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Deutsche Altertumskunde

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120 I- Prähistorische Zeit. B. Die Germanen.<br />

Es muß also der nordische Bernstein außer Lands gewandert sein. In<br />

Südeuropa war er sehr begehrt. NamentHch ist er nach Griechenland<br />

ausgeführt worden (S. 114).<br />

Der Bernstein der cimbrischen Halbinsel bildete also den Kaufpreis<br />

für das nach dem Norden gelieferte Edelmetall.<br />

Man könnte in kurzer Formel sagen, dem Bernstein hätten wir die<br />

herrliche altgermanische Bronzekultur zu verdanken. Jedenfalls begreifen<br />

wir aus seinem hohen Kurswert den überraschenden Metallvorrat, den wir<br />

gerade auf demjenigen germanischen Gelände finden, wo der Bernstein<br />

gewonnen wurde.<br />

„Bronzekultur" ist also importierte Kultur. Die Metalle kamen zu den<br />

Germanen aus Ländern, deren Bewohner sich längst des Kupfers, der Bronze<br />

und des Goldes erfreuten, als die Urgermanen noch in der Steinzeit lebten.<br />

Daraus folgt die Richtigkeit der Beobachtung, daß die nordischen<br />

Bronzen, wenn man sie in den Gesamtbetrieb der antiken Bronzeindustrie<br />

einreiht, stilgeschichtlich verhältnismäßig spät fallen. Eine primitive Metall-<br />

arbeit gibt es im europäischen Norden ebensowenig als eine primitive<br />

Keramik (S. 92). Die Technik setzte hier gleich mit jener Fülle ein, die auf<br />

den Höhepunkten der Entwicklung angetroffen wird; es waren gediegene<br />

ausländische Erzeugnisse ihre ältesten Vertreter im germanischen Norden und<br />

was unsere Ahnen zunächst von der Bronzeindustrie des Auslands bezogen,<br />

werden sie dem Bernstein zu verdanken haben. i)<br />

Im zweiten Jahrtausend v. Chr. ist der schon dem Homer bekannte 2)<br />

Bernstein quer durch Europa bis nach Griechenland und Vorderasien verhandelt<br />

worden (S. 1 14).^) Die Ausgrabungen haben eine bedeutende Menge<br />

nordischen Bernsteins in Troja, Tiryns, Pylos und Mykenae ans Licht ge-<br />

schafft.'*) Bernstein gab es zwar auch an der englischen und französischen<br />

Küste, sowie in Italien und Sizilien, aber die Griechen scheinen den italischen<br />

(Mitteil. d. anthropol. Ver. 11, 15); in der Regel<br />

ist der Vorrat aber weit geringer; von 20<br />

Gräbern in Schleswig- Holstein — wo der<br />

' Bernstein zu Hause war — haben nur 12<br />

einen spärlichen Vorrat von etwa 12 Bernsteinperlen<br />

geliefert (Splieth S. 17, 21); von<br />

24 Frauengräbern brachten nur noch 7 Bernstein<br />

(Splieth S. 37 ; vgl. S. 55. 59. 72. 76 ff.)<br />

für Mecklenburg vgl. Jahrb. 47, 285. 67, 113;<br />

Beltz, Vorgesch. Altert. S. 194. In lebhaftere<br />

!<br />

i<br />

I<br />

!<br />

Aufnahme gerieten Bernsteinperlen, als man<br />

bunte Glasperlen bekam und durch den Goldton<br />

des Bernsteins die Perlenkette zu veredcin<br />

verstand.<br />

;<br />

f. Ethnolog. 1902, 204 f.; Waldmann, Der<br />

Bernstein im Altertum, Fellin 1883; Müllen-<br />

HOFF,DA.1^212.411.474.503;Histor Jahrb.<br />

13,425; S.Müller, <strong>Altertumskunde</strong> 1,316 ff.;<br />

Heierli, Urgeschichte der Schweiz S. 291.<br />

292. 295; A. Hedinger, Die vorgeschichtlichen<br />

Bernsteinartefakte (Straßburg 1903)<br />

S.34; Korrespondenzbl. f. Anthropol. 1903,61.<br />

*) Vgl. S. 114. In Mykenae wurden bei zwei<br />

Leichen 400 größere und kleinere Bernsteinperlen<br />

gefunden (Schliemann, Tiryns S. 425).<br />

Im homerischen Zeitalter war der Bernstein<br />

unter den Hellenen sehr geschützt; dagegen<br />

fehlen alle Anzeichen, daß er von der Zeit<br />

') Ratzel, Kl. Sehr. 2, 394 ff. ab, da die griechische Idealkunst sich zu<br />

') Auch die von ihm erwähnten Wild- entwickeln anfing, ausgiebigere Verwendung<br />

gefunden habe. Auch aus Italien, wo man<br />

z. B. in der Villanovazcit die lUigel der<br />

i<br />

j<br />

'flnse und Singschwäne (Ilias 2, 459 ff.) kamen<br />

ahr für Jahr aus dem germanischen Norden<br />

nach Griechenland; vgL die stimmungsvolle<br />

]<br />

S<br />

filnüae mit ganz gewaltigen Stücken von<br />

Einleitung zu Müi.lenmoits DA. 1», 1 ff. Bernstein verkleidete (Schlemm S. 48), ver-<br />

! *) Mauptbelcgstcllc ist Odyssee 15,459.18, schwand der Bernstein mit dem eindringenden<br />

295; dazu FAULY-WlSSOWA.Realencyklopädie griechischen Finfhiß; erst in der letzten Zeit<br />

%. V, lilektron', über den Mandel vgl. ZsfdA.Q, der Republik beginnt er wieder für Schmuck-<br />

565;Vcrhandl.l891,286ff.l901,4(X)7f.;Zeltschr. ! sachen beliebt zu werden.

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