29.06.2013 Aufrufe

Deutsche Altertumskunde

Deutsche Altertumskunde

Deutsche Altertumskunde

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

3. Die Urgermanen. B. Kulturverhältnisse. § 14. Schmuck. 113<br />

Knochen dieser Tiere wurden auch Perlen i) und Armringe hergestellt, aber<br />

beliebter waren in der Südmark der Germanen Armringe aus exotischem<br />

Marmor, die paarweise am Oberarm getragen worden sind. Aus demselben<br />

Gestein oder auch aus Schiefer^) und Braunkohle wurden längliche scheibchenoder<br />

röhrchenförmige „Perlen" gewonnen, die mit andern Anhängern zu<br />

Halsketten oder Armbändern vereinigt wurden. s)<br />

Das modernste aber waren Bernstein perlen.-*) Der Bernstein war<br />

in der Nord- und Ostseezone Landesprodukt. In dem mit der Oder bei<br />

Rügen beginnenden westbaltischen Bernsteingebiet und an der Westküste<br />

Schleswig-Holsteins und Jütlands wurde die Oberfläche des Roh-<br />

materials künstlich geglättet und durchlocht, regelmäßigere Stückchen sind<br />

zu längeren oder kürzeren Röhren gestaltet oder zu runden Perlen verwendet<br />

worden, namentlich aber gehörten hier zur Nationaltracht — abweichend<br />

vom Ostbalticum — hammer-, keulen- und doppelaxtförmige Bernsteinperlen<br />

(Taf. 5, 9), die einzeln oder als Perlenschnüre oder zu großen<br />

Halsketten aufgereiht, durch ausgewählte Mittelstücke und Verschlußstücke<br />

zusammengehalten und so von den Frauen getragen worden sind. Bekanntlich<br />

gehört Bernsteinschmuck auf Hals und Brust noch heutzutage<br />

zur Volkstracht der Frauen. Die größten Funde werden in den Megalith-<br />

gräbern gemacht; große Schätze wurden auch in Wald und Feld entdeckt:<br />

in einem jütländischen Moor (Laesten bei Randers) wurde ein Depot<br />

von Bernsteinperlenketten (gegen viertausend Perlen enthaltend) angetroffen.<br />

Tiefer ins Binnenland hinein sind die Funde spärlicher, die Perlenschnüre<br />

altmodischer und ärmlicher ;ö) nachgewiesen sind sie aber auf dem ganzen<br />

Ausbreitungsgebiet der Germanen^) und gegen Ende der Steinzeit wurde<br />

364 u. a. Ein großes Kollier von Tierzähnen<br />

besitzt das Bernburger Museum (von<br />

Stockhof [Bernburger Keramik]) und das<br />

Leipziger Museum (von Streckau, Kr. Weißen-<br />

fels).<br />

») Vgl. z. B. Mannus 2, 132.<br />

2) Aarboger 1910, 195 ff.<br />

*) Die Rössener Keramik (S. 94) wird in<br />

Rossen begleitet von Halsketten, die außer<br />

Tierzähnen bestehen aus Marmorperlen und<br />

Muschelperlen, Perlen aus Kohle und Röhrchen<br />

aus Kupferblech (Mus. f.Völkerk. Berlin)<br />

Verhandl. 1900,239. Altertümer Thüringens<br />

S. XVII.Taf .8. Schumann, Steinzeitgräber S.28.<br />

87 ; vgl. Arch. f. Anthropol. 35, 324 f. Schlemm<br />

S.llff.575f. C.Koehl, Neue prähistor. Funde.<br />

Festschr. Worms 1896. Prähistor. Zeitschr.<br />

3, 1 ff.<br />

^) Klebs, Der Bernsteinschmuck der<br />

Steinzeit, Königsberg 1882; vgl. Schriften d.<br />

physik.-ökonom. Gesellschaft 24, 102. Arch.<br />

f. Anthropol. 25, 460. Aarb0ger 1888, 281.<br />

MUCH, Heimat der Indogermanen^ S. 139.<br />

MüLLER,<strong>Altertumskunde</strong>l,52f.l51. Schlemm<br />

S. 38 ff.<br />

^) Megalithkeramik mit Bernstein haben<br />

wir z.B. aus Lützen (Prov. Sachsen) im Mark.<br />

Museum zu Berlin; vgl. ferner den Fund von<br />

Nietleben bei Halle: eine hammerförmige<br />

Handbuch des deutschen Unterrichts. Bd. V, Teil 1.<br />

Bernsteinperle, ein rhombisches durchbohrtes<br />

Bernsteinstück, andere Bernsteinfragmente,<br />

viele durchbohrte Hundezähne (Götze, Altertümer<br />

Thüringens S. 10).<br />

«) S.MÜLLER, Ordning Taf. 14. Madsen,<br />

Gravheje I Taf. 10. 11. 13 u. ö. Verhandl. 1890,<br />

270ff. Zeitschr. f. Ethnolog. 1900,172. Arch. f.<br />

Anthropol. 35, 334. Emdener Jahrb. 3, 1 19 ff.<br />

Jahresschr. l,76f. 4, Taf. 1.4 u.a. Bernstein aus<br />

Steinkistengräbern besitzt auch das Stettiner<br />

Museum. Sehr lehrreich sind die Muldengräber<br />

der cimbrischen Halbinsel (S. 111 f.):<br />

das typische Fundstück bei den Frauen ist ihre<br />

Bernsteinkette (Aarboger 1891, 310.317. 326.<br />

342. 1898, 174.216. 267.270f. Mitteil. d. anthro-<br />

pol. Ver. 5, 1 2. 1 2, 37) ; 1 5 oder 35 oder 48 oder<br />

100 oder 200 runde Bernsteinperlen auf eine<br />

Schnur aufgezogen, bilden das wiederkehrende<br />

Schmuckstück der Landestracht (Madsen,<br />

Gravhoje II Taf. 25). In blendender Fülle<br />

liegen die ein- oder mehrreihigen Perlenschnüre<br />

nicht bloß im Kopenhagener Museum,<br />

sondern auch in den kleineren jütischen<br />

Ortsmuseen; vgl. z. B. die Funde aus den<br />

Grabkammern von Hvam, von Bollergaarde<br />

und aus dem Klavnhoj im Museum zu Viborg<br />

(hier trifft man große Bernsteinketten, die<br />

mit den blumentopfförmigen Bechern [S. 100],<br />

Flintdolchen und durchlochten Grünstein-<br />

8

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!