, 374 ff.; Schlemm S.91), Schlesien (Schles.<br />

Vorz. 6, 291 ff., N. F. 4, 9. 20 ff.), Pommern<br />

(Balt. Studien, N. F. 5, 249 f. u. a., vgl. 33, 312<br />

tragbare Holzkiste), Westpreußen (Verhandl.<br />

1893, 409 ff. u.a.), Mecklenburg (Beltz, Vorgeschichte<br />

S.68ff. 175f.), Schleswig-Holstein<br />

(Splieth, Inventar S. 18. 38.43; Mestorf,<br />

Mitteil. d. anthropol. Ver. 17, 12 ff.), Dänemark<br />

(Müller, <strong>Altertumskunde</strong> 1 , 422 ff. ; Nord. Fortidsminder<br />

1 , 69 ff . 91 ff. : Liste S. 85), Schweden<br />

(MoNTELius, Kulturgeschichte S. 140).<br />

Sie sind nicht leicht von vergrabenen<br />

Schätzen oder von Votivgeschenken zu sondern<br />

(Müller, Nord. Bronzezeit S. 92 ff);<br />

enthalten häufig schönere und kostbarere<br />

Stücke als dieGräberund zwar meistSchmucksachen<br />

und Arbeitsgerät (vgl. z. B. Nord.<br />

Fortidsminder 1 Taf. 15-22). Ein Schatzfund<br />

scheint auf Rügen gemacht zu sein,<br />

wo man 13 Bronzen (2 Schwerter, Dolch,<br />

2 Lanzenspitzen, Hohlbeil, Meißel, Sichel,<br />

2 Ringe, 2 Spiralen, 1 Bronzegefäß) mit Bronzedraht<br />

umwickelt, angetroffen hat (Korrespondenzbl.<br />

f. Anthropol. 1899, 25); analog .ist der<br />

Schatzfund von der Kuckenburg (Kr. Quer-<br />

: ;

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