Das Gleichgewicht von Erkunden und Plädieren - Hessen
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Basismodul 1: Diagnostizieren <strong>und</strong> Beraten<br />
04. – 05. November 2005 RWS<br />
Multiplikatorenqualifizierung der Staatlichen Schulämter<br />
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<strong>Das</strong> <strong>Gleichgewicht</strong> <strong>von</strong> <strong>Erk<strong>und</strong>en</strong> <strong>und</strong> <strong>Plädieren</strong><br />
(aus: Senge, Peter M. u.a., „<strong>Das</strong> Fieldbook zur Fünften Disziplin“, 2. Aufl., Stuttgart, 1997<br />
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© Barbara Langendorf (Langendorf & Partner)<br />
Rosemarie Volkmar, Susanne Ihle <strong>und</strong> Sigrid Bruns (AfL, Abt. IV.I)<br />
Kontaktadresse: r.volkmar@afl.hessen.de
Basismodul 1: Diagnostizieren <strong>und</strong> Beraten<br />
04. – 05. November 2005 RWS<br />
Multiplikatorenqualifizierung der Staatlichen Schulämter<br />
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Protokolle für das <strong>Gleichgewicht</strong> <strong>von</strong> <strong>Erk<strong>und</strong>en</strong> <strong>und</strong> <strong>Plädieren</strong><br />
Diese Gesprächsrezepte sollen dazu beitragen, daß Menschen die Fähigkeiten erwerben,<br />
die zu einem ausgewogenen <strong>Erk<strong>und</strong>en</strong> <strong>und</strong> <strong>Plädieren</strong> erforderlich sind. Man kann jederzeit<br />
darauf zurückgreifen, wenn ein Gespräch Lernmöglichkeiten bietet – zum Beispiel wenn ein<br />
Team mit einer schwierigen Frage konfrontiert ist, die das Wissen <strong>und</strong> die Teilnahme aller<br />
Teammitglieder verlangt.<br />
1. Protokolle für ein besseres <strong>Plädieren</strong>:<br />
Machen Sie Ihren Denkprozeß sichtbar (klettern Sie die Abstraktionsleiter langsam hinauf).<br />
Was man tut<br />
Legen Sie Ihre Annahmen dar<br />
<strong>und</strong> beschreiben Sie die Daten,<br />
die zu diesen Annahmen geführt<br />
haben.<br />
Erklären Sie Ihre Annahmen.<br />
Explizieren Sie Ihre Argumen-<br />
tation.<br />
Erläutern Sie den Kontext Ihres<br />
Standpunktes: Welche Personen<br />
sind <strong>von</strong> Ihrem Vorschlag betrof-<br />
fen, wie <strong>und</strong> warum wirkt sich<br />
der Vorschlag auf sie aus.<br />
Erläutern Sie Ihren Standpunkt<br />
an Beispielen, auch wenn sie<br />
hypothetisch oder metaphorisch<br />
sind.<br />
Versuchen Sie, sich vorzustellen,<br />
wie die anderen Ihre Worte auf-<br />
fassen, während Sie sprechen.<br />
Was man sagt<br />
„Hier ist mein Standpunkt <strong>und</strong><br />
so bin ich dorthin gelangt.“<br />
„Ich habe angenommen, dass ...“<br />
„Ich habe diese Schlußfolgerung<br />
gezogen, weil ...“<br />
„Um eine klarere Vorstellung zu<br />
erhalten, versetzen Sie sich in die<br />
Rolle des K<strong>und</strong>en, der da<strong>von</strong><br />
betroffen sein wird ...“<br />
Überprüfen Sie Ihre Annahmen <strong>und</strong> Schlußfolgerungen öffentlich.<br />
Was man tut<br />
Ermutigen Sie andere, Ihr Mo-<br />
dell, Ihre Annahmen <strong>und</strong> Ihre<br />
Daten zu erforschen.<br />
Was man sagt<br />
„Was halten Sie <strong>von</strong> dem, was<br />
ich gerade gesagt habe?<br />
oder „Sehen Sie Fehler in meiner<br />
Argumentation?“ oder „Habe<br />
ich etwas außer Acht gelassen?“<br />
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Gehen Sie nicht in die Defensive,<br />
wenn Ihre Ideen in Frage gestellt<br />
werden. Wenn Sie einen wertvol-<br />
len Standpunkt vertreten, wird er<br />
durch die Überprüfung nur ge-<br />
stärkt werden.<br />
Offenbaren Sie, wo Sie sich in<br />
Ihrer Argumentation am unsi-<br />
chersten fühlen. <strong>Das</strong> macht Sie<br />
keineswegs verletzlich, sondern<br />
nimmt den Anwälten der Gegen-<br />
seite den Wind aus den Segeln<br />
<strong>und</strong> lädt zu Verbesserungsvor-<br />
schlägen ein.<br />
Auch wenn Sie plädieren: Hören<br />
Sie zu, bleiben Sie offen <strong>und</strong> er-<br />
mutigen Sie andere, abweichende<br />
Meinungen zu äußern.<br />
2. Protokolle für eine bessere Erk<strong>und</strong>ung:<br />
Basismodul 1: Diagnostizieren <strong>und</strong> Beraten<br />
04. – 05. November 2005 RWS<br />
Multiplikatorenqualifizierung der Staatlichen Schulämter<br />
„Über diesen Aspekt bin ich mir<br />
nicht ganz im klaren. Vielleicht<br />
könnten Sie mir helfen, ihn noch<br />
einmal zu durchdenken...“<br />
„Sehen Sie das anders?“<br />
Bitten Sie andere, ihre eigenen Denkprozesse sichtbar zu machen.<br />
Was man tut<br />
Führen Sie andere behutsam die<br />
Stufen der Abstraktionsleiter<br />
herunter <strong>und</strong> stellen Sie fest, wel-<br />
che Daten ihr zugr<strong>und</strong>eliegen.<br />
Vermeiden Sie eine aggressive<br />
Sprache, insbesondere bei Ge-<br />
sprächsteilnehmern, die mit die-<br />
sen Fähigkeiten nicht vertraut<br />
sind. Stellen Sie Ihre Fragen auf<br />
eine Weise, die andere nicht in<br />
die Defensive drängt <strong>und</strong> „diri-<br />
gieren Sie den Zeugen“.<br />
Decken Sie die Argumentations-<br />
führung auf. Finden Sie so viel<br />
wie möglich darüber heraus,<br />
warum die andere Person sagt,<br />
was sie sagt.<br />
Was man sagt<br />
„Was führt Sie zu dieser Schluß-<br />
folgerung?“ „Welche Daten haben<br />
Sie dafür?“ „Was veranlaßt Sie zu<br />
dieser Aussage?“<br />
Sagen Sie nicht: „Was meinen Sie<br />
damit?“ oder „Welchen Beweis<br />
haben Sie für diese Behauptung?“,<br />
sondern: „Könnten Sie diesen Punkt<br />
in Ihrer Argumentation noch einmal<br />
vertiefen, damit ich ihn besser ver-<br />
stehe?“<br />
„Welche Bedeutung hat diese<br />
Aussage?“ „Wie hängt dieser<br />
Aspekt mit Ihren anderen Über-<br />
legungen zusammen?“<br />
„Zu welcher Schlußfolgerung<br />
führt Sie das?<br />
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Erklären Sie die Gründe für Ihre<br />
Fragen, <strong>und</strong> machen Sie deutlich,<br />
wie diese Erk<strong>und</strong>ung mit Ihren<br />
eigenen Überlegungen, Hoffnun-<br />
gen <strong>und</strong> Wünschen zusammen-<br />
hängt.<br />
Basismodul 1: Diagnostizieren <strong>und</strong> Beraten<br />
04. – 05. November 2005 RWS<br />
Multiplikatorenqualifizierung der Staatlichen Schulämter<br />
„Ich frage Sie an dieser Stelle<br />
nach Ihren Annahmen, weil ...“<br />
Vergleichen Sie Ihre Annahmen mit denen der anderen Gesprächsteilnehmer.<br />
Was man tut<br />
Überprüfen Sie die Äußerungen<br />
der anderen, indem Sie um Kon-<br />
texterläuterungen oder um Bei-<br />
spiele bitten.<br />
Überprüfen Sie, ob Sie das Ge-<br />
sagte verstanden haben.<br />
Achten Sie auf mögliche neue<br />
Einsichten, die sich aus dem Ge-<br />
sagten ergeben. Konzentrieren<br />
Sie sich nicht darauf, wie Sie die<br />
Argumente des anderen ausein-<br />
anderpflücken oder ihre eigenen<br />
Argumente durchboxen könnten.<br />
Was man sagt<br />
„Welche Auswirkungen hätte Ihr<br />
Vorschlag für ...?“<br />
„Ist dies vergleichbar mit ...?“<br />
„Könnten Sie ein typisches<br />
Beispiel beschreiben?“<br />
„Verstehe ich das richtig?<br />
Sie meinen ...“<br />
3. Protokolle für die Auseinandersetzung mit Ansichten, die Sie nicht teilen:<br />
Was man tut<br />
<strong>Erk<strong>und</strong>en</strong> Sie wiederum, was die<br />
Person zu dieser Ansicht geführt<br />
hat.<br />
Überprüfen Sie, ob Sie die geäu-<br />
ßerte Ansicht wirklich verstan-<br />
den haben.<br />
Erforschen Sie den Standpunkt<br />
des anderen, hören Sie zu <strong>und</strong><br />
legen Sie Ihre eigenen Ansichten<br />
offen dar.<br />
Was man sagt<br />
„Wie sind Sie zu dieser Ansicht<br />
gelangt?“ „Stützen Sie sich auf<br />
Daten, die ich nicht berücksich-<br />
tigt habe?“<br />
„Wenn ich das richtig verstehe,<br />
meinen Sie damit, dass ...“<br />
„Haben Sie bedacht, dass ...“<br />
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Achten Sie auf die umfassendere<br />
Bedeutung, die sich aus der ehr-<br />
lichen, offenen Besprechung un-<br />
terschiedlicher mentaler Modelle<br />
ergeben kann.<br />
Nutzen Sie Ihre „linke Spalte“ als<br />
Ressource.<br />
Äußern Sie Ihre Bedenken <strong>und</strong><br />
machen Sie die Ursachen Ihrer<br />
Besorgnis deutlich.<br />
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4. Protokolle für eine festgefahrene Situation:<br />
Was man tut<br />
Geben Sie zu, daß Sie einen toten<br />
Punkt erreicht haben <strong>und</strong> analy-<br />
sieren Sie das gegenwärtige Den-<br />
ken. (Sie werden vielleicht fest-<br />
stellen, daß Sie durch die Konzen-<br />
tration auf „Daten“ ganz schnell<br />
zum Fuß der Leiter gelangen.)<br />
Suchen Sie nach Informationen,<br />
die aus der Sackgasse herausfüh-<br />
ren könnten.<br />
Fragen Sie, ob man ein gemeinsa-<br />
mes Experiment oder einen<br />
neuen Erk<strong>und</strong>ungsprozeß durch-<br />
führen könnte, um neue Infor-<br />
mationen zu erhalten.<br />
Hören Sie allen Vorschlägen so<br />
aufmerksam zu, als würden Sie<br />
zum ersten Mal da<strong>von</strong> hören.<br />
Betrachten Sie die mentalen Mo-<br />
delle aller Teilnehmer, als wären<br />
es Teile eines größeren Puzzles.<br />
Fragen Sie die anderen Teilneh-<br />
mer, welche Daten oder logi-<br />
schen Folgerungen ihre Ansich-<br />
ten ändern könnten.<br />
„Wenn Sie das-<strong>und</strong>-das sagen,<br />
befürchte ich, daß Sie damit das-<br />
<strong>und</strong>-das meinen ...“<br />
„Es fällt mir schwer, diesen Punkt<br />
nachzuvollziehen, weil ich denke ...“<br />
Was man sagt<br />
„Was wissen wir mit Bestimmt-<br />
heit? Welche Daten stehen uns<br />
zur Verfügung?“<br />
„Was halten wir intuitiv für rich-<br />
tig, ohne es bislang mit Daten<br />
untermauern zu können?“<br />
„Was wissen wir nicht?“<br />
„Was können wir nicht wissen?“<br />
„Über welche Punkte sind wir<br />
uns einig, <strong>und</strong> wo sind wir<br />
geteilter Meinung?“<br />
„Gehen wir <strong>von</strong> ganz unter-<br />
schiedlichen Gr<strong>und</strong>annahmen<br />
aus? Worauf beruhen sie?“<br />
„Was müßte geschehen, damit<br />
Sie die Alternative ernsthaft in<br />
Betracht ziehen würden?`“<br />
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Bitten Sie die Gruppenmitglieder<br />
um Unterstützung, damit Sie die<br />
Situation gemeinsam verbessern<br />
können.<br />
Lassen Sie die Diskussion nicht<br />
damit enden, daß man sich „auf<br />
verschiedene Standpunkte<br />
einigt“.<br />
Halten Sie nach Möglichkeit kein<br />
Plädoyer für Ihren „Fall“, wenn<br />
ein anderer Teilnehmer gerade<br />
seinen abweichenden Stand-<br />
punkt erläutert.<br />
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04. – 05. November 2005 RWS<br />
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Notizen<br />
„Anscheinend stecken wir in<br />
einer Sackgasse, <strong>und</strong> ich fürchte,<br />
daß wir schließlich auseinander-<br />
gehen, ohne zu einem tieferen<br />
Verständnis gelangt zu sein. Ha-<br />
ben Sie irgendwelche Vorschläge,<br />
die zu einer Klärung unseres<br />
Denkens beitragen könnten?“<br />
„Ich verstehe nicht, welche An-<br />
nahmen unseren Meinungsver-<br />
schiedenheiten zugr<strong>und</strong>e liegen.“<br />
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Die Abstraktionsleiter<br />
Zusammengestellt <strong>von</strong> Barbara Langendorf, Langendorf & Partner<br />
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