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Deutsche Altertumskunde

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3. Die Urgermanen. B. Kulturverhältnisse. §11. Keramik. 99<br />

Henkelösen sitzen (Taf. 3, 3) und bei jener wurden sie durch den „Kragen"<br />

abgelöst, an dem die Flasche bequem hängend getragen werden konnte.<br />

Wurde für die Kragenflasche der Hals verengt, so wurde er für die Kugel-<br />

flasche verkürzt und bei beiden Mustern wich die doppeltkonische Struktur<br />

der Kugelform, die bei der Kugelflasche voll ausgebildet, bei der Kragen-<br />

flasche einem ebenen Boden Raum gelassen hat. Bei beiden Sorten fällt<br />

eine fransenartige Verzierung auf die Schulter herab, sie ist insbesondere bei<br />

der Kugelflasche zum Teil mit dem vom Bernburger Typus her bekannten<br />

Kreuzstich (S. 96) ausgeführt, i)<br />

So sehen wir, wie am Ende der Steinzeit einerseits in Nordwest-<br />

deutschland, andererseits in Nordostdeutschland eine volkstümliche, auf<br />

dunklem Grund weiß verzierte «) Keramik zustand gekommen ist, die so<br />

eigentümliche Züge gewann, daß man sie zur urgermanischen National-<br />

tracht rechnen könnte,^*) und wiederum bewährt sich dabei ungefähr die<br />

Unstrut als Südgrenze, die Zuidersee als Westgrenze dieses Volkstums.*)<br />

Bemalte Gefäße mit farbig aufgetragenen Spiralbändern sind in Mittelund<br />

Südeuropa allgemein und haben doch nirgends die Germanengrenze<br />

überschritten. 5) Nur eine schlichtere Abart dieser Keramik ist über den<br />

Nordrand der mitteldeutschen Zone in das südliche Gebiet der Urgermanen<br />

bis nach Göttingen, Braunschweig und Magdeburg hin eingeführt worden:<br />

farblos zeigt sie Linienbandsysteme, insbesondere eine mäanderartig gewundene<br />

Spirale auf die Gefäßwand geritzt.^) Einzelheiten dieser fremd-<br />

^) Auch Winkelband und Rautenmuster<br />

kehren wieder, sind aber mit einem Holzstempel<br />

reliefartig eingetieft; vgl. Götze,<br />

Zeitschr. f. Ethnolog. 1900, 154 (dazu Jahresschr.<br />

1,27); Altertümer Thüringens S. XXIII<br />

Taf. 2, 23; Schlemm S. 311f.; Zeitschr. f.<br />

Ethnolog. 1902, 167 f.; Arch. f. Anthropol. 25,<br />

250 ff. 35, 326 ff.; Jahrb. d. k. k. Zentralkommission,<br />

N.F.3,121 ff.; Nachr.über deutsch.<br />

Altertumsfunde 1903, 87. 1904, 1; Beltz, Vorgesch.<br />

Altert. Taf. 17; Schumann, Steinzeitgräber<br />

S. 10 Taf. 42 ff. ; Beitr. z. Gesch. u.<br />

Altertumsk. Pommerns S. 13 Taf. 1. 2. Für<br />

Brandenburg vgl.Voss-STiMMiNG und Landeskunde<br />

3, 361 (Kugelamphoren z. B. in den<br />

Hockergräbern von Ketzin, Kr. Osthavelland,<br />

und in den Steinkisten von Kl. Rietz, Kr. Beeskow,<br />

Mannus 1, 234 [Mark. Mus. zu Berlin]);<br />

AhV.5Taf. 13, 193. 194 = Jahresschr. 1, 25 ff.<br />

Taf. 3 Fig. 7 (Höhe 20, Bauchumfang 66 cm);<br />

Fig. 8 (Höhe 33, Bauchumfang 105 cm); vgl.<br />

S. 76 f. Taf. 10. S. 235 Taf. 25. 3, 74 Taf. 7 Fig. 25.<br />

131.132.4,96(mitStandfläche).8,215f.Taf.l9.<br />

Beiträge zur Geschichte, Landes- u. Volksk.<br />

d. Altmark 2, 319.<br />

2) Vgl. S. 92; blinken : blank (anord.<br />

blakkr, ags. ahd. blanc > französ. blanc, ital.<br />

bianco weiß); vgl. auch got. hiwi, anord. hy,<br />

ags. heow (Farbe, Aussehen).<br />

*) Die Skandinavier besitzen in den mit<br />

Deckeln versehenen , Hängekruken " eine<br />

Sonderform (S. Müller, Altertumsk. 1, 153.<br />

154 f.).<br />

*) Jahresschr. 4, 95—97. — Norwegen<br />

fällt aus (Gustafson, Norges oldtid S.31 f.).<br />

*) Schlemm S. 35 ff. Mannus 1, 233 ff.<br />

3, 225 ff. G. WiLKE, Spiral-Mäander-Keramik<br />

und Gefäßmalerei, Würzburg 1910. Roter<br />

Farbenauftrag konnte z. B. in Erfurt nachgewiesen<br />

werden (Götze, Altertümer Thüringens<br />

S. 244; S. 263 Ettersburg); beachte<br />

Tröbstorf Anm. 6.<br />

8) In Rossen fand sich ein halbkugeliger<br />

Napf mit eingeritzter Spiralverzierung:<br />

„dieser Napf ist offenbar ein Importstück<br />

aus dem Donaukreise" (Prähistor. Zeitschr.<br />

1, 351). »Das nördliche Verbreitungsgebiet<br />

der Spiralmäanderkeramik geht nicht<br />

über die Breite von Magdeburg hinaus",<br />

Arch. f. Anthropol. 35, 325. 319; vgl. die Belege<br />

in den Museen zu Braunschweig und<br />

Magdeburg; Zeitschr. f. Ethnolog. 1906, 1 ff.<br />

Prähistor. Zeitschr. 1,51.2,51. 130ff. Mannus<br />

1, 191 f. Korrespondenzbl. d.Gesamtver. 1910,<br />

84. 1912, 76 f. AhV. 5, 3 Taf. 1,2.3.5. Zinck,<br />

3, 129ff. Götze, Altertümer Thüringens Taf. 3,<br />

27 (Throtha bei Halle). 301 (Steigern, Kr.<br />

Querfurt). 31 (Merseburg). Jahresschr. 1, 242<br />

(Zabenstedt, Mansfelder Seekreis; Bernburg<br />

a. S.). 7, 95 ff. (Mansfelder Gebirgskreis) 3,<br />

118 ff. (Tröbsdorf a. Unstrut; mit Resten roten<br />

Farbstoffs). Für die Gegend von Göttingen<br />

vgl. Götze, Ahertümer Thüringens S. 195 f.<br />

198. 199; für Wernigerode die Funde von<br />

Linienbandkeramik aus Oschersleben, Derenburg,<br />

Dingelstedt im Fürst Otto-Mus. — Bc-<br />

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