27.06.2013 Aufrufe

Raum und Gefäß

Raum und Gefäß

Raum und Gefäß

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

aum-gefäß<br />

gefäß-raum<br />

Vorlesung <strong>Raum</strong>gestaltung | Prof. G. Seifert WS 2011/12 #08


Der <strong>Raum</strong> stellt uns Fragen wie:<br />

was ist innen, was außen?<br />

woher kommt die Idee des <strong>Raum</strong>s überhaupt?<br />

woher kommt die Schönheit eines <strong>Raum</strong>s?<br />

...Krater auf Mars, Durchmesser ca 30 km, Tiefe ca. 5 km...


Was macht das kleinste - nicht einmal betretbare - <strong>Gefäß</strong> schön?<br />

Ist es das Material <strong>und</strong> die Verfassung seiner <strong>Raum</strong>grenze?<br />

Was macht den großen <strong>Raum</strong> schön? Ist es unser Wissen um seine Ausdehnung<br />

<strong>und</strong>/oder die Wahrnehmung seiner <strong>Raum</strong>grenze?<br />

Was macht den kosmischen <strong>Raum</strong> schön?<br />

t es unser Wissen um seine nicht sichtbare <strong>Raum</strong>grenze, unsere Faszination mit seiner singulären<br />

Endlichkeit? Was wir von seiner Ferne sehen, ist es etwa Licht allein?


<strong>Raum</strong> <strong>und</strong> <strong>Gefäß</strong><br />

...kommt die Idee von <strong>Raum</strong> vom Durst?...<br />

Vermischung von natürlichem mit künstlichem Ort: In den Anden haben schon die Mayas die natürliche Topografie benutzt, um darauf aufbauend landwirtschaftlich genutzte Felder zu<br />

kultivieren. Hier beginnt man zu sehen, dass der topos etwas anderes ist als ein umschlossener <strong>Raum</strong> <strong>und</strong> mehr als der Ort nach der deutschen Wortbedeutung, die etwas punkthaftes<br />

meint, die bestimmte Stelle, auf die ich mit dem Finger zeigen kann. Der <strong>Raum</strong>-Ort hat eine unsichtbare, aber doch spürbare Sphäre um sich herum.<br />

Aristoteles spricht davon, dass der <strong>Raum</strong> „eine Art <strong>Gefäß</strong>“ zu sein scheint, denn ein <strong>Gefäß</strong> ist ein „<strong>Raum</strong>, den man mitnehmen kann“, während umgekehrt der <strong>Raum</strong> „eine Art<br />

unbewegliches <strong>Gefäß</strong>“ ist.


Innen <strong>und</strong>/oder Außen<br />

... Heideggers: „...Hineingehalten werden in die Welt...“<br />

...Henne <strong>und</strong> Ei...


*Alois Riegl theoretische Anregung zur Gestaltung von <strong>Raum</strong><br />

„… Ist es aber nicht nach dem frühesten Kulturerwachen der Menschheit die Absicht aller <strong>und</strong><br />

jeder Baukunst, die über die Schaffung des bloßen Males hinausging, auf <strong>Raum</strong>bildung gerichtet<br />

gewesen? Die Architektur ist doch eine gebrauchs-zweckliche Kunst, <strong>und</strong> ihr Gebrauchszweck<br />

lautet in der Tat allzeit auf die Bildung begrenzter Räume, innerhalb denen dem Menschen die<br />

Möglichkeit freier Bewegung offen stehen soll.<br />

Wie aber schon diese Definition lehrt, zerfällt die Aufgabe der Baukunst in zwei Teile, die<br />

einander notwendigerweise ergänzen <strong>und</strong> bedingen, aber gerade darum in einem bestimmten<br />

Gegensatz zueinanderstehen: die Schaffung des (geschlossenen) <strong>Raum</strong>s als solchen <strong>und</strong> die<br />

Schaffung der <strong>Raum</strong>grenzen.<br />

Damit war dem menschlichen Kunstwollen seit Anbeginn die Möglichkeit geöffnet, den einen<br />

Teil der Aufgabe auf Kosten des anderen zu betreiben. Man konnte die <strong>Raum</strong>grenzen derart<br />

überwuchern lassen, dass das Bauwerk in ein plastisches Bildwerk überging. Man konnte<br />

andererseits die <strong>Raum</strong>grenze in solche Fernen hinausschicken, dass im Besucher dadurch der<br />

Gedanke an die Unendlichkeit <strong>und</strong> Unmessbarkeit des freien <strong>Raum</strong>s erweckt wurde …“<br />

(in „Spätrömische Kunstindustrie“, 1927)<br />

Quasi - Vessel<br />

formalaut, 1997


“<br />

Maßstab


Der Rand des <strong>Gefäß</strong>es gehört weder zu seinem Außen noch zu seinem Innen...


Ist es die <strong>Gefäß</strong>form - die <strong>Raum</strong>grenze -, die es schön machen?<br />

Ist es gar das Ornament auf der <strong>Gefäß</strong>wand?...<br />

Vermischung von natürlichem mit künstlichem Ort: In den Anden haben schon die Mayas die natürliche Topografie benutzt, um darauf aufbauend landwirtschaftlich genutzte Felder zu<br />

kultivieren. Hier beginnt man zu sehen, dass der topos etwas anderes ist als ein umschlossener <strong>Raum</strong> <strong>und</strong> mehr als der Ort nach der deutschen Wortbedeutung, die etwas punkthaftes<br />

meint, die bestimmte Stelle, auf die ich mit dem Finger zeigen kann. Der <strong>Raum</strong>-Ort hat eine unsichtbare, aber doch spürbare Sphäre um sich herum.<br />

Aristoteles spricht davon, dass der <strong>Raum</strong> „eine Art <strong>Gefäß</strong>“ zu sein scheint, denn ein <strong>Gefäß</strong> ist ein „<strong>Raum</strong>, den man mitnehmen kann“, während umgekehrt der <strong>Raum</strong> „eine Art<br />

unbewegliches <strong>Gefäß</strong>“ ist.


Ist die flache Form ein <strong>Gefäß</strong>?


Absurd großes Ist dieses <strong>Gefäß</strong> in der <strong>Gefäß</strong> Landschaft: Landschaft?<br />

Architektur?


Sind diese Terrassen in den Anden <strong>Gefäß</strong>e?<br />

Vermischung von natürlichem mit künstlichem Ort: In den Anden haben schon die Mayas die natürliche Topografie benutzt, um darauf aufbauend landwirtschaftlich genutzte Felder zu<br />

kultivieren. Hier beginnt man zu sehen, dass der topos etwas anderes ist als ein umschlossener <strong>Raum</strong> <strong>und</strong> mehr als der Ort nach der deutschen Wortbedeutung, die etwas punkthaftes<br />

meint, die bestimmte Stelle, auf die ich mit dem Finger zeigen kann. Der <strong>Raum</strong>-Ort hat eine unsichtbare, aber doch spürbare Sphäre um sich herum.<br />

Aristoteles spricht davon, dass der <strong>Raum</strong> „eine Art <strong>Gefäß</strong>“ zu sein scheint, denn ein <strong>Gefäß</strong> ist ein „<strong>Raum</strong>, den man mitnehmen kann“, während umgekehrt der <strong>Raum</strong> „eine Art<br />

unbewegliches <strong>Gefäß</strong>“ ist.


Ist ein Krater ein <strong>Gefäß</strong>?<br />

Vermischung von natürlichem mit künstlichem Ort: In den Anden haben schon die Mayas die natürliche Topografie benutzt, um darauf aufbauend landwirtschaftlich genutzte Felder zu<br />

kultivieren. Hier beginnt man zu sehen, dass der topos etwas anderes ist als ein umschlossener <strong>Raum</strong> <strong>und</strong> mehr als der Ort nach der deutschen Wortbedeutung, die etwas punkthaftes<br />

meint, die bestimmte Stelle, auf die ich mit dem Finger zeigen kann. Der <strong>Raum</strong>-Ort hat eine unsichtbare, aber doch spürbare Sphäre um sich herum.<br />

Aristoteles spricht davon, dass der <strong>Raum</strong> „eine Art <strong>Gefäß</strong>“ zu sein scheint, denn ein <strong>Gefäß</strong> ist ein „<strong>Raum</strong>, den man mitnehmen kann“, während umgekehrt der <strong>Raum</strong> „eine Art<br />

unbewegliches <strong>Gefäß</strong>“ ist.


Was ist Außen oder Innen?


<strong>Gefäß</strong>! Hier ist das Außen innen?


Licht-<strong>Gefäß</strong>


Expandierende <strong>Raum</strong>grenze in Lichtgeschwindigkeit oder Licht ?


Innen <strong>und</strong>/oder Außen<br />

Gebäude aus massiven behauenen Steinen<br />

Ägyptischer Tempel


Körper <strong>Raum</strong> <strong>Gefäß</strong>e


Verlassen des ‚Innenraums‘ Mutter


Der Knabe entdeckt sein Außen - den <strong>Raum</strong>!


...befinden wir uns in einem <strong>Gefäß</strong>, oder befinden wir uns in einer Vorstellung davon...?


Das Außen, der Horizont, begründet das neue, ultimative Innen, das Selbst


Satz 1 (zum <strong>Raum</strong>)<br />

Je mehr Gegenwart eine Grenze im Verhältnis zu der von ihr<br />

umschlossenen Leere hat, umso mehr kann diese Grenze Ursache<br />

für die Schönheit der Leere sein.<br />

Satz 2 (zum Licht)<br />

Je mehr Weite der <strong>Raum</strong> im Verhältnis zu seiner Grenze hat, umso<br />

mehr kann diese Weite Ursache für die Schönheit des <strong>Raum</strong>es sein.


Northern stellar is crazy about Southern, Victoria 2007


„twins“ formalhaut, Wolfe Creek Crater, 2007


critique of pure reason


dodecaeder (CSR Well 43/44) 2010 S 21° 19,121’ E 125° 52,229’


the city is the repetition of the cave by other means (CSR Well 37/38) 2010 S 22° 01,070’ E125° 30,169’


context becomes text (CSR Well 10/11) 2010 S 24° 01,938’ E 122° 18,062’


seifert.stoeckmann@formalhaut 1985 - 2005<br />

Haus living room Gelnhausen


das ausgetrocknete ‚Flussbett‘ der Fels: der lokale ‚Horizont ‚ der Blick aus dem ‚Flussbett‘ Blick nach oben


In der Schublade Trompe l‘oeil mit Boot (Wanne) Georg Hüter gegenüber: Bett <strong>und</strong> ausfahrbarer <strong>Raum</strong> (Schublade)


Auf dem Deck: Blick auf Phoebe, Mond des Saturn Blick in die Wolken


O U T - back Victoria 2003


„Pyramide“ formalhaut 2009


pathfinder, formalhaut 2007


the beauty of the bush Moores Gallery Fremantle AUS 2007


<strong>Gefäß</strong>e 2010


Collapsing vessel # 1 2011


collapsed vessel # 1 2012


<strong>Gefäß</strong> still life St. Petri 2009


… wenn unsere <strong>Raum</strong>wahrnehmung nachts schwindet, schauen wir zum Himmel. Dann scheint der <strong>Raum</strong> greifbar.<br />

Beim Anblick der Sterne denken wir ans Grenzenlose, das Absolute...<br />

Kritik der reinen Vernunft Immanuel Kant, 1781 (Erkenntnistheorie)<br />

Immanuel Kant argumentierte für die Anwesenheit einer irrationalen<br />

kognitiven Auffassungsgabe neben der rationalen kognitiven unseres<br />

Gehirns.<br />

Nur die irrationale Auffassung erlaubt uns dieses höchst Abstrakte<br />

zu verstehen: den totalen <strong>Raum</strong>, das Universum.<br />

Unendlichkeit ist eine provokative, irre, ganz <strong>und</strong> gar aufregende Vorstellung von <strong>Raum</strong>.<br />

Diese Vorstellung fördert das Großzügige <strong>und</strong> die Transzendenz in unserem Denken ...


stop making sense Breitenborn 2006


formaloskop Field Institut Hombroich 2011


ormaloskop Field Institut Hombroich 2011


all matter exhibits wave and particle properties • Warakurna 2010, S 25° 04,656’ E 128° 38,247’

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!