Bulletin 01/2011 - Mercedes-Benz 300 SL Club - Mercedes-Benz

Straßenkreuzer“. Und der Kunstvermittler Werner Spies, der 1988
den ersten umfassenden Aufsatz über die „Cars“ schrieb, formu-
lierte: „Die irrealen Farben entmaterialisieren die Fahrzeuge. Es
sind leere Autos.“ Warhol also überhöht das Auto, das, wie Spies
1988 schrieb, „in seinem Kult am stärksten die Veränderungen
widerspiegelt, die das Zeitalter der Massenproduktion hervorge-
bracht hatte“, macht es zum Sehnsuchtsobjekt, das in so vol-
lendeter Form unerreichbar bleiben muss – und uns in der All-
tagsnutzung doch an der Perfektion des Schönen teilhaben lässt.
Und wie erlebte man nun bei Daimler selbst die Erstpräsentation
der „Cars“ im Januar 1988 in der von Götz Adriani gelenkten
Kunsthalle Tübingen? „Der Vorstand“, erinnert sich Hans J.
Baumgart, „nahm geschlossen an der Eröffnung teil. Das hatte
es bis dahin bei einem Kunstereignis des Unternehmens nicht
gegeben.“ Der „demonstrative Charakter“ signalisierte „Zu-
stimmung, Identifikation“. „Was aber, betont Baumgart, „noch
wichtiger war: Zum ersten Mal wurde durch die Ausstellung das
Kunst-Engagement von Mercedes innerhalb und außerhalb des
Unternehmens auf breiter Front bekannt und für gut befunden.
Das war der Durchbruch und die Voraussetzung für die Kunstak-
tivitäten, die danach folgten.“
Welche Kräfte der Auftrag aus Stuttgart bei Andy Warhol
geweckt hatte, zeigt sein Arbeitstempo. Gesundheitlich ge-
schwächt, schließt er das Vorhaben doch nahezu ab, wenn auch
nur 35 der ursprünglich 80 geplanten Bilder zur Ausführung ka-
men. Ungeplant werden die „Cars“ zu Warhols Vermächtnis.
An den Folgen einer Gallenblasenoperation stirbt der vielleicht
letzte Weltstar der Kunst am 22. Februar 1987.
Quellenhinweis: ein Zeitungsbericht von Nikolai B. Forstbauer
sowie das Buch der Daimler-Benz AG:
„Andy Warhol - business art - Cars“
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