Schlussbericht - FILME SEHEN LERNEN - Diagonale 2008

Schlussbericht - FILME SEHEN LERNEN - Diagonale 2008 Schlussbericht - FILME SEHEN LERNEN - Diagonale 2008

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27.06.2013 Aufrufe

2.) Wie lässt sich Filmvermittlung, die vielfach außerhalb der Schule stattfindet und stattfinden muss, in den Schulalltag integrieren? Der Bericht dazu: Wir haben viele Inputs von engagierten LehrerInnen zum Inhalt einer neuen Ausbildung gehört, die nicht alle hier berichtet werden können. Vor allem, weil wir aus zeitökonomischen Gründen die Inhalte der Ausbildung heute nicht auch noch diskutieren können, sondern uns auf die Besprechung der Rahmenbedingungen beschränken müssen. Anu Pöyskö zeigt, wie wichtig das Selbermachen, das Selber-Produzieren ist. Denn die Reflexion über die eigene Produktionserfahrung verdeutlicht Schülern die Gemachtheit der Medien. Weiters bietet die Präsentation von erarbeitetem Material Lernchancen. Wie bei allen Formen der Kommunikation erleben die SchülerInnen auch bei den bewegten Bildern, dass ihre Inhalte und Positionen bei den Betrachtern ganz anders ankommen. Das ist eine schmerzhafte, aber eine wichtige Lernerfahrung. Und eigene Produktionserfahrungen verändern auch die Haltung gegenüber Medien auf grundlegende Weise. Es gab jedoch eine ganze Reihe von Aussagen dazu, wie starr das Schulsystem sei und wie hinderlich für Projektarbeit und außerschulische Aktivitäten, wie etwa Kinobesuche. Im Alltag der LehrerInnen sind Projekttage sehr schwierig durchzuführen. Man muss die Pläne der anderen LehrerInnen berücksichtigen. Auch der eigene Regelunterricht in anderen Klassen entfällt. So stößt man bald an die Grenzen des Systems. Eine Teilnehmerin zitiert aus der Schulveranstaltungs-Verordnung aus 1995 über ergänzende Module zum Unterricht. Dort seien viele Bereiche exemplarisch aufgezählt, nicht aber das Kino. Wenn eine LehrerIn ins Kunsthistorische Museum gehen will, wird sie dafür gelobt, will sie am Vormittag eine Kinoaufführung besuchen, heißt es, SchülerInnen könnten ja auch in der Freizeit ins Kino gehen. Das zum Stellenwert von Kino in manchen Schulen. Susanne Krucsay wendet zwar ein, dass der Medienerlass ausdrücklich Film gleichstellt. Aber scheinbar nicht in der Praxis. Martin Seibt, Aktion Film Salzburg meinte, eigentlich müsste man, auch wenn das utopisch klingen mag, eine Verordnung fordern, die allen Direktoren aufträgt, Medienprojekte an ihren Schulen zuzulassen. Christian Holzmann, Lehrer aus Wien, merkt dazu an, man könne als Lehrer nichts mit Leidenschaft vorantreiben, ohne jemanden weh zu tun. Er gehe aus der Schule, dem Ort des strukturierten Alltags, einfach hinaus und lasse sich nicht beirren. Ein wichtiger Punkt der Diskussion befasst sich mit dem Umstand, dass LehrerInnen vielfach nicht alles wissen, was für Filmvermittlung notwendig ist. Martina Lassacher, Internationales Kinderfestival Wien, meint daher auch, dass Medienbildung nur funktionieren kann, wenn Erwachsene ihre Scheu vor Filmen und der Arbeit mit ihnen verlieren. Sie hätten ja schließlich auch nirgendwo gelernt, wie man damit umgeht.

Martin Seibt meint in ähnlicher Richtung, dass es unerlässlich sei, dass LehrerInnen in Projekten neue Medien einsetzen. Er sieht eine Möglichkeit, technische und inhaltliche Kompetenzen an die SchülerInnen abzutreten. Die LehrerInnen müssen dann nicht selbst über alle Wissensressourcen verfügen, sondern nehmen die Rolle von Prozess- Verantwortlichen ein. Lisa Stürgkh, Schülerin aus Wien meint ebenfalls, dass Unterricht zu Film, die Medienkompetenz der SchülerInnen mit einbeziehen soll. Jugendliche gewinnen Eindrücke, die den LehrerInnen verborgen bleiben, oder sie haben eine andere Perspektive, sind nicht in Klischees der Erwachsenen verfangen. „Für sie ist die weiße Taube nicht notwendigerweise ein Symbol für Frieden.“ Jedenfalls weckt die Begeisterung für Film auch ganz allgemein die Bereitschaft zu Begeisterung über das Fach hinaus. Aber Stürgkh warnt davor, alle SchülerInnen zu Filmunterricht zu verpflichten. Manche interessieren sich eben mehr für andere Fächer und das sollte man auch zulassen. 3.) Wie kann eine Vernetzung der Konzepte und Materialien funktionieren? Müssen durchgängig neue Konzepte und Materialien geschaffen werden, oder ist es sinnvoller, vorhandene Initiativen, nach Evaluierung und eventueller Adaption so zu bündeln, dass sie allen LehrerInnen zugänglich sind? Der Bericht dazu: Es zeigte sich in den vielen Diskussionen und Präsentationen, dass es sehr viele autonome, engagierte Projekte gibt. Man war sich einig, dass nicht Konkurrenz sondern Vernetzung angesagt ist. Birgit Flos fordert ein, dass im Vorfeld von Entscheidungen eine „Plattform für Medienbildung“ vorbereitende Schritte setzt. Zitat: „Vernetzung bestehender Initiativen und Erfahrungsaustausch unter professionell 'Betroffenen' sowie Bildung eines interdisziplinären Think Tanks als Interessensvertretung, Lobby, VerhandlungspartnerIn für weitere kulturpolitische Schritte zur Verwirklichung im Sinne der Implementierung von Medienkompetenz/Medienbildung/Filmvermittlung. ExpertInnen aus unterschiedlichen Bereichen sollen ihre Visionen vergleichen und die Komplexität des neuen Lehrinhaltes/'Fachs' sowie möglicher Unterrichtsmodelle zunächst in vollem Umfang zulassen, bevor Einschränkungen und Reduzierungen, aus welchen unterrichtsökonomischen oder sonstigen zweckrationalen Erwägungen auch immer, notwendige Entwicklungen behindern.“ Margareta Petermandl, Lehrerin aus Graz gab uns ihre Wunschliste mit auf den Weg. Darin wünscht sie sich unter anderem einen leichteren Zugang zu Fort- und Weiterbildung, ein professionelleres Angebot an Materialien, mehr Chancen für Projektarbeit und Budgetmittel um ExpertInnen an die Schule zu holen. Es zeigt sich auch in Wortmeldungen Anderer, dass viele LehrerInnen an Projekten zur Medienbildung arbeiten und dass umgekehrt viele Institutionen Hilfe anbieten. Das reicht vom Filmmuseum über Kino macht Schule, Kinderfilmfestivals, oder auch die Kooperation der Diagonale mit Schulen bis hin zu einer Plattform, die kommentierte Filme sammelt, damit sie LehrerInnen im Unterricht verwenden können oder das Internet- Angebot im mediamanual, das unter anderem die Chance bietet, sich weiterzubilden. Und das sind nur Ausschnitte aus dem während der Fachtagung gegebenen Informationen.

2.) Wie lässt sich Filmvermittlung, die vielfach außerhalb der Schule stattfindet und<br />

stattfinden muss, in den Schulalltag integrieren?<br />

Der Bericht dazu:<br />

Wir haben viele Inputs von engagierten LehrerInnen zum Inhalt einer neuen Ausbildung<br />

gehört, die nicht alle hier berichtet werden können. Vor allem, weil wir aus<br />

zeitökonomischen Gründen die Inhalte der Ausbildung heute nicht auch noch diskutieren<br />

können, sondern uns auf die Besprechung der Rahmenbedingungen beschränken<br />

müssen.<br />

Anu Pöyskö zeigt, wie wichtig das Selbermachen, das Selber-Produzieren ist. Denn die<br />

Reflexion über die eigene Produktionserfahrung verdeutlicht Schülern die Gemachtheit der<br />

Medien.<br />

Weiters bietet die Präsentation von erarbeitetem Material Lernchancen. Wie bei allen<br />

Formen der Kommunikation erleben die SchülerInnen auch bei den bewegten Bildern,<br />

dass ihre Inhalte und Positionen bei den Betrachtern ganz anders ankommen. Das ist eine<br />

schmerzhafte, aber eine wichtige Lernerfahrung.<br />

Und eigene Produktionserfahrungen verändern auch die Haltung gegenüber Medien auf<br />

grundlegende Weise.<br />

Es gab jedoch eine ganze Reihe von Aussagen dazu, wie starr das Schulsystem sei und<br />

wie hinderlich für Projektarbeit und außerschulische Aktivitäten, wie etwa Kinobesuche.<br />

Im Alltag der LehrerInnen sind Projekttage sehr schwierig durchzuführen. Man muss die<br />

Pläne der anderen LehrerInnen berücksichtigen. Auch der eigene Regelunterricht in<br />

anderen Klassen entfällt. So stößt man bald an die Grenzen des Systems.<br />

Eine Teilnehmerin zitiert aus der Schulveranstaltungs-Verordnung aus 1995 über<br />

ergänzende Module zum Unterricht. Dort seien viele Bereiche exemplarisch aufgezählt,<br />

nicht aber das Kino.<br />

Wenn eine LehrerIn ins Kunsthistorische Museum gehen will, wird sie dafür gelobt, will sie<br />

am Vormittag eine Kinoaufführung besuchen, heißt es, SchülerInnen könnten ja auch in<br />

der Freizeit ins Kino gehen. Das zum Stellenwert von Kino in manchen Schulen. Susanne<br />

Krucsay wendet zwar ein, dass der Medienerlass ausdrücklich Film gleichstellt. Aber<br />

scheinbar nicht in der Praxis.<br />

Martin Seibt, Aktion Film Salzburg meinte, eigentlich müsste man, auch wenn das utopisch<br />

klingen mag, eine Verordnung fordern, die allen Direktoren aufträgt, Medienprojekte an<br />

ihren Schulen zuzulassen.<br />

Christian Holzmann, Lehrer aus Wien, merkt dazu an, man könne als Lehrer nichts mit<br />

Leidenschaft vorantreiben, ohne jemanden weh zu tun. Er gehe aus der Schule, dem Ort<br />

des strukturierten Alltags, einfach hinaus und lasse sich nicht beirren.<br />

Ein wichtiger Punkt der Diskussion befasst sich mit dem Umstand, dass LehrerInnen<br />

vielfach nicht alles wissen, was für Filmvermittlung notwendig ist.<br />

Martina Lassacher, Internationales Kinderfestival Wien, meint daher auch, dass<br />

Medienbildung nur funktionieren kann, wenn Erwachsene ihre Scheu vor Filmen und der<br />

Arbeit mit ihnen verlieren. Sie hätten ja schließlich auch nirgendwo gelernt, wie man damit<br />

umgeht.

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