Mensch und Raum - pdf
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Inhalt der Vorlesungen WS 2012/13<br />
VL01 24.10. Einführung, Inhalte, Kriterien, Literatur<br />
VL02 07.11. Abstraktion: Größe, Maßstab, Modell<br />
09. - 10.11. Symposium Spatial Thinking II<br />
VL03 14.11. <strong>Raum</strong>wahrnehmung (Gert Gschwendtner)<br />
VL04 21.11. <strong>Raum</strong>theorien (Clemens Plank)<br />
VL05 28.11. <strong>Raum</strong>grenzen<br />
VL06 05.12. Typologie - Topologie - Morphologie<br />
VL07 09.01. Richtung - Orientierung - Positionierung<br />
VL08 16.01. Gestalt <strong>und</strong> Gestaltung<br />
VL09 23.01. <strong>Raum</strong>konzepte
Richtungen<br />
Orientierung<br />
Positionierung<br />
Das <strong>Raum</strong>gefühl ist stark von der Orientierung <strong>und</strong> der Position<br />
abhängig, die der Einzelne im <strong>Raum</strong> einnehmen kann<br />
z.B. vom Grad der Bewegungsfreiheit <strong>und</strong> den unterschiedlichen<br />
Möglichkeiten sich niederzulassen<br />
RG-VL 12/13 Nr. 7
um eine Richtung im <strong>Raum</strong> zu<br />
finden, müssen wir uns<br />
positionieren <strong>und</strong> orientieren<br />
wir brauchen also<br />
Orientierungspunkte <strong>und</strong><br />
Informationen über unsere Position<br />
die Information liefert im<br />
Außenraum die Natur, die<br />
Topografie, Sonne, Mond <strong>und</strong><br />
Sterne (heute das Navi)<br />
im Inneren der Gebäude <strong>und</strong> im<br />
Innenraum der Stadt muss die<br />
Architektur selbst diese<br />
Informationen geben<br />
die visuellen Verbindungen<br />
herstellen, Bezugspunkte liefern
absolut:<br />
relativ:<br />
Richtungen<br />
Orientierung<br />
Positionierung<br />
Nord - Süd - Ost - West<br />
Vertikalachse - Horizontalebene<br />
Oben - Unten (Schwerkraft)<br />
Links - Rechts - Vorne - Hinten (Bewegung)<br />
Innen-Außen<br />
Mitte - Zentrierung<br />
Ausdehnung - Weite
lichtung<br />
manche meinen lechts <strong>und</strong> rinks<br />
kann man nicht velwechsern<br />
werch ein illtum<br />
(Ernst Jandl)<br />
links <strong>und</strong> rechts sind relativ gleichwertig, von kulturellen Bedeutungen <strong>und</strong> Zuweisungen abgesehen
Franz Erhard Walther: „Skulptur ist Handlungsform“<br />
Richtung im <strong>Raum</strong> ist relativ, Interaktion von <strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Raum</strong>
Kant schreibt in seinem kleinen Aufsatz:<br />
„Was heißt, sich im Denken orientieren?“<br />
„Sich orientieren heißt in der eigentlichen<br />
Bedeutung des Worts: aus einer gegebenen<br />
Weltgegend (in deren vier wir den Horizont<br />
einteilen), die übrigen, namentlich den<br />
Aufgang, zu finden. Sehe ich nun die Sonne<br />
am Himmel <strong>und</strong> weiß, dass es um die<br />
Mittagszeit ist, so weiß ich Süden, Westen,<br />
Norden <strong>und</strong> Osten zu finden.“<br />
Das heißt ich habe eine Ausgangsposition <strong>und</strong> eine Ausrichtung, dann kann ich<br />
mich orientieren<br />
Es ist auch Aufgabe der Architektur, sich in ihr orientieren zu können.
Orien&erung:<br />
kommt von Orient, der Gegend des Sonnenaufgangs<br />
Alte Kirchen sind häufig so gebaut, dass der Altar in Richtung<br />
Osten steht. Diese Ausrichtung nach Osten bezeichnet man als<br />
Orien&erung, denn der Osten heißt lateinisch Orient.<br />
(Das Wort Asien (asia) wiederum stammt aus dem Assyrischen <strong>und</strong><br />
bedeutet Sonnenaufgang. Es entspricht also dem lateinischen<br />
Wort Orient oder dem deutschen Morgenland)<br />
Der Tempel (hier: Karnak) hat eine Ost-‐West-‐ <strong>und</strong> eine Nord-‐Süd-‐<br />
Ausrichtung. Die Ost-‐West-‐Achse folgt der SonnenlauPahn: Sie<br />
symbolisiert die Sonnen-‐ oder Himmelsachse. Die Nord-‐Süd-‐Achse<br />
verläuR parallel zum Nil: Damit repräsen&ert sie die königliche<br />
oder weltliche Achse.
Stadt: Ausrichtung nach markanten Objekten
Erwin Wurm<br />
„One minute sculptures“<br />
thematisiert das Verhältnis der Orientierung<br />
<strong>und</strong> Positionierung von <strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Raum</strong> in<br />
ironischer Weise
oben, unten durch SchwerkraR bes&mmt, aufrechter Gang<br />
vorn hinten, rechts. links ändern sich durch Bewegung, sind rela&v<br />
Die Ver&kale hat für den <strong>Mensch</strong>en eine besondere Bedeutung weckt starke Assozia&onen<br />
= ZeichenhaRigkeit =Ausrufezeichen<br />
ob Monument, ob, Gebäude, ob Struktur
Bernard Tschumi:<br />
The ManhaXan Transcripts<br />
Architektur als Handlungsraum
Terunobu Fujimori:<br />
tree house
Bruder Klaus Kapelle,<br />
Wachendorf, Eifel<br />
Peter Zumthor
John Lautner, chemosphere house, LA, 1961<br />
Innen - Aussen<br />
modernes Baumhaus<br />
Hervorhebung der exponierten Lage im <strong>Raum</strong>
John Lautner, chemosphere house, LA, 1961, Architektur als die Kunst der Überwindung der Schwerkraft
John Lautner, Elrod house, Palm Springs, 1968
Piranesi, Carceri<br />
das Innere, Untere<br />
der unterirdische <strong>Raum</strong> ist ambivalent, antik auch: locus terribilis<br />
das bedrohliche, klaustrophobe Labyrinth
Plan einer U-Bahnstation in Tokyo
Montreal ist die Stadt mit dem weitverzweigtesten unterirdischen <strong>Raum</strong>system<br />
Unter der Erde ist Orientierung ein besonders wichtiger Faktor
Paul Virilio: Bunker Archreology
der <strong>Raum</strong> unter Wasser ist als Lebensraum noch nicht sehr weit erschlossen
Jacques Rougerie<br />
Das Bewohnbarmachen des<br />
Unterwasserraums ist allerdings<br />
noch schwieriger, als das des<br />
Unterirdischen <strong>Raum</strong>s,<br />
da es einer Vielzahl von Kräften<br />
ausgesetzt ist: Druck,<br />
Wellenbewegung, Dichtigkeit,<br />
Sicherheit
Die Mitte<br />
Das Zentrum<br />
nach innen gerichtet
Karlsruhe<br />
Die Mitte im Maßstab der Stadt<br />
im Barock war das Schloss das Zentrum der Macht
das Pentagon:<br />
Ringe der Macht<br />
Hochsicherheitstrakt<br />
Die Mitte im Maßstab<br />
eines Großgebäudes<br />
Das fünftgrößte<br />
Gebäude der Welt,<br />
Außenwandlänge je<br />
280m<br />
Trotz einer<br />
Gesamtlänge aller<br />
Korridore von knapp<br />
28 km ist jeder Punkt<br />
im Bau von jedem<br />
anderen Punkt<br />
innerhalb des<br />
Gebäudes in unter<br />
sieben Minuten<br />
erreichbar.
San Pietro in Montorio, „Tempietto“ von Bramante<br />
angeblich die Stelle, wo das Kreuz Petri stand<br />
konzeptionelle Thematisierung der Vertikale<br />
geht als Leere durch gesamtes Gebäude
Ebenezer Howard<br />
Garden City, Ein soziales <strong>Raum</strong>konzept, polyzentrisch<br />
Die Mitte im Maßstab der Stadt<br />
in der Größe 30.-50.000 EW<br />
Text
Durch die Zersiedelung erleben wir heute Stadt<br />
als verstreutes Konglomerat<br />
Die Randstad als Addition von Subzentren<br />
ergibt eine eher amorphe, feldhafte Gestalt
Der Horizont<br />
Die Weite<br />
nach aussen gerichtet
Horizont als Fluchtpunkt oder als umfassender <strong>Raum</strong><br />
Linie oder Grauzone
Cammille Flammarion, 1842-1925, französischer Astronom<br />
Sehr bekannt wurde ein Holzstich Flammarions, der in dem 1888 erschienenen Band L'Atmosphere.<br />
Meteorologie populaire veröffentlicht wurde.<br />
Der Schnitt zeigt einen auf der Erdscheibe knienden Beobachter, der aus der Himmelssphäre heraus schaut<br />
<strong>und</strong> staunend das dahinter liegende Universum betrachtet.<br />
Er illustriert die Sehnsucht des <strong>Mensch</strong>en nach der Erforschung unbekannter Welten<br />
Das Ende der Welt ist eine immaterielle Grenze, die nur in der Vorstellung existiert
die doppelte Bedeutung des Horizonts<br />
als Ende <strong>und</strong> als Perspektive<br />
als etwas, das uns magisch anzieht, was man aber nie erreicht<br />
Redewendungen: seinen Horizont erweitern, Silberstreif am Horizont, über den Horizont hinaus blicken
Richtung im <strong>Raum</strong> zu etwas hin, von etwas weg, von wo?<br />
Rem Koolhaas Stadtvision<br />
topologischer <strong>Raum</strong>, der aus einem artifiziellen Landschaftsgedanken heraus entwickelt wird<br />
aus einer zusammenhängenden Bodenformation
21st Century Museum of<br />
Contemporary Art, , designed by<br />
SANAA 2004
Haus Farnsworth<br />
Mies van der Rohe, 1950
Blick aus dem 10.OG des Brenner-Archiv UIBK, Josef Lackner, 2000
Paolo Soleri + Mark Mills, Dome House, Cave Creek Arizona, 1950
Paolo Soleri + Mark Mills, Dome House,<br />
Cave Creek Arizona, 1950
Paolo Soleri + Mark Mills, Dome House, Cave Creek Arizona, 1950
Paolo Soleri + Mark Mills, Dome House, Cave Creek Arizona, 1950
Donald Judd, Betonskulpturen entlang einer<br />
gedachten Achse, ca. 1km lang, Marfa, Texas<br />
je nach Nähe <strong>und</strong> Dichte einzelner Objekte<br />
zueinander entstehen zwischen den<br />
<strong>Raum</strong>körpern Spannungsfelder,<br />
die man als zugehörig zum Gesamtraum<br />
empfindet, obwohl sie aus „leerem“ <strong>Raum</strong><br />
bestehen.<br />
Das Spiel mit diesen Spannungsfeldern ist<br />
eines der ergiebigsten <strong>und</strong> am meisten<br />
gebrauchten Motive in der Gestaltung von<br />
Räumen.<br />
Der Rhythmus <strong>und</strong> die Abfolge der<br />
<strong>Raum</strong>elemente<br />
Donald Judd beschäftigt sich intensiv mit den<br />
Erscheinungen <strong>und</strong> Wirkungen scheinbar<br />
einfacher Räume
Donald Judd, Aluskulpturen, Marfa, Texas