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Deutsche Altertumskunde

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102 I. Prähistorische Zeit. A. Urzeit.<br />

Eine alte Kollektivbezeichnung für das fertige Speise- und Trinkgeschirr<br />

ist „Gefäß" 1) und ihr liegt „Faß" als gemeingermanisches Wort^) für die<br />

einzelnen irdenen oder hölzernen^) Behälter zugrund. Diese lassen sich<br />

ihrer Gattung nach als Schüsseln und Schalen, Pötte, Töpfe und Näpfe<br />

(zum Kochen und zum Auftragen), Tassenköpfe und Krüge, Flaschen und<br />

Becher bezeichnen und wenigstens zum Teil noch im Sprachschatz belegen.<br />

Diminutivbildungen gestatten bei den einzelnen Sorten zwei Größen zu<br />

unterscheiden. Im allgemeinen bestehen auch zwei Modelle, das eine ist<br />

mehr breit als tief (engl, bowl), das andere mehr tief als breit (engl. cup).<br />

Der „Pfahlbau"becher mit spitz zulaufendem Boden (S. 91.100) war dazu<br />

hergerichtet, in den Sand gesteckt zu werden und scheint danach benannt<br />

worden zu sein;^) die schädelförmige Schüssel hat ihren ursprünglichen,<br />

mit „Ball" verwandten Namen am besten in „Bowle" bewahrt;^) ein germanisches<br />

Sonderwort — vermutlich für eine einheimische Sorte — ist<br />

Schale ;6) auf einen Eimer mit Standfüßen (S. 94) deutet vielleicht unser<br />

„Schaff", das auch für „Schrank" gebraucht wird;'') ein sehr altes Wort für<br />

Trinkbecher liegt unserem „Schenken" zugrund ;») für die urgermanische<br />

Keramik fällt aber vornehmlich ein so spezifisches Wortpaar wie „Napf" und<br />

„Topf" 3) ins Gewicht. Mit ausländischer Ware sind vermutlich Fremdwörter<br />

zu uns gekommen. 10)<br />

Vgl. AhV. 5, 390 ff.<br />

§ 12. Werkzeug. Ein unbeschreiblicher Reichtum an Feuersteingeräten<br />

breitet sich vor uns als die Hinterlassenschaft der nordischen Neo-<br />

and. Sil Seil u. a. Am Henkel eines stein-<br />

zeitlichen Gefäßes aus dem Gingster Torfmoor<br />

auf Rügen sitzt noch das Bast seil<br />

(Schumann, Bewohner Pommerns S. 81).<br />

M mhd. geveze DWB. 4, 1, 2129.<br />

*) anord./a/ {dän.facf),ags.f(Bt {/(stels),<br />

and. fat, ahd. faz : lit. püdas (Topf); ein uraltes<br />

Wort für einen irdenen Behälter ist wohl<br />

auch mhd. nhd.hafen, ahd.hafan {dbd.hafner) ;<br />

\g\.\ai. capis{: Caput), capedo, gntch.xnnibij.<br />

Über hwer vgl. S. 59 Anm. 12.<br />

*j Über hölzernes Geschirr vgl. S.91,<br />

Schlemm S. 251; über Korbflechterei vgl.<br />

S.93 Anm. 2; Zeitschr. f. Ethnolog. 1910,369.<br />

Ganz aufgezehrt ist das geflochtene Geschirr<br />

(Körbe), wir besitzen aber noch die alten<br />

Namen wie got. snorjo, tainjo ( : tains Zweig),<br />

ahd. zeinna Zeinc (obd.); mhd. niid. krebe<br />

(Korb); ags.wilije (Weidenrute, Korb); nhd.<br />

mhd. Äofr^r (Tragkorb) : ags. cy/ (Tonne), mnd.<br />

käpe (Schüssel); anord. meiss, mnd. m(*se<br />

(Tragkorb, Faß); anord. eski, mnd. esch (GefflB<br />

aus Kschcnliolz); nmd. /()/), ags./^rt;7(Holzffefflß,<br />

Korb), anord. laupr (auch in der Bedeutung<br />

Schachtel aus Birkenrinde : ahd. mhd.<br />

/ou// Bast, Kinde j; ferner nhd. trog : triihe;<br />

anord. spann, mnd. spann Holzeimer : lit.<br />

spanis; anord. spann, ags.spön {cng\. spoon),<br />

africs..«;;^/!, ahd.mnd.5/;?/i (Holzlöffel, Spahn).<br />

*) got. stik/s, anord. stikill, ahd. stechal<br />

(Becher).<br />

') lat. folUs : anord. bolli (Trinkschale),<br />

ags. afries. bolla (engl, bowl round vessel),<br />

and. bollo, ahd. bolla {hirnbolla Hirnschale :<br />

ags. heafodbolla), mhd. bolle kugelförmiges<br />

Gefäß; über kopjf, pott vgl. S. 95 Anm. 4.<br />

") anord. skäl, and. ahd. scäla (vgl. „Hirnschale");<br />

darf man an Zusammenhang mit<br />

.Schädel" denken?<br />

') afries. schep, and. scap, ahd. scaf\<br />

dazu eine kleinere Art: anord. skeppa, and.<br />

skepil, ahd. sceffil Scheffel und die Ablautsform<br />

mnd. schöpe, mhd. sc/zMo/(Scliöpfgefäß).<br />

8) mhd. schanc (Trinkgeschirr) : anord.<br />

skenkja, ags. scencan, afries. skenka, ahd.<br />

skenken (einen Trinkbecher darreichen ><br />

schenken); vgl. auch griech. i'itho : urgerni.<br />

*sidla > anord. sdld, dän. sold (Seihe).<br />

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