29.06.2013 Aufrufe

Deutsche Altertumskunde

Deutsche Altertumskunde

Deutsche Altertumskunde

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

86 I. Prähistorische Zeit. A. Urzeit.<br />

Skelette in situ ausgegraben werden konnten; die Gräber (Gruben) waren in<br />

den Boden eingesenkt und die Skelette (liegende Hocker Taf. 6, 1) mit einer<br />

pflasterartigen Steinpackung überdeckt. i) Ebenso hat man jetzt im Norden,<br />

in Schleswig-Holstein, Jütland und Schonen^), für die Toten ein mulden-<br />

förmiges Lager im Erdboden (0,30— 1,30 Meter tief) ausgeschachtet, zu-<br />

weilen noch ausgepflastert und an den Seiten mit Steinsetzung versehen;<br />

über die darin verwahrte Leiche hat man Steine und Erde geworfen; der<br />

Gipfel dieser Aufschüttung liegt aber durchschnittlich nicht mehr als 0,5 Meter<br />

über Bodenniveau, ihr Durchmesser stimmt gerne noch mit dem der älteren<br />

Anschüttungen überein (12— 15 Meter), denn ausnahmsweise findet man<br />

auch hier mehrere Gräber unter einer Decke. Die unterirdischen Mulden<br />

haben die Länge ausgewachsener Menschen; die Verstorbenen sind unverbrannt<br />

beerdigt und zwar so, daß der Kopf gen Süden oder gen Westen,<br />

die Füße gestreckt gen Norden oder gen Osten (orientiert) zu liegen kamen.<br />

Ganz überraschend sind schließlich die Spuren von Eichenplanken, die<br />

verraten, daß die Leichen innerhalb der Grabmulden tatsächlich in eine Art<br />

Holzsarg, in ausgehöhlte Eichenstämme gebettet worden sind.»)<br />

Die Grabkammern (S. 82. 84) sind auf dem urgermanischen Siedelungs-<br />

gebiet allgemein verbreitet. Man findet sie bis an die Gehänge des Haar-<br />

strang und des Harz heran, ihr Südrand trifft ungefähr mit der Grenze der<br />

norddeutschen Vergletscherung zusammen, die das unentbehrliche Baumaterial<br />

mit den erratischen Blöcken hinterlassen hat (S. 27). Weiter nach<br />

Süden herrscht ein anderer Grabritus und darum wohl auch eine andere<br />

Bevölkerung (S. 69). Neben die Megalithgräber, die in Deutschland und<br />

Skandinavien für die Urgermanen typisch sind, reihen sich nun auf einem<br />

Teilgebiet jene moderneren Grabanlagen, zunächst ohne die Grabkammern<br />

oder Grabkisten zu verdrängen. Auf dem Mittelrücken der cimbrischen<br />

Halbinsel, sowie an ihrer Westküste bürgerten sich die Muldengräber ein,<br />

die aber auch in Schweden und auf Seeland, in Mecklenburg,*) Pommern,<br />

Brandenburg und in der Altmark'') vorkommen. Es hat den Anschein, als<br />

ob das unterirdische sargförmige Einzelgrab (Plattengrab, Muldengrab) aus<br />

Mitteldeutschland nach dem germanischen Norden eingeführt worden sei,^)<br />

sich zwischen die Megalithgräber eingeschoben und das altheimische Grabhaus<br />

allmählich verdrängt habe. Zu endgültigen Neuerungen ist man im<br />

Norden aber erst in der Bronzezeit gelangt.^)<br />

]<br />

'<br />

•) Mus. f. Völkcrk. in Berlin; vgl. Götze,<br />

Vcrhandl. 1900, 237; Altertümer Thüringens<br />

1898 S. 89 ff. Steinzeitgräber der Ucl

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!