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Deutsche Altertumskunde

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110 I. Prähistorische Zeit. A. Urzeit.<br />

wie der zu ihnen gehörende, aus Eibenholz (S. 34) gefertigte Bogen^)<br />

wurden, nach der Lage der Pfeilspitzen zu urteilen, dem im Grabe ruhenden<br />

Toten über die Brust gelegt. Zu seiner Ausrüstung gehörte ein wieder-<br />

holt gefundener Finger- oder Armschutz gegen die zurückschnellende<br />

Bogensehne. 2)<br />

Die ältesten Speere und Pfeile des Nordens sind kraft ihrer Namen und<br />

ihrer Formen gemeineuropäisch; erst die jüngeren Exemplare sind den Urgermanen<br />

eigentümlich. 3) Dabei geht von den Speerspitzen noch eine<br />

besondere Entwicklungsreihe aus: sie sind allmählich für ihren Zweck<br />

immer tauglicher und technisch vollkommener, insbesondere aber sind<br />

sie zu einer neuen Stichwaffe, dem Dolch, fortgebildet worden.*) Anfänglich<br />

sind Speerspitze und Dolch nicht zu unterscheiden: sie werden<br />

durch ein gemuscheltes, dünnes, messerklingenförmiges Flintblatt dargestellt<br />

(Taf. 4, 7).5) Mit der Zeit ist eine neue Abart dadurch gewonnen, daß<br />

man an dem Feuersteinblatt einen Handgriff formte (Taf. 5, 1), um den<br />

Dolch^) fest und bequem in der Faust führen zu können; zu dem Zweck<br />

konnte man auch den Dolchgriff — wie die am Schaft befestigte Speer-<br />

spitze — mit Seil umwickeln oder in ein Holzfutter einlegen;'') all das ist<br />

vergangen, aber zuweilen sieht man noch in Einzelgräbern den Dolch in<br />

der Faust des Toten sitzen oder an seiner Hüfte liegen, s)<br />

In Ländern, mit denen die Urgermanen in Verkehr standen, wurden<br />

bereits Kupfer und Bronze verarbeitet, als im nördlichen Mitteleuropa die<br />

neolithische Technik mit den Speerspitzen und Flintdolchen ihre höchste<br />

Blüte erreichte. Man darf dabei von Kunsthandwerk reden, aber seine<br />

„barbarische" Art nie vergessen, denn mit den schon in der Metallzeit<br />

stehenden Südeuropäern verglichen, war man im Norden rückständig ge-<br />

blieben. Eben in dieser Eigenart erscheint das Siedelungsgebiet der Germanen<br />

durchaus wie ein geschlossener Kulturkreis, dessen Grenzen man<br />

anord. fleinn, ags. flän (Pfeil) zu beziehen,<br />

ein anderes Wort dafür ist anord. broddr,<br />

ags. brord, ahd. brort ( : aind. bhrstis Spitze).<br />

') Er besteht aus dem eigentlichen bogen<br />

(anord. bogt, ags. afries. boga, and. ahd. bogo<br />

in Ablaut zu .biegen") und der sehne (anord.<br />

sin, ags. sinu, seonii [engl, sinew], and. ahd.<br />

senawa : aind. snava Band, Schnur, vgl.<br />

griech. »•«,- ; znoxA. strengr, i\g?,.streng\G.ng\.<br />

string], ahd. mhd. mnd. stranc Strang vgl.<br />

griech. oznayyäh] Strick, lat. stringo, air.<br />

sreang Strang). Spezifisch germanisch ist<br />

die Bezeichnung für »bogensciileßen" : anord.<br />

skJöta,ags.sc

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