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Deutsche Altertumskunde

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3. Die Urgermanen. B. Kulturverhältnisse. § 10. Gräber und Häuser. 89<br />

und Kistengräbern verglichen, absolute Gegensätze auf.') Die mitteldeutschen<br />

Flachgräber lassen sich erst zu den nordischen Muldengräbern in geschicht-<br />

liche Beziehung setzen. 2)<br />

Die Megalithgräber sind also die besten Zeugen für die Ausbreitung<br />

jenes eigenartigen Volkstums, 3) das wir nach der Südgrenze der altertüm-<br />

lichsten Sprache Deutschlands, die fast mit der Gräbergrenze zusammenfällt,<br />

als das der Urgermanen bezeichnen. Dieses Volk siedelte mit seinen eigen-<br />

artigen Gräbern bis zu den dänischen Inseln und über Bornholm hinaus<br />

bis ins südliche Schweden; in Schonen, Hailand und Bohuslän finden die<br />

Megalithgräber ihre Nordgrenze. -*) Norwegen, das so gut wie gar keine<br />

neolithischen Gräber aufzuweisen hat, darf keinesfalls in die Urheimat der<br />

Germanen einbezogen werden.^)<br />

Auch die Häuser für die Toten haben die Neolithiker auf dem festen<br />

Baugrund des trockenen Landes (auf der Geest S. 74) errichtet. «) Überhaupt<br />

ist wohl die Topographie der Gräber der der Dörfer analog.'') In Jütland<br />

liegen oftmals die Gräber zerstreut aber zu Gruppen gesammelt an einer<br />

Furt, wo ein Wasserlauf bequem zu passieren ist; bevorzugt ist ein leichterer<br />

Sandboden auf ebenem trockenem Gelände; man hat gesehen, daß das<br />

Grab nahe beim Haus gebaut worden ist, in der Regel jedoch ist der<br />

Friedhof bis an die Grenze des Bebauten und Unbebauten hinausgeschoben,<br />

liegt aber immer außerhalb der eigentlichen FTußniederungen, der großen<br />

Wald- und Heideeinöden, in der Regel an einer Straße,») wo der Verkehr<br />

sich am leichtesten bewegte und die Toten mit den Dörfern der Lebenden<br />

in Verbindung blieben.<br />

*)Zeitschr.f.Ethnolog.l902, 164. DieSüd- Steinkisten erstrecken sich bis nach Svealand<br />

grenze der Megalithgräber wird ungefähr und Götaland herein. Seine germanischen Bevom<br />

Unterlauf der Unstrut gebildet; vgl. wohner scheint Südschweden nach der Strati-<br />

Verhandl. 1883, 470 ff.; Regel, Thüringen 2, graphie der Funde von Südwesten her über<br />

;<br />

i<br />

402.423; Zinck3, 109; Götze, Ahertümer Dänemark bekommen zu haben; allmählich<br />

Thüringens nebst archäologischer Karte, Würz- haben sie sich nach der Ostküste, nach Norden<br />

bürg 1909. und Nordosten ausgebreitet.<br />

'<br />

|<br />

'')<br />

»)<br />

Prähistor.Zeitschr.l, 195; vgl. S.85f.<br />

ViRCHOW, Verhandl. 1881, 220 f. 1892,<br />

^) Hansen, Landnäm S. 98 ff. 127 ff.<br />

GuSTAFSON, Norges oldtid S.29. 30. Mannus<br />

141 ff. MucH, Heimat der Indogermanen^ 3, 49.<br />

1<br />

;<br />

;<br />

S. 161 ff. Zeitschr. f. Ethnolog. 1902, 179 ff.<br />

Antikvar. Tidskrift f. Sverige 13 (1905), 27 ff.<br />

136ff. (mit vielen Abbildungen). L'Anthropo-<br />

«)<br />

')<br />

Zeitschr. f. Ethnolog. 1893, 111 ff.<br />

AarbOger 1904, 1 ff. 19. 21. 33. 38. 57.<br />

Nicht selten sind zwischen den auf<br />

logie 21, 1 ff. Daß an der Oder zwei ver-<br />

*)<br />

Straßenbreite voneinander entfernten Gräbern<br />

schiedene Steinzeitkulturen zusammenstießen Wegspuren nachgewiesen worden und in Jütund<br />

daß die westbaltische Steinzeit älter ist land konnte zu verschiedenen Malen ein<br />

^<br />

1<br />

als die ostbaltische, hat Tischler gezeigt heute noch befahrener Weg bis in die Stein-<br />

(Schriften d. physik.-ökonom. Gesellsch. zu<br />

Königsberg24 [1884], 113 f.); über die östlich<br />

der Oder herrschenden Grabformen vgl. Katazeit<br />

zurückverfolgt werden (Aarbeger 1904,<br />

27 ff.). Reste der von einem neolithischen<br />

Wagen herstammenden hölzernen Wagenlog<br />

der Ausstellung von 1880 S. 393 ff.; Ver- räder (aus Jütland und aus Hannover) sind<br />

handl. 1892, 151ff.; Zinck3, 108ff.;Mannus Aarbeger 1907, 75 ff. beschrieben; hochalter-<br />

2, 61. 67. tümlich sind unsere Bezeichnungen für Fuß-<br />

*) Die Küsten von Schonen sind am spur und Wagenspur (got. laists Fußspur,<br />

anord./m/'r, ags./ds^, ahd./m^ ^ Fußleisten;<br />

j<br />

\<br />

\<br />

dichtesten mit Gräbern besetzt; Montelius,<br />

Kulturgeschichte Schwedens S. 43 ff. mit Karte dazu mhd. leis, geleis, ahd. waganleisa Gleis) :<br />

S. 60; vgl. Fornvännen 1906, 53. 158. 1907, anord. leib, ags. lad, mhd. leite (Reiseweg);<br />

139.1908,27. 1909, 86. 95. 1910,1 ff. Prähistor. „Weg" bedeutet „Fahrstraße" (S. 58), all-<br />

Zeitschr.4, 195. Vereinzelt finden sich Gang- gemeiner ist „Gasse" {goi. gatwo, anord.<br />

gräber noch in Vestergötland und auf Öland; i vgl.engl./a/z^,holl.dän./flö/2.<br />

^a^a.ahd.g^az^a);

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