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Deutsche Altertumskunde

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I.Grundlagen. § 16. Bernsteinhandel. 117<br />

Sprung der Germanen fragen, so ist das Merkmal, mit dem sie nach der<br />

urgermanischen Übergangszeit aus der Gemeinschaft der verwandten Indogermanen<br />

endgültig austraten und ein Sonderdasein zu führen begannen, die<br />

Verschiebung ihres Artikulationssystems, die germanische Lautverschiebung, i)<br />

Und wenn wir nach den Grenzen dieses jung sich bildenden Volkstums<br />

fragen, liegt keine Antwort näher als die, daß das Volk ursprünglich so<br />

weit nach Süden reichte als die niederdeutsche Sprache, deren konstitutive<br />

Faktoren eben mit jener Lautverschiebung gewonnen waren (S. 70).<br />

Den gewahigen Aufschwung, den die Germanen in dem gemeingermanischen<br />

Zeitalter genommen haben, ermessen wir aber nicht bloß an<br />

den sprachgeschichtlichen Ereignissen ihrer Prähistorie, sondern auch an<br />

den kulturgeschichtlichen Vorgängen, die ihr äußeres Leben bestimmten.<br />

Nichts läßt sich in dieser Beziehung mit der Rolle vergleichen, die auf<br />

dem Siedelungsgebiet der Germanen die Bronze zu spielen berufen war.<br />

Es erscheint darum nicht mehr zufällig, sondern in den Lebensverhältnissen<br />

tiefinnerlichst begründet, wenn man neuerdings die entscheidenden Vorgänge<br />

der germanischen Sprachgeschichte, die sog. Lautverschiebung, in<br />

die Bronzezeit der Germanen zu verlegen begann. *)<br />

§ 16. BernsteinhandeL Zu glänzender Entfaltung seiner schlummernden<br />

Formtalente schwang sich das nordische Volkstum auf, als gleißendes Metall<br />

seinen verführerischen Zauber auch an ihm erprobte, den Unternehmungsgeist<br />

anstachelte und die bisherige Armut durch Reichtum ablöste. Die<br />

Gier nach dem Erz und nach dem Gold hat den Kampf ums Dasein aber<br />

auch zu jenen selig-unseligen Erlebnissen gesteigert, die in der Sage von<br />

der Nibelunge Hort den erschütternden Ausdruck ewiger Wahrheit fand.<br />

Keineswegs hat die rassenmäßige Naturbegabung allein die Volksgemeinschaft<br />

der Germanen zum Fortschritt getrieben; ihr Sinnen und<br />

Trachten wurde beflügelt durch den Verkehr mit dem erz- und goldreichen<br />

Ausland, das ihre Heimat fast märchenhaft bereicherte, wenn man ihren<br />

Metallbesitz mit den beschränkten Mitteln der Neolithiker vergleicht. Auf<br />

den altbefahrenen Hauptverkehrsstraßen (S.71 f.) erreichte jetzt ein gewaltiger<br />

und wohltätiger Kulturstrom Nordeuropa, befähigte die Germanen zu neu-<br />

1) Vokalismus: 1. qualitative Verände- <strong>Deutsche</strong> Grammatik (6. Aufl., Marburg 1912)<br />

'<br />

rangen {o> a;<br />

der Folgesilbe;<br />

a> o; u > o, i> e vor a, o<br />

iiquida und nasalis sonans ><br />

§ 6—10.<br />

^) Während man früher geneigt war, den<br />

«r, «/, u/n, ««); 2. quantitative Veränderungen<br />

(lange Sonorlaute vor sonor + cons. wurden<br />

Eintritt der germanischen Lautverschiebung<br />

in die letzten Jahrhunderte v. Chr. Geb. zu<br />

gekürzt, gestoßen betonte Längen wurden verlegen (Pauls Grundr. 3*. 776. 786. 790),<br />

hat sich jetzt eine gesunde Reaktion ein-<br />

i<br />

1<br />

verkürzt);<br />

schiebung.<br />

3. Auslautsgesetze; 4. Akzenlver-<br />

gestellt und man ist geneigt, viel weiter in<br />

Konsonantismus: 1. Lautverschie- die vorchristliche Zeit zurückzugehen; vgl.<br />

;<br />

bung: tenues, bezw. tenues aspiratae > hom- Beitr.26,282.36,353;MuCH,Korrespondenzbl.<br />

Organe stimmloseReibelaute,mediae> stimm- f. Anthropol. 1904, 135: Hirt, Indogermanen<br />

lose tenues, mediae aspiratae > stimmhafte 1, 281. 175 f.; Kluge, Internationale Wochen-<br />

Reibelaute ; Labialismus; Doppelkonsonanz; schrift 1911, 732; ferner Kossinna, Die Her-<br />

2. Lautwechsel: Verners Gesetz.<br />

Starke und schwache Deklination<br />

kunft der Germanen S. 26 ff. Da in<br />

jüngeren Bronzezeit die Auflösung des<br />

der<br />

ge-<br />

I<br />

j<br />

der Adjektiva. Schwache Praeterita. meingermanischen Daseins sich zu erkennen<br />

Vgl. Pauls Grundriß d. german. Phil. I«, 320ff. gibt, dürfte die Lautverschiebung der älteren<br />

IIP, 752 ff.; Streitberg, Urgermanische Bronzezeit angehören.<br />

Grammatik, Heidelberg 1896; Kauffmann,

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