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I. Analyse und Zusammenfassung der Forschungen zum gewählten ...

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SEMANTISCHE INTUITIONEN ALS LINGUISTISCHE DATEN<br />

I. <strong>Analyse</strong> <strong>und</strong> <strong>Zusammenfassung</strong> <strong>der</strong> <strong>Forschungen</strong> <strong>zum</strong> <strong>gewählten</strong> Forschungsthema<br />

in <strong>der</strong> internationalen Fachliteratur<br />

Einleitung<br />

Der Gegenstand unseres Forschungsprojekts ist die Untersuchung von verschiedenen lexi-<br />

kalisch-semantischen Intuitionen bzw. <strong>der</strong>en Quellen. Dieses Thema gehört in das breitere<br />

Themengebiet des linguistischen Datenproblems, <strong>und</strong> stellt ein solches Teilgebiet des letzte-<br />

ren dar, welches in <strong>der</strong> internationalen Fachliteratur bislang vergleichsweise wenig beachtet<br />

worden ist. Bevor wir beginnen, unsere unmittelbaren Themen — die primäre Bedeutung,<br />

Metaphorizität, Metonymizität <strong>und</strong> lexikalische Zugriffsprozesse — zu erörtern, halten wir es<br />

deshalb für angebracht, das linguistische Datenproblem in einem breiteren Kontext kurz vor-<br />

zustellen.<br />

Das linguistische Datenproblem<br />

Das sogenannte Datenproblem, d. h. die Problematik, welche Daten ein Forscher benutzen<br />

soll bzw. benutzen darf, um seine Hypothesen zu untermauern, ist ein sehr aktuelles, aller-<br />

dings ungleichmäßig aufgearbeitetes Gebiet <strong>der</strong> theoretischen Linguistik unserer Zeit. Ob-<br />

wohl dieses Problem für das gesamte Spektrum <strong>der</strong> Linguistik relevant ist, ist ihm bisher vor<br />

allem in <strong>der</strong> Syntax beson<strong>der</strong>s große Beachtung geschenkt worden.<br />

Das Datenproblem wurde schon zur Zeit <strong>der</strong> Geburt <strong>der</strong> theoretischen Linguistik, in den<br />

60er Jahren formuliert. Die Vertreter <strong>der</strong> generativen Schule, unter an<strong>der</strong>em auch Chomsky<br />

selbst, haben dafür Stellung genommen, dass Daten, die durch sprachliche Intuition gewonnen<br />

worden sind, unbedingt Vorrang vor den sogenannten empirischen Daten haben. Wir verwen-<br />

den den Ausdruck „empirische Daten” in <strong>der</strong> Weise, wie das in <strong>der</strong> heutigen Linguistik üblich<br />

ist, nämlich für in <strong>der</strong> Rede beobachtete, in Textkorpora gef<strong>und</strong>ene, sowie in Interviews ge-<br />

wonnene Daten. Diese Daten waren die Hauptquelle <strong>der</strong> herkömmlichen philologischen Stu-<br />

dien. Aus <strong>der</strong> zugr<strong>und</strong>e liegenden Sprachauffassung <strong>der</strong> generativen Schule folgt jedoch<br />

zwingend die Priorität <strong>der</strong> durch sprachliche Intuition gewonnenen Daten:<br />

Die empirisch beobachtbare Rede (die Performanz) spiegelt die mentale grammatische<br />

Kompetenz <strong>der</strong> Sprecher nicht getreu wi<strong>der</strong>. Die Performanz wird nämlich neben den


grammatischen Regeln durch sonstige psychologische Faktoren, <strong>und</strong> zwar vor allem<br />

Aufmerksamkeit <strong>und</strong> Gedächtnis, bedeutend beeinflusst. Folglich enthalten die empiri-<br />

schen Quellen (beson<strong>der</strong>s die gesprochene Rede) zahlreiche sog. Performanzfehler, was<br />

solche Äußerungen für die theoretische Linguistik von vornherein nutzlos macht.<br />

Um die Reichweite <strong>der</strong> Grammatik zu ermitteln, reicht es nicht aus, nur das zu untersu-<br />

chen, was in <strong>der</strong> Sprache zulässig ist; ihre Grenzen müssen auch aufgedeckt werden,<br />

was allein auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage von (positiven) beobachteten Daten nicht möglich ist. Da-<br />

zu ist auch die <strong>Analyse</strong> von negativen, die Grammatik verletzenden Strukturen erfor<strong>der</strong>-<br />

lich, sowie <strong>der</strong> Vergleich von diesen mit grammatischen Strukturen.<br />

Der Weg <strong>der</strong> Theoriebildung ist nach dem Vorbild <strong>der</strong> Naturwissenschaften <strong>und</strong> <strong>der</strong> ex-<br />

perimentellen Sozialwissenschaften deduktiv. Das heißt, <strong>der</strong> Erkenntnisgewinn wird<br />

nicht durch die Untersuchung von zufällig gef<strong>und</strong>enen Daten realisiert (d.h. induktiv),<br />

son<strong>der</strong>n die wissenschaftliche Theorie bestimmt gewisse (positive <strong>und</strong> negative) Vor-<br />

hersagen, auf <strong>der</strong>en Gr<strong>und</strong>lage die Adäquatheit <strong>der</strong> Theorie überprüfbar ist. Die vorher-<br />

gesagten Phänomene sind jedoch selbst im Fall einer positiven Vorhersage oft außeror-<br />

dentlich schwierig mit empirischen Daten zu belegen, <strong>und</strong> im Fall von negativen Vor-<br />

hersagen ist das prinzipiell logisch unmöglich.<br />

Obwohl das Datenproblem vor allem innerhalb <strong>der</strong> generativen Schule artikuliert wurde,<br />

bot es zugleich eine Gelegenheit auch für an<strong>der</strong>e Schulen (beson<strong>der</strong>s für die sich <strong>der</strong>zeit for-<br />

mende labovsche Soziolinguistik) kritische Bemerkungen gegenüber den methodologischen<br />

Prinzipien des Generativismus zu formulieren. Wir können auf diese Linie <strong>der</strong> Diskussionen<br />

um das Datenproblem nicht ausführlicher eingehen, deshalb skizzieren wir nur kurz die wich-<br />

tigsten Gegenargumente:<br />

Gr<strong>und</strong>legende Vorbehalte wurden gegenüber den Idealisierungen formuliert, die im<br />

Mittelpunkt des Generativismus stehen, nämlich vor allem gegenüber <strong>der</strong> Idee <strong>der</strong> ein-<br />

heitlichen Sprachgemeinschaft, dem idealen Sprecher, <strong>der</strong> vollkommen im Besitz <strong>der</strong><br />

Sprache ist, sowie <strong>der</strong> Annahme <strong>der</strong> scharfen Trennbarkeit von Kompetenz <strong>und</strong> Perfor-<br />

manz.<br />

Es hat sich herausgestellt, dass viele Grammatikalitätsurteile von Linguisten nicht im<br />

Einklang stehen mit den Urteilen <strong>der</strong> Mehrheit <strong>der</strong> Sprecher (vgl. Spencer 1973). Dar-<br />

über hinaus hat man beobachtet, dass <strong>der</strong> Linguist auch unbewusst einen Drang dazu<br />

empfindet, Grammatikalitätsurteile zu fällen, welche die eigene Theorie untermauern.


Da Grammatikalitätsurteile nicht intersubjektiv überprüfbar sind, tauchten starke Zwei-<br />

fel gegenüber ihrer Verlässlichkeit auf.<br />

Die Diskussionen im Zusammenhang mit dem Datenproblem durchzogen die Linguistik<br />

<strong>der</strong> 60er <strong>und</strong> 70er Jahre, aber sie führten zu keinem beruhigenden Ergebnis. Gegen Ende <strong>der</strong><br />

70er Jahre wurde klar, dass die Gegenargumente <strong>der</strong> Gegner <strong>der</strong> intuitiven Daten teilweise<br />

zwar durchaus berechtigt sind, aber dass es für Daten dieser Art dennoch keine Alternativen<br />

gibt. Es ist auch nicht gelungen, Verfahren zu finden, die die Verwendung von intuitiven Ur-<br />

teilen verlässlicher machten (die Rezeption von Quirk/Svartvik 1966 <strong>und</strong> Greenbaum/Quirk<br />

1970 illustriert das überzeugend).<br />

Die Diskussion um die Daten wurde erst in <strong>der</strong> zweiten Hälfte <strong>der</strong> 90er Jahre wie<strong>der</strong> er-<br />

neuert, was vor allem drei, voneinan<strong>der</strong> gr<strong>und</strong>sätzlich unabhängigen Faktoren zu verdanken<br />

ist: einem technisch-methodologischen, einem wissenschaftssoziologischen <strong>und</strong> einem<br />

sprachtheoretischen.<br />

1. Das früher formulierte Gegenargument gegenüber den empirischen Daten, dass Text-<br />

korpora nicht, o<strong>der</strong> nur in geringem Maße repräsentativ für die jeweilige Sprache sind,<br />

<strong>und</strong> dass deshalb aus ihnen keine weitreichenden Konsequenzen die Grammatik betref-<br />

fend zu ziehen sind, wurde durch das Erscheinen von riesigen Computerkorpora ge-<br />

schwächt. Die mehrere 100 Millionen Textwörter umfassenden Korpora, die ab Beginn<br />

<strong>der</strong> 90er Jahre allen Interessierten zugänglich geworden sind, enthalten nämlich etwa<br />

soviel sprachliches Material, wie viel ein durchschnittlicher Sprecher in seinem ganzen<br />

Leben insgesamt begegnet. So steht die Repräsentativität dieser Korpora außer Zweifel,<br />

<strong>zum</strong>indest was die grammatischen Regeln einer Sprache <strong>und</strong> den Wortschatz betrifft<br />

(im Gegensatz zu früheren Korpora, die Textwörter in einer Größenordnung von<br />

100000 o<strong>der</strong> höchstens einigen Millionen enthielten).<br />

2. Durch den Fortschritt auf dem Gebiet <strong>der</strong> methodologischen <strong>und</strong> technischen Gr<strong>und</strong>la-<br />

gen <strong>der</strong> empirischen Forschung ist ein neuer unabhängiger Zweig <strong>der</strong> Linguistik, die<br />

sogenannte empirische Linguistik entstanden. Sie hat bestimmte wichtige Fragen des<br />

Datenproblems erneut gestellt <strong>und</strong> teilweise neue Antworten für sie vorgeschlagen. Be-<br />

son<strong>der</strong>s wichtig ist in dieser Hinsicht die Arbeit von Wayne Cowart <strong>und</strong> seinem Schüler<br />

Carson Schütze. Das 1996 erschienene Buch von Schütze entfachte eine neue Diskussi-<br />

on über die Datenproblematik <strong>und</strong> wurde zugleich eines ihrer Gr<strong>und</strong>werke.


3. Auch innerhalb <strong>der</strong> theoretischen Linguistik ist <strong>der</strong> Anspruch auf die Klärung <strong>der</strong> Fra-<br />

gen im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Verlässlichkeit <strong>der</strong> intuitiven Daten erneut erhoben<br />

worden. Der Gr<strong>und</strong> dafür ist, dass sich im Zusammenhang mit zahlreichen linguisti-<br />

schen, beson<strong>der</strong>s syntaktischen Phänomenen eine eigenartige Situation entwickelt hat.<br />

Die Theorien, die in den 80er <strong>und</strong> 90er Jahren formuliert wurden, entstanden nämlich<br />

auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> Datenmenge, die die intensive Forschung <strong>der</strong> vergangenen 25<br />

Jahre aufgedeckt hat, <strong>und</strong> über <strong>der</strong>en Beurteilung sich ein weitreichen<strong>der</strong> Konsens her-<br />

ausgebildet hat. Während die miteinan<strong>der</strong> konkurrierenden Theorien über diese wohl<br />

bekannten Phänomene deshalb selbstverständlich gleiche empirische Behauptungen<br />

formulierten <strong>und</strong> auch heute noch formulieren, kann die Frage, welche Theorie adäquat<br />

ist, nur auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage von solchen Daten entschieden werden, <strong>der</strong>en Status außeror-<br />

dentlich unsicher ist. Es handelt sich nämlich um marginale, in <strong>der</strong> tatsächlichen<br />

Sprachverwendung kaum vorkommende Daten, bei denen die Frage nicht die ist, ob sie<br />

grammatisch sind o<strong>der</strong> nicht, son<strong>der</strong>n die, welche von zahlreichen mehr o<strong>der</strong> weniger<br />

schlechten Alternativen die bessere o<strong>der</strong> weniger gute ist (vgl. z.B. Keller 2000). Das<br />

Problem ist, dass die Forscher die fraglichen Daten oft nicht übereinstimmend beurtei-<br />

len. Folglich wird es unmöglich zu entscheiden, ob die empirischen Hypothesen <strong>der</strong> ei-<br />

nen o<strong>der</strong> <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Theorie <strong>der</strong> Realität entsprechen, d. h. welche Theorie die adäqua-<br />

te ist. Diese Situation kann die weitere Forschung langfristig stark behin<strong>der</strong>n, beson<strong>der</strong>s<br />

in bestimmten beson<strong>der</strong>s problematischen Bereichen, wie etwa in <strong>der</strong> Bindungstheorie.<br />

Die genannten Faktoren haben dazu geführt, dass das Datenproblem zu einem <strong>der</strong> aktuells-<br />

ten Themen <strong>der</strong> heutigen Linguistik geworden ist, das an mehreren bedeutenden Forschungs-<br />

instituten intensiv behandelt wird. Erwähnt werden müssen die Universitäten Tübingen <strong>und</strong><br />

Potsdam, sowie die University of Pennsylvania. Die Linguisten dieser drei Institutionen ko-<br />

operieren auch eng miteinan<strong>der</strong>.<br />

DIE LITERATUR DES DATENPROBLEMS<br />

Über die klassische Diskussion <strong>zum</strong> allgemeinen Datenproblem, <strong>der</strong>en wichtigste Frage-<br />

stellungen <strong>und</strong> den vorgeschlagenen Antworten gibt Bergenholtz/Mugdan (1991) eine gute<br />

<strong>Zusammenfassung</strong>. Viel ausführlicher sind die Werke Schütze (1996) <strong>und</strong> Cowart (1997), die<br />

sich allerdings vor allem mit Grammatikalitätsurteilen <strong>und</strong> allgemeinen wissenschaftstheoreti-<br />

schen-methodologischen Fragestellungen befassen. Diese Werke enthalten ausführliche Bib-


liographien zur Thematik, auf <strong>der</strong>en einzelne Einträge wir hier selbstverständlich nicht einge-<br />

hen können.<br />

Im Zusammenhang mit <strong>der</strong> empirischen Linguistik im allgemeinen ist die Reihe Edinburgh<br />

Textbooks in Empirical Linguistics zu erwähnen. Die Bände dieser Reihe (z. B. McEne-<br />

ry/Wilson 1996, Ooi 1998) besprechen ziemlich ausführlich die Rolle <strong>der</strong> Korpora <strong>und</strong> ihre<br />

Verwendbarkeit in <strong>der</strong> Linguistik <strong>und</strong> enthalten auch ausführliche Bibliographien <strong>der</strong> jeweils<br />

behandelten Gebiete.<br />

Über die Rolle des Datenproblems in <strong>der</strong> heutigen Linguistik enthält Reis (1998) eine viel-<br />

seitige <strong>und</strong> pointierte <strong>Zusammenfassung</strong>. Diese Arbeit ist vor allem deswegen interessant,<br />

weil sie die auftauchenden theoretischen Fragen in konkrete Forschungsaufgaben übersetzt.<br />

Der Son<strong>der</strong>forschungsbereich 441, <strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage von Reis (1998) entstanden ist, ist<br />

die international vielleicht wichtigste Institution für die Erforschung des Datenproblems. Die<br />

Ergebnisse <strong>der</strong> <strong>Forschungen</strong> werden in den Ergebnisberichten des SFBs zusammengefasst<br />

(Reis 2001).<br />

Begriff <strong>und</strong> Typen von semantischen Intuitionen<br />

Semantische Intuitionen werden solche intuitive sprachliche Urteile genannt, welche die<br />

semantische Akzeptabilität <strong>und</strong> Struktur von Wörtern <strong>und</strong> Sätzen betreffen, sowie ihre seman-<br />

tischen Beziehungen zu an<strong>der</strong>en Wörtern <strong>und</strong> Sätzen. (Den Begriff <strong>der</strong> intuitiven sprachlichen<br />

Urteile können wir hier nicht erläutern, vgl. dazu Pafel 1997, 2001.)<br />

Semantische Intuitionen unterscheiden sich demnach nur hinsichtlich ihres Gegenstands<br />

von den bekannteren syntaktischen Intuitionen. Man kann mehrere Arten von semantischen<br />

Intuitionen unterscheiden, wie das auch auf dem Gebiet <strong>der</strong> syntaktischen <strong>der</strong> Fall ist. Einige<br />

bedeuten<strong>der</strong>e erwähnen wir im folgenden, ohne sie ausführlicher zu behandeln (die unter II.<br />

ausführlich vorzustellenden Intuitionen werden hier nicht erwähnt):<br />

1. Semantische strukturelle Ambiguität. Einer Reihe von Lauten können oft mehrere<br />

semantische Glie<strong>der</strong>ungen zugeordnet werden, <strong>und</strong> so kann die Lautreihe verschiedene<br />

Bedeutungen ausdrücken. Dadurch werden sich ihre Wahrheitsbedingungen bzw. ihre<br />

Akzeptabilität in bestimmten Kontexten unterscheiden. So ist z. B. <strong>der</strong> Satz Peter hat<br />

seiner Cousine rote Rosen <strong>und</strong> Tulpen gekauft. mehrdeutig, je nachdem, ob das Attribut<br />

rot das Substantiv Rosen o<strong>der</strong> die komplexe NP Rosen <strong>und</strong> Tulpen modifiziert. Nach<br />

dem Prinzip <strong>der</strong> Kompositionalität erscheint eine <strong>der</strong>artige Variation immer dann, wenn<br />

einer Lautreihe mehrere verschiedene syntaktische <strong>Analyse</strong>n zugeordnet werden kön-<br />

nen.


2. Semantische Akzeptabilität. Der Status <strong>der</strong> semantischen Akzeptabilitätsurteile ist e-<br />

benso unsicher, wie <strong>der</strong> <strong>der</strong> syntaktischen. Schon die Trennung von syntaktischer <strong>und</strong><br />

semantischer Akzeptabilität stellt ein Problem dar. Die Fachliteratur stellt Verfahren<br />

vor, mit <strong>der</strong>en Hilfe man einigermaßen verlässlich <strong>und</strong> mit <strong>der</strong> Intuition <strong>zum</strong>eist über-<br />

einstimmend syntaktische <strong>und</strong> semantische Inakzeptabilität voneinan<strong>der</strong> unterscheiden<br />

kann (Lyons 1977), aber diese Verfahren sind lediglich praktische Hilfsmittel <strong>und</strong> keine<br />

prinzipiell wohl motivierten Methoden.<br />

Die Fachliteratur kennt verschiedene Typen <strong>der</strong> semantischen Inakzeptabilität (Cruse<br />

1986), die schwer voneinan<strong>der</strong> abzugrenzen sind. Ebenso wie es syntaktisch seltsame,<br />

aber vollkommen korrekt geformte Sätze gibt, lässt sich eine analoge Situation auch in<br />

<strong>der</strong> Semantik beobachten. Der Satz Das Krokodil rauchte eine Zigarette. ist zwar se-<br />

mantisch fehlerfrei, bezieht sich aber auf eine ungewöhnliche Situation, <strong>und</strong> ist deshalb<br />

seltsam. Demgegenüber finden wir in dem Satz *Das Mädchen versammelt sich. eine<br />

echte semantische Inakzeptabilität, da die Bedeutung des Subjekts sich nicht mit <strong>der</strong><br />

Bedeutung des Prädikats verträgt.<br />

Das sog. Zeugmaurteil ist ein interessantes semantisches Urteil, das in einer gewissen<br />

Beziehung mit <strong>der</strong> semantischen Akzeptabilität steht. Wir sprechen von einem Zeugma,<br />

wenn ein Wortvorkommen in einem größeren Ausdruck zwei- o<strong>der</strong> mehrfach unter-<br />

schiedlich interpretiert werden müsste, <strong>und</strong> <strong>der</strong> Satz dadurch semantisch abweichend<br />

wird. So finden wir z. B. ein Zeugma in dem Satz ? Da Peter von <strong>der</strong> Zeitung entlassen<br />

worden ist, liest er sie nicht mehr.<br />

3. Semantische Relationen. Unter semantischen Relationen verstehen wir die seit langem<br />

bekannten, von John Lyons (1963) kodifizierten Beziehungen wie Synonymie, Anto-<br />

nymie <strong>und</strong> Hyponymie. Während die semantische Ambiguität <strong>und</strong> die semantische Ak-<br />

zeptabilität sich nur auf sprachliche Strukturebenen beschränkt, <strong>der</strong>en Elemente größer<br />

sind als das elementare Wort, finden wir semantische Relationen nicht nur unter Sätzen<br />

<strong>und</strong> an<strong>der</strong>en Strukturen, die größer sind als das Wort, son<strong>der</strong>n auch unter den Wörtern<br />

selbst. Bestimmte Relationen, wie die Bedeutungsgleichheit o<strong>der</strong> Synonymie, sind so-<br />

wohl unter Sätzen als auch unter Wörtern interpretierbar, an<strong>der</strong>e nur unter Sätzen (wie<br />

z. B. die Kontradiktion), <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e wie<strong>der</strong>um nur unter Wörtern (z. B. die Meronymie,<br />

d. h. die Teil-Ganzes-Beziehung). Semantische Relationen werden von Cruse (1986)<br />

ausführlich erörtert.


In <strong>der</strong> Semantik hat die Intuition über die Folgerelation einen beson<strong>der</strong>en Stellenwert:<br />

Sprecher können beurteilen, ob aus einem Satz A ein Satz B folgt, d. h. wenn Satz A<br />

wahr ist, ob Satz B notwendigerweise auch wahr sein muss.<br />

4. Wahrheitsbedingungen. Sprecher können bei jedem beliebigen wohl geformten Dekla-<br />

rativsatz beurteilen, welche Bedingungen in <strong>der</strong> Welt erfüllt sein müssen, damit <strong>der</strong> Satz<br />

wahr ist. Mit an<strong>der</strong>en Worten, wenn <strong>der</strong> Sprecher die relevanten Tatsachen kennt, kann<br />

er beurteilen, ob ein gegebener Satz in einer gegebenen Situation wahr ist o<strong>der</strong> falsch,<br />

o<strong>der</strong> womöglich we<strong>der</strong> das eine, noch das an<strong>der</strong>e.<br />

5. Koreferenz. Sprecher können beurteilen, ob ein bestimmtes Pronomen die gleiche Re-<br />

ferenz haben kann wie eine an<strong>der</strong>e Nominalphrase in dem vorliegenden Satz (o<strong>der</strong><br />

Text). Obwohl nach <strong>der</strong> am weitesten verbreiteten Meinung die Quelle dieses Phäno-<br />

mens in <strong>der</strong> Syntax zu suchen ist, ist die Intuition selbst semantischer Art, indem sie<br />

sich auf die Referenz eines sprachlichen Zeichens bezieht.<br />

6. Skopus. Sprecher haben mehr o<strong>der</strong> weniger feste Vorstellungen darüber, in welcher<br />

Beziehung zwei Quantoren eines Satzes zueinan<strong>der</strong> stehen, d. h. welcher einen größeren<br />

Skopus besitzt.<br />

7. Prototypikalität. Sprecher sind in <strong>der</strong> Lage, eine Reihenfolge unter verschiedenen Ob-<br />

jekten herzustellen, die in die Extension eines Ausdrucks fallen, nach dem Gesichts-<br />

punkt, wie typische Vertreter <strong>der</strong> durch den Ausdruck genannten Kategorie die jeweili-<br />

gen Objekte sind. So können sie z. B. den Stuhl, das Bett, den Schrank, die Badewanne,<br />

den Teppich usw. danach charakterisieren, wie zentrale, wie typische Vertreter <strong>der</strong> Ka-<br />

tegorie <strong>der</strong> Möbel die jeweiligen Objekte sind.<br />

Diese keineswegs vollständige, son<strong>der</strong>n lediglich dem Zweck <strong>der</strong> Illustration dienende<br />

Aufzählung zeigt deutlich, auf wie viele verschiedene semantische Intuitionen sich die lingu-<br />

istische Forschung stützt, <strong>und</strong> wie bedeutend sie sind. Wir müssen die Tatsache betonen, dass<br />

sich verhältnismäßig wenige Forscher mit semantischen Intuitionen auseinan<strong>der</strong>gesetzt haben,<br />

während von syntaktischen Intuitionen eine umfangreiche Literatur handelt. Es wurde beson-<br />

<strong>der</strong>s in <strong>der</strong> lexikalischen Semantik versucht, Tests zu entwickeln, welche das Treffen von se-<br />

mantischen Urteilen erleichtern bzw. teilweise zu mechanischen Aufgaben vereinfachen. Die<br />

Frage wurde allerdings kaum gestellt, worauf sich die einfachen, durch Tests nicht gestützten<br />

Urteile sich überhaupt beziehen, bzw. was ihre Quellen sind. Es wurde auch nicht untersucht,<br />

wie zuverlässig die verschiedenen Typen von Intuitionen sind, wie leicht sie zu beeinflussen<br />

sind, <strong>und</strong> wie einheitlich die Urteile von verschiedenen Sprechern sind.


Im Zusammenhang damit, wie unsicher die Beurteilung <strong>der</strong> Zuverlässigkeit von semanti-<br />

schen Urteilen ist, sei eine gr<strong>und</strong>legende methodologische Argumentation von Cruse (1986)<br />

erwähnt, die wir in dieser Hinsicht als ziemlich lehrreich betrachten. Cruse baut seine lexika-<br />

lische Semantik so auf, dass er die Bedeutung von Wörtern nie isoliert, son<strong>der</strong>n immer in<br />

Kontexte, meistens in Satzkontexte eingebettet untersucht. Dies begründet er damit, dass wir<br />

die Wahrheitsbedingungen <strong>und</strong> die Akzeptabilität von Sätzen, sowie die Beziehungen unter<br />

Sätzen weitaus zuverlässiger beurteilen können, als die semantischen Beziehungen unter Wör-<br />

tern direkt. Diese Behauptung begründet Cruse wie<strong>der</strong>um dadurch, dass wir nicht in Worten,<br />

son<strong>der</strong>n in Sätzen sprechen, <strong>und</strong> so sichere Intuitionen über die Bedeutungen von Sätzen ha-<br />

ben, aber keine über die Bedeutungen von Wörtern. Obwohl die Feststellung, dass wir in Sät-<br />

zen sprechen, trivial wahr ist, stehen die genannten Folgerungen, die Cruse aus ihr ableitet, in<br />

überhaupt keiner wie auch immer gearteten logischen Beziehung zu dieser Feststellung o<strong>der</strong><br />

zueinan<strong>der</strong>.<br />

Dieses Beispiel deutet darauf hin, dass die Forscher nur sehr vage Vermutungen über den<br />

Status <strong>der</strong> semantischen Intuitionen besitzen, obwohl diesbezügliche sichere Kenntnisse not-<br />

wendig wären bei dem Treffen von methodologischen <strong>und</strong> theoretischen Entscheidungen, die<br />

von zentraler Bedeutung sind.<br />

Es ist zu erwähnen, dass in <strong>der</strong> neueren Forschung diese traditionell vernachlässigten Fra-<br />

gen auch an <strong>der</strong> Tagesordnung stehen. So lässt sich <strong>der</strong> Forschungsansatz von Pafel <strong>und</strong> sei-<br />

nen Mitarbeitern als beson<strong>der</strong>s wichtig bewerten, <strong>der</strong> sich die Untersuchung von Intuitionen<br />

<strong>zum</strong> Quantorenskopus, <strong>und</strong> insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong>en Zuverlässigkeit <strong>zum</strong> Ziel gesetzt hat.<br />

DIE LITERATUR DER SEMANTISCHEN INTUITIONEN<br />

Wie wir schon erwähnt haben, hat sich die Fachliteratur im Verhältnis zur Wichtigkeit des<br />

Phänomens nur mit auffallend geringer Intensität mit semantischen Intuitionen befasst. Man<br />

findet <strong>zum</strong> Problemkreis zahlreiche Bemerkungen in Lyons (1977), obwohl nicht diese Frage<br />

im Mittelpunkt dieses Werks steht. Das Buch Cruse (1986) enthält die umfassendste Typolo-<br />

gie <strong>der</strong> lexikalisch-semantischen Intuitionen <strong>und</strong> reflektiert auch allgemein ausführlich auf<br />

seine Daten.<br />

Die Zuverlässigkeit von sog. semantischen Tests, die das Fällen von semantischen Urteilen<br />

erleichtern sollen, wurde in <strong>der</strong> Literatur behandelt, wenn auch nur verstreut <strong>und</strong> auf <strong>der</strong> Ebe-<br />

ne von sporadischen Bemerkungen. Eine Ausnahme bildet <strong>der</strong> klassische Aufsatz Zwi-<br />

cky/Sadock (1975), sowie auch Cruse (1986).


Von den semantischen Intuitionen wurden im letzten Jahrzehnt allein die den Quanto-<br />

renskopus betreffenden ausführlicher untersucht: Tunstall (1998) <strong>und</strong> Pafel (2001) sind hier<br />

hervorzuheben.<br />

Die Prototypikalitätsintuitionen sind <strong>der</strong> Gegenstand einer umfangreichen Fachliteratur<br />

(die klassischen Werke sind Rosch 1976, 1977), die vor allem die psychologischen Fragen <strong>der</strong><br />

Begriffsbildung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Kategorisierung erforschen, <strong>der</strong>en Relevanz für die Linguistik aller-<br />

dings umstritten ist (vgl. Kiefer 2000).<br />

In <strong>der</strong> kognitiven Semantik wurden nach unseren Kenntnissen nur im Zusammenhang mit<br />

Intuitionen zu metaphorischen Ausdrücken bedeuten<strong>der</strong>e Untersuchungen angestellt, diese<br />

werden im Abschnitt II. behandelt.<br />

Es ist uns überhaupt nicht bekannt, dass in <strong>der</strong> formalen Semantik auf das Datenproblem<br />

ernsthaft reflektiert worden wäre.


II. Thema <strong>und</strong> Zielsetzung des Projekts<br />

Im Rahmen unseres Forschungsprojektes wollen wir uns innerhalb des allgemeinen Be-<br />

reichs <strong>der</strong> semantischen Intuitionen mit zwei lexikalisch-semantischen Intuitionen beschäfti-<br />

gen. Peth geht <strong>der</strong> Frage nach, durch welche Eigenschaften die Intuitionen über die primäre<br />

Bedeutung <strong>der</strong> Wörter charakterisiert werden können bzw. worauf diese Intuitionen zurückzu-<br />

führen sind. Csatár setzt sich <strong>zum</strong> Ziel, die von <strong>der</strong> aktuellen kognitiven Metapherntheorie<br />

vorgeschlagenen Kriterien zur Erkennung <strong>der</strong> Metaphern <strong>und</strong> Metonymien bzw. zu <strong>der</strong>en<br />

Unterscheidung zu überprüfen.<br />

Obwohl die Intuition bezüglich des primären Charakters von Wortbedeutungen, sowie Me-<br />

taphorizitäts- <strong>und</strong> Metonymizitätsurteile die wichtigsten Datenquellen <strong>der</strong> kognitiven lexikali-<br />

schen Semantik sind, werden sie von <strong>der</strong> Fachliteratur offenbar einfach als gegeben betrach-<br />

tet. Es wird nicht über sie reflektiert, <strong>und</strong> es wird we<strong>der</strong> hinterfragt, auf welcher Gr<strong>und</strong>lage<br />

die Sprecher solche Urteile fällen, noch wie zuverlässig die Urteile sind. Vorrangiges Ziel<br />

unseres Projektes besteht darin, uns mit diesen Fragen auseinan<strong>der</strong> zu setzen.<br />

Die Literatur reflektiert nicht über sie, <strong>und</strong> behandelt we<strong>der</strong> die Frage, auf welcher Gr<strong>und</strong>-<br />

lage die Sprecher diese Entscheidungen fällen, noch inwieweit diese Intuitionen zuverlässig<br />

sind. Vorrangiges Ziel unseres Projektes besteht darin, uns mit diesen Fragen auseinan<strong>der</strong> zu<br />

setzen.<br />

Während Peth <strong>und</strong> Csatár daher gr<strong>und</strong>sätzlich einer metalinguistischen Problemstellung<br />

nachgehen, ist das Thema von Farkas <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Metasprache zuzuordnen, d. h. sie fragt<br />

nicht direkt nach den Quellen von Intuitionen. Sie will anhand von Experimenten untersu-<br />

chen, wie Sprachenlerner bei <strong>der</strong> Verarbeitung fremdsprachlicher Texte auf die Bedeutungen<br />

einzelner Wörter zugreifen. Diese experimentellen Untersuchungen verfolgen also ihre eige-<br />

nen Ziele, aber sie dienen zugleich als eine wesentliche Datenquelle für die beiden an<strong>der</strong>en<br />

Forschungsthemen, neben dem ebenfalls zu erstellenden Beispielkorpus <strong>und</strong> <strong>der</strong> mehrsprachi-<br />

gen lexikologischen Datenbank.<br />

Im folgenden werden die einzelnen Unterthemen in <strong>der</strong> erwähnten Reihenfolge ausführlich<br />

vorgestellt.


1. Die Intuition bezüglich <strong>der</strong> Prominenz <strong>der</strong> Wortbedeutungen <strong>und</strong> ihre Rolle in<br />

<strong>der</strong> Linguistik<br />

Terminologische Bemerkung<br />

Die Sprecher einer Sprache, in was für einer sprachlichen Umgebung sie auch aufgewach-<br />

sen sein mögen, <strong>und</strong> über welche sprachliche Schulung sie auch verfügen, stimmen auffall-<br />

en<strong>der</strong>weise in ihren Intuitionen im Bezug darauf überein, dass gewisse Bedeutungen von po-<br />

lysemen Wörter als „primärer“, „wichtiger“, „gr<strong>und</strong>legen<strong>der</strong>“ empf<strong>und</strong>en werden, als die an-<br />

<strong>der</strong>en. Da wir uns auf dieses Verhältnis <strong>der</strong> Bedeutungen im Folgenden oft berufen werden,<br />

wäre es umständlich, dieses Phänomen als „das Phänomen, dass einzelne Bedeutungen relativ<br />

primär im Verhältnis zu an<strong>der</strong>en sind“ zu bezeichnen. Rein aus praktischen Gründen werden<br />

wir uns statt dieser komplizierten Konstruktion oft des Terminus die Prominenz <strong>der</strong> Bedeu-<br />

tungen bedienen bzw. die wichtigeren, gr<strong>und</strong>legen<strong>der</strong>en Bedeutungen werden im Vergleich<br />

zu den an<strong>der</strong>en prominenter genannt. Wir betonen hier, dass mit diesen Begriffen auf dasselbe<br />

einfach objektiv zu beobachtende Phänomen hingewiesen wird wie mit <strong>der</strong> obigen Umschrei-<br />

bung. Dementsprechend ist die Einführung des neuen Terminus mit keinerlei begrifflicher<br />

Explikation verb<strong>und</strong>en.<br />

Die Prominenz als gr<strong>und</strong>legende semantische Intuition<br />

Die Behauptung, dass die Bedeutungen <strong>der</strong> polysemen Wörter im mentalen Lexikon <strong>der</strong><br />

Sprecher nicht gleichrangig nebeneinan<strong>der</strong> stehen, son<strong>der</strong>n dass unter ihnen eine mehr o<strong>der</strong><br />

weniger streng festgelegte Hierarchie gilt, lässt sich durch zahlreiche Beobachtungen begrün-<br />

den.<br />

Die Beurteilung dessen, welche <strong>der</strong> unterschiedlichen Bedeutungen eines polysemen Wor-<br />

tes man als Hauptbedeutung auffasst <strong>und</strong> welche Bedeutungen im Verhältnis zu dieser als<br />

sek<strong>und</strong>är o<strong>der</strong> weniger prominent zu betrachten sind, scheint eine <strong>der</strong> gr<strong>und</strong>legenden semanti-<br />

schen Intuitionen zu sein. Im Folgenden fassen wir die Erscheinungsformen <strong>und</strong> die Eigen-<br />

schaften dieser Intuition zusammen, welche beweisen, dass es sich in <strong>der</strong> Tat um ein bedeu-<br />

tendes, für den gesamten Wortschatz relevantes Phänomen handelt.<br />

1. Die Prominenz-Intuition bezieht sich auf alle wichtigen Typen von Elementen des<br />

Wortschatzes. So verfügen Sprecher <strong>zum</strong> Beispiel über deutliche Intuitionen darüber,<br />

dass beim Wort Maus die Bedeutung ’eine bestimmte Tierart’ primär, während die Be-<br />

deutung ’eine bestimmte Komponente eines Computers’ im Verhältnis dazu sek<strong>und</strong>är<br />

ist. Ebenso überzeugt trifft man die Entscheidung, dass bei dem Adjektiv leicht die Be-


deutung ’von geringem Gewicht’ primär <strong>und</strong> die Bedeutung ’intellektuell wenig an-<br />

strengend’ sek<strong>und</strong>är ist. Ähnlich deutliche Intuitionen gelten auch im Kreis <strong>der</strong> ge-<br />

schlossenen lexikalischen Klassen: Im Falle von in wird die Ortsangabe-Bedeutung im<br />

Verhältnis zur Zeitangabe eindeutig als primär beurteilt. O<strong>der</strong> bei dem ungarischen Da-<br />

tivsuffix –nak betrachten wir die Bedeutung ’für jemanden’ als primär <strong>und</strong> nicht eine<br />

an<strong>der</strong>e <strong>der</strong> zahlreichen weiteren Bedeutungen.<br />

2. Die Beurteilung <strong>der</strong> Prominenz von Bedeutungen ist (ähnlich wie die semantischen Ak-<br />

zeptabilitätsurteile <strong>und</strong> die Intuitionen über semantische Strukturiertheit) im Wesentli-<br />

chen unabhängig von dem Maß <strong>der</strong> sprachlichen Geschultheit. Sie ist nicht auf fachlin-<br />

guistische Kontexte beschränkt, son<strong>der</strong>n kommt auch in alltäglichen metasprachlichen<br />

Gesprächen unter Laien oft vor.<br />

3. Beson<strong>der</strong>s auffällig erscheint diese Intuition in den allgemeinen ein- <strong>und</strong> zweisprachigen<br />

Wörterbüchern, in denen von den Bedeutungen <strong>der</strong> polysemen Wörter (grob verein-<br />

facht) oft die prominente unter <strong>der</strong> Nummer 1 bearbeitet wird, während die an<strong>der</strong>en,<br />

weniger prominenten die höheren Nummern bekommen, je nachdem, welche Bedeutung<br />

<strong>der</strong> Lexikograph für „wichtiger“ bzw. „primärer“ im Vergleich zu den an<strong>der</strong>en hält.<br />

4. Die Intuitionen im Bezug auf die Prominenz <strong>der</strong> einzelnen Bedeutungen beschränken<br />

sich nicht auf die Muttersprache des Sprechers, son<strong>der</strong>n kommen auch in den weiteren<br />

erlernten Sprachen zur Geltung. Die prominenteste Bedeutung ist auch hier nicht mit <strong>der</strong><br />

zuerst erlernten Bedeutung gleichzusetzen. Lernt z. B. jemand bei dem englischen Wort<br />

mouse die sich auf die Computerkomponente beziehende Bedeutung früher, als die Be-<br />

deutung ’eine bestimmte Tierart’, wird er höchstwahrscheinlich dennoch die letztere als<br />

primäre Bedeutung betrachten, genauso wie die Sprecher mit <strong>der</strong> Muttersprache Englisch.<br />

Die Untersuchung <strong>der</strong> Repräsentation <strong>der</strong> Prominenz<br />

Obwohl die Prominenz-Intuition außerordentlich auffällig <strong>und</strong> bedeutend ist, liegt es über-<br />

haupt nicht auf <strong>der</strong> Hand, worauf sie zurückzuführen ist. In <strong>der</strong> internationalen Fachliteratur<br />

sind zu diesem Thema nur Bemerkungen vorzufinden, die auf die Existenz dieser Intuition<br />

hinweisen. Ein Erklärungsversuch erscheint jedoch nicht einmal in Ansätzen. Es ist unter an-<br />

<strong>der</strong>em unklar, ob<br />

Hypothese 1: die Reihenfolge <strong>der</strong> Bedeutungen durch irgendwelche allgemeine, sich auf<br />

den gesamten Wortschatz bzw. vielleicht auf den Aufbau des konzeptuellen<br />

Systems des Menschen beziehende allgemeine Regelmäßigkeiten bestimmt<br />

wird bzw.


Hypothese 2: ob die Information darüber, welche Bedeutung des Wortes primär ist, für je-<br />

des Wort im mentalen Lexikon einzeln spezifiziert ist (das heißt, wenn wir<br />

vom Spracherwerb ausgehen, es muss für jedes Wort einzeln erlernt werden).<br />

Wir müssen unter den beiden oben skizzierten Möglichkeiten <strong>der</strong> Repräsentation <strong>der</strong> Pro-<br />

minenz <strong>der</strong> Bedeutungen anhand empirischer Argumente entscheiden. Bei dieser Entschei-<br />

dung könnte uns in erster Linie weiter bringen, wenn wir untersuchen, ob in dem Wortschatz<br />

<strong>der</strong> erwachsenen Sprecher allgemeine Prinzipien zu beobachten sind, welche bestimmen, wie<br />

man die Prominenz einer Bedeutung beurteilt. Wenn das zutreffen sollte, wäre das ein starkes<br />

Argument für Hypothese 1, <strong>und</strong> falls nicht, wäre die Hypothese 2 logisch am wahrscheinlichs-<br />

ten. Während in dem ersten Fall die Gesamtheit <strong>der</strong> genannten Prinzipien die Intuition bezüg-<br />

lich <strong>der</strong> Prominenz bestimmen würde, würde sich die Intuition im zweiten Fall aus <strong>der</strong> Struk-<br />

tur <strong>der</strong> mentalen Lexikoneinträge trivial ergeben.<br />

Weitere wichtige Fragen sind zu stellen, gleich welche <strong>der</strong> genannten Möglichkeiten sich<br />

bewahrheiten sollte. Die Hypothese 2 ist von <strong>der</strong> Repräsentation her gesehen irrelevant. Da<br />

jedoch die Art <strong>und</strong> Weise des Erwerbs unbedingt geklärt werden muss, wird diese Alternative<br />

im folgenden Punkt ausführlicher erläutert. Die im Folgenden aufzuführenden weiteren Fra-<br />

gen sind in dem Fall sinnvoll zu stellen, wenn sich Annahme 1. bestätigen würde.<br />

Vor allem stellt sich die Frage, ob die Quelle des Prominenz-Urteils ein einziges elementa-<br />

res sprachliches Wissen ist o<strong>der</strong> aber diese Intuition in Wirklichkeit ein Epiphänomen ist, das<br />

durch die Zusammenwirkung zahlreicher unterschiedlicher Faktoren entsteht. (Ein dazu ana-<br />

loges Problem taucht übrigens auch im Zusammenhang mit Grammatikalitätsurteilen auf, vgl.<br />

Pafel 2001.)<br />

1. Falls die Quelle <strong>der</strong> Prominenz-Intuition ein elementares sprachliches Wissen ist, han-<br />

delt es sich wahrscheinlich darum, dass die Bedeutungen <strong>der</strong> Wörter im mentalen Lexi-<br />

kon hierarchisch gespeichert sind, d. h. eine <strong>der</strong> Bedeutungen ist leichter abzurufen, als<br />

die an<strong>der</strong>en. Bei den Prominenz-Urteilen geht <strong>der</strong> Sprecher so vor, dass er versucht,<br />

mehrere verschiedene Bedeutungen eines Wortes zu aktivieren <strong>und</strong> dabei sich merkt, in<br />

welcher Reihenfolge diese ihm eingefallen sind. (Hier ist zu bemerken, dass <strong>der</strong> Ablauf<br />

<strong>der</strong> Prominenz-Urteile auch in dem Fall genauso vorzustellen ist, wenn die Prominenz<br />

nicht durch allgemeine Prinzipien bestimmt wird, son<strong>der</strong>n das Verhältnis <strong>der</strong> einzelnen<br />

Bedeutungen untereinan<strong>der</strong> bei jedem Wort einzeln erlernt werden muss.) Es ist aller-<br />

dings auch nicht auszuschließen, dass ein elementares sprachliches Wissen völlig ande-<br />

ren Charakters die Prominenz-Intuitionen bestimmt. Diese Frage kann natürlich speku-


lativ nicht entschieden werden. Es sind empirische Untersuchungen notwendig, <strong>der</strong>en<br />

Methodologie jedoch (wegen Mangels an einschlägiger Literatur) erst noch zu konzipie-<br />

ren ist.<br />

2. Wir könnten im Gegensatz <strong>zum</strong> oben erläuterten Standpunkt die Prominenz-Intuition<br />

dann als ein Epiphänomen betrachten, wenn <strong>der</strong> Sprecher bei <strong>der</strong> Entscheidung <strong>der</strong> Fra-<br />

ge, welche von mehreren Bedeutungen eines Wortes prominenter ist, die Wortbedeu-<br />

tungen nach unterschiedlichen Kriterien charakterisieren würde. Neben dem Kriterium<br />

<strong>der</strong> leichten Zugänglichkeit <strong>der</strong> Bedeutungen, das oben erwähnt wurde, kommen fol-<br />

gende weitere Kriterien auf Gr<strong>und</strong> <strong>der</strong> wenigen vorhandenen Bemerkungen in <strong>der</strong><br />

Literatur in Frage (vgl. z.B. Werner 1991):<br />

a. In welcher Reihenfolge wurden die Bedeutungen erworben? (Die früher erlern-<br />

te Bedeutung ist prominenter.)<br />

b. Wie oft werden die Bedeutungen verwendet? (Die häufiger gebrauchte Bedeu-<br />

tung ist prominenter.)<br />

c. In welchem semantischen Verhältnis stehen die Bedeutungen zueinan<strong>der</strong>? Das<br />

heißt z. B.: Welche Bedeutung ist durch eine metaphorische o<strong>der</strong> metonymi-<br />

sche Übertragung von einer an<strong>der</strong>en Bedeutung ableitbar? (Die Bedeutung, die<br />

als Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> Übertragung dient, ist prominenter.)<br />

d. Was für eine Stelle nehmen die einzelnen Bedeutungen im konzeptuellen Sys-<br />

tem des Menschen ein? (Die prominenteren Bedeutungen knüpfen sich an in<br />

gewissem Sinne gr<strong>und</strong>legen<strong>der</strong>e Begriffe. So sind z.B. wohl Bedeutungen, die<br />

bekannte, oft erfahrene Objekte bezeichnen prominenter als jene, die weniger<br />

bekannte Objekte bezeichnen, o<strong>der</strong> die natürliche Arten bezeichnenden Bedeu-<br />

tungen sind prominenter als diejenigen, die Artefakte bezeichnen.)<br />

Diese Gesichtspunkte sind voneinan<strong>der</strong> wohl nicht voll <strong>und</strong> ganz unabhängig. Es ist bei-<br />

spielsweise wahrscheinlich, dass die häufiger benutzte Bedeutung meistens auch leichter zu-<br />

gänglich ist, früher erworben wurde, <strong>und</strong> zudem auch konzeptuell gr<strong>und</strong>legen<strong>der</strong> ist.<br />

Da diese Gesichtspunkte ad hoc-Annahmen sind, die in <strong>der</strong> Literatur unseres Wissens<br />

durch keine eingehenden <strong>und</strong> systematischen Untersuchungen unterstützt werden, betrachten<br />

wir es als unser vorrangiges Ziel, auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage von empirischen Daten zu untersuchen,<br />

welche von den oben aufgeführten Kriterien tatsächlich <strong>und</strong> in welchem Maß bei den Promi-<br />

nenz-Urteilen eine Rolle spielen bzw. ob es weitere in dieser Hinsicht relevante Kriterien gibt.


Zu bedenken ist etwa jenes potentielle Kriterium, ob eine gegebene Bedeutung eines poly-<br />

semen Wortes auch durch ein an<strong>der</strong>es, eventuell häufigeres Wort, dessen Bedeutung aufgr<strong>und</strong><br />

unabhängiger Kriterien (z.B. Häufigkeit) prominenter ist, auszudrücken ist. In diesem Fall<br />

würde sich die Prominenz nicht als eine ausschließlich konzeptuell o<strong>der</strong> semantisch, son<strong>der</strong>n<br />

(<strong>zum</strong>indest teilweise) als pragmatisch motiviertes Phänomen erweisen (vgl. Blutner 1998).<br />

Wenn nachgewiesen werden könnte, dass es allgemeine Prinzipien gibt, welche die Promi-<br />

nenz-Verhältnisse unter den Bedeutungen polysemer Wörter bestimmen, wäre dies ein inte-<br />

ressantes, bisher nicht erkanntes Forschungsthema für die kognitive Linguistik, wofür das<br />

Interesse auch international vermutlich bedeutend wäre. Das Aufdecken solcher Regelmäßig-<br />

keiten wäre nicht nur an <strong>und</strong> für sich ein interessantes Ergebnis, son<strong>der</strong>n es wäre auch ein<br />

relevanter Beitrag zur Forschung weiterer berühren<strong>der</strong> Themen wie z. B. in <strong>der</strong> Linguistik die<br />

allgemeine Lexikologie, die Polysemieforschung, die computergestützte Sprachverarbeitung<br />

<strong>und</strong> (beson<strong>der</strong>s) die Metalexikographie, sowie auf dem Gebiet <strong>der</strong> kognitiven Psychologie<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Philosophie zur Forschung <strong>der</strong> naiven Metaphysik.<br />

Die Untersuchung des Erwerbs <strong>der</strong> Prominenz<br />

Wie wir oben bereits festgestellt haben, wäre es ein bedeuten<strong>der</strong> Fortschritt für die kogniti-<br />

ve Linguistik, falls es gelingen würde, allgemeine, für den gesamten Wortschatz geltende Re-<br />

gelmäßigkeiten bezüglich <strong>der</strong> Prominenz-Verhältnisse aufzudecken. Aber auch jener Fall wä-<br />

re nicht trivial <strong>und</strong> uninteressant, wenn bei jedem Wort einzeln zu lernen wäre, welche Be-<br />

deutungen prominenter sind als die an<strong>der</strong>en.<br />

Während <strong>der</strong> Erwerb <strong>der</strong> phonologischen Struktur o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Argumentstruktur eines Wortes<br />

verhältnismäßig leicht zu rekonstruieren ist, ist es viel weniger offensichtlich, auf Gr<strong>und</strong> wel-<br />

cher Beobachtungen wir im Laufe des Spracherwerbs erfahren können, ob eine Bedeutung<br />

eines Wortes prominenter ist als eine an<strong>der</strong>e. So könnten wir interessante Gesetzmäßigkeiten<br />

aufdecken, wenn auch nicht auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Repräsentation <strong>der</strong> Wortbedeutungen, aber<br />

wohl auf <strong>der</strong> Ebene ihres Erwerbs.<br />

Dies wäre vor allem deswegen bedeutend, weil die Frage des Erwerbs <strong>der</strong> Wortbedeutun-<br />

gen ein außerordentlich komplizierter, mit philosophischen Problemen belasteter Themenbe-<br />

reich ist, worauf z. B. das Gavagai-Beispiel von Quine aufmerksam machte (Quine 1960).<br />

Quine stellt im Wesentlichen die Frage, woher das Kind weiß, worauf sich das Deuten (<strong>und</strong><br />

damit zusammen das Wort Hase) bezieht, wenn es von seinen Eltern das Wort Hase hört <strong>und</strong><br />

damit gleichzeitig auf einen Hasen gedeutet wird. Einerseits muss das Kind aus einer prinzi-


piell unendlichen Menge von Möglichkeiten (Hase, ein laufen<strong>der</strong> Hase, ein bestimmter Hase,<br />

ein sich bewegendes Ding, Ansammlung von Hasenteilen, die gemeinsame Menge von Hasen<br />

<strong>und</strong> Autos, Besitzer von mindestens einer Hasenpfote usw.) genau die durch die Sprachge-<br />

meinschaft festgelegte Bedeutung auswählen. Und an<strong>der</strong>erseits erscheint diese Bedeutung in<br />

<strong>der</strong> Situation nicht als ein sinnlich wahrnehmbares diskretes Objekt. Die Lösung können wir<br />

darin suchen, dass <strong>der</strong> Prozess <strong>der</strong> Begriffsbildung durch bestimmte naiv metaphysische Prin-<br />

zipien gesteuert wird (vgl. Pulman 1983, Pinker 1994).<br />

Die überzeugendste Annahme scheint jene zu sein, nach <strong>der</strong> die Bedeutungen in <strong>der</strong> Rei-<br />

henfolge ihres Erwerbs dem Wort zugeordnet werden. Dieser Aspekt scheint allerdings im<br />

Allgemeinen anhand <strong>der</strong> wenigen bisherigen Beobachtungen nicht ausreichend zu sein.<br />

Es ist ebenfalls zu erwägen, was für eine Rolle die metaphorischen <strong>und</strong> metonymischen<br />

Übertragungen bei <strong>der</strong> Herausbildung <strong>der</strong> Bedeutungshierarchie spielen. Bestimmte Ergebnis-<br />

se von Experimenten weisen darauf hin, dass die abstraktere <strong>und</strong> metaphorisch abgeleitete Be-<br />

deutung eines Wortes später erworben wird als die konkretere Bedeutung. Falls dies auch im<br />

Allgemeinen zutrifft, kann das darauf hinweisen, dass einerseits das semantische Verhältnis<br />

<strong>der</strong> Bedeutungen zueinan<strong>der</strong> <strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits die Reihenfolge ihres Erwerbs eng miteinan<strong>der</strong><br />

zusammenhängen <strong>und</strong> so auch zusammen <strong>zum</strong> Erlernen <strong>der</strong> Prominenz beitragen können.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> hier erwähnten Kriterien ist es offensichtlich, dass die Fragen des Erwerbs<br />

<strong>der</strong> Prominenz <strong>und</strong> die ihrer Repräsentation eng zusammenhängen <strong>und</strong> so am erfolgreichsten<br />

parallel zu untersuchen sind.<br />

Die Untersuchung <strong>der</strong> Prominenz im Sprachgebrauch<br />

Die Prominenz als Phänomen ist vor allem deswegen ein wichtiges Forschungsthema, weil<br />

sie sich nicht nur in Form von Prominenzurteilen zu einzelnen Wörtern äußert, son<strong>der</strong>n auch<br />

auf zahlreichen weiteren Gebieten, die von großer praktischer Bedeutung in <strong>der</strong> heutigen In-<br />

formationsgesellschaft sind. Hier sind vor allem zwei Gebiete hervorzuheben, die im Gegen-<br />

satz zu den Prominenzentscheidungen gleichzeitig mehrere Sprachen involvieren: das Gebiet<br />

des Sprachenlernens <strong>und</strong> jenes <strong>der</strong> Übersetzung. Diese werden unter Punkt 3. näher ausgeführt.<br />

EIGENE VORARBEITEN<br />

Peth befasst sich seit fünf Jahren mit Polysemie <strong>und</strong> hat seine <strong>Forschungen</strong> mehrfach ver-<br />

öffentlicht. Als Mitarbeiter am vierten Band <strong>der</strong> Strukturellen Grammatik des Ungarischen<br />

bearbeitet er ebenfalls dieses Thema (Peth 1999a, 1999b, 2001a, 2001b, 2002). Er hat auch<br />

Fragen im Bezug auf die Methodologie <strong>der</strong> Linguistik untersucht (Peth 2000a), <strong>und</strong> (teilwei-


se als Mitarbeiter des SFB441, vgl. Stechow 2001) viel Erfahrung auf dem Gebiet <strong>der</strong> Pflege<br />

von linguistischen Korpora <strong>und</strong> Datenbanken gesammelt (Peth 2000b).<br />

2. Metapher <strong>und</strong> Metonymie als semantische Intuitionen<br />

Das Projekt „Semantische Intuitionen als linguistische Daten” knüpft sich durch das Prob-<br />

lem <strong>der</strong> Identifikation von Metaphern <strong>und</strong> Metonymien an die kognitivistische Metaphern-<br />

forschnug an, die sich in erster Linie die Aufklärung des kognitiven Status <strong>der</strong> Metapher <strong>zum</strong><br />

Ziel gesetzt hat. Im folgenden wird zuerst nachgewiesen, dass die Vertreter <strong>der</strong> kognitiven<br />

Metapherntheorie eine Art Metaphernintuition voraussetzen, mit <strong>der</strong> man mit gewisser Si-<br />

cherheit Metaphern in einem vorliegenden Text o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> gesprochenen Sprache identifizie-<br />

ren kann. In den darauf folgenden Gedankengängen werden dann Fragestellungen themati-<br />

siert, die sich als Konsequenz <strong>der</strong> Auffassung von Metapher bzw. Metonymie als semantische<br />

Intuitionen stellen. In diesem Projektantrag wollen wir <strong>der</strong> Einfachheit halber von „kognitiver<br />

Metapherntheorie” <strong>und</strong> „kognitiver Metaphernforschung” sprechen, womit — falls das nicht<br />

explizit erwähnt wird — auch das Phänomen <strong>der</strong> Metonymie mitgemeint ist.<br />

Die Metapher als semantische Intuition<br />

Die konzeptuellen Gr<strong>und</strong>lagen <strong>der</strong> kognitiven Metapherntheorie haben <strong>der</strong> Linguist<br />

George Lakoff <strong>und</strong> <strong>der</strong> Philosoph Mark Johnson geschaffen (Lakoff/Johnson 1980). Die wohl<br />

am meisten charakteristische These dieser Richtung besagt, dass die Metapher nicht nur eine<br />

sprachliche Erscheinung ist, son<strong>der</strong>n ein kognitives Prinzip darstellt, welches unsere Erfah-<br />

rungen von <strong>der</strong> Welt gr<strong>und</strong>sätzlich bestimmt <strong>und</strong> weitgehend strukturiert. Deshalb sind La-<br />

koff/Johnson (1980) <strong>der</strong> Ansicht, dass „sie [die Metapher] möglicherweise eine Schlüsselrolle<br />

in <strong>der</strong> adäquaten Deutung von dem Prozess des Verstehens spielt” (IX). Demnach soll die<br />

Metapher ein Prinzip sein, das auf mehreren Ebenen seinen Einfluss ausübt, wobei ihr rele-<br />

vantester Wirkungsbereich die konzeptuelle Ebene ist <strong>und</strong> sprachliche Metaphern, wie z. B.<br />

Wortmetaphern lediglich als Oberflächenmanifestationen dieser konzeptuellen Prozesse zu<br />

betrachten sind. Aus diesem Gr<strong>und</strong>e soll im Weiteren die Unterscheidung zwischen „sprachli-<br />

chen” <strong>und</strong> „konzeptuellen” Metaphern nur auf unterschiedliche Untersuchungsfel<strong>der</strong> hinwei-<br />

sen <strong>und</strong> nicht auf gr<strong>und</strong>verschiedene Entitäten. Laut <strong>der</strong> kognitivistischen Definition stellt die<br />

konzeptuelle Metapher einen Prozess dar, <strong>der</strong> zwei konzeptuelle Domänen miteinan<strong>der</strong> ver-<br />

bindet, indem bestimmte Strukturelemente <strong>der</strong> sog. Ursprungsdomäne in die Zieldomäne pro-<br />

jiziert werden. In <strong>der</strong> Metapher DAS LEBEN IST EINE REISE wird das LEBEN mit Hilfe


von Elementen des Konzepts von REISE gedeutet. Diese konzeptuelle Metapher schlägt sich<br />

sprachlich in Wortmetaphern nie<strong>der</strong>, wie Lebensgefährte, Lebensweg, aber sie kommt auch in<br />

idiomatischen Wendungen <strong>zum</strong> Vorschein, wie z. B. seinem Leben ein Ende machen.<br />

In <strong>der</strong> kognitiven Metapherntheorie überwiegt die Untersuchung konzeptueller Metaphern<br />

(vgl. z. B. Jäkel 1997, Lakoff/Turner 1989, Kövecses 2000), <strong>und</strong> die Forscher haben sich bis-<br />

her weniger eindringlich mit <strong>der</strong> Identifizierbarkeit sprachlicher Metaphern auseinan<strong>der</strong>ge-<br />

setzt. Das kann überraschen, denn sprachliche Metaphern sollten die Datenmenge bilden, die<br />

als Ausgangspunkt zur Aufdeckung konzeptueller Metaphern dienen kann. Auf die Frage,<br />

warum die Forschung vielmehr Fragen nach <strong>der</strong> Klassifizierbarkeit o<strong>der</strong> <strong>der</strong> inneren Systema-<br />

tik konzeptueller Metaphern statt ihrer Identifikation auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Sprache in den Vor-<br />

<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> stellte, können wir nur Vermutungen anstellen. Wir sind <strong>der</strong> Meinung, dass eine<br />

plausible Erklärung für diese Sachlage darin zu suchen ist, dass die Vertreter <strong>der</strong> kognitivisti-<br />

schen Auffassung die Identifikation sprachlicher Metaphern überhaupt nicht für schwierig<br />

o<strong>der</strong> für aus an<strong>der</strong>en Gründen problematisch hielten. Da die Theoretiker keine expliziten Kri-<br />

terien o<strong>der</strong> Verfahren unterbreiten, bietet sich die Möglichkeit eine Fähigkeit anzunehmen,<br />

die uns dazu verhilft, mit mehr o<strong>der</strong> weniger Sicherheit den metaphorischen Status eines<br />

sprachlichen Ausdrucks zu beurteilen. Diese Fähigkeit nennen wir Metaphernintuition, die<br />

wie an<strong>der</strong>e semantische Intuitionen höchstwahrscheinlich angeboren ist, selbst wenn umstrit-<br />

ten ist, auf welcher Entwicklungsstufe des begrifflichen Denkens sie für den Sprecher zugäng-<br />

lich <strong>und</strong> bewusst einsetzbar wird (vgl. Gibbs 1994).<br />

Zum Schluss ist noch zu erwähnen, dass die Metaphernintuition als Problem keine spezifi-<br />

sche Frage für die kognitive Metapherntheorie ist, son<strong>der</strong>n für alle Theorien <strong>der</strong> Metaphern<br />

mit einem empirischen Anspruch unumgänglich ist. Es scheint eine allgemein verbreitete<br />

These zu sein, dass die Art <strong>und</strong> Weise <strong>der</strong> Identifikation von Metaphern auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong><br />

Rede, bzw. die Quelle dieser Identifikation nicht erforscht werden soll, <strong>und</strong> dass man durch<br />

das Anführen von Beispielen das Problem <strong>der</strong> Identifikation <strong>der</strong> Daten eliminieren kann. Max<br />

Black operiert in den einleitenden Passagen seines klassischen Werks (Black 1962) auch mit<br />

Beispielen anstatt mit expliziten Kriterien. Die kognitive Metapherntheorie ist vielleicht die<br />

einzige Metaphernkonzeption <strong>der</strong> letzten Jahrzehnte, <strong>der</strong>en Vertreter für das Problem <strong>der</strong> I-<br />

dentifikation <strong>der</strong> Metaphern wirklich ernsthaftes Interesse gezeigt haben (vgl. Steen 2002).<br />

Ein weiterer Vorteil dieser Metapherntheorie besteht darin, dass sie in das größere wissen-<br />

schaftliche Unternehmen <strong>der</strong> Kognitionswissenschaft eingebettet ist. Die kognitive Psycholo-<br />

gie, Neurologie <strong>und</strong> Anthropologie u.a. ermöglichen den Forschern in <strong>der</strong> kognitiven Meta-<br />

pherntheorie, in <strong>der</strong> Überprüfung neuer Erkenntnisse unabhängige empirische Argumente


heranzuziehen. Im Weiteren wollen wir die Problematik <strong>der</strong> Metaphernintuition in Form von<br />

zwei größeren Themenkreisen behandeln. Zuerst wird auf die Frage eingegangen, wie die<br />

Metaphernintuition mental repräsentiert wird. Dann werden die Probleme näher ertläutert, die<br />

die Art <strong>und</strong> Weise <strong>der</strong> Identifikation betreffen.<br />

Probleme <strong>der</strong> Identifikation <strong>der</strong> Metaphern<br />

1. Wie lässt sich die Metaphernintuition repräsentieren?<br />

Der Untersuchungsrahmen <strong>der</strong> mentalen Repräsentation <strong>der</strong> Metaphernintuition ergibt sich<br />

aus den philosophischen Annahmen <strong>der</strong> lakoffschen Theorie. Die hinter <strong>der</strong> kognitiven<br />

Metapherntheorie steckende Konzeption vom Geist ist eine ausgeprägte holistische<br />

Auffassung, die das Funktionieren des Geistes durch eine relativ kleine Anzahl von sehr<br />

weitreichenden mentalen Prinzipien zu erklären versucht. Dieser holistischen Richtung wird<br />

herkömmlicherweise eine modularistische — wie die generativ linguistische —<br />

gegenübergestellt, die die separaten mentalen Fähigkeiten jeweils einem Modul zuordnet.<br />

Diese Module sind geschlossen in dem Sinne, dass sich <strong>der</strong> Wirkungsbereich ihrer Regeln<br />

<strong>und</strong> Prinzipien, die für den Ablauf <strong>der</strong> Prozesse verantwortlich sind, auf die einzelnen Module<br />

beschränkt <strong>und</strong> sich nicht auf den ganzen kognitiven Bereich ausweiten lässt. Lakoff <strong>und</strong><br />

seine Anhänger sind demgegenüber davon überzeugt, dass es gemäß <strong>der</strong> holistischen<br />

Auffassung allgemeine Ordnungsprinzipien <strong>der</strong> Kognition gibt. Eines dieser Prinzipien wäre<br />

die Metapher. Deshalb läge es auf <strong>der</strong> Hand, die Quelle <strong>der</strong> Metaphernintuition mit dem<br />

mentalen Prinzip <strong>der</strong> Metapher entwe<strong>der</strong> gleichzusetzen o<strong>der</strong> ihre Erklärung mit ihm<br />

<strong>zum</strong>indest engstens zu verbinden. Dieses Verfahren wäre aber zu voreilig, denn die kognitive<br />

Metapherntheorie hat bisher eher nur deklariert, als empirisch zufriedenstellend<br />

nachgewiesen, dass die Metapher eine allgemeine <strong>und</strong> keine spezielle (d. h. sprachliche)<br />

Erscheinung ist. Es kann nämlich nicht ausgeschlossen werden, dass die Metaphernintuition<br />

nicht aufgr<strong>und</strong> eines allgemeinen mentalen Ordnungsprinzips zustande kommt, son<strong>der</strong>n als<br />

epiphänomenales Beiprodukt <strong>der</strong> Zusammenarbeit mehrerer unterschiedlicher kognitiver<br />

Fähigkeiten zu deuten ist. Der gravierende Unterschied <strong>der</strong> beiden Vorstellungen besteht<br />

darin, dass die Metapher eine autonom repräsentierte Wissensform darstellen würde, falls sich<br />

die Metaphernintuition von <strong>der</strong> konzeptuellen Metapher ableitet, bzw. mit ihr identisch ist.<br />

Die an<strong>der</strong>e Vorstellung impliziert demgegenüber, dass die Metaphernintuition als<br />

epiphänomenale Erscheinung <strong>der</strong> Kognition über keine autonome Repräsentation verfügt.<br />

Beide Möglichkeiten intendieren wir im Laufe unserer Untersuchungen eingehen<strong>der</strong> zu<br />

erforschen.


2. Wie funktioniert die Metaphernintuition?<br />

In <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> kognitiven Metaphernforschung sahen sich die Linguisten zuerst mit<br />

diesem Aspekt des Problemkreises <strong>der</strong> Metaphernintuition konfrontiert (vgl. Gibbs/Steen<br />

1999). Bei <strong>der</strong> Erstellung elektronischer Metaphernkorpora stellte sich zunächst die Frage,<br />

dass das intuitive Sammeln von Metaphern aus unterschiedlichen Textsorten nicht immer zu-<br />

verlässig ist, insbeson<strong>der</strong>e dann nicht, wenn dabei auch Laien mitwirken. Dieses zunächst<br />

eher technische Problem machte die Forscher darauf aufmerksam, dass selbst das intuitive<br />

Datensammeln gewisse Probleme in sich birgt, vor allem: Inwiefern ist die Identifikation<br />

sprachlicher Metaphern an Expertenwissen geb<strong>und</strong>en? Wann <strong>und</strong> unter welchen Umständen<br />

sind Laien imstande, die Metaphorizität eines sprachlichen Ausdrucks relativ zuverlässig zu<br />

beurteilen, <strong>und</strong> die sprachlichen Belege für eine konzeptuelle Metapher mit einer relativ ho-<br />

hen Trefferquote im gegebenen Text aufzufinden? Des weiteren stellte sich die nicht min<strong>der</strong><br />

bedeutende Frage <strong>der</strong> Explizierbarkeit <strong>und</strong> <strong>der</strong> intersubjektiven Zugänglichkeit <strong>der</strong> intuitiven<br />

Techniken von Metaphernexperten. Es kann daher nicht W<strong>und</strong>er nehmen, dass die For-<br />

schungsgruppe PRAGGLEJAZ (www.let.vu.nl/pragglejaz), die sich in erster Linie mit dem<br />

Funktionieren <strong>der</strong> Metaphernintuition beschäftigt, die Ausarbeitung eines soliden Verfahrens<br />

zur Metaphernidentifikation für eines ihrer wichtigsten Ziele erklärt hat. Ein Vertreter <strong>der</strong><br />

Gruppe, Gerard Steen, unterbreitete ein Fünf-Stufen-Modell zur Zurückführung von sprachli-<br />

chen Metaphern auf konzeptuelle (vgl. Steen 1999, 2002). Wie er aber selbst einräumt (Steen<br />

2002: 20): „die größte Schwierigkeit […] besteht in <strong>der</strong> zuverlässigen Ermittlung metaphori-<br />

scher Projektionen in einem Diskurs“. Es handelt sich also um eine zentrale <strong>und</strong> äußerst kom-<br />

plexe Frage, <strong>der</strong>en Beantwortung sowohl des Ausbauens einer entsprechenden sprachlichen<br />

Datenbasis als auch theoretischer Forschung bedarf. In unserem Projekt wollen wir uns des-<br />

halb mit diesem Thema intensiv auseinan<strong>der</strong>setzen.<br />

Es soll <strong>zum</strong> Schluss noch darauf hingewiesen werden, dass die Untersuchung <strong>der</strong> I-<br />

dentifizierbarkeit sprachlicher Metaphern durch weitere Faktoren erschwert wird. In <strong>der</strong> neu-<br />

esten Literatur wird nämlich auch die Frage aufgeworfen, inwieweit Metapher <strong>und</strong> Metony-<br />

mie auf <strong>der</strong> kognitiven Ebene miteinan<strong>der</strong> interagieren können (vgl. Kövecses/Radden 1998).<br />

Man hat sogar die metonymische Motivierung <strong>der</strong> metaphorischen Projektion in Erwägung<br />

gezogen (vgl. Goossens 1990, Goossens et al. 1995, Taylor 1995: 124, <strong>und</strong> Barcelona 2000).<br />

Diese Erkenntnisse aus <strong>der</strong> neuesten Forschung legen nahe, dass es methodisch nicht aus-<br />

reicht, sich auf Identifikationsprozesse sprachlicher Metaphern zu beschränken. Um diesem<br />

Problem gerecht zu werden, sollte die Erforschung <strong>der</strong> Metapher — soweit das möglich ist —


durch die Untersuchung von Verfahren <strong>der</strong> Identifikation <strong>der</strong> Metonymie erweitert werden.<br />

Des weiteren sollte auch <strong>der</strong> Frage nachgegangen werden, ob sich Argumente für die Existenz<br />

einer autonomen Metonymieintuition formulieren lassen. Aus diesem Gr<strong>und</strong>e ist für die Me-<br />

tonymieintuition in unserem Projekt mehr Raum vorgesehen, als es in <strong>der</strong> Metaphernfor-<br />

schung gewöhnlich <strong>der</strong> Fall ist.<br />

EIGENE VORARBEITEN<br />

Als theoretischer Hintergr<strong>und</strong> unseres Metaphernintuitionsprojekts bietet sich die kognitive<br />

Linguistik als konzeptueller Rahmen an. Mit dem begrifflichen Gerüst <strong>und</strong> dessen wissen-<br />

schaftsphilosophischer F<strong>und</strong>ierung beschäftigt sich Csatár in seiner PhD-Dissertation (Csatár<br />

2000a), <strong>der</strong>en Ergebnisse einen angemessenen theoretischen Ausgangspunkt auch für unsere<br />

Erforschung <strong>der</strong> Metapher als semantische Intuition bilden. Csatár hat sich in mehreren Auf-<br />

sätzen mit den wissenschaftsphilosophischen F<strong>und</strong>amenten kognitiv-linguistischer Theorien<br />

beschäftigt (Csatár 1998, 2000b, 2001). Zuletzt setzte er sich in einem kritischen Aufsatz mit<br />

dem heutigen Stand <strong>der</strong> Metaphernforschung <strong>der</strong> Emotionen auseinan<strong>der</strong> (Csatár 2002). Er<br />

hat im Jahre 2002 ein Fachseminar mit dem Titel „Kognitive Metapherntheorie“ an <strong>der</strong> Uni-<br />

versität Debrecen veranstaltet. Auch Peth hat sich intensiv mit <strong>der</strong> kognitiven Metaphernthe-<br />

orie befasst (Peth 1998, 1999b, 2001b).<br />

3. Prozesse <strong>und</strong> Strategien des lexikalischen Zugriffs<br />

Es erscheint uns wichtig, die theoretischen Überlegungen auch mit psycholinguistischen<br />

Experimenten zu bereichern bzw. zu ergänzen. Vorrangiges Ziel dieser Experimente ist, die<br />

bei <strong>der</strong> Textverarbeitung beobachtbaren Prozesse des lexikalischen Zugriffs zu untersuchen –<br />

d.h. a) die einzelnen Schritte des Weges, <strong>der</strong> zu den Bedeutungen führt, bzw. b) die Faktoren,<br />

die diesen Prozess beeinflussen <strong>und</strong> leiten, sowie c) die Operationen <strong>und</strong> Strategien des lexi-<br />

kalischen Zugriffs. Bei <strong>der</strong> Auswertung <strong>der</strong> Experimente wollen wir den Bedeutungsvarian-<br />

ten, die bei <strong>der</strong> Verarbeitung auftauchen, beson<strong>der</strong>e Beachtung schenken, wie auch <strong>der</strong> zeitli-<br />

chen Reihenfolge <strong>und</strong> Häufigkeit <strong>der</strong> Aktivierung dieser Bedeutungsvarianten.<br />

Für die Notwendigkeit <strong>der</strong> prozessorientierten lexikalischen Untersuchungen werden wir in<br />

folgen<strong>der</strong> Weise argumentieren. Während in den 70er Jahren die einzelnen Ebenen des Ver-<br />

stehens (phonologische, morphologische, lexikalische, semantische Ebene) separat erforscht<br />

wurden, <strong>und</strong> angenommen wurde, dass diese autonom, d. h. unabhängig von Sprechhandlun-<br />

gen operieren, wird in den letzten Jahren <strong>der</strong> Aufdeckung <strong>der</strong> Komplexität des Verstehens ein<br />

immer größerer Platz eingeräumt. Dementsprechend sind die Untersuchungen, die die Pro-


dukte des Verstehens analysieren, in den Hintergr<strong>und</strong> gerückt, <strong>und</strong> allmählich sind die Pro-<br />

zesse <strong>der</strong> Verarbeitung bzw. die angewendeten Verstehensstrategien <strong>und</strong> Wissensschemata in<br />

den Mittelpunkt <strong>der</strong> Aufmerksamkeit getreten.<br />

Korpus <strong>und</strong> Methode<br />

Für die Untersuchung <strong>der</strong> Prozesse <strong>der</strong> lexikalischen Aktivierung wurde eine Methode<br />

ausgewählt – das Verfahren des Lauten Denkens –, die bisher selten in <strong>der</strong> Erforschung des<br />

mentalen Lexikons eingesetzt wurde. Eine Ausnahme bilden die Untersuchungen von Zim-<br />

mermann (1994) <strong>und</strong> Krings (1986). Retrospektive Methoden werden von den Forschern des<br />

mentalen Lexikons aus dem Gr<strong>und</strong> abgelehnt neben allgemeinen, vor allem behaviouristi-<br />

schen Kritiken , da ihrer Ansicht nach die lexikalischen Entscheidungen so schnell vonstat-<br />

ten gehen, dass man nicht fähig ist, auf diese bewusst zu reflektieren <strong>und</strong> sie foglich zu<br />

versprachlichen.<br />

Trotz dieser Vorbehalte sind wir <strong>der</strong> Meinung, dass die Informationen, die durch das Laute<br />

Denken gewonnen werden können, erheblich zu einer immer präziseren Aufdeckung des<br />

mentalen Lexikons bzw. <strong>der</strong> in ihm ablaufenden komplexen Suchprozesse beitragen können.<br />

Mit <strong>der</strong> <strong>gewählten</strong> Methode können solche Prozesse ermittelt werden, in die keine <strong>der</strong> ande-<br />

ren, oft eingesetzten Methoden (‚recall‘-Experimente, freie Assoziation, semantisches bzw.<br />

Wie<strong>der</strong>holungs-Priming mit lexikalischer Entscheidungsaufgabe) Einblick gewähren. Zim-<br />

mermann (1994: 127) fasst seine Ergebnisse wie folgt zusammen: „Die Daten tragen zur Er-<br />

hellung <strong>der</strong> wichtigsten semantischen Dimensionen des mentalen Lexikons bei. (…) Eine<br />

starke Bindung des L2-Lexikons an das L1-Lexikon wird <strong>zum</strong>indest für dieses Sprachpaar<br />

[Deutsch (L1)-Englisch (L2)] sehr deutlich.”<br />

Die Experimente werden mit ungarischen Germanistikstudenten, d. h. mit fortgeschrittenen<br />

Deutschlernern durchgeführt. Die Aufgabe <strong>der</strong> Versuchspersonen bestünde darin, einen<br />

deutschsprachigen Text ins Ungarische zu übersetzen <strong>und</strong> dabei fortlaufend ihre Verarbei-<br />

tungsprobleme möglichst detailliert zu verbalisieren. Da die Anwendung <strong>der</strong> Methode des<br />

Lauten Denkens zurzeit noch als ein Novum in <strong>der</strong> Forschung des mentalen Lexikons gilt,<br />

könnten unsere Experimente zur Überprüfung <strong>der</strong> Anwendbarkeit, <strong>der</strong> Vorteile <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Nachteile <strong>der</strong> Methode wesentlich beitragen.<br />

Fragestellungen<br />

Die oben skizzierten Untersuchungen können unserer Ansicht nach zur Erforschung fol-<br />

gen<strong>der</strong> Fragestellungen beitragen.


1) Wie beeinflussen die einzelnen Faktoren den komplexen Vorgang des lexikalischen<br />

Zugriffs? Zu diesen Faktoren zählen die Wirkung des Kontextes, die Präsuppositionen,<br />

die Häufigkeit <strong>und</strong> weitere unregelmäßig zur Geltung kommende Faktoren (z. B. indi-<br />

viduelle Fähigkeiten <strong>der</strong> Probanden), beziehungsweise bei Fremdsprachenlernern <strong>der</strong><br />

Einfluss <strong>der</strong> Muttersprache o<strong>der</strong> eventuell weiterer Fremdsprachen.<br />

2) Einen wichtigen Teilbereich unseres Forschungsprojekts stellt die Fragestellung dar,<br />

wie Sprecher bei <strong>der</strong> Verarbeitung polysemantischer Wörter vorgehen? Diese Frage<br />

wird in <strong>der</strong> einschlägigen Literatur unterschiedlich beantwortet: a) Nur die im gegebe-<br />

nen Kontext relevanten Bedeutungen werden aktiviert, b) die einzelnen Bedeutungsva-<br />

rianten werden nach dem Kriterium <strong>der</strong> Prominenz <strong>der</strong> Reihe nach aktiviert, <strong>und</strong> erst<br />

dann wird aufgr<strong>und</strong> des Kontextes die endgültige Entscheidung getroffen, o<strong>der</strong> c) alle<br />

Bedeutungen werden gleichzeitig aktiviert.<br />

3) Ein zentrales Thema unserer Untersuchungen ist es zu beobachten, in welchem Maße,<br />

bzw. an welchem Punkt <strong>der</strong> lexikalischen Entscheidungen die Versuchspersonen das<br />

zweisprachige Wörterbuch zu Hilfe nehmen. Bei <strong>der</strong> <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Wörterbuchbenutzung<br />

wollen wir folgenden Fragen nachgehen: An welcher Stelle <strong>der</strong> Aufgabenlösung <strong>und</strong> bei<br />

<strong>der</strong> Ermittlung <strong>der</strong> Bedeutung welcher Wörter bedienen sich die Probanden des Wörter-<br />

buches? Wie reagieren die Probanden, wenn sie — nach ihrer Einschätzung — kein ein-<br />

ziges akzeptables Äquivalent innerhalb eines Eintrags auffinden. Eine beson<strong>der</strong>s wich-<br />

tige Frage ist es, was für eine Rolle die Reihenfolge <strong>der</strong> Bedeutungsvarianten im Wör-<br />

terbuchartikel bei <strong>der</strong> Ermittlung <strong>der</strong> Wortbedeutung spielt, bzw. welche <strong>der</strong> im Wör-<br />

terbuch vorzufindenden Äquivalente von den Probanden überhaupt berücksichtigt wer-<br />

den. Schließlich ist zu klären, in welcher Weise die — möglicherweise falschen — lexi-<br />

kalischen Entscheidungen, die aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Wörterbuchbenutzung getroffen werden,<br />

die weiteren Verarbeitungsprozesse beeinflussen.<br />

Die Beobachtungen <strong>zum</strong> Gebrauch zweisprachiger Wörterbücher sind auch deswegen<br />

relevant, weil sich die bisherige einschlägige Literatur vor allem auf den Gebrauch <strong>der</strong><br />

einsprachigen Wörterbücher konzentrierte (vgl. Wiegand 1998).<br />

4) Unsere Untersuchungen können auch Einblick in einige morphologische Aspekte des<br />

lexikalischen Zugriffs gewähren.<br />

Seit <strong>der</strong> Arbeit von Taft (1979) taucht in <strong>der</strong> Forschung des mentalen Lexikons<br />

z. B. immer wie<strong>der</strong> die Frage auf, wie die Bedeutung <strong>der</strong> Wörter mit einer<br />

Vorsilbe ermittelt wird. Wird das Präfix von dem Wort abgetrennt o<strong>der</strong> geht<br />

man beim Zugriff ganzheitlich vor? Falls durch die Probanden das Präfix bei


EIGENE VORARBEITEN<br />

<strong>der</strong> Bedeutungsermittlung abgetrennt wird, stellt sich die für uns relevante Fra-<br />

ge, für welche Bedeutung des Wortstammes sie sich entscheiden <strong>und</strong> wie sie<br />

bei <strong>der</strong> Kombinierung <strong>der</strong> Bedeutung des Präfixes <strong>und</strong> <strong>der</strong> Bedeutungsvarian-<br />

ten des Stammes vorgehen?<br />

Wegen <strong>der</strong> unterschiedlichen Typologie des Deutschen <strong>und</strong> des Ungarischen<br />

kann <strong>und</strong> sollte man auch erwägen, ob bei den lexikalischen Suchprozessen<br />

Zugriffsstrategien eingesetzt werden, die auf die Muttersprache <strong>der</strong> Probanden<br />

bzw. auf <strong>der</strong>en agglutinierenden Charakter zurückzuführen sind.<br />

Farkas hat mehrere Experimente <strong>zum</strong> Thema „Lautes Denken“ durchgeführt, <strong>der</strong>en Ergeb-<br />

nisse sie in mehreren Fallstudien veröffentlicht hat (Farkas 2000, 2001). In diesem Thema hat<br />

sie auch ihre Doktorarbeit verfasst, die die theoretischen <strong>und</strong> methodologischen Gr<strong>und</strong>lagen<br />

des Themenkreises eingehend behandelt (Farkas 2002).


2003<br />

2004<br />

2005<br />

1. Die Intuition bezüglich<br />

<strong>der</strong> Prominenz <strong>der</strong><br />

Wortbedeutungen <strong>und</strong> ihre<br />

Rolle in <strong>der</strong> Linguistik<br />

Die Bearbeitung <strong>der</strong> Fachli-<br />

teratur <strong>zum</strong> allgemeinen <strong>und</strong><br />

semantischen Datenproblem.<br />

Sammlung eines mehrspra-<br />

chigen elektronischen Korpus<br />

<strong>und</strong> Entwicklung einer<br />

lexikologischen Datenbank.<br />

<strong>Zusammenfassung</strong> <strong>der</strong> Erfah-<br />

rungen aus <strong>der</strong> Entwicklung<br />

<strong>der</strong> Datenbank.<br />

Erweiterung <strong>der</strong> Datenbank,<br />

<strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Ergebnisse <strong>der</strong><br />

vorläufigen psycholinguisti-<br />

schen Experimente. Veröffent-<br />

lichung <strong>der</strong> lexikologischen<br />

Datenbank im Internet.<br />

Klärung <strong>der</strong> Frage, welche sys-<br />

tematischen Beziehungen unter<br />

den prominenteren <strong>und</strong> weni-<br />

ger prominenten Bedeutungen<br />

zu beobachten sind (mit beson-<br />

<strong>der</strong>er Rücksicht auf metapho-<br />

rische <strong>und</strong> metonymische<br />

Beziehungen).<br />

III. Forschungsplan<br />

2. Metapher <strong>und</strong><br />

Metonymie als<br />

semantische Intuitionen<br />

Bearbeitung <strong>und</strong> Auswertung<br />

<strong>der</strong> Fachliteratur zu den men-<br />

talen Quellen <strong>der</strong> allgemeinen<br />

kognitiven Organisationsprin-<br />

zipien, Untersuchung <strong>der</strong><br />

kognitiven Repräsentation<br />

<strong>der</strong> Metaphernintuition.<br />

Erstellung eines mehrsprachi-<br />

gen (Ungarisch, Englisch,<br />

Deutsch) Metaphern- <strong>und</strong><br />

Metonymiekorpus, das als<br />

Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> weiteren For-<br />

schung dienen kann.<br />

Ständige Erweiterung <strong>und</strong><br />

Umstrukturierung des Korpus<br />

im Lichte <strong>der</strong> Ergebnisse.<br />

Untersuchung <strong>der</strong> Funktion<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> intersubjektiven Zu-<br />

gänglichkeit <strong>der</strong> Metaphern-<br />

intuition mithilfe <strong>der</strong> Korpus-<br />

analyse, Auswertung <strong>der</strong><br />

Vorschläge <strong>der</strong> kognitiven<br />

Metapherntheorie <strong>und</strong> ihre<br />

Konfrontierung mit alterna-<br />

tiven Auffassungen.<br />

3. Prozesse <strong>und</strong> Strategien<br />

des lexikalischen Zugriffs<br />

Bearbeitung <strong>der</strong> einschlägigen<br />

psycholinguistischen <strong>und</strong><br />

kognitiv-psychologischen<br />

Fachliteratur.<br />

Planung <strong>der</strong> Experimente,<br />

<strong>der</strong>en Ziel es ist, den Prozess<br />

<strong>und</strong> die einzelnen Schritte des<br />

lexikalischen Zugriffs zu<br />

untersuchen <strong>und</strong> zu cha-<br />

rakterisieren. Auswahl <strong>der</strong><br />

Texte für die Experimente.<br />

Abwicklung von Probe-<br />

experimenten.<br />

Abwicklung <strong>der</strong> Experimen-<br />

te, Transkribierung <strong>der</strong> Proto-<br />

kolle. Zusammenstellung ei-<br />

nes Korpus anhand <strong>der</strong> Expe-<br />

rimente, <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Daten.<br />

Untersuchung <strong>der</strong> Frage, ob<br />

<strong>und</strong> inwieweit die Mutterspra-<br />

che die Bestimmung <strong>der</strong> Be-<br />

deutung fremdsprachlicher<br />

Wörter beeinflusst. Überprü-<br />

fung <strong>der</strong> Adäquatheit <strong>der</strong> ge-<br />

wählten Methode zur Daten-<br />

elizitierung.<br />

<strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Ergebnisse <strong>der</strong> Teilprojekte, <strong>Zusammenfassung</strong> <strong>der</strong> Erfahrungen des<br />

Forschungsprojekts <strong>und</strong> ihre Präsentierung auf interationalen Foren.


IV. Voraussichtliche Ergebnisse <strong>der</strong> Forschung<br />

1. Die Intuition bezüglich <strong>der</strong> Prominenz <strong>der</strong> Wortbedeutungen <strong>und</strong> ihre Rolle in <strong>der</strong><br />

Linguistik: Beantwortung <strong>der</strong> Frage, ob in <strong>der</strong> Beziehung von prominenten <strong>und</strong> weniger<br />

prominenten Bedeutungen zueinan<strong>der</strong> Systematizitäten zu beobachten sind. Die<br />

Charakterisierung dieser Systematizitäten <strong>und</strong> Skizzierung möglicher Antworten auf die<br />

Fragen, wie diese erworben <strong>und</strong> repräsentiert werden.<br />

2. Metapher <strong>und</strong> Metonymie als semantische Intuitionen: Untersuchung des kognitiven<br />

Status <strong>der</strong> Metaphernintuition, d. h. Klärung ihres eigenständigen o<strong>der</strong> epiphänomenalen<br />

Charakters. Im Zusammenhang damit die Überprüfung <strong>der</strong> Kriterien, die von den heutigen<br />

Vertretern <strong>der</strong> kognitiven Metapherntheorie für die Erkennung von sprachlichen Metaphern<br />

vorgeschlagen werden.<br />

4. Prozesse <strong>und</strong> Strategien des lexikalischen Zugriffs: Identifizierung <strong>der</strong> Faktoren des<br />

lexikalischen Zugriffs, Bestimmung <strong>der</strong> relativen Gewichtung dieser Faktoren. Formulierung<br />

von didaktisch-methodologischen Schlussfolgerungen für die Übersetzungswissenschaft <strong>und</strong><br />

den Fremdsprachenunterricht.<br />

Für das gesamte Projekt „Semantische Intuitionen als linguistische Daten”:<br />

<strong>Zusammenfassung</strong> <strong>der</strong> für das semantische Datenproblem relevanten Konsequenzen unserer<br />

Forschung, Formulierung weiterführen<strong>der</strong> Fragen.<br />

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