Paraplegiker 2/2011

Paraplegiker 2/2011 Paraplegiker 2/2011

27.06.2013 Aufrufe

2/2011 29. Jahrgang Humanis Verlag für Gesundheit GmbH • Silcherstrasse 15 • D-67591 Mölsheim • Deutsche Post AG • Entgelt bezahlt • ZKZ D 05475 • ISSN 0723-5070 Vereint mit Datenbank für rollstuhlgerechte Orte: www.wheelmap.org

2/<strong>2011</strong><br />

29. Jahrgang<br />

Humanis Verlag für Gesundheit GmbH • Silcherstrasse 15 • D-67591 Mölsheim • Deutsche Post AG • Entgelt bezahlt • ZKZ D 05475 • ISSN 0723-5070<br />

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Demo-<br />

Renaissance<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

jetzt ist der mehrfache Super-GAU in Japan schon einige<br />

Wochen her und so gut wie vergessen. Dass sich ein<br />

paar Kernstäbe schmelzend in die Erde gebohrt haben,<br />

dass Abermillionen Liter radioaktiv verseuchtes Wasser<br />

aus dem explodierenden Reaktor in die Atmosphäre<br />

geschleudert und ins Meer geflossen sind, kratzt kaum<br />

noch jemanden außer die Kanzlerin, die aus Angst um<br />

die Macht über Nacht zur Atomkraftgegnerin mutierte.<br />

Andere Mutationen stehen sicher bevor, schon in Tschernobyl<br />

wurden unzählige kranke und behinderte Kinder<br />

geboren. Insofern hat uns dieses Thema dauerhaft zu<br />

interessieren.<br />

Davon abgesehen wird sich die Belastung weltweit verteilen.<br />

Schon ist grüner Tee in Japan landesweit belastet<br />

(Überraschung!), wie das mit Unterhaltungselektronik,<br />

Kleinwagen und Sushi aus dem Land der aufgehenden<br />

(Anti-Atom-) Sonne weitergehen soll weiß man nicht.<br />

Natürlich wird sich die Strahlenbelastung durch die<br />

weltweite Verteilung weiter verringern. Nur wird sich ein<br />

Teil davon, und zwar der gefährlichste, über Jahrhunderte<br />

kaum verringern. Und Wissenschaftler sagen, dass<br />

es für einige hochgiftige, auch radioaktive Stoffe keine<br />

unschädliche Dosierung gibt. Wie viel Leid durch die<br />

verantwortungslose Nutzung unbeherrschbarer, aber<br />

hoch profitabler Monstertechnik auf die Welt kommt,<br />

wird die Zukunft zeigen. Deutschland übrigens wimmelt<br />

nicht nur so von Erdbebenzonen und schlummernden<br />

Vulkanen, sondern ist eine der Regionen der Erde, auf<br />

denen die meisten Flugzeuge fliegen – wie viel Schaden<br />

die anrichten können wissen wir spätestens seit dem 11.<br />

September 2001.<br />

Gut, dass jetzt wieder demonstriert wurde. Die rote Anti-<br />

Atom-Sonne auf gelbem Grund feiert ihre Wiedergeburt<br />

als öffentliches Symbol. Bei all diesen Demos sind immer<br />

schon behinderte Menschen dabei gewesen, die sich<br />

schon Jahrzehnte oft unbemerkt für gesellschaftlich relevante<br />

Themen einsetzen. Die moderne Politik nennt<br />

das übrigens Teilhabe.<br />

ABOTELEFON (0 62 43) 900 704<br />

Die Anti-Atom-Demos ließen nach, als der EHEC-Keim<br />

zuschlug. Er ist zwar schon seit über 20 Jahren in seiner<br />

Gefährlichkeit bekannt, fordert auch jedes Jahr neue<br />

Todesopfer, war dann aber doch praktisch, um von anderen<br />

Themen abzulenken… Was mich sehr stört ist die<br />

ärztliche Relativierung, so manches Todesopfer habe<br />

„Vorerkrankungen“ gehabt. Na und? Alte und Behinderte<br />

sterben eben zuerst, wenn die Seuche kommt, oder<br />

wie sollen wir das verstehen? Auch die durch staatliche<br />

Sparwut in den Krankenhäusern vorzüglich geförderte<br />

Vermehrung resistenter Keime führt bevorzugt bei<br />

Menschen mit Handikap zu lebensbedrohender Infektion.<br />

Ist die lahme Reaktion des Staates auf diese Bedrohung<br />

doch darauf zurückzuführen, dass es die gesunde<br />

Mehrheit nicht so oft trifft? Ein böser Verdacht.<br />

Demos mit heiteren Gesichtern sah man bundesweit am<br />

5. Mai, dem europaweiten „gemeinsamem Protesttag<br />

für die Gleichstellung behinderter Menschen“. Hoffnung<br />

ist was Schönes, gerade wenn sie begründet erscheint.<br />

Die „UN-Behinderten-Konvention“ führt landauf, landab<br />

zu Aufbruchsstimmung. Gut so, schließlich enthält sie<br />

nahezu vollständig alle Forderungen der Behindertenbewegung.<br />

Aber sie ist noch nicht durchgesetzt. Jetzt<br />

mauern sie überall, die hartleibigen Bürokraten (ja, zum<br />

Glück gibt es auch gutwillige), die sparwütigen Politiker,<br />

die stinkfaulen Schulleiter mit der Angst vor arbeitsintensiven<br />

behinderten Schülern und überhaupt die Allgemeinbevölkerung,<br />

die Minderheiten und Fremdes<br />

per se nicht mag. Wenn wir nicht wollen, dass uns das<br />

Lachen über die neuen Rechte im Hals stecken bleibt,<br />

werden wir wieder kämpfen müssen, bis der Traum über<br />

die Gleichberechtigung aller Wirklichkeit geworden ist.<br />

Dass wir auch in diesem Heft zahlreiche andere Info-<br />

und Servicethemen bieten, sind Sie von uns gewohnt.<br />

Ein komplettes Angebot, so soll es sein. Wenn Sie sich<br />

darüber freuen, wenn etwas fehlt oder nicht so gelungen<br />

ist, schreiben Sie uns. Wir würden uns freuen.<br />

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.<br />

Ihr<br />

editorial<br />

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inhalt<br />

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editorial<br />

Demo-Renaissance<br />

aktuell<br />

Europaweiter Protesttag (1):<br />

Berlin und anderswo<br />

Europaweiter Protesttag (2):<br />

„Bonn inklusiv“ – die Zeiten ändern sich<br />

kultur<br />

Karikaturen von Barbara Früchtel<br />

bericht<br />

Datenbank für rollstuhlgerechte Orte:<br />

www.wheelmap.org<br />

20 Jahre Engagement für Betroffene<br />

und die Prävention:<br />

Amputierten-Initiative<br />

Behinderte Träume?<br />

Die Suche nach dem Frauenarzt<br />

glosse<br />

Pünktlichkeit ist eine Zier…<br />

menschen<br />

Nils Bandelin:<br />

Menschen mit Amputationen<br />

Mut machen<br />

Christian Au:<br />

Alles, was Recht ist<br />

hilfsmittel<br />

Rampen – das Angebot ist riesig<br />

markt<br />

Bauen-wohnen-renovieren:<br />

Schränke – immer an der Wand lang<br />

HausRheinsberg feiert 10-jähriges<br />

Jubiläum<br />

„Linksfüßerin“ fährt Auto ohne ihre Arme:<br />

Soweit die Füße tragen und weit<br />

darüber hinaus<br />

iChair – Neue Elektro-Linie<br />

von MEYRA-ORTOPEDIA<br />

Optimales Duo –<br />

Selbstkatheterismus und Kondomurinale<br />

PARAPLEGIKER 2/11<br />

Seite 6<br />

Seite 12<br />

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q – querschnitt spezial<br />

Das silberne Spar-Schwein:<br />

„Kaufen Sie sich doch einfach<br />

ein neues Auto“<br />

Serie: Dekubitus (2)<br />

Das richtige Kissen wählen!<br />

Operation aus Patientensicht:<br />

Stoma - Leben mit einem Loch im Bauch<br />

Symposium des Querschnittgelähmtenzentrums<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

Gesunde Ernährung ab 40 –<br />

Aspekte für Querschnittgelähmte<br />

die fotoseite<br />

Neulisch in Fronkreisch<br />

kurzgeschichte<br />

Was neulich nachts geschah:<br />

Dumme Nuss<br />

sport<br />

Buggykiten:<br />

Schnell wie der Wind<br />

unterwegs<br />

Rollibike-Tour entlang des Mains:<br />

Von Bayreuth nach Aschaffenburg<br />

kleinanzeigen<br />

recht<br />

Der ärztliche Behandlungsfehler (Teil 1)<br />

abo<br />

impressum<br />

Titelfoto: wheelmap.org.<br />

Seite 58<br />

PARAPLEGIKER 2/11<br />

inhalt<br />

5


aktuell<br />

Seit vielen Jahren<br />

findet in Deutschland<br />

und in unseren<br />

Nachbarländern<br />

der Europäischen<br />

Gemeinschaft am<br />

5. Mai ein gemeinsamer<br />

Protesttag für<br />

die Gleichstellung<br />

behinderter Menschen<br />

statt.<br />

6<br />

PARAPLEGIKER 2/11<br />

Europaweiter Protesttag (1):<br />

Berlin und anderswo<br />

Dieser Tag hat viele Gesichter: Gemeinsame Sternfahrt<br />

behinderter Menschen mit Bus und Bahn nach<br />

Berlin oder politische Diskussionen mit den Vertretern<br />

der Fraktionen aus Stadt- und Landesparlamenten;<br />

immer zum Thema Gleichstellung behinderter<br />

Bürger und Abschaffung von Benachteiligungen.<br />

Egal unter welchem Aspekt oder Schwerpunkt, immer<br />

steht der Wunsch nach mehr Akzeptanz im<br />

Brennpunkt. Schluss mit Benachteiligung und Diskriminierung,<br />

so oder ähnlich lauten stets die Forderungen.<br />

Dahinter steht eigentlich nur der Wille von<br />

behinderten Bürgern nach Anerkennung ihrer Würde.<br />

Zahlreich sind die aufgezählten Nachteile, vom<br />

Ruf nach Arbeitsplätzen bis hin zu der Forderung für<br />

mehr Pflegesicherheit im Alter. Auch in diesem Jahr<br />

war das so.<br />

Überall fanden Veranstaltungen statt, große und<br />

kleinere. Unter dem Motto „Kein Sonderweg! Inklusion<br />

behinderter Menschen von Anfang an“ gab es<br />

an dem von der LAG Selbsthilfe Bayern e.V. koordinierten<br />

Aktionstag auf dem Münchner Marienplatz<br />

eine Vielzahl an Informationen und Diskussionen<br />

zum Thema. An knapp dreißig Ständen präsentierten<br />

sich Behindertenverbände, Selbsthilfegruppen und<br />

Vereine.<br />

In Dortmund wurde über das Thema Inklusion an den<br />

Hochschulen diskutiert. Eingeladen hatte das Sozialministerium<br />

NRW. Es kamen Vertreter der Ministerien<br />

des Landes, der Landschaftsverbände, der Organisationen<br />

und Verbände Betroffener zusammen und debattierten<br />

konstruktiv über strukturelle Veränderung<br />

an den Hochschulen. Für Nordrhein-Westfalen zumindest<br />

scheint das Thema „Inklusion“ Chefsache zu sein.<br />

So verkündete Ministerpräsidentin Hannelore Kraft in<br />

ihrer Regierungserklärung am 15.9.2010:<br />

„Wer den Zusammenhalt der Gesellschaft will, darf<br />

weder Ausgrenzung noch Diskriminierung hinnehmen.<br />

Auch heute noch werden Menschen mit<br />

Behinderungen vielfach von Bildungs- und Ausbildungsangeboten,<br />

der beruflichen Teilhabe oder der<br />

bestmöglichen medizinischen Betreuung ausgeschlossen.<br />

Gemeinsam mit den Organisationen und<br />

Verbänden behinderter Menschen werden wir einen<br />

Aktionsplan „Eine Gesellschaft für Alle – NRW inklu


siv“ auf den Weg bringen. Wir wollen auch hier aus<br />

Betroffenen Beteiligte machen. Wir werden die UN-<br />

Behindertenrechtskonvention in allen ihren Teilen<br />

in Landesrecht umsetzen und die Bundesregierung<br />

dabei unterstützen, dasselbe auf Bundesebene zu<br />

tun. Wir werden auf der Grundlage eines breit angelegten<br />

Dialogs zur UN-Behindertenrechtskonvention<br />

den Eindruck, dass es sich um eine große<br />

Wiedersehensveranstaltung handelte. Es trafen sich<br />

Menschen, die sich das letzte Mal in Bonn aus Anlass<br />

der großen Demonstration gegen die Pflegeversicherung<br />

sahen. Erinnerungen wurden ausgetauscht<br />

nach dem Motto „Weißt Du noch?“. Fragen<br />

nach der Familie und der Gesundheit ließen einige<br />

fast den eigentlichen Anlass des Treffens vergessen.<br />

Aber dann begann der Marsch und man bereitete<br />

sich auf die Kundgebung vor. Es war ein wunderbares<br />

Gefühl, ringsum mit Menschen zu laufen und<br />

zu rollen, die sich gemeinsam für die gleichen Ziele<br />

auf den Weg machten. Nach kurzer Überlegung<br />

wusste ich es, das Gefühl heißt Solidarität. Am Zaun<br />

zum Bundeskanzleramt angekommen, stellten sich<br />

alle auf und jeder konnte seine Forderungen an die<br />

Bundesregierung mit einem Mikrophon verkünden.<br />

Arbeit, Wohnen & Assistenz<br />

Unter den Rednern waren Andreas Vega, der Sprecher<br />

für persönliche Assistenz und Persönliche<br />

Budgets der Interessenvertretung Selbstbestimmt<br />

Leben in Deutschland (ISL), Silvia Schmidt, die<br />

Vorsitzende der Initiative „Daheim statt Heim“, Ilja<br />

Seifert, der behinderten- und tourismuspolitische<br />

Sprecher der Linksfraktion im Bundestag. Und mit<br />

einer flammenden Rede auch Ursula Engelen-Kefer,<br />

die ehemalige stellvertretende Vorsitzende des<br />

Deutschen Gewerkschaftsbundes. Zurzeit ist sie<br />

Dozentin an der Hochschule der Bundesagentur<br />

für Arbeit und hat einen Lehrauftrag an der Freien<br />

Universität Berlin. Darüber hinaus leitet sie den<br />

Arbeitskreis Sozialversicherung im Sozialverband<br />

Deutschland.<br />

Alle waren sich über die zentrale Aussage ihrer Forderungen<br />

einig: Behinderte Menschen wollen eine<br />

inklusive Gesellschaft, in der Menschen mit einer<br />

chronischen Krankheit und Behinderung vom Kindergarten<br />

über die Schule bis ins Arbeitsleben von<br />

Anfang an möglichst ohne Sonderweg im gleichen<br />

Maß ausgebildet und gefördert werden. Inklusion<br />

bedeutet, dass auch Menschen mit einer Behin-<br />

derung oder chronischen Erkrankung nicht wegen der<br />

Behinderung oder der Schwere der Behinderung von<br />

den gesellschaftlichen Angeboten und Teilhabemöglichkeiten<br />

ausgeschlossen werden.<br />

Zu den Forderungen an die Politik heißt es in dem Aufruf:<br />

„Es geht um die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention.<br />

Unverzüglich und vollständig. Es<br />

geht um Teilhabe. Für alle und jede/n. Es geht um gute<br />

Arbeit und gutes Wohnen, um Assistenz und Barrierefreiheit.<br />

Einkommens- und vermögensunabhängig. Es<br />

geht um würdevolles Leben. Selbstbestimmt und diskriminierungsfrei.“<br />

Mit Sicherheit haben an diesem Tag wieder viele Hoffnung<br />

geschöpft, vielleicht hat diese Gesellschaft doch<br />

noch eine Chance und kann von ihrer Vielfalt profitieren.<br />

Erinnern wir uns an das alte Motto: „Du hast keine<br />

Chance, also nutze sie!“. Wir sehen uns bei der nächsten<br />

Demo.<br />

Text & Foto:<br />

Harry Baus<br />

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aktuell<br />

Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Keineswegs haben sich<br />

die Probleme, die sich vor behinderten Menschen auftürmen,<br />

über Nacht in Luft aufgelöst. Das deutsche Bildungssystem ist<br />

weltweit höchstens drittklassig, die Bildungs- und Berufschancen<br />

für Behinderte sind nach wie vor schlecht, inzwischen landen<br />

auch akademisch Qualifizierte im Abseits. Die öffentlichen<br />

Verkehrsmittel funktionieren z.B. für Rollstuhlfahrer nur in wenigen<br />

Städten, der Zugang zu Fernzügen wird immer noch mit<br />

klapprigen Handkurbelrelikten bewerkstelligt. Pflegeskandale<br />

sind an der Tagesordnung, finden aber im Verborgenen statt. Soll<br />

ich weitermachen?<br />

Und doch – es bewegt sich was. In Bonn am erwähnten Tag sogar<br />

eine ganze Menge. Der verstorbene stellvertretende FGQ-<br />

Vorsitzende Christian Joachimi, gleichzeitig Vorsitzender der Behindertengemeinschaft<br />

Bonn, die als Behindertenbeauftragte<br />

fungiert, ist merkwürdigerweise indirekt dafür verantwortlich,<br />

dass ich am Abend diesen Tages eine Veranstaltung namens<br />

„In-Kunst-klusiv“ moderiere. Das kam so: Auf seiner Beerdigung<br />

sprach ich im Auftrag des FGQ-Vorstands ein paar Worte über<br />

Erlebnisse, die ich im Laufe von vier Jahrzehnten mit Christian<br />

Joachimi geteilt hatte. Sie liefen hinaus auf die große Hoffnung<br />

seiner letzten Lebensmonate, die Verwirklichung grundlegender<br />

Verbesserungen für behinderte Menschen eben durch die Umsetzung<br />

der UN-Konvention, beispielhaft in Bonn durch den<br />

Teilhabeplan „Bonn inklusiv“. Der steckt noch in den städtischen<br />

Gremien, hat aber wohl Chancen Stück für Stück Wirklichkeit zu<br />

werden, betreffend praktisch alle Lebensbereiche von Menschen<br />

8<br />

PARAPLEGIKER 2/11<br />

Europaweiter Protesttag (2):<br />

„Bonn inklusiv“ –<br />

die Zeiten ändern sich<br />

Auf „inklusive“<br />

Bühnen führen<br />

Rampen, im Bild:<br />

Die Theatergruppe<br />

„Fulminant“.<br />

Dass in der ehemaligen Bundeshauptstadt der 5. Mai auch<br />

begangen wird, überrascht nicht. Schon eher wie das passiert.<br />

Früher waren solche Tage bestimmt von einer Frontstellung<br />

zu recht unzufriedener behinderter Menschen<br />

gegen einen Staat, der mindestens untätig war gegenüber<br />

zahlreichen Missständen, die das Leben mit Handikap zu<br />

einem ständigen Kampf machten. Heute arbeiten staatliche<br />

Stellen vielerorts mit der Selbsthilfe zusammen, um<br />

die „UN-Behinderten-Menschenrechtskonvention“ in die<br />

deutsche Wirklichkeit zu übersetzen.<br />

mit Behinderung: Erziehung, Bildung, Arbeit, Wohnen, Budget,<br />

Kultur, Freizeit, Gesundheit, Pflege, Barrierefreiheit.<br />

Die Vergangenheit<br />

Und nun stehe ich hier, mit meiner Vergangenheit als Protestler<br />

in der Zeit um das „UNO-Jahr der Behinderten“ 1981 herum.<br />

Damals waren die Missstände überall noch deutlich mit Händen<br />

zu greifen, Schulen, öffentliche Einrichtungen und Verkehrsbetriebe<br />

sonderten offen und teils aggressiv aus. Unsere Antwort<br />

war entsprechend: Das „Krüppeltribunal“ beschrieb im Dezember<br />

81 sehr deutlich die Probleme und das Verhalten der Täter.<br />

Anschließend gab es einige Demos und andere Konfrontationen,<br />

bis endlich eine Bereitschaft erkennbar war von Aussonderung<br />

zu „Integration“ umzuschalten.<br />

Integration kostet die Betroffenen viel Mühe. Schließlich müssen<br />

sie sich an die herrschenden Verhältnisse anpassen, in denen sie<br />

eigentlich nicht vorgesehen sind. Mein guter Freund Harry Baus,<br />

Autor des vorangehenden Beitrages, hat deshalb immer gern gesagt:<br />

„Ich will nicht integriert sein.“<br />

Auf Integration folgt „Inklusion“. Hört sich doof an, hat aber viel<br />

Gutes: Im Grundsatz bedeutet Inklusion die Miteinbeziehung<br />

aller schon bei der Planung. Schule, Verkehrsmittel, Häuser, alles<br />

wird künftig so geplant, dass alle, auch die mit Handikap, damit<br />

und darin klar kommen. Eine paradiesische Verheißung – es gibt<br />

schlechtere Ziele…<br />

Die Veranstaltung<br />

Den ganzen Tag schon geht es auf dem Münsterplatz in Bonn<br />

hoch her. Wer in der Stadt aktiv ist hat einen Stand oder ist dort


unterwegs. Verblüffend für den Besucher von außerhalb ist die<br />

offenbar nahtlose, freundschaftliche Zusammenarbeit zwischen<br />

Stadt, Staat und Selbsthilfe, keine Rede mehr von Fronten. Nicht,<br />

dass alle Probleme gelöst sind, nicht, dass alle zufrieden wären.<br />

Aber man arbeitet wohl zusammen, man kämpft nicht mehr gegeneinander.<br />

Dann kommt der Abend im Münstercarré: „Zum Anlass des europäischen<br />

Protesttages zur Gleichstellung von Menschen mit<br />

Behinderung organisiert die Lenkungsgruppe des Behindertenpolitischen<br />

Teilhabeplans Bonn eine musikalische und kulturelle<br />

Veranstaltung von und für Menschen mit und ohne Behinderung.“<br />

Karl Valentin wusste es schon vor 60 Jahren: „Kunst ist schön,<br />

macht aber viel Arbeit.“ Das hat diese Veranstaltung auch gemacht.<br />

Geleistet von Mitarbeiterinnen der Stadt Bonn. Sie haben<br />

ihre Sache gut gemacht. Das Programm kann sich sehen lassen,<br />

es zu moderieren ist die reine Freude. Dabei habe ich die Gelegenheit,<br />

auf die vergangenen Kämpfe der Βehindertenbewegung<br />

hinzuweisen. Und zu mahnen: Inklusion braucht Teilhabe. Die Betroffenen<br />

müssen sich beteiligen, sonst werden die Ansätze zur<br />

Veränderung stecken bleiben. Und auch Wachsamkeit ist gefragt.<br />

Sonst werden Formeln und Geschwätz echte Veränderungen<br />

ersetzen. Und doch bleibt es dabei: Es gibt Ansätze zu grundlegenden<br />

Verbesserungen der Rechte behinderter Menschen. Die<br />

gilt es zu loben und zu verteidigen.<br />

Programm des Abends<br />

Als erstes werden Texte von Alexander Schallenberg, einem<br />

nichtsprechenden Autisten, vorgetragen. Er besuchte jahrelang<br />

die Sonderschule für geistig Behinderte, heute Förderschule. Über<br />

die so genannte „gestützte Kommunikation“ erhielt er die Möglichkeit<br />

mit Unterstützung einer Person auf etwas oder auf Buchstaben<br />

zu zeigen, sich mitzuteilen. Bald schrieb er: „Ich möchte<br />

auf eine andere Schule, ich bin hier nicht richtig, ich möchte ein<br />

adäquates Bildungsangebot.“ 2009 machte er sein Abitur an der<br />

Gesamtschule in Bonn Bad Godesberg und studiert seitdem Germanistik<br />

und Philosophie.<br />

Als nächster Programmpunkt folgt „Leonce und Lena“ von Georg<br />

Büchner, aufgeführt von der Theatergruppe „Fulminant“ des Bonner<br />

Vereins für gemeindenahe Psychiatrie e.V., teilweise Schauspielkunst<br />

auf beachtlichem Niveau. Die Gruppe besteht aus 17<br />

Schauspielerinnen und Schauspielern, die in unterschiedlicher<br />

Weise psychiatrisch erkrank sind. 14 Darsteller kommen aus diversen<br />

Einrichtungen des Bonner Vereins, wie Wohnheim oder<br />

Tagesstätte. Geboten werden zwei Szenen aus dem 1. Akt des<br />

Theaterstückes, das zurzeit von „Fulminant“ geprobt wird. Ergänzt<br />

wird es mit Texten und Liedern, die Herbert Grönemeyer für eine<br />

Aufführung im Berliner Ensemble mit Robert Wilson geschrieben<br />

bzw. komponiert hat.<br />

aktuell<br />

Den populären Schlusspunkt des Abends setzt die TH-live Band.<br />

Sie singt Lieder, Schlager-, Pop- und Volksmusik zum Playback.<br />

Die Gesangsgruppe, auch „Tenten live“ oder die „Band“ genannt,<br />

besteht aus Bewohnern des Tenten-Hauses in Bonn, einem Wohnheim<br />

der Lebenshilfe Bonn. TH-live entstand im Jahr 2003. Anlässlich<br />

eines bevorstehenden Sommerfestes wurde von zwei Mitarbeitern<br />

des Hauses eine Band gegründet. Die Idee lag nah, da<br />

viele Bewohner musikalische Talente hatten. Abgesehen von dem<br />

großen Spaß, den alle Beteiligten hatten, kam die Gruppe auch<br />

sehr gut beim Publikum an und schon bald gab es Nachfragen,<br />

ob man nicht auch woanders auftreten könne. Heute besteht die<br />

Gruppe aus fünf Sängern und einem weiteren Bewohner, der den<br />

Rhythmus angibt.<br />

Binnen kurzem kocht der Keller. Unglaublich, was da an unverfälschter<br />

Freude an der Musik und echtem Gefühl rüberkommt.<br />

Im Gang wird getanzt, der Saal schunkelt und freut sich. Von „Hey<br />

Baby“ über „Ein Stern der Deinen Namen trägt“ bis zu „Aber bitte<br />

mit Sahne“ kommt alles an, am Schluss hat die Band aber auch<br />

jeden im Raum.<br />

Text & Foto: Peter Mand<br />

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kultur<br />

10<br />

Karikaturen<br />

von<br />

Barbara Früchtel<br />

PARAPLEGIKER 2/11


Eine Marke der Daimler AG<br />

Lassen Sie sich nicht behindern.<br />

Welche Ziele Sie sich auch gesetzt haben – die behindertengerechten Fahrzeuge von Mercedes-Benz<br />

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Datenbank für rollstuhlgerechte g Orte:<br />

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In Deutschland leben<br />

mehr als 1,6 Millionen<br />

Rollstuhlfahrer. Weltweit<br />

liegt die Zahl bei<br />

ca. 185 Millionen. Um<br />

im Alltag zurecht zu<br />

kommen und wirklich<br />

am Leben teilnehmen<br />

zu können, sind sie<br />

alle – nicht nur Rollstuhlfahrer,<br />

sondern<br />

auch gehbehinderte<br />

Menschen oder Familien<br />

mit Kinderwagen<br />

– auf eine barrierefreie<br />

Umwelt angewiesen.<br />

Aber wo ist was<br />

barrierefrei und wie<br />

findet der Einzelne<br />

das heraus?<br />

12<br />

PARAPLEGIKER 2/11<br />

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Sie zeigt Rollstuhlfahrern, wo Barrieren im<br />

Alltag lauern. Entwickelt haben diese Idee die<br />

SOZIALHELDEN. Dieser Verein wurde 2004 von<br />

Raul Krauthausen zusammen mit seinem Cousin<br />

Jan Mörsch in Berlin gegründet. Den beiden, die<br />

teilweise in Peru aufgewachsen sind und dort gesehen<br />

haben, was Armut bedeuten kann, ging es<br />

darum, vor allem junge Menschen für gesellschaftliche<br />

Probleme zu sensibilisieren. Mit kreativen Aktionen<br />

auf soziale Probleme aufmerksam zu machen.<br />

Sich zu engagieren. Nicht des Geldes wegen,<br />

sondern mit dem Ziel, zu einem fairen und hilfsbereiten<br />

Miteinander anzuregen. Mit nachhaltigen<br />

Aktionen Aufmerksamkeit statt Mitleid zu erregen.<br />

So haben die SOZIALHELDEN 2004 gemeinsam<br />

mit Radio Fritz Berlin zum Beispiel eine Woche lang<br />

Das Team der<br />

„Sozialhelden“.<br />

live im Radio den „SuperZivi“ gecastet, um klar zu<br />

machen, worauf es dabei ankommt und welchen<br />

knallharten Anforderungen sich die Kandidaten<br />

tatsächlich stellen müssen.<br />

Großen Erfolg genießt immer noch das Projekt<br />

„Pfandtastisch helfen!“. Die Idee besteht darin,<br />

Pfandbons in Supermärkten zu sammeln, um soziale<br />

Einrichtungen zu unterstützen. Inzwischen<br />

hängen grüne ‚Pfandtastisch helfen!‘-Boxen in 100<br />

Berliner Kaiser’s-Filialen. Auch in anderen deutschen<br />

Städten können Kunden ihre Pfandbons<br />

spenden. Doch auch nach diesen und anderen erfolgreichen<br />

Projekten ließen die SOZIALHELDEN<br />

nicht nach, ihre Umwelt kritisch zu hinterfragen.<br />

So sagte eines Tages ein Freund aus dem Verein<br />

zu Raul: „Weißt du, ich habe eigentlich keine Lust,<br />

mich mit dir immer im gleichen Café zu treffen.<br />

Warum machen wir das nicht mal woanders?“ –<br />

„Ja, aber wo können wir denn hingehen?“ fragte<br />

Raul zurück. „Na dahin, wo es rolligerecht ist.“<br />

Einfaches Ampelsystem<br />

Eine plausible Antwort, doch niemand wusste<br />

so ganz genau, welche Cafés in Berlin rollstuhlgerecht<br />

sind. Selbst Raul, der ständig in<br />

Berlin in seinem Rolli unterwegs ist, kannte<br />

nur zwei, drei zugängliche Cafés in seinem<br />

Kiez. Die Frage wurde lange unter<br />

den SOZIALHELDEN diskutiert. Schließlich<br />

hatten sie die Idee, ein Internetportal zu<br />

entwickeln, um darin alles aus der näheren<br />

Umgebung zu erfassen, was rollstuhlgerecht<br />

ist.<br />

Gesagt – getan. Die jungen Leute versuchten<br />

zunächst, es selbst zu machen.<br />

„Doch mit unseren dilettantischen<br />

Kenntnissen der Computerprogrammierung<br />

sind wir kläglich gescheitert“,<br />

gibt Raul unumwunden<br />

zu.


org<br />

Raul Krauthausen<br />

Sie bewarben sich mit ihrer Idee 2009 zunächst beim<br />

deutschen Engagementpreis, eine Auszeichnung, die<br />

engagierten Personen und beeindruckenden Projekten<br />

ein Gesicht gibt und die Anerkennungskultur für<br />

bürgerschaftliches Engagement in Deutschland stärkt.<br />

Und – die SOZIALHELDEN gewannen mit ihrem Projekt<br />

wheelmap.org. Das Preisgeld von 10 000 € setzten sie<br />

ein, um einen Entwickler zu bezahlen, der ihnen das<br />

System baute, das seit 2010 online ist. 2010 gewannen<br />

sie darüber hinaus den Publikumspreis des Deutschen<br />

Bürgerpreises, der ebenfalls für bürgerschaftliches<br />

Engagement vergeben wird. Mit dem Preisgeld von<br />

5 000 € konnte das Projekt weiterentwickelt werden. Inzwischen<br />

läuft es so gut, dass sie zwei Leute einstellen<br />

konnten.<br />

Wichtig war es den SOZIALHELDEN aber vor allem, die<br />

Thematik der Rollstuhlgerechtigkeit so herunterzubrechen,<br />

dass sie auch für Laien verständlich ist. „Wir<br />

sprechen nicht von DIN-Normen und wollen nicht den<br />

Neigungswinkel von Rampen erfassen“, betont Raul<br />

Krauthausen. Ein einfaches Ampelsystem kennzeichnet<br />

die Rollstuhltauglichkeit der Orte: Grün bedeutet,<br />

dass ein Ort rollstuhlgerecht ist, orange bedeutet, dass<br />

es zum Beispiel keine Toilette gibt, und rot, dass der<br />

Ort für einen Rollstuhlfahrer nicht zugänglich ist. „Wir<br />

sagen, selbst wenn es keine behindertengerechte Toilette<br />

gibt, dann kann man vielleicht wenigstens einen<br />

Kaffee trinken. Die Frage nach der Toilette soll kein K.O.-<br />

Kriterium sein, sondern es geht um die Frage, kommt<br />

man rein oder kommt man nicht rein.“<br />

Orientierung und Veränderung<br />

Klar war den SOZIALHELDEN dabei: Wenn jeder die<br />

Möglichkeit hat, etwas auf dieser Karte einzutragen, ist<br />

es sinnvoller, als wenn es nur zehn tun können. Denn<br />

je mehr Menschen bei wheelmap.org mitmachen und<br />

Orte eintragen, desto genauer wird die Karte. Deshalb<br />

haben sie das Projekt so vereinfacht, dass jeder mit<br />

einem iPhone oder am PC die Daten, die ihm bekannt<br />

sind, spielend leicht eintragen kann – ähnlich wie bei<br />

Wikipedia. „Wir kommen zwar alle aus der Internetszene,<br />

aber wir haben versucht, es so einfach wie möglich<br />

zu machen.“<br />

Inzwischen gibt es täglich über 100 Neueinträge. Natürlich<br />

ist auf diese Weise nicht jede Information gesichert.<br />

„Aber die Erfahrung zeigt, dass die Einträge zum<br />

größten Teil richtig sind“, betont der Rollstuhlfahrer.<br />

Und vertritt dabei eine ganz klare Haltung: „Eine halbe<br />

Information ist oft besser als gar keine.“<br />

Um die Qualität weiter zu erhöhen, kooperieren die<br />

SOZIALHELDEN auch mit anderen Anbietern wie Internetportalen<br />

und Stadtführern wie Mobidat aus<br />

Berlin, die Ähnliches zum Thema Barrierefreiheit betreiben.<br />

Dass wheelmap.org dabei erst einmal nur auf<br />

Rollstuhlfahrer setzt, sieht Krauthausen als Stärke. „Wir<br />

haben die Freiheit zu sagen, wir machen erst mal nur<br />

etwas für Rollstuhlfahrer. Nicht, weil wir Blinde nicht<br />

mögen, sondern weil wir meinen, dass Blinde ganz andere<br />

Anforderungen haben und denen eine Stufe erst<br />

mal relativ egal ist.“ Damit schließt er nicht aus, dass die<br />

SOZIALHELDEN irgendwann auch ein System für Blinde<br />

entwickeln, aber das wird nicht das gleiche sein.<br />

Mit den auf wheelmap.org generierten Daten geben<br />

die SOZIALHELDEN nicht nur Orientierung bei der<br />

Suche nach rollstuhlgerechten Orten. Es geht ihnen<br />

darüber hinaus ganz bewusst darum, die Politiker und<br />

„Ortsbesitzer“ zu motivieren, über Barrierefreiheit in ihren<br />

öffentlichen Einrichtungen (wie Kinos, Restaurants<br />

usw.) nachzudenken und diese möglichst rollstuhlgerecht<br />

umzugestalten.<br />

Text: Margit Glasow<br />

Fotos: wheelmap.org.<br />

bericht<br />

Mit dem<br />

Preisgeld<br />

von 5 000 €<br />

konnte das<br />

Projekt weiterentwickelt<br />

werden.<br />

Inzwischen<br />

läuft es so<br />

gut, dass sie<br />

zwei Leute<br />

einstellen<br />

konnten.<br />

PARAPLEGIKER 2/11 13


glosse<br />

14<br />

PARAPLEGIKER 2/11<br />

Zeit ist subjektiv. Die Wahrnehmung; ob etwas kurz oder<br />

lange dauert, lässt sich in Sekunden oft nicht messen.<br />

Zwei Minuten können so schnell vergehen, wenn der<br />

VfL Bochum kurz vor Spielschluss unbedingt<br />

noch ein Tor zum Aufstieg<br />

braucht und ein gegnerischer<br />

Spieler sich, eine Verletzung heuchelnd,<br />

auf dem Rasen wälzt.<br />

120 Sekunden können zur<br />

Ewigkeit werden, wenn<br />

die Familie das Haus verlassen<br />

will und die Frau<br />

aus dem Badezimmer<br />

flötet: „Bin in zwei Minuten<br />

fertig.“ Für Rollis hat<br />

Zeit nichts spielerisches<br />

Leichtes, sondern mehr etwas<br />

Festes, Starres. Es zwängt einen<br />

ein wie ein Korsett. Der<br />

Grund ist: Wir können uns nicht beeilen.<br />

Pünktlichkeit ist eine Zier…<br />

Ein Vorgang dauert für uns so lange wie ein<br />

Vorgang eben dauert. Man macht nichts einmal<br />

schnell und dann wieder langsam. Wenn<br />

man einen Rolli fragt, wie lange er braucht, um<br />

ins Auto einzusteigen und den Rollstuhl zu verladen,<br />

dann bekommt man eine präzise Angabe.<br />

Ich wette, der von mir geschätzte Autor dieser<br />

Zeitschrift, Hermann Sonderhüsken, kann<br />

mir eine Excel-Tabelle vorlegen, in der er genau<br />

protokolliert hat: BMW 3er Reihe 1 Minute 30<br />

Sekunden, VW Passat 1 Minute 22 Sekunden,<br />

Porsche Cayenne 4 Minute 10 Sekunden… Jeder<br />

von uns weiß genau wie lange er braucht.<br />

Da antwortet keiner: „Oh du, das kommt darauf<br />

an, ob ich es eilig habe.“ – Denn darauf kommt<br />

es nicht an! Ein Rolli macht in der Regel sowieso<br />

alles so schnell er kann.<br />

Die Gründe dafür sind vielfältig: Man will möglichst<br />

normal rüberkommen und die Nichtbehis<br />

nicht durch sein beschauliches Tempo<br />

bremsen. An der Kasse im Supermarkt stellen<br />

die Leute sich sowieso schon ungern hinter mir<br />

an, weil sie davon ausgehen, dass es bei mir<br />

naturgemäß länger dauert. Damit das nicht so<br />

ist, lege ich mir schon vorher Geldscheine und<br />

mögliches Wechselgeld zurecht. Da brauche ich<br />

dann hinterher nicht mit den krummen Fingern<br />

hektisch in der Geldbörse kramen.<br />

Halt normal sein<br />

Man will das Tempo der Nichtbehis mitgehen:<br />

Wenn ich mir mal richtig Zeit lasse mit dem Anziehen<br />

(Normalform 14 Minuten, 12 Sekunden,<br />

Bestzeit 12 Minuten 45 Sekunden, schlechteste<br />

Zeit 1 Stunde 10 Minuten – weil bei Rekordversuch<br />

aus dem Rollstuhl gefallen…) – also,<br />

wenn ich mir mal richtig Zeit lassen würde, wäre<br />

meine Familie schon mit dem Frühstück fertig,<br />

wenn ich den Reißverschluss schließe. Wir wollen<br />

halt normal sein. Das geht so weit, dass wir<br />

beim Stadtbummel ordentlich ackern, um bergauf<br />

Fußgängergeschwindigkeit zu halten und<br />

bergab verschwenderisch bremsen, um dem<br />

Partner nicht davon zu rollen. Eigentlich krank,<br />

oder?<br />

Ein Rolli will halt aktiv rüberkommen und ein<br />

Rolli, der trödelt, sieht einfach behindert aus.<br />

Man stelle sich vor, zwischen rechtem und<br />

linkem Socken anziehen trinkt man erst mal ei-


nen Schluck Kaffee und zieht ein paarmal an der<br />

Zigarette. Wie sieht das aus? Vor 15 Jahren, als<br />

ich noch schnell und sportlich war, musste ich<br />

in der Heidelberger Innenstadt an einem langen,<br />

steilen Berg eine kurze Pause machen. Die<br />

Muskeln übersäuert, völlig außer Atem zog ich<br />

die Bremsen fest und stellte den Rollstuhl quer<br />

genau vor ein Schaufenster. Es dauerte genau<br />

eine Minute, da warf mir ein netter älterer Herr<br />

ein 50 Pfennig Stück in den Schoß. Nickte mir<br />

vertraulich zu und ging seines Weges. Ich fühlte<br />

mich wie Jan Ullrich kurz vor Alpe d’Huez und<br />

von außen wirkte ich wie jemand ohne festen<br />

Wohnsitz.<br />

Seitdem stelle ich mich, wenn ich eine Pause<br />

machen muss, immer mit dem Gesicht zum<br />

Schaufenster und tue so, als würde mich der<br />

Laden interessieren. Auf welch langweilige Auslagen<br />

musste ich dabei schon schauen: Ein Waffengeschäft<br />

war dabei, mehrere Juweliere und<br />

ein Schaufenster für Damenwäsche – man kann<br />

es sich nicht aussuchen wann man eine Pause<br />

braucht… Ich weiß nicht, was die Leute denken,<br />

wenn ein Rolli vor einem Waffengeschäft steht<br />

und intensiv die Auslage begutachtet, aber zumindest<br />

wird einem dort kein Geld geschenkt!<br />

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Die Gleichung<br />

Aber ich schweife ab. Also beeilen geht nicht,<br />

Trödeln geht gar nicht. Die Dinge brauchen<br />

eben ihre Zeit. Wenn ich um 8.15 Uhr bei der Arbeit<br />

sein will muss ich um 7.05 Uhr aufstehen.<br />

Wenn ich zehn Minuten später aufstehe, bin<br />

ich zehn Minuten später da, so einfach ist das.<br />

Obwohl – eine Alternative gibt es: Frühstück<br />

weglassen spart 18 Minuten, Zähneputzen<br />

weglassen 3 Minuten, aufs Klo gehen weglassen<br />

7 Minuten, Anziehen… äh – geht nicht.<br />

Für mich ist das eine geradezu mathematische<br />

Gleichung: 8.15 Uhr ankommen ist x. Aufstehen<br />

ist y. Wegstrecke zur Arbeit ist a, anziehen b, waschen<br />

c und so weiter. Dann wäre x = y plus a<br />

plus b plus…<br />

Pünktlichkeit lässt sich also ausrechnen und planen<br />

und wer als Behinderter trotzdem unpünktlich<br />

ist, kann entweder nicht rechnen oder es ist<br />

ihm egal ob er rechtzeitig ankommt – oder aber<br />

er hat eine Frau, die noch mal eben für zwei Minuten<br />

ins Bad muss!<br />

Text: Ralf Kirchhoff<br />

Illustration: Kasia<br />

Produktentwicklung und klinische Forschung auf dem<br />

Gebiet der „Neurogenen Blasenentleerungsstörung“<br />

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glosse


ericht<br />

Jedes Jahr werden in<br />

Deutschland bis zu<br />

60 000 Beinamputationen<br />

durchgeführt.<br />

Dabei machen die<br />

Folgen von Unfällen,<br />

Infektionen und Tumore,<br />

angeborene<br />

Fehlbildungen und<br />

andere Indikationen<br />

nur dreizehn Prozent<br />

der Fälle aus. Bei 87<br />

Prozent der Betroffenen<br />

ist eine Amputation<br />

aufgrund eines<br />

Gefäßverschlusses<br />

die letzte Lösung. Nur<br />

etwa 27 Prozent dieser<br />

Patientengruppe<br />

sind Diabetiker. Dies<br />

macht deutlich, dass<br />

eine arterielle Durchblutungsstörung<br />

nicht<br />

immer die Folge einer<br />

Stoffwechselkrankheit<br />

ist.<br />

16<br />

20 Jahre Engagement für Betroffene und die Prävention:<br />

Amputierten-Initiative<br />

PARAPLEGIKER 2/11<br />

Monika Baumann (links) und Dagmar Gail mit Ex-Gesundheitsminister Philipp Rösler.<br />

„Manche Beinamputation wäre vermeidbar,<br />

wenn Ablagerungen und daraus resultierende<br />

Verengungen in den Arterien schon im Frühstadium<br />

erkannt und gezielt behandelt würden“,<br />

versichert Dagmar Gail. Die Vorsitzende<br />

ist selbst von einer Beinamputation betroffen.<br />

1991 gründete sie zusammen mit Henry Ziemendorf<br />

(† 1995) und mit Unterstützung des<br />

Berliner Orthopäden Prof. Dr. Georg Neff die<br />

Amputierten-Initiative e.V. als Bundesverband<br />

und Dachorganisation. Besonders am Herzen<br />

liegen der Vorsitzenden eine bessere Information<br />

der Bevölkerung über die Risikofaktoren<br />

und Symptome, die zu Gefäßverschlüssen führen<br />

und deren Vorbeugung.<br />

„Wer weiß denn schon, was eine PAVK ist?“<br />

hinterfragt Dagmar Gail. Ihrer Meinung nach<br />

wäre es Laien besser vermittelbar, wenn Medien<br />

und Mediziner anstatt von der Peripheren<br />

Arteriellen Verschlusskrankheit von einem<br />

„Beininfarkt“ sprechen würden. Bei einem<br />

Herz- oder einem Hirninfarkt („Schlaganfall“)<br />

wird aufgrund einer akuten Gefäßverstopfung<br />

die lebenswichtige Versorgung der Organe<br />

mit Blut und Sauerstoff unterbrochen.<br />

Dasselbe geschieht im Bein, wenn sich in den<br />

Arterienwänden eine Schicht aus Blutfetten,<br />

Blutgerinnseln, Bindegewebe und Kalk (Arteriosklerose)<br />

abgelagert hat. Kommt es schließlich<br />

zum Verschluss, wird der Blutdurchfluss


lockiert, was wiederum zum Absterben der<br />

Zellen führt.<br />

Dagmar Gail erinnert sich an ein Vereinsmitglied,<br />

das an Diabetes mellitus erkrankt war.<br />

Trotz regelmäßiger Behandlung in einer diabetologischen<br />

Fußambulanz besserten sich<br />

die Wunden an beiden Füßen nicht. Erst ein<br />

Facharzt für Gefäßkrankheiten (Angiologe)<br />

klärte ab, warum trotz regelmäßiger Wundsäuberung<br />

kein Heilprozess einsetzen konnte und<br />

bereits Ruheschmerzen eingetreten waren: „In<br />

einer Arterienwand wurde eine Dissektion (ein<br />

feiner Riss) festgestellt. Aufgrund dessen konnte<br />

das Blut nicht in die Gefäße transportiert<br />

werden.“ Durch einen chirurgischen Eingriff<br />

wurde die Arterie repariert, der Befund besserte<br />

sich und die Füße konnten gerettet werden.<br />

Ebenso wie sein Leben, da er langfristig<br />

verblutet wäre.<br />

Nicht nur Diabetikern, sondern jedem, der zu<br />

Durchblutungsstörungen neigt, empfiehlt<br />

Anzeige<br />

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<br />

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<br />

<br />

die Vorsitzende, alle halbe Jahre ein zertifiziertes<br />

Gefäßzentrum – mittlerweile gibt es in<br />

Deutschland etwa 140 auf angiologische Erkrankungen<br />

spezialisierte Einrichtungen – aufzusuchen<br />

und den Gefäßstatus feststellen zu<br />

lassen. Werden frühe Warnzeichen ignoriert,<br />

verschlimmert sich die Arteriosklerose stetig.<br />

Im Volksmund spricht man auch von einer<br />

„Arterienverkalkung“ oder der „Schaufensterkrankheit“.<br />

Letzterer Begriff resultiert aus den<br />

Verschnaufpausen (z.B. an Schaufenstern), die<br />

Betroffene wegen der Schmerzen beim Gehen<br />

immer wieder einlegen müssen.<br />

Erbliche Veranlagung nicht<br />

unterschätzen<br />

Besser ist es, frühzeitig einen Arzt aufzusuchen,<br />

um die Ursachen für Schmerzen im<br />

Bein abzuklären. Dagmar Gail: „Zuallererst<br />

sollte ein Gefäßspezialist konsultiert werden.“<br />

Durch eine Messung des Knöchel-Arm-Indexes<br />

kann der Gefäßstatus eingeordnet und<br />

<br />

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<br />

bericht


ericht<br />

Im eigenen<br />

Interesse sollte<br />

der Patient auch<br />

Eigeninitiative entwickeln<br />

und an einemGefäßsporttrainingteilnehmen.<br />

18<br />

PARAPLEGIKER 2/11<br />

gegebenenfalls ein Therapiekonzept entwickelt<br />

werden. Eine weitere diagnostische Methode<br />

ist die Sauerstoffpartialdruckmessung<br />

zur Feststellung des Sauerstoffs auf der Haut.<br />

Kündigt sich eine Arteriosklerose an, kann<br />

ihre Weiterentwicklung durch regelmäßige<br />

Infusionen mit durchblutungsfördernden<br />

Prostanoiden unterbrochen oder zumindest<br />

verzögert werden.<br />

Im fortgeschrittenen Stadium kann unter<br />

Umständen durch das Einsetzen einer<br />

Gefäßstütze, eines „Stents“, oder eine Dilatation<br />

(Erweiterung) die Blutversorgung<br />

der Gefäße wieder verbessert<br />

werden. Im eigenen<br />

Interesse sollte der Patient<br />

auch Eigeninitiative ent-<br />

wickeln und an einem<br />

Gefäßsporttraining<br />

teilnehmen. Schließt<br />

der Angiologe nach<br />

eingehender Untersuchung<br />

vaskuläre<br />

(gefäßbedingte) Ursachen<br />

für die Beinschmerzen<br />

aus, sollte<br />

der Betroffene einen<br />

Orthopäden aufsuchen.<br />

Ebenso wie viele andere<br />

chronische Erkrankungen<br />

kann auch eine Arteriosklerose<br />

durch ungünstige Lebensgewohnheiten<br />

gefördert werden. Bekannte Risikofaktoren<br />

sind übermäßiger Nikotingenuss,<br />

erhöhter Blutdruck und erhöhte Blutzucker-<br />

und Blutfettwerte infolge unausgewogener<br />

Ernährung. Es gibt aber eine weitere Ursache,<br />

die heute noch leider viel zu selten berücksichtigt<br />

wird, nämlich die genetische Prädisposition<br />

(„Veranlagung“). Neuere Studien<br />

zeigen, dass sogar schon bei zwei- bis dreijährigen<br />

Kindern eine Veranlagung für arterielle<br />

Gefäßverengung feststellbar ist. Die Vorsitzende:<br />

„Die Kinder wachsen in der Regel<br />

unbeschwert auf. In der Lebensmitte manifestiert<br />

sich die Krankheit. Erst mit 50 oder 60<br />

teilt ihnen aber der Arzt mit besorgter Miene<br />

mit, dass sie an einer Krankheit, nämlich Arteriosklerose<br />

leiden.“ So weit muss es aber gar<br />

nicht kommen, wenn frühzeitig mit den heu-<br />

te zur Verfügung stehenden diagnostischen<br />

Möglichkeiten eine genetische Prädisposition<br />

erkannt und therapiert wird.<br />

Die Konsequenzen einer Amputation würden<br />

übrigens nicht nur die Lebensqualität der Patienten<br />

ganz erheblich beeinträchtigen, sondern<br />

seien auch unter volkswirtschaftlichen<br />

Aspekten bedenklich, gibt Dagmar Gail zu<br />

bedenken: „Neben den hohen Kosten für die<br />

Amputation müssen die Krankenkassen auch<br />

eine angemessene Rehabilitation, die Versorgung<br />

mit Prothesen und orthopädischen<br />

Schuhen sowie die regelmäßige medizinische<br />

Nachsorge finanzieren.“ Die Betroffenen hingegen<br />

sind oft nur noch bedingt oder gar<br />

nicht mehr arbeitsfähig und können nur<br />

eingeschränkt am gesellschaftlichen Leben<br />

teilhaben. Nicht selten belastet eine Amputation<br />

auch die Partnerschaft. Nicht allein für<br />

Gesundheitspolitiker Gründe genug, die PAVK<br />

und ihre Folgen ernst zu nehmen und künftig<br />

mehr auf Früherkennung und Prävention zu<br />

setzen.<br />

Massiver Eingriff in die Biographie<br />

Vor diesem Hintergrund empfiehlt Dagmar<br />

Gail jedem, der Familienangehörige mit arteriellen<br />

Erkrankungen hat oder hatte, einmal<br />

im Jahr zur Vorsorgeuntersuchung mit<br />

Feststellung des Gefäßstatus zu gehen. Gegebenenfalls<br />

kann mit entsprechenden Medikamenten<br />

und im Zusammenwirken mit<br />

einer risikoarmen Lebensführung einer späteren<br />

Amputation vorgebeugt werden. Auch<br />

wünscht sich die Vorsitzende im Interesse<br />

insbesondere der Risikopatienten eine intensivere<br />

interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen<br />

Angiologen, Lymphologen, Phlebologen,<br />

Gefäßchirurgen, Amputationschirurgen,<br />

Orthopäden, Diabetologen und Schmerztherapeuten.<br />

Ein weiteres Risiko, von dem sogar Unfallamputierte<br />

betroffen sein können, ist die Entstehung<br />

einer Thrombose. Hier handelt es sich<br />

um Blutgerinnsel (Thromben), die sich grundsätzlich<br />

in jedem Gefäß bilden können. Meistens<br />

ist aber von einer Thrombose der Beinvenen<br />

(Phlebothrombose) die Rede, die ohne<br />

rasche medizinische Behandlung tödlich


verlaufen kann. Für frisch Amputierte Grund<br />

genug, sofort nach der Operation die Venen<br />

untersuchen zu lassen und später im Rahmen<br />

der ambulanten Behandlung den „Check-up“<br />

regelmäßig zu wiederholen.<br />

Selbstverständlich werden alle Menschen, denen<br />

eine Amputation bevorsteht oder die bereits<br />

amputiert worden sind, jederzeit durch<br />

die Amputierten-Initiative e.V. kompetent<br />

beraten und unterstützt. Die Vorsitzende: „Als<br />

Patientenwegweiser stehen wir zur Verfügung<br />

bei Fragen zur prothetischen Versorgung sowie<br />

bei medizinischen und sozialrechtlichen<br />

Belangen.“ Zum Beispiel werden Betroffene, in<br />

deren Wohnort es keine spezialisierte Versorgungsmöglichkeit<br />

gibt, an kompetente Fachärzte<br />

und Fachkliniken in ganz Deutschland<br />

vermittelt. Ebenso erhalten sie Auskunft über<br />

geeignete Rehakliniken und medizinische Einrichtungen<br />

für die Nachsorge.<br />

Bei Bedarf unterstützt der Verein auch Amputierte<br />

bei der Überwindung bürokratischer<br />

Hürden für die Wiedereingliederung in den<br />

Alltag. Weil es in Akutkrankenhäusern – so die<br />

Erfahrung der Vorsitzenden – in der Regel keine<br />

ausreichende psychologische Begleitung<br />

gibt, vermittelt sie auf Wunsch gern Kontakte<br />

zu geeigneten Seelsorgern. „Jede Amputation<br />

ist ein radikaler Eingriff in das Leben und es<br />

muss viel Trauerarbeit bewältigt werden. Dies<br />

gelingt oft nur mit professioneller Hilfe“, so<br />

Dagmar Gail.<br />

Amputierten-Initiative e.V.<br />

Dagmar Gail<br />

Spanische Allee 140<br />

14129 Berlin<br />

tel 030-803 26 75<br />

www.amputierten-initiative.de<br />

Text: Reinhard Wylegalla<br />

Foto: Amputierten-Initiative<br />

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menschen<br />

20<br />

„Ich war 20, stand unter Schock und habe versucht, es zu<br />

verdrängen.“ Es war die Zeit kurz nach der Wende. Damals<br />

war vieles anders, zum Teil durcheinander, die Zuständigkeiten<br />

bei den Krankenkassen ungeklärt, die Hilfsmittelversorgung<br />

schlecht. „Ganz wichtig war in dieser Zeit die<br />

Unterstützung durch meine Familie, vor allem von meiner<br />

Frau“, erzählt der heute Vierzigjährige. Seine Situation sei<br />

dadurch erschwert gewesen, dass bei dem Unfall zusätzlich<br />

sein linker Arm verletzt worden sei. So hatte er zunächst<br />

Schwierigkeiten, wieder auf die Beine zu kommen, denn<br />

mit dem gelähmten Arm konnte er keine Gehstütze greifen.<br />

Physiotherapie erhielt er nur unzureichend.<br />

Erst vier Monate später, noch in Stralsund, wurde die erste<br />

Prothese angepasst. Kurz darauf, im Januar 1991, kam<br />

er – aufgrund seines eigenen Drängens – ins Krankenhaus<br />

der Berufsgenossenschaft nach Hamburg-Bergedorf. Bei<br />

seiner Aufnahme dort war man zunächst erstaunt über die<br />

veraltete Prothesenversorgung, mit der Nils Bandelin sehr<br />

schlecht laufen konnte. Man schmunzelte und rief in der<br />

dortigen Gehschule mit der Bemerkung an: „Kommt mal<br />

her, das müsst ihr euch ansehen, ich hab´ hier was ganz Tolles“.<br />

In Hamburg bekam der junge Mann endlich eine adä-<br />

PARAPLEGIKER 2/11<br />

Nils Bandelin:<br />

Menschen mit<br />

Amputationen<br />

Mut machen<br />

„Als ich aufwachte, war das Bein schon amputiert“<br />

erinnert sich Nils Bandelin an seinen Unfall,<br />

der nun schon 20 Jahre zurückliegt. 1990 auf dem<br />

Nachhauseweg von der Arbeit auf der Stralsunder<br />

Volkswerft nach Abtshagen, einem kleinen Dorf<br />

im Landkreis Nordvorpommern 15 Kilometer von<br />

Stralsund entfernt, war der Motorradfahrer mit<br />

einem Trabant zusammengeprallt. Im Stralsunder<br />

Krankenhaus mussten die Ärzte sofort sein linkes<br />

Bein abnehmen. Nils Bandelin bekam davon nichts<br />

mit, er war ohne Bewusstsein. Wieder aufgewacht,<br />

hatte sich sein Leben plötzlich völlig verändert.<br />

quate Versorgung und Behandlung, die ihm dazu verhalf,<br />

immer besser laufen zu können.<br />

Da er seinen Beruf als Schweißer nicht mehr ausführen<br />

konnte, ging er nach seinem Krankenhausaufenthalt in<br />

Hamburg im Herbst 1991 zur Umschulung zum Bürokaufmann<br />

ins Berufsförderungswerk nach Stralsund. Das sei<br />

eine super Zeit gewesen, betont er. Dort habe er, wie zuvor<br />

schon in Hamburg, viele andere Menschen mit einer Behinderung<br />

kennen gelernt. Dabei sei ihm klar geworden, dass<br />

er froh sein könne, dass es ihn nicht schlimmer erwischt<br />

habe.<br />

Leistung durch Sport<br />

Was ihm während der ganzen Zeit der Neuorientierung zu<br />

Gute gekommen sei: „Ich war Sportler mit einer guten Konstitution.<br />

Bis zu meinem Unfall hatte ich aktiv Fußball gespielt<br />

und oft und gern getanzt.“ Doch dann habe sich der<br />

Gedanke in ihm breit gemacht, mit dem Sport sei es vorbei.<br />

Bis er in Hamburg-Bergedorf die Rollstuhlbasketballer beobachtet<br />

habe und ziemlich begeistert davon gewesen sei.<br />

Während seiner dreieinhalbjährigen Ausbildung in Stral-


sund suchte er deshalb nach Möglichkeiten, wieder aktiv<br />

Sport zu treiben. „In mir war ein ungeheurer Leistungswille<br />

erwacht. Zumal ich im Oktober 1991 Vater geworden war<br />

und meine kleine Tochter unbedingt auf den Arm nehmen<br />

und allen zeigen wollte, dass ich noch zu was zu gebrauchen<br />

bin“, erzählt der vitale Mann.“ Doch das erwies sich als<br />

nicht ganz einfach, denn das Umfeld war nicht wirklich darauf<br />

vorbereitet. Es gab in jener Zeit kaum Sportangebote<br />

für Menschen mit Behinderung in der Region. Schließlich<br />

lernte er 2003 bei den Landesmeisterschaften in der<br />

Leichtathletik Ines Müller kennen, die ehemalige deutsche<br />

Leichtathletin und Olympiateilnehmerin, die – für die DDR<br />

startend, damals noch unter dem Namen Ines Reichenbach<br />

– in den 1980er Jahren zu den weltbesten Kugelstoßerinnen<br />

gehörte und inzwischen als Trainerin auch für Menschen<br />

mit Behinderung arbeitete .Bei Ines Müller begann<br />

Nils Bandelin mit dem Kugelstoßen. „Ich habe gemerkt, wie<br />

weit man körperlich gehen kann, wenn man es will. Ich bin<br />

in jener Zeit wesentlich leistungsfähiger geworden.“<br />

Auch beruflich ging es bergauf. Nach dem Ende der Ausbildung<br />

versuchte der frisch gebackene Bürokaufmann,<br />

eine Arbeit im Angestelltenverhältnis zu bekommen. Das<br />

erwies sich zwar zunächst als schwierig. „Heute würde ich<br />

ganz anders an solche Einstellungsgespräche herangehen.<br />

Ich würde viel selbstbewusster auftreten, denn ein fehlendes<br />

Bein stört nicht beim Denken“, erklärt er lachend.<br />

Doch da er schon seit 1992 nebenberuflich erfolgreich als<br />

Finanzberater gearbeitet hatte, machte sich der Abtshagener<br />

1994 als Versicherungsvermittler selbstständig und<br />

arbeitet noch heute in diesem Beruf.<br />

Mut zum Leben<br />

Sein gesundes Bein, das beim Sport ständig überlastet<br />

wurde, zwang ihn letztendlich 2009 dazu, den aktiven<br />

Sport zu beenden: „Ich wollte nicht auch noch mit diesem<br />

Bein ernsthafte gesundheitliche Probleme bekommen“,<br />

sagt er etwas wehmütig. Und es sei ihm verdammt<br />

schwer gefallen, den Sport aufzugeben. Ihm fehlte nicht<br />

nur der körperliche Ausgleich, sondern er vermisste auch<br />

die Kontakte im Sportverein. Diesen Verlust wollte er kompensieren.<br />

Etwas Sinnvolles tun. Und so begab er sich auf<br />

die Suche nach einer Selbsthilfegruppe für Menschen mit<br />

Amputationen. Doch die gab es in erreichbarer Nähe nicht.<br />

Schließlich sagte er sich: So eine Selbsthilfegruppe kannst<br />

du auch selbst aufbauen. Hinzu kam, dass ein Bekannter<br />

aus seinem Umfeld, ebenfalls amputiert, sich das Leben<br />

genommen hatte, weil er mit der ganzen Situation nicht<br />

mehr zu Recht kam. Dieses Ereignis hatte Nils Bandelin<br />

noch einmal mehr vor Augen geführt, wie wichtig es ist,<br />

dass Menschen mit Amputationen sich untereinander aus-<br />

tauschen können, denn nur Betroffene können andere Betroffene<br />

in einer solch extremen Situation wirklich verstehen.<br />

Für den konkreten Ablauf der Gründung arbeitete er mit der<br />

in Stralsund beheimateten Kontakt- und Informationsstelle für<br />

Selbsthilfegruppen (KISS) zusammen. Hier erfolgte im März<br />

2010 die Gründungsveranstaltung. Im Laufe der Monate entwickelte<br />

sich die Selbsthilfegruppe zu einem regelmäßigen<br />

Treffpunkt für einen intensiven Gedankenaustausch. Durch<br />

den extremen Winter mit Schnee und Glatteis schliefen die<br />

Treffen in den Wintermonaten jedoch ein, denn für Menschen<br />

mit Amputationen ist es dann besonders schwierig, draußen<br />

zu laufen, zumal wenn der Straßendienst mehr schlecht als<br />

recht funktioniert. Doch Nils Bandelin gibt nicht auf. Er will die<br />

Treffen wiederbeleben. Dazu sind ihm die Ziele zu wichtig: Die<br />

Verbesserung der prothetischen Versorgung, die Beschleunigung<br />

der beruflichen und sozialen Rehabilitation und die Erhöhung<br />

der Lebensqualität insgesamt. Vor allem aber geht es<br />

ihm darum, Mut zu machen – Mut zum Leben.<br />

eMail: nils.bandelin@shg.amputiert.org<br />

Text: Margit Glasow<br />

Foto: privat<br />

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Alles, was Recht ist<br />

Ein aktiver und positiv<br />

denkender Mensch:<br />

Christian Au.<br />

22<br />

PARAPLEGIKER 2/11<br />

Christian Au<br />

Bei Christian Au fällt sofort seine freundliche und ansteckend<br />

positive Ausstrahlung auf. Der engagierte Anwalt gehört nicht zu<br />

denen seiner Zunft, welche die üblichen Aufgaben eines Anwaltes<br />

wahrnehmen. Christian Au hat sich vielmehr darauf spezialisiert,<br />

Menschen mit Behinderungen zu ihrem Recht zu verhelfen.<br />

Geboren wurde Christian Au am Heiligabend des<br />

Jahres 1974 mit Spina Bifida („offener Rücken“) in<br />

Hamburg, ist im Stadtteil Bramfeld der Hansestadt<br />

aufgewachsen. In Hamburg hat er auch das Gymnasium<br />

besucht und sein Abitur gemacht. „Ich war<br />

ein eher ruhiges Kind, hatte aber viele Interessen.“<br />

So hat der Rollstuhl fahrende Schüler im Schulorchester<br />

Geige gespielt mit etlichen Konzertreisen,<br />

sogar international, beispielsweise in Prag. Aber<br />

auch als Schachspieler war der Junge und Heranwachsende<br />

aktiv: „Das Spiel hat mir gelegen, ich<br />

war in einer Mannschaft und habe bei Meisterschaften<br />

gespielt.“ Schon früh war Christian Au im<br />

Rollisport aktiv, zunächst im allgemeinen Kinder-<br />

und Jugendsport, ab 1990 als Basketballer im da-<br />

maligen RSC Hamburg, der jetzt beim großen HSV<br />

als „Sparte Rollstuhlsport“ geführt wird. Er hat in<br />

der Zweiten Bundesliga und als Aushilfe auch immer<br />

mal wieder in der Ersten Bundesliga gespielt.<br />

Schon früh hat Christian Au sein ausgeprägtes<br />

Gefühl für Gerechtigkeit und Unrecht entdeckt.<br />

Folgerichtig kam deshalb nur ein entsprechender<br />

Beruf infrage und so begann er 1994 an der Uni<br />

Hamburg ein Jura-Studium. Nach dem Referendariat<br />

hat er im Mai 2004 als sogenannter „Volljurist“<br />

seine Ausbildung abgeschlossen und hatte<br />

damit seine Zulassung. Während der Wartezeit auf<br />

ein Referendariat hat der ehrgeizige junge Mann<br />

zusätzlich „Europäisches Umweltrecht“ an der Uni<br />

Lüneburg studiert.<br />

Seinen ersten Job als Jurist bekam Christian Au im<br />

Juli 2004 bei einer gesetzlichen Krankenversicherung<br />

in Hamburg. Dort arbeitete er bis zum März<br />

2009 zunächst als Justitiar und dann als Sachbearbeiter<br />

für Sozialrecht: „In dieser Zeit habe ich<br />

teilweise Entscheidungen gegen verletzte und<br />

behinderte Menschen vertreten müssen, mit denen<br />

ich irgendwann nicht mehr leben konnte.“<br />

Konsequenterweise kündigte Christian Au und<br />

machte sich als freier Anwalt mit der „Kanzlei für<br />

Sozialrecht“ selbstständig.<br />

Nach seinen Hobbys gefragt, nennt Christian Au<br />

an erster Stelle seine Familie. Seit Dezember 2005<br />

ist er mit der Lehrerin Anika verheiratet, die Tochter<br />

Merle wurde im Oktober 2009 geboren: „Sie ist<br />

unser Sonnenschein, es ist wunderschön, ein Kind<br />

zu haben.“<br />

Seit 2005 ist Christian Au Mitglied des Bundesvorstandes<br />

der „Arbeitsgemeinschaft Spina Bi-


Da passt alles<br />

rein für die junge<br />

Familie: Der Anwalt mit<br />

seinem VW Caddy-Maxi.<br />

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ohne Risiko.“


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Als Stiftungs-<br />

Beispiel sehe<br />

ich die Stiftung<br />

„Augenblicke“,<br />

für die auch der<br />

bekannte Schauspieler<br />

und Comedian<br />

Ingolf<br />

Lück wirbt. Ich<br />

empfehle, mal in<br />

www.stiftungaugenblicke.de<br />

reinzuschauen.<br />

24<br />

PARAPLEGIKER 2/11<br />

fida und Hydrocephalus e.V.“, kurz ASBH, der<br />

deutschlandweit tätigen Gemeinschaft für Spina-Bifida-Geschädigte.<br />

Seit September 2009 ist<br />

er Vorsitzender dieser gut organisierten Institution.<br />

Die wesentlichen Aufgaben im ASBH für<br />

Christian Au sind die Weiterentwicklung der konzeptionellen<br />

Ausrichtung, die Abstimmung von<br />

Maßnahmen und Aktionen mit der Geschäftsführung<br />

und den Mitarbeiterinnen der Dortmunder<br />

Bundesgeschäftsstelle des ASBH, Gespräche<br />

mit Förderern des ASBH und Politikern und Repräsentation.<br />

Christian Au ist ein echter Hamburger, freundlich,<br />

zurückhaltend, tatkräftig. Er wird noch vielen<br />

Menschen mit Behinderungen ein effektiver Helfer<br />

sein.<br />

Text & Fotos:<br />

Hermann Sonderhüsken<br />

Weitere Infos bei<br />

www.rechtsanwalt-au.de<br />

Fragen an Christian Au und seine Antworten<br />

? Herr Au, was ist Ihr größter Wunschtraum:<br />

! Mit meiner Familie weiter gesund und ohne<br />

Sorgen zu leben.<br />

? Was sind Ihre hervorstechendsten Eigenschaften:<br />

! Ich kann gut und ruhig schwierige Fälle verhandeln,<br />

vermitteln und für Ausgleich sorgen, habe<br />

ein sehr ausgeprägtes Gerechtigkeitsgefühl und<br />

sicher auch das, was man „soziale Kompetenz“<br />

nennt.<br />

? Was regt Sie so richtig auf:<br />

! Richtig schlimm finde ich, wenn Menschen nicht<br />

ehrlich und aufrichtig sind.<br />

? Womit kann man Ihnen die schönste Freude<br />

machen:<br />

! Wenn ich bei Gericht den Eindruck einer fairen<br />

Behandlung meiner Mandanten habe.<br />

? Wo sind Sie am liebsten:<br />

! Ich liebe die ruhige und schöne Landschaft der<br />

Region „Altes Land“ westlich von Hamburg.<br />

? Was sind für Sie die drei wichtigsten Dinge in<br />

Ihrem Leben:<br />

! Da fällt mir sofort meine Familie ein, natürlich<br />

sind Gesundheit wichtig mit körperlicher und geistiger<br />

Fitness und nicht zuletzt auch mein Beruf.<br />

? Was ist für Sie ein besonders schöner Tagesverlauf:<br />

! Mit meiner Familie in schöner Harmonie einen<br />

sonnigen Sonntag verleben. Dazu gehört auch ein<br />

Spaziergang an der Elbe bei Finkenwerder.<br />

? Was halten Sie für Ihre größten Macken:<br />

! Ich habe immer nur meine Arbeit im Kopf, auch in<br />

der Freizeit.<br />

? Was würden Sie mit einem Lottogewinn von 16<br />

Millionen machen:<br />

! Als erstes würde ich für meine Familie und für<br />

mich ein ebenerdiges und natürlich total barrierefreies<br />

Haus mit sehr viel Platz bauen. Dann würde<br />

ich eine Stiftung gründen mit der Zielsetzung,<br />

bei berechtigten Ansprüchen von behinderten<br />

Menschen sehr schnell und unbürokratisch in<br />

Vorleistung zu gehen. Danach dann kostenfreien<br />

Rechtsbeistand zu bieten gegen eventuell uneinsichtige<br />

Behörden, Institutionen und Kostenträger.<br />

So ist es immer wieder frustrierend, wenn einem<br />

Kind ein Sportrollstuhl zunächst versagt wird.<br />

Wenn dann nach Jahren die Zusage kommt, ist das<br />

Kind eventuell schon wegen fehlender Bewegung<br />

so schwergewichtig, daß der Sportrolli dann auch<br />

nicht mehr hilft. Als Stiftungs-Beispiel sehe ich die<br />

Stiftung „Augenblicke“, für die auch der bekannte<br />

Schauspieler und Comedian Ingolf Lück wirbt. Ich<br />

empfehle, mal in www.stiftung-augenblicke.de<br />

reinzuschauen.<br />

? Was würden Sie tun, wenn Sie alle Macht der<br />

Welt hätten:<br />

! Ich würde dafür sorgen, dass Menschen in Not<br />

geholfen wird, unbürokratisch, schnell und effektiv.<br />

Da mangelt es heute in vielen Fällen doch sehr.<br />

? Was ist Ihr Lebensmotto:<br />

! Steh auf, wenn Du am Boden bist.<br />

? Wie empfinden Sie Ihr Leben im Rollstuhl:<br />

! Total normal.


Behinderte Träume?<br />

Viele Menschen glauben, dass wir durch unsere Träume noch mehr über<br />

unser Unterbewusstsein herausfinden könnten. Stimmt das? Forscher haben<br />

die Träume von gehörlos oder gelähmt geborenen Menschen mit denen<br />

von Personen ohne Behinderung verglichen.<br />

Eine Studie der Universitäten Bonn und Frankfurt sowie<br />

der Harvard Medical School fand heraus, wie wenig Träume<br />

über uns verraten. An der Studie nahmen vier Taubstumme,<br />

zehn Gelähmte und 36 nicht Behinderte teil. Die Probanden<br />

führten ein Traumtagebuch und notierten darin<br />

ihre nächtlichen Phantasien. Innerhalb von zwei Wochen<br />

kamen so mehr als 350 detaillierte Beschreibungen zusammen,<br />

die die Forscher inhaltlich und formal auswerteten.<br />

Erstaunlicherweise spielte die Behinderung in den wenigsten<br />

Träumen eine Rolle: Gelähmte gingen, rannen oder<br />

schwammen, obwohl sie diese Bewegungen in Realität<br />

noch nie vollzogen hatten. Gehörlose kommunizierten im<br />

Schlaf nicht in Gebärdensprache, sondern konnten hören<br />

und sprechen.<br />

Der Psychoanalytiker Sigmund Freud ging davon aus, dass<br />

in unseren Träumen unsere tiefsten Wünsche in Erfüllung<br />

gehen. Demzufolge könnte man die Ergebnisse der Studie<br />

als Sehnsucht der Betroffenen deuten, ihre Behinderung<br />

zu verlieren. „Unsere Resultate<br />

sprechen gegen diese Interpretation“,<br />

betont die Bonner Psychologin Dr. Ursula<br />

Voss. „In den Träumen der gelähmten<br />

Teilnehmer spielte das Motiv ‚Bewegung’<br />

keine besondere<br />

bericht<br />

Rolle: Es tauchte weder häufiger noch seltener auf als bei<br />

Nichtgelähmten.“<br />

Vielleicht enthalten Träume aber verborgene Fingerzeige<br />

auf den Träumenden, die in einer statistischen Auswertung<br />

nicht hinreichend zum Ausdruck kommen. Die Forscher<br />

gingen auch dieser These nach. Sie baten daher einen Psychoanalytiker,<br />

einen Verhaltenstherapeuten, einen Psychologen<br />

und (als Fachfremden) einen Physiker, die Träume<br />

zu analysieren, und für jeden einzelnen Traum herauszufinden,<br />

ob er von einer taubstummen, einem gelähmten<br />

oder einem Probanden ohne Behinderung<br />

stammte. Unabhängig von der Ausbildung<br />

der Tester, gelang das nur in<br />

einem geringen Teil der Fälle. So<br />

ordneten sie lediglich jeden<br />

dritten Traum eines<br />

Gelähmten kor-<br />

PARAPLEGIKER 2/11 25


ericht<br />

26<br />

rekt dieser Gruppe zu. „Unsere Probanden sind mit ihrem<br />

Handikap zur Welt gekommen“, so Voss. Sie wissen nicht,<br />

wie es ist, etwas zu hören; sie sind noch nie gelaufen oder<br />

geschwommen. Diese Erfahrungen fehlen ihnen komplett.<br />

Vor diesem Hintergrund ist es besonders erstaunlich, dass<br />

man davon in den Träumen so wenig merkt: Dort scheinen<br />

Taubstumme oder Gelähmte all das zu können, wozu Menschen<br />

eben normalerweise befähigt sind.“<br />

Unser Traum-Ich hat keine Ecken<br />

und Kanten<br />

Sehen wir in den Träumen nicht uns selbst, sondern gewissermaßen<br />

ein Ideal, eine Art menschlichen Prototypus ohne<br />

Ecken und Kanten? Mit einem noch unveröffentlichten Experiment<br />

haben die Wissenschaftler versucht, diese Frage<br />

zu beantworten. Sie malten dazu auf die Hände gesunder<br />

Versuchspersonen einen roten Fleck und frischte diese<br />

Markierung, wenn sie verblasste, über mehrere Wochen<br />

immer wieder auf. Zudem baten sie ihre Probanden, sich<br />

immer wieder vor dem Einschlafen gedanklich intensiv mit<br />

dem Farbklecks auf ihrer Hand zu beschäftigen. Dennoch<br />

tauchte diese Markierung in deren Träumen nicht auf. „Allerdings<br />

sind Träume flüchtig“, relativiert Voss. „Schon kurz<br />

nach dem Aufwachen kann man sich oft nicht mehr an alle<br />

Details erinnern.“<br />

Natürlich enthalten unsere Träume aber auch viele persönliche<br />

Anspielungen, auch wenn sie sich sehr ähneln. Aber<br />

für Außenstehende scheint es schwer zu sein, diese zu enträtseln.<br />

„Vielleicht ist es ja so, dass nur der Träumer selbst<br />

weiß, wie er den Inhalt seines Traums interpretieren muss“,<br />

vermutet Ursula Voss. Derzeit planen die Forscher eine<br />

weitere Studie, um noch mehr Licht in das Dunkel unserer<br />

nächtlichen Phantasien zu bringen. Außerdem wollen sie<br />

herausfinden, ob sich die täglichen Begebenheiten, die ihre<br />

Probanden akut besonders beschäftigen, in den Träumen<br />

wiederfinden.<br />

Zwischen Wahrheit und Wahn<br />

Manche Menschen werden sich beim Träumen bewusst,<br />

dass sie sich in einem Traum befinden. Die Wissenschaftler<br />

der Universitäten Bonn, Darmstadt und Mainz sowie der<br />

Harvard Medical School haben gezeigt, dass das Gehirn<br />

bei sogenannten „Klarträumen“ zwei Bewusstseinszustände<br />

gleichzeitig einnimmt. Das schlafende Gehirn träumt<br />

und unternimmt zeitgleich eine kritische Bewertung und<br />

Realitätsüberprüfung dieser Traumphantasien. Albträume<br />

sind auch deshalb so schrecklich, weil der Träumende sie für<br />

bare Münze nimmt. Manche Menschen merken aber, dass<br />

es sich nur um Phantasiebilder handelt. Sie sind möglicher-<br />

PARAPLEGIKER 2/11<br />

weise auch für die Diagnose und Therapie von Psychosen<br />

von Interesse. Diese gehen – wie Träume – mit Phantasievorstellungen<br />

einher, die die Patienten nicht als solche identifizieren<br />

können.<br />

Unsere Traumerlebnisse sind reine Produkte unserer Phantasie.<br />

Im Schlaf merken wir das jedoch in aller Regel nicht,<br />

sondern nehmen sie für bare Münze. Die Angst, die wir<br />

verspüren, wenn uns im Traum ein Tiger angreift, ist daher<br />

auch sehr real. Wenn Schlafende während eines Traums<br />

plötzlich realisieren, dass sie nur Phantasiebilder sehen,<br />

spricht die Wissenschaft von „Klarträumen“. „Bislang wusste<br />

aber niemand, was dabei genau in unserem Gehirn passiert“,<br />

so Voss. Das Stirnhirn, auch frontaler Cortex genannt,<br />

ist für die kritische Bewertung von Geschehnissen zuständig.<br />

Normalerweise ist es im Schlaf weitgehend inaktiv. Daher<br />

sind wir gar nicht dazu in der Lage, die Erlebnisse im<br />

Traum zu hinterfragen. Bei Klarträumen ist das anders: Das<br />

Stirnhirn ist dabei deutlich aktiver. In den anderen Hirnbereichen<br />

ändert sich gegenüber „normalen“ Träumen dagegen<br />

nichts. „Es ist, als wäre ein Teil des Gehirns plötzlich ein<br />

wenig wacher, während der Rest weiter schläft“, sagt die<br />

Privatdozentin. Einerseits ist es interessant, dass sich die<br />

Fähigkeit zu „Klarträumen“ trainieren lässt. Menschen, die<br />

häufig unter schweren Albträumen leiden, können möglicherweise<br />

lernen, sie beim Schlaf einem „Realitäts-Check“<br />

zu unterziehen. So würden nächtliche Horrorphantasien<br />

einen Teil ihres Schreckens verlieren.<br />

Spannend ist auch, dass bei manchen psychiatrischen Erkrankungen<br />

eben diese Fähigkeit zum Realitäts-Abgleich<br />

fehlt. So gehen Psychosen mit Wahnvorstellungen einher,<br />

die der Betroffene nicht von der Wirklichkeit unterscheiden<br />

kann. Im Vergleich zum Klartraum scheint hier die Situation<br />

genau umgekehrt: Der Betroffene ist wach, kann<br />

seine Phantasien aber dennoch nicht kritisch analysieren.<br />

„Vielleicht kann man diese Fähigkeit jedoch – ähnlich wie<br />

bei unseren Versuchspersonen – trainieren“, hofft Voss. Falls<br />

ja, könnten die Betroffenen lernen, zwischen „wahr“ und<br />

„Wahn“ zu unterscheiden. (Quelle: Universität Bonn)<br />

Die Universität Bonn sucht dringend Probanden für das<br />

Schlaflabor und zwar Behinderte, die schon von Geburt<br />

an nicht gelaufen sind. Die Anfahrt und 50 € Aufwandsentschädigung<br />

werden bezahlt.<br />

Kontakt: PD Ursula Voss, Ph.D.<br />

Universität Bonn, Abt. Allgemeine Psychologie 2<br />

tel 02 28-73 43 51<br />

eMail: u.voss@uni-bonn.de<br />

Text: Heike Stüvel


Rampen –<br />

Für die verschiedensten<br />

Einsatzzwecke<br />

werden Rampen und<br />

Schienen angeboten.<br />

Trotzdem ist es manchmal<br />

nicht möglich, z.B.<br />

einen Wohnungszugangrollstuhlzugänglich<br />

zu gestalten. Das<br />

kann am Platzmangel<br />

liegen, an der fehlenden<br />

Finanzkraft oder<br />

auch an uneinsichtigen<br />

Nachbarn. Diese Rahmenbedingungen<br />

sollte man also abklären,<br />

bevor man Geld für<br />

Rampen ausgibt.<br />

Rampen sind Hilfsmittel zur Überwindung von<br />

Stufen oder anderen Barrieren. Das ist allerdings<br />

auch schon die ganze Gemeinsamkeit. Die Liste der<br />

Unterschiede ist weitaus länger: Es gibt besonders<br />

leichte Rampen, Rampen zum Klappen oder Rollen,<br />

Rampen für den Dauereinsatz und Rampen für den<br />

kurzfristigen Gebrauch. Sowohl gemauerte schräge<br />

Auffahrten zu öffentlichen Einrichtungen wie auch<br />

nebeneinander liegende Schienen, die den Rollstuhltransport<br />

ins Auto erleichtern, werden als Rampen<br />

bezeichnet. Ein unübersichtlicher Markt, so der erste<br />

Eindruck.<br />

Auch die Ziele der Käufer sind unterschiedlich. Transportable<br />

Rampen werden überraschenderweise nicht<br />

unbedingt von Rollstuhlfahrern gekauft, sondern<br />

eher von Messeveranstaltern oder öffentlichen Einrichtungen,<br />

die für barrierefreie Zugänge sorgen wollen.<br />

Auch das Mieten von Rampen ist keine Seltenheit<br />

mehr. Wer als Rollstuhlfahrer Ferien macht, der be-<br />

das Angebot ist riesig<br />

nötigt vielleicht nur vorübergehend eine möglichst<br />

flexible Rampe.<br />

Wie steil darf eine Rampe sein?<br />

Je steiler die Rampe, desto mehr Kraft braucht man.<br />

Egal, ob man den Rollstuhl schiebt oder mit den Händen<br />

antreibt: Je weniger Kraft man hat, desto flacher sollte<br />

sie sein. In öffentlichen Gebäuden werden die Rampen<br />

mit sechs Prozent Neigung gebaut. Wie lang und wie<br />

steil eine Rampe bei welchem Höhenunterschied wird,<br />

kann man im Web nachrechnen (http://nullbarriere.de/<br />

rampenlaenge-steigung.htm). Das ist aber, da sind sich<br />

die Fachleute einig, nur ein ungefährer Anhaltspunkt.<br />

Kinder und ältere Menschen haben oft weniger Kraft,<br />

trainierte Rollstuhlsportler deutlich mehr.<br />

Wichtig ist es, beim Bau einer Rampe am oberen Ende<br />

eine gerade Plattform vorzusehen: Wie sollte man vom<br />

Rollstuhl aus auf der Schräge stehend eine Tür öffnen?<br />

hilfsmittel<br />

2 % Steigung –<br />

macht sich hier jemand über<br />

Rollstuhlfahrer lustig?<br />

PARAPLEGIKER 2/11 27


hilfsmittel<br />

Zwischen<br />

Hightech und<br />

Baumarkt<br />

(pmd) Manchmal ist die primitivste<br />

Lösung die haltbarste. Als<br />

unverwüstlich und wetterfest<br />

erweisen sich Lkw-Bodenbretter.<br />

Ein paar Reststücke drunter genagelt<br />

und die Steigung stimmt<br />

auch – bis auf weiteres.<br />

Tut es noch: Vom Zahn der Zeit<br />

angeknabbertes Provisorium.<br />

Perfekte Lösung: Maßgefertigte<br />

Alurampe (www.etac.de).<br />

Maßgefertigte Alurampen<br />

können einer kleinen Kante<br />

den Schrecken der Rückenwirbelstauchung<br />

bei der täglichen<br />

Überfahrt nehmen, aber Obacht:<br />

Richtig messen, sonst wird’s<br />

doppelt teuer.<br />

Fotos: P. Mand<br />

28<br />

PARAPLEGIKER 2/11<br />

Je länger eine Rampe, desto teurer ist sie. Besonders<br />

lange Rampen brauchen außerdem Flächen<br />

zum Ausruhen zwischendrin. Kürzere Rampen sind<br />

zwar in der Anschaffung billiger, zu kurze Rampen<br />

machen dem Anwender das Leben allerdings durch<br />

die Steilheit extra schwer. Gefährlich wird die Sache,<br />

wenn das untere Ende abrupt von steil zu flach<br />

wechselt: wer hier zu schnell ist, riskiert einen Sturz.<br />

Welches Material?<br />

Das kommt auf den Einsatzort an: Im Wohnbereich<br />

sind die Ansprüche an die Optik meistens höher, hier<br />

werden Schwellen oder niedrige Stufen oft durch<br />

einfache Holzrampen überbrückt. Im Außenbereich<br />

stehen andere Ansprüche im Vordergrund. Wenn<br />

die Rampe für den Transport ins Auto gedacht ist,<br />

muss man sich zwischen festen, einteiligen Rampen<br />

und Schienen entscheiden. Einteilige Rampen sind<br />

schwerer und schlechter zu transportieren. Schienen<br />

sind dagegen für den Selbstfahrer oft schwierig einzustellen<br />

und beim Befahren eine wacklige Angelegenheit.<br />

Feste Rampen im Außenbereich werden aus Beton<br />

oder witterungsunempfindlichem Metall hergestellt.<br />

Hier kommen Aluminium oder Stahl in Frage. Aluminium<br />

ist leichter, es ist witterungsbeständig und gut<br />

belastbar. Stahlrampen sollten aus verzinktem Stahl<br />

sein. „Aber von der Optik her sind fest gebaute Rampen<br />

meistens am schönsten“, so Geschäftsführer Lothar<br />

Esser von promedserv, „und außerdem sind sie<br />

wartungsfrei“. Meistens entscheiden Platzfragen darüber,<br />

welche Art von Rampe am besten geeignet ist.<br />

Rampenspezialist Esser (www.rampenspezialist.de)<br />

ist selbst Rollstuhlfahrer. Er empfiehlt, genau zu prüfen,<br />

welche Kosten möglicherweise von der Pflegeversicherung<br />

übernommen werden können. Manche<br />

Rampen haben eine Hilfsmittelnummer, andere<br />

nicht. „Manchmal muss man verhandeln“, erklärt er.<br />

Er berät häufig telefonisch, lässt sich auch schon mal<br />

Fotos zuschicken, um die Situation vor Ort einschätzen<br />

zu können. Wenn die optimale Lösung gefunden<br />

wurde, bekommt der Kunde die Rampe durch<br />

eine Spedition geliefert. „Der Aufbau ist ungefähr so<br />

schwer wie bei Möbeln aus dem Möbelhaus“, so Esser.<br />

Nur sehr untalentierte Menschen haben seiner<br />

Erfahrung nach Probleme mit den Baukastensystemen.<br />

Er findet es nur ganz selten unvernünftig, die<br />

vorhandene Wohnung mit Rampen barrierefrei zu<br />

gestalten. Aber er erinnert sich an einen Fall, wo der<br />

Umbau auf beengtem Raum rund 10 000 Euro gekostet<br />

und keine wirklich überzeugende Lösung garantiert<br />

hätte. Da empfiehlt er dann doch eher einen<br />

Umzug.<br />

Eine Besonderheit: Rollrampen<br />

Wussten Sie, dass Wohnungs-Eigentümergemeinschaften<br />

dem Bau einer festen Rampe nicht unbedingt<br />

zustimmen müssen? Denkmalschutz ist auch<br />

gar nicht so selten eine problematische Angelegenheit<br />

für Rollstuhlfahrer. Wenn sich die „lieben<br />

Nachbarn“ stur stellen, bleibt nur ein Umzug oder<br />

eine transportable Rampe. In diesen Fällen muss ein<br />

möglichst leichtes Modell her, eine Rollrampe beispielsweise.<br />

Rollrampen (www.roll-a-ramp.de) bestehen<br />

aus einzelnen Modulen, die ineinander gesteckt<br />

werden. Sie können also in den verschiedensten<br />

Längen hergestellt werden. Das ist, wie Roll-A-Ramp-<br />

Geschäftsführer Franz-Josef Lasek erklärt, auch aus<br />

Krankenkassensicht interessant: Seiner Erfahrung<br />

nach sehen es die Kassen inzwischen als Vorteil, dass<br />

gebrauchte Rollrampen problemlos verkürzt oder<br />

verlängert und damit wieder neuen Einsatzzwecken<br />

zugeführt werden können.<br />

Erfahrungsgemäß übernehmen Krankenkassen die<br />

Kosten, wenn ein Rollstuhlfahrer Barrieren in seiner<br />

Wohnung oder auf dem Weg von der Wohnung auf<br />

die Straße überwinden muss. Voraussetzung ist wie<br />

immer eine Verordnung des Arztes, auf der auch die<br />

Hilfsmittelnummer vermerkt ist. Die Rollrampen haben<br />

eine Hilfsmittelnummer, genauer gesagt gibt es<br />

mehrere Nummern, die für unterschiedliche Längen<br />

und Breiten gelten.<br />

Eine Besonderheit sind Roll-Brücken, die nicht nur<br />

zum Überbrücken von Gräben gedacht sind. Eine<br />

typische Einsatzmöglichkeit sind nicht belastbare<br />

Schwellen, beispielsweise zum Balkon: Türen mit<br />

Kunststoffrahmen, die nicht für die Belastung durch<br />

einen Rollstuhl konstruiert sind.<br />

Zu schwer?<br />

Schwergewichte im Elektrorollstuhl werden besonders<br />

darauf achten, für welches Gewicht die Rollstuhlrampe<br />

ausgebaut ist. Eine Rampe, die einen<br />

Menschen von rund 120 kg plus E-Rollstuhl trägt,<br />

braucht eine Tragkraft von etwa 300 kg. Das ist<br />

machbar, aber das Gewicht der Rampe selbst wird<br />

normalerweise bei ca. 60 bis 70 kg liegen – für einen


* 14 Cent/Min. aus dem dt. Festnetz, Mobilfunkhöchstpreis 42 Cent/Min. Im Sinne des Fortschritts: Irrtum und technische Änderungen vorbehalten.<br />

Begleiter also nicht einfach unter den Arm zu klemmen.<br />

Wenn um Rampen gestritten wird...<br />

Im schwäbischen Fichtenau streitet Rollstuhlfahrer Michael<br />

Müller um die Möglichkeit, an den öffentlichen<br />

Sitzungen des Gemeinderates teilnehmen zu können.<br />

Der Sitzungssaal befindet sich im ersten Stock, ein<br />

Aufzug ist nicht vorhanden. Mittlerweile gibt es zwar<br />

eine Rampe, die ins Erdgeschoss des Gemeindehauses<br />

führt. Diese hat allerdings laut Müller eine sechzehnprozentige<br />

Steigung und weitere Mängel. Bürgermeister<br />

Martin Piott bestätigte dem PARAPLEGIKER am<br />

29. März <strong>2011</strong>, dass die Situation sich nicht verändert<br />

habe. (Die Auseinandersetzungen innerhalb des Ortes<br />

kann man hier nachlesen: http://fichtenauerforum.<br />

blogspot.com/2010/10/rampe-ruckwartsi.html)<br />

Susanne Becker aus Taufkirchen musste wegen einer<br />

Rampe vor Gericht: Das Münchner Amtsgericht hatte<br />

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ihr mit einer einstweiligen Verfügung verboten, ihre<br />

beiden Alu-Schienen weiter zu benutzen. Die Rollstuhlfahrerin<br />

hatte sich im Baumarkt zwei Schienen<br />

gekauft, um mit dem E-Rollstuhl zwei Stufen zum<br />

Gehweg zu überwinden. „Nicht verkehrssicher“, lautete<br />

der Einwand der Hausverwaltung. Es drohte ein<br />

Ordnungsgeld von bis zu 250 000 €. Der Rollstuhlfahrerin<br />

blieb nichts anderes übrig, als in der Wohnung<br />

zu bleiben. Der Richter hatte eine einfache Idee: Die<br />

Rollstuhlfahrerin muss eine dritte Rampe zwischen<br />

die beiden Schienen legen und die Konstruktion mit<br />

Schrauben fixieren, sodass niemand mehr mit dem<br />

Fuß in die Lücke geraten kann. (Nachzulesen unter<br />

http://www.elo-forum.org/schwerbehinderte-gesundheit-rente/64711-freiheitsberaubung-darf-rollirampe-mehr-benutzen.html)<br />

Text: Ruth Auschra<br />

Fotos: Auschra, Roll-A-Ramp<br />

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der Beratung ist, dann<br />

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Schränke und Schrankwände<br />

sind eine feine<br />

Sache, weil sich<br />

hinter ihren Türen<br />

das ganze<br />

Chaos verstecken<br />

lässt,<br />

das sonst unsereWohnräume<br />

so<br />

„wohnlich“<br />

macht.<br />

Der Schrank der<br />

Renaissance – so<br />

Wikipedia – blieb<br />

auch für die spätere<br />

Gestaltung<br />

dieses Möbelstückesmaßgebend,<br />

bis hin zur<br />

Gegenwart.<br />

30<br />

PARAPLEGIKER 2/11<br />

Bauen-wohnen-renovieren:<br />

Schränke –<br />

immer an der Wand lang<br />

Laut Wikipedia ist „Schrank“ die Bezeichnung<br />

für „ein Möbelstück, das meistens abgeschlossen<br />

ist oder wenigstens geschlossen werden kann. Er<br />

entwickelte sich aus der aufrecht gestellten Kastentruhe<br />

bzw. aus zwei übereinander gestapelten<br />

Truhen. Später erhielt der Schrank Türen, die mit<br />

Malereien verziert waren, und wurde auf vier<br />

niedrige Pfosten gesetzt, die erst in der Renaissancezeit<br />

zu gedrehten Füßen ausgebildet wurden.<br />

Abweichend davon war ein Stollenschrank<br />

ein auf hohen Pfosten stehender Schrank.“ Der<br />

Schrank der Renaissance – so Wikipedia – blieb<br />

auch für die spätere Gestaltung dieses Möbelstückes<br />

maßgebend, bis hin zur Gegenwart.<br />

So ist es zumindest in der alten Welt noch lange<br />

Zeit geblieben, bis in unsere Tage. In Nordameri-<br />

ka pflegte man eine andere Tradition, wie Michael<br />

Greven, Importeur technischer Produkte für den<br />

Schrankbau, bereits 1978 auf seinen Reisen durch<br />

diesen Erdteil erfahren konnte. Die Schranktüren<br />

wurden dort an Schienen zwischen Boden und<br />

Decke geführt, verschlossen meist einfach eine<br />

Nische und waren nicht mit dem Schrankinneren<br />

verbunden. Greven brachte diesen Gedanken<br />

mit nach Hause und entwickelte daraus von 1979<br />

an das heute bekannte „Cabinet“-System – ein<br />

perfekt funktionierendes Gleittür-Einbauschrank-<br />

Programm, das von mehr als 100 Partnern in<br />

Deutschland, Österreich und der Schweiz vertrieben<br />

wird.


Gleitende Türen<br />

Ein Studio oder Fachgeschäft kann unter www.<br />

cabinet.de gesucht werden. Dessen Mitarbeiter<br />

nehmen in der Wohnung Maß und beraten bei<br />

der Inneneinrichtung nach den individuellen Bedürfnissen<br />

des Kunden. Nach einer im Möbelbau<br />

üblichen Lieferzeit von sechs bis acht Wochen<br />

werden die passgenau vorgefertigten Schrankteile<br />

geliefert und vom Fachpersonal eingebaut.<br />

Wie Julia Greven von Cabinet unterstreicht, sind<br />

die Fachleute mit den besonderen Anforderungen<br />

vertraut, die bei der Planung von Einbauschränken<br />

und Schranksystemen für Menschen<br />

mit Behinderung zu beachten sind. „Besondere<br />

Vorzüge bieten unsere Schranksysteme für Menschen<br />

mit Mobilitätsbeschränkungen, da es bei<br />

Gleittüren beispielsweise keinen Öffnungsradius<br />

gibt, der möglicherweise störend im Weg stehen<br />

kann. Die Türen gleiten leise und leicht zur Seite.<br />

Cabinet-Gleittüren werden auf Wunsch sogar mit<br />

einem sanften Selbsteinzug geliefert, dem so genannten<br />

,Softstopp‘.“ Ausstattungsmerkmale wie<br />

Rahmenprogramme mit verschiedenen Griffen,<br />

darunter auch praktische Stabgriffe, sind besonders<br />

geeignet für Menschen, die auf den Rollstuhl<br />

angewiesen sind.<br />

„Einige Türenprogramme sind zudem mit einer<br />

Synchro-Technik ausgestattet: Mit einem Griff<br />

kann man so zwei Türen zugleich öffnen. Das ist<br />

besonders praktisch und leicht zu bedienen, beispielsweise<br />

für Rollstuhlfahrer bei Durchgängen,<br />

die eine gewisse Breite haben sollen. Zur Zeit<br />

arbeiten wir auch an Automatiktüren. Unsere<br />

Schranktüren sind vom Innenleben unabhängig<br />

und können somit in beliebigem Abstand vom<br />

Korpus geplant und platziert werden. Die Bodenschiene<br />

kann auf Wunsch in den Boden(belag)<br />

eingelassen werden. Auch hängende, an der<br />

Decke befestigte Gleittüren sind erhältlich und<br />

ebenfalls sehr praktisch für Gehbehinderte oder<br />

Rollstuhl fahrende Menschen. Und da wir das Innenleben<br />

nach Kundenwunsch fertigen, können<br />

Auszüge, Schubladen und Kleiderstangen so wie<br />

viele weitere nützliche Ordnungshilfen in beliebiger<br />

Höhe montiert werden.“<br />

Stückzahl eins<br />

Eine andere Philosophie vertreten „Die Möbelmacher“<br />

Gunther Münzenberg und Herwig Danzer,<br />

die Inhaber der 1988 gegründeten gleichnamigen<br />

Massivholzschreinerei in Hersbruck. Bereits<br />

im Jahr 1986 hat Geschäftsführer Herwig Danzer<br />

während der Ausbildung zum Zivildienst in Ritterhude<br />

bei Bremen gelernt, wie schwer das Leben<br />

Rollstuhlfahrern oft (meist unnötig) gemacht wird.<br />

Damals wurden aus den Testbesuchen in Cafés,<br />

Kaufhäusern und Supermärkten Empfehlungen<br />

erarbeitet, die man in den heutigen DIN-Normen<br />

so ähnlich wiederfinden kann. „Leider haben heute<br />

noch immer nicht alle Planer die Grundregeln<br />

des Rollstuhl gerechten Einrichtens verinnerlicht.<br />

Gerade im privaten Bereich geht es dabei weniger<br />

um Normen, sondern um Menschen, deren<br />

eingeschränkte Bewegungsfreiheit so gut wie irgend<br />

möglich durch intelligente und individuelle<br />

Einrichtungslösungen ausgeglichen werden soll.“<br />

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„Einige Türenprogramme<br />

sind<br />

zudem mit einer<br />

Synchro-Technik<br />

ausgestattet: Mit<br />

einem Griff kann<br />

man so zwei Türen<br />

zugleich öffnen.<br />

... Das ist leicht<br />

zu bedienen, beispielsweise<br />

für<br />

Rollstuhlfahrer bei<br />

Durchgängen, die<br />

eine gewisse Breite<br />

haben sollen.<br />

RL-50 Deckenlift<br />

mit Rollstuhlaufhängung<br />

Bundesweiter Vertrieb und Service: 02 34 – 91 600 50<br />

Dank der speziell entwickelten Fahrschiene bleibt ihre Treppe in ganzer Breite frei. Der<br />

Einbau kann in Mehrfamilienhäusern, engen Treppenhäusern, über mehrere Etagen<br />

erfolgen. Haltestellen sind frei wählbar. Die Bedienung erfolgt auch bei eingeschränkter<br />

Mobilität durch den Benutzer oder Begleitperson. Fernsteuerbar ohne Kabelmontage.<br />

HÖGG Liftsysteme<br />

Hattinger Straße 712 a<br />

44879 Bochum<br />

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markt<br />

Der Kleiderschrank<br />

für Rollstuhlfahrer<br />

hat im<br />

optimalen Greifraum<br />

zwei Schubladen,<br />

die unterhalb<br />

vom Kleiderlift<br />

angeordnet sind.<br />

So ist für Rollstuhlfahrer<br />

der gesamte<br />

Schrankinnenraum<br />

erreichbar...<br />

32<br />

PARAPLEGIKER 2/11<br />

Dazu eigne sich die Flexibilität der Möbelmacher<br />

durch die Einzelanfertigung ganz besonders,<br />

denn nur die „Stückzahl eins“ sei geeignet, einen<br />

optimalen Kompromiss aus Bewegungsfreiheit,<br />

Zugriffsmöglichkeiten und Quadratmeterverbrauch<br />

zu verwirklichen. „Egal, ob Küche, Bad oder<br />

Schlafzimmer, ob höhenverstellbare Arbeitsplatten,<br />

unterfahrbare Betten oder Kleiderschränke<br />

mit Garderobenlift: In Unterkrumbach suchen wir<br />

nach der funktionalsten und gleichzeitig optisch<br />

ansprechenden Lösung. Denn eines wollen wir<br />

unbedingt erreichen: Dass die neue Einrichtung<br />

aus Massivholz zuerst wegen ihrer Ästhetik und<br />

erst im zweiten Schritt wegen ihrer Rollstuhltauglichkeit<br />

auffällt.“<br />

Hoteleinrichtungen<br />

und Selbstbaulösungen<br />

Im Zuge dieser Tätigkeit haben „Die Möbelmacher“<br />

ein Hotelzimmer mit barrierefreier Einrichtung<br />

speziell für Rollstuhlfahrer entwickelt. „Das<br />

erste Hotel, in dem die speziell für Rollstuhlfahrer<br />

gebauten Möbel stehen, ist der ,Grüne Baum‘ in<br />

Kühnhofen. Gemeinsam mit den Fachleuten der<br />

Firma Coframed testeten wir gleich die Funktionalität<br />

mit dem Rollstuhl. Besonders wichtig war<br />

uns die Unterfahrbarkeit des Kleiderschrankes mit<br />

dem Rollstuhl. Der Kleiderschrank für Rollstuhlfahrer<br />

hat im optimalen Greifraum zwei Schubladen,<br />

die unterhalb vom Kleiderlift angeordnet sind. So<br />

ist für Rollstuhlfahrer der gesamte Schrankinnenraum<br />

erreichbar, außer den oberen Fächern hinter<br />

der beidseitig verspiegelten Tür. Der Massivholzschrank<br />

steht auf zwei nur mittig angebrachten<br />

Beinen, weil das die Unterfahrbarkeit verbessert<br />

und ist ansonsten an der Wand befestigt.“<br />

Immer wieder kommt es vor, dass uns die Post den<br />

»<strong>Paraplegiker</strong>« mit dem Vermerk “unzustellbar“ zurücksendet.<br />

Dann beginnen für uns zeit- und arbeitsaufwendige, vor allem<br />

auch kosteintensive Nachforschungen, die nicht selten als<br />

ergebnislos eingestellt werden müssen.<br />

Darum bitten wir Sie:<br />

dem Humanis Verlag Ihre neue- und alte Anschrift mitzuteilen.<br />

Bei Abo-Abbuchungen bitte auch die Änderungen<br />

der Bankdaten mitteilen.<br />

Vielen Dank – Ihr Humanis Verlag<br />

Schiebetüren für Einbauschränke, begehbare<br />

Schränke oder Raumteiler findet man auch als<br />

Selbstbausystem im Heimwerkermarkt, etwa bei<br />

„Bauhaus“. Wer sich mit einer beschränkten Motivauswahl<br />

bei den Türfüllungen zufrieden geben<br />

kann, sollte sich auf der Website des Selbstbauprogrammes<br />

umsehen. Unter www.platzda.<br />

eu findet sich nicht nur ein Überblick über das<br />

Türenprogramm, sondern alles, was für die Planung<br />

der Inneneinrichtung erforderlich ist. Der<br />

Internet-Planer wird ergänzt durch allgemeine<br />

Informationen und Prospekte, Preislisten und<br />

Montageanleitungen, die einfach als PDF-Dokument<br />

heruntergeladen werden können und die<br />

zahlreiche Ideen und Lösungen für nahezu jede<br />

Raumsituation bieten, dazu vollständige Preislisten<br />

der benötigten Komponenten sowie Montageanleitungen<br />

mit Tipps und Hinweisen für das<br />

Selbstbausystem.<br />

Text: Raimund Artinger<br />

Foto: Cabinet Schranksysteme AG<br />

Infos:<br />

Cabinet Schranksysteme AG<br />

tel 0 22 75-92 03 60, www.cabinet.de<br />

eMail: info@cabinet.de<br />

Bauhaus/Platz da!, www.platzda.eu<br />

Die Möbelmacher GmbH, tel 0 91 51-86 29 99<br />

www.die-moebelmacher.de<br />

eMail: info@die-moebelmacher.de<br />

Weitere Adressen:<br />

www.prometer.de<br />

www.schrank-werk.de<br />

www.holzschwab.de<br />

www.raumplus.de<br />

www.schrank-direkt.de<br />

www.team7-pfullingen.de<br />

www.haus-freudenberg.de<br />

www.bock.net<br />

www.moebel-bau.com


Das silberne Spar-Schwein:<br />

„Kaufen Sie sich doch einfach<br />

ein neues Auto“<br />

So einfach wollte es sich das Sanitätshaus Brillinger<br />

machen, um eine offensichtliche Fehlversorgung für<br />

einen MS-Patienten aus der Welt zu schaffen.<br />

Was war geschehen? Herr X ist seit langem an<br />

Multiple Sklerose erkrankt. Er ist auf einen Elektrorollstuhl<br />

angewiesen und braucht Hilfe rund um die<br />

Uhr. Zur Kreislaufstabilisierung und zur Aktivierung<br />

der noch vorhandenen Restmuskulatur übte er täglich<br />

in einem Stehtrainer. Jedenfalls so lange, wie<br />

es für seine auch schon im Rentenalter stehende<br />

Ehefrau möglich war, ihn vom E-Rollstuhl ins Stehgerät<br />

und zurück zu schaffen. Irgendwann war das<br />

bei dem über 1,90 m großen kräftigen Mann nicht<br />

mehr möglich. Als Alternative bot sich ein Elektrorollstuhl<br />

mit Stehfunktion an, der nach den üblichen<br />

Anfangsschwierigkeiten auch von seiner Krankenkasse,<br />

der DAK in Karlsruhe genehmigt wurde. Verschiedene<br />

Rollstühle wurden ausprobiert und ein<br />

Anforderungsprofil erstellt. Dazu gehörte auch, dass<br />

bestimmte Maße nicht überschritten werden durften.<br />

Der Rollstuhl durfte nicht zu breit sein, damit<br />

er in den Aufzug zum zweiten Stock passte und vor<br />

allem nicht höher als 1,40 m, damit auch der Transport<br />

in dem dafür extra umgebauten Renault Kangoo<br />

möglich blieb, nicht nur für Fahrten zum Arzt<br />

und zur Physiotherapie, sondern auch, damit Herr X<br />

weiterhin am Leben außerhalb der Wohnung teilhaben<br />

kann.<br />

Ein Rollstuhl von der Firma Vassilli, der vom Sanitätshaus<br />

Brillinger zusammen mit einem Mitarbeiter des<br />

Herstellers vor Ort getestet wurde, entsprach diesen<br />

Kriterien, war der DAK aber zu teuer. Also wurde ein<br />

anderer Rollstuhl ausprobiert. Dieses Mal aber nur<br />

mit einem Mitarbeiter der Firma Brillinger, ohne dass<br />

ein Mitarbeiter des Herstellers dabei war. Die Frage<br />

nach der Verlademöglichkeit ins Auto beantwortete<br />

dieser „Wenn der alte Rollstuhl ins Auto passte, dann<br />

geht das auch mit diesem Modell.“ Nachdem in der<br />

Wohnung auch alles glatt ging, reichte das der DAK<br />

aus, diesen Rollstuhl zu genehmigen.<br />

Kurz und gut, der Rollstuhl wurde ausgeliefert – und<br />

war mit 1,50 m 10 cm zu hoch für die Verladung in<br />

den Renault Kangoo. Er lässt sich, auch nach Rück-<br />

q – querschnitt spezial<br />

sprache mit dem Hersteller, nicht auf eine geringere<br />

Höhe umbauen. So muss Herr X – trotz aller TÜV-<br />

und Herstellervorgaben und auf eigenes Risiko –<br />

mit schräg gestellter Rückenlehne im Auto gefahren<br />

werden.<br />

Die Krankenkasse, die durch die Ablehnung des<br />

ersten Vorschlages rund 1 000 € eingespart hat,<br />

schweigt dazu und verweist an die Firma Brillinger.<br />

Das Unternehmen, für das die Versorgung wegen<br />

anderer Mängel schon jetzt ein Zuschussgeschäft<br />

zu werden droht, schlägt dem Rentnerehepaar als<br />

einzige Problemlösung die Anschaffung eines neuen<br />

Autos mit höherem Innenraum vor, natürlich auf<br />

eigene Kosten. Eine wahrlich ungewöhnliche Form<br />

der Anpassung. Nicht das Hilfsmittel wird an die<br />

Anforderung angepasst, sondern umgekehrt. Ein<br />

Umbau des zehn Jahre alten noch gut erhaltenen<br />

Autos mit wenigen Kilometer auf dem Tacho, der<br />

zwischenzeitlich auch einmal in Erwägung gezogen<br />

wurde, wäre nicht nur erheblich teurer als das, was<br />

der neue Rollstuhl gekostet hat, er würde wegen<br />

mangelnder Sicherheit auch nicht vom TÜV akzeptiert.<br />

Text: Herbert Müller<br />

Kriterium für die „Ehrung“ ist<br />

die Kreativität der Begründung<br />

für eine Ablehnung. Je unsinniger,<br />

desto besser sind die Chancen.<br />

Ob man darüber eher schmunzelt<br />

oder sich mehr über die Ignoranz<br />

ärgert, bleibt jedem selbst überlassen.<br />

Vorschläge sind willkommen.<br />

Herbert Müller<br />

Rechtsbeistand im Sozialrecht<br />

der Fördergemeinschaft<br />

der Querschnittgelähmten<br />

in Deutschland e.V.<br />

Freiherr-vom-Stein-Str. 47<br />

56566 Neuwied-Engers<br />

tel 0 26 22-88 96-32; Fax: -36<br />

eMail: h.mueller@engers.de<br />

PARAPLEGIKER 2/11 33


q – querschnitt spezial<br />

34<br />

Serie: Dekubitus (2)<br />

Das richtige Kissen wählen!<br />

PARAPLEGIKER 2/11<br />

Nicht jeder Rollstuhlfahrer entwickelt Dekubitalgeschwüre (kurz: Dekus).<br />

Die Gefahr ist eher hoch, wenn keine Restsensibilität vorhanden ist,<br />

so dass Schmerzreize im Gesäßbereich nicht wahrgenommen werden<br />

können. Gefährdet sind auch Menschen, die die Sitzfläche nicht über ein<br />

Hochdrücken aus dem Rollstuhl entlasten können, die unter Spastiken<br />

oder Kontrakturen leiden.<br />

Leider entwickeln auch <strong>Paraplegiker</strong>, die eigentlich<br />

im Alltag gut und selbstständig zurechtkommen,<br />

gar nicht so selten Dekus. Bei<br />

ihnen besteht das Risiko vor allem darin, dass<br />

sie so gut alleine mit ihren Einschränkungen<br />

leben und keine weitere Hilfe in Anspruch nehmen.<br />

Das kann dazu führen, dass ein Deku im<br />

Anfangsstadium unbemerkt bleibt, wenn niemand<br />

pflegerische Hilfe leisten muss.<br />

Tabelle: Die Entwicklung eines Dekus<br />

Stadium Anzeichen<br />

Stadium I:<br />

Stadium II:<br />

Stadium III:<br />

Stadium IV:<br />

Intakte Haut mit einer Besonderheit: Es bleibt eine rote<br />

Stelle bestehen, wenn man mit dem Finger auf die belastete Haut<br />

am Steißbein oder Sitzbeinhöcker drückt. Die gesunde Haut um<br />

diese Stelle herum blasst dagegen ab. Es können Ödeme bestehen,<br />

möglicherweise ist die Haut hart und/oder heiß.<br />

Die Haut ist oberflächlich geschädigt. Sichtbar ist eine Blase, eine Art<br />

Hautabschürfung oder vielleicht auch ein flaches Geschwür.<br />

Das Geschwür hat alle Hautschichten und das unter der Haut liegende<br />

Gewebe geschädigt. Sogar der unter der Haut liegende Muskel kann<br />

betroffen sein. Ein tiefes offenes Geschwür ist entstanden.<br />

Das Geschwür hat sich auch auf Knochen, Sehnen oder Gelenkkapsel<br />

ausgedehnt.<br />

Zur Vorsorge werden die verschiedensten<br />

Anti-Dekubitus-Kissen angeboten: Kissen aus<br />

Schaumstoff, mit Gel gefüllte Kissen oder Luftkammerkissen.<br />

Ob Waben oder Luftkammern<br />

– immer geht es darum, für eine möglichst optimale<br />

Druckentlastung zu sorgen. Kissen mit<br />

herausnehmbaren Schaumstoffwürfeln erlauben<br />

eine punktuelle Entlastung, Wabenkissen<br />

sollen die Scherkräfte besonders gut reduzieren.<br />

Selbstverständlich haben alle Kissen ihre<br />

Grenzen: Entlastung durch Hochdrücken<br />

im Rollstuhl, Bauchlagerung oder individuell<br />

zugeschnittene Schaumstoffauflagen ist<br />

unumgänglich, um eine gute Durchblutung<br />

wiederherzustellen. Experten empfehlen alle<br />

10 Minuten eine Entlastung der Sitzfläche.<br />

Druckstellen entstehen bekanntlich auch<br />

durch Mikro-Verletzungen, die beispielsweise<br />

von Kleidung mit Nähten oder Falten an belasteten<br />

Stellen verursacht werden kann. Selbst<br />

Was tun?<br />

Die Haut muss unbedingt dauerhaft entlastet werden. Schon<br />

nach einigen Stunden bis Tagen kann man die Hautrötung zum<br />

Verschwinden bringen. Ohne Druckentlastung geht es allerdings<br />

weiter: Es kommt zu einer verstärkten Einlagerung von Flüssigkeit<br />

in die Druckstelle.<br />

Jetzt reicht eine Entlastung nicht mehr:<br />

Chirurgen aufsuchen!<br />

raue Oberflächen oder zu warme Sitzflächen<br />

(Wärmflaschen oder Sitzheizungen) können<br />

gefährlich sein.<br />

Ganz grundsätzlich gibt es nicht das perfekte<br />

Kissen für alle Bedürfnisse. Welches Kissen<br />

individuell am besten passt, hängt von den<br />

Anforderungen im Einzelfall ab: Das Sitzkissen<br />

soll ja nicht nur für Druckentlastung sorgen,<br />

sondern auch für einen stabilen Sitz.<br />

Die Anforderungen sind umfangreich: Das<br />

Gewicht des Kissens spielt ebenso eine Rolle<br />

wie das des Rollstuhlfahrers. Je aktiver der


Rollstuhlfahrer, desto leichter sollte das Kissen<br />

möglichst sein. Wer inkontinent ist, braucht<br />

auf jeden Fall ein Kissen, das Feuchtigkeit<br />

aufnimmt und gut gereinigt werden kann.<br />

Atmungsaktive Sitzkissen sorgen zusätzlich<br />

dafür, dass die Haut trocken bleibt, auch wenn<br />

man schwitzt. Gelkissen sorgen möglicherweise<br />

für verstärktes Schwitzen – was ein Nachteil<br />

wäre: Feuchte Haut ist bekanntlich anfälliger<br />

für die Entwicklung von Wunden. Kissen mit<br />

luftgefüllten Noppen, Mini-Luftkissen oder<br />

Noppenkissen aus Neopren passen sich dem<br />

Körpergewicht an und sorgen neben Entlastung<br />

für eine stabile Sitzposition. Andere Rollstuhlfahrer<br />

schwören auf Luftsitzkissen, deren<br />

Kern mit einer Handpumpe aufgeblasen wird.<br />

Ideal ist es, wenn man ein Sitzkissen nicht nur<br />

kurz probieren, sondern längere Zeit testen<br />

kann. Am besten verlässt man sich nicht nur<br />

auf das eigene Sitzgefühl, sondern lässt an-<br />

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Röntgenbild einer spastischen Blase.<br />

q – querschnitt spezial<br />

Barrierefreie Reiseziele – individuell reisen mit der Bahn!<br />

Tourismusverband<br />

Niederlausitz,<br />

Foto: Nada Quenzel<br />

schließend eine Hautkontrolle auf Rötungen<br />

und Feuchtigkeit durchführen. Sitzdruckmessungen<br />

können spannende Ergebnisse<br />

erbringen: Manchmal ist gar kein anderes<br />

Kissen sinnvoll, sondern eine veränderte Neigung<br />

des Sitzes oder eine Veränderung des<br />

Abstands zu den Fußstützen. Allerdings darf<br />

man aus einer Druckanalyse nicht ableiten,<br />

dass an einer Stelle mit erhöhtem Druck<br />

auch zwangsläufig ein Deku ent-<br />

stehen muss. Leider werden Sitzdruckmessungen<br />

hierzulande fast<br />

nur in Querschnittzentren durchgeführt.<br />

Vielleicht lohnt es sich, einen<br />

Checkup-Termin außerdem zum Kissentest<br />

zu nutzen? Ein Anruf beim Krankenhaus<br />

sollte vorab klären, ob das möglich ist und ob genügend<br />

Kissen zum Testen vorhanden sind.<br />

Text: Ruth Auschra<br />

Die Deutsche Bahn bietet Reisenden mit Handicap<br />

umfangreiche Services und spezielle Angebote.<br />

Auch die Arbeitsgemeinschaft „Barrierefreie Reiseziele<br />

in Deutschland“ hat sich auf die besonderen Bedürfnisse<br />

mobilitätseingeschränkter Gäste eingestellt<br />

(www.barrierefreie-reiseziele.de).<br />

In einer gemein samen Kooperation wurden nun erstmals<br />

individuelle Mobilitätspakete entwickelt, die<br />

Wünsche und Bedürfnisse mobilitätseingeschränkter<br />

Urlauber bei An- und Abreise inkl. Anschlussmobilität,<br />

Hotelwahl und Rahmenprogramm in den Mittelpunkt<br />

stellen. Aktuelle Informationen unter<br />

www.bahn.de/reiseziele-barrierefrei<br />

Die Bahn<br />

macht mobil.<br />

Ideal ist es,<br />

wenn man ein<br />

Sitzkissen nicht nur<br />

kurz probieren, son-<br />

dern längere Zeit<br />

testen kann.


q – querschnitt spezial<br />

„Da stinkt man ja“<br />

oder „Ich habe gehört,<br />

dass...“ verhindern,<br />

dass man<br />

sich objektiv über<br />

eine möglicherweise<br />

sinnvolle Lösung<br />

seiner Darminkontinenzprobleme<br />

informiert ...<br />

36<br />

PARAPLEGIKER 2/11<br />

Abb.: Stoma-Welt.de<br />

Operation aus Patientensicht:<br />

Stoma - Leben mit<br />

einem Loch im Bauch<br />

Ein Stoma ist ein künstlicher Darmausgang. Auch so mancher<br />

querschnittgelähmte Mensch denkt „Ein Stoma kommt für mich<br />

nur in Frage, wenn ich es wirklich nicht vermeiden kann“ und verbindet<br />

den Begriff mit Darmkrebs, Morbus Crohn, Colitis Ulcerosa<br />

oder anderen schweren Krankheiten.<br />

Dabei denkt er nicht daran, dass auch seine<br />

Querschnittlähmung bei nicht behinderten<br />

Menschen oft genug eine ähnliche Abwehrreaktion<br />

hervorruft, obwohl auch damit ein positives<br />

und erfülltes Leben möglich ist. Aber wenn es<br />

wie bei einem Stoma um das Tabuthema Ausscheidungen<br />

geht, bleibt die Objektivität leicht<br />

auf der Strecke, vor allem dann, wenn man einmal<br />

erlebt hat, wie sehr Menschen, die sich mit<br />

ihrem Stoma nicht anfreunden konnten, einer<br />

Rückverlegung entgegenfiebern. Mit Querschnittlähmung<br />

ist man schon froh, dass man<br />

die Blasenlähmung durch Kathetern oder andere<br />

Techniken einigermaßen im Griff hat und<br />

akzeptiert, dass man mindestens jeden zweiten<br />

oder dritten Tag bis zu mehreren Stunden dort<br />

verbringt, wo selbst der Kaiser zu Fuß hingeht.<br />

Ein Dickdarmstoma (med. Colostoma) ist gewiss<br />

nicht die Ideallösung für jeden mit einer Mastdarmlähmung,<br />

aber es ist gewiss ein Nachdenken<br />

darüber wert – fernab jeder subjektiven<br />

emotionalen Bedenken. Denn viele Informationen<br />

darüber basieren wie so oft auf Halbwissen<br />

und Spekulationen. Sprüche wie „Igitt – wie<br />

eklig“, „Da stinkt man ja“ oder „Ich habe gehört,<br />

dass...“ verhindern, dass man sich objektiv über<br />

eine möglicherweise sinnvolle Lösung seiner<br />

Darminkontinenzprobleme informiert, die eine<br />

erhebliche Verbesserung der Lebensqualität bedeuten<br />

kann.<br />

In Deutschland leben rund 100 000 Menschen<br />

mit einem künstlichen Darmausgang. Ein Colostoma<br />

ist ein kleines Loch im Bauch, in dem der<br />

untere Teil des Dickdarms endet, der bis dato in<br />

den Enddarm weiterführte, 20 bis 40 mm groß,<br />

meist links in der Nähe des Nabels. Die Hauptaufgabe<br />

des Dickdarms im Körper ist es, den<br />

Ausscheidungen das Wasser zu entziehen und<br />

diese dadurch anzudicken, damit der Darm normal<br />

entleert werden kann. Im Gegensatz zu einen<br />

Ileostoma (des Dünndarms) sind bei einem<br />

Colostoma normalerweise keine besonderen<br />

Essensvorschriften zu beachten. Man lebt damit<br />

weiter wie vorher. Ausführliche bebilderte Informationen<br />

dazu sind im Internet bei Wikipedia zu<br />

finden (http://de.wikipedia.org/wiki/Enterostoma).<br />

Auch die Website www.stoma-welt.de mit<br />

mehr als 30 000 Besuchern pro Monat bietet für<br />

interessierte Leser qualifizierte Informationen,<br />

die mithelfen, wenn man sich mit dem Thema<br />

befasst.<br />

Weniger Rücksicht nehmen<br />

Auf der Jahrestagung der DGMP 2006 in Wien<br />

wurde berichtet, dass in der WWK in Bad Wildungen<br />

von 69 querschnittgelähmten Patienten,<br />

bei denen – meist zum Schutz des<br />

Gesäßes bei einem Dekubitus – ein Stoma angelegt<br />

wurde, sich 62, also rund 90 % entschieden<br />

haben, das Stoma beizubehalten. Es gibt<br />

andere Fälle, bei denen sich Querschnittgelähmte<br />

jahrelang damit herumgequält haben,<br />

dass sie ihr ganzes Leben nur danach ausrichten<br />

mussten, ob sie gerade Durchfall oder Verstopfung<br />

hatten und nur dorthin gingen wo<br />

sie sicher waren, dass eine Behindertentoilette<br />

für Notfälle wirklich in der Nähe war. Als sie sich<br />

nach eingehender Beratung für eine Stomaanlage<br />

entschieden hatten, begann für sie ein


neues Leben und so mancher von ihnen stellte<br />

fest, dass er sich schon viel früher damit hätte<br />

befassen sollen.<br />

Natürlich ist jede Operation ein Risiko und neben<br />

dem Stoma bleibt bei einer solchen Routine-OP<br />

als Andenken auch eine OP-Narbe am<br />

Bauch zurück und man muss mit ca. zwei Wochen<br />

Krankenhausaufenthalt rechnen. Dafür<br />

entfallen von da an 20, 30 oder mehr Stunden<br />

pro Monat, die man auf der Toilette verbringt,<br />

das Umsetzen auf die Toilette mit dem Risiko,<br />

die Haut zu schädigen usw. Unterwegs kann<br />

man auch in Zimmern ohne rollstuhlgeeignete<br />

Toilette übernachten, im Urlaub seine Zeit ganz<br />

anders planen. Kurz, man muss weniger Rücksicht<br />

auf die Stuhlinkontinenz nehmen. Selbst<br />

das gefürchtete Unglück Durchfall hat weniger<br />

Schrecken, weil dann zwar u. U. die Kleidung<br />

verdreckt wird, aber der Rollstuhl samt Kissen<br />

sauber bleibt.<br />

Heute gibt es eine Vielzahl von Stomaversorgungen,<br />

die nicht nur absolut dicht sind,<br />

sondern sich auch im Rollstuhl einfach und<br />

problemlos handhaben lassen. Sie fallen auch<br />

gefüllt nicht auf und beeinträchtigen auch nicht<br />

die Beweglichkeit. Man kann damit schwimmen<br />

gehen oder in die Sauna. Es entsteht auch keine<br />

Geruchsbelästigung. Wer es nicht weiß, merkt<br />

es nicht wenn jemand ein Stoma hat. Der Wechsel,<br />

je nach System ein- bis mehrmals am Tag, ist<br />

Minutensache und ist auch unterwegs in jeder<br />

stillen Ecke möglich (wenn man wie es sich gehört<br />

ein Versorgungsset dabei hat...).<br />

Vor- und Nachteile<br />

Mit welchem System man am besten zurecht<br />

kommt muss man ausprobieren. Die Anbieter<br />

stellen gerne – wie bei Kathetern – kostenlose<br />

Muster zur Verfügung, weil sie ja auf Dauerkunden<br />

hoffen. Damit kann man Dichtigkeit<br />

und Hautverträglichkeit testen, welches Befestigungssystem<br />

bei so genannten Zweiteilern<br />

sich am besten eignet usw. Es gibt zweiteilige<br />

Systeme mit einem Kunststoffring, der in das<br />

Gegenstück auf einer Basisplatte einrastet und<br />

solche mit einer Klebefläche. Beides hat Vor-<br />

und Nachteile. Speziell für Tetraplegiker mit<br />

eingeschränkter Handfunktion sind meist Klebesysteme<br />

praktischer. Einteilige Stomaversor-<br />

gungen werden je nach Bedarf ein bis drei Mal<br />

am Tag gewechselt.<br />

Fußgänger bevorzugen manchmal auch die Irrigation,<br />

die auch bei einem Stoma möglich ist.<br />

Dann muss in der ausscheidungsfreien Zeit statt<br />

eines Beutels nur eine kleine Stomakappe getragen<br />

werden. Aber erfahrungsgemäß ist das<br />

für Rollstuhlfahrer nicht besonders praktisch,<br />

abgesehen von dem zusätzlichen Zeitaufwand<br />

von ½ bis 1 Stunde pro Vorgang, die man durch<br />

die Stomaanlage gewonnen hat und dann wieder<br />

hergibt.<br />

Die Stomaversorgungen zahlt die Krankenkasse.<br />

Eventuelle Zuzahlungen für „zum Verbrauch<br />

bestimmte Hilfsmittel“ von max. 10 € im Monat<br />

beinhalten benötigte Stomaversorgung, Katheter<br />

usw. insgesamt, sind also nicht doppelt zu<br />

leisten, sofern man nicht ohnehin von Zuzahlungen<br />

befreit ist.<br />

Text: Herbert Müller<br />

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q – querschnitt spezial<br />

Am 13. und 14. Mai<br />

dieses Jahres fand ein<br />

wissenschaftliches<br />

Symposium des Querschnittgelähmtenzentrums<br />

für Mecklenburg-Vorpommern<br />

der BDH-Klinik Greifswald<br />

statt. Eingeladen<br />

waren (ehemalige)<br />

Patienten und<br />

deren Angehörige,<br />

Therapeuten unterschiedlicher<br />

Bereiche,<br />

Mitarbeiter der Krankenpflege<br />

sowie Ärzte<br />

unterschiedlicher<br />

Fachrichtungen, die<br />

die Betroffenen seit<br />

ihrer Querschnittlähmung<br />

begleiteten und<br />

im weiteren Verlauf<br />

weiter betreuen.<br />

38<br />

PARAPLEGIKER 2/11<br />

Symposium des Querschnittgel<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

Nur durch eine bestmögliche Akutbehandlung<br />

sowie spezifische Behandlungsmethoden in<br />

den Behandlungszentren für Querschnittgelähmte<br />

kann nach Auftreten einer frischen Schädigung<br />

des Rückenmarks die Gesundheit stabilisiert und<br />

die Lebensqualität wesentlich verbessert werden,<br />

betonte der Chefarzt des Zentrums, Prof. Dr. Platz.<br />

Nach umfangreicher Erstbehandlung ist im Falle<br />

fortbestehender Lähmungserscheinungen ein lebenslanger<br />

Behandlungs- und Rehabilitationsbedarf<br />

zu verzeichnen. So wurden beim Symposium<br />

zunächst Fragen der anfänglichen Akutbehandlung<br />

durch Neurochirurgen aus den Universitätsklinika<br />

Rostock, Prof. Dr. Piek, und Greifswald, Dr.<br />

Müller, sowie den HELIOS-Kliniken Schwerin, Dr.<br />

Salger, umfassend dargestellt.<br />

Ein weiterer wesentlicher Themenkomplex waren<br />

neurologische Therapiemöglichkeiten bei akuter<br />

Querschnittlähmung bedingt durch entzündliche<br />

Erkrankungen des Rückenmarks oder Durchblutungsstörungen<br />

desselben. Hier referierten Neurologen<br />

aus Greifswald, Priv.-Doz. Dr. Dressel, und<br />

Stralsund, Prof. Dr. Sieb.<br />

Da die weiteren Behandlungs- und Rehabilitationsziele<br />

bei Vorliegen einer Querschnittlähmung<br />

vielfältig sind, ist auch das Behandlungsteam am<br />

Greifswalder Querschnittgelähmtenzentrum multiprofessionell<br />

aufgebaut. Vor dem Hintergrund<br />

langjähriger Erfahrungen stellten Therapeutinnen<br />

und Therapeuten des Querschnittgelähmtenzentrums<br />

ihre vielfältigen Behandlungsmethoden<br />

dar. Themen waren hierbei die Erstrehabilitation<br />

Querschnittgelähmter aus physio- und sportthe-<br />

Chefarzt<br />

Prof. Dr. med. Platz.<br />

Auch Patienten nahmen am Symposium teil.<br />

rapeutischer Sicht, die unterstützende Behandlung<br />

durch die funktionelle Elektrostimulation<br />

sowie Therapieschwerpunkte aus ergotherapeutischer<br />

Sicht.<br />

Ziel der Erstbehandlung ist es, dass bei Querschnittgelähmten<br />

zumindest teilweise Funktionen<br />

wieder hergestellt werden können und dass<br />

sie so trotz verbleibender Lähmung ein selbstbestimmtes<br />

Leben führen können. Ergänzt wurde<br />

dieser Gedanke durch Vorträge des psychologischen<br />

Dienstes und des Sozialdienstes, der den<br />

Bogen bis hin zur Vorbereitung der medizinischen<br />

beruflichen Rehabilitation und die Re-Integration<br />

in den Arbeitsprozess schloss. Die Rehabilitation<br />

des Querschnittgelähmten beginnt am Unfallort<br />

und endet idealerweise am Arbeitsplatz.<br />

Ärzte aus dem Greifswalder Querschnittgelähmtenzentrum<br />

und aus anderen Zentren der Bundesrepublik<br />

vertieften Fragen der spezifischen<br />

medizinischen Behandlung. Neben Themen wie<br />

der neuro-urologischen Diagnostik und Therapie<br />

bei vorliegender Harnblasenlähmung wurden<br />

auch neueste Erkenntnisse bezüglich des Darmmanagements<br />

aus ärztlicher sowie pflegerischer<br />

Sicht dargestellt (ltd. OA Dr. Bremer und Mitarbeiter<br />

sowie Dr. Leder aus Immenstadt). Dr. Löchner-<br />

Ernst aus Murnau referierte über Probleme und<br />

deren Lösung bei vorliegender Einschränkung der<br />

Sexualfunktionen.<br />

Ein weiterer Vortragsblock war der Komplikationsbehandlung<br />

gewidmet. Dargestellt wurden<br />

vorbeugende und konservativ therapeutische


ähmtenzentrums<br />

Ansätze bei Vorliegen eines Decubitalulcus<br />

(Druckgeschwürs), ebenso mögliche operative<br />

Behandlungsstrategien (Herr ten Venne, Facharzt<br />

für Orthopädie, und Jan Sadewasser, Wundmanager).<br />

Auch das notwendige Management bei vorliegender<br />

spinaler Spastik wurde allen Zuhörern<br />

umfassend erläutert (Funktionsoberarzt Meierhenrich-Fath,<br />

Facharzt für Nervenheilkunde). Ein<br />

weiterer Kernpunkt des Symposiums war die notwendige<br />

lebenslange Nachsorge bei vorliegender<br />

Querschnittlähmung, lassen sich doch durch<br />

regelmäßige Kontrolluntersuchungen im Verlauf<br />

schon recht frühzeitig drohende Komplikationen<br />

erkennen und frühzeitig abwenden, bevor eine<br />

Schädigung der Organe eintritt.<br />

In der begleitenden Industrieausstellung konnten<br />

sich die Teilnehmer über aktuelle therapeutische<br />

Optionen und Hilfsmittel zudem umfassend informieren.<br />

Insgesamt trafen sich bei dieser Veranstaltung circa<br />

200 Querschnittgelähmte, ihre Behandler und<br />

Weiterbehandler unterschiedlicher Professionen.<br />

Insgesamt verdeutlichte auch das Symposium,<br />

dass das Greifswalder Querschnittgelähmtenzentrum,<br />

das Behandlungszentrum des Bundeslandes<br />

Mecklenburg-Vorpommern, auf eine<br />

13-jährige Erfahrung bei der Erstbehandlung,<br />

Komplikationsbehandlung und lebenslange<br />

Nachsorge Querschnittgelähmter zurückschauen<br />

kann.<br />

Den zahlreichen Unterstützern dieser Veranstaltung<br />

sei auch auf diesem Wege nochmals gedankt.<br />

Text:<br />

Prof. Dr. med. T. Platz<br />

Chefarzt<br />

Dr. med. J. Bremer<br />

Facharzt für Urologie<br />

- Physikalische Therapie<br />

- Ltd. Oberarzt<br />

Fotos: BDH-Klinik<br />

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q – querschnitt spezial<br />

40<br />

Gesunde Ernährung ab 40 –<br />

Heutzutage ist es auch für querschnittgelähmte Menschen kein Problem mehr ein hohes Alter<br />

zu erreichen. Das bedeutet aber auch, dass man zusätzlich die Gesundheitsrisiken von Gesun-<br />

den bekommt, die mit dem Altern auch so ihre Probleme haben. Man soll sich viel bewegen,<br />

um Osteoporose, Diabetes etc. vorzubeugen. Leicht gesagt. Aber worauf muss man nun besonders<br />

achten, wenn man im Rollstuhl sitzt und die 40, 50 oder 60 überschritten hat?<br />

Tatsächlich wird es meistens schwieriger auf Dauer sein Gewicht<br />

zu halten, geschweige es zu reduzieren. Die Schilddrüse<br />

drosselt die „Aktivitätshormone“, das bedeutet, man braucht<br />

immer weniger Energie, der Grundumsatz sinkt. Bei Frauen<br />

kommt hinzu, dass die Östrogene weniger werden, dann nimmt<br />

der Appetit zu. Bewegung ist immer gut – auch wenn sich das<br />

nur auf die Arme beschränkt. Sie hilft den Muskelabbau vorzubeugen<br />

und die Koordinationsarbeit trainiert das Gehirn. Auch<br />

Glückshormone werden dadurch aktiviert. Dazu kommt, dass<br />

Bewegung in jedweder Form hilft, Diabetes Typ II – der früher<br />

nicht umsonst Altersdiabetes genannt wurde – vorzubeugen.<br />

Zuckerkrankheit wird nicht nur durch mangelnde Bewegung<br />

gefördert – 20 Jahre Übergewicht bedeutet nahezu 100 % Diabetes.<br />

Um das Gewicht zu halten oder zu reduzieren sind Hungerkuren<br />

definitiv die falsche Möglichkeit, denn sie provozieren<br />

allenfalls den Jojo-Effekt. Man weiß heute, dass weder Diäten<br />

ohne Fett oder ohne Kohlenhydrate helfen. Stattdessen ist es<br />

ganz wichtig satt zu werden. Weniger als 800 Kilokalorien darf<br />

man definitiv nicht zu sich nehmen.<br />

• Entscheidend für die Sättigung ist das Volumen der zugeführten<br />

Mahlzeiten, nicht deren Kaloriengehalt. Das bedeutet:<br />

Man muss Lebensmittel auswählen mit hohem Nährwert, großem<br />

Volumen und wenig Kalorien. Ganz falsch sind zum Beispiel<br />

Nuss-Nugatcremes: Sie sättigen erst bei großen Mengen, die<br />

man davon besser vermeiden sollte.<br />

• Größere Mahlzeiten sättigen besser, das heißt: Die Kleinen zu<br />

Gunsten von drei Großen besser vergessen. Fünf Mahlzeiten am<br />

Tag bedeuten nur fünfmal am Tag Insulinausschüttung. Dieses<br />

Hormon sorgt dafür, dass Fett und Kohlenhydrate nicht abgebaut,<br />

sondern gespeichert werden.<br />

• Der Vitamin- und Mineralstoffbedarf steigt, wenn man älter<br />

wird. Obst und Gemüse enthalten viel davon und sie sättigen.<br />

Isst man zum Beispiel ein Schnitzel, kommt man locker auf 550<br />

kcal. Dieselbe Nahrungsmenge als Obst und Gemüse liefert<br />

denselben Effekt bei nur 150 kcal.<br />

• Kartoffeln dämpfen das Hungergefühl, jedoch dies in Form<br />

von Pellkartoffeln und nicht als Pommes Frites. Dazu gegrillten<br />

Fisch und Salat ist ideal, um ein paar Pfunde los zu werden. Auch<br />

die Kohlsuppe eignet sich, jedoch sollte man Hülsenfrüchte wie<br />

PARAPLEGIKER 2/11<br />

Sojabohnen, Kichererbsen oder Linsen hinzufügen, um den Eiweißgehalt<br />

zu erhöhen.<br />

Vitamin D – ein Problemvitamin<br />

Mit zunehmendem Alter wird Vitamin D ein Problem. Selbst unter<br />

den völlig Gesunden haben 82 % der Männer und 91 % der<br />

Frauen zu wenig davon. Je älter man wird, desto mehr nimmt<br />

die Fähigkeit der Haut ab, es zu bilden. Das heißt: Ein gepflegtes<br />

Sonnenbad wird wichtiger denn je. Dafür braucht man auch<br />

keinen Sonnenbrand zu riskieren.<br />

Zwischen April und Oktober sollte man sich so viel wie möglich<br />

in der Sonne aufhalten, wenn möglich mindestens 20 Minuten<br />

täglich. Im Winter kann man kein Vitamin D in der Haut bilden,<br />

da der Einfallswinkel der Sonne dafür zu ungünstig ist, das<br />

heißt, man lebt dann von seinen Speichern. Vitamin D-Mangel<br />

begünstigt die Entstehung von Diabetes Typ II. Auch Depressionen,<br />

Krebs und Muskelabbau sind die Folgen davon. Auch<br />

über die Nahrung kann man das Vitamin zuführen. 5 - 10 μg pro<br />

Tag zusätzlich sind hilfreich.<br />

Ab und an sollte man beim Arzt seinen Vitamin D-Spiegel überprüfen<br />

lassen, um die Probleme eines Mangels erst gar nicht<br />

entstehen zu lassen. Wenn man Glück hat, zahlt dies sogar die<br />

Krankenkasse.<br />

Altern und die Knochen<br />

Osteoporose wird mit den Jahren zunehmend ein Problem.<br />

Dies insbesondere, wenn man sich zu wenig bewegt. Auch deshalb<br />

ist ein ausreichender Vitamin D-Spiegel so wertvoll, der<br />

dafür sorgt, dass das Kalzium der Nahrung in die Knochen eingelagert<br />

werden kann.<br />

Viel davon enthalten Milchprodukte. Insbesondere Hartkäse ist<br />

reich davon, aber auch Joghurt ist zu empfehlen. Reichlich findet<br />

man auch noch in Sesam. Im Bioladen werden leckere Gewürzmischungen<br />

(Gomasio) und Mus in verschiedenen Sorten<br />

aus gemahlener Sesamsaat (Tahin) angeboten. Ein Versuch ist<br />

es auf alle Fälle wert, wenn man Hartkäse nicht mag.<br />

Hilft alles nichts, so kann man immer noch in die Trickkiste<br />

der Ernährung greifen. So hilft die mexikanische Yamswurzel


Aspekte für Querschnittgelähmte<br />

Frauen, ohne größere Probleme über die Wechseljahre hinwegzukommen.<br />

Das gilt auch für Osteoporose. Es gibt die Wurzel<br />

in Form von Hautcremes, aber auch als Homöopathikum und<br />

konzentriert als Tabletten. Ein aufgeschlossener Arzt hilft bei<br />

der Anwendung.<br />

Wertvolle Lebensmittel<br />

Wenn man älter wird, ist es wichtig vitamin- und mineralstoffreiche<br />

Lebensmittel zu sich zu nehmen, da der Nährstoffbedarf<br />

nicht abnimmt. Das wären zum Beispiel:<br />

• Obst<br />

• Gemüse<br />

• Keimlinge – je nach Geschmack kann man Weizenkörner oder<br />

Mungbohnen etc. keimen – je nach bevorzugter Geschmacksrichtung.<br />

Damit ist man unabhängig vom Einkauf und hat dennoch<br />

täglich Vitamine und Mineralstoffe zur Verfügung.<br />

• Kakao enthält etwa 300 gesunde Inhaltsstoffe. Bereits 7-9 g<br />

täglich reduzieren das Schlaganfallrisiko. Dies erhält man, wenn<br />

man ein bis zwei Stückchen Halbbitter- oder noch besser:<br />

Bitterschokolade zu sich nimmt.<br />

• fettarme Milchprodukte<br />

• Nüsse<br />

• Sesam<br />

• Grüner Tee<br />

• Mineralwasser mit mehr als 200 mg Kalzium/l und, sofern<br />

erhältlich, reichlich Kieselsäure, dies soll sogar Alzheimer vorbeugen.<br />

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Wie Sie an der letzten Aufstellung erkennen, müssen Sie sich nicht<br />

kasteien, wenn Sie älter werden nur intelligent ernähren.<br />

Text: Dr. Andrea Flemmer<br />

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4


ericht<br />

42<br />

Die Suche<br />

nach dem Frauenarzt<br />

PARAPLEGIKER 2/11<br />

Eine fast aussichtslose Suche nach einem geeigneten niedergelassenen<br />

Gynäkologen, umständliches Procedere im Vorfeld der<br />

Behandlung, fehlendes Einfühlungsvermögen, warten und abgewiesen<br />

werden: Das ist der Alltag für viele behinderte Frauen,<br />

wenn sie an die medizinische Versorgung durch einen Frauenarzt<br />

denken. Es geht aber auch anders.<br />

2008 haben die vereinten Nationen eine<br />

Konvention verabschiedet, in der festgehalten<br />

wurde, dass Menschen mit Behinderung den<br />

gleichen Zugang zur medizinischen Versorgung<br />

haben wie Nicht-Behinderte. Doch es ist<br />

bisher wenig geschehen, was vermutlich daran<br />

liegt, dass sich nur schwer eine Lösung findet,<br />

wie der Mehraufwand einer angemessenen<br />

Versorgung von Menschen mit Behinderung<br />

finanziert werden soll. In der Gynäkologie ist<br />

die Situation besonders dramatisch. Es gibt in<br />

Deutschland nur vier Anlaufstellen, die ambu-<br />

?<br />

lant Sprechstunden anbieten: Berlin, Bremen,<br />

Frankfurt und Dachau bei München.<br />

Nach jahrelangen zähen Verhandlungen zwischen<br />

Kassen und der Regierung konnte im<br />

November endlich die gynäkologische Ambulanz<br />

für Frauen mit Behinderung an der Dachauer<br />

Klinik eingeweiht und die Arbeit aufgenommen<br />

werden. „Ich war dort eine der ersten<br />

Patientinnen und kann nur sagen, dass ich<br />

mich noch bei keinem niedergelassenen Arzt<br />

so aufgehoben fühlte wie in den Händen von<br />

Frau Professor Gerlinde Debus“,<br />

sagt Irene S. Anders als<br />

bei niedergelassenen Ärzten<br />

und Ärztinnen kalkuliert das<br />

Team der Frauenklinik eine<br />

Untersuchungseinheit mit<br />

einer Stunde, auch wenn<br />

dies nicht adäquat vergütet<br />

wird. Bei einem niedergelassenen<br />

Arzt beträgt die<br />

Untersuchungseinheit pro<br />

Person 7 Minuten. „Durch<br />

den Hebelifter ist der Transfer<br />

auf den gynäkologischen<br />

Stuhl kein Problem“, so Irene<br />

S. „Mein Kinderwunsch wurde<br />

nicht abgetan mit den<br />

Sätzen `Was wollen Sie denn<br />

mit einem Kind?´, sondern<br />

ich wurde mehrmals untersucht,<br />

ob eine Schwangerschaft<br />

auf Grund meiner<br />

körperlichen Situation möglich<br />

ist.“


Innere und äußere Barrieren<br />

überwinden<br />

Gynäkologische Praxen für Behinderte? Fehlanzeige.<br />

„Körperbehinderte Menschen sind<br />

deutlich schlechter versorgt als körpergesunde“,<br />

sagt Frau Professor Debus, Chefärztin<br />

der Frauenklinik im Klinikum Dachau. Diese<br />

Aussage gilt besonders für Frauen und Mädchen,<br />

die schwer körperbehindert sind und<br />

im Rollstuhl sitzen. „Ich vergebe pro Woche<br />

an vier Patientinnen Termine“, so Debus. Sie<br />

arbeitet für das gleiche Honorar wie niedergelassene<br />

Gynäkologen und sieht es als ihr<br />

persönliches soziales Engagement an, diesen<br />

Frauen zu helfen. „Ohne Unterstützung<br />

meines Arbeitsgebers, dessen Einrichtung zu<br />

den Amper Kliniken gehört, hätte ich dieses<br />

Projekt nicht verwirklichen können, da die<br />

Kassen den erhöhten Aufwand nicht übernehmen“,<br />

fügt die Chefärztin hinzu. Durch<br />

Spendengelder konnten der bewegliche und<br />

höhenverstellbare Untersuchungsstuhl und<br />

ein Hebelift angeschafft werden.<br />

Die Barrierefreiheit einer Behinderten-Ambulanz<br />

wird immer wieder eingefordert. Hier<br />

geht es in erster Linie um äußere Barrieren<br />

wie Stufen, schmale Türen, zu hohe und nicht<br />

besteigbare gynäkologische Untersuchungsstühle<br />

usw.<br />

Aber nicht nur äußere Barrieren sind zu überwinden,<br />

auch innere, psychologische. So<br />

entspricht das Körperbild von behinderten<br />

Menschen oft nicht dem, was uns in der Werbung<br />

als Muss in Form von Schlankheit, Muskelkraft,<br />

Sportlichkeit entgegen blickt. Der<br />

eventuelle Verlust der Kontrollfunktion der<br />

Ausscheidungsorgane bedeutet insbesondere<br />

für Frauenärzte/-ärztinnen eine zusätzliche<br />

Erschwernis. „Auch die unvermeidliche Auseinandersetzung<br />

mit dem Thema Sexualität ist<br />

schwierig zu führen, besteht doch die große<br />

Gefahr, dass eigene Gefühle den Blick für die<br />

Patientin verstellen“, so Debus. „Häufig bestehen<br />

seitens der behinderten Frauen Scham<br />

und Hemmungen, bestimmte Themen anzusprechen.“<br />

In ihrer wissenschaftlichen Begleitung soll die<br />

Spezialambulanz die besonderen Bedürfnisse<br />

schwer körperbehinderter Frauen und Mädchen<br />

erfassen und ggf. Konzepte für die zukünftige<br />

bessere gynäkologische Versorgung<br />

erarbeiten.<br />

Persönliches Engagement Bremer<br />

Frauenärzte<br />

Der Verdacht liegt nahe, dass sich nur mühsam<br />

eine Lösung findet, Geld für den Mehraufwand<br />

zur Versorgung der betroffenen<br />

Gruppen zu bezahlen.<br />

In Bremen ist ein Projekt im Aufbau, dem<br />

bisher 15 von 100 Frauenärztinnen und Frauenärzte<br />

des Landes angehören. Unterstützt<br />

wird diese Eigeninitiative vom frauenärztlichen<br />

Berufsverband, der Ärztekammer, dem<br />

Senat und der kassenärztlichen Vereinigung.<br />

„Der Anstoß zu diesem Engagement ging<br />

von den Behindertenverbänden aus“, sagt<br />

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bericht


ericht<br />

„Besonders<br />

in großen<br />

Städten sollte<br />

es möglich<br />

sein, eine ambulanteVersorgunghinzubekommen.“<br />

44<br />

PARAPLEGIKER 2/11<br />

Dr. Andreas Umlandt, Landesvorsitzender der<br />

Frauenärzte und –ärztinnen Bremen. „Wir verpflichten<br />

uns, in voll ausgestatteten Praxen<br />

mobilitätseingeschränkte Frauen zu therapieren,<br />

zu beraten und zu betreuen.“ Spendengelder<br />

helfen das Projekt zu verwirklichen.<br />

„Auch ganz gut ausgestattete normale Frauenarzt-Praxen<br />

können behinderte Frauen versorgen.<br />

Oft ist bei denen die Hemmschwelle<br />

auch nicht so groß“, sagt Umlandt. Das hängt<br />

ganz vom Schweregrad der Behinderung ab,<br />

inwieweit das möglich ist. „Wir appellieren<br />

immer wieder an das persönliche Engagement<br />

der Ärzte“, so der Facharzt. „Besonders<br />

in großen Städten sollte es möglich sein, eine<br />

ambulante Versorgung hinzubekommen.“<br />

Wenn sich aber die finanzielle Situation für<br />

die längere Behandlung nicht ändert, werden<br />

sich kaum Praxen finden, die sich speziell mit<br />

der Versorgung von Frauen mit Behinderung<br />

beschäftigen.<br />

Motivation für den Besuch einer<br />

gynäkologischen Praxis<br />

Wer zunächst eine Hemmschwelle überwinden<br />

muss, einen Frauenarzt oder eine Frauenärztin<br />

aufzusuchen, der ist in Frankfurt<br />

am Main bei der pro familia-Beratungsstelle<br />

in den besten Händen. Hier bekommen die<br />

Frauen alles, was sie für eine vertrauensvolle<br />

Untersuchung brauchen: Eine Ärztin mit viel<br />

Verständnis, Geduld und Zeit.<br />

In den großen Praxisraum würden auch zwei<br />

Untersuchungszimmer passen. Den Platz<br />

braucht Hannelore Sonnleitner-Doll v. a. für<br />

ihre Patientinnen mit den speziellen Ansprüchen.<br />

Sie nimmt sich viel Zeit für ihre Patientinnen<br />

und plant an zwei Sprechtagen in der<br />

Woche circa eine Stunde für eine Frau mit Behinderung<br />

ein.<br />

Behutsamkeit und Einfühlungsvermögen<br />

erfordern Zeit für die Anamnese, das Ausziehen,<br />

die Gurte des elektrischen Hebelifts zu<br />

befestigen und den „Transport“ mit Hilfe des<br />

Lifters auf den gynäkologischen Stuhl. Bis<br />

die Patientin richtig gelagert ist, kann leicht<br />

eine halbe Stunde vergehen. Benötigt wird<br />

hierzu auch die Unterstützung einer Pflegekraft<br />

oder Sprechstundenhilfe. Nach der<br />

Untersuchung geht die Prozedur von vorne<br />

los. Wer nicht auf den gynäkologischen Stuhl<br />

gehoben werden kann, wird auf einer höhenverstellbaren<br />

Liege untersucht. „Nach einer<br />

Untersuchung sieht es manchmal aus, als<br />

hätte der Blitz eingeschlagen“, erzählt Frau<br />

Sonnleitner-Doll.


Hier in der pro familia-Beratungsstelle Frankfurt<br />

am Main in der Nähe des Palmengartens<br />

können allerdings nur Vorsorgeuntersuchungen<br />

vorgenommen werden. Bei einem<br />

pathologischen Befund werden die Frauen an<br />

kooperierende Kliniken weiter verwiesen. Der<br />

Club Behinderter und ihrer Freunde Frankfurt<br />

(CebeeF) übernimmt den Transport dahin.<br />

Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass die<br />

Anliegen der Frauen mit Behinderung, eine<br />

gynäkologische Praxis aufzusuchen, sich nicht<br />

im Wesentlichen von denen der Frauen ohne<br />

eine Behinderung unterscheiden. Es geht<br />

vor allem um Fragen der körperlichen Entwicklung,<br />

Gesundheit der Frauenorgane und<br />

frauenspezifische Vorgänge im Körper, wie z.<br />

B. das Zyklusgeschehen und die Menstruation,<br />

die Krebsfrüherkennung, Sexualität und<br />

Partnerschaft, Beschwerden in den Wechseljahren,<br />

Verhütung, sexuell übertragbare und<br />

andere gynäkologische Erkrankungen, Kinderwunsch,<br />

Schwangerschaft, Beschwerden<br />

im Zusammenhang mit den Frauenorganen,<br />

Inkontinenz sowie die Frauengesundheit insgesamt.<br />

Insbesondere aus organisatorischen Gründen<br />

müssen die Frauen häufig ihre Behinderungen<br />

thematisieren. Es gibt Frauen mit Behinderungen,<br />

die im Auftrag einer Einrichtung,<br />

eines Erziehungsberechtigten oder eines Vormunds<br />

zur gynäkologischen Untersuchung<br />

geschickt werden. Besonders in diesen Fällen<br />

bedarf es viel Einfühlungsvermögen der Ärztin<br />

/ des Arztes, den Auftrag zu prüfen, um<br />

z. B. sexuellen Missbrauch zu erkennen und<br />

einem geäußerten Kinderwunsch neutral und<br />

informativ zu begegnen.<br />

Bei pro familia in Frankfurt am Main engagiert<br />

man sich seit einiger Zeit für ein neues Projekt:<br />

Geburtsvorbereitungskurse für Frauen<br />

mit Behinderung – wieder ein Bestreben mit<br />

Vorbildcharakter, das 2010 mit drei Paaren<br />

mit Behinderung erfolgreich gestartet ist.<br />

Text: Heike Stüvel<br />

Fotos: Jutta Güldenpfennig, pro familia<br />

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Sitzen<br />

die im<br />

sitzt.<br />

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Geschäftsbereich Rolli-Moden<br />

Neurott 20 • 74931 Lobbach<br />

Tel: 06226 960 200<br />

Fax: 06226 960 050<br />

service@rollimoden.de


markt<br />

46<br />

Ein herrliches preußisches Schloss, ein duftender Garten und ein glitzernder See:<br />

Das gibt es im brandenburgischen Rheinsberg schon seit Jahrhunderten. Doch wo<br />

früher in bester Seelage nur eine Wiese war, steht heute der deutsche Vorreiter im barrierefreien<br />

Tourismus. <strong>2011</strong> feiert das HausRheinsberg Hotel am See seinen zehnjährigen<br />

Geburtstag. Und viel hat sich hier seitdem verändert. Neue barrierefreie Wege, Zugänge<br />

und Freizeitangebote kamen in Rheinsberg und im Ruppiner Land hinzu<br />

und machen die Seenlandschaft auch für Rollstuhlfahrer attraktiv.<br />

PARAPLEGIKER 2/11<br />

HausRheinsberg feiert<br />

10-jähriges Jubiläum<br />

Für Hoteldirektorin<br />

Corinna<br />

Fritz war seit der<br />

Eröffnung im<br />

Juni 2001 klar,<br />

dass ein barrierefreies<br />

Hotel<br />

dieser Größenordnung<br />

nur<br />

dann erfolgreich<br />

sein könne,<br />

wenn es sich mit den Maßstäben eines Vier-<br />

Sterne-Hotels messen lassen kann: „Es war<br />

ein besonderes Projekt: Ein anspruchsvoller<br />

Hotelneubau für Menschen mit Behinderung<br />

verbunden mit einer eigenen Sammlung<br />

zeitgenössischer Kunst – ein Hotel als Galerie.<br />

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: 35<br />

000 Gäste waren bei uns zu Gast. Was uns besonders<br />

freut: Viele von ihnen halten uns die<br />

Treue und kommen regelmäßig wieder.“<br />

Wichtig sei, dass ein Hotel von den Gästen<br />

lernen will, so Corinna Fritz. Schon parallel zu<br />

den Bauarbeiten konnten Probegäste einige<br />

Testzimmer bewohnen und bewerten. Auch<br />

die Gäste der vergangenen Jahre haben dazu<br />

beigetragen, das Haus immer besser auf die<br />

Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung<br />

auszurichten. „Auf diesen Erfahrungsschatz<br />

sind wir besonders stolz“, so Corinna Fritz. „Es<br />

zeigt sich einfach in vielen Details: Unseren<br />

Gästen stehen unterschiedlich ausgestattete<br />

Zimmer zur Verfügung. Eine große Auswahl<br />

an Hilfsmitteln halten wir auf Wunsch bereit.“<br />

Zusätzlich verfügt das Hotel über barrierefreie<br />

Freizeitbereiche wie Schwimmbad,<br />

Dampf- und Trockensauna oder Fitnessraum,<br />

die zu Beginn des Jubiläumsjahres umgebaut<br />

und aufgefrischt wurden.<br />

Im Jubiläumsjahr plant das HausRheinsberg<br />

Hotel am See zwischen dem 18.06. und<br />

16.07.<strong>2011</strong> vier Jubiläumswochen für seine<br />

Besucher mit speziellen Veranstaltungen und<br />

Kultur-Events. Am 02.07.<strong>2011</strong> findet ein Jubiläumssommerfest<br />

mit Musik, exzellenten<br />

Speisen und vielen Extras statt. Auch im August<br />

und in den Folgemonaten warten besondere<br />

Angebote und Aktionen auf die Gäste.<br />

Und natürlich, wie seit Jahrhunderten, locken<br />

ein herrliches Schloss und der glitzernde See<br />

direkt vor dem Balkon.<br />

Ausführliche Infos zu den Jubiläumswochen<br />

unter 03 39 31 / 3 44-0 und<br />

www.hausrheinsberg.de


„Linksfüßerin“ fährt Auto ohne ihre Arme:<br />

Soweit die Füße tragen und weit<br />

darüber hinaus<br />

Frank Sodermanns begrüßt<br />

eine junge Frau, eine erfahrene<br />

Autofahrerin, in seinen neuen<br />

Räumen des frisch entstandenen<br />

„ größten Kompetenzzentrums<br />

in NRW für bewegungseingeschränkte<br />

Menschen“. Iris Landen<br />

erfüllt durch ihre schiere Lebensfreude<br />

und Kraft den Raum. Sie<br />

fährt seit ca. 18 Jahren selbst<br />

Auto. Soweit nichts Besonderes.<br />

Doch Iris Landen kam ohne Arme und<br />

Hände auf die Welt. Autofahren ohne Arme<br />

und Hände? Für sie völlig normal und Alltag.<br />

„Schließlich schreibe ich auch mit meinen<br />

Füßen. Also warum soll ich nicht auch da-<br />

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Das qualifizierte Behandlungszentrum für Querschnittgelähmte in Mitteldeutschland zur:<br />

umfassenden Akutbehandlung bei Verletzungen und Erkrankungen des Rückenmarks<br />

Frührehabilitation mit fachübergreifender ärztlicher Betreuung einschließlich der Neuro-Urologie<br />

Behandlung aller lähmungsbedingten Komplikationen<br />

lebenslange Nachsorge<br />

Gelenkchirurgie und Endoprothetik<br />

Behandlung von Sportverletzungen<br />

plastische Deckungen<br />

Behandlung von Rückenschmerzen<br />

minimalinvasive Wirbelsäulenoperationen<br />

Ambulante Behandlung und umfassende<br />

Beratung über die Spezialsprechstunde für<br />

Rückenmarkverletzte<br />

Mo - Di: 9:00 bis 14:30 Uhr<br />

Do - Fr: 9:00 bis 14:30 Uhr<br />

Kontaktaufnahme<br />

Telefon: (0345) 132 - 63 11<br />

Fax: (0345) 132 - 61 13<br />

E-Mail: klaus.roehl@bergmannstrost.com<br />

www.bergmannstrost.com<br />

markt


markt<br />

Drei Modelle – eine<br />

Antwort auf unterschiedlichsteAnforderungen<br />

im Elektrosegment.<br />

Die neuen iChair<br />

MC-Modelle von Meyra-Ortopediaschaffen<br />

durch zahlreiche<br />

Verstellmöglichkeiten<br />

die Voraussetzung für<br />

einen optimalen Wiedereinsatz.<br />

48<br />

PARAPLEGIKER 2/11<br />

mit fahren können?“ Ganz<br />

selbstverständlich steuert<br />

sie den im Autohaus ihrer<br />

Eltern gekauften Opel Insignia<br />

mit den Füßen. Ihr Opel<br />

wurde beim Umrüstspezialisten<br />

PARAVAN auf der<br />

Schwäbischen Alb modifiziert.<br />

Gelenkt wird der Opel<br />

dabei mit dem linken Fuß,<br />

welcher blitzschnell in einen<br />

auf dem Lenkpedal montierten Halbschuh<br />

schlüpft. Das Lenkpedal wurde von PARA-<br />

VAN im Fußraum links neben dem Bremspedal<br />

eingebaut. Durch einfaches Drehen des<br />

Fußes nach links oder rechts wird der innovative<br />

Wagen gesteuert.<br />

Beschleunigt und verzögert wird der Opel<br />

(Automatikschaltung) herkömmlich mit dem<br />

rechten Fuß. Alle neun Sekundärfunktionen<br />

wie z.B. Blinker, Hupe, Licht und Scheibenwischer<br />

werden über einen so genannten<br />

Bleeper gesteuert. Eine Art Quizshow-Buzzer,<br />

der über eine bestimmte Tonfolge die durch<br />

Drücken ein- oder ausgeschaltete Funktion<br />

signalisiert.<br />

Das Lenkpedal, ein Prototyp, ist wie das ganze<br />

Fahrzeug, perfekt auf die Bedürfnisse von<br />

Iris Landen angepasst. Die Lenklösung wurde<br />

durch das Space Drive® System der Firma<br />

Paravan ermöglicht. Das mehrfach prämierte<br />

Drive-by-wire System bietet die gleiche Sicherheit<br />

wie sie in einem Verkehrsflugzeug<br />

gefordert wird und ermöglicht der Fahrerin<br />

ein sicheres und bequemes Lenken.<br />

„Für mich war der Wechsel von meinem bisherigen<br />

mechanischen System auf das elektronisch-digitale<br />

Lenksystem Space Drive®<br />

eine evolutionäre Weiterentwicklung.“ Innerhalb<br />

kürzester Zeit waren sie und ihr optimal<br />

angepasster Opel Insignia ein eingespieltes<br />

Team. Apropos Team, mit Frank Sodermanns<br />

hat Frau Landen einen geschulten Mobilitätsprofi<br />

für die Space Drive Technologie direkt<br />

vor Ort an ihrer Seite. Das Autohaus Sodermanns<br />

hat in der Vergangenheit bereits einer<br />

Vielzahl ähnlich gelagerter Kunden mit seinen<br />

beeindruckenden Kfz-Umrüstungen ein<br />

großes Stück Freiheit ermöglicht: Nämlich –<br />

die der eigenen Mobilität.<br />

Infos: www.handicapfahrzeuge.eu<br />

iChair – Neue Elektro-Linie<br />

von MEYRA-ORTOPEDIA<br />

Mit einer Sitzbreite von 38 bis 65 cm, einer Sitztiefe<br />

von 40 bis 56 cm und den entsprechenden<br />

Sitzsystemen für jede Abmessung ermöglichen<br />

alle drei Elektro-Rollstühle eine bestmögliche<br />

Anpassung für Nutzer unterschiedlicher körperlicher<br />

Beschaffenheit. Entspannte Positionierung<br />

und Benutzerkomfort für das Langzeitsitzen sind<br />

durch ein breites Spektrum an elektrischen Verstellmöglichkeiten<br />

gewährleistet.<br />

MC1 – der kompakte und intelligente Einstieg<br />

mit einer Gesamtbreite von 59 cm ermöglicht<br />

eine problemlose Bewältigung von Innenräumen.<br />

Der MC2 bietet zudem ein Standardnutzergewicht<br />

von 160 kg und ist optional als 10 km/h-<br />

Variante erhältlich.


Der MC3 erweist sich als komfortabler Wegbereiter<br />

für lange Strecken – vor allem durch seine<br />

serienmäßige Allradfederung und die standardmäßig<br />

große Bereifung ist ein optimaler Fahr-<br />

Optimales Duo – Selbstkatheterismus<br />

und Kondomurinale<br />

Das selbstständige Katheterisieren der Harnblase, im Fachjargon als<br />

intermittierender Selbstkatheterismus bezeichnet, erleichtert das Leben<br />

Betroffener erheblich: Ein großes Maß an Eigenständigkeit und Mobilität<br />

kehrt zurück, wenn man gelernt hat, unabhängig von pflegerischer Hilfe<br />

die Blase zu entleeren. Ist die Blasenentleerungsstörung mit einem unkontrollierbaren<br />

Harnträufeln verbunden, können beim Mann Kondomurinale<br />

für zusätzliche Sicherheit sorgen.<br />

„Neurogene Blase“ – hinter diesem Begriff<br />

verbergen sich je nach Höhe des Querschnitts<br />

und der betroffenen Nervenregionen sehr unterschiedliche<br />

Auswirkungen. Entscheidend<br />

sind jeweils der Muskeltonus des Detrusors<br />

und des Schließmuskels, also die Spannungs-<br />

Anzeige<br />

komfort garantiert. Der Sitzhub von 30 cm unterstützt<br />

die Selbstständigkeit im Alltag und die<br />

soziale Integration des Benutzers.<br />

Für alle drei Modelle sind die Steuerungen<br />

VR2 und R-Net erhältlich, die unübertroffene<br />

Leistungsfähigkeit und Vielseitigkeit durch erprobte<br />

Technik bieten. Effektiv auch für Service<br />

und Wartung durch die übersichtliche Bauweise,<br />

die Kompatibilität von Bauteilen und den Einsatz<br />

zuverlässiger, langlebiger Komponenten.<br />

Infos: www.meyra.de<br />

zustände der Muskeln, die für das Wasserlassen<br />

beziehungsweise das Halten des Harns in<br />

der Blase zuständig sind. Häufig ist der Tonus<br />

des Schließmuskels erhöht und kann nicht<br />

willkürlich gesteuert werden, sodass die Blase<br />

nicht entleert werden kann. Der Betroffene ist<br />

markt


markt<br />

50<br />

PARAPLEGIKER 2/11<br />

dann zwar kontinent, aber auf den Intermittierenden<br />

Selbstkatheterismus (ISK)<br />

angewiesen.<br />

Das regelmäßige Katheterisieren<br />

als Ersatz für das normale Wasserlassen<br />

kann der Patient nach<br />

Einweisung selbstständig durchführen.<br />

Bei größtmöglicher Eigenständigkeit<br />

wird so vermieden,<br />

dass es zu einem Rückstau von<br />

Harn in die Nieren oder einer Schädigung<br />

der Blasenwand kommt,<br />

weil das Organ ständig überdehnt<br />

wird. Voraussetzung sind etwas<br />

Sachkenntnis und penible Hygiene,<br />

um das Risiko von Harnwegsinfekten<br />

gering zu halten. So beginnt jedes<br />

Katheterisieren mit einer gründlichen<br />

Reinigung des Intimbereichs und der<br />

Hände. Jeder Kontakt des Katheters<br />

mit der Anal- und Genitalregion muss<br />

sorgfältig vermieden werden, deshalb<br />

sind eine gründliche Vorbereitung und eine<br />

ruhige Atmosphäre so wichtig. Moderne<br />

Katheter wie der Simplycath von UROMED<br />

bieten aufgrund ihrer Vorlaufspitze und abgerundeter<br />

Katheteraugen maximale Sicherheit<br />

und eine sehr gute Handhabung.<br />

In manchen Fällen jedoch ist der ISK nicht allein<br />

ausreichend, um die Blasenproblematik<br />

bei neurogenen Störungen unter Kontrolle<br />

zu halten: Ist der Schließmuskel nicht intakt<br />

oder der Tonus der Blasenmuskulatur dauerhaft<br />

zu gering, kommt es auch bei einer<br />

regelmäßig entleerten Blase zu unwillkürlichem,<br />

nicht steuerbarem Urinverlust. Bei<br />

gleichzeitig niedrigem Blasentonus oder anderen<br />

Defekten des Blasenmuskels verbleibt<br />

Restharn in der Blase, das heißt der Urin<br />

tröpfelt kontinuierlich, die Blase entleert sich<br />

aber nie vollständig. Der Leidensdruck für<br />

die Betroffenen ist groß – nicht nur wegen<br />

der Inkontinenz, sondern auch wegen eines<br />

deutlich erhöhten Risikos für Harnwegsinfektionen.<br />

Denn wenn die Durchspülung der<br />

Blase beeinträchtigt ist, können sich Krankheitskeime<br />

leichter an der Blaseninnenwand<br />

festsetzen und dort Entzündungsreaktionen<br />

hervorrufen. Auch die Bildung von Harnsteinen<br />

wird begünstigt.<br />

Für die Verringerung dieser Gefahren, für<br />

mehr Sicherheit im Alltag und zumindest den<br />

teilweisen Verzicht auf oft als unangenehm<br />

erlebte aufsaugende Inkontinenzmaterialien<br />

besteht für Männer die Möglichkeit, Kondomurinale<br />

anzuwenden, die den Harnverlust<br />

sicher und diskret auffangen. Zusätzlich<br />

sollte bei diagnostiziertem Restharn die vollständige<br />

Blasenentleerung mittels ISK herbeigeführt<br />

werden, um die Keimbelastung<br />

zu reduzieren. Wird das Katheterisieren mit<br />

dem Wechsel des Kondomurinals verbunden,<br />

verleiht das Kondomurinal den ganzen Tag<br />

Sicherheit. Oft bewirkt das Katheterisieren sogar<br />

verlängerte Kontinenzzeiten, weil die Blase<br />

bis zum bisherigen Niveau des Restharns<br />

erst einmal wieder speichern kann. Die Verwendung<br />

eines Kondomurinals ist problemlos<br />

auch dann möglich, wenn es um die Förderung<br />

der Wiederherstellung von Kontinenz<br />

geht. Ein entsprechendes Training wird nicht<br />

beeinträchtigt.<br />

Einen optimalen Tragekomfort bieten Kondomurinale<br />

nur dann, wenn sie individuell<br />

in der richtigen Größe angepasst werden.<br />

Einfach und sicher in der Anwendung sind<br />

selbstklebende Kondomurinale, die mit unterschiedlich<br />

langen Klebeflächen erhältlich<br />

sind. UROMED hat diese Hilfsmittel aus hochwertigem<br />

Silikon im Sortiment, um die Gefahr<br />

allergischer Reaktionen zu minimieren. Dem<br />

speziellen Bedarf angepasste Beutelsysteme<br />

ermöglichen eine diskrete Aufnahme des<br />

Harns.<br />

Weitere Informationen zum Intermittierenden<br />

Selbstkatheterismus und den Kondomurinalen<br />

auch unter www.uromed.de


die fotoseite<br />

Neulisch in Fronkreisch<br />

„Wenn Du meinen Parkplatz<br />

nimmst, nimm auch meine<br />

Behinderung.“<br />

Fotos: Regina Kube<br />

„Die anderen (Parkplätze)<br />

sind nicht behindertengerecht,<br />

deshalb respektiert diese.“<br />

PARAPLEGIKER 2/11 51


kurzgeschichte<br />

52<br />

Was neulich nachts geschah:<br />

Spätabends im Bett, wenn ich mir meine Flanellbettwäsche weit über beide Ohren<br />

gezogen und das kleine rote Nachttischlämpchen ausgeschaltet habe, lasse<br />

ich gerne die Gedanken schweifen, bis mich der Schlaf übermannt. Im diffusen<br />

Schwebezustand zwischen Halbschlaf und den letzten Augenblicken bewussten<br />

Wachseins, wenn bereits die ersten Traumgesichter sporadisch erscheinen, mich<br />

eingebildete Geräusche, Tierstimmen oder aus dem Zusammenhang gerissene<br />

Teile der herannahenden Traumwelten hochschrecken lassen, denke ich mir gerne<br />

Geschichten aus. Dann stelle ich mir gerne die Frage: „Was wäre, wenn...?“<br />

PARAPLEGIKER 2/11<br />

Dumme Nuss<br />

Eine kleine getigerte Katze tapste durch<br />

mein Blickfeld. Beiläufig fuhr sie mit ihrem<br />

Köpfchen zu mir herum, fauchte mir als brüllender<br />

Löwe ihren heißen Brodem ins Gesicht<br />

und trabte eiligen Schrittes, halb Mensch,<br />

halb Wolf davon. In der Ferne explodierte ein<br />

Haus. Mit einer grellen Fontäne blauer Funken<br />

und blendender Blitze trennte es sich von<br />

seiner inneren Ordnung und<br />

schleuderte seine steinernen<br />

Eingeweide in die einsetzende<br />

Dämmerung<br />

des frühen Morgens.<br />

Der intensive<br />

Duft von<br />

Jasmin zog an meiner Nase vorüber und fraß<br />

sich wie beißender Qualm in meine Schleimhäute...<br />

Durch die Wasseroberfläche betrachtete ich<br />

filigrane, weiße Federwolken, die wie überdimensionale<br />

Daunen am blauen Himmel<br />

schwebten. Drei Meter glasklaren Wassers<br />

über mir. Kristallenes, kaltes Nass füllte meine<br />

Lungen und ich Idiot hatte nichts Besseres im<br />

Sinn, als vorbeiziehenden Wolken hinterher zu<br />

glotzen! Ein Geier mit langem, roten, pockennarbigen<br />

Hals schoss im Sturzflug auf mich<br />

hernieder und landete als weißer Schwan mit<br />

einem anmutigen Knoten in seinem orangenen<br />

Schnabel auf dem Wasser, hoch über<br />

mir. Wellen verwehrten mir kurzzeitig den<br />

Blick auf meine geliebten Wolken, bevor der<br />

Schwan sich mit einem kräftigen Flügelschlag<br />

wieder in die Lüfte erhob und als kleine Fee<br />

zu mir herabrief, ich hätte jetzt einen Wunsch<br />

frei. Die Fee verwandelte sich in eine Libelle.<br />

Die Sonne warf schillernde Muster auf ihre<br />

hektisch schlagenden, schlanken Flügel, während<br />

ihr regenbogenfarbener Körper in den<br />

warmen Sommertag davon schoss…<br />

Ich griff neben mir in die saftig-grüne Wiese,<br />

brach einen langen, vertrockneten Grashalm<br />

ab und begann, darauf herum<br />

zu kauen. Ich verschränkte<br />

die Hände hinter meinem<br />

Kopf. Zufrieden blinzelnd<br />

sah ich in den makellos blauen<br />

Himmel und ließ mir die<br />

heiße Sonne auf mein gestreiftes<br />

T-Shirt brennen. Ja,<br />

was würdest du tun,<br />

wenn du wirklich einen<br />

Wunsch frei hättest?<br />

fragte<br />

ich mich,


eines der letzten Bilder meines Dämmerzustandes<br />

aufgreifend. Was<br />

würdest du dir wünschen?<br />

Ein schnelles Auto? Ein<br />

großes Haus? Oder<br />

einfach viel Geld…<br />

Mit dröhnenden Triebwerken heulte ein Militär-Jet<br />

über das Firmament. Im Fluge verwandelte<br />

er sich in einen Haufen Kot. Platschend<br />

schlugen diese Exkremente in eine Felsformation<br />

hinter mir, in welcher ich noch vor wenigen<br />

Augenblicken das Antlitz eines hohen Politikers<br />

zu erkennen geglaubt hatte. Ich wischte<br />

mir mit der Hand einige feuchte Spritzer aus<br />

dem Gesicht und beobachtete versonnen, wie<br />

der Pilot, dessen Fallschirm sich einfach nicht<br />

öffnen wollte, nicht unweit in einem Geröllfeld<br />

zerschellte. Nein, mein lieber Freund, du<br />

denkst schon wieder zu materialistisch, zu wenig<br />

ideell. Sollte ich mir nicht besser Gesundheit<br />

in alle Ewigkeit wünschen? Ein ewiges<br />

Anzeige<br />

Leben<br />

gar? Unsterblichkeit?<br />

Oder als Kontrastprogramm<br />

hierzu, lieber<br />

einen schnellen, schmerzlosen<br />

Tod, ohne Leid und Siechtum…<br />

Satan ist ein Schnuckelchen<br />

„Du hast einen Wunsch frei!“ surrte die zurückgekehrte<br />

Libelle, die mich mit dem<br />

Gesicht eines jungen Mädchens, umrahmt<br />

von blondem, lockigem Haar musterte. „Na<br />

komm‘ schon, Schnuckelchen, wünsch‘ Dir<br />

was!“ flötete das Zwitterwesen. Laut gackernd<br />

lachte sie hämisch<br />

auf, bevor sie sich erneut<br />

abwandte und von dannen<br />

schwirrte. Sollte ich mir ei-<br />

kurzgeschichte


kurzgeschichte<br />

54<br />

PARAPLEGIKER 2/11<br />

nen sicheren Job wünschen? Einen guten,<br />

verlässlichen Freund? Eine Nutte, die ganz<br />

und gar, Tag und Nacht und nur für mich allein<br />

da ist? fragte ich den Abgrund unter mir,<br />

bevor ich sprang – und als schwarze Krähe<br />

aus dem hohen Wipfel der Eiche durch die<br />

frische Frühjahrsluft abwärts glitt.<br />

„Wünsch‘ Dir doch, Herrscher der Welt zu<br />

sein“, unkte Satan zu mir herauf. „Beherrsche<br />

die Welt! Versklave die Menschheit!<br />

Vernichte Deine Feinde!<br />

Feiere mit Deinen Freunden<br />

endlose Orgien, bis zum<br />

jüngsten Tage! Schaffe Dir hier und jetzt Dein<br />

Paradies, das Dir kein Gott im Jenseits jemals<br />

gewähren wird.“ – „Keine schlechte Idee“,<br />

meinte ich krächzend. Unbeholfen landete<br />

ich in der vom Morgentau feuchten Wiese.<br />

Ich pickte nach einem Wurm und ward wieder<br />

Mensch.<br />

Was will ich mit Geld? Was will ich mit Gesundheit?<br />

Glück ist doch das höchste Gut!<br />

Hand auf‘s Herz - ich griff mir mit der Hand<br />

durch die Rippen in den Brustkorb und riss<br />

mir mein Herz heraus. Interessiert sah ich zu,<br />

wie es in meiner Hand pulsierte. Hand auf‘s<br />

Herz: Ist es nicht viel wichtiger, glücklich zu<br />

sein? Wichtiger als alle Reichtümer dieser<br />

Welt? Oder – Nein! Glück kann Stress bedeuten,<br />

dich auszehren. Dir keine Ruhe lassen<br />

im Streben nach immer neuem Glück, nach<br />

immer mehr Glück. Ich setzte mir mein Herz<br />

wieder in den Brustkasten und wischte mir<br />

die blutigen Hände an meiner Jeans ab.<br />

Zufrieden mit allem<br />

„Dann hänge Dich doch auf, Du Arsch!“<br />

brüllte mich der Regenwurm an. Er riss<br />

sein scheunentorgroßes, mit zahlreichen<br />

scharfen, dolchartigen Zähnen besetztes<br />

Maul klaffend auf. Aus der feuchten Erde heraus<br />

schoss er auf mich zu und verschlang<br />

mich. Riss sein Maul immer weiter auf. Umfasste<br />

die Berge, den Himmel, den ganzen<br />

Planeten. Verschluckte die Welt. Also kein<br />

Glück, überlegte ich, tief in Gedanken versunken,<br />

unbeeindruckt vom eben veranstalteten<br />

Weltuntergang. In absoluter Schwärze<br />

trieb ich durch die Magensäure des Wurmes,<br />

ohne dass dies meine Ausgeglichenheit, meine<br />

beinahe apathische Ruhe beeinträchtigt<br />

hätte.<br />

Genau! Zufriedenheit. Das ist es! Kein stressiges<br />

Glück. Kein langes, kein langweiliges<br />

Leben in Gesundheit oder Reichtum, keine<br />

perversen Eskapaden, sondern schlichtweg<br />

Zufriedenheit. Von allen Äußerlichkeiten<br />

gänzlich unabhängige Ausgeglichenheit.<br />

Wertneutral. Mitmenschen schonend. Umweltfreundlich.<br />

Zufrieden mit allem, was dir<br />

widerfährt. Zufrieden mit allen Zuständen,<br />

mit allen Umständen, die dein Leben diktieren.<br />

Was kann es schöneres geben, als diesen<br />

perfekt-stupiden Zustand innerer Ruhe? Ist<br />

nicht die passive Geisteshaltung schlichter<br />

Zufriedenheit weitaus erstrebenswerter<br />

als aufreibendes, aktives Glücklichsein? Zu<br />

meinen Füßen verspeiste eine Hosenträgerschnalle<br />

ein weißes Mäuschen.<br />

Kommt da aller<br />

materieller<br />

Wohlstand<br />

dieser<br />

Welt heran? An eine Zufriedenheit,<br />

die sich weder von Gesundheit,<br />

noch von körperlichem Siechtum,<br />

weder von Wohlstand, noch von Armut beeinträchtigen<br />

lässt? Bingo! Das wünschte ich<br />

mir, wenn ich einen Wunsch frei hätte!<br />

Eine Lawine aus Walnüssen rollte über mich<br />

hinweg. Schlug gegen meine Schläfen, trommelte<br />

an meine Stirn. „Was soll der Mist!?“<br />

rief ich empört aus und kämpfte mich mit<br />

rudernden Armbewegungen frei. Die Farben<br />

der Welt verblassten zusehends, die<br />

Konturen wurden verwaschener. Keine Geschichten<br />

mehr heute! Ich war einfach zu<br />

müde. Stumpfsinnig blickte ich auf das wogende<br />

Meer aus Nüssen um mich herum. Ein<br />

Sumpf, in welchem ich bis zum Bauchnabel<br />

feststeckte. Ich gähnte ausgiebig, ob dieser<br />

bedrohlichen Lage.<br />

Jaja. Wenn ich einen Wunsch frei hätte,<br />

wünschte ich, ich wäre eine Walnuss. Schmar


en, was sag‘ ich denn, was red‘ ich denn, was<br />

denk‘ ich denn? – wünschte ich mir einfach<br />

eine Walnuss. „Ist das Dein letztes Wort?“ erkundigte<br />

sich eine der Nüsse neben mir. Sie<br />

fixierte mich herausfordernd mit ihrem kleinen,<br />

zerknitterten Kobold-Gesicht. „Mein<br />

letztes Wort“, gähnte ich das Ding unhöflich<br />

an. „Und jetzt ist Gute-Nacht-Marie!“<br />

Als ich am darauf folgenden Morgen erwachte,<br />

kullerte eine Walnuss von meinem<br />

Kopfkissen. Sie purzelte über die Matratze<br />

und fiel mit einem lauten Klacken auf die<br />

Holzdielen vor meinem Bett. „Ich könnte mich<br />

doch in den Arsch beißen!“ rief ich in den anbrechenden<br />

Tag…<br />

Text & Zeichnungen:<br />

Alexander Epp<br />

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sport sport<br />

Buggykiten:<br />

56<br />

Man nutzt die Kraft des Windes und setzt diese durch einen<br />

Kite – das ist ein lenkbarer Drachen – in Geschwindigkeit<br />

um. Dabei sitzt man in einem Buggy, das ist ein dreirädriges<br />

Gefährt. Die Kites haben eine Größe von 1,5 bis zu 14<br />

Quadratmetern. Der sportliche Kiter braucht etwa sieben<br />

Kites, die je nach Windstärke, der Bodenbeschaffenheit und<br />

der beabsichtigten Geschwindigkeit eingesetzt werden.<br />

Schwacher Wind wird trotz großer Kites als langweilig gesehen,<br />

Windstärke acht als positive Herausforderung.<br />

Der Buggy hat – je nach Typ – ein Gewicht von etwa 10 bis<br />

zu 60 kg. Die Unterschiede ergeben sich durch den beabsichtigten<br />

Einsatz: Sollen eher „Tricks“ mit engen Kurven,<br />

schnellen Wendemanövern und hohen Sprüngen gefahren<br />

werden oder will man eine hohe Geschwindigkeit erreichen.<br />

Der Kiter ist durch ein Gurtsystem – „Trapez“ genannt – fest<br />

mit seinem Kite verbunden. Durch einen „Panikauslöser“<br />

kann man die Verbindung aber blitzschnell ausklinken, was<br />

beispielsweise durch eine unvorhergesehene Starkwind-<br />

Böe oder andere nicht vorhersehbare Probleme oder auch<br />

Hindernisse lebensnotwendig sein kann.<br />

Auf hartem Sand kann man auf einer geraden Strecke einen<br />

Durchschnitt von etwa 80 km/h schaffen, der Weltrekord –<br />

gefahren vom Niederländer Arjen van der Tol auf dem ausgetrockneten<br />

Lake Ivanpah-Salzsee in den USA am 31. März<br />

dieses Jahres – liegt bei sensationellen 133 km/h.<br />

PARAPLEGIKER 2/11<br />

Schnell<br />

wie der Wind<br />

Der 35jährige Patrik Fogarasi aus Lahntal-Großfelden,<br />

einem Dorf in der Nähe von Marburg in Hessen,<br />

ist begeisterter Buggykiter. Was das ist?<br />

Hier einige Informationen dazu:<br />

Beim Training auf einer Wiese bei Kleinseelheim im Raum Marburg.<br />

Der längste europäische Strand befindet sich bei Calais in<br />

Frankreich, er misst etwa 20 km. Der Strand in Sankt Peter<br />

Ording an der Nordseeküste in Schleswig-Holstein ist etwa<br />

3 km lang. Den weltweit längsten kitebaren Strand hat mit<br />

sage und schreibe etwa 130 Kilometer Neuseeland, alle Kiter<br />

träumen davon, dort mal aktiv zu sein. Rennen werden auf<br />

einem Dreieckskurs nach vorgegebener Zeit gefahren. Sieger<br />

ist derjenige, der in beispielsweise 20 Minuten die längste<br />

Distanz gefahren hat.<br />

Mit Oliver Draht, Jens Breuer<br />

und Matthias Günther (von links).<br />

Der Kiter lenkt sein Gerät normalerweise mit den Füßen. Ein<br />

Hersteller bietet aber auch Buggys an, die mit den Armen<br />

gelenkt werden können und deshalb rollitauglich sind. Die<br />

Internet-Adresse steht am Ende dieses Berichtes. Anfänger


können einen gebrauchten Buggy mit der Grundausrüstung von zwei Kites schon<br />

für etwa 600 € bekommen.<br />

Vor neun Jahren – also im Jahr 2002, damals 27 Jahre alt – hatte Patrik einen Motorradunfall<br />

und ist seitdem inkomplett querschnittgelähmt im Rollstuhl aktiv.<br />

Seine Beine kann er etwas bewegen und ist deshalb in der Lage, sein Sportgerät<br />

mit den Füßen zu steuern. Patrik lebt in fester Partnerschaft mit Doreen Matern<br />

und hat zwei Kinder: „Die sind mein Ein und Alles, die halten mich megafit.“ Der<br />

gebürtige Sachse hat vor seinem Unfall im Betrieb seines Vaters in Dresden Installateur<br />

gelernt, jetzt hat er keine regelmäßige Berufstätigkeit. Seit Juli dieses Jahres<br />

fährt Patrik Rennen, das erste in Sankt Peter Ording. „Es ist ein Megakick, wenn<br />

35 Fahrer gleichzeitig um den Dreieckskurs wirbeln, das sieht auch für Zuschauer<br />

wirklich genial aus.“ Und die sind bei Rennen immer reichlich vertreten.<br />

Um schnell und gut fahren zu können, fährt Patrik gerne nach Dänemark auf die<br />

Inseln Römö oder Fanö. Dort ist der Sand so hart, dass man mit den dünnen Rollstuhlrädern<br />

nicht einsinkt. Man darf sogar mit dem Auto auf den Strand. Aber<br />

auch Sankt Peter Ording ist ein gutes Ziel zum Buggyfahren. Im nächsten Jahr wird<br />

dort – wie alle zwei Jahre – als herausragendes Ereignis ein 24-Stunden-Rennen<br />

durchgeführt. Am Start werden 35 Mannschaften mit je drei Fahrern sein. Sieger<br />

wird das Team, das in den 24 Stunden die meisten Kilometer schafft. Im Jahr 2008<br />

waren das beachtliche 1025. Patrik wird mit zwei seiner Freunde dabei sein.<br />

Natürlich ist das Kiten an Meeresstränden zwar besonders reizvoll, durch Fahrtkosten<br />

und Übernachtungen aber auch teuer, zudem braucht man die nötige Zeit.<br />

Patrik Fogarasi im Kreise seiner Familie.<br />

Deshalb ist Patrik mit anderen Kitern auch gerne auf den heimischen Wiesen unterwegs.<br />

„Ich finde es immer wieder faszinierend, die Kraft des Windes zu spüren<br />

und die Freiheit an den Stränden zu geniesen. Dazu kommt natürlich noch der<br />

Kick der Geschwindigkeit.“ So Patrik, der auch andere Rollis für seinen Sport begeistern<br />

möchte und gerne weitere Auskünfte gibt. Einfach mailen:<br />

patrik0575@yahoo.de<br />

Text & Fotos:<br />

Hermann Sonderhüsken<br />

Weitere Informationen zum Kiten bei<br />

www.drachenshop-stormriders.de<br />

www.gpa.de<br />

www.peterlynnproducts.com<br />

www.viper-parakart.com<br />

(rollitaugliche Geräte)<br />

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Copyright© 2010, Küschall AG, Schweiz – Alle Rechte vorbehalten.


unterwegs<br />

Die gesamte Streckenlänge<br />

beträgt 461,9 km<br />

und verläuft meist flach.<br />

Nur zu Anfang, kurz<br />

nach Bayreuth, sind ein<br />

paar Höhenmeter zu<br />

überwinden. Die Steigungen<br />

sind aber sehr<br />

moderat. Die Wegbeschaffenheit<br />

ist meist<br />

sehr gut. Man bewegt<br />

sich hauptsächlich auf<br />

asphaltierten Radwegen<br />

oder kleineren Landsträßchen.<br />

Gelegentlich<br />

müssen auch ein paar<br />

Kilometerchen auf verdichtetem<br />

Schotter bewältigt<br />

werden. Richtig<br />

holperig wird’s aber nie.<br />

Einkehrmöglichkeiten:<br />

Gibt‘s massenhaft entlang<br />

der Strecke. Viele<br />

Biergärten sind aber<br />

montags geschlossen.<br />

58<br />

PARAPLEGIKER 2/11<br />

Start: Bayreuth, Hotel Ramada<br />

Ziel: Aschaffenburg Hauptbahnhof<br />

Die Beschilderung des Radwegs ist anfangs<br />

ziemlich lausig. Hat man Bayreuth hinter sich<br />

gelassen, wird‘s etwas besser, aber wirklich einheitlich<br />

wie beispielsweise an Donau oder Weser<br />

ist es eigentlich nie.<br />

Equipment/Anreise:<br />

Mit dem Auto bis Aschaffenburg und dann per<br />

Bahn nach Bayreuth mit Umsteigen in Würzburg<br />

Handbike: Stricker Smartdrive mit Akkuunterstützung<br />

Rollstuhl: Küschall Champion<br />

MTB mit Bob-Yak-Anhänger für die Begleitperson<br />

1.Tag: Bayreuth – Lichtenfels<br />

82,8 km, 499 hm (hm=Höhenmeter, einschließlich<br />

Ausflug nach Vierzehnheiligen)<br />

Nach dem Aufstehen der erste Blick aus dem<br />

Fenster: Sonne, die Wetterfrösche behielten<br />

Rollibike-Tour entlang des Mains:<br />

recht. Rasch hatten wir unsere Sachen gepackt,<br />

ausgecheckt und standen startklar zur Abfahrt<br />

bereit. Der Radweg war dank GPS trotz der<br />

lausigen Beschilderung recht fix gefunden. Zunächst<br />

sieht man den Main nur gelegentlich.<br />

Nach einiger Zeit verläuft der Radweg dann,<br />

mittlerweile beschildert, idyllisch auf einer alten,<br />

stillgelegten und zum Radweg umfunktionierten<br />

Bahntrasse.<br />

Wir trafen auf den Zusammenfluss von rotem<br />

und weißem Main. Weiter ging‘s vorbei an<br />

Obstwiesen mit voll hängenden Zwetschgen-<br />

und Mirabellenbäumen nach Lichtenfels. Dort<br />

kamen wir recht früh an, so früh, dass unser<br />

Hotel noch geschlossen war. Wir wollten heute<br />

noch losziehen, um die Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen<br />

zu besuchen. Diese liegt ein paar<br />

Kilometer außerhalb und vor allem ein paar<br />

Höhenmeter oberhalb von Lichtenfels. Rechts<br />

des Mains kann man schon von weitem Kloster<br />

Banz sehen, am Horizont ist der Staffelstein zu<br />

sehen und links erhebt sich Vierzehnheiligen.<br />

Zusammen werden diese drei das Fränkische<br />

Dreigestirn genannt.


Auf den Klosterberg geht es mächtig steil bergan.<br />

Dank Akku-Unterstützung war das aber für<br />

Britta kein Problem, obwohl die Traktionsgrenze<br />

am Vorderrad gegen Ende nahezu erreicht war.<br />

Oben angekommen haben wir die Räder abgestellt<br />

und uns die eindrucksvolle Barock-Kirche<br />

angesehen. Auch die Aussicht über das Maintal<br />

ist sehenswert. Außerdem gibt es auf dem Klosterberg<br />

eine recht brauchbare Rolli-Toilette,<br />

die mit dem Euro-Schlüssel zu öffnen ist. Kein<br />

bayrisches Kloster ohne Brauerei und vor allem<br />

dem zugehörigen Biergarten. Natürlich mussten<br />

wir dort noch einkehren.<br />

2. Tag: Lichtenfels – Roßstadt<br />

60,8 km, 155 hm<br />

Kurz nach der Abfahrt des ICEs 155 nach Würzburg,<br />

planmäßige Abfahrt 8:25 sind wir aufgestanden<br />

und zum Frühstück getrottet. Selbiges<br />

war völlig in Ordnung, zudem schien die Sonne<br />

und so freuten wir uns auf die nächste Etappe.<br />

Über Kilometer sieht man das beeindruckende<br />

fränkische Dreigestirn. Über meist asphaltierte<br />

Radwege und kleinere, nahezu unbefahrene<br />

Landsträßchen ging‘s weiter nach Ebing.<br />

Weiter führte uns der Main-Radweg nach Bamberg.<br />

Bamberg ist eine tolle alte Stadt. Es ging<br />

auf den Domberg. Ziemlich steil und außerdem<br />

Kopfsteinpflaster, aber trotzdem einen Ausflug<br />

wert.<br />

Unser Quartier für die Nacht war der Landgasthof<br />

Schramm in Roßstadt. Beim Buchen teilte man<br />

Britta schon mit, dass montags Ruhetag ist und<br />

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deshalb die Küche nicht nur kalt, sondern auch<br />

geschlossen bleibt. Im Landgasthof Schramm<br />

hat uns die Oma des Hauses in Empfang genommen<br />

und uns den Schlüssel zu unserem Domizil<br />

gegeben. Unser Zimmer war, wie versprochen,<br />

voll rollitauglich. Nach dem Duschen gönnten<br />

wir uns noch ein Getränk vor dem Haus, das wir<br />

der Hotel-Oma abschwatzten.<br />

3. Tag: Roßstadt – Volkach<br />

75,7 km, 168 hm<br />

Gut ausgeschlafen machten wir uns relativ früh<br />

auf zum Frühstück. Unser Tagesziel war Volkach.<br />

Der Main war mittlerweile zu einem schiffbaren<br />

Fluss angewachsen, und so haben wir entlang<br />

des Radwegs die eine oder andere Schleuse<br />

unterwegs


unterwegs<br />

60<br />

PARAPLEGIKER 2/11<br />

gesehen. Durch lauschige Städtchen wie Sand,<br />

Zeil am Main und Haßfurt fuhren wir auf meist<br />

gut ausgebauten Radwegen, teilweise aber auch<br />

auf Landstraßen weiter Richtung Schweinfurt.<br />

Die Sonne brannte immer stärker, und so waren<br />

wir, als wir in Schweinfurt ankamen, schon<br />

wieder dem Verdursten nahe. In Obereisenheim<br />

mussten wir noch mal den Main überqueren.<br />

Ohne Wartezeit konnten wir gleich auf die kleine<br />

Mainfähre fahren, um auf die linke Mainseite<br />

zu gelangen. Volkach ist ein nettes kleines mittelalterliches<br />

Städtchen, geprägt vom Weinbau.<br />

Wir waren nämlich mittlerweile in Weinfranken<br />

angekommen. Dementsprechend gab‘s in der<br />

Kneipe unserer Wahl dann auch nichts außer<br />

Wein bzw. Weinschorle.<br />

Unser Zimmer im Weingasthof Rose kann man<br />

als barrierefrei bezeichnen, das Bad war zwar<br />

nicht rollstuhlgerecht, bot aber genug Bewegungsfreiheit.<br />

Nachdem die Räder verstaut und<br />

wir geduscht waren, machten wir uns auf, das<br />

Städtchen zu besichtigen. Im überdachten Innenhof<br />

eines alten Weinbauernhofs befand sich<br />

mitten im Zentrum ein gemütliches Restaurant.<br />

4. Tag: Volkach – Würzburg<br />

60,3 km, 116 hm<br />

Der nächtliche Regen hatte sich wieder verzogen<br />

und die Sonne schien wieder wie gewohnt.<br />

Das Frühstück war sehr gut und reichhaltig. Nach<br />

dem Auschecken zogen wir los. Heute war eine<br />

eher kurze Etappe vorgesehen. Weiter ging‘s<br />

über Mainsondheim und Mainstockheim nach<br />

Kitzingen. Dort gönnten wir uns ein Päuschen.<br />

Und weiter auf schönen Radwegen, meist direkt<br />

am Main und entlang der Bahnstrecke Richtung<br />

Würzburg. Schon von weitem ist die Festung<br />

Marienberg zu sehen. Das Hotel Ibis liegt etwas<br />

außerhalb vom Zentrum, direkt am Main. Wir<br />

steigen recht gerne im Ibis ab, weil alle Hotels<br />

ähnlich ausgestattet sind und man recht genau<br />

weiß, was einen erwartet, wenn man ein barrierefreies<br />

Zimmer bucht. Die Räder mussten heute<br />

im Foyer des Hotels parken, weil es keine Tiefgarage<br />

gab. Gegenüber vom Hotel gab es einen<br />

verwunschenen Biergarten, wo wir uns mit fränkischer<br />

Kost stärkten.<br />

5. Tag: Würzburg – Marktheidenfeld<br />

78,7 km, 112 hm<br />

Der erste Blick aus dem Fenster bestätigte, dass<br />

die Wettervorhersage vom Vorabend zutreffend<br />

war. Dicke Wolken hingen über der Stadt. Noch<br />

war es trocken. Andererseits blickten wir besorgt<br />

zum Himmel. Wir wollten vor dem Regen noch<br />

so weit wie möglich kommen. Wir gaben Vollgas.<br />

Der Radweg führte teilweise entlang dem<br />

Main, teilweise entlang einer Bundesstraße.<br />

Nach ca. einer Stunde Fahrt war es dann soweit.<br />

Es regnete, und zwar heftig. Britta hatte wieder<br />

ihr Ganzkörper-Kondom angelegt und blieb<br />

deshalb weitgehend trocken. Ich hatte aber keine<br />

Regenhose an Bord und die Regenjacke war<br />

auch schon etwas in die Jahre gekommen und<br />

dementsprechend undicht. Bis Karlstadt mussten<br />

wir aber noch durchhalten. Dort suchten<br />

wir ein Cafe, wo wir überdacht draußen sitzen<br />

konnten. Bei leichtem Nieselregen fuhren wir<br />

weiter entlang des Mains auf gut ausgebauten<br />

Radwegen nach Gemünden. Trotz des nicht<br />

so tollen Wetters machten wir auch hier einen<br />

kurzen Rundgang, bevor wir uns die letzten Kilometer<br />

nach Marktheidenfeld gegen heftigen


Gegenwind kämpften. Der Main macht hier<br />

nämlich beinahe eine 180° Kehrtwende, und<br />

was bisher kaum als Rückenwind wahrnehmbar<br />

war, entpuppte sich nun als orkanartiger Gegenwind.<br />

6. Tag: Marktheidenfeld – Bürgstadt<br />

57,3 km, 99 hm<br />

Frühstück war okay. Nicht so üppig wie die Tage<br />

davor, aber akzeptabel. Das Wetter sah, bis auf<br />

den heftigen Wind, auch nicht so schlecht aus.<br />

Der Himmel war zwar Wolken verhangen, aber<br />

es war trocken. Auf schönen Radwegen direkt<br />

am Main entlang ging‘s zunächst nach Wertheim,<br />

wo wir den ersten Boxenstop einlegten.<br />

Immer entlang des Mains weiter über Faulbach,<br />

wo es dann wieder anfing zu nieseln, nach<br />

Bürgstadt. Dort angekommen checkten wir<br />

gleich im Landhotel Adler ein. Dort gibt es ein<br />

wirklich tolles Rolli-Zimmer mit barrierefreien<br />

sanitären Einrichtungen, und zudem nagelneu.<br />

Wieder war erst mal Rolliwäsche angesagt. Zu<br />

Abend gegessen haben wir ob des lausigen<br />

Wetters im Restaurant des Hotels.<br />

7. Tag: Bürgstadt – Aschaffenburg<br />

46,3 km, 112 hm<br />

Der Regen hatte sich über Nacht verzogen und<br />

die Sonne schien endlich wieder. Frühstück war<br />

gut und reichlich, der Frühstücksraum aber<br />

nur über fünf Stufen zu erreichen. Nach dem<br />

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Einfach ankuppeln<br />

und abfahren,<br />

wohin Sie wollen!<br />

Machen Sie<br />

eine Probefahrt!<br />

Auschecken machten wir noch ein Bildchen<br />

vor dem Hotel und dann nahmen wir die letzte<br />

kurze Etappe in Angriff. Zunächst führte uns<br />

der Radweg nach Miltenberg. Dort gibt es eine<br />

sehenswerte Altstadt. Im weiteren Verlauf führt<br />

der Radweg fast immer direkt am Main entlang.<br />

Vorbei an Homburg und Wörth fuhren wir nach<br />

Obernburg am Main. Dieser muss auch das<br />

eine oder andere Mal überquert werden. Durch<br />

Großwallstadt ging‘s dann weiter nach Aschaffenburg,<br />

dem Ziel unserer Reise.<br />

Fazit: Der Main-Radweg zwischen Bayreuth und<br />

Aschaffenburg ist für Handbiker gut geeignet.<br />

Die einzigen nennenswerten Anstiege sind direkt<br />

am Anfang zu bewältigen. Die Landschaft<br />

ist vielfältig, anfangs geprägt von Feldern, Wiesen<br />

und Obstgärten, später, in Weinfranken<br />

führt der Weg entlang von Weinbergen und<br />

gegen Ende der Tour prägt der rote Sandstein<br />

das Bild. Kulinarisch ist Franken mit der deftigen<br />

Küche sowieso eine Reise wert. Nähere<br />

Infos über den Radweg sind auch unter http://<br />

www.mainradweg.com zu finden. Dort gibt es<br />

viele nützliche Informationen über Unterkünfte,<br />

Sehenswürdigkeiten und auch die originale,<br />

gesamte Strecke als GPS-Datei zum Download<br />

(599 km bis nach Mainz).<br />

Text & Fotos:<br />

Βritta & Gerd Wittmacher<br />

ATEC Ing. Büro AG<br />

Tel. +41 41 854 80 20<br />

Fax +41 41 854 80 21<br />

CH-6403 Küssnacht a.R.<br />

www.swisstrac.ch<br />

unterwegs<br />

Übernachtungen:<br />

Bayreuth:<br />

RAMADA Hotel Residenzschloss Bayreuth<br />

Erlanger Straße 37, 95444 Bayreuth<br />

tel 09 21-75 85-0, www.ramada.de/bayreuth<br />

(rollstuhlgerechtes Zimmer)<br />

Lichtenfels: City-Hotel garni, Bahnhofsplatz 5<br />

96215 Lichtenfels, tel 0 95 71-9 24 30<br />

(ca. 15 Stufen zum Hochparterre)<br />

Roßstadt: Landgasthof Schramm<br />

Frankenstraße 24, 97483 Roßstadt<br />

tel 0 95 22-3 99, www.schramm-landgasthof.de<br />

(rollstuhlgerechtes Zimmer)<br />

Volkach: Weingasthof Rose<br />

Oberer Markt 7, 97332 Volkach<br />

tel 0 93 81-840-0, www.rose-volkach.de<br />

(Eingang ebenerdig, Aufzug, geräumiges<br />

aber nicht rollstuhlgerechtes Bad)<br />

Würzburg: Ibis, Veitshoechheimer Strasse 5B<br />

97080 Würzburg, tel 09 31-4 52 20 (rollstuhlgerechtes<br />

Einzelzimmer mit Zustellbett)<br />

Marktheidenfeld: Hotel Zur schönen Aussicht<br />

Brückenstr. 8, 97828 Marktheidenfeld,<br />

tel 0 93 91-30 55, www.hotelaussicht.de/<br />

aussicht/aussicht.html (Eingang ebenerdig,<br />

Aufzug, geräumiges aber nicht rollstuhlgerechtes<br />

Bad)<br />

Bürgstadt: Adler Landhotel<br />

Hauptstraße 30 63927 Bürgstadt<br />

tel 0 93 71-9 78 80, www.gasthof-adler.de<br />

(rollstuhlgerechtes Zimmer)


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Chrysler Voyager<br />

EZ 1994, Automatikgetr., 110 kW (150 PS), 64 000 km,<br />

regelmäßig gewartet, generalüberholt, sehr guter<br />

Zustand, Nicht für Selbstfahrer! Seitliche Rampe, der<br />

Rollstuhl wird neben dem Fahrersitz arretiert.<br />

Auf der Rückbank können bis zu drei weitere Personen<br />

befördert werden. Kaufpreis (inklusive Feststellvorrichtung<br />

für den Rollstuhl) 8 500 €. tel 0 92 81-9 46 15<br />

MB Sprinter für Passivfahrer<br />

313 CDI, EZ 07/02, 142 000 km, 136 PS, TÜV 7/12, Klima,<br />

Servo, ABS, ASR, Airbag usw. Kompl. WoMo, Dreisitzer,<br />

Recaro Beifahrersitz, elektr., Portalkransystem innen,<br />

Unterbodenlift, 17 000 € VB. tel 02 01-8 96 53 80<br />

eMail: mail@bodo-lemke.de<br />

Opel Astra Cabrio<br />

47 PS/108KW, 154 000 km, EZ 4/03, TÜV/AU 10/2012,<br />

Gas-Bremse Handbedien., Automatikgetr., Klima,<br />

Standheiz., el. Softdach, 7.999 € VB. tel 0 67 34-68 92<br />

eMail: M-S-Jung@Kabelmail.de<br />

Opel Combo Arizona<br />

Farbe Rot, EZ 2/09, 55 KW Diesel, Automatikgetr., AHK,<br />

Klima, Handbediengerät rechts, div. Extras, VB 12 500 €<br />

tel 01 77-424 98 85, eMail: adlerjupi@web.de<br />

Fußgas<br />

Links hängend, für Volvo XC 90, Petri & Lehr,<br />

inkl. TÜV-Gutachten, Preis VS. tel 0 22 53-82 08<br />

Camping Bus<br />

Ford Transit, 80 PS, rollstuhlgerecht umgebaut,<br />

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Peter.Mand@t-online.de<br />

Abdruck vorbehalten, ohne Gewähr.<br />

Beim Verkauf von Hilfsmitteln muss der Verkäufer<br />

auch der Eigentümer sein.


Der ärztliche<br />

Behandlungsfehler (Teil 1)<br />

Wie die tägliche Praxis des Autors zeigt, ist wesentlich häufiger als vermutet nicht der<br />

Verkehrsunfall oder der Kletterunfall, sondern ein ärztlicher Behandlungsfehler („Kunstfehler“)<br />

Ursache einer Querschnittlähmung. Bedauerlicherweise sind es nicht nur schwere<br />

Operationen an der Wirbelsäule, sondern auch Routineeingriffe bei Bandscheibenproblemen,<br />

die schlimmste Folgen haben können. Manchmal sind diese Schäden aber<br />

nicht – wie gern von Versicherern bezeichnet – „schicksalhaft“, sondern Folge ärztlichen<br />

Versagens, was wiederum zu Schadensersatzansprüchen des Patienten führt.<br />

Anders als bei Verkehrsunfällen, bei denen fast immer<br />

eine ganze oder teilweise Haftung feststeht,<br />

muss der ärztliche Behandlungsfehler erst vom Betroffenen<br />

nachgewiesen werden – eine Hürde, die<br />

oftmals nur schwer zu nehmen ist, da letztlich ein<br />

Gutachter, der selbst Mediziner ist, über das Fehlverhalten<br />

eines Kollegen zu befinden hat.<br />

Auch hohe Prozess- und Gutachterkosten und die<br />

Chance eines Totalverlustes führen oft dazu, dass Klagen,<br />

die an und für sich durchaus Erfolgsaussichten<br />

hätten, nicht betrieben werden. Daher ist es wichtig,<br />

im Vorfeld abzuschätzen, welche Möglichkeiten und<br />

Risiken das Vorgehen gegen den behandelnden Arzt<br />

und gegebenenfalls das hinter ihm stehende Krankenhaus<br />

bietet.<br />

Einen ersten Einblick soll und kann dieser Artikel geben.<br />

Im Einzelfall ist aber auf jeden Fall ein auf das<br />

Schadensersatzrecht oder Medizinrecht spezialisier-<br />

Anzeige<br />

.<br />

ter Anwalt heranzuziehen, wobei man durchaus hinterfragen<br />

sollte, ob der Anwalt eher Ärzte und Versicherungen<br />

oder Geschädigte vertritt.<br />

Über Risiken aufklären<br />

Im Endeffekt gibt es drei Arten von ärztlichen Fehlern,<br />

die Schadensersatzansprüche auslösen können:<br />

Den Behandlungsfehler, den Aufklärungsfehler und<br />

den Dokumentationsfehler. Ein Behandlungsfehler<br />

liegt immer dann vor, wenn der Arzt seine aus dem<br />

Behandlungsvertrag geschuldete Leistung, nämlich<br />

die fachgerechte Behandlung des Patienten, nicht<br />

erbracht hat und hieraus dem Patienten ein Schaden<br />

entsteht.<br />

Dies bedeutet im Klartext, dass der Arzt zwar nicht<br />

den Heilerfolg schuldet, jedoch die zur Zeit der Behandlung<br />

geltenden wissenschaftlich erprobten<br />

und empfohlenen abklärenden (diagnostischen)<br />

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und therapeutischen Maßnahmen richtig anwenden<br />

muss. Hierbei muss er aber nur den Standard einhalten,<br />

den ein eingearbeiteter und kompetenter Facharzt<br />

erbringen kann. Lediglich wenn der Arzt (oder<br />

das Krankenhaus) mit besonderen Kompetenzen<br />

wirbt – so z.B. eine Spezialklinik für Rückenmarksverletzte<br />

– ist auch die spezielle höhere Kompetenz<br />

geschuldet, was die Chance, einen Kunstfehler nachzuweisen,<br />

erhöhen kann.<br />

Ein Aufklärungsfehler liegt stets dann vor, wenn der<br />

Patient vor der Heilbehandlung – was insbesondere<br />

bei Operationen eine große<br />

Rolle spielt – nicht hinreichend<br />

und rechtzeitig<br />

(d.h. mit Abschluss des<br />

Behandlungsvertrages)<br />

über mögliche Risiken<br />

der Operation aufgeklärt<br />

wurde. Der Hintergrund<br />

ist, dass jede<br />

ärztliche Maßnahme an<br />

sich zunächst eine Körperverletzung<br />

darstellt,<br />

die nur dann gerechtfertigt<br />

ist, wenn der Patient<br />

zustimmt. Dies kann er<br />

aber nur, wenn er weiß,<br />

was gemacht wird, wie<br />

hoch die Erfolgsaussichten<br />

und wie hoch die<br />

Risiken des Eingriffs sind.<br />

Wird dieses Wissen vom Arzt nicht vermittelt, so<br />

liegt ein Behandlungsfehler in der Form eines Aufklärungsfehlers<br />

vor. In diesem Fall kann sich der Arzt<br />

auch nicht darauf berufen, dass ein „normaler, vernünftig<br />

denkender“ Patient der Behandlung zugestimmt<br />

hätte. Der Arzt hat stets den Patientenwillen<br />

zu berücksichtigen, hier reicht es also im Schadensfall<br />

aus, dass der Patient behauptet, dass er den Ein-<br />

Ein Aufklärungsfehler<br />

liegt stets dann vor, wenn<br />

der Patient vor der Heilbehandlung<br />

– was insbesondere<br />

bei Operationen eine<br />

große Rolle spielt – nicht<br />

hinreichend und rechtzeitig<br />

(d.h. mit Abschluss des Behandlungsvertrages)<br />

über<br />

mögliche Risiken der Operation<br />

aufgeklärt wurde.<br />

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griff bei ordentlicher Aufklärung nicht hätte durchführen<br />

lassen.<br />

Beweislastumkehr<br />

Die dritte Möglichkeit, einen Arzthaftungsprozess<br />

im Sinne des Geschädigten erfolgreich zu beenden,<br />

ist das Vorliegen eines Dokumentationsfehlers. Der<br />

Arzt muss seine Befunde, die eingeleiteten Maßnahmen<br />

und aufkommende Fragen dokumentieren, d.h.<br />

schriftlich niederlegen. Röntgenbilder und ähnliches<br />

Material hat er sorgfältig aufzubewahren. Ist die Dokumentation<br />

lückenhaft oder fehlen Röntgenbilder,<br />

so ist zunächst davon auszugehen, dass der Arzt einen<br />

Fehler gemacht hat. Dies führt zu einer Beweislastumkehr.<br />

Nicht mehr der geschädigte Patient muss<br />

den Fehler beweisen, sondern der behandelnde<br />

Arzt muss beweisen, keinen Fehler gemacht zu haben.<br />

Dies ist in der Regel nicht möglich, so dass bei<br />

lückenhafter Dokumentation oft eine Haftung dem<br />

Grunde nach feststeht.<br />

In der nächsten Ausgabe des PARAplegikers findet<br />

sich der zweite Teil des Artikels, dort wird auf die taktischen<br />

Fragen sowohl vorprozessualer als auch prozessualer<br />

Natur eingegangen.<br />

Anmerkung zum Autor: Der Rechtsanwalt und Fachanwalt<br />

für Verkehrsrecht Oliver Negele, Mitarbeiter<br />

der AG-Recht der FGQ, bearbeitet derzeit ca. 30 Fälle<br />

aus dem Bereich Großpersonenschaden im Jahr.<br />

Kontakt:<br />

Rechtsanwalt u. Fachanwalt für Verkehrsrecht<br />

Oliver Negele<br />

Bgm.-Fischer-Str. 12<br />

86150 Augsburg<br />

tel 08 21-32 79 88-10, Fax -20<br />

eMail: kontakt@arge-recht.de


Arbeitsgemeinschaften (AG)<br />

Ambulante Dienste<br />

Milan Kadlec<br />

Bornberg 94<br />

42109 Wuppertal<br />

tel 02 02-45-02 71; Fax -39 42<br />

eMail: info@isb-ggmbh.de<br />

Bauen & Umwelt<br />

Dipl. Ing. Dirk Michalski<br />

Im Hohnsiefen 1<br />

53819 Neunkirchen-Seelscheid<br />

tel 0 22 47-60 70<br />

eMail: DirkMichalski@t-online.de<br />

Internet: www.DirkMichalski.de<br />

Frank Opper, Architekt<br />

Auf der Wiese 20 • 41564 Kaarst<br />

tel 0 21 31-51 17 09<br />

eMail: frank@opper-architekten.de<br />

FGQ-Rechtsbeistand im Sozialrecht<br />

Herbert Müller<br />

Freiherr-vom-Stein-Straße 47<br />

56566 Neuwied-Engers<br />

tel 0 26 22-88 96-32; Fax -36<br />

eMail: h.mueller@engers.de<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Peter Mand<br />

Felbelstraße 15 • 47799 Krefeld<br />

tel 0 21 51-62 17 000<br />

eMail: peter.mand@t-online.de<br />

Recht / Schadensersatzrecht<br />

Gottfried Weller<br />

Oliver Negele<br />

Dr. Loeffelladstr. 127 • 86609 Donauwörth<br />

tel 09 06-83 34; Fax 99 99 715<br />

eMail: gottfriedweller@arcor.de<br />

Schmerz bei Querschnittlähmung<br />

Margarete „Gritli“ Blickensdörfer<br />

Gottfried-Keller Str. 54 • 40474 Düsseldorf<br />

tel 02 11-38 73 69 67<br />

eMail: gblickensdoerfer@ish.de<br />

Schule & Studium<br />

Karen Fischer<br />

Auf der Kuhweide 1 • 44269 Dortmund<br />

tel 02 31-75 97 55<br />

Urlaub<br />

Johann Kreiter<br />

Laubeweg 1 • 70565 Stuttgart<br />

tel 07 11-7 15 64 90<br />

eMail: jnkreiter@aol.com<br />

Neue Ansprechpartner gesucht!<br />

Anfragen bitte an<br />

eMail: FGQ-Moelsheim@t-online.de<br />

Ich spende meinen Jahres- Mitgliedsbeitrag in Höhe<br />

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(mindestens 30 Euro)<br />

Querschnittgelähmte 15 Euro, je Familienmitglied 15 Euro<br />

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Buchen Sie von folgendem Konto ab:<br />

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Ich kann diese Anmeldung innerhalb von 10 Tagen bei der Fördergemeinschaft der<br />

Querschnittgelähmten in Deutschland e.V., Silcherstraße 15, 67591 Mölsheim schriftlich<br />

widerrufen. Zur Wahrung der Frist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs.<br />

Datum Unterschrift<br />

PARAPLEGIKER – Zeitschrift für Menschen<br />

mit Körperbehinderung<br />

Das offizielle Nachrichtenmagazin der Fördergemeinschaft<br />

der Querschnittgelähmten erscheint jetzt im<br />

vereinseigenen HUMANIS Verlag. Menschen mit Körperbehinderung<br />

haben viele gemeinsame Interessen,<br />

deshalb sollte der Blick auch über den Zaun der eigenen<br />

Betroffenheit hinausgehen. Der „Para“ bietet einen n<br />

Mix aus Information, Kultur, Politik und Unterhaltung.<br />

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Werden Sie Mitglied!<br />

Bitte ausschneiden und in einem ausreichend frankierten Umschlag senden an:<br />

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Bei Interesse fordern Sie bitte ein Probeheft an<br />

oder informieren sich telefonisch beim Verlag.<br />

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Humanis Verlag für Gesundheit GmbH • Silcherstrasse 15 • D-67591 Mölsheim • Deutsche Post AG • Entgelt bezahlt • ZKZ D 05475 • ISSN 0723-5070<br />

2/<strong>2011</strong><br />

29. Jahrgang<br />

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4 Ausgaben jährlich für 15 € (Ausland 20 €) inkl. Porto & Versand.<br />

Vorname:<br />

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gegen Rechnung (bitte Rechnung abwarten)<br />

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Ich möchte Mitglied im Freundeskreis der<br />

Fördergemeinschaft der Querschnittgelähmten<br />

in Deutschland e.V.werden.<br />

Ich erhalte 1/4 jährlich eine Informationsschrift, die mich unter anderem auch über alle<br />

laufenden Aktivitäten der Fördergemeinschaft informiert. Falls ich durch einen Unfall<br />

eine Querschnittlähmung erleide, erhalte ich als Soforthilfe 50.000 € mit entsprechender<br />

Abstufung bei Teilinvalidität.<br />

Name, Vorname<br />

Geb.-Datum<br />

Straße<br />

PLZ / Wohnort<br />

Folgende Familienangehörige melde ich für 15 Euro an:<br />

Name, Vorname Straße / Wohnort<br />

Geb.-Datum<br />

Name, Vorname Straße / Wohnort<br />

Geb.-Datum<br />

Ich bin querschnittgelähmt ja nein<br />

Andere Behinderung:<br />

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Spendenkonto 0 179 200, Deutsche Bank Ludwigshafen, BLZ 545 700 94<br />

Ihr Rücktrittsrecht: Diese Bestellung kann innerhalb von 8 Tagen (Poststempel) schriftlich widerufen<br />

werden. Diesen Hinweis habe ich zur Kenntnis genommen und bestätige dies durch meine<br />

2. Unterschrift.<br />

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Gewünschte Zahlungsweise (bitte ankreuzen)<br />

Beantworten Sie bitte noch diese zwei Fragen bevor Sie die Abo-Karte ausgefüllt<br />

an uns senden:<br />

Wo haben Sie den »<strong>Paraplegiker</strong>« kennengelernt?<br />

Welche Ausgabe des »<strong>Paraplegiker</strong>« liegt Ihnen vor?<br />

Rückseite beachten<br />

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I M P R E S S U M<br />

PARAplegiker – Zeitschrift für Menschen mit Körperbehinderung<br />

HUMANIS Verlag GmbH<br />

Silcherstraße 15 · D-67591 Mölsheim<br />

Telefon: 0 62 43-900 704<br />

Telefax: 0 62 43-903 569<br />

info@humanis-verlag.de<br />

www.humanis-verlag.de<br />

ISSN 0723-5070<br />

HERAUSGEBER<br />

Fördergemeinschaft<br />

der Querschnittgelähmten<br />

in Deutschland e.V.<br />

Eingetragen ins Vereinsregister Mannheim Nr. 11844<br />

GESCHÄFTSFÜHRER<br />

Roger Kniel<br />

MARKETINGLEITUNG<br />

Gisela Werner<br />

ANZEIGENBETREUUNG<br />

POINT63 Media- und Verlagsservice<br />

Andreas Stoßberg<br />

Telefon: 02 12-2 33 52 65<br />

Telefax: 02 12-2 33 52 66<br />

a.stossberg@arcor.de<br />

ABOBETREUUNG<br />

Probeheft<br />

Telefon: 0 62 43-900 704<br />

REDAKTIONSLEITUNG<br />

(v.i.S.d.P.) Peter Mand<br />

MITARBEIT AN DIESER AUSGABE<br />

Harry Baus, Barbara Früchtel, Margit Glasow, Ralf Kirchhoff, Kasia,<br />

Reinhard Wylegalla, Hermann Sonderhüsken, Heike Stüvel, Ruth Auschra,<br />

Raimund Artinger, Herbert Müller, Prof. T. Platz, Dr. J. Bremer,<br />

Dr. Andrea Flemmer, Alexander Epp, RA Oliver Negele.<br />

LAYOUT<br />

Eickhoff – Grafik & Design - Speyer<br />

Telefon: 0 62 32-62 93 20<br />

DRUCK<br />

NINO Druck GmbH<br />

Im Altenschemel 21<br />

67435 Neustadt/Weinstraße<br />

ERSCHEINUNGSWEISE<br />

vierteljährlich<br />

ANZEIGENSCHLUSS<br />

3 Wochen vor Erscheinen. Anzeigen erscheinen unter Verantwortung<br />

der Auftraggeber.<br />

Es gelten die Mediadaten Nr.9 ab 1. Dezember 2008<br />

BEZUGSBEDINGUNGEN<br />

Inland 15 EURO jährlich, Ausland 20 EURO jährlich, Einzelheft:<br />

Deutschland 4 EURO (jeweils inkl. Versand und Mwst.); Ausland 4<br />

EURO (+Versandkosten). Das Abonnement wird im voraus in Rechnung<br />

gestellt, Bezugszeitraum ist das Kalenderjahr. Das Abonnement<br />

verlängert sich jeweils um ein Jahr, wenn es nicht mindestens 8<br />

Wochen vor Ablauf beim Verlag schriftlich gekündigt wurde.<br />

Der gesamte Inhalt der Zeitschrift ist urheberrechtlich geschützt, jede<br />

unzulässige Verwertung ohne Einwilligung des Verlages wird verfolgt.<br />

Die Autoren erklären sich mit der redaktionellen Bearbeitung ihrer<br />

Beiträge einverstanden. Haftung für zugesandte Texte oder Bilder<br />

wird ausgeschlossen.<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge stimmen nicht zwangsläufig<br />

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