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Deutsche Altertumskunde

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112 I- Prähistorische Zeit. A. ürzeit.<br />

selben Beschaffenheit wieder, so daß wir schHeßen müssen, sie hätten einen<br />

Bestandteil der Nationaltracht gebildet, i) Die Nationalwaffe ist hier die<br />

Streitaxt von Grünstein, der Keil aus Feuerstein ist zuweilen noch von einem<br />

eigenartig geformten Krug oder Trinkbecher, 2) von einem Meißel oder<br />

Messer begleitet; seltener sind die prächtigen Dolche, Pfeil- oder Speer-<br />

spitzen. 3) Der außerordentliche Aufwand an Zeit und Mühe, den die Her-<br />

stellung steinerner Waffen und Werkzeuge kostete, mußte sie dem Besitzer,<br />

der sie wohl meist selbst gefertigt, lieb und wert gemacht haben; es hing<br />

seine Seele daran und darum folgten sie ihm ins Grab.<br />

§ 14. Schmuck. Die Keramik lieferte anschauliche Belege für die<br />

durch die Flintwaffen bestätigte Tatsache, daß die Urgermanen nicht bloß<br />

passiv, sondern auch aktiv als Produzenten am neolithischen Handel be-<br />

teiligt gewesen sind (S. 93. 111). Wir haben durchaus nicht bloß mit Ein-<br />

fuhr, sondern auch mit ihrer Ausfuhr zu rechnen. Der wichtigste Exportartikel<br />

der Germanen wurde um die Wende ihrer ältesten Kulturperioden der<br />

Bernstein (urgerm. *gleza S. 29). Er ist als Schmuck bevorzugt und in<br />

überladener Fülle zur Landestracht getragen und den Verstorbenen ins<br />

Grab mitgegeben worden, bis man ihn als Wertsache erkannte und im<br />

Tauschhandel absetzte.<br />

Man sagt, der primitive Mensch trage wenig Kleidung, aber viel Schmuck.<br />

Von der Kleidung der nordischen Neolithiker wissen wir fast nur, was uns<br />

der Sprachschatz verrät,*) höchstens daß Nadeln (aus Bein) auf uns gekommen<br />

sind, die dazu dienten, auseinanderstehende Mäntel zusammen-<br />

zuheften.*) Der Seh mucke) ist für die Primitiven nicht bloß Zierde, sie<br />

schreiben ihm auch die apotropäischen Wirkungen des Amuletts zu. Muscheln<br />

und Tierzähne, an denen schon der Präneolithiker seinen Schmucktrieb be-<br />

friedigte (S. 44 f. 47) und die noch heutigentags beim Volke beliebt sind,<br />

hat auch der Neolithiker als Anhänger getragen. Unter den Muscheln<br />

wurden die ausländischen bevorzugt und wenn auch- sonst nichts dafür<br />

spräche, würden die aus den südlichen Meeren nach dem Norden gelangten<br />

Schneckengehäuse^) als sicherer Beweis dafür ausreichen, daß die nordische<br />

Kultur der Steinzeit durch südeuropäische Handelsbeziehungen befruchtet<br />

und bereichert worden ist.<br />

Die Tierzähne, mit denen man sich dekorierte, stammen vom Pferd,<br />

Hund, Bär, Wildschwein, Wolf, Hirsch, Elch.«) Aus dem Geweih oder den<br />

') MitteiI.d.anthropol.Ver.5, 12. Madsen, '<br />

'<br />

I<br />

') Über Tätowierung des Körpers vgl.<br />

GrovhHJc H Taf.27—28. Aarbeger 1891,310. Götze, Altertümer Thüringens S. XVII. 212.<br />

314.320.342. 1898, 174. 196. 213, 227. 242 f.; 292.359; eine gewisseFarbenfreude bekunden<br />

vgl, 206. 213. 176 (Verbreitung der Streitaxt ' unsere Farbenadjektiva (S. 58).<br />

von Hannover bis nach Jütland hinauf). ') Much, Heimat der Indogcrmanen<br />

») Mittcil. d. anthropol. Ver. 12, 37; vgl. S.108f.328f. Westd.Zcifsclir.22,15.SCHi.KMM<br />

Mecklenburg. Jahrb. 64, «8. 124f.;Fornvännen S.llff. Fin rcichcrSchmuckausSpondylus-<br />

1909, 317 (Beil, Dolch, Speerspitze). muschelii wurde aus einem Stcinzeitgrab bei<br />

») AarbHgerl898,248f. 1910, 206 ff. F,rfurtgclioben(AltcrtümerTiiilringonsS.243);<br />

*) Flechten, Spinnen, Weben, Nähen insbesondere ist der grotk Bern burger<br />

S, 57; für die Technik wäre zu verweisen Fund zu beachten (Zeitschr. d. Harzver. 29,<br />

auf lat. nodus : anord. riesta, ags. nestan, ! 570; Jahrcsschr. 1, 242 f.; vgl. S. 40 f., 112 f.).<br />

*) Schumann, Steinzeitgr.'lbcr S.87 u.a.<br />

!<br />

I<br />

\\\\\(\. nesten (verschnüren vgl. nestel; dazu<br />

Knoten, Knflucl; Strick, stricken :lat.5^r/n^o?).<br />

*) Nord, Fortidsminder I, 142. |<br />

Götze,<br />

Austernmuschcl);<br />

Altortilmer Thüringens S. 21 f. (mit<br />

vgl. S. 10. 26. 42 f. 84. 174.

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