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Deutsche Altertumskunde

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104 I- Prähistorische Zeit. A. Urzeit.<br />

mit genauer Berechnung des Erfolgs abzusprengen; ihre staunenswerte<br />

GeschickHchkeit feiert im Norden Triumphe mit geradezu vollkommenen<br />

Erzeugnissen, wie sie nirgends sonst in Europa wiederkehren, i) Dabei ist<br />

es jedoch nicht geblieben. Nachdem der Flint der beabsichtigten Form<br />

nähergebracht war, wurden für gewisse Zwecke die scharfen Ecken abgeschliffen.<br />

2) Das ist beim Feuerstein ganz verwunderlich. Es leuchtet<br />

ein, daß die Kunst des Schleifens mit einer so raffinierten Technik nicht<br />

erfunden wurde, sondern aus einem Gebiet mit andern Gesteinsarten ins<br />

Feuersteingebiet übertragen wurde. 3) Die geschliffenen Geräte der ältesten<br />

Art sind denn auch ausschließlich aus Grünstein hergestellt (S. 45) ;4) die<br />

ausländische Herkunft des neuen Verfahrens wird an prachtvoll geschliffenen<br />

Geräten erkennbar, die aus südlichem Edelgestein bestehen (Nephrit und<br />

Jadeit),^) ergibt sich aber auch aus der Qualität der Schleifsteine, auf deren<br />

Einfuhr man sich im Norden angewiesen sah.*!) Eine mineralogische Prüfung<br />

etlicher im Norden gefundenen Exemplare erwies, daß sie aus böhmisch-<br />

sächsischem Kieselschiefer bestehen,^) also im norddeutschen Handelsverkehr<br />

aus denselben ostmitteldeutschen Landen importiert sind, aus denen<br />

auf dem nächsten Wege und von dem nächsten Ursprungsort Nephrit und<br />

Jadeit bezogen sein könnten.<br />

Neolithisch nennen wir also einen Grabfund (oder einen Einzelfund<br />

oder einen Depotfund), bei dem einerseits Metall noch nicht konstatiert<br />

werden kann und andererseits nicht bloß rohbehauene Feuersteingeräte vorkommen,<br />

sondern auch gedengelter oder geschliffener Flint mit glatten<br />

Flächen und ebener Schneide, s)<br />

In hochentwickelter Feuersteinindustrie kündigt sich durch diese Technik<br />

eine nordische oder urgermanische Provinz der jüngeren Steinzeit an. Die<br />

Technik trägt ein lokales Gepräge und scheint ihren Hauptsitz in Dänemark<br />

gehabt zu haben. 9) Mit Sicherheit sind auf Grund der Siilformen<br />

(klopfen); vgl. anord. dengja, ags. denc^an, 1, 181; Götze, Altertümer Thüringens S. 126.<br />

j<br />

j<br />

mhd. tengen : ahd. tangol (Hammer).<br />

') Die Schönheit der nordischen Feuer-<br />

Steingeräte ist oft gepriesen worden, vgl. z. B. j<br />

MONTELius. Kulturgesch. S. 40; Müller, Ur- |<br />

' geschichte S. 64. Schon in Thüringen sind<br />

152.<br />

4,<br />

162 Taf. 5, 69 f.; vgl. Prähistor. Zeitschr.<br />

231.<br />

*) Sie gleichen den Handmühlen (Aarbeger<br />

1907, 136 ff.; Beltz, Vorgesch. Altert,<br />

\<br />

S. 73 f.).<br />

die spärlichen Feuersteingeräte von geringer ') SpliethS.31 f.; vgl.Zeitschr. f. Ethno-<br />

Qualität (Götze, Altertümer Thüringens S.XV; log. 25, 127 f.; Schlemm S. 526. Der Schleifdoch<br />

beachte die altenburgischen<br />

S. 368 ff,).<br />

») Fälschungen sind daran<br />

Funde<br />

zu er- I<br />

apparat bestand aus einem muldenartig geholten<br />

Steinblock, Sand und Wasser; MON-<br />

TELIUS, Kulturgesch. S. 36. Für die Frage der<br />

kennen, daß die betreffenden Stücke nicht Indogermanisierung Nordeuropas ist dieser<br />

erst durch Abschlagen zugerichtet, sondern Import nicht ohne Bedeutung, namentlich<br />

durch Schleifen des Rohmaterials hergestellt auch deswegen, weil der terminus tcchnicus<br />

wurden (Splieth S. 28).<br />

*) MuCH, Trugspiegelung S. 51; vgl.<br />

'<br />

gemeinidg. zu sein scheint; zu gx'\cc\\.nh(ii>i>^<br />

(glatt) gehört urkelt. ^sUbro (glatt), anord.<br />

Götze, Altertümer Thüringens S. XIVf. sleipr, mhd. sleif (glatt) : ags. slipor, ahd.<br />

*) Vgl. noch Mannus2, 123. 150. i<br />

l ') MuCH, Heimat der Indogermanen*<br />

S. 59ff, Korrespondcnzbl. f. Anthropol. 1912, i<br />

sleffar<br />

sltffan<br />

lat.<br />

{gVM)\ anord. .s///w, mnd. slipcn, ahd.<br />

schleifen; i\\\\(\ cmw, griecli. ;'

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