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Deutsche Altertumskunde

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3. Die Urgermanen. B. Kulturverhältnisse. § U. Keramik. 93<br />

Germanen heran — die Gefäßwände farbig bemalt wurden, herrschte in<br />

Norddeutschland die primitive Technik des geometrischen Tiefstichornaments<br />

(Dreiecke, Vierecke) und der mit Weiß als Kontrastfarbe sich begnügenden<br />

Inkrustation.!) Als bescheidene Anfänge einer Tonplastik wurden Warzen<br />

und Rippen, Wülste und Henkelgriffe aufgesetzt.<br />

Im neolithischen Europa treten nun drei Stilarten eines geometrischen<br />

Ornaments 2) in der Keramik zutage: Bandornament, Spiralornament, Schnurornament.<br />

3)<br />

Im Gebiet der Megalithgräber Norddeutschlands und Skandinaviens<br />

herrscht in volkstümlich reiner Stilform das Bandornament; neben ihm<br />

spielen Spiral- und Schnurornamentik nur eine untergeordnete Gastrolle,<br />

insbesondere scheint in dieser Frühzeit die Spirale dem Geschmack der<br />

Nordländer noch nicht entsprochen zu haben (S.99f.). Während aber im Aus-<br />

land das Bandornament in ausgezogenen horizontalen und vertikalen<br />

Linien sich darstellt, ist bei den Germanen in der Regel die Linie in tiefe<br />

Furchenstiche (Stichkanäle) aufgelöst worden: es ist hier nicht nur ein<br />

linien-, sondern ein bandförmig geordnetes Stichornament. Nicht<br />

bloß durch diesen einheitlichen Ornamentstil sondert sich die Megalith-<br />

gräberkeramik ab,^) Mittel- und Süddeutschland bieten auch einen weit<br />

größeren Formenreichtum dar, aus dem nur ein dürftiger Auszug nach<br />

Norden gelangte. Die Muster, die man hier bevorzugte, sind von Süden<br />

her eingeführt worden. Als dies erfolgt und die Produktion eigenartiger<br />

Sorten in Schwang gekommen war, begann eine Ausfuhr nordischen Geschirrs<br />

auf den altbefahrenen Straßen.<br />

Von den Donauländern^) kam der älteste Repräsentant neolithischer<br />

Keramik, die sog. Bandkeramik, nach Süddeutschland. Sie wurde in der<br />

Gegend von Worms umstilisiert und so entstand zufrühst der Hinkel-<br />

steintypus neolithischer Gefäße (Taf. 2, 1—3).«) Das Geschirr ist hier rund-<br />

lich wie ein Menschenschädel oder birnenförmig, hat noch keinen aus-<br />

>) MucH, Heimat der Indogermanen * 2, 105 ff. Wilke, Arch.f. Anthropol.35(1909),<br />

S.73ff. 104ff. KossiNNA.Zeitschr.f.Ethnolog. 298. Schlemm S. 41. 488. 584. 531. 26. Ah V.<br />

1902, 166.<br />

Prähistor. Zeitschr. 1, 37; hier wird<br />

versucht, das geometrische Ornament aus<br />

der Korbflechterei abzuleiten.<br />

') Lisch, Mecklenb. Jahrb. 10 (1845), 253<br />

5, 1 . 23. 53. 201 . 275. 387. Dechelette, Manuel<br />

1 , 545 ff. E. Meyer, Geschichte des Altertums<br />

1, 2, 732.<br />

*) Zeitschr. f. Ethnolog. 1902. 260 ff. 243.<br />

Klopfleisch, Korrespondenzbl. f. Anthropol. ^) KossiNNA, Mannus 1 , 230 ff.<br />

1876,72. Vorgeschichtl. Altert. d.Prov.Sachsen «) Er führt seinen Namen nach dem be-<br />

j<br />

1,15.40. Götze, Die Gefäßformen und Orna- rühmten Monsheimer Fundort (bei Worms);<br />

mente der neolithischen schnurverzierten vgl. Koehl, Westd. Zeitschr. 22, 1 ff. Festschr.<br />

Keramik im Flußgebiet der Saale, Jena 1891<br />

vgl. Verband!. 1892, 184. 1900, 237. 259<br />

Korrespondenzbl. f. Anthropol. 1900, 133 (mit<br />

Tafel). K. Koenen, Gefäßkunde, Bonn 1895.<br />

Reinecke, Zeitschr. f. Ethnolog. 1902, 223.<br />

Koehl, Neue prähistor. Funde aus Worms<br />

und Umgebung. Festschr. 1896. Die Bandkeramik.<br />

Festschr. Worms 1903. Schmidt<br />

Zeitschr. f. Ethnolog. 1903, 438; vgl. 751.<br />

Hoernes, Jahrb. d. k. k. Zentralkommission,<br />

N.F.3(1905), Iff. SCHLiz, Zeitschr. f. Ethnolog.<br />

1906, 312; vgl. 1908, 568. Prähistor. Zeitschr.<br />

;<br />

I 1896<br />

250.<br />

Taf. 7—10. AhV. 2, Vll Taf. 1. 5,3. 203 f.<br />

Schlemm S. 238 f. Zeitschr. f. Ethnolog.<br />

1906, 325. 331 ; 1908, 568. Korrespondenzbl.<br />

f. Anthropol. 1907, 164. Arch. f. Anthropol.<br />

35, 303. Prähistor. Zeitschr. 1, 354. 2, 51 ff. —<br />

Eine jüngere Abart des Hinkelsteintypus ist<br />

in Großgartach (bei Heilbronn) gefunden<br />

(AhV. 5 Taf. 1) mit bemerkenswertem Girlandenornament<br />

(Röm.-germ. Korrespondenzbl.<br />

1909, 78 f. Prähistor. Zeitschr. 1, 356 f.<br />

2, 121 ff. 3, 238 ff.).

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