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Deutsche Altertumskunde

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3. Die Urgermanen. B. Kulturverhältnisse. § 12. Werkzeug. 105<br />

mehrere Zeitstufen nachgewiesen worden, die so anschaulich wie bei den<br />

verschiedenen keramischen Typen auch bei den Werkzeugen und schließHch<br />

auch bei den Waffen in die Erscheinung treten, i) Denn neolithisch ist<br />

nicht bloß die wesentlich verfeinerte Technik, sondern auch die Differenzierung<br />

der Geräte. Man unterscheidet fortan Werkzeuge und Waffen^)<br />

und rasch haben im Kunstgewerbe die bevorzugten Waffen vor dem älteren<br />

und schmuckloseren Werkzeug den Vorsprung gewonnen.<br />

Aber es ist und bleibt für die jüngere Steinzeit ein Kennzeichen, daß<br />

neben den überraschenden Neubildungen die altmodischen Geräte sich er-<br />

halten (Taf. 4, 1). Für die eine wie die andere Gruppe liefern unsere vater-<br />

ländischen Museen allerorten sehr reichhaltige Kollektionen. 3)<br />

Unsere Erfahrung bestätigt vielfältig die von vornherein wahrscheinliche<br />

Vermutung, daß im Norden die ausländischen Modelle der Werkzeuge die<br />

älteren Stücke sind, sofern sie als Muster eingeführt wurden, um im Laufe<br />

der Zeit durch heimische Nachahmungen ersetzt zu werden. Diese kommen<br />

auf beschränkterem geographischem Raum vor als jene. In einem Nationali-<br />

sierungsprozeß setzt sich' fremde, in wenigen Exemplaren von weither<br />

gelieferte Ware in örtlich gebundene, aber massenhaft vertretene Stil-<br />

arten um. 4)<br />

Gemeineuropäisch ist ein Keil mit dünnem, spitzzulaufendem Nacken.^)<br />

Als ausländisches Muster hat für dieses Werkzeug im Norden der Jadeit-<br />

keil zu gelten (Taf.4, 2;S. 104 Anm.5). Danach formte man hier erst an der<br />

Schneide, danach auf der ganzen Oberfläche gedengelte bezw. geschliffene<br />

Feuersteinkeile (Taf. 4, 6).«) Bald aber kündigte sich eine nordische Spielart<br />

an, die im Gegensatz zu jenem gemeineuropäischen Typ als urgermanisch<br />

ausgegeben werden soll.^ Es wurde der Keil mit dünnem spitzem Nacken<br />

in Norddeutschland und Skandinavien — zahlreiche Übergangsformen<br />

(namentlich mit breiteren dünnen Nacken) sind bekannt») — zu einem dick-<br />

nackigen Keil umgebildet (Taf. 4, 3), der geschliffen und mit scharfer<br />

Schneide versehen ein sehr leistungsfähiges Werkzeug geworden ist. Man<br />

hat ihn in Holz oder Hirschhorn geschäftet,^) die jüngeren Exemplare (aus<br />

Grünstein) sind mit einem Schaftabsatz versehen, um in den Stil eingelassen<br />

zu werden, oder es ist eine Rille eingeschliffen, um den Stein hart an den<br />

|<br />

*) Zuerst hat Worsaae die jüngere Stein- z e i t , N. F. 3, 1 ff<br />

zeit periodisch gegliedert (S. 16), dann hat<br />

MoNTELius eine ältere und eine jüngere<br />

Epoche ausgesondert (Congres international<br />

d'anthropologie, Stockholm 1874), auf ihn<br />

folgte Henry Petersen (Aarbeger 1881,<br />

299 ff.); neuerdings steckte MoNTELius vier<br />

Perioden des nordischen Neolithikum ab<br />

(Korrespondenzbl. f. Anthropol. 1891, 99 ff.;<br />

*) Müller, <strong>Altertumskunde</strong> 1, 67.<br />

"•) AhV. 5, 392.<br />

«) Mannus 1,36 Taf. 8.<br />

') Mestorf, Taf. 6— 7. Schlemm 5.62.<br />

117.150.567.671. Mecklenburg. Jahrb. 63,<br />

12 f. Beiträge zur Geschichte, Landes- u.<br />

Volksk. d. Altmark 2, 65 ff. Mansfelder Blätter<br />

22,49. Kunstdenkm. d. Prov. Brandenburg<br />

Kulturgesch. S. 65; vgl. dazu Zinck, Nord. 1, 2, 67. Großer Vorrat auch in den nord-<br />

Archaeologi 1,33 ff.).<br />

Museen (z. B. Oldenburg).<br />

^) Vgl. WUNDT, Völkerpsychologie II, 1,<br />

205ff. — Die alten Termini sind: anord. töl, \<br />

ags. töl (engl, tool) Werkzeug, dazu afries. !<br />

tauwe, ahd. zaiuia (Gerätschaft); got. wepn, \<br />

j westdeutschen<br />

'<br />

Altert.<br />

»)<br />

.<br />

**) Vgl. die Schemata bei BELTZ.Vorgesch.<br />

S. 22 ff. 37 ff.<br />

Heierli, Urgeschichte der Schweiz<br />

S. 168. 171. Müller, Urgeschichte S. 100 f.<br />

anord. väpn, ags. woepn, afries. wepen, and. Das einzige vollständige Exemplar besitzt<br />

wäpan, ahd. wäffan Waffe ( : griech.w>r/.o)'?). das Kieler Museum; vgl. aber auch Prähistor.<br />

3) Eine Übersicht in Schlesiens Vor- Zeitschr. 4, 193. 196 (Knochen vom Elch).

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