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Deutsche Altertumskunde

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I.Grundlagen. § 16. Bernsteinhandel. 119<br />

noch in fast allgemeinem Gebrauch, i) sind sie doch vielfach aus dem<br />

billigen Material nach kostbaren Bronzemodellen hergestellt worden. Manche<br />

der scheinbar spätneolithischen Funde werden der frühen Bronzezeit angehören.^)<br />

Pfeilspitzen aus Metall sind etwas ganz Seltenes: statt dessen<br />

findet man in Mykenae wie in den nordischen Gräbern feingearbeitete<br />

steinerne Pfeilspitzen neben vorzüglichen Metallgegenständen oder steinerne<br />

Pfeilspitzen mit eherner Schäftung.^) Auch Feuersteindolche treten in Be-<br />

gleitung von Bronzen auf,*) sind jedoch mit der Zeit gleich den neo-<br />

lithischen Lanzenspitzen außer Gebrauch gekommen, 5) als der unvergleich-<br />

liche Erfolg der Bronzewaffen durchgedrungen und die Bronze billiger<br />

geworden war. Man ist zu der Schlußfolgerung genötigt, daß in Norddeutschland<br />

und Skandinavien der allgemeinere Gebrauch des Feuersteins<br />

in der Bronzezeit sich noch erhielt, 6) als in der süddeutschen Zone seine<br />

Verwendung bereits wesentlich eingeschränkt war.^)<br />

Von größter Bedeutung ist der aus der Steinzeit als Frauenschmuck<br />

bekannte und verschwenderisch getragene Bernstein (S. 113). Der ist jetzt<br />

Handelsware geworden. Es wurde wenigstens kein so unbedachter Gebrauch<br />

mehr davon gemacht. Bernsteinperlen wurden nicht mehr in gleich<br />

großer Zahl den Verstorbenen geopfert, vielleicht auch deswegen nicht,<br />

weil jetzt die Frauen prunkvoller mit Bronze oder Gold sich schmückten.<br />

An der deutschen Küste überließ man den Bernstein gern dem Händler,<br />

wenn er die Ware begehrte und mit Bronze, mit bunten Glasperlern oder<br />

gar mit Gold sie zum Verwundern gut bezahlte. ») Plötzlich erfuhr man<br />

im Norden, daß man in gewisser Hinsicht reich sei.») Eine Steigerung<br />

des Lebensgefühls war die naturnotwendige Folge.<br />

Immer noch werden Bernsteinperlen (oder -knöpfe) in den Frauengräbern<br />

angetroffen, aber stets bleiben sie gering an Zahl und an Wert.^o)<br />

^) Verhandl.l892,141ff.S.MüLLER,Nord. S. XXXV f.; Splieth S. 14 (drei Grabfunde);<br />

Bronzezeit S. 61 ff. in Meclilenburg gehören steinerne Pfeilspitzen<br />

Es (neben einem Bronzeschwert) ganz über-<br />

— 2) Zeitschr. f. Ethnolog. 1902, 271 f.<br />

geht zu weit, wenn man jetzt unser jüngstes wiegend der älteren Bronzezeit an (Jahrb.<br />

Neolithilcum als ein .veritapptes<br />

bezeichnet (Aarb0ger 1907, 83<br />

Bronzealter<br />

dazu 1909,<br />

47, 261. 275. 276. 278. 67, 115. 123 f. 136;<br />

Beltz, Vorgesch. Altert. S. 70); AhV. 5, 210.<br />

4ff. 15f.); zutreffender scheint mir die Auffassung<br />

E. Meyers, Gesch. d. Altert. 1», 2,<br />

743: „Das Metall mußte aus dem Süden be- lieh<br />

••) Splieth S. 14 f. (neun Grabfunde),<br />

*) Splieth S. 41.31 ff. — Sehr anschaustellt<br />

sich ein altmodischer Zustand im<br />

zogen werden, auch mochte man es zunächst skandinavischen Norden dar; vgl. Arch. f.<br />

noch mit Mißtrauen betrachten und das härtere<br />

Material, an das man gewöhnt war, vorziehen,<br />

während die neuen, handlicheren Formen zur<br />

Anthropol.26, 27. 30 ; Montelius, Kulturgesch.<br />

S. 103. 106; Hansen, LandnämiNorgeS. 143 ff.<br />

«) Vgl. z. B. Mitteil. d. anthropol. Ver. 18,<br />

Nachbildung reizten. So erklärt es sich, daß<br />

man sich lange Zeit damit begnügt hat, die<br />

fremden Formen in dem heimischen Material<br />

18 (Ditmarschen); AhV. 5, 209 (Sylt),<br />

') AhV. 5, 215.<br />

«) Tacitus berichtet noch von den rücknachzubilden<br />

und dabei die Steintechnik<br />

immer vollkommener zu entwickeln, bis man<br />

ständigen AsütTn-.pretiummirantesaccipiunt<br />

Germ. c. 45.<br />

die Möglichkeit gewann, das fremde Material *) ^lag' r/fuTn- ^leftaürjxoTe? otc elalv evdai-<br />

{<br />

!<br />

:<br />

in genügenden Massen zu importieren und ftoveg Dio von Prusa ed. Arnim 2, 227, 8 ff.<br />

selbst zu verarbeiten."<br />

^) S. Müller, Urgeschichte S. 83; in<br />

Müllenhoff, DA. P, 216.<br />

») Verhandl. 1890, 272ff. 276. 287 ff. Arch.<br />

der Lüneburger Heide wurden Feuerstein-<br />

Pfeilspitzen mit Goldspirale zusammen gefunden<br />

(Korrespondenzbl.d.Gesamtver. 1880,<br />

10); vgl. ferner Götze, Altertümer Thüringens<br />

f. Anthropol. 26, 31. Montelius, Kulturgesch,<br />

S. 22 f. In einem Frauengrab von Hohenaspe<br />

(bei Itzehoe) lagen noch 12 Bernsteinperlen<br />

vom Halsband neben ehernen Armspangen

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