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Deutsche Altertumskunde

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118 I. Prähistorische Zeit. B. Die Germanen.<br />

artigen Kunst- und Lebensformen und begann ihr im Vergleich zu den<br />

Südländern einfaches Dasein mannigfaltiger zu gestalten.<br />

Und doch furchte diese in ihrer Art auch wieder verhängnisvolle Zu-<br />

fuhr der Metalle keinen so tiefen Einschnitt zwischen jüngster Steinzeit<br />

und beginnender Bronzezeit, wie der Hiatus sich ausnimmt, der das Prä-<br />

neolithikum von dem Neolithikum sondert. Das Zeitalter des Kupfers, der<br />

Bronze und des Goldes') ruht auf dem gleichen Fundament wie die neo-<br />

lithische Kultur: von entfernterem Standpunkt aus erscheint jenes wie die<br />

überhöhende Fortsetzung dieses Grundstocks. Der Abstand und die Höhendifferenz<br />

zwischen Steinzeit und Metallzeit ist sehr beträchtlich. Doch muß<br />

man sich vor Schätzungsfehlern in acht nehmen. Es ist namentlich zu<br />

berücksichtigen, daß die sog. Steinzeit ungebrochen fortdauert, daß schon<br />

die Steinsachen in ihren entwickeltsten Formen nach metallenen Vorbildern<br />

bearbeitet sind 2) und daß das neue Zeitalter nicht sprunghaft, sondern mit<br />

mählich sich ausbreitenden Übergängen sich ankündigt.<br />

Wir dürfen uns den Vorrat des Steinaltervolks größer vorstellen, als<br />

der Sprachschatz oder das archäologische Feld ihn uns vergegenwärtigt.<br />

Ein nicht zu verachtendes Erbe hat die neue Generation der Germanen,<br />

die die Urgermanen ablöste, angetreten. Und wenn die einzelnen Erb-<br />

stücke auch durch die Bronze entwertet wurden, so sind die dauerhaften<br />

Fabrikate der Steinzeit uns doch bis auf den heutigen Tag unentbehrlich<br />

geblieben. Spricht man von dem Ende der Steinzeit, so ist dies nur tech-<br />

nologisch gemeint und ein Ausdruck wie Bronzezeit will nichts anderes<br />

besagen, als daß zu dem unveräußerlichen Besitz an Steingeräten, Holzund<br />

Tonwaren ein mehr oder minder großer Metallvorrat hinzukam. Das<br />

irdene Geschirr ist nur in geringem Maß durch Metallkessel und -kannen<br />

ersetzt worden, Handmühlen, 3) Wetz- und Schleifsteine, Flintspäne zum<br />

Feuerschlagen, Steinkeile, Hirschhornäxte*) sind dadurch, daß technisch<br />

wesentlich vervollkommnete und kostspieligere Fabrikate in den Handel<br />

kamen, noch lange nicht außer Dienst gesetzt worden. Nicht bloß bei<br />

rituellen Zeremonien und im Aberglauben der Gegenwart spielen die urzeitlichen<br />

Steinsachen eine bemerkenswerte Rolle, der ausgiebigere Gebrauch<br />

von Steinhämmern und Flintdolchen neben Bronzedolchen reicht tief in<br />

die Metallzeit herab,*) auch steinerne Messer werden mit Gegenständen aus<br />

weit jüngeren Kuhurepochen zusammengefunden. Es ist ein gefährlicher<br />

Wahn zu glauben, jedes Steingerät, das aus dem Erdboden gegraben wird,<br />

gehöre der Steinzeit an.«)<br />

Während der älteren Bronzezeit sind Werkzeuge und Waffen aus Stein<br />

') SUbcr und Eisen fehlen noch gänzlich<br />

Im Norden.<br />

») Vgl. S. 109 f.; dazu E. Meyer, Gesch.<br />

d. Altert. 1». 2. 743.<br />

>) Vgl. z.B.Aarbeger 1907, 136ff.; Jahres-<br />

schr. 8, 149 f.<br />

*) Vgl. z. B. AarbBger 1908, 319.<br />

») Aarbogcr 1907, 148 ff. Jahrcsschr. 5,<br />

18.36. G.Xilü.ö.<br />

«) Arch. f. Anthropol. 25, 476. 26, 959.<br />

Splieth, Diss. S. 40ff. Aarbögcr 1908, 320.<br />

LiSSAUF.R, Prähistor. Denkm. von Westpreußen<br />

S. 11 f. u.a. Es ist aber davor zu warnen,<br />

daß man nicht mit Hoi.werda (Ncderlands<br />

vrocgste bcscliaving, Leiden 1907) In ein<br />

doktrinUrcs Extrem verfalle. — Zum Aber-<br />

§lauben vgl. Montei.ius, Kulturgeschichte<br />

.67 ff.; Mhstorf, Urnenfricdliöfe S. 95f.;<br />

Brandenburgia 5, 460 f.; Lissauer a. a. O.<br />

S. 28, 14 u. a.

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