Deutsche Altertumskunde

96 I- Prähistorische Zeit. A. Urzeit.
der sich nach der Mündung zu verengt, scharf abgesetzt (Taf. 2, 7).i) hi
einer dritten Gruppe gestaltet sich dagegen das Oberteil trichterförmig ausladend
(Taf. 2, 4), so daß der Durchmesser der Mündung ebenso groß oder
noch größer ist als der der Bauchkante; in diesem Fall wurden Schulter
und Hals erheblich verkürzt. 2) Bei den jüngsten keramischen Erzeugnissen
dieser Gattung steht der ausladende Rand auf dem Schulterstück der ersten
Gruppe und der ganze Hals erweitert sich trichterförmig (Taf. 3, 2).'') Sehr
beliebt wurden die neuen Formen mit einem über die Schulter gesetzten
großen Henkel (Bernburger Typus).
Noch im Zeitalter der Megalithgräber*) hat sich über Norddeutschland
diese jüngere Keramik vom sog. Bernburger Typus^) verbreitet. Er ist
insbesondere in der Gegend von Bernburg (Stockhof, Mus. Bernburg) gefunden
worden, ist aber auch in der Provinz Sachsen, ß) Hannover, Altmark,
Brandenburg gut entwickelt, in Mecklenburg und Pommern nachgewiesen
und bis nach Dänemark hin vertreten. 7) Der bevorzugte Hinkelstein-
Rössener Typ*) behielt hier den niedrigen Bauch, bekam einen über die
Schulter gespannten breiten Henkel, der auch über der Bauchkante an-
gebracht werden konnte (Taf. 2, 5. S).^) Die Gefäße haben nicht immer einen
glatten, sondern auch einen gewellten Mündungsrand; als Neuerung tritt
in der Verzierung der Kreuzstich hervor. i»)
Das grundlegende Formelement der nordischen Keramik: die scharfe
Umbruchskante der doppeltkonischen Gefäße^i) wird bei den jüngsten
Fabrikaten allmählich gemildert und abgerundet. ^
2) So entsteht aus dem
scharfprofilierten Krug die sanftgebogene Flasche und Amphore. Ein
wichtiger Fundort dieser weithin sich verbreitenden Serie ist Tangermünde
(Taf. 2, 6). 13) Die hier zutag tretende Keramik ist nach dem
Bernburger Typus gearbeitet, läßt auch die zugrunde liegenden Rössener
Ornamentmuster erkennen, führt aber über diese Voriagen hinaus^*) und
Fig. 10.
») Jahresschr.6Taf.13Fig.33, vgl.Taf.ll '
») Verhandl. 1900, 244 Fig. 15 (Merseburg).
wg AhV. 1, III. 4, 3. Arch. f. Anthropol.
25,245 y,2' Fig.6. MESTORFTaf.17,144. Müller,
Ordning Taf. 13. 222. !
») Verhandl. 1900, 244 Nr. 5 (Kalbe i.S.); j
Arch. f. Anthropol. 35, 315 f. i
Stadt
1892,
röhrenförmige
(z. B. Lausehügel) und Wernigerode
(Unseburg, Conradsburg, Cattenstedt).
') AhV. 5, 59.
«) Oben S.94. Schlemm S. 110 f. Arch.
f. Anthropol. 35, 328. 307 Fig. 22 : Verhandl.
185 Fig. c.
») Außerdem sitzen an der Bauchiiante
Wülste (Vorrichtung zum Auf-
^) Jahresschr. 3, 135. 4,33ff. 95f. 6,74f. hängen der Gefäße?).
Arch. f. Anthropol. 35. 329. '") Arch. f. Anthropol. 35, 317. Zeitschr.
wedcl).
6) Götze, Verhandl. 1892. 184. 1900.264. f. Ethnolog. 1902. 169 f.
Altertümer Thüringens S. XXII. 10. 11. 17.
19. 394u. ö. KossiNNA, Zeitschr. f. Ethnolog.
1902, 168 ff. Schlemm S. 37. 597. Arch. f.
") Vgl. die fremdartigen Begleiter, sog.
, Trommeln" (Zeitschr. f. Ethnolog. 1893,
165 ff. Taf. 13; Schlemm S. 274 f.; AhV. 5.
Anthropol. 3.5. 328 ff. AhV. 5, 27 f. 53 ff. 391. 58 f.; Götze, Altertümer Thüringens S. 10
Jahrcsschr. 4, 38 Taf. V. Beitrage zur Ge- Taf. 4, 47. Jahresschr. 10, 82. 83).
schichte. Landes- u. Volksk. d. Altmark 2, ") Reinecke vermutet Abliilngigkeit von
323 (Ebendorf, Kr. Wolmirstcdt. Mus. Salz- ausländischen Metallwaren, Zeitschr. f. Ethno-
log. 1902, 235.
I
•) Vgl.z.B.Waltcrnlcnburg(Kr.JcrichowI)
JahrcMchr.6, 89ff. TaL 1 1 — 13; 8, 217 ff (Taf.
«») Verhandl. 1883, 369. 438;
1885. 336 u. a. Schlemm S. 594.
1884, 113;
27. Jahres-
19. 20). 10, 19. 139 ff. Braunschw. Magazin ber. d. altmärk. Ver. (1900) S. 147 ff.
1908, 61 ; ferner Funde von Calbc a. S. (Stadt. '*) Wahrscheinlich nicht ohne ausländische
Mus. Magdeburg) und vom Petersberg bei Anregungen (Schlemm S. 4. 19(). Zeitschr.
Halle (Berlin), aus der Gegend von Halber- f.Ethnol()g.l906,313. Prähistor.Zeitschr.2,47).