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Paraplegiker 3/2010

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Humanis Verlag für Gesundheit GmbH • Silcherstrasse 15 • D-67591 Mölsheim • Deutsche Post AG • Entgelt bezahlt • ZKZ D 05475 • ISSN 0723-5070 3/<strong>2010</strong><br />

28. Jahrgang<br />

Sören Haak:<br />

Die schönste<br />

Nebensache der Welt…<br />

Vereint<br />

mit


Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

manchmal ist es so einfach. Unserem<br />

Bericht ab Seite 14 können Sie entnehmen,<br />

wie wichtig die Sonne nicht nur<br />

für das Leben auf der Erde überhaupt,<br />

sondern besonders für die menschliche<br />

Gesundheit ist. Das mit ihrer Hilfe im<br />

Körper gebildete Vitamin D schützt vor<br />

lebensbedrohenden Krankheiten.<br />

Also: raus aus der Bude! Die Sonne mag<br />

ja für manche im Juli zu sehr gebrannt<br />

haben, dafür war der August nass wie<br />

nix. Der Herbst wird hoffentlich ein bisschen ausgeglichener.<br />

Aber Licht und Sonne gibt es im ganzen Jahr.<br />

Gerade wenn die Tage wieder kürzer werden, sollten wir<br />

an die frische Luft eilen um sie zu schnappen und auch<br />

die jahreszeitlich typisch spärlichen Strahlen der Sonne<br />

nicht zu missen.<br />

Damit sich das auch lohnt, finden Sie in diesem Heft<br />

wieder ein paar schöne Anregungen. Ob man jetzt auf<br />

einem Autorennkurs, im Bayerischen Wald oder sonstwo<br />

wandernd den Frühtau genießt, bleibt eine Frage<br />

der persönlichen Vorlieben. Nur in Bewegung sollten wir<br />

uns setzten und das Licht sollten wir einfangen, schließlich<br />

sind wir Lichtwesen, die verkümmern, wenn sie wie<br />

Grottenolme drinnen hocken und aufblühen, wenn sie<br />

die Sonne begrüßen. Probieren Sie es aus.<br />

Dann haben wir noch einen jungen Mann im Blatt, der<br />

ein wenig aus dem Nähkästchen plaudert. Das könnte<br />

nur mäßig interessant sein, wenn die Geschichten, die er<br />

aus seiner kaum verstrichenen Jugend zum Besten gibt,<br />

nicht von der Liebe und dem Leben handeln würden.<br />

Das interessiert uns doch alle, oder? Ein wenig provokant<br />

mag das dem einen oder der anderen vorkommen,<br />

wenn Sören Haak erzählt. Aber eine wichtige Botschaft<br />

bleibt: Auch behinderte Menschen haben ein Liebesleben.<br />

Das mag schwierig, karg oder problembeladen<br />

sein. Oder aber treu, erfüllt und ruhig. Vielleicht aber<br />

auch streckenweise wild und aufregend. So verschieden<br />

kann das Leben sein, auch bei unsereinem. Viele nicht<br />

behinderte Menschen halten uns ja immer noch für geschlechtliche<br />

Neutren. Das kann bedauerlich sein, wenn<br />

uns was an jemandem liegt, der so denkt. Oder schade<br />

für jemanden, der unser Potential als Liebhaber/in un-<br />

Sonne!<br />

ABOTELEFON (0 62 43) 900 704<br />

terschätzt. Vielleicht sogar tragisch für<br />

jemanden, der eine/n wie uns als Konkurrenz<br />

nicht ernst nimmt…;))<br />

Natürlich haben wir auch noch ein paar<br />

ernste Themen im Angebot: Neben den<br />

Gesundheits- und Hilfsmittelartikeln<br />

sind sicher die Beiträge zum Thema<br />

Recht (ab Seite 60) immer ein Renner,<br />

das hat man uns schon oft bestätigt.<br />

Noch ein Tipp: Vor 2001 ausgestellte<br />

Parkausweise für behinderte Menschen verlieren Ende<br />

diesen Jahres ihre Gültigkeit. Wer bereits einen neueren<br />

EU-Parkausweis hat, braucht nichts zu unternehmen.<br />

Alle anderen sollten schleunigst einen neuen beantragen,<br />

vor allem, weil das olle Ding eh nicht mehr gilt…<br />

Übrigens: Ohne gültigen Parkausweis können auch Berechtigte<br />

bestraft, schlimmstenfalls sogar abgeschleppt<br />

werden, wenn sie auf einem B-Parkplatz stehen. Selbst<br />

schuld, sagen da auch die Gerichte! Und verleihen darf<br />

man den Ausweis auch nicht – Überraschung.<br />

Verleihen Sie doch etwas anderes – Ihr Ohr. Oder<br />

schenken Sie Aufmerksamkeit. Vielleicht kennen Sie<br />

jemanden, dem Sie mit Ihren Erfahrungen einen Rat<br />

geben können. Und – bleiben Sie uns gewogen, nur zusammen<br />

sind wir stark.<br />

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.<br />

Ihr<br />

P.S. Die Fördergemeinschaft der Querschnittgelähmten<br />

(FGQ) kann zu einem wichtigen Thema wieder<br />

kompetente Beratung anbieten. Die AG Schmerz bei<br />

Querschnittlähmung wird künftig von Margarete<br />

„Gritli“ Blickensdörfer betreut, 66 Jahre alt, verheiratet,<br />

zwei Kinder, bis zum Unfall 2001 als Gesundheitspädagogin<br />

(u.a. Shiatsu) tätig. Sie leidet selbst seit 2002<br />

unter neuropathischen Schmerzen, wird vom Schmerztherapeuten<br />

betreut und „kommt zurecht“, wie sie<br />

selbst sagt. In der AG möchte sie „Menschen zuhören“,<br />

kann aber nicht medizinisch beraten. Kontakt:<br />

tel 02 11-38 73 69 67, eMail: gblickensdoerfer@ish.de.<br />

editorial<br />

PARAPLEGIKER 3/10 3


inhalt<br />

4<br />

editorial<br />

3 Sonne<br />

6<br />

10<br />

14<br />

18<br />

22<br />

20<br />

26<br />

30<br />

40<br />

32<br />

44<br />

46<br />

47<br />

48<br />

unterwegs<br />

Elektrische Zughilfe:<br />

Rollstuhl-Wandern<br />

Bayerischer Wald:<br />

Vom Hochseil bis zum Bärwurz<br />

medizin<br />

Wichtiger Schutzschild:<br />

Vitamin D<br />

bericht<br />

Nach einigen Jahren sinnvoll:<br />

Vom Recht auf Reha<br />

Integrativer Chor in Leipzig:<br />

Die „Singing Rollis“<br />

glosse<br />

Vertrauliche Gespräche<br />

mit Unbekannten<br />

menschen<br />

Sören Haak:<br />

Die schönste Nebensache der Welt…<br />

kultur<br />

Karikaturen von Barbara Früchtel<br />

Interview mit Michail Krausnick über sein Buch:<br />

Behinderung: „Wer behindert wen?“<br />

markt<br />

Auszeichnung für PARAVAN-Chef<br />

Roland Arnold<br />

KADOMO sucht nach der besten Lösung:<br />

Autoumrüstung – einfach gut<br />

Selbstkatheterismus und Kondomurinale<br />

Unterwegs mit 1 PS<br />

Neue Wege zum Schwenklift<br />

Fahrzeugumrüstungen aus Fulda<br />

Seminare für Kontinenz<br />

Rundum-Service<br />

bei F. Sodermanns Automobile<br />

PARAPLEGIKER 3/10<br />

Seite 6<br />

Seite 10<br />

Seite 22


Seite 52<br />

Seite 40<br />

Seite 56<br />

Seite 58<br />

33<br />

34<br />

50<br />

51<br />

52<br />

56<br />

58<br />

60<br />

63<br />

65<br />

66<br />

q – querschnitt spezial<br />

Das silberne Spar-Schwein:<br />

Streichkonzert mit Handschuhen<br />

Spastik und neuropathischer Schmerz<br />

– tanzend im Wasser lösen?<br />

hilfsmittel<br />

Transfer mit einem Rutschbrett:<br />

„Hebst du noch oder bewegst<br />

du schon“<br />

kleinanzeigen<br />

technik<br />

„Shark S“ von SOPUR:<br />

Ein Bike das süchtig macht<br />

Mercedes Benz 180er C Blue EFFICIENCY:<br />

Mobilität mit Stern<br />

Fahrtraining auf dem Nürburgring:<br />

Schnelles Vergnügen<br />

recht<br />

Recht kurz – Urteile<br />

„Vermehrte Bedürfnisse“<br />

aus haftungsrechtlicher Sicht:<br />

Behindertengerechter Kfz-Umbau<br />

abo<br />

impressum<br />

Titelfoto: Reinhard Wylegalla<br />

In dieser Ausgabe<br />

liegen Beilagen<br />

folgender Firmen bei:<br />

• media Medizintechnik<br />

• Astra Tech<br />

• Bundesministerium<br />

PARAPLEGIKER 3/10<br />

inhalt<br />

5


Falten, verladen<br />

und los geht´s!<br />

Vanessa Elster:<br />

Ich lebe ein aktives Leben, immer auf<br />

dem Sprung. Mein küschall ® Ultra-Light<br />

ist praktisch, leicht und im Handumdrehen<br />

in mein Auto verladen. Schon<br />

bin ich unterwegs!<br />

Sie finden einen Fachhändler ganz in<br />

Ihrer Nähe unter www.kueschall.com.<br />

Vertrieb in Deutschland durch:<br />

INVACARE ® AQUATEC GmbH<br />

Alemannenstraße 10<br />

88316 Isny / Deutschland<br />

Tel. +49 (0) 75 62 / 7 00-0<br />

E-Mail info@invacare-aquatec.com<br />

Web www.invacare-aquatec.de<br />

küschall® ist ein registrierter Markenname.<br />

Copyright© 2009, Küschall AG, Schweiz – Alle Rechte vorbehalten.<br />

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unterwegs<br />

Rol lstuh l-<br />

Wandern<br />

Auch Rollstuhlfahrer können abseits der<br />

Straßen unbefestigte Wanderwege benutzen.<br />

Dazu benötigen sie eine Zugmaschine wie den –<br />

bei uns noch relativ unbekannten – „Swiss Trac“.<br />

Erika Lautenschläger liebt dieses Gerät, das ihr ermöglicht,<br />

ganz normale Wanderwege zu benutzen.<br />

Erika Lautenschläger sagt über sich selbst, sie sei „vom Naturell her“ einfach<br />

lieber an der frischen Luft. Da sie im Odenwald lebt, sind dabei allerdings<br />

Steigungen zu bewältigen und die Wanderwege halten leider auch immer mal<br />

wieder unschöne Überraschungen bereit. Ein E-Rolli kommt da bald an seine<br />

Grenzen. Früher war sie darauf angewiesen, jemanden zum Schieben zu finden.<br />

Als die ersten Zugmaschinen für Aktivrollstühle auf dem Markt sind, probiert<br />

sie dann mit diesen herum. Seit einigen Jahren besitzt sie jetzt einen Swiss Trac<br />

und ist nach wie vor begeistert über die neuen Freiheiten. Auch wenn sie einmal<br />

hoffnungslos steckengeblieben ist, auf einem angeblich für Mountainbikes geeigneten<br />

Weg, der allerdings „Kartoffelackerqualitäten“ hatte.<br />

Solche hässlichen Überraschungen waren der Anlass für Erika Lautenschlägers<br />

Homepage: Auf ihrer Homepage (www.swisstracwandern.de) beschreibt sie<br />

Wanderrouten, die sie selbst getestet und für tauglich befunden hat. Ihrer Erfahrung<br />

nach reicht nämlich der übliche Blick in eine Wanderkarte für eine Tourenplanung<br />

als Rollstuhlfahrer mit Zugmaschine nicht aus. Mit dem Trac ist sie<br />

zwar gut in der Lage, einzelne Stufen zu überwinden. Aber wenn der Abstand<br />

zwischen zwei Stufen zu kurz ist, geht eben doch nichts mehr. Oder wenn auf<br />

PARAPLEGIKER 3/10<br />

Elektrische Zughilfe:


Anzeige<br />

Foto: Lautenschläger<br />

Erika Lautenschläger<br />

auf dem Limeswanderweg<br />

bei Würzberg<br />

unterwegs


unterwegs<br />

8<br />

PARAPLEGIKER 3/10<br />

der Tour plötzlich 50 Meter auf einem sehr<br />

schmalen Pfad an einer zu stark befahrenen<br />

Straße überwunden werden müssen...<br />

Abenteuertouren<br />

mit Überraschungen<br />

Ihre Wanderausrüstung besteht aus einem<br />

Swiss Trac mit Traktorbereifung, einem nicht<br />

mehr neuen Competition V von Küschall<br />

(Sitzbreite 39cm) mit dem größten negativen<br />

Sturz, den die Vario-Ax zu bieten hat. Mountainbike-Hinterräder<br />

vervollständigen die<br />

Ausrüstung. Vom Gewicht her liegt sie zwischen<br />

55 und 60 kg. Diese Angaben sind wichtig:<br />

Nicht jeder leichte Rollstuhl ist dafür<br />

geeignet, an die Zugmaschine angekoppelt<br />

zu werden. Wer schwerer<br />

ist, wird früher als sie den Akku<br />

aufladen müssen und hat<br />

mit Steigungen eventuell<br />

mehr Probleme. Und mit<br />

Stollenreifen kommt<br />

man auf Waldwegen<br />

natürlich besser zurecht<br />

als mit normaler<br />

Bereifung.<br />

Trotzdem kann<br />

es unterwegs<br />

Überraschungen geben, die den Weg unpassierbar<br />

machen. Waldarbeiten hinterlassen<br />

manchmal durchwühlten Untergrund, der<br />

beim besten Willen nicht mehr befahrbar ist.<br />

Auch eine dicke Kiesschicht, die den Wegzustand<br />

verbessern soll, kann für den Rollstuhlwanderer<br />

das Ende der Tour bedeuten.<br />

Steigungen und Unebenheiten kann sie mit<br />

dem Swiss Trac gut bewältigen. Sie schätzt,<br />

dass auf festem Boden 20 Prozent Steigung<br />

gut machbar sind. An die Grenzen des Fahrzeuges<br />

gerät sie eher bei zu weichem Untergrund.<br />

Erika Lautenschläger rät deshalb<br />

dazu, immer ein einsatzbereites Handy mitzuführen,<br />

um notfalls seinen persönlichen<br />

Abschleppdienst (Freunde, ADAC oder Feuerwehr)<br />

anrufen zu können.<br />

Campingurlaub mit Swiss Trac<br />

Ihre Zugmaschine hilft ihr übrigens nicht nur<br />

auf Wanderungen weiter. Erika Lautenschlä-<br />

ger liebt es, ihre Wochenenden auf Zeltplätzen<br />

zu verbringen. Nur mit dem Rollstuhl<br />

würde es der muskelkranken Frau dort nicht<br />

gelingen, alleine zurechtzukommen. Auch<br />

andere Benutzer beschreiben, dass der Swiss<br />

Trac ihren Aktionsradius enorm vergrößert hat<br />

und es ermöglicht, mehr Unternehmungen<br />

selbstständig zu machen. Auch zum normalen<br />

Einkaufen oder zum Frischluftschnappen<br />

bei Schnee ist er gut einsetzbar. „Ich bin kein<br />

Extremsportler“, so Erika Lautenschläger, „aber<br />

ein Rollstuhlfahrer muss auch kein Couch-Potato<br />

sein“.<br />

Und die Kosten? Erika Lautenschläger hat die<br />

Kosten selbst übernommen. Sie wollte ihren<br />

Swiss Trac unbedingt haben – und zwar<br />

möglichst schnell und ohne Antragsmarathon.<br />

Die Hersteller berichten, dass manche<br />

Kassen Bewilligungen erteilen, während sich<br />

andere quer stellen. Sparsamkeit nennt man<br />

das wohl. (Eine gute Begründung vom Facharzt<br />

– hier können gute Sanitätshändler Tipps<br />

geben – kann helfen, den Trac z.B. als E-Stuhl-<br />

Alternative für draußen durchzusetzen. Ein<br />

solches Gerät taugt mit aufgesetzter Kiste<br />

übrigens auch sehr gut zum selbstständigen<br />

Einkaufen; Anm.d.Red.)<br />

Weitere Infos:<br />

• www.swisstracwandern.de – die Homepage<br />

mit den Wandertipps von Erika Lautenschlä-<br />

ger<br />

• www.swisstrac.ch – die Firmenhomepage<br />

• www.swisstractours.ch – auf der Schweizer<br />

Wanderseite gibt es bereits 340 getestete<br />

Touren in 19 Schweizer-Kantonen und im<br />

grenznahen Ausland<br />

• www.david-kraemer.net – die Homepage<br />

von David Krämer, der mit dem E-Rolli<br />

asphaltierte Wanderwege in Süddeutsch-<br />

land getestet und dokumentiert hat<br />

• www.arbeitskreis-behinderte.de – eine<br />

Münchner Seite mit Wandervorschlägen<br />

und Tipps für andere Freizeitideen<br />

• www.weisseespitze.com – im Hotel Weissee -<br />

spitze kann man Swiss-Tracs ausprobieren<br />

und das Kaunertal erobern


unterwegs<br />

Da ist Mut gefragt.<br />

In Schönberg im<br />

bayerischen Wald<br />

gibt es einen Hochseilgarten<br />

für<br />

Rollstuhlfahrer.<br />

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Bayerischer Wald:<br />

Vom<br />

Hochseil<br />

bis zum<br />

Bärwurz<br />

Ehrlich gesagt war mir etwas mulmig in<br />

Anbetracht der Höhe und der Rampen ohne<br />

Abrollschutz. Trotzdem wagte ich erstmal<br />

mit Begleitung meine ersten Runden in dem<br />

Schwindel erregenden Hochseilparcour. Von<br />

leichten bis schweren Übungen ist alles dabei.<br />

Doch selbst Väter, die an ihre rollstuhlfahrende<br />

Söhne die Erwartungen stellten, den Parcour<br />

zu bewältigen, wurden zu echten Angsthasen,<br />

als man sie kurzerhand in einen Leihrollstuhl<br />

setzte und mal selbst auf den Rundweg<br />

schickte…<br />

Eine wesentlich leichtere Tour gibt es im nahegelegenen<br />

Nationalpark Bayerischer Wald.<br />

In Neuschönau gibt es einen Baumwipfelpfad,<br />

der den behinderten Besuchern einen gemütlichen<br />

Anstieg bei 6 % auf ca. 42 m Höhe<br />

ermöglicht. Ausreichend vorhandene Ruhezonen<br />

sorgen dafür, dass diese Tour stressfrei ist.<br />

Aber auch barrierefreie WCs sind im Eingangsbereich<br />

zu finden, falls z.B. der Rundweg die<br />

Verdauung angeregt hat. Gleich gegenüber<br />

befindet sich das Freigehege, allerdings ist<br />

der Höhenunterschied ohne fremde Hilfe<br />

nicht bezwingbar, dafür wird man belohnt<br />

mit einer herrlichen Sicht auf Büffel, Bären mit<br />

Jungtieren und Luchse. Es lohnt sich wirklich.<br />

Die Begleitperson kann man ja anschließend<br />

mit einem echten bayerischen Schweinsbraten<br />

mit schmackhaften Semmelnknödeln<br />

(richtige Schreibweise laut Karl Valentin; Anm.<br />

d.Red.) belohnen.<br />

10<br />

Mutiger Autor auf dem Hochseilgarten.<br />

PARAPLEGIKER 3/10


Flüssige Grundnahrung<br />

Ganz nebenbei erwähnt, der verlorene<br />

Schweiß kann auch mit gutem süffigen bayerischen<br />

Bier ergänzt werden. Weil wir gerade<br />

dabei sind: Die Schloßkellerei Ramelsberg hat<br />

da auch das eine oder andere Heilmittel im Regal.<br />

Vom gesunden „Bärwurz“ bis hin zum frauenfreundlichen<br />

Likör. Selbstverständlich ist<br />

das Lokal barrierefrei und zur Bewältigung der<br />

etwas steilen Rampe zur Toilette gibt es immer<br />

einen freundlichen Helfer.<br />

Überhaupt ist mir aufgefallen, dass die einheimischen<br />

Bewohner einen echten liebenswerten<br />

Charme haben, den man in weiten Teilen<br />

Deutschlands nicht findet. Überall herzliche<br />

Menschen, was natürlich auch die Urlaubsstimmung<br />

gewaltig steigert. Dazu gehört selbstverständlich<br />

auch ein gutes Urlaubsquartier.<br />

Diese sind ausreichend vorhanden. Ob großzügige<br />

Ferienwohnung (Schramel/Bischofsreut)<br />

oder Hotel (VDK-Hotel Karoli/Waldkirchen).<br />

Auch der Witikohof (Bischofsreut) kann mit seinem<br />

Wellnessbereich glänzen. Da bekanntlich<br />

Essen&Trinken Leib und Seele zusammenhält,<br />

ist auch dafür gesorgt.<br />

Das galt schon in der Vergangenheit. Früher<br />

hatte der Wirt einer „Tafernwirtschaft“, einer sogenannten<br />

„vollkommenen Wirtschaft“, nicht<br />

nur das öffentliche Schank- bzw. Krugrecht,<br />

das Herbergs- und Gastrecht sowie die Fremdenstallung<br />

(die Versorgung und das Unterstellen<br />

der Zug- und Reittiere), sondern er durfte<br />

Anzeige<br />

Herrlicher Blick von Waldkirchen aus.<br />

auch Verlöbnisfeiern (Häftlwein), Hochzeiten,<br />

Stuhlfeste, Tauf- und sonstige Feste ausrichten.<br />

Der Wirt durfte Bier, Wein und Branntwein ausschenken.<br />

Natur genießen<br />

Mit Wein wurden früher Rechtsgeschäfte begossen.<br />

Daran erinnert heute noch der Weinkelch<br />

im Zunftschild. Zum Tafernrecht gehörte<br />

auch das Braurecht, das Brennrecht und die<br />

Backgerechtigkeit, also das Recht, einen Backofen<br />

anzulegen und Brot zu backen. Urige alte<br />

Gaststätten gibt es in Finsterau, im „Ehrn“, oder<br />

das Gasthaus „Mühlhiasl“ im Museumsdorf<br />

Thurmansbang. Wer es mal entspannt lieb,<br />

kann sich bequem am Kurparksee von Waldkir-<br />

<br />

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<br />

<br />

<br />

Erfolgreich Therapieren!<br />

Positive Auswirkungen durch die Anwendung des Vitaline Stehgerätes.<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Telefon 0234/4175848 • www.vitaline.de<br />

<br />

unterwegs


unterwegs<br />

Infos:<br />

Gut Riedelsbach<br />

94089 Neureichenau<br />

www.gut-riedelsbach.de<br />

Naturhochseilpark Schönberg<br />

An der Scheibe/Kadernberg<br />

94513 Schönberg<br />

www.die-erlebnis-akademie.de<br />

Schloßkellerei Ramelsberg<br />

Schloßberg 21<br />

94513 Schönberg<br />

www.schloss-ramelsberg.de<br />

Freilichtmuseum<br />

Steinbüchel 5<br />

84323 Massing<br />

www.freilichtmuseum.de<br />

Baumwipfelpfad<br />

Böhmstr. 37<br />

94556 Neuschönau<br />

www.baumwipfelpfad.by<br />

„Gläserne Scheune“<br />

Rauhbühl 3<br />

94234 Viechtach<br />

www.glaeserne-scheune.de<br />

Unterkünfte:<br />

VDK Hotel Karoli<br />

VDK Straße 26<br />

94065 Waldkirchen<br />

www.vdk-hotel-karoli.de<br />

Ferienwohnung Schraml<br />

Schwarzenthaler Str. 6<br />

94145 Bischofsreut<br />

Tel 08 55-09 11 85<br />

Witikohof<br />

Schwarzenthalerstr.64<br />

94145 Bischofsreut<br />

www.witikohof.de<br />

Wirtschaften:<br />

Gasthaus „Mühlhiasl“<br />

Museumsdorf<br />

Am Dreiburgensee<br />

94169 Thurmansbang<br />

Tafernwirtschaft „Ehrn“<br />

Museumsstr.51<br />

94151 Finsterau<br />

Musiktipp:<br />

Biermösl Blos´n<br />

www.biermoesl-blosn.de<br />

12<br />

PARAPLEGIKER 3/10<br />

Bauernhausmuseum.<br />

Das Baumwipfelhaus, berollbar bis zum Dach in 42 m Höhe.<br />

chen beim Betrachten der Flora und Fauna auf<br />

dem ebenen Weg erholen. Sehenswert auch<br />

Freilichtmuseum Finsterau, wo schöne Bauernhäuser<br />

aus ganz Bayern besichtigt werden<br />

können. Im Museumsgebäude gibt es eine umfangreiche<br />

Ausstellung über das Brauchtum.<br />

Das Brauereikulturmuseum in Riedelsbach<br />

bietet dem Kenner ein großes Angebot. Eine<br />

typische Lokalbrauerei, wie es sie früher fast<br />

überall in Bayern gegeben hat, bietet besten<br />

Gerstensaft an. Und wer dann müde ist, kann<br />

sich gleich im Haus eine Unterkunft mieten.<br />

Nicht vergessen sollte man, immer ein Auge<br />

für diese schöne Natur zu haben. In jeder Waldöffnung<br />

bietet sich ein Panorama an, das einen<br />

ins Staunen versetzt. Aber auch für gute Luft ist<br />

gesorgt. Wenn der Duft einer frisch „g´maht´n“<br />

Wies´n in die Nase kommt ist das einfach herrlich!<br />

Text & Fotos:<br />

Johann Kreiter


Lassen Sie sich nicht behindern.


medizin<br />

Wichtiger Schutzschild:<br />

Vitamin D, im Fachausdruck als Calciferol bezeichnet, stellt<br />

ein Problem dar: Laut der Nationalen Verzehrstudie des BMELV<br />

(Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz)<br />

unterschreiten 82 % der Männer und 91 % der<br />

Frauen die Empfehlung für seine Zufuhr – davon sind auch und<br />

gerade behinderte Menschen betroffen. Um diesen Mangel zu<br />

korrigieren, also die Fähigkeiten des Vitamins nutzen zu können,<br />

muss man einiges von seinen eher unbekannten<br />

Eigenschaften kennen.<br />

itamin D ist kein Vitamin im eigentlichen<br />

Sinne, denn man kann es bei ausreichender<br />

Sonneneinstrahlung selbst bilden: in der Haut<br />

aus Cholesterin. Dabei unterliegt die körpereigene<br />

Bildung starken Schwankungen. Dies<br />

betrifft die Tageszeit, den Breitengrad und die<br />

Jahreszeit, denn die entsprechenden Wellenlängen<br />

des Sonnenlichts, die eine Vitamin D-Bildung<br />

ermöglichen (UV-B-Licht der Wellenlänge<br />

von etwa 280 - 320 nm), werden jenseits des 40.<br />

Auch Menschen mit Behinderung sollten in Maßen Sonne tanken.<br />

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V<br />

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®<br />

KADOMO<br />

<br />

<br />

Breitengrades – also bei uns (Deutschland liegt<br />

zwischen dem 47. und 55. Breitengrad) – im<br />

Winter durch die schräge Sonneneinstrahlung<br />

in der Atmosphäre herausgefiltert. Das heißt: Im<br />

Winter, genauer: zumeist zwischen November<br />

und Februar – können wir selbst kein Vitamin D<br />

bilden! Dagegen entstehen bei optimaler Sonneneinstrahlung<br />

im Sommer tatsächlich bis zu<br />

250 μg davon und nur dann genügen tatsächlich<br />

10 Minuten Sonnenbad, um den Tagesbedarf<br />

zu decken. Gebräunte Haut, Sonnencremes<br />

und getönte Scheiben schränken diese Bildung<br />

jedoch ein. Dennoch werden etwa 90 % seines<br />

Bedarfs über die Sonne gedeckt. Am besten<br />

setzt man sich in den Sommermonaten täglich<br />

kurz der Sonne aus.<br />

Jetzt werden Sie fragen, wie ist es dann im Winter?<br />

Haben wir da alle einen Vitamin D-Mangel?<br />

Das kann man deutlich verneinen. Der Körper<br />

verfügt über beträchtliche Speicherkapazitäten<br />

in der Leber und vor allem im Fettgewebe. Ein<br />

kurzfristiger Vitamin D-Mangel kann ohne größere<br />

Beeinträchtigung überstanden werden.<br />

Mangelerscheinungen entstehen in erster Linie<br />

dann, wenn die Lichtzufuhr dauerhaft nicht ausreicht<br />

oder wenn bei zu geringer Lichtzufuhr mit<br />

der Nahrung zu wenig zugeführt wird. Generell<br />

reicht eine alleinige Vitamin D-Zufuhr über Lebensmittel<br />

im Normalfall nicht aus, um Mangelerscheinungen<br />

zu verhindern, insbesondere bei<br />

einer rein vegetarischen Kost. Auf ausreichende<br />

Sonnenbestrahlung muss man daher achten.<br />

Wie viel Vitamin D benötigt man?<br />

Während der Sommermonate reichen zwei- bis<br />

dreimal wöchentlich 5 bis 15 Minuten Sonne<br />

auf Gesicht, Hände und Arme (ohne Sonnen-


schutzmittel). Bei ausreichender Sonnenzufuhr<br />

benötigen Erwachsene 5 μg (0,005 mg) Vitamin<br />

D/Tag zusätzlich über die Nahrung. Ab 51 Jahren<br />

erhöht man die üblichen Empfehlungen auf<br />

10 - 15 μg/Tag.<br />

In den Wintermonaten kann man sich – abgesehen<br />

von den aufgefüllten Speichern – mit einer<br />

Vitamin D-reichen Kost behelfen. Am meisten<br />

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<br />

finden Sie im Leberfett von Meerestieren. Lebertran<br />

liegt mit 300 μg/100 g Vitamin D an der<br />

Spitze (1 μg entspricht einem Tausendstel Milligramm).<br />

Den Tagesbedarf von 5 μg würden<br />

Sie theoretisch z. B. beim alleinigen Genuss von<br />

etwa 5 g geräuchertem Aal, 17 g Bückling, 16 g<br />

Sprotten, 31 g Lachs, 45 g Sardinen, 125 g Makrele<br />

oder 263 g Champignons decken (siehe<br />

auch folgende Tabelle).<br />

100 g μg Vitamin D 100 g verzehrbares μg Vitamin D<br />

verzehrbares Lebensmittel<br />

Lebensmittel<br />

Lebertran 300 geräucherter Aal 90<br />

geräucherte Sprotte 32 Bückling 30<br />

Hering (Atlantik) 27 Aal 20<br />

Lachs 16 Schwarzer Heilbutt 15<br />

(Grönland)<br />

Lachs in Dosen 12 Austern 8<br />

Echter Kaviar 5,9 Weißer Heilbutt 5<br />

Makrele 4 Schmelzkäse 3,1<br />

(45 % Fett i. Tr.),<br />

Speisemorcheln,<br />

frische Steinpilze<br />

Frische Pfifferlinge 2,1 frische Champignons 1,9<br />

Eigelb 1,75 Goudakäse<br />

(45% Fett i. Tr.) 1,3<br />

Durchschnittlicher Vitamin D-Gehalt einiger Vitamin D-reicher Lebensmittel<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

medizin<br />

In den<br />

Wintermonaten<br />

kann<br />

man sich<br />

mit einer<br />

Vitamin Dreichen<br />

Kost<br />

behelfen.


medizin<br />

Es hat in<br />

Verbindung<br />

mit und ohne<br />

Kalzium (aus<br />

Milch und<br />

ihren Produkten)<br />

eine<br />

Schutzwirkunggegenüber<br />

Krebs.<br />

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Gut für das Abwehrsystem<br />

Die Vitamin D-Produktion in der Haut wird<br />

mit zunehmendem Alter geringer – sie beträgt<br />

dann nur noch 25 - 50 % der Vitamin<br />

D-Bildungsrate junger Erwachsener. Bei Übergewichtigen<br />

wird das fettlösliche Vitamin<br />

an den Körperfettanteil gebunden. Infolgedessen<br />

ist im Blut ebenfalls zu wenig davon<br />

vorhanden. Leider sind die Wellenlängen des<br />

Sonnenlichts, die man für die körpereigene<br />

Produktion von Vitamin D benötigt, auch die<br />

Spektren, die Sonnenbrand hervorrufen und<br />

entsprechend Hautkrebs. Jedoch reicht für<br />

eine Vitamin D-Produktion leicht eine Strahlungsdosis<br />

aus, die keine Hautrötung verursacht.<br />

Die Aufgaben des Vitamins bestehen unter<br />

anderem darin, einem Absinken der Kalziumkonzentration<br />

im Blut entgegenzuwirken und<br />

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dessen Einlagerung in die Knochen zu steuern.<br />

Auch sorgt es für eine ausreichende Aufnahme<br />

von Kalzium und Phosphat aus dem<br />

Dünndarm und steuert den Phosphathaushalt.<br />

Für die Bildung der Knochen und der<br />

Zähne ist Vitamin D unbedingt erforderlich.<br />

Auch auf das körpereigene Abwehrsystem<br />

wirkt Vitamin D regulierend und es beeinflusst<br />

die Bildung der Haare und Haut. Es hat<br />

in Verbindung mit und ohne Kalzium (aus<br />

Milch und ihren Produkten) eine Schutzwirkung<br />

gegenüber Krebs. So leiden Menschen<br />

mit einem hohen Vitamin D-Spiegel seltener<br />

unter dieser Erkrankung. Wissenschaftler der<br />

Uni Oslo in Norwegen sind aufgrund einer<br />

Studie der Meinung, dass bei bestimmten<br />

Krebsformen (z. B. Darm, Brust und Lunge) ein<br />

höherer Vitamin D-Spiegel im Blut bessere<br />

Überlebenschancen bietet.<br />

Die natürliche Vitaminproduktion mit Hilfe<br />

von Sonnenstrahlen ist gemäß Prof. Jörg<br />

Reichrath, Hautarzt und Vitamin D-Forscher an<br />

der Universität Homburg, günstiger, da dabei<br />

eventuell wichtige Stoffwechselprodukte in<br />

der Haut gebildet werden, die bei Tabletteneinnahme<br />

nicht anfallen. Ein weiterer Vorteil:<br />

bei der natürlichen Vitaminproduktion in der<br />

Haut kommt es nie zu einer Überdosierung.<br />

Seit einiger Zeit bereits weiß man, dass ein<br />

Vitamin D-Mangel das Risiko erhöht, dass Typ-<br />

1- und Typ-2-Diabetes entsteht, insbesondere<br />

bei Übergewicht. Das wertvolle Vitamin soll<br />

auch noch vor Bluthochdruck schützen und<br />

sich positiv auf das Herz-Kreislauf-System<br />

auswirken. Auch Ohrensausen und ein Verlust<br />

des Gehörs wird mit einem Vitamin D-Mangel<br />

in Verbindung gebracht.<br />

Aber damit nicht genug: Britische Wissenschaftler<br />

fanden einen Zusammenhang zwischen<br />

Vitamin D-Mangel und dem Rückgang<br />

der Hirnleistung. Je niedriger der Vitamin D-<br />

Spiegel im Blut der knapp 2 000 Studienteilnehmer<br />

über 65 Jahren war, desto schlechter<br />

waren die Denkleistungen in entsprechenden<br />

Tests!<br />

Text: Dr. Andrea Flemmer<br />

Foto: www.emanuelbloedt.de


medizin<br />

Es hat in<br />

Verbindung<br />

mit und ohne<br />

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eine<br />

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mit zunehmendem Alter geringer – sie beträgt<br />

dann nur noch 25 - 50 % der Vitamin<br />

D-Bildungsrate junger Erwachsener. Bei Übergewichtigen<br />

wird das fettlösliche Vitamin<br />

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ist im Blut ebenfalls zu wenig davon<br />

vorhanden. Leider sind die Wellenlängen des<br />

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Produktion von Vitamin D benötigt, auch die<br />

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eine Vitamin D-Produktion leicht eine Strahlungsdosis<br />

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Auch sorgt es für eine ausreichende Aufnahme<br />

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Dünndarm und steuert den Phosphathaushalt.<br />

Für die Bildung der Knochen und der<br />

Zähne ist Vitamin D unbedingt erforderlich.<br />

Auch auf das körpereigene Abwehrsystem<br />

wirkt Vitamin D regulierend und es beeinflusst<br />

die Bildung der Haare und Haut. Es hat<br />

in Verbindung mit und ohne Kalzium (aus<br />

Milch und ihren Produkten) eine Schutzwirkung<br />

gegenüber Krebs. So leiden Menschen<br />

mit einem hohen Vitamin D-Spiegel seltener<br />

unter dieser Erkrankung. Wissenschaftler der<br />

Uni Oslo in Norwegen sind aufgrund einer<br />

Studie der Meinung, dass bei bestimmten<br />

Krebsformen (z. B. Darm, Brust und Lunge) ein<br />

höherer Vitamin D-Spiegel im Blut bessere<br />

Überlebenschancen bietet.<br />

Die natürliche Vitaminproduktion mit Hilfe<br />

von Sonnenstrahlen ist gemäß Prof. Jörg<br />

Reichrath, Hautarzt und Vitamin D-Forscher an<br />

der Universität Homburg, günstiger, da dabei<br />

eventuell wichtige Stoffwechselprodukte in<br />

der Haut gebildet werden, die bei Tabletteneinnahme<br />

nicht anfallen. Ein weiterer Vorteil:<br />

bei der natürlichen Vitaminproduktion in der<br />

Haut kommt es nie zu einer Überdosierung.<br />

Seit einiger Zeit bereits weiß man, dass ein<br />

Vitamin D-Mangel das Risiko erhöht, dass Typ-<br />

1- und Typ-2-Diabetes entsteht, insbesondere<br />

bei Übergewicht. Das wertvolle Vitamin soll<br />

auch noch vor Bluthochdruck schützen und<br />

sich positiv auf das Herz-Kreislauf-System<br />

auswirken. Auch Ohrensausen und ein Verlust<br />

des Gehörs wird mit einem Vitamin D-Mangel<br />

in Verbindung gebracht.<br />

Aber damit nicht genug: Britische Wissenschaftler<br />

fanden einen Zusammenhang zwischen<br />

Vitamin D-Mangel und dem Rückgang<br />

der Hirnleistung. Je niedriger der Vitamin D-<br />

Spiegel im Blut der knapp 2 000 Studienteilnehmer<br />

über 65 Jahren war, desto schlechter<br />

waren die Denkleistungen in entsprechenden<br />

Tests!<br />

Text: Dr. Andrea Flemmer<br />

Foto: www.emanuelbloedt.de


ericht<br />

Nach einigen Jahren sinnvoll:<br />

Gehören Sie auch zu den Menschen, die es irgendwie<br />

peinlich finden, eine medizinische Rehabilitationsmaßnahme<br />

zu beantragen? Das ist kein Wunder. Leicht wird<br />

einem dieser Weg nicht gemacht. Dabei sollten Sie<br />

nicht vergessen, dass es Ihr gutes Recht ist, per Reha<br />

etwas für sich und Ihre Gesundheit zu tun!<br />

Ingo Dörr, der<br />

Geschäftsführer<br />

des Arbeitskreises<br />

Gesundheit e.V.,<br />

spricht von einer<br />

rigiden Praxis der<br />

Kostenträger.<br />

18<br />

PARAPLEGIKER 3/10<br />

Vom Recht auf Reha<br />

S<br />

chon mit dem Ausdruck „Kur“ zeigen manche<br />

Menschen, dass sie Rehabilitationsmaßnahmen<br />

missbilligen. Da wird über Kurkonzerte<br />

und Kurschatten gewitzelt oder einfach mit dem<br />

Spruch „Morgens Fango, abends Tango“ klargestellt:<br />

Kuren sind unnützer Luxus! In Wirklichkeit<br />

hat jeder Sozialversicherte ein Recht auf die notwendigen<br />

Maßnahmen zum Schutz, zur Erhaltung,<br />

zur Besserung und zur Wiederherstellung<br />

der Gesundheit und Leistungsfähigkeit sowie<br />

zur wirtschaftlichen Sicherung bei Krankheit und<br />

Minderung der Erwerbsfähigkeit (§ 4 SGB I). Sie<br />

haben also ein Recht darauf, den Antrag bei Ihrem<br />

Hausarzt zu stellen. Nicht erst, wenn Sie völlig<br />

fertig sind, sondern auch schon vorher, zum<br />

Schutz der Gesundheit kann ein Aufenthalt in<br />

einer Reha-Klinik sinnvoll sein.<br />

Rollstuhlfahrer und Prothesenträger beispielsweise<br />

haben gute Gründe, sich vor Druckstellen,<br />

Rücken- oder Schulterproblemen zu fürchten.<br />

Auch wenn bereits im Rahmen der Anschlussheilbehandlung<br />

(AHB) nach dem Unfall ein Geh-<br />

oder Rollstuhltraining absolviert wurde: Nach<br />

einigen Jahren ist es erfahrungsgemäß sinnvoll,<br />

die erlernten Techniken wieder aufzufrischen.<br />

Der Weg zur Kur<br />

Was früher als Kur bekannt war, nennt sich heute<br />

„Maßnahme der medizinischen Vorsorge und<br />

Rehabilitation“. Ein stationärer Aufenthalt entspricht<br />

am ehesten dem traditionellen Bild der<br />

Kur. Normalerweise kann man – Bedarf vorausgesetzt<br />

– alle vier Jahre eine Reha-Maßnahme<br />

bekommen. Träger sind die Rentenversicherung,<br />

die Krankenversicherung oder die Berufsgenossenschaft.<br />

Den Antrag für die AHB stellt man<br />

beim Sozialdienst der Akutklinik, den zur stationären<br />

Reha beim Hausarzt.<br />

Es ist allerdings ziemlich selten, dass dieser Antrag<br />

dann auch tatsächlich bewilligt wird. Ingo<br />

Dörr, der Geschäftsführer des Arbeitskreises<br />

Gesundheit e.V., spricht von einer rigiden Praxis<br />

der Kostenträger. In seinem Zusammenschluss<br />

von Kliniken unterschiedlicher Fachrichtungen<br />

laufen viele Informationen über soziale und medizinische<br />

Fragen zur Rehabilitation zusammen.<br />

Aus den alltäglichen Erfahrungen heraus findet<br />

Dörr klare Worte: „Wer sich nicht wehrt, der lebt<br />

verkehrt“, sagt er ganz unaufgeregt und rät allen<br />

Patienten, bei abgelehnten Anträgen in den Widerspruch<br />

zu gehen. Auch wenn das ungewohnt<br />

ist und vielleicht peinlich: „Einen Boxkampf gewinnt<br />

derjenige, der einmal häufiger aufsteht“,<br />

so Dörr. Er weiß, dass viele Menschen nicht daran<br />

gewöhnt sind zu kämpfen. Wer hat schon Lust auf<br />

Gerichtsverfahren? „Das gilt besonders für viele<br />

der älteren Menschen, die eine Reha beantragen“,<br />

erklärt er und rät dazu, sich kritisch mit dem Antrag<br />

und dem Widerspruchsbescheid auseinanderzusetzen.<br />

Dass es viel Beratungsbedarf gibt, zeigt sich beispielsweise<br />

an der telefonischen Hotline, die beim<br />

Arbeitskreis Gesundheit für Fragen rund um die<br />

Antragstellung eingerichtet wurde. Neben Fragen<br />

zum Vorgehen bei abgelehnten Anträgen<br />

wird hier vor allem danach gefragt, ob man sich<br />

eine Klinik aussuchen kann. „Es ist gesetzlich festgelegt,<br />

dass das Wunsch- und Wahlrecht der Patienten<br />

zu berücksichtigen ist“, sagt der Jurist. Man<br />

darf also bei der Auswahl einer passenden Reha-<br />

Klinik mitwirken, Vorschläge machen und diesen<br />

Wunsch auch sehr nachdrücklich einbringen. Das<br />

gilt für eine AHB ebenso wie Jahre später, wenn<br />

eine stationäre Reha-Maßnahme nötig ist.<br />

Kliniken mit Gehschule<br />

Treppensteigen, Gehen bei unterschiedlichen<br />

Bodenverhältnissen, Eis und Schnee – für Prothesenträger<br />

eine echte Herausforderung, um es ein-


mal positiv auszudrücken. In Reha-Kliniken, die<br />

sich auf diese Zielgruppe spezialisiert haben, gibt<br />

es eine Prothesensprechstunde und eine Gehschule<br />

mit einem Parcours zum Treppensteigen<br />

und Laufen auf unterschiedlichen Untergründen.<br />

In der Enzensberger Gehschule (www.enzensberg.de)<br />

werden beispielsweise jedes Jahr beinamputierte<br />

Patienten im unteren dreistelligen<br />

Bereich rehabilitiert. Etwa 40 Prozent sind meist<br />

ältere Patienten, die direkt nach der Amputation<br />

kommen, um das erste Gehen mit Prothese zu<br />

erlernen. Etwa 60 Prozent sind jüngere Patienten,<br />

die schon länger amputiert sind und nun nach<br />

einer Systemumstellung (andere Passteile in der<br />

Prothese, zum Beispiel C-leg) zum so genannten<br />

Feinschliff ihres Gangbildes kommen.<br />

Ähnliches gilt beispielsweise für die Mühlenbergklinik<br />

Holsteinische Schweiz (www.muehlenberg-klinik.de)<br />

oder die Baumrainklinik in Bad<br />

Berleburg (www.helios-kliniken.de/gesundheitsstadt-bad-berleburg)<br />

– um nur einige Beispiele<br />

zu nennen.<br />

Eine Alternative zur Reha können geriatrische Kliniken<br />

wie das Berliner Zentrum für Altersmedizin<br />

(www.vivantes.de/web/altersmedizin.htm) sein.<br />

Solche Kliniken haben sich häufig auch auf die<br />

Bedürfnisse amputierter Patienten spezialisiert.<br />

Der übliche geriatrische Patient ist zwar über 65<br />

Jahre alt, aber auch jüngere Menschen können<br />

aufgenommen werden, wenn sie beispielsweise<br />

unter chronischen Krankheiten leiden.<br />

Text: Ruth Auschra<br />

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Kostenfreie Infoline:<br />

0800 5734724<br />

bericht<br />

Weitere Infos:<br />

Reha-Kliniken findet man beispielsweise hier:<br />

www.arbeitskreis-gesundheit.de<br />

(Beratung rund um die Reha: tel 03 41-870 59 59 0, eMail: info@arbeitskreis-gesundheit.de)<br />

www.klinikverzeichnis-online.de<br />

www.rehaklinik.com<br />

Kompetenz in Sachen Rehabilitation<br />

Die KLINIK BAVARIA Kreischa hat sich im<br />

vergangenen Jahrzehnt zu einem in Sachsen<br />

führenden Kompetenzzentrum der<br />

medizinischen Rehabilitation entwickelt.<br />

Unser »Zentrum für Querschnittgelähmte«<br />

verfügt über langjährige Erfahrungen im<br />

Bereich der neurologischen Rehabilitation<br />

der Phasen B, C und D, der effektiven<br />

Weiterbehandlung und lebenslangen Nachsorge.<br />

KLINIK BAVARIA Kreischa<br />

An der Wolfsschlucht 1 – 2<br />

01731 Kreischa<br />

Telefon: 035206 6-3302<br />

Fax: 035206 6-3333<br />

In diesem Zentrum können Patienten mit erworbenen<br />

und angeborenen Schädigungen<br />

des Rückenmarks behandelt werden. Neben<br />

dem Neuerlernen von Verrichtungen des<br />

täglichen Lebens über die Integration der<br />

Angehörigen und dem Versuch der sozialen<br />

und berufl ichen Wiedereingliederung sowie<br />

dem Angebot der lebenslangen Nachsorge<br />

kann dem Patienten eine vielfältige Unterstützung<br />

gewährt werden.<br />

E-Mail: info@klinik-bavaria.de<br />

Internet: www.klinik-bavaria.de


glosse<br />

20<br />

Vertrauliche Gespräche mit<br />

Unbekannten<br />

PARAPLEGIKER 3/10<br />

Rollstuhlfahrer haben diverse Begleiterkrankungen.<br />

Schwierigkeiten mit der<br />

Haut oder mit den Nieren, oder aber<br />

Erinnerungslücken. Die sind aber nicht unbedingt medizinischer Natur. Die Art Erinnerungslücken,<br />

die ich meine, sind sozialer Natur. Sozusagen sozialer Alzheimer. Kein<br />

Mensch kann sich an alle Menschen erinnern, die er in seinem Leben zwei oder drei mal<br />

getroffen hat. Das ist auch in der Regel überhaupt nicht schlimm und fällt nicht weiter auf.<br />

Bei Rollstuhlfahrern aber schon.<br />

Neulich in meinem Lieblingssupermarkt spricht mich<br />

eine ältere Frau von der Seite an: „Ach hallo, wie geht es<br />

Ihnen?“ Und schon steh ich mal wieder auf dem Schlauch.<br />

Gut, das Gesicht kommt mir noch irgendwie bekannt vor,<br />

aber meine Schnellabfrage im Kurzzeitgedächtnis mel-<br />

det: Kein Datensatz gefunden! Das passiert mir nicht zum<br />

ersten Mal, ja ich bin schon geradezu routiniert in dieser<br />

Situation. Gibt es doch unglaublich viele Menschen, die<br />

in ihrem Leben nur zwei oder drei Rollstuhlfahrer gesehen<br />

haben. Wenn die mich sehen, wissen sie sofort wo sie<br />

mich hinstecken müssen. Zuweilen sind sie erfreut mich<br />

wieder zu sehen, genau wie diese Frau hier in der Gemüseabteilung<br />

– und ich habe keinen blassen Schimmer.<br />

Einige Sätze später fragt sie mich nach dem Befinden<br />

meiner Kinder. Bingo! Sofort fange ich an die kinderrelevanten<br />

Ordner zu scannen. Hebamme, Kindergarten,<br />

Grundschule, Gymnasium – in Windeseile gehe ich die<br />

Bilderdatenbank durch – kein Datensatz gefunden! Ich<br />

vertiefe das Thema Schule, um den Personenkreis einzukreisen.<br />

Kein Erfolg, sie vertieft nicht mit, Schule kann es<br />

nicht gewesen sein.<br />

Nächste Strategie, Klappe halten: Gesprächspausen sind<br />

zwar bisweilen peinlich, aber meist kommt der gegenüber<br />

mit einem neuen Hinweis, wenn er das Gespräch<br />

machen muss. Und dann werde ich endgültig zuschlagen.<br />

Ob ich denn noch Kontakt zum Krankenhaus habe?<br />

Wenn das kein Elfmeter ist. Neue Suche: Krankenschwestern,<br />

Ärzte, Ergotherapeuten, Krankengymnasten – wieder<br />

kein Datensatz gefunden! Das hier entwickelt sich zu<br />

einer echten Herausforderung. Gekonnt spreche ich weiter,<br />

erzähle vom letzten Patientenfest und erwähne, dass<br />

ich sie dort gar nicht gesehen habe. Das ist schon etwas<br />

dreist, habe ich doch noch immer keine Ahnung, woher<br />

ich sie kennen sollte, und stochere weiter im Dunkeln.<br />

Nebenbei entwickelt sich ein beinahe vertrauliches Gespräch,<br />

ich zeige mich interessiert, frage nach, halte die<br />

Unterhaltung am köcheln.<br />

Abgesonderte Monologe<br />

Intime Gespräche mit Menschen, die man gar nicht kennt,<br />

das ist eine Spezialität von Rollstuhlfahrern. Auf jeder Party<br />

wird man angequatscht von mindestens einem völlig<br />

fremden, aber dafür immens redseligen Besoffenen. „Du,<br />

ich hab auch mal in so einer Scheißkarre gesessen!“ Betrunkene<br />

verstehen es grandios eine Vertraulichkeit aus<br />

der Hüfte zu schießen, bei der es schwerfällt abweisend<br />

und schroff zu reagieren. Statt „Hau ab du W...“ entgegne<br />

ich also gebremst provokant: „Ich finde so einen Rollstuhl<br />

eigentlich ganz praktisch, die Behinderten in Indien wickeln<br />

sich Stofffetzen um die Hände und robben über die<br />

staubigen Straßen.“<br />

Aber eigentlich ist es bei Alkoholisierten egal was man<br />

sagt. Sie wollen eh nur ihren Monolog absondern. Sie erzählen<br />

dann von der schweren Zeit, als sie mal völlig hilflos<br />

mit einem Bänderriss in einem Rollstuhl gesessen haben.<br />

Wie wichtig diese Erfahrung für ihr Leben gewesen<br />

sei und wie genau sie wüssten, was in mir vorgeht. All das<br />

Leid, all diese Entbehrungen... Diese Gespräche sind so<br />

eintönig und stereotyp wie drei Monate auf dem Bauch


liegen wegen Deku. Aber einen Betrunkenen beleidigen,<br />

der gerade meint fürsorglich zu sein, das ist etwa so verwerflich<br />

wie im Bus sitzen zu bleiben, wenn eine Schwangere<br />

rein kommt.<br />

Gruß an Sabine<br />

Da ist das Gespräch mit der alten Dame hier schon<br />

wesentlich interessanter. Als sie den Namen „Sabine“<br />

erwähnt, sehe ich mich kurz vor der Lösung des spannenden<br />

Menschenmemory. Ich muss nur die richtige<br />

zweite Karte aufdecken, aber wo könnte sie sein. Sabine<br />

hat Kinder – oder keine Kinder? Diese Frage ist zu riskant.<br />

Ich würde meine perfekte Deckung aufgeben. Am Ende<br />

kenne ich Sabine vielleicht seit 30 Jahren und unsere Kinder<br />

sind zusammen in den Kindergarten gegangen – die<br />

Blamage würde keine Grenzen kennen. Also bleibe ich<br />

lieber unverbindlich. Etliche Sätze Smalltalk später muss<br />

die nette Dame dann mal weiter. Wie selbstverständlich<br />

lasse ich Sabine schön grüßen und rolle entspannt weiter<br />

zu den Zwiebeln. Habe mich nett unterhalten und noch<br />

immer keine Ahnung mit wem. Und sie hat es nicht mal<br />

gemerkt.<br />

Stunden später, ich bin längst zu Hause und räume die<br />

Zwiebeln in den Schrank, fällt endlich der Groschen.<br />

Datensatz: Angehörige – Status: Mutter von Sabine. Ort:<br />

Krankenhaus, Querschnittstation. Zeitpunkt: ca. 26 Jahre<br />

her. Letzter Eintrag: bestimmt 10 Jahre alt. Die zweite Memorykarte,<br />

wusste ich’s doch!<br />

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Ich bin unglaublich erleichtert. Doch noch kein Alzheimer.<br />

Als Rollstuhlfahrer kennt man vielleicht nicht mehr<br />

Menschen als andere – aber alle wissen genau, wo sie<br />

uns schon mal gesehen haben. Auch wenn sie uns nur<br />

bei Aldi mal die Tür aufgehalten haben. Auf diesem Wege<br />

einen schönen Gruß an Sabine, sie hat auch den PARA<br />

abonniert. Aber ich habe den Namen geändert, damit sie<br />

es nicht so leicht hat.<br />

Text: Ralf Kirchhoff<br />

Illustraion: Kasia


ericht<br />

„Keine Schranken!“<br />

Eine musikalische Botschaft,<br />

mit der die „Singing<br />

Rollis“ spontan die<br />

Herzen des Publikums<br />

eroberten. Helmar Leipold,<br />

Sonder- und Musikpädagoge<br />

in der„Diakonische<br />

Leiziger GmbH<br />

Diakonie am Thonberg“,<br />

hatte den Text von einer<br />

barrierefreien Welt<br />

geschrieben und vertont.<br />

Die<br />

„Singing Rollis“<br />

Seit der Uraufführung<br />

vor gut zwei Jahren ist<br />

das Stück für über hundert<br />

Mitarbeiter der<br />

Diakonie am Thonberg<br />

„unser Lied“.<br />

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Weitere Servicepartner auf Anfrage<br />

egonnen hatte es vor acht Jahren mit 15 Mitarbeitern,<br />

die aus Spaß an der Freud‘ sangen.<br />

Seitdem haben sich die „Singing Rollis“ zu einem<br />

integrativen Chor gemausert, der mehr und<br />

mehr anspruchsvolle Stücke in sein Repertoire<br />

aufnimmt. Heute gehören auch Fußgänger dazu.<br />

Überzeugen Sie sich von unseren<br />

Handgeräten, Brems- und Lenksystemen<br />

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Musikalische Begleitung<br />

zu einer Feier der Diakonie<br />

am Thonberg.<br />

„Als der Chor gegründet wurde, war noch die<br />

Mehrheit unserer Werkstattmitarbeiter auf den<br />

Rolli angewiesen“, erinnert sich Diplompädagogin<br />

Jana Hellem. Waren in der Diakonie am Thonberg<br />

im Bereich für Menschen mit Körperbehinderung<br />

damals nur etwa 30 Menschen beschäftigt, so gibt<br />

es dort heute über hundert Arbeitsplätze.<br />

Mit dem Wunsch, in der Freizeit gemeinsam zu<br />

musizieren, wandten sich die Mitarbeiter gleich<br />

an die richtigen: Helmar Leipold ist Sonder- und<br />

Musikpädagoge, Jana Hellem singt seit ihrer Kindheit<br />

in einem Chor und spielt Flöte und Gitarre.<br />

„Wir begannen, ohne künstlerischen Anspruch<br />

Lieblingslieder der Gruppe mit Klavier- oder Gitarrenbegleitung<br />

einzuüben“, so die Chorleiterin.<br />

Später kam das Musizieren mit Orffschen Instrumenten<br />

dazu.<br />

Bald gestalteten die „Singing Rollis“ Feste und<br />

gesellige Veranstaltungen der Diakonie am Thonberg<br />

mit. „Das Programm reichte von ‚Wann wird`s<br />

mal wieder richtig Sommer?‘ über ‚Mein kleiner<br />

grüner Kaktus‘ bis zu vielen anderen populären<br />

Schlagern“, erinnert sich die Diplompädagogin.<br />

Später wurden sogar Kanons wie „I like the flowers“<br />

in das Repertoire aufgenommen. Schließlich<br />

bekamen die „Singing Rollis“ für einen Beitrag<br />

mit jiddischen Liedern auf dem bereichseigenen<br />

Sommerfest viel Beifall. Es folgten Auftritte zum<br />

Leipziger „Tag der Begegnung“, auf der Reha-Messe,<br />

auf dem Leipziger Weihnachtsmarkt oder anlässlich<br />

der Leipziger Buchmesse.<br />

22<br />

PARAPLEGIKER 3/10


Viel Beifall für „Fehlbesetzt“<br />

Seit Anfang 2008 gehören den „Singing Rollis“<br />

nur noch sechs Mitarbeiter mit Behinderung an.<br />

Helmar Leipold singt im Chor die Tenorpartien,<br />

begleitet gelegentlich auf dem Klavier und ist<br />

darüber hinaus auch für die Organisation verantwortlich.<br />

Sopranistin Jana Hellem leitet die<br />

Probearbeit. Mit dem Ergotherapeuten Sebastian<br />

Korth, der seit 2006 in der Diakonie am Thonberg<br />

als Gruppenleiter arbeitet, gewann das Ensemble<br />

einen engagierten Bass-Sänger und Violinisten<br />

hinzu. Zusätzlich verstärkt Beatrix Büchner aus<br />

dem Sozialen Dienst seit letztem Jahr den Alt.<br />

Ideale Voraussetzungen, um sich nach und nach<br />

auch an mehrstimmige Stücke heranzutasten.<br />

2008 wurden die „Singing Rollis“ zusammen mit<br />

den „Holpersteinen“, einer Theatergruppe in der<br />

Diakonie am Thonberg (siehe Para 2/10, S. 48),<br />

engagiert, um in Sondershausen auf einem Musik-<br />

und Kunstfestival das Rahmenprogramm mit<br />

zu gestalten. Mit einer gemeinsamen Inszenierung<br />

des Stücks „Fehlbesetzt“ gewannen sie die<br />

Sympathie aller Teilnehmer. Die Handlung ist mit<br />

wenigen Worten erzählt: Ein allürenhafter, sich<br />

hoffnungslos selbst überschätzender Regisseur<br />

schikaniert den Chor und lässt seinen Frust an<br />

der begabten Assistentin aus. Das Blatt wendet<br />

sich, als ein Starregisseur zufällig hinzukommt.<br />

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ger richtig einzuschätzen. Unter der Leitung des<br />

Profis gibt der Chor nun mit der mehrstimmigen<br />

Interpretation von „Keine Schranken“ sein Bestes.<br />

„Ohne Musik wäre das Leben<br />

nur halb so schön!“<br />

Noch im gleichen Jahr führten die „Singing Rollis“<br />

das Stück auf dem „Tag der Sachsen“ in Grimma<br />

auf. Zur Weihnachtsfeier in der Diakonie am<br />

Thonberg gab der Chor unter instrumentaler Begleitung<br />

ein Konzert mit mehrstimmigen Weihnachtsliedern.<br />

Jana Hellem: „Wir steckten unsere<br />

Ansprüche immer höher. Zur Vorosterzeit 2009<br />

übten wir ‚Befiehl du deine Wege‘ aus der Matthäuspassion<br />

von Johann Sebastian Bach als vierstimmige<br />

A-cappella-Interpretation ein.“<br />

Um die Kunst des mehrstimmigen Chorgesangs<br />

zu beherrschen, müssen die Sänger immer wieder<br />

intensiv an sich selbst arbeiten. „Sie müssen lernen,<br />

den Ton zu halten, und dürfen sich durch die<br />

anderen Stimmen nicht irritieren lassen“, erklärt<br />

Sebastian Korth. Seit diesem Jahr wird zweimal in<br />

der Woche geprobt. Zu Beginn jeder Probe stehen<br />

Lockerungs- und Atemübungen, das Einsingen,<br />

etwas Musiktheorie und Notenkunde. Danach<br />

wiederholen die „Singing Rollis“ ein Stück, an dem<br />

sie schon seit längerer Zeit arbeiten. Immer wieder<br />

wird korrigiert, bis Takt und Rhythmus stimmen<br />

und alle Stimmen miteinander harmonieren.<br />

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treten die<br />

„Singing Rollis“<br />

auch in der<br />

Öffentlichkeit auf.<br />

In der letzten Phase der heutigen Probe üben die<br />

„Singing Rollis“ noch einen schwierigen Text. Sie<br />

sprechen ‚And So it Goes‘, ein mehrstimmiges Arrangement<br />

des Songs von Billy Joel, gemeinsam<br />

im Rhythmus. Wenn in der nächsten Probe die<br />

Melodie gesungen wird, soll die taktgerechte Silbenverteilung<br />

perfekt sein. Noch schwieriger ist<br />

der Text eines mittelalterlichen Liedes von John<br />

Dowland, welches die „Singing Rollis“ erst seit<br />

kurzem im Programm haben.<br />

Das bedeutet, dass es ohne Hausarbeit nicht geht:<br />

„Ich muss lernen, den altenglischen Text zu verstehen,<br />

und die Aussprache üben“, gibt Maria Koschewski<br />

zu. Die junge Frau, die auch gern Songs<br />

von „Rosenstolz“ hört, ist seit Anfang an dabei. „Ich<br />

singe, um Selbstbewusstsein und meine Stimme<br />

zu entwickeln“, berichtet sie. Oft<br />

probt sie zusammen mit Partner<br />

Gregor Kommenda, der seit vier<br />

Jahren ein „Singing Rolli“ ist. Der Tenor<br />

hatte als Schüler stets ein „Sehr<br />

gut“ im Singen. Zu Hause lernt Gregor<br />

Texte und büffelt neuerdings<br />

auch Notenkunde. Als „Kind der achtziger Jahre“<br />

kennt er die „neue deutsche Welle“, „Genesis“ und<br />

andere Musiker von damals aus dem Effeff.<br />

Sebastian Fischer arbeitet seit Herbst 2007 in der<br />

Diakonie am Thonberg und gehört fast ebenso<br />

lange den „Singing Rollis“ an. In seiner Freizeit<br />

nimmt der zwanzigjährige Tenor Gesangsunterricht<br />

und singt zudem im Gospelchor der St.-<br />

Andreas-Gemeinde mit. In Sachen Musik mag<br />

Sebastian viele Stilrichtungen. Sofern es nicht<br />

gerade Hiphop oder andere „abgefahrene“ Stücke<br />

sind, heißt sein Motto „Ohne Musik wäre das<br />

Leben nur halb so schön!“<br />

Text: Reinhard Wylegalla<br />

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26<br />

as tun, wenn man im Internat lebt und<br />

im Bauch die Schmetterlinge verrückt<br />

spielen? „Wir sind am Nachtdienst vorbei<br />

in die Mädchenzimmer geschlichen“,<br />

erinnert sich Sören Haak mit verschmitztem Lächeln.<br />

Im Biologieunterricht der Dresdner Schule<br />

für Körperbehinderte wurde über Sexualität gesprochen,<br />

in der Freizeit geflirtet. Aber: „Wir waren<br />

stets unter unseresgleichen. Fahrten in die<br />

Innenstadt und Begegnungen mit nichtbehinderten<br />

Gleichaltrigen waren die Ausnahme und<br />

immer ein Highlight.“<br />

Sören ist von Kindheit an gehbehindert. Er läuft<br />

mit zwei Gehhilfen, sitzt zuweilen auch im Rolli.<br />

Deshalb schulten ihn seine Eltern 1980 in der<br />

Polytechnischen Oberschule für Körperbehinderte<br />

ein. „Es gab Vor- und Nachteile. Ich war mit<br />

Gleichaltrigen zusammen und somit kein ‚Sonderling‘,<br />

sondern einer von vielen Schülern mit<br />

Handikap. Andererseits war ich die Woche über<br />

nicht nur vom Elternhaus getrennt, sondern<br />

auch abseits vom ‚normalen‘ Leben.“<br />

September 1990: Sören hatte die Mittlere Reife<br />

Sören Haak:<br />

Die schönste<br />

Nebensache<br />

der Welt…<br />

Sexualität mit Behinderung war lange<br />

ein Tabu. Sören Haak, von Kindheit<br />

an gehbehindert, gelang es aus<br />

eigener Kraft, Kontakte zu knüpfen<br />

und schließlich eine Partnerin<br />

kennenzulernen. Der Diplom-Sozialpädagoge<br />

aus Dresden meint, in<br />

einer inklusiven, „bunten“ Gesellschaft<br />

hätten auch Menschen<br />

mit Handikap bessere Chancen,<br />

die „schönste Nebensache der<br />

Welt“ erleben zu können.<br />

PARAPLEGIKER 3/10<br />

und ging nun nach Berlin, um im Berufsbildungswerk<br />

eine Ausbildung zum Bürokaufmann zu<br />

absolvieren. „Im Lehrlingswohnheim teilte ich ein<br />

Zimmer mit fünf Gleichaltrigen“, erzählt er. Nach<br />

dem Umzug in eine Wohngemeinschaft hatte er<br />

zumindest etwas mehr Freiraum, aber auch das<br />

war nicht gerade das Ideal. „Ich beendete brav die<br />

Ausbildung, hatte aber längst erkannt, dass dieser<br />

Beruf für mich nicht die Erfüllung ist“, erinnert<br />

sich Sören.<br />

Doch die Hauptstadt gefiel ihm. Deshalb beschloss<br />

er - inzwischen 20 Jahre alt -, dort noch<br />

einmal die Schulbank zu drücken und sich auf<br />

das Wirtschaftsabitur vorzubereiten. „Über die<br />

Mitwohnzentrale habe ich schnell ein neues<br />

Zimmer gefunden“, berichtet Sören. Insgesamt<br />

ist er dreimal umgezogen, jedes Mal in einen<br />

anderen Stadtbezirk. „Das waren meine ‚wilden<br />

Jahre‘“, erinnert er sich. Was durchaus wörtlich<br />

verstanden werden darf: „Ich bin nicht nur aus<br />

der geschützten Welt des Lehrlingswohnheims<br />

Sören Haak<br />

setzt auf eine<br />

bunte Gesellschaft<br />

ohne Vorurteile<br />

und Hackordnungen.


ausgebrochen, sondern habe auch sehr vielfältige<br />

sexuelle Erfahrungen machen können.“<br />

Recht auf sexuelle Selbstbestimmung<br />

Dann erkrankte Sören. Während eines mehrwöchigen<br />

stationären Aufenthalts in der Charité<br />

wurde ihm bewusst, dass in puncto Sex Quantität<br />

nicht alles, Qualität in der Szene aber kaum<br />

zu finden ist: „Dort ging es ziemlich oberflächlich<br />

zu. Bekanntschaften beschränkten sich meistens<br />

auf einen One-Night-Stand. Deshalb sagte ich mir<br />

nun, dass fünf Jahre Berlin genug sind.“ Zurück in<br />

seiner Heimatstadt, suchte er eine eigene Wohnung<br />

und arbeitete ehrenamtlich in der Dresdner<br />

AIDS-Hilfe. „In diesem Umfeld habe ich wichtige<br />

Erfahrungen gemacht und gemerkt, was mir<br />

wirklich liegt“, so Sören.<br />

Er beschloss, noch einmal eine Berufsausbildung<br />

zu „riskieren“, und zwar im sozialen Bereich. 1998<br />

legte Sören im Beruflichen Schulzentrum für Sozialwesen<br />

das Fachabitur ab und immatrikulierte<br />

sich danach an der Evangelischen Fachhochschule<br />

für Sozialwesen in Dresden. Mit einer Arbeit<br />

über „Identität und Sexualität - eine Untersuchung<br />

zur Bedeutung der Sexualität für die Identitätsbildung<br />

körperlich Behinderter“ erwarb er 2002 das<br />

Diplom. Seitdem arbeitet Sören als Diplom-Sozialpädagoge<br />

im Ambulanten Behindertenzentrum<br />

der Stadtmission der Diakonie Dresden. „Ich<br />

besuche Gleichbetroffene in ambulant betreuten<br />

Wohnungen, um mit ihnen gemeinsam Problem<br />

zu lösen“, schildert er seinen beruflichen Alltag.<br />

Das Thema für die Diplomarbeit hatte er aus seiner<br />

eigenen Betroffenheit heraus gewählt. Weiterhin<br />

hatte ihn eine Ausstellung über „Der imperfekte<br />

Mensch“ im Deutschen Hygienemuseum Dresden<br />

inspiriert. Sören hatte einen nichtbehinderten<br />

Kommilitonen als Koautor gewinnen können,<br />

der den Zivildienst in einem Seniorenheim geleistet<br />

hatte. „Er bestätigte mir, dass auch im Umgang<br />

mit älteren Menschen die Intimsphäre meistens<br />

völlig ausgeblendet wird“, erinnert er sich.<br />

Missstände, die nicht länger hinzunehmen sind.<br />

Endlich wird öffentlich darüber diskutiert, dass<br />

körperliche, psychische oder geistige Handikaps<br />

und ein erfülltes Sexualleben einander weder<br />

ausschließen müssen noch dürfen. Voriges Jahr<br />

wurde dieser Anspruch endlich im Artikel 21<br />

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„ Pflegende<br />

sollten sich nie<br />

gegenüber den<br />

sexuellen Bedürfnissen<br />

ihrer<br />

Klientel sperren,<br />

sondern diese<br />

ermutigen und<br />

gegebenenfalls<br />

auch Kontakte<br />

vermitteln. alle<br />

28<br />

“<br />

PARAPLEGIKER 3/10<br />

der EU-Charta festgeschrieben. Mit dem Verbot,<br />

Menschen wegen des Geschlechts, der Rasse, der<br />

Hautfarbe, der ethnischen oder sozialen Herkunft,<br />

der genetischen Merkmale, der Sprache, der Religion<br />

oder der Weltanschauung, der politischen<br />

oder sonstigen Anschauung, der Zugehörigkeit<br />

zu einer nationalen Minderheit, des Vermögens,<br />

der Geburt, einer Behinderung, des Alters oder<br />

der sexuellen Ausrichtung zu diskriminieren, garantieren<br />

die Gesetzgeber auch jedermann ein<br />

Recht auf sexuelle Selbstbestimmung.<br />

Sexuelle Bedürfnisse nicht<br />

blockieren<br />

Dieses auf gesellschaftlicher Ebene aber zu verwirklichen<br />

bereitet nicht nur den Trägern von<br />

Einrichtungen für Menschen mit Handikap einiges<br />

Kopfzerbrechen. So werden zum Beispiel<br />

neuerdings Konzepte entwickelt, die in Wohnheimen<br />

die notwendige Intimsphäre für zwischenmenschliche<br />

Begegnungen ermöglichen sollen.<br />

Doch gerade für partnerlose Menschen mit Behinderung<br />

reichen räumliche Verbesserungen<br />

allein bei weitem nicht aus. Es müssen auch<br />

Möglichkeiten geschaffen werden, die selbst für<br />

Betroffene mit schweren körperlichen Defiziten<br />

das Erleben von Sexualität gewährleisten, sofern<br />

sie es wünschen. Mittlerweile gibt es - allerdings<br />

moralisch nicht ganz unumstrittene und zuweilen<br />

juristisch brisante - entsprechende Angebote<br />

wie Sexualassistenz und Sexualbegleitung. Sogar<br />

barrierefreie Bordelle und auf den Umgang mit<br />

Behinderten spezialisierte Prostituierte bieten<br />

ihre Dienste an.<br />

Da in Deutschland die Kosten dafür von keinem<br />

Träger übernommen werden und sich die meisten<br />

Angebote auf Großstädte konzentrieren, können<br />

aber wohl nur wenige Menschen mit Handikap<br />

wirklich davon profitieren. Hilfreich und sicher<br />

auch kostengünstiger ist es für Kontaktsuchende<br />

indessen, im Internet ihr Glück zu versuchen. Im<br />

www haben sich mittlerweile etliche Kontaktbörsen<br />

für unterschiedliche Interessengruppen<br />

sowie Foren für einen Erfahrungsaustausch unter<br />

Gleichbetroffenen oder Gleichgesinnten etabliert.<br />

Eine nicht zu unterschätzende Ursache dafür,<br />

dass viele Menschen mit Behinderung mehr oder<br />

weniger zwangsläufig noch ein geradezu mön-<br />

chisches Dasein führen müssen, sind aber nach<br />

Sörens Einschätzung auch gesellschaftliche Vorbehalte.<br />

„Pflegende sollten sich nie gegenüber<br />

den sexuellen Bedürfnissen ihrer Klientel sperren,<br />

sondern diese ermutigen und gegebenenfalls<br />

auch Kontakte vermitteln“, so der Diplom-Sozialarbeiter.<br />

Eine Sexualassistenz oder gar eine Sexualbegleitung<br />

dürfen sie aber laut Gesetz wegen<br />

des Abhängigkeitsverhältnisses nicht übernehmen.<br />

Vögel balzen…<br />

In erster Linie sind aber schon im Elternhaus die<br />

Weichen für eine gesunde sexuelle Entwicklung<br />

zu stellen: „Erziehungsberechtigte dürfen einem<br />

behinderten Kind niemals einreden, dass es sowieso<br />

keinen Partner bekomme. Statt dessen sollten<br />

sie lieber seine Stärken fördern und es ermutigen,<br />

Kontakte aufzubauen.“ Selbst bei schweren<br />

Handikaps sei es wichtig, die Intimsphäre des<br />

Sprösslings zu respektieren und zu wahren. Wenn<br />

das Kind in die Pubertät kommt, sollten die Erziehungsberechtigten<br />

dessen emotionale Bedürfnisse<br />

eruieren. „Sie müssen auch beobachten, in<br />

welche Richtung sich die sexuelle Orientierung<br />

entwickelt, ohne diese aber zu werten oder gar<br />

zu blockieren“, empfiehlt Sören.<br />

Die Entdeckung der Sexualität geht meistens auch<br />

einher mit der Entwicklung von „Marketingstrategien“:<br />

„So wie die Vögel balzen, möchten auch<br />

die Menschen attraktiv auf ihre Umgebung wirken,<br />

um einen Partner zu finden“, bringt es der<br />

Diplom-Sozialpädagoge auf den Punkt. Wird ein<br />

Kind aber aufgrund von Handikaps oder anderen<br />

Eigenschaften, die sich nur schwer in das Idealbild<br />

der Gesellschaft einordnen lassen, isoliert,<br />

nimmt es zwei Welten wahr: Den eigenen, eng<br />

begrenzten Lebensraum unter Gleichbetroffenen<br />

und die „andere“, offene Welt der „Normalen“, die<br />

ihm mehr oder weniger verschlossen bleibt.<br />

Um diesen Teufelskreis ein für allemal zu durchbrechen,<br />

gibt es für Sören nur eine Lösung: Die<br />

soziale Inklusion (lat. inclusio = der Einschluss).<br />

Damit ist gemeint, dass jeder Mensch in seiner<br />

Individualität gesellschaftlich akzeptiert wird und<br />

an ihr in vollem Umfang teilhaben kann. Unterschiede<br />

und Abweichungen werden bewusst<br />

wahrgenommen, in ihrer Bedeutung aber eingeschränkt<br />

oder aufgehoben. „Nur unter diesen


Voraussetzungen ist es möglich, Barrieren in Köpfen<br />

und Herzen abzubauen“, unterstreicht der<br />

Diplom-Sozialpädagoge. Der Umbau sollte seiner<br />

Meinung nach bei der Einrichtung von inklusiven<br />

Kindergärten und Schulen beginnen und sich in<br />

der Welt der Erwachsenen konsequent fortsetzen<br />

bis hin zu Freizeiteinrichtungen, die für alle offenstehen.<br />

„Wenn Kinder in einer ‚bunten‘ Gesellschaft aufwachsen,<br />

entstehen gar nicht erst Vorurteile und<br />

‚Hackordnungen‘“, ist Sören überzeugt. Wäre die<br />

„Marktfähigkeit“ nicht mehr das Maß aller Dinge,<br />

hätten auch Schwächere die Chance, ihre starken<br />

Seiten zu entwickeln. Dabei würden sie erkennen,<br />

dass auch die „Starken“ Schwächen haben. „Warum<br />

sollte eine Schülerin im Rolli nicht gemeinsam<br />

mit ihren nichtbehinderten Klassenkameraden<br />

einen inklusiven Tanzkurs besuchen und<br />

flirten, anstatt zu Hause zu bleiben“, erwähnt der<br />

Diplom-Sozialpädagoge ein konkretes Beispiel.<br />

Ihm selbst ist es gelungen, nach der Schulzeit<br />

aus der „abgeschirmten Welt“ auszubrechen, ein<br />

gesundes Selbstvertrauen zu entwickeln und die<br />

„schönste Nebensache der Welt“ erleben zu dürfen.<br />

„Bei der Kontaktsuche war mein Handikap<br />

nie ein Hindernis. Im Gegenteil, manches Mal hat<br />

es sogar Neugier erweckt“, erinnert sich Sören.<br />

Vor zwölf Jahren lernte er die Frau seines Lebens<br />

kennen.<br />

„Nicht nur für Menschen mit Handikap ist es<br />

wichtig, ihren Körper akzeptieren zu lernen und<br />

die schönen Seiten daran zu entdecken“, unterstreicht<br />

er. Klar, denn wer mag schon – egal ob<br />

mit oder ohne Handikap – einen Partner, der sich<br />

selbst nicht leiden kann und nur Pessimismus<br />

verbreitet? „In den meisten Artikeln über das Thema<br />

‚Sex und Behinderung‘ fällt der unterschwellige<br />

Tenor ‚Als Nichtbehinderter bekommt man<br />

selbstverständlich jederzeit mühelos Liebe und<br />

Sex‘ auf“, kritisiert ein (anscheinend behinderter)<br />

User in einem Forum für „Absolute Beginners“<br />

(sexuell unerfahrene Erwachsene). Und stellt fest:<br />

„Vielen Menschen scheint aber nicht bewusst zu<br />

sein, dass ein körperlich gesunder Mensch vom<br />

Partnermarkt ebenso kategorisch ausgesperrt<br />

sein kann wie ein behinderter.“<br />

Text & Foto:<br />

Reinhard Wylegalla<br />

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PARAVAN-Chef Roland Arnold<br />

Im festlichen Ambiente des Neuen Schloss zu Stuttgart wurde PARA-<br />

VAN-Gründer und Inhaber Roland Arnold mit der Wirtschaftsmedaille<br />

in Gold für herausragende Leistungen und Verdienste für die<br />

baden-württembergische Wirtschaft ausgezeichnet.<br />

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esonders beeindruckt zeigte sich die hochkarätige<br />

Jury, die auf Anregung und der<br />

Expertise des ehrenbeurkundeten<br />

Gerichtssachverständigen des Öffentlichen<br />

Rechts, Oliver Raach,<br />

das Prüfverfahren durchführte,<br />

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„Die PARAVAN Produkte sind perfekte Begleiter<br />

für mobilitätseingeschränkte Menschen im<br />

Alltag, in der Freizeit und bei der Arbeit“, so der<br />

Wirtschaftsminister Pfister bei seinem Unterneh-<br />

mensbesuch. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel<br />

und die SPD-Behindertenbeauftragte Silvia<br />

Schmitt zeigten sich von Firmengründer Roland<br />

Arnold und seinem PARAVAN-Team in Berlin beeindruckt.<br />

Auf der neuen Internetpräsenz kann man bereits<br />

erste Eindrücke des Unternehmens sammeln. Ein<br />

Besuch auf der Schwäbischen Alb ist jedoch durch<br />

nichts zu ersetzen. „Was hier geboten wird, ist faszinierend“,<br />

so der einhellige Tenor der PARAVAN<br />

Kunden und Interessenten. Innovativ, kompetent,<br />

freundlich und zuvorkommend. So sind die sympathischen<br />

Paravaner.<br />

„Sie, Herr Roland Arnold, sind ein Vorbild für andere<br />

Unternehmer. Unsere Wirtschaft ist heute mehr<br />

denn je auf leistungsstarke Unternehmerpersönlichkeiten<br />

wie Sie angewiesen. Setzen Sie dieses<br />

ideenreiche und rührige Wirken sowie den konsequenten<br />

und löblichen Weg auch in Zukunft fort.<br />

Ich habe nunmehr die Ehre, Ihnen, lieber Herr Arnold,<br />

die Wirtschaftsmedaille des Landes Baden-<br />

Württemberg zu überreichen“, so der Wirtschaftsminister<br />

in seiner Laudatio.<br />

Weitere Informationen gibt es auf<br />

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Handy ohne Akku? Schon der gesunde<br />

Menschenverstand weiß,<br />

dass das nicht klappen kann.<br />

Anders scheint das bei so mancher Krankenkasse<br />

zu funktionieren. Die Ablehnung von Notwendigem<br />

scheint Methode zu werden, neuerdings<br />

vor allem bei sterilen Einmalhandschuhen.<br />

Hintergrund der bisher stets mündlich erklärten,<br />

trotz Aufforderungen nie schriftlich begründeten<br />

Ablehnungen sind möglicherweise Kassen interne<br />

Abgrenzungsfragen zwischen Kranken- und<br />

Pflegeversicherung. Denn nicht sterile Einmalhandschuhe,<br />

im 100-er Pack für wenige € auch in<br />

Drogeriemarkt zu finden, gehören zu den Pflegehilfsmitteln,<br />

die jede/r bekommt, wenn er oder sie<br />

eine Pflege hat (Pflegehilfsmittel bis 31 € / Monat).<br />

Sterile Einmalhandschuhe werden benötigt, wenn<br />

im Rahmen der häuslichen Krankenpflege Wunden<br />

z. B. bei Druckgeschwüren steril versorgt werden<br />

müssen. Klar, dass dabei mit äußerster Sorgfalt<br />

und absolut steril vorgegangen werden muss. Die<br />

Kosten auch teurer Spezial-Verbandsstoffe selbst,<br />

ohne weiteres 1 000 € oder mehr monatlich, werden<br />

auch ohne Probleme von der Krankenkasse<br />

übernommen. Für 50 Paar sterile OP Handschuhe<br />

muss die Kasse weniger als 30 € hinlegen. Das wird<br />

dann abgelehnt, weil es angeblich „Pflegehilfsmittel“<br />

sind. Aber nicht gegenüber dem Patienten,<br />

dem sie ja verordnet wurden, sondern diese Position<br />

wird einfach aus der Abrechnung der liefernden<br />

Apotheke gestrichen. Und wenn die Apotheke die<br />

Hintergründe nicht kennt und den guten Kunden<br />

nicht verärgern will trägt diese die Kosten selbst.<br />

Nachfragen und Beschwerden bei der Kasse nützen<br />

nichts. Dafür hat man ja Schulungen und Seminare,<br />

bei denen gelehrt wird, wie man die Kran-<br />

q – querschnitt spezial<br />

kenkassen von solch „lästigem Kleinkram“ befreit.<br />

Irgendwann wird der genervte Patient die Kosten<br />

schon selbst übernehmen...<br />

Und wer jetzt denkt, dass sei ein Einzelfall bei der<br />

KKH-Allianz in Koblenz, der irrt! Auch AOK-Mitglieder,<br />

die sterile Einmalhandschuhe für die intermittierende<br />

Selbstkatheterisierung benötigen,<br />

weil sie damit weitgehend frei von Harnwegsinfekten<br />

bleiben, werden neuerdings mit der gleichen<br />

Begründung abgewiesen. Da hilft es nur,<br />

eine ärztliche Bescheinigung vorzulegen, dass<br />

man die sterilen Handschuhe aus dringenden medizinischen<br />

Gründen benötigt.<br />

Die gestresste Ehefrau denkt derweil darüber<br />

nach, ob man nicht doch den Pflegedienst bestellen<br />

soll, weil der die Kosten für sterile Handschuhe<br />

in seinen Stundensatz mit einrechnet. Dann fallen<br />

für die Krankenkasse nicht nur die Kosten für die<br />

gleichen Verbandmittel an, sondern auch noch zusätzlicher<br />

Personalaufwand, pro Tag ungefähr so<br />

viel, wie die Kosten für die sterilen Handschuhe für<br />

einen ganzen Monat ausmachen.<br />

Text: Herbert Müller<br />

Kriterium für die „Ehrung“ ist<br />

die Kreativität der Begründung<br />

für eine Ablehnung. Je unsinniger,<br />

desto besser sind die<br />

Chancen. Ob man darüber eher<br />

schmunzelt oder sich mehr über<br />

die Ignoranz ärgert, bleibt jedem<br />

selbst überlassen. Vorschläge<br />

sind willkommen.<br />

Herbert Müller<br />

Rechtsbeistand im Sozialrecht<br />

der Fördergemeinschaft<br />

der Querschnittgelähmten<br />

in Deutschland e.V.<br />

Freiherr-vom-Stein-Str. 47<br />

56566 Neuwied-Engers<br />

tel 0 26 22-88 96-32; fax -36<br />

eMail: h.mueller@engers.de<br />

PARAPLEGIKER 3/10 33


q – querschnitt spezial<br />

34<br />

Spastik und<br />

neuropathischer Schmerz –<br />

tanzend im Wasser lösen?<br />

Wassershiatsu (WATSU) und dessen Vorstufe,<br />

das Aqua Relax (AR), Wassertanzen (WATA) und<br />

Healing Dance (HD), sind sehr wirksame und<br />

einfühlsame Formen der Aquatischen Körperarbeit<br />

im 34 bis 36 Grad warmen Wasser.<br />

Aquatische Körperarbeit<br />

im Gemeinschaftskrankenhaus<br />

Herdecke.<br />

PARAPLEGIKER 3/10<br />

E<br />

ntwickelt aus dem Zen Shiatsu, werden kunstvoll<br />

die heilenden und unterstützenden Qualitäten<br />

des körperwarmen Wassers mit Elementen<br />

aus therapeutischem Atmen, Tanz, Körperarbeit<br />

und Bewegungstherapie verbunden. Sanfte Dehnungen<br />

und Streckungen des Körpers und weiche<br />

Rotationen der Wirbelsäule lockern die Muskulatur.<br />

Rhythmische, fließende Bewegungen und<br />

der Wechsel zwischen Dynamik und Ruhephasen<br />

schaffen einen Raum tiefer Entspannung für Körper,<br />

Seele und Geist.<br />

Aquatische Körperarbeit respektiert die Möglichkeiten<br />

und Grenzen eines jeden Körpers, es ist<br />

nicht notwendig, schwimmen zu können. Somit<br />

kann jeder Mensch, unabhängig von seiner körperlichen<br />

Kondition eine Behandlung erfahren. Sie<br />

bietet mit ihrer umfassenden Sicht des Menschen<br />

eine Möglichkeit, Heilung im leiblichen und seelischen<br />

Geschehen und auch auf personaler Ebene<br />

zu fördern.<br />

Der Gleichgewichtssinn, die kinästhetische Wahrnehmung,<br />

die Selbst-Wahrnehmung und die<br />

Raumlage-Wahrnehmung werden durch die Bewegungsformen<br />

in Kreisen, Spiralen, Wellen und<br />

Achtern angeregt, alles archaische Bewegungsformen,<br />

die dem menschlichen Körper von den


frühesten Entwicklungsstufen im Mutterleib her<br />

vertraut sind. Diese Urbewegungen entsprechen<br />

dem Wesen des Wassers in seiner Formkraft, die<br />

sich in Wirbeln, Wellen und Mäandern äußert<br />

(Buchhinweis: Theodor Schwenk „Das sensible<br />

Chaos“).<br />

Während der WATSU Stunde ist der Körper<br />

ständig im Wandel. Neue spiraldynamische<br />

Bewegungen – an Land kaum auszuführen<br />

– verblüffen und setzen alte Halte- und Bewegungsmuster<br />

außer Kraft. Fließend, strömend,<br />

beweglich, weich fühlt sich der Körper an, wenn<br />

der Einfluss der Schwerkraft sich minimiert und<br />

man im Rhythmus des eigenen Atems zuerst auf<br />

einem Wasserkissen, später dann auf den Armen<br />

der Therapeutin durchs Wasser bewegt wird.<br />

Sanfte wellenförmige Bewegungen<br />

Vestibuläre Stimulationen (=Anregung des<br />

Gleichgewichtsorgans im Innenohr), die ein<br />

Rückenmarkverletzter für die Nutzung und<br />

Kompensationsmechanismen seiner Motorik<br />

braucht, finden andauernd statt. Das ins Ohr ein-<br />

und ausströmende Wasser, Geräusche im Wasser,<br />

der Herzschlag, Summen geben vielfältige Reize,<br />

die die Ausbildung von „Ordnung“ auf seelischer<br />

und leiblicher Ebene anregen. Der Kopf verändert<br />

häufig seine Lage, während der restliche<br />

Körper in vielerlei Positionen gehalten und bewegt<br />

wird. In den Ruhe- und Integrationsphasen<br />

Anzeige<br />

<br />

<br />

<br />

q – querschnitt spezial<br />

zwischen den Bewegungssequenzen forscht<br />

die Therapeutin nach Eigenbewegungen, unterstützt<br />

und verstärkt diese – ein neues Gefühl<br />

für den Behandelten, wenn der eigene Körper<br />

plötzlich sanfte, meist wellen- oder schlangenförmige<br />

Bewegungen vollzieht, ohne dass man<br />

es bewusst initiiert hat.<br />

Dieses Geschehen scheint, zusammen mit der<br />

kontinuierlichen, rhythmi-schen Bewegung<br />

nahe am Körper der Therapeutin, kombiniert mit<br />

den Reizen, die das Wasser in der Bewegung auf<br />

die Haut des Klienten ausübt, der Schlüssel zur<br />

Reduktion von Spastiken und zur Behandlung<br />

von chronischen Schmerzzuständen zu sein. Insbesondere<br />

kann es regulierend auf den schwer<br />

therapierbaren neuropathischen Schmerz wirken.<br />

Dies erfahren wir täglich auf der Station für<br />

Rückenmarkverletzte im Gemeinschaftskrankenhaus<br />

Herdecke.<br />

Als Erklärungsmodell dient uns die gemeinsame<br />

Entwicklungsgeschichte von Haut und Nervensystem<br />

im Ektoderm, das äußere der drei Keimblätter<br />

in der Embryonalzeit. Wir vermuten, dass<br />

die sanfte, kontinuierliche Stimulationen der<br />

Hautzellen durch den Wasserwiderstand zu Verschaltungen<br />

in allen Teilbereichen des zentralen<br />

Nervensystems führen, die sowohl Spastik als<br />

auch neuropathischen Schmerz reduzieren können.<br />

Verschaltungen geschehen zuerst ungeachtet<br />

von Verletzungen auf Rückenmarksebene und<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

ABB STOTZ-KONTAKT GmbH<br />

<br />

<br />

<br />

Neue spiraldynamische<br />

Bewegungen<br />

– an Land kaum<br />

auszuführen –<br />

verblüffen und setzen<br />

alte Halte- und<br />

Bewegungsmuster<br />

außer Kraft.


q – querschnitt spezial<br />

Beispiele hierfür<br />

sind längere Durchschlafperioden<br />

des<br />

Nachts, Blutdruckregulation,Herunterregulierung<br />

des<br />

Tonus (Spannungszustands)<br />

der ganzen<br />

glatten Muskulatur,<br />

...<br />

36 3<br />

PARAPLEGIKER PARAP<br />

GIKER 3/10<br />

werden dann auf das vegetative, motorische und<br />

sensorische Nervensystem weitergeleitet. Während<br />

dieser Herausforderung des Ansprechens<br />

auf eine Vielfalt von rhythmischen Impulsen im<br />

warmen Wasser, die im „Körper-Zell-Gedächtnis“<br />

ein Gesamtbild des menschlichen Körpers zu formen<br />

scheint, wird offensichtlich ein harmonisierender<br />

Prozess in Gang gesetzt.<br />

Weniger Spannung<br />

Dieser äußert sich sehr facettenreich. Häufig<br />

kommt es zuerst zur Herunterregulierung des<br />

Tonus (Spannungszustands) des vegetativen Nervensystems,<br />

welches wir Menschen nicht mit dem<br />

Kopf kontrollieren können. Beispiele hierfür sind<br />

längere Durchschlafperioden des Nachts, Blutdruckregulation,<br />

Herunterregulierung des Tonus<br />

(Spannungszustands) der ganzen glatten Muskulatur,<br />

was komplexe vegetative Vorgänge, wie Schlucken,<br />

Darmperistaltik, und Blasenfunktion positiv<br />

beeinflusst. Auch das Stimmungsbild wird deutlich<br />

positiv beeinflusst. Auch berichten Betroffene<br />

von einer erheblichen Verringerung des gesamten<br />

Schmerzniveaus und Minderung von Spastiken.<br />

Mit der Herunterregulierung des Vegetativums<br />

wird stets auch die willkürliche Muskulatur und<br />

die Kapselspannung der Gelenke reguliert, was<br />

für Menschen mit Schmerzen und Bewegungseinschränkung<br />

im muskulo-skeletalen System sehr<br />

vorteilhaft ist.<br />

Aqua Relax (AR)<br />

In der „körperfernen Vorbereitungsarbeit“ Aqua<br />

Relax mit Auftriebshilfen unter dem Kopf und<br />

unter den Knien haben sich viele Praktizierende<br />

im Laufe ihrer Berufstätigkeit eigene Formen erarbeitet.<br />

Diesen wichtigen Einstieg in eine WAT-<br />

SU-Behandlung hat Oliver Möhwald strukturiert<br />

und dafür sinnvolle Sequenzen erarbeitet. Die<br />

empfangende Person schwebt auf dem Wasser<br />

und die Therapeutin hat beide Hände zur Verfügung,<br />

um zu massieren, zu dehnen, Gelenke<br />

zu mobilisieren und den Körper rhythmisch fließend<br />

und leicht im Wasser zu bewegen. Ist ein<br />

tiefer Entspannungszustand erreicht, geht diese<br />

Behandlung gewöhnlich ins WATSU über. Aqua<br />

Relax eignet sich vorzüglich zur paarweisen Anleitung<br />

in Kleingruppen als therapeutische oder<br />

Präventionsmaßnahme.<br />

Wassershiatsu (WATSU)<br />

Wassershiatsu wurde vor über 25 Jahren von Harold<br />

Dull in den heißen Quellen Nordkaliforniens<br />

aus dem Zen Shiatsu entwickelt. Die Praktizierende<br />

bewegt sich T‘ai Chi ähnlich im Atemrhythmus<br />

der empfangenden Person. Elemente aus dem<br />

Shiatsu, fachgerechte Dehnungen und fließende<br />

Bewegungen wechseln sich ab mit Phasen der<br />

Stille und Integration.<br />

Wassertanzen (WATA)<br />

Hieraus ergeben sich vielfältige Indikationen für<br />

eine Behandlung mit Aquatischer Körperarbeit:<br />

Wassertanzen ist eine dynamische und spiele-<br />

Spastiken, neuropathischer und anderweitig chrorische<br />

Disziplin bei der sich Über- und Unterwasnischer<br />

Schmerz, Erkrankungen des Bewegungssersequenzen abwechseln. Sie wurde seit 1987<br />

apparates wie Arthrose, Rheuma, Fibromyalgie,<br />

unabhängig unabhängig vom WATSU von Peter Schröter und<br />

Depression, Depression, Neurologische Erkrankungen wie Arjana Brunschwiler in der Schweiz entwickelt<br />

Morbus Parkinson, MS, Zustand nach Schlagan- und schloss sich erst später, Mitte der 90er Jahre,<br />

fallfall und natürlich Erkrankungen Erkrankungen unserer Zeit, wie mit WATSU zur Aquatischen Körperarbeit zusam-<br />

zu hoher Blutdruck, Diabetes mit seinen Folgeermen.<br />

Mit einer Nasenklemme Nasenklemme versehen wird die<br />

krankungen. Bei schwerer Herzinsuffizienz und empfangende Person mit der Ausatmung unter<br />

schweren schweren psychiatrischen Erkrankungen sowie Wasser geführt, eingeladen, Schwerelosigkeit<br />

Schwerelosigkeit<br />

Inkontinenz und offenen Wunden ist eine Behand-<br />

und Dreidimensionalität zu entdecken. ecken. Delfin- Delf Delfinlung<br />

mit Aquatischer Aqu q atischer Körperarbeit Körpe p rarbeit kontraindiziert. artige g und schlangenförmige schlangenförmige Bewegungen<br />

Beweegu egun gungen<br />

be<br />

freien auf uf allen Ebenen Ebenen und lassen ssen en tiefe t<br />

Entspan- Entspa Ent Entspantspan spa<br />

Hier er folgt gt eine eine Kurzbeschreibung Kurz Kurzbeschreibung der vie vier vie vier Formen<br />

nungsmomente nungsm nu nungsmomente<br />

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WATSU WATSU A weiterentw<br />

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Die DozentInnen Do ozentInnen zen I sind nd im m Lehr-Institut Lehr-In L Lehr-Institut<br />

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Körperarbeit, t, Wa Wassersh- assers


iatsu und Wassertanzen von Alexander George,<br />

Tänzer von Beruf, weiterentwickelt. Es wird sowohl<br />

über als auch unter Wasser angeboten und<br />

seine Essenz ist der Tanz. Die empfangende Person<br />

erlebt Fluss, Freiheit und Leichtigkeit in vielfältigen<br />

Wellen, Spiralen und Achtern, verwoben<br />

in einen endlosen Fluss. Der Grundgedanke der<br />

Arbeit ist, dass Bewegung „Medizin“ ist und dass<br />

in der Erfahrung von „Empfangenem Tanz“ der<br />

Heilungsprozess im Körper aktiviert wird.<br />

Auf der Station für Rückenmarkverletzte des Gemeinschaftskrankenhauses<br />

Herdecke können<br />

Patienten nach ärztlicher Verordnung als zusätzliche<br />

Therapie Aquatische Körperarbeit erhalten.<br />

Das Bewegungsbad ist mit einem „Lifter“ ausgestattet,<br />

über den man sitzend oder auch liegend,<br />

schonend ins Wasser gebracht werden kann.<br />

Die meisten Patienten nehmen an einer Studie<br />

teil, die vom Zentrum für Integrative Medizin<br />

der Universität Witten/Herdecke am Gemeinschaftskrankenhaus<br />

in Kooperation mit der<br />

Schmerzambulanz durchgeführt wird. In dieser<br />

Forschungsarbeit „Aquatische Körperarbeit und<br />

Schmerz“ wird empirisch die Wirksamkeit der<br />

Aquatischen Körperarbeit bei Patientinnen mit<br />

einem schweren chronischen Schmerzsyndrom<br />

untersucht. Die Auswirkungen der wöchentlichen<br />

Therapiestunden in der viermonatigen<br />

Therapie- und der sechsmonatigen Nachbeob-<br />

Anzeige<br />

achtungssphase auf<br />

Lebensqualität und<br />

Medikamentenbedarf<br />

werden dokumentiert.<br />

Es handelt<br />

sich um eine Beobachtungsstudie,<br />

die<br />

über einen Zeitraum<br />

von zwei Jahren ca.<br />

100 Patienten untersucht.<br />

Die Studienleitung<br />

und Leitung<br />

der Ausbildungsstätte<br />

für Aquatische<br />

Körperarbeit liegt bei<br />

Karla Caspers, Ärztin<br />

am Gemeinschaftskrankenhaus.<br />

Für<br />

Rückfragen zum Forschungsprojekt ist sie über<br />

eMail erreichbar: Die Forschungsarbeit wird von<br />

Prof. Dr. Peter F. Matthiessen wissenschaftlich<br />

betreut.<br />

Text:<br />

Karla Caspers (eMail: karlacaspers@gmx.de)<br />

mit Dr. Susanne Föllinger, ärztl. Leitung der<br />

Station f. Rückenmarkverletzte am<br />

Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke.<br />

Foto: Ida Andrae<br />

Anzeige


q – querschnitt spezial<br />

38<br />

PARAPLEGIKER 3/10<br />

Aus dem Wahrnehmungsbericht einer teilnehmenden Patientin:<br />

„Das gravierendste Problem eines Menschen<br />

mit Spastik ist das der Erdschwerkraft.<br />

Da diese unter Wasser aufgehoben<br />

ist, ist das Medium „Wasser“ der ideale Ort,<br />

um Spastiken unter Wasser nicht nur zu<br />

lindern, sondern eventuell auch ganz auszuschalten.<br />

Wenn dann die Erdschwerkraft<br />

außerhalb des Wassers wieder einsetzt,<br />

kehren zwar einige Verkrampfungsmuster<br />

sofort wieder zurück, das Gehirn scheint<br />

sich offenbar aber den wunderbaren Zustand<br />

gemerkt zu haben, da er in der<br />

Schwerelosigkeit die verkrampften Körperhaltungen<br />

lösen konnte, und kann dies<br />

nach und nach in den Alltagsbewegungen<br />

umsetzen. So konnte ich nach dem ersten<br />

Mal Untertauchen den linken Arm auch<br />

an Land immer besser ausstrecken und<br />

meine Beine wurden jeden Tag lockerer.<br />

Nach dem zweiten Mal Untertauchen,<br />

wo mich meine Therapeutin unter Wasser<br />

um die eigene Achse drehte, war meine<br />

Hüfte plötzlich gerader und ich konnte in<br />

meinem Stehrollstuhl besser stehen. Auch<br />

meine Lymphflüssigkeit schien besser zu<br />

zirkulieren, denn meine Beine schwollen<br />

beim Stehen weniger an und taten nicht<br />

weh. Es war ein Chorauftritt, den ich durchstehen<br />

wollte. Ich singe schon seit längerer<br />

Zeit im Universitätschor der Ruhr-Universität<br />

Bochum mit. Anfangs hatte ich sehr<br />

große Schwierigkeiten zu singen, aber da<br />

die Musik mir immer große Freude machte,<br />

und das Singen mich von meinen Schmer-<br />

Immer wieder kommt es vor, dass uns die Post den<br />

»<strong>Paraplegiker</strong>« mit dem Vermerk “unzustellbar“ zurücksendet.<br />

Dann beginnen für uns zeit- und arbeitsaufwendige, vor allem<br />

auch kostenintensive Nachforschungen, die nicht selten als<br />

ergebnislos eingestellt werden müssen.<br />

Darum bitten wir Sie:<br />

dem Humanis Verlag Ihre neue und alte Anschrift mitzuteilen.<br />

Bei Abo-Abbuchungen bitte auch die Änderungen<br />

der Bankdaten mitteilen.<br />

Vielen Dank – Ihr Humanis Verlag<br />

zen ablenkte, versuchte ich, die Schwierigkeiten<br />

zu bewältigen oder zu ignorieren.<br />

Nach dem zweiten Mal Untertauchen nun<br />

konnte ich plötzlich auch leichter und<br />

schneller singen, da meine Atmung ruhiger<br />

war. Meine Stimmung war gelassener und<br />

heiterer und ich kann seither mit Problemen<br />

und Schwierigkeiten besser umgehen.<br />

Ich bin seelisch gelassener.<br />

Einmal legte mich Frau Caspers auf dem<br />

Wasser liegend auf die Seite und schwang<br />

mich sachte Hin und Her. Ich merkte, dass<br />

dieses Hin- und Herschwingen noch zusätzlich<br />

einen äußerst Spastik lösenden Effekt<br />

hatte. Mir fiel daraufhin ein, dass ich früher<br />

einmal im Schwarzwald eine Meerwasserauftriebstherapie<br />

(nach Barbara Krafft) gemacht<br />

hatte. Hier wurde auch, auf der Seite<br />

liegend, der Körper Hin und Her geschwungen.<br />

Dabei konnte in dem 36° C warmen,<br />

0,9 prozentigen Salzwasser Zellosmose<br />

stattfinden. Das Gehirn wurde dabei trainiert,<br />

falsche durch richtige Bewegungsmuster<br />

zu ersetzen. So lernten spastisch<br />

gelähmte Kinder dort, sich zum ersten Mal<br />

im Leben zu bewegen und schmerzfrei<br />

durchzuschlafen. Denselben Effekt stelle<br />

ich mir nun beim Hin- und Herschwingen<br />

beim WATSU vor. Der Unterschied war nur:<br />

Hier spürte ich ihn deutlicher als damals<br />

während der Meerwasserauftriebstherapie.“<br />

( Wiebke Bandelow)


Erleichterungen für ein<br />

behindertes Leben<br />

In dem östlich gelegenen Berliner Bezirk Althohenschönhausen ist in einem modernen, neu konzipierten<br />

Gewerbe- und Bürokomplex die deutsche Niederlassung der TMN Europe GmbH zu finden. Die Muttergesellschaft<br />

TMN devices Ltd Israel ist ein Unternehmen, das auf dem israelischen Markt im Bereich der<br />

Umrüstung von Fahrzeugen für körperbehinderte Menschen große Erfolge aufzuweisen hat. Im Jahre 2008<br />

wurde das Tochterunternehmen mit Sitz in Berlin gegründet. Von dort aus werden die innovativen Mobilitätshilfen<br />

aus der ganzen Welt durch ein Fachwerkstättennetz vertrieben, optimiert durch einen umfangreichen<br />

technischen Service. Der Erfolg des Handels- und Serviceunternehmens beruht auf Erfahrungen<br />

aus vielen Jahren und auf dem Engagement qualifizierter Mitarbeiter. Überzeugende Qualität und Kundenzufriedenheit<br />

stehen ganz oben auf der Agenda der Unternehmenspolitik.<br />

Die Produktübersicht nach dem Motto<br />

„Gute Lösungen setzen Standards“ ist groß.<br />

TMN devices Ltd. wurde schon sehr früh bekannt<br />

durch das Kofferraumrollstuhl-verladesystem<br />

ROBOT, das inzwischen auf allen Kontinenten<br />

eingesetzt wird; 1992 wurde es das erste Mal in<br />

Deutschland montiert. Dieses System erlaubt ein<br />

automatisches Verladen von Falt- und Festrahmenrollstühlen<br />

im Kofferraum. Dank zahlreicher<br />

qualifizierter Vertriebspartner in Deutschland<br />

konnte inzwischen der Preis für dieses System<br />

deutlich gesenkt werden, auch durch die inzwischen<br />

seit 1992 hohe Produktionszahlen konnten<br />

die Kosten für Wartung und Reparaturen herabgesetzt<br />

werden. Tatsachen, die sicher körperbehinderte<br />

Kunden überzeugen können, in Zukunft<br />

sich diesem System mehr zuzuwenden.<br />

Ein weiterer Schwerpunkt ist das Rollstuhl- und<br />

Personenrückhaltesystem von Q´Straint aus England,<br />

für das TMN das alleinige Vertriebsrecht<br />

in Europa hat. Diese Sicherheitssysteme, die es<br />

in diversen Ausführungen gibt, können in die<br />

verschiedensten Fahrzeuge eingebaut werden<br />

und gelten als weltweit besonders innovative<br />

Sicherheitssysteme. Der Fokus des englischen<br />

Unternehmens liegt in der optimalen Sicherung<br />

der Rollstuhlfahrer und deren Rollstühlen. Hohe<br />

Qualitätsnormen werden natürlich erfüllt, eine<br />

schnelle und einfache Bedienung ist dabei aber<br />

ausschlaggebend.<br />

BraunAbility aus den USA gilt als weltweit größter<br />

Hersteller von fahrzeuggebundenen Einstiegshilfen<br />

und bietet zahlreiche Variationen von Kas-<br />

setten- und Hublifte für Busse und Vans an. Auch<br />

dieses System wird ausschließlich von TMN vertrieben.<br />

(Der Gründer dieser Firma ist übrigens<br />

selber Rollstuhlfahrer, weiß also aus eigener Erfahrung<br />

um die Probleme und Schwierigkeiten<br />

von Menschen mit körperlichen Mobilitätseinschränkungen).<br />

Rollstuhlhebebühnen werden in<br />

verschiedenen Maßen angeboten.<br />

Die Heckausschnittfahrzeuge Peugeot Partner<br />

oder auch der Volkswagen Caddy Maxi können<br />

leicht mithilfe eines Bausatzes der Firma Alfred<br />

Becker API so umgerüstet werden, dass drei<br />

statt 5 Personen mitfahren können, dafür aber<br />

ein Rollstuhlfahrer bzw. statt 7 Personen im VW<br />

dann 5 Mitfahrer und ein Rollstuhlfahrer. Entfällt<br />

das Mitnehmen eines Rollstuhls, so kann die<br />

Rampe so zusammengeklappt werden, dass<br />

sich wieder Platz im Kofferraum ergibt.<br />

Fahrhilfen bzw. Handbedienungen können<br />

natürlich auch bestellt werden, ebenso wie<br />

Lenksäulenverlängerungen, eine Gasverlegung<br />

und/oder eine Pedalabdeckung.<br />

Die Firma TMN ist ein europaweit agierendes<br />

Unternehmen und vertreibt technische Hilfsmittel<br />

für Menschen, deren körperlich Mobilität<br />

eingeschränkt. Es bietet seinen Kunden nicht<br />

nur innovative Produkte mit hochwertiger Technik<br />

und Qualität, sondern in TMN-Fachwerkstätten<br />

wird auch ein umfangreicher technischer<br />

Service angeboten. Das kleine Team in Berlin<br />

behält die Probleme von Menschen mit einem<br />

körperlichen Handicap auch in der Zukunft im<br />

Auge.<br />

markt<br />

Weitere Nachfragen zur<br />

Produktübersicht bei:<br />

TMN Europe GMBH, Prokurist<br />

Stephan Schwartz<br />

Plauenerstr. 163 – 165<br />

13053 Berlin<br />

Tel. 030 – 45 305 – 144,<br />

Fax 030 – 45 305 – 161<br />

e-mail: kontakt@tmneurope.de<br />

Internet www.tmneurope.de<br />

PARAPLEGIKER 3/10 39


kultur<br />

Michail Krausnick<br />

40<br />

Interview mit Michail Krausnick über sein Buch:<br />

Behinderung:<br />

„Wer behindert wen?“<br />

Michail Krausnick<br />

beschäftigt sich mit<br />

dem Thema Behinderung<br />

in der modernen<br />

Gesellschaft.<br />

Geboren 1943 in Berlin,<br />

aufgewachsen in Hannover,<br />

studierte Literaturwissenschaft<br />

und Soziologie<br />

in Heidelberg (Dr. phil.).<br />

Lebt als freier Autor in<br />

Neckargemünd. Schreibt<br />

Satiren, Hörspiele, Science-<br />

Fiction, Film- und Fernsehdrehbücher,<br />

Theaterstücke,<br />

Gedichte und Erzählungen.<br />

Kabarettautor u.a. für<br />

„Kom(m)ödchen“, „Deutscher<br />

Michel“, „Stachelbären“ und<br />

die Solo-Programme von<br />

Thomas Freitag.<br />

Dt. Jugendliteraturpreis<br />

1991 für „Die eiserne Lerche“,<br />

Auswahlliste Gustav-<br />

Heinemann-Friedenspreis<br />

1984 u. 1991, Wilhelm-<br />

Zimmermann-Preis 2003,<br />

CIVIS-Fernsehpreis 1995<br />

(Buch und Regie) für „Auf<br />

Wiedersehen im Himmel!“<br />

PARAPLEGIKER 3/10<br />

?<br />

Herr Krausnick, wie kamen Sie als Schriftsteller<br />

zu dem Thema Behinderung?<br />

Das ist eigentlich im Gespräch mit Kollegen<br />

entstanden, weil ich etwas für die Edition<br />

Menschenrechte im Horlemann-Verlag schreiben<br />

wollte. Es ist ein schwieriges Thema, weil<br />

es sehr viele Menschen betrifft und gar nicht<br />

so richtig eingegrenzt werden kann, also ein<br />

richtiges Menschen-Thema. Andererseits hat<br />

ja jeder einen Menschen mit Behinderung in<br />

seiner Familie, wenn man davon ausgeht, dass<br />

jeder Zehnte in unserem Land schwerbehindert<br />

ist. Es ist eigentlich ein Thema, das jedem<br />

Menschen nahe geht, weil es auch jeden von<br />

uns treffen kann. Mich haben auch immer diese<br />

Berührungsängste, diese Hemmungen<br />

beschäftigt, die die so genannten normalen<br />

Menschen gegenüber Behinderten haben.<br />

?<br />

In Ihrem Buch haben Sie jeweils eine Geschichte<br />

über Behinderung aus Deutschland<br />

und aus Brasilien erzählt. Steckt hinter dieser Zusammen-<br />

oder Gegenüberstellung eine Absicht?<br />

Antworten auf diese Frage liefert<br />

der Schriftsteller mit Hilfe<br />

zweier spannender Erzählungen<br />

und einer Dokumentation, die<br />

auch einen Blick in die Geschichte<br />

wirft. Der PARA unterhielt<br />

sich mit Krausnick über das Normale<br />

von Behinderung, über<br />

Vorurteile gegen behinderte<br />

Menschen und wie man sie abstellen<br />

kann, sowie über internationales<br />

Recht als Motor für<br />

Veränderungen im Alltag.<br />

Ja. Ich habe mich mit dem Thema sehr weitläufig<br />

beschäftigt und versucht, aus dem Material,<br />

das ich recherchiert habe, relativ typische Geschichten<br />

zu finden. Der Bogen wird von der<br />

Erzählung aus Deutschland zu der Geschichte<br />

aus Brasilien gespannt, wo neben der sozialen<br />

Behinderung gleichzeitig die Behinderung<br />

durch Armut aufgezeigt werden soll.<br />

?<br />

Romeo, der Junge aus Brasilien,<br />

ist also gewissermaßen doppelt behindert<br />

– er hat nicht nur einen Teil seines Beins<br />

verloren, sondern ist auch arm.<br />

Genau. In dem Buch soll auch thematisiert<br />

werden, dass weltweit etwa 80 Prozent aller<br />

Behinderten in den so genannten Entwicklungsländern<br />

leben, wo Behinderungen oft<br />

auch durch Naturkatastrophen, Kriege und<br />

Unterernährung verursacht werden. Brasilien<br />

habe ich deshalb als Beispiel gewählt, weil es<br />

eigentlich ein sehr reiches und fortgeschrittenes<br />

Land ist, wo aber der Konflikt zwischen<br />

arm und reich innerhalb der Gesellschaft,


zwischen den Straßenkindern der Favelas<br />

und der wohlhabenden Oberschicht, extrem<br />

groß ist.<br />

?<br />

Wen möchten Sie mit Ihrem Buch<br />

erreichen?<br />

Im Grunde alle, die sich zunächst als „normale“<br />

Menschen verstehen. Es soll auch die Schulen<br />

erreichen, damit diese Themen im Unterricht<br />

behandelt werden. Ich möchte Jugendliche<br />

gewissermaßen mit der Botschaft erreichen,<br />

dass kein Mensch über sein Defizit, seine<br />

Krankheit oder sein Versagen definiert werden<br />

kann. Man sollte jedem Menschen so begegnen,<br />

dass man seine Stärken sieht.<br />

?<br />

Bestehen Ihrer Erfahrung nach unter<br />

jungen Menschen Vorurteile gegenüber<br />

Behinderten fort? Wenn Jugendliche miteinander<br />

reden, fällt ja das Wort „Spastiker“<br />

nicht unbedingt selten.<br />

Das hört man leider immer noch. Andererseits<br />

können solche Vorurteile oder behindertenfeindliche<br />

Einstellungen von jungen Menschen<br />

auch sehr schnell wieder aufgegeben<br />

werden, weil das keine verfestigten Haltungen<br />

sind. Da bin ich eigentlich guter Hoffnung. Ich<br />

denke natürlich auch an Schulen, in denen<br />

integriert wird bzw. wo man schon Inklusion<br />

versucht, indem Behinderte mit Nichtbehinderten<br />

zusammenkommen. Das sind großar-<br />

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für Rollstuhlfahrer, Selbstfahrer oder Beifahrer<br />

und Familien mit behinderten Kindern<br />

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tige Fortschritte. Hier in Neckargemünd gibt<br />

es zum Beispiel die Stephen-Hawking-Schule<br />

mit allen Schularten, die behinderte Schüler<br />

aufnimmt, aber auch alle anderen, die sonst<br />

in die Regelschule gehen würden. Soziales<br />

Lernen spielt hier eine größere Rolle, der eine<br />

lernt vom anderen.<br />

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Ab November <strong>2010</strong>:<br />

Auf dem Taubenkamp 12<br />

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„Manchmal saß Romeo auf der Mauer<br />

an der Strandpromenade und schaute<br />

den Schönen nach. Hin und wieder<br />

erntete er einen lockenden Blick. Doch<br />

er wusste, dass sich das Lächeln sofort<br />

in Mitleid verwandeln würde, sobald er<br />

aufstünde und das Mädchen ihn humpeln<br />

sähe. Eines Tages begann er, seiner<br />

Traurigkeit davonzulaufen.“<br />

(Aus: „Behinderung: Wer behindert wen?“)<br />

Die andere Erzählung in Ihrem Buch handelt<br />

von einer Familie, die ein Kind mit<br />

Down-Syndrom aufnimmt und dadurch Anfeindungen<br />

von Verwandten und Rechtsextremisten<br />

ausgesetzt ist. Hatten Sie dabei ein<br />

reales Beispiel vor Augen?<br />

Durchaus. Ich habe miterlebt, wie ein Ehepaar<br />

diese Erfahrung in ihrer Nachbarschaft gemacht<br />

hat. In Nordhessen habe ich von Gymnasiasten<br />

aus der rechtsextremen Szene gehört, die ge-<br />

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Rollstuhl oder Scooter mühelos<br />

einladen.


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Brasilien – ein Land<br />

mit scharfen Gegensätzen<br />

zwischen arm und reich.<br />

Ein behinderter Mensch<br />

aus einer Favela ist<br />

doppelt behindert<br />

„Behinderung:<br />

Wer behindert wen?“<br />

Das Buch, erschienen in der Edition<br />

Menschenrechte/Handicap International<br />

im Horlemann-Verlag,<br />

erzählt in zwei Geschichten von<br />

Menschen mit Behinderungen<br />

in Deutschland und Brasilien. Romeo,<br />

ein Jugendlicher aus einer<br />

brasilianischen Favela, gerät in<br />

eine Schießerei und verliert seinen<br />

Unterschenkel. Sein großer<br />

Traum, der Traum aller Jungen in<br />

Brasilien, ein Fußballstar zu werden,<br />

ist jäh beendet. Die zweite<br />

Erzählung handelt von einer Familie<br />

in Deutschland, die ein Kind<br />

mit Down-Syndrom adoptiert<br />

und dadurch auf Ablehnung von<br />

Verwandten und Nachbarn sowie<br />

Hass von Neonazis stößt. Ein<br />

sich anschließender Sachteil informiert<br />

unter anderem über das<br />

Vernichtungsprogramm der Nationalsozialisten,<br />

die Geschichte<br />

der Behindertenbewegung und<br />

die neue UN-Konvention über die<br />

Rechte von Menschen mit Behinderungen.<br />

ISBN 978-389502-288-1,<br />

12,90 €. Durch die Unterstützung<br />

der Europäischen Union kann<br />

das Buch Lehrerinnen und<br />

Lehrern kostenlos zur Verfügung<br />

gestellt werden.<br />

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genüber ihren Klassenkameraden in diesem<br />

Zusammenhang offen von „Krüppelschrott“<br />

gesprochen haben.<br />

?<br />

Im Sachteil Ihres Buches gehen Sie bewusst<br />

auch auf das Vernichtungsprogramm der<br />

Nazis gegen Behinderte ein. Ist dieser Aspekt<br />

der Vergangenheitsbewältigung in Deutschland<br />

immer noch unterbelichtet?<br />

Das wurde lange Zeit ausgespart. Im Grunde<br />

ist das auch eine Form von Behinderung in unserer<br />

Gesellschaft, sich damit nicht auseinanderzusetzen.<br />

Das Thema setzt sich ja fort in den<br />

Wahnvorstellungen vom perfekten Menschen,<br />

die Eugeniker auch heute wieder haben. Das<br />

führt wieder zu Ausgrenzungen.<br />

?<br />

Können Konventionen wie die der UN<br />

über die Rechte von Menschen mit Behinderungen<br />

– in Ihrem Buch gehen Sie darauf<br />

ein – die Realität wirklich verändern?<br />

Ja, es kann helfen. Es ist ein wichtiger Fortschritt,<br />

dass man zum ersten Mal auf interna-<br />

tionaler Ebene die Rechte von Menschen mit<br />

Behinderungen festgeschrieben hat. Natürlich<br />

steht die Gleichbehandlung zunächst erst mal<br />

nur auf dem Papier. Nach und nach kann das<br />

in den einzelnen Ländern aber zu Fortschritten<br />

führen. Die Juraprofessorin Theresia Degener,<br />

die conterganbehindert ist und, weil sie auch<br />

mit den Füßen isst, schon mal aus einem Restaurant<br />

geflogen ist, hat von der UN-Konvention<br />

als einem Meilenstein für Menschen mit<br />

Behinderungen gesprochen.<br />

?<br />

In Ihrer Erzählung schreiben Sie, dass Romeo,<br />

der brasilianische Junge, eines Tages<br />

begann, „seiner Traurigkeit davonzulaufen“.<br />

Ihr Buch versteht sich also auch als ein Mutmacher<br />

für behinderte Menschen?<br />

Ja, für behinderte Menschen, die dann auch<br />

ein Beispiel für jeden von uns sein können.<br />

Vielleicht können wir auch ein bisschen lernen<br />

von Behinderten, die sich etwa über den<br />

Sport am eigenen Schopf herausziehen aus<br />

ihrer Traurigkeit und selbst eine Perspektive<br />

entwickeln.


?<br />

Meine letzte Frage zielt auf ein kurzes<br />

Resümee von Ihnen und nimmt ganz einfach<br />

Ihren Buchtitel auf: Wer behindert wen?<br />

Auch wenn wir Menschen mit Behinderungen<br />

als normal verstehen, gibt es eben doch viele<br />

Barrieren, die wir aufbauen, mit denen wir vermeiden<br />

wollen, sie kennenzulernen. Die Gesellschaft<br />

diskriminiert, ja mobbt Menschen mit<br />

einem Defizit. Es geht darum, den Teufelskreis<br />

zu durchbrechen, wenn man sich bewusst<br />

macht, dass es eigentlich jeden von uns treffen<br />

kann.<br />

Herr Krausnick, ich bedanke mich bei Ihnen für<br />

dieses Gespräch.<br />

Interview: Arndt Krödel<br />

Fotos: privat/A. Krödel<br />

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Besuchen Sie uns auf der REHACARE International<br />

in Düsseldorf, 6. - 9. Oktober <strong>2010</strong> – Halle 3, Stand 3F52


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Rollstuhlfahrer<br />

nutzen ihre Hände,<br />

um ihr Auto zu<br />

lenken, beschleunigen<br />

oder abzubremsen.<br />

Laut Führerschein<br />

sollen sie<br />

auch noch blinken<br />

und hupen können<br />

ohne das Lenkrad<br />

loszulassen.<br />

44<br />

PARAPLEGIKER 3/10<br />

KADOMO sucht nach der besten Lösung:<br />

Autoumrüstung<br />

– einfach gut KADOMO-Marketing-Mann<br />

D<br />

ie Firma KADOMO („…und Du KAnnst DOch<br />

MObil sein“) aus dem rheinischen Monheim<br />

verwendet zur Lösung dieses Problems einen am<br />

Handbediengerät befestigten „Plug & Play Commander“,<br />

der alle Licht- und Wischerfunktionen<br />

auf Fingertipp ausführen kann, ohne dass man das<br />

Steuer oder die Bremse aus der Hand geben muss.<br />

Die einfach zu installierende Technik bietet gleich<br />

mehrere Vorteile: Zur Zeitersparnis beim Einbau,<br />

die für den Endkunden weniger Kosten verursacht,<br />

kommt noch der je nach Fahrzeugmodell geringe<br />

bis ausbleibende Eingriff in die Kfz Verkabelung.<br />

Die junge Umrüstfirma, die erst Anfang 2009 gegründet<br />

wurde, hat schon jetzt eine hohe Kundenbindung.<br />

Das liegt an der Erfahrung der Mitarbeiter<br />

des Unternehmens, immerhin zwei von<br />

ihnen selbst querschnittgelähmt, einer davon<br />

Marketing-Mann Udo Späker.<br />

Soziales Gewissen<br />

Am Anfang einer Pkw-Umrüstung steht oft der<br />

Kundenwunsch: „Ich will selbst Auto fahren.“ KA-<br />

DOMO sieht sich hier in der Beratungspflicht,<br />

will auch dem Betroffenen helfen, notwendige<br />

Voraussetzungen zu klären: Wie ist es z.B. um die<br />

körperlichen Fähigkeiten bestellt, etwa die Sitzstabilität<br />

oder die Greiffunktion. Dann gilt es einen<br />

Udo Späker und der<br />

Firmensitz in Monheim.<br />

Weg aufzuzeigen, um die gewünschte Mobilität zu<br />

erreichen. Wichtig ist es nun in alle Richtungen zu<br />

informieren und die verschiedenen technischen<br />

Möglichkeiten abzuwägen. Auch wenn das bedeutet,<br />

nicht jeden EURO aus dem Auftrag heraus<br />

zu holen, gilt: „Die beste Lösung ist meist nicht die<br />

teuerste“, betont Udo Späker. Auch Fragen nach<br />

einem evtl. Kostenträger z.B. bei Berufstätigen, evtl.<br />

aber auch bei regelmäßig gemeinnützig engagierten<br />

Kunden wollen geklärt werden, eine Rechtsberatung<br />

ist allerdings nicht zulässig. Gerade<br />

Menschen, die eigentlich nicht genug Geld für ein<br />

eigenes Auto haben, können Zuschüsse z.B. von<br />

Stiftungen helfen. KADOMO begreift sich als Firma<br />

mit sozialer Verantwortung, erläutert Späker.<br />

So gibt es auch für die wachsende Gruppe der<br />

Selbstzahler günstige Lösungen. Selbst Menschen<br />

mit ganz kleinem Geldbeutel soll Mobilität ermöglicht<br />

werden, z.B. mit günstigen, einfach aber gut<br />

und sinnvoll konstruierten Handbedienungen<br />

für Gas und Bremse. Udo Späker nennt ein Beispiel:<br />

Ein <strong>Paraplegiker</strong> wollte die Handbedienung<br />

aus seinem alten Auto mitnehmen, hatte bereits<br />

ablehnende Antworten von anderen Anbietern<br />

bekommen. Mit etwas Geschick und geringen<br />

Modifikationen war der Umbau letztlich doch kostengünstig<br />

realisierbar.


„Klarheit und Transparenz“<br />

So lautet das Prinzip der „Mobilitätsmanufaktur“, wie sich KA-<br />

DOMO auch nennt. Eine großzügige Verglasung zur Werkstatt<br />

hin symbolisiert diesen Anspruch. Bescheidenheit gehört<br />

auch zum Stil, man will nicht der Größte sein, nicht überall der<br />

Beste, sondern ein zuverlässiger Partner, wo man gern wieder<br />

hingeht. Zusammenarbeit mit allen Anbietern von Umrüstlösungen,<br />

auch Mitbewerbern, sowie die Verwendung von gebrauchten<br />

Teilen ist die Voraussetzung für optimale Flexibilität.<br />

So lassen sich Gesamtlösungen zusammenstellen, die für den<br />

Kunden die besten sind. Oft entsteht dabei eine familiäre Verbindung,<br />

Nähe erleichtert die Kommunikation. Es ist schließlich<br />

von Vorteil, wenn man dem Autoumrüster nicht erst erklären<br />

muss, dass z.B. eine auf den ersten Blick nicht sichtbar verdrehte<br />

Wirbelsäule ein Spezial-Polster erfordert.<br />

Stolz ist man bei KADOMO auf einige Spezialumrüstungen. So<br />

wurde in einem Opel-Insignia-Kofferraum ein elektrisch heraus<br />

fahrbarer Boden mit einem Kran für einen „Minitrac“ konstruiert<br />

und installiert. Eine andere Besonderheit ist die Auswahl von<br />

fünf kompakten Elektrorollstühlen, mit denen Tetraplegiker direkt<br />

hinters Lenkrad fahren können, um ihr Fahrzeug selbst zu<br />

steuern. Ein weiteres Beispiel ist der Kleinbus für eine Mutter mit<br />

zwei querschnittgelähmten Kindern: Zwei Sitze links und rechts<br />

schwenken aus dem Fahrzeug und bewegen sich elektrisch auf<br />

und ab, damit sie die beiden nicht ständig selbst heben muss.<br />

Inzwischen ist KADOMO auch Hersteller. Ganze 10 Produkte<br />

gibt es ohne Zwischenhandel direkt beim Produzenten – kostengünstig<br />

für Endkunden und ohne Verzicht auf Qualität. Zwei<br />

Neuheiten zum Thema Fahrzeugumrüstung zeigt KADOMO<br />

übrigens auf der diesjährigen Rehacare in Düsseldorf.<br />

Als Lob empfindet die Firma auch die Zertifizierungen, z.B.<br />

„ISO 9001.2008“ durch den TÜV Nord. Dafür müssen strenge<br />

Anforderungen erfüllt werden, etwa reproduzierbare Prozesse,<br />

stetige Verbesserung, Dokumentation, Kundenbefragungen,<br />

Entwicklungen. Auch die Qualitätsanforderungen des französischen<br />

Herstellers „Agrément Carrossier Renault“ wurden<br />

erfüllt. Zu guter Letzt wurden die Monheimer jetzt auch noch<br />

„Qualified Partner Van Mercedes-Benz“.<br />

Kontakt:<br />

Mobilitätsmanufaktur KADOMO GmbH<br />

Am Kieswerk 2<br />

40789 Monheim am Rhein<br />

tel 0 21 73-20 44 600<br />

eMail: u.spaeker@kadomo.de<br />

www.kadomo.de<br />

Text: Peter Mand<br />

Fotos: KADOMO<br />

28.<br />

Auf der REHACARE<br />

in Düsseldorf ist der<br />

HUMANIS-Verlag<br />

in Halle 3, auf dem<br />

Stand C29, vertreten.<br />

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Postfach 1010 06<br />

40001 Düsseldorf<br />

Germany<br />

Tel. +49(0)211/45 60-01<br />

Fax +49(0)211/45 60-6 68<br />

www.messe-duesseldorf.de


markt<br />

46<br />

Selbstkatheterismus<br />

und Kondomurinale<br />

„<br />

Neurogene Blase“ – hinter diesem Begriff verbergen<br />

sich je nach Höhe des Querschnitts und der betroffenen<br />

Nervenregionen sehr unterschiedliche Auswirkungen.<br />

Entscheidend sind jeweils der Muskeltonus<br />

des Detrusors und des Schließmuskels, also die Spannungszustände<br />

der Muskeln, die für das Wasserlassen<br />

beziehungsweise das Halten des Harns in der Blase zuständig<br />

sind. Häufig ist der Tonus des Schließmuskels<br />

erhöht und kann nicht willkürlich gesteuert werden,<br />

sodass die Blase nicht entleert werden kann. Der Betroffene<br />

ist dann zwar kontinent, aber auf den Intermittierenden<br />

Selbstkatheterismus (ISK) angewiesen.<br />

Ist jedoch der Schließmuskel nicht intakt oder der Tonus<br />

dauerhaft zu gering, kommt es zu unwillkürlichem,<br />

nicht steuerbaren Urinverlust. Bei gleichzeitig niedrigem<br />

Blasentonus oder anderen Defekten des Blasenmuskels<br />

verbleibt Restharn in der Blase, dass heißt, der<br />

Urin tröpfelt kontinuierlich, die Blase entleert sich aber<br />

nie vollständig. Der Leidensdruck für die Betroffenen<br />

Unterwegs mit 1 PS<br />

PARAPLEGIKER 3/10<br />

Ein zusätzliches Angebot für behinderte Menschen,<br />

ihren Bewegungsradius auszuweiten, wurde am Tag<br />

der offenen Tür bei der Firma Mobilcenter Zawatzky am<br />

3. Juli vorgestellt. Auch bei solchen Vorführungen zeigt<br />

sich das beeindruckende Engagement dieser Firma für<br />

behinderte Menschen.<br />

ist groß, auch wegen eines deutlich erhöhten Risikos für<br />

Harnwegsinfektionen.<br />

Für die Verringerung dieser Gefahr, für mehr Sicherheit<br />

im Alltag und zumindest den teilweisen Verzicht auf<br />

oft als unangenehm erlebte aufsaugende Inkontinenzmaterialien<br />

besteht für Männer die Möglichkeit, Kondomurinale<br />

anzuwenden, die Harnverlust sicher und<br />

diskret auffangen. Zusätzlich sollte bei diagnostiziertem<br />

Restharn die vollständige Blasenentleerung mittels ISK<br />

herbeigeführt werden, um die Keimbelastung zu reduzieren.<br />

Wird das Katheterisieren mit dem Wechsel des<br />

Urinalkondoms verbunden, verleiht das Kondomurinal<br />

den ganzen Tag Sicherheit. Einfach und sicher in der Anwendung<br />

sind selbstklebende Silikon-Kondom-Urinale,<br />

die mit unterschiedlich langen Klebeflächen erhältlich<br />

sind.<br />

Weitere Informationen zum Thema unter<br />

www.uromed.de.<br />

Wie immer bei sommerlichem Wetter kamen trotz großer<br />

Hitze viele Besucher, um die neuesten Entwicklungen<br />

der Firma zu bestaunen. Nicht immer sind es ganz große<br />

Neuigkeiten für den Markt – manchmal sind aber auch<br />

schon „kleinere“ Ideen überzeugend. So wurde eine<br />

neue Ausflugsmöglichkeit vorgestellt: ein Planwagen<br />

mit der unerlässlichen Rampe für Rollstuhlfahrer. Nichts<br />

ist erholsamer als sich langsam durch die Gegend zu<br />

bewegen, mit 1 oder auch 2 PS. Die Menschen, die an<br />

diesem Tag schon mal eine Probefahrt machten, waren<br />

von dieser Idee begeistert. Vorgestellt wurde diese ungewöhnliche<br />

Möglichkeit des Gefahrenwerdens von<br />

der Pflege- und Therapieeinrichtung „Residenz – Leben<br />

im Wald“ aus 64689 Grasellenbach.<br />

Ein großes Interesse der Besucher bestand – wie immer<br />

– an der firmeneigenen Fahrschule, die spezialisiert ist<br />

auf die Fahrausbildung körperbehinderter Menschen in<br />

Fahrzeugen, die zu diesem Zweck extra in der eigenen<br />

Werkstatt umgerüstet werden. Die Gäste des Hauses<br />

verließen das Firmengelände mit vielen neuen Eindrücken<br />

und waren den Mitarbeitern des Hauses dankbar,<br />

dass diese auf ihr Recht auf „hitzefrei“ verzichtet hatten.<br />

Kontakt: Mobilcenter Zawatzky GmbH,<br />

Bemannsbruch 2–4, 74909 Meckesheim.


Neue Wege zum Schwenklift<br />

Aufgrund der Sparpolitik im Gesundheitswesen<br />

wird es immer schwieriger, die geeignete Hilfe zum<br />

Ausgleich von körperlichen Behinderungen durch die<br />

Kostenträger genehmigt zu bekommen. Oft monatelange<br />

Genehmigungsverfahren, Begutachtungen und<br />

Gerichtsverfahren häufen sich. Was bei den Betroffenen<br />

bleibt, ist der Wunsch, das Hilfsmittel zu erhalten, das<br />

sich als das geeignetste erwiesen hat, denn oft wird nur<br />

eine günstigere Alternativlösung genehmigt, die nicht<br />

den gewünschten Ausgleich der Behinderung bietet.<br />

Die Firma TRUSS Innova Trading GmbH bietet jetzt<br />

eine Alternative. Bei Ablehnung der Kostenübernahme<br />

durch den Kostenträger kann man dort den Schwenklift<br />

einfach finanzieren oder auch mieten. Individuell<br />

auf den Kunden zugeschnittene Finanzierungs- und<br />

Mietlösungen lassen hier bereits ab 40 € monatlich den<br />

Schwenklift im eigenen Badezimmer Realität werden.<br />

Alle Modelle können in Details an die vorhandenen Badezimmer<br />

angepasst und verändert werden und sind<br />

somit bei allen gängigen Wannenformen einsetzbar.<br />

Der Schwenklift wird bei der Firma TRUSS Innova Tra-<br />

ding in Kassel als langlebiges Kleinserienprodukt aus<br />

Edelstahl und Aluminium hergestellt. Die Lifte werden<br />

mit dem Wasserdruck des Hauswasseranschlusses betrieben.<br />

Lediglich ein 6-Volt-Akku zur Steuerung des<br />

Liftes wird benötigt. Der Schwenklift trägt die CE-Kennzeichnung<br />

und ist TÜV-geprüft.<br />

Infos unter tel 05 61-807 55 55, www.schwenklift.net<br />

oder eMail: info@schwenklift.net.<br />

Fahrzeugumrüstungen aus Fulda<br />

Die in Künzell bei Fulda ansässige Firma CARPOINT besteht<br />

bereits seit 1998 und wurde als Kfz- Meisterwerkstatt<br />

von dem Inhaber Matthias Rausch geführt. 2008<br />

wurde die Firma durch das „mobilzentrum“ erweitert<br />

und erhielt Verstärkung durch Verena Wiegand, die bereits<br />

durch ihre langjährige Mitarbeit bei dem Vertrieb<br />

der EDAG Rollstuhl-Ladehilfe eigene Erfahrungen mit<br />

einbringen konnte.<br />

Von der Einstiegshilfe bis hin zur Umrüstung von Gas<br />

und Bremse wird ein großer Bereich der Umrüstungsmöglichkeiten<br />

von Fahrzeugen abgedeckt. Durch etablierte<br />

Partner wie EDAG, VEIGEL, Petri & Lehr, Autoadapt,<br />

etc. gibt es ein weit gefächertes Angebot an Hilfen. Ein<br />

Schwerpunkt liegt auf der individuellen Anpassung der<br />

Rollstuhl-Ladehilfen der Firma EDAG. In enger Zusammenarbeit<br />

sind hier schon erfolgreiche Umrüstungen<br />

z.B. für MERCEDES E-Klasse, FORD Galaxy, SKODA Superb<br />

Kombi, etc. entstanden. Die aufwendigen Arbeiten<br />

nehmen ca. fünf bis sechs Wochen in Anspruch, um<br />

dem Kunden eine qualitativ hochwertige Lösung zu<br />

präsentieren.<br />

Ein enger Kontakt zum Kunden, vorherige Besuche und<br />

Gespräche sind wichtig, da immer eine individuelle Lösung<br />

gefunden werden muss. So bietet das CARPOINT<br />

mobilzentrum auch an, die Kunden mit einem entsprechenden<br />

Vorführfahrzeug zu einer kostenlosen Beratung<br />

zu Hause zu besuchen. In diesem Jahr wird CARPOINT<br />

mobilzentrum auch auf der RehaCare in Düsseldorf mit<br />

einem Stand vertreten<br />

sein, in Halle 6,<br />

Stand 6G78.<br />

Kontakt: CARPOINT<br />

mobilzentrum GbR<br />

Schulstraße 37<br />

36093 Künzell<br />

tel 06 61-96 21 09 05<br />

eMail:<br />

service@carpoint<br />

-mobilzentrum.de<br />

www.carpoint-mobil<br />

zentrum.de<br />

markt<br />

PARAPLEGIKER 3/10 47


markt<br />

48<br />

Den Darm zu spülen und den Einmalkatheterismus<br />

richtig anwenden ist kein Ding der Unmöglichkeit. Seit<br />

1998 bietet die Firma Incocare Gunhild Vieler GmbH<br />

Kontinenzseminare an. Zuerst wurde nur das Blasenproblem<br />

behandelt. Inzwischen werden auch Fünf-<br />

Tage-Seminare zur Darmspülung angeboten.<br />

Viele glückliche Gesichter verlassen am Ende das Seminar.<br />

Die Teilnehmer berichten von einem leichteren<br />

Körpergefühl und sind stolz, die Handhabung der Darmentleerung<br />

selber anwenden zu können. Bei den Seminaren<br />

sind erfahrene Krankenschwestern und -Pfleger<br />

sowie „Co-Trainer“, die selbst im Rollstuhl sitzen und ihre<br />

persönlichen Erfahrungen weitergeben. Psychologische<br />

Beratung steht bei Bedarf auch zur Verfügung.<br />

Ein ausgefeiltes Freizeitprogramm steht ebenfalls zur<br />

Verfügung. Fachvorträge rund um das Thema Blasen-<br />

und Darmmanagement, aber auch Sexualität und Ernährung<br />

werden ausführlich behandelt. Meistens finden<br />

die Seminare in der Begegnungsstätte in Wartaweil am<br />

schönen Ammersee in Bayern statt.<br />

Kontakt: www.incocare.de<br />

Rundum-Service bei F. Sodermanns<br />

Automobile<br />

PARAPLEGIKER 3/10<br />

Seminare<br />

für Kontinenz<br />

Die behindertengerechte Autowerkstatt in Wassenberg<br />

bietet Umbauten nicht nur für Selbstfahrer, sondern auch<br />

für Beifahrer und Familien mit behinderten Kindern. Am<br />

Anfang jeder Umbaumaßnahme steht dabei das ausführliche<br />

persönliche Beratungsgespräch, in dem die Art der<br />

Behinderung genau erörtert wird. Darauf erfolgen Planung,<br />

Organisation und natürlich die Kostenvoranschläge<br />

für den Kostenträger.<br />

Als begleitende Serviceleistung werden die für den Kunden<br />

anfallenden Fahrten organisiert und ggf. ein Leihfahrzeug<br />

zur Verfügung gestellt. Evtl. notwendige Langzeitaufenthalte,<br />

z.B. für Fahrschulausbildungen, werden ebenfalls<br />

durch das Autohaus organisiert. Für einen angenehmen<br />

Aufenthalt sorgt dabei u.a. ein nahegelegenes barrierefreies<br />

Hotel. Selbstverständlich werden auch und gerade<br />

während der Umrüstugen die Kunden mit einbezogen. In<br />

den entsprechend ausgebauten Betriebsräumen gibt es<br />

die Möglichkeit, sich auch mal auszuruhen.<br />

Die Betreuung hört aber mit dem Zeitpunkt der Fahrzeugübergabe<br />

nicht auf. Vor allem Neubetroffene stehen oftmals<br />

vor großen Herausforderungen. Sie erfordern auch<br />

in Bezug auf die Mobilität mit dem Auto ein gehöriges<br />

Maß an Anpassungsfähigkeit. Frank Sodermanns über<br />

seine Kunden: „Ihr Auftrag an uns soll für sie ein Erlebnis<br />

werden, welches weit über das Maß einer üblichen Fachwerkstatt<br />

hinausgeht.“ Um das zu gewährleisten, haben<br />

der Geschäftsführer und seine Mitarbeiter eine Weiterbildung<br />

bezüglich der Krankheitsbilder und der technischen<br />

Umbauten für bewegungseingeschränkte Menschen absolviert.<br />

Leistungsspektrum im Überblick: Fahrschulfahrzeuge,<br />

verschiedene Rollstühle, Handbikes, Beratung und Verkauf<br />

von Hilfsmitteln, Fahrproben, Bedarfsanalyse, Bewegungsanalyse,<br />

Kräftemessungen, Krane, Lifte, Hebevorrichtungen<br />

für Rollstühle, Scooter, Rollatoren, Handgeräte<br />

für Gas / Bremse, Linksgas, Haltegriffe, Rampen, Schienen,<br />

Umsetzhilfen, Heckeinstiege, orthopädische Sitze,<br />

Umbauten für liegende Personen, elektronisch-digitale<br />

Bedienelemente, umgebaute verfügbare Fahrzeuge, umgebaute<br />

Mietwagen, auf Wunsch bei längerem Aufenthalt<br />

24h Betreuung mit Pflegepersonal, jede Art von PKW Umbau<br />

für Menschen mit Behinderung.<br />

Kontakt: F. Sodermanns Automobile GmbH<br />

Heinsberger Straße 18<br />

(ab November Auf dem Taubenkamp 12)<br />

41849 Wassenberg • tel 0 24 32-2 01 04<br />

eMail: info@autohaus-sodermanns.de<br />

www.handicapfahrzeuge.eu.


Multiple Sklerose und native Kost<br />

Die Medizin tappt im Dunkeln, was die Entstehung der<br />

Multiplen Sklerose (MS) betrifft. In den Vordergrund rückt<br />

derzeit die Infektionshypothese (Viren). Die weltweit rd.<br />

2,5 Millionen Erkrankungen verteilen sich sehr ungleich<br />

auf der Erde. Die große Zahl der Erkrankten massiert sich<br />

in den lichtarmen Bereichen in der Nähe der Pole der Erde,<br />

während die Krankheit in den sonnigen Regionen der Erde<br />

weit seltener auftritt. Allein dieser Umstand lässt darauf<br />

schließen, dass eine nicht ausreichende Immunantwort<br />

des Körpers ursächlich für die Entstehung und den Fortbestand<br />

der Krankheit sein sollte. Die Vitamin D-Forschung<br />

hat sicher gestellt, dass das von den UVB-Strahlen der<br />

Sonne gebildete Vitamin D3 sich in den Schleimhäuten<br />

des Körpers verbreitet und Bakterien wie Viren zugleich<br />

abwehrt. Ganz sicher ist, dass man in Kenntnis dieser Umstände<br />

jedem MS-Patienten dazu raten kann, sich regelmäßig<br />

der Sonne auszusetzen und im Winter ruhig eine<br />

Sonnenbank zu nutzen. Man muss bei der Sonnenbank<br />

aber sicherstellen, dass sie mehr UVB- als UVA-Strahlen<br />

emittiert.<br />

Die bei der MS festzustellenden Entmarkungsherde treten<br />

im gesamten zentralnervösen System (ZNS) auf. Sie führen<br />

zu mannigfaltigen Funktionsstörungen, die man sonst als<br />

Folgen einer zentralnervösen Unterversorgung mit dem<br />

Schlüsselhormon Serotonin sieht, nämlich Schmerzzustände,<br />

schnelle psychische und physische Ermüdbarkeit<br />

(Fatigue-Syndrom), Burnout und schwere depressive Störungen.<br />

Native Kost nenne ich eine im Kern nicht hitzebehandelte,<br />

rohe getrocknete und fein gemahlene Pflanzenkost<br />

mit einem nicht zu geringen Proteinanteil. Im Verfolg des<br />

von mir entdeckten und so genannten Aminas-Prinzips<br />

löst diese in Flüssigkeit gut dispergierte Nahrung, die den<br />

Magen nur durchläuft und vom Magenpförtner ohne Verzug<br />

in den Dünndarm eingelassen wird, dort auf den weiten<br />

Verdauungsflächen ein über das parasympathische<br />

Nervensystem ans Esskontrollzentrum im Hypothalamus<br />

geleitetes starkes Verdauungssignal aus, das eine Chemotaxis<br />

nach den Bausteinen für Serotonin in seiner Funktion<br />

als Esskontrollhormon auslöst. Da die native Kost bewusst<br />

auf den leeren Magen konsumiert wird, im Blut folglich zu<br />

dieser Zeit wenige Energieträger befindlich sind, werden<br />

sehr bald nach dem Verzehr dieser Nahrung alle aus ihr<br />

stammenden Kohlenhydrate und dann auch die angekommenen<br />

Aminosäuren in den Verbrennungskammern<br />

(Mitochondrien) der Zellen unseres Körpers in unsere Körperenergie<br />

Adenosintriphoshat (ATP) umgewandelt. Eine<br />

Aminosäure passt indes nicht auf das Aufnahmemuster<br />

der Körperzellen. Es ist die essenzielle Aminosäure L-Tryp-<br />

tophan, der Hauptbaustein für den Aufbau von Serotonin.<br />

Da alle um die Transportwege durch die Blut-Hirn-Schranke<br />

sonst mit L-Tryptophan konkurrierenden Aminosäuren<br />

in dieser Zeit aus dem Feld geschlagen sind, kann L-Tryptophan<br />

leicht in die Nährlösung des Gehirns eindringen.<br />

Der Verzehr nativer Kost auf den leeren Magen verbessert<br />

zugleich die Immunantwort des Körpers, weil diese rohe<br />

Nahrung mit nicht denaturierten Proteinen und voll funktionsfähigen<br />

Nahrungsenzymen die reiche Darmflora des<br />

Dünndarms besser als herkömmliche Nahrung mit<br />

Aminosäuren und Vitaminen versorgt. Native<br />

Kost überflutet den ganzen Dünndarm bis<br />

tief in den Krummdarm hinein, wo der<br />

Hauptteil der Trillionen von Darmbakterien<br />

lebt. Diese Darmbakterien sind verantwortlich<br />

für 80 % der Immunantwort des<br />

Körpers. Hitzebehandelte Nahrung ist<br />

in ihren Proteinen denaturiert und wird<br />

von den Enzymen schlecht oder gar nicht<br />

gespalten. Was vom Nahrungsbrei aus<br />

„normaler“ Nahrung, der nur im Takt einiger<br />

Minuten in kleinen Portiönchen den Magenpförtner<br />

in den Dünndarm eingelassen wird, überhaupt<br />

aufschließbar ist, wird bereits auf dem ersten Meter des<br />

bis zu sechs Meter langen Dünndarms verstoffwechselt.<br />

Der Darmflora fehlen daher die von ihr dringend zum<br />

eigenen Aufbau und zur Herstellung der IgA-Antikörper<br />

dringend benötigten Aminosäuren. Ähnlich wie Vitamin<br />

D3 wandern auch die von der Darmflora erzeugten Antikörper<br />

durch den ganzen Körper in alle unsere Schleimhäute<br />

und wehren dort alle Angriffe von Viren, Bakterien<br />

und Pilzen ab.<br />

Sollte sich wider Erwarten kein direkter Vorteil in der Bekämpfung<br />

der MS durch die native Kost ergeben, sind<br />

die Verbesserungen in der Versorgung der Zellen des<br />

Körpers und der Begünstigung der Darmflora aber allgemein<br />

sicherlich sehr hilfreich. Ganz wichtig ist zudem die<br />

verbesserte Verfügung über den unverzichtbaren Neurotransmitter<br />

Serotonin, der nicht ohne Grund auch das<br />

„Wohlfühlhormon“ genannt wird.<br />

Text: Rolf Ehlers<br />

Kontakt: AMINAS® GmbH<br />

Adolf-Menzel-Str. 8<br />

40699 Erkrath<br />

tel 02 11-520 38 10<br />

eMail: be@aminas.de<br />

www.aminas.de.<br />

markt<br />

Native<br />

Kost überflutet<br />

den ganzen<br />

Dünndarm bis<br />

tief in den Krummdarm<br />

hinein, wo<br />

der Hauptteil der<br />

Trillionen von<br />

Darmbakterien<br />

lebt.<br />

PARAPLEGIKER 3/10 49


hilfsmittel<br />

Transfer mit einem Rutschbrett:<br />

„Hebst du noch oder bewegst du schon“<br />

Man soll ja nicht zu viel aus der Schule plaudern, aber als junger Rollstuhlfahrer vor mehr<br />

als drei Jahrzehnten bin ich immer mit dem Taxi gefahren. Und obwohl noch jugendlich rank<br />

und schlank, fiel mir der Transfer vom Rolli auf den Beifahrersitz anfangs sehr schwer. Dabei<br />

half mir ein Rutschbrett aus Holz, in der Reha selbst gesägt, -zigmal geschliffen und lackiert.<br />

50<br />

PARAPLEGIKER 3/10<br />

Simone Wolter, gelernte Altenpflegerin und<br />

Leiterin des Referats „Homecare und Pflege“ bei<br />

Etac in Marl kommt mit der modernen Version<br />

des alten Hilfsmittels bei mir vorbei. Sie gibt in<br />

Schulungen regelmäßig an Angehörige und<br />

Pflegepersonal weiter, was sie weiß: Falsche Belastungen<br />

der Wirbelsäule durch richtige Hal-<br />

tung zu vermeiden, Beine nicht durchdrücken.<br />

Und eben, wie die Überschrift schon sagt…<br />

Was rutscht muss man nicht heben. Und rutschen<br />

kann man auf dem „Butterfly“ (Schmetterling) von<br />

Etac und zwar so gut, dass man achtgeben muss,<br />

sich nicht blitzartig übers anvisierte Ziel hinauszubewegen.<br />

Das macht die waschbare und desinfizierbare<br />

Nylonauflage (beim Testmodell gefaltet<br />

etwa 33 x 50 cm), auch Gleitflügel genannt,<br />

die, unter dem Rand des Gesäßes platziert, auch<br />

schwerere Menschen beweglich macht. Sie verhindert<br />

beim unbekleideten Transfer in Bad und<br />

Bett wegen der entscheidenden Verringerung<br />

von Reibung nebenbei auch Hautschäden.<br />

An einen Schmetterling erinnert auch die Form<br />

des leicht gebogenen Glasfaserbrettes mit seinen<br />

Aussparungen für Rollstuhlräder. Dadurch kann<br />

man von einem Rolli auf den anderen wechseln,<br />

aber ebenso aufs Sofa oder die Toilette. Auch<br />

leichte Höhenunterschiede, sogar Steigungen<br />

lassen sich mit dem Brett überwinden. Nicht ganz<br />

einfach ist es dabei immer, wenn man sich aus<br />

einem Luftkissen erheben soll. Weniger geeignet<br />

ist die Butterfly-Form für das Übersetzen ins Auto,<br />

da ist ein schmaleres Modell sinnvoller.<br />

An die Belastungsgrenze des Brettes wird man<br />

meist nicht stoßen, eine Vierteltonne wiegen<br />

doch die wenigsten… Doch Simone Wolter warnt:<br />

Man muss das Gewicht im Notfall auch händeln<br />

können. Wer beim Transfer assistiert sollte auch<br />

darauf achten, dass der Schwung nicht beide aus<br />

der Kurve trägt. Und wo wir schon mal bei den<br />

Warnungen sind: Der Rollstuhl sollte sicher stehen,<br />

bei luftdruckabhängigen Bremsen sollten<br />

die Reifen nicht den Schlappmann machen.<br />

Die Etac-Frau kennt ihre Pappenheimer: „Die<br />

meisten wollen Hilfsmittel direkt perfekt anwenden.“<br />

Natürlich falsch, auch Schuhe muss<br />

man schließlich erst einlaufen (hm, der Vergleich<br />

hinkt, oder…). Also: Erst mal ausprobieren, wie<br />

viel Schwung gut tut und dann langsam steigern.<br />

Nutzer/in und ggf. Assi sollen sich sicher fühlen.<br />

Da ist Ideologie nur hinderlich. Im Zweifelsfall<br />

dürfen die Füße auf dem Boden stehen oder auf<br />

dem Bett liegen, wenn das beim Transfer Sicherheit<br />

vermittelt. In ihren Schulungen hat es Simone<br />

Wolter meist mit der Zielgruppe Pflegekräfte<br />

für ältere Patienten zu tun. Das schließt natürlich<br />

den Fall des allein übersetzenden körperbehinderten<br />

Menschen nicht aus. Aus eigener Anschauung<br />

kann ich jetzt sagen: Es funktioniert.<br />

Ich brauche es noch nicht, aber immerhin – gut<br />

zu wissen, dass man weiter nachlassende Kräfte<br />

auch mit so einem, im Prinzip simplen, aber genial<br />

durchgestalteten Hilfsmittel noch ausgleichen<br />

kann. Denn nicht nur mir ist eben lebenswichtig,<br />

so viel und so lange wie möglich Unabhängigkeit<br />

und Selbstständigkeit zu bewahren.<br />

www.etac.de<br />

Text: Peter Mand<br />

Foto: Etac


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Die Schmicking Reha-Technik GmbH ist ein innovatives Unternehmen<br />

im Reha Bereich. Wir suchen für die Vergrößerung unseres Teams einen<br />

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Spaß zu haben. Auch ich bin im Rollstuhl, 50, aber noch sehr lebhaft<br />

und lustig. eMail: INSEL1990@gmx.de.<br />

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Toyota Corolla<br />

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kleinanzeigen<br />

Automatik, 3 türig, rot, Bj. 1999, TÜV 2012, ca. 120 000 km, Gasring/<br />

Bremshebel re. (Guidosimplex), Pedale umklappb. (auch f. Fußgänger<br />

nutzbar), elektr. verstellb. Recaro Fahrersitz, elektr. FH, Funk-ZV.,<br />

Standheizg., umfangr. Hagelschaden 2008, kein Rost, Radio, Bremsen<br />

Mai <strong>2010</strong> kompl. neu (Wert 550 €), VB 2 000 €, tel 01 72-2 50 22 26,<br />

eMail: gmitzner@googlemail.com.<br />

Passat<br />

VW-Passat GL Kombi, Tornadorot, 90 PS, 14 000 km, behindertenger.<br />

f. Selbstfahrer, Automatik, Handbedienung, Verladehilfe EDAG, 8-fach<br />

bereift, Garagenfzg., 1. Hd., KD-gepflegt, Standort Bodensee. VB 6 400<br />

€ (Verladehilfe u. Handbedienung können extra verkauft werden).<br />

tel 0 77 71-38 55, fax: -873 99 76.<br />

Mercedes Benz C 180<br />

Bj.1996, 129 000 km, 90 KW, Automatik, silber, Schiebedach, behindertengerecht<br />

(HAAG-Umbau), Lenkraddrehknopf, Handgas/Bremshebel.<br />

3 200 € VHB, tel 0 62 42-68 07.<br />

Chrysler<br />

Grand Voyager 2,4 SE EZ 03/02 144 PS, Automatik ca. 85 000km,<br />

Werkstatt-gepflegt, Radio/CD-MC, Klimaanlage, Standheizung, Servolenkung,<br />

Außenspiegel elektr., Zentralver. m. Fernbedienung, ABS,<br />

behindertengerechter Fahrzeugumbau/Beifahrer Braun-Zawatzky<br />

Entervan mit 20 cm tiefer gesetztem, ebenem Fahrzeugboden, elektr.<br />

seitliche Rampe u. Schiebetür, Rollstuhlverriegelung Beifahrerseite.<br />

Preis VB 20 000 €, tel 0 26 02-95 95 01.<br />

Ford<br />

Fiesta Futura 1.4, Handbedieng. Gas- u. Bremse re. Veigel/Bruhns,<br />

Lenkraddrehknopf, Automatik (Durashift), 3-türig, Standheizg. mit<br />

Funkfernbedienung. Kann ohne Probleme auch von nicht behinderten<br />

Personen gefahren werden. EZ 07/05, 70 000 km, 59 KW/80 PS,<br />

Benziner Euro 4, 1,4 l, Klima, Servo, ABS, coloradorot, sehr guter Zustand,<br />

1. Hd., Nichtraucher, unfallfrei, inkl. Winterräder.<br />

Preis: 7 650 € VB. eMail: fiesta.paraplegiker@aarchus.de<br />

Opel Vectra Caravan<br />

Jahreswagen für Aktivfahrer, EZ 06/09, km 11 500, Diesel, Automatik,<br />

110 kw/150 PS, Lenkrad u. Fahrersitz höhenverstellbar, Klimaautomatik,<br />

Tempomat, Navi CD 70, Sitzheizung vorn. Exzellentes Langstreckenauto,<br />

viel Platz. Preis 26 620 € (inkl. 3 870 € Umbau Zawatzky: Kofferraumklappenzug,<br />

Handgas re. mit Fernbedienung f. Blinker, Hupe<br />

u. Fernlicht). tel 01 77-5 34 62 16.<br />

Wir trauern um Stefan Berninger<br />

Er war unter anderem federführend verantwortlich für die Erstellung<br />

des 1. Heidelberger Stadtführers für Menschen mit Behinderungen<br />

und treibende Kraft der laufenden Neuauflage.<br />

Seinen Lebensmut und seinen Einsatz für die Rechte von Menschen<br />

mit Behinderungen werden wir nicht vergessen.<br />

Am 28. Juni <strong>2010</strong> ist er verstorben.<br />

Heidelberg, im Juli <strong>2010</strong>, bmb – Beirat von Menschen mit Behinderungen<br />

der Stadt Heidelberg<br />

Private Kleinanzeigen u. Stellenanzeigen für Behinderte sind kostenlos, bitte<br />

als eMail an Peter.Mand@t-online.de, nur wenn nicht anders möglich als<br />

(lesbares!) Fax an 0 21 51-62 17 004. Abdruck vorbehalten, ohne Gewähr.<br />

Beim Verkauf von Hilfsmitteln muss der Verkäufer auch der Eigentümer sein.<br />

PARAPLEGIKER 3/10 51


technik<br />

Anzeige<br />

„Shark S“ von SOPUR:<br />

Ein Bike<br />

das süchtig<br />

macht<br />

RL-50 Deckenlift<br />

mit Rollstuhlaufhängung<br />

Bundesweiter Vertrieb und Service: 02 34 – 91 600 50<br />

Dank der speziell entwickelten Fahrschiene bleibt ihre Treppe in ganzer Breite frei. Der<br />

Einbau kann in Mehrfamilienhäusern, engen Treppenhäusern, über mehrere Etagen<br />

erfolgen. Haltestellen sind frei wählbar. Die Bedienung erfolgt auch bei eingeschränkter<br />

Mobilität durch den Benutzer oder Begleitperson. Fernsteuerbar ohne Kabelmontage.<br />

HÖGG Liftsysteme<br />

Hattinger Straße 712 a<br />

44879 Bochum<br />

sales@hoegglift.de www.hoegglift.de<br />

Süchtig:<br />

Autor auf Probefahrt<br />

mit dem Shark S.<br />

Schon Ende der 1990er Jahren wurden<br />

handgetriebene Liegebikes von<br />

SOPUR gebaut, damals das<br />

„Spirit 470“. Zu Beginn dieses<br />

Jahrhunderts nahm dann ein<br />

Team von begeisterten Rolli-<br />

Radlern und Technikern das Thema wieder<br />

auf und entwickelte auf der Basis umfassender<br />

Erfahrungen ein Liegebike nach neuen materialtechnischen,<br />

ergonomischen und sportlichen<br />

Erkenntnissen. Es entstand ein Bike mit dem<br />

Markennamen „Shark“, also „Hai“. In der Produktion<br />

in Malsch bei Heidelberg bauen spezialisierte<br />

Techniker seit 2004 das Shark für den<br />

Weltmarkt von Sunrise Medical, dem Mutterunternehmen<br />

der deutschen SOPUR.<br />

Es<br />

gibt drei Grundtypen des Shark: Einmal das<br />

preisgünstige Basis-Modell, dann eins mit abnehmbarem<br />

Antriebsrad für besonders leichten Ein- und<br />

Ausstieg – das in dieser Form konkurrenzlos ist – und als<br />

Krönung das „Shark S“ genannte Sportbike.<br />

Das Shark S sieht wirklich sehr elegant aus. Der sehr verwindungssteife<br />

Rahmen besteht aus hochwertigem Aluminium,<br />

die Schweißnähte sind perfekt. Aber auch Teile wie die<br />

Antriebskette, die sehr dünnen Flachspeichen, die extrem<br />

leicht laufenden Naben der drei 26 Zoll messenden Laufräder,<br />

Schaltung und Bremsen sind hochwertige Markenprodukte.<br />

Dabei hat SOPUR den Vorteil, dass seine versierten<br />

Bikesport-Mitarbeiter - wie beispielsweise Errol Marklein,<br />

Jürgen Geider und Winfried „Winni“ Sigg - viel Erfahrung<br />

mit Rennbikes haben. Das SOPUR-Team ist national und international<br />

in vielen Rennen aktiv und erfolgreich.<br />

Der erste Einstieg von der beispielsweise 50-Zentimeter-<br />

Sitzhöhe des Rollstuhls auf die nur 20 Zentimeter niedrige<br />

Sitzhöhe des Shark S ist schwierig, wird aber nach einigen<br />

Wiederholungen einfacher. Eine gute Hilfe ist die Feststellbremse.<br />

Wenn man dann im vorher gut eingestellten Shark<br />

sitzt, fühlt man sich mit ausgestreckten und auf der Fußablage<br />

sicher liegenden Beinen gleich wohl. Wer vom Vorspannbike<br />

kommt und damit schon Bike-Erfahrung hat, ist<br />

begeistert von den Geschwindigkeiten, die mit dem Shark<br />

S möglich sind. Durch die vergleichsweise sehr geringe<br />

Stirnfläche ist der Luftwiderstand deutlich geringer, Gegenwind<br />

wird nicht mehr als so störend wahrgenommen.<br />

Dazu kommt, dass man durch die Abstützung des Rückens


die Kraft viel besser in Vortrieb umsetzen kann. Bei gleichem<br />

Krafteinsatz ist man mit dem Liegebike etwa 6 km/h<br />

schneller als mit dem Vorspannbike.<br />

Durch die starke Gewichtverlagerung auf das Antriebsrad<br />

gibt es bei extremen Anstiegen kein Durchdrehen des<br />

Antriebsrades und durch den sehr geringen Schwerpunkt<br />

– die Bodenfreiheit beträgt vorne nur zehn Zentimeter<br />

– sind sehr schnelle Abfahrten absolut sicher. Aus demselben<br />

Grund kann man auch Kurven schnell und sicher<br />

durchfahren. Besonders viel Spaß machte es dem Tester,<br />

sich mit sportlichen Radlern zu messen. Dabei waren Dau-<br />

Anzeige<br />

technik<br />

Formal schön und<br />

funktionale Extraklasse:<br />

Shark S von SOPUR.<br />

ergeschwindigkeiten von mehr als 25 km/h keine Seltenheit,<br />

das Hinterrad eines überholenden Triathleten wurde<br />

mal auf einer flachen Straße und leicht günstigem Wind<br />

mit GPS-aufgezeichneten 39 km/h erreicht und dann eine<br />

Weile gehalten. Durch solche Erlebnisse entstand fast ein<br />

Sucht-Gefühl, auf das der Freizeitsportler nicht mehr verzichten<br />

wollte. Er kaufte das Testbike…<br />

Problematisch bei Rennbikes ist der konstruktionsbedingte<br />

sehr große Wendekreis. Damit kann man zwar auch enge<br />

Kurven noch gut durchfahren, das Wenden beispielsweise<br />

auf schmalen Wegen ist nicht möglich. Man muss recht


technik<br />

Griffgünstig: Bremse und<br />

Schaltung, serienmäßig am<br />

rechten Kurbelgriff.<br />

Extrem leichtgängig: Filigran<br />

gespeichte Laufräder.<br />

Anzeige<br />

mühsam rangieren, rückwärts nur mit Hilfe der<br />

Hände auf der Fahrbahn, es ist halt ein Sportgerät.<br />

In der Standard-Ausführung sind beim Shark<br />

S Bremse und 3 x 9 GripShift-Schaltung am rechten<br />

Kurbelgriff angebracht. Bei einer Variante<br />

für Könner sind Bremse und Schalthebel so an<br />

der Vordergabel platziert, dass mit der Kurbelbewegung<br />

rauf und runter geschaltet werden<br />

kann, „Schlagschaltung“ nennt man das. Und<br />

Könner haben auch kein Problem damit, die<br />

Bremse schnell zu erreichen. Bei einer solchen<br />

Ausführung entfallen die vom Kurbelgriff ausgehenden,<br />

störenden und auch störanfälligen<br />

Bowdenzüge. Der Hebel für eine zweite (Feststell-)<br />

Bremse ist direkt neben dieser Bremse am<br />

Rahmen montiert.<br />

Auf der Basis von zwei verschiedenen Rahmenlängen<br />

und Breiten in 2-Zentimeter-Schritten<br />

von 36 bis 46 Zentimetern, gibt es beim Shark<br />

S sehr viele Möglichkeiten der individuellen Einstellung.<br />

So kann der höhenverstellbare Sitz in<br />

sieben Positionen nach vorn und hinten verstellt<br />

werden, die Rückenlehne ist stufenlos einstellbar<br />

und der Kurbelbereich ist in der Höhe dreifach<br />

verstellbar. Variabel bestellt werden kann auch<br />

die Länge der Handkurbeln und deren Abstand<br />

voneinander, also die Griffbreite. Dazu gibt es<br />

am Shark S sehr viele Möglichkeiten der An-<br />

Blasenfunktionsstörungen<br />

Patienten mit neurogen bedingten Blasenfunktionsstörungen für<br />

eine deutschlandweite Arzneimittel-Studie gesucht<br />

Patienten (18-70 Jahre) mit neurogen bedingten Blasenfunktionsstörungen<br />

(Detrusorhyperaktivität) können an einer Untersuchung mit einem Arzneimittel<br />

teilnehmen, das als Lösung direkt in die Harnblase oder als Tablette verabreicht<br />

wird. Das Arzneimittel bewirkt, dass Botenstoffe in den Nervenzellen<br />

gehemmt werden und die Aktivität der Blasenmuskulatur positiv beeinflusst<br />

wird (Anticholinergikum).<br />

Kontaktdaten:<br />

Interessierte Patienten erhalten weitere Informationen bei Mediconomics GmbH<br />

unter<br />

Telefon-Nummer: 0511 / 560 998 0 oder per E-Mail: info@mediconomics.com<br />

Ansprechpartner: Dr. Uwe Albrecht, Mediconomics GmbH, Misburger Str. 81 b, 30625 Hannover<br />

bringung von Zubehör wie beispielsweise Rückspiegel,<br />

Klingel, Tacho, Bremse, Schaltung oder<br />

GPS-Gerät. Neben den zwölf Standardfarben in<br />

vielen Ausführungs-Varianten können gegen<br />

Aufpreis auch Wunschfarben bestellt werden.<br />

Ohne Aufpreis gibt es die hochqualifizierte Pulverbeschichtung<br />

des gesamten Rahmens.<br />

Gegen Aufpreis gibt es auch bei den technischen<br />

Ausstattungen viele Extras. So können<br />

beispielsweise Hochflansch-Carbon-Felgen<br />

mit Leichtreifen aus dem Radrennsport, extrem<br />

leichte Bremsen und besonders leichtes<br />

Kleinzubehör wie Schalter und Schnellspanner<br />

von Spezialisten wie beispielsweise „DT swiss“<br />

montiert werden. Die drei Buchstaben „fmg“<br />

bedeuten „für mich gebaut“ und besagen, dass<br />

diese Variante speziell nach den Wünschen des<br />

Bestellers produziert worden ist.<br />

SOPUR-Produkte werden ausschließlich über<br />

den qualifizierten REHA-Fachhandel verkauft.<br />

Der durchaus angemessene Grundpreis für das<br />

Shark S in guter Ausstattung und einem Gewicht<br />

von unter 13 kg liegt bei 4 300 €. Das 14,5<br />

Kilo wiegende Basis-Shark-Modell bekommt<br />

man schon für gut 3 000 €. Der Freak und auch<br />

der Sportler benötigen sowohl ein Liege- als<br />

auch ein Vorspannbike. Denn das Vorspannbike<br />

hat gegenüber dem Liegebike den Vorteil, dass<br />

man es so benutzen kann wie ein Fußgänger<br />

sein Fahrrad: Man fährt irgendwo hin, spannt<br />

das Bike ab und rollt zu Besorgungen und Besuchen.<br />

Praktisch ist auch der sehr kleine Wendekreis.<br />

Durch Ankippen kann man sogar auf<br />

der Stelle wenden.<br />

Diese praktischen Möglichkeiten interessieren<br />

sportliche Rollis natürlich kaum. Sie wollen<br />

schnell sein, ihre Muskeln und Organe effektiv<br />

trainieren und eventuell auch Rennen fahren.<br />

Für diese Sportler ist das Shark S von SOPUR<br />

eine gute Entscheidung.<br />

Text: Hermann Sonderhüsken<br />

Fotos: Sonderhüsken, Katharina Jäger (1)<br />

Weitere Informationen bei:<br />

www.sopur.de – dann oben rechts<br />

ins Suchfeld „Shark“ eingeben.


Sparkassen-Finanzgruppe<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

* Jeweils Gesamtzahl bezogen auf die Sparkassen-Finanzgruppe.


technik<br />

„Damit Ihr Leben in<br />

Bewegung bleibt“. So<br />

wirbt Mercedes Benz<br />

um die Kundschaft mit<br />

Behinderung. Auch die<br />

Marke mit dem Stern<br />

macht der Klientel jetzt<br />

das Angebot, die hauseigenen<br />

Fahrzeuge auf<br />

Wunsch mit bedarfsgerecht<br />

angepassten<br />

Fahrhilfen ab Werk<br />

zu bestellen.<br />

56<br />

PARAPLEGIKER 3/10<br />

Mercedes Benz 180er C Blue EFFICIENCY:<br />

Mobilität mit Stern<br />

J<br />

eder Kunde hat seine eigenen Vorstellungen<br />

von Mobilität und Unabhängigkeit.<br />

Mercedes hat im Testfahrzeug, einem<br />

180 C Kompressor, Fahrhilfen der Firma Veigel<br />

verwendet, die sowohl im Design, aber<br />

auch in der Qualität der Anpassung, dem<br />

Anspruch der Marke entsprechen und den<br />

Ansprüchen der Kunden gerecht werden.<br />

Das Handgerät Veigel besticht ebenso durch<br />

hervorragende Funktionalität.<br />

„Einsteigen und losfahren – wir machen das<br />

für Sie selbstverständlich“ lautet der Werbeslogan<br />

von Mercedes Benz. Tatsache ist, dass<br />

der Autohersteller in seinen „More Mobility<br />

Centern“ eine große Auswahl an behindertengerechten<br />

Umbauten für Autos der A-, B-,<br />

C- und E-Klasse ab Werk anbietet.<br />

So bleibt dem Kunden die zeitintensive Umrüstung<br />

nach Auslieferung seines Wunschfahrzeuges<br />

erspart. Das Fahrzeug wird ab<br />

Werk mit den individuellen Wünschen des<br />

Käufers ausgerüstet. Dass die notwendigen<br />

Anpassungen vor Ort gemacht werden, wurde<br />

mir bei Abholung des Testwagens eindrucksvoll<br />

bewiesen. Herr Weiland von der<br />

Niederlassung Stuttgart war sofort zur Stelle<br />

und passte das Gaspedal meinen Wünschen<br />

an.<br />

Auf der Website von Mercedes sind unter der<br />

Rubrik „Fahrhilfen mit Stern“ sämtliche More<br />

Mobility Center aufgeführt. Wichtig: Mit der<br />

Umrüstung ab Werk bleibt die Fahrzeuggarantie<br />

in vollem Umfang erhalten, im Fall der<br />

Fälle hat man nur einen Ansprechpartner.<br />

So ausgestattet ging es mit dem 180er C Blue<br />

EFFICIENCY auf Probefahrt. Blue EFFICIENCY<br />

steht bei Mercedes Benz für „zukunftsweisende<br />

Effizienztechnologien“ sowie „innovative<br />

Maßnahmenpakete“ zur Optimierung<br />

von Kraftstoffverbrauch und Emissionen.<br />

Mercedes-Cockpit mit Veigel-Handbedienung<br />

und Lenkrad-Drehknopf.<br />

Gute Lösung<br />

für die Mercedes<br />

typische Fußfeststellbremse.


Bei dem C- Modell bedeutet das im Klartext:<br />

• ECO Start-Stopp-Funktion<br />

• Gewichtsoptimierungen<br />

• intelligentes Energiemanagement<br />

• Fahrerinformationen für energiesparende<br />

Fahrweise<br />

• rollwiderstandsoptimierte Bereifung<br />

• verbesserte Aerodynamik<br />

Die ersten Eindrücke betrafen die überragende Sitzposition<br />

und die gute Rundumsicht, heute nicht mehr<br />

selbstverständlich und wichtig für Menschen, die<br />

eine eingeschränkte Beweglichkeit im Halswirbelbereich<br />

haben. Die Bedienung der Schalter ist einfach<br />

und selbsterklärend. Durch ihre Größe und gute Anordnung<br />

sind sie vom Fahrersitz aus leicht bedienbar.<br />

Die Fahrhilfe integriert sich gut in das Fahrzeug. Allerdings<br />

ist der Abstand zwischen Lenkrad und Handbedienung<br />

für Handgas und Bremse etwas zu gering bemessen,<br />

was zu Einschränkungen beim Lenken führt.<br />

Das Einladen des Rollstuhls sowohl im Innenbereich<br />

des Fahrzeugs als auch im Kofferraum funktioniert<br />

ohne Probleme. Im Kofferraum bleibt ausreichend<br />

Platz für weiteres Gepäck. Das Platzangebot für Mitreisende<br />

ist voll ausreichend, sowohl vorn als auch<br />

hinten. Das Fahrzeug liegt gut auf der Straße und hinterlässt<br />

einen hervorragenden Gesamteindruck.<br />

Die C-Klasse lässt sich entspannt wie eine klassische<br />

Reiselimousine bewegen, sie gleitet sanft und geschmeidig<br />

durch die Landschaft. Fahrgeräusche sind<br />

dabei sogar fast so gut gedämpft wie in den großen<br />

Klassen. Bei gelassener Fahrweise hält der kleine Benziner<br />

stets ausreichend Kraft und Drehmomente bereit.<br />

Selten habe ich ein Fahrzeug mit Automatikgetriebe<br />

gefahren, das so sanft schaltet ohne die Dynamik zu<br />

beeinträchtigen wie bei diesem 180er. Alles in allem<br />

ein Fahrzeug mit allen guten Eigenschaften im Bereich<br />

Komfort und Leistung.<br />

Text & Fotos:<br />

Johann Kreiter<br />

Daten:<br />

Länge/Breite/Höhe 4581/1770/1447 mm<br />

Kraftstoff Super<br />

Leistung PS/KW 156/115<br />

Höchstgeschwindigkeit 225 km/h<br />

Zugelassenes Gesamtgewicht 1485 kg<br />

Grundpreis ca. 31 000 €<br />

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DER VORHANG FÄLLT AUF DER<br />

REHACARE <strong>2010</strong><br />

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technik<br />

58<br />

E<br />

in Mercedes-AMG – wenn er einen V8-Motor mit 525<br />

PS hat – wird serienmäßig bei 250 km/h abgeriegelt,<br />

ganz offen werden mehr als 310 km/h erreicht. Um bei ungewöhnlichen<br />

Beschleunigungen und Endgeschwindig-<br />

keiten sicher unterwegs zu sein, wird von Mercedes-AMG<br />

die Teilnahme an einem speziellen Fahrtraining dringend<br />

empfohlen. Ein solches Training wurde vom 8. bis 9 Juni auf<br />

dem Nürburgring angeboten. Dort konnte man ein Höchstmaß<br />

an Fahrsicherheit und Fahrspaß unter professioneller<br />

Anleitung in den BASIC-Veranstaltungen der „AMG Driving<br />

Academy“ erleben. Auf dem Grand-Prix-Kurs der legendären<br />

Eifel-Rennstrecke – auf dem auch die Formel 1-Rennen<br />

gefahren werden – wurde schrittweise und gefahrlos gutes<br />

PARAPLEGIKER 3/10<br />

Fahrtraining auf dem Nürburgring:<br />

Schnelles Vergnügen<br />

Die Fans schneller Autos werden diesen Bericht gern lesen, auch wenn sich kaum einer<br />

von ihnen, sei es wegen des Preises, aber auch wegen des fehlenden Alltagsnutzens,<br />

solche Fahrzeuge kaufen will oder kann. Es macht aber doch<br />

Spaß, sich über ungewöhnliche Autos zu informieren,<br />

vielleicht sogar davon zu träumen.<br />

Unterwegs auf dem F1-Kurs des Nürburgrings.<br />

Rolli-Zeichen<br />

am AMG.<br />

Fahren trainiert, dies auch in Grenzbereichen. Im Experten-<br />

Team von AMG-Chef-Instruktor Reinhold Renger war auch<br />

der Automobilsport-Altmeister Dieter Glemser dabei.<br />

Unter der Anleitung des sympathischen Österreichers<br />

Peter Ebner – vielfacher Motorrad-Meister seines Landes<br />

und inzwischen erfolgreicher Rallye-Fahrer – trainierten<br />

Unser Autor als Beifahrer neben Dieter Glemser.


acht Fahrer in ihren SL-Fahrzeugen von Mercedes-AMG.<br />

Geschult wurde sicheres und souveränes Reagieren im<br />

Grenzbereich auf der Basis einer umfassenden theoretischen<br />

Einweisung. Demonstriert wurden sowohl die<br />

Grundlagen der Fahrphysik, als auch die Themen Sitzposition,<br />

Lenkradhaltung und die Technik der richtigen<br />

Blickführung, dazu wichtige Regeln der Fahrsicherheit. Im<br />

praktischen Teil konnte man dann das Gelernte im eigenen<br />

Auto umsetzen. Dabei wurden vom Instruktor über<br />

Funk gezielte Hinweise und Korrekturen gegeben. Das<br />

Fahrkönnen und die Fahrsicherheit konnten so gezielt<br />

verbessert werden. Gezielt wurde auch die Anwendung<br />

der Fahrer-Assistenzsysteme trainiert, beispielsweise ABS<br />

und ESP. Theoretisch und praktisch wurden Begriffe und<br />

Funktionen wie Über- und Untersteuern, Slalom, schneller<br />

Spurwechsel sowie das Bremsen und Ausweichen vor<br />

plötzlich auftauchenden Hindernissen besprochen und<br />

trainiert.<br />

Als besonderes Highlight konnte man am Ende der Veranstaltung<br />

die von AMG so genannte „Performance in<br />

Reinkultur“ in einem speziell präparierten „C 63 AMG<br />

Performance Car“ als Beifahrer erleben. Diese auch „Renn-<br />

Taxi“ genannten Sportwagen wurden von einem der professionellen<br />

AMG Instruktoren gefahren. Der Verfasser<br />

dieses Berichtes hatte das Vergnügen mit der Tourenwagen-Legende<br />

Dieter Glemser, u.a. dreifacher Deutscher<br />

Rennsportmeister und Gesamtsieger beim 24-Stunden-<br />

Rennen auf dem Nürburgring. Vor dem etwas schwierigen<br />

Übersetzen vom Rollstuhl durch den Überroll-Käfig des<br />

Rennwagens auf den engen Schalensitz mussten Brandschutz-Haube<br />

angelegt und Helm aufgesetzt werden.<br />

Beim Anlegen und Festzurren des professionellen Hosenträger-Sicherheitsgurtes<br />

wurde geholfen, dann gab Glemser<br />

Vollgas. Das Renn-Taxi preschte los wie katapultiert,<br />

der Sound des getunten AMG-Achtzylinders war geradezu<br />

betörend. Dann wurden die Kurven des 5,2 Kilometer<br />

langen F1-Kurses mit Geschwindigkeiten durchrast, die<br />

man sich normalerweise nicht vorstellen kann. Das Gefühl<br />

nach drei Runden war geradezu euphorisch, ein Erlebnis<br />

der besonderen Art.<br />

An den BASIC-Veranstaltungen der AMG Driving Academy<br />

können Teilnehmer mit ihren eigenen AMG-Fahrzeugen<br />

oder auch mit Mietfahrzeugen von AMG teilnehmen,<br />

der Basis-Preis beträgt 980 €.<br />

Mehr Infos bei<br />

www.mercedes-amg.com/driving-academy<br />

Text & Fotos:<br />

Hermann Sonderhüsken<br />

Anzeige


echt recht<br />

60<br />

PARAPLEGIKER 3/10<br />

Recht kurz – Urteile<br />

Journalist und Rechtsexperte Wolfgang Büser fasst für uns Urteile zusammen,<br />

die im Zusammenhang mit dem Thema Behinderung von Bedeutung sind.<br />

Sozialhilfe/Behindertenrecht: „Elternassistenz“<br />

Eine behinderte Frau, die wegen einer spastischen<br />

Lähmung aller vier Gliedmaße auf einen Rollstuhl<br />

angewiesen ist und die ein Kind zur Welt gebracht<br />

hat, kann vom Sozialhilfeträger die Kostenübernahme<br />

für eine häusliche Hilfe bei der Versorgung ihres<br />

Kindes und die damit verbundene Haushaltsführung<br />

(„Elternassistenz“) verlangen. Das Verwaltungsgericht<br />

Minden verurteilte einen Sozialhilfeträger (in<br />

„Vertretung“ des an sich zuständigen überörtlichen<br />

Sozialhilfeträgers) zur Kostentragung bis zu 1 400 €<br />

pro Monat für eine entsprechende Haushaltshilfe.<br />

Die Ehefrau eines Arbeitnehmers, der tagsüber keine<br />

Hilfestellung leisten könne, sei körperlich nicht in<br />

der Lage, ihr Kind „im erforderlichen Umfang ohne<br />

Hilfe einer dritten Person“ während der Abwesenheit<br />

ihres Mannes zu versorgen. Niemand dürfe wegen<br />

seiner Behinderung benachteiligt werden – das<br />

stehe schon im Grundgesetz. „Alternative Betreuungsmöglichkeiten“<br />

(nämlich ihr Kind außerhalb<br />

des Haushalts betreuen zu lassen) brauche sie nicht<br />

zu suchen und könne sie im Übrigen auch nicht finanzieren.<br />

„Die eigene Pflege und Erziehung eines<br />

Kindes“ sei ein Grundbedürfnis behinderter wie<br />

nicht behinderter Eltern. (VwG Minden, 6 L 382/09)<br />

Hartz IV: Internet-Flatrate gehört nicht dazu<br />

Eine Agentur für Arbeit ist auch bei einem schwer<br />

gehbehinderten Bezieher von Arbeitslosengeld II<br />

nicht verpflichtet, die Kosten einer Internet-Flatrate<br />

als Hilfe zur Stellensuche oder „zur Unterstützung<br />

bei der Teilnahme am gesellschaftlichen Leben“<br />

zu finanzieren. (LSG Nordrhein-Westfalen, L 19 AL<br />

11/08)<br />

Arbeitsrecht:<br />

Fehlende Einladung keine Diskriminierung<br />

Einem schwer behinderten Bewerber um eine Stelle<br />

im öffentlichen Dienst steht kein Entschädigungsanspruch<br />

wegen Diskriminierung zu, weil er – wie bei<br />

öffentlichen Arbeitgebern an sich vorgeschrieben<br />

– nicht zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen<br />

wird. Dies ist aber entbehrlich, wenn er die vorausgesetzten<br />

praktischen und umfassenden Kenntnisse<br />

für die ausgeschriebene Stelle nicht nachweisen<br />

kann. Allein theoretische Kenntnisse reichen nicht<br />

aus. Ist der Stellenbewerber damit für die ausgeschriebene<br />

Stelle offensichtlich nicht geeignet, so<br />

braucht er nicht zum persönlichen Gespräch eingeladen<br />

zu werden. (Hessisches LAG, 19/3 Sa 340/08)<br />

Gesetzliche Krankenversicherung:<br />

Schwer behindertes Kind professionell pflegen<br />

Das Landessozialgericht Baden-Württemberg hat<br />

entschieden, dass die gesetzliche Krankenversicherung<br />

die Kosten für die häusliche Krankenpflege für<br />

ein vierjähriges schwer behindertes Kind zu bezahlen<br />

hat, wenn sie vom Arzt verordnet ist. Die Kasse<br />

kann nicht argumentieren, die Pflege könne von den<br />

Eltern übernommen werden. Im konkreten Fall ging<br />

es um ein seit der Geburt schwer behindertes Mädchen,<br />

das über eine Magensonde ernährt wird. Zwar<br />

hatte die Kasse zunächst die Kosten für die häusliche<br />

Pflege übernommen, später jedoch die Bezahlung<br />

eingestellt. Das durfte sie nicht, so das Gericht. Die<br />

Sonde müsse regelmäßig geprüft, gereinigt und bei<br />

Bedarf neu gelegt werden. Auch das Ventil zur Versorgung<br />

des Wasserkopfs müsse ständig kontrolliert<br />

werden. Dabei bestehe kein Zweifel, „dass diese medizinischen<br />

Maßnahmen nur von entsprechend ausgebildetem<br />

Personal erbracht werden können“. (LSG<br />

Baden-Württemberg, L 11 KR 4504/09 ER-B)<br />

Krankenversicherung: 2 500 € für „Einkaufsfuchs“<br />

Eine gesetzliche Krankenkasse muss einer Blinden<br />

einen so genannten Einkaufsfuchs finanzieren. Ein<br />

solches Barcode-Lesegerät mit digitaler Sprachausgabe<br />

sorgt dafür, dass Blinde oder Sehbehinderte<br />

selbstständig einkaufen gehen und die häusliche<br />

Vorratshaltung selbstständig planen können. Die<br />

Krankenkasse darf die Zahlung nicht mit dem Argument<br />

verweigern, das Kosten-Nutzen-Verhältnis sei<br />

unangemessen, da der Einkaufsfuchs nur in besonderen<br />

Lebenssituationen helfe, ihre Sehfähigkeit zu<br />

ersetzen, und die Kosten (in Höhe von rund 2 500<br />

€) nicht in einem angemessenen Verhältnis zu dessen<br />

Nutzen stünden. Sie müsse als Krankenkasse das<br />

Wirtschaftlichkeitsgebot beachten. Das Landessozialgericht<br />

Niedersachsen-Bremen widersprach dem


und urteilte, dass mit dem Hilfsmittel die „Wahrnehmung<br />

eines Grundbedürfnisses im Bereich der hauswirtschaftlichen<br />

Versorgung“ erreicht werde. (LSG<br />

Niedersachsen-Bremen, L 4 KR 17/08)<br />

Reiserecht:<br />

Reisepreisminderung für Rollstuhlfahrer<br />

Hat eine Frau für sich und ihren auf einen Rollstuhl<br />

angewiesenen Mann eine Reise gebucht und auf die<br />

Behinderung ihres Mannes ausdrücklich hingewiesen,<br />

so hat der Reiseveranstalter den Reisepreis für<br />

so viele Tage zu mindern, wie an Ort und Stelle kein<br />

Hotel mit Aufzug und deshalb ein behindertengerecht<br />

zu erreichendes Zimmer zur Verfügung stand.<br />

Dass zuvor nur das Reisebüro über den Zustand des<br />

Mannes informiert war, ohne auch den Reiseveranstalter<br />

darüber zu informieren, spielt keine Rolle, da<br />

sich der Reiseveranstalter dessen Wissen anrechnen<br />

lassen muss. (AmG Kleve, 3 C 608/99)<br />

Kfz-Haftpflichtversicherung: Umbau eines Hauses<br />

Verliert ein Mann bei einem Autounfall seine Ehefrau<br />

und seine vierjährige Tochter, überlebt die zweijährige<br />

Tochter den Unfall schwer verletzt und ist sie<br />

anschließend auf den Rollstuhl angewiesen, so hat<br />

der Vater gegen die Kfz-Haftpflichtversicherung des<br />

Unfallverursachers Anspruch darauf, dass sie ihm die<br />

Kosten für den behinderten- und rollstuhlgerechten<br />

Umbau seines Hauses erstattet. In einem Vergleich<br />

sprach das Oberlandesgericht Hamm dem Mann<br />

insgesamt 215 000 € zu. (OLG Hamm, 9 U 209/08)<br />

Anzeige<br />

Verkehrsrecht/Abschleppkosten:<br />

Rosenmontag nicht behindern<br />

Parkt ein schwer Behinderter sein Auto in einem verkehrsberuhigten<br />

Bereich außerhalb der zum Parken<br />

gekennzeichneten Flächen, und darüber hinaus in<br />

einer zum Zugweg des Rosenmontagszuges (hier<br />

in Koblenz) liegenden Straße, so kann er sich auch<br />

dann nicht gegen die Übernahme der Kosten für das<br />

Abschleppunternehmen wehren, wenn er am Wagen<br />

aufgetaucht ist, als sein Auto bereits abschleppfertig<br />

unterbaut war und der Vorgang abgebrochen<br />

wird. Stellt sich heraus, dass seine Behauptung, er<br />

habe eine Arztpraxis aufgesucht, nicht der Wahrheit<br />

entsprechen kann (der angeblich konsultierte Arzt<br />

sagte aus, er sei an dem Tag nicht in der Stadt gewesen),<br />

so muss er die Gebühren berappen. Und auch<br />

sein Ausweis, der ihm wegen seiner Schwerbehinderung<br />

eine Parkerleichterung bescheinigt, rechtfertige<br />

keinen Parkverstoß. (VwG Koblenz, 4 K 536/09)<br />

Außergewöhnliche Belastung:<br />

Ehemann im Urlaub<br />

Begleitet der Ehemann seine zu 90 Prozent schwer<br />

behinderte Frau auf Kurz-(Urlaubs-)Reisen, so kann<br />

er seine Mehrkosten dafür nicht als außergewöhnliche<br />

Belastung vom steuerpflichtigen Einkommen<br />

abziehen. Er darf wegen seiner „Funktion als Ehemann“<br />

steuerlich anders behandelt werden als eine<br />

fremde, professionelle Begleitperson. (FG Mecklenburg-Vorpommern,<br />

3 K 160/07)<br />

recht recht


aufruf<br />

62 PARAPLEGIKER 3/10<br />

Blasenfunktionsstörungen<br />

Patienten mit neurogen bedingten Blasenfunktionsstörungen für<br />

eine deutschlandweite Arzneimittel-Studie gesucht<br />

In mehreren Kliniken und Arztpraxen werden Patienten mit neurogen bedingten<br />

Blasenfunktionsstörungen (neurogen bedingte Detrusorhyperaktivität) für eine<br />

12-monatige Studie gesucht.<br />

Teilnehmen können alle Patienten zwischen 18 und 70 Jahre, die seit mindestens<br />

6 Wochen die Selbstkatheterisierung durchführen und bei denen in den<br />

letzten 2 Jahren eine Urodynamik-Untersuchung durchgeführt wurde.<br />

In der Studie wird ein Standardmedikament in Tablettenform mit einer Instillationslösung<br />

verglichen, die den gleichen Wirkstoff wie die Tabletten enthält.<br />

Der Unterschied zwischen beiden Medikamenten ist, dass die Instillationslösung<br />

über den Katheter direkt in die Harnblase gegeben wird. Das bedeutet,<br />

dass die teilnehmenden Patienten über einen Zeitraum von einem Monat entweder<br />

mit Tabletten oder der Instillationslösung behandelt werden.<br />

In dieser Zeit sind 3 Besuche in der jeweiligen Klinik/Arztpraxis erforderlich,<br />

bei denen verschiedene Untersuchungen durchgeführt werden.<br />

Außerdem werden die Patienten zweimal telefonisch kontaktiert.<br />

Patienten, die in der Studie die Instillationslösung erhalten (dies wird zufällig<br />

entschieden), können weitere 12 Monate an der Studie teilnehmen und werden<br />

mit der Instillationslösung behandelt. In dieser Zeit besuchen sie alle 3 Monate<br />

die jeweilige Klinik/Arztpraxis.<br />

Diese Studie wird von der Mediconomics GmbH im Auftrag einer Apotheke<br />

(Sponsor) durchgeführt, um die Wirksamkeit und Sicherheit einer Instillationslösung<br />

im Vergleich zu einem Standardmedikament zu untersuchen.<br />

Personenbezogene Daten und medizinische Befunde, die in dieser Studie erhoben,<br />

gespeichert und ausgewertet werden, werden unter Wahrung der datenschutzrechtlichen<br />

Bestimmungen verwendet.<br />

Die Studie wurde von der Ethikkommission der Landesärztekammer Rheinland-<br />

Pfalz zustimmend bewertet und von der Bundesoberbehörde genehmigt.<br />

Kontaktdaten:<br />

Interessierte Patienten erhalten weitere Informationen bei Mediconomics GmbH<br />

unter<br />

Telefon-Nummer: 0511 / 560 998 0 oder per E-Mail: info@mediconomics.com<br />

Ansprechpartner: Dr. Uwe Albrecht, Mediconomics GmbH, Misburger Str. 81 b, 30625 Hannover


„Vermehrte Bedürfnisse“ aus haftungsrechtlicher Sicht:<br />

Behindertengerechter Kfz-Umbau<br />

für die Zukunft in ausreichendem Maße befriedigt werden<br />

kann.<br />

Was bedeutet das in der Praxis?<br />

Zunächst einmal hat der Betroffene gegenüber dem Schädiger<br />

bzw. der hinter diesem stehenden Haftpflichtversicherung Anspruch<br />

auf den Ausgleich der verloren gegangenen Mobilität,<br />

sowohl als dass er auch kleine Wegstrecken nicht mehr zu Fuß<br />

zurücklegen kann als auch dass er normale Fahrzeuge nicht<br />

mehr nutzen kann.<br />

Dieses Bedürfnis könnte einer ersten Überlegung nach grundsätzlich<br />

durch die Einrichtung eines Fahrdienstes oder die Nutzung<br />

von Taxen befriedigt werden, jedoch ist dies nicht zielführend.<br />

Zum einen sind die Kosten bei entsprechender Nutzung<br />

exorbitant, zum anderen ermöglicht das Angewiesensein auf<br />

Dritte keinerlei Spontaneität und ist oft unpraktikabel. Auch<br />

kann ein eigenes Fahrzeug wesentlich individueller ausgestattet<br />

werden, so z.B. mit einer Liegemöglichkeit zum Katheterisieren.<br />

recht recht<br />

In unserer modernen Zeit ist ein Leben ohne PKW-basierte Mobilität mittlerweile undenkbar.<br />

Dies gilt umso mehr für körperbehinderte Menschen. Mittlerweile hat es sich im Schadensersatzrecht<br />

daher eingebürgert, dass die Kosten für Anschaffung und Umbau eines behindertengerechten<br />

PKW jedenfalls teilweise übernommen werden. Doch auf welcher Rechtsgrundlage fußt<br />

dieser Anspruch und, was in der Praxis viel bedeutender ist, wie hoch ist dieser Anspruch?<br />

Rechtsgrundlage ist der erste Absatz des § 843 des Bürgerlichen<br />

Gesetzbuches (BGB): „Wird infolge einer Verletzung des<br />

Körpers oder der Gesundheit die Erwerbsfähigkeit des Verletzten<br />

aufgehoben oder gemindert oder tritt eine Vermehrung<br />

seiner Bedürfnisse ein, so ist dem Verletzten durch Entrichtung<br />

einer Geldrente Schadensersatz zu leisten.“<br />

Der Begriff der „Vermehrung der Bedürfnisse“ umfasst nach der<br />

Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes alle unfallbedingten<br />

Mehraufwendungen, die den Zweck haben, diejenigen Nachteile<br />

auszugleichen, die dem Verletzten infolge dauernder Beeinträchtigung<br />

seines körperlichen Wohlbefindens entstehen.<br />

Es sind allerdings nur solche Mehraufwendungen erfasst, die<br />

dem Geschädigten im Vergleich zu einem gesunden Menschen<br />

erwachsen und sich daher von allgemeinen Lebenshaltungskosten<br />

unterscheiden, welche in gleicher Weise vor und nach<br />

einem Unfall anfallen.<br />

Unproblematisch ist der Begriff der „Geldrente“, die Rente kann<br />

in Einzelfällen – so auch im Fall der Mobilität – auch in einer Einmalzahlung<br />

bestehen, wenn durch die einmalige Anschaffung<br />

des Hilfsmittels für den Verletzten dessen erhöhtes Bedürfnis<br />

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echt recht<br />

Folglich ist in einem Großteil der Fälle die Kostenübernahme<br />

für ein eigenes behindertengerechtes Fahrzeug geschuldet.<br />

Es empfiehlt sich hier die Anschaffung eines Neufahrzeugs<br />

für größtmögliche Lebensdauer, da die Umbauten oft teuerer<br />

sind als das Fahrzeug selbst.<br />

Das Fahrzeug ist auch so umzubauen, dass es der Betroffene<br />

selbst benutzen kann, wenn er dies wünscht, und seine Fahreignung<br />

durch eine spezielle Fahrprüfung für Behinderte und<br />

ein Gutachten des TÜV nachweist. Klar ist, dass auch die Kosten<br />

für die Zusatzqualifikation zu übernehmen sind. Ebenso<br />

sind die Kosten der Wartung der Umbauten als auch die aus<br />

dem Fahrzeugunterhalt resultierenden Kosten zu tragen.<br />

Allerdings sind nur solche Mehraufwendungen erfasst, die<br />

dem Geschädigten im Vergleich zu einem gesunden Menschen<br />

erwachsen. Auch ein gesunder Mensch hat in der<br />

Regel ein Fahrzeug, vielleicht nicht ein neues, sondern nur<br />

ein gebrauchtes und auch dieses Auto muss versichert und<br />

von Zeit zu Zeit gewartet werden. Diese „ersparten Aufwendungen“<br />

sind natürlich von den Kosten des behindertengerechten<br />

Fahrzeugs abzuziehen.<br />

So kann man für die Anschaffung folgendes Rechenbeispiel<br />

aufstellen:<br />

Neufahrzeug (z.B. ein VW T5) 45 000 €<br />

Umbauten (Rampe, Schwenksitz, Steuergerät) 30 000 €<br />

Nachweis der Fahreignung (Fahrstunden etc.) 3 000 €<br />

./. ersparter Gebrauchtwagen 15 000 €<br />

Schadensersatz 63 000 €<br />

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Gleiches gilt für den quartalsweisen Unterhalt<br />

(Rechenbeispiel)<br />

Vollkaskoversicherung Neufahrzeug 400 €<br />

Wartung Fahrzeug 200 €<br />

Wartung Umbauten 100 €<br />

Mehrfahrten zu Ärzten (1 000 km im Quartal) 300 €<br />

Benzinmehrverbrauch durch größeres Fahrzeug 50 €<br />

./. ersparte Haftpflicht Gebrauchtwagen 200 €<br />

./. ersparter Kundendienst Gebrauchtwagen 150 €<br />

Summe Quartalszahlung 700 €<br />

Zuletzt bleibt festzuhalten, dass ein behindertengerechtes<br />

Fahrzeug auch altersbedingt von Zeit zu Zeit auszuwechseln<br />

ist, es ist also keinesfalls so, dass die Haftpflichtversicherung<br />

lediglich einmalig ein Fahrzeug schuldet. Der übliche Auswechselturnus<br />

beträgt acht bis zehn Jahre, es kommt aber<br />

auch hier – wie so oft – auf den Einzelfall an.<br />

Anmerkung zum Autor: Der Rechtsanwalt und Fachanwalt<br />

für Verkehrsrecht Oliver Negele, Mitarbeiter der AG-Recht<br />

der FGQ, bearbeitet derzeit ca. 30 Fälle aus dem Bereich<br />

Großpersonenschaden im Jahr.<br />

Kontakt: RA Oliver Negele<br />

Bgm.-Fischer-Str. 12<br />

86150 Augsburg<br />

tel 08 21-32 79 88 10<br />

eMail: kontakt@arge-recht.de<br />

Multifunktions-Drehknopf 2 LED<br />

Das Topmodell der Familie bietet alle Funktionen des<br />

MFD2 classic und hat zusätzlich eine beleuchtete<br />

Tastatur, die auf Wunsch auch deaktivierbar ist. Der<br />

MFD2 LED ist mit 2 aufladbaren Akkus ausgestattet,<br />

die regelmäßig (ähnlich denen eines Handys)<br />

aufgeladen werden müssen.<br />

Multifunktions-Drehknopf 2 classic<br />

Das jüngste Mitglied der Familie schließt die Lücke zwischen MFD1 und<br />

MFD2 LED. Es bietet mit seinen zusätzlichen Tasten noch mehr<br />

Bedienkomfort durch weitere ansteuerbare Funktionen<br />

(z.B. Fensterheber und Heckwischer/-wascher).Durch die<br />

langlebige Batterie ist das Produkt extrem<br />

wartungsarm.<br />

Ziele erreichen. Dafür machen wir uns stark.<br />

PETRI+LEHR GmbH & Co. KG<br />

Hans-Böckler Str. 1 · 63128 Dietzenbach<br />

Tel. 06074 72876-10 · www.petri-lehr.de


Arbeitsgemeinschaften (AG)<br />

Ambulante Dienste<br />

Milan Kadlec<br />

Bornberg 94<br />

42109 Wuppertal<br />

tel 02 02-45-02 71, Fax: -39 42<br />

eMail: info@isb-ggmbh.de<br />

Bauen & Umwelt<br />

Dipl. Ing. Dirk Michalski<br />

Im Hohnsiefen 1<br />

53819 Neunkirchen-Seelscheid<br />

tel 0 22 47-60 70<br />

eMail: DirkMichalski@t-online.de<br />

Internet: www.DirkMichalski.de<br />

Frank Opper, Architekt<br />

Auf der Wiese 20 • 41564 Kaarst<br />

tel 0 21 31-51 17 09<br />

eMail: frank@opper-architekten.de<br />

FGQ-Rechtsbeistand im Sozialrecht<br />

Herbert Müller<br />

Freiherr-vom-Stein-Straße 47<br />

56566 Neuwied-Engers<br />

tel 0 26 22-88 96-32; Fax -36<br />

eMail: h.mueller@engers.de<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Peter Mand<br />

Felbelstraße 15 • 47799 Krefeld<br />

tel 0 21 51-62 17 000<br />

eMail: peter.mand@t-online.de<br />

Recht / Schadensersatzrecht<br />

Gottfried Weller<br />

Oliver Negele<br />

Dr. Loeffelladstr. 127 • 86609 Donauwörth<br />

tel 09 06-83 34; Fax: 99 99 715<br />

eMail: gottfriedweller@arcor.de<br />

Schmerz bei Querschnittlähmung<br />

Margarete „Gritli“ Blickensdörfer<br />

Gottfried-Keller Str. 54 • 40474 Düsseldorf<br />

tel 02 11-38 73 69 67<br />

eMail: gblickensdoerfer@ish.de<br />

Neue Ansprechpartner gesucht!<br />

Anfragen bitte an<br />

eMail: FGQ-Moelsheim@t-online.de<br />

Schule & Studium<br />

Karen Fischer<br />

Auf der Kuhweide 1 • 44269 Dortmund<br />

tel 02 31-75 97 55<br />

Urlaub<br />

Johann Kreiter<br />

Laubeweg 1 • 70565 Stuttgart<br />

tel 07 11 - 7 15 64 90<br />

eMail: jnkreiter@aol.com<br />

Ich spende meinen Jahres- Mitgliedsbeitrag in Höhe<br />

von Euro<br />

(mindestens 30 Euro)<br />

Querschnittgelähmte 15 Euro, je Familienmitglied 15 Euro<br />

Ich zahle per: Abbuchung Rechnung<br />

Buchen Sie von folgendem Konto ab:<br />

Bank<br />

Bankleitzahl Konto-Nr.<br />

Datum Unterschrift<br />

Ich kann diese Anmeldung innerhalb von 10 Tagen bei der Fördergemeinschaft der<br />

Querschnittgelähmten in Deutschland e.V., Silcherstraße 15, 67591 Mölsheim schriftlich<br />

widerrufen. Zur Wahrung der Frist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs.<br />

Datum Unterschrift<br />

PARAPLEGIKER – Zeitschrift für Menschen<br />

mit Körperbehinderung<br />

Das offizielle Nachrichtenmagazin der Fördergemeinschaft<br />

der Querschnittgelähmten erscheint jetzt im<br />

vereinseigenen HUMANIS Verlag. Menschen mit Körperbehinderung<br />

haben viele gemeinsame Interessen, ,<br />

deshalb sollte der Blick auch über den Zaun der eigenen<br />

Betroffenheit hinausgehen. Der „Para“ bietet einen n<br />

Mix aus Information, Kultur, Politik und Unterhaltung.<br />

Ständige Themen<br />

Werden Sie Mitglied!<br />

Bitte ausschneiden und in einem ausreichend frankierten Umschlag senden an:<br />

Fördergemeinschaft der Querschnittgelähmten<br />

in Deutschland e.V.<br />

Silcherstraße 15<br />

67591 Mölsheim<br />

Hilfsmittel Rollstuhl & Co – Test the Best<br />

Pflege Organisation, Finanzierung und Hilfsmittel ttel<br />

Urlaub In Nah und Fern<br />

Auto Solange es rollt – Vom kleinen Flitzer<br />

bis zum großen Van<br />

Recht Tipps vom Anwalt<br />

Menschen<br />

Planen und<br />

Portraits, Sport und Spiel, Beruf<br />

Bauen Barrierefrei und alltagstauglich<br />

Zu unserem Programm gehören auch<br />

»B-kids« für behinderte junge Menschen<br />

»K« - Journal Mensch und Krebs<br />

»FGQ-Info« Informationsbroschüren der<br />

Fördergemeinschaft für Querschnittgelähmte<br />

in Deutschland.<br />

Bei Interesse fordern Sie bitte ein Probeheft an<br />

oder informieren sich telefonisch beim Verlag.<br />

Bestellcoupon rückseitig<br />

28. Jahrgang<br />

Humanis Verlag für Gesundheit GmbH • Silcherstrasse 15 • D-67591 Mölsheim • Deutsche Post AG • Entgelt bezahlt • ZKZ D 05475 • ISSN 0723-5070 2/<strong>2010</strong><br />

Rückseite beachten!<br />

Sören Haak:<br />

Die schönste<br />

Nebensache der Welt…<br />

Vereint<br />

mit<br />

Diesen Abschnitt bitte ausfüllen,<br />

ausschneiden, in einen ausreichend<br />

frankierten Umschlag<br />

geben und einsenden an:<br />

Humanis<br />

Verlag für Gesundheit GmbH<br />

Silcher Straße 15<br />

67591 Mölsheim<br />

oder faxen an:<br />

0 62 43 - 90 35 69<br />

Abotelefon:<br />

0 62 43 - 90 07 04


PARAPLEGIKER PARAPLEGIKER PARAPLEGIKER<br />

JA!<br />

Ich möchte »PARAPLEGIKER«, die Zeitschrift für Menschen mit<br />

Körperbehinderung abonnieren,<br />

4 Ausgaben jährlich für 15 € (Ausland 20 €) inkl. Porto & Versand.<br />

Vorname:<br />

Name:<br />

Straße / Hausnummer:<br />

PLZ / Ort:<br />

bargeldlos durch Bankeinzug<br />

Konto-Nr.:<br />

BLZ:<br />

94<br />

Ja!<br />

Name und Sitz der Bank:<br />

gegen Rechnung (bitte Rechnung abwarten)<br />

Unterschrift<br />

94<br />

Ich möchte Mitglied im Freundeskreis der<br />

Fördergemeinschaft der Querschnittgelähmten<br />

in Deutschland e.V. werden.<br />

Ich erhalte 1/4 jährlich eine Informationsschrift, die mich unter anderem auch über alle<br />

laufenden Aktivitäten der Fördergemeinschaft informiert. Falls ich durch einen Unfall<br />

eine Querschnittlähmung erleide, erhalte ich als Soforthilfe 50.000 € mit entsprechender<br />

Abstufung bei Teilinvalidität.<br />

Name, Vorname<br />

Geb.-Datum<br />

Straße<br />

PLZ / Wohnort<br />

Folgende Familienangehörige melde ich für 15 Euro an:<br />

Name, Vorname Straße / Wohnort<br />

Geb.-Datum<br />

Name, Vorname Straße / Wohnort<br />

Geb.-Datum<br />

Ich bin querschnittgelähmt ja nein<br />

Andere Behinderung:<br />

Werden Sie Mitglied!<br />

Spendenkonto 0 179 200, Deutsche Bank Ludwigshafen, BLZ 545 700 94<br />

Ihr Rücktrittsrecht: Diese Bestellung kann innerhalb von 8 Tagen (Poststempel) schriftlich widerufen<br />

werden. Diesen Hinweis habe ich zur Kenntnis genommen und bestätige dies durch meine<br />

2. Unterschrift.<br />

Unterschrift.<br />

Gewünschte Zahlungsweise (bitte ankreuzen)<br />

Beantworten Sie bitte noch diese zwei Fragen bevor Sie die Abo-Karte ausgefüllt<br />

an uns senden:<br />

Wo haben Sie den »<strong>Paraplegiker</strong>« kennengelernt?<br />

Welche Ausgabe des »<strong>Paraplegiker</strong>« liegt Ihnen vor?<br />

Rückseite beachten<br />

Rückseite beachten<br />

I M P R E S S U M<br />

PARAPLEGIKER – Zeitschrift für Menschen mit Körperbehinderung<br />

HUMANIS Verlag GmbH<br />

Silcherstraße 15 · D-67591 Mölsheim<br />

Telefon: 0 62 43-900 704<br />

Telefax: 0 62 43-903 569<br />

info@humanis-verlag.de<br />

www.humanis-verlag.de<br />

ISSN 0723-5070<br />

HERAUSGEBER<br />

Fördergemeinschaft<br />

der Querschnittgelähmten<br />

in Deutschland e.V.<br />

Eingetragen ins Vereinsregister Mannheim Nr. 11844<br />

GESCHÄFTSFÜHRER<br />

Roger Kniel<br />

MARKETINGLEITUNG<br />

Gisela Werner<br />

ANZEIGENBETREUUNG<br />

POINT63 Media- und Verlagsservice<br />

Andreas Stoßberg<br />

Telefon: 02 12-2 33 52 65<br />

Telefax: 02 12-2 33 52 66<br />

a.stossberg@arcor.de<br />

ABOBETREUUNG<br />

Probeheft<br />

Telefon: 0 62 43-900 704<br />

REDAKTIONSLEITUNG<br />

(v.i.S.d.P.) Peter Mand<br />

MITARBEIT AN DIESER AUSGABE<br />

Ruth Auschra, Johann Kreiter, Dr. Andrea Flemmer, Ralf Kirchhoff,<br />

Kasia, Reinhard Wylegalla, Barbara Früchtel, Herbert Müller, Karla<br />

Caspers, Dr. Susanne Föllinger, Arndt Krödel, Hermann Sonderhüsken,<br />

Wolfgang Büser, RA Oliver Negele.<br />

LAYOUT<br />

Eickhoff – Grafik & Design - Speyer<br />

Telefon: 0 62 32-62 93 20<br />

DRUCK<br />

NINO Druck GmbH<br />

Im Altenschemel 21<br />

67435 Neustadt/Weinstraße<br />

ERSCHEINUNGSWEISE<br />

vierteljährlich<br />

ANZEIGENSCHLUSS<br />

3 Wochen vor Erscheinen. Anzeigen erscheinen unter Verantwortung<br />

der Auftraggeber.<br />

Es gelten die Mediadaten Nr.9 ab 1. Dezember 2008<br />

BEZUGSBEDINGUNGEN<br />

Inland 15 EURO jährlich, Ausland 20 EURO jährlich, Einzelheft:<br />

Deutschland 4 EURO (jeweils inkl. Versand und Mwst.); Ausland 4<br />

EURO (+Versandkosten). Das Abonnement wird im voraus in Rechnung<br />

gestellt, Bezugszeitraum ist das Kalenderjahr. Das Abonnement<br />

verlängert sich jeweils um ein Jahr, wenn es nicht mindestens 8<br />

Wochen vor Ablauf beim Verlag schriftlich gekündigt wurde.<br />

Der gesamte Inhalt der Zeitschrift ist urheberrechtlich geschützt, jede<br />

unzulässige Verwertung ohne Einwilligung des Verlages wird verfolgt.<br />

Die Autoren erklären sich mit der redaktionellen Bearbeitung ihrer<br />

Beiträge einverstanden. Haftung für zugesandte Texte oder Bilder<br />

wird ausgeschlossen.<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge stimmen nicht zwangsläufig<br />

mit Meinung des Verlages und der Redaktion überein.

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