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Deutsche Altertumskunde

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3. Die Urgermanen. B. Kulturverhältnisse. § 13. Waffen. 1 ] 1<br />

auch mit Hilfe dieser schönen Stichwaffen aus Feuerstein abstecken könnte.<br />

Norwegen fällt wiederum fast gänzlich aus,') dagegen kommen auf Südschweden<br />

und Dänemark je ungefähr fünfhundert Fundstücke — sie sind<br />

hier zum Teil von auffallender Größe — , zahlreich sind sie auch auf der<br />

Insel Rügen und in Vorpommern (bis in die Nähe der Oder); 2) ferner ge-<br />

hören zu ihrem Verbreitungsgebiet die nordfriesischen Inseln (einschließlich<br />

Helgoland),8j Jütland, Schleswig-Holstein, Mecklenburg, Hannover, Branden-<br />

burg,*) Braunschweig, Nordthüringen,^) Nordwestdeutschland bis zur Zuidersee.^')<br />

In vereinzelten Exemplaren sind sie durch den neolithischen Handel<br />

über die deutsche Urgrenze nicht bloß zu den näheren, sondern auch zu<br />

ferneren Nachbarn verschleppt worden.'') Für ihre Zeitstellung ist die Tat-<br />

sache entscheidend, daß sie zuerst in den Kisten- und Muldengräbern auf-<br />

treten ;S) in den jüngsten Gräbern der Steinzeit liegen die elegantesten<br />

Stücke und zwar gern paarweise (Speerspitze und Dolch), auch sind sie<br />

nicht selten von gleich vorzüglich gearbeiteten Pfeilspitzen begleitet.^) Der<br />

Tote wurde also jetzt im Schmuck seiner Waffen der Erde übergeben; wie<br />

an den Werkzeugen, läßt sich auch an den Waffen erkennen, daß sie mehr<br />

oder weniger abgenutzt sind, also dem Verstorbenen bei Lebzeiten gehört<br />

und gedient haben.<br />

Doch ist mit örtlichen Verschiedenheiten zu rechnen, wie wir nament-<br />

lich aus den gleichfalls dem Ende der Steinzeit zugeschriebenen, schleswig-<br />

holsteinischen Muldengräbern ersehen. Sie enthalten eine weit altertümlichere,<br />

unscheinbarere, aber höchst charakteristische Grabausstattung. Wir lernen hier<br />

einen echten Volksbrauch kennen, der sich trotz der großen Zahl der Gräber<br />

in einer auffallenden Gleichartigkeit darbietet: die Männer wurden mit Stein-<br />

keil und Streitaxt beigesetzt und diese Gerätschaften kehren immer in der-<br />

')<br />

j<br />

*) Einen erheblichen Vorrat haben die<br />

,<br />

GuSTAFSON, Norges oldtid S.<br />

Würdigung der norwegischen Funde<br />

23;<br />

ist<br />

zur<br />

zu Museen von Leiden und Assen (aus den<br />

berücksichtigen, daß die Steinweritzeuge und<br />

|<br />

Gräbern von Drenthe), Emden. Oldenburg,<br />

-Waffen sich lange in die Metallzeit hinein Osnabrück aufzuweisen; auch Münster ist<br />

erhalten haben.<br />

hier mit einigen Stücken zu nennen.<br />

2) Vgl. z. B. Balt. Stud. N. F. 4, 162. 5,<br />

246. 8, 153; Mus. f. Völkerk. in Berlin.<br />

^) Vgl. z. B. Jahrb. d. Hamburg. Anstalten<br />

14, XXVIII.<br />

') Aus der Uckermark kennt man allein<br />

fünfzehn Stück, zum Teil ausgezeichnete<br />

Exemplare (Schumann, Steinzeitgräber S.85)<br />

über die Funde der Ostpriegnitz vgl. Brandenburgia<br />

13, 95. 170; Kunstdenkm. d. Prov.<br />

[<br />

1<br />

|<br />

|<br />

|<br />

Brandenburg 1, 2, III. 41. 65 f. (Mark. Mus. in<br />

Berlin).<br />

^) Bis ungefähr zur Finne undUnstrut;<br />

Funde von Garnbach und Großmorna (Kr.<br />

Eckartsberga) Götze, Altertümer Thüringens<br />

S. 19. 102. 103. 104. 132. 136 Taf. 7, 106. 107; |<br />

;<br />

') Götze, Neolith. Handel (Festschr. f.<br />

Bastian) S. 348 ; Vorgesch. d. Neumark S. ISff.<br />

j<br />

j<br />

j<br />

I<br />

|<br />

|<br />

Altertümer Thüringens S. 232. 233 u. ö. (beachte<br />

die .Feuersteinwerkstätte" bei Arnstadt<br />

S. 254); Mus. f. Völkerk., Führer durch die<br />

Sonderausstellung S. 8 f. Vonderau, Dritte<br />

Veröffentlichung d. Fuldaer Geschichtsvereins<br />

1901 S. 8 Taf. 1. Mitteil. d. Ver. f. nass. Altert,<br />

1898,ll.ScHLiz,Zeitschr.f.Ethnolog.l906,314<br />

(Feuersteinlanzen im Neckargebiet). Deche-<br />

Lette, Manuel 1, 492 ff.; ferner S. 109 Anm. 3.<br />

*) Arch. f. Anthropol. 15, 146. Nord.<br />

Fortidsminder 1, 156ff. Sie erstrecken sich<br />

tief in die Bronzezeit herein (Schumann,<br />

Steinzeitgräber der Uckermark S. 85; Forn-<br />

ferner Jahresschr. 4, 105. Marienhöhe bei vännen 1907, 312 f. u. a.). — Merkwürdig ist<br />

'<br />

;<br />

Leipzig (Veröffentlich, d. städt. Mus. 3, 123);<br />

Schlemm S. 99. 318 f. Häufiger trifft man<br />

ein nahe bei der Königsau (in einem Hügel<br />

bei Aatte, Südwestjütland) gefundenes Kurzden<br />

gedengelten Feuersteindolch und die ver- schwert, dessen Griff aus Feuerstein, dessen<br />

wandten Stücke noch in den altmärk. Museen Klinge aus Holz mit eingesetzten Feuersteinvon<br />

Salzwedel und Stendal, seltener in denen schneiden besteht (Mus. in Kopenhagen),<br />

I<br />

Mausen,<br />

von Bernburg und Halle, Halberstadt und<br />

Wernigerode. <<br />

'•') Nord. Fortidsminder 1, 149. 153.<br />

Gravh0je II Taf. 18.<br />

;

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