Paraplegiker 2/2011
Paraplegiker 2/2011 Paraplegiker 2/2011
2/2011 29. Jahrgang Humanis Verlag für Gesundheit GmbH • Silcherstrasse 15 • D-67591 Mölsheim • Deutsche Post AG • Entgelt bezahlt • ZKZ D 05475 • ISSN 0723-5070 Vereint mit Datenbank für rollstuhlgerechte Orte: www.wheelmap.org
- Seite 2 und 3: DAS LEBEN GEHÖRT ALLEN. FIATAUTONO
- Seite 4 und 5: inhalt 4 3 6 8 10 12 16 25 42 14 20
- Seite 6 und 7: aktuell Seit vielen Jahren findet i
- Seite 8 und 9: aktuell Nicht, dass wir uns falsch
- Seite 10 und 11: kultur 10 Karikaturen von Barbara F
- Seite 12 und 13: ericht Datenbank für rollstuhlgere
- Seite 14 und 15: glosse 14 PARAPLEGIKER 2/11 Zeit is
- Seite 16 und 17: ericht Jedes Jahr werden in Deutsch
- Seite 18 und 19: ericht Im eigenen Interesse sollte
- Seite 20 und 21: menschen 20 „Ich war 20, stand un
- Seite 22 und 23: menschen Alles, was Recht ist Ein a
- Seite 24 und 25: menschen Als Stiftungs- Beispiel se
- Seite 26 und 27: ericht 26 rekt dieser Gruppe zu.
- Seite 28 und 29: hilfsmittel Zwischen Hightech und B
- Seite 30 und 31: markt Schränke und Schrankwände s
- Seite 32 und 33: markt Der Kleiderschrank für Rolls
- Seite 34 und 35: q - querschnitt spezial 34 Serie: D
- Seite 36 und 37: q - querschnitt spezial „Da stink
- Seite 38 und 39: q - querschnitt spezial Am 13. und
- Seite 40 und 41: q - querschnitt spezial 40 Gesunde
- Seite 42 und 43: ericht 42 Die Suche nach dem Frauen
- Seite 44 und 45: ericht „Besonders in großen Stä
- Seite 46 und 47: markt 46 Ein herrliches preußische
- Seite 48 und 49: markt Drei Modelle - eine Antwort a
- Seite 50 und 51: markt 50 PARAPLEGIKER 2/11 dann zwa
2/<strong>2011</strong><br />
29. Jahrgang<br />
Humanis Verlag für Gesundheit GmbH • Silcherstrasse 15 • D-67591 Mölsheim • Deutsche Post AG • Entgelt bezahlt • ZKZ D 05475 • ISSN 0723-5070<br />
Vereint<br />
mit<br />
Datenbank für rollstuhlgerechte Orte:<br />
www.wheelmap.org
DAS LEBEN GEHÖRT ALLEN. FIATAUTONOMY.DE<br />
DIE FREIHEIT, DIE WIR MEINEN.<br />
Lebenswege sind individuell – wie die Menschen, die sie leben. Träume sind so verschieden wie die-<br />
jenigen, die sie träumen. Fiat Autonomy möchte Ihnen jede Unterstützung dabei anbieten, Ihr Leben zu<br />
gestalten und Ihren Träumen zu folgen. Mit innovativen Lösungen zur Fahrzeugumrüstung, Beratung<br />
und Service. Was immer Sie vorhaben, wovon immer Sie träumen: fiatautonomy.de
Demo-<br />
Renaissance<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
jetzt ist der mehrfache Super-GAU in Japan schon einige<br />
Wochen her und so gut wie vergessen. Dass sich ein<br />
paar Kernstäbe schmelzend in die Erde gebohrt haben,<br />
dass Abermillionen Liter radioaktiv verseuchtes Wasser<br />
aus dem explodierenden Reaktor in die Atmosphäre<br />
geschleudert und ins Meer geflossen sind, kratzt kaum<br />
noch jemanden außer die Kanzlerin, die aus Angst um<br />
die Macht über Nacht zur Atomkraftgegnerin mutierte.<br />
Andere Mutationen stehen sicher bevor, schon in Tschernobyl<br />
wurden unzählige kranke und behinderte Kinder<br />
geboren. Insofern hat uns dieses Thema dauerhaft zu<br />
interessieren.<br />
Davon abgesehen wird sich die Belastung weltweit verteilen.<br />
Schon ist grüner Tee in Japan landesweit belastet<br />
(Überraschung!), wie das mit Unterhaltungselektronik,<br />
Kleinwagen und Sushi aus dem Land der aufgehenden<br />
(Anti-Atom-) Sonne weitergehen soll weiß man nicht.<br />
Natürlich wird sich die Strahlenbelastung durch die<br />
weltweite Verteilung weiter verringern. Nur wird sich ein<br />
Teil davon, und zwar der gefährlichste, über Jahrhunderte<br />
kaum verringern. Und Wissenschaftler sagen, dass<br />
es für einige hochgiftige, auch radioaktive Stoffe keine<br />
unschädliche Dosierung gibt. Wie viel Leid durch die<br />
verantwortungslose Nutzung unbeherrschbarer, aber<br />
hoch profitabler Monstertechnik auf die Welt kommt,<br />
wird die Zukunft zeigen. Deutschland übrigens wimmelt<br />
nicht nur so von Erdbebenzonen und schlummernden<br />
Vulkanen, sondern ist eine der Regionen der Erde, auf<br />
denen die meisten Flugzeuge fliegen – wie viel Schaden<br />
die anrichten können wissen wir spätestens seit dem 11.<br />
September 2001.<br />
Gut, dass jetzt wieder demonstriert wurde. Die rote Anti-<br />
Atom-Sonne auf gelbem Grund feiert ihre Wiedergeburt<br />
als öffentliches Symbol. Bei all diesen Demos sind immer<br />
schon behinderte Menschen dabei gewesen, die sich<br />
schon Jahrzehnte oft unbemerkt für gesellschaftlich relevante<br />
Themen einsetzen. Die moderne Politik nennt<br />
das übrigens Teilhabe.<br />
ABOTELEFON (0 62 43) 900 704<br />
Die Anti-Atom-Demos ließen nach, als der EHEC-Keim<br />
zuschlug. Er ist zwar schon seit über 20 Jahren in seiner<br />
Gefährlichkeit bekannt, fordert auch jedes Jahr neue<br />
Todesopfer, war dann aber doch praktisch, um von anderen<br />
Themen abzulenken… Was mich sehr stört ist die<br />
ärztliche Relativierung, so manches Todesopfer habe<br />
„Vorerkrankungen“ gehabt. Na und? Alte und Behinderte<br />
sterben eben zuerst, wenn die Seuche kommt, oder<br />
wie sollen wir das verstehen? Auch die durch staatliche<br />
Sparwut in den Krankenhäusern vorzüglich geförderte<br />
Vermehrung resistenter Keime führt bevorzugt bei<br />
Menschen mit Handikap zu lebensbedrohender Infektion.<br />
Ist die lahme Reaktion des Staates auf diese Bedrohung<br />
doch darauf zurückzuführen, dass es die gesunde<br />
Mehrheit nicht so oft trifft? Ein böser Verdacht.<br />
Demos mit heiteren Gesichtern sah man bundesweit am<br />
5. Mai, dem europaweiten „gemeinsamem Protesttag<br />
für die Gleichstellung behinderter Menschen“. Hoffnung<br />
ist was Schönes, gerade wenn sie begründet erscheint.<br />
Die „UN-Behinderten-Konvention“ führt landauf, landab<br />
zu Aufbruchsstimmung. Gut so, schließlich enthält sie<br />
nahezu vollständig alle Forderungen der Behindertenbewegung.<br />
Aber sie ist noch nicht durchgesetzt. Jetzt<br />
mauern sie überall, die hartleibigen Bürokraten (ja, zum<br />
Glück gibt es auch gutwillige), die sparwütigen Politiker,<br />
die stinkfaulen Schulleiter mit der Angst vor arbeitsintensiven<br />
behinderten Schülern und überhaupt die Allgemeinbevölkerung,<br />
die Minderheiten und Fremdes<br />
per se nicht mag. Wenn wir nicht wollen, dass uns das<br />
Lachen über die neuen Rechte im Hals stecken bleibt,<br />
werden wir wieder kämpfen müssen, bis der Traum über<br />
die Gleichberechtigung aller Wirklichkeit geworden ist.<br />
Dass wir auch in diesem Heft zahlreiche andere Info-<br />
und Servicethemen bieten, sind Sie von uns gewohnt.<br />
Ein komplettes Angebot, so soll es sein. Wenn Sie sich<br />
darüber freuen, wenn etwas fehlt oder nicht so gelungen<br />
ist, schreiben Sie uns. Wir würden uns freuen.<br />
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.<br />
Ihr<br />
editorial<br />
3
inhalt<br />
4<br />
3<br />
6<br />
8<br />
10<br />
12<br />
16<br />
25<br />
42<br />
14<br />
20<br />
22<br />
27<br />
30<br />
46<br />
47<br />
48<br />
49<br />
editorial<br />
Demo-Renaissance<br />
aktuell<br />
Europaweiter Protesttag (1):<br />
Berlin und anderswo<br />
Europaweiter Protesttag (2):<br />
„Bonn inklusiv“ – die Zeiten ändern sich<br />
kultur<br />
Karikaturen von Barbara Früchtel<br />
bericht<br />
Datenbank für rollstuhlgerechte Orte:<br />
www.wheelmap.org<br />
20 Jahre Engagement für Betroffene<br />
und die Prävention:<br />
Amputierten-Initiative<br />
Behinderte Träume?<br />
Die Suche nach dem Frauenarzt<br />
glosse<br />
Pünktlichkeit ist eine Zier…<br />
menschen<br />
Nils Bandelin:<br />
Menschen mit Amputationen<br />
Mut machen<br />
Christian Au:<br />
Alles, was Recht ist<br />
hilfsmittel<br />
Rampen – das Angebot ist riesig<br />
markt<br />
Bauen-wohnen-renovieren:<br />
Schränke – immer an der Wand lang<br />
HausRheinsberg feiert 10-jähriges<br />
Jubiläum<br />
„Linksfüßerin“ fährt Auto ohne ihre Arme:<br />
Soweit die Füße tragen und weit<br />
darüber hinaus<br />
iChair – Neue Elektro-Linie<br />
von MEYRA-ORTOPEDIA<br />
Optimales Duo –<br />
Selbstkatheterismus und Kondomurinale<br />
PARAPLEGIKER 2/11<br />
Seite 6<br />
Seite 12<br />
Seite 16<br />
Seite 20
Seite 27<br />
Seite 52<br />
Seite 56<br />
Seite 36<br />
Seite 40<br />
33<br />
34<br />
36<br />
38<br />
40<br />
51<br />
52<br />
56<br />
58<br />
62<br />
63<br />
65<br />
66<br />
q – querschnitt spezial<br />
Das silberne Spar-Schwein:<br />
„Kaufen Sie sich doch einfach<br />
ein neues Auto“<br />
Serie: Dekubitus (2)<br />
Das richtige Kissen wählen!<br />
Operation aus Patientensicht:<br />
Stoma - Leben mit einem Loch im Bauch<br />
Symposium des Querschnittgelähmtenzentrums<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
Gesunde Ernährung ab 40 –<br />
Aspekte für Querschnittgelähmte<br />
die fotoseite<br />
Neulisch in Fronkreisch<br />
kurzgeschichte<br />
Was neulich nachts geschah:<br />
Dumme Nuss<br />
sport<br />
Buggykiten:<br />
Schnell wie der Wind<br />
unterwegs<br />
Rollibike-Tour entlang des Mains:<br />
Von Bayreuth nach Aschaffenburg<br />
kleinanzeigen<br />
recht<br />
Der ärztliche Behandlungsfehler (Teil 1)<br />
abo<br />
impressum<br />
Titelfoto: wheelmap.org.<br />
Seite 58<br />
PARAPLEGIKER 2/11<br />
inhalt<br />
5
aktuell<br />
Seit vielen Jahren<br />
findet in Deutschland<br />
und in unseren<br />
Nachbarländern<br />
der Europäischen<br />
Gemeinschaft am<br />
5. Mai ein gemeinsamer<br />
Protesttag für<br />
die Gleichstellung<br />
behinderter Menschen<br />
statt.<br />
6<br />
PARAPLEGIKER 2/11<br />
Europaweiter Protesttag (1):<br />
Berlin und anderswo<br />
Dieser Tag hat viele Gesichter: Gemeinsame Sternfahrt<br />
behinderter Menschen mit Bus und Bahn nach<br />
Berlin oder politische Diskussionen mit den Vertretern<br />
der Fraktionen aus Stadt- und Landesparlamenten;<br />
immer zum Thema Gleichstellung behinderter<br />
Bürger und Abschaffung von Benachteiligungen.<br />
Egal unter welchem Aspekt oder Schwerpunkt, immer<br />
steht der Wunsch nach mehr Akzeptanz im<br />
Brennpunkt. Schluss mit Benachteiligung und Diskriminierung,<br />
so oder ähnlich lauten stets die Forderungen.<br />
Dahinter steht eigentlich nur der Wille von<br />
behinderten Bürgern nach Anerkennung ihrer Würde.<br />
Zahlreich sind die aufgezählten Nachteile, vom<br />
Ruf nach Arbeitsplätzen bis hin zu der Forderung für<br />
mehr Pflegesicherheit im Alter. Auch in diesem Jahr<br />
war das so.<br />
Überall fanden Veranstaltungen statt, große und<br />
kleinere. Unter dem Motto „Kein Sonderweg! Inklusion<br />
behinderter Menschen von Anfang an“ gab es<br />
an dem von der LAG Selbsthilfe Bayern e.V. koordinierten<br />
Aktionstag auf dem Münchner Marienplatz<br />
eine Vielzahl an Informationen und Diskussionen<br />
zum Thema. An knapp dreißig Ständen präsentierten<br />
sich Behindertenverbände, Selbsthilfegruppen und<br />
Vereine.<br />
In Dortmund wurde über das Thema Inklusion an den<br />
Hochschulen diskutiert. Eingeladen hatte das Sozialministerium<br />
NRW. Es kamen Vertreter der Ministerien<br />
des Landes, der Landschaftsverbände, der Organisationen<br />
und Verbände Betroffener zusammen und debattierten<br />
konstruktiv über strukturelle Veränderung<br />
an den Hochschulen. Für Nordrhein-Westfalen zumindest<br />
scheint das Thema „Inklusion“ Chefsache zu sein.<br />
So verkündete Ministerpräsidentin Hannelore Kraft in<br />
ihrer Regierungserklärung am 15.9.2010:<br />
„Wer den Zusammenhalt der Gesellschaft will, darf<br />
weder Ausgrenzung noch Diskriminierung hinnehmen.<br />
Auch heute noch werden Menschen mit<br />
Behinderungen vielfach von Bildungs- und Ausbildungsangeboten,<br />
der beruflichen Teilhabe oder der<br />
bestmöglichen medizinischen Betreuung ausgeschlossen.<br />
Gemeinsam mit den Organisationen und<br />
Verbänden behinderter Menschen werden wir einen<br />
Aktionsplan „Eine Gesellschaft für Alle – NRW inklu
siv“ auf den Weg bringen. Wir wollen auch hier aus<br />
Betroffenen Beteiligte machen. Wir werden die UN-<br />
Behindertenrechtskonvention in allen ihren Teilen<br />
in Landesrecht umsetzen und die Bundesregierung<br />
dabei unterstützen, dasselbe auf Bundesebene zu<br />
tun. Wir werden auf der Grundlage eines breit angelegten<br />
Dialogs zur UN-Behindertenrechtskonvention<br />
den Eindruck, dass es sich um eine große<br />
Wiedersehensveranstaltung handelte. Es trafen sich<br />
Menschen, die sich das letzte Mal in Bonn aus Anlass<br />
der großen Demonstration gegen die Pflegeversicherung<br />
sahen. Erinnerungen wurden ausgetauscht<br />
nach dem Motto „Weißt Du noch?“. Fragen<br />
nach der Familie und der Gesundheit ließen einige<br />
fast den eigentlichen Anlass des Treffens vergessen.<br />
Aber dann begann der Marsch und man bereitete<br />
sich auf die Kundgebung vor. Es war ein wunderbares<br />
Gefühl, ringsum mit Menschen zu laufen und<br />
zu rollen, die sich gemeinsam für die gleichen Ziele<br />
auf den Weg machten. Nach kurzer Überlegung<br />
wusste ich es, das Gefühl heißt Solidarität. Am Zaun<br />
zum Bundeskanzleramt angekommen, stellten sich<br />
alle auf und jeder konnte seine Forderungen an die<br />
Bundesregierung mit einem Mikrophon verkünden.<br />
Arbeit, Wohnen & Assistenz<br />
Unter den Rednern waren Andreas Vega, der Sprecher<br />
für persönliche Assistenz und Persönliche<br />
Budgets der Interessenvertretung Selbstbestimmt<br />
Leben in Deutschland (ISL), Silvia Schmidt, die<br />
Vorsitzende der Initiative „Daheim statt Heim“, Ilja<br />
Seifert, der behinderten- und tourismuspolitische<br />
Sprecher der Linksfraktion im Bundestag. Und mit<br />
einer flammenden Rede auch Ursula Engelen-Kefer,<br />
die ehemalige stellvertretende Vorsitzende des<br />
Deutschen Gewerkschaftsbundes. Zurzeit ist sie<br />
Dozentin an der Hochschule der Bundesagentur<br />
für Arbeit und hat einen Lehrauftrag an der Freien<br />
Universität Berlin. Darüber hinaus leitet sie den<br />
Arbeitskreis Sozialversicherung im Sozialverband<br />
Deutschland.<br />
Alle waren sich über die zentrale Aussage ihrer Forderungen<br />
einig: Behinderte Menschen wollen eine<br />
inklusive Gesellschaft, in der Menschen mit einer<br />
chronischen Krankheit und Behinderung vom Kindergarten<br />
über die Schule bis ins Arbeitsleben von<br />
Anfang an möglichst ohne Sonderweg im gleichen<br />
Maß ausgebildet und gefördert werden. Inklusion<br />
bedeutet, dass auch Menschen mit einer Behin-<br />
derung oder chronischen Erkrankung nicht wegen der<br />
Behinderung oder der Schwere der Behinderung von<br />
den gesellschaftlichen Angeboten und Teilhabemöglichkeiten<br />
ausgeschlossen werden.<br />
Zu den Forderungen an die Politik heißt es in dem Aufruf:<br />
„Es geht um die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention.<br />
Unverzüglich und vollständig. Es<br />
geht um Teilhabe. Für alle und jede/n. Es geht um gute<br />
Arbeit und gutes Wohnen, um Assistenz und Barrierefreiheit.<br />
Einkommens- und vermögensunabhängig. Es<br />
geht um würdevolles Leben. Selbstbestimmt und diskriminierungsfrei.“<br />
Mit Sicherheit haben an diesem Tag wieder viele Hoffnung<br />
geschöpft, vielleicht hat diese Gesellschaft doch<br />
noch eine Chance und kann von ihrer Vielfalt profitieren.<br />
Erinnern wir uns an das alte Motto: „Du hast keine<br />
Chance, also nutze sie!“. Wir sehen uns bei der nächsten<br />
Demo.<br />
Text & Foto:<br />
Harry Baus<br />
Anzeige<br />
• Größte Modellauswahl<br />
in Deutschland<br />
• Ein-/Zweischienensysteme<br />
• Eigener Kundendienst,<br />
365 Tage im Jahr<br />
• Immer in Ihrer Nähe<br />
www.lifta.de<br />
aktuell<br />
<br />
Gebührenfrei anrufen.<br />
# 0800-2244661<br />
Jetzt<br />
preiswert<br />
mieten!<br />
• Zuhause mobil bleiben<br />
• Sicher Treppenfahren<br />
• Selbständigkeit erhalten<br />
• Über 80.000 verkaufte Liftas<br />
• Meistgekauft und bewährt<br />
<br />
Ja! Schicken Sie mir meinen Prospekt –<br />
kostenlos und unverbindlich.<br />
Lifta GmbH, Horbeller Straße 33, 50858 Köln
aktuell<br />
Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Keineswegs haben sich<br />
die Probleme, die sich vor behinderten Menschen auftürmen,<br />
über Nacht in Luft aufgelöst. Das deutsche Bildungssystem ist<br />
weltweit höchstens drittklassig, die Bildungs- und Berufschancen<br />
für Behinderte sind nach wie vor schlecht, inzwischen landen<br />
auch akademisch Qualifizierte im Abseits. Die öffentlichen<br />
Verkehrsmittel funktionieren z.B. für Rollstuhlfahrer nur in wenigen<br />
Städten, der Zugang zu Fernzügen wird immer noch mit<br />
klapprigen Handkurbelrelikten bewerkstelligt. Pflegeskandale<br />
sind an der Tagesordnung, finden aber im Verborgenen statt. Soll<br />
ich weitermachen?<br />
Und doch – es bewegt sich was. In Bonn am erwähnten Tag sogar<br />
eine ganze Menge. Der verstorbene stellvertretende FGQ-<br />
Vorsitzende Christian Joachimi, gleichzeitig Vorsitzender der Behindertengemeinschaft<br />
Bonn, die als Behindertenbeauftragte<br />
fungiert, ist merkwürdigerweise indirekt dafür verantwortlich,<br />
dass ich am Abend diesen Tages eine Veranstaltung namens<br />
„In-Kunst-klusiv“ moderiere. Das kam so: Auf seiner Beerdigung<br />
sprach ich im Auftrag des FGQ-Vorstands ein paar Worte über<br />
Erlebnisse, die ich im Laufe von vier Jahrzehnten mit Christian<br />
Joachimi geteilt hatte. Sie liefen hinaus auf die große Hoffnung<br />
seiner letzten Lebensmonate, die Verwirklichung grundlegender<br />
Verbesserungen für behinderte Menschen eben durch die Umsetzung<br />
der UN-Konvention, beispielhaft in Bonn durch den<br />
Teilhabeplan „Bonn inklusiv“. Der steckt noch in den städtischen<br />
Gremien, hat aber wohl Chancen Stück für Stück Wirklichkeit zu<br />
werden, betreffend praktisch alle Lebensbereiche von Menschen<br />
8<br />
PARAPLEGIKER 2/11<br />
Europaweiter Protesttag (2):<br />
„Bonn inklusiv“ –<br />
die Zeiten ändern sich<br />
Auf „inklusive“<br />
Bühnen führen<br />
Rampen, im Bild:<br />
Die Theatergruppe<br />
„Fulminant“.<br />
Dass in der ehemaligen Bundeshauptstadt der 5. Mai auch<br />
begangen wird, überrascht nicht. Schon eher wie das passiert.<br />
Früher waren solche Tage bestimmt von einer Frontstellung<br />
zu recht unzufriedener behinderter Menschen<br />
gegen einen Staat, der mindestens untätig war gegenüber<br />
zahlreichen Missständen, die das Leben mit Handikap zu<br />
einem ständigen Kampf machten. Heute arbeiten staatliche<br />
Stellen vielerorts mit der Selbsthilfe zusammen, um<br />
die „UN-Behinderten-Menschenrechtskonvention“ in die<br />
deutsche Wirklichkeit zu übersetzen.<br />
mit Behinderung: Erziehung, Bildung, Arbeit, Wohnen, Budget,<br />
Kultur, Freizeit, Gesundheit, Pflege, Barrierefreiheit.<br />
Die Vergangenheit<br />
Und nun stehe ich hier, mit meiner Vergangenheit als Protestler<br />
in der Zeit um das „UNO-Jahr der Behinderten“ 1981 herum.<br />
Damals waren die Missstände überall noch deutlich mit Händen<br />
zu greifen, Schulen, öffentliche Einrichtungen und Verkehrsbetriebe<br />
sonderten offen und teils aggressiv aus. Unsere Antwort<br />
war entsprechend: Das „Krüppeltribunal“ beschrieb im Dezember<br />
81 sehr deutlich die Probleme und das Verhalten der Täter.<br />
Anschließend gab es einige Demos und andere Konfrontationen,<br />
bis endlich eine Bereitschaft erkennbar war von Aussonderung<br />
zu „Integration“ umzuschalten.<br />
Integration kostet die Betroffenen viel Mühe. Schließlich müssen<br />
sie sich an die herrschenden Verhältnisse anpassen, in denen sie<br />
eigentlich nicht vorgesehen sind. Mein guter Freund Harry Baus,<br />
Autor des vorangehenden Beitrages, hat deshalb immer gern gesagt:<br />
„Ich will nicht integriert sein.“<br />
Auf Integration folgt „Inklusion“. Hört sich doof an, hat aber viel<br />
Gutes: Im Grundsatz bedeutet Inklusion die Miteinbeziehung<br />
aller schon bei der Planung. Schule, Verkehrsmittel, Häuser, alles<br />
wird künftig so geplant, dass alle, auch die mit Handikap, damit<br />
und darin klar kommen. Eine paradiesische Verheißung – es gibt<br />
schlechtere Ziele…<br />
Die Veranstaltung<br />
Den ganzen Tag schon geht es auf dem Münsterplatz in Bonn<br />
hoch her. Wer in der Stadt aktiv ist hat einen Stand oder ist dort
unterwegs. Verblüffend für den Besucher von außerhalb ist die<br />
offenbar nahtlose, freundschaftliche Zusammenarbeit zwischen<br />
Stadt, Staat und Selbsthilfe, keine Rede mehr von Fronten. Nicht,<br />
dass alle Probleme gelöst sind, nicht, dass alle zufrieden wären.<br />
Aber man arbeitet wohl zusammen, man kämpft nicht mehr gegeneinander.<br />
Dann kommt der Abend im Münstercarré: „Zum Anlass des europäischen<br />
Protesttages zur Gleichstellung von Menschen mit<br />
Behinderung organisiert die Lenkungsgruppe des Behindertenpolitischen<br />
Teilhabeplans Bonn eine musikalische und kulturelle<br />
Veranstaltung von und für Menschen mit und ohne Behinderung.“<br />
Karl Valentin wusste es schon vor 60 Jahren: „Kunst ist schön,<br />
macht aber viel Arbeit.“ Das hat diese Veranstaltung auch gemacht.<br />
Geleistet von Mitarbeiterinnen der Stadt Bonn. Sie haben<br />
ihre Sache gut gemacht. Das Programm kann sich sehen lassen,<br />
es zu moderieren ist die reine Freude. Dabei habe ich die Gelegenheit,<br />
auf die vergangenen Kämpfe der Βehindertenbewegung<br />
hinzuweisen. Und zu mahnen: Inklusion braucht Teilhabe. Die Betroffenen<br />
müssen sich beteiligen, sonst werden die Ansätze zur<br />
Veränderung stecken bleiben. Und auch Wachsamkeit ist gefragt.<br />
Sonst werden Formeln und Geschwätz echte Veränderungen<br />
ersetzen. Und doch bleibt es dabei: Es gibt Ansätze zu grundlegenden<br />
Verbesserungen der Rechte behinderter Menschen. Die<br />
gilt es zu loben und zu verteidigen.<br />
Programm des Abends<br />
Als erstes werden Texte von Alexander Schallenberg, einem<br />
nichtsprechenden Autisten, vorgetragen. Er besuchte jahrelang<br />
die Sonderschule für geistig Behinderte, heute Förderschule. Über<br />
die so genannte „gestützte Kommunikation“ erhielt er die Möglichkeit<br />
mit Unterstützung einer Person auf etwas oder auf Buchstaben<br />
zu zeigen, sich mitzuteilen. Bald schrieb er: „Ich möchte<br />
auf eine andere Schule, ich bin hier nicht richtig, ich möchte ein<br />
adäquates Bildungsangebot.“ 2009 machte er sein Abitur an der<br />
Gesamtschule in Bonn Bad Godesberg und studiert seitdem Germanistik<br />
und Philosophie.<br />
Als nächster Programmpunkt folgt „Leonce und Lena“ von Georg<br />
Büchner, aufgeführt von der Theatergruppe „Fulminant“ des Bonner<br />
Vereins für gemeindenahe Psychiatrie e.V., teilweise Schauspielkunst<br />
auf beachtlichem Niveau. Die Gruppe besteht aus 17<br />
Schauspielerinnen und Schauspielern, die in unterschiedlicher<br />
Weise psychiatrisch erkrank sind. 14 Darsteller kommen aus diversen<br />
Einrichtungen des Bonner Vereins, wie Wohnheim oder<br />
Tagesstätte. Geboten werden zwei Szenen aus dem 1. Akt des<br />
Theaterstückes, das zurzeit von „Fulminant“ geprobt wird. Ergänzt<br />
wird es mit Texten und Liedern, die Herbert Grönemeyer für eine<br />
Aufführung im Berliner Ensemble mit Robert Wilson geschrieben<br />
bzw. komponiert hat.<br />
aktuell<br />
Den populären Schlusspunkt des Abends setzt die TH-live Band.<br />
Sie singt Lieder, Schlager-, Pop- und Volksmusik zum Playback.<br />
Die Gesangsgruppe, auch „Tenten live“ oder die „Band“ genannt,<br />
besteht aus Bewohnern des Tenten-Hauses in Bonn, einem Wohnheim<br />
der Lebenshilfe Bonn. TH-live entstand im Jahr 2003. Anlässlich<br />
eines bevorstehenden Sommerfestes wurde von zwei Mitarbeitern<br />
des Hauses eine Band gegründet. Die Idee lag nah, da<br />
viele Bewohner musikalische Talente hatten. Abgesehen von dem<br />
großen Spaß, den alle Beteiligten hatten, kam die Gruppe auch<br />
sehr gut beim Publikum an und schon bald gab es Nachfragen,<br />
ob man nicht auch woanders auftreten könne. Heute besteht die<br />
Gruppe aus fünf Sängern und einem weiteren Bewohner, der den<br />
Rhythmus angibt.<br />
Binnen kurzem kocht der Keller. Unglaublich, was da an unverfälschter<br />
Freude an der Musik und echtem Gefühl rüberkommt.<br />
Im Gang wird getanzt, der Saal schunkelt und freut sich. Von „Hey<br />
Baby“ über „Ein Stern der Deinen Namen trägt“ bis zu „Aber bitte<br />
mit Sahne“ kommt alles an, am Schluss hat die Band aber auch<br />
jeden im Raum.<br />
Text & Foto: Peter Mand<br />
Anzeige
kultur<br />
10<br />
Karikaturen<br />
von<br />
Barbara Früchtel<br />
PARAPLEGIKER 2/11
Eine Marke der Daimler AG<br />
Lassen Sie sich nicht behindern.<br />
Welche Ziele Sie sich auch gesetzt haben – die behindertengerechten Fahrzeuge von Mercedes-Benz<br />
unterstützen Sie dabei. Unsere More Mobility Center und Mercedes-Benz Partner bieten Ihnen eine<br />
große Auswahl: vom Pkw bis hin zum Transporter. Und selbstverständlich sind wir auch für die passenden<br />
Umbaulösungen der richtige Ansprechpartner. Unsere geschulten Mitarbeiter beraten Sie gerne.<br />
Das More Mobility Center in Ihrer Nähe finden Sie im Internet unter www.mercedes-benz.de/mmc
ericht<br />
Datenbank für rollstuhlgerechte g Orte:<br />
www.wheelmap.<br />
In Deutschland leben<br />
mehr als 1,6 Millionen<br />
Rollstuhlfahrer. Weltweit<br />
liegt die Zahl bei<br />
ca. 185 Millionen. Um<br />
im Alltag zurecht zu<br />
kommen und wirklich<br />
am Leben teilnehmen<br />
zu können, sind sie<br />
alle – nicht nur Rollstuhlfahrer,<br />
sondern<br />
auch gehbehinderte<br />
Menschen oder Familien<br />
mit Kinderwagen<br />
– auf eine barrierefreie<br />
Umwelt angewiesen.<br />
Aber wo ist was<br />
barrierefrei und wie<br />
findet der Einzelne<br />
das heraus?<br />
12<br />
PARAPLEGIKER 2/11<br />
Wheelmap.org, eine online-Karte, ist die Lösung.<br />
Sie zeigt Rollstuhlfahrern, wo Barrieren im<br />
Alltag lauern. Entwickelt haben diese Idee die<br />
SOZIALHELDEN. Dieser Verein wurde 2004 von<br />
Raul Krauthausen zusammen mit seinem Cousin<br />
Jan Mörsch in Berlin gegründet. Den beiden, die<br />
teilweise in Peru aufgewachsen sind und dort gesehen<br />
haben, was Armut bedeuten kann, ging es<br />
darum, vor allem junge Menschen für gesellschaftliche<br />
Probleme zu sensibilisieren. Mit kreativen Aktionen<br />
auf soziale Probleme aufmerksam zu machen.<br />
Sich zu engagieren. Nicht des Geldes wegen,<br />
sondern mit dem Ziel, zu einem fairen und hilfsbereiten<br />
Miteinander anzuregen. Mit nachhaltigen<br />
Aktionen Aufmerksamkeit statt Mitleid zu erregen.<br />
So haben die SOZIALHELDEN 2004 gemeinsam<br />
mit Radio Fritz Berlin zum Beispiel eine Woche lang<br />
Das Team der<br />
„Sozialhelden“.<br />
live im Radio den „SuperZivi“ gecastet, um klar zu<br />
machen, worauf es dabei ankommt und welchen<br />
knallharten Anforderungen sich die Kandidaten<br />
tatsächlich stellen müssen.<br />
Großen Erfolg genießt immer noch das Projekt<br />
„Pfandtastisch helfen!“. Die Idee besteht darin,<br />
Pfandbons in Supermärkten zu sammeln, um soziale<br />
Einrichtungen zu unterstützen. Inzwischen<br />
hängen grüne ‚Pfandtastisch helfen!‘-Boxen in 100<br />
Berliner Kaiser’s-Filialen. Auch in anderen deutschen<br />
Städten können Kunden ihre Pfandbons<br />
spenden. Doch auch nach diesen und anderen erfolgreichen<br />
Projekten ließen die SOZIALHELDEN<br />
nicht nach, ihre Umwelt kritisch zu hinterfragen.<br />
So sagte eines Tages ein Freund aus dem Verein<br />
zu Raul: „Weißt du, ich habe eigentlich keine Lust,<br />
mich mit dir immer im gleichen Café zu treffen.<br />
Warum machen wir das nicht mal woanders?“ –<br />
„Ja, aber wo können wir denn hingehen?“ fragte<br />
Raul zurück. „Na dahin, wo es rolligerecht ist.“<br />
Einfaches Ampelsystem<br />
Eine plausible Antwort, doch niemand wusste<br />
so ganz genau, welche Cafés in Berlin rollstuhlgerecht<br />
sind. Selbst Raul, der ständig in<br />
Berlin in seinem Rolli unterwegs ist, kannte<br />
nur zwei, drei zugängliche Cafés in seinem<br />
Kiez. Die Frage wurde lange unter<br />
den SOZIALHELDEN diskutiert. Schließlich<br />
hatten sie die Idee, ein Internetportal zu<br />
entwickeln, um darin alles aus der näheren<br />
Umgebung zu erfassen, was rollstuhlgerecht<br />
ist.<br />
Gesagt – getan. Die jungen Leute versuchten<br />
zunächst, es selbst zu machen.<br />
„Doch mit unseren dilettantischen<br />
Kenntnissen der Computerprogrammierung<br />
sind wir kläglich gescheitert“,<br />
gibt Raul unumwunden<br />
zu.
org<br />
Raul Krauthausen<br />
Sie bewarben sich mit ihrer Idee 2009 zunächst beim<br />
deutschen Engagementpreis, eine Auszeichnung, die<br />
engagierten Personen und beeindruckenden Projekten<br />
ein Gesicht gibt und die Anerkennungskultur für<br />
bürgerschaftliches Engagement in Deutschland stärkt.<br />
Und – die SOZIALHELDEN gewannen mit ihrem Projekt<br />
wheelmap.org. Das Preisgeld von 10 000 € setzten sie<br />
ein, um einen Entwickler zu bezahlen, der ihnen das<br />
System baute, das seit 2010 online ist. 2010 gewannen<br />
sie darüber hinaus den Publikumspreis des Deutschen<br />
Bürgerpreises, der ebenfalls für bürgerschaftliches<br />
Engagement vergeben wird. Mit dem Preisgeld von<br />
5 000 € konnte das Projekt weiterentwickelt werden. Inzwischen<br />
läuft es so gut, dass sie zwei Leute einstellen<br />
konnten.<br />
Wichtig war es den SOZIALHELDEN aber vor allem, die<br />
Thematik der Rollstuhlgerechtigkeit so herunterzubrechen,<br />
dass sie auch für Laien verständlich ist. „Wir<br />
sprechen nicht von DIN-Normen und wollen nicht den<br />
Neigungswinkel von Rampen erfassen“, betont Raul<br />
Krauthausen. Ein einfaches Ampelsystem kennzeichnet<br />
die Rollstuhltauglichkeit der Orte: Grün bedeutet,<br />
dass ein Ort rollstuhlgerecht ist, orange bedeutet, dass<br />
es zum Beispiel keine Toilette gibt, und rot, dass der<br />
Ort für einen Rollstuhlfahrer nicht zugänglich ist. „Wir<br />
sagen, selbst wenn es keine behindertengerechte Toilette<br />
gibt, dann kann man vielleicht wenigstens einen<br />
Kaffee trinken. Die Frage nach der Toilette soll kein K.O.-<br />
Kriterium sein, sondern es geht um die Frage, kommt<br />
man rein oder kommt man nicht rein.“<br />
Orientierung und Veränderung<br />
Klar war den SOZIALHELDEN dabei: Wenn jeder die<br />
Möglichkeit hat, etwas auf dieser Karte einzutragen, ist<br />
es sinnvoller, als wenn es nur zehn tun können. Denn<br />
je mehr Menschen bei wheelmap.org mitmachen und<br />
Orte eintragen, desto genauer wird die Karte. Deshalb<br />
haben sie das Projekt so vereinfacht, dass jeder mit<br />
einem iPhone oder am PC die Daten, die ihm bekannt<br />
sind, spielend leicht eintragen kann – ähnlich wie bei<br />
Wikipedia. „Wir kommen zwar alle aus der Internetszene,<br />
aber wir haben versucht, es so einfach wie möglich<br />
zu machen.“<br />
Inzwischen gibt es täglich über 100 Neueinträge. Natürlich<br />
ist auf diese Weise nicht jede Information gesichert.<br />
„Aber die Erfahrung zeigt, dass die Einträge zum<br />
größten Teil richtig sind“, betont der Rollstuhlfahrer.<br />
Und vertritt dabei eine ganz klare Haltung: „Eine halbe<br />
Information ist oft besser als gar keine.“<br />
Um die Qualität weiter zu erhöhen, kooperieren die<br />
SOZIALHELDEN auch mit anderen Anbietern wie Internetportalen<br />
und Stadtführern wie Mobidat aus<br />
Berlin, die Ähnliches zum Thema Barrierefreiheit betreiben.<br />
Dass wheelmap.org dabei erst einmal nur auf<br />
Rollstuhlfahrer setzt, sieht Krauthausen als Stärke. „Wir<br />
haben die Freiheit zu sagen, wir machen erst mal nur<br />
etwas für Rollstuhlfahrer. Nicht, weil wir Blinde nicht<br />
mögen, sondern weil wir meinen, dass Blinde ganz andere<br />
Anforderungen haben und denen eine Stufe erst<br />
mal relativ egal ist.“ Damit schließt er nicht aus, dass die<br />
SOZIALHELDEN irgendwann auch ein System für Blinde<br />
entwickeln, aber das wird nicht das gleiche sein.<br />
Mit den auf wheelmap.org generierten Daten geben<br />
die SOZIALHELDEN nicht nur Orientierung bei der<br />
Suche nach rollstuhlgerechten Orten. Es geht ihnen<br />
darüber hinaus ganz bewusst darum, die Politiker und<br />
„Ortsbesitzer“ zu motivieren, über Barrierefreiheit in ihren<br />
öffentlichen Einrichtungen (wie Kinos, Restaurants<br />
usw.) nachzudenken und diese möglichst rollstuhlgerecht<br />
umzugestalten.<br />
Text: Margit Glasow<br />
Fotos: wheelmap.org.<br />
bericht<br />
Mit dem<br />
Preisgeld<br />
von 5 000 €<br />
konnte das<br />
Projekt weiterentwickelt<br />
werden.<br />
Inzwischen<br />
läuft es so<br />
gut, dass sie<br />
zwei Leute<br />
einstellen<br />
konnten.<br />
PARAPLEGIKER 2/11 13
glosse<br />
14<br />
PARAPLEGIKER 2/11<br />
Zeit ist subjektiv. Die Wahrnehmung; ob etwas kurz oder<br />
lange dauert, lässt sich in Sekunden oft nicht messen.<br />
Zwei Minuten können so schnell vergehen, wenn der<br />
VfL Bochum kurz vor Spielschluss unbedingt<br />
noch ein Tor zum Aufstieg<br />
braucht und ein gegnerischer<br />
Spieler sich, eine Verletzung heuchelnd,<br />
auf dem Rasen wälzt.<br />
120 Sekunden können zur<br />
Ewigkeit werden, wenn<br />
die Familie das Haus verlassen<br />
will und die Frau<br />
aus dem Badezimmer<br />
flötet: „Bin in zwei Minuten<br />
fertig.“ Für Rollis hat<br />
Zeit nichts spielerisches<br />
Leichtes, sondern mehr etwas<br />
Festes, Starres. Es zwängt einen<br />
ein wie ein Korsett. Der<br />
Grund ist: Wir können uns nicht beeilen.<br />
Pünktlichkeit ist eine Zier…<br />
Ein Vorgang dauert für uns so lange wie ein<br />
Vorgang eben dauert. Man macht nichts einmal<br />
schnell und dann wieder langsam. Wenn<br />
man einen Rolli fragt, wie lange er braucht, um<br />
ins Auto einzusteigen und den Rollstuhl zu verladen,<br />
dann bekommt man eine präzise Angabe.<br />
Ich wette, der von mir geschätzte Autor dieser<br />
Zeitschrift, Hermann Sonderhüsken, kann<br />
mir eine Excel-Tabelle vorlegen, in der er genau<br />
protokolliert hat: BMW 3er Reihe 1 Minute 30<br />
Sekunden, VW Passat 1 Minute 22 Sekunden,<br />
Porsche Cayenne 4 Minute 10 Sekunden… Jeder<br />
von uns weiß genau wie lange er braucht.<br />
Da antwortet keiner: „Oh du, das kommt darauf<br />
an, ob ich es eilig habe.“ – Denn darauf kommt<br />
es nicht an! Ein Rolli macht in der Regel sowieso<br />
alles so schnell er kann.<br />
Die Gründe dafür sind vielfältig: Man will möglichst<br />
normal rüberkommen und die Nichtbehis<br />
nicht durch sein beschauliches Tempo<br />
bremsen. An der Kasse im Supermarkt stellen<br />
die Leute sich sowieso schon ungern hinter mir<br />
an, weil sie davon ausgehen, dass es bei mir<br />
naturgemäß länger dauert. Damit das nicht so<br />
ist, lege ich mir schon vorher Geldscheine und<br />
mögliches Wechselgeld zurecht. Da brauche ich<br />
dann hinterher nicht mit den krummen Fingern<br />
hektisch in der Geldbörse kramen.<br />
Halt normal sein<br />
Man will das Tempo der Nichtbehis mitgehen:<br />
Wenn ich mir mal richtig Zeit lasse mit dem Anziehen<br />
(Normalform 14 Minuten, 12 Sekunden,<br />
Bestzeit 12 Minuten 45 Sekunden, schlechteste<br />
Zeit 1 Stunde 10 Minuten – weil bei Rekordversuch<br />
aus dem Rollstuhl gefallen…) – also,<br />
wenn ich mir mal richtig Zeit lassen würde, wäre<br />
meine Familie schon mit dem Frühstück fertig,<br />
wenn ich den Reißverschluss schließe. Wir wollen<br />
halt normal sein. Das geht so weit, dass wir<br />
beim Stadtbummel ordentlich ackern, um bergauf<br />
Fußgängergeschwindigkeit zu halten und<br />
bergab verschwenderisch bremsen, um dem<br />
Partner nicht davon zu rollen. Eigentlich krank,<br />
oder?<br />
Ein Rolli will halt aktiv rüberkommen und ein<br />
Rolli, der trödelt, sieht einfach behindert aus.<br />
Man stelle sich vor, zwischen rechtem und<br />
linkem Socken anziehen trinkt man erst mal ei-
nen Schluck Kaffee und zieht ein paarmal an der<br />
Zigarette. Wie sieht das aus? Vor 15 Jahren, als<br />
ich noch schnell und sportlich war, musste ich<br />
in der Heidelberger Innenstadt an einem langen,<br />
steilen Berg eine kurze Pause machen. Die<br />
Muskeln übersäuert, völlig außer Atem zog ich<br />
die Bremsen fest und stellte den Rollstuhl quer<br />
genau vor ein Schaufenster. Es dauerte genau<br />
eine Minute, da warf mir ein netter älterer Herr<br />
ein 50 Pfennig Stück in den Schoß. Nickte mir<br />
vertraulich zu und ging seines Weges. Ich fühlte<br />
mich wie Jan Ullrich kurz vor Alpe d’Huez und<br />
von außen wirkte ich wie jemand ohne festen<br />
Wohnsitz.<br />
Seitdem stelle ich mich, wenn ich eine Pause<br />
machen muss, immer mit dem Gesicht zum<br />
Schaufenster und tue so, als würde mich der<br />
Laden interessieren. Auf welch langweilige Auslagen<br />
musste ich dabei schon schauen: Ein Waffengeschäft<br />
war dabei, mehrere Juweliere und<br />
ein Schaufenster für Damenwäsche – man kann<br />
es sich nicht aussuchen wann man eine Pause<br />
braucht… Ich weiß nicht, was die Leute denken,<br />
wenn ein Rolli vor einem Waffengeschäft steht<br />
und intensiv die Auslage begutachtet, aber zumindest<br />
wird einem dort kein Geld geschenkt!<br />
Anzeige<br />
Die Gleichung<br />
Aber ich schweife ab. Also beeilen geht nicht,<br />
Trödeln geht gar nicht. Die Dinge brauchen<br />
eben ihre Zeit. Wenn ich um 8.15 Uhr bei der Arbeit<br />
sein will muss ich um 7.05 Uhr aufstehen.<br />
Wenn ich zehn Minuten später aufstehe, bin<br />
ich zehn Minuten später da, so einfach ist das.<br />
Obwohl – eine Alternative gibt es: Frühstück<br />
weglassen spart 18 Minuten, Zähneputzen<br />
weglassen 3 Minuten, aufs Klo gehen weglassen<br />
7 Minuten, Anziehen… äh – geht nicht.<br />
Für mich ist das eine geradezu mathematische<br />
Gleichung: 8.15 Uhr ankommen ist x. Aufstehen<br />
ist y. Wegstrecke zur Arbeit ist a, anziehen b, waschen<br />
c und so weiter. Dann wäre x = y plus a<br />
plus b plus…<br />
Pünktlichkeit lässt sich also ausrechnen und planen<br />
und wer als Behinderter trotzdem unpünktlich<br />
ist, kann entweder nicht rechnen oder es ist<br />
ihm egal ob er rechtzeitig ankommt – oder aber<br />
er hat eine Frau, die noch mal eben für zwei Minuten<br />
ins Bad muss!<br />
Text: Ralf Kirchhoff<br />
Illustration: Kasia<br />
Produktentwicklung und klinische Forschung auf dem<br />
Gebiet der „Neurogenen Blasenentleerungsstörung“<br />
Höchste pharmazeutische Qualität durch<br />
Herstellung in modernen Steril-Räumen.<br />
Lieferung ohne Wartezeiten innerhalb von<br />
48h an jeden Ort in Deutschland.<br />
Individuelle Patientenbetreuung<br />
Mo-Fr von 10 bis 17 Uhr<br />
am Telefon.<br />
glosse
ericht<br />
Jedes Jahr werden in<br />
Deutschland bis zu<br />
60 000 Beinamputationen<br />
durchgeführt.<br />
Dabei machen die<br />
Folgen von Unfällen,<br />
Infektionen und Tumore,<br />
angeborene<br />
Fehlbildungen und<br />
andere Indikationen<br />
nur dreizehn Prozent<br />
der Fälle aus. Bei 87<br />
Prozent der Betroffenen<br />
ist eine Amputation<br />
aufgrund eines<br />
Gefäßverschlusses<br />
die letzte Lösung. Nur<br />
etwa 27 Prozent dieser<br />
Patientengruppe<br />
sind Diabetiker. Dies<br />
macht deutlich, dass<br />
eine arterielle Durchblutungsstörung<br />
nicht<br />
immer die Folge einer<br />
Stoffwechselkrankheit<br />
ist.<br />
16<br />
20 Jahre Engagement für Betroffene und die Prävention:<br />
Amputierten-Initiative<br />
PARAPLEGIKER 2/11<br />
Monika Baumann (links) und Dagmar Gail mit Ex-Gesundheitsminister Philipp Rösler.<br />
„Manche Beinamputation wäre vermeidbar,<br />
wenn Ablagerungen und daraus resultierende<br />
Verengungen in den Arterien schon im Frühstadium<br />
erkannt und gezielt behandelt würden“,<br />
versichert Dagmar Gail. Die Vorsitzende<br />
ist selbst von einer Beinamputation betroffen.<br />
1991 gründete sie zusammen mit Henry Ziemendorf<br />
(† 1995) und mit Unterstützung des<br />
Berliner Orthopäden Prof. Dr. Georg Neff die<br />
Amputierten-Initiative e.V. als Bundesverband<br />
und Dachorganisation. Besonders am Herzen<br />
liegen der Vorsitzenden eine bessere Information<br />
der Bevölkerung über die Risikofaktoren<br />
und Symptome, die zu Gefäßverschlüssen führen<br />
und deren Vorbeugung.<br />
„Wer weiß denn schon, was eine PAVK ist?“<br />
hinterfragt Dagmar Gail. Ihrer Meinung nach<br />
wäre es Laien besser vermittelbar, wenn Medien<br />
und Mediziner anstatt von der Peripheren<br />
Arteriellen Verschlusskrankheit von einem<br />
„Beininfarkt“ sprechen würden. Bei einem<br />
Herz- oder einem Hirninfarkt („Schlaganfall“)<br />
wird aufgrund einer akuten Gefäßverstopfung<br />
die lebenswichtige Versorgung der Organe<br />
mit Blut und Sauerstoff unterbrochen.<br />
Dasselbe geschieht im Bein, wenn sich in den<br />
Arterienwänden eine Schicht aus Blutfetten,<br />
Blutgerinnseln, Bindegewebe und Kalk (Arteriosklerose)<br />
abgelagert hat. Kommt es schließlich<br />
zum Verschluss, wird der Blutdurchfluss
lockiert, was wiederum zum Absterben der<br />
Zellen führt.<br />
Dagmar Gail erinnert sich an ein Vereinsmitglied,<br />
das an Diabetes mellitus erkrankt war.<br />
Trotz regelmäßiger Behandlung in einer diabetologischen<br />
Fußambulanz besserten sich<br />
die Wunden an beiden Füßen nicht. Erst ein<br />
Facharzt für Gefäßkrankheiten (Angiologe)<br />
klärte ab, warum trotz regelmäßiger Wundsäuberung<br />
kein Heilprozess einsetzen konnte und<br />
bereits Ruheschmerzen eingetreten waren: „In<br />
einer Arterienwand wurde eine Dissektion (ein<br />
feiner Riss) festgestellt. Aufgrund dessen konnte<br />
das Blut nicht in die Gefäße transportiert<br />
werden.“ Durch einen chirurgischen Eingriff<br />
wurde die Arterie repariert, der Befund besserte<br />
sich und die Füße konnten gerettet werden.<br />
Ebenso wie sein Leben, da er langfristig<br />
verblutet wäre.<br />
Nicht nur Diabetikern, sondern jedem, der zu<br />
Durchblutungsstörungen neigt, empfiehlt<br />
Anzeige<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
die Vorsitzende, alle halbe Jahre ein zertifiziertes<br />
Gefäßzentrum – mittlerweile gibt es in<br />
Deutschland etwa 140 auf angiologische Erkrankungen<br />
spezialisierte Einrichtungen – aufzusuchen<br />
und den Gefäßstatus feststellen zu<br />
lassen. Werden frühe Warnzeichen ignoriert,<br />
verschlimmert sich die Arteriosklerose stetig.<br />
Im Volksmund spricht man auch von einer<br />
„Arterienverkalkung“ oder der „Schaufensterkrankheit“.<br />
Letzterer Begriff resultiert aus den<br />
Verschnaufpausen (z.B. an Schaufenstern), die<br />
Betroffene wegen der Schmerzen beim Gehen<br />
immer wieder einlegen müssen.<br />
Erbliche Veranlagung nicht<br />
unterschätzen<br />
Besser ist es, frühzeitig einen Arzt aufzusuchen,<br />
um die Ursachen für Schmerzen im<br />
Bein abzuklären. Dagmar Gail: „Zuallererst<br />
sollte ein Gefäßspezialist konsultiert werden.“<br />
Durch eine Messung des Knöchel-Arm-Indexes<br />
kann der Gefäßstatus eingeordnet und<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
bericht
ericht<br />
Im eigenen<br />
Interesse sollte<br />
der Patient auch<br />
Eigeninitiative entwickeln<br />
und an einemGefäßsporttrainingteilnehmen.<br />
18<br />
PARAPLEGIKER 2/11<br />
gegebenenfalls ein Therapiekonzept entwickelt<br />
werden. Eine weitere diagnostische Methode<br />
ist die Sauerstoffpartialdruckmessung<br />
zur Feststellung des Sauerstoffs auf der Haut.<br />
Kündigt sich eine Arteriosklerose an, kann<br />
ihre Weiterentwicklung durch regelmäßige<br />
Infusionen mit durchblutungsfördernden<br />
Prostanoiden unterbrochen oder zumindest<br />
verzögert werden.<br />
Im fortgeschrittenen Stadium kann unter<br />
Umständen durch das Einsetzen einer<br />
Gefäßstütze, eines „Stents“, oder eine Dilatation<br />
(Erweiterung) die Blutversorgung<br />
der Gefäße wieder verbessert<br />
werden. Im eigenen<br />
Interesse sollte der Patient<br />
auch Eigeninitiative ent-<br />
wickeln und an einem<br />
Gefäßsporttraining<br />
teilnehmen. Schließt<br />
der Angiologe nach<br />
eingehender Untersuchung<br />
vaskuläre<br />
(gefäßbedingte) Ursachen<br />
für die Beinschmerzen<br />
aus, sollte<br />
der Betroffene einen<br />
Orthopäden aufsuchen.<br />
Ebenso wie viele andere<br />
chronische Erkrankungen<br />
kann auch eine Arteriosklerose<br />
durch ungünstige Lebensgewohnheiten<br />
gefördert werden. Bekannte Risikofaktoren<br />
sind übermäßiger Nikotingenuss,<br />
erhöhter Blutdruck und erhöhte Blutzucker-<br />
und Blutfettwerte infolge unausgewogener<br />
Ernährung. Es gibt aber eine weitere Ursache,<br />
die heute noch leider viel zu selten berücksichtigt<br />
wird, nämlich die genetische Prädisposition<br />
(„Veranlagung“). Neuere Studien<br />
zeigen, dass sogar schon bei zwei- bis dreijährigen<br />
Kindern eine Veranlagung für arterielle<br />
Gefäßverengung feststellbar ist. Die Vorsitzende:<br />
„Die Kinder wachsen in der Regel<br />
unbeschwert auf. In der Lebensmitte manifestiert<br />
sich die Krankheit. Erst mit 50 oder 60<br />
teilt ihnen aber der Arzt mit besorgter Miene<br />
mit, dass sie an einer Krankheit, nämlich Arteriosklerose<br />
leiden.“ So weit muss es aber gar<br />
nicht kommen, wenn frühzeitig mit den heu-<br />
te zur Verfügung stehenden diagnostischen<br />
Möglichkeiten eine genetische Prädisposition<br />
erkannt und therapiert wird.<br />
Die Konsequenzen einer Amputation würden<br />
übrigens nicht nur die Lebensqualität der Patienten<br />
ganz erheblich beeinträchtigen, sondern<br />
seien auch unter volkswirtschaftlichen<br />
Aspekten bedenklich, gibt Dagmar Gail zu<br />
bedenken: „Neben den hohen Kosten für die<br />
Amputation müssen die Krankenkassen auch<br />
eine angemessene Rehabilitation, die Versorgung<br />
mit Prothesen und orthopädischen<br />
Schuhen sowie die regelmäßige medizinische<br />
Nachsorge finanzieren.“ Die Betroffenen hingegen<br />
sind oft nur noch bedingt oder gar<br />
nicht mehr arbeitsfähig und können nur<br />
eingeschränkt am gesellschaftlichen Leben<br />
teilhaben. Nicht selten belastet eine Amputation<br />
auch die Partnerschaft. Nicht allein für<br />
Gesundheitspolitiker Gründe genug, die PAVK<br />
und ihre Folgen ernst zu nehmen und künftig<br />
mehr auf Früherkennung und Prävention zu<br />
setzen.<br />
Massiver Eingriff in die Biographie<br />
Vor diesem Hintergrund empfiehlt Dagmar<br />
Gail jedem, der Familienangehörige mit arteriellen<br />
Erkrankungen hat oder hatte, einmal<br />
im Jahr zur Vorsorgeuntersuchung mit<br />
Feststellung des Gefäßstatus zu gehen. Gegebenenfalls<br />
kann mit entsprechenden Medikamenten<br />
und im Zusammenwirken mit<br />
einer risikoarmen Lebensführung einer späteren<br />
Amputation vorgebeugt werden. Auch<br />
wünscht sich die Vorsitzende im Interesse<br />
insbesondere der Risikopatienten eine intensivere<br />
interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen<br />
Angiologen, Lymphologen, Phlebologen,<br />
Gefäßchirurgen, Amputationschirurgen,<br />
Orthopäden, Diabetologen und Schmerztherapeuten.<br />
Ein weiteres Risiko, von dem sogar Unfallamputierte<br />
betroffen sein können, ist die Entstehung<br />
einer Thrombose. Hier handelt es sich<br />
um Blutgerinnsel (Thromben), die sich grundsätzlich<br />
in jedem Gefäß bilden können. Meistens<br />
ist aber von einer Thrombose der Beinvenen<br />
(Phlebothrombose) die Rede, die ohne<br />
rasche medizinische Behandlung tödlich
verlaufen kann. Für frisch Amputierte Grund<br />
genug, sofort nach der Operation die Venen<br />
untersuchen zu lassen und später im Rahmen<br />
der ambulanten Behandlung den „Check-up“<br />
regelmäßig zu wiederholen.<br />
Selbstverständlich werden alle Menschen, denen<br />
eine Amputation bevorsteht oder die bereits<br />
amputiert worden sind, jederzeit durch<br />
die Amputierten-Initiative e.V. kompetent<br />
beraten und unterstützt. Die Vorsitzende: „Als<br />
Patientenwegweiser stehen wir zur Verfügung<br />
bei Fragen zur prothetischen Versorgung sowie<br />
bei medizinischen und sozialrechtlichen<br />
Belangen.“ Zum Beispiel werden Betroffene, in<br />
deren Wohnort es keine spezialisierte Versorgungsmöglichkeit<br />
gibt, an kompetente Fachärzte<br />
und Fachkliniken in ganz Deutschland<br />
vermittelt. Ebenso erhalten sie Auskunft über<br />
geeignete Rehakliniken und medizinische Einrichtungen<br />
für die Nachsorge.<br />
Bei Bedarf unterstützt der Verein auch Amputierte<br />
bei der Überwindung bürokratischer<br />
Hürden für die Wiedereingliederung in den<br />
Alltag. Weil es in Akutkrankenhäusern – so die<br />
Erfahrung der Vorsitzenden – in der Regel keine<br />
ausreichende psychologische Begleitung<br />
gibt, vermittelt sie auf Wunsch gern Kontakte<br />
zu geeigneten Seelsorgern. „Jede Amputation<br />
ist ein radikaler Eingriff in das Leben und es<br />
muss viel Trauerarbeit bewältigt werden. Dies<br />
gelingt oft nur mit professioneller Hilfe“, so<br />
Dagmar Gail.<br />
Amputierten-Initiative e.V.<br />
Dagmar Gail<br />
Spanische Allee 140<br />
14129 Berlin<br />
tel 030-803 26 75<br />
www.amputierten-initiative.de<br />
Text: Reinhard Wylegalla<br />
Foto: Amputierten-Initiative<br />
Anzeige<br />
info@meyra-ortopedia.de inf o@m o@meyr eyr y ao a-o aot rto ped p d ia ia.dde de ·· · ww wwwm www.meyra-ortopedia.de<br />
wm w.m w.meyr eyr eyra-o a-o aorto rto rtoped ped p ia ia. ia.de de<br />
Das HURRICANE ALLTAG Einzelprospekt können Sie unter Tel.: 05733 922 - 499 anfordern!<br />
<br />
VOLLENDETES DESIGN UND<br />
PRÄZISION FÜR DEN ALLTAG<br />
Übrigens: Die HURRICANE Technologie führt die deutschen<br />
Basketball Nationalmannschaften von Erfolg zu Erfolg!
menschen<br />
20<br />
„Ich war 20, stand unter Schock und habe versucht, es zu<br />
verdrängen.“ Es war die Zeit kurz nach der Wende. Damals<br />
war vieles anders, zum Teil durcheinander, die Zuständigkeiten<br />
bei den Krankenkassen ungeklärt, die Hilfsmittelversorgung<br />
schlecht. „Ganz wichtig war in dieser Zeit die<br />
Unterstützung durch meine Familie, vor allem von meiner<br />
Frau“, erzählt der heute Vierzigjährige. Seine Situation sei<br />
dadurch erschwert gewesen, dass bei dem Unfall zusätzlich<br />
sein linker Arm verletzt worden sei. So hatte er zunächst<br />
Schwierigkeiten, wieder auf die Beine zu kommen, denn<br />
mit dem gelähmten Arm konnte er keine Gehstütze greifen.<br />
Physiotherapie erhielt er nur unzureichend.<br />
Erst vier Monate später, noch in Stralsund, wurde die erste<br />
Prothese angepasst. Kurz darauf, im Januar 1991, kam<br />
er – aufgrund seines eigenen Drängens – ins Krankenhaus<br />
der Berufsgenossenschaft nach Hamburg-Bergedorf. Bei<br />
seiner Aufnahme dort war man zunächst erstaunt über die<br />
veraltete Prothesenversorgung, mit der Nils Bandelin sehr<br />
schlecht laufen konnte. Man schmunzelte und rief in der<br />
dortigen Gehschule mit der Bemerkung an: „Kommt mal<br />
her, das müsst ihr euch ansehen, ich hab´ hier was ganz Tolles“.<br />
In Hamburg bekam der junge Mann endlich eine adä-<br />
PARAPLEGIKER 2/11<br />
Nils Bandelin:<br />
Menschen mit<br />
Amputationen<br />
Mut machen<br />
„Als ich aufwachte, war das Bein schon amputiert“<br />
erinnert sich Nils Bandelin an seinen Unfall,<br />
der nun schon 20 Jahre zurückliegt. 1990 auf dem<br />
Nachhauseweg von der Arbeit auf der Stralsunder<br />
Volkswerft nach Abtshagen, einem kleinen Dorf<br />
im Landkreis Nordvorpommern 15 Kilometer von<br />
Stralsund entfernt, war der Motorradfahrer mit<br />
einem Trabant zusammengeprallt. Im Stralsunder<br />
Krankenhaus mussten die Ärzte sofort sein linkes<br />
Bein abnehmen. Nils Bandelin bekam davon nichts<br />
mit, er war ohne Bewusstsein. Wieder aufgewacht,<br />
hatte sich sein Leben plötzlich völlig verändert.<br />
quate Versorgung und Behandlung, die ihm dazu verhalf,<br />
immer besser laufen zu können.<br />
Da er seinen Beruf als Schweißer nicht mehr ausführen<br />
konnte, ging er nach seinem Krankenhausaufenthalt in<br />
Hamburg im Herbst 1991 zur Umschulung zum Bürokaufmann<br />
ins Berufsförderungswerk nach Stralsund. Das sei<br />
eine super Zeit gewesen, betont er. Dort habe er, wie zuvor<br />
schon in Hamburg, viele andere Menschen mit einer Behinderung<br />
kennen gelernt. Dabei sei ihm klar geworden, dass<br />
er froh sein könne, dass es ihn nicht schlimmer erwischt<br />
habe.<br />
Leistung durch Sport<br />
Was ihm während der ganzen Zeit der Neuorientierung zu<br />
Gute gekommen sei: „Ich war Sportler mit einer guten Konstitution.<br />
Bis zu meinem Unfall hatte ich aktiv Fußball gespielt<br />
und oft und gern getanzt.“ Doch dann habe sich der<br />
Gedanke in ihm breit gemacht, mit dem Sport sei es vorbei.<br />
Bis er in Hamburg-Bergedorf die Rollstuhlbasketballer beobachtet<br />
habe und ziemlich begeistert davon gewesen sei.<br />
Während seiner dreieinhalbjährigen Ausbildung in Stral-
sund suchte er deshalb nach Möglichkeiten, wieder aktiv<br />
Sport zu treiben. „In mir war ein ungeheurer Leistungswille<br />
erwacht. Zumal ich im Oktober 1991 Vater geworden war<br />
und meine kleine Tochter unbedingt auf den Arm nehmen<br />
und allen zeigen wollte, dass ich noch zu was zu gebrauchen<br />
bin“, erzählt der vitale Mann.“ Doch das erwies sich als<br />
nicht ganz einfach, denn das Umfeld war nicht wirklich darauf<br />
vorbereitet. Es gab in jener Zeit kaum Sportangebote<br />
für Menschen mit Behinderung in der Region. Schließlich<br />
lernte er 2003 bei den Landesmeisterschaften in der<br />
Leichtathletik Ines Müller kennen, die ehemalige deutsche<br />
Leichtathletin und Olympiateilnehmerin, die – für die DDR<br />
startend, damals noch unter dem Namen Ines Reichenbach<br />
– in den 1980er Jahren zu den weltbesten Kugelstoßerinnen<br />
gehörte und inzwischen als Trainerin auch für Menschen<br />
mit Behinderung arbeitete .Bei Ines Müller begann<br />
Nils Bandelin mit dem Kugelstoßen. „Ich habe gemerkt, wie<br />
weit man körperlich gehen kann, wenn man es will. Ich bin<br />
in jener Zeit wesentlich leistungsfähiger geworden.“<br />
Auch beruflich ging es bergauf. Nach dem Ende der Ausbildung<br />
versuchte der frisch gebackene Bürokaufmann,<br />
eine Arbeit im Angestelltenverhältnis zu bekommen. Das<br />
erwies sich zwar zunächst als schwierig. „Heute würde ich<br />
ganz anders an solche Einstellungsgespräche herangehen.<br />
Ich würde viel selbstbewusster auftreten, denn ein fehlendes<br />
Bein stört nicht beim Denken“, erklärt er lachend.<br />
Doch da er schon seit 1992 nebenberuflich erfolgreich als<br />
Finanzberater gearbeitet hatte, machte sich der Abtshagener<br />
1994 als Versicherungsvermittler selbstständig und<br />
arbeitet noch heute in diesem Beruf.<br />
Mut zum Leben<br />
Sein gesundes Bein, das beim Sport ständig überlastet<br />
wurde, zwang ihn letztendlich 2009 dazu, den aktiven<br />
Sport zu beenden: „Ich wollte nicht auch noch mit diesem<br />
Bein ernsthafte gesundheitliche Probleme bekommen“,<br />
sagt er etwas wehmütig. Und es sei ihm verdammt<br />
schwer gefallen, den Sport aufzugeben. Ihm fehlte nicht<br />
nur der körperliche Ausgleich, sondern er vermisste auch<br />
die Kontakte im Sportverein. Diesen Verlust wollte er kompensieren.<br />
Etwas Sinnvolles tun. Und so begab er sich auf<br />
die Suche nach einer Selbsthilfegruppe für Menschen mit<br />
Amputationen. Doch die gab es in erreichbarer Nähe nicht.<br />
Schließlich sagte er sich: So eine Selbsthilfegruppe kannst<br />
du auch selbst aufbauen. Hinzu kam, dass ein Bekannter<br />
aus seinem Umfeld, ebenfalls amputiert, sich das Leben<br />
genommen hatte, weil er mit der ganzen Situation nicht<br />
mehr zu Recht kam. Dieses Ereignis hatte Nils Bandelin<br />
noch einmal mehr vor Augen geführt, wie wichtig es ist,<br />
dass Menschen mit Amputationen sich untereinander aus-<br />
tauschen können, denn nur Betroffene können andere Betroffene<br />
in einer solch extremen Situation wirklich verstehen.<br />
Für den konkreten Ablauf der Gründung arbeitete er mit der<br />
in Stralsund beheimateten Kontakt- und Informationsstelle für<br />
Selbsthilfegruppen (KISS) zusammen. Hier erfolgte im März<br />
2010 die Gründungsveranstaltung. Im Laufe der Monate entwickelte<br />
sich die Selbsthilfegruppe zu einem regelmäßigen<br />
Treffpunkt für einen intensiven Gedankenaustausch. Durch<br />
den extremen Winter mit Schnee und Glatteis schliefen die<br />
Treffen in den Wintermonaten jedoch ein, denn für Menschen<br />
mit Amputationen ist es dann besonders schwierig, draußen<br />
zu laufen, zumal wenn der Straßendienst mehr schlecht als<br />
recht funktioniert. Doch Nils Bandelin gibt nicht auf. Er will die<br />
Treffen wiederbeleben. Dazu sind ihm die Ziele zu wichtig: Die<br />
Verbesserung der prothetischen Versorgung, die Beschleunigung<br />
der beruflichen und sozialen Rehabilitation und die Erhöhung<br />
der Lebensqualität insgesamt. Vor allem aber geht es<br />
ihm darum, Mut zu machen – Mut zum Leben.<br />
eMail: nils.bandelin@shg.amputiert.org<br />
Text: Margit Glasow<br />
Foto: privat<br />
Anzeige<br />
Zawatzky macht mobil –<br />
Öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger (IHK) für Behindertenfahrzeuge •<br />
seit<br />
fast<br />
50<br />
Jahren<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Ihr Spezialist Spezialist für<br />
Behindertenfahrzeuge<br />
Behindertenfahrzeuge<br />
und und Fahrhilfen Fahrhilfen<br />
<br />
<br />
menschen<br />
<br />
<br />
Überzeugen Sie sich von unseren<br />
Handgeräten, Brems- und Lenksystemen<br />
und den Verlade- und Aufstehhilfen.<br />
<br />
<br />
<br />
®
menschen<br />
Alles, was Recht ist<br />
Ein aktiver und positiv<br />
denkender Mensch:<br />
Christian Au.<br />
22<br />
PARAPLEGIKER 2/11<br />
Christian Au<br />
Bei Christian Au fällt sofort seine freundliche und ansteckend<br />
positive Ausstrahlung auf. Der engagierte Anwalt gehört nicht zu<br />
denen seiner Zunft, welche die üblichen Aufgaben eines Anwaltes<br />
wahrnehmen. Christian Au hat sich vielmehr darauf spezialisiert,<br />
Menschen mit Behinderungen zu ihrem Recht zu verhelfen.<br />
Geboren wurde Christian Au am Heiligabend des<br />
Jahres 1974 mit Spina Bifida („offener Rücken“) in<br />
Hamburg, ist im Stadtteil Bramfeld der Hansestadt<br />
aufgewachsen. In Hamburg hat er auch das Gymnasium<br />
besucht und sein Abitur gemacht. „Ich war<br />
ein eher ruhiges Kind, hatte aber viele Interessen.“<br />
So hat der Rollstuhl fahrende Schüler im Schulorchester<br />
Geige gespielt mit etlichen Konzertreisen,<br />
sogar international, beispielsweise in Prag. Aber<br />
auch als Schachspieler war der Junge und Heranwachsende<br />
aktiv: „Das Spiel hat mir gelegen, ich<br />
war in einer Mannschaft und habe bei Meisterschaften<br />
gespielt.“ Schon früh war Christian Au im<br />
Rollisport aktiv, zunächst im allgemeinen Kinder-<br />
und Jugendsport, ab 1990 als Basketballer im da-<br />
maligen RSC Hamburg, der jetzt beim großen HSV<br />
als „Sparte Rollstuhlsport“ geführt wird. Er hat in<br />
der Zweiten Bundesliga und als Aushilfe auch immer<br />
mal wieder in der Ersten Bundesliga gespielt.<br />
Schon früh hat Christian Au sein ausgeprägtes<br />
Gefühl für Gerechtigkeit und Unrecht entdeckt.<br />
Folgerichtig kam deshalb nur ein entsprechender<br />
Beruf infrage und so begann er 1994 an der Uni<br />
Hamburg ein Jura-Studium. Nach dem Referendariat<br />
hat er im Mai 2004 als sogenannter „Volljurist“<br />
seine Ausbildung abgeschlossen und hatte<br />
damit seine Zulassung. Während der Wartezeit auf<br />
ein Referendariat hat der ehrgeizige junge Mann<br />
zusätzlich „Europäisches Umweltrecht“ an der Uni<br />
Lüneburg studiert.<br />
Seinen ersten Job als Jurist bekam Christian Au im<br />
Juli 2004 bei einer gesetzlichen Krankenversicherung<br />
in Hamburg. Dort arbeitete er bis zum März<br />
2009 zunächst als Justitiar und dann als Sachbearbeiter<br />
für Sozialrecht: „In dieser Zeit habe ich<br />
teilweise Entscheidungen gegen verletzte und<br />
behinderte Menschen vertreten müssen, mit denen<br />
ich irgendwann nicht mehr leben konnte.“<br />
Konsequenterweise kündigte Christian Au und<br />
machte sich als freier Anwalt mit der „Kanzlei für<br />
Sozialrecht“ selbstständig.<br />
Nach seinen Hobbys gefragt, nennt Christian Au<br />
an erster Stelle seine Familie. Seit Dezember 2005<br />
ist er mit der Lehrerin Anika verheiratet, die Tochter<br />
Merle wurde im Oktober 2009 geboren: „Sie ist<br />
unser Sonnenschein, es ist wunderschön, ein Kind<br />
zu haben.“<br />
Seit 2005 ist Christian Au Mitglied des Bundesvorstandes<br />
der „Arbeitsgemeinschaft Spina Bi-
Da passt alles<br />
rein für die junge<br />
Familie: Der Anwalt mit<br />
seinem VW Caddy-Maxi.<br />
Anzeige<br />
Einzelberatung<br />
bei einer<br />
ASBH-Veranstaltung<br />
in Kassel.<br />
menschen<br />
„Einfach<br />
und sicher –<br />
ohne Infektionen,<br />
ohne Risiko.“
menschen<br />
Als Stiftungs-<br />
Beispiel sehe<br />
ich die Stiftung<br />
„Augenblicke“,<br />
für die auch der<br />
bekannte Schauspieler<br />
und Comedian<br />
Ingolf<br />
Lück wirbt. Ich<br />
empfehle, mal in<br />
www.stiftungaugenblicke.de<br />
reinzuschauen.<br />
24<br />
PARAPLEGIKER 2/11<br />
fida und Hydrocephalus e.V.“, kurz ASBH, der<br />
deutschlandweit tätigen Gemeinschaft für Spina-Bifida-Geschädigte.<br />
Seit September 2009 ist<br />
er Vorsitzender dieser gut organisierten Institution.<br />
Die wesentlichen Aufgaben im ASBH für<br />
Christian Au sind die Weiterentwicklung der konzeptionellen<br />
Ausrichtung, die Abstimmung von<br />
Maßnahmen und Aktionen mit der Geschäftsführung<br />
und den Mitarbeiterinnen der Dortmunder<br />
Bundesgeschäftsstelle des ASBH, Gespräche<br />
mit Förderern des ASBH und Politikern und Repräsentation.<br />
Christian Au ist ein echter Hamburger, freundlich,<br />
zurückhaltend, tatkräftig. Er wird noch vielen<br />
Menschen mit Behinderungen ein effektiver Helfer<br />
sein.<br />
Text & Fotos:<br />
Hermann Sonderhüsken<br />
Weitere Infos bei<br />
www.rechtsanwalt-au.de<br />
Fragen an Christian Au und seine Antworten<br />
? Herr Au, was ist Ihr größter Wunschtraum:<br />
! Mit meiner Familie weiter gesund und ohne<br />
Sorgen zu leben.<br />
? Was sind Ihre hervorstechendsten Eigenschaften:<br />
! Ich kann gut und ruhig schwierige Fälle verhandeln,<br />
vermitteln und für Ausgleich sorgen, habe<br />
ein sehr ausgeprägtes Gerechtigkeitsgefühl und<br />
sicher auch das, was man „soziale Kompetenz“<br />
nennt.<br />
? Was regt Sie so richtig auf:<br />
! Richtig schlimm finde ich, wenn Menschen nicht<br />
ehrlich und aufrichtig sind.<br />
? Womit kann man Ihnen die schönste Freude<br />
machen:<br />
! Wenn ich bei Gericht den Eindruck einer fairen<br />
Behandlung meiner Mandanten habe.<br />
? Wo sind Sie am liebsten:<br />
! Ich liebe die ruhige und schöne Landschaft der<br />
Region „Altes Land“ westlich von Hamburg.<br />
? Was sind für Sie die drei wichtigsten Dinge in<br />
Ihrem Leben:<br />
! Da fällt mir sofort meine Familie ein, natürlich<br />
sind Gesundheit wichtig mit körperlicher und geistiger<br />
Fitness und nicht zuletzt auch mein Beruf.<br />
? Was ist für Sie ein besonders schöner Tagesverlauf:<br />
! Mit meiner Familie in schöner Harmonie einen<br />
sonnigen Sonntag verleben. Dazu gehört auch ein<br />
Spaziergang an der Elbe bei Finkenwerder.<br />
? Was halten Sie für Ihre größten Macken:<br />
! Ich habe immer nur meine Arbeit im Kopf, auch in<br />
der Freizeit.<br />
? Was würden Sie mit einem Lottogewinn von 16<br />
Millionen machen:<br />
! Als erstes würde ich für meine Familie und für<br />
mich ein ebenerdiges und natürlich total barrierefreies<br />
Haus mit sehr viel Platz bauen. Dann würde<br />
ich eine Stiftung gründen mit der Zielsetzung,<br />
bei berechtigten Ansprüchen von behinderten<br />
Menschen sehr schnell und unbürokratisch in<br />
Vorleistung zu gehen. Danach dann kostenfreien<br />
Rechtsbeistand zu bieten gegen eventuell uneinsichtige<br />
Behörden, Institutionen und Kostenträger.<br />
So ist es immer wieder frustrierend, wenn einem<br />
Kind ein Sportrollstuhl zunächst versagt wird.<br />
Wenn dann nach Jahren die Zusage kommt, ist das<br />
Kind eventuell schon wegen fehlender Bewegung<br />
so schwergewichtig, daß der Sportrolli dann auch<br />
nicht mehr hilft. Als Stiftungs-Beispiel sehe ich die<br />
Stiftung „Augenblicke“, für die auch der bekannte<br />
Schauspieler und Comedian Ingolf Lück wirbt. Ich<br />
empfehle, mal in www.stiftung-augenblicke.de<br />
reinzuschauen.<br />
? Was würden Sie tun, wenn Sie alle Macht der<br />
Welt hätten:<br />
! Ich würde dafür sorgen, dass Menschen in Not<br />
geholfen wird, unbürokratisch, schnell und effektiv.<br />
Da mangelt es heute in vielen Fällen doch sehr.<br />
? Was ist Ihr Lebensmotto:<br />
! Steh auf, wenn Du am Boden bist.<br />
? Wie empfinden Sie Ihr Leben im Rollstuhl:<br />
! Total normal.
Behinderte Träume?<br />
Viele Menschen glauben, dass wir durch unsere Träume noch mehr über<br />
unser Unterbewusstsein herausfinden könnten. Stimmt das? Forscher haben<br />
die Träume von gehörlos oder gelähmt geborenen Menschen mit denen<br />
von Personen ohne Behinderung verglichen.<br />
Eine Studie der Universitäten Bonn und Frankfurt sowie<br />
der Harvard Medical School fand heraus, wie wenig Träume<br />
über uns verraten. An der Studie nahmen vier Taubstumme,<br />
zehn Gelähmte und 36 nicht Behinderte teil. Die Probanden<br />
führten ein Traumtagebuch und notierten darin<br />
ihre nächtlichen Phantasien. Innerhalb von zwei Wochen<br />
kamen so mehr als 350 detaillierte Beschreibungen zusammen,<br />
die die Forscher inhaltlich und formal auswerteten.<br />
Erstaunlicherweise spielte die Behinderung in den wenigsten<br />
Träumen eine Rolle: Gelähmte gingen, rannen oder<br />
schwammen, obwohl sie diese Bewegungen in Realität<br />
noch nie vollzogen hatten. Gehörlose kommunizierten im<br />
Schlaf nicht in Gebärdensprache, sondern konnten hören<br />
und sprechen.<br />
Der Psychoanalytiker Sigmund Freud ging davon aus, dass<br />
in unseren Träumen unsere tiefsten Wünsche in Erfüllung<br />
gehen. Demzufolge könnte man die Ergebnisse der Studie<br />
als Sehnsucht der Betroffenen deuten, ihre Behinderung<br />
zu verlieren. „Unsere Resultate<br />
sprechen gegen diese Interpretation“,<br />
betont die Bonner Psychologin Dr. Ursula<br />
Voss. „In den Träumen der gelähmten<br />
Teilnehmer spielte das Motiv ‚Bewegung’<br />
keine besondere<br />
bericht<br />
Rolle: Es tauchte weder häufiger noch seltener auf als bei<br />
Nichtgelähmten.“<br />
Vielleicht enthalten Träume aber verborgene Fingerzeige<br />
auf den Träumenden, die in einer statistischen Auswertung<br />
nicht hinreichend zum Ausdruck kommen. Die Forscher<br />
gingen auch dieser These nach. Sie baten daher einen Psychoanalytiker,<br />
einen Verhaltenstherapeuten, einen Psychologen<br />
und (als Fachfremden) einen Physiker, die Träume<br />
zu analysieren, und für jeden einzelnen Traum herauszufinden,<br />
ob er von einer taubstummen, einem gelähmten<br />
oder einem Probanden ohne Behinderung<br />
stammte. Unabhängig von der Ausbildung<br />
der Tester, gelang das nur in<br />
einem geringen Teil der Fälle. So<br />
ordneten sie lediglich jeden<br />
dritten Traum eines<br />
Gelähmten kor-<br />
PARAPLEGIKER 2/11 25
ericht<br />
26<br />
rekt dieser Gruppe zu. „Unsere Probanden sind mit ihrem<br />
Handikap zur Welt gekommen“, so Voss. Sie wissen nicht,<br />
wie es ist, etwas zu hören; sie sind noch nie gelaufen oder<br />
geschwommen. Diese Erfahrungen fehlen ihnen komplett.<br />
Vor diesem Hintergrund ist es besonders erstaunlich, dass<br />
man davon in den Träumen so wenig merkt: Dort scheinen<br />
Taubstumme oder Gelähmte all das zu können, wozu Menschen<br />
eben normalerweise befähigt sind.“<br />
Unser Traum-Ich hat keine Ecken<br />
und Kanten<br />
Sehen wir in den Träumen nicht uns selbst, sondern gewissermaßen<br />
ein Ideal, eine Art menschlichen Prototypus ohne<br />
Ecken und Kanten? Mit einem noch unveröffentlichten Experiment<br />
haben die Wissenschaftler versucht, diese Frage<br />
zu beantworten. Sie malten dazu auf die Hände gesunder<br />
Versuchspersonen einen roten Fleck und frischte diese<br />
Markierung, wenn sie verblasste, über mehrere Wochen<br />
immer wieder auf. Zudem baten sie ihre Probanden, sich<br />
immer wieder vor dem Einschlafen gedanklich intensiv mit<br />
dem Farbklecks auf ihrer Hand zu beschäftigen. Dennoch<br />
tauchte diese Markierung in deren Träumen nicht auf. „Allerdings<br />
sind Träume flüchtig“, relativiert Voss. „Schon kurz<br />
nach dem Aufwachen kann man sich oft nicht mehr an alle<br />
Details erinnern.“<br />
Natürlich enthalten unsere Träume aber auch viele persönliche<br />
Anspielungen, auch wenn sie sich sehr ähneln. Aber<br />
für Außenstehende scheint es schwer zu sein, diese zu enträtseln.<br />
„Vielleicht ist es ja so, dass nur der Träumer selbst<br />
weiß, wie er den Inhalt seines Traums interpretieren muss“,<br />
vermutet Ursula Voss. Derzeit planen die Forscher eine<br />
weitere Studie, um noch mehr Licht in das Dunkel unserer<br />
nächtlichen Phantasien zu bringen. Außerdem wollen sie<br />
herausfinden, ob sich die täglichen Begebenheiten, die ihre<br />
Probanden akut besonders beschäftigen, in den Träumen<br />
wiederfinden.<br />
Zwischen Wahrheit und Wahn<br />
Manche Menschen werden sich beim Träumen bewusst,<br />
dass sie sich in einem Traum befinden. Die Wissenschaftler<br />
der Universitäten Bonn, Darmstadt und Mainz sowie der<br />
Harvard Medical School haben gezeigt, dass das Gehirn<br />
bei sogenannten „Klarträumen“ zwei Bewusstseinszustände<br />
gleichzeitig einnimmt. Das schlafende Gehirn träumt<br />
und unternimmt zeitgleich eine kritische Bewertung und<br />
Realitätsüberprüfung dieser Traumphantasien. Albträume<br />
sind auch deshalb so schrecklich, weil der Träumende sie für<br />
bare Münze nimmt. Manche Menschen merken aber, dass<br />
es sich nur um Phantasiebilder handelt. Sie sind möglicher-<br />
PARAPLEGIKER 2/11<br />
weise auch für die Diagnose und Therapie von Psychosen<br />
von Interesse. Diese gehen – wie Träume – mit Phantasievorstellungen<br />
einher, die die Patienten nicht als solche identifizieren<br />
können.<br />
Unsere Traumerlebnisse sind reine Produkte unserer Phantasie.<br />
Im Schlaf merken wir das jedoch in aller Regel nicht,<br />
sondern nehmen sie für bare Münze. Die Angst, die wir<br />
verspüren, wenn uns im Traum ein Tiger angreift, ist daher<br />
auch sehr real. Wenn Schlafende während eines Traums<br />
plötzlich realisieren, dass sie nur Phantasiebilder sehen,<br />
spricht die Wissenschaft von „Klarträumen“. „Bislang wusste<br />
aber niemand, was dabei genau in unserem Gehirn passiert“,<br />
so Voss. Das Stirnhirn, auch frontaler Cortex genannt,<br />
ist für die kritische Bewertung von Geschehnissen zuständig.<br />
Normalerweise ist es im Schlaf weitgehend inaktiv. Daher<br />
sind wir gar nicht dazu in der Lage, die Erlebnisse im<br />
Traum zu hinterfragen. Bei Klarträumen ist das anders: Das<br />
Stirnhirn ist dabei deutlich aktiver. In den anderen Hirnbereichen<br />
ändert sich gegenüber „normalen“ Träumen dagegen<br />
nichts. „Es ist, als wäre ein Teil des Gehirns plötzlich ein<br />
wenig wacher, während der Rest weiter schläft“, sagt die<br />
Privatdozentin. Einerseits ist es interessant, dass sich die<br />
Fähigkeit zu „Klarträumen“ trainieren lässt. Menschen, die<br />
häufig unter schweren Albträumen leiden, können möglicherweise<br />
lernen, sie beim Schlaf einem „Realitäts-Check“<br />
zu unterziehen. So würden nächtliche Horrorphantasien<br />
einen Teil ihres Schreckens verlieren.<br />
Spannend ist auch, dass bei manchen psychiatrischen Erkrankungen<br />
eben diese Fähigkeit zum Realitäts-Abgleich<br />
fehlt. So gehen Psychosen mit Wahnvorstellungen einher,<br />
die der Betroffene nicht von der Wirklichkeit unterscheiden<br />
kann. Im Vergleich zum Klartraum scheint hier die Situation<br />
genau umgekehrt: Der Betroffene ist wach, kann<br />
seine Phantasien aber dennoch nicht kritisch analysieren.<br />
„Vielleicht kann man diese Fähigkeit jedoch – ähnlich wie<br />
bei unseren Versuchspersonen – trainieren“, hofft Voss. Falls<br />
ja, könnten die Betroffenen lernen, zwischen „wahr“ und<br />
„Wahn“ zu unterscheiden. (Quelle: Universität Bonn)<br />
Die Universität Bonn sucht dringend Probanden für das<br />
Schlaflabor und zwar Behinderte, die schon von Geburt<br />
an nicht gelaufen sind. Die Anfahrt und 50 € Aufwandsentschädigung<br />
werden bezahlt.<br />
Kontakt: PD Ursula Voss, Ph.D.<br />
Universität Bonn, Abt. Allgemeine Psychologie 2<br />
tel 02 28-73 43 51<br />
eMail: u.voss@uni-bonn.de<br />
Text: Heike Stüvel
Rampen –<br />
Für die verschiedensten<br />
Einsatzzwecke<br />
werden Rampen und<br />
Schienen angeboten.<br />
Trotzdem ist es manchmal<br />
nicht möglich, z.B.<br />
einen Wohnungszugangrollstuhlzugänglich<br />
zu gestalten. Das<br />
kann am Platzmangel<br />
liegen, an der fehlenden<br />
Finanzkraft oder<br />
auch an uneinsichtigen<br />
Nachbarn. Diese Rahmenbedingungen<br />
sollte man also abklären,<br />
bevor man Geld für<br />
Rampen ausgibt.<br />
Rampen sind Hilfsmittel zur Überwindung von<br />
Stufen oder anderen Barrieren. Das ist allerdings<br />
auch schon die ganze Gemeinsamkeit. Die Liste der<br />
Unterschiede ist weitaus länger: Es gibt besonders<br />
leichte Rampen, Rampen zum Klappen oder Rollen,<br />
Rampen für den Dauereinsatz und Rampen für den<br />
kurzfristigen Gebrauch. Sowohl gemauerte schräge<br />
Auffahrten zu öffentlichen Einrichtungen wie auch<br />
nebeneinander liegende Schienen, die den Rollstuhltransport<br />
ins Auto erleichtern, werden als Rampen<br />
bezeichnet. Ein unübersichtlicher Markt, so der erste<br />
Eindruck.<br />
Auch die Ziele der Käufer sind unterschiedlich. Transportable<br />
Rampen werden überraschenderweise nicht<br />
unbedingt von Rollstuhlfahrern gekauft, sondern<br />
eher von Messeveranstaltern oder öffentlichen Einrichtungen,<br />
die für barrierefreie Zugänge sorgen wollen.<br />
Auch das Mieten von Rampen ist keine Seltenheit<br />
mehr. Wer als Rollstuhlfahrer Ferien macht, der be-<br />
das Angebot ist riesig<br />
nötigt vielleicht nur vorübergehend eine möglichst<br />
flexible Rampe.<br />
Wie steil darf eine Rampe sein?<br />
Je steiler die Rampe, desto mehr Kraft braucht man.<br />
Egal, ob man den Rollstuhl schiebt oder mit den Händen<br />
antreibt: Je weniger Kraft man hat, desto flacher sollte<br />
sie sein. In öffentlichen Gebäuden werden die Rampen<br />
mit sechs Prozent Neigung gebaut. Wie lang und wie<br />
steil eine Rampe bei welchem Höhenunterschied wird,<br />
kann man im Web nachrechnen (http://nullbarriere.de/<br />
rampenlaenge-steigung.htm). Das ist aber, da sind sich<br />
die Fachleute einig, nur ein ungefährer Anhaltspunkt.<br />
Kinder und ältere Menschen haben oft weniger Kraft,<br />
trainierte Rollstuhlsportler deutlich mehr.<br />
Wichtig ist es, beim Bau einer Rampe am oberen Ende<br />
eine gerade Plattform vorzusehen: Wie sollte man vom<br />
Rollstuhl aus auf der Schräge stehend eine Tür öffnen?<br />
hilfsmittel<br />
2 % Steigung –<br />
macht sich hier jemand über<br />
Rollstuhlfahrer lustig?<br />
PARAPLEGIKER 2/11 27
hilfsmittel<br />
Zwischen<br />
Hightech und<br />
Baumarkt<br />
(pmd) Manchmal ist die primitivste<br />
Lösung die haltbarste. Als<br />
unverwüstlich und wetterfest<br />
erweisen sich Lkw-Bodenbretter.<br />
Ein paar Reststücke drunter genagelt<br />
und die Steigung stimmt<br />
auch – bis auf weiteres.<br />
Tut es noch: Vom Zahn der Zeit<br />
angeknabbertes Provisorium.<br />
Perfekte Lösung: Maßgefertigte<br />
Alurampe (www.etac.de).<br />
Maßgefertigte Alurampen<br />
können einer kleinen Kante<br />
den Schrecken der Rückenwirbelstauchung<br />
bei der täglichen<br />
Überfahrt nehmen, aber Obacht:<br />
Richtig messen, sonst wird’s<br />
doppelt teuer.<br />
Fotos: P. Mand<br />
28<br />
PARAPLEGIKER 2/11<br />
Je länger eine Rampe, desto teurer ist sie. Besonders<br />
lange Rampen brauchen außerdem Flächen<br />
zum Ausruhen zwischendrin. Kürzere Rampen sind<br />
zwar in der Anschaffung billiger, zu kurze Rampen<br />
machen dem Anwender das Leben allerdings durch<br />
die Steilheit extra schwer. Gefährlich wird die Sache,<br />
wenn das untere Ende abrupt von steil zu flach<br />
wechselt: wer hier zu schnell ist, riskiert einen Sturz.<br />
Welches Material?<br />
Das kommt auf den Einsatzort an: Im Wohnbereich<br />
sind die Ansprüche an die Optik meistens höher, hier<br />
werden Schwellen oder niedrige Stufen oft durch<br />
einfache Holzrampen überbrückt. Im Außenbereich<br />
stehen andere Ansprüche im Vordergrund. Wenn<br />
die Rampe für den Transport ins Auto gedacht ist,<br />
muss man sich zwischen festen, einteiligen Rampen<br />
und Schienen entscheiden. Einteilige Rampen sind<br />
schwerer und schlechter zu transportieren. Schienen<br />
sind dagegen für den Selbstfahrer oft schwierig einzustellen<br />
und beim Befahren eine wacklige Angelegenheit.<br />
Feste Rampen im Außenbereich werden aus Beton<br />
oder witterungsunempfindlichem Metall hergestellt.<br />
Hier kommen Aluminium oder Stahl in Frage. Aluminium<br />
ist leichter, es ist witterungsbeständig und gut<br />
belastbar. Stahlrampen sollten aus verzinktem Stahl<br />
sein. „Aber von der Optik her sind fest gebaute Rampen<br />
meistens am schönsten“, so Geschäftsführer Lothar<br />
Esser von promedserv, „und außerdem sind sie<br />
wartungsfrei“. Meistens entscheiden Platzfragen darüber,<br />
welche Art von Rampe am besten geeignet ist.<br />
Rampenspezialist Esser (www.rampenspezialist.de)<br />
ist selbst Rollstuhlfahrer. Er empfiehlt, genau zu prüfen,<br />
welche Kosten möglicherweise von der Pflegeversicherung<br />
übernommen werden können. Manche<br />
Rampen haben eine Hilfsmittelnummer, andere<br />
nicht. „Manchmal muss man verhandeln“, erklärt er.<br />
Er berät häufig telefonisch, lässt sich auch schon mal<br />
Fotos zuschicken, um die Situation vor Ort einschätzen<br />
zu können. Wenn die optimale Lösung gefunden<br />
wurde, bekommt der Kunde die Rampe durch<br />
eine Spedition geliefert. „Der Aufbau ist ungefähr so<br />
schwer wie bei Möbeln aus dem Möbelhaus“, so Esser.<br />
Nur sehr untalentierte Menschen haben seiner<br />
Erfahrung nach Probleme mit den Baukastensystemen.<br />
Er findet es nur ganz selten unvernünftig, die<br />
vorhandene Wohnung mit Rampen barrierefrei zu<br />
gestalten. Aber er erinnert sich an einen Fall, wo der<br />
Umbau auf beengtem Raum rund 10 000 Euro gekostet<br />
und keine wirklich überzeugende Lösung garantiert<br />
hätte. Da empfiehlt er dann doch eher einen<br />
Umzug.<br />
Eine Besonderheit: Rollrampen<br />
Wussten Sie, dass Wohnungs-Eigentümergemeinschaften<br />
dem Bau einer festen Rampe nicht unbedingt<br />
zustimmen müssen? Denkmalschutz ist auch<br />
gar nicht so selten eine problematische Angelegenheit<br />
für Rollstuhlfahrer. Wenn sich die „lieben<br />
Nachbarn“ stur stellen, bleibt nur ein Umzug oder<br />
eine transportable Rampe. In diesen Fällen muss ein<br />
möglichst leichtes Modell her, eine Rollrampe beispielsweise.<br />
Rollrampen (www.roll-a-ramp.de) bestehen<br />
aus einzelnen Modulen, die ineinander gesteckt<br />
werden. Sie können also in den verschiedensten<br />
Längen hergestellt werden. Das ist, wie Roll-A-Ramp-<br />
Geschäftsführer Franz-Josef Lasek erklärt, auch aus<br />
Krankenkassensicht interessant: Seiner Erfahrung<br />
nach sehen es die Kassen inzwischen als Vorteil, dass<br />
gebrauchte Rollrampen problemlos verkürzt oder<br />
verlängert und damit wieder neuen Einsatzzwecken<br />
zugeführt werden können.<br />
Erfahrungsgemäß übernehmen Krankenkassen die<br />
Kosten, wenn ein Rollstuhlfahrer Barrieren in seiner<br />
Wohnung oder auf dem Weg von der Wohnung auf<br />
die Straße überwinden muss. Voraussetzung ist wie<br />
immer eine Verordnung des Arztes, auf der auch die<br />
Hilfsmittelnummer vermerkt ist. Die Rollrampen haben<br />
eine Hilfsmittelnummer, genauer gesagt gibt es<br />
mehrere Nummern, die für unterschiedliche Längen<br />
und Breiten gelten.<br />
Eine Besonderheit sind Roll-Brücken, die nicht nur<br />
zum Überbrücken von Gräben gedacht sind. Eine<br />
typische Einsatzmöglichkeit sind nicht belastbare<br />
Schwellen, beispielsweise zum Balkon: Türen mit<br />
Kunststoffrahmen, die nicht für die Belastung durch<br />
einen Rollstuhl konstruiert sind.<br />
Zu schwer?<br />
Schwergewichte im Elektrorollstuhl werden besonders<br />
darauf achten, für welches Gewicht die Rollstuhlrampe<br />
ausgebaut ist. Eine Rampe, die einen<br />
Menschen von rund 120 kg plus E-Rollstuhl trägt,<br />
braucht eine Tragkraft von etwa 300 kg. Das ist<br />
machbar, aber das Gewicht der Rampe selbst wird<br />
normalerweise bei ca. 60 bis 70 kg liegen – für einen
* 14 Cent/Min. aus dem dt. Festnetz, Mobilfunkhöchstpreis 42 Cent/Min. Im Sinne des Fortschritts: Irrtum und technische Änderungen vorbehalten.<br />
Begleiter also nicht einfach unter den Arm zu klemmen.<br />
Wenn um Rampen gestritten wird...<br />
Im schwäbischen Fichtenau streitet Rollstuhlfahrer Michael<br />
Müller um die Möglichkeit, an den öffentlichen<br />
Sitzungen des Gemeinderates teilnehmen zu können.<br />
Der Sitzungssaal befindet sich im ersten Stock, ein<br />
Aufzug ist nicht vorhanden. Mittlerweile gibt es zwar<br />
eine Rampe, die ins Erdgeschoss des Gemeindehauses<br />
führt. Diese hat allerdings laut Müller eine sechzehnprozentige<br />
Steigung und weitere Mängel. Bürgermeister<br />
Martin Piott bestätigte dem PARAPLEGIKER am<br />
29. März <strong>2011</strong>, dass die Situation sich nicht verändert<br />
habe. (Die Auseinandersetzungen innerhalb des Ortes<br />
kann man hier nachlesen: http://fichtenauerforum.<br />
blogspot.com/2010/10/rampe-ruckwartsi.html)<br />
Susanne Becker aus Taufkirchen musste wegen einer<br />
Rampe vor Gericht: Das Münchner Amtsgericht hatte<br />
Anzeige<br />
www.reha.com · Hotline: 01805 566 399*<br />
ihr mit einer einstweiligen Verfügung verboten, ihre<br />
beiden Alu-Schienen weiter zu benutzen. Die Rollstuhlfahrerin<br />
hatte sich im Baumarkt zwei Schienen<br />
gekauft, um mit dem E-Rollstuhl zwei Stufen zum<br />
Gehweg zu überwinden. „Nicht verkehrssicher“, lautete<br />
der Einwand der Hausverwaltung. Es drohte ein<br />
Ordnungsgeld von bis zu 250 000 €. Der Rollstuhlfahrerin<br />
blieb nichts anderes übrig, als in der Wohnung<br />
zu bleiben. Der Richter hatte eine einfache Idee: Die<br />
Rollstuhlfahrerin muss eine dritte Rampe zwischen<br />
die beiden Schienen legen und die Konstruktion mit<br />
Schrauben fixieren, sodass niemand mehr mit dem<br />
Fuß in die Lücke geraten kann. (Nachzulesen unter<br />
http://www.elo-forum.org/schwerbehinderte-gesundheit-rente/64711-freiheitsberaubung-darf-rollirampe-mehr-benutzen.html)<br />
Text: Ruth Auschra<br />
Fotos: Auschra, Roll-A-Ramp<br />
<br />
Unsere Niederlassungen sind bundesweit für Sie da: Hilden (bei Düsseldorf)<br />
Schlitz (bei Fulda) · Hamburg · Berlin · München · Paderborn · Dresden<br />
hilfsmittel<br />
hilfsmittel<br />
hilfsmittel<br />
Wenn Qualität eine Frage<br />
der Beratung ist, dann<br />
sind wir die Nummer 1 !<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Ein Unternehmen der www.kirchhoff-gruppe.de · 225 Jahre Tradition · Autos nach Maß für Menschen mit Handicap! · Zertifi ziert nach DIN/EN ISO 9001:2008<br />
Ihre Mobilität endet nicht am Wohnort
markt<br />
Schränke und Schrankwände<br />
sind eine feine<br />
Sache, weil sich<br />
hinter ihren Türen<br />
das ganze<br />
Chaos verstecken<br />
lässt,<br />
das sonst unsereWohnräume<br />
so<br />
„wohnlich“<br />
macht.<br />
Der Schrank der<br />
Renaissance – so<br />
Wikipedia – blieb<br />
auch für die spätere<br />
Gestaltung<br />
dieses Möbelstückesmaßgebend,<br />
bis hin zur<br />
Gegenwart.<br />
30<br />
PARAPLEGIKER 2/11<br />
Bauen-wohnen-renovieren:<br />
Schränke –<br />
immer an der Wand lang<br />
Laut Wikipedia ist „Schrank“ die Bezeichnung<br />
für „ein Möbelstück, das meistens abgeschlossen<br />
ist oder wenigstens geschlossen werden kann. Er<br />
entwickelte sich aus der aufrecht gestellten Kastentruhe<br />
bzw. aus zwei übereinander gestapelten<br />
Truhen. Später erhielt der Schrank Türen, die mit<br />
Malereien verziert waren, und wurde auf vier<br />
niedrige Pfosten gesetzt, die erst in der Renaissancezeit<br />
zu gedrehten Füßen ausgebildet wurden.<br />
Abweichend davon war ein Stollenschrank<br />
ein auf hohen Pfosten stehender Schrank.“ Der<br />
Schrank der Renaissance – so Wikipedia – blieb<br />
auch für die spätere Gestaltung dieses Möbelstückes<br />
maßgebend, bis hin zur Gegenwart.<br />
So ist es zumindest in der alten Welt noch lange<br />
Zeit geblieben, bis in unsere Tage. In Nordameri-<br />
ka pflegte man eine andere Tradition, wie Michael<br />
Greven, Importeur technischer Produkte für den<br />
Schrankbau, bereits 1978 auf seinen Reisen durch<br />
diesen Erdteil erfahren konnte. Die Schranktüren<br />
wurden dort an Schienen zwischen Boden und<br />
Decke geführt, verschlossen meist einfach eine<br />
Nische und waren nicht mit dem Schrankinneren<br />
verbunden. Greven brachte diesen Gedanken<br />
mit nach Hause und entwickelte daraus von 1979<br />
an das heute bekannte „Cabinet“-System – ein<br />
perfekt funktionierendes Gleittür-Einbauschrank-<br />
Programm, das von mehr als 100 Partnern in<br />
Deutschland, Österreich und der Schweiz vertrieben<br />
wird.
Gleitende Türen<br />
Ein Studio oder Fachgeschäft kann unter www.<br />
cabinet.de gesucht werden. Dessen Mitarbeiter<br />
nehmen in der Wohnung Maß und beraten bei<br />
der Inneneinrichtung nach den individuellen Bedürfnissen<br />
des Kunden. Nach einer im Möbelbau<br />
üblichen Lieferzeit von sechs bis acht Wochen<br />
werden die passgenau vorgefertigten Schrankteile<br />
geliefert und vom Fachpersonal eingebaut.<br />
Wie Julia Greven von Cabinet unterstreicht, sind<br />
die Fachleute mit den besonderen Anforderungen<br />
vertraut, die bei der Planung von Einbauschränken<br />
und Schranksystemen für Menschen<br />
mit Behinderung zu beachten sind. „Besondere<br />
Vorzüge bieten unsere Schranksysteme für Menschen<br />
mit Mobilitätsbeschränkungen, da es bei<br />
Gleittüren beispielsweise keinen Öffnungsradius<br />
gibt, der möglicherweise störend im Weg stehen<br />
kann. Die Türen gleiten leise und leicht zur Seite.<br />
Cabinet-Gleittüren werden auf Wunsch sogar mit<br />
einem sanften Selbsteinzug geliefert, dem so genannten<br />
,Softstopp‘.“ Ausstattungsmerkmale wie<br />
Rahmenprogramme mit verschiedenen Griffen,<br />
darunter auch praktische Stabgriffe, sind besonders<br />
geeignet für Menschen, die auf den Rollstuhl<br />
angewiesen sind.<br />
„Einige Türenprogramme sind zudem mit einer<br />
Synchro-Technik ausgestattet: Mit einem Griff<br />
kann man so zwei Türen zugleich öffnen. Das ist<br />
besonders praktisch und leicht zu bedienen, beispielsweise<br />
für Rollstuhlfahrer bei Durchgängen,<br />
die eine gewisse Breite haben sollen. Zur Zeit<br />
arbeiten wir auch an Automatiktüren. Unsere<br />
Schranktüren sind vom Innenleben unabhängig<br />
und können somit in beliebigem Abstand vom<br />
Korpus geplant und platziert werden. Die Bodenschiene<br />
kann auf Wunsch in den Boden(belag)<br />
eingelassen werden. Auch hängende, an der<br />
Decke befestigte Gleittüren sind erhältlich und<br />
ebenfalls sehr praktisch für Gehbehinderte oder<br />
Rollstuhl fahrende Menschen. Und da wir das Innenleben<br />
nach Kundenwunsch fertigen, können<br />
Auszüge, Schubladen und Kleiderstangen so wie<br />
viele weitere nützliche Ordnungshilfen in beliebiger<br />
Höhe montiert werden.“<br />
Stückzahl eins<br />
Eine andere Philosophie vertreten „Die Möbelmacher“<br />
Gunther Münzenberg und Herwig Danzer,<br />
die Inhaber der 1988 gegründeten gleichnamigen<br />
Massivholzschreinerei in Hersbruck. Bereits<br />
im Jahr 1986 hat Geschäftsführer Herwig Danzer<br />
während der Ausbildung zum Zivildienst in Ritterhude<br />
bei Bremen gelernt, wie schwer das Leben<br />
Rollstuhlfahrern oft (meist unnötig) gemacht wird.<br />
Damals wurden aus den Testbesuchen in Cafés,<br />
Kaufhäusern und Supermärkten Empfehlungen<br />
erarbeitet, die man in den heutigen DIN-Normen<br />
so ähnlich wiederfinden kann. „Leider haben heute<br />
noch immer nicht alle Planer die Grundregeln<br />
des Rollstuhl gerechten Einrichtens verinnerlicht.<br />
Gerade im privaten Bereich geht es dabei weniger<br />
um Normen, sondern um Menschen, deren<br />
eingeschränkte Bewegungsfreiheit so gut wie irgend<br />
möglich durch intelligente und individuelle<br />
Einrichtungslösungen ausgeglichen werden soll.“<br />
Anzeige<br />
markt<br />
„Einige Türenprogramme<br />
sind<br />
zudem mit einer<br />
Synchro-Technik<br />
ausgestattet: Mit<br />
einem Griff kann<br />
man so zwei Türen<br />
zugleich öffnen.<br />
... Das ist leicht<br />
zu bedienen, beispielsweise<br />
für<br />
Rollstuhlfahrer bei<br />
Durchgängen, die<br />
eine gewisse Breite<br />
haben sollen.<br />
RL-50 Deckenlift<br />
mit Rollstuhlaufhängung<br />
Bundesweiter Vertrieb und Service: 02 34 – 91 600 50<br />
Dank der speziell entwickelten Fahrschiene bleibt ihre Treppe in ganzer Breite frei. Der<br />
Einbau kann in Mehrfamilienhäusern, engen Treppenhäusern, über mehrere Etagen<br />
erfolgen. Haltestellen sind frei wählbar. Die Bedienung erfolgt auch bei eingeschränkter<br />
Mobilität durch den Benutzer oder Begleitperson. Fernsteuerbar ohne Kabelmontage.<br />
HÖGG Liftsysteme<br />
Hattinger Straße 712 a<br />
44879 Bochum<br />
sales@hoegglift.de www.hoegglift.de
markt<br />
Der Kleiderschrank<br />
für Rollstuhlfahrer<br />
hat im<br />
optimalen Greifraum<br />
zwei Schubladen,<br />
die unterhalb<br />
vom Kleiderlift<br />
angeordnet sind.<br />
So ist für Rollstuhlfahrer<br />
der gesamte<br />
Schrankinnenraum<br />
erreichbar...<br />
32<br />
PARAPLEGIKER 2/11<br />
Dazu eigne sich die Flexibilität der Möbelmacher<br />
durch die Einzelanfertigung ganz besonders,<br />
denn nur die „Stückzahl eins“ sei geeignet, einen<br />
optimalen Kompromiss aus Bewegungsfreiheit,<br />
Zugriffsmöglichkeiten und Quadratmeterverbrauch<br />
zu verwirklichen. „Egal, ob Küche, Bad oder<br />
Schlafzimmer, ob höhenverstellbare Arbeitsplatten,<br />
unterfahrbare Betten oder Kleiderschränke<br />
mit Garderobenlift: In Unterkrumbach suchen wir<br />
nach der funktionalsten und gleichzeitig optisch<br />
ansprechenden Lösung. Denn eines wollen wir<br />
unbedingt erreichen: Dass die neue Einrichtung<br />
aus Massivholz zuerst wegen ihrer Ästhetik und<br />
erst im zweiten Schritt wegen ihrer Rollstuhltauglichkeit<br />
auffällt.“<br />
Hoteleinrichtungen<br />
und Selbstbaulösungen<br />
Im Zuge dieser Tätigkeit haben „Die Möbelmacher“<br />
ein Hotelzimmer mit barrierefreier Einrichtung<br />
speziell für Rollstuhlfahrer entwickelt. „Das<br />
erste Hotel, in dem die speziell für Rollstuhlfahrer<br />
gebauten Möbel stehen, ist der ,Grüne Baum‘ in<br />
Kühnhofen. Gemeinsam mit den Fachleuten der<br />
Firma Coframed testeten wir gleich die Funktionalität<br />
mit dem Rollstuhl. Besonders wichtig war<br />
uns die Unterfahrbarkeit des Kleiderschrankes mit<br />
dem Rollstuhl. Der Kleiderschrank für Rollstuhlfahrer<br />
hat im optimalen Greifraum zwei Schubladen,<br />
die unterhalb vom Kleiderlift angeordnet sind. So<br />
ist für Rollstuhlfahrer der gesamte Schrankinnenraum<br />
erreichbar, außer den oberen Fächern hinter<br />
der beidseitig verspiegelten Tür. Der Massivholzschrank<br />
steht auf zwei nur mittig angebrachten<br />
Beinen, weil das die Unterfahrbarkeit verbessert<br />
und ist ansonsten an der Wand befestigt.“<br />
Immer wieder kommt es vor, dass uns die Post den<br />
»<strong>Paraplegiker</strong>« mit dem Vermerk “unzustellbar“ zurücksendet.<br />
Dann beginnen für uns zeit- und arbeitsaufwendige, vor allem<br />
auch kosteintensive Nachforschungen, die nicht selten als<br />
ergebnislos eingestellt werden müssen.<br />
Darum bitten wir Sie:<br />
dem Humanis Verlag Ihre neue- und alte Anschrift mitzuteilen.<br />
Bei Abo-Abbuchungen bitte auch die Änderungen<br />
der Bankdaten mitteilen.<br />
Vielen Dank – Ihr Humanis Verlag<br />
Schiebetüren für Einbauschränke, begehbare<br />
Schränke oder Raumteiler findet man auch als<br />
Selbstbausystem im Heimwerkermarkt, etwa bei<br />
„Bauhaus“. Wer sich mit einer beschränkten Motivauswahl<br />
bei den Türfüllungen zufrieden geben<br />
kann, sollte sich auf der Website des Selbstbauprogrammes<br />
umsehen. Unter www.platzda.<br />
eu findet sich nicht nur ein Überblick über das<br />
Türenprogramm, sondern alles, was für die Planung<br />
der Inneneinrichtung erforderlich ist. Der<br />
Internet-Planer wird ergänzt durch allgemeine<br />
Informationen und Prospekte, Preislisten und<br />
Montageanleitungen, die einfach als PDF-Dokument<br />
heruntergeladen werden können und die<br />
zahlreiche Ideen und Lösungen für nahezu jede<br />
Raumsituation bieten, dazu vollständige Preislisten<br />
der benötigten Komponenten sowie Montageanleitungen<br />
mit Tipps und Hinweisen für das<br />
Selbstbausystem.<br />
Text: Raimund Artinger<br />
Foto: Cabinet Schranksysteme AG<br />
Infos:<br />
Cabinet Schranksysteme AG<br />
tel 0 22 75-92 03 60, www.cabinet.de<br />
eMail: info@cabinet.de<br />
Bauhaus/Platz da!, www.platzda.eu<br />
Die Möbelmacher GmbH, tel 0 91 51-86 29 99<br />
www.die-moebelmacher.de<br />
eMail: info@die-moebelmacher.de<br />
Weitere Adressen:<br />
www.prometer.de<br />
www.schrank-werk.de<br />
www.holzschwab.de<br />
www.raumplus.de<br />
www.schrank-direkt.de<br />
www.team7-pfullingen.de<br />
www.haus-freudenberg.de<br />
www.bock.net<br />
www.moebel-bau.com
Das silberne Spar-Schwein:<br />
„Kaufen Sie sich doch einfach<br />
ein neues Auto“<br />
So einfach wollte es sich das Sanitätshaus Brillinger<br />
machen, um eine offensichtliche Fehlversorgung für<br />
einen MS-Patienten aus der Welt zu schaffen.<br />
Was war geschehen? Herr X ist seit langem an<br />
Multiple Sklerose erkrankt. Er ist auf einen Elektrorollstuhl<br />
angewiesen und braucht Hilfe rund um die<br />
Uhr. Zur Kreislaufstabilisierung und zur Aktivierung<br />
der noch vorhandenen Restmuskulatur übte er täglich<br />
in einem Stehtrainer. Jedenfalls so lange, wie<br />
es für seine auch schon im Rentenalter stehende<br />
Ehefrau möglich war, ihn vom E-Rollstuhl ins Stehgerät<br />
und zurück zu schaffen. Irgendwann war das<br />
bei dem über 1,90 m großen kräftigen Mann nicht<br />
mehr möglich. Als Alternative bot sich ein Elektrorollstuhl<br />
mit Stehfunktion an, der nach den üblichen<br />
Anfangsschwierigkeiten auch von seiner Krankenkasse,<br />
der DAK in Karlsruhe genehmigt wurde. Verschiedene<br />
Rollstühle wurden ausprobiert und ein<br />
Anforderungsprofil erstellt. Dazu gehörte auch, dass<br />
bestimmte Maße nicht überschritten werden durften.<br />
Der Rollstuhl durfte nicht zu breit sein, damit<br />
er in den Aufzug zum zweiten Stock passte und vor<br />
allem nicht höher als 1,40 m, damit auch der Transport<br />
in dem dafür extra umgebauten Renault Kangoo<br />
möglich blieb, nicht nur für Fahrten zum Arzt<br />
und zur Physiotherapie, sondern auch, damit Herr X<br />
weiterhin am Leben außerhalb der Wohnung teilhaben<br />
kann.<br />
Ein Rollstuhl von der Firma Vassilli, der vom Sanitätshaus<br />
Brillinger zusammen mit einem Mitarbeiter des<br />
Herstellers vor Ort getestet wurde, entsprach diesen<br />
Kriterien, war der DAK aber zu teuer. Also wurde ein<br />
anderer Rollstuhl ausprobiert. Dieses Mal aber nur<br />
mit einem Mitarbeiter der Firma Brillinger, ohne dass<br />
ein Mitarbeiter des Herstellers dabei war. Die Frage<br />
nach der Verlademöglichkeit ins Auto beantwortete<br />
dieser „Wenn der alte Rollstuhl ins Auto passte, dann<br />
geht das auch mit diesem Modell.“ Nachdem in der<br />
Wohnung auch alles glatt ging, reichte das der DAK<br />
aus, diesen Rollstuhl zu genehmigen.<br />
Kurz und gut, der Rollstuhl wurde ausgeliefert – und<br />
war mit 1,50 m 10 cm zu hoch für die Verladung in<br />
den Renault Kangoo. Er lässt sich, auch nach Rück-<br />
q – querschnitt spezial<br />
sprache mit dem Hersteller, nicht auf eine geringere<br />
Höhe umbauen. So muss Herr X – trotz aller TÜV-<br />
und Herstellervorgaben und auf eigenes Risiko –<br />
mit schräg gestellter Rückenlehne im Auto gefahren<br />
werden.<br />
Die Krankenkasse, die durch die Ablehnung des<br />
ersten Vorschlages rund 1 000 € eingespart hat,<br />
schweigt dazu und verweist an die Firma Brillinger.<br />
Das Unternehmen, für das die Versorgung wegen<br />
anderer Mängel schon jetzt ein Zuschussgeschäft<br />
zu werden droht, schlägt dem Rentnerehepaar als<br />
einzige Problemlösung die Anschaffung eines neuen<br />
Autos mit höherem Innenraum vor, natürlich auf<br />
eigene Kosten. Eine wahrlich ungewöhnliche Form<br />
der Anpassung. Nicht das Hilfsmittel wird an die<br />
Anforderung angepasst, sondern umgekehrt. Ein<br />
Umbau des zehn Jahre alten noch gut erhaltenen<br />
Autos mit wenigen Kilometer auf dem Tacho, der<br />
zwischenzeitlich auch einmal in Erwägung gezogen<br />
wurde, wäre nicht nur erheblich teurer als das, was<br />
der neue Rollstuhl gekostet hat, er würde wegen<br />
mangelnder Sicherheit auch nicht vom TÜV akzeptiert.<br />
Text: Herbert Müller<br />
Kriterium für die „Ehrung“ ist<br />
die Kreativität der Begründung<br />
für eine Ablehnung. Je unsinniger,<br />
desto besser sind die Chancen.<br />
Ob man darüber eher schmunzelt<br />
oder sich mehr über die Ignoranz<br />
ärgert, bleibt jedem selbst überlassen.<br />
Vorschläge sind willkommen.<br />
Herbert Müller<br />
Rechtsbeistand im Sozialrecht<br />
der Fördergemeinschaft<br />
der Querschnittgelähmten<br />
in Deutschland e.V.<br />
Freiherr-vom-Stein-Str. 47<br />
56566 Neuwied-Engers<br />
tel 0 26 22-88 96-32; Fax: -36<br />
eMail: h.mueller@engers.de<br />
PARAPLEGIKER 2/11 33
q – querschnitt spezial<br />
34<br />
Serie: Dekubitus (2)<br />
Das richtige Kissen wählen!<br />
PARAPLEGIKER 2/11<br />
Nicht jeder Rollstuhlfahrer entwickelt Dekubitalgeschwüre (kurz: Dekus).<br />
Die Gefahr ist eher hoch, wenn keine Restsensibilität vorhanden ist,<br />
so dass Schmerzreize im Gesäßbereich nicht wahrgenommen werden<br />
können. Gefährdet sind auch Menschen, die die Sitzfläche nicht über ein<br />
Hochdrücken aus dem Rollstuhl entlasten können, die unter Spastiken<br />
oder Kontrakturen leiden.<br />
Leider entwickeln auch <strong>Paraplegiker</strong>, die eigentlich<br />
im Alltag gut und selbstständig zurechtkommen,<br />
gar nicht so selten Dekus. Bei<br />
ihnen besteht das Risiko vor allem darin, dass<br />
sie so gut alleine mit ihren Einschränkungen<br />
leben und keine weitere Hilfe in Anspruch nehmen.<br />
Das kann dazu führen, dass ein Deku im<br />
Anfangsstadium unbemerkt bleibt, wenn niemand<br />
pflegerische Hilfe leisten muss.<br />
Tabelle: Die Entwicklung eines Dekus<br />
Stadium Anzeichen<br />
Stadium I:<br />
Stadium II:<br />
Stadium III:<br />
Stadium IV:<br />
Intakte Haut mit einer Besonderheit: Es bleibt eine rote<br />
Stelle bestehen, wenn man mit dem Finger auf die belastete Haut<br />
am Steißbein oder Sitzbeinhöcker drückt. Die gesunde Haut um<br />
diese Stelle herum blasst dagegen ab. Es können Ödeme bestehen,<br />
möglicherweise ist die Haut hart und/oder heiß.<br />
Die Haut ist oberflächlich geschädigt. Sichtbar ist eine Blase, eine Art<br />
Hautabschürfung oder vielleicht auch ein flaches Geschwür.<br />
Das Geschwür hat alle Hautschichten und das unter der Haut liegende<br />
Gewebe geschädigt. Sogar der unter der Haut liegende Muskel kann<br />
betroffen sein. Ein tiefes offenes Geschwür ist entstanden.<br />
Das Geschwür hat sich auch auf Knochen, Sehnen oder Gelenkkapsel<br />
ausgedehnt.<br />
Zur Vorsorge werden die verschiedensten<br />
Anti-Dekubitus-Kissen angeboten: Kissen aus<br />
Schaumstoff, mit Gel gefüllte Kissen oder Luftkammerkissen.<br />
Ob Waben oder Luftkammern<br />
– immer geht es darum, für eine möglichst optimale<br />
Druckentlastung zu sorgen. Kissen mit<br />
herausnehmbaren Schaumstoffwürfeln erlauben<br />
eine punktuelle Entlastung, Wabenkissen<br />
sollen die Scherkräfte besonders gut reduzieren.<br />
Selbstverständlich haben alle Kissen ihre<br />
Grenzen: Entlastung durch Hochdrücken<br />
im Rollstuhl, Bauchlagerung oder individuell<br />
zugeschnittene Schaumstoffauflagen ist<br />
unumgänglich, um eine gute Durchblutung<br />
wiederherzustellen. Experten empfehlen alle<br />
10 Minuten eine Entlastung der Sitzfläche.<br />
Druckstellen entstehen bekanntlich auch<br />
durch Mikro-Verletzungen, die beispielsweise<br />
von Kleidung mit Nähten oder Falten an belasteten<br />
Stellen verursacht werden kann. Selbst<br />
Was tun?<br />
Die Haut muss unbedingt dauerhaft entlastet werden. Schon<br />
nach einigen Stunden bis Tagen kann man die Hautrötung zum<br />
Verschwinden bringen. Ohne Druckentlastung geht es allerdings<br />
weiter: Es kommt zu einer verstärkten Einlagerung von Flüssigkeit<br />
in die Druckstelle.<br />
Jetzt reicht eine Entlastung nicht mehr:<br />
Chirurgen aufsuchen!<br />
raue Oberflächen oder zu warme Sitzflächen<br />
(Wärmflaschen oder Sitzheizungen) können<br />
gefährlich sein.<br />
Ganz grundsätzlich gibt es nicht das perfekte<br />
Kissen für alle Bedürfnisse. Welches Kissen<br />
individuell am besten passt, hängt von den<br />
Anforderungen im Einzelfall ab: Das Sitzkissen<br />
soll ja nicht nur für Druckentlastung sorgen,<br />
sondern auch für einen stabilen Sitz.<br />
Die Anforderungen sind umfangreich: Das<br />
Gewicht des Kissens spielt ebenso eine Rolle<br />
wie das des Rollstuhlfahrers. Je aktiver der
Rollstuhlfahrer, desto leichter sollte das Kissen<br />
möglichst sein. Wer inkontinent ist, braucht<br />
auf jeden Fall ein Kissen, das Feuchtigkeit<br />
aufnimmt und gut gereinigt werden kann.<br />
Atmungsaktive Sitzkissen sorgen zusätzlich<br />
dafür, dass die Haut trocken bleibt, auch wenn<br />
man schwitzt. Gelkissen sorgen möglicherweise<br />
für verstärktes Schwitzen – was ein Nachteil<br />
wäre: Feuchte Haut ist bekanntlich anfälliger<br />
für die Entwicklung von Wunden. Kissen mit<br />
luftgefüllten Noppen, Mini-Luftkissen oder<br />
Noppenkissen aus Neopren passen sich dem<br />
Körpergewicht an und sorgen neben Entlastung<br />
für eine stabile Sitzposition. Andere Rollstuhlfahrer<br />
schwören auf Luftsitzkissen, deren<br />
Kern mit einer Handpumpe aufgeblasen wird.<br />
Ideal ist es, wenn man ein Sitzkissen nicht nur<br />
kurz probieren, sondern längere Zeit testen<br />
kann. Am besten verlässt man sich nicht nur<br />
auf das eigene Sitzgefühl, sondern lässt an-<br />
Anzeige<br />
Röntgenbild einer spastischen Blase.<br />
q – querschnitt spezial<br />
Barrierefreie Reiseziele – individuell reisen mit der Bahn!<br />
Tourismusverband<br />
Niederlausitz,<br />
Foto: Nada Quenzel<br />
schließend eine Hautkontrolle auf Rötungen<br />
und Feuchtigkeit durchführen. Sitzdruckmessungen<br />
können spannende Ergebnisse<br />
erbringen: Manchmal ist gar kein anderes<br />
Kissen sinnvoll, sondern eine veränderte Neigung<br />
des Sitzes oder eine Veränderung des<br />
Abstands zu den Fußstützen. Allerdings darf<br />
man aus einer Druckanalyse nicht ableiten,<br />
dass an einer Stelle mit erhöhtem Druck<br />
auch zwangsläufig ein Deku ent-<br />
stehen muss. Leider werden Sitzdruckmessungen<br />
hierzulande fast<br />
nur in Querschnittzentren durchgeführt.<br />
Vielleicht lohnt es sich, einen<br />
Checkup-Termin außerdem zum Kissentest<br />
zu nutzen? Ein Anruf beim Krankenhaus<br />
sollte vorab klären, ob das möglich ist und ob genügend<br />
Kissen zum Testen vorhanden sind.<br />
Text: Ruth Auschra<br />
Die Deutsche Bahn bietet Reisenden mit Handicap<br />
umfangreiche Services und spezielle Angebote.<br />
Auch die Arbeitsgemeinschaft „Barrierefreie Reiseziele<br />
in Deutschland“ hat sich auf die besonderen Bedürfnisse<br />
mobilitätseingeschränkter Gäste eingestellt<br />
(www.barrierefreie-reiseziele.de).<br />
In einer gemein samen Kooperation wurden nun erstmals<br />
individuelle Mobilitätspakete entwickelt, die<br />
Wünsche und Bedürfnisse mobilitätseingeschränkter<br />
Urlauber bei An- und Abreise inkl. Anschlussmobilität,<br />
Hotelwahl und Rahmenprogramm in den Mittelpunkt<br />
stellen. Aktuelle Informationen unter<br />
www.bahn.de/reiseziele-barrierefrei<br />
Die Bahn<br />
macht mobil.<br />
Ideal ist es,<br />
wenn man ein<br />
Sitzkissen nicht nur<br />
kurz probieren, son-<br />
dern längere Zeit<br />
testen kann.
q – querschnitt spezial<br />
„Da stinkt man ja“<br />
oder „Ich habe gehört,<br />
dass...“ verhindern,<br />
dass man<br />
sich objektiv über<br />
eine möglicherweise<br />
sinnvolle Lösung<br />
seiner Darminkontinenzprobleme<br />
informiert ...<br />
36<br />
PARAPLEGIKER 2/11<br />
Abb.: Stoma-Welt.de<br />
Operation aus Patientensicht:<br />
Stoma - Leben mit<br />
einem Loch im Bauch<br />
Ein Stoma ist ein künstlicher Darmausgang. Auch so mancher<br />
querschnittgelähmte Mensch denkt „Ein Stoma kommt für mich<br />
nur in Frage, wenn ich es wirklich nicht vermeiden kann“ und verbindet<br />
den Begriff mit Darmkrebs, Morbus Crohn, Colitis Ulcerosa<br />
oder anderen schweren Krankheiten.<br />
Dabei denkt er nicht daran, dass auch seine<br />
Querschnittlähmung bei nicht behinderten<br />
Menschen oft genug eine ähnliche Abwehrreaktion<br />
hervorruft, obwohl auch damit ein positives<br />
und erfülltes Leben möglich ist. Aber wenn es<br />
wie bei einem Stoma um das Tabuthema Ausscheidungen<br />
geht, bleibt die Objektivität leicht<br />
auf der Strecke, vor allem dann, wenn man einmal<br />
erlebt hat, wie sehr Menschen, die sich mit<br />
ihrem Stoma nicht anfreunden konnten, einer<br />
Rückverlegung entgegenfiebern. Mit Querschnittlähmung<br />
ist man schon froh, dass man<br />
die Blasenlähmung durch Kathetern oder andere<br />
Techniken einigermaßen im Griff hat und<br />
akzeptiert, dass man mindestens jeden zweiten<br />
oder dritten Tag bis zu mehreren Stunden dort<br />
verbringt, wo selbst der Kaiser zu Fuß hingeht.<br />
Ein Dickdarmstoma (med. Colostoma) ist gewiss<br />
nicht die Ideallösung für jeden mit einer Mastdarmlähmung,<br />
aber es ist gewiss ein Nachdenken<br />
darüber wert – fernab jeder subjektiven<br />
emotionalen Bedenken. Denn viele Informationen<br />
darüber basieren wie so oft auf Halbwissen<br />
und Spekulationen. Sprüche wie „Igitt – wie<br />
eklig“, „Da stinkt man ja“ oder „Ich habe gehört,<br />
dass...“ verhindern, dass man sich objektiv über<br />
eine möglicherweise sinnvolle Lösung seiner<br />
Darminkontinenzprobleme informiert, die eine<br />
erhebliche Verbesserung der Lebensqualität bedeuten<br />
kann.<br />
In Deutschland leben rund 100 000 Menschen<br />
mit einem künstlichen Darmausgang. Ein Colostoma<br />
ist ein kleines Loch im Bauch, in dem der<br />
untere Teil des Dickdarms endet, der bis dato in<br />
den Enddarm weiterführte, 20 bis 40 mm groß,<br />
meist links in der Nähe des Nabels. Die Hauptaufgabe<br />
des Dickdarms im Körper ist es, den<br />
Ausscheidungen das Wasser zu entziehen und<br />
diese dadurch anzudicken, damit der Darm normal<br />
entleert werden kann. Im Gegensatz zu einen<br />
Ileostoma (des Dünndarms) sind bei einem<br />
Colostoma normalerweise keine besonderen<br />
Essensvorschriften zu beachten. Man lebt damit<br />
weiter wie vorher. Ausführliche bebilderte Informationen<br />
dazu sind im Internet bei Wikipedia zu<br />
finden (http://de.wikipedia.org/wiki/Enterostoma).<br />
Auch die Website www.stoma-welt.de mit<br />
mehr als 30 000 Besuchern pro Monat bietet für<br />
interessierte Leser qualifizierte Informationen,<br />
die mithelfen, wenn man sich mit dem Thema<br />
befasst.<br />
Weniger Rücksicht nehmen<br />
Auf der Jahrestagung der DGMP 2006 in Wien<br />
wurde berichtet, dass in der WWK in Bad Wildungen<br />
von 69 querschnittgelähmten Patienten,<br />
bei denen – meist zum Schutz des<br />
Gesäßes bei einem Dekubitus – ein Stoma angelegt<br />
wurde, sich 62, also rund 90 % entschieden<br />
haben, das Stoma beizubehalten. Es gibt<br />
andere Fälle, bei denen sich Querschnittgelähmte<br />
jahrelang damit herumgequält haben,<br />
dass sie ihr ganzes Leben nur danach ausrichten<br />
mussten, ob sie gerade Durchfall oder Verstopfung<br />
hatten und nur dorthin gingen wo<br />
sie sicher waren, dass eine Behindertentoilette<br />
für Notfälle wirklich in der Nähe war. Als sie sich<br />
nach eingehender Beratung für eine Stomaanlage<br />
entschieden hatten, begann für sie ein
neues Leben und so mancher von ihnen stellte<br />
fest, dass er sich schon viel früher damit hätte<br />
befassen sollen.<br />
Natürlich ist jede Operation ein Risiko und neben<br />
dem Stoma bleibt bei einer solchen Routine-OP<br />
als Andenken auch eine OP-Narbe am<br />
Bauch zurück und man muss mit ca. zwei Wochen<br />
Krankenhausaufenthalt rechnen. Dafür<br />
entfallen von da an 20, 30 oder mehr Stunden<br />
pro Monat, die man auf der Toilette verbringt,<br />
das Umsetzen auf die Toilette mit dem Risiko,<br />
die Haut zu schädigen usw. Unterwegs kann<br />
man auch in Zimmern ohne rollstuhlgeeignete<br />
Toilette übernachten, im Urlaub seine Zeit ganz<br />
anders planen. Kurz, man muss weniger Rücksicht<br />
auf die Stuhlinkontinenz nehmen. Selbst<br />
das gefürchtete Unglück Durchfall hat weniger<br />
Schrecken, weil dann zwar u. U. die Kleidung<br />
verdreckt wird, aber der Rollstuhl samt Kissen<br />
sauber bleibt.<br />
Heute gibt es eine Vielzahl von Stomaversorgungen,<br />
die nicht nur absolut dicht sind,<br />
sondern sich auch im Rollstuhl einfach und<br />
problemlos handhaben lassen. Sie fallen auch<br />
gefüllt nicht auf und beeinträchtigen auch nicht<br />
die Beweglichkeit. Man kann damit schwimmen<br />
gehen oder in die Sauna. Es entsteht auch keine<br />
Geruchsbelästigung. Wer es nicht weiß, merkt<br />
es nicht wenn jemand ein Stoma hat. Der Wechsel,<br />
je nach System ein- bis mehrmals am Tag, ist<br />
Minutensache und ist auch unterwegs in jeder<br />
stillen Ecke möglich (wenn man wie es sich gehört<br />
ein Versorgungsset dabei hat...).<br />
Vor- und Nachteile<br />
Mit welchem System man am besten zurecht<br />
kommt muss man ausprobieren. Die Anbieter<br />
stellen gerne – wie bei Kathetern – kostenlose<br />
Muster zur Verfügung, weil sie ja auf Dauerkunden<br />
hoffen. Damit kann man Dichtigkeit<br />
und Hautverträglichkeit testen, welches Befestigungssystem<br />
bei so genannten Zweiteilern<br />
sich am besten eignet usw. Es gibt zweiteilige<br />
Systeme mit einem Kunststoffring, der in das<br />
Gegenstück auf einer Basisplatte einrastet und<br />
solche mit einer Klebefläche. Beides hat Vor-<br />
und Nachteile. Speziell für Tetraplegiker mit<br />
eingeschränkter Handfunktion sind meist Klebesysteme<br />
praktischer. Einteilige Stomaversor-<br />
gungen werden je nach Bedarf ein bis drei Mal<br />
am Tag gewechselt.<br />
Fußgänger bevorzugen manchmal auch die Irrigation,<br />
die auch bei einem Stoma möglich ist.<br />
Dann muss in der ausscheidungsfreien Zeit statt<br />
eines Beutels nur eine kleine Stomakappe getragen<br />
werden. Aber erfahrungsgemäß ist das<br />
für Rollstuhlfahrer nicht besonders praktisch,<br />
abgesehen von dem zusätzlichen Zeitaufwand<br />
von ½ bis 1 Stunde pro Vorgang, die man durch<br />
die Stomaanlage gewonnen hat und dann wieder<br />
hergibt.<br />
Die Stomaversorgungen zahlt die Krankenkasse.<br />
Eventuelle Zuzahlungen für „zum Verbrauch<br />
bestimmte Hilfsmittel“ von max. 10 € im Monat<br />
beinhalten benötigte Stomaversorgung, Katheter<br />
usw. insgesamt, sind also nicht doppelt zu<br />
leisten, sofern man nicht ohnehin von Zuzahlungen<br />
befreit ist.<br />
Text: Herbert Müller<br />
Anzeige<br />
q – querschnitt spezial<br />
Die EDAG Rollstuhlladehilfe<br />
für VW, OPEL, Skoda, Audi* und Renault<br />
Möchten Sie unser System einmal testen? Wir besuchen Sie gern<br />
kostenlos und unverbindlich mit einem unserer umgebauten Fahrzeuge.<br />
Rufen Sie uns an oder senden Sie eine E-Mail!<br />
* auf Anfrage<br />
EDAG GmbH & Co. KGaA · Geschäftsbereich Ladehilfe<br />
Reesbergstraße 1 · 36039 Fulda<br />
Telefon: +49 661 6000-240 · E-Mail: rollstuhl-ladehilfe@edag.de<br />
www.edag-rollstuhl-ladehilfe.de
q – querschnitt spezial<br />
Am 13. und 14. Mai<br />
dieses Jahres fand ein<br />
wissenschaftliches<br />
Symposium des Querschnittgelähmtenzentrums<br />
für Mecklenburg-Vorpommern<br />
der BDH-Klinik Greifswald<br />
statt. Eingeladen<br />
waren (ehemalige)<br />
Patienten und<br />
deren Angehörige,<br />
Therapeuten unterschiedlicher<br />
Bereiche,<br />
Mitarbeiter der Krankenpflege<br />
sowie Ärzte<br />
unterschiedlicher<br />
Fachrichtungen, die<br />
die Betroffenen seit<br />
ihrer Querschnittlähmung<br />
begleiteten und<br />
im weiteren Verlauf<br />
weiter betreuen.<br />
38<br />
PARAPLEGIKER 2/11<br />
Symposium des Querschnittgel<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
Nur durch eine bestmögliche Akutbehandlung<br />
sowie spezifische Behandlungsmethoden in<br />
den Behandlungszentren für Querschnittgelähmte<br />
kann nach Auftreten einer frischen Schädigung<br />
des Rückenmarks die Gesundheit stabilisiert und<br />
die Lebensqualität wesentlich verbessert werden,<br />
betonte der Chefarzt des Zentrums, Prof. Dr. Platz.<br />
Nach umfangreicher Erstbehandlung ist im Falle<br />
fortbestehender Lähmungserscheinungen ein lebenslanger<br />
Behandlungs- und Rehabilitationsbedarf<br />
zu verzeichnen. So wurden beim Symposium<br />
zunächst Fragen der anfänglichen Akutbehandlung<br />
durch Neurochirurgen aus den Universitätsklinika<br />
Rostock, Prof. Dr. Piek, und Greifswald, Dr.<br />
Müller, sowie den HELIOS-Kliniken Schwerin, Dr.<br />
Salger, umfassend dargestellt.<br />
Ein weiterer wesentlicher Themenkomplex waren<br />
neurologische Therapiemöglichkeiten bei akuter<br />
Querschnittlähmung bedingt durch entzündliche<br />
Erkrankungen des Rückenmarks oder Durchblutungsstörungen<br />
desselben. Hier referierten Neurologen<br />
aus Greifswald, Priv.-Doz. Dr. Dressel, und<br />
Stralsund, Prof. Dr. Sieb.<br />
Da die weiteren Behandlungs- und Rehabilitationsziele<br />
bei Vorliegen einer Querschnittlähmung<br />
vielfältig sind, ist auch das Behandlungsteam am<br />
Greifswalder Querschnittgelähmtenzentrum multiprofessionell<br />
aufgebaut. Vor dem Hintergrund<br />
langjähriger Erfahrungen stellten Therapeutinnen<br />
und Therapeuten des Querschnittgelähmtenzentrums<br />
ihre vielfältigen Behandlungsmethoden<br />
dar. Themen waren hierbei die Erstrehabilitation<br />
Querschnittgelähmter aus physio- und sportthe-<br />
Chefarzt<br />
Prof. Dr. med. Platz.<br />
Auch Patienten nahmen am Symposium teil.<br />
rapeutischer Sicht, die unterstützende Behandlung<br />
durch die funktionelle Elektrostimulation<br />
sowie Therapieschwerpunkte aus ergotherapeutischer<br />
Sicht.<br />
Ziel der Erstbehandlung ist es, dass bei Querschnittgelähmten<br />
zumindest teilweise Funktionen<br />
wieder hergestellt werden können und dass<br />
sie so trotz verbleibender Lähmung ein selbstbestimmtes<br />
Leben führen können. Ergänzt wurde<br />
dieser Gedanke durch Vorträge des psychologischen<br />
Dienstes und des Sozialdienstes, der den<br />
Bogen bis hin zur Vorbereitung der medizinischen<br />
beruflichen Rehabilitation und die Re-Integration<br />
in den Arbeitsprozess schloss. Die Rehabilitation<br />
des Querschnittgelähmten beginnt am Unfallort<br />
und endet idealerweise am Arbeitsplatz.<br />
Ärzte aus dem Greifswalder Querschnittgelähmtenzentrum<br />
und aus anderen Zentren der Bundesrepublik<br />
vertieften Fragen der spezifischen<br />
medizinischen Behandlung. Neben Themen wie<br />
der neuro-urologischen Diagnostik und Therapie<br />
bei vorliegender Harnblasenlähmung wurden<br />
auch neueste Erkenntnisse bezüglich des Darmmanagements<br />
aus ärztlicher sowie pflegerischer<br />
Sicht dargestellt (ltd. OA Dr. Bremer und Mitarbeiter<br />
sowie Dr. Leder aus Immenstadt). Dr. Löchner-<br />
Ernst aus Murnau referierte über Probleme und<br />
deren Lösung bei vorliegender Einschränkung der<br />
Sexualfunktionen.<br />
Ein weiterer Vortragsblock war der Komplikationsbehandlung<br />
gewidmet. Dargestellt wurden<br />
vorbeugende und konservativ therapeutische
ähmtenzentrums<br />
Ansätze bei Vorliegen eines Decubitalulcus<br />
(Druckgeschwürs), ebenso mögliche operative<br />
Behandlungsstrategien (Herr ten Venne, Facharzt<br />
für Orthopädie, und Jan Sadewasser, Wundmanager).<br />
Auch das notwendige Management bei vorliegender<br />
spinaler Spastik wurde allen Zuhörern<br />
umfassend erläutert (Funktionsoberarzt Meierhenrich-Fath,<br />
Facharzt für Nervenheilkunde). Ein<br />
weiterer Kernpunkt des Symposiums war die notwendige<br />
lebenslange Nachsorge bei vorliegender<br />
Querschnittlähmung, lassen sich doch durch<br />
regelmäßige Kontrolluntersuchungen im Verlauf<br />
schon recht frühzeitig drohende Komplikationen<br />
erkennen und frühzeitig abwenden, bevor eine<br />
Schädigung der Organe eintritt.<br />
In der begleitenden Industrieausstellung konnten<br />
sich die Teilnehmer über aktuelle therapeutische<br />
Optionen und Hilfsmittel zudem umfassend informieren.<br />
Insgesamt trafen sich bei dieser Veranstaltung circa<br />
200 Querschnittgelähmte, ihre Behandler und<br />
Weiterbehandler unterschiedlicher Professionen.<br />
Insgesamt verdeutlichte auch das Symposium,<br />
dass das Greifswalder Querschnittgelähmtenzentrum,<br />
das Behandlungszentrum des Bundeslandes<br />
Mecklenburg-Vorpommern, auf eine<br />
13-jährige Erfahrung bei der Erstbehandlung,<br />
Komplikationsbehandlung und lebenslange<br />
Nachsorge Querschnittgelähmter zurückschauen<br />
kann.<br />
Den zahlreichen Unterstützern dieser Veranstaltung<br />
sei auch auf diesem Wege nochmals gedankt.<br />
Text:<br />
Prof. Dr. med. T. Platz<br />
Chefarzt<br />
Dr. med. J. Bremer<br />
Facharzt für Urologie<br />
- Physikalische Therapie<br />
- Ltd. Oberarzt<br />
Fotos: BDH-Klinik<br />
Anzeige
q – querschnitt spezial<br />
40<br />
Gesunde Ernährung ab 40 –<br />
Heutzutage ist es auch für querschnittgelähmte Menschen kein Problem mehr ein hohes Alter<br />
zu erreichen. Das bedeutet aber auch, dass man zusätzlich die Gesundheitsrisiken von Gesun-<br />
den bekommt, die mit dem Altern auch so ihre Probleme haben. Man soll sich viel bewegen,<br />
um Osteoporose, Diabetes etc. vorzubeugen. Leicht gesagt. Aber worauf muss man nun besonders<br />
achten, wenn man im Rollstuhl sitzt und die 40, 50 oder 60 überschritten hat?<br />
Tatsächlich wird es meistens schwieriger auf Dauer sein Gewicht<br />
zu halten, geschweige es zu reduzieren. Die Schilddrüse<br />
drosselt die „Aktivitätshormone“, das bedeutet, man braucht<br />
immer weniger Energie, der Grundumsatz sinkt. Bei Frauen<br />
kommt hinzu, dass die Östrogene weniger werden, dann nimmt<br />
der Appetit zu. Bewegung ist immer gut – auch wenn sich das<br />
nur auf die Arme beschränkt. Sie hilft den Muskelabbau vorzubeugen<br />
und die Koordinationsarbeit trainiert das Gehirn. Auch<br />
Glückshormone werden dadurch aktiviert. Dazu kommt, dass<br />
Bewegung in jedweder Form hilft, Diabetes Typ II – der früher<br />
nicht umsonst Altersdiabetes genannt wurde – vorzubeugen.<br />
Zuckerkrankheit wird nicht nur durch mangelnde Bewegung<br />
gefördert – 20 Jahre Übergewicht bedeutet nahezu 100 % Diabetes.<br />
Um das Gewicht zu halten oder zu reduzieren sind Hungerkuren<br />
definitiv die falsche Möglichkeit, denn sie provozieren<br />
allenfalls den Jojo-Effekt. Man weiß heute, dass weder Diäten<br />
ohne Fett oder ohne Kohlenhydrate helfen. Stattdessen ist es<br />
ganz wichtig satt zu werden. Weniger als 800 Kilokalorien darf<br />
man definitiv nicht zu sich nehmen.<br />
• Entscheidend für die Sättigung ist das Volumen der zugeführten<br />
Mahlzeiten, nicht deren Kaloriengehalt. Das bedeutet:<br />
Man muss Lebensmittel auswählen mit hohem Nährwert, großem<br />
Volumen und wenig Kalorien. Ganz falsch sind zum Beispiel<br />
Nuss-Nugatcremes: Sie sättigen erst bei großen Mengen, die<br />
man davon besser vermeiden sollte.<br />
• Größere Mahlzeiten sättigen besser, das heißt: Die Kleinen zu<br />
Gunsten von drei Großen besser vergessen. Fünf Mahlzeiten am<br />
Tag bedeuten nur fünfmal am Tag Insulinausschüttung. Dieses<br />
Hormon sorgt dafür, dass Fett und Kohlenhydrate nicht abgebaut,<br />
sondern gespeichert werden.<br />
• Der Vitamin- und Mineralstoffbedarf steigt, wenn man älter<br />
wird. Obst und Gemüse enthalten viel davon und sie sättigen.<br />
Isst man zum Beispiel ein Schnitzel, kommt man locker auf 550<br />
kcal. Dieselbe Nahrungsmenge als Obst und Gemüse liefert<br />
denselben Effekt bei nur 150 kcal.<br />
• Kartoffeln dämpfen das Hungergefühl, jedoch dies in Form<br />
von Pellkartoffeln und nicht als Pommes Frites. Dazu gegrillten<br />
Fisch und Salat ist ideal, um ein paar Pfunde los zu werden. Auch<br />
die Kohlsuppe eignet sich, jedoch sollte man Hülsenfrüchte wie<br />
PARAPLEGIKER 2/11<br />
Sojabohnen, Kichererbsen oder Linsen hinzufügen, um den Eiweißgehalt<br />
zu erhöhen.<br />
Vitamin D – ein Problemvitamin<br />
Mit zunehmendem Alter wird Vitamin D ein Problem. Selbst unter<br />
den völlig Gesunden haben 82 % der Männer und 91 % der<br />
Frauen zu wenig davon. Je älter man wird, desto mehr nimmt<br />
die Fähigkeit der Haut ab, es zu bilden. Das heißt: Ein gepflegtes<br />
Sonnenbad wird wichtiger denn je. Dafür braucht man auch<br />
keinen Sonnenbrand zu riskieren.<br />
Zwischen April und Oktober sollte man sich so viel wie möglich<br />
in der Sonne aufhalten, wenn möglich mindestens 20 Minuten<br />
täglich. Im Winter kann man kein Vitamin D in der Haut bilden,<br />
da der Einfallswinkel der Sonne dafür zu ungünstig ist, das<br />
heißt, man lebt dann von seinen Speichern. Vitamin D-Mangel<br />
begünstigt die Entstehung von Diabetes Typ II. Auch Depressionen,<br />
Krebs und Muskelabbau sind die Folgen davon. Auch<br />
über die Nahrung kann man das Vitamin zuführen. 5 - 10 μg pro<br />
Tag zusätzlich sind hilfreich.<br />
Ab und an sollte man beim Arzt seinen Vitamin D-Spiegel überprüfen<br />
lassen, um die Probleme eines Mangels erst gar nicht<br />
entstehen zu lassen. Wenn man Glück hat, zahlt dies sogar die<br />
Krankenkasse.<br />
Altern und die Knochen<br />
Osteoporose wird mit den Jahren zunehmend ein Problem.<br />
Dies insbesondere, wenn man sich zu wenig bewegt. Auch deshalb<br />
ist ein ausreichender Vitamin D-Spiegel so wertvoll, der<br />
dafür sorgt, dass das Kalzium der Nahrung in die Knochen eingelagert<br />
werden kann.<br />
Viel davon enthalten Milchprodukte. Insbesondere Hartkäse ist<br />
reich davon, aber auch Joghurt ist zu empfehlen. Reichlich findet<br />
man auch noch in Sesam. Im Bioladen werden leckere Gewürzmischungen<br />
(Gomasio) und Mus in verschiedenen Sorten<br />
aus gemahlener Sesamsaat (Tahin) angeboten. Ein Versuch ist<br />
es auf alle Fälle wert, wenn man Hartkäse nicht mag.<br />
Hilft alles nichts, so kann man immer noch in die Trickkiste<br />
der Ernährung greifen. So hilft die mexikanische Yamswurzel
Aspekte für Querschnittgelähmte<br />
Frauen, ohne größere Probleme über die Wechseljahre hinwegzukommen.<br />
Das gilt auch für Osteoporose. Es gibt die Wurzel<br />
in Form von Hautcremes, aber auch als Homöopathikum und<br />
konzentriert als Tabletten. Ein aufgeschlossener Arzt hilft bei<br />
der Anwendung.<br />
Wertvolle Lebensmittel<br />
Wenn man älter wird, ist es wichtig vitamin- und mineralstoffreiche<br />
Lebensmittel zu sich zu nehmen, da der Nährstoffbedarf<br />
nicht abnimmt. Das wären zum Beispiel:<br />
• Obst<br />
• Gemüse<br />
• Keimlinge – je nach Geschmack kann man Weizenkörner oder<br />
Mungbohnen etc. keimen – je nach bevorzugter Geschmacksrichtung.<br />
Damit ist man unabhängig vom Einkauf und hat dennoch<br />
täglich Vitamine und Mineralstoffe zur Verfügung.<br />
• Kakao enthält etwa 300 gesunde Inhaltsstoffe. Bereits 7-9 g<br />
täglich reduzieren das Schlaganfallrisiko. Dies erhält man, wenn<br />
man ein bis zwei Stückchen Halbbitter- oder noch besser:<br />
Bitterschokolade zu sich nimmt.<br />
• fettarme Milchprodukte<br />
• Nüsse<br />
• Sesam<br />
• Grüner Tee<br />
• Mineralwasser mit mehr als 200 mg Kalzium/l und, sofern<br />
erhältlich, reichlich Kieselsäure, dies soll sogar Alzheimer vorbeugen.<br />
Anzeige<br />
100 %<br />
barrierefrei<br />
Bad Herrenalb · Schwarzwald<br />
Wellness für Alle!<br />
Siebentäler Therme<br />
mit Lifter<br />
Kurpromenade 23/1<br />
76332 Bad Herrenalb<br />
Informationen & Zimmerreservierung<br />
Telefon: 07083 / 5002-0<br />
Telefax: 07083 / 5002-299<br />
mail: info@hotelak.de · www.hotelak.de<br />
100 g verzehrbares<br />
Lebensmittel<br />
Lebertran<br />
geräucherte<br />
Sprotte<br />
Hering<br />
(Atlantik)<br />
Lachs<br />
Weißer<br />
Heilbutt<br />
q – querschnitt spezial<br />
Ihr neues Urlaubshotel im Naturparadies Nordschwarzwald<br />
2 x Übernachtungen im DZ<br />
2 x reichhaltiges Frühstücksbuffet<br />
2 x 3-Gang Gourmet-Menü<br />
1 x freier Eintritt in die Wellness Welt<br />
der Siebentäler Therme inkl.<br />
3 ausgewählte Anwendungen!<br />
Genießertage Angebot: € 219,-<br />
Im DZ pro Person, inkl. Vitalhalbpension<br />
EZ plus € 10,- pro Tag. Verlängerung möglich.<br />
μg Vitamin D<br />
300<br />
32<br />
27<br />
16<br />
5<br />
100 g verzehrbares<br />
Lebensmittel<br />
geräucherter Aal<br />
Bückling<br />
Aal<br />
Schwarzer Heilbutt<br />
(Grönland)<br />
Makrel<br />
μg Vitamin D<br />
Durchschnittlicher Vitamin D-Gehalt einiger Vitamin D-reicher Lebensmittel<br />
Wie Sie an der letzten Aufstellung erkennen, müssen Sie sich nicht<br />
kasteien, wenn Sie älter werden nur intelligent ernähren.<br />
Text: Dr. Andrea Flemmer<br />
Mehr zu dem Thema „Gesunde Ernährung ab 40“ können Sie<br />
in dem Buch unserer Autorin, erschienen beim Schlüter-Verlag,<br />
nachlesen.<br />
90<br />
30<br />
20<br />
15<br />
61 Zimmer, davon 34 Appartements,<br />
alle rollstuhlgerecht und mit Notrufsystem,<br />
auf Wunsch mit Pflegebett ausgestattet<br />
Alle Zimmer mit LAN/DSL<br />
Service: Bei Bedarf kann der im Haus<br />
ansässige Pfegedienst beauftragt werden.<br />
Sauna, Wellness-Wanne und Pflegebad<br />
Restaurant / Wintergarten<br />
4
ericht<br />
42<br />
Die Suche<br />
nach dem Frauenarzt<br />
PARAPLEGIKER 2/11<br />
Eine fast aussichtslose Suche nach einem geeigneten niedergelassenen<br />
Gynäkologen, umständliches Procedere im Vorfeld der<br />
Behandlung, fehlendes Einfühlungsvermögen, warten und abgewiesen<br />
werden: Das ist der Alltag für viele behinderte Frauen,<br />
wenn sie an die medizinische Versorgung durch einen Frauenarzt<br />
denken. Es geht aber auch anders.<br />
2008 haben die vereinten Nationen eine<br />
Konvention verabschiedet, in der festgehalten<br />
wurde, dass Menschen mit Behinderung den<br />
gleichen Zugang zur medizinischen Versorgung<br />
haben wie Nicht-Behinderte. Doch es ist<br />
bisher wenig geschehen, was vermutlich daran<br />
liegt, dass sich nur schwer eine Lösung findet,<br />
wie der Mehraufwand einer angemessenen<br />
Versorgung von Menschen mit Behinderung<br />
finanziert werden soll. In der Gynäkologie ist<br />
die Situation besonders dramatisch. Es gibt in<br />
Deutschland nur vier Anlaufstellen, die ambu-<br />
?<br />
lant Sprechstunden anbieten: Berlin, Bremen,<br />
Frankfurt und Dachau bei München.<br />
Nach jahrelangen zähen Verhandlungen zwischen<br />
Kassen und der Regierung konnte im<br />
November endlich die gynäkologische Ambulanz<br />
für Frauen mit Behinderung an der Dachauer<br />
Klinik eingeweiht und die Arbeit aufgenommen<br />
werden. „Ich war dort eine der ersten<br />
Patientinnen und kann nur sagen, dass ich<br />
mich noch bei keinem niedergelassenen Arzt<br />
so aufgehoben fühlte wie in den Händen von<br />
Frau Professor Gerlinde Debus“,<br />
sagt Irene S. Anders als<br />
bei niedergelassenen Ärzten<br />
und Ärztinnen kalkuliert das<br />
Team der Frauenklinik eine<br />
Untersuchungseinheit mit<br />
einer Stunde, auch wenn<br />
dies nicht adäquat vergütet<br />
wird. Bei einem niedergelassenen<br />
Arzt beträgt die<br />
Untersuchungseinheit pro<br />
Person 7 Minuten. „Durch<br />
den Hebelifter ist der Transfer<br />
auf den gynäkologischen<br />
Stuhl kein Problem“, so Irene<br />
S. „Mein Kinderwunsch wurde<br />
nicht abgetan mit den<br />
Sätzen `Was wollen Sie denn<br />
mit einem Kind?´, sondern<br />
ich wurde mehrmals untersucht,<br />
ob eine Schwangerschaft<br />
auf Grund meiner<br />
körperlichen Situation möglich<br />
ist.“
Innere und äußere Barrieren<br />
überwinden<br />
Gynäkologische Praxen für Behinderte? Fehlanzeige.<br />
„Körperbehinderte Menschen sind<br />
deutlich schlechter versorgt als körpergesunde“,<br />
sagt Frau Professor Debus, Chefärztin<br />
der Frauenklinik im Klinikum Dachau. Diese<br />
Aussage gilt besonders für Frauen und Mädchen,<br />
die schwer körperbehindert sind und<br />
im Rollstuhl sitzen. „Ich vergebe pro Woche<br />
an vier Patientinnen Termine“, so Debus. Sie<br />
arbeitet für das gleiche Honorar wie niedergelassene<br />
Gynäkologen und sieht es als ihr<br />
persönliches soziales Engagement an, diesen<br />
Frauen zu helfen. „Ohne Unterstützung<br />
meines Arbeitsgebers, dessen Einrichtung zu<br />
den Amper Kliniken gehört, hätte ich dieses<br />
Projekt nicht verwirklichen können, da die<br />
Kassen den erhöhten Aufwand nicht übernehmen“,<br />
fügt die Chefärztin hinzu. Durch<br />
Spendengelder konnten der bewegliche und<br />
höhenverstellbare Untersuchungsstuhl und<br />
ein Hebelift angeschafft werden.<br />
Die Barrierefreiheit einer Behinderten-Ambulanz<br />
wird immer wieder eingefordert. Hier<br />
geht es in erster Linie um äußere Barrieren<br />
wie Stufen, schmale Türen, zu hohe und nicht<br />
besteigbare gynäkologische Untersuchungsstühle<br />
usw.<br />
Aber nicht nur äußere Barrieren sind zu überwinden,<br />
auch innere, psychologische. So<br />
entspricht das Körperbild von behinderten<br />
Menschen oft nicht dem, was uns in der Werbung<br />
als Muss in Form von Schlankheit, Muskelkraft,<br />
Sportlichkeit entgegen blickt. Der<br />
eventuelle Verlust der Kontrollfunktion der<br />
Ausscheidungsorgane bedeutet insbesondere<br />
für Frauenärzte/-ärztinnen eine zusätzliche<br />
Erschwernis. „Auch die unvermeidliche Auseinandersetzung<br />
mit dem Thema Sexualität ist<br />
schwierig zu führen, besteht doch die große<br />
Gefahr, dass eigene Gefühle den Blick für die<br />
Patientin verstellen“, so Debus. „Häufig bestehen<br />
seitens der behinderten Frauen Scham<br />
und Hemmungen, bestimmte Themen anzusprechen.“<br />
In ihrer wissenschaftlichen Begleitung soll die<br />
Spezialambulanz die besonderen Bedürfnisse<br />
schwer körperbehinderter Frauen und Mädchen<br />
erfassen und ggf. Konzepte für die zukünftige<br />
bessere gynäkologische Versorgung<br />
erarbeiten.<br />
Persönliches Engagement Bremer<br />
Frauenärzte<br />
Der Verdacht liegt nahe, dass sich nur mühsam<br />
eine Lösung findet, Geld für den Mehraufwand<br />
zur Versorgung der betroffenen<br />
Gruppen zu bezahlen.<br />
In Bremen ist ein Projekt im Aufbau, dem<br />
bisher 15 von 100 Frauenärztinnen und Frauenärzte<br />
des Landes angehören. Unterstützt<br />
wird diese Eigeninitiative vom frauenärztlichen<br />
Berufsverband, der Ärztekammer, dem<br />
Senat und der kassenärztlichen Vereinigung.<br />
„Der Anstoß zu diesem Engagement ging<br />
von den Behindertenverbänden aus“, sagt<br />
Anzeige<br />
bericht
ericht<br />
„Besonders<br />
in großen<br />
Städten sollte<br />
es möglich<br />
sein, eine ambulanteVersorgunghinzubekommen.“<br />
44<br />
PARAPLEGIKER 2/11<br />
Dr. Andreas Umlandt, Landesvorsitzender der<br />
Frauenärzte und –ärztinnen Bremen. „Wir verpflichten<br />
uns, in voll ausgestatteten Praxen<br />
mobilitätseingeschränkte Frauen zu therapieren,<br />
zu beraten und zu betreuen.“ Spendengelder<br />
helfen das Projekt zu verwirklichen.<br />
„Auch ganz gut ausgestattete normale Frauenarzt-Praxen<br />
können behinderte Frauen versorgen.<br />
Oft ist bei denen die Hemmschwelle<br />
auch nicht so groß“, sagt Umlandt. Das hängt<br />
ganz vom Schweregrad der Behinderung ab,<br />
inwieweit das möglich ist. „Wir appellieren<br />
immer wieder an das persönliche Engagement<br />
der Ärzte“, so der Facharzt. „Besonders<br />
in großen Städten sollte es möglich sein, eine<br />
ambulante Versorgung hinzubekommen.“<br />
Wenn sich aber die finanzielle Situation für<br />
die längere Behandlung nicht ändert, werden<br />
sich kaum Praxen finden, die sich speziell mit<br />
der Versorgung von Frauen mit Behinderung<br />
beschäftigen.<br />
Motivation für den Besuch einer<br />
gynäkologischen Praxis<br />
Wer zunächst eine Hemmschwelle überwinden<br />
muss, einen Frauenarzt oder eine Frauenärztin<br />
aufzusuchen, der ist in Frankfurt<br />
am Main bei der pro familia-Beratungsstelle<br />
in den besten Händen. Hier bekommen die<br />
Frauen alles, was sie für eine vertrauensvolle<br />
Untersuchung brauchen: Eine Ärztin mit viel<br />
Verständnis, Geduld und Zeit.<br />
In den großen Praxisraum würden auch zwei<br />
Untersuchungszimmer passen. Den Platz<br />
braucht Hannelore Sonnleitner-Doll v. a. für<br />
ihre Patientinnen mit den speziellen Ansprüchen.<br />
Sie nimmt sich viel Zeit für ihre Patientinnen<br />
und plant an zwei Sprechtagen in der<br />
Woche circa eine Stunde für eine Frau mit Behinderung<br />
ein.<br />
Behutsamkeit und Einfühlungsvermögen<br />
erfordern Zeit für die Anamnese, das Ausziehen,<br />
die Gurte des elektrischen Hebelifts zu<br />
befestigen und den „Transport“ mit Hilfe des<br />
Lifters auf den gynäkologischen Stuhl. Bis<br />
die Patientin richtig gelagert ist, kann leicht<br />
eine halbe Stunde vergehen. Benötigt wird<br />
hierzu auch die Unterstützung einer Pflegekraft<br />
oder Sprechstundenhilfe. Nach der<br />
Untersuchung geht die Prozedur von vorne<br />
los. Wer nicht auf den gynäkologischen Stuhl<br />
gehoben werden kann, wird auf einer höhenverstellbaren<br />
Liege untersucht. „Nach einer<br />
Untersuchung sieht es manchmal aus, als<br />
hätte der Blitz eingeschlagen“, erzählt Frau<br />
Sonnleitner-Doll.
Hier in der pro familia-Beratungsstelle Frankfurt<br />
am Main in der Nähe des Palmengartens<br />
können allerdings nur Vorsorgeuntersuchungen<br />
vorgenommen werden. Bei einem<br />
pathologischen Befund werden die Frauen an<br />
kooperierende Kliniken weiter verwiesen. Der<br />
Club Behinderter und ihrer Freunde Frankfurt<br />
(CebeeF) übernimmt den Transport dahin.<br />
Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass die<br />
Anliegen der Frauen mit Behinderung, eine<br />
gynäkologische Praxis aufzusuchen, sich nicht<br />
im Wesentlichen von denen der Frauen ohne<br />
eine Behinderung unterscheiden. Es geht<br />
vor allem um Fragen der körperlichen Entwicklung,<br />
Gesundheit der Frauenorgane und<br />
frauenspezifische Vorgänge im Körper, wie z.<br />
B. das Zyklusgeschehen und die Menstruation,<br />
die Krebsfrüherkennung, Sexualität und<br />
Partnerschaft, Beschwerden in den Wechseljahren,<br />
Verhütung, sexuell übertragbare und<br />
andere gynäkologische Erkrankungen, Kinderwunsch,<br />
Schwangerschaft, Beschwerden<br />
im Zusammenhang mit den Frauenorganen,<br />
Inkontinenz sowie die Frauengesundheit insgesamt.<br />
Insbesondere aus organisatorischen Gründen<br />
müssen die Frauen häufig ihre Behinderungen<br />
thematisieren. Es gibt Frauen mit Behinderungen,<br />
die im Auftrag einer Einrichtung,<br />
eines Erziehungsberechtigten oder eines Vormunds<br />
zur gynäkologischen Untersuchung<br />
geschickt werden. Besonders in diesen Fällen<br />
bedarf es viel Einfühlungsvermögen der Ärztin<br />
/ des Arztes, den Auftrag zu prüfen, um<br />
z. B. sexuellen Missbrauch zu erkennen und<br />
einem geäußerten Kinderwunsch neutral und<br />
informativ zu begegnen.<br />
Bei pro familia in Frankfurt am Main engagiert<br />
man sich seit einiger Zeit für ein neues Projekt:<br />
Geburtsvorbereitungskurse für Frauen<br />
mit Behinderung – wieder ein Bestreben mit<br />
Vorbildcharakter, das 2010 mit drei Paaren<br />
mit Behinderung erfolgreich gestartet ist.<br />
Text: Heike Stüvel<br />
Fotos: Jutta Güldenpfennig, pro familia<br />
Anzeige<br />
Mode,<br />
Sitzen<br />
die im<br />
sitzt.<br />
Kostenlose Kataloge gleich anfordern.<br />
<br />
Manfred Sauer GmbH<br />
Geschäftsbereich Rolli-Moden<br />
Neurott 20 • 74931 Lobbach<br />
Tel: 06226 960 200<br />
Fax: 06226 960 050<br />
service@rollimoden.de
markt<br />
46<br />
Ein herrliches preußisches Schloss, ein duftender Garten und ein glitzernder See:<br />
Das gibt es im brandenburgischen Rheinsberg schon seit Jahrhunderten. Doch wo<br />
früher in bester Seelage nur eine Wiese war, steht heute der deutsche Vorreiter im barrierefreien<br />
Tourismus. <strong>2011</strong> feiert das HausRheinsberg Hotel am See seinen zehnjährigen<br />
Geburtstag. Und viel hat sich hier seitdem verändert. Neue barrierefreie Wege, Zugänge<br />
und Freizeitangebote kamen in Rheinsberg und im Ruppiner Land hinzu<br />
und machen die Seenlandschaft auch für Rollstuhlfahrer attraktiv.<br />
PARAPLEGIKER 2/11<br />
HausRheinsberg feiert<br />
10-jähriges Jubiläum<br />
Für Hoteldirektorin<br />
Corinna<br />
Fritz war seit der<br />
Eröffnung im<br />
Juni 2001 klar,<br />
dass ein barrierefreies<br />
Hotel<br />
dieser Größenordnung<br />
nur<br />
dann erfolgreich<br />
sein könne,<br />
wenn es sich mit den Maßstäben eines Vier-<br />
Sterne-Hotels messen lassen kann: „Es war<br />
ein besonderes Projekt: Ein anspruchsvoller<br />
Hotelneubau für Menschen mit Behinderung<br />
verbunden mit einer eigenen Sammlung<br />
zeitgenössischer Kunst – ein Hotel als Galerie.<br />
Das Ergebnis kann sich sehen lassen: 35<br />
000 Gäste waren bei uns zu Gast. Was uns besonders<br />
freut: Viele von ihnen halten uns die<br />
Treue und kommen regelmäßig wieder.“<br />
Wichtig sei, dass ein Hotel von den Gästen<br />
lernen will, so Corinna Fritz. Schon parallel zu<br />
den Bauarbeiten konnten Probegäste einige<br />
Testzimmer bewohnen und bewerten. Auch<br />
die Gäste der vergangenen Jahre haben dazu<br />
beigetragen, das Haus immer besser auf die<br />
Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung<br />
auszurichten. „Auf diesen Erfahrungsschatz<br />
sind wir besonders stolz“, so Corinna Fritz. „Es<br />
zeigt sich einfach in vielen Details: Unseren<br />
Gästen stehen unterschiedlich ausgestattete<br />
Zimmer zur Verfügung. Eine große Auswahl<br />
an Hilfsmitteln halten wir auf Wunsch bereit.“<br />
Zusätzlich verfügt das Hotel über barrierefreie<br />
Freizeitbereiche wie Schwimmbad,<br />
Dampf- und Trockensauna oder Fitnessraum,<br />
die zu Beginn des Jubiläumsjahres umgebaut<br />
und aufgefrischt wurden.<br />
Im Jubiläumsjahr plant das HausRheinsberg<br />
Hotel am See zwischen dem 18.06. und<br />
16.07.<strong>2011</strong> vier Jubiläumswochen für seine<br />
Besucher mit speziellen Veranstaltungen und<br />
Kultur-Events. Am 02.07.<strong>2011</strong> findet ein Jubiläumssommerfest<br />
mit Musik, exzellenten<br />
Speisen und vielen Extras statt. Auch im August<br />
und in den Folgemonaten warten besondere<br />
Angebote und Aktionen auf die Gäste.<br />
Und natürlich, wie seit Jahrhunderten, locken<br />
ein herrliches Schloss und der glitzernde See<br />
direkt vor dem Balkon.<br />
Ausführliche Infos zu den Jubiläumswochen<br />
unter 03 39 31 / 3 44-0 und<br />
www.hausrheinsberg.de
„Linksfüßerin“ fährt Auto ohne ihre Arme:<br />
Soweit die Füße tragen und weit<br />
darüber hinaus<br />
Frank Sodermanns begrüßt<br />
eine junge Frau, eine erfahrene<br />
Autofahrerin, in seinen neuen<br />
Räumen des frisch entstandenen<br />
„ größten Kompetenzzentrums<br />
in NRW für bewegungseingeschränkte<br />
Menschen“. Iris Landen<br />
erfüllt durch ihre schiere Lebensfreude<br />
und Kraft den Raum. Sie<br />
fährt seit ca. 18 Jahren selbst<br />
Auto. Soweit nichts Besonderes.<br />
Doch Iris Landen kam ohne Arme und<br />
Hände auf die Welt. Autofahren ohne Arme<br />
und Hände? Für sie völlig normal und Alltag.<br />
„Schließlich schreibe ich auch mit meinen<br />
Füßen. Also warum soll ich nicht auch da-<br />
Anzeige<br />
Das qualifizierte Behandlungszentrum für Querschnittgelähmte in Mitteldeutschland zur:<br />
umfassenden Akutbehandlung bei Verletzungen und Erkrankungen des Rückenmarks<br />
Frührehabilitation mit fachübergreifender ärztlicher Betreuung einschließlich der Neuro-Urologie<br />
Behandlung aller lähmungsbedingten Komplikationen<br />
lebenslange Nachsorge<br />
Gelenkchirurgie und Endoprothetik<br />
Behandlung von Sportverletzungen<br />
plastische Deckungen<br />
Behandlung von Rückenschmerzen<br />
minimalinvasive Wirbelsäulenoperationen<br />
Ambulante Behandlung und umfassende<br />
Beratung über die Spezialsprechstunde für<br />
Rückenmarkverletzte<br />
Mo - Di: 9:00 bis 14:30 Uhr<br />
Do - Fr: 9:00 bis 14:30 Uhr<br />
Kontaktaufnahme<br />
Telefon: (0345) 132 - 63 11<br />
Fax: (0345) 132 - 61 13<br />
E-Mail: klaus.roehl@bergmannstrost.com<br />
www.bergmannstrost.com<br />
markt
markt<br />
Drei Modelle – eine<br />
Antwort auf unterschiedlichsteAnforderungen<br />
im Elektrosegment.<br />
Die neuen iChair<br />
MC-Modelle von Meyra-Ortopediaschaffen<br />
durch zahlreiche<br />
Verstellmöglichkeiten<br />
die Voraussetzung für<br />
einen optimalen Wiedereinsatz.<br />
48<br />
PARAPLEGIKER 2/11<br />
mit fahren können?“ Ganz<br />
selbstverständlich steuert<br />
sie den im Autohaus ihrer<br />
Eltern gekauften Opel Insignia<br />
mit den Füßen. Ihr Opel<br />
wurde beim Umrüstspezialisten<br />
PARAVAN auf der<br />
Schwäbischen Alb modifiziert.<br />
Gelenkt wird der Opel<br />
dabei mit dem linken Fuß,<br />
welcher blitzschnell in einen<br />
auf dem Lenkpedal montierten Halbschuh<br />
schlüpft. Das Lenkpedal wurde von PARA-<br />
VAN im Fußraum links neben dem Bremspedal<br />
eingebaut. Durch einfaches Drehen des<br />
Fußes nach links oder rechts wird der innovative<br />
Wagen gesteuert.<br />
Beschleunigt und verzögert wird der Opel<br />
(Automatikschaltung) herkömmlich mit dem<br />
rechten Fuß. Alle neun Sekundärfunktionen<br />
wie z.B. Blinker, Hupe, Licht und Scheibenwischer<br />
werden über einen so genannten<br />
Bleeper gesteuert. Eine Art Quizshow-Buzzer,<br />
der über eine bestimmte Tonfolge die durch<br />
Drücken ein- oder ausgeschaltete Funktion<br />
signalisiert.<br />
Das Lenkpedal, ein Prototyp, ist wie das ganze<br />
Fahrzeug, perfekt auf die Bedürfnisse von<br />
Iris Landen angepasst. Die Lenklösung wurde<br />
durch das Space Drive® System der Firma<br />
Paravan ermöglicht. Das mehrfach prämierte<br />
Drive-by-wire System bietet die gleiche Sicherheit<br />
wie sie in einem Verkehrsflugzeug<br />
gefordert wird und ermöglicht der Fahrerin<br />
ein sicheres und bequemes Lenken.<br />
„Für mich war der Wechsel von meinem bisherigen<br />
mechanischen System auf das elektronisch-digitale<br />
Lenksystem Space Drive®<br />
eine evolutionäre Weiterentwicklung.“ Innerhalb<br />
kürzester Zeit waren sie und ihr optimal<br />
angepasster Opel Insignia ein eingespieltes<br />
Team. Apropos Team, mit Frank Sodermanns<br />
hat Frau Landen einen geschulten Mobilitätsprofi<br />
für die Space Drive Technologie direkt<br />
vor Ort an ihrer Seite. Das Autohaus Sodermanns<br />
hat in der Vergangenheit bereits einer<br />
Vielzahl ähnlich gelagerter Kunden mit seinen<br />
beeindruckenden Kfz-Umrüstungen ein<br />
großes Stück Freiheit ermöglicht: Nämlich –<br />
die der eigenen Mobilität.<br />
Infos: www.handicapfahrzeuge.eu<br />
iChair – Neue Elektro-Linie<br />
von MEYRA-ORTOPEDIA<br />
Mit einer Sitzbreite von 38 bis 65 cm, einer Sitztiefe<br />
von 40 bis 56 cm und den entsprechenden<br />
Sitzsystemen für jede Abmessung ermöglichen<br />
alle drei Elektro-Rollstühle eine bestmögliche<br />
Anpassung für Nutzer unterschiedlicher körperlicher<br />
Beschaffenheit. Entspannte Positionierung<br />
und Benutzerkomfort für das Langzeitsitzen sind<br />
durch ein breites Spektrum an elektrischen Verstellmöglichkeiten<br />
gewährleistet.<br />
MC1 – der kompakte und intelligente Einstieg<br />
mit einer Gesamtbreite von 59 cm ermöglicht<br />
eine problemlose Bewältigung von Innenräumen.<br />
Der MC2 bietet zudem ein Standardnutzergewicht<br />
von 160 kg und ist optional als 10 km/h-<br />
Variante erhältlich.
Der MC3 erweist sich als komfortabler Wegbereiter<br />
für lange Strecken – vor allem durch seine<br />
serienmäßige Allradfederung und die standardmäßig<br />
große Bereifung ist ein optimaler Fahr-<br />
Optimales Duo – Selbstkatheterismus<br />
und Kondomurinale<br />
Das selbstständige Katheterisieren der Harnblase, im Fachjargon als<br />
intermittierender Selbstkatheterismus bezeichnet, erleichtert das Leben<br />
Betroffener erheblich: Ein großes Maß an Eigenständigkeit und Mobilität<br />
kehrt zurück, wenn man gelernt hat, unabhängig von pflegerischer Hilfe<br />
die Blase zu entleeren. Ist die Blasenentleerungsstörung mit einem unkontrollierbaren<br />
Harnträufeln verbunden, können beim Mann Kondomurinale<br />
für zusätzliche Sicherheit sorgen.<br />
„Neurogene Blase“ – hinter diesem Begriff<br />
verbergen sich je nach Höhe des Querschnitts<br />
und der betroffenen Nervenregionen sehr unterschiedliche<br />
Auswirkungen. Entscheidend<br />
sind jeweils der Muskeltonus des Detrusors<br />
und des Schließmuskels, also die Spannungs-<br />
Anzeige<br />
komfort garantiert. Der Sitzhub von 30 cm unterstützt<br />
die Selbstständigkeit im Alltag und die<br />
soziale Integration des Benutzers.<br />
Für alle drei Modelle sind die Steuerungen<br />
VR2 und R-Net erhältlich, die unübertroffene<br />
Leistungsfähigkeit und Vielseitigkeit durch erprobte<br />
Technik bieten. Effektiv auch für Service<br />
und Wartung durch die übersichtliche Bauweise,<br />
die Kompatibilität von Bauteilen und den Einsatz<br />
zuverlässiger, langlebiger Komponenten.<br />
Infos: www.meyra.de<br />
zustände der Muskeln, die für das Wasserlassen<br />
beziehungsweise das Halten des Harns in<br />
der Blase zuständig sind. Häufig ist der Tonus<br />
des Schließmuskels erhöht und kann nicht<br />
willkürlich gesteuert werden, sodass die Blase<br />
nicht entleert werden kann. Der Betroffene ist<br />
markt
markt<br />
50<br />
PARAPLEGIKER 2/11<br />
dann zwar kontinent, aber auf den Intermittierenden<br />
Selbstkatheterismus (ISK)<br />
angewiesen.<br />
Das regelmäßige Katheterisieren<br />
als Ersatz für das normale Wasserlassen<br />
kann der Patient nach<br />
Einweisung selbstständig durchführen.<br />
Bei größtmöglicher Eigenständigkeit<br />
wird so vermieden,<br />
dass es zu einem Rückstau von<br />
Harn in die Nieren oder einer Schädigung<br />
der Blasenwand kommt,<br />
weil das Organ ständig überdehnt<br />
wird. Voraussetzung sind etwas<br />
Sachkenntnis und penible Hygiene,<br />
um das Risiko von Harnwegsinfekten<br />
gering zu halten. So beginnt jedes<br />
Katheterisieren mit einer gründlichen<br />
Reinigung des Intimbereichs und der<br />
Hände. Jeder Kontakt des Katheters<br />
mit der Anal- und Genitalregion muss<br />
sorgfältig vermieden werden, deshalb<br />
sind eine gründliche Vorbereitung und eine<br />
ruhige Atmosphäre so wichtig. Moderne<br />
Katheter wie der Simplycath von UROMED<br />
bieten aufgrund ihrer Vorlaufspitze und abgerundeter<br />
Katheteraugen maximale Sicherheit<br />
und eine sehr gute Handhabung.<br />
In manchen Fällen jedoch ist der ISK nicht allein<br />
ausreichend, um die Blasenproblematik<br />
bei neurogenen Störungen unter Kontrolle<br />
zu halten: Ist der Schließmuskel nicht intakt<br />
oder der Tonus der Blasenmuskulatur dauerhaft<br />
zu gering, kommt es auch bei einer<br />
regelmäßig entleerten Blase zu unwillkürlichem,<br />
nicht steuerbarem Urinverlust. Bei<br />
gleichzeitig niedrigem Blasentonus oder anderen<br />
Defekten des Blasenmuskels verbleibt<br />
Restharn in der Blase, das heißt der Urin<br />
tröpfelt kontinuierlich, die Blase entleert sich<br />
aber nie vollständig. Der Leidensdruck für<br />
die Betroffenen ist groß – nicht nur wegen<br />
der Inkontinenz, sondern auch wegen eines<br />
deutlich erhöhten Risikos für Harnwegsinfektionen.<br />
Denn wenn die Durchspülung der<br />
Blase beeinträchtigt ist, können sich Krankheitskeime<br />
leichter an der Blaseninnenwand<br />
festsetzen und dort Entzündungsreaktionen<br />
hervorrufen. Auch die Bildung von Harnsteinen<br />
wird begünstigt.<br />
Für die Verringerung dieser Gefahren, für<br />
mehr Sicherheit im Alltag und zumindest den<br />
teilweisen Verzicht auf oft als unangenehm<br />
erlebte aufsaugende Inkontinenzmaterialien<br />
besteht für Männer die Möglichkeit, Kondomurinale<br />
anzuwenden, die den Harnverlust<br />
sicher und diskret auffangen. Zusätzlich<br />
sollte bei diagnostiziertem Restharn die vollständige<br />
Blasenentleerung mittels ISK herbeigeführt<br />
werden, um die Keimbelastung<br />
zu reduzieren. Wird das Katheterisieren mit<br />
dem Wechsel des Kondomurinals verbunden,<br />
verleiht das Kondomurinal den ganzen Tag<br />
Sicherheit. Oft bewirkt das Katheterisieren sogar<br />
verlängerte Kontinenzzeiten, weil die Blase<br />
bis zum bisherigen Niveau des Restharns<br />
erst einmal wieder speichern kann. Die Verwendung<br />
eines Kondomurinals ist problemlos<br />
auch dann möglich, wenn es um die Förderung<br />
der Wiederherstellung von Kontinenz<br />
geht. Ein entsprechendes Training wird nicht<br />
beeinträchtigt.<br />
Einen optimalen Tragekomfort bieten Kondomurinale<br />
nur dann, wenn sie individuell<br />
in der richtigen Größe angepasst werden.<br />
Einfach und sicher in der Anwendung sind<br />
selbstklebende Kondomurinale, die mit unterschiedlich<br />
langen Klebeflächen erhältlich<br />
sind. UROMED hat diese Hilfsmittel aus hochwertigem<br />
Silikon im Sortiment, um die Gefahr<br />
allergischer Reaktionen zu minimieren. Dem<br />
speziellen Bedarf angepasste Beutelsysteme<br />
ermöglichen eine diskrete Aufnahme des<br />
Harns.<br />
Weitere Informationen zum Intermittierenden<br />
Selbstkatheterismus und den Kondomurinalen<br />
auch unter www.uromed.de
die fotoseite<br />
Neulisch in Fronkreisch<br />
„Wenn Du meinen Parkplatz<br />
nimmst, nimm auch meine<br />
Behinderung.“<br />
Fotos: Regina Kube<br />
„Die anderen (Parkplätze)<br />
sind nicht behindertengerecht,<br />
deshalb respektiert diese.“<br />
PARAPLEGIKER 2/11 51
kurzgeschichte<br />
52<br />
Was neulich nachts geschah:<br />
Spätabends im Bett, wenn ich mir meine Flanellbettwäsche weit über beide Ohren<br />
gezogen und das kleine rote Nachttischlämpchen ausgeschaltet habe, lasse<br />
ich gerne die Gedanken schweifen, bis mich der Schlaf übermannt. Im diffusen<br />
Schwebezustand zwischen Halbschlaf und den letzten Augenblicken bewussten<br />
Wachseins, wenn bereits die ersten Traumgesichter sporadisch erscheinen, mich<br />
eingebildete Geräusche, Tierstimmen oder aus dem Zusammenhang gerissene<br />
Teile der herannahenden Traumwelten hochschrecken lassen, denke ich mir gerne<br />
Geschichten aus. Dann stelle ich mir gerne die Frage: „Was wäre, wenn...?“<br />
PARAPLEGIKER 2/11<br />
Dumme Nuss<br />
Eine kleine getigerte Katze tapste durch<br />
mein Blickfeld. Beiläufig fuhr sie mit ihrem<br />
Köpfchen zu mir herum, fauchte mir als brüllender<br />
Löwe ihren heißen Brodem ins Gesicht<br />
und trabte eiligen Schrittes, halb Mensch,<br />
halb Wolf davon. In der Ferne explodierte ein<br />
Haus. Mit einer grellen Fontäne blauer Funken<br />
und blendender Blitze trennte es sich von<br />
seiner inneren Ordnung und<br />
schleuderte seine steinernen<br />
Eingeweide in die einsetzende<br />
Dämmerung<br />
des frühen Morgens.<br />
Der intensive<br />
Duft von<br />
Jasmin zog an meiner Nase vorüber und fraß<br />
sich wie beißender Qualm in meine Schleimhäute...<br />
Durch die Wasseroberfläche betrachtete ich<br />
filigrane, weiße Federwolken, die wie überdimensionale<br />
Daunen am blauen Himmel<br />
schwebten. Drei Meter glasklaren Wassers<br />
über mir. Kristallenes, kaltes Nass füllte meine<br />
Lungen und ich Idiot hatte nichts Besseres im<br />
Sinn, als vorbeiziehenden Wolken hinterher zu<br />
glotzen! Ein Geier mit langem, roten, pockennarbigen<br />
Hals schoss im Sturzflug auf mich<br />
hernieder und landete als weißer Schwan mit<br />
einem anmutigen Knoten in seinem orangenen<br />
Schnabel auf dem Wasser, hoch über<br />
mir. Wellen verwehrten mir kurzzeitig den<br />
Blick auf meine geliebten Wolken, bevor der<br />
Schwan sich mit einem kräftigen Flügelschlag<br />
wieder in die Lüfte erhob und als kleine Fee<br />
zu mir herabrief, ich hätte jetzt einen Wunsch<br />
frei. Die Fee verwandelte sich in eine Libelle.<br />
Die Sonne warf schillernde Muster auf ihre<br />
hektisch schlagenden, schlanken Flügel, während<br />
ihr regenbogenfarbener Körper in den<br />
warmen Sommertag davon schoss…<br />
Ich griff neben mir in die saftig-grüne Wiese,<br />
brach einen langen, vertrockneten Grashalm<br />
ab und begann, darauf herum<br />
zu kauen. Ich verschränkte<br />
die Hände hinter meinem<br />
Kopf. Zufrieden blinzelnd<br />
sah ich in den makellos blauen<br />
Himmel und ließ mir die<br />
heiße Sonne auf mein gestreiftes<br />
T-Shirt brennen. Ja,<br />
was würdest du tun,<br />
wenn du wirklich einen<br />
Wunsch frei hättest?<br />
fragte<br />
ich mich,
eines der letzten Bilder meines Dämmerzustandes<br />
aufgreifend. Was<br />
würdest du dir wünschen?<br />
Ein schnelles Auto? Ein<br />
großes Haus? Oder<br />
einfach viel Geld…<br />
Mit dröhnenden Triebwerken heulte ein Militär-Jet<br />
über das Firmament. Im Fluge verwandelte<br />
er sich in einen Haufen Kot. Platschend<br />
schlugen diese Exkremente in eine Felsformation<br />
hinter mir, in welcher ich noch vor wenigen<br />
Augenblicken das Antlitz eines hohen Politikers<br />
zu erkennen geglaubt hatte. Ich wischte<br />
mir mit der Hand einige feuchte Spritzer aus<br />
dem Gesicht und beobachtete versonnen, wie<br />
der Pilot, dessen Fallschirm sich einfach nicht<br />
öffnen wollte, nicht unweit in einem Geröllfeld<br />
zerschellte. Nein, mein lieber Freund, du<br />
denkst schon wieder zu materialistisch, zu wenig<br />
ideell. Sollte ich mir nicht besser Gesundheit<br />
in alle Ewigkeit wünschen? Ein ewiges<br />
Anzeige<br />
Leben<br />
gar? Unsterblichkeit?<br />
Oder als Kontrastprogramm<br />
hierzu, lieber<br />
einen schnellen, schmerzlosen<br />
Tod, ohne Leid und Siechtum…<br />
Satan ist ein Schnuckelchen<br />
„Du hast einen Wunsch frei!“ surrte die zurückgekehrte<br />
Libelle, die mich mit dem<br />
Gesicht eines jungen Mädchens, umrahmt<br />
von blondem, lockigem Haar musterte. „Na<br />
komm‘ schon, Schnuckelchen, wünsch‘ Dir<br />
was!“ flötete das Zwitterwesen. Laut gackernd<br />
lachte sie hämisch<br />
auf, bevor sie sich erneut<br />
abwandte und von dannen<br />
schwirrte. Sollte ich mir ei-<br />
kurzgeschichte
kurzgeschichte<br />
54<br />
PARAPLEGIKER 2/11<br />
nen sicheren Job wünschen? Einen guten,<br />
verlässlichen Freund? Eine Nutte, die ganz<br />
und gar, Tag und Nacht und nur für mich allein<br />
da ist? fragte ich den Abgrund unter mir,<br />
bevor ich sprang – und als schwarze Krähe<br />
aus dem hohen Wipfel der Eiche durch die<br />
frische Frühjahrsluft abwärts glitt.<br />
„Wünsch‘ Dir doch, Herrscher der Welt zu<br />
sein“, unkte Satan zu mir herauf. „Beherrsche<br />
die Welt! Versklave die Menschheit!<br />
Vernichte Deine Feinde!<br />
Feiere mit Deinen Freunden<br />
endlose Orgien, bis zum<br />
jüngsten Tage! Schaffe Dir hier und jetzt Dein<br />
Paradies, das Dir kein Gott im Jenseits jemals<br />
gewähren wird.“ – „Keine schlechte Idee“,<br />
meinte ich krächzend. Unbeholfen landete<br />
ich in der vom Morgentau feuchten Wiese.<br />
Ich pickte nach einem Wurm und ward wieder<br />
Mensch.<br />
Was will ich mit Geld? Was will ich mit Gesundheit?<br />
Glück ist doch das höchste Gut!<br />
Hand auf‘s Herz - ich griff mir mit der Hand<br />
durch die Rippen in den Brustkorb und riss<br />
mir mein Herz heraus. Interessiert sah ich zu,<br />
wie es in meiner Hand pulsierte. Hand auf‘s<br />
Herz: Ist es nicht viel wichtiger, glücklich zu<br />
sein? Wichtiger als alle Reichtümer dieser<br />
Welt? Oder – Nein! Glück kann Stress bedeuten,<br />
dich auszehren. Dir keine Ruhe lassen<br />
im Streben nach immer neuem Glück, nach<br />
immer mehr Glück. Ich setzte mir mein Herz<br />
wieder in den Brustkasten und wischte mir<br />
die blutigen Hände an meiner Jeans ab.<br />
Zufrieden mit allem<br />
„Dann hänge Dich doch auf, Du Arsch!“<br />
brüllte mich der Regenwurm an. Er riss<br />
sein scheunentorgroßes, mit zahlreichen<br />
scharfen, dolchartigen Zähnen besetztes<br />
Maul klaffend auf. Aus der feuchten Erde heraus<br />
schoss er auf mich zu und verschlang<br />
mich. Riss sein Maul immer weiter auf. Umfasste<br />
die Berge, den Himmel, den ganzen<br />
Planeten. Verschluckte die Welt. Also kein<br />
Glück, überlegte ich, tief in Gedanken versunken,<br />
unbeeindruckt vom eben veranstalteten<br />
Weltuntergang. In absoluter Schwärze<br />
trieb ich durch die Magensäure des Wurmes,<br />
ohne dass dies meine Ausgeglichenheit, meine<br />
beinahe apathische Ruhe beeinträchtigt<br />
hätte.<br />
Genau! Zufriedenheit. Das ist es! Kein stressiges<br />
Glück. Kein langes, kein langweiliges<br />
Leben in Gesundheit oder Reichtum, keine<br />
perversen Eskapaden, sondern schlichtweg<br />
Zufriedenheit. Von allen Äußerlichkeiten<br />
gänzlich unabhängige Ausgeglichenheit.<br />
Wertneutral. Mitmenschen schonend. Umweltfreundlich.<br />
Zufrieden mit allem, was dir<br />
widerfährt. Zufrieden mit allen Zuständen,<br />
mit allen Umständen, die dein Leben diktieren.<br />
Was kann es schöneres geben, als diesen<br />
perfekt-stupiden Zustand innerer Ruhe? Ist<br />
nicht die passive Geisteshaltung schlichter<br />
Zufriedenheit weitaus erstrebenswerter<br />
als aufreibendes, aktives Glücklichsein? Zu<br />
meinen Füßen verspeiste eine Hosenträgerschnalle<br />
ein weißes Mäuschen.<br />
Kommt da aller<br />
materieller<br />
Wohlstand<br />
dieser<br />
Welt heran? An eine Zufriedenheit,<br />
die sich weder von Gesundheit,<br />
noch von körperlichem Siechtum,<br />
weder von Wohlstand, noch von Armut beeinträchtigen<br />
lässt? Bingo! Das wünschte ich<br />
mir, wenn ich einen Wunsch frei hätte!<br />
Eine Lawine aus Walnüssen rollte über mich<br />
hinweg. Schlug gegen meine Schläfen, trommelte<br />
an meine Stirn. „Was soll der Mist!?“<br />
rief ich empört aus und kämpfte mich mit<br />
rudernden Armbewegungen frei. Die Farben<br />
der Welt verblassten zusehends, die<br />
Konturen wurden verwaschener. Keine Geschichten<br />
mehr heute! Ich war einfach zu<br />
müde. Stumpfsinnig blickte ich auf das wogende<br />
Meer aus Nüssen um mich herum. Ein<br />
Sumpf, in welchem ich bis zum Bauchnabel<br />
feststeckte. Ich gähnte ausgiebig, ob dieser<br />
bedrohlichen Lage.<br />
Jaja. Wenn ich einen Wunsch frei hätte,<br />
wünschte ich, ich wäre eine Walnuss. Schmar
en, was sag‘ ich denn, was red‘ ich denn, was<br />
denk‘ ich denn? – wünschte ich mir einfach<br />
eine Walnuss. „Ist das Dein letztes Wort?“ erkundigte<br />
sich eine der Nüsse neben mir. Sie<br />
fixierte mich herausfordernd mit ihrem kleinen,<br />
zerknitterten Kobold-Gesicht. „Mein<br />
letztes Wort“, gähnte ich das Ding unhöflich<br />
an. „Und jetzt ist Gute-Nacht-Marie!“<br />
Als ich am darauf folgenden Morgen erwachte,<br />
kullerte eine Walnuss von meinem<br />
Kopfkissen. Sie purzelte über die Matratze<br />
und fiel mit einem lauten Klacken auf die<br />
Holzdielen vor meinem Bett. „Ich könnte mich<br />
doch in den Arsch beißen!“ rief ich in den anbrechenden<br />
Tag…<br />
Text & Zeichnungen:<br />
Alexander Epp<br />
Anzeige<br />
Anzeige
sport sport<br />
Buggykiten:<br />
56<br />
Man nutzt die Kraft des Windes und setzt diese durch einen<br />
Kite – das ist ein lenkbarer Drachen – in Geschwindigkeit<br />
um. Dabei sitzt man in einem Buggy, das ist ein dreirädriges<br />
Gefährt. Die Kites haben eine Größe von 1,5 bis zu 14<br />
Quadratmetern. Der sportliche Kiter braucht etwa sieben<br />
Kites, die je nach Windstärke, der Bodenbeschaffenheit und<br />
der beabsichtigten Geschwindigkeit eingesetzt werden.<br />
Schwacher Wind wird trotz großer Kites als langweilig gesehen,<br />
Windstärke acht als positive Herausforderung.<br />
Der Buggy hat – je nach Typ – ein Gewicht von etwa 10 bis<br />
zu 60 kg. Die Unterschiede ergeben sich durch den beabsichtigten<br />
Einsatz: Sollen eher „Tricks“ mit engen Kurven,<br />
schnellen Wendemanövern und hohen Sprüngen gefahren<br />
werden oder will man eine hohe Geschwindigkeit erreichen.<br />
Der Kiter ist durch ein Gurtsystem – „Trapez“ genannt – fest<br />
mit seinem Kite verbunden. Durch einen „Panikauslöser“<br />
kann man die Verbindung aber blitzschnell ausklinken, was<br />
beispielsweise durch eine unvorhergesehene Starkwind-<br />
Böe oder andere nicht vorhersehbare Probleme oder auch<br />
Hindernisse lebensnotwendig sein kann.<br />
Auf hartem Sand kann man auf einer geraden Strecke einen<br />
Durchschnitt von etwa 80 km/h schaffen, der Weltrekord –<br />
gefahren vom Niederländer Arjen van der Tol auf dem ausgetrockneten<br />
Lake Ivanpah-Salzsee in den USA am 31. März<br />
dieses Jahres – liegt bei sensationellen 133 km/h.<br />
PARAPLEGIKER 2/11<br />
Schnell<br />
wie der Wind<br />
Der 35jährige Patrik Fogarasi aus Lahntal-Großfelden,<br />
einem Dorf in der Nähe von Marburg in Hessen,<br />
ist begeisterter Buggykiter. Was das ist?<br />
Hier einige Informationen dazu:<br />
Beim Training auf einer Wiese bei Kleinseelheim im Raum Marburg.<br />
Der längste europäische Strand befindet sich bei Calais in<br />
Frankreich, er misst etwa 20 km. Der Strand in Sankt Peter<br />
Ording an der Nordseeküste in Schleswig-Holstein ist etwa<br />
3 km lang. Den weltweit längsten kitebaren Strand hat mit<br />
sage und schreibe etwa 130 Kilometer Neuseeland, alle Kiter<br />
träumen davon, dort mal aktiv zu sein. Rennen werden auf<br />
einem Dreieckskurs nach vorgegebener Zeit gefahren. Sieger<br />
ist derjenige, der in beispielsweise 20 Minuten die längste<br />
Distanz gefahren hat.<br />
Mit Oliver Draht, Jens Breuer<br />
und Matthias Günther (von links).<br />
Der Kiter lenkt sein Gerät normalerweise mit den Füßen. Ein<br />
Hersteller bietet aber auch Buggys an, die mit den Armen<br />
gelenkt werden können und deshalb rollitauglich sind. Die<br />
Internet-Adresse steht am Ende dieses Berichtes. Anfänger
können einen gebrauchten Buggy mit der Grundausrüstung von zwei Kites schon<br />
für etwa 600 € bekommen.<br />
Vor neun Jahren – also im Jahr 2002, damals 27 Jahre alt – hatte Patrik einen Motorradunfall<br />
und ist seitdem inkomplett querschnittgelähmt im Rollstuhl aktiv.<br />
Seine Beine kann er etwas bewegen und ist deshalb in der Lage, sein Sportgerät<br />
mit den Füßen zu steuern. Patrik lebt in fester Partnerschaft mit Doreen Matern<br />
und hat zwei Kinder: „Die sind mein Ein und Alles, die halten mich megafit.“ Der<br />
gebürtige Sachse hat vor seinem Unfall im Betrieb seines Vaters in Dresden Installateur<br />
gelernt, jetzt hat er keine regelmäßige Berufstätigkeit. Seit Juli dieses Jahres<br />
fährt Patrik Rennen, das erste in Sankt Peter Ording. „Es ist ein Megakick, wenn<br />
35 Fahrer gleichzeitig um den Dreieckskurs wirbeln, das sieht auch für Zuschauer<br />
wirklich genial aus.“ Und die sind bei Rennen immer reichlich vertreten.<br />
Um schnell und gut fahren zu können, fährt Patrik gerne nach Dänemark auf die<br />
Inseln Römö oder Fanö. Dort ist der Sand so hart, dass man mit den dünnen Rollstuhlrädern<br />
nicht einsinkt. Man darf sogar mit dem Auto auf den Strand. Aber<br />
auch Sankt Peter Ording ist ein gutes Ziel zum Buggyfahren. Im nächsten Jahr wird<br />
dort – wie alle zwei Jahre – als herausragendes Ereignis ein 24-Stunden-Rennen<br />
durchgeführt. Am Start werden 35 Mannschaften mit je drei Fahrern sein. Sieger<br />
wird das Team, das in den 24 Stunden die meisten Kilometer schafft. Im Jahr 2008<br />
waren das beachtliche 1025. Patrik wird mit zwei seiner Freunde dabei sein.<br />
Natürlich ist das Kiten an Meeresstränden zwar besonders reizvoll, durch Fahrtkosten<br />
und Übernachtungen aber auch teuer, zudem braucht man die nötige Zeit.<br />
Patrik Fogarasi im Kreise seiner Familie.<br />
Deshalb ist Patrik mit anderen Kitern auch gerne auf den heimischen Wiesen unterwegs.<br />
„Ich finde es immer wieder faszinierend, die Kraft des Windes zu spüren<br />
und die Freiheit an den Stränden zu geniesen. Dazu kommt natürlich noch der<br />
Kick der Geschwindigkeit.“ So Patrik, der auch andere Rollis für seinen Sport begeistern<br />
möchte und gerne weitere Auskünfte gibt. Einfach mailen:<br />
patrik0575@yahoo.de<br />
Text & Fotos:<br />
Hermann Sonderhüsken<br />
Weitere Informationen zum Kiten bei<br />
www.drachenshop-stormriders.de<br />
www.gpa.de<br />
www.peterlynnproducts.com<br />
www.viper-parakart.com<br />
(rollitaugliche Geräte)<br />
Anzeige<br />
Gleich bei Ihrem küschall ® Fachhändler<br />
probefahren. Mit Sicherheit mehr als<br />
ein einmaliges Erlebnis!<br />
Die neue küschall® K-Series:<br />
Noch leichter<br />
Mehr Anpassungs-<br />
möglichkeiten<br />
Viele neue Optionen<br />
Erhältlich in 3 hochwertigen<br />
Materialien:<br />
13<br />
AI<br />
Aluminium<br />
22<br />
Ti<br />
Titanium<br />
Vertrieb in Deutschland durch:<br />
6<br />
C<br />
Carbon<br />
INVACARE ® AQUATEC GmbH<br />
Alemannenstraße 10<br />
88316 Isny / Deutschland<br />
Tel. +49 (0) 75 62 / 7 00-0<br />
E-Mail info@invacare-aquatec.com<br />
Web www.invacare-aquatec.de<br />
küschall® ist ein registrierter Markenname.<br />
Copyright© 2010, Küschall AG, Schweiz – Alle Rechte vorbehalten.
unterwegs<br />
Die gesamte Streckenlänge<br />
beträgt 461,9 km<br />
und verläuft meist flach.<br />
Nur zu Anfang, kurz<br />
nach Bayreuth, sind ein<br />
paar Höhenmeter zu<br />
überwinden. Die Steigungen<br />
sind aber sehr<br />
moderat. Die Wegbeschaffenheit<br />
ist meist<br />
sehr gut. Man bewegt<br />
sich hauptsächlich auf<br />
asphaltierten Radwegen<br />
oder kleineren Landsträßchen.<br />
Gelegentlich<br />
müssen auch ein paar<br />
Kilometerchen auf verdichtetem<br />
Schotter bewältigt<br />
werden. Richtig<br />
holperig wird’s aber nie.<br />
Einkehrmöglichkeiten:<br />
Gibt‘s massenhaft entlang<br />
der Strecke. Viele<br />
Biergärten sind aber<br />
montags geschlossen.<br />
58<br />
PARAPLEGIKER 2/11<br />
Start: Bayreuth, Hotel Ramada<br />
Ziel: Aschaffenburg Hauptbahnhof<br />
Die Beschilderung des Radwegs ist anfangs<br />
ziemlich lausig. Hat man Bayreuth hinter sich<br />
gelassen, wird‘s etwas besser, aber wirklich einheitlich<br />
wie beispielsweise an Donau oder Weser<br />
ist es eigentlich nie.<br />
Equipment/Anreise:<br />
Mit dem Auto bis Aschaffenburg und dann per<br />
Bahn nach Bayreuth mit Umsteigen in Würzburg<br />
Handbike: Stricker Smartdrive mit Akkuunterstützung<br />
Rollstuhl: Küschall Champion<br />
MTB mit Bob-Yak-Anhänger für die Begleitperson<br />
1.Tag: Bayreuth – Lichtenfels<br />
82,8 km, 499 hm (hm=Höhenmeter, einschließlich<br />
Ausflug nach Vierzehnheiligen)<br />
Nach dem Aufstehen der erste Blick aus dem<br />
Fenster: Sonne, die Wetterfrösche behielten<br />
Rollibike-Tour entlang des Mains:<br />
recht. Rasch hatten wir unsere Sachen gepackt,<br />
ausgecheckt und standen startklar zur Abfahrt<br />
bereit. Der Radweg war dank GPS trotz der<br />
lausigen Beschilderung recht fix gefunden. Zunächst<br />
sieht man den Main nur gelegentlich.<br />
Nach einiger Zeit verläuft der Radweg dann,<br />
mittlerweile beschildert, idyllisch auf einer alten,<br />
stillgelegten und zum Radweg umfunktionierten<br />
Bahntrasse.<br />
Wir trafen auf den Zusammenfluss von rotem<br />
und weißem Main. Weiter ging‘s vorbei an<br />
Obstwiesen mit voll hängenden Zwetschgen-<br />
und Mirabellenbäumen nach Lichtenfels. Dort<br />
kamen wir recht früh an, so früh, dass unser<br />
Hotel noch geschlossen war. Wir wollten heute<br />
noch losziehen, um die Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen<br />
zu besuchen. Diese liegt ein paar<br />
Kilometer außerhalb und vor allem ein paar<br />
Höhenmeter oberhalb von Lichtenfels. Rechts<br />
des Mains kann man schon von weitem Kloster<br />
Banz sehen, am Horizont ist der Staffelstein zu<br />
sehen und links erhebt sich Vierzehnheiligen.<br />
Zusammen werden diese drei das Fränkische<br />
Dreigestirn genannt.
Auf den Klosterberg geht es mächtig steil bergan.<br />
Dank Akku-Unterstützung war das aber für<br />
Britta kein Problem, obwohl die Traktionsgrenze<br />
am Vorderrad gegen Ende nahezu erreicht war.<br />
Oben angekommen haben wir die Räder abgestellt<br />
und uns die eindrucksvolle Barock-Kirche<br />
angesehen. Auch die Aussicht über das Maintal<br />
ist sehenswert. Außerdem gibt es auf dem Klosterberg<br />
eine recht brauchbare Rolli-Toilette,<br />
die mit dem Euro-Schlüssel zu öffnen ist. Kein<br />
bayrisches Kloster ohne Brauerei und vor allem<br />
dem zugehörigen Biergarten. Natürlich mussten<br />
wir dort noch einkehren.<br />
2. Tag: Lichtenfels – Roßstadt<br />
60,8 km, 155 hm<br />
Kurz nach der Abfahrt des ICEs 155 nach Würzburg,<br />
planmäßige Abfahrt 8:25 sind wir aufgestanden<br />
und zum Frühstück getrottet. Selbiges<br />
war völlig in Ordnung, zudem schien die Sonne<br />
und so freuten wir uns auf die nächste Etappe.<br />
Über Kilometer sieht man das beeindruckende<br />
fränkische Dreigestirn. Über meist asphaltierte<br />
Radwege und kleinere, nahezu unbefahrene<br />
Landsträßchen ging‘s weiter nach Ebing.<br />
Weiter führte uns der Main-Radweg nach Bamberg.<br />
Bamberg ist eine tolle alte Stadt. Es ging<br />
auf den Domberg. Ziemlich steil und außerdem<br />
Kopfsteinpflaster, aber trotzdem einen Ausflug<br />
wert.<br />
Unser Quartier für die Nacht war der Landgasthof<br />
Schramm in Roßstadt. Beim Buchen teilte man<br />
Britta schon mit, dass montags Ruhetag ist und<br />
Anzeige<br />
deshalb die Küche nicht nur kalt, sondern auch<br />
geschlossen bleibt. Im Landgasthof Schramm<br />
hat uns die Oma des Hauses in Empfang genommen<br />
und uns den Schlüssel zu unserem Domizil<br />
gegeben. Unser Zimmer war, wie versprochen,<br />
voll rollitauglich. Nach dem Duschen gönnten<br />
wir uns noch ein Getränk vor dem Haus, das wir<br />
der Hotel-Oma abschwatzten.<br />
3. Tag: Roßstadt – Volkach<br />
75,7 km, 168 hm<br />
Gut ausgeschlafen machten wir uns relativ früh<br />
auf zum Frühstück. Unser Tagesziel war Volkach.<br />
Der Main war mittlerweile zu einem schiffbaren<br />
Fluss angewachsen, und so haben wir entlang<br />
des Radwegs die eine oder andere Schleuse<br />
unterwegs
unterwegs<br />
60<br />
PARAPLEGIKER 2/11<br />
gesehen. Durch lauschige Städtchen wie Sand,<br />
Zeil am Main und Haßfurt fuhren wir auf meist<br />
gut ausgebauten Radwegen, teilweise aber auch<br />
auf Landstraßen weiter Richtung Schweinfurt.<br />
Die Sonne brannte immer stärker, und so waren<br />
wir, als wir in Schweinfurt ankamen, schon<br />
wieder dem Verdursten nahe. In Obereisenheim<br />
mussten wir noch mal den Main überqueren.<br />
Ohne Wartezeit konnten wir gleich auf die kleine<br />
Mainfähre fahren, um auf die linke Mainseite<br />
zu gelangen. Volkach ist ein nettes kleines mittelalterliches<br />
Städtchen, geprägt vom Weinbau.<br />
Wir waren nämlich mittlerweile in Weinfranken<br />
angekommen. Dementsprechend gab‘s in der<br />
Kneipe unserer Wahl dann auch nichts außer<br />
Wein bzw. Weinschorle.<br />
Unser Zimmer im Weingasthof Rose kann man<br />
als barrierefrei bezeichnen, das Bad war zwar<br />
nicht rollstuhlgerecht, bot aber genug Bewegungsfreiheit.<br />
Nachdem die Räder verstaut und<br />
wir geduscht waren, machten wir uns auf, das<br />
Städtchen zu besichtigen. Im überdachten Innenhof<br />
eines alten Weinbauernhofs befand sich<br />
mitten im Zentrum ein gemütliches Restaurant.<br />
4. Tag: Volkach – Würzburg<br />
60,3 km, 116 hm<br />
Der nächtliche Regen hatte sich wieder verzogen<br />
und die Sonne schien wieder wie gewohnt.<br />
Das Frühstück war sehr gut und reichhaltig. Nach<br />
dem Auschecken zogen wir los. Heute war eine<br />
eher kurze Etappe vorgesehen. Weiter ging‘s<br />
über Mainsondheim und Mainstockheim nach<br />
Kitzingen. Dort gönnten wir uns ein Päuschen.<br />
Und weiter auf schönen Radwegen, meist direkt<br />
am Main und entlang der Bahnstrecke Richtung<br />
Würzburg. Schon von weitem ist die Festung<br />
Marienberg zu sehen. Das Hotel Ibis liegt etwas<br />
außerhalb vom Zentrum, direkt am Main. Wir<br />
steigen recht gerne im Ibis ab, weil alle Hotels<br />
ähnlich ausgestattet sind und man recht genau<br />
weiß, was einen erwartet, wenn man ein barrierefreies<br />
Zimmer bucht. Die Räder mussten heute<br />
im Foyer des Hotels parken, weil es keine Tiefgarage<br />
gab. Gegenüber vom Hotel gab es einen<br />
verwunschenen Biergarten, wo wir uns mit fränkischer<br />
Kost stärkten.<br />
5. Tag: Würzburg – Marktheidenfeld<br />
78,7 km, 112 hm<br />
Der erste Blick aus dem Fenster bestätigte, dass<br />
die Wettervorhersage vom Vorabend zutreffend<br />
war. Dicke Wolken hingen über der Stadt. Noch<br />
war es trocken. Andererseits blickten wir besorgt<br />
zum Himmel. Wir wollten vor dem Regen noch<br />
so weit wie möglich kommen. Wir gaben Vollgas.<br />
Der Radweg führte teilweise entlang dem<br />
Main, teilweise entlang einer Bundesstraße.<br />
Nach ca. einer Stunde Fahrt war es dann soweit.<br />
Es regnete, und zwar heftig. Britta hatte wieder<br />
ihr Ganzkörper-Kondom angelegt und blieb<br />
deshalb weitgehend trocken. Ich hatte aber keine<br />
Regenhose an Bord und die Regenjacke war<br />
auch schon etwas in die Jahre gekommen und<br />
dementsprechend undicht. Bis Karlstadt mussten<br />
wir aber noch durchhalten. Dort suchten<br />
wir ein Cafe, wo wir überdacht draußen sitzen<br />
konnten. Bei leichtem Nieselregen fuhren wir<br />
weiter entlang des Mains auf gut ausgebauten<br />
Radwegen nach Gemünden. Trotz des nicht<br />
so tollen Wetters machten wir auch hier einen<br />
kurzen Rundgang, bevor wir uns die letzten Kilometer<br />
nach Marktheidenfeld gegen heftigen
Gegenwind kämpften. Der Main macht hier<br />
nämlich beinahe eine 180° Kehrtwende, und<br />
was bisher kaum als Rückenwind wahrnehmbar<br />
war, entpuppte sich nun als orkanartiger Gegenwind.<br />
6. Tag: Marktheidenfeld – Bürgstadt<br />
57,3 km, 99 hm<br />
Frühstück war okay. Nicht so üppig wie die Tage<br />
davor, aber akzeptabel. Das Wetter sah, bis auf<br />
den heftigen Wind, auch nicht so schlecht aus.<br />
Der Himmel war zwar Wolken verhangen, aber<br />
es war trocken. Auf schönen Radwegen direkt<br />
am Main entlang ging‘s zunächst nach Wertheim,<br />
wo wir den ersten Boxenstop einlegten.<br />
Immer entlang des Mains weiter über Faulbach,<br />
wo es dann wieder anfing zu nieseln, nach<br />
Bürgstadt. Dort angekommen checkten wir<br />
gleich im Landhotel Adler ein. Dort gibt es ein<br />
wirklich tolles Rolli-Zimmer mit barrierefreien<br />
sanitären Einrichtungen, und zudem nagelneu.<br />
Wieder war erst mal Rolliwäsche angesagt. Zu<br />
Abend gegessen haben wir ob des lausigen<br />
Wetters im Restaurant des Hotels.<br />
7. Tag: Bürgstadt – Aschaffenburg<br />
46,3 km, 112 hm<br />
Der Regen hatte sich über Nacht verzogen und<br />
die Sonne schien endlich wieder. Frühstück war<br />
gut und reichlich, der Frühstücksraum aber<br />
nur über fünf Stufen zu erreichen. Nach dem<br />
Anzeige<br />
Einfach ankuppeln<br />
und abfahren,<br />
wohin Sie wollen!<br />
Machen Sie<br />
eine Probefahrt!<br />
Auschecken machten wir noch ein Bildchen<br />
vor dem Hotel und dann nahmen wir die letzte<br />
kurze Etappe in Angriff. Zunächst führte uns<br />
der Radweg nach Miltenberg. Dort gibt es eine<br />
sehenswerte Altstadt. Im weiteren Verlauf führt<br />
der Radweg fast immer direkt am Main entlang.<br />
Vorbei an Homburg und Wörth fuhren wir nach<br />
Obernburg am Main. Dieser muss auch das<br />
eine oder andere Mal überquert werden. Durch<br />
Großwallstadt ging‘s dann weiter nach Aschaffenburg,<br />
dem Ziel unserer Reise.<br />
Fazit: Der Main-Radweg zwischen Bayreuth und<br />
Aschaffenburg ist für Handbiker gut geeignet.<br />
Die einzigen nennenswerten Anstiege sind direkt<br />
am Anfang zu bewältigen. Die Landschaft<br />
ist vielfältig, anfangs geprägt von Feldern, Wiesen<br />
und Obstgärten, später, in Weinfranken<br />
führt der Weg entlang von Weinbergen und<br />
gegen Ende der Tour prägt der rote Sandstein<br />
das Bild. Kulinarisch ist Franken mit der deftigen<br />
Küche sowieso eine Reise wert. Nähere<br />
Infos über den Radweg sind auch unter http://<br />
www.mainradweg.com zu finden. Dort gibt es<br />
viele nützliche Informationen über Unterkünfte,<br />
Sehenswürdigkeiten und auch die originale,<br />
gesamte Strecke als GPS-Datei zum Download<br />
(599 km bis nach Mainz).<br />
Text & Fotos:<br />
Βritta & Gerd Wittmacher<br />
ATEC Ing. Büro AG<br />
Tel. +41 41 854 80 20<br />
Fax +41 41 854 80 21<br />
CH-6403 Küssnacht a.R.<br />
www.swisstrac.ch<br />
unterwegs<br />
Übernachtungen:<br />
Bayreuth:<br />
RAMADA Hotel Residenzschloss Bayreuth<br />
Erlanger Straße 37, 95444 Bayreuth<br />
tel 09 21-75 85-0, www.ramada.de/bayreuth<br />
(rollstuhlgerechtes Zimmer)<br />
Lichtenfels: City-Hotel garni, Bahnhofsplatz 5<br />
96215 Lichtenfels, tel 0 95 71-9 24 30<br />
(ca. 15 Stufen zum Hochparterre)<br />
Roßstadt: Landgasthof Schramm<br />
Frankenstraße 24, 97483 Roßstadt<br />
tel 0 95 22-3 99, www.schramm-landgasthof.de<br />
(rollstuhlgerechtes Zimmer)<br />
Volkach: Weingasthof Rose<br />
Oberer Markt 7, 97332 Volkach<br />
tel 0 93 81-840-0, www.rose-volkach.de<br />
(Eingang ebenerdig, Aufzug, geräumiges<br />
aber nicht rollstuhlgerechtes Bad)<br />
Würzburg: Ibis, Veitshoechheimer Strasse 5B<br />
97080 Würzburg, tel 09 31-4 52 20 (rollstuhlgerechtes<br />
Einzelzimmer mit Zustellbett)<br />
Marktheidenfeld: Hotel Zur schönen Aussicht<br />
Brückenstr. 8, 97828 Marktheidenfeld,<br />
tel 0 93 91-30 55, www.hotelaussicht.de/<br />
aussicht/aussicht.html (Eingang ebenerdig,<br />
Aufzug, geräumiges aber nicht rollstuhlgerechtes<br />
Bad)<br />
Bürgstadt: Adler Landhotel<br />
Hauptstraße 30 63927 Bürgstadt<br />
tel 0 93 71-9 78 80, www.gasthof-adler.de<br />
(rollstuhlgerechtes Zimmer)
62<br />
Chrysler Voyager<br />
EZ 1994, Automatikgetr., 110 kW (150 PS), 64 000 km,<br />
regelmäßig gewartet, generalüberholt, sehr guter<br />
Zustand, Nicht für Selbstfahrer! Seitliche Rampe, der<br />
Rollstuhl wird neben dem Fahrersitz arretiert.<br />
Auf der Rückbank können bis zu drei weitere Personen<br />
befördert werden. Kaufpreis (inklusive Feststellvorrichtung<br />
für den Rollstuhl) 8 500 €. tel 0 92 81-9 46 15<br />
MB Sprinter für Passivfahrer<br />
313 CDI, EZ 07/02, 142 000 km, 136 PS, TÜV 7/12, Klima,<br />
Servo, ABS, ASR, Airbag usw. Kompl. WoMo, Dreisitzer,<br />
Recaro Beifahrersitz, elektr., Portalkransystem innen,<br />
Unterbodenlift, 17 000 € VB. tel 02 01-8 96 53 80<br />
eMail: mail@bodo-lemke.de<br />
Opel Astra Cabrio<br />
47 PS/108KW, 154 000 km, EZ 4/03, TÜV/AU 10/2012,<br />
Gas-Bremse Handbedien., Automatikgetr., Klima,<br />
Standheiz., el. Softdach, 7.999 € VB. tel 0 67 34-68 92<br />
eMail: M-S-Jung@Kabelmail.de<br />
Opel Combo Arizona<br />
Farbe Rot, EZ 2/09, 55 KW Diesel, Automatikgetr., AHK,<br />
Klima, Handbediengerät rechts, div. Extras, VB 12 500 €<br />
tel 01 77-424 98 85, eMail: adlerjupi@web.de<br />
Fußgas<br />
Links hängend, für Volvo XC 90, Petri & Lehr,<br />
inkl. TÜV-Gutachten, Preis VS. tel 0 22 53-82 08<br />
Camping Bus<br />
Ford Transit, 80 PS, rollstuhlgerecht umgebaut,<br />
Bj. 94, hydraulische Hebebühne, Handgas Bruhns,<br />
ausklappbares Bett, aufklappbares Hochdach, Markise,<br />
Kühlschrank, Drehsitz, Toilette, Fächer, Griffe.<br />
Guter Zustand. TÜV 8/2012, 2 800 € VB.<br />
tel 0 89-74 59 664, eMail: campingfreund@web.de<br />
Wohnmobil zu vermieten<br />
Rollstuhlgerecht, für Selbstfahrer.<br />
www.Rolliwomo.de oder tel 02 08-30 74 136<br />
Reisecaravan<br />
Kompakter neuwertiger Wohnwagen für 2 Pers.<br />
(1 Rolli), extra breite Tür, Schienen, WC, 24 900 € VB.<br />
tel 0 82 94-80 42 24<br />
Handbike<br />
Praschberger, Modell Challenger, schwarz, 24 Zoll Rad,<br />
24 Gang, noch nie gefahren, ca. 8 Jahre alt, neuwertig,<br />
VB 1350 €, evtl. mit Rollstuhl Küschall K 4, Preis VS u.<br />
Heimtrainer für Bike. tel 0 63 35-91 68 88<br />
PARAPLEGIKER 2/11<br />
kleinanzeigen<br />
Speedy-Bike<br />
Speedy-Bike mit Tetra-Griffen, Mountain-Drive-<br />
Getriebe, 14 Gänge, Rücktritt, kaum gefahren, sehr<br />
guter Zustand, von Speedy-Außendienstmitarbeiter<br />
überholt, Tacho und Beleuchtung neu, 900 €. tel 0 63<br />
91-24 60 eMail: millersbuero@web.de<br />
Rollstuhlgerechtes EFH<br />
Neubau 2010, 150 m², Garage, in der Eifel, Erdwärme-<br />
Fußboden-Heizung, Südlage, Kamin, 3 Zimmer,<br />
VB 290 000 €. tel 0 24 47-91 39 539<br />
Barrierefreies Wohnhaus<br />
EG 180 m², rolligerecht m. Komfort, OG 110 m², 4 Zi.<br />
Kü., Bad, 30 m² Balkon. 180 m² Gewerbetrakt, Grundst.<br />
1360 m², naturnah, verkehrsgünstig. Raum Trier-Wittlich,<br />
VB 349 000 €, Ebay Art. Nr. 2904 3633 4904<br />
eMail: h.hinterneder@t-online.de<br />
Bauherrengemeinschaft in Berlin…<br />
…im Alter zwischen 20 und 53 Jahren, darunter ein 20<br />
jähriger Rollstuhlfahrer (Tetraplegiker), baut gemeinsam<br />
im Stadtbezirk Mitte (Moabit) ein Wohnhaus mit<br />
ca. 20 Wohnungen, barrierefrei / rollstuhlgerecht.<br />
Wir suchen noch Mitstreiter. Infos und Kontakt:<br />
www.baugruppe-moabit.de, Eugen und Brita Franz<br />
unter 0 30-47 48 30 51 bzw. britafranz@web.de<br />
Florida-Villa<br />
In Cape Coral zu vermieten. 3 Schlafzi., 2 Bäder,<br />
1 unterfahrb. Dusche. Perfektes Poolvergnügen f.<br />
Rollstuhlfahrer. tel 0 52 35-99 20 54<br />
www.florida-unlimited.de<br />
Urlaub auf dem Bauernhof<br />
<strong>Paraplegiker</strong> vermietet 3 gemütl. FeWo, zw. HH u. HB,<br />
barrierefrei, Pflegebett, Duschrolli, Handbike,<br />
33-45 €/Nacht. www.Ferienhof-auf-der-Brake.de<br />
tel 0 42 87-2 12<br />
Rollstuhlgerechte Ferienwohnung am Yachthafen<br />
Rollstuhlfahrer vermietet Ferienwohnung direkt an der<br />
Nordsee in Carolinensiel / Harlesiel, 70 m², bis vier Personen,<br />
200 m zum Strand, Parkplatz vor der Haustüre.<br />
Info unter tel 0 97 32-72 62<br />
eMail: effenberg-schmitt@web.de<br />
Private Kleinanzeigen u. Stellenanzeigen für<br />
Behinderte sind kostenlos, bitte als eMail an:<br />
Peter.Mand@t-online.de<br />
Abdruck vorbehalten, ohne Gewähr.<br />
Beim Verkauf von Hilfsmitteln muss der Verkäufer<br />
auch der Eigentümer sein.
Der ärztliche<br />
Behandlungsfehler (Teil 1)<br />
Wie die tägliche Praxis des Autors zeigt, ist wesentlich häufiger als vermutet nicht der<br />
Verkehrsunfall oder der Kletterunfall, sondern ein ärztlicher Behandlungsfehler („Kunstfehler“)<br />
Ursache einer Querschnittlähmung. Bedauerlicherweise sind es nicht nur schwere<br />
Operationen an der Wirbelsäule, sondern auch Routineeingriffe bei Bandscheibenproblemen,<br />
die schlimmste Folgen haben können. Manchmal sind diese Schäden aber<br />
nicht – wie gern von Versicherern bezeichnet – „schicksalhaft“, sondern Folge ärztlichen<br />
Versagens, was wiederum zu Schadensersatzansprüchen des Patienten führt.<br />
Anders als bei Verkehrsunfällen, bei denen fast immer<br />
eine ganze oder teilweise Haftung feststeht,<br />
muss der ärztliche Behandlungsfehler erst vom Betroffenen<br />
nachgewiesen werden – eine Hürde, die<br />
oftmals nur schwer zu nehmen ist, da letztlich ein<br />
Gutachter, der selbst Mediziner ist, über das Fehlverhalten<br />
eines Kollegen zu befinden hat.<br />
Auch hohe Prozess- und Gutachterkosten und die<br />
Chance eines Totalverlustes führen oft dazu, dass Klagen,<br />
die an und für sich durchaus Erfolgsaussichten<br />
hätten, nicht betrieben werden. Daher ist es wichtig,<br />
im Vorfeld abzuschätzen, welche Möglichkeiten und<br />
Risiken das Vorgehen gegen den behandelnden Arzt<br />
und gegebenenfalls das hinter ihm stehende Krankenhaus<br />
bietet.<br />
Einen ersten Einblick soll und kann dieser Artikel geben.<br />
Im Einzelfall ist aber auf jeden Fall ein auf das<br />
Schadensersatzrecht oder Medizinrecht spezialisier-<br />
Anzeige<br />
.<br />
ter Anwalt heranzuziehen, wobei man durchaus hinterfragen<br />
sollte, ob der Anwalt eher Ärzte und Versicherungen<br />
oder Geschädigte vertritt.<br />
Über Risiken aufklären<br />
Im Endeffekt gibt es drei Arten von ärztlichen Fehlern,<br />
die Schadensersatzansprüche auslösen können:<br />
Den Behandlungsfehler, den Aufklärungsfehler und<br />
den Dokumentationsfehler. Ein Behandlungsfehler<br />
liegt immer dann vor, wenn der Arzt seine aus dem<br />
Behandlungsvertrag geschuldete Leistung, nämlich<br />
die fachgerechte Behandlung des Patienten, nicht<br />
erbracht hat und hieraus dem Patienten ein Schaden<br />
entsteht.<br />
Dies bedeutet im Klartext, dass der Arzt zwar nicht<br />
den Heilerfolg schuldet, jedoch die zur Zeit der Behandlung<br />
geltenden wissenschaftlich erprobten<br />
und empfohlenen abklärenden (diagnostischen)<br />
Automobile Freiheit<br />
Ihr Ansprechpartner in NRW für behindertengerechte Fahrzeugumbauten<br />
Für Selbstfahrer, Beifahrer und Familien mit behinderten Kindern<br />
Eigener Verkehrsübungsplatz, Fahrschulfahrzeuge, Kräftemessungen, Bewegungsanalyse<br />
Kompetenzzentrum<br />
in NRW auf über<br />
7.000 qm<br />
Auf dem Taubenkamp 12<br />
41849 Wassenberg<br />
Telefon: 0 24 32 - 933 890<br />
www.Handicapfahrzeuge.eu<br />
info@autohaus-sodermanns.de<br />
LIZENZPARTNER NRW<br />
recht recht
echt recht<br />
und therapeutischen Maßnahmen richtig anwenden<br />
muss. Hierbei muss er aber nur den Standard einhalten,<br />
den ein eingearbeiteter und kompetenter Facharzt<br />
erbringen kann. Lediglich wenn der Arzt (oder<br />
das Krankenhaus) mit besonderen Kompetenzen<br />
wirbt – so z.B. eine Spezialklinik für Rückenmarksverletzte<br />
– ist auch die spezielle höhere Kompetenz<br />
geschuldet, was die Chance, einen Kunstfehler nachzuweisen,<br />
erhöhen kann.<br />
Ein Aufklärungsfehler liegt stets dann vor, wenn der<br />
Patient vor der Heilbehandlung – was insbesondere<br />
bei Operationen eine große<br />
Rolle spielt – nicht hinreichend<br />
und rechtzeitig<br />
(d.h. mit Abschluss des<br />
Behandlungsvertrages)<br />
über mögliche Risiken<br />
der Operation aufgeklärt<br />
wurde. Der Hintergrund<br />
ist, dass jede<br />
ärztliche Maßnahme an<br />
sich zunächst eine Körperverletzung<br />
darstellt,<br />
die nur dann gerechtfertigt<br />
ist, wenn der Patient<br />
zustimmt. Dies kann er<br />
aber nur, wenn er weiß,<br />
was gemacht wird, wie<br />
hoch die Erfolgsaussichten<br />
und wie hoch die<br />
Risiken des Eingriffs sind.<br />
Wird dieses Wissen vom Arzt nicht vermittelt, so<br />
liegt ein Behandlungsfehler in der Form eines Aufklärungsfehlers<br />
vor. In diesem Fall kann sich der Arzt<br />
auch nicht darauf berufen, dass ein „normaler, vernünftig<br />
denkender“ Patient der Behandlung zugestimmt<br />
hätte. Der Arzt hat stets den Patientenwillen<br />
zu berücksichtigen, hier reicht es also im Schadensfall<br />
aus, dass der Patient behauptet, dass er den Ein-<br />
Ein Aufklärungsfehler<br />
liegt stets dann vor, wenn<br />
der Patient vor der Heilbehandlung<br />
– was insbesondere<br />
bei Operationen eine<br />
große Rolle spielt – nicht<br />
hinreichend und rechtzeitig<br />
(d.h. mit Abschluss des Behandlungsvertrages)<br />
über<br />
mögliche Risiken der Operation<br />
aufgeklärt wurde.<br />
Anzeige<br />
griff bei ordentlicher Aufklärung nicht hätte durchführen<br />
lassen.<br />
Beweislastumkehr<br />
Die dritte Möglichkeit, einen Arzthaftungsprozess<br />
im Sinne des Geschädigten erfolgreich zu beenden,<br />
ist das Vorliegen eines Dokumentationsfehlers. Der<br />
Arzt muss seine Befunde, die eingeleiteten Maßnahmen<br />
und aufkommende Fragen dokumentieren, d.h.<br />
schriftlich niederlegen. Röntgenbilder und ähnliches<br />
Material hat er sorgfältig aufzubewahren. Ist die Dokumentation<br />
lückenhaft oder fehlen Röntgenbilder,<br />
so ist zunächst davon auszugehen, dass der Arzt einen<br />
Fehler gemacht hat. Dies führt zu einer Beweislastumkehr.<br />
Nicht mehr der geschädigte Patient muss<br />
den Fehler beweisen, sondern der behandelnde<br />
Arzt muss beweisen, keinen Fehler gemacht zu haben.<br />
Dies ist in der Regel nicht möglich, so dass bei<br />
lückenhafter Dokumentation oft eine Haftung dem<br />
Grunde nach feststeht.<br />
In der nächsten Ausgabe des PARAplegikers findet<br />
sich der zweite Teil des Artikels, dort wird auf die taktischen<br />
Fragen sowohl vorprozessualer als auch prozessualer<br />
Natur eingegangen.<br />
Anmerkung zum Autor: Der Rechtsanwalt und Fachanwalt<br />
für Verkehrsrecht Oliver Negele, Mitarbeiter<br />
der AG-Recht der FGQ, bearbeitet derzeit ca. 30 Fälle<br />
aus dem Bereich Großpersonenschaden im Jahr.<br />
Kontakt:<br />
Rechtsanwalt u. Fachanwalt für Verkehrsrecht<br />
Oliver Negele<br />
Bgm.-Fischer-Str. 12<br />
86150 Augsburg<br />
tel 08 21-32 79 88-10, Fax -20<br />
eMail: kontakt@arge-recht.de
Arbeitsgemeinschaften (AG)<br />
Ambulante Dienste<br />
Milan Kadlec<br />
Bornberg 94<br />
42109 Wuppertal<br />
tel 02 02-45-02 71; Fax -39 42<br />
eMail: info@isb-ggmbh.de<br />
Bauen & Umwelt<br />
Dipl. Ing. Dirk Michalski<br />
Im Hohnsiefen 1<br />
53819 Neunkirchen-Seelscheid<br />
tel 0 22 47-60 70<br />
eMail: DirkMichalski@t-online.de<br />
Internet: www.DirkMichalski.de<br />
Frank Opper, Architekt<br />
Auf der Wiese 20 • 41564 Kaarst<br />
tel 0 21 31-51 17 09<br />
eMail: frank@opper-architekten.de<br />
FGQ-Rechtsbeistand im Sozialrecht<br />
Herbert Müller<br />
Freiherr-vom-Stein-Straße 47<br />
56566 Neuwied-Engers<br />
tel 0 26 22-88 96-32; Fax -36<br />
eMail: h.mueller@engers.de<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
Peter Mand<br />
Felbelstraße 15 • 47799 Krefeld<br />
tel 0 21 51-62 17 000<br />
eMail: peter.mand@t-online.de<br />
Recht / Schadensersatzrecht<br />
Gottfried Weller<br />
Oliver Negele<br />
Dr. Loeffelladstr. 127 • 86609 Donauwörth<br />
tel 09 06-83 34; Fax 99 99 715<br />
eMail: gottfriedweller@arcor.de<br />
Schmerz bei Querschnittlähmung<br />
Margarete „Gritli“ Blickensdörfer<br />
Gottfried-Keller Str. 54 • 40474 Düsseldorf<br />
tel 02 11-38 73 69 67<br />
eMail: gblickensdoerfer@ish.de<br />
Schule & Studium<br />
Karen Fischer<br />
Auf der Kuhweide 1 • 44269 Dortmund<br />
tel 02 31-75 97 55<br />
Urlaub<br />
Johann Kreiter<br />
Laubeweg 1 • 70565 Stuttgart<br />
tel 07 11-7 15 64 90<br />
eMail: jnkreiter@aol.com<br />
Neue Ansprechpartner gesucht!<br />
Anfragen bitte an<br />
eMail: FGQ-Moelsheim@t-online.de<br />
Ich spende meinen Jahres- Mitgliedsbeitrag in Höhe<br />
von Euro<br />
(mindestens 30 Euro)<br />
Querschnittgelähmte 15 Euro, je Familienmitglied 15 Euro<br />
Ich zahle per: Abbuchung Rechnung<br />
Buchen Sie von folgendem Konto ab:<br />
Bank<br />
Bankleitzahl Konto-Nr.<br />
Datum Unterschrift<br />
Ich kann diese Anmeldung innerhalb von 10 Tagen bei der Fördergemeinschaft der<br />
Querschnittgelähmten in Deutschland e.V., Silcherstraße 15, 67591 Mölsheim schriftlich<br />
widerrufen. Zur Wahrung der Frist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs.<br />
Datum Unterschrift<br />
PARAPLEGIKER – Zeitschrift für Menschen<br />
mit Körperbehinderung<br />
Das offizielle Nachrichtenmagazin der Fördergemeinschaft<br />
der Querschnittgelähmten erscheint jetzt im<br />
vereinseigenen HUMANIS Verlag. Menschen mit Körperbehinderung<br />
haben viele gemeinsame Interessen,<br />
deshalb sollte der Blick auch über den Zaun der eigenen<br />
Betroffenheit hinausgehen. Der „Para“ bietet einen n<br />
Mix aus Information, Kultur, Politik und Unterhaltung.<br />
Ständige Themen<br />
Werden Sie Mitglied!<br />
Bitte ausschneiden und in einem ausreichend frankierten Umschlag senden an:<br />
Fördergemeinschaft der Querschnittgelähmten<br />
in Deutschland e.V.<br />
Silcherstraße 15<br />
67591 Mölsheim<br />
Hilfsmittel Rollstuhl & Co – Test the Best<br />
Pflege Organisation, Finanzierung und Hilfsmittel ttell Urlaub In Nah und Fern<br />
Auto Solange es rollt – Vom kleinen Flitzer<br />
bis zum großen Van<br />
Recht Tipps vom Anwalt<br />
Menschen<br />
Planen und<br />
Portraits, Sport und Spiel, Beruf<br />
Bauen Barrierefrei und alltagstauglich<br />
Zu unserem Programm gehören auch<br />
»B-kids« für behinderte junge Menschen<br />
»K« - Journal Mensch und Krebs<br />
»FGQ-Info« Informationsbroschüren der<br />
Fördergemeinschaft für Querschnittgelähmte<br />
in Deutschland.<br />
Bei Interesse fordern Sie bitte ein Probeheft an<br />
oder informieren sich telefonisch beim Verlag.<br />
Bestellcoupon rückseitig<br />
Humanis Verlag für Gesundheit GmbH • Silcherstrasse 15 • D-67591 Mölsheim • Deutsche Post AG • Entgelt bezahlt • ZKZ D 05475 • ISSN 0723-5070<br />
2/<strong>2011</strong><br />
29. Jahrgang<br />
Rückseite beachten!<br />
Vereint<br />
mit<br />
Datenbank für rollstuhlgerechte Orte:<br />
www.wheelmap. org<br />
Diesen Abschnitt bitte ausfüllen,<br />
ausschneiden, in einen ausreichend<br />
frankierten Umschlag<br />
geben und einsenden an:
PARAPLEGIKER PARAPLEGIKER PARAPLEGIKER<br />
JA!<br />
Ich möchte »PARAPLEGIKER«, die Zeitschrift für Menschen mit<br />
Körperbehinderung abonnieren,<br />
4 Ausgaben jährlich für 15 € (Ausland 20 €) inkl. Porto & Versand.<br />
Vorname:<br />
Name:<br />
Straße / Hausnummer:<br />
PLZ / Ort:<br />
bargeldlos durch Bankeinzug<br />
Konto-Nr.:<br />
BLZ:<br />
94<br />
Ja!<br />
Name und Sitz der Bank:<br />
gegen Rechnung (bitte Rechnung abwarten)<br />
Unterschrift<br />
94<br />
Ich möchte Mitglied im Freundeskreis der<br />
Fördergemeinschaft der Querschnittgelähmten<br />
in Deutschland e.V.werden.<br />
Ich erhalte 1/4 jährlich eine Informationsschrift, die mich unter anderem auch über alle<br />
laufenden Aktivitäten der Fördergemeinschaft informiert. Falls ich durch einen Unfall<br />
eine Querschnittlähmung erleide, erhalte ich als Soforthilfe 50.000 € mit entsprechender<br />
Abstufung bei Teilinvalidität.<br />
Name, Vorname<br />
Geb.-Datum<br />
Straße<br />
PLZ / Wohnort<br />
Folgende Familienangehörige melde ich für 15 Euro an:<br />
Name, Vorname Straße / Wohnort<br />
Geb.-Datum<br />
Name, Vorname Straße / Wohnort<br />
Geb.-Datum<br />
Ich bin querschnittgelähmt ja nein<br />
Andere Behinderung:<br />
Werden Sie Mitglied!<br />
Spendenkonto 0 179 200, Deutsche Bank Ludwigshafen, BLZ 545 700 94<br />
Ihr Rücktrittsrecht: Diese Bestellung kann innerhalb von 8 Tagen (Poststempel) schriftlich widerufen<br />
werden. Diesen Hinweis habe ich zur Kenntnis genommen und bestätige dies durch meine<br />
2. Unterschrift.<br />
Unterschrift.<br />
Gewünschte Zahlungsweise (bitte ankreuzen)<br />
Beantworten Sie bitte noch diese zwei Fragen bevor Sie die Abo-Karte ausgefüllt<br />
an uns senden:<br />
Wo haben Sie den »<strong>Paraplegiker</strong>« kennengelernt?<br />
Welche Ausgabe des »<strong>Paraplegiker</strong>« liegt Ihnen vor?<br />
Rückseite beachten<br />
Rückseite beachten<br />
I M P R E S S U M<br />
PARAplegiker – Zeitschrift für Menschen mit Körperbehinderung<br />
HUMANIS Verlag GmbH<br />
Silcherstraße 15 · D-67591 Mölsheim<br />
Telefon: 0 62 43-900 704<br />
Telefax: 0 62 43-903 569<br />
info@humanis-verlag.de<br />
www.humanis-verlag.de<br />
ISSN 0723-5070<br />
HERAUSGEBER<br />
Fördergemeinschaft<br />
der Querschnittgelähmten<br />
in Deutschland e.V.<br />
Eingetragen ins Vereinsregister Mannheim Nr. 11844<br />
GESCHÄFTSFÜHRER<br />
Roger Kniel<br />
MARKETINGLEITUNG<br />
Gisela Werner<br />
ANZEIGENBETREUUNG<br />
POINT63 Media- und Verlagsservice<br />
Andreas Stoßberg<br />
Telefon: 02 12-2 33 52 65<br />
Telefax: 02 12-2 33 52 66<br />
a.stossberg@arcor.de<br />
ABOBETREUUNG<br />
Probeheft<br />
Telefon: 0 62 43-900 704<br />
REDAKTIONSLEITUNG<br />
(v.i.S.d.P.) Peter Mand<br />
MITARBEIT AN DIESER AUSGABE<br />
Harry Baus, Barbara Früchtel, Margit Glasow, Ralf Kirchhoff, Kasia,<br />
Reinhard Wylegalla, Hermann Sonderhüsken, Heike Stüvel, Ruth Auschra,<br />
Raimund Artinger, Herbert Müller, Prof. T. Platz, Dr. J. Bremer,<br />
Dr. Andrea Flemmer, Alexander Epp, RA Oliver Negele.<br />
LAYOUT<br />
Eickhoff – Grafik & Design - Speyer<br />
Telefon: 0 62 32-62 93 20<br />
DRUCK<br />
NINO Druck GmbH<br />
Im Altenschemel 21<br />
67435 Neustadt/Weinstraße<br />
ERSCHEINUNGSWEISE<br />
vierteljährlich<br />
ANZEIGENSCHLUSS<br />
3 Wochen vor Erscheinen. Anzeigen erscheinen unter Verantwortung<br />
der Auftraggeber.<br />
Es gelten die Mediadaten Nr.9 ab 1. Dezember 2008<br />
BEZUGSBEDINGUNGEN<br />
Inland 15 EURO jährlich, Ausland 20 EURO jährlich, Einzelheft:<br />
Deutschland 4 EURO (jeweils inkl. Versand und Mwst.); Ausland 4<br />
EURO (+Versandkosten). Das Abonnement wird im voraus in Rechnung<br />
gestellt, Bezugszeitraum ist das Kalenderjahr. Das Abonnement<br />
verlängert sich jeweils um ein Jahr, wenn es nicht mindestens 8<br />
Wochen vor Ablauf beim Verlag schriftlich gekündigt wurde.<br />
Der gesamte Inhalt der Zeitschrift ist urheberrechtlich geschützt, jede<br />
unzulässige Verwertung ohne Einwilligung des Verlages wird verfolgt.<br />
Die Autoren erklären sich mit der redaktionellen Bearbeitung ihrer<br />
Beiträge einverstanden. Haftung für zugesandte Texte oder Bilder<br />
wird ausgeschlossen.<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge stimmen nicht zwangsläufig<br />
mit Meinung des Verlages und der Redaktion überein.