Paraplegiker 3/2010
Paraplegiker 3/2010
Paraplegiker 3/2010
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Humanis Verlag für Gesundheit GmbH • Silcherstrasse 15 • D-67591 Mölsheim • Deutsche Post AG • Entgelt bezahlt • ZKZ D 05475 • ISSN 0723-5070 3/<strong>2010</strong><br />
28. Jahrgang<br />
Sören Haak:<br />
Die schönste<br />
Nebensache der Welt…<br />
Vereint<br />
mit
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
manchmal ist es so einfach. Unserem<br />
Bericht ab Seite 14 können Sie entnehmen,<br />
wie wichtig die Sonne nicht nur<br />
für das Leben auf der Erde überhaupt,<br />
sondern besonders für die menschliche<br />
Gesundheit ist. Das mit ihrer Hilfe im<br />
Körper gebildete Vitamin D schützt vor<br />
lebensbedrohenden Krankheiten.<br />
Also: raus aus der Bude! Die Sonne mag<br />
ja für manche im Juli zu sehr gebrannt<br />
haben, dafür war der August nass wie<br />
nix. Der Herbst wird hoffentlich ein bisschen ausgeglichener.<br />
Aber Licht und Sonne gibt es im ganzen Jahr.<br />
Gerade wenn die Tage wieder kürzer werden, sollten wir<br />
an die frische Luft eilen um sie zu schnappen und auch<br />
die jahreszeitlich typisch spärlichen Strahlen der Sonne<br />
nicht zu missen.<br />
Damit sich das auch lohnt, finden Sie in diesem Heft<br />
wieder ein paar schöne Anregungen. Ob man jetzt auf<br />
einem Autorennkurs, im Bayerischen Wald oder sonstwo<br />
wandernd den Frühtau genießt, bleibt eine Frage<br />
der persönlichen Vorlieben. Nur in Bewegung sollten wir<br />
uns setzten und das Licht sollten wir einfangen, schließlich<br />
sind wir Lichtwesen, die verkümmern, wenn sie wie<br />
Grottenolme drinnen hocken und aufblühen, wenn sie<br />
die Sonne begrüßen. Probieren Sie es aus.<br />
Dann haben wir noch einen jungen Mann im Blatt, der<br />
ein wenig aus dem Nähkästchen plaudert. Das könnte<br />
nur mäßig interessant sein, wenn die Geschichten, die er<br />
aus seiner kaum verstrichenen Jugend zum Besten gibt,<br />
nicht von der Liebe und dem Leben handeln würden.<br />
Das interessiert uns doch alle, oder? Ein wenig provokant<br />
mag das dem einen oder der anderen vorkommen,<br />
wenn Sören Haak erzählt. Aber eine wichtige Botschaft<br />
bleibt: Auch behinderte Menschen haben ein Liebesleben.<br />
Das mag schwierig, karg oder problembeladen<br />
sein. Oder aber treu, erfüllt und ruhig. Vielleicht aber<br />
auch streckenweise wild und aufregend. So verschieden<br />
kann das Leben sein, auch bei unsereinem. Viele nicht<br />
behinderte Menschen halten uns ja immer noch für geschlechtliche<br />
Neutren. Das kann bedauerlich sein, wenn<br />
uns was an jemandem liegt, der so denkt. Oder schade<br />
für jemanden, der unser Potential als Liebhaber/in un-<br />
Sonne!<br />
ABOTELEFON (0 62 43) 900 704<br />
terschätzt. Vielleicht sogar tragisch für<br />
jemanden, der eine/n wie uns als Konkurrenz<br />
nicht ernst nimmt…;))<br />
Natürlich haben wir auch noch ein paar<br />
ernste Themen im Angebot: Neben den<br />
Gesundheits- und Hilfsmittelartikeln<br />
sind sicher die Beiträge zum Thema<br />
Recht (ab Seite 60) immer ein Renner,<br />
das hat man uns schon oft bestätigt.<br />
Noch ein Tipp: Vor 2001 ausgestellte<br />
Parkausweise für behinderte Menschen verlieren Ende<br />
diesen Jahres ihre Gültigkeit. Wer bereits einen neueren<br />
EU-Parkausweis hat, braucht nichts zu unternehmen.<br />
Alle anderen sollten schleunigst einen neuen beantragen,<br />
vor allem, weil das olle Ding eh nicht mehr gilt…<br />
Übrigens: Ohne gültigen Parkausweis können auch Berechtigte<br />
bestraft, schlimmstenfalls sogar abgeschleppt<br />
werden, wenn sie auf einem B-Parkplatz stehen. Selbst<br />
schuld, sagen da auch die Gerichte! Und verleihen darf<br />
man den Ausweis auch nicht – Überraschung.<br />
Verleihen Sie doch etwas anderes – Ihr Ohr. Oder<br />
schenken Sie Aufmerksamkeit. Vielleicht kennen Sie<br />
jemanden, dem Sie mit Ihren Erfahrungen einen Rat<br />
geben können. Und – bleiben Sie uns gewogen, nur zusammen<br />
sind wir stark.<br />
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.<br />
Ihr<br />
P.S. Die Fördergemeinschaft der Querschnittgelähmten<br />
(FGQ) kann zu einem wichtigen Thema wieder<br />
kompetente Beratung anbieten. Die AG Schmerz bei<br />
Querschnittlähmung wird künftig von Margarete<br />
„Gritli“ Blickensdörfer betreut, 66 Jahre alt, verheiratet,<br />
zwei Kinder, bis zum Unfall 2001 als Gesundheitspädagogin<br />
(u.a. Shiatsu) tätig. Sie leidet selbst seit 2002<br />
unter neuropathischen Schmerzen, wird vom Schmerztherapeuten<br />
betreut und „kommt zurecht“, wie sie<br />
selbst sagt. In der AG möchte sie „Menschen zuhören“,<br />
kann aber nicht medizinisch beraten. Kontakt:<br />
tel 02 11-38 73 69 67, eMail: gblickensdoerfer@ish.de.<br />
editorial<br />
PARAPLEGIKER 3/10 3
inhalt<br />
4<br />
editorial<br />
3 Sonne<br />
6<br />
10<br />
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18<br />
22<br />
20<br />
26<br />
30<br />
40<br />
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44<br />
46<br />
47<br />
48<br />
unterwegs<br />
Elektrische Zughilfe:<br />
Rollstuhl-Wandern<br />
Bayerischer Wald:<br />
Vom Hochseil bis zum Bärwurz<br />
medizin<br />
Wichtiger Schutzschild:<br />
Vitamin D<br />
bericht<br />
Nach einigen Jahren sinnvoll:<br />
Vom Recht auf Reha<br />
Integrativer Chor in Leipzig:<br />
Die „Singing Rollis“<br />
glosse<br />
Vertrauliche Gespräche<br />
mit Unbekannten<br />
menschen<br />
Sören Haak:<br />
Die schönste Nebensache der Welt…<br />
kultur<br />
Karikaturen von Barbara Früchtel<br />
Interview mit Michail Krausnick über sein Buch:<br />
Behinderung: „Wer behindert wen?“<br />
markt<br />
Auszeichnung für PARAVAN-Chef<br />
Roland Arnold<br />
KADOMO sucht nach der besten Lösung:<br />
Autoumrüstung – einfach gut<br />
Selbstkatheterismus und Kondomurinale<br />
Unterwegs mit 1 PS<br />
Neue Wege zum Schwenklift<br />
Fahrzeugumrüstungen aus Fulda<br />
Seminare für Kontinenz<br />
Rundum-Service<br />
bei F. Sodermanns Automobile<br />
PARAPLEGIKER 3/10<br />
Seite 6<br />
Seite 10<br />
Seite 22
Seite 52<br />
Seite 40<br />
Seite 56<br />
Seite 58<br />
33<br />
34<br />
50<br />
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60<br />
63<br />
65<br />
66<br />
q – querschnitt spezial<br />
Das silberne Spar-Schwein:<br />
Streichkonzert mit Handschuhen<br />
Spastik und neuropathischer Schmerz<br />
– tanzend im Wasser lösen?<br />
hilfsmittel<br />
Transfer mit einem Rutschbrett:<br />
„Hebst du noch oder bewegst<br />
du schon“<br />
kleinanzeigen<br />
technik<br />
„Shark S“ von SOPUR:<br />
Ein Bike das süchtig macht<br />
Mercedes Benz 180er C Blue EFFICIENCY:<br />
Mobilität mit Stern<br />
Fahrtraining auf dem Nürburgring:<br />
Schnelles Vergnügen<br />
recht<br />
Recht kurz – Urteile<br />
„Vermehrte Bedürfnisse“<br />
aus haftungsrechtlicher Sicht:<br />
Behindertengerechter Kfz-Umbau<br />
abo<br />
impressum<br />
Titelfoto: Reinhard Wylegalla<br />
In dieser Ausgabe<br />
liegen Beilagen<br />
folgender Firmen bei:<br />
• media Medizintechnik<br />
• Astra Tech<br />
• Bundesministerium<br />
PARAPLEGIKER 3/10<br />
inhalt<br />
5
Falten, verladen<br />
und los geht´s!<br />
Vanessa Elster:<br />
Ich lebe ein aktives Leben, immer auf<br />
dem Sprung. Mein küschall ® Ultra-Light<br />
ist praktisch, leicht und im Handumdrehen<br />
in mein Auto verladen. Schon<br />
bin ich unterwegs!<br />
Sie finden einen Fachhändler ganz in<br />
Ihrer Nähe unter www.kueschall.com.<br />
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küschall® ist ein registrierter Markenname.<br />
Copyright© 2009, Küschall AG, Schweiz – Alle Rechte vorbehalten.<br />
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unterwegs<br />
Rol lstuh l-<br />
Wandern<br />
Auch Rollstuhlfahrer können abseits der<br />
Straßen unbefestigte Wanderwege benutzen.<br />
Dazu benötigen sie eine Zugmaschine wie den –<br />
bei uns noch relativ unbekannten – „Swiss Trac“.<br />
Erika Lautenschläger liebt dieses Gerät, das ihr ermöglicht,<br />
ganz normale Wanderwege zu benutzen.<br />
Erika Lautenschläger sagt über sich selbst, sie sei „vom Naturell her“ einfach<br />
lieber an der frischen Luft. Da sie im Odenwald lebt, sind dabei allerdings<br />
Steigungen zu bewältigen und die Wanderwege halten leider auch immer mal<br />
wieder unschöne Überraschungen bereit. Ein E-Rolli kommt da bald an seine<br />
Grenzen. Früher war sie darauf angewiesen, jemanden zum Schieben zu finden.<br />
Als die ersten Zugmaschinen für Aktivrollstühle auf dem Markt sind, probiert<br />
sie dann mit diesen herum. Seit einigen Jahren besitzt sie jetzt einen Swiss Trac<br />
und ist nach wie vor begeistert über die neuen Freiheiten. Auch wenn sie einmal<br />
hoffnungslos steckengeblieben ist, auf einem angeblich für Mountainbikes geeigneten<br />
Weg, der allerdings „Kartoffelackerqualitäten“ hatte.<br />
Solche hässlichen Überraschungen waren der Anlass für Erika Lautenschlägers<br />
Homepage: Auf ihrer Homepage (www.swisstracwandern.de) beschreibt sie<br />
Wanderrouten, die sie selbst getestet und für tauglich befunden hat. Ihrer Erfahrung<br />
nach reicht nämlich der übliche Blick in eine Wanderkarte für eine Tourenplanung<br />
als Rollstuhlfahrer mit Zugmaschine nicht aus. Mit dem Trac ist sie<br />
zwar gut in der Lage, einzelne Stufen zu überwinden. Aber wenn der Abstand<br />
zwischen zwei Stufen zu kurz ist, geht eben doch nichts mehr. Oder wenn auf<br />
PARAPLEGIKER 3/10<br />
Elektrische Zughilfe:
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Foto: Lautenschläger<br />
Erika Lautenschläger<br />
auf dem Limeswanderweg<br />
bei Würzberg<br />
unterwegs
unterwegs<br />
8<br />
PARAPLEGIKER 3/10<br />
der Tour plötzlich 50 Meter auf einem sehr<br />
schmalen Pfad an einer zu stark befahrenen<br />
Straße überwunden werden müssen...<br />
Abenteuertouren<br />
mit Überraschungen<br />
Ihre Wanderausrüstung besteht aus einem<br />
Swiss Trac mit Traktorbereifung, einem nicht<br />
mehr neuen Competition V von Küschall<br />
(Sitzbreite 39cm) mit dem größten negativen<br />
Sturz, den die Vario-Ax zu bieten hat. Mountainbike-Hinterräder<br />
vervollständigen die<br />
Ausrüstung. Vom Gewicht her liegt sie zwischen<br />
55 und 60 kg. Diese Angaben sind wichtig:<br />
Nicht jeder leichte Rollstuhl ist dafür<br />
geeignet, an die Zugmaschine angekoppelt<br />
zu werden. Wer schwerer<br />
ist, wird früher als sie den Akku<br />
aufladen müssen und hat<br />
mit Steigungen eventuell<br />
mehr Probleme. Und mit<br />
Stollenreifen kommt<br />
man auf Waldwegen<br />
natürlich besser zurecht<br />
als mit normaler<br />
Bereifung.<br />
Trotzdem kann<br />
es unterwegs<br />
Überraschungen geben, die den Weg unpassierbar<br />
machen. Waldarbeiten hinterlassen<br />
manchmal durchwühlten Untergrund, der<br />
beim besten Willen nicht mehr befahrbar ist.<br />
Auch eine dicke Kiesschicht, die den Wegzustand<br />
verbessern soll, kann für den Rollstuhlwanderer<br />
das Ende der Tour bedeuten.<br />
Steigungen und Unebenheiten kann sie mit<br />
dem Swiss Trac gut bewältigen. Sie schätzt,<br />
dass auf festem Boden 20 Prozent Steigung<br />
gut machbar sind. An die Grenzen des Fahrzeuges<br />
gerät sie eher bei zu weichem Untergrund.<br />
Erika Lautenschläger rät deshalb<br />
dazu, immer ein einsatzbereites Handy mitzuführen,<br />
um notfalls seinen persönlichen<br />
Abschleppdienst (Freunde, ADAC oder Feuerwehr)<br />
anrufen zu können.<br />
Campingurlaub mit Swiss Trac<br />
Ihre Zugmaschine hilft ihr übrigens nicht nur<br />
auf Wanderungen weiter. Erika Lautenschlä-<br />
ger liebt es, ihre Wochenenden auf Zeltplätzen<br />
zu verbringen. Nur mit dem Rollstuhl<br />
würde es der muskelkranken Frau dort nicht<br />
gelingen, alleine zurechtzukommen. Auch<br />
andere Benutzer beschreiben, dass der Swiss<br />
Trac ihren Aktionsradius enorm vergrößert hat<br />
und es ermöglicht, mehr Unternehmungen<br />
selbstständig zu machen. Auch zum normalen<br />
Einkaufen oder zum Frischluftschnappen<br />
bei Schnee ist er gut einsetzbar. „Ich bin kein<br />
Extremsportler“, so Erika Lautenschläger, „aber<br />
ein Rollstuhlfahrer muss auch kein Couch-Potato<br />
sein“.<br />
Und die Kosten? Erika Lautenschläger hat die<br />
Kosten selbst übernommen. Sie wollte ihren<br />
Swiss Trac unbedingt haben – und zwar<br />
möglichst schnell und ohne Antragsmarathon.<br />
Die Hersteller berichten, dass manche<br />
Kassen Bewilligungen erteilen, während sich<br />
andere quer stellen. Sparsamkeit nennt man<br />
das wohl. (Eine gute Begründung vom Facharzt<br />
– hier können gute Sanitätshändler Tipps<br />
geben – kann helfen, den Trac z.B. als E-Stuhl-<br />
Alternative für draußen durchzusetzen. Ein<br />
solches Gerät taugt mit aufgesetzter Kiste<br />
übrigens auch sehr gut zum selbstständigen<br />
Einkaufen; Anm.d.Red.)<br />
Weitere Infos:<br />
• www.swisstracwandern.de – die Homepage<br />
mit den Wandertipps von Erika Lautenschlä-<br />
ger<br />
• www.swisstrac.ch – die Firmenhomepage<br />
• www.swisstractours.ch – auf der Schweizer<br />
Wanderseite gibt es bereits 340 getestete<br />
Touren in 19 Schweizer-Kantonen und im<br />
grenznahen Ausland<br />
• www.david-kraemer.net – die Homepage<br />
von David Krämer, der mit dem E-Rolli<br />
asphaltierte Wanderwege in Süddeutsch-<br />
land getestet und dokumentiert hat<br />
• www.arbeitskreis-behinderte.de – eine<br />
Münchner Seite mit Wandervorschlägen<br />
und Tipps für andere Freizeitideen<br />
• www.weisseespitze.com – im Hotel Weissee -<br />
spitze kann man Swiss-Tracs ausprobieren<br />
und das Kaunertal erobern
unterwegs<br />
Da ist Mut gefragt.<br />
In Schönberg im<br />
bayerischen Wald<br />
gibt es einen Hochseilgarten<br />
für<br />
Rollstuhlfahrer.<br />
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Bayerischer Wald:<br />
Vom<br />
Hochseil<br />
bis zum<br />
Bärwurz<br />
Ehrlich gesagt war mir etwas mulmig in<br />
Anbetracht der Höhe und der Rampen ohne<br />
Abrollschutz. Trotzdem wagte ich erstmal<br />
mit Begleitung meine ersten Runden in dem<br />
Schwindel erregenden Hochseilparcour. Von<br />
leichten bis schweren Übungen ist alles dabei.<br />
Doch selbst Väter, die an ihre rollstuhlfahrende<br />
Söhne die Erwartungen stellten, den Parcour<br />
zu bewältigen, wurden zu echten Angsthasen,<br />
als man sie kurzerhand in einen Leihrollstuhl<br />
setzte und mal selbst auf den Rundweg<br />
schickte…<br />
Eine wesentlich leichtere Tour gibt es im nahegelegenen<br />
Nationalpark Bayerischer Wald.<br />
In Neuschönau gibt es einen Baumwipfelpfad,<br />
der den behinderten Besuchern einen gemütlichen<br />
Anstieg bei 6 % auf ca. 42 m Höhe<br />
ermöglicht. Ausreichend vorhandene Ruhezonen<br />
sorgen dafür, dass diese Tour stressfrei ist.<br />
Aber auch barrierefreie WCs sind im Eingangsbereich<br />
zu finden, falls z.B. der Rundweg die<br />
Verdauung angeregt hat. Gleich gegenüber<br />
befindet sich das Freigehege, allerdings ist<br />
der Höhenunterschied ohne fremde Hilfe<br />
nicht bezwingbar, dafür wird man belohnt<br />
mit einer herrlichen Sicht auf Büffel, Bären mit<br />
Jungtieren und Luchse. Es lohnt sich wirklich.<br />
Die Begleitperson kann man ja anschließend<br />
mit einem echten bayerischen Schweinsbraten<br />
mit schmackhaften Semmelnknödeln<br />
(richtige Schreibweise laut Karl Valentin; Anm.<br />
d.Red.) belohnen.<br />
10<br />
Mutiger Autor auf dem Hochseilgarten.<br />
PARAPLEGIKER 3/10
Flüssige Grundnahrung<br />
Ganz nebenbei erwähnt, der verlorene<br />
Schweiß kann auch mit gutem süffigen bayerischen<br />
Bier ergänzt werden. Weil wir gerade<br />
dabei sind: Die Schloßkellerei Ramelsberg hat<br />
da auch das eine oder andere Heilmittel im Regal.<br />
Vom gesunden „Bärwurz“ bis hin zum frauenfreundlichen<br />
Likör. Selbstverständlich ist<br />
das Lokal barrierefrei und zur Bewältigung der<br />
etwas steilen Rampe zur Toilette gibt es immer<br />
einen freundlichen Helfer.<br />
Überhaupt ist mir aufgefallen, dass die einheimischen<br />
Bewohner einen echten liebenswerten<br />
Charme haben, den man in weiten Teilen<br />
Deutschlands nicht findet. Überall herzliche<br />
Menschen, was natürlich auch die Urlaubsstimmung<br />
gewaltig steigert. Dazu gehört selbstverständlich<br />
auch ein gutes Urlaubsquartier.<br />
Diese sind ausreichend vorhanden. Ob großzügige<br />
Ferienwohnung (Schramel/Bischofsreut)<br />
oder Hotel (VDK-Hotel Karoli/Waldkirchen).<br />
Auch der Witikohof (Bischofsreut) kann mit seinem<br />
Wellnessbereich glänzen. Da bekanntlich<br />
Essen&Trinken Leib und Seele zusammenhält,<br />
ist auch dafür gesorgt.<br />
Das galt schon in der Vergangenheit. Früher<br />
hatte der Wirt einer „Tafernwirtschaft“, einer sogenannten<br />
„vollkommenen Wirtschaft“, nicht<br />
nur das öffentliche Schank- bzw. Krugrecht,<br />
das Herbergs- und Gastrecht sowie die Fremdenstallung<br />
(die Versorgung und das Unterstellen<br />
der Zug- und Reittiere), sondern er durfte<br />
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Herrlicher Blick von Waldkirchen aus.<br />
auch Verlöbnisfeiern (Häftlwein), Hochzeiten,<br />
Stuhlfeste, Tauf- und sonstige Feste ausrichten.<br />
Der Wirt durfte Bier, Wein und Branntwein ausschenken.<br />
Natur genießen<br />
Mit Wein wurden früher Rechtsgeschäfte begossen.<br />
Daran erinnert heute noch der Weinkelch<br />
im Zunftschild. Zum Tafernrecht gehörte<br />
auch das Braurecht, das Brennrecht und die<br />
Backgerechtigkeit, also das Recht, einen Backofen<br />
anzulegen und Brot zu backen. Urige alte<br />
Gaststätten gibt es in Finsterau, im „Ehrn“, oder<br />
das Gasthaus „Mühlhiasl“ im Museumsdorf<br />
Thurmansbang. Wer es mal entspannt lieb,<br />
kann sich bequem am Kurparksee von Waldkir-<br />
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Erfolgreich Therapieren!<br />
Positive Auswirkungen durch die Anwendung des Vitaline Stehgerätes.<br />
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Telefon 0234/4175848 • www.vitaline.de<br />
<br />
unterwegs
unterwegs<br />
Infos:<br />
Gut Riedelsbach<br />
94089 Neureichenau<br />
www.gut-riedelsbach.de<br />
Naturhochseilpark Schönberg<br />
An der Scheibe/Kadernberg<br />
94513 Schönberg<br />
www.die-erlebnis-akademie.de<br />
Schloßkellerei Ramelsberg<br />
Schloßberg 21<br />
94513 Schönberg<br />
www.schloss-ramelsberg.de<br />
Freilichtmuseum<br />
Steinbüchel 5<br />
84323 Massing<br />
www.freilichtmuseum.de<br />
Baumwipfelpfad<br />
Böhmstr. 37<br />
94556 Neuschönau<br />
www.baumwipfelpfad.by<br />
„Gläserne Scheune“<br />
Rauhbühl 3<br />
94234 Viechtach<br />
www.glaeserne-scheune.de<br />
Unterkünfte:<br />
VDK Hotel Karoli<br />
VDK Straße 26<br />
94065 Waldkirchen<br />
www.vdk-hotel-karoli.de<br />
Ferienwohnung Schraml<br />
Schwarzenthaler Str. 6<br />
94145 Bischofsreut<br />
Tel 08 55-09 11 85<br />
Witikohof<br />
Schwarzenthalerstr.64<br />
94145 Bischofsreut<br />
www.witikohof.de<br />
Wirtschaften:<br />
Gasthaus „Mühlhiasl“<br />
Museumsdorf<br />
Am Dreiburgensee<br />
94169 Thurmansbang<br />
Tafernwirtschaft „Ehrn“<br />
Museumsstr.51<br />
94151 Finsterau<br />
Musiktipp:<br />
Biermösl Blos´n<br />
www.biermoesl-blosn.de<br />
12<br />
PARAPLEGIKER 3/10<br />
Bauernhausmuseum.<br />
Das Baumwipfelhaus, berollbar bis zum Dach in 42 m Höhe.<br />
chen beim Betrachten der Flora und Fauna auf<br />
dem ebenen Weg erholen. Sehenswert auch<br />
Freilichtmuseum Finsterau, wo schöne Bauernhäuser<br />
aus ganz Bayern besichtigt werden<br />
können. Im Museumsgebäude gibt es eine umfangreiche<br />
Ausstellung über das Brauchtum.<br />
Das Brauereikulturmuseum in Riedelsbach<br />
bietet dem Kenner ein großes Angebot. Eine<br />
typische Lokalbrauerei, wie es sie früher fast<br />
überall in Bayern gegeben hat, bietet besten<br />
Gerstensaft an. Und wer dann müde ist, kann<br />
sich gleich im Haus eine Unterkunft mieten.<br />
Nicht vergessen sollte man, immer ein Auge<br />
für diese schöne Natur zu haben. In jeder Waldöffnung<br />
bietet sich ein Panorama an, das einen<br />
ins Staunen versetzt. Aber auch für gute Luft ist<br />
gesorgt. Wenn der Duft einer frisch „g´maht´n“<br />
Wies´n in die Nase kommt ist das einfach herrlich!<br />
Text & Fotos:<br />
Johann Kreiter
Lassen Sie sich nicht behindern.
medizin<br />
Wichtiger Schutzschild:<br />
Vitamin D, im Fachausdruck als Calciferol bezeichnet, stellt<br />
ein Problem dar: Laut der Nationalen Verzehrstudie des BMELV<br />
(Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz)<br />
unterschreiten 82 % der Männer und 91 % der<br />
Frauen die Empfehlung für seine Zufuhr – davon sind auch und<br />
gerade behinderte Menschen betroffen. Um diesen Mangel zu<br />
korrigieren, also die Fähigkeiten des Vitamins nutzen zu können,<br />
muss man einiges von seinen eher unbekannten<br />
Eigenschaften kennen.<br />
itamin D ist kein Vitamin im eigentlichen<br />
Sinne, denn man kann es bei ausreichender<br />
Sonneneinstrahlung selbst bilden: in der Haut<br />
aus Cholesterin. Dabei unterliegt die körpereigene<br />
Bildung starken Schwankungen. Dies<br />
betrifft die Tageszeit, den Breitengrad und die<br />
Jahreszeit, denn die entsprechenden Wellenlängen<br />
des Sonnenlichts, die eine Vitamin D-Bildung<br />
ermöglichen (UV-B-Licht der Wellenlänge<br />
von etwa 280 - 320 nm), werden jenseits des 40.<br />
Auch Menschen mit Behinderung sollten in Maßen Sonne tanken.<br />
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V<br />
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®<br />
KADOMO<br />
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Breitengrades – also bei uns (Deutschland liegt<br />
zwischen dem 47. und 55. Breitengrad) – im<br />
Winter durch die schräge Sonneneinstrahlung<br />
in der Atmosphäre herausgefiltert. Das heißt: Im<br />
Winter, genauer: zumeist zwischen November<br />
und Februar – können wir selbst kein Vitamin D<br />
bilden! Dagegen entstehen bei optimaler Sonneneinstrahlung<br />
im Sommer tatsächlich bis zu<br />
250 μg davon und nur dann genügen tatsächlich<br />
10 Minuten Sonnenbad, um den Tagesbedarf<br />
zu decken. Gebräunte Haut, Sonnencremes<br />
und getönte Scheiben schränken diese Bildung<br />
jedoch ein. Dennoch werden etwa 90 % seines<br />
Bedarfs über die Sonne gedeckt. Am besten<br />
setzt man sich in den Sommermonaten täglich<br />
kurz der Sonne aus.<br />
Jetzt werden Sie fragen, wie ist es dann im Winter?<br />
Haben wir da alle einen Vitamin D-Mangel?<br />
Das kann man deutlich verneinen. Der Körper<br />
verfügt über beträchtliche Speicherkapazitäten<br />
in der Leber und vor allem im Fettgewebe. Ein<br />
kurzfristiger Vitamin D-Mangel kann ohne größere<br />
Beeinträchtigung überstanden werden.<br />
Mangelerscheinungen entstehen in erster Linie<br />
dann, wenn die Lichtzufuhr dauerhaft nicht ausreicht<br />
oder wenn bei zu geringer Lichtzufuhr mit<br />
der Nahrung zu wenig zugeführt wird. Generell<br />
reicht eine alleinige Vitamin D-Zufuhr über Lebensmittel<br />
im Normalfall nicht aus, um Mangelerscheinungen<br />
zu verhindern, insbesondere bei<br />
einer rein vegetarischen Kost. Auf ausreichende<br />
Sonnenbestrahlung muss man daher achten.<br />
Wie viel Vitamin D benötigt man?<br />
Während der Sommermonate reichen zwei- bis<br />
dreimal wöchentlich 5 bis 15 Minuten Sonne<br />
auf Gesicht, Hände und Arme (ohne Sonnen-
schutzmittel). Bei ausreichender Sonnenzufuhr<br />
benötigen Erwachsene 5 μg (0,005 mg) Vitamin<br />
D/Tag zusätzlich über die Nahrung. Ab 51 Jahren<br />
erhöht man die üblichen Empfehlungen auf<br />
10 - 15 μg/Tag.<br />
In den Wintermonaten kann man sich – abgesehen<br />
von den aufgefüllten Speichern – mit einer<br />
Vitamin D-reichen Kost behelfen. Am meisten<br />
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finden Sie im Leberfett von Meerestieren. Lebertran<br />
liegt mit 300 μg/100 g Vitamin D an der<br />
Spitze (1 μg entspricht einem Tausendstel Milligramm).<br />
Den Tagesbedarf von 5 μg würden<br />
Sie theoretisch z. B. beim alleinigen Genuss von<br />
etwa 5 g geräuchertem Aal, 17 g Bückling, 16 g<br />
Sprotten, 31 g Lachs, 45 g Sardinen, 125 g Makrele<br />
oder 263 g Champignons decken (siehe<br />
auch folgende Tabelle).<br />
100 g μg Vitamin D 100 g verzehrbares μg Vitamin D<br />
verzehrbares Lebensmittel<br />
Lebensmittel<br />
Lebertran 300 geräucherter Aal 90<br />
geräucherte Sprotte 32 Bückling 30<br />
Hering (Atlantik) 27 Aal 20<br />
Lachs 16 Schwarzer Heilbutt 15<br />
(Grönland)<br />
Lachs in Dosen 12 Austern 8<br />
Echter Kaviar 5,9 Weißer Heilbutt 5<br />
Makrele 4 Schmelzkäse 3,1<br />
(45 % Fett i. Tr.),<br />
Speisemorcheln,<br />
frische Steinpilze<br />
Frische Pfifferlinge 2,1 frische Champignons 1,9<br />
Eigelb 1,75 Goudakäse<br />
(45% Fett i. Tr.) 1,3<br />
Durchschnittlicher Vitamin D-Gehalt einiger Vitamin D-reicher Lebensmittel<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
medizin<br />
In den<br />
Wintermonaten<br />
kann<br />
man sich<br />
mit einer<br />
Vitamin Dreichen<br />
Kost<br />
behelfen.
medizin<br />
Es hat in<br />
Verbindung<br />
mit und ohne<br />
Kalzium (aus<br />
Milch und<br />
ihren Produkten)<br />
eine<br />
Schutzwirkunggegenüber<br />
Krebs.<br />
Anzeige<br />
Gut für das Abwehrsystem<br />
Die Vitamin D-Produktion in der Haut wird<br />
mit zunehmendem Alter geringer – sie beträgt<br />
dann nur noch 25 - 50 % der Vitamin<br />
D-Bildungsrate junger Erwachsener. Bei Übergewichtigen<br />
wird das fettlösliche Vitamin<br />
an den Körperfettanteil gebunden. Infolgedessen<br />
ist im Blut ebenfalls zu wenig davon<br />
vorhanden. Leider sind die Wellenlängen des<br />
Sonnenlichts, die man für die körpereigene<br />
Produktion von Vitamin D benötigt, auch die<br />
Spektren, die Sonnenbrand hervorrufen und<br />
entsprechend Hautkrebs. Jedoch reicht für<br />
eine Vitamin D-Produktion leicht eine Strahlungsdosis<br />
aus, die keine Hautrötung verursacht.<br />
Die Aufgaben des Vitamins bestehen unter<br />
anderem darin, einem Absinken der Kalziumkonzentration<br />
im Blut entgegenzuwirken und<br />
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Ihr Partner für barrierefreies Bauen und Planen<br />
dessen Einlagerung in die Knochen zu steuern.<br />
Auch sorgt es für eine ausreichende Aufnahme<br />
von Kalzium und Phosphat aus dem<br />
Dünndarm und steuert den Phosphathaushalt.<br />
Für die Bildung der Knochen und der<br />
Zähne ist Vitamin D unbedingt erforderlich.<br />
Auch auf das körpereigene Abwehrsystem<br />
wirkt Vitamin D regulierend und es beeinflusst<br />
die Bildung der Haare und Haut. Es hat<br />
in Verbindung mit und ohne Kalzium (aus<br />
Milch und ihren Produkten) eine Schutzwirkung<br />
gegenüber Krebs. So leiden Menschen<br />
mit einem hohen Vitamin D-Spiegel seltener<br />
unter dieser Erkrankung. Wissenschaftler der<br />
Uni Oslo in Norwegen sind aufgrund einer<br />
Studie der Meinung, dass bei bestimmten<br />
Krebsformen (z. B. Darm, Brust und Lunge) ein<br />
höherer Vitamin D-Spiegel im Blut bessere<br />
Überlebenschancen bietet.<br />
Die natürliche Vitaminproduktion mit Hilfe<br />
von Sonnenstrahlen ist gemäß Prof. Jörg<br />
Reichrath, Hautarzt und Vitamin D-Forscher an<br />
der Universität Homburg, günstiger, da dabei<br />
eventuell wichtige Stoffwechselprodukte in<br />
der Haut gebildet werden, die bei Tabletteneinnahme<br />
nicht anfallen. Ein weiterer Vorteil:<br />
bei der natürlichen Vitaminproduktion in der<br />
Haut kommt es nie zu einer Überdosierung.<br />
Seit einiger Zeit bereits weiß man, dass ein<br />
Vitamin D-Mangel das Risiko erhöht, dass Typ-<br />
1- und Typ-2-Diabetes entsteht, insbesondere<br />
bei Übergewicht. Das wertvolle Vitamin soll<br />
auch noch vor Bluthochdruck schützen und<br />
sich positiv auf das Herz-Kreislauf-System<br />
auswirken. Auch Ohrensausen und ein Verlust<br />
des Gehörs wird mit einem Vitamin D-Mangel<br />
in Verbindung gebracht.<br />
Aber damit nicht genug: Britische Wissenschaftler<br />
fanden einen Zusammenhang zwischen<br />
Vitamin D-Mangel und dem Rückgang<br />
der Hirnleistung. Je niedriger der Vitamin D-<br />
Spiegel im Blut der knapp 2 000 Studienteilnehmer<br />
über 65 Jahren war, desto schlechter<br />
waren die Denkleistungen in entsprechenden<br />
Tests!<br />
Text: Dr. Andrea Flemmer<br />
Foto: www.emanuelbloedt.de
medizin<br />
Es hat in<br />
Verbindung<br />
mit und ohne<br />
Kalzium (aus<br />
Milch und<br />
ihren Produkten)<br />
eine<br />
Schutzwirkunggegenüber<br />
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Die Vitamin D-Produktion in der Haut wird<br />
mit zunehmendem Alter geringer – sie beträgt<br />
dann nur noch 25 - 50 % der Vitamin<br />
D-Bildungsrate junger Erwachsener. Bei Übergewichtigen<br />
wird das fettlösliche Vitamin<br />
an den Körperfettanteil gebunden. Infolgedessen<br />
ist im Blut ebenfalls zu wenig davon<br />
vorhanden. Leider sind die Wellenlängen des<br />
Sonnenlichts, die man für die körpereigene<br />
Produktion von Vitamin D benötigt, auch die<br />
Spektren, die Sonnenbrand hervorrufen und<br />
entsprechend Hautkrebs. Jedoch reicht für<br />
eine Vitamin D-Produktion leicht eine Strahlungsdosis<br />
aus, die keine Hautrötung verursacht.<br />
Die Aufgaben des Vitamins bestehen unter<br />
anderem darin, einem Absinken der Kalziumkonzentration<br />
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Auch sorgt es für eine ausreichende Aufnahme<br />
von Kalzium und Phosphat aus dem<br />
Dünndarm und steuert den Phosphathaushalt.<br />
Für die Bildung der Knochen und der<br />
Zähne ist Vitamin D unbedingt erforderlich.<br />
Auch auf das körpereigene Abwehrsystem<br />
wirkt Vitamin D regulierend und es beeinflusst<br />
die Bildung der Haare und Haut. Es hat<br />
in Verbindung mit und ohne Kalzium (aus<br />
Milch und ihren Produkten) eine Schutzwirkung<br />
gegenüber Krebs. So leiden Menschen<br />
mit einem hohen Vitamin D-Spiegel seltener<br />
unter dieser Erkrankung. Wissenschaftler der<br />
Uni Oslo in Norwegen sind aufgrund einer<br />
Studie der Meinung, dass bei bestimmten<br />
Krebsformen (z. B. Darm, Brust und Lunge) ein<br />
höherer Vitamin D-Spiegel im Blut bessere<br />
Überlebenschancen bietet.<br />
Die natürliche Vitaminproduktion mit Hilfe<br />
von Sonnenstrahlen ist gemäß Prof. Jörg<br />
Reichrath, Hautarzt und Vitamin D-Forscher an<br />
der Universität Homburg, günstiger, da dabei<br />
eventuell wichtige Stoffwechselprodukte in<br />
der Haut gebildet werden, die bei Tabletteneinnahme<br />
nicht anfallen. Ein weiterer Vorteil:<br />
bei der natürlichen Vitaminproduktion in der<br />
Haut kommt es nie zu einer Überdosierung.<br />
Seit einiger Zeit bereits weiß man, dass ein<br />
Vitamin D-Mangel das Risiko erhöht, dass Typ-<br />
1- und Typ-2-Diabetes entsteht, insbesondere<br />
bei Übergewicht. Das wertvolle Vitamin soll<br />
auch noch vor Bluthochdruck schützen und<br />
sich positiv auf das Herz-Kreislauf-System<br />
auswirken. Auch Ohrensausen und ein Verlust<br />
des Gehörs wird mit einem Vitamin D-Mangel<br />
in Verbindung gebracht.<br />
Aber damit nicht genug: Britische Wissenschaftler<br />
fanden einen Zusammenhang zwischen<br />
Vitamin D-Mangel und dem Rückgang<br />
der Hirnleistung. Je niedriger der Vitamin D-<br />
Spiegel im Blut der knapp 2 000 Studienteilnehmer<br />
über 65 Jahren war, desto schlechter<br />
waren die Denkleistungen in entsprechenden<br />
Tests!<br />
Text: Dr. Andrea Flemmer<br />
Foto: www.emanuelbloedt.de
ericht<br />
Nach einigen Jahren sinnvoll:<br />
Gehören Sie auch zu den Menschen, die es irgendwie<br />
peinlich finden, eine medizinische Rehabilitationsmaßnahme<br />
zu beantragen? Das ist kein Wunder. Leicht wird<br />
einem dieser Weg nicht gemacht. Dabei sollten Sie<br />
nicht vergessen, dass es Ihr gutes Recht ist, per Reha<br />
etwas für sich und Ihre Gesundheit zu tun!<br />
Ingo Dörr, der<br />
Geschäftsführer<br />
des Arbeitskreises<br />
Gesundheit e.V.,<br />
spricht von einer<br />
rigiden Praxis der<br />
Kostenträger.<br />
18<br />
PARAPLEGIKER 3/10<br />
Vom Recht auf Reha<br />
S<br />
chon mit dem Ausdruck „Kur“ zeigen manche<br />
Menschen, dass sie Rehabilitationsmaßnahmen<br />
missbilligen. Da wird über Kurkonzerte<br />
und Kurschatten gewitzelt oder einfach mit dem<br />
Spruch „Morgens Fango, abends Tango“ klargestellt:<br />
Kuren sind unnützer Luxus! In Wirklichkeit<br />
hat jeder Sozialversicherte ein Recht auf die notwendigen<br />
Maßnahmen zum Schutz, zur Erhaltung,<br />
zur Besserung und zur Wiederherstellung<br />
der Gesundheit und Leistungsfähigkeit sowie<br />
zur wirtschaftlichen Sicherung bei Krankheit und<br />
Minderung der Erwerbsfähigkeit (§ 4 SGB I). Sie<br />
haben also ein Recht darauf, den Antrag bei Ihrem<br />
Hausarzt zu stellen. Nicht erst, wenn Sie völlig<br />
fertig sind, sondern auch schon vorher, zum<br />
Schutz der Gesundheit kann ein Aufenthalt in<br />
einer Reha-Klinik sinnvoll sein.<br />
Rollstuhlfahrer und Prothesenträger beispielsweise<br />
haben gute Gründe, sich vor Druckstellen,<br />
Rücken- oder Schulterproblemen zu fürchten.<br />
Auch wenn bereits im Rahmen der Anschlussheilbehandlung<br />
(AHB) nach dem Unfall ein Geh-<br />
oder Rollstuhltraining absolviert wurde: Nach<br />
einigen Jahren ist es erfahrungsgemäß sinnvoll,<br />
die erlernten Techniken wieder aufzufrischen.<br />
Der Weg zur Kur<br />
Was früher als Kur bekannt war, nennt sich heute<br />
„Maßnahme der medizinischen Vorsorge und<br />
Rehabilitation“. Ein stationärer Aufenthalt entspricht<br />
am ehesten dem traditionellen Bild der<br />
Kur. Normalerweise kann man – Bedarf vorausgesetzt<br />
– alle vier Jahre eine Reha-Maßnahme<br />
bekommen. Träger sind die Rentenversicherung,<br />
die Krankenversicherung oder die Berufsgenossenschaft.<br />
Den Antrag für die AHB stellt man<br />
beim Sozialdienst der Akutklinik, den zur stationären<br />
Reha beim Hausarzt.<br />
Es ist allerdings ziemlich selten, dass dieser Antrag<br />
dann auch tatsächlich bewilligt wird. Ingo<br />
Dörr, der Geschäftsführer des Arbeitskreises<br />
Gesundheit e.V., spricht von einer rigiden Praxis<br />
der Kostenträger. In seinem Zusammenschluss<br />
von Kliniken unterschiedlicher Fachrichtungen<br />
laufen viele Informationen über soziale und medizinische<br />
Fragen zur Rehabilitation zusammen.<br />
Aus den alltäglichen Erfahrungen heraus findet<br />
Dörr klare Worte: „Wer sich nicht wehrt, der lebt<br />
verkehrt“, sagt er ganz unaufgeregt und rät allen<br />
Patienten, bei abgelehnten Anträgen in den Widerspruch<br />
zu gehen. Auch wenn das ungewohnt<br />
ist und vielleicht peinlich: „Einen Boxkampf gewinnt<br />
derjenige, der einmal häufiger aufsteht“,<br />
so Dörr. Er weiß, dass viele Menschen nicht daran<br />
gewöhnt sind zu kämpfen. Wer hat schon Lust auf<br />
Gerichtsverfahren? „Das gilt besonders für viele<br />
der älteren Menschen, die eine Reha beantragen“,<br />
erklärt er und rät dazu, sich kritisch mit dem Antrag<br />
und dem Widerspruchsbescheid auseinanderzusetzen.<br />
Dass es viel Beratungsbedarf gibt, zeigt sich beispielsweise<br />
an der telefonischen Hotline, die beim<br />
Arbeitskreis Gesundheit für Fragen rund um die<br />
Antragstellung eingerichtet wurde. Neben Fragen<br />
zum Vorgehen bei abgelehnten Anträgen<br />
wird hier vor allem danach gefragt, ob man sich<br />
eine Klinik aussuchen kann. „Es ist gesetzlich festgelegt,<br />
dass das Wunsch- und Wahlrecht der Patienten<br />
zu berücksichtigen ist“, sagt der Jurist. Man<br />
darf also bei der Auswahl einer passenden Reha-<br />
Klinik mitwirken, Vorschläge machen und diesen<br />
Wunsch auch sehr nachdrücklich einbringen. Das<br />
gilt für eine AHB ebenso wie Jahre später, wenn<br />
eine stationäre Reha-Maßnahme nötig ist.<br />
Kliniken mit Gehschule<br />
Treppensteigen, Gehen bei unterschiedlichen<br />
Bodenverhältnissen, Eis und Schnee – für Prothesenträger<br />
eine echte Herausforderung, um es ein-
mal positiv auszudrücken. In Reha-Kliniken, die<br />
sich auf diese Zielgruppe spezialisiert haben, gibt<br />
es eine Prothesensprechstunde und eine Gehschule<br />
mit einem Parcours zum Treppensteigen<br />
und Laufen auf unterschiedlichen Untergründen.<br />
In der Enzensberger Gehschule (www.enzensberg.de)<br />
werden beispielsweise jedes Jahr beinamputierte<br />
Patienten im unteren dreistelligen<br />
Bereich rehabilitiert. Etwa 40 Prozent sind meist<br />
ältere Patienten, die direkt nach der Amputation<br />
kommen, um das erste Gehen mit Prothese zu<br />
erlernen. Etwa 60 Prozent sind jüngere Patienten,<br />
die schon länger amputiert sind und nun nach<br />
einer Systemumstellung (andere Passteile in der<br />
Prothese, zum Beispiel C-leg) zum so genannten<br />
Feinschliff ihres Gangbildes kommen.<br />
Ähnliches gilt beispielsweise für die Mühlenbergklinik<br />
Holsteinische Schweiz (www.muehlenberg-klinik.de)<br />
oder die Baumrainklinik in Bad<br />
Berleburg (www.helios-kliniken.de/gesundheitsstadt-bad-berleburg)<br />
– um nur einige Beispiele<br />
zu nennen.<br />
Eine Alternative zur Reha können geriatrische Kliniken<br />
wie das Berliner Zentrum für Altersmedizin<br />
(www.vivantes.de/web/altersmedizin.htm) sein.<br />
Solche Kliniken haben sich häufig auch auf die<br />
Bedürfnisse amputierter Patienten spezialisiert.<br />
Der übliche geriatrische Patient ist zwar über 65<br />
Jahre alt, aber auch jüngere Menschen können<br />
aufgenommen werden, wenn sie beispielsweise<br />
unter chronischen Krankheiten leiden.<br />
Text: Ruth Auschra<br />
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0800 5734724<br />
bericht<br />
Weitere Infos:<br />
Reha-Kliniken findet man beispielsweise hier:<br />
www.arbeitskreis-gesundheit.de<br />
(Beratung rund um die Reha: tel 03 41-870 59 59 0, eMail: info@arbeitskreis-gesundheit.de)<br />
www.klinikverzeichnis-online.de<br />
www.rehaklinik.com<br />
Kompetenz in Sachen Rehabilitation<br />
Die KLINIK BAVARIA Kreischa hat sich im<br />
vergangenen Jahrzehnt zu einem in Sachsen<br />
führenden Kompetenzzentrum der<br />
medizinischen Rehabilitation entwickelt.<br />
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Bereich der neurologischen Rehabilitation<br />
der Phasen B, C und D, der effektiven<br />
Weiterbehandlung und lebenslangen Nachsorge.<br />
KLINIK BAVARIA Kreischa<br />
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In diesem Zentrum können Patienten mit erworbenen<br />
und angeborenen Schädigungen<br />
des Rückenmarks behandelt werden. Neben<br />
dem Neuerlernen von Verrichtungen des<br />
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Angehörigen und dem Versuch der sozialen<br />
und berufl ichen Wiedereingliederung sowie<br />
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kann dem Patienten eine vielfältige Unterstützung<br />
gewährt werden.<br />
E-Mail: info@klinik-bavaria.de<br />
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glosse<br />
20<br />
Vertrauliche Gespräche mit<br />
Unbekannten<br />
PARAPLEGIKER 3/10<br />
Rollstuhlfahrer haben diverse Begleiterkrankungen.<br />
Schwierigkeiten mit der<br />
Haut oder mit den Nieren, oder aber<br />
Erinnerungslücken. Die sind aber nicht unbedingt medizinischer Natur. Die Art Erinnerungslücken,<br />
die ich meine, sind sozialer Natur. Sozusagen sozialer Alzheimer. Kein<br />
Mensch kann sich an alle Menschen erinnern, die er in seinem Leben zwei oder drei mal<br />
getroffen hat. Das ist auch in der Regel überhaupt nicht schlimm und fällt nicht weiter auf.<br />
Bei Rollstuhlfahrern aber schon.<br />
Neulich in meinem Lieblingssupermarkt spricht mich<br />
eine ältere Frau von der Seite an: „Ach hallo, wie geht es<br />
Ihnen?“ Und schon steh ich mal wieder auf dem Schlauch.<br />
Gut, das Gesicht kommt mir noch irgendwie bekannt vor,<br />
aber meine Schnellabfrage im Kurzzeitgedächtnis mel-<br />
det: Kein Datensatz gefunden! Das passiert mir nicht zum<br />
ersten Mal, ja ich bin schon geradezu routiniert in dieser<br />
Situation. Gibt es doch unglaublich viele Menschen, die<br />
in ihrem Leben nur zwei oder drei Rollstuhlfahrer gesehen<br />
haben. Wenn die mich sehen, wissen sie sofort wo sie<br />
mich hinstecken müssen. Zuweilen sind sie erfreut mich<br />
wieder zu sehen, genau wie diese Frau hier in der Gemüseabteilung<br />
– und ich habe keinen blassen Schimmer.<br />
Einige Sätze später fragt sie mich nach dem Befinden<br />
meiner Kinder. Bingo! Sofort fange ich an die kinderrelevanten<br />
Ordner zu scannen. Hebamme, Kindergarten,<br />
Grundschule, Gymnasium – in Windeseile gehe ich die<br />
Bilderdatenbank durch – kein Datensatz gefunden! Ich<br />
vertiefe das Thema Schule, um den Personenkreis einzukreisen.<br />
Kein Erfolg, sie vertieft nicht mit, Schule kann es<br />
nicht gewesen sein.<br />
Nächste Strategie, Klappe halten: Gesprächspausen sind<br />
zwar bisweilen peinlich, aber meist kommt der gegenüber<br />
mit einem neuen Hinweis, wenn er das Gespräch<br />
machen muss. Und dann werde ich endgültig zuschlagen.<br />
Ob ich denn noch Kontakt zum Krankenhaus habe?<br />
Wenn das kein Elfmeter ist. Neue Suche: Krankenschwestern,<br />
Ärzte, Ergotherapeuten, Krankengymnasten – wieder<br />
kein Datensatz gefunden! Das hier entwickelt sich zu<br />
einer echten Herausforderung. Gekonnt spreche ich weiter,<br />
erzähle vom letzten Patientenfest und erwähne, dass<br />
ich sie dort gar nicht gesehen habe. Das ist schon etwas<br />
dreist, habe ich doch noch immer keine Ahnung, woher<br />
ich sie kennen sollte, und stochere weiter im Dunkeln.<br />
Nebenbei entwickelt sich ein beinahe vertrauliches Gespräch,<br />
ich zeige mich interessiert, frage nach, halte die<br />
Unterhaltung am köcheln.<br />
Abgesonderte Monologe<br />
Intime Gespräche mit Menschen, die man gar nicht kennt,<br />
das ist eine Spezialität von Rollstuhlfahrern. Auf jeder Party<br />
wird man angequatscht von mindestens einem völlig<br />
fremden, aber dafür immens redseligen Besoffenen. „Du,<br />
ich hab auch mal in so einer Scheißkarre gesessen!“ Betrunkene<br />
verstehen es grandios eine Vertraulichkeit aus<br />
der Hüfte zu schießen, bei der es schwerfällt abweisend<br />
und schroff zu reagieren. Statt „Hau ab du W...“ entgegne<br />
ich also gebremst provokant: „Ich finde so einen Rollstuhl<br />
eigentlich ganz praktisch, die Behinderten in Indien wickeln<br />
sich Stofffetzen um die Hände und robben über die<br />
staubigen Straßen.“<br />
Aber eigentlich ist es bei Alkoholisierten egal was man<br />
sagt. Sie wollen eh nur ihren Monolog absondern. Sie erzählen<br />
dann von der schweren Zeit, als sie mal völlig hilflos<br />
mit einem Bänderriss in einem Rollstuhl gesessen haben.<br />
Wie wichtig diese Erfahrung für ihr Leben gewesen<br />
sei und wie genau sie wüssten, was in mir vorgeht. All das<br />
Leid, all diese Entbehrungen... Diese Gespräche sind so<br />
eintönig und stereotyp wie drei Monate auf dem Bauch
liegen wegen Deku. Aber einen Betrunkenen beleidigen,<br />
der gerade meint fürsorglich zu sein, das ist etwa so verwerflich<br />
wie im Bus sitzen zu bleiben, wenn eine Schwangere<br />
rein kommt.<br />
Gruß an Sabine<br />
Da ist das Gespräch mit der alten Dame hier schon<br />
wesentlich interessanter. Als sie den Namen „Sabine“<br />
erwähnt, sehe ich mich kurz vor der Lösung des spannenden<br />
Menschenmemory. Ich muss nur die richtige<br />
zweite Karte aufdecken, aber wo könnte sie sein. Sabine<br />
hat Kinder – oder keine Kinder? Diese Frage ist zu riskant.<br />
Ich würde meine perfekte Deckung aufgeben. Am Ende<br />
kenne ich Sabine vielleicht seit 30 Jahren und unsere Kinder<br />
sind zusammen in den Kindergarten gegangen – die<br />
Blamage würde keine Grenzen kennen. Also bleibe ich<br />
lieber unverbindlich. Etliche Sätze Smalltalk später muss<br />
die nette Dame dann mal weiter. Wie selbstverständlich<br />
lasse ich Sabine schön grüßen und rolle entspannt weiter<br />
zu den Zwiebeln. Habe mich nett unterhalten und noch<br />
immer keine Ahnung mit wem. Und sie hat es nicht mal<br />
gemerkt.<br />
Stunden später, ich bin längst zu Hause und räume die<br />
Zwiebeln in den Schrank, fällt endlich der Groschen.<br />
Datensatz: Angehörige – Status: Mutter von Sabine. Ort:<br />
Krankenhaus, Querschnittstation. Zeitpunkt: ca. 26 Jahre<br />
her. Letzter Eintrag: bestimmt 10 Jahre alt. Die zweite Memorykarte,<br />
wusste ich’s doch!<br />
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Ich bin unglaublich erleichtert. Doch noch kein Alzheimer.<br />
Als Rollstuhlfahrer kennt man vielleicht nicht mehr<br />
Menschen als andere – aber alle wissen genau, wo sie<br />
uns schon mal gesehen haben. Auch wenn sie uns nur<br />
bei Aldi mal die Tür aufgehalten haben. Auf diesem Wege<br />
einen schönen Gruß an Sabine, sie hat auch den PARA<br />
abonniert. Aber ich habe den Namen geändert, damit sie<br />
es nicht so leicht hat.<br />
Text: Ralf Kirchhoff<br />
Illustraion: Kasia
ericht<br />
„Keine Schranken!“<br />
Eine musikalische Botschaft,<br />
mit der die „Singing<br />
Rollis“ spontan die<br />
Herzen des Publikums<br />
eroberten. Helmar Leipold,<br />
Sonder- und Musikpädagoge<br />
in der„Diakonische<br />
Leiziger GmbH<br />
Diakonie am Thonberg“,<br />
hatte den Text von einer<br />
barrierefreien Welt<br />
geschrieben und vertont.<br />
Die<br />
„Singing Rollis“<br />
Seit der Uraufführung<br />
vor gut zwei Jahren ist<br />
das Stück für über hundert<br />
Mitarbeiter der<br />
Diakonie am Thonberg<br />
„unser Lied“.<br />
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egonnen hatte es vor acht Jahren mit 15 Mitarbeitern,<br />
die aus Spaß an der Freud‘ sangen.<br />
Seitdem haben sich die „Singing Rollis“ zu einem<br />
integrativen Chor gemausert, der mehr und<br />
mehr anspruchsvolle Stücke in sein Repertoire<br />
aufnimmt. Heute gehören auch Fußgänger dazu.<br />
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Musikalische Begleitung<br />
zu einer Feier der Diakonie<br />
am Thonberg.<br />
„Als der Chor gegründet wurde, war noch die<br />
Mehrheit unserer Werkstattmitarbeiter auf den<br />
Rolli angewiesen“, erinnert sich Diplompädagogin<br />
Jana Hellem. Waren in der Diakonie am Thonberg<br />
im Bereich für Menschen mit Körperbehinderung<br />
damals nur etwa 30 Menschen beschäftigt, so gibt<br />
es dort heute über hundert Arbeitsplätze.<br />
Mit dem Wunsch, in der Freizeit gemeinsam zu<br />
musizieren, wandten sich die Mitarbeiter gleich<br />
an die richtigen: Helmar Leipold ist Sonder- und<br />
Musikpädagoge, Jana Hellem singt seit ihrer Kindheit<br />
in einem Chor und spielt Flöte und Gitarre.<br />
„Wir begannen, ohne künstlerischen Anspruch<br />
Lieblingslieder der Gruppe mit Klavier- oder Gitarrenbegleitung<br />
einzuüben“, so die Chorleiterin.<br />
Später kam das Musizieren mit Orffschen Instrumenten<br />
dazu.<br />
Bald gestalteten die „Singing Rollis“ Feste und<br />
gesellige Veranstaltungen der Diakonie am Thonberg<br />
mit. „Das Programm reichte von ‚Wann wird`s<br />
mal wieder richtig Sommer?‘ über ‚Mein kleiner<br />
grüner Kaktus‘ bis zu vielen anderen populären<br />
Schlagern“, erinnert sich die Diplompädagogin.<br />
Später wurden sogar Kanons wie „I like the flowers“<br />
in das Repertoire aufgenommen. Schließlich<br />
bekamen die „Singing Rollis“ für einen Beitrag<br />
mit jiddischen Liedern auf dem bereichseigenen<br />
Sommerfest viel Beifall. Es folgten Auftritte zum<br />
Leipziger „Tag der Begegnung“, auf der Reha-Messe,<br />
auf dem Leipziger Weihnachtsmarkt oder anlässlich<br />
der Leipziger Buchmesse.<br />
22<br />
PARAPLEGIKER 3/10
Viel Beifall für „Fehlbesetzt“<br />
Seit Anfang 2008 gehören den „Singing Rollis“<br />
nur noch sechs Mitarbeiter mit Behinderung an.<br />
Helmar Leipold singt im Chor die Tenorpartien,<br />
begleitet gelegentlich auf dem Klavier und ist<br />
darüber hinaus auch für die Organisation verantwortlich.<br />
Sopranistin Jana Hellem leitet die<br />
Probearbeit. Mit dem Ergotherapeuten Sebastian<br />
Korth, der seit 2006 in der Diakonie am Thonberg<br />
als Gruppenleiter arbeitet, gewann das Ensemble<br />
einen engagierten Bass-Sänger und Violinisten<br />
hinzu. Zusätzlich verstärkt Beatrix Büchner aus<br />
dem Sozialen Dienst seit letztem Jahr den Alt.<br />
Ideale Voraussetzungen, um sich nach und nach<br />
auch an mehrstimmige Stücke heranzutasten.<br />
2008 wurden die „Singing Rollis“ zusammen mit<br />
den „Holpersteinen“, einer Theatergruppe in der<br />
Diakonie am Thonberg (siehe Para 2/10, S. 48),<br />
engagiert, um in Sondershausen auf einem Musik-<br />
und Kunstfestival das Rahmenprogramm mit<br />
zu gestalten. Mit einer gemeinsamen Inszenierung<br />
des Stücks „Fehlbesetzt“ gewannen sie die<br />
Sympathie aller Teilnehmer. Die Handlung ist mit<br />
wenigen Worten erzählt: Ein allürenhafter, sich<br />
hoffnungslos selbst überschätzender Regisseur<br />
schikaniert den Chor und lässt seinen Frust an<br />
der begabten Assistentin aus. Das Blatt wendet<br />
sich, als ein Starregisseur zufällig hinzukommt.<br />
Dieser weiß das künstlerische Potential der Sän-<br />
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ger richtig einzuschätzen. Unter der Leitung des<br />
Profis gibt der Chor nun mit der mehrstimmigen<br />
Interpretation von „Keine Schranken“ sein Bestes.<br />
„Ohne Musik wäre das Leben<br />
nur halb so schön!“<br />
Noch im gleichen Jahr führten die „Singing Rollis“<br />
das Stück auf dem „Tag der Sachsen“ in Grimma<br />
auf. Zur Weihnachtsfeier in der Diakonie am<br />
Thonberg gab der Chor unter instrumentaler Begleitung<br />
ein Konzert mit mehrstimmigen Weihnachtsliedern.<br />
Jana Hellem: „Wir steckten unsere<br />
Ansprüche immer höher. Zur Vorosterzeit 2009<br />
übten wir ‚Befiehl du deine Wege‘ aus der Matthäuspassion<br />
von Johann Sebastian Bach als vierstimmige<br />
A-cappella-Interpretation ein.“<br />
Um die Kunst des mehrstimmigen Chorgesangs<br />
zu beherrschen, müssen die Sänger immer wieder<br />
intensiv an sich selbst arbeiten. „Sie müssen lernen,<br />
den Ton zu halten, und dürfen sich durch die<br />
anderen Stimmen nicht irritieren lassen“, erklärt<br />
Sebastian Korth. Seit diesem Jahr wird zweimal in<br />
der Woche geprobt. Zu Beginn jeder Probe stehen<br />
Lockerungs- und Atemübungen, das Einsingen,<br />
etwas Musiktheorie und Notenkunde. Danach<br />
wiederholen die „Singing Rollis“ ein Stück, an dem<br />
sie schon seit längerer Zeit arbeiten. Immer wieder<br />
wird korrigiert, bis Takt und Rhythmus stimmen<br />
und alle Stimmen miteinander harmonieren.<br />
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„ Ich singe,um<br />
Selbstbewusstsein<br />
und meine<br />
Stimme zu entwickeln<br />
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Mittlerweile<br />
treten die<br />
„Singing Rollis“<br />
auch in der<br />
Öffentlichkeit auf.<br />
In der letzten Phase der heutigen Probe üben die<br />
„Singing Rollis“ noch einen schwierigen Text. Sie<br />
sprechen ‚And So it Goes‘, ein mehrstimmiges Arrangement<br />
des Songs von Billy Joel, gemeinsam<br />
im Rhythmus. Wenn in der nächsten Probe die<br />
Melodie gesungen wird, soll die taktgerechte Silbenverteilung<br />
perfekt sein. Noch schwieriger ist<br />
der Text eines mittelalterlichen Liedes von John<br />
Dowland, welches die „Singing Rollis“ erst seit<br />
kurzem im Programm haben.<br />
Das bedeutet, dass es ohne Hausarbeit nicht geht:<br />
„Ich muss lernen, den altenglischen Text zu verstehen,<br />
und die Aussprache üben“, gibt Maria Koschewski<br />
zu. Die junge Frau, die auch gern Songs<br />
von „Rosenstolz“ hört, ist seit Anfang an dabei. „Ich<br />
singe, um Selbstbewusstsein und meine Stimme<br />
zu entwickeln“, berichtet sie. Oft<br />
probt sie zusammen mit Partner<br />
Gregor Kommenda, der seit vier<br />
Jahren ein „Singing Rolli“ ist. Der Tenor<br />
hatte als Schüler stets ein „Sehr<br />
gut“ im Singen. Zu Hause lernt Gregor<br />
Texte und büffelt neuerdings<br />
auch Notenkunde. Als „Kind der achtziger Jahre“<br />
kennt er die „neue deutsche Welle“, „Genesis“ und<br />
andere Musiker von damals aus dem Effeff.<br />
Sebastian Fischer arbeitet seit Herbst 2007 in der<br />
Diakonie am Thonberg und gehört fast ebenso<br />
lange den „Singing Rollis“ an. In seiner Freizeit<br />
nimmt der zwanzigjährige Tenor Gesangsunterricht<br />
und singt zudem im Gospelchor der St.-<br />
Andreas-Gemeinde mit. In Sachen Musik mag<br />
Sebastian viele Stilrichtungen. Sofern es nicht<br />
gerade Hiphop oder andere „abgefahrene“ Stücke<br />
sind, heißt sein Motto „Ohne Musik wäre das<br />
Leben nur halb so schön!“<br />
Text: Reinhard Wylegalla<br />
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as tun, wenn man im Internat lebt und<br />
im Bauch die Schmetterlinge verrückt<br />
spielen? „Wir sind am Nachtdienst vorbei<br />
in die Mädchenzimmer geschlichen“,<br />
erinnert sich Sören Haak mit verschmitztem Lächeln.<br />
Im Biologieunterricht der Dresdner Schule<br />
für Körperbehinderte wurde über Sexualität gesprochen,<br />
in der Freizeit geflirtet. Aber: „Wir waren<br />
stets unter unseresgleichen. Fahrten in die<br />
Innenstadt und Begegnungen mit nichtbehinderten<br />
Gleichaltrigen waren die Ausnahme und<br />
immer ein Highlight.“<br />
Sören ist von Kindheit an gehbehindert. Er läuft<br />
mit zwei Gehhilfen, sitzt zuweilen auch im Rolli.<br />
Deshalb schulten ihn seine Eltern 1980 in der<br />
Polytechnischen Oberschule für Körperbehinderte<br />
ein. „Es gab Vor- und Nachteile. Ich war mit<br />
Gleichaltrigen zusammen und somit kein ‚Sonderling‘,<br />
sondern einer von vielen Schülern mit<br />
Handikap. Andererseits war ich die Woche über<br />
nicht nur vom Elternhaus getrennt, sondern<br />
auch abseits vom ‚normalen‘ Leben.“<br />
September 1990: Sören hatte die Mittlere Reife<br />
Sören Haak:<br />
Die schönste<br />
Nebensache<br />
der Welt…<br />
Sexualität mit Behinderung war lange<br />
ein Tabu. Sören Haak, von Kindheit<br />
an gehbehindert, gelang es aus<br />
eigener Kraft, Kontakte zu knüpfen<br />
und schließlich eine Partnerin<br />
kennenzulernen. Der Diplom-Sozialpädagoge<br />
aus Dresden meint, in<br />
einer inklusiven, „bunten“ Gesellschaft<br />
hätten auch Menschen<br />
mit Handikap bessere Chancen,<br />
die „schönste Nebensache der<br />
Welt“ erleben zu können.<br />
PARAPLEGIKER 3/10<br />
und ging nun nach Berlin, um im Berufsbildungswerk<br />
eine Ausbildung zum Bürokaufmann zu<br />
absolvieren. „Im Lehrlingswohnheim teilte ich ein<br />
Zimmer mit fünf Gleichaltrigen“, erzählt er. Nach<br />
dem Umzug in eine Wohngemeinschaft hatte er<br />
zumindest etwas mehr Freiraum, aber auch das<br />
war nicht gerade das Ideal. „Ich beendete brav die<br />
Ausbildung, hatte aber längst erkannt, dass dieser<br />
Beruf für mich nicht die Erfüllung ist“, erinnert<br />
sich Sören.<br />
Doch die Hauptstadt gefiel ihm. Deshalb beschloss<br />
er - inzwischen 20 Jahre alt -, dort noch<br />
einmal die Schulbank zu drücken und sich auf<br />
das Wirtschaftsabitur vorzubereiten. „Über die<br />
Mitwohnzentrale habe ich schnell ein neues<br />
Zimmer gefunden“, berichtet Sören. Insgesamt<br />
ist er dreimal umgezogen, jedes Mal in einen<br />
anderen Stadtbezirk. „Das waren meine ‚wilden<br />
Jahre‘“, erinnert er sich. Was durchaus wörtlich<br />
verstanden werden darf: „Ich bin nicht nur aus<br />
der geschützten Welt des Lehrlingswohnheims<br />
Sören Haak<br />
setzt auf eine<br />
bunte Gesellschaft<br />
ohne Vorurteile<br />
und Hackordnungen.
ausgebrochen, sondern habe auch sehr vielfältige<br />
sexuelle Erfahrungen machen können.“<br />
Recht auf sexuelle Selbstbestimmung<br />
Dann erkrankte Sören. Während eines mehrwöchigen<br />
stationären Aufenthalts in der Charité<br />
wurde ihm bewusst, dass in puncto Sex Quantität<br />
nicht alles, Qualität in der Szene aber kaum<br />
zu finden ist: „Dort ging es ziemlich oberflächlich<br />
zu. Bekanntschaften beschränkten sich meistens<br />
auf einen One-Night-Stand. Deshalb sagte ich mir<br />
nun, dass fünf Jahre Berlin genug sind.“ Zurück in<br />
seiner Heimatstadt, suchte er eine eigene Wohnung<br />
und arbeitete ehrenamtlich in der Dresdner<br />
AIDS-Hilfe. „In diesem Umfeld habe ich wichtige<br />
Erfahrungen gemacht und gemerkt, was mir<br />
wirklich liegt“, so Sören.<br />
Er beschloss, noch einmal eine Berufsausbildung<br />
zu „riskieren“, und zwar im sozialen Bereich. 1998<br />
legte Sören im Beruflichen Schulzentrum für Sozialwesen<br />
das Fachabitur ab und immatrikulierte<br />
sich danach an der Evangelischen Fachhochschule<br />
für Sozialwesen in Dresden. Mit einer Arbeit<br />
über „Identität und Sexualität - eine Untersuchung<br />
zur Bedeutung der Sexualität für die Identitätsbildung<br />
körperlich Behinderter“ erwarb er 2002 das<br />
Diplom. Seitdem arbeitet Sören als Diplom-Sozialpädagoge<br />
im Ambulanten Behindertenzentrum<br />
der Stadtmission der Diakonie Dresden. „Ich<br />
besuche Gleichbetroffene in ambulant betreuten<br />
Wohnungen, um mit ihnen gemeinsam Problem<br />
zu lösen“, schildert er seinen beruflichen Alltag.<br />
Das Thema für die Diplomarbeit hatte er aus seiner<br />
eigenen Betroffenheit heraus gewählt. Weiterhin<br />
hatte ihn eine Ausstellung über „Der imperfekte<br />
Mensch“ im Deutschen Hygienemuseum Dresden<br />
inspiriert. Sören hatte einen nichtbehinderten<br />
Kommilitonen als Koautor gewinnen können,<br />
der den Zivildienst in einem Seniorenheim geleistet<br />
hatte. „Er bestätigte mir, dass auch im Umgang<br />
mit älteren Menschen die Intimsphäre meistens<br />
völlig ausgeblendet wird“, erinnert er sich.<br />
Missstände, die nicht länger hinzunehmen sind.<br />
Endlich wird öffentlich darüber diskutiert, dass<br />
körperliche, psychische oder geistige Handikaps<br />
und ein erfülltes Sexualleben einander weder<br />
ausschließen müssen noch dürfen. Voriges Jahr<br />
wurde dieser Anspruch endlich im Artikel 21<br />
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sollten sich nie<br />
gegenüber den<br />
sexuellen Bedürfnissen<br />
ihrer<br />
Klientel sperren,<br />
sondern diese<br />
ermutigen und<br />
gegebenenfalls<br />
auch Kontakte<br />
vermitteln. alle<br />
28<br />
“<br />
PARAPLEGIKER 3/10<br />
der EU-Charta festgeschrieben. Mit dem Verbot,<br />
Menschen wegen des Geschlechts, der Rasse, der<br />
Hautfarbe, der ethnischen oder sozialen Herkunft,<br />
der genetischen Merkmale, der Sprache, der Religion<br />
oder der Weltanschauung, der politischen<br />
oder sonstigen Anschauung, der Zugehörigkeit<br />
zu einer nationalen Minderheit, des Vermögens,<br />
der Geburt, einer Behinderung, des Alters oder<br />
der sexuellen Ausrichtung zu diskriminieren, garantieren<br />
die Gesetzgeber auch jedermann ein<br />
Recht auf sexuelle Selbstbestimmung.<br />
Sexuelle Bedürfnisse nicht<br />
blockieren<br />
Dieses auf gesellschaftlicher Ebene aber zu verwirklichen<br />
bereitet nicht nur den Trägern von<br />
Einrichtungen für Menschen mit Handikap einiges<br />
Kopfzerbrechen. So werden zum Beispiel<br />
neuerdings Konzepte entwickelt, die in Wohnheimen<br />
die notwendige Intimsphäre für zwischenmenschliche<br />
Begegnungen ermöglichen sollen.<br />
Doch gerade für partnerlose Menschen mit Behinderung<br />
reichen räumliche Verbesserungen<br />
allein bei weitem nicht aus. Es müssen auch<br />
Möglichkeiten geschaffen werden, die selbst für<br />
Betroffene mit schweren körperlichen Defiziten<br />
das Erleben von Sexualität gewährleisten, sofern<br />
sie es wünschen. Mittlerweile gibt es - allerdings<br />
moralisch nicht ganz unumstrittene und zuweilen<br />
juristisch brisante - entsprechende Angebote<br />
wie Sexualassistenz und Sexualbegleitung. Sogar<br />
barrierefreie Bordelle und auf den Umgang mit<br />
Behinderten spezialisierte Prostituierte bieten<br />
ihre Dienste an.<br />
Da in Deutschland die Kosten dafür von keinem<br />
Träger übernommen werden und sich die meisten<br />
Angebote auf Großstädte konzentrieren, können<br />
aber wohl nur wenige Menschen mit Handikap<br />
wirklich davon profitieren. Hilfreich und sicher<br />
auch kostengünstiger ist es für Kontaktsuchende<br />
indessen, im Internet ihr Glück zu versuchen. Im<br />
www haben sich mittlerweile etliche Kontaktbörsen<br />
für unterschiedliche Interessengruppen<br />
sowie Foren für einen Erfahrungsaustausch unter<br />
Gleichbetroffenen oder Gleichgesinnten etabliert.<br />
Eine nicht zu unterschätzende Ursache dafür,<br />
dass viele Menschen mit Behinderung mehr oder<br />
weniger zwangsläufig noch ein geradezu mön-<br />
chisches Dasein führen müssen, sind aber nach<br />
Sörens Einschätzung auch gesellschaftliche Vorbehalte.<br />
„Pflegende sollten sich nie gegenüber<br />
den sexuellen Bedürfnissen ihrer Klientel sperren,<br />
sondern diese ermutigen und gegebenenfalls<br />
auch Kontakte vermitteln“, so der Diplom-Sozialarbeiter.<br />
Eine Sexualassistenz oder gar eine Sexualbegleitung<br />
dürfen sie aber laut Gesetz wegen<br />
des Abhängigkeitsverhältnisses nicht übernehmen.<br />
Vögel balzen…<br />
In erster Linie sind aber schon im Elternhaus die<br />
Weichen für eine gesunde sexuelle Entwicklung<br />
zu stellen: „Erziehungsberechtigte dürfen einem<br />
behinderten Kind niemals einreden, dass es sowieso<br />
keinen Partner bekomme. Statt dessen sollten<br />
sie lieber seine Stärken fördern und es ermutigen,<br />
Kontakte aufzubauen.“ Selbst bei schweren<br />
Handikaps sei es wichtig, die Intimsphäre des<br />
Sprösslings zu respektieren und zu wahren. Wenn<br />
das Kind in die Pubertät kommt, sollten die Erziehungsberechtigten<br />
dessen emotionale Bedürfnisse<br />
eruieren. „Sie müssen auch beobachten, in<br />
welche Richtung sich die sexuelle Orientierung<br />
entwickelt, ohne diese aber zu werten oder gar<br />
zu blockieren“, empfiehlt Sören.<br />
Die Entdeckung der Sexualität geht meistens auch<br />
einher mit der Entwicklung von „Marketingstrategien“:<br />
„So wie die Vögel balzen, möchten auch<br />
die Menschen attraktiv auf ihre Umgebung wirken,<br />
um einen Partner zu finden“, bringt es der<br />
Diplom-Sozialpädagoge auf den Punkt. Wird ein<br />
Kind aber aufgrund von Handikaps oder anderen<br />
Eigenschaften, die sich nur schwer in das Idealbild<br />
der Gesellschaft einordnen lassen, isoliert,<br />
nimmt es zwei Welten wahr: Den eigenen, eng<br />
begrenzten Lebensraum unter Gleichbetroffenen<br />
und die „andere“, offene Welt der „Normalen“, die<br />
ihm mehr oder weniger verschlossen bleibt.<br />
Um diesen Teufelskreis ein für allemal zu durchbrechen,<br />
gibt es für Sören nur eine Lösung: Die<br />
soziale Inklusion (lat. inclusio = der Einschluss).<br />
Damit ist gemeint, dass jeder Mensch in seiner<br />
Individualität gesellschaftlich akzeptiert wird und<br />
an ihr in vollem Umfang teilhaben kann. Unterschiede<br />
und Abweichungen werden bewusst<br />
wahrgenommen, in ihrer Bedeutung aber eingeschränkt<br />
oder aufgehoben. „Nur unter diesen
Voraussetzungen ist es möglich, Barrieren in Köpfen<br />
und Herzen abzubauen“, unterstreicht der<br />
Diplom-Sozialpädagoge. Der Umbau sollte seiner<br />
Meinung nach bei der Einrichtung von inklusiven<br />
Kindergärten und Schulen beginnen und sich in<br />
der Welt der Erwachsenen konsequent fortsetzen<br />
bis hin zu Freizeiteinrichtungen, die für alle offenstehen.<br />
„Wenn Kinder in einer ‚bunten‘ Gesellschaft aufwachsen,<br />
entstehen gar nicht erst Vorurteile und<br />
‚Hackordnungen‘“, ist Sören überzeugt. Wäre die<br />
„Marktfähigkeit“ nicht mehr das Maß aller Dinge,<br />
hätten auch Schwächere die Chance, ihre starken<br />
Seiten zu entwickeln. Dabei würden sie erkennen,<br />
dass auch die „Starken“ Schwächen haben. „Warum<br />
sollte eine Schülerin im Rolli nicht gemeinsam<br />
mit ihren nichtbehinderten Klassenkameraden<br />
einen inklusiven Tanzkurs besuchen und<br />
flirten, anstatt zu Hause zu bleiben“, erwähnt der<br />
Diplom-Sozialpädagoge ein konkretes Beispiel.<br />
Ihm selbst ist es gelungen, nach der Schulzeit<br />
aus der „abgeschirmten Welt“ auszubrechen, ein<br />
gesundes Selbstvertrauen zu entwickeln und die<br />
„schönste Nebensache der Welt“ erleben zu dürfen.<br />
„Bei der Kontaktsuche war mein Handikap<br />
nie ein Hindernis. Im Gegenteil, manches Mal hat<br />
es sogar Neugier erweckt“, erinnert sich Sören.<br />
Vor zwölf Jahren lernte er die Frau seines Lebens<br />
kennen.<br />
„Nicht nur für Menschen mit Handikap ist es<br />
wichtig, ihren Körper akzeptieren zu lernen und<br />
die schönen Seiten daran zu entdecken“, unterstreicht<br />
er. Klar, denn wer mag schon – egal ob<br />
mit oder ohne Handikap – einen Partner, der sich<br />
selbst nicht leiden kann und nur Pessimismus<br />
verbreitet? „In den meisten Artikeln über das Thema<br />
‚Sex und Behinderung‘ fällt der unterschwellige<br />
Tenor ‚Als Nichtbehinderter bekommt man<br />
selbstverständlich jederzeit mühelos Liebe und<br />
Sex‘ auf“, kritisiert ein (anscheinend behinderter)<br />
User in einem Forum für „Absolute Beginners“<br />
(sexuell unerfahrene Erwachsene). Und stellt fest:<br />
„Vielen Menschen scheint aber nicht bewusst zu<br />
sein, dass ein körperlich gesunder Mensch vom<br />
Partnermarkt ebenso kategorisch ausgesperrt<br />
sein kann wie ein behinderter.“<br />
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dass das nicht klappen kann.<br />
Anders scheint das bei so mancher Krankenkasse<br />
zu funktionieren. Die Ablehnung von Notwendigem<br />
scheint Methode zu werden, neuerdings<br />
vor allem bei sterilen Einmalhandschuhen.<br />
Hintergrund der bisher stets mündlich erklärten,<br />
trotz Aufforderungen nie schriftlich begründeten<br />
Ablehnungen sind möglicherweise Kassen interne<br />
Abgrenzungsfragen zwischen Kranken- und<br />
Pflegeversicherung. Denn nicht sterile Einmalhandschuhe,<br />
im 100-er Pack für wenige € auch in<br />
Drogeriemarkt zu finden, gehören zu den Pflegehilfsmitteln,<br />
die jede/r bekommt, wenn er oder sie<br />
eine Pflege hat (Pflegehilfsmittel bis 31 € / Monat).<br />
Sterile Einmalhandschuhe werden benötigt, wenn<br />
im Rahmen der häuslichen Krankenpflege Wunden<br />
z. B. bei Druckgeschwüren steril versorgt werden<br />
müssen. Klar, dass dabei mit äußerster Sorgfalt<br />
und absolut steril vorgegangen werden muss. Die<br />
Kosten auch teurer Spezial-Verbandsstoffe selbst,<br />
ohne weiteres 1 000 € oder mehr monatlich, werden<br />
auch ohne Probleme von der Krankenkasse<br />
übernommen. Für 50 Paar sterile OP Handschuhe<br />
muss die Kasse weniger als 30 € hinlegen. Das wird<br />
dann abgelehnt, weil es angeblich „Pflegehilfsmittel“<br />
sind. Aber nicht gegenüber dem Patienten,<br />
dem sie ja verordnet wurden, sondern diese Position<br />
wird einfach aus der Abrechnung der liefernden<br />
Apotheke gestrichen. Und wenn die Apotheke die<br />
Hintergründe nicht kennt und den guten Kunden<br />
nicht verärgern will trägt diese die Kosten selbst.<br />
Nachfragen und Beschwerden bei der Kasse nützen<br />
nichts. Dafür hat man ja Schulungen und Seminare,<br />
bei denen gelehrt wird, wie man die Kran-<br />
q – querschnitt spezial<br />
kenkassen von solch „lästigem Kleinkram“ befreit.<br />
Irgendwann wird der genervte Patient die Kosten<br />
schon selbst übernehmen...<br />
Und wer jetzt denkt, dass sei ein Einzelfall bei der<br />
KKH-Allianz in Koblenz, der irrt! Auch AOK-Mitglieder,<br />
die sterile Einmalhandschuhe für die intermittierende<br />
Selbstkatheterisierung benötigen,<br />
weil sie damit weitgehend frei von Harnwegsinfekten<br />
bleiben, werden neuerdings mit der gleichen<br />
Begründung abgewiesen. Da hilft es nur,<br />
eine ärztliche Bescheinigung vorzulegen, dass<br />
man die sterilen Handschuhe aus dringenden medizinischen<br />
Gründen benötigt.<br />
Die gestresste Ehefrau denkt derweil darüber<br />
nach, ob man nicht doch den Pflegedienst bestellen<br />
soll, weil der die Kosten für sterile Handschuhe<br />
in seinen Stundensatz mit einrechnet. Dann fallen<br />
für die Krankenkasse nicht nur die Kosten für die<br />
gleichen Verbandmittel an, sondern auch noch zusätzlicher<br />
Personalaufwand, pro Tag ungefähr so<br />
viel, wie die Kosten für die sterilen Handschuhe für<br />
einen ganzen Monat ausmachen.<br />
Text: Herbert Müller<br />
Kriterium für die „Ehrung“ ist<br />
die Kreativität der Begründung<br />
für eine Ablehnung. Je unsinniger,<br />
desto besser sind die<br />
Chancen. Ob man darüber eher<br />
schmunzelt oder sich mehr über<br />
die Ignoranz ärgert, bleibt jedem<br />
selbst überlassen. Vorschläge<br />
sind willkommen.<br />
Herbert Müller<br />
Rechtsbeistand im Sozialrecht<br />
der Fördergemeinschaft<br />
der Querschnittgelähmten<br />
in Deutschland e.V.<br />
Freiherr-vom-Stein-Str. 47<br />
56566 Neuwied-Engers<br />
tel 0 26 22-88 96-32; fax -36<br />
eMail: h.mueller@engers.de<br />
PARAPLEGIKER 3/10 33
q – querschnitt spezial<br />
34<br />
Spastik und<br />
neuropathischer Schmerz –<br />
tanzend im Wasser lösen?<br />
Wassershiatsu (WATSU) und dessen Vorstufe,<br />
das Aqua Relax (AR), Wassertanzen (WATA) und<br />
Healing Dance (HD), sind sehr wirksame und<br />
einfühlsame Formen der Aquatischen Körperarbeit<br />
im 34 bis 36 Grad warmen Wasser.<br />
Aquatische Körperarbeit<br />
im Gemeinschaftskrankenhaus<br />
Herdecke.<br />
PARAPLEGIKER 3/10<br />
E<br />
ntwickelt aus dem Zen Shiatsu, werden kunstvoll<br />
die heilenden und unterstützenden Qualitäten<br />
des körperwarmen Wassers mit Elementen<br />
aus therapeutischem Atmen, Tanz, Körperarbeit<br />
und Bewegungstherapie verbunden. Sanfte Dehnungen<br />
und Streckungen des Körpers und weiche<br />
Rotationen der Wirbelsäule lockern die Muskulatur.<br />
Rhythmische, fließende Bewegungen und<br />
der Wechsel zwischen Dynamik und Ruhephasen<br />
schaffen einen Raum tiefer Entspannung für Körper,<br />
Seele und Geist.<br />
Aquatische Körperarbeit respektiert die Möglichkeiten<br />
und Grenzen eines jeden Körpers, es ist<br />
nicht notwendig, schwimmen zu können. Somit<br />
kann jeder Mensch, unabhängig von seiner körperlichen<br />
Kondition eine Behandlung erfahren. Sie<br />
bietet mit ihrer umfassenden Sicht des Menschen<br />
eine Möglichkeit, Heilung im leiblichen und seelischen<br />
Geschehen und auch auf personaler Ebene<br />
zu fördern.<br />
Der Gleichgewichtssinn, die kinästhetische Wahrnehmung,<br />
die Selbst-Wahrnehmung und die<br />
Raumlage-Wahrnehmung werden durch die Bewegungsformen<br />
in Kreisen, Spiralen, Wellen und<br />
Achtern angeregt, alles archaische Bewegungsformen,<br />
die dem menschlichen Körper von den
frühesten Entwicklungsstufen im Mutterleib her<br />
vertraut sind. Diese Urbewegungen entsprechen<br />
dem Wesen des Wassers in seiner Formkraft, die<br />
sich in Wirbeln, Wellen und Mäandern äußert<br />
(Buchhinweis: Theodor Schwenk „Das sensible<br />
Chaos“).<br />
Während der WATSU Stunde ist der Körper<br />
ständig im Wandel. Neue spiraldynamische<br />
Bewegungen – an Land kaum auszuführen<br />
– verblüffen und setzen alte Halte- und Bewegungsmuster<br />
außer Kraft. Fließend, strömend,<br />
beweglich, weich fühlt sich der Körper an, wenn<br />
der Einfluss der Schwerkraft sich minimiert und<br />
man im Rhythmus des eigenen Atems zuerst auf<br />
einem Wasserkissen, später dann auf den Armen<br />
der Therapeutin durchs Wasser bewegt wird.<br />
Sanfte wellenförmige Bewegungen<br />
Vestibuläre Stimulationen (=Anregung des<br />
Gleichgewichtsorgans im Innenohr), die ein<br />
Rückenmarkverletzter für die Nutzung und<br />
Kompensationsmechanismen seiner Motorik<br />
braucht, finden andauernd statt. Das ins Ohr ein-<br />
und ausströmende Wasser, Geräusche im Wasser,<br />
der Herzschlag, Summen geben vielfältige Reize,<br />
die die Ausbildung von „Ordnung“ auf seelischer<br />
und leiblicher Ebene anregen. Der Kopf verändert<br />
häufig seine Lage, während der restliche<br />
Körper in vielerlei Positionen gehalten und bewegt<br />
wird. In den Ruhe- und Integrationsphasen<br />
Anzeige<br />
<br />
<br />
<br />
q – querschnitt spezial<br />
zwischen den Bewegungssequenzen forscht<br />
die Therapeutin nach Eigenbewegungen, unterstützt<br />
und verstärkt diese – ein neues Gefühl<br />
für den Behandelten, wenn der eigene Körper<br />
plötzlich sanfte, meist wellen- oder schlangenförmige<br />
Bewegungen vollzieht, ohne dass man<br />
es bewusst initiiert hat.<br />
Dieses Geschehen scheint, zusammen mit der<br />
kontinuierlichen, rhythmi-schen Bewegung<br />
nahe am Körper der Therapeutin, kombiniert mit<br />
den Reizen, die das Wasser in der Bewegung auf<br />
die Haut des Klienten ausübt, der Schlüssel zur<br />
Reduktion von Spastiken und zur Behandlung<br />
von chronischen Schmerzzuständen zu sein. Insbesondere<br />
kann es regulierend auf den schwer<br />
therapierbaren neuropathischen Schmerz wirken.<br />
Dies erfahren wir täglich auf der Station für<br />
Rückenmarkverletzte im Gemeinschaftskrankenhaus<br />
Herdecke.<br />
Als Erklärungsmodell dient uns die gemeinsame<br />
Entwicklungsgeschichte von Haut und Nervensystem<br />
im Ektoderm, das äußere der drei Keimblätter<br />
in der Embryonalzeit. Wir vermuten, dass<br />
die sanfte, kontinuierliche Stimulationen der<br />
Hautzellen durch den Wasserwiderstand zu Verschaltungen<br />
in allen Teilbereichen des zentralen<br />
Nervensystems führen, die sowohl Spastik als<br />
auch neuropathischen Schmerz reduzieren können.<br />
Verschaltungen geschehen zuerst ungeachtet<br />
von Verletzungen auf Rückenmarksebene und<br />
<br />
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<br />
ABB STOTZ-KONTAKT GmbH<br />
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<br />
Neue spiraldynamische<br />
Bewegungen<br />
– an Land kaum<br />
auszuführen –<br />
verblüffen und setzen<br />
alte Halte- und<br />
Bewegungsmuster<br />
außer Kraft.
q – querschnitt spezial<br />
Beispiele hierfür<br />
sind längere Durchschlafperioden<br />
des<br />
Nachts, Blutdruckregulation,Herunterregulierung<br />
des<br />
Tonus (Spannungszustands)<br />
der ganzen<br />
glatten Muskulatur,<br />
...<br />
36 3<br />
PARAPLEGIKER PARAP<br />
GIKER 3/10<br />
werden dann auf das vegetative, motorische und<br />
sensorische Nervensystem weitergeleitet. Während<br />
dieser Herausforderung des Ansprechens<br />
auf eine Vielfalt von rhythmischen Impulsen im<br />
warmen Wasser, die im „Körper-Zell-Gedächtnis“<br />
ein Gesamtbild des menschlichen Körpers zu formen<br />
scheint, wird offensichtlich ein harmonisierender<br />
Prozess in Gang gesetzt.<br />
Weniger Spannung<br />
Dieser äußert sich sehr facettenreich. Häufig<br />
kommt es zuerst zur Herunterregulierung des<br />
Tonus (Spannungszustands) des vegetativen Nervensystems,<br />
welches wir Menschen nicht mit dem<br />
Kopf kontrollieren können. Beispiele hierfür sind<br />
längere Durchschlafperioden des Nachts, Blutdruckregulation,<br />
Herunterregulierung des Tonus<br />
(Spannungszustands) der ganzen glatten Muskulatur,<br />
was komplexe vegetative Vorgänge, wie Schlucken,<br />
Darmperistaltik, und Blasenfunktion positiv<br />
beeinflusst. Auch das Stimmungsbild wird deutlich<br />
positiv beeinflusst. Auch berichten Betroffene<br />
von einer erheblichen Verringerung des gesamten<br />
Schmerzniveaus und Minderung von Spastiken.<br />
Mit der Herunterregulierung des Vegetativums<br />
wird stets auch die willkürliche Muskulatur und<br />
die Kapselspannung der Gelenke reguliert, was<br />
für Menschen mit Schmerzen und Bewegungseinschränkung<br />
im muskulo-skeletalen System sehr<br />
vorteilhaft ist.<br />
Aqua Relax (AR)<br />
In der „körperfernen Vorbereitungsarbeit“ Aqua<br />
Relax mit Auftriebshilfen unter dem Kopf und<br />
unter den Knien haben sich viele Praktizierende<br />
im Laufe ihrer Berufstätigkeit eigene Formen erarbeitet.<br />
Diesen wichtigen Einstieg in eine WAT-<br />
SU-Behandlung hat Oliver Möhwald strukturiert<br />
und dafür sinnvolle Sequenzen erarbeitet. Die<br />
empfangende Person schwebt auf dem Wasser<br />
und die Therapeutin hat beide Hände zur Verfügung,<br />
um zu massieren, zu dehnen, Gelenke<br />
zu mobilisieren und den Körper rhythmisch fließend<br />
und leicht im Wasser zu bewegen. Ist ein<br />
tiefer Entspannungszustand erreicht, geht diese<br />
Behandlung gewöhnlich ins WATSU über. Aqua<br />
Relax eignet sich vorzüglich zur paarweisen Anleitung<br />
in Kleingruppen als therapeutische oder<br />
Präventionsmaßnahme.<br />
Wassershiatsu (WATSU)<br />
Wassershiatsu wurde vor über 25 Jahren von Harold<br />
Dull in den heißen Quellen Nordkaliforniens<br />
aus dem Zen Shiatsu entwickelt. Die Praktizierende<br />
bewegt sich T‘ai Chi ähnlich im Atemrhythmus<br />
der empfangenden Person. Elemente aus dem<br />
Shiatsu, fachgerechte Dehnungen und fließende<br />
Bewegungen wechseln sich ab mit Phasen der<br />
Stille und Integration.<br />
Wassertanzen (WATA)<br />
Hieraus ergeben sich vielfältige Indikationen für<br />
eine Behandlung mit Aquatischer Körperarbeit:<br />
Wassertanzen ist eine dynamische und spiele-<br />
Spastiken, neuropathischer und anderweitig chrorische<br />
Disziplin bei der sich Über- und Unterwasnischer<br />
Schmerz, Erkrankungen des Bewegungssersequenzen abwechseln. Sie wurde seit 1987<br />
apparates wie Arthrose, Rheuma, Fibromyalgie,<br />
unabhängig unabhängig vom WATSU von Peter Schröter und<br />
Depression, Depression, Neurologische Erkrankungen wie Arjana Brunschwiler in der Schweiz entwickelt<br />
Morbus Parkinson, MS, Zustand nach Schlagan- und schloss sich erst später, Mitte der 90er Jahre,<br />
fallfall und natürlich Erkrankungen Erkrankungen unserer Zeit, wie mit WATSU zur Aquatischen Körperarbeit zusam-<br />
zu hoher Blutdruck, Diabetes mit seinen Folgeermen.<br />
Mit einer Nasenklemme Nasenklemme versehen wird die<br />
krankungen. Bei schwerer Herzinsuffizienz und empfangende Person mit der Ausatmung unter<br />
schweren schweren psychiatrischen Erkrankungen sowie Wasser geführt, eingeladen, Schwerelosigkeit<br />
Schwerelosigkeit<br />
Inkontinenz und offenen Wunden ist eine Behand-<br />
und Dreidimensionalität zu entdecken. ecken. Delfin- Delf Delfinlung<br />
mit Aquatischer Aqu q atischer Körperarbeit Körpe p rarbeit kontraindiziert. artige g und schlangenförmige schlangenförmige Bewegungen<br />
Beweegu egun gungen<br />
be<br />
freien auf uf allen Ebenen Ebenen und lassen ssen en tiefe t<br />
Entspan- Entspa Ent Entspantspan spa<br />
Hier er folgt gt eine eine Kurzbeschreibung Kurz Kurzbeschreibung der vie vier vie vier Formen<br />
nungsmomente nungsm nu nungsmomente<br />
ngsm und Stille e er erleben.<br />
erle<br />
der r Aquatischen Aq Aquatischen q chen hen Körperarbeit, Körperarbeit Körperarbeit, eine einer eine einer ner er R RReihe<br />
Reihe aus ddem<br />
de dem<br />
WATSU WATSU A weiterentw<br />
weiterentwickelter ntwickelter Körpertherap<br />
Körp KKörpertherapieformen.<br />
örrpertherapieformen<br />
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Die DozentInnen Do ozentInnen zen I sind nd im m Lehr-Institut Lehr-In L Lehr-Institut<br />
rInnstit<br />
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Aqua-<br />
Healing He HHealing<br />
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tische t ch Körperarbeit Körperarb Körperarbeit rbeit beit in n Freiburg Frei reiburg burg urg zusammenge-<br />
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zusammenge<br />
ge- Healing Healin Healing eal<br />
g Dance Dance wurde wurde aus<br />
au us den en bbeiden beiden Grun Grund-<br />
und<br />
schlossen. schlossen<br />
enn.<br />
formen ormen der Aquatischen Aquatisc Aquatischen Körperarbeit<br />
Körperarbeit, t, Wa Wassersh- assers
iatsu und Wassertanzen von Alexander George,<br />
Tänzer von Beruf, weiterentwickelt. Es wird sowohl<br />
über als auch unter Wasser angeboten und<br />
seine Essenz ist der Tanz. Die empfangende Person<br />
erlebt Fluss, Freiheit und Leichtigkeit in vielfältigen<br />
Wellen, Spiralen und Achtern, verwoben<br />
in einen endlosen Fluss. Der Grundgedanke der<br />
Arbeit ist, dass Bewegung „Medizin“ ist und dass<br />
in der Erfahrung von „Empfangenem Tanz“ der<br />
Heilungsprozess im Körper aktiviert wird.<br />
Auf der Station für Rückenmarkverletzte des Gemeinschaftskrankenhauses<br />
Herdecke können<br />
Patienten nach ärztlicher Verordnung als zusätzliche<br />
Therapie Aquatische Körperarbeit erhalten.<br />
Das Bewegungsbad ist mit einem „Lifter“ ausgestattet,<br />
über den man sitzend oder auch liegend,<br />
schonend ins Wasser gebracht werden kann.<br />
Die meisten Patienten nehmen an einer Studie<br />
teil, die vom Zentrum für Integrative Medizin<br />
der Universität Witten/Herdecke am Gemeinschaftskrankenhaus<br />
in Kooperation mit der<br />
Schmerzambulanz durchgeführt wird. In dieser<br />
Forschungsarbeit „Aquatische Körperarbeit und<br />
Schmerz“ wird empirisch die Wirksamkeit der<br />
Aquatischen Körperarbeit bei Patientinnen mit<br />
einem schweren chronischen Schmerzsyndrom<br />
untersucht. Die Auswirkungen der wöchentlichen<br />
Therapiestunden in der viermonatigen<br />
Therapie- und der sechsmonatigen Nachbeob-<br />
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achtungssphase auf<br />
Lebensqualität und<br />
Medikamentenbedarf<br />
werden dokumentiert.<br />
Es handelt<br />
sich um eine Beobachtungsstudie,<br />
die<br />
über einen Zeitraum<br />
von zwei Jahren ca.<br />
100 Patienten untersucht.<br />
Die Studienleitung<br />
und Leitung<br />
der Ausbildungsstätte<br />
für Aquatische<br />
Körperarbeit liegt bei<br />
Karla Caspers, Ärztin<br />
am Gemeinschaftskrankenhaus.<br />
Für<br />
Rückfragen zum Forschungsprojekt ist sie über<br />
eMail erreichbar: Die Forschungsarbeit wird von<br />
Prof. Dr. Peter F. Matthiessen wissenschaftlich<br />
betreut.<br />
Text:<br />
Karla Caspers (eMail: karlacaspers@gmx.de)<br />
mit Dr. Susanne Föllinger, ärztl. Leitung der<br />
Station f. Rückenmarkverletzte am<br />
Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke.<br />
Foto: Ida Andrae<br />
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q – querschnitt spezial<br />
38<br />
PARAPLEGIKER 3/10<br />
Aus dem Wahrnehmungsbericht einer teilnehmenden Patientin:<br />
„Das gravierendste Problem eines Menschen<br />
mit Spastik ist das der Erdschwerkraft.<br />
Da diese unter Wasser aufgehoben<br />
ist, ist das Medium „Wasser“ der ideale Ort,<br />
um Spastiken unter Wasser nicht nur zu<br />
lindern, sondern eventuell auch ganz auszuschalten.<br />
Wenn dann die Erdschwerkraft<br />
außerhalb des Wassers wieder einsetzt,<br />
kehren zwar einige Verkrampfungsmuster<br />
sofort wieder zurück, das Gehirn scheint<br />
sich offenbar aber den wunderbaren Zustand<br />
gemerkt zu haben, da er in der<br />
Schwerelosigkeit die verkrampften Körperhaltungen<br />
lösen konnte, und kann dies<br />
nach und nach in den Alltagsbewegungen<br />
umsetzen. So konnte ich nach dem ersten<br />
Mal Untertauchen den linken Arm auch<br />
an Land immer besser ausstrecken und<br />
meine Beine wurden jeden Tag lockerer.<br />
Nach dem zweiten Mal Untertauchen,<br />
wo mich meine Therapeutin unter Wasser<br />
um die eigene Achse drehte, war meine<br />
Hüfte plötzlich gerader und ich konnte in<br />
meinem Stehrollstuhl besser stehen. Auch<br />
meine Lymphflüssigkeit schien besser zu<br />
zirkulieren, denn meine Beine schwollen<br />
beim Stehen weniger an und taten nicht<br />
weh. Es war ein Chorauftritt, den ich durchstehen<br />
wollte. Ich singe schon seit längerer<br />
Zeit im Universitätschor der Ruhr-Universität<br />
Bochum mit. Anfangs hatte ich sehr<br />
große Schwierigkeiten zu singen, aber da<br />
die Musik mir immer große Freude machte,<br />
und das Singen mich von meinen Schmer-<br />
Immer wieder kommt es vor, dass uns die Post den<br />
»<strong>Paraplegiker</strong>« mit dem Vermerk “unzustellbar“ zurücksendet.<br />
Dann beginnen für uns zeit- und arbeitsaufwendige, vor allem<br />
auch kostenintensive Nachforschungen, die nicht selten als<br />
ergebnislos eingestellt werden müssen.<br />
Darum bitten wir Sie:<br />
dem Humanis Verlag Ihre neue und alte Anschrift mitzuteilen.<br />
Bei Abo-Abbuchungen bitte auch die Änderungen<br />
der Bankdaten mitteilen.<br />
Vielen Dank – Ihr Humanis Verlag<br />
zen ablenkte, versuchte ich, die Schwierigkeiten<br />
zu bewältigen oder zu ignorieren.<br />
Nach dem zweiten Mal Untertauchen nun<br />
konnte ich plötzlich auch leichter und<br />
schneller singen, da meine Atmung ruhiger<br />
war. Meine Stimmung war gelassener und<br />
heiterer und ich kann seither mit Problemen<br />
und Schwierigkeiten besser umgehen.<br />
Ich bin seelisch gelassener.<br />
Einmal legte mich Frau Caspers auf dem<br />
Wasser liegend auf die Seite und schwang<br />
mich sachte Hin und Her. Ich merkte, dass<br />
dieses Hin- und Herschwingen noch zusätzlich<br />
einen äußerst Spastik lösenden Effekt<br />
hatte. Mir fiel daraufhin ein, dass ich früher<br />
einmal im Schwarzwald eine Meerwasserauftriebstherapie<br />
(nach Barbara Krafft) gemacht<br />
hatte. Hier wurde auch, auf der Seite<br />
liegend, der Körper Hin und Her geschwungen.<br />
Dabei konnte in dem 36° C warmen,<br />
0,9 prozentigen Salzwasser Zellosmose<br />
stattfinden. Das Gehirn wurde dabei trainiert,<br />
falsche durch richtige Bewegungsmuster<br />
zu ersetzen. So lernten spastisch<br />
gelähmte Kinder dort, sich zum ersten Mal<br />
im Leben zu bewegen und schmerzfrei<br />
durchzuschlafen. Denselben Effekt stelle<br />
ich mir nun beim Hin- und Herschwingen<br />
beim WATSU vor. Der Unterschied war nur:<br />
Hier spürte ich ihn deutlicher als damals<br />
während der Meerwasserauftriebstherapie.“<br />
( Wiebke Bandelow)
Erleichterungen für ein<br />
behindertes Leben<br />
In dem östlich gelegenen Berliner Bezirk Althohenschönhausen ist in einem modernen, neu konzipierten<br />
Gewerbe- und Bürokomplex die deutsche Niederlassung der TMN Europe GmbH zu finden. Die Muttergesellschaft<br />
TMN devices Ltd Israel ist ein Unternehmen, das auf dem israelischen Markt im Bereich der<br />
Umrüstung von Fahrzeugen für körperbehinderte Menschen große Erfolge aufzuweisen hat. Im Jahre 2008<br />
wurde das Tochterunternehmen mit Sitz in Berlin gegründet. Von dort aus werden die innovativen Mobilitätshilfen<br />
aus der ganzen Welt durch ein Fachwerkstättennetz vertrieben, optimiert durch einen umfangreichen<br />
technischen Service. Der Erfolg des Handels- und Serviceunternehmens beruht auf Erfahrungen<br />
aus vielen Jahren und auf dem Engagement qualifizierter Mitarbeiter. Überzeugende Qualität und Kundenzufriedenheit<br />
stehen ganz oben auf der Agenda der Unternehmenspolitik.<br />
Die Produktübersicht nach dem Motto<br />
„Gute Lösungen setzen Standards“ ist groß.<br />
TMN devices Ltd. wurde schon sehr früh bekannt<br />
durch das Kofferraumrollstuhl-verladesystem<br />
ROBOT, das inzwischen auf allen Kontinenten<br />
eingesetzt wird; 1992 wurde es das erste Mal in<br />
Deutschland montiert. Dieses System erlaubt ein<br />
automatisches Verladen von Falt- und Festrahmenrollstühlen<br />
im Kofferraum. Dank zahlreicher<br />
qualifizierter Vertriebspartner in Deutschland<br />
konnte inzwischen der Preis für dieses System<br />
deutlich gesenkt werden, auch durch die inzwischen<br />
seit 1992 hohe Produktionszahlen konnten<br />
die Kosten für Wartung und Reparaturen herabgesetzt<br />
werden. Tatsachen, die sicher körperbehinderte<br />
Kunden überzeugen können, in Zukunft<br />
sich diesem System mehr zuzuwenden.<br />
Ein weiterer Schwerpunkt ist das Rollstuhl- und<br />
Personenrückhaltesystem von Q´Straint aus England,<br />
für das TMN das alleinige Vertriebsrecht<br />
in Europa hat. Diese Sicherheitssysteme, die es<br />
in diversen Ausführungen gibt, können in die<br />
verschiedensten Fahrzeuge eingebaut werden<br />
und gelten als weltweit besonders innovative<br />
Sicherheitssysteme. Der Fokus des englischen<br />
Unternehmens liegt in der optimalen Sicherung<br />
der Rollstuhlfahrer und deren Rollstühlen. Hohe<br />
Qualitätsnormen werden natürlich erfüllt, eine<br />
schnelle und einfache Bedienung ist dabei aber<br />
ausschlaggebend.<br />
BraunAbility aus den USA gilt als weltweit größter<br />
Hersteller von fahrzeuggebundenen Einstiegshilfen<br />
und bietet zahlreiche Variationen von Kas-<br />
setten- und Hublifte für Busse und Vans an. Auch<br />
dieses System wird ausschließlich von TMN vertrieben.<br />
(Der Gründer dieser Firma ist übrigens<br />
selber Rollstuhlfahrer, weiß also aus eigener Erfahrung<br />
um die Probleme und Schwierigkeiten<br />
von Menschen mit körperlichen Mobilitätseinschränkungen).<br />
Rollstuhlhebebühnen werden in<br />
verschiedenen Maßen angeboten.<br />
Die Heckausschnittfahrzeuge Peugeot Partner<br />
oder auch der Volkswagen Caddy Maxi können<br />
leicht mithilfe eines Bausatzes der Firma Alfred<br />
Becker API so umgerüstet werden, dass drei<br />
statt 5 Personen mitfahren können, dafür aber<br />
ein Rollstuhlfahrer bzw. statt 7 Personen im VW<br />
dann 5 Mitfahrer und ein Rollstuhlfahrer. Entfällt<br />
das Mitnehmen eines Rollstuhls, so kann die<br />
Rampe so zusammengeklappt werden, dass<br />
sich wieder Platz im Kofferraum ergibt.<br />
Fahrhilfen bzw. Handbedienungen können<br />
natürlich auch bestellt werden, ebenso wie<br />
Lenksäulenverlängerungen, eine Gasverlegung<br />
und/oder eine Pedalabdeckung.<br />
Die Firma TMN ist ein europaweit agierendes<br />
Unternehmen und vertreibt technische Hilfsmittel<br />
für Menschen, deren körperlich Mobilität<br />
eingeschränkt. Es bietet seinen Kunden nicht<br />
nur innovative Produkte mit hochwertiger Technik<br />
und Qualität, sondern in TMN-Fachwerkstätten<br />
wird auch ein umfangreicher technischer<br />
Service angeboten. Das kleine Team in Berlin<br />
behält die Probleme von Menschen mit einem<br />
körperlichen Handicap auch in der Zukunft im<br />
Auge.<br />
markt<br />
Weitere Nachfragen zur<br />
Produktübersicht bei:<br />
TMN Europe GMBH, Prokurist<br />
Stephan Schwartz<br />
Plauenerstr. 163 – 165<br />
13053 Berlin<br />
Tel. 030 – 45 305 – 144,<br />
Fax 030 – 45 305 – 161<br />
e-mail: kontakt@tmneurope.de<br />
Internet www.tmneurope.de<br />
PARAPLEGIKER 3/10 39
kultur<br />
Michail Krausnick<br />
40<br />
Interview mit Michail Krausnick über sein Buch:<br />
Behinderung:<br />
„Wer behindert wen?“<br />
Michail Krausnick<br />
beschäftigt sich mit<br />
dem Thema Behinderung<br />
in der modernen<br />
Gesellschaft.<br />
Geboren 1943 in Berlin,<br />
aufgewachsen in Hannover,<br />
studierte Literaturwissenschaft<br />
und Soziologie<br />
in Heidelberg (Dr. phil.).<br />
Lebt als freier Autor in<br />
Neckargemünd. Schreibt<br />
Satiren, Hörspiele, Science-<br />
Fiction, Film- und Fernsehdrehbücher,<br />
Theaterstücke,<br />
Gedichte und Erzählungen.<br />
Kabarettautor u.a. für<br />
„Kom(m)ödchen“, „Deutscher<br />
Michel“, „Stachelbären“ und<br />
die Solo-Programme von<br />
Thomas Freitag.<br />
Dt. Jugendliteraturpreis<br />
1991 für „Die eiserne Lerche“,<br />
Auswahlliste Gustav-<br />
Heinemann-Friedenspreis<br />
1984 u. 1991, Wilhelm-<br />
Zimmermann-Preis 2003,<br />
CIVIS-Fernsehpreis 1995<br />
(Buch und Regie) für „Auf<br />
Wiedersehen im Himmel!“<br />
PARAPLEGIKER 3/10<br />
?<br />
Herr Krausnick, wie kamen Sie als Schriftsteller<br />
zu dem Thema Behinderung?<br />
Das ist eigentlich im Gespräch mit Kollegen<br />
entstanden, weil ich etwas für die Edition<br />
Menschenrechte im Horlemann-Verlag schreiben<br />
wollte. Es ist ein schwieriges Thema, weil<br />
es sehr viele Menschen betrifft und gar nicht<br />
so richtig eingegrenzt werden kann, also ein<br />
richtiges Menschen-Thema. Andererseits hat<br />
ja jeder einen Menschen mit Behinderung in<br />
seiner Familie, wenn man davon ausgeht, dass<br />
jeder Zehnte in unserem Land schwerbehindert<br />
ist. Es ist eigentlich ein Thema, das jedem<br />
Menschen nahe geht, weil es auch jeden von<br />
uns treffen kann. Mich haben auch immer diese<br />
Berührungsängste, diese Hemmungen<br />
beschäftigt, die die so genannten normalen<br />
Menschen gegenüber Behinderten haben.<br />
?<br />
In Ihrem Buch haben Sie jeweils eine Geschichte<br />
über Behinderung aus Deutschland<br />
und aus Brasilien erzählt. Steckt hinter dieser Zusammen-<br />
oder Gegenüberstellung eine Absicht?<br />
Antworten auf diese Frage liefert<br />
der Schriftsteller mit Hilfe<br />
zweier spannender Erzählungen<br />
und einer Dokumentation, die<br />
auch einen Blick in die Geschichte<br />
wirft. Der PARA unterhielt<br />
sich mit Krausnick über das Normale<br />
von Behinderung, über<br />
Vorurteile gegen behinderte<br />
Menschen und wie man sie abstellen<br />
kann, sowie über internationales<br />
Recht als Motor für<br />
Veränderungen im Alltag.<br />
Ja. Ich habe mich mit dem Thema sehr weitläufig<br />
beschäftigt und versucht, aus dem Material,<br />
das ich recherchiert habe, relativ typische Geschichten<br />
zu finden. Der Bogen wird von der<br />
Erzählung aus Deutschland zu der Geschichte<br />
aus Brasilien gespannt, wo neben der sozialen<br />
Behinderung gleichzeitig die Behinderung<br />
durch Armut aufgezeigt werden soll.<br />
?<br />
Romeo, der Junge aus Brasilien,<br />
ist also gewissermaßen doppelt behindert<br />
– er hat nicht nur einen Teil seines Beins<br />
verloren, sondern ist auch arm.<br />
Genau. In dem Buch soll auch thematisiert<br />
werden, dass weltweit etwa 80 Prozent aller<br />
Behinderten in den so genannten Entwicklungsländern<br />
leben, wo Behinderungen oft<br />
auch durch Naturkatastrophen, Kriege und<br />
Unterernährung verursacht werden. Brasilien<br />
habe ich deshalb als Beispiel gewählt, weil es<br />
eigentlich ein sehr reiches und fortgeschrittenes<br />
Land ist, wo aber der Konflikt zwischen<br />
arm und reich innerhalb der Gesellschaft,
zwischen den Straßenkindern der Favelas<br />
und der wohlhabenden Oberschicht, extrem<br />
groß ist.<br />
?<br />
Wen möchten Sie mit Ihrem Buch<br />
erreichen?<br />
Im Grunde alle, die sich zunächst als „normale“<br />
Menschen verstehen. Es soll auch die Schulen<br />
erreichen, damit diese Themen im Unterricht<br />
behandelt werden. Ich möchte Jugendliche<br />
gewissermaßen mit der Botschaft erreichen,<br />
dass kein Mensch über sein Defizit, seine<br />
Krankheit oder sein Versagen definiert werden<br />
kann. Man sollte jedem Menschen so begegnen,<br />
dass man seine Stärken sieht.<br />
?<br />
Bestehen Ihrer Erfahrung nach unter<br />
jungen Menschen Vorurteile gegenüber<br />
Behinderten fort? Wenn Jugendliche miteinander<br />
reden, fällt ja das Wort „Spastiker“<br />
nicht unbedingt selten.<br />
Das hört man leider immer noch. Andererseits<br />
können solche Vorurteile oder behindertenfeindliche<br />
Einstellungen von jungen Menschen<br />
auch sehr schnell wieder aufgegeben<br />
werden, weil das keine verfestigten Haltungen<br />
sind. Da bin ich eigentlich guter Hoffnung. Ich<br />
denke natürlich auch an Schulen, in denen<br />
integriert wird bzw. wo man schon Inklusion<br />
versucht, indem Behinderte mit Nichtbehinderten<br />
zusammenkommen. Das sind großar-<br />
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für Rollstuhlfahrer, Selbstfahrer oder Beifahrer<br />
und Familien mit behinderten Kindern<br />
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tige Fortschritte. Hier in Neckargemünd gibt<br />
es zum Beispiel die Stephen-Hawking-Schule<br />
mit allen Schularten, die behinderte Schüler<br />
aufnimmt, aber auch alle anderen, die sonst<br />
in die Regelschule gehen würden. Soziales<br />
Lernen spielt hier eine größere Rolle, der eine<br />
lernt vom anderen.<br />
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Auf dem Taubenkamp 12<br />
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„Manchmal saß Romeo auf der Mauer<br />
an der Strandpromenade und schaute<br />
den Schönen nach. Hin und wieder<br />
erntete er einen lockenden Blick. Doch<br />
er wusste, dass sich das Lächeln sofort<br />
in Mitleid verwandeln würde, sobald er<br />
aufstünde und das Mädchen ihn humpeln<br />
sähe. Eines Tages begann er, seiner<br />
Traurigkeit davonzulaufen.“<br />
(Aus: „Behinderung: Wer behindert wen?“)<br />
Die andere Erzählung in Ihrem Buch handelt<br />
von einer Familie, die ein Kind mit<br />
Down-Syndrom aufnimmt und dadurch Anfeindungen<br />
von Verwandten und Rechtsextremisten<br />
ausgesetzt ist. Hatten Sie dabei ein<br />
reales Beispiel vor Augen?<br />
Durchaus. Ich habe miterlebt, wie ein Ehepaar<br />
diese Erfahrung in ihrer Nachbarschaft gemacht<br />
hat. In Nordhessen habe ich von Gymnasiasten<br />
aus der rechtsextremen Szene gehört, die ge-<br />
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Brasilien – ein Land<br />
mit scharfen Gegensätzen<br />
zwischen arm und reich.<br />
Ein behinderter Mensch<br />
aus einer Favela ist<br />
doppelt behindert<br />
„Behinderung:<br />
Wer behindert wen?“<br />
Das Buch, erschienen in der Edition<br />
Menschenrechte/Handicap International<br />
im Horlemann-Verlag,<br />
erzählt in zwei Geschichten von<br />
Menschen mit Behinderungen<br />
in Deutschland und Brasilien. Romeo,<br />
ein Jugendlicher aus einer<br />
brasilianischen Favela, gerät in<br />
eine Schießerei und verliert seinen<br />
Unterschenkel. Sein großer<br />
Traum, der Traum aller Jungen in<br />
Brasilien, ein Fußballstar zu werden,<br />
ist jäh beendet. Die zweite<br />
Erzählung handelt von einer Familie<br />
in Deutschland, die ein Kind<br />
mit Down-Syndrom adoptiert<br />
und dadurch auf Ablehnung von<br />
Verwandten und Nachbarn sowie<br />
Hass von Neonazis stößt. Ein<br />
sich anschließender Sachteil informiert<br />
unter anderem über das<br />
Vernichtungsprogramm der Nationalsozialisten,<br />
die Geschichte<br />
der Behindertenbewegung und<br />
die neue UN-Konvention über die<br />
Rechte von Menschen mit Behinderungen.<br />
ISBN 978-389502-288-1,<br />
12,90 €. Durch die Unterstützung<br />
der Europäischen Union kann<br />
das Buch Lehrerinnen und<br />
Lehrern kostenlos zur Verfügung<br />
gestellt werden.<br />
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genüber ihren Klassenkameraden in diesem<br />
Zusammenhang offen von „Krüppelschrott“<br />
gesprochen haben.<br />
?<br />
Im Sachteil Ihres Buches gehen Sie bewusst<br />
auch auf das Vernichtungsprogramm der<br />
Nazis gegen Behinderte ein. Ist dieser Aspekt<br />
der Vergangenheitsbewältigung in Deutschland<br />
immer noch unterbelichtet?<br />
Das wurde lange Zeit ausgespart. Im Grunde<br />
ist das auch eine Form von Behinderung in unserer<br />
Gesellschaft, sich damit nicht auseinanderzusetzen.<br />
Das Thema setzt sich ja fort in den<br />
Wahnvorstellungen vom perfekten Menschen,<br />
die Eugeniker auch heute wieder haben. Das<br />
führt wieder zu Ausgrenzungen.<br />
?<br />
Können Konventionen wie die der UN<br />
über die Rechte von Menschen mit Behinderungen<br />
– in Ihrem Buch gehen Sie darauf<br />
ein – die Realität wirklich verändern?<br />
Ja, es kann helfen. Es ist ein wichtiger Fortschritt,<br />
dass man zum ersten Mal auf interna-<br />
tionaler Ebene die Rechte von Menschen mit<br />
Behinderungen festgeschrieben hat. Natürlich<br />
steht die Gleichbehandlung zunächst erst mal<br />
nur auf dem Papier. Nach und nach kann das<br />
in den einzelnen Ländern aber zu Fortschritten<br />
führen. Die Juraprofessorin Theresia Degener,<br />
die conterganbehindert ist und, weil sie auch<br />
mit den Füßen isst, schon mal aus einem Restaurant<br />
geflogen ist, hat von der UN-Konvention<br />
als einem Meilenstein für Menschen mit<br />
Behinderungen gesprochen.<br />
?<br />
In Ihrer Erzählung schreiben Sie, dass Romeo,<br />
der brasilianische Junge, eines Tages<br />
begann, „seiner Traurigkeit davonzulaufen“.<br />
Ihr Buch versteht sich also auch als ein Mutmacher<br />
für behinderte Menschen?<br />
Ja, für behinderte Menschen, die dann auch<br />
ein Beispiel für jeden von uns sein können.<br />
Vielleicht können wir auch ein bisschen lernen<br />
von Behinderten, die sich etwa über den<br />
Sport am eigenen Schopf herausziehen aus<br />
ihrer Traurigkeit und selbst eine Perspektive<br />
entwickeln.
?<br />
Meine letzte Frage zielt auf ein kurzes<br />
Resümee von Ihnen und nimmt ganz einfach<br />
Ihren Buchtitel auf: Wer behindert wen?<br />
Auch wenn wir Menschen mit Behinderungen<br />
als normal verstehen, gibt es eben doch viele<br />
Barrieren, die wir aufbauen, mit denen wir vermeiden<br />
wollen, sie kennenzulernen. Die Gesellschaft<br />
diskriminiert, ja mobbt Menschen mit<br />
einem Defizit. Es geht darum, den Teufelskreis<br />
zu durchbrechen, wenn man sich bewusst<br />
macht, dass es eigentlich jeden von uns treffen<br />
kann.<br />
Herr Krausnick, ich bedanke mich bei Ihnen für<br />
dieses Gespräch.<br />
Interview: Arndt Krödel<br />
Fotos: privat/A. Krödel<br />
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nutzen ihre Hände,<br />
um ihr Auto zu<br />
lenken, beschleunigen<br />
oder abzubremsen.<br />
Laut Führerschein<br />
sollen sie<br />
auch noch blinken<br />
und hupen können<br />
ohne das Lenkrad<br />
loszulassen.<br />
44<br />
PARAPLEGIKER 3/10<br />
KADOMO sucht nach der besten Lösung:<br />
Autoumrüstung<br />
– einfach gut KADOMO-Marketing-Mann<br />
D<br />
ie Firma KADOMO („…und Du KAnnst DOch<br />
MObil sein“) aus dem rheinischen Monheim<br />
verwendet zur Lösung dieses Problems einen am<br />
Handbediengerät befestigten „Plug & Play Commander“,<br />
der alle Licht- und Wischerfunktionen<br />
auf Fingertipp ausführen kann, ohne dass man das<br />
Steuer oder die Bremse aus der Hand geben muss.<br />
Die einfach zu installierende Technik bietet gleich<br />
mehrere Vorteile: Zur Zeitersparnis beim Einbau,<br />
die für den Endkunden weniger Kosten verursacht,<br />
kommt noch der je nach Fahrzeugmodell geringe<br />
bis ausbleibende Eingriff in die Kfz Verkabelung.<br />
Die junge Umrüstfirma, die erst Anfang 2009 gegründet<br />
wurde, hat schon jetzt eine hohe Kundenbindung.<br />
Das liegt an der Erfahrung der Mitarbeiter<br />
des Unternehmens, immerhin zwei von<br />
ihnen selbst querschnittgelähmt, einer davon<br />
Marketing-Mann Udo Späker.<br />
Soziales Gewissen<br />
Am Anfang einer Pkw-Umrüstung steht oft der<br />
Kundenwunsch: „Ich will selbst Auto fahren.“ KA-<br />
DOMO sieht sich hier in der Beratungspflicht,<br />
will auch dem Betroffenen helfen, notwendige<br />
Voraussetzungen zu klären: Wie ist es z.B. um die<br />
körperlichen Fähigkeiten bestellt, etwa die Sitzstabilität<br />
oder die Greiffunktion. Dann gilt es einen<br />
Udo Späker und der<br />
Firmensitz in Monheim.<br />
Weg aufzuzeigen, um die gewünschte Mobilität zu<br />
erreichen. Wichtig ist es nun in alle Richtungen zu<br />
informieren und die verschiedenen technischen<br />
Möglichkeiten abzuwägen. Auch wenn das bedeutet,<br />
nicht jeden EURO aus dem Auftrag heraus<br />
zu holen, gilt: „Die beste Lösung ist meist nicht die<br />
teuerste“, betont Udo Späker. Auch Fragen nach<br />
einem evtl. Kostenträger z.B. bei Berufstätigen, evtl.<br />
aber auch bei regelmäßig gemeinnützig engagierten<br />
Kunden wollen geklärt werden, eine Rechtsberatung<br />
ist allerdings nicht zulässig. Gerade<br />
Menschen, die eigentlich nicht genug Geld für ein<br />
eigenes Auto haben, können Zuschüsse z.B. von<br />
Stiftungen helfen. KADOMO begreift sich als Firma<br />
mit sozialer Verantwortung, erläutert Späker.<br />
So gibt es auch für die wachsende Gruppe der<br />
Selbstzahler günstige Lösungen. Selbst Menschen<br />
mit ganz kleinem Geldbeutel soll Mobilität ermöglicht<br />
werden, z.B. mit günstigen, einfach aber gut<br />
und sinnvoll konstruierten Handbedienungen<br />
für Gas und Bremse. Udo Späker nennt ein Beispiel:<br />
Ein <strong>Paraplegiker</strong> wollte die Handbedienung<br />
aus seinem alten Auto mitnehmen, hatte bereits<br />
ablehnende Antworten von anderen Anbietern<br />
bekommen. Mit etwas Geschick und geringen<br />
Modifikationen war der Umbau letztlich doch kostengünstig<br />
realisierbar.
„Klarheit und Transparenz“<br />
So lautet das Prinzip der „Mobilitätsmanufaktur“, wie sich KA-<br />
DOMO auch nennt. Eine großzügige Verglasung zur Werkstatt<br />
hin symbolisiert diesen Anspruch. Bescheidenheit gehört<br />
auch zum Stil, man will nicht der Größte sein, nicht überall der<br />
Beste, sondern ein zuverlässiger Partner, wo man gern wieder<br />
hingeht. Zusammenarbeit mit allen Anbietern von Umrüstlösungen,<br />
auch Mitbewerbern, sowie die Verwendung von gebrauchten<br />
Teilen ist die Voraussetzung für optimale Flexibilität.<br />
So lassen sich Gesamtlösungen zusammenstellen, die für den<br />
Kunden die besten sind. Oft entsteht dabei eine familiäre Verbindung,<br />
Nähe erleichtert die Kommunikation. Es ist schließlich<br />
von Vorteil, wenn man dem Autoumrüster nicht erst erklären<br />
muss, dass z.B. eine auf den ersten Blick nicht sichtbar verdrehte<br />
Wirbelsäule ein Spezial-Polster erfordert.<br />
Stolz ist man bei KADOMO auf einige Spezialumrüstungen. So<br />
wurde in einem Opel-Insignia-Kofferraum ein elektrisch heraus<br />
fahrbarer Boden mit einem Kran für einen „Minitrac“ konstruiert<br />
und installiert. Eine andere Besonderheit ist die Auswahl von<br />
fünf kompakten Elektrorollstühlen, mit denen Tetraplegiker direkt<br />
hinters Lenkrad fahren können, um ihr Fahrzeug selbst zu<br />
steuern. Ein weiteres Beispiel ist der Kleinbus für eine Mutter mit<br />
zwei querschnittgelähmten Kindern: Zwei Sitze links und rechts<br />
schwenken aus dem Fahrzeug und bewegen sich elektrisch auf<br />
und ab, damit sie die beiden nicht ständig selbst heben muss.<br />
Inzwischen ist KADOMO auch Hersteller. Ganze 10 Produkte<br />
gibt es ohne Zwischenhandel direkt beim Produzenten – kostengünstig<br />
für Endkunden und ohne Verzicht auf Qualität. Zwei<br />
Neuheiten zum Thema Fahrzeugumrüstung zeigt KADOMO<br />
übrigens auf der diesjährigen Rehacare in Düsseldorf.<br />
Als Lob empfindet die Firma auch die Zertifizierungen, z.B.<br />
„ISO 9001.2008“ durch den TÜV Nord. Dafür müssen strenge<br />
Anforderungen erfüllt werden, etwa reproduzierbare Prozesse,<br />
stetige Verbesserung, Dokumentation, Kundenbefragungen,<br />
Entwicklungen. Auch die Qualitätsanforderungen des französischen<br />
Herstellers „Agrément Carrossier Renault“ wurden<br />
erfüllt. Zu guter Letzt wurden die Monheimer jetzt auch noch<br />
„Qualified Partner Van Mercedes-Benz“.<br />
Kontakt:<br />
Mobilitätsmanufaktur KADOMO GmbH<br />
Am Kieswerk 2<br />
40789 Monheim am Rhein<br />
tel 0 21 73-20 44 600<br />
eMail: u.spaeker@kadomo.de<br />
www.kadomo.de<br />
Text: Peter Mand<br />
Fotos: KADOMO<br />
28.<br />
Auf der REHACARE<br />
in Düsseldorf ist der<br />
HUMANIS-Verlag<br />
in Halle 3, auf dem<br />
Stand C29, vertreten.<br />
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Messe Düsseldorf GmbH<br />
Postfach 1010 06<br />
40001 Düsseldorf<br />
Germany<br />
Tel. +49(0)211/45 60-01<br />
Fax +49(0)211/45 60-6 68<br />
www.messe-duesseldorf.de
markt<br />
46<br />
Selbstkatheterismus<br />
und Kondomurinale<br />
„<br />
Neurogene Blase“ – hinter diesem Begriff verbergen<br />
sich je nach Höhe des Querschnitts und der betroffenen<br />
Nervenregionen sehr unterschiedliche Auswirkungen.<br />
Entscheidend sind jeweils der Muskeltonus<br />
des Detrusors und des Schließmuskels, also die Spannungszustände<br />
der Muskeln, die für das Wasserlassen<br />
beziehungsweise das Halten des Harns in der Blase zuständig<br />
sind. Häufig ist der Tonus des Schließmuskels<br />
erhöht und kann nicht willkürlich gesteuert werden,<br />
sodass die Blase nicht entleert werden kann. Der Betroffene<br />
ist dann zwar kontinent, aber auf den Intermittierenden<br />
Selbstkatheterismus (ISK) angewiesen.<br />
Ist jedoch der Schließmuskel nicht intakt oder der Tonus<br />
dauerhaft zu gering, kommt es zu unwillkürlichem,<br />
nicht steuerbaren Urinverlust. Bei gleichzeitig niedrigem<br />
Blasentonus oder anderen Defekten des Blasenmuskels<br />
verbleibt Restharn in der Blase, dass heißt, der<br />
Urin tröpfelt kontinuierlich, die Blase entleert sich aber<br />
nie vollständig. Der Leidensdruck für die Betroffenen<br />
Unterwegs mit 1 PS<br />
PARAPLEGIKER 3/10<br />
Ein zusätzliches Angebot für behinderte Menschen,<br />
ihren Bewegungsradius auszuweiten, wurde am Tag<br />
der offenen Tür bei der Firma Mobilcenter Zawatzky am<br />
3. Juli vorgestellt. Auch bei solchen Vorführungen zeigt<br />
sich das beeindruckende Engagement dieser Firma für<br />
behinderte Menschen.<br />
ist groß, auch wegen eines deutlich erhöhten Risikos für<br />
Harnwegsinfektionen.<br />
Für die Verringerung dieser Gefahr, für mehr Sicherheit<br />
im Alltag und zumindest den teilweisen Verzicht auf<br />
oft als unangenehm erlebte aufsaugende Inkontinenzmaterialien<br />
besteht für Männer die Möglichkeit, Kondomurinale<br />
anzuwenden, die Harnverlust sicher und<br />
diskret auffangen. Zusätzlich sollte bei diagnostiziertem<br />
Restharn die vollständige Blasenentleerung mittels ISK<br />
herbeigeführt werden, um die Keimbelastung zu reduzieren.<br />
Wird das Katheterisieren mit dem Wechsel des<br />
Urinalkondoms verbunden, verleiht das Kondomurinal<br />
den ganzen Tag Sicherheit. Einfach und sicher in der Anwendung<br />
sind selbstklebende Silikon-Kondom-Urinale,<br />
die mit unterschiedlich langen Klebeflächen erhältlich<br />
sind.<br />
Weitere Informationen zum Thema unter<br />
www.uromed.de.<br />
Wie immer bei sommerlichem Wetter kamen trotz großer<br />
Hitze viele Besucher, um die neuesten Entwicklungen<br />
der Firma zu bestaunen. Nicht immer sind es ganz große<br />
Neuigkeiten für den Markt – manchmal sind aber auch<br />
schon „kleinere“ Ideen überzeugend. So wurde eine<br />
neue Ausflugsmöglichkeit vorgestellt: ein Planwagen<br />
mit der unerlässlichen Rampe für Rollstuhlfahrer. Nichts<br />
ist erholsamer als sich langsam durch die Gegend zu<br />
bewegen, mit 1 oder auch 2 PS. Die Menschen, die an<br />
diesem Tag schon mal eine Probefahrt machten, waren<br />
von dieser Idee begeistert. Vorgestellt wurde diese ungewöhnliche<br />
Möglichkeit des Gefahrenwerdens von<br />
der Pflege- und Therapieeinrichtung „Residenz – Leben<br />
im Wald“ aus 64689 Grasellenbach.<br />
Ein großes Interesse der Besucher bestand – wie immer<br />
– an der firmeneigenen Fahrschule, die spezialisiert ist<br />
auf die Fahrausbildung körperbehinderter Menschen in<br />
Fahrzeugen, die zu diesem Zweck extra in der eigenen<br />
Werkstatt umgerüstet werden. Die Gäste des Hauses<br />
verließen das Firmengelände mit vielen neuen Eindrücken<br />
und waren den Mitarbeitern des Hauses dankbar,<br />
dass diese auf ihr Recht auf „hitzefrei“ verzichtet hatten.<br />
Kontakt: Mobilcenter Zawatzky GmbH,<br />
Bemannsbruch 2–4, 74909 Meckesheim.
Neue Wege zum Schwenklift<br />
Aufgrund der Sparpolitik im Gesundheitswesen<br />
wird es immer schwieriger, die geeignete Hilfe zum<br />
Ausgleich von körperlichen Behinderungen durch die<br />
Kostenträger genehmigt zu bekommen. Oft monatelange<br />
Genehmigungsverfahren, Begutachtungen und<br />
Gerichtsverfahren häufen sich. Was bei den Betroffenen<br />
bleibt, ist der Wunsch, das Hilfsmittel zu erhalten, das<br />
sich als das geeignetste erwiesen hat, denn oft wird nur<br />
eine günstigere Alternativlösung genehmigt, die nicht<br />
den gewünschten Ausgleich der Behinderung bietet.<br />
Die Firma TRUSS Innova Trading GmbH bietet jetzt<br />
eine Alternative. Bei Ablehnung der Kostenübernahme<br />
durch den Kostenträger kann man dort den Schwenklift<br />
einfach finanzieren oder auch mieten. Individuell<br />
auf den Kunden zugeschnittene Finanzierungs- und<br />
Mietlösungen lassen hier bereits ab 40 € monatlich den<br />
Schwenklift im eigenen Badezimmer Realität werden.<br />
Alle Modelle können in Details an die vorhandenen Badezimmer<br />
angepasst und verändert werden und sind<br />
somit bei allen gängigen Wannenformen einsetzbar.<br />
Der Schwenklift wird bei der Firma TRUSS Innova Tra-<br />
ding in Kassel als langlebiges Kleinserienprodukt aus<br />
Edelstahl und Aluminium hergestellt. Die Lifte werden<br />
mit dem Wasserdruck des Hauswasseranschlusses betrieben.<br />
Lediglich ein 6-Volt-Akku zur Steuerung des<br />
Liftes wird benötigt. Der Schwenklift trägt die CE-Kennzeichnung<br />
und ist TÜV-geprüft.<br />
Infos unter tel 05 61-807 55 55, www.schwenklift.net<br />
oder eMail: info@schwenklift.net.<br />
Fahrzeugumrüstungen aus Fulda<br />
Die in Künzell bei Fulda ansässige Firma CARPOINT besteht<br />
bereits seit 1998 und wurde als Kfz- Meisterwerkstatt<br />
von dem Inhaber Matthias Rausch geführt. 2008<br />
wurde die Firma durch das „mobilzentrum“ erweitert<br />
und erhielt Verstärkung durch Verena Wiegand, die bereits<br />
durch ihre langjährige Mitarbeit bei dem Vertrieb<br />
der EDAG Rollstuhl-Ladehilfe eigene Erfahrungen mit<br />
einbringen konnte.<br />
Von der Einstiegshilfe bis hin zur Umrüstung von Gas<br />
und Bremse wird ein großer Bereich der Umrüstungsmöglichkeiten<br />
von Fahrzeugen abgedeckt. Durch etablierte<br />
Partner wie EDAG, VEIGEL, Petri & Lehr, Autoadapt,<br />
etc. gibt es ein weit gefächertes Angebot an Hilfen. Ein<br />
Schwerpunkt liegt auf der individuellen Anpassung der<br />
Rollstuhl-Ladehilfen der Firma EDAG. In enger Zusammenarbeit<br />
sind hier schon erfolgreiche Umrüstungen<br />
z.B. für MERCEDES E-Klasse, FORD Galaxy, SKODA Superb<br />
Kombi, etc. entstanden. Die aufwendigen Arbeiten<br />
nehmen ca. fünf bis sechs Wochen in Anspruch, um<br />
dem Kunden eine qualitativ hochwertige Lösung zu<br />
präsentieren.<br />
Ein enger Kontakt zum Kunden, vorherige Besuche und<br />
Gespräche sind wichtig, da immer eine individuelle Lösung<br />
gefunden werden muss. So bietet das CARPOINT<br />
mobilzentrum auch an, die Kunden mit einem entsprechenden<br />
Vorführfahrzeug zu einer kostenlosen Beratung<br />
zu Hause zu besuchen. In diesem Jahr wird CARPOINT<br />
mobilzentrum auch auf der RehaCare in Düsseldorf mit<br />
einem Stand vertreten<br />
sein, in Halle 6,<br />
Stand 6G78.<br />
Kontakt: CARPOINT<br />
mobilzentrum GbR<br />
Schulstraße 37<br />
36093 Künzell<br />
tel 06 61-96 21 09 05<br />
eMail:<br />
service@carpoint<br />
-mobilzentrum.de<br />
www.carpoint-mobil<br />
zentrum.de<br />
markt<br />
PARAPLEGIKER 3/10 47
markt<br />
48<br />
Den Darm zu spülen und den Einmalkatheterismus<br />
richtig anwenden ist kein Ding der Unmöglichkeit. Seit<br />
1998 bietet die Firma Incocare Gunhild Vieler GmbH<br />
Kontinenzseminare an. Zuerst wurde nur das Blasenproblem<br />
behandelt. Inzwischen werden auch Fünf-<br />
Tage-Seminare zur Darmspülung angeboten.<br />
Viele glückliche Gesichter verlassen am Ende das Seminar.<br />
Die Teilnehmer berichten von einem leichteren<br />
Körpergefühl und sind stolz, die Handhabung der Darmentleerung<br />
selber anwenden zu können. Bei den Seminaren<br />
sind erfahrene Krankenschwestern und -Pfleger<br />
sowie „Co-Trainer“, die selbst im Rollstuhl sitzen und ihre<br />
persönlichen Erfahrungen weitergeben. Psychologische<br />
Beratung steht bei Bedarf auch zur Verfügung.<br />
Ein ausgefeiltes Freizeitprogramm steht ebenfalls zur<br />
Verfügung. Fachvorträge rund um das Thema Blasen-<br />
und Darmmanagement, aber auch Sexualität und Ernährung<br />
werden ausführlich behandelt. Meistens finden<br />
die Seminare in der Begegnungsstätte in Wartaweil am<br />
schönen Ammersee in Bayern statt.<br />
Kontakt: www.incocare.de<br />
Rundum-Service bei F. Sodermanns<br />
Automobile<br />
PARAPLEGIKER 3/10<br />
Seminare<br />
für Kontinenz<br />
Die behindertengerechte Autowerkstatt in Wassenberg<br />
bietet Umbauten nicht nur für Selbstfahrer, sondern auch<br />
für Beifahrer und Familien mit behinderten Kindern. Am<br />
Anfang jeder Umbaumaßnahme steht dabei das ausführliche<br />
persönliche Beratungsgespräch, in dem die Art der<br />
Behinderung genau erörtert wird. Darauf erfolgen Planung,<br />
Organisation und natürlich die Kostenvoranschläge<br />
für den Kostenträger.<br />
Als begleitende Serviceleistung werden die für den Kunden<br />
anfallenden Fahrten organisiert und ggf. ein Leihfahrzeug<br />
zur Verfügung gestellt. Evtl. notwendige Langzeitaufenthalte,<br />
z.B. für Fahrschulausbildungen, werden ebenfalls<br />
durch das Autohaus organisiert. Für einen angenehmen<br />
Aufenthalt sorgt dabei u.a. ein nahegelegenes barrierefreies<br />
Hotel. Selbstverständlich werden auch und gerade<br />
während der Umrüstugen die Kunden mit einbezogen. In<br />
den entsprechend ausgebauten Betriebsräumen gibt es<br />
die Möglichkeit, sich auch mal auszuruhen.<br />
Die Betreuung hört aber mit dem Zeitpunkt der Fahrzeugübergabe<br />
nicht auf. Vor allem Neubetroffene stehen oftmals<br />
vor großen Herausforderungen. Sie erfordern auch<br />
in Bezug auf die Mobilität mit dem Auto ein gehöriges<br />
Maß an Anpassungsfähigkeit. Frank Sodermanns über<br />
seine Kunden: „Ihr Auftrag an uns soll für sie ein Erlebnis<br />
werden, welches weit über das Maß einer üblichen Fachwerkstatt<br />
hinausgeht.“ Um das zu gewährleisten, haben<br />
der Geschäftsführer und seine Mitarbeiter eine Weiterbildung<br />
bezüglich der Krankheitsbilder und der technischen<br />
Umbauten für bewegungseingeschränkte Menschen absolviert.<br />
Leistungsspektrum im Überblick: Fahrschulfahrzeuge,<br />
verschiedene Rollstühle, Handbikes, Beratung und Verkauf<br />
von Hilfsmitteln, Fahrproben, Bedarfsanalyse, Bewegungsanalyse,<br />
Kräftemessungen, Krane, Lifte, Hebevorrichtungen<br />
für Rollstühle, Scooter, Rollatoren, Handgeräte<br />
für Gas / Bremse, Linksgas, Haltegriffe, Rampen, Schienen,<br />
Umsetzhilfen, Heckeinstiege, orthopädische Sitze,<br />
Umbauten für liegende Personen, elektronisch-digitale<br />
Bedienelemente, umgebaute verfügbare Fahrzeuge, umgebaute<br />
Mietwagen, auf Wunsch bei längerem Aufenthalt<br />
24h Betreuung mit Pflegepersonal, jede Art von PKW Umbau<br />
für Menschen mit Behinderung.<br />
Kontakt: F. Sodermanns Automobile GmbH<br />
Heinsberger Straße 18<br />
(ab November Auf dem Taubenkamp 12)<br />
41849 Wassenberg • tel 0 24 32-2 01 04<br />
eMail: info@autohaus-sodermanns.de<br />
www.handicapfahrzeuge.eu.
Multiple Sklerose und native Kost<br />
Die Medizin tappt im Dunkeln, was die Entstehung der<br />
Multiplen Sklerose (MS) betrifft. In den Vordergrund rückt<br />
derzeit die Infektionshypothese (Viren). Die weltweit rd.<br />
2,5 Millionen Erkrankungen verteilen sich sehr ungleich<br />
auf der Erde. Die große Zahl der Erkrankten massiert sich<br />
in den lichtarmen Bereichen in der Nähe der Pole der Erde,<br />
während die Krankheit in den sonnigen Regionen der Erde<br />
weit seltener auftritt. Allein dieser Umstand lässt darauf<br />
schließen, dass eine nicht ausreichende Immunantwort<br />
des Körpers ursächlich für die Entstehung und den Fortbestand<br />
der Krankheit sein sollte. Die Vitamin D-Forschung<br />
hat sicher gestellt, dass das von den UVB-Strahlen der<br />
Sonne gebildete Vitamin D3 sich in den Schleimhäuten<br />
des Körpers verbreitet und Bakterien wie Viren zugleich<br />
abwehrt. Ganz sicher ist, dass man in Kenntnis dieser Umstände<br />
jedem MS-Patienten dazu raten kann, sich regelmäßig<br />
der Sonne auszusetzen und im Winter ruhig eine<br />
Sonnenbank zu nutzen. Man muss bei der Sonnenbank<br />
aber sicherstellen, dass sie mehr UVB- als UVA-Strahlen<br />
emittiert.<br />
Die bei der MS festzustellenden Entmarkungsherde treten<br />
im gesamten zentralnervösen System (ZNS) auf. Sie führen<br />
zu mannigfaltigen Funktionsstörungen, die man sonst als<br />
Folgen einer zentralnervösen Unterversorgung mit dem<br />
Schlüsselhormon Serotonin sieht, nämlich Schmerzzustände,<br />
schnelle psychische und physische Ermüdbarkeit<br />
(Fatigue-Syndrom), Burnout und schwere depressive Störungen.<br />
Native Kost nenne ich eine im Kern nicht hitzebehandelte,<br />
rohe getrocknete und fein gemahlene Pflanzenkost<br />
mit einem nicht zu geringen Proteinanteil. Im Verfolg des<br />
von mir entdeckten und so genannten Aminas-Prinzips<br />
löst diese in Flüssigkeit gut dispergierte Nahrung, die den<br />
Magen nur durchläuft und vom Magenpförtner ohne Verzug<br />
in den Dünndarm eingelassen wird, dort auf den weiten<br />
Verdauungsflächen ein über das parasympathische<br />
Nervensystem ans Esskontrollzentrum im Hypothalamus<br />
geleitetes starkes Verdauungssignal aus, das eine Chemotaxis<br />
nach den Bausteinen für Serotonin in seiner Funktion<br />
als Esskontrollhormon auslöst. Da die native Kost bewusst<br />
auf den leeren Magen konsumiert wird, im Blut folglich zu<br />
dieser Zeit wenige Energieträger befindlich sind, werden<br />
sehr bald nach dem Verzehr dieser Nahrung alle aus ihr<br />
stammenden Kohlenhydrate und dann auch die angekommenen<br />
Aminosäuren in den Verbrennungskammern<br />
(Mitochondrien) der Zellen unseres Körpers in unsere Körperenergie<br />
Adenosintriphoshat (ATP) umgewandelt. Eine<br />
Aminosäure passt indes nicht auf das Aufnahmemuster<br />
der Körperzellen. Es ist die essenzielle Aminosäure L-Tryp-<br />
tophan, der Hauptbaustein für den Aufbau von Serotonin.<br />
Da alle um die Transportwege durch die Blut-Hirn-Schranke<br />
sonst mit L-Tryptophan konkurrierenden Aminosäuren<br />
in dieser Zeit aus dem Feld geschlagen sind, kann L-Tryptophan<br />
leicht in die Nährlösung des Gehirns eindringen.<br />
Der Verzehr nativer Kost auf den leeren Magen verbessert<br />
zugleich die Immunantwort des Körpers, weil diese rohe<br />
Nahrung mit nicht denaturierten Proteinen und voll funktionsfähigen<br />
Nahrungsenzymen die reiche Darmflora des<br />
Dünndarms besser als herkömmliche Nahrung mit<br />
Aminosäuren und Vitaminen versorgt. Native<br />
Kost überflutet den ganzen Dünndarm bis<br />
tief in den Krummdarm hinein, wo der<br />
Hauptteil der Trillionen von Darmbakterien<br />
lebt. Diese Darmbakterien sind verantwortlich<br />
für 80 % der Immunantwort des<br />
Körpers. Hitzebehandelte Nahrung ist<br />
in ihren Proteinen denaturiert und wird<br />
von den Enzymen schlecht oder gar nicht<br />
gespalten. Was vom Nahrungsbrei aus<br />
„normaler“ Nahrung, der nur im Takt einiger<br />
Minuten in kleinen Portiönchen den Magenpförtner<br />
in den Dünndarm eingelassen wird, überhaupt<br />
aufschließbar ist, wird bereits auf dem ersten Meter des<br />
bis zu sechs Meter langen Dünndarms verstoffwechselt.<br />
Der Darmflora fehlen daher die von ihr dringend zum<br />
eigenen Aufbau und zur Herstellung der IgA-Antikörper<br />
dringend benötigten Aminosäuren. Ähnlich wie Vitamin<br />
D3 wandern auch die von der Darmflora erzeugten Antikörper<br />
durch den ganzen Körper in alle unsere Schleimhäute<br />
und wehren dort alle Angriffe von Viren, Bakterien<br />
und Pilzen ab.<br />
Sollte sich wider Erwarten kein direkter Vorteil in der Bekämpfung<br />
der MS durch die native Kost ergeben, sind<br />
die Verbesserungen in der Versorgung der Zellen des<br />
Körpers und der Begünstigung der Darmflora aber allgemein<br />
sicherlich sehr hilfreich. Ganz wichtig ist zudem die<br />
verbesserte Verfügung über den unverzichtbaren Neurotransmitter<br />
Serotonin, der nicht ohne Grund auch das<br />
„Wohlfühlhormon“ genannt wird.<br />
Text: Rolf Ehlers<br />
Kontakt: AMINAS® GmbH<br />
Adolf-Menzel-Str. 8<br />
40699 Erkrath<br />
tel 02 11-520 38 10<br />
eMail: be@aminas.de<br />
www.aminas.de.<br />
markt<br />
Native<br />
Kost überflutet<br />
den ganzen<br />
Dünndarm bis<br />
tief in den Krummdarm<br />
hinein, wo<br />
der Hauptteil der<br />
Trillionen von<br />
Darmbakterien<br />
lebt.<br />
PARAPLEGIKER 3/10 49
hilfsmittel<br />
Transfer mit einem Rutschbrett:<br />
„Hebst du noch oder bewegst du schon“<br />
Man soll ja nicht zu viel aus der Schule plaudern, aber als junger Rollstuhlfahrer vor mehr<br />
als drei Jahrzehnten bin ich immer mit dem Taxi gefahren. Und obwohl noch jugendlich rank<br />
und schlank, fiel mir der Transfer vom Rolli auf den Beifahrersitz anfangs sehr schwer. Dabei<br />
half mir ein Rutschbrett aus Holz, in der Reha selbst gesägt, -zigmal geschliffen und lackiert.<br />
50<br />
PARAPLEGIKER 3/10<br />
Simone Wolter, gelernte Altenpflegerin und<br />
Leiterin des Referats „Homecare und Pflege“ bei<br />
Etac in Marl kommt mit der modernen Version<br />
des alten Hilfsmittels bei mir vorbei. Sie gibt in<br />
Schulungen regelmäßig an Angehörige und<br />
Pflegepersonal weiter, was sie weiß: Falsche Belastungen<br />
der Wirbelsäule durch richtige Hal-<br />
tung zu vermeiden, Beine nicht durchdrücken.<br />
Und eben, wie die Überschrift schon sagt…<br />
Was rutscht muss man nicht heben. Und rutschen<br />
kann man auf dem „Butterfly“ (Schmetterling) von<br />
Etac und zwar so gut, dass man achtgeben muss,<br />
sich nicht blitzartig übers anvisierte Ziel hinauszubewegen.<br />
Das macht die waschbare und desinfizierbare<br />
Nylonauflage (beim Testmodell gefaltet<br />
etwa 33 x 50 cm), auch Gleitflügel genannt,<br />
die, unter dem Rand des Gesäßes platziert, auch<br />
schwerere Menschen beweglich macht. Sie verhindert<br />
beim unbekleideten Transfer in Bad und<br />
Bett wegen der entscheidenden Verringerung<br />
von Reibung nebenbei auch Hautschäden.<br />
An einen Schmetterling erinnert auch die Form<br />
des leicht gebogenen Glasfaserbrettes mit seinen<br />
Aussparungen für Rollstuhlräder. Dadurch kann<br />
man von einem Rolli auf den anderen wechseln,<br />
aber ebenso aufs Sofa oder die Toilette. Auch<br />
leichte Höhenunterschiede, sogar Steigungen<br />
lassen sich mit dem Brett überwinden. Nicht ganz<br />
einfach ist es dabei immer, wenn man sich aus<br />
einem Luftkissen erheben soll. Weniger geeignet<br />
ist die Butterfly-Form für das Übersetzen ins Auto,<br />
da ist ein schmaleres Modell sinnvoller.<br />
An die Belastungsgrenze des Brettes wird man<br />
meist nicht stoßen, eine Vierteltonne wiegen<br />
doch die wenigsten… Doch Simone Wolter warnt:<br />
Man muss das Gewicht im Notfall auch händeln<br />
können. Wer beim Transfer assistiert sollte auch<br />
darauf achten, dass der Schwung nicht beide aus<br />
der Kurve trägt. Und wo wir schon mal bei den<br />
Warnungen sind: Der Rollstuhl sollte sicher stehen,<br />
bei luftdruckabhängigen Bremsen sollten<br />
die Reifen nicht den Schlappmann machen.<br />
Die Etac-Frau kennt ihre Pappenheimer: „Die<br />
meisten wollen Hilfsmittel direkt perfekt anwenden.“<br />
Natürlich falsch, auch Schuhe muss<br />
man schließlich erst einlaufen (hm, der Vergleich<br />
hinkt, oder…). Also: Erst mal ausprobieren, wie<br />
viel Schwung gut tut und dann langsam steigern.<br />
Nutzer/in und ggf. Assi sollen sich sicher fühlen.<br />
Da ist Ideologie nur hinderlich. Im Zweifelsfall<br />
dürfen die Füße auf dem Boden stehen oder auf<br />
dem Bett liegen, wenn das beim Transfer Sicherheit<br />
vermittelt. In ihren Schulungen hat es Simone<br />
Wolter meist mit der Zielgruppe Pflegekräfte<br />
für ältere Patienten zu tun. Das schließt natürlich<br />
den Fall des allein übersetzenden körperbehinderten<br />
Menschen nicht aus. Aus eigener Anschauung<br />
kann ich jetzt sagen: Es funktioniert.<br />
Ich brauche es noch nicht, aber immerhin – gut<br />
zu wissen, dass man weiter nachlassende Kräfte<br />
auch mit so einem, im Prinzip simplen, aber genial<br />
durchgestalteten Hilfsmittel noch ausgleichen<br />
kann. Denn nicht nur mir ist eben lebenswichtig,<br />
so viel und so lange wie möglich Unabhängigkeit<br />
und Selbstständigkeit zu bewahren.<br />
www.etac.de<br />
Text: Peter Mand<br />
Foto: Etac
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tel 0 77 71-38 55, fax: -873 99 76.<br />
Mercedes Benz C 180<br />
Bj.1996, 129 000 km, 90 KW, Automatik, silber, Schiebedach, behindertengerecht<br />
(HAAG-Umbau), Lenkraddrehknopf, Handgas/Bremshebel.<br />
3 200 € VHB, tel 0 62 42-68 07.<br />
Chrysler<br />
Grand Voyager 2,4 SE EZ 03/02 144 PS, Automatik ca. 85 000km,<br />
Werkstatt-gepflegt, Radio/CD-MC, Klimaanlage, Standheizung, Servolenkung,<br />
Außenspiegel elektr., Zentralver. m. Fernbedienung, ABS,<br />
behindertengerechter Fahrzeugumbau/Beifahrer Braun-Zawatzky<br />
Entervan mit 20 cm tiefer gesetztem, ebenem Fahrzeugboden, elektr.<br />
seitliche Rampe u. Schiebetür, Rollstuhlverriegelung Beifahrerseite.<br />
Preis VB 20 000 €, tel 0 26 02-95 95 01.<br />
Ford<br />
Fiesta Futura 1.4, Handbedieng. Gas- u. Bremse re. Veigel/Bruhns,<br />
Lenkraddrehknopf, Automatik (Durashift), 3-türig, Standheizg. mit<br />
Funkfernbedienung. Kann ohne Probleme auch von nicht behinderten<br />
Personen gefahren werden. EZ 07/05, 70 000 km, 59 KW/80 PS,<br />
Benziner Euro 4, 1,4 l, Klima, Servo, ABS, coloradorot, sehr guter Zustand,<br />
1. Hd., Nichtraucher, unfallfrei, inkl. Winterräder.<br />
Preis: 7 650 € VB. eMail: fiesta.paraplegiker@aarchus.de<br />
Opel Vectra Caravan<br />
Jahreswagen für Aktivfahrer, EZ 06/09, km 11 500, Diesel, Automatik,<br />
110 kw/150 PS, Lenkrad u. Fahrersitz höhenverstellbar, Klimaautomatik,<br />
Tempomat, Navi CD 70, Sitzheizung vorn. Exzellentes Langstreckenauto,<br />
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Handgas re. mit Fernbedienung f. Blinker, Hupe<br />
u. Fernlicht). tel 01 77-5 34 62 16.<br />
Wir trauern um Stefan Berninger<br />
Er war unter anderem federführend verantwortlich für die Erstellung<br />
des 1. Heidelberger Stadtführers für Menschen mit Behinderungen<br />
und treibende Kraft der laufenden Neuauflage.<br />
Seinen Lebensmut und seinen Einsatz für die Rechte von Menschen<br />
mit Behinderungen werden wir nicht vergessen.<br />
Am 28. Juni <strong>2010</strong> ist er verstorben.<br />
Heidelberg, im Juli <strong>2010</strong>, bmb – Beirat von Menschen mit Behinderungen<br />
der Stadt Heidelberg<br />
Private Kleinanzeigen u. Stellenanzeigen für Behinderte sind kostenlos, bitte<br />
als eMail an Peter.Mand@t-online.de, nur wenn nicht anders möglich als<br />
(lesbares!) Fax an 0 21 51-62 17 004. Abdruck vorbehalten, ohne Gewähr.<br />
Beim Verkauf von Hilfsmitteln muss der Verkäufer auch der Eigentümer sein.<br />
PARAPLEGIKER 3/10 51
technik<br />
Anzeige<br />
„Shark S“ von SOPUR:<br />
Ein Bike<br />
das süchtig<br />
macht<br />
RL-50 Deckenlift<br />
mit Rollstuhlaufhängung<br />
Bundesweiter Vertrieb und Service: 02 34 – 91 600 50<br />
Dank der speziell entwickelten Fahrschiene bleibt ihre Treppe in ganzer Breite frei. Der<br />
Einbau kann in Mehrfamilienhäusern, engen Treppenhäusern, über mehrere Etagen<br />
erfolgen. Haltestellen sind frei wählbar. Die Bedienung erfolgt auch bei eingeschränkter<br />
Mobilität durch den Benutzer oder Begleitperson. Fernsteuerbar ohne Kabelmontage.<br />
HÖGG Liftsysteme<br />
Hattinger Straße 712 a<br />
44879 Bochum<br />
sales@hoegglift.de www.hoegglift.de<br />
Süchtig:<br />
Autor auf Probefahrt<br />
mit dem Shark S.<br />
Schon Ende der 1990er Jahren wurden<br />
handgetriebene Liegebikes von<br />
SOPUR gebaut, damals das<br />
„Spirit 470“. Zu Beginn dieses<br />
Jahrhunderts nahm dann ein<br />
Team von begeisterten Rolli-<br />
Radlern und Technikern das Thema wieder<br />
auf und entwickelte auf der Basis umfassender<br />
Erfahrungen ein Liegebike nach neuen materialtechnischen,<br />
ergonomischen und sportlichen<br />
Erkenntnissen. Es entstand ein Bike mit dem<br />
Markennamen „Shark“, also „Hai“. In der Produktion<br />
in Malsch bei Heidelberg bauen spezialisierte<br />
Techniker seit 2004 das Shark für den<br />
Weltmarkt von Sunrise Medical, dem Mutterunternehmen<br />
der deutschen SOPUR.<br />
Es<br />
gibt drei Grundtypen des Shark: Einmal das<br />
preisgünstige Basis-Modell, dann eins mit abnehmbarem<br />
Antriebsrad für besonders leichten Ein- und<br />
Ausstieg – das in dieser Form konkurrenzlos ist – und als<br />
Krönung das „Shark S“ genannte Sportbike.<br />
Das Shark S sieht wirklich sehr elegant aus. Der sehr verwindungssteife<br />
Rahmen besteht aus hochwertigem Aluminium,<br />
die Schweißnähte sind perfekt. Aber auch Teile wie die<br />
Antriebskette, die sehr dünnen Flachspeichen, die extrem<br />
leicht laufenden Naben der drei 26 Zoll messenden Laufräder,<br />
Schaltung und Bremsen sind hochwertige Markenprodukte.<br />
Dabei hat SOPUR den Vorteil, dass seine versierten<br />
Bikesport-Mitarbeiter - wie beispielsweise Errol Marklein,<br />
Jürgen Geider und Winfried „Winni“ Sigg - viel Erfahrung<br />
mit Rennbikes haben. Das SOPUR-Team ist national und international<br />
in vielen Rennen aktiv und erfolgreich.<br />
Der erste Einstieg von der beispielsweise 50-Zentimeter-<br />
Sitzhöhe des Rollstuhls auf die nur 20 Zentimeter niedrige<br />
Sitzhöhe des Shark S ist schwierig, wird aber nach einigen<br />
Wiederholungen einfacher. Eine gute Hilfe ist die Feststellbremse.<br />
Wenn man dann im vorher gut eingestellten Shark<br />
sitzt, fühlt man sich mit ausgestreckten und auf der Fußablage<br />
sicher liegenden Beinen gleich wohl. Wer vom Vorspannbike<br />
kommt und damit schon Bike-Erfahrung hat, ist<br />
begeistert von den Geschwindigkeiten, die mit dem Shark<br />
S möglich sind. Durch die vergleichsweise sehr geringe<br />
Stirnfläche ist der Luftwiderstand deutlich geringer, Gegenwind<br />
wird nicht mehr als so störend wahrgenommen.<br />
Dazu kommt, dass man durch die Abstützung des Rückens
die Kraft viel besser in Vortrieb umsetzen kann. Bei gleichem<br />
Krafteinsatz ist man mit dem Liegebike etwa 6 km/h<br />
schneller als mit dem Vorspannbike.<br />
Durch die starke Gewichtverlagerung auf das Antriebsrad<br />
gibt es bei extremen Anstiegen kein Durchdrehen des<br />
Antriebsrades und durch den sehr geringen Schwerpunkt<br />
– die Bodenfreiheit beträgt vorne nur zehn Zentimeter<br />
– sind sehr schnelle Abfahrten absolut sicher. Aus demselben<br />
Grund kann man auch Kurven schnell und sicher<br />
durchfahren. Besonders viel Spaß machte es dem Tester,<br />
sich mit sportlichen Radlern zu messen. Dabei waren Dau-<br />
Anzeige<br />
technik<br />
Formal schön und<br />
funktionale Extraklasse:<br />
Shark S von SOPUR.<br />
ergeschwindigkeiten von mehr als 25 km/h keine Seltenheit,<br />
das Hinterrad eines überholenden Triathleten wurde<br />
mal auf einer flachen Straße und leicht günstigem Wind<br />
mit GPS-aufgezeichneten 39 km/h erreicht und dann eine<br />
Weile gehalten. Durch solche Erlebnisse entstand fast ein<br />
Sucht-Gefühl, auf das der Freizeitsportler nicht mehr verzichten<br />
wollte. Er kaufte das Testbike…<br />
Problematisch bei Rennbikes ist der konstruktionsbedingte<br />
sehr große Wendekreis. Damit kann man zwar auch enge<br />
Kurven noch gut durchfahren, das Wenden beispielsweise<br />
auf schmalen Wegen ist nicht möglich. Man muss recht
technik<br />
Griffgünstig: Bremse und<br />
Schaltung, serienmäßig am<br />
rechten Kurbelgriff.<br />
Extrem leichtgängig: Filigran<br />
gespeichte Laufräder.<br />
Anzeige<br />
mühsam rangieren, rückwärts nur mit Hilfe der<br />
Hände auf der Fahrbahn, es ist halt ein Sportgerät.<br />
In der Standard-Ausführung sind beim Shark<br />
S Bremse und 3 x 9 GripShift-Schaltung am rechten<br />
Kurbelgriff angebracht. Bei einer Variante<br />
für Könner sind Bremse und Schalthebel so an<br />
der Vordergabel platziert, dass mit der Kurbelbewegung<br />
rauf und runter geschaltet werden<br />
kann, „Schlagschaltung“ nennt man das. Und<br />
Könner haben auch kein Problem damit, die<br />
Bremse schnell zu erreichen. Bei einer solchen<br />
Ausführung entfallen die vom Kurbelgriff ausgehenden,<br />
störenden und auch störanfälligen<br />
Bowdenzüge. Der Hebel für eine zweite (Feststell-)<br />
Bremse ist direkt neben dieser Bremse am<br />
Rahmen montiert.<br />
Auf der Basis von zwei verschiedenen Rahmenlängen<br />
und Breiten in 2-Zentimeter-Schritten<br />
von 36 bis 46 Zentimetern, gibt es beim Shark<br />
S sehr viele Möglichkeiten der individuellen Einstellung.<br />
So kann der höhenverstellbare Sitz in<br />
sieben Positionen nach vorn und hinten verstellt<br />
werden, die Rückenlehne ist stufenlos einstellbar<br />
und der Kurbelbereich ist in der Höhe dreifach<br />
verstellbar. Variabel bestellt werden kann auch<br />
die Länge der Handkurbeln und deren Abstand<br />
voneinander, also die Griffbreite. Dazu gibt es<br />
am Shark S sehr viele Möglichkeiten der An-<br />
Blasenfunktionsstörungen<br />
Patienten mit neurogen bedingten Blasenfunktionsstörungen für<br />
eine deutschlandweite Arzneimittel-Studie gesucht<br />
Patienten (18-70 Jahre) mit neurogen bedingten Blasenfunktionsstörungen<br />
(Detrusorhyperaktivität) können an einer Untersuchung mit einem Arzneimittel<br />
teilnehmen, das als Lösung direkt in die Harnblase oder als Tablette verabreicht<br />
wird. Das Arzneimittel bewirkt, dass Botenstoffe in den Nervenzellen<br />
gehemmt werden und die Aktivität der Blasenmuskulatur positiv beeinflusst<br />
wird (Anticholinergikum).<br />
Kontaktdaten:<br />
Interessierte Patienten erhalten weitere Informationen bei Mediconomics GmbH<br />
unter<br />
Telefon-Nummer: 0511 / 560 998 0 oder per E-Mail: info@mediconomics.com<br />
Ansprechpartner: Dr. Uwe Albrecht, Mediconomics GmbH, Misburger Str. 81 b, 30625 Hannover<br />
bringung von Zubehör wie beispielsweise Rückspiegel,<br />
Klingel, Tacho, Bremse, Schaltung oder<br />
GPS-Gerät. Neben den zwölf Standardfarben in<br />
vielen Ausführungs-Varianten können gegen<br />
Aufpreis auch Wunschfarben bestellt werden.<br />
Ohne Aufpreis gibt es die hochqualifizierte Pulverbeschichtung<br />
des gesamten Rahmens.<br />
Gegen Aufpreis gibt es auch bei den technischen<br />
Ausstattungen viele Extras. So können<br />
beispielsweise Hochflansch-Carbon-Felgen<br />
mit Leichtreifen aus dem Radrennsport, extrem<br />
leichte Bremsen und besonders leichtes<br />
Kleinzubehör wie Schalter und Schnellspanner<br />
von Spezialisten wie beispielsweise „DT swiss“<br />
montiert werden. Die drei Buchstaben „fmg“<br />
bedeuten „für mich gebaut“ und besagen, dass<br />
diese Variante speziell nach den Wünschen des<br />
Bestellers produziert worden ist.<br />
SOPUR-Produkte werden ausschließlich über<br />
den qualifizierten REHA-Fachhandel verkauft.<br />
Der durchaus angemessene Grundpreis für das<br />
Shark S in guter Ausstattung und einem Gewicht<br />
von unter 13 kg liegt bei 4 300 €. Das 14,5<br />
Kilo wiegende Basis-Shark-Modell bekommt<br />
man schon für gut 3 000 €. Der Freak und auch<br />
der Sportler benötigen sowohl ein Liege- als<br />
auch ein Vorspannbike. Denn das Vorspannbike<br />
hat gegenüber dem Liegebike den Vorteil, dass<br />
man es so benutzen kann wie ein Fußgänger<br />
sein Fahrrad: Man fährt irgendwo hin, spannt<br />
das Bike ab und rollt zu Besorgungen und Besuchen.<br />
Praktisch ist auch der sehr kleine Wendekreis.<br />
Durch Ankippen kann man sogar auf<br />
der Stelle wenden.<br />
Diese praktischen Möglichkeiten interessieren<br />
sportliche Rollis natürlich kaum. Sie wollen<br />
schnell sein, ihre Muskeln und Organe effektiv<br />
trainieren und eventuell auch Rennen fahren.<br />
Für diese Sportler ist das Shark S von SOPUR<br />
eine gute Entscheidung.<br />
Text: Hermann Sonderhüsken<br />
Fotos: Sonderhüsken, Katharina Jäger (1)<br />
Weitere Informationen bei:<br />
www.sopur.de – dann oben rechts<br />
ins Suchfeld „Shark“ eingeben.
Sparkassen-Finanzgruppe<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
* Jeweils Gesamtzahl bezogen auf die Sparkassen-Finanzgruppe.
technik<br />
„Damit Ihr Leben in<br />
Bewegung bleibt“. So<br />
wirbt Mercedes Benz<br />
um die Kundschaft mit<br />
Behinderung. Auch die<br />
Marke mit dem Stern<br />
macht der Klientel jetzt<br />
das Angebot, die hauseigenen<br />
Fahrzeuge auf<br />
Wunsch mit bedarfsgerecht<br />
angepassten<br />
Fahrhilfen ab Werk<br />
zu bestellen.<br />
56<br />
PARAPLEGIKER 3/10<br />
Mercedes Benz 180er C Blue EFFICIENCY:<br />
Mobilität mit Stern<br />
J<br />
eder Kunde hat seine eigenen Vorstellungen<br />
von Mobilität und Unabhängigkeit.<br />
Mercedes hat im Testfahrzeug, einem<br />
180 C Kompressor, Fahrhilfen der Firma Veigel<br />
verwendet, die sowohl im Design, aber<br />
auch in der Qualität der Anpassung, dem<br />
Anspruch der Marke entsprechen und den<br />
Ansprüchen der Kunden gerecht werden.<br />
Das Handgerät Veigel besticht ebenso durch<br />
hervorragende Funktionalität.<br />
„Einsteigen und losfahren – wir machen das<br />
für Sie selbstverständlich“ lautet der Werbeslogan<br />
von Mercedes Benz. Tatsache ist, dass<br />
der Autohersteller in seinen „More Mobility<br />
Centern“ eine große Auswahl an behindertengerechten<br />
Umbauten für Autos der A-, B-,<br />
C- und E-Klasse ab Werk anbietet.<br />
So bleibt dem Kunden die zeitintensive Umrüstung<br />
nach Auslieferung seines Wunschfahrzeuges<br />
erspart. Das Fahrzeug wird ab<br />
Werk mit den individuellen Wünschen des<br />
Käufers ausgerüstet. Dass die notwendigen<br />
Anpassungen vor Ort gemacht werden, wurde<br />
mir bei Abholung des Testwagens eindrucksvoll<br />
bewiesen. Herr Weiland von der<br />
Niederlassung Stuttgart war sofort zur Stelle<br />
und passte das Gaspedal meinen Wünschen<br />
an.<br />
Auf der Website von Mercedes sind unter der<br />
Rubrik „Fahrhilfen mit Stern“ sämtliche More<br />
Mobility Center aufgeführt. Wichtig: Mit der<br />
Umrüstung ab Werk bleibt die Fahrzeuggarantie<br />
in vollem Umfang erhalten, im Fall der<br />
Fälle hat man nur einen Ansprechpartner.<br />
So ausgestattet ging es mit dem 180er C Blue<br />
EFFICIENCY auf Probefahrt. Blue EFFICIENCY<br />
steht bei Mercedes Benz für „zukunftsweisende<br />
Effizienztechnologien“ sowie „innovative<br />
Maßnahmenpakete“ zur Optimierung<br />
von Kraftstoffverbrauch und Emissionen.<br />
Mercedes-Cockpit mit Veigel-Handbedienung<br />
und Lenkrad-Drehknopf.<br />
Gute Lösung<br />
für die Mercedes<br />
typische Fußfeststellbremse.
Bei dem C- Modell bedeutet das im Klartext:<br />
• ECO Start-Stopp-Funktion<br />
• Gewichtsoptimierungen<br />
• intelligentes Energiemanagement<br />
• Fahrerinformationen für energiesparende<br />
Fahrweise<br />
• rollwiderstandsoptimierte Bereifung<br />
• verbesserte Aerodynamik<br />
Die ersten Eindrücke betrafen die überragende Sitzposition<br />
und die gute Rundumsicht, heute nicht mehr<br />
selbstverständlich und wichtig für Menschen, die<br />
eine eingeschränkte Beweglichkeit im Halswirbelbereich<br />
haben. Die Bedienung der Schalter ist einfach<br />
und selbsterklärend. Durch ihre Größe und gute Anordnung<br />
sind sie vom Fahrersitz aus leicht bedienbar.<br />
Die Fahrhilfe integriert sich gut in das Fahrzeug. Allerdings<br />
ist der Abstand zwischen Lenkrad und Handbedienung<br />
für Handgas und Bremse etwas zu gering bemessen,<br />
was zu Einschränkungen beim Lenken führt.<br />
Das Einladen des Rollstuhls sowohl im Innenbereich<br />
des Fahrzeugs als auch im Kofferraum funktioniert<br />
ohne Probleme. Im Kofferraum bleibt ausreichend<br />
Platz für weiteres Gepäck. Das Platzangebot für Mitreisende<br />
ist voll ausreichend, sowohl vorn als auch<br />
hinten. Das Fahrzeug liegt gut auf der Straße und hinterlässt<br />
einen hervorragenden Gesamteindruck.<br />
Die C-Klasse lässt sich entspannt wie eine klassische<br />
Reiselimousine bewegen, sie gleitet sanft und geschmeidig<br />
durch die Landschaft. Fahrgeräusche sind<br />
dabei sogar fast so gut gedämpft wie in den großen<br />
Klassen. Bei gelassener Fahrweise hält der kleine Benziner<br />
stets ausreichend Kraft und Drehmomente bereit.<br />
Selten habe ich ein Fahrzeug mit Automatikgetriebe<br />
gefahren, das so sanft schaltet ohne die Dynamik zu<br />
beeinträchtigen wie bei diesem 180er. Alles in allem<br />
ein Fahrzeug mit allen guten Eigenschaften im Bereich<br />
Komfort und Leistung.<br />
Text & Fotos:<br />
Johann Kreiter<br />
Daten:<br />
Länge/Breite/Höhe 4581/1770/1447 mm<br />
Kraftstoff Super<br />
Leistung PS/KW 156/115<br />
Höchstgeschwindigkeit 225 km/h<br />
Zugelassenes Gesamtgewicht 1485 kg<br />
Grundpreis ca. 31 000 €<br />
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DER VORHANG FÄLLT AUF DER<br />
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58<br />
E<br />
in Mercedes-AMG – wenn er einen V8-Motor mit 525<br />
PS hat – wird serienmäßig bei 250 km/h abgeriegelt,<br />
ganz offen werden mehr als 310 km/h erreicht. Um bei ungewöhnlichen<br />
Beschleunigungen und Endgeschwindig-<br />
keiten sicher unterwegs zu sein, wird von Mercedes-AMG<br />
die Teilnahme an einem speziellen Fahrtraining dringend<br />
empfohlen. Ein solches Training wurde vom 8. bis 9 Juni auf<br />
dem Nürburgring angeboten. Dort konnte man ein Höchstmaß<br />
an Fahrsicherheit und Fahrspaß unter professioneller<br />
Anleitung in den BASIC-Veranstaltungen der „AMG Driving<br />
Academy“ erleben. Auf dem Grand-Prix-Kurs der legendären<br />
Eifel-Rennstrecke – auf dem auch die Formel 1-Rennen<br />
gefahren werden – wurde schrittweise und gefahrlos gutes<br />
PARAPLEGIKER 3/10<br />
Fahrtraining auf dem Nürburgring:<br />
Schnelles Vergnügen<br />
Die Fans schneller Autos werden diesen Bericht gern lesen, auch wenn sich kaum einer<br />
von ihnen, sei es wegen des Preises, aber auch wegen des fehlenden Alltagsnutzens,<br />
solche Fahrzeuge kaufen will oder kann. Es macht aber doch<br />
Spaß, sich über ungewöhnliche Autos zu informieren,<br />
vielleicht sogar davon zu träumen.<br />
Unterwegs auf dem F1-Kurs des Nürburgrings.<br />
Rolli-Zeichen<br />
am AMG.<br />
Fahren trainiert, dies auch in Grenzbereichen. Im Experten-<br />
Team von AMG-Chef-Instruktor Reinhold Renger war auch<br />
der Automobilsport-Altmeister Dieter Glemser dabei.<br />
Unter der Anleitung des sympathischen Österreichers<br />
Peter Ebner – vielfacher Motorrad-Meister seines Landes<br />
und inzwischen erfolgreicher Rallye-Fahrer – trainierten<br />
Unser Autor als Beifahrer neben Dieter Glemser.
acht Fahrer in ihren SL-Fahrzeugen von Mercedes-AMG.<br />
Geschult wurde sicheres und souveränes Reagieren im<br />
Grenzbereich auf der Basis einer umfassenden theoretischen<br />
Einweisung. Demonstriert wurden sowohl die<br />
Grundlagen der Fahrphysik, als auch die Themen Sitzposition,<br />
Lenkradhaltung und die Technik der richtigen<br />
Blickführung, dazu wichtige Regeln der Fahrsicherheit. Im<br />
praktischen Teil konnte man dann das Gelernte im eigenen<br />
Auto umsetzen. Dabei wurden vom Instruktor über<br />
Funk gezielte Hinweise und Korrekturen gegeben. Das<br />
Fahrkönnen und die Fahrsicherheit konnten so gezielt<br />
verbessert werden. Gezielt wurde auch die Anwendung<br />
der Fahrer-Assistenzsysteme trainiert, beispielsweise ABS<br />
und ESP. Theoretisch und praktisch wurden Begriffe und<br />
Funktionen wie Über- und Untersteuern, Slalom, schneller<br />
Spurwechsel sowie das Bremsen und Ausweichen vor<br />
plötzlich auftauchenden Hindernissen besprochen und<br />
trainiert.<br />
Als besonderes Highlight konnte man am Ende der Veranstaltung<br />
die von AMG so genannte „Performance in<br />
Reinkultur“ in einem speziell präparierten „C 63 AMG<br />
Performance Car“ als Beifahrer erleben. Diese auch „Renn-<br />
Taxi“ genannten Sportwagen wurden von einem der professionellen<br />
AMG Instruktoren gefahren. Der Verfasser<br />
dieses Berichtes hatte das Vergnügen mit der Tourenwagen-Legende<br />
Dieter Glemser, u.a. dreifacher Deutscher<br />
Rennsportmeister und Gesamtsieger beim 24-Stunden-<br />
Rennen auf dem Nürburgring. Vor dem etwas schwierigen<br />
Übersetzen vom Rollstuhl durch den Überroll-Käfig des<br />
Rennwagens auf den engen Schalensitz mussten Brandschutz-Haube<br />
angelegt und Helm aufgesetzt werden.<br />
Beim Anlegen und Festzurren des professionellen Hosenträger-Sicherheitsgurtes<br />
wurde geholfen, dann gab Glemser<br />
Vollgas. Das Renn-Taxi preschte los wie katapultiert,<br />
der Sound des getunten AMG-Achtzylinders war geradezu<br />
betörend. Dann wurden die Kurven des 5,2 Kilometer<br />
langen F1-Kurses mit Geschwindigkeiten durchrast, die<br />
man sich normalerweise nicht vorstellen kann. Das Gefühl<br />
nach drei Runden war geradezu euphorisch, ein Erlebnis<br />
der besonderen Art.<br />
An den BASIC-Veranstaltungen der AMG Driving Academy<br />
können Teilnehmer mit ihren eigenen AMG-Fahrzeugen<br />
oder auch mit Mietfahrzeugen von AMG teilnehmen,<br />
der Basis-Preis beträgt 980 €.<br />
Mehr Infos bei<br />
www.mercedes-amg.com/driving-academy<br />
Text & Fotos:<br />
Hermann Sonderhüsken<br />
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echt recht<br />
60<br />
PARAPLEGIKER 3/10<br />
Recht kurz – Urteile<br />
Journalist und Rechtsexperte Wolfgang Büser fasst für uns Urteile zusammen,<br />
die im Zusammenhang mit dem Thema Behinderung von Bedeutung sind.<br />
Sozialhilfe/Behindertenrecht: „Elternassistenz“<br />
Eine behinderte Frau, die wegen einer spastischen<br />
Lähmung aller vier Gliedmaße auf einen Rollstuhl<br />
angewiesen ist und die ein Kind zur Welt gebracht<br />
hat, kann vom Sozialhilfeträger die Kostenübernahme<br />
für eine häusliche Hilfe bei der Versorgung ihres<br />
Kindes und die damit verbundene Haushaltsführung<br />
(„Elternassistenz“) verlangen. Das Verwaltungsgericht<br />
Minden verurteilte einen Sozialhilfeträger (in<br />
„Vertretung“ des an sich zuständigen überörtlichen<br />
Sozialhilfeträgers) zur Kostentragung bis zu 1 400 €<br />
pro Monat für eine entsprechende Haushaltshilfe.<br />
Die Ehefrau eines Arbeitnehmers, der tagsüber keine<br />
Hilfestellung leisten könne, sei körperlich nicht in<br />
der Lage, ihr Kind „im erforderlichen Umfang ohne<br />
Hilfe einer dritten Person“ während der Abwesenheit<br />
ihres Mannes zu versorgen. Niemand dürfe wegen<br />
seiner Behinderung benachteiligt werden – das<br />
stehe schon im Grundgesetz. „Alternative Betreuungsmöglichkeiten“<br />
(nämlich ihr Kind außerhalb<br />
des Haushalts betreuen zu lassen) brauche sie nicht<br />
zu suchen und könne sie im Übrigen auch nicht finanzieren.<br />
„Die eigene Pflege und Erziehung eines<br />
Kindes“ sei ein Grundbedürfnis behinderter wie<br />
nicht behinderter Eltern. (VwG Minden, 6 L 382/09)<br />
Hartz IV: Internet-Flatrate gehört nicht dazu<br />
Eine Agentur für Arbeit ist auch bei einem schwer<br />
gehbehinderten Bezieher von Arbeitslosengeld II<br />
nicht verpflichtet, die Kosten einer Internet-Flatrate<br />
als Hilfe zur Stellensuche oder „zur Unterstützung<br />
bei der Teilnahme am gesellschaftlichen Leben“<br />
zu finanzieren. (LSG Nordrhein-Westfalen, L 19 AL<br />
11/08)<br />
Arbeitsrecht:<br />
Fehlende Einladung keine Diskriminierung<br />
Einem schwer behinderten Bewerber um eine Stelle<br />
im öffentlichen Dienst steht kein Entschädigungsanspruch<br />
wegen Diskriminierung zu, weil er – wie bei<br />
öffentlichen Arbeitgebern an sich vorgeschrieben<br />
– nicht zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen<br />
wird. Dies ist aber entbehrlich, wenn er die vorausgesetzten<br />
praktischen und umfassenden Kenntnisse<br />
für die ausgeschriebene Stelle nicht nachweisen<br />
kann. Allein theoretische Kenntnisse reichen nicht<br />
aus. Ist der Stellenbewerber damit für die ausgeschriebene<br />
Stelle offensichtlich nicht geeignet, so<br />
braucht er nicht zum persönlichen Gespräch eingeladen<br />
zu werden. (Hessisches LAG, 19/3 Sa 340/08)<br />
Gesetzliche Krankenversicherung:<br />
Schwer behindertes Kind professionell pflegen<br />
Das Landessozialgericht Baden-Württemberg hat<br />
entschieden, dass die gesetzliche Krankenversicherung<br />
die Kosten für die häusliche Krankenpflege für<br />
ein vierjähriges schwer behindertes Kind zu bezahlen<br />
hat, wenn sie vom Arzt verordnet ist. Die Kasse<br />
kann nicht argumentieren, die Pflege könne von den<br />
Eltern übernommen werden. Im konkreten Fall ging<br />
es um ein seit der Geburt schwer behindertes Mädchen,<br />
das über eine Magensonde ernährt wird. Zwar<br />
hatte die Kasse zunächst die Kosten für die häusliche<br />
Pflege übernommen, später jedoch die Bezahlung<br />
eingestellt. Das durfte sie nicht, so das Gericht. Die<br />
Sonde müsse regelmäßig geprüft, gereinigt und bei<br />
Bedarf neu gelegt werden. Auch das Ventil zur Versorgung<br />
des Wasserkopfs müsse ständig kontrolliert<br />
werden. Dabei bestehe kein Zweifel, „dass diese medizinischen<br />
Maßnahmen nur von entsprechend ausgebildetem<br />
Personal erbracht werden können“. (LSG<br />
Baden-Württemberg, L 11 KR 4504/09 ER-B)<br />
Krankenversicherung: 2 500 € für „Einkaufsfuchs“<br />
Eine gesetzliche Krankenkasse muss einer Blinden<br />
einen so genannten Einkaufsfuchs finanzieren. Ein<br />
solches Barcode-Lesegerät mit digitaler Sprachausgabe<br />
sorgt dafür, dass Blinde oder Sehbehinderte<br />
selbstständig einkaufen gehen und die häusliche<br />
Vorratshaltung selbstständig planen können. Die<br />
Krankenkasse darf die Zahlung nicht mit dem Argument<br />
verweigern, das Kosten-Nutzen-Verhältnis sei<br />
unangemessen, da der Einkaufsfuchs nur in besonderen<br />
Lebenssituationen helfe, ihre Sehfähigkeit zu<br />
ersetzen, und die Kosten (in Höhe von rund 2 500<br />
€) nicht in einem angemessenen Verhältnis zu dessen<br />
Nutzen stünden. Sie müsse als Krankenkasse das<br />
Wirtschaftlichkeitsgebot beachten. Das Landessozialgericht<br />
Niedersachsen-Bremen widersprach dem
und urteilte, dass mit dem Hilfsmittel die „Wahrnehmung<br />
eines Grundbedürfnisses im Bereich der hauswirtschaftlichen<br />
Versorgung“ erreicht werde. (LSG<br />
Niedersachsen-Bremen, L 4 KR 17/08)<br />
Reiserecht:<br />
Reisepreisminderung für Rollstuhlfahrer<br />
Hat eine Frau für sich und ihren auf einen Rollstuhl<br />
angewiesenen Mann eine Reise gebucht und auf die<br />
Behinderung ihres Mannes ausdrücklich hingewiesen,<br />
so hat der Reiseveranstalter den Reisepreis für<br />
so viele Tage zu mindern, wie an Ort und Stelle kein<br />
Hotel mit Aufzug und deshalb ein behindertengerecht<br />
zu erreichendes Zimmer zur Verfügung stand.<br />
Dass zuvor nur das Reisebüro über den Zustand des<br />
Mannes informiert war, ohne auch den Reiseveranstalter<br />
darüber zu informieren, spielt keine Rolle, da<br />
sich der Reiseveranstalter dessen Wissen anrechnen<br />
lassen muss. (AmG Kleve, 3 C 608/99)<br />
Kfz-Haftpflichtversicherung: Umbau eines Hauses<br />
Verliert ein Mann bei einem Autounfall seine Ehefrau<br />
und seine vierjährige Tochter, überlebt die zweijährige<br />
Tochter den Unfall schwer verletzt und ist sie<br />
anschließend auf den Rollstuhl angewiesen, so hat<br />
der Vater gegen die Kfz-Haftpflichtversicherung des<br />
Unfallverursachers Anspruch darauf, dass sie ihm die<br />
Kosten für den behinderten- und rollstuhlgerechten<br />
Umbau seines Hauses erstattet. In einem Vergleich<br />
sprach das Oberlandesgericht Hamm dem Mann<br />
insgesamt 215 000 € zu. (OLG Hamm, 9 U 209/08)<br />
Anzeige<br />
Verkehrsrecht/Abschleppkosten:<br />
Rosenmontag nicht behindern<br />
Parkt ein schwer Behinderter sein Auto in einem verkehrsberuhigten<br />
Bereich außerhalb der zum Parken<br />
gekennzeichneten Flächen, und darüber hinaus in<br />
einer zum Zugweg des Rosenmontagszuges (hier<br />
in Koblenz) liegenden Straße, so kann er sich auch<br />
dann nicht gegen die Übernahme der Kosten für das<br />
Abschleppunternehmen wehren, wenn er am Wagen<br />
aufgetaucht ist, als sein Auto bereits abschleppfertig<br />
unterbaut war und der Vorgang abgebrochen<br />
wird. Stellt sich heraus, dass seine Behauptung, er<br />
habe eine Arztpraxis aufgesucht, nicht der Wahrheit<br />
entsprechen kann (der angeblich konsultierte Arzt<br />
sagte aus, er sei an dem Tag nicht in der Stadt gewesen),<br />
so muss er die Gebühren berappen. Und auch<br />
sein Ausweis, der ihm wegen seiner Schwerbehinderung<br />
eine Parkerleichterung bescheinigt, rechtfertige<br />
keinen Parkverstoß. (VwG Koblenz, 4 K 536/09)<br />
Außergewöhnliche Belastung:<br />
Ehemann im Urlaub<br />
Begleitet der Ehemann seine zu 90 Prozent schwer<br />
behinderte Frau auf Kurz-(Urlaubs-)Reisen, so kann<br />
er seine Mehrkosten dafür nicht als außergewöhnliche<br />
Belastung vom steuerpflichtigen Einkommen<br />
abziehen. Er darf wegen seiner „Funktion als Ehemann“<br />
steuerlich anders behandelt werden als eine<br />
fremde, professionelle Begleitperson. (FG Mecklenburg-Vorpommern,<br />
3 K 160/07)<br />
recht recht
aufruf<br />
62 PARAPLEGIKER 3/10<br />
Blasenfunktionsstörungen<br />
Patienten mit neurogen bedingten Blasenfunktionsstörungen für<br />
eine deutschlandweite Arzneimittel-Studie gesucht<br />
In mehreren Kliniken und Arztpraxen werden Patienten mit neurogen bedingten<br />
Blasenfunktionsstörungen (neurogen bedingte Detrusorhyperaktivität) für eine<br />
12-monatige Studie gesucht.<br />
Teilnehmen können alle Patienten zwischen 18 und 70 Jahre, die seit mindestens<br />
6 Wochen die Selbstkatheterisierung durchführen und bei denen in den<br />
letzten 2 Jahren eine Urodynamik-Untersuchung durchgeführt wurde.<br />
In der Studie wird ein Standardmedikament in Tablettenform mit einer Instillationslösung<br />
verglichen, die den gleichen Wirkstoff wie die Tabletten enthält.<br />
Der Unterschied zwischen beiden Medikamenten ist, dass die Instillationslösung<br />
über den Katheter direkt in die Harnblase gegeben wird. Das bedeutet,<br />
dass die teilnehmenden Patienten über einen Zeitraum von einem Monat entweder<br />
mit Tabletten oder der Instillationslösung behandelt werden.<br />
In dieser Zeit sind 3 Besuche in der jeweiligen Klinik/Arztpraxis erforderlich,<br />
bei denen verschiedene Untersuchungen durchgeführt werden.<br />
Außerdem werden die Patienten zweimal telefonisch kontaktiert.<br />
Patienten, die in der Studie die Instillationslösung erhalten (dies wird zufällig<br />
entschieden), können weitere 12 Monate an der Studie teilnehmen und werden<br />
mit der Instillationslösung behandelt. In dieser Zeit besuchen sie alle 3 Monate<br />
die jeweilige Klinik/Arztpraxis.<br />
Diese Studie wird von der Mediconomics GmbH im Auftrag einer Apotheke<br />
(Sponsor) durchgeführt, um die Wirksamkeit und Sicherheit einer Instillationslösung<br />
im Vergleich zu einem Standardmedikament zu untersuchen.<br />
Personenbezogene Daten und medizinische Befunde, die in dieser Studie erhoben,<br />
gespeichert und ausgewertet werden, werden unter Wahrung der datenschutzrechtlichen<br />
Bestimmungen verwendet.<br />
Die Studie wurde von der Ethikkommission der Landesärztekammer Rheinland-<br />
Pfalz zustimmend bewertet und von der Bundesoberbehörde genehmigt.<br />
Kontaktdaten:<br />
Interessierte Patienten erhalten weitere Informationen bei Mediconomics GmbH<br />
unter<br />
Telefon-Nummer: 0511 / 560 998 0 oder per E-Mail: info@mediconomics.com<br />
Ansprechpartner: Dr. Uwe Albrecht, Mediconomics GmbH, Misburger Str. 81 b, 30625 Hannover
„Vermehrte Bedürfnisse“ aus haftungsrechtlicher Sicht:<br />
Behindertengerechter Kfz-Umbau<br />
für die Zukunft in ausreichendem Maße befriedigt werden<br />
kann.<br />
Was bedeutet das in der Praxis?<br />
Zunächst einmal hat der Betroffene gegenüber dem Schädiger<br />
bzw. der hinter diesem stehenden Haftpflichtversicherung Anspruch<br />
auf den Ausgleich der verloren gegangenen Mobilität,<br />
sowohl als dass er auch kleine Wegstrecken nicht mehr zu Fuß<br />
zurücklegen kann als auch dass er normale Fahrzeuge nicht<br />
mehr nutzen kann.<br />
Dieses Bedürfnis könnte einer ersten Überlegung nach grundsätzlich<br />
durch die Einrichtung eines Fahrdienstes oder die Nutzung<br />
von Taxen befriedigt werden, jedoch ist dies nicht zielführend.<br />
Zum einen sind die Kosten bei entsprechender Nutzung<br />
exorbitant, zum anderen ermöglicht das Angewiesensein auf<br />
Dritte keinerlei Spontaneität und ist oft unpraktikabel. Auch<br />
kann ein eigenes Fahrzeug wesentlich individueller ausgestattet<br />
werden, so z.B. mit einer Liegemöglichkeit zum Katheterisieren.<br />
recht recht<br />
In unserer modernen Zeit ist ein Leben ohne PKW-basierte Mobilität mittlerweile undenkbar.<br />
Dies gilt umso mehr für körperbehinderte Menschen. Mittlerweile hat es sich im Schadensersatzrecht<br />
daher eingebürgert, dass die Kosten für Anschaffung und Umbau eines behindertengerechten<br />
PKW jedenfalls teilweise übernommen werden. Doch auf welcher Rechtsgrundlage fußt<br />
dieser Anspruch und, was in der Praxis viel bedeutender ist, wie hoch ist dieser Anspruch?<br />
Rechtsgrundlage ist der erste Absatz des § 843 des Bürgerlichen<br />
Gesetzbuches (BGB): „Wird infolge einer Verletzung des<br />
Körpers oder der Gesundheit die Erwerbsfähigkeit des Verletzten<br />
aufgehoben oder gemindert oder tritt eine Vermehrung<br />
seiner Bedürfnisse ein, so ist dem Verletzten durch Entrichtung<br />
einer Geldrente Schadensersatz zu leisten.“<br />
Der Begriff der „Vermehrung der Bedürfnisse“ umfasst nach der<br />
Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes alle unfallbedingten<br />
Mehraufwendungen, die den Zweck haben, diejenigen Nachteile<br />
auszugleichen, die dem Verletzten infolge dauernder Beeinträchtigung<br />
seines körperlichen Wohlbefindens entstehen.<br />
Es sind allerdings nur solche Mehraufwendungen erfasst, die<br />
dem Geschädigten im Vergleich zu einem gesunden Menschen<br />
erwachsen und sich daher von allgemeinen Lebenshaltungskosten<br />
unterscheiden, welche in gleicher Weise vor und nach<br />
einem Unfall anfallen.<br />
Unproblematisch ist der Begriff der „Geldrente“, die Rente kann<br />
in Einzelfällen – so auch im Fall der Mobilität – auch in einer Einmalzahlung<br />
bestehen, wenn durch die einmalige Anschaffung<br />
des Hilfsmittels für den Verletzten dessen erhöhtes Bedürfnis<br />
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echt recht<br />
Folglich ist in einem Großteil der Fälle die Kostenübernahme<br />
für ein eigenes behindertengerechtes Fahrzeug geschuldet.<br />
Es empfiehlt sich hier die Anschaffung eines Neufahrzeugs<br />
für größtmögliche Lebensdauer, da die Umbauten oft teuerer<br />
sind als das Fahrzeug selbst.<br />
Das Fahrzeug ist auch so umzubauen, dass es der Betroffene<br />
selbst benutzen kann, wenn er dies wünscht, und seine Fahreignung<br />
durch eine spezielle Fahrprüfung für Behinderte und<br />
ein Gutachten des TÜV nachweist. Klar ist, dass auch die Kosten<br />
für die Zusatzqualifikation zu übernehmen sind. Ebenso<br />
sind die Kosten der Wartung der Umbauten als auch die aus<br />
dem Fahrzeugunterhalt resultierenden Kosten zu tragen.<br />
Allerdings sind nur solche Mehraufwendungen erfasst, die<br />
dem Geschädigten im Vergleich zu einem gesunden Menschen<br />
erwachsen. Auch ein gesunder Mensch hat in der<br />
Regel ein Fahrzeug, vielleicht nicht ein neues, sondern nur<br />
ein gebrauchtes und auch dieses Auto muss versichert und<br />
von Zeit zu Zeit gewartet werden. Diese „ersparten Aufwendungen“<br />
sind natürlich von den Kosten des behindertengerechten<br />
Fahrzeugs abzuziehen.<br />
So kann man für die Anschaffung folgendes Rechenbeispiel<br />
aufstellen:<br />
Neufahrzeug (z.B. ein VW T5) 45 000 €<br />
Umbauten (Rampe, Schwenksitz, Steuergerät) 30 000 €<br />
Nachweis der Fahreignung (Fahrstunden etc.) 3 000 €<br />
./. ersparter Gebrauchtwagen 15 000 €<br />
Schadensersatz 63 000 €<br />
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Gleiches gilt für den quartalsweisen Unterhalt<br />
(Rechenbeispiel)<br />
Vollkaskoversicherung Neufahrzeug 400 €<br />
Wartung Fahrzeug 200 €<br />
Wartung Umbauten 100 €<br />
Mehrfahrten zu Ärzten (1 000 km im Quartal) 300 €<br />
Benzinmehrverbrauch durch größeres Fahrzeug 50 €<br />
./. ersparte Haftpflicht Gebrauchtwagen 200 €<br />
./. ersparter Kundendienst Gebrauchtwagen 150 €<br />
Summe Quartalszahlung 700 €<br />
Zuletzt bleibt festzuhalten, dass ein behindertengerechtes<br />
Fahrzeug auch altersbedingt von Zeit zu Zeit auszuwechseln<br />
ist, es ist also keinesfalls so, dass die Haftpflichtversicherung<br />
lediglich einmalig ein Fahrzeug schuldet. Der übliche Auswechselturnus<br />
beträgt acht bis zehn Jahre, es kommt aber<br />
auch hier – wie so oft – auf den Einzelfall an.<br />
Anmerkung zum Autor: Der Rechtsanwalt und Fachanwalt<br />
für Verkehrsrecht Oliver Negele, Mitarbeiter der AG-Recht<br />
der FGQ, bearbeitet derzeit ca. 30 Fälle aus dem Bereich<br />
Großpersonenschaden im Jahr.<br />
Kontakt: RA Oliver Negele<br />
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86150 Augsburg<br />
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Multifunktions-Drehknopf 2 LED<br />
Das Topmodell der Familie bietet alle Funktionen des<br />
MFD2 classic und hat zusätzlich eine beleuchtete<br />
Tastatur, die auf Wunsch auch deaktivierbar ist. Der<br />
MFD2 LED ist mit 2 aufladbaren Akkus ausgestattet,<br />
die regelmäßig (ähnlich denen eines Handys)<br />
aufgeladen werden müssen.<br />
Multifunktions-Drehknopf 2 classic<br />
Das jüngste Mitglied der Familie schließt die Lücke zwischen MFD1 und<br />
MFD2 LED. Es bietet mit seinen zusätzlichen Tasten noch mehr<br />
Bedienkomfort durch weitere ansteuerbare Funktionen<br />
(z.B. Fensterheber und Heckwischer/-wascher).Durch die<br />
langlebige Batterie ist das Produkt extrem<br />
wartungsarm.<br />
Ziele erreichen. Dafür machen wir uns stark.<br />
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Bauen & Umwelt<br />
Dipl. Ing. Dirk Michalski<br />
Im Hohnsiefen 1<br />
53819 Neunkirchen-Seelscheid<br />
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eMail: DirkMichalski@t-online.de<br />
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Auf der Wiese 20 • 41564 Kaarst<br />
tel 0 21 31-51 17 09<br />
eMail: frank@opper-architekten.de<br />
FGQ-Rechtsbeistand im Sozialrecht<br />
Herbert Müller<br />
Freiherr-vom-Stein-Straße 47<br />
56566 Neuwied-Engers<br />
tel 0 26 22-88 96-32; Fax -36<br />
eMail: h.mueller@engers.de<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
Peter Mand<br />
Felbelstraße 15 • 47799 Krefeld<br />
tel 0 21 51-62 17 000<br />
eMail: peter.mand@t-online.de<br />
Recht / Schadensersatzrecht<br />
Gottfried Weller<br />
Oliver Negele<br />
Dr. Loeffelladstr. 127 • 86609 Donauwörth<br />
tel 09 06-83 34; Fax: 99 99 715<br />
eMail: gottfriedweller@arcor.de<br />
Schmerz bei Querschnittlähmung<br />
Margarete „Gritli“ Blickensdörfer<br />
Gottfried-Keller Str. 54 • 40474 Düsseldorf<br />
tel 02 11-38 73 69 67<br />
eMail: gblickensdoerfer@ish.de<br />
Neue Ansprechpartner gesucht!<br />
Anfragen bitte an<br />
eMail: FGQ-Moelsheim@t-online.de<br />
Schule & Studium<br />
Karen Fischer<br />
Auf der Kuhweide 1 • 44269 Dortmund<br />
tel 02 31-75 97 55<br />
Urlaub<br />
Johann Kreiter<br />
Laubeweg 1 • 70565 Stuttgart<br />
tel 07 11 - 7 15 64 90<br />
eMail: jnkreiter@aol.com<br />
Ich spende meinen Jahres- Mitgliedsbeitrag in Höhe<br />
von Euro<br />
(mindestens 30 Euro)<br />
Querschnittgelähmte 15 Euro, je Familienmitglied 15 Euro<br />
Ich zahle per: Abbuchung Rechnung<br />
Buchen Sie von folgendem Konto ab:<br />
Bank<br />
Bankleitzahl Konto-Nr.<br />
Datum Unterschrift<br />
Ich kann diese Anmeldung innerhalb von 10 Tagen bei der Fördergemeinschaft der<br />
Querschnittgelähmten in Deutschland e.V., Silcherstraße 15, 67591 Mölsheim schriftlich<br />
widerrufen. Zur Wahrung der Frist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs.<br />
Datum Unterschrift<br />
PARAPLEGIKER – Zeitschrift für Menschen<br />
mit Körperbehinderung<br />
Das offizielle Nachrichtenmagazin der Fördergemeinschaft<br />
der Querschnittgelähmten erscheint jetzt im<br />
vereinseigenen HUMANIS Verlag. Menschen mit Körperbehinderung<br />
haben viele gemeinsame Interessen, ,<br />
deshalb sollte der Blick auch über den Zaun der eigenen<br />
Betroffenheit hinausgehen. Der „Para“ bietet einen n<br />
Mix aus Information, Kultur, Politik und Unterhaltung.<br />
Ständige Themen<br />
Werden Sie Mitglied!<br />
Bitte ausschneiden und in einem ausreichend frankierten Umschlag senden an:<br />
Fördergemeinschaft der Querschnittgelähmten<br />
in Deutschland e.V.<br />
Silcherstraße 15<br />
67591 Mölsheim<br />
Hilfsmittel Rollstuhl & Co – Test the Best<br />
Pflege Organisation, Finanzierung und Hilfsmittel ttel<br />
Urlaub In Nah und Fern<br />
Auto Solange es rollt – Vom kleinen Flitzer<br />
bis zum großen Van<br />
Recht Tipps vom Anwalt<br />
Menschen<br />
Planen und<br />
Portraits, Sport und Spiel, Beruf<br />
Bauen Barrierefrei und alltagstauglich<br />
Zu unserem Programm gehören auch<br />
»B-kids« für behinderte junge Menschen<br />
»K« - Journal Mensch und Krebs<br />
»FGQ-Info« Informationsbroschüren der<br />
Fördergemeinschaft für Querschnittgelähmte<br />
in Deutschland.<br />
Bei Interesse fordern Sie bitte ein Probeheft an<br />
oder informieren sich telefonisch beim Verlag.<br />
Bestellcoupon rückseitig<br />
28. Jahrgang<br />
Humanis Verlag für Gesundheit GmbH • Silcherstrasse 15 • D-67591 Mölsheim • Deutsche Post AG • Entgelt bezahlt • ZKZ D 05475 • ISSN 0723-5070 2/<strong>2010</strong><br />
Rückseite beachten!<br />
Sören Haak:<br />
Die schönste<br />
Nebensache der Welt…<br />
Vereint<br />
mit<br />
Diesen Abschnitt bitte ausfüllen,<br />
ausschneiden, in einen ausreichend<br />
frankierten Umschlag<br />
geben und einsenden an:<br />
Humanis<br />
Verlag für Gesundheit GmbH<br />
Silcher Straße 15<br />
67591 Mölsheim<br />
oder faxen an:<br />
0 62 43 - 90 35 69<br />
Abotelefon:<br />
0 62 43 - 90 07 04
PARAPLEGIKER PARAPLEGIKER PARAPLEGIKER<br />
JA!<br />
Ich möchte »PARAPLEGIKER«, die Zeitschrift für Menschen mit<br />
Körperbehinderung abonnieren,<br />
4 Ausgaben jährlich für 15 € (Ausland 20 €) inkl. Porto & Versand.<br />
Vorname:<br />
Name:<br />
Straße / Hausnummer:<br />
PLZ / Ort:<br />
bargeldlos durch Bankeinzug<br />
Konto-Nr.:<br />
BLZ:<br />
94<br />
Ja!<br />
Name und Sitz der Bank:<br />
gegen Rechnung (bitte Rechnung abwarten)<br />
Unterschrift<br />
94<br />
Ich möchte Mitglied im Freundeskreis der<br />
Fördergemeinschaft der Querschnittgelähmten<br />
in Deutschland e.V. werden.<br />
Ich erhalte 1/4 jährlich eine Informationsschrift, die mich unter anderem auch über alle<br />
laufenden Aktivitäten der Fördergemeinschaft informiert. Falls ich durch einen Unfall<br />
eine Querschnittlähmung erleide, erhalte ich als Soforthilfe 50.000 € mit entsprechender<br />
Abstufung bei Teilinvalidität.<br />
Name, Vorname<br />
Geb.-Datum<br />
Straße<br />
PLZ / Wohnort<br />
Folgende Familienangehörige melde ich für 15 Euro an:<br />
Name, Vorname Straße / Wohnort<br />
Geb.-Datum<br />
Name, Vorname Straße / Wohnort<br />
Geb.-Datum<br />
Ich bin querschnittgelähmt ja nein<br />
Andere Behinderung:<br />
Werden Sie Mitglied!<br />
Spendenkonto 0 179 200, Deutsche Bank Ludwigshafen, BLZ 545 700 94<br />
Ihr Rücktrittsrecht: Diese Bestellung kann innerhalb von 8 Tagen (Poststempel) schriftlich widerufen<br />
werden. Diesen Hinweis habe ich zur Kenntnis genommen und bestätige dies durch meine<br />
2. Unterschrift.<br />
Unterschrift.<br />
Gewünschte Zahlungsweise (bitte ankreuzen)<br />
Beantworten Sie bitte noch diese zwei Fragen bevor Sie die Abo-Karte ausgefüllt<br />
an uns senden:<br />
Wo haben Sie den »<strong>Paraplegiker</strong>« kennengelernt?<br />
Welche Ausgabe des »<strong>Paraplegiker</strong>« liegt Ihnen vor?<br />
Rückseite beachten<br />
Rückseite beachten<br />
I M P R E S S U M<br />
PARAPLEGIKER – Zeitschrift für Menschen mit Körperbehinderung<br />
HUMANIS Verlag GmbH<br />
Silcherstraße 15 · D-67591 Mölsheim<br />
Telefon: 0 62 43-900 704<br />
Telefax: 0 62 43-903 569<br />
info@humanis-verlag.de<br />
www.humanis-verlag.de<br />
ISSN 0723-5070<br />
HERAUSGEBER<br />
Fördergemeinschaft<br />
der Querschnittgelähmten<br />
in Deutschland e.V.<br />
Eingetragen ins Vereinsregister Mannheim Nr. 11844<br />
GESCHÄFTSFÜHRER<br />
Roger Kniel<br />
MARKETINGLEITUNG<br />
Gisela Werner<br />
ANZEIGENBETREUUNG<br />
POINT63 Media- und Verlagsservice<br />
Andreas Stoßberg<br />
Telefon: 02 12-2 33 52 65<br />
Telefax: 02 12-2 33 52 66<br />
a.stossberg@arcor.de<br />
ABOBETREUUNG<br />
Probeheft<br />
Telefon: 0 62 43-900 704<br />
REDAKTIONSLEITUNG<br />
(v.i.S.d.P.) Peter Mand<br />
MITARBEIT AN DIESER AUSGABE<br />
Ruth Auschra, Johann Kreiter, Dr. Andrea Flemmer, Ralf Kirchhoff,<br />
Kasia, Reinhard Wylegalla, Barbara Früchtel, Herbert Müller, Karla<br />
Caspers, Dr. Susanne Föllinger, Arndt Krödel, Hermann Sonderhüsken,<br />
Wolfgang Büser, RA Oliver Negele.<br />
LAYOUT<br />
Eickhoff – Grafik & Design - Speyer<br />
Telefon: 0 62 32-62 93 20<br />
DRUCK<br />
NINO Druck GmbH<br />
Im Altenschemel 21<br />
67435 Neustadt/Weinstraße<br />
ERSCHEINUNGSWEISE<br />
vierteljährlich<br />
ANZEIGENSCHLUSS<br />
3 Wochen vor Erscheinen. Anzeigen erscheinen unter Verantwortung<br />
der Auftraggeber.<br />
Es gelten die Mediadaten Nr.9 ab 1. Dezember 2008<br />
BEZUGSBEDINGUNGEN<br />
Inland 15 EURO jährlich, Ausland 20 EURO jährlich, Einzelheft:<br />
Deutschland 4 EURO (jeweils inkl. Versand und Mwst.); Ausland 4<br />
EURO (+Versandkosten). Das Abonnement wird im voraus in Rechnung<br />
gestellt, Bezugszeitraum ist das Kalenderjahr. Das Abonnement<br />
verlängert sich jeweils um ein Jahr, wenn es nicht mindestens 8<br />
Wochen vor Ablauf beim Verlag schriftlich gekündigt wurde.<br />
Der gesamte Inhalt der Zeitschrift ist urheberrechtlich geschützt, jede<br />
unzulässige Verwertung ohne Einwilligung des Verlages wird verfolgt.<br />
Die Autoren erklären sich mit der redaktionellen Bearbeitung ihrer<br />
Beiträge einverstanden. Haftung für zugesandte Texte oder Bilder<br />
wird ausgeschlossen.<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge stimmen nicht zwangsläufig<br />
mit Meinung des Verlages und der Redaktion überein.