Paraplegiker 4/2010
Paraplegiker 4/2010 Paraplegiker 4/2010
Humanis Verlag für Gesundheit GmbH • Silcherstrasse 15 • D-67591 Mölsheim • Deutsche Post AG • Entgelt bezahlt • ZKZ D 05475 • ISSN 0723-5070 4/2010 28. Jahrgang Vereint mit
- Seite 2 und 3: Liebe Leserin, lieber Leser, dabei
- Seite 4 und 5: Seite 51 Seite 49 Seite 54 Seite 56
- Seite 6 und 7: Die erste Begegnung Vor ein paar Wo
- Seite 8 und 9: Wir sind für Sie da! Hotline (0566
- Seite 10 und 11: ich bin single, seit einer ganzen w
- Seite 12 und 13: Sexualpädagogik für Erzieher: Sei
- Seite 14 und 15: empfehle den Seminarteilnehmern, si
- Seite 16 und 17: Der Ehrgeiz der Eltern, dass aus de
- Seite 18 und 19: ähnliche Funktionen ausgeschaltet
- Seite 20 und 21: DVD für Tetraplegiker Für Betroff
- Seite 22 und 23: etwa 130 000 Menschen betroffen. Fr
- Seite 24 und 25: medizin Chronische Krankheiten und
- Seite 26 und 27: Immunsystem gezeigt haben und desha
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- Seite 30 und 31: Neue Aufgabe Dann kam das Angebot v
- Seite 32 und 33: Das silberne Spar-Schwein: Extrakos
- Seite 34 und 35: selten ohne entsprechende Therapie
- Seite 36 und 37: Querschnittgelähmte in Europa (III
- Seite 38 und 39: Symbolik: Die Mauer muss fallen - a
- Seite 40 und 41: FGQ-Fortbildung für Beratende: „
- Seite 42 und 43: arbeit entstand, viele richtungswei
- Seite 44 und 45: am gesellschaftlichen Leben. Die ve
- Seite 46 und 47: Innovationen für bewegungsbeeintr
- Seite 48 und 49: San Felice …ist wohl der Ort in I
- Seite 50 und 51: auch zur Loggia del Grano, einem eh
Humanis Verlag für Gesundheit GmbH • Silcherstrasse 15 • D-67591 Mölsheim • Deutsche Post AG • Entgelt bezahlt • ZKZ D 05475 • ISSN 0723-5070 4/<strong>2010</strong><br />
28. Jahrgang<br />
Vereint<br />
mit
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
dabei sein ist alles lautet das olympische<br />
Motto. Behinderte Menschen<br />
sind Höchstleitungen gewohnt. Nicht<br />
nur, dass ihr Leben per se schon anstrengender<br />
ist. Sie dürfen dazu jeden Tag<br />
Vollgas geben, um im barrierereichen<br />
nichtbehinderten Alltag mithalten zu<br />
können. Kluge Sonderpädagogen haben<br />
dafür das Wort Integration erfunden.<br />
Kritisch betrachtet bedeutet das<br />
Anpassung der Minderheit an die ungeeignete, wenn<br />
nicht feindselige Umgebung. Jetzt wurde das Wort umgewidmet.<br />
In Zukunft darf sich die Minderheit der Migranten<br />
damit bewerfen lassen. Ob sie damit glücklicher<br />
werden als wir darf bezweifelt werden.<br />
Die Inklusion soll es jetzt richten. Im Prinzip nichts dagegen<br />
zu sagen, wenn die Bedürfnisse behinderter Menschen<br />
künftig Bestandteile jeder Planung werden. Auch<br />
der Umbau der bestehenden Verhältnisse soll nach diesem<br />
Prinzip vor sich gehen, wenn die UN-Konvention<br />
über die Rechte von Menschen mit Behinderungen, immerhin<br />
jetzt international geltendes Recht, ihre Wirkung<br />
bis in die örtliche Ebene entfaltet. Der verstorbene Christian<br />
Joachimi war davon überzeugt, dass sich auf diesem<br />
Weg jetzt alle wichtigen Rechte durchsetzen lassen. Ich<br />
will nicht widersprechen, die Hoffnung erscheint zu greifbar.<br />
Aber vorerst bleibe ich kritisch. Auch dafür gibt es Gründe.<br />
In meiner Stadt gibt es jetzt zwar Niederflurstraßenbahnen,<br />
aber keine entsprechenden Haltestellen. Einen<br />
festen Zeitplan für deren Bau ebenso wenig. Und die entsprechenden<br />
Busse haben keine Technik, um Rollstuhlfahrern<br />
ohne tatkräftige Hilfe den Einstieg zu ermöglichen.<br />
Wer schützt uns also künftig vor lahmarschigen und<br />
hartleibigen Technokraten, die seit Jahrzehnten nichts<br />
anderes tun als die Mobilität behinderter Menschen in<br />
einem zermürbenden Abwehrkampf zu hintertreiben.<br />
Und das ist ja nur ein Beispiel. Schulleiter glauben immer<br />
noch, dass sie darüber entscheiden dürfen ob und wie<br />
viele behinderte Schüler ihr Institut besuchen dürfen. Da-<br />
Schönes Leben<br />
ABOTELEFON (0 62 43) 900 704<br />
mit scheint es jetzt vorbei zu sein. Nordrhein-Westfalen<br />
hat gerade beschlossen,<br />
dass es künftig nur noch inklusive Schulen<br />
geben dürfe – allen Ernstes nicht nur<br />
mit den Stimmen von SPD, Grünen und<br />
Linken, sondern auch der oppositionellen<br />
CDU, die sich als Regierungspartei<br />
im Land dazu nicht durchringen konnte…<br />
Eine Frage bleibt. Wie werden behinderte<br />
Menschen auf die neue Rechtssituation<br />
reagieren? Dafür gibt es viele Möglichkeiten. Kürzlich hat<br />
eine Frau im Rollstuhl in den USA in Unterwäsche gegen<br />
schikanöse Kontrollen bei Flugreisen protestiert. Hört<br />
sich bizarr an, hat aber einen ernsten Hintergrund. Es<br />
gibt viele behinderte Menschen, die nicht mehr fliegen,<br />
weil sie sich nicht mehr menschenunwürdig behandeln<br />
lassen wollen. Die Zahl der Skandale, bei denen behinderte<br />
Fluggäste z.B. irgendwo auf der Welt zurückgelassen<br />
werden unter den fadenscheinigsten Begründungen<br />
(„Sicherheit“, seit wann sind Terroristen Rollstuhlfahrer?),<br />
sind Legion.<br />
Realistischer ist sicher das Konzept der politischen Teilhabe.<br />
Es ist nicht jedermanns Sache, sich z.B. auf kommunaler<br />
Ebene mit Politik und Verwaltung herum zu schlagen.<br />
Dabei kann aber auf Dauer durchaus eine sinnvolle<br />
Veränderung herauskommen. Das gleiche gilt für alle anderen<br />
Verhandlungen – mit Verkehrsbetrieben, Schulen,<br />
Kultureinrichtungen, Gastronomie- oder Tourismusunternehmen.<br />
Wir werden diesen mühsamen Weg wählen<br />
müssen, er bringt uns unserem Ziel näher, ein gleichberechtigtes<br />
und entspanntes Leben führen zu können.<br />
Und genau das wünschen Herausgeber, Verlag und Redaktion<br />
Ihnen für die Feiertage und das nächste Jahr: ein<br />
schönes Leben unter gleichberechtigten Bedingungen.<br />
Ganz so wird dieser Wunsch wohl nicht in Erfüllung gehen.<br />
Aber wir können ihm näher kommen, das ist doch<br />
schon mal was.<br />
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.<br />
Ihr<br />
editorial<br />
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inhalt<br />
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editorial<br />
Schönes Leben<br />
forum<br />
Betr. PARA 3/10, S. 26:<br />
Neue Wege zur schönsten Nebensache<br />
der Welt?<br />
bericht<br />
von der chance die liebe im world wide<br />
web zu finden:<br />
bist du auch ein fake?<br />
Sexualpädagogik für Erzieher:<br />
Neue Freiheit ?<br />
RehaCare Düsseldorf<br />
Dreimal Neues<br />
glosse<br />
Nicht behinderte Geschwister<br />
Das wahre Handikap<br />
medizin<br />
Antibiotika:<br />
Wundermittel oder Problemmedikamente?<br />
Depressiv oder einfach<br />
nur traurig?<br />
menschen<br />
Wolfgang Raabe<br />
Ein Leben für Rollis<br />
kultur<br />
DVD für Tetraplegiker<br />
Literaturwettbewerb zum Thema MS:<br />
„Mein Leben in Bewegung“<br />
Karikaturen von Barbara Früchtel<br />
q – querschnitt spezial<br />
Das silberne Spar-Schwein:<br />
Extrakosten für größere Packungen<br />
Neurogene Blasenfunktionsstörungen -<br />
aktuelle Behandlungsmöglichkeiten<br />
Konservative und<br />
minimal-invasive Therapie<br />
Querschnittgelähmte in Europa (III):<br />
Ungarn – „Rehabilitation<br />
ist eine Investition“<br />
FGQ-Fortbildung für Beratende:<br />
„Teilhabe, Hilfsmittel, Pflege“<br />
Zum Tod von Christian Joachimi<br />
Erinnerungen<br />
PARAPLEGIKER 4/10<br />
Seite 18<br />
Seite 28<br />
Seite 37<br />
Seite 13<br />
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markt<br />
Wintersport-Kalender<br />
Starker Rolli für starke Typen<br />
Rollstuhlsitzkissen und Rückensysteme<br />
Für mehr Selbstständigkeit in der Küche<br />
Greifreifen im Ledermantel<br />
Spende für die FGQ<br />
Innovationen für bewegungsbeeinträchtigte<br />
Autofahrer<br />
Muskeln und Kreislauf zuhause<br />
effektiv trainieren<br />
Bauen-wohnen-renovieren:<br />
Duschen ohne Barrieren<br />
unterwegs<br />
San Felice<br />
Kleinod an der Adria:<br />
Comacchio<br />
Camping Lido Florenz<br />
„Village for all“<br />
Amrum und Föhr:<br />
Barrierefreier Zugang zur Nordsee?<br />
Otto-Bock-Outdoor-Challenge:<br />
Erlebnis Kaunertal<br />
sport<br />
58 Rollstuhltanz-WM:<br />
Bronze für Christian Schad und Claudia Wulf<br />
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kleinanzeigen<br />
recht<br />
Rehadienstleister:<br />
Fluch oder Segen?<br />
abo<br />
impressum<br />
Titelfoto: Praschberger<br />
PARAPLEGIKER 4/10 5<br />
inhalt
forum<br />
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Betr. PARA 3/10, S. 26:<br />
Neue Wege zur schönsten<br />
Nebensache der Welt?<br />
Jetzt wissen wir also, wo es langgeht. „Inklusion“ ist das neue Zaubermittel.<br />
Erste Anmerkung: Die schönste Nebensache der Welt<br />
ist keine Nebensache, leider und zum Glück, denn sonst<br />
gäbe sie nicht so viel Anlass zu Lust und Leid gleichermaßen.<br />
Lassen wir also diese Verniedlichung für eines<br />
unserer größten Grundbedürfnisse, wenn es nicht sogar<br />
das größte Grundbedürfnis überhaupt ist.<br />
Ist die Vision von einer inklusiven „bunten“ Gesellschaft<br />
nicht schon so alt wie die Menschheit selbst? „Wenn Kinder<br />
in einer bunten Gesellschaft aufwachsen, entstehen<br />
gar nicht erst Vorurteile und „Hackordnungen“, so die<br />
Botschaft von Sören Haak. Zum Teufel mit der „Marktfähigkeit“<br />
des einzelnen Menschen in der Konkurrenz<br />
um Tisch und Bett untereinander oder wofür das Fragen<br />
„Welche ‚Marketingstrategien‘ führen direkt zum lustbefriedigenden<br />
Partner?“<br />
Waren wir da nicht schon einmal? Woodstock und die<br />
Blumenkinder. Oder die inzwischen vergreiste „Behindertenbewegung<br />
der 70-er Jahre. Ich denke da an Gusti<br />
Steiner und Ernst Klee oder an Lothar Sandfort und<br />
seine ‚Luftpumpe‘! – Ja, so alt bin ich schon. – Und gab<br />
es da nicht auch einmal eine Krücken-Attacke auf den<br />
Bundespräsidenten? Das war die angewandte Form des<br />
Immer wieder kommt es vor, dass uns die Post den<br />
»<strong>Paraplegiker</strong>« mit dem Vermerk “unzustellbar“ zurücksendet.<br />
Dann beginnen für uns zeit- und arbeitsaufwendige, vor allem<br />
auch kostenintensive Nachforschungen, die nicht selten als<br />
ergebnislos eingestellt werden müssen.<br />
Darum bitten wir Sie:<br />
dem Humanis Verlag Ihre neue- und alte Anschrift mitzuteilen.<br />
Bei Abo-Abbuchungen bitte auch die Änderungen<br />
der Bankdaten mitteilen.<br />
Vielen Dank – Ihr Humanis Verlag<br />
PARAPLEGIKER 4/10<br />
Slogans dieser Zeit „Jedem Krüppel seinen Knüppel!“<br />
Franz Christoph hieß der wackere Geselle selig, Frontmann<br />
der tatkräftigeren Szene.<br />
Zurück zu Sören Haak, dessen schulisch-beruflichen<br />
Werdegang ich bemerkenswert finde, weniger seine<br />
Forschungsergebnisse. Aber das liegt vielleicht auch an<br />
der holzschnittartigen Diktion von Reinhard Wylegalla,<br />
der sonst so geschmeidig zu formulieren weiß. Nun<br />
denn, bei diesem Thema verkrampfen auch schon mal<br />
die Profis, da geht es mir nicht viel anders.<br />
Nach Schule und Polytechnischer Oberschule folgt die<br />
Ausbildung zum Bürokaufmann, was Sören Haak nicht<br />
genügt und so rutscht er noch mal rüber auf die Schulbank<br />
hin zum Wirtschaftsabitur. Ein mehrwöchiger Klinikaufenthalt<br />
führt ihn letztendlich als ehrenamtlichen<br />
Helfer zur AIDS-Hilfe, deren Umfeld ihm seine sozialen<br />
Interessen bewusst macht und zum Fachabitur Sozialwesen<br />
ermutigt mit anschließendem Studium in Dresden,<br />
wo er jetzt als Dipl.-Soz.-Päd. im Ambulanten Behindertenzentrum<br />
arbeitet. Respekt.<br />
Nun aber zurück zu den neuen Wegen zur schönsten<br />
Nebensache der Welt. Weil diese ein so elementares Bedürfnis<br />
von uns ist, ist auch der Weg dorthin oft ungerade<br />
und beschwerlich, vergleichbar Sören Haaks Berufsweg.<br />
Er ist zum Ziel gekommen, hinsichtlich eines erfüllten<br />
Berufslebens und auch am Ziel seiner zwischenmenschlichen<br />
Wünsche mit der Frau fürs Leben. Ein Glückspilz<br />
also am Ziel aller Träume? Ich weiß es nicht, er sollte zumindest<br />
ein zufriedener Mensch sein.<br />
Hat ihn nun die inklusive, „bunte“ Gesellschaft zum Ziel<br />
geführt? Auch das weiß ich nicht – in jedem Fall sollten<br />
ihm seine Individualität und seine Person, seine Ausstrahlung<br />
und damit seine positive Lebensausrichtung<br />
dabei nicht geschadet haben.
Die erste Begegnung<br />
Vor ein paar Wochen erst hatte ich meine Frau gefragt,<br />
was mich auf sie hat aufmerksam werden lassen. Sie lächelte,<br />
wie nur sie es kann, dass mich ein warmer Wonneschauer<br />
durchdringt: „Das war ganz am Anfang, im Flur,<br />
beim Aufzug. Du warst der erste, der von sich aus auf<br />
mich zugerollt kam und mir die Hand entgegenstreckte:<br />
‚Ich bin der Clemens und wohne da hinten im Eck.‘ “<br />
Das war am Nachmittag des 28. Oktobers 1975 im „Konrad-Biesalski-Haus“,<br />
ein Wohnheim des Studentenwerks<br />
Marburg mit organisiertem Pflege- und Fahrdienst, in<br />
dem Rollis und Fußgänger wohnen. Bis heute.<br />
Zurück auf die Wege zur Glückseligkeit. Die erste Begegnung<br />
mit meiner Frau – von wegen „Marketingstrategie“<br />
und „Marktfähigkeit“. Vielleicht noch denkbar vor<br />
meinem Unfall, als Sportstudent. Ach was, alles Quark.<br />
Es war das Glück des Augenblicks, im richtigen Moment<br />
einer ganz spontanen Regung in mir zu folgen. Offenheit<br />
und Spontaneität – zwei weitere Ingredienzien für den<br />
Glückstrank, neben Individualität und Ausstrahlung.<br />
Kinder, die in einer bunten Gesellschaft aufwachsen,<br />
dazu fallen mir natürlich die integrativen Kindergärten<br />
und Vorschulprojekte ein, die sich nicht durchsetzen<br />
können. Wozu auch, Kinder brauchen die nicht, je kleiner<br />
sie sind um so offener sind sie noch, bis sie von den<br />
doofen Erwachsenen mehr und mehr verzogen und verbogen<br />
werden.<br />
Vier Jahre nach meinem Unfall hat sich die Familie zum<br />
Bauen durchgerungen. Mit großem Glück bekamen<br />
wir einen schönen Bauplatz, in einer besseren Gegend.<br />
Mein Vater blind, ich im Rolli. Wir waren die Exoten. Eine<br />
Episode: meine Mutter mäht den Rasen vor dem Haus,<br />
ich schaue gequält zu – ich war ein leidenschaftlicher<br />
Rasen-Mäher, fasse es, wer kann. Ein vier- bis fünfjähriger<br />
Knirps umkurvt uns mit seinem Kettcar und mus-<br />
Anzeige<br />
tert mich und meinen Rolli. Dann parkt er professionell<br />
rückwärts neben mir ein und windet sich aus seinem<br />
Formel-1-Treter.<br />
Die großen Rolliräder mit den Tetra-Noppen-Greifringen<br />
beeindrucken ihn sichtlich. Er baut sich vor mir auf,<br />
fixiert den Rolli, die großen Räder, dann mich, lange.<br />
Dann geht er einige Schritte rückwärts, ohne den Blick<br />
von uns, dem Rolli mit mir drin, zu lassen, Er bleibt stehen,<br />
stemmt seine Fäustlings-Ärmchen an die Hüfte und<br />
neigt den Kopf leicht zur Seite. Es arbeitet sichtbar in<br />
seinem kleinen Körper. Dann, ganz fest und bestimmt,<br />
so zwischen den Zähnen: „Wolln’ mer mal tauschen?“ Ich<br />
muss mir das Lachen verbeißen, als ich ihm sachlich erkläre,<br />
dass ich nicht aus meinem Rolli aussteigen kann.<br />
Aber das ist eine andere, sehr, sehr lange Geschichte mit<br />
schätzungsweise 37 „Warum’s“.<br />
Kinder sind offen und bunt, im Kopf und in der Seele.<br />
Wir brauchen ganze Siedlungen von Schulen, in denen<br />
wir die Erwachsenen, die bescheuerte Gesellschaft, aus<br />
ihre Enge und Verhärtung befreien und wieder zur kindlichen<br />
Offenheit und Frische umerziehen. Nicht umsonst<br />
spielen die „Kindlein“ in der Bibel eine so herausragende<br />
Rolle, bis hin zum groß angelegten Kindesmord. Es gibt<br />
viel zu viele Herodes noch heutzutage, auch wenn sie<br />
die Kinder am Leben lassen.<br />
Schlachtfeld Liebe<br />
„What can I do to make you love, what can I do to get you<br />
there?” Dieser ganz aktuelle Song formuliert die immer<br />
gleichen Wünsche und Sehnsüchte von Männlein wie<br />
Weiblein. Dieses Anliegen ist global und alle umfassend<br />
– wenigstens schon mal eine Gleichheit. Die Nächste ist<br />
die, dass auch die damit verbundenen Gefühle von himmelhoch<br />
jauchzend bis zum Tode betrübt für alle dazu<br />
gehören.<br />
forum
forum<br />
8<br />
Meistens ist der erste Augenschein aus der Ferne der<br />
Beginn des Spießrutenlaufs. Blinde Menschen haben da<br />
einen ganz eklatanten Nachteil. Aber auch die Disco im<br />
Kellergewölbe hat ihre eigenen Herausforderungen. Wie<br />
also einander näher, nahe kommen, damit auch die bislang<br />
hier nur aufgeführten inneren Werte zur Wirkung<br />
kommen können?<br />
Hier könnte ich mit einer Aufzählung anfangen von Benachteiligungen,<br />
denen besonders behinderte Menschen<br />
unterliegen: In der Sozialisation, wegen mangelnder<br />
Spontanmobilität, durch Abhängigkeit von Assistenz<br />
und Pflege, durch Bevormundung, und, und. Es wird immer<br />
auch andere als behinderte Attribute geben, die für<br />
viele den ersten Kontakt oder die Partnersuche erschweren.<br />
„Love is a battlefield“ – in der Tat. So kommen wir also<br />
nicht viel weiter. Und wie ist das mit den Schönen und<br />
den Reichen, denen der Himmel auf Erden offen steht:<br />
Money meets model – aber auch ein Superbody ist kein<br />
Garant für Liebes- und Partnerglück. Was anderen in unserer<br />
Wahrnehmung so vermeintlich leicht in den Schoß<br />
fällt, registrieren diese kaum als das besondere Glück, da<br />
sie in Ängsten gefangen sein mögen, die ihre Seelen zerdrücken,<br />
die so für uns aber nicht bestehen.<br />
Kann da eine inklusive Gesellschaft helfen? Ich hab so<br />
meine Zweifel, wenn ich mir nur die sprachliche Verkrampfung<br />
„Einbeschlossenheit“ für Inklusion anschaue.<br />
Natürlich ist noch unendlich viel Aufklärungsarbeit zu<br />
leisten, da wir <strong>2010</strong> gerade mal an dem Punkt angelangt<br />
sind, dass der Anspruch auf Sexualität in der UN-Charta<br />
festgeschrieben ist. Wir alle wissen, wie weit der Weg vom<br />
geschriebenen Wort bis zu seiner gelebten und geliebten<br />
Umsetzung ist. So gibt es seit 1974 die Verpflichtung für<br />
die „öffentliche Hand“, behindertengerecht zu bauen.<br />
Und was tut die „öffentliche Hand“? Sie senkt den Daumen<br />
und dieses vielfach sanktionsfrei. Wer Recht hat, bekommt<br />
dies nicht automatisch auch zugestanden.<br />
Vielleicht fangen wir mal bei uns an, in der Rolli-Hierarchie,<br />
an der Spitze der inkomplette L 1-Para, der eben<br />
mal nur nicht laufen kann, und im hinteren Feld der von<br />
Skoliosen und Kontrakturen verkrümmte Zwerg. Nur kein<br />
Geschrei, der Versuch eines distanzierten Durchblätterns<br />
von Publikationen aus der Szene zeigt erschreckend eine<br />
Verteilung gegen die letzte Reihe. Oder der Irrsinn im Behinderten-Hochleistungssport,<br />
der genauso absurd wie<br />
ungesund ist.<br />
Die Jagd nach der Normalität: ein Jahr lang Intensivtrai-<br />
PARAPLEGIKER 4/10<br />
ning für gerade mal drei Hundertstel Sekunden schneller<br />
im Rolli-Dragster, aber keine zwei Minuten Zeit für die<br />
Sorgen eines andern, weil der uns gerade in unserer eitlen<br />
Nabelschau stört. Wie finden die von uns zu Selbstvertrauen<br />
und Ausgeglichenheit, zu Selbstwertgefühl und<br />
flow-flash, denen jede sportliche Betätigung versagt ist?<br />
Geheimnis des Gelingens<br />
Sören Haak vermittelt im Bild den Eindruck eines zufriedenen<br />
Menschen. Er hat es geschafft, selbst in einer noch<br />
lange nicht inclusiv tickenden Gesellschaft. „Es ist ihm …<br />
gelungen, aus der „abgeschirmten Welt“ auszubrechen,<br />
ein gesundes Selbstvertrauen zu entwickeln und die<br />
„schönste Nebensache der Welt“ erleben zu dürfen.“ – du<br />
lieber Himmel, „zu dürfen“, immerhin. Wie weit wir noch<br />
von einer Normalität im Umgang mit selbstverständlichen<br />
Wünschen und Vorstellungen sind, das offenbaren<br />
diese Formulierungen für mich in erschreckender Weise<br />
- so viel Verklemmtheit und Distanz in der eigenen Gruppe,<br />
es gibt wirklich noch sehr viel zu tun.<br />
Das Geheimnis seines „Gelingens“ lüftet Sören Haak nicht.<br />
Die inklusive Gesellschaft ist sein Patentrezept jedenfalls<br />
nicht. Die gilt es ja erst noch zu schaffen. Gibt es überhaupt<br />
ein solches Patentrezept? Ich glaube, nicht. Es gibt<br />
wohl das Glück des Augenblicks, wie ich es erlebt habe.<br />
Aber das lässt sich nicht planen und schon gar nicht herbei<br />
konstruieren. Es kann sich ereignen, wenn wir offen<br />
dafür sind.<br />
Das alles sind keine zufrieden stellenden oder befriedigenden<br />
Antworten. Ich fürchte, es gibt sie auch nicht.<br />
Was lehrt uns der User aus dem Forum für „Absolute Beginners“?<br />
Erfüllte Liebe und Partnerschaft suchen alle<br />
Menschen und nicht alle finden sie, ob mehr oder weniger<br />
oder nicht behindert. Das kann uns trösten und das<br />
mag uns helfen, nicht zu resignieren, diesen Traum einmal<br />
zu erleben – selbst wenn wir schon jede Hoffnung<br />
aufgegeben haben sollten.<br />
Schließlich sind nach Margarete Mitscherlich die Frauen<br />
das „Wesentliche“, die Männer eine „Variante“. Uns Männer<br />
wiederum baut dafür der alte Geheimrat wieder auf,<br />
wenn er seinen Faust erfahren lässt: „Das ewig Weibliche<br />
zieht uns hinan!“. Und Schiller? Ja, der bringt es für Mann<br />
wie Frau auf den entscheidenden Punkt: „Es ist der Geist,<br />
der sich den Körper baut.“<br />
Text: Clemens Schwan, Cölbe
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ericht<br />
10<br />
PARAPLEGIKER 4/10<br />
von der chance, die liebe im world wide web zu fin-<br />
bist du auch ein fake?<br />
Unsere Autorin berichtet über die Partnersuche im Internet. Ein paar<br />
Fremdwortübersetzungen für die Internet-Unerfahrenen: Amelo=Mensch,<br />
für den Amputationen oder auch eine Querschnittlähmung sexuell erregend<br />
sind, Skypen=Internettelefonie mit Videobild, fake=vorgetäuschte<br />
Identität, handicaplove=einschlägige Kontaktbörse.<br />
„ ich bin ein amelo“<br />
„ich bin nicht amputiert“<br />
„ich such nicht unbedingt nach amputierten<br />
frauen, mich reizt die unvollkommenheit<br />
allgemein“<br />
„ich bin mit sicherheit unvollkommen“<br />
„was hast du für ein handicap?“<br />
„ich bin sehr klein“<br />
„was ist daran schlimm?“<br />
„ich bin nicht nur klein, meine beine sind<br />
krumm und mein gang watschelnd“<br />
„das finde ich aufregend“<br />
„für mich ist das eher ein grund, meine beine<br />
zu verstecken“<br />
„würdest du für mich einen minirock anziehen,<br />
wenn wir uns näher kennen lernen<br />
würden?“<br />
„ich weiß nicht, ob ich mich das trauen<br />
würde“<br />
das gespräch wird immer prickelnder, obwohl<br />
ich mich dafür hasse, dass ich mich darauf eingelassen<br />
habe... dass ich mich auf meine körperlichkeit<br />
reduzieren lasse... und doch zieht es<br />
mich immer tiefer in seinen bann. frank – oder<br />
wie auch immer dieser mann am anderen ende<br />
deutschlands heißt – erzählt mir interessante<br />
dinge und lockt mich immer wieder in einen<br />
ganz intimen gedankenaustausch, dem ich<br />
mich nur schlecht entziehen kann... er geht<br />
ganz offen damit um, dass er ein amelo ist, aber<br />
er macht das auf eine sehr angenehme art und<br />
weise… vielleicht reizt es mich, weil es für mich<br />
so absurd erscheint, dass dort jemand etwas an<br />
mir mag, was andere im allgemeinen meist ablehnen<br />
und was ich selbst sehr schwer annehmen<br />
kann… nur zu gern würde ich ihn persönlich<br />
kennen lernen...
ich bin single, seit einer ganzen weile, unfreiwillig.<br />
aber mir ist unklar, wie ich das ändern kann...<br />
zur ü 30-party gehen und den anderen beim<br />
tanzen zuschauen? mir die mitleidigen blicke<br />
einiger es gut mit mir meinender abholen? oder<br />
gar die ignorierenden, die mich gar nicht erst<br />
wahrnehmen? auf arbeit ist auch in absehbarer<br />
zeit nicht wirklich mit einem personalwechsel zu<br />
rechnen. insofern ist die chance, dort jemanden<br />
zu finden, ebenfalls eher gering.<br />
versuche es doch einmal übers internet, raten<br />
freunde mir, selbst mein sohn sagt, das sei<br />
heutzutage das normalste von der welt… und<br />
immerhin könnte ich dort mit jemandem in<br />
kontakt treten, der zunächst einmal nicht meine<br />
körperlichkeit wahrnimmt… trotzdem, irgendwann<br />
würde doch die wahrheit ans licht kommen…<br />
enttäuschungen<br />
mangels einer guten alternative versuche ich<br />
es dennoch und melde mich zunächst bei ganz<br />
normalen internet-portalen an, in meinem profil<br />
erwähne ich nicht, dass ich eine behinderung<br />
habe, und tatsächlich, es entspinnt sich ein netter<br />
kontakt mit einem mann aus meiner stadt und<br />
bald darauf erhalte ich eine einladung von ihm,<br />
die möchte ich natürlich annehmen, doch dann<br />
muss ich jetzt irgendwie mit der sprache rausrücken…<br />
eine gehbehinderung würde ihm nichts<br />
ausmachen, so gehe ich mutig zu dem date. aber<br />
ich merke schnell: so hat er sich das nicht vorgestellt:<br />
eine gehbehinderung schön und gut, aber<br />
so auffällig! er verabschiedet sich schnell.<br />
beim nächsten mal bin ich klüger und ich schreibe<br />
in mein profil: kleine frau, gehbehindert, füge<br />
ein foto hinzu, aber eins, wo nur mein gesicht<br />
drauf ist. lange keine zuschriften. schließlich wagt<br />
sich doch einer. Ein einsamer wolf, der mich nur<br />
aufgrund meiner behinderung ausgewählt hat<br />
– er ist viel älter als ich und hat eine ziemlich böse<br />
erkrankung… aber will ich das? kann ich jetzt<br />
meinerseits über diese dinge hinwegschauen?<br />
eine freundin rät mir schließlich, es bei handicap-love<br />
zu versuchen, dort habe sie auch ihren<br />
lebenspartner kennen gelernt… ich probiere es<br />
tatsächlich, zunächst zögerlich, erhalte immer<br />
mal wieder zuschriften, geplänkel, meist ohne<br />
tieferen sinn, mitunter auch dumme anmachen,<br />
die ich einfach ignoriere.<br />
dann schreibt frank mich an, er erzählt mir, dass<br />
er von seiner frau getrennt lebt und seine beiden<br />
heranwachsenden söhne bei ihm wohnen, von<br />
seiner arbeit – und davon, dass er ein amelo ist.<br />
wir chatten nächtelang, schließlich tauschen wir<br />
unsere handy-nummern aus, aber wir telefonieren<br />
nie, sondern senden nur sms, die immer prickelnder<br />
werden. ich werde neugierig, will ihn<br />
sehen. wir vereinbaren ein treffen irgendwo in<br />
deutschland. zwei tage vor dem termin bricht die<br />
verbindung ganz plötzlich ab, frank ist wie von<br />
der bildoberfläche verschwunden...<br />
ich bleibe online, kann ja nicht schaden, vielleicht<br />
läuft mir ja hier doch noch ein interessanter<br />
mann über den weg… und tatsächlich,<br />
bald darauf gibt es ein treffen im wirklichen<br />
leben, wir sind uns sofort sympathisch und es<br />
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bericht
ericht<br />
–plötzlich<br />
beobachte ich<br />
auf meinem<br />
bildschirm,<br />
wie in seinem<br />
zimmer hinter<br />
ihm die tür<br />
aufgeht und<br />
eine frau den<br />
raum betritt<br />
und ihn umarmt…<br />
12<br />
PARAPLEGIKER 4/10<br />
beginnt eine stürmische liebesbeziehung. die<br />
200 km entfernung zwischen uns sind kein problem,<br />
er kommt oft zu mir nach hause oder wir<br />
treffen uns irgendwo unterwegs auf halber strecke,<br />
denn bei ihm zuhause geht es nicht, er lebt<br />
zwar von seiner lebensgefährtin getrennt, aber<br />
jeder in seinem eigenen zimmer in der ehemaligen<br />
gemeinsamen wohnung, weil er hat noch<br />
keine neue rollstuhlgerechte bleibe gefunden<br />
hat.<br />
eine zeit wie im rausch beginnt… gefühle<br />
ganz oben… e-mail am morgen… telefonate<br />
über den tag verteilt… chatten bis spät in die<br />
nacht… und dann immer wieder unsere treffen…<br />
und ich weiß: in ein paar wochen wird er<br />
seine eigene wohnung haben.<br />
eines tages der schock. wir skypen wie immer<br />
– plötzlich beobachte ich auf meinem bildschirm,<br />
wie in seinem zimmer hinter ihm die tür<br />
aufgeht und eine frau den raum betritt und ihn<br />
umarmt… er behauptet, dass hätte sie seit langem<br />
nicht getan, ich versuche, ihm zu glauben,<br />
doch beim nächsten mal bittet er mich, mein<br />
parfüm wegzulassen…<br />
im heuhaufen<br />
verdammt, gibt es hier nur fakes oder bin ich<br />
einfach zu leichtgläubig? nein, das internet<br />
ist nicht geschaffen für menschen, die ehrlich<br />
nach einem partner suchen, ich bin deprimiert,<br />
nur ab und zu schaue ich nach, ob mir jemand<br />
geschrieben hat… doch die sehnsucht bleibt:<br />
die sehnsucht nach jemandem, dem ich mich<br />
anvertrauen kann, der mir zuhört und mich auffängt,<br />
jemand, zu dem ich unter die bettdecke<br />
krabbeln kann, jemand, dem ich sagen möchte,<br />
dass er wichtig für mich ist.<br />
dann ein langweiliger sonntag allein zu hause,<br />
ein kurzes geplänkel per mail hin und her, noch<br />
am selben tag ein telefonat… es folgen telefonate<br />
rund um die uhr, eine woche lang. ich spüre<br />
ganz viel nähe und vertrautheit… verständnis,<br />
das gefühl: das ist er…<br />
das erste treffen, ich versuche es mit gelassenheit,<br />
doch ich erinnere mich daran, dass die ersten sieben<br />
sekunden alles über sympathie und antipathie<br />
zu einem anderen menschen entscheiden sollen,<br />
so habe ich es einmal auf einem seminar gelernt…<br />
werden die vorstellungen, die ich in meinem kopf<br />
habe, der realität entsprechen? oder sind es gar<br />
keine wirklichen vorstellungen, sondern nur meine<br />
wünsche? auch wenn wir viele fotos hin- und<br />
hergeschickt und geskypt haben – werde ich ihn<br />
riechen können? werde ich seine gesten anziehend<br />
finden? werde ich nähe zulassen können?<br />
was erwarte ich? dass da jemand aus dem zug<br />
steigt und mich die liebe wie ein blitz trifft?<br />
sie trifft mich nicht… ich habe nicht das bedürfnis,<br />
ihm um den hals zu fallen, so, wie er da vor mir<br />
steht auf dem bahnhof mit seiner abgewetzten<br />
jacke und seinem ausgeblichenen cap auf dem<br />
kopf… und zu meiner allgemeinen unsicherheit<br />
kommt hinzu, dass es schon den ganzen tag<br />
schneit und der bahnhofsvorplatz total glatt ist,<br />
so dass ich mich bei ihm festhalten muss… doch<br />
auch er ist unsicher und so findet unser gespräch<br />
nicht zu dieser vertrautheit zurück, die uns die<br />
ganze vergangene woche begleitet hat, zu viel<br />
ballast scheinen wir aus der vergangenheit mit<br />
uns herumzuschleppen… vielleicht auch zu viel<br />
erwartung in die zukunft…<br />
doch irgendwann frage ich mich, ob es in unserem<br />
fall überhaupt stimmt mit den sieben sekunden,<br />
wir haben doch einen vorsprung. ich wusste zwar<br />
nicht, wie er riecht, aber ich kenne seine warme<br />
stimme, die mir immer noch antwortet, nachdem<br />
er mir aufmerksam zugehört hat… ich wusste<br />
nicht, wie er mich berührt, aber irgendwann stelle<br />
ich eine tiefe übereinstimmung fest zwischen dem,<br />
was er über frauen zu denken scheint und wie er<br />
sich mir gegenüber gibt… und irgendwann können<br />
wir diese vertrautheit und nähe zurückholen…<br />
eine beziehung auf augenhöhe beginnt, schritt für<br />
schritt, aber mit einer anderen intensität…<br />
die suche nach der liebe ist immer die suche nach<br />
der nadel im heuhaufen, unabhängig davon, wo<br />
man sich begegnet: ob im realen leben oder im<br />
internet oder wo auch immer… und fakes gibt es<br />
auch überall… wichtig ist wohl, dass man bereit<br />
ist, sich zu öffnen.<br />
Text & Fotos: Ulrike Talmann
Sexualpädagogik für Erzieher:<br />
Seit gut vier Jahren garantiert ein Gleichstellungsgesetz Menschen<br />
mit Behinderung das Recht auf ein uneingeschränktes Sexualleben.<br />
Deshalb müssen in Wohnheimen, Werkstätten und Förderschulen viele<br />
Barrieren abgebaut werden. Aber auch die Betreuer und Erzieher müssen<br />
lernen, mit der neuen Freiheit umzugehen. Dabei gibt ihnen der<br />
Leipziger Sexualpädagoge Peter Thürer Orientierungshilfe.<br />
H eute sind volljährige Menschen mit Behinderung<br />
niemandem mehr Rechenschaft<br />
darüber schuldig, ob und mit wem sie eine<br />
Beziehung eingehen. Auch die Entscheidung,<br />
ob sie Nachwuchs bekommen möchten oder<br />
lieber einer Empfängnis vorbeugen wollen, ist<br />
nun ganz allein ihre Sache. Seit dem 18. August<br />
2006 ist das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz<br />
(AGG, umgangssprachlich auch Antidiskriminierungsgesetz<br />
genannt) in Kraft. „Unter<br />
Betreuern und Pädagogen in Einrichtungen<br />
für Menschen mit Behinderung verursacht die<br />
neue Rechtslage allerdings noch viel Unsicherheit“,<br />
berichtet Peter Thürer.<br />
Der Master für Sexualpädagogik und Berater<br />
für Familienplanung arbeitet hauptamtlich seit<br />
sechzehn Jahren bei der AIDS-Hilfe Leipzig e. V.<br />
als Sozialarbeiter. Aus Einrichtungen für Menschen<br />
mit Behinderung kommen neuerdings<br />
immer häufiger Anfragen auf ihn zu mit der<br />
Bitte, Mitarbeiter, Bewohner oder Schüler ein<br />
Stück sexualpädagogisch zu begleiten. „Anfangs<br />
war mir gar nicht ganz klar, warum sich<br />
die Leute an uns wenden“, so Peter Thürer. Zu<br />
seinen hauptberuflichen Aufgaben gehört die<br />
Aufklärung über sexuell übertragbare Krankheiten<br />
und deren Verhütung. Also war es für<br />
ihn nur logisch, dass Erzieher und Pädagogen,<br />
aber auch Förderschüler sich genau darüber<br />
informieren wollten. Es stellte sich dann aber<br />
schnell heraus, dass das Themenspektrum viel<br />
breiter ist und über Krankheiten eher am Rande<br />
gesprochen wird.<br />
„Bis zum Inkrafttreten des AGG konnte man<br />
in Wohneinrichtungen und Werkstätten die<br />
Libido behinderter Männer durch die Gabe<br />
von triebhemmenden Mitteln steuern und bei<br />
Frauen Kindersegen durch die Injektion von<br />
Hormonen mit dreimonatiger Depotwirkung<br />
verhindern“, so der Sexualpädagoge. Die neuen<br />
Freiräume und mögliche Konsequenzen würden<br />
nun manchen Erzieher verunsichern. „Dazu<br />
kommen häufig noch an der früheren Rechtslage<br />
Anzeige<br />
bericht<br />
Peter Thürer.
ericht<br />
Längst ist wissenschaftlich<br />
belegt, dass es<br />
in der körperlichen Entwicklung<br />
junger Menschen<br />
mit Handikaps keine<br />
Unterschiede gegenüber<br />
gleichaltrigen Nichtbe-<br />
14<br />
hinderten gibt.<br />
PARAPLEGIKER 4/10<br />
orientierte Erwartungen der Eltern oder eines gerichtlich<br />
bestellten Betreuers“, weiß Peter Thürer.<br />
Das Gesetz garantiert Menschen mit Behinderung<br />
in punkto Liebe und Sexualität nun volle<br />
Entscheidungsfreiheit und Eigenverantwortung.<br />
Doch in vielen Einrichtungen gibt<br />
es noch Betreuer der „al-<br />
ten Schule“, die sich mit<br />
dem neuen Denken nur<br />
schwer identifizieren<br />
können und schlimmstenfalls<br />
sogar ein „Sodom<br />
und Gomorrha“<br />
befürchten. Deshalb<br />
bietet ihnen der Sexualpädagoge<br />
in mehrstündigen<br />
Seminaren oder<br />
zweitägigen Workshops<br />
Gelegenheit, sich über juristische<br />
Konsequenzen zu<br />
informieren, insbesondere aber ihre<br />
persönliche Haltung zum Thema zu reflektieren.<br />
„Jeder Teilnehmer überlegt, wo er selbst steht,<br />
wo sich seine Einrichtung befindet und mit welchen<br />
Argumenten skeptische Kollegen positiv<br />
beeinflusst werden können“, so Peter Thürer.<br />
„Sturmfreie Bude?“<br />
Auch werden Betreuer und Erzieher angeregt,<br />
ihre Selbstkompetenz zu hinterfragen: „Wo sind<br />
die eigenen Werte, Wünsche und Vorstellungen?<br />
Welche persönlichen Normen hat ein Betreuer<br />
zur Sexualität entwickelt und wie verlief seine<br />
eigene sexuelle Biographie?“, zitiert der Sexualpädagoge<br />
nur einige von vielen Fragen. Erwachsene<br />
würden häufig den Blödsinn, den sie<br />
in ihrer eigenen Jugend gemacht haben oder<br />
erlebte Hemmnisse vergessen oder zumindest<br />
verdrängen. Weitere selbstkritische Fragen sind:<br />
„Wurde ich verführt? Wie gehe ich mit Selbstbefriedigung<br />
um?“ Gerade das letztere Thema ist<br />
für manchen Betreuer von Menschen mit Handikaps<br />
ein ganz heißes Eisen. Fakt ist aber: „Wer<br />
sich über seine eigene Sexualität nicht klar ist,<br />
kann schlecht sexualpädagogisch arbeiten.“<br />
Ein wichtiges Thema, das mitunter Aha-Erlebnisse<br />
auslöst, ist auch die psychosexuelle Entwicklung<br />
von Menschen mit Behinderung. Längst ist wissenschaftlich<br />
belegt, dass es in der körperlichen<br />
Entwicklung junger Menschen mit Handikaps<br />
keine Unterschiede gegenüber gleichaltrigen<br />
Nichtbehinderten gibt. „Der psychosoziale Reifeprozess<br />
verläuft in dieser Personengruppe aber<br />
meistens weit über die körperliche Pubertätsphase<br />
hinaus“, weiß der Sexualpädagoge. Dies<br />
führt häufig dazu, dass Behinderte ihre sexuellen<br />
Wünsche nicht oder nur schwer kanalisieren<br />
können. „Solch eine unbefriedigende Situation<br />
kann wiederum aggressives Verhalten auslösen“,<br />
so Peter Thürer.<br />
Um unter den neuen gesetzlichen Bedingungen<br />
einen für alle Beteiligten zufriedenstellenden<br />
Umgang mit Sexualität zu erreichen, müssen<br />
Betreuer und Pädagogen sexualpädagogische<br />
Methodenkompetenz entwickeln. Peter Thürer:<br />
„Für Gespräche sollten sowohl ein passender<br />
Ort als auch ein günstiger Zeitpunkt gewählt<br />
werden. Auch sind behinderte Jugendliche oder<br />
junge Erwachsene in die Vorbereitungen mit<br />
einzubeziehen.“ Es ist zu berücksichtigen, unter<br />
welchen Umständen ein bestimmtes Thema<br />
interessant geworden ist. Vielleicht ist dem Betreuer<br />
irgendetwas aufgefallen, über das er mit<br />
den Teilnehmern diskutieren kann. Um der Erwartungshaltung<br />
der Jugendlichen oder jungen<br />
Erwachsenen gerecht zu werden, sollten aber in<br />
der Regel die Impulse von deren Seite kommen.<br />
Neben Erläuterungen zum Zyklus und zur Monatshygiene<br />
für Frauen und weiteren Themen<br />
zum Umgang mit dem eigenen Körper sind es<br />
insbesondere die Fragen nach Rückzugsmöglichkeiten,<br />
welche Menschen mit Behinderung<br />
bewegen. „Veraltete Einrichtungen mit Riesenschlafsälen<br />
und selbst solche mit Zwei- oder<br />
kleineren Mehrbettzimmern müssen nun neu<br />
strukturiert werden, damit jeder Bewohner sein<br />
eigenes Reich hat“, so der Sexualpädagoge. Bisher<br />
gibt es wohl nur wenige Häuser, in denen<br />
schon die Unterbringung von Paaren möglich<br />
ist. Peter Thürer weiß indessen, dass für viele<br />
Menschen mit Handikap sogar im Elternhaus<br />
eine „sturmfreie Bude“ noch Utopie ist.<br />
Höherer Betreuungsschlüssel<br />
unumgänglich<br />
Ein brandheißes Thema ist die Frage, wie<br />
auch partnerlose Menschen mit Handikap<br />
Sexualität erleben können. Peter Thürer: „Ich
empfehle den Seminarteilnehmern, sich den<br />
Dokumentarfilm ‚Die Heide ruft‘, in dem drei<br />
Männern Sexualbegleitung gewährt wird,<br />
anzuschauen.“ Ganz wichtig: Sexualbegleiter<br />
möchten nicht mit Prostituierten in einen Topf<br />
gesteckt werden. In der Regel bieten sie auch<br />
keinen Sexualverkehr an, sondern versuchen<br />
auf andere Weise, ihrer Klientel zu ihrem Glück<br />
zu verhelfen. Doch es gibt noch viele andere,<br />
weniger aufwendige Möglichkeiten, um Behinderte<br />
an der schönsten Nebensache der<br />
Welt teilhaben zu lassen. „Für viele Heimbewohner<br />
mit Handikap stellt sich zum Beispiel<br />
die Frage, wie sie an stimulierende Hilfsmittel<br />
herankommen“, erwähnt der Sexualpädagoge<br />
ein konkretes Beispiel.<br />
Eigentlich dürfte es kein Problem sein, dass<br />
ein vertrauenswürdiger Betreuer im Sex-Shop<br />
für sie „scharfe“ DVDs oder Magazine, Dildos<br />
und anderes Spielzeug oder aber auch Verhütungsmittel<br />
besorgt. Was aber tun, wenn jemand<br />
Überdruck hat und sich gerade wegen<br />
seines Handikaps noch nicht einmal selbst<br />
stimulieren kann? Auch in diesem Fall ist über<br />
eine individuelle und diskrete, aber juristisch<br />
stets saubere Lösung nachzudenken. Besteht<br />
nämlich ein Abhängigkeitsverhältnis (zum<br />
Beispiel gegenüber dem Betreuer), sind sexuelle<br />
Aktivitäten jeglicher Art strafbar.<br />
Intime Räume zum Kuscheln sollten – ähnlich<br />
wie die mittlerweile weit verbreiteten „Snoezelräume“<br />
– in den Wohnheimen eine Selbstverständlichkeit<br />
werden. Auch ist es für Be-<br />
Anzeige<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
treuer und Pädagogen sicher nicht allzu schwer<br />
herauszufinden, wie und wo die Bewohner ihres<br />
Hauses einmal aus dem monotonen Alltag<br />
ausbrechen können. Vielleicht gibt es ja auch<br />
in der Kleinstadt oder zumindest ganz in der<br />
Nähe eine „stinknormale“, aber barrierefreie<br />
Disco. „Ein Transport dorthin müsste sich doch<br />
organisieren lassen“, meint Peter Thürer. Er beruft<br />
sich dabei auf den Paragraph 1 des 9. Sozialgesetzbuchs<br />
(SGB IX), der behinderten oder<br />
von Behinderung bedrohten Menschen und<br />
den Rehabilitationsträgern entsprechende<br />
Leistungen zugesteht, um die Selbstbestimmung<br />
und gleichberechtigte Teilhabe am Leben<br />
in der Gesellschaft zu fördern.<br />
Eine nicht zu unterschätzende Einschränkung<br />
für Menschen mit Handikap sei auch die straffe<br />
Tagesstrukturierung in vielen Einrichtungen,<br />
weiß der Sexualpädagoge. „Man müsste ihnen<br />
mehr individuellen Gestaltungsspielraum lassen.<br />
Dies ist natürlich nur mit einem höheren<br />
Betreuungsschlüssel möglich“, stellt er klar.<br />
Schließlich sind auch alle notwendigen Voraussetzungen<br />
zu schaffen, damit behinderten<br />
Paaren mit Kinderwunsch eine maßgeschneiderte<br />
Assistenz gewährt werden kann. Peter<br />
Thürer: „Es gibt viel zu tun. Zwar sind schon<br />
viele Menschen offen für die Konsequenzen<br />
der Gleichstellung von Menschen mit Behinderung.<br />
Doch für andere sind die neuen gesetzlichen<br />
Bestimmungen noch gewöhnungsbedürftig.“<br />
Text & Foto: Reinhard Wylegalla<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
bericht<br />
„Man müsste<br />
ihnen mehr<br />
individuellen<br />
Gestaltungsspielraumlassen.<br />
Dies ist<br />
natürlich nur<br />
mit einem höherenBetreuungsschlüssel<br />
möglich“
glosse<br />
16<br />
PARAPLEGIKER 4/10<br />
Nicht behinderte Geschwister<br />
Das wahre Handikap<br />
Schwester eines Rollis zu sein ist eine undankbare Rolle. Nein, jetzt kommt nicht<br />
das Übliche: ständige Rücksichtnahme – immer die Nummer zwei und so… Nein<br />
das Schwestersein eines Behis bietet das ganz große Füllhorn subtiler, kaum<br />
erkennbarer Benachteiligungen. Es findet ständig statt, sowohl in wichtigen wie<br />
auch in völlig nebensächlichen Alltäglichkeiten. Daher widme ich diese Zeilen den<br />
unbeachteten Kaspar Hausers unserer Tage – den Geschwistern von Behinderten.<br />
M<br />
eine Fahrlässigkeit beim Sprung ins Wasser<br />
traf meine Schwester ebenso schlagartig<br />
wie mich – nur anders. Von einem Tag zum<br />
nächsten bekam der bettlägerige Bruder im<br />
Krankenhaus die volle elterliche Aufmerksamkeit.<br />
Das ganze Familienleben fokussiert auf<br />
den Schicksalsschlag und die Wege aus dem<br />
Schlamassel. Da bleibt nur die Rolle der verständigen,<br />
mitfühlenden aufopferungsvollen<br />
Schwester – ob die Geschwister diese Rolle des<br />
Tapferen haben wollen oder nicht? Diese Frage<br />
stellt sich gar nicht in so einer Situation.<br />
Wirklich sichtbar wurde mir meine Jokerrolle<br />
zum ersten Mal in der Schule. Ich tat nichts für<br />
die Schule, nichts ist eigentlich noch zu viel gesagt.<br />
Aber der Rollstuhl reduzierte mein Zensu-<br />
renspektrum auf eins bis vier. Wenn ein Lehrer<br />
mir eine fünf hätte geben wollen, so hätte man<br />
ihn in der Zensurenkonferenz wohl geteert und<br />
gefedert. Trotzdem reichte mein Zensuren- und<br />
Leistungsvermögen gerade dazu, in der Behindertenwerkstatt<br />
nicht ganz unten anfangen<br />
zu müssen.<br />
Meine Eltern waren froh<br />
über jeden Tag, den ich<br />
in der Schule ausharrte<br />
ohne Drogen zu nehmen<br />
oder mich von der Brücke<br />
zu stürzen. Eine Vier<br />
meiner Schwester verursachte<br />
dagegen Stirnrunzeln,<br />
eine Standpauke<br />
oder Hausarrest, je nach<br />
Fach. Natürlich haben Eltern<br />
immer beide Kinder gleich lieb.<br />
Die kleinen behinderten Kinder merken<br />
nur mehr davon...<br />
Unterschiedliche Perspektiven<br />
In der Ausbildung ging das Schema so weiter.<br />
Es verursachte eine Familienkonferenz als meine<br />
Schwester im vierten Semester das Studienfach<br />
wechseln wollte. Dass ich im 14. Semester<br />
das Vordiplom noch locker vor mir herschob<br />
fiel dagegen kaum negativ auf. Was sollte der<br />
arme Rolli auch tun, wenn er denn irgendwann<br />
mit dem Studium fertig sein würde? Welcher<br />
Arbeitgeber würde jemandem mit krummen<br />
Fingern schon Arbeit geben? Eine berufliche<br />
Perspektive für einen Tetraplegiker, das war<br />
Science Fiction für die Generation, die Deutschland<br />
aus Schutt und Asche aufgebaut hatte.
Der Ehrgeiz der Eltern, dass aus den Kindern mal was<br />
wird, lastete zu hundert Prozent auf Schwesterchens<br />
Schultern. Ich dagegen durfte studieren, studieren,<br />
studieren – Hauptsache? – genau! – keine Drogen<br />
und keine Brücke!<br />
Ganz dicke bekam es meine Schwester bei der Partnerwahl.<br />
Der Schwiegersohn sollte erfolgreich sein,<br />
aufmerksam, lustig, ein Familienmensch natürlich,<br />
also eine Mischung aus Heinz Rühmann und Brad<br />
Pitt. Die Hochzeit müsste natürlich in weiß sein und<br />
ganz groß, mit allen Verwandten und Oma und Opa<br />
und und und... Bei mir war das Anforderungsprofil<br />
für die Traumschwiegertochter eher schlicht. Sie sollte<br />
hilfsbereit sein und kräftig. (Schließlich muss sie<br />
ja auch mal mit anpacken können). Ansonsten war<br />
meinen Eltern wohl alles recht, solange meine Auserwählte<br />
nicht schielte, streng roch oder das Erbe in<br />
kürzester Zeit in Schuhe investieren würde. Diese<br />
Kriterien zu erfüllen fiel nicht besonders schwer, bei<br />
meiner Schwester sah das ganz anders aus…<br />
Häkeln für Tetras<br />
Weihnachtsgeschenke zu machen fällt vielen Menschen<br />
schwer. Man macht sich Gedanken, was der<br />
Beschenkte wohl noch braucht, man will etwas Persönliches<br />
schenken, vielleicht etwas selbst basteln<br />
– Eltern etwas schenken, was sie wirklich erfreut,<br />
das fällt etwa so schwer wie Häkeln für Tetraplegiker.<br />
Dieses Schicksal erleidet meine Schwester Jahr<br />
für Jahr. Ich dagegen gehe immer in dieselbe Buchhandlung,<br />
lasse mir von einem völlig gestressten<br />
Buchhändler ein Buch aus der Spiegel-Bestsellerliste<br />
empfehlen und – nein! Ich lasse es nicht weihnachtlich<br />
verpacken, denn jetzt kommt das Persönliche:<br />
Ich setze mich zu Hause hin, nehme das alte<br />
Weihnachtspapier vom Vorjahr, reichlich Tesafilm,<br />
und verpacke das Buch heftig rustikal, so wie man<br />
mit krummen, unbeweglichen Fingern halt ein Geschenk<br />
einpacken kann.<br />
„Oh schau mal“, ruft dann meine Mutter unter dem<br />
Weihnachtsbaum, „und der Junge hat es selbst eingepackt.“<br />
Und sie hat Tränen in den Augen – Dann<br />
schaue ich rüber zu meiner Schwester und hoffe,<br />
dass sie keine Drogen nimmt und auf dem Weg<br />
nach Hause keine Brücke überquert!<br />
Text: Ralf Kirchhoff<br />
Illustration: Kasia<br />
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medizin<br />
Antibiotika:<br />
Wundermittel oder<br />
Problemmedikamente?<br />
So verhindert beispielsweisePenicillin,<br />
dass wachsende<br />
Bakterien<br />
ihre Zellwand ausbilden<br />
können.<br />
18<br />
PARAPLEGIKER 4/10<br />
Antibiotika waren die Substanzen, die die letzten 100 Jahre<br />
des 2. Jahrtausends zum Jahrhundert der Medizin machten:<br />
Es war das erste Mal in der Menschheitsgeschichte, dass man<br />
eine wirkungsvolle Waffe gegen Bakterien hatte. Damit konnte<br />
und kann Tausenden von Menschen das Leben gerettet werden.<br />
Antibiotika von altgriechisch „Anti“ = Gegen<br />
und „Bios“ = das Leben, sind Wirkstoffe,<br />
die Bakterien töten oder ihre Vermehrung unterbinden.<br />
Sie wirken nicht gegen Viren, Pilze<br />
oder Organismen wie den Malariaerreger.<br />
Der Wissenschaftler Alexander Fleming<br />
suchte gezielt nach Wirkstoffen gegen Bakterien.<br />
Dafür züchtete er diese Mikroorganismen<br />
und testete, ob eine Substanz deren<br />
Absterben verursacht. Dabei machte er einen<br />
Fehler: ein unerwünschter Pilz geriet auf seinen<br />
„Bakterienrasen“ und tötete in seinem<br />
Umfeld alle Bakterien der Versuchsplatte ab.<br />
Dies war die Geburtsstunde von Penicillin,<br />
einer Substanz, die der Pilz ausschied. Leider<br />
hatte sie einen Nachteil:<br />
Das ursprüngliche<br />
Penicillin tötete nicht<br />
nur Bakterien – auch die<br />
Versuchstiere, denen es<br />
verabreicht wurde, überlebten<br />
den Test nicht. Damit<br />
betrachtete Fleming<br />
seinen Versuch als gescheitert<br />
und stellte seine<br />
Versuche damit ein.<br />
Seine Kollegen griffen<br />
seine Untersuchungen jedoch nach Jahren<br />
erneut auf. Sie veränderten das Penicillin chemisch.<br />
Dadurch war es für die Versuchstiere<br />
nicht mehr tödlich und man konnte es an<br />
Menschen testen. Die Folge: An sich tödliche<br />
Infektionen verloren ihren Schrecken. Von da<br />
an begann die Suche nach neuen Wirkstoffen,<br />
denn gegen Penicillin waren einige Menschen<br />
allergisch. Man fand heraus, dass in der Erde<br />
zahlreiche Mikropilze und auch Bakterienarten<br />
leben, die Substanzen produzieren, die<br />
für Bakterien tödlich sind. Alle Labormitarbeiter,<br />
die an den heilsbringenden Substanzen<br />
arbeiteten, wurden verpflichtet, eine Probe<br />
der Erde ihres Urlaubslandes mitzubringen,<br />
wenn sie eine Reise unternahmen. Damit<br />
konnten Hunderte von verschiedenen Antibiotika<br />
gefunden werden, die jedoch oft tödlich<br />
auf Versuchstiere wirkten. Dennoch gelang<br />
es, eine große Anzahl davon herzustellen, die<br />
dem Menschen helfen können.<br />
Wirkungen und Nebenwirkungen<br />
Antibiotika wirken, indem sie bakterielle<br />
Strukturen zerstören oder schädigen, die in<br />
Menschen nicht vorkommen. So verhindert<br />
beispielsweise Penicillin, dass wachsende Bakterien<br />
ihre Zellwand ausbilden können. Das<br />
hat zur Folge, dass die Mikroorganismen, die<br />
Flüssigkeit aus der Umgebung aufnehmen,<br />
platzen, da sie keine Schutzschicht mehr davor<br />
bewahrt. Im Studium der Mediziner ist es<br />
daher ein beliebter Versuch, Bakterien unter<br />
dem Mikroskop zu beobachten, denen ein wenig<br />
Penicillin zugetropft wird. Dass ein Überleben<br />
mit der Substanz nicht mehr möglich ist,<br />
sieht man an den kleinen Gebilden, die immer<br />
größer werden und schließlich zerplatzen.<br />
Das waren die Bakterien. Andere Wirkungen<br />
beruhen darauf, dass keine oder nur eingeschränkt<br />
Eiweiße gebildet werden können, die<br />
Kraftwerke der Zelle nicht mehr wirken oder
ähnliche Funktionen ausgeschaltet werden,<br />
die zum Überleben der Krankheitserreger erforderlich<br />
sind.<br />
Als Laie versteht man nicht, warum Antibiotika<br />
Nebenwirkungen haben, wenn sie doch auf<br />
Strukturen wirken, die beim Menschen nicht<br />
vorhanden sind. Die Wissenschaft hat auch<br />
darauf eine Antwort: Einzelne Zellbestandteile,<br />
die in der menschlichen Zelle vorkommen,<br />
waren ursprünglich Bakterien, die eingewandert<br />
sind. Sie bekamen z. B. geeignete Nahrung<br />
von der menschlichen Zelle, dafür lieferten sie<br />
z. B. Energie. Irgendwann gaben sie ihre Unabhängigkeit<br />
auf und wuchsen sozusagen mit<br />
dem Wirtsorganismus zusammen, werden von<br />
ihm ernährt und mit ihm vermehrt. Auf diese<br />
bakteriellen Überbleibsel wirken nun die<br />
Antibiotika und das verursacht die unangenehmen<br />
Wirkungen. Zusätzlich können noch<br />
Allergien gegen sie entstehen und es ergeben<br />
sich selbstverständlich Probleme, wenn die<br />
Darmflora durch sie komplett zerstört wird.<br />
Warum gerieten Antibiotika<br />
in Misskredit?<br />
Da Antibiotika so gut wirkten, setzte man sie<br />
immer und überall ein – auch wenn es sich um<br />
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reinen Virenbefall handelte, bei dem sie nun<br />
einmal nichts ausrichten können. Nach dem<br />
Motto „viel hilft viel“ verwendete man sie auch<br />
in Krankenhäusern. Es war ja so bequem, die<br />
„Schädlinge“ sprich Keime damit in Schach<br />
zu halten. Man wendete die Medikamente in<br />
zu hohen Konzentrationen und anderweitig<br />
falsch an.<br />
Dann kam eine Entdeckung dazu: Bei Massentierhaltung<br />
stecken sich Tiere sehr leicht<br />
beim Nachbarn an, so dass man bei dieser<br />
Tierhaltung nahezu gezwungen ist, wiederholt<br />
Antibiotika auf den ganzen Tierbestand<br />
anzuwenden. Zusätzlich beobachtete man,<br />
dass die Tiere unter diesen Bedingungen mehr<br />
und schneller Fett ansetzen bzw. die Milchleistung<br />
gefördert wird. Also gab man diese „Leistungsförderer“<br />
an Kühe, Schweine, Puten etc.<br />
bis hin zu den Karnickeln im Hasenstall. Es ließ<br />
sich ja so leicht Geld mit den Medikamenten<br />
verdienen! Man verwendete in der Regel auch<br />
andere Antibiotika als für die Behandlung der<br />
Menschen, so dass man sich in Sicherheit wog<br />
und meinte, dass sie Menschen nicht schaden.<br />
Dann geschah das Unvermeidbare: es<br />
entwickelten sich Resistenzen, das heißt: die<br />
Bakterien wurden zunehmend unempfindlich<br />
gegen die „Wundermittel“.<br />
Zuhause gewählt. Zuhause geplant. Zuhause gekocht.<br />
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medizin
medizin<br />
20<br />
PARAPLEGIKER 4/10<br />
Eigentlich kannte man diese Entwicklung ja<br />
von den Pestiziden, den sogenannten Schädlingsbekämpfungsmitteln.<br />
Bereits Insekten,<br />
die man ja sogar mit bloßem Auge erkennen<br />
kann, werden gegen die Chemikalien resistent<br />
– sprich: sie wirken einfach nicht mehr.<br />
Da war es nur logisch, dass Bakterien, die eine<br />
ungleich höhere Vermehrungsrate besitzen,<br />
sogar noch schneller gegen die Medikamente<br />
resistent wurden. Es dauerte zwar lange, aber<br />
Anfang 2006 verbot man diese Art „Leistungs-<br />
und Wachstumsförderer“ in der EU, viele andere<br />
Länder verwenden sie nach wie vor.<br />
Antibiotika überall<br />
Mehr als 70 Prozent<br />
der Bakterien, die<br />
Infektionen in Krankenhäusernverursachen,<br />
sind gegen<br />
mindestens ein Antibiotikum<br />
resistent.<br />
Außerdem gelangen Antibiotika und dagegen<br />
resistente Bakterien durch die Ausscheidungen<br />
von Mensch und Tier in die Umwelt,<br />
etwa mit dem Abwasser oder mit Klärschlamm<br />
und Gülle – dies ist nur<br />
eine von zahlreichen<br />
Möglichkeiten. Bis zu<br />
90 Prozent der eingesetzten<br />
Antibiotika<br />
aus der Tiermast scheiden<br />
die Tiere wieder<br />
aus. Diese gelangen in<br />
die Umwelt.<br />
Mehr als 70 Prozent<br />
der Bakterien, die Infektionen<br />
in Krankenhäusern<br />
verursachen,<br />
sind gegen mindestens ein Antibiotikum<br />
resistent. Außerdem sind zunehmend Mehrfach-Resistenzen<br />
(gegen bis zu zehn verschiedene<br />
Antibiotika) zu beobachten. Wiederholte<br />
Therapien mit diesen Medikamenten führen<br />
zu einer Zunahme der Unempfindlichkeit.<br />
Was man eigentlich auch schon Jahrzehnte<br />
weiß ist, dass verwandte Bakterienarten Resistenzen<br />
auf ihre „Kollegen“ übertragen können.<br />
Sie begegnen sich zum Beispiel im Darm<br />
des Menschen und ergänzen dann wunderbar<br />
die hilfreichen Eigenschaften, die sie anderswo<br />
oder auch im selben Körper infolge entsprechender<br />
Therapien erworben haben. So ist<br />
zum Beispiel unser Darmbakterium Escherichia<br />
coli mit Salmonellen verwandt. Nicht nur diese<br />
können dann mit gegenseitiger Unterstützung<br />
zusätzliche Resistenzen erwerben.<br />
Das Ergebnis: Bisherige Antibiotika, die beim<br />
Menschen eingesetzt wurden, haben keine<br />
Wirkung mehr. Ärzte, die das Problem kennen,<br />
untersuchen daher erst einmal, ob ihre<br />
Patienten gegen das Antibiotikum, das sie<br />
verordnen wollen, resistent sind. In diesem<br />
Falle, nutzt das Präparat nichts mehr. Wirken<br />
die „Wundermittel“ immer weniger, ist die<br />
„Superwaffe“ gegen unsere winzigen Feinde<br />
wirkungslos geworden und es besteht sogar<br />
Seuchengefahr.<br />
Dazu kommt, dass die Entwicklung eines Antibiotikums<br />
bis hin zum wirkungsvollen Medikament<br />
Unsummen verschlingt. Mindestens 250<br />
Millionen € pro Substanz kostet es die pharmazeutische,<br />
chemische oder sonstige Industrie,<br />
die sich seiner Entwicklung verschrieben hat.<br />
Da es sich um Wirtschaftsunternehmen handelt,<br />
die vorrangig Geld verdienen wollen, ist<br />
es nicht überraschend, dass sie keine weiteren<br />
der teuren Substanzen entwickeln.<br />
Wie sieht die Lösung aus?<br />
Tierhaltung sollte besser artgerecht und ohne<br />
obligatorischen Medikamenteneinsatz – wie im<br />
ökologischen Landbau üblich – erfolgen, das<br />
wäre zum Segen der Tiere und der Menschen!<br />
Man muss Antibiotika als das behandeln, was<br />
sie sind: eine Wunderwaffe, die man nur bei<br />
bestimmten Krankheiten in beschränkter Dosierung<br />
einsetzen kann. Wendet man sie sparsam,<br />
gezielt und verantwortungsbewusst an,<br />
so bleiben sie das, was sie ursprünglich waren:<br />
ein Wunderwerk der Medizin.<br />
Text: Dr. Andrea Flemmer
DVD für Tetraplegiker<br />
Für Betroffene mit einer Querschnittlähmung im Halsmarkbereich sowie deren<br />
Angehörige, Therapeuten und alle die Interesse an dieser Thematik haben:<br />
Unter dem Motto „Den Alltag trotz Querschnittlähmung<br />
meistern“ soll diese DVD Betroffene und deren Angehörige<br />
informieren und Mut machen, den Weg für ein möglichst selbständiges<br />
und unabhängiges Leben zu finden und ein selbstbestimmendes<br />
Leben zu führen. An praktischen Beispielen<br />
wird gezeigt, wie man – trotz hoher Querschnittlähmung im<br />
Halswirbelbereich - viele Dinge selbständig durchführen kann.<br />
Die Ursachen und Folgen einer Querschnittlähmung werden<br />
erläutert und die medizinischen Grundlagen erklärt.<br />
Lebensgestaltung<br />
In dem Ratgeber werden die Folgen derartiger Fähigkeitsstörungen<br />
aufgezeigt und der Zuschauer wird mit Hilfsmitteln für<br />
die Nutzung in verschiedenen Lebenslagen bekannt gemacht.<br />
Es werden Fragen beantwortet und Fragen angeregt. Es wird<br />
gezeigt, dass eine Änderung der Lebensgestaltung zu einem<br />
glücklichen Leben trotz Querschnittlähmung führen kann und<br />
wie eine soziale, gesellschaftliche und berufliche Wiedereingliederung<br />
erreicht wird. Ein weiteres wichtiges Thema ist Sexualität<br />
und Partnerschaft. Auch hier werden Wege und Mittel<br />
aufgezeigt und erklärt, dass man auch mit einer Querschnittlähmung<br />
eine aktive Partnerschaft erleben kann.<br />
Technische Hilfen können auch in der Lebensführung unterstützen<br />
und viele, teilweise ungeahnte Wege ermöglichen.<br />
Diese Chancen zu erkennen und für sich und die Angehörigen<br />
sinnvoll einzusetzen ist ein wichtiges Ziel in der Erstrehabilitation.<br />
Auch hier werden in verschiedenen Videoclips Beispiele gezeigt,<br />
in denen Engagement, Motivation und Aktivität eine ge-<br />
Als gut rehabilitierter <strong>Paraplegiker</strong><br />
konnte ich meinen Rollstuhl selbst<br />
selbst ins Auto einladen.<br />
So war es kein Problem für mich, als ich wieder einmal<br />
Lust hatte durch die in der Nähe liegende Großstadt zu<br />
bummeln. Ich stieg also wie gewohnt von der Beifahrerseite<br />
ins Auto, zog den Rollstuhl nach, verstaute ihn<br />
hinter dem Beifahrersitz und startete gut gelaunt.<br />
Ein Parkplatz war schnell gefunden. Im Beifahrerrückspiegel<br />
beobachtete ich bei geöffneter Tür das Geschehen<br />
auf dem Bürgersteig. Ich sah einen älteren Herrn<br />
sunde Lebensführung<br />
darstellen und Träume<br />
verwirklicht werden<br />
konnten.<br />
Was wir wollen<br />
Die Zusammenarbeit<br />
mit dem Ärzteteam,<br />
dem Pflegepersonal,<br />
den Therapeuten und<br />
Sozialpädagogen, stellt<br />
in der Erstrehabilitation<br />
eine Grundvoraussetzung<br />
für ein selbständiges<br />
Leben nach der Rehabilitation dar.<br />
Nach Eintritt dieser neuen Lebenssituation stellen sich viele<br />
Fragen, Probleme werden eintreten und Unmut wird aufkommen.<br />
Diese DVD wurde erstellt, um etwas Licht ins Dunkle zu<br />
bringen, Aufklärung zu leisten und Mut und Motivation zu<br />
vermitteln. Wir wollen informieren, beraten, helfen und aktiv<br />
unterstützen. Senden Sie uns eine Mail, rufen Sie uns an und<br />
fragen Sie uns, gerne geben wir Ihnen Auskunft.<br />
Erhältlich über www.fgq.de<br />
oder die FGQ-Zentrale in Mölsheim (s. Impressum)<br />
Text: Dirk Weber<br />
Lachen – warum nicht?<br />
mit Künstlermähne, gesenktem Kopf und offensichtlich<br />
tief in Gedanken versunken, heran stürmen.<br />
Da ich den Rollstuhl schon ausgeladen hatte, hob ich<br />
ihn noch einmal an und ließ ihn herabfallen, um den<br />
Mann aufmerksam zu machen. Mit unerwartetem Erfolg.<br />
Der Herr stutzte kurz, murmelte irgendetwas wie<br />
„kein Problem“, hob den Rollstuhl zurück in mein Auto<br />
und war schon wieder verschwunden, ehe ich mich von<br />
meiner Verblüffung erholt hatte...<br />
Text: Klaus Schwarz<br />
kultur<br />
PARAPLEGIKER 4/10<br />
21
kultur<br />
Mehr als 140 Menschen<br />
mit Multipler Sklerose<br />
(MS) sind dem Aufruf<br />
zum COPAKTIV- Literaturwettbewerb<br />
gefolgt.<br />
Die bewegenden, humorvollen<br />
und emotionalen<br />
Einsendungen<br />
zum Thema „Mein<br />
Leben in Bewegung“<br />
beeindruckten die vierköpfige<br />
Jury und deren<br />
Vorsitzenden Bastian<br />
Sick („Der Dativ ist dem<br />
Genitiv sein Tod“). Der<br />
Wettbewerb wird von<br />
den Firmen Sanofi-<br />
Aventis und TEVA Pharma<br />
unterstützt.<br />
22<br />
PARAPLEGIKER 4/10<br />
Literaturwettbewerb zum Thema MS:<br />
» Bei aller Unterschiedlichkeit hatten die<br />
Texte eines gemein: Sie haben mich sehr<br />
berührt“, sagt Bastian Sick. Nach einer spannenden<br />
Diskussion während des Jurytages<br />
über Kreativität, literarische Qualität und Umsetzung<br />
der Thematik „Mein Leben in Bewegung“,<br />
war sich die vierköpfige Jury, bestehend<br />
aus dem Neurologen Professor Dr. Jürgen Köhler,<br />
Med. Geschäftsführer und Ärztlicher Leiter<br />
der Marianne-Strauß-Klinik, Behandlungszentrum<br />
Kempfenhausen für Multiple Sklerose<br />
Kranke, der MS-Schwester Sonja Kölzer, dem<br />
Vertreter des TRIAS Verlags Patrick Hagemann<br />
und Bastian Sick einig und kürte die ersten drei<br />
Gewinner.<br />
Der erste Platz ging an Corinna Mertens. Die<br />
29-Jährige erzählt in ihrer Kurzgeschichte von<br />
ihrer MS-Diagnose, die sie mitten in der Vorbereitung<br />
auf einen Marathon erhält. Eindringlich<br />
schildert sie den Lauf, der ihr durch die Unterstützung<br />
von Partner, Familie und Freunden<br />
zeigt, dass sie in ihrem Leben mit der MS nicht<br />
alleine ist.<br />
Bastian Sick, die drei Literatur-Preis Gewinnerinnen<br />
Corinna Mertens, Stephanie Löb und Jury-Mitglied<br />
Professor Dr. Jürgen Köhler (von links).<br />
Über den zweiten Platz kann sich Stephanie Löb<br />
mit ihrem Gedicht freuen. Auf Platz drei landete<br />
die Kurzgeschichte „Heidelbeerzeit“ von Beatrix<br />
Knebel. Der prominente Schirmherr Bastian Sick<br />
zeigte sich sehr beeindruckt von den Einsendungen.<br />
„Sprache vermag vieles, Sprache kann<br />
Türen öffnen, Brücken bauen, Horizonte erweitern,<br />
sie kann Langeweile vertreiben, Ängste<br />
mildern und Schmerzen lindern“, so Sick.<br />
Vorgestellt werden die Gewinner des Literaturwettbewerbs<br />
und ihre Einsendungen in einem<br />
Sonderheft des Patientenmagazins „COPAKTIV<br />
– Aktiv im Leben“ sowie auf www.aktiv-mitms.de.<br />
Die Website bietet Hintergrundwissen<br />
und Tipps zu MS-relevanten Themen wie Therapie,<br />
Partnerschaft, Familie und Beruf.<br />
Verlauf positiv beeinflussen<br />
MS ist eine entzündliche chronische Erkrankung,<br />
eine so genannte Autoimmunerkrankung<br />
an der mehr als 2,5 Millionen Menschen<br />
weltweit leiden. Alleine in Deutschland sind
etwa 130 000 Menschen betroffen. Frauen<br />
zwei- bis dreimal so häufig wie Männer. Die<br />
Symptome sind sehr unterschiedlich. Zu den<br />
häufigen Anzeichen gehören ständige Müdigkeit,<br />
verschwommenes Sehen, Schwächegefühl<br />
in einem oder mehreren Gliedmaßen, Sensibilitätsstörungen<br />
wie Taubheitsgefühle und<br />
Kribbeln, Steifigkeit, Schwindelgefühle, „verwaschene“<br />
Sprache oder Verlust der Kontrolle<br />
über die Blase.<br />
Die Diagnose „Multiple Sklerose“ löst bei Betroffenen<br />
große Ängste und Sorgen aus. Das<br />
zeigen Ergebnisse einer internationalen Umfrage.<br />
Demzufolge sind 71 Prozent der Befragten<br />
besorgt darüber, wie der Krankheit ihre beruflichen<br />
und privaten Beziehungen beeinflusst,<br />
und für 64 Prozent hatte die Diagnose negative<br />
Folgen auf die berufliche Karriere. Für viele Patienten<br />
bedeutet MS zunächst ein Schock, „nicht<br />
zuletzt weil Patienten fälschlicherweise annehmen,<br />
ein normales Leben sei in Zukunft nicht<br />
mehr möglich“, so Köhler.<br />
„Die Lebensqualität von MS-Betroffenen wird<br />
in hohem Maße durch Fatigue-Beschwerden<br />
(75 Prozent) und kognitive Funktionseinbußen<br />
(65 Prozent) beeinträchtigt“, sagt Köhler. Die<br />
Beschwerden treten bereits zu Beginn der Erkrankung<br />
gehäuft auf.“ Unkontrollierte Apathie,<br />
Teilnahmslosigkeit, Erschöpfung und Ermüdung<br />
belasten viele Betroffenen. Köhler empfiehlt<br />
bei Fatigue regelmäßige Pausen, Einteilung<br />
der Leistungsfähigkeit und regelmäßiges<br />
körperliches aerobes Training. Es gibt sehr viele<br />
Studien, die zeigen, dass Sport einen positiven<br />
Effekt auf viel Symptome der MS hat. Entspannung<br />
wird durch Yoga, autogenes Training und<br />
Feldenkrais erreicht. Auch Kühlung des Körpers<br />
kann Auftrieb geben.<br />
Häufig tauchen mit der Krankheit eine ganze<br />
Reihe von Fragen in Bezug auf das Leben in<br />
Partnerschaft oder Familie auf: Bin ich noch attraktiv<br />
für meinen Partner? Kann ich meiner Rolle<br />
als Vater oder Mutter noch gerecht werden?<br />
Wie sieht unsere gemeinsame Zukunft aus?<br />
Doch auch für die gesunden Familienmitglieder<br />
verändert sich einiges. Verständnis, Toleranz<br />
und Geduld sind jetzt unverzichtbar. Ängste<br />
und Befürchtungen müssen angesprochen und<br />
gemeinsam nach Lösungen gesucht werden.<br />
Falsche Vorstellungen<br />
Menschen mit MS werden immer wieder mit<br />
Vorurteilen konfrontiert und aufgrund ihrer Erkrankung<br />
als Lebenspartner oder auch Mitarbeiter<br />
und Kollege abgelehnt. Der Verlauf und das<br />
Erscheinungsbild der Erkrankung können stark<br />
variieren. Kein Wunder, dass die MS daher auch<br />
als „Krankheit mit 1 000 Gesichtern“ bezeichnet<br />
wird. Hinzu kommt auch, dass die Wissenschaft<br />
trotz großen Forschungseinsatzes das Rätsel um<br />
die Ursachen der MS bis heute nicht endgültig<br />
lösen konnte. Zudem macht die Begegnung<br />
mit einer Erkrankung wie MS vielen Menschen<br />
Angst. Unsicherheit und Angst lassen sich durch<br />
sachliche Aufklärung mindern, wenn nicht sogar<br />
auflösen: MS ist – NICHT Muskelschwund, NICHT<br />
ansteckend, KEINE psychische Erkrankung, NICHT<br />
tödlich und KEIN Hindernisgrund, um Kinder zu<br />
bekommen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Erkrankung<br />
an die Kinder weitergegeben wird, ist<br />
mit 1 bis 5 Prozent sehr gering.<br />
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kultur
kultur<br />
24<br />
Im Laufe der MS kann es zwar zu kognitiven Problemen, beispielsweise<br />
einem gestörten Kurzzeitgedächtnis, kommen,<br />
doch MS-Betroffene können sich mit Gedächtnisstützen<br />
helfen. Auch ihr Intelligenzniveau bleibt gleich. Manche MS-<br />
Patienten brauchen nur etwas länger, um sich an neue Situationen<br />
zu gewöhnen, und müssen ihre Energie für geistige<br />
Aufgaben etwas mehr einteilen als Nicht-Betroffene.<br />
Aktives Leben<br />
Bevor immunmodulierende Langzeittherapien zur Verfügung<br />
standen, waren viele MS-Betroffene im Verlauf der Erkrankung<br />
tatsächlich auf einen Rollstuhl angewiesen. Heute<br />
sieht die Realität – glücklicherweise – anders aus. Etwa 30<br />
Prozent der MS-Kranken haben keinerlei bleibende Gehbehinderungen.<br />
Wenn ein Rollstuhl benötigt wird, dann oft<br />
erst nach vielen Jahren oder sogar Jahrzehnten der Erkrankung.<br />
In einer aktuellen Untersuchung der Deutschen Multiple<br />
Sklerose Gesellschaft (DMSG) zeigte sich sogar, dass von<br />
den 5 445 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 44<br />
Jahren und einer durchschnittlichen Erkrankungsdauer von<br />
knapp 13 Jahren nur 6 Prozent auf einen Rollstuhl angewiesen<br />
waren. 60 Prozent über 50 Jahre und 40 Prozent der Patienten<br />
über 60 Jahre benötigten keine Gehhilfe, um 100 m<br />
weit zu gehen. Viele MS-Betroffene nutzen jedoch Hilfsmittel<br />
wie Gehstock oder Rollator, um Kraft zu sparen oder sich vor<br />
Stürzen zu schützen.<br />
Die Möglichkeit, mit MS ein aktives Leben zu führen, ist vor<br />
allem der Entwicklung immunmodulatorischer Therapien zu<br />
verdanken, die im Idealfall auch der Dualität der Erkrankung<br />
gerecht werden. Die Basistherapie für die Zeit zwischen den<br />
Schüben setzt auf Substanzen, die auf das Immunsystem<br />
wirken, wie Interferon-beta. Frühe Diagnose und früher Beginn<br />
der Behandlung können das Fortschreiten der Krankheit<br />
verzögern und die Symptome mildern. „Aber genauso<br />
wichtig wie eine effektive Therapie ist es, dass die Patienten<br />
auf der psychologischen Ebene mit der Krankheit umzugehen<br />
lernen“, so Köhler.<br />
Die Multiple Sklerose wird auch als duale Erkrankung bezeichnet,<br />
da sie sowohl entzündliche als auch neuro-degenerative<br />
Vorgänge umfasst. Bereits im frühen Krankheitsstadium<br />
der MS kommt es zu den entzündlichen Prozessen im<br />
Zentralen Nervensystem, die die Krankheitsschübe hervorrufen.<br />
Außerdem schreiten Schädigungen oder sogar Verluste<br />
der Nervenfasern (Axone) von Beginn der Erkrankung an<br />
über Jahre schleichend fort – auch während der schubfreien<br />
Zeiten. Sichtbar werden diese Schäden an den Nervenfasern<br />
erst dann, wenn bleibende körperliche oder geistige Behinderungen<br />
mit entsprechenden Beeinträchtigungen der Lebensqualität<br />
entstanden sind.<br />
PARAPLEGIKER 4/10<br />
„Daher ist es umso wichtiger, bereits im Frühstadium der MS<br />
nicht nur die Schubfrequenz und akute Entzündungsreaktionen,<br />
sondern auch mögliche Schäden an den Nervenfasern<br />
mittels immunmodulatorischer Langzeittherapie zu reduzieren“,<br />
sagt Köhler. Die Krankheit ist nicht heilbar, jedoch<br />
kann man durch die Therapie Zahl und Dauer begrenzen<br />
sowie die Intensität der Schübe mildern. In der Akuttherapie<br />
eines Schubes wird hoch dosiertes Kortison eingesetzt. Dies<br />
lässt die Entzündung und Symptome rasch abklingen. Im<br />
Rahmen der Langzeit- und Basistherapie wird am häufigsten<br />
Interferon beta und Glatirameracetat angewendet. Neu<br />
in der MS-Therapie ist die Behandlung mit dem Antikörper<br />
Natalizumab. Dieser wird bei hochaktiven Verlaufsformen<br />
der MS eingesetzt.<br />
Von einem Schub spricht man, wenn bereits zurück gegangene<br />
Symptome plötzlich wieder auftreten, neue hinzukommen<br />
oder auch vorhandene sich verschlechtern. Durchschnittlich<br />
jeder dritte MS-Schub lässt sich verhindern, das<br />
Fortschreiten mit letztlich irreparablen Schäden verzögern.<br />
Dazu müssen sich MS-Patienten das jeweilige Interferon<br />
oder Glatirameracetat regelmäßig selbst subkutan oder<br />
intramuskulär spritzen. Üblicherweise erfolgt Schulung zur<br />
Selbstinjektion bei MS durch Fachpersonal. Wichtig ist die<br />
Zusammenarbeit zwischen Ärzten, Apotheken und Psychotherapeuten,<br />
auf der anderen Seite die Vernetzung der Patienten<br />
unter einander.<br />
MS-Betroffene können heute dank wirksamer Therapien ihrem<br />
Beruf nachgehen, Sport treiben, ihre Freizeit gestalten<br />
und ihre Zukunft planen. Es gibt viele Beispiele von MS-Patienten,<br />
die trotz ihrer Erkrankung ein aktives und erfülltes<br />
Leben führen.<br />
Text: Heike Stüvel<br />
Foto: privat<br />
Leben bewegen<br />
Ohne Bewegung gelebt<br />
Ohne Leben bewegt<br />
Bewegung belebt<br />
Leben erlebt<br />
Nichts<br />
Bewegt sich ohne dich
medizin<br />
Chronische Krankheiten und Behinderungen bieten<br />
einerseits jede Menge Anlass für ganz normale Trauer.<br />
Andererseits können Querschnittgelähmte oder MS-Patienten<br />
aber auch echte Depressionen entwickeln. Es lohnt<br />
sich, diese beiden Gefühle auseinander halten zu können.<br />
Depressiv<br />
oder einfach nur traurig?<br />
Nach der Diagnose Querschnittlähmung wird<br />
wohl jeder Betroffene mit Trauer, Wut, Schuldgefühlen<br />
oder auch Scham auf die plötzliche<br />
Einschränkung des bisherigen Lebens reagieren.<br />
Aber der eine Patient fängt an, seine eingeschränkte<br />
Zukunft wieder in die eigenen<br />
Hände zu nehmen und Pläne zu machen. Der<br />
andere sinkt dagegen tief ein in ein Gefühl<br />
von Wertlosigkeit, Schwäche und Hilflosigkeit.<br />
So beschreibt Diplom-Psychologe Jörg Eisenhuth<br />
ganz knapp den Unterschied zwischen<br />
Trauer und Depression. Seiner Erfahrung nach<br />
wird längst nicht jeder Patient der Werner-Wicker-Klinik<br />
depressiv. In dem Orthopädischen<br />
Schwerpunktkrankenhaus für Erkrankungen<br />
rund um die Wirbelsäule werden viele Querschnittgelähmte<br />
behandelt. Immer gehört<br />
auch das Angebot von Gesprächen mit einem<br />
Psychotherapeuten dazu.<br />
Früher hat man unterstellt, dass jeder Querschnittgelähmte<br />
typische Phasen bei der Bewältigung<br />
seines Unfalls und der neuen Lebensumstände<br />
durchläuft: Am Anfang steht<br />
bei diesem Phasenmodell der Schock, gefolgt<br />
von einem Zeitraum, in dem die neue Situation<br />
verleugnet wird. Anschließend reagiert der Patient<br />
mit Regression, so als könne er überhaupt<br />
nichts selbstständig tun. Auf diese Phase soll<br />
dann die Depression folgen, die schließlich<br />
vom Akzeptieren der Situation abgelöst wird.<br />
Heute sehen die Psychologen die gedankliche<br />
und gefühlsmäßige Bewältigung des Handikaps<br />
unter anderen Aspekten. Sie leugnen<br />
nicht, dass alle im Phasenmodell beschriebenen<br />
Verhaltensweisen auftreten können.<br />
Aber es gibt auch ganz andere Verläufe. Hauptsache,<br />
der Patient lernt, mit seiner Behinderung<br />
zu leben. Das dauert meistens ein paar Jahre.<br />
„In diesem Zeitraum erlebt man die meisten<br />
Jörg Eisenhuth,<br />
Leitender Diplom-Psychologe<br />
der Werner-Wicker-Klinik<br />
Lebenssituationen, die unter den neuen Bedingungen<br />
einer Querschnittlähmung Stress<br />
auslösend sein können“, beschreibt Eisenhuth<br />
und ergänzt: „Den meisten Menschen mit<br />
Querschnittlähmung gelingt dieser Lernprozess“.<br />
Wenn dieses Verarbeiten nicht gelingt,<br />
kann eine Depression daraus werden.<br />
Anlässe für Depressionen<br />
Natürlich können Depressionen entstehen,<br />
wenn man es einfach nicht schafft, die Querschnittlähmung<br />
als neuen Lebensumstand zu<br />
akzeptieren. Auch wer chronische Schmerzen<br />
hat, leidet häufig unter Depressionen – egal, ob<br />
der Schmerz durch die Querschnitt-Verletzung<br />
ausgelöst wird, durch Spasmen oder durch<br />
eine langjährige Überlastung der Rollstuhlfahrer-Schulter.<br />
„Manche Patienten kommen in<br />
der Reha gut zurecht, entwickeln dann aber zu<br />
Hause eine Depression“, berichtet Eisenhuth.<br />
Außerdem gibt es natürlich auch noch depressive<br />
Patienten, die ohne Querschnittlähmung<br />
ebenfalls depressiv geworden wären. Die Zah-<br />
„Manche Patienten<br />
kommen<br />
in der Reha gut<br />
zurecht, entwickeln<br />
dann aber<br />
zu Hause eine<br />
Depression“<br />
PARAPLEGIKER 4/10 25
medizin<br />
Ältere Menschen<br />
haben –<br />
statistisch gesehen<br />
– offenbar<br />
mehr Schwierigkeiten<br />
damit,<br />
die veränderten<br />
Lebensumstände<br />
zu bewältigen.<br />
26<br />
PARAPLEGIKER 4/10<br />
len sind übrigens uneinheitlich: die Untersuchungsergebnisse<br />
reichen von 3 bis über 40<br />
Prozent depressive Querschnittgelähmte.<br />
Ältere Menschen haben – statistisch gesehen<br />
– offenbar mehr Schwierigkeiten damit, die<br />
veränderten Lebensumstände zu bewältigen.<br />
Bei ihnen sind Depressionen häufiger. „Sie<br />
sind weniger flexibel, was ihre Vorstellungen<br />
von der Zukunft angeht“, so Eisenhuth. Er beschreibt,<br />
wie flexibel Kinder mit einer Lähmung<br />
umgehen: natürlich sind sie auch manchmal<br />
traurig oder unzufrieden, suchen aber schnell<br />
nach Ideen, um sich mit der neuen Situation<br />
zu arrangieren. Schwerer haben es neben älteren<br />
Menschen auch solche, die nur über wenig<br />
Kontakte verfügen. „Familienangehörige,<br />
Freunde und Bekannte spielen eine sehr wichtige<br />
Rolle bei der Frage, wie jemand seine Situation<br />
verarbeiten kann“, weiß Eisenhuth. Angehörige<br />
sind seiner Erfahrung nach übrigens<br />
in der ersten Zeit nach dem Unfall oft stärker<br />
belastet als die Patienten selbst. Die werden<br />
offenbar von einer Art Airbag geschützt, der<br />
ihnen Ressourcen zur Verfügung stellt, die das<br />
seelische und körperliche Überleben sichern.<br />
Angehörige haben keinen solchen Airbag, sie<br />
fahren mit ihrem Schock, ihren Zukunftsängsten<br />
und Sorgen gegen die Wand, wenn sie<br />
nicht aufgefangen werden.<br />
Psychologische Unterstützung<br />
Unabhängig davon, welche Ursache besteht,<br />
macht es Sinn, eine Depression psychotherapeutisch<br />
behandeln zu lassen. „Männer gehen<br />
oft davon aus, dass sie alles alleine schaffen<br />
müssen“, beschreibt Eisenhuth, „auch die Depression“.<br />
Die Zahlen sprechen eine deutliche<br />
Sprache: Unter den Patienten mit Querschnittlähmung<br />
überwiegen in der Werner-Wicker-<br />
Klinik die Männer mit 75 Prozent. Die Patienten,<br />
die hier psychotherapeutische Gespräche in<br />
Anspruch nehmen, sind aber zur Hälfte Frauen.<br />
Ihnen fällt es offenbar leichter, über ihre Probleme<br />
zu reden…<br />
In den Querschnittgelähmtenzentrum (Adressen<br />
unter www.dmgp.at) bieten Psychotherapeuten<br />
nicht nur frisch Querschnittgelähmten<br />
Unterstützung an. Im Gegensatz zu niedergelassenen<br />
Therapeuten kann man sich hier<br />
auf einen barrierefreien Zugang verlassen.<br />
Außerdem haben die Psychotherapeuten in<br />
diesen Zentren genügend Erfahrung mit <strong>Paraplegiker</strong>n,<br />
sodass sie nicht spontan mitleidig<br />
reagieren. „Es gibt gute und kompetente niedergelassene<br />
Psychotherapeuten“, ergänzt Eisenhuth,<br />
„aber manchmal muss man ein Zuviel<br />
an Mitgefühl zurückweisen“. Er empfiehlt, auf<br />
jeden Fall mehrere Therapeuten zu einem Erstgespräch<br />
aufzusuchen. „Man muss jemanden<br />
finden, mit dem man zurechtkommt“.<br />
Depression und MS<br />
Beim Thema ‚Depression’ gibt es deutliche Unterschiede<br />
zwischen <strong>Paraplegiker</strong>n und Patienten<br />
mit Multipler Sklerose (MS). Die Gemeinsamkeit<br />
besteht sicher darin, dass beide Patientengruppen<br />
mit der Diagnose ihrer Krankheit eine<br />
ausgeprägte Veränderung ihres Lebens zu verarbeiten<br />
haben. Neben der Notwendigkeit, diesen<br />
Diagnose-Brocken zu schlucken, kommt für<br />
viele MS-Patienten allerdings noch eine Besonderheit<br />
hinzu. Sie müssen lernen, damit zu leben,<br />
dass Veränderungen in der Stimmungslage zu<br />
ihrer Krankheit dazu gehören können. „Ursache<br />
hierfür sind Veränderungen im Zentralen Nervensystem“,<br />
erklärt Prof. Dr. med. Frank Weber.<br />
Er muss es wissen: Er leitet als Oberarzt die Multiple-Sklerose-Ambulanz<br />
am Max-Planck-Institut<br />
für Psychiatrie in München und ist Mitglied<br />
des Kompetenznetzes Multiple Sklerose. In dieser<br />
Spezialambulanz für entzündliche Erkrankungen<br />
des Zentralen Nervensystems werden<br />
auch Medikamente eingesetzt, die in aktuellen<br />
Studien Erfolg versprechende Resultate auf das<br />
Prof. Dr. med.<br />
Frank Weber,<br />
Leiter der<br />
Multiple-Sklerose-Ambulanz<br />
am Max-Planck-<br />
Institut für Psychiatrie<br />
in München
Immunsystem gezeigt haben und deshalb zur<br />
Behandlung der MS zugelassen wurden: beispielsweise<br />
immunmodulatorische Substanzen<br />
wie Interferon-beta, Glatirameracetat (früher<br />
als Copolymer-1 bezeichnet), Natalizumab und<br />
Mitoxantron. Wirkung und Nebenwirkungen<br />
der verschiedenen Therapeutika werden durch<br />
engmaschige klinische und kernspintomographische<br />
Kontrollen erfasst.<br />
Im Rahmen dieser Kontrolluntersuchungen führen<br />
die Ärzte der Ambulanz natürlich auch Gespräche<br />
mit langjährig bekannten MS-Patienten,<br />
um die Auswirkungen der Medikamente auf die<br />
Stimmungslage herauszufinden. Bei leichteren<br />
Problemen empfehlen sie Gesprächstherapien,<br />
wenn die Depressionen stärker sind, werden<br />
„relativ zügig“ Medikamente gegeben. „Jeder<br />
zweite MS-Patient entwickelt eine Depression“,<br />
so Weber. Oft ist es nicht ganz leicht, zwischen<br />
krankheitstypischer Fatigue (lähmende Müdigkeit,<br />
frühere Erschöpfbarkeit) und Depression<br />
zu unterscheiden. „Allerdings ist bei Fatigue die<br />
Stimmung insgesamt eher ausgeglichen“, weiß<br />
Weber, „während bei einer Depression Antriebslosigkeit<br />
und traurige Stimmung gemeinsam<br />
auftreten“.<br />
Der MS-Experte berichtet, dass auch manche<br />
Medikamente in Verdacht stehen, Depressi-<br />
Anzeige<br />
onen auszulösen: Die Interferon-Behandlung<br />
wird bei MS am häufigsten eingesetzt, um<br />
den Krankheitsverlauf zu modifizieren. Ältere<br />
Studien fanden heraus, dass dadurch Depressionen<br />
verstärkt werden können. In neueren<br />
Studien konnte dieser Verdacht allerdings<br />
nicht bestätigt werden. „Wir verlassen uns<br />
nicht nur auf die wissenschaftlichen Ergebnisse“,<br />
fasst Weber zusammen, „sondern beobachten<br />
sehr genau, was unsere Patienten<br />
berichten“. In der Praxis heißt das: Über das<br />
Gefühlsleben wird genauso gesprochen wie<br />
über andere Symptome und notfalls wird ein<br />
Wechsel der Medikation durchgeführt, z.B.<br />
statt Interferon Glatirameracetat gegeben.<br />
Bisher gibt es nicht allzu viele Studien, die<br />
sich mit dem Zusammenhang von MS und<br />
Depressionen beschäftigen. Dabei ist dieses<br />
Thema dem MS-Spezialisten keineswegs<br />
gleichgültig: „Es nützt den Patienten, wenn sie<br />
begreifen, dass die Depression von der Krankheit<br />
kommt oder zum Beispiel bei einem Teil<br />
der MS-Kranken durch eine Cortison-Stoßtherapie<br />
verursacht wird“, erklärt er. „Diese Erkenntnis<br />
bedeutet oft eine echte Entlastung<br />
für die Kranken“.<br />
Text: Ruth Auschra<br />
Fotos: privat<br />
medizin
ericht<br />
Die RehaCare vom<br />
6. bis zum 9. Oktober<br />
in Düsseldorf konnte<br />
einen neuen Besucherrekord<br />
melden:<br />
52 500 Menschen<br />
mit und ohne Behinderungen<br />
haben die<br />
viertägige Leistungsschau<br />
besucht. Beispielhaft<br />
stellen wir<br />
hier neue Produkte<br />
von drei in ihrem Bereich<br />
führenden Unternehmen<br />
vor.<br />
Christian Au lässt sich<br />
von Otto-Bock-Mitarbeiterin<br />
Christa Weber den neuen<br />
Avantgarde3 erklären.<br />
28<br />
PARAPLEGIKER 4/10<br />
RehaCare Düsseldorf<br />
Dreimal Neues<br />
Die wesentlichen Merkmale der neuen<br />
Generation der Avantgarde-Rollis von Otto<br />
Bock machen einen guten ersten Eindruck.<br />
Der Falter wirkt modern, ist damit zeitgemäß,<br />
macht einen stabilen Eindruck und ist – wie<br />
man das bei Otto Bock nennt – „designorientiert“,<br />
sieht also gut aus.<br />
Der Avantgarde3 löst nach acht Jahren seine<br />
Vorgängermodelle ab. Technisch bleibt das<br />
Grundkonzept als faltbarer Aktivrollstuhl mit<br />
zentraler Doppelkreuzstrebe und Anwender-spezifischem<br />
Aufbau unverändert. Eine<br />
große Auswahl an sogenannten „Pure Metall“-<br />
Farben bietet für jeden Geschmack die<br />
richtige Variante. Weitere Neuerungen sind<br />
eine weiter verbesserte Stabilität für Nutzer<br />
bis zu 140 kg Körpergewicht und die entsprechend<br />
größeren Sitzmaße.<br />
Den Avantgarde3 gibt es in drei Basis-Ausführungen:<br />
Der CV hat einen Vorderrahmen<br />
mit schwenkbaren Fußrasten-Haltern und ermöglicht<br />
dadurch beispielsweise gutes Heranfahren<br />
an Möbel und leichten Transfer, dabei<br />
ist die Entriegelung der Fußrasten-Halter<br />
auch mit eingeschränkten Handfunktionen<br />
möglich.<br />
Die sportliche Variante ist der<br />
CS mit beispielsweise beachtlicher<br />
Wendigkeit auf engem<br />
Raum und besonders gutem<br />
Rollverhalten. Die Maße sind<br />
kompakt, der Aufbau ist besonders<br />
stabil und die Fußauflage<br />
integriert.<br />
Für besonders ambitionierte<br />
Rollis wird das auch optisch<br />
bemerkenswerte Leichtgewicht<br />
CLT angeboten. Noch<br />
leichter ist die fest verschweißte<br />
Version des CLT. Alle Versionen<br />
des Avantgarde3 sind<br />
ab Januar lieferbar. Weitere Informationen bei<br />
www.ottobock.de<br />
Xenon und Easy Life von SOPUR<br />
Die herausragenden Merkmale des neuen<br />
Xenon von SOPUR, der in Düsseldorf erstmalig<br />
der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, sind<br />
eine besonders hohe Stabilität, das geringe<br />
Gewicht und das durch die neue Technik bemerkenswerte<br />
Design. Der Xenon sieht einem<br />
Starr-Rahmen-Rollstuhl zum Verwechseln<br />
ähnlich. Die Kreuzstrebe ist so flach, dass<br />
sie fast komplett unter dem Sitz verschwindet.<br />
Das bereits im SOPUR Helium bewährte<br />
Hydroforming – dabei wird der Rahmen mit<br />
Wasserdruck geformt, auf Schweißnähte wird<br />
verzichtet – gibt dem Rollstuhl die hohe Stabilität.<br />
Der Xenon wird ab Januar geliefert.<br />
Vorgestellt wurde auch der Aktiv-Faltrollstuhl<br />
SOPUR Easy Life. Für dieses von SOPUR so bezeichnete<br />
„Multitalent für aktive Menschen“<br />
werden zahlreiche individuelle Einstellmöglichkeiten<br />
genannt:<br />
• Integrierte oder abnehmbare Fußraste,<br />
die nach innen und außen abschwenkbar<br />
ist.<br />
• Höhenverstellbare Beinstütze, zusätzlich<br />
mit Knieschutz und winkelverstellbaren<br />
Fußrasten.<br />
• Neuartige, individuell anpassbare Komfort-<br />
Rückenbespannung mit Tasche.<br />
• Wahlweise Ausstattung mit Aluminium-<br />
Kleiderschutzteil oder „Desk-Seitenteil“ für<br />
mehr Komfort.<br />
• Vertikale Achsverstellung mit sieben Einstellmöglichkeiten<br />
für die ideale Sitzhöhe.<br />
• Als Farben sind orange, schwarz oder silber<br />
eloxiert lieferbar<br />
• Winkeleinstellbarer Rücken zwischen<br />
minus 9 Grad und plus 9 Grad, einfach zu<br />
verstellen.
SOPUR-Produktberater Jürgen Geider zeigt das<br />
neue Baukonzept des Xenon.<br />
Bei SOPUR geht man davon aus, dass der<br />
„fortschrittliche Allrounder“ Easy Life mit diesen<br />
Produkteigenschaften auf perfekte Weise<br />
gute Ausstattung mit hoher Individualität verbindet<br />
und eine „leistungsstarke Mobilitätslösung“<br />
für Rollstuhlnutzer aller Altersgruppen<br />
und mit unterschiedlichsten Krankheiten und<br />
Behinderungen ist. Der Easy Life ist ab sofort<br />
lieferbar. Weitere Informationen bei www.<br />
sunrisemedical.de<br />
Neuer Sitz von VEIGEL<br />
Das Unternehmen VEIGEL – bekannter Hersteller<br />
von qualifizierten Handbedienungen<br />
und Sitzen – hat ein verschiebbares Sitzsystem<br />
mit dem Namen „Slider“ vorgestellt. Das<br />
System wurde im T5 auf dem VW-Stand vorgeführt.<br />
Für den Einbau hat VEIGEL eine sehr exakte<br />
Anleitung erstellt. Beim T5 von VW wird der<br />
Sitzkasten demontiert und dafür wird das Slider-System<br />
eingesetzt, bestehend aus einem<br />
Schienensystem mit Sitzkonsole. Auf diese<br />
Sitzkonsole wird dann der Originalsitz des T5<br />
wieder aufgesetzt. Alternativ können auch<br />
spezielle orthopädische Sitze auf das System<br />
aufgesetzt werden.<br />
Mit dem Slider kann der Fahrersitz mittels kugelgelagerter<br />
Spezialschienen sehr leicht um<br />
40 Zentimeter nach hinten verschoben werden.<br />
Der Sitz kann auch mit einer Drehkonsole<br />
ausgerüstet werden, welche eine Drehung<br />
des Sitzes bis zu 180 Grad ermöglicht. Alle<br />
Funktionen sind auch elektrisch möglich, mit<br />
einer Kabel- oder auch einer Funk-Fernbedienung.<br />
Wenn ein Rollstuhlfahrer mit dem Kassettenlift<br />
von AMF Bruns in sein Auto gelangt ist,<br />
kann er leicht auf den Fahrersitz umsetzen.<br />
Nach dem Umsetzen zieht man sich durch einen<br />
Griff an das Lenkrad nach vorn, der Sitz<br />
verriegelt dann selbstständig in der vorher<br />
eingestellten Position. Die Slider-Technik ist<br />
auch für die Beifahrerseite lieferbar.<br />
Mit dem Slider-System, den Handbedienungen<br />
Classic oder Compact und dem Kassettenlift<br />
von AMF Bruns bietet VEIGEL ein<br />
komplettes Ausstattungspaket, zur Zeit für<br />
VW T5 oder den Mercedes Viano. Das Slider-<br />
System ist sofort lieferbar. Weitere Informationen<br />
bei www.veigel-automotive.de und bei<br />
www.volkswagen-nutzfahrzeuge.de/menschen-mit-behinderung.<br />
Text & Fotos:<br />
Hermann Sonderhüsken<br />
bericht<br />
Gerd Schmees,<br />
VW-Spezialist für<br />
Sondereinbauten,<br />
demonstriert die<br />
neue „Slider“-<br />
Technik am T5.<br />
PARAPLEGIKER 4/10 29
menschen<br />
ist einer der bekanntestenUnternehmensvertreter<br />
in der Deutschen<br />
Rolli-Szene.<br />
Raabe hat<br />
damals die<br />
Wichtigkeit<br />
von Rollisport<br />
erkannt und<br />
Meyra zum<br />
großen Sponsorentwikkelt...<br />
30<br />
Wolfgang Raabe<br />
PARAPLEGIKER 4/10<br />
Ein Leben<br />
für Rollis<br />
Wolfgang Raabe ist Jahrgang 1950, hat <strong>2010</strong><br />
also seinen 60. Geburtstag gefeiert. Zu seiner Geburtsort<br />
Glückstadt in Schleswig-Holstein sagt er:<br />
„Da sind meine Wurzeln, da an der Elbe, mit dem<br />
Fährbetrieb meiner Tante. Ich bin sogar mit Elbwasser<br />
getauft und in den Schulferien, Anfang<br />
der Sechziger, bin ich immer zur Oma nach Glückstadt<br />
in die Sommerfrische geschickt worden.<br />
Ich muss da immer wieder hin, in das hübsche<br />
Städtchen.“ Aber schon 1954 zogen die Eltern mit<br />
dem gerade Vierjährigen und seiner siebenjährigen<br />
Schwester Jutta nach Essen. Raabe fühlt sich<br />
als Essener, er ist vom alten Schlag der ehrlichen<br />
Ruhrgebietler, geht auf die Menschen zu und<br />
kommt in seiner freundlich-offenen Art immer<br />
gut an.<br />
Nach seinem Realschul-Abschluss machte Wolfgang<br />
Raabe bei einer Essener Werbeagentur<br />
eine Lehre als Grafischer Zeichner und studierte<br />
parallel dazu von 1968 bis 1974 bei der renommierten<br />
Essener „Folkwangschule für grafische<br />
Gestaltung“. Nach Lehrabschluss machte sich der<br />
ehrgeizige junge Mann auf die Suche nach einer<br />
entsprechenden Anstellung und fand diese 1972<br />
bei Werbeagenturen in Bielefeld und Detmold,<br />
wo er sich sowohl als Gestalter als auch als Organisator<br />
einen Namen machte und über viele Stationen<br />
bis ins Management vorrückte.<br />
In diese Zeit fällt auch das sozial-ehrenamtliche<br />
Engagement von Raabe, er war in der Jugendarbeit<br />
der evangelischen Kirche in Gütersloh ebenso<br />
aktiv wie in der gemeinnützigen und international<br />
tätigen „Round Table“-Organisation, dort<br />
bis zum Präsidenten. Über ein Inserat kam Raabe<br />
1981 zu Meyra ins ostwestfälische Vlotho-Kalldorf.<br />
Bei diesem damals größten europäischen<br />
Rollstuhl-Hersteller heuerte er als Werbeleiter an.<br />
Aktiv und guter Laune:<br />
So kennt man Wolfgang Raabe.<br />
Perspektiven entwickeln<br />
In dieser Aufgabe und bei diesem Unternehmen<br />
wurde der Grundstein gelegt für die wahren<br />
Interessen von Raabe. Hier brauchte er nicht<br />
mehr für alle möglichen, teilweise überflüssigen<br />
oder sogar unsinnigen Produkte zu werben,<br />
hier konnte er behinderten Menschen mit<br />
Produkten und Angeboten neue Perspektiven<br />
bieten. In seinen 17 Jahren bei Meyra hat Raabe<br />
diesem Unternehmen ein neues Ansehen – oder<br />
auch „Image“ – in der Rolli-Szene verschafft, hat<br />
die Außendarstellung von Meyra durch eine<br />
umfassende „Corporate Identity“ entscheidend<br />
verändert. Raabe hat damals die Wichtigkeit von<br />
Rollisport erkannt und Meyra zum großen Sponsor<br />
entwickelt, nachdem er das Unternehmen<br />
erfolgreich zur Entwicklung von Sportrollstühlen<br />
motiviert hat. Er war mit Rollisportlern/innen<br />
weltweit unterwegs, in vielen Sportarten bei allen<br />
wesentlichen Veranstaltungen, natürlich bis<br />
hin zu Paralympics.<br />
Irgendwann hatte Raabe den Eindruck, bei Meyra<br />
alles für ihn Mögliche geschafft zu haben und<br />
fasste den Entschluss, sich zu verändern. Dabei<br />
war ihm klar, dass er im Bereich der Hilfsmittel-<br />
Versorgung und im Kontakt mit behinderten<br />
Menschen bleiben wollte. So arbeitete er von<br />
1998 bis 2002 bei einer Fachhandelskette in<br />
Mittel- und Oberfranken als Berater und später<br />
auch als Geschäftsführer, seinen Wohnsitz wählte<br />
er seinerzeit in Nürnberg.
Neue Aufgabe<br />
Dann kam das Angebot von Otto Bock, das<br />
Marktmanagement im Geschäftsfeld „Mobility<br />
Solutions“ aufzubauen. Er wechselte nach Duderstadt,<br />
das aber nur mit seinem Büro, als zweiten<br />
Wohnsitz wählte er Göttingen, der erste blieb<br />
Nürnberg „der Liebe wegen“. Denn seit 1997 hat<br />
Raabe auch eine oberbayerische „Lebenspartnerin“,<br />
die ebenfalls bei Otto Bock beschäftigte<br />
Reha-Beraterin Manuela Koppatz, die mit Kompetenz<br />
in Sachen Elektro-Rollstühle berät.<br />
Wolfgang Raabe hat ab dem 1. September die<br />
Leitung der bei Otto Bock neu geschaffenen<br />
„Academie Mobility Solutions“ – zu deutsch Reha<br />
Akademie – mit Büro im thüringischen Königsee<br />
übernommen. Eine solche Einrichtung gibt es im<br />
Orthopädie-Bereich von Otto Bock schon seit etlichen<br />
Jahren. Von hier wird die Kompetenz in der<br />
Prothetik in die Otto-Bock-Welt getragen. In Königsee<br />
werden in einem modernen Werk die Rollstühle<br />
von Otto Bock gebaut. Dieses Werk wird ab<br />
dem nächsten Jahr zu einem Kommunikations-<br />
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ausgebaut. In seiner neuen<br />
Aufgaben wird Raabe mit seinem<br />
neuen Team die Auslands-<br />
Gesellschaften von Otto Bock<br />
im Sinne des Unternehmens<br />
qualifiziert aus- und weiterbilden,<br />
denn, so beschreibt er die<br />
Motivation für seine neue Aufgabe:<br />
„Es ist ein großes Anliegen<br />
von mir, dass jeder Mensch, der<br />
im Rollstuhl aktiv ist, in<br />
wirklich sachgerechter<br />
Art von uns beraten<br />
wird. Unser Beratung-Service<br />
soll<br />
so gut sein wie<br />
unsere Produkte.“<br />
Text: Hermann<br />
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Karikaturen<br />
von<br />
Barbara Früchtel<br />
32<br />
PARAPLEGIKER4/10
Das silberne Spar-Schwein:<br />
Extrakosten für<br />
größere Packungen<br />
Dass bei Medikamenten, Hilfs- oder Heilmitteln<br />
Zuzahlungen zu leisten sind gilt schon so<br />
lange, dass wir uns an diese verdeckte Beitragserhöhung<br />
längst gewöhnt haben.<br />
Ist man nicht gesund, reduziert sich das<br />
Familieneinkommen dadurch um<br />
bis zu 2 % (bei chronisch kranken<br />
Menschen bis zu 1 %).<br />
Irgendwann dann gab es als kleines Bonbon<br />
auch Medikamente, die zuzahlungsfrei sind,<br />
also nicht den Patienten von vornherein mindestens<br />
5 € kosten. Das sind meist erprobte<br />
Monowirkstoffe, die inzwischen patentfrei sind<br />
und deshalb auch als so genannte Generika<br />
angeboten werden. So schön, so (un)gut.<br />
Denn dafür gibt es Sonderregelungen, über<br />
die man nur den Kopf schütteln kann. Der<br />
Wirkstoff Baclofen („Lioresal“) ist nur ein Beispiel<br />
dafür. Denn es gibt dutzendfach andere<br />
Medikamente, bei denen das genau so ist: Die<br />
50-Stück-Packung ist bei einigen Herstellern<br />
zuzahlungsfrei. Lässt man sich genau dieses<br />
Präparat verordnen, muss man zwar evtl. damit<br />
rechnen, dass die Apotheke das nicht vorrätig<br />
hat und es extra bestellen muss. Dafür spart<br />
man aber die Zuzahlung.<br />
Macht man aber den Fehler und will sich für<br />
ein Präparat, das man regelmäßig einnehmen<br />
muss, jeden zweiten Arzt- und Apothekenbesuch<br />
ersparen, indem man gleich die doppelte<br />
Menge auf das Rezept schreiben lässt schießt<br />
man ein teures Eigentor. Denn nur die Packungsgrößen<br />
mit 20 Stück (N 1) und 50 Stück<br />
(N 2) sind zuzahlungsfrei, die Packung mit 100<br />
Stück (N 3) aber nicht. Dafür werden dann wieder<br />
5 € fällig.<br />
Da nützt es auch nichts, sich 2 x 50 Stück (N 2)<br />
aufschreiben zu lassen. Denn die Apotheken<br />
q – querschnitt spezial<br />
sind per Gesetz verpflichtet, der Krankenkasse<br />
die größere Packung in Rechnung zu stellen,<br />
auch wenn auf dem Rezept etwas anderes<br />
steht. Die kostet unverständlicherweise manchmal<br />
sogar auch noch mehr als doppelt so viel.<br />
Bei den vielen chronisch Kranken, die ja oft von<br />
Zuzahlungen befreit sind, weil sie schon 1 %<br />
gezahlt haben wird das für die Krankenkassen<br />
richtig teuer, sonst für den Patienten.<br />
Was tut der, wenn er das weiß? Er geht für<br />
die gleiche Menge zwei Mal zum Arzt, mit zusätzlichen<br />
Fahrkosten, die evtl. auch noch die<br />
Krankenkasse zahlen muss und natürlich auch<br />
zwei Mal in die Apotheke, die ihrerseits auch<br />
zwei Rezepte zu verbuchen und abzurechnen<br />
hat. Und wer zahlt den zusätzlichen Aufwand<br />
dafür, dass es solche unsinnigen Regelungen<br />
gibt? Natürlich wir alle zusammen als Solidargemeinschaft<br />
der Krankenversicherten. Verantwortlich<br />
für diese Regelung und damit der<br />
aktuelle Preisträger ist – der Gesetzgeber.<br />
Text: Herbert Müller<br />
Kriterium für die „Ehrung“ ist<br />
die Kreativität der Begründung<br />
für eine Ablehnung. Je unsinniger,<br />
desto besser sind die<br />
Chancen. Ob man darüber eher<br />
schmunzelt oder sich mehr über<br />
die Ignoranz ärgert, bleibt jedem<br />
selbst überlassen. Vorschläge<br />
sind willkommen.<br />
Herbert Müller<br />
Rechtsbeistand im Sozialrecht<br />
der Fördergemeinschaft<br />
der Querschnittgelähmten<br />
in Deutschland e.V.<br />
Freiherr-vom-Stein-Str. 47<br />
56566 Neuwied-Engers<br />
tel 0 26 22-88 96-32; Fax: -36<br />
eMail: h.mueller@engers.de<br />
PARAPLEGIKER 4/10 33
q – querschnitt spezial<br />
Neurogene Blasenfunktionsstörungen -<br />
aktuelle Behandlungsmöglichkeiten<br />
Teil 1: Konservative und<br />
minimal-invasive Therapie<br />
Von neurogen bedingten Störungen der Blasenspeicherung bzw. -entleerung<br />
spricht man, wenn im Bereich des Rückenmarks, in Zentren des Gehirns oder auch<br />
in der Peripherie Veränderungen vorliegen, die eine normale nervale Signalübertragung<br />
zur Steuerung der Harnblase behindern. Neurogene Blasenfunktionsstörungen<br />
(nBFS) können angeboren sein bzw. im Laufe des Lebens erworben werden. Zu erwähnen<br />
sind dabei neben der von Geburt an bestehenden Spina bifida, unter anderem<br />
traumatische, tumor - und gefäßbedingte Erkrankungen des Rückenmarks mit Folge<br />
einer Para- oder Tetraplegie, aber auch hirnorganische Erkrankungen wie die Multiple<br />
Sklerose, Morbus Parkinson und Schlaganfall. Operationen oder ausgedehnte<br />
Verletzungen im kleinen Becken können Ursachen für eine nBFS sein.<br />
Dauerhafte Schäden des gesamten Harntraktes<br />
bis hin zu unumkehrbaren Nierenschädigungen<br />
stellen ein sehr hohes Risiko<br />
für die Betroffenen dar, wenn die nBFS<br />
nicht konsequent behandelt wird. Harnwegsinfekte<br />
und unkontrollierter Harnabgang<br />
sind darüber hinaus die häufigsten<br />
klinischen Symptome einer Blasenfunktionsstörung.<br />
Für die Betroffenen bedeutet<br />
dies eine wesentliche Einschränkung im<br />
täglichen Leben und bei ausbleibender<br />
Therapie im<br />
Die wesentliche Voraussetzung<br />
zur Einleitung einer<br />
adäquaten Behandlung ist<br />
zunächst die exakte Diag-<br />
34<br />
nosestellung.<br />
PARAPLEGIKER 4/10<br />
Extremfall eine<br />
verkürzte Lebenserwartung.<br />
Das<br />
Ziel einer<br />
Behandlung<br />
ist daher der<br />
Schutz der Nieren<br />
und die Schaffung<br />
einer ausreichenden Speicherfunktion<br />
und druckarmen Entleerung<br />
der Harnblase. Eine kontrollierte, möglichst<br />
selbstständige Harnblasenentleerung, Reduzierung<br />
der Harnwegsinfekte und damit<br />
Vermeidung von Komplikationen sollen erreicht<br />
werden.<br />
Die wesentliche Voraussetzung zur Einleitung<br />
einer adäquaten Behandlung ist zunächst<br />
die exakte Diagnosestellung. Dazu gehören<br />
neben der klinischen Untersuchung des Patienten,<br />
die laborchemische Überprüfung der<br />
Nierenwerte, mikroskopische und mikrobiologische<br />
Urinkontrollen, der Ultraschall des<br />
gesamten Urogenitaltraktes sowie die Nierenfunktionstestung<br />
(Nierenszintigraphie). Der<br />
entscheidende Baustein zur Feststellung der<br />
Art der nBFS ist die Blasendruckmessung unter<br />
Monitoring (Blutdruck-/Pulsmessung) mit<br />
gleichzeitiger röntgenologischer Darstellung<br />
der unteren Harnwege (Videourodynamik).<br />
Spezielle Fragestellungen können mit Hilfe<br />
von Provokationstests, Elektrostimulationen<br />
und Messungen in Rückenmarknarkose beantwortet<br />
werden.<br />
Nach der anfänglichen spinalen Schockphase<br />
und einer Übergangsphase lassen sich<br />
prinzipiell eine schlaffe Blase („Areflexie“,<br />
„Niedrigdruckblase“) und eine spastische<br />
Blasenfunktionsstörung („Reflexblase“, „Hochdruckblase“)<br />
unterscheiden. Bei einem schlaff<br />
gelähmten Harnblasenmuskel ist zwar die<br />
Speicherung des Urins in der Harnblase möglich,<br />
aber die vollständige Entleerung ist nur
selten ohne entsprechende Therapie zu realisieren.<br />
Die spastische Blase stellt mit hohem<br />
Blasendruck, unkoordinierter Blasenentleerung<br />
und erhöhtem Widerstand im Bereich<br />
des Schließmuskels unbehandelt eine rasche<br />
Bedrohung für den gesamten Harntrakt dar.<br />
Aktuelle Therapiestrategien<br />
Die Erarbeitung eines individuellen Behandlungskonzeptes<br />
verlangt neben der genauen<br />
Klassifizierung der nBFS und medizinischer<br />
Röntgenbild einer spastischen Blase.<br />
Faktoren wie Lebensalter, Lähmungsart, Lähmungshöhe,<br />
körperliche und mentale Fähigkeiten<br />
auch umfangreiche Kenntnisse über<br />
das soziale Umfeld und die weitere häusliche<br />
Betreuung. Nur bei genauer Abstimmung all<br />
dieser Faktoren kann ein Therapiekonzept<br />
sinnvoll und dauerhaft umgesetzt werden.<br />
Die medikamentöse Behandlung steht bei einer<br />
nBFS an erster Stelle. Die Möglichkeit eine<br />
„Hochdruckblase“ in eine „Niedrigdruckblase“<br />
zu wandeln ist mit blasenmuskeldämpfenden<br />
Medikamenten (Anticholinergika) möglich.<br />
Der Blaseninnendruck wird gesenkt, indem<br />
die Übermittlung von Befehlen des Nervensystems<br />
an die Blasenmuskulatur gehemmt<br />
wird. Diese Medikamente stehen als Tabletten<br />
und für einen Wirkstoff auch in Pflasterform<br />
q – querschnitt spezial<br />
zur Verfügung. Bei nBFS gebräuchlich sind<br />
Substanzen, wie Oxybutynin, Trospiumchlorid,<br />
Propiverin und Tolderodine. Neuere Anticholinergika<br />
mit langsamer und selektiver<br />
Wirkstofffreisetzung sind Darifenacin, Solifenacin<br />
und Fesoterodin. Die notwendige<br />
Dosis für eine ausreichende Drucksenkung<br />
ist individuell sehr unterschiedlich und kann<br />
zum Teil sehr hoch sein. Entsprechend stellt<br />
sich das Nebenwirkungsprofil dar, welches<br />
von Mundtrockenheit, Verstopfung bis zu<br />
Seh- und Konzentrationsstörungen reichen<br />
kann. Die regelmäßige Einnahme<br />
der Medikamente ist für eine<br />
ausreichende Wirkung entscheidend.<br />
Ist eine ausreichende Dämpfung<br />
des überaktiven Blasenmuskels<br />
mit Tabletten nicht zu erreichen<br />
oder sind die Nebenwirkungen<br />
dieser Therapie für die Betroffenen<br />
nicht zu tolerieren, ist die<br />
Anwendung eines flüssigen Anticholinergikums<br />
direkt in der<br />
Harnblase möglich. Die meisten<br />
klinischen Ergebnisse liegen für<br />
Oxybutynin vor. Diese Oxybutynin-Instillationen<br />
stehen in<br />
sterilen Fertigspritzen zur Verfügung<br />
und werden aufgrund<br />
der kurzen Wirkdauer des Medikaments<br />
mehrmals am Tag in die Blase über<br />
den Katheter instilliert. Die Dosis kann individuell<br />
angepasst werden. Diese Therapie<br />
ist nebenwirkungsarm und zeigt eine gute<br />
Wirksamkeit. Durch Kombinieren von Tabletten<br />
und Fertigspritzen kann zum Teil auf eine<br />
operative Therapie (z.B. Botulinumtoxin) verzichtet<br />
werden oder andererseits die Zeit bis<br />
zu einer aus anderen Gründen notwendigen<br />
Operation überbrückt werden.<br />
Minimal-invasive Therapie<br />
Sind die medikamentösen Therapiemöglichkeiten<br />
ausgeschöpft und ist der Therapieerfolg<br />
nicht zufriedenstellend, so kann mittels einer<br />
Blasenspiegelung Botulinumtoxin- A (BTX) an<br />
ca. 30 Stellen direkt in den Blasenmuskel ge-<br />
Die regelmäßigeEinnahme<br />
der Medikamente<br />
ist<br />
für eine ausreichende<br />
Wirkung entscheidend.<br />
PARAPLEGIKER 4/10 35
q – querschnitt spezial<br />
Als Standard<br />
gilt heute der<br />
intermittierendeKatheterismus...<br />
36<br />
PARAPLEGIKER 4/10<br />
Fertigspritze zur Instillation in die Harnblase.<br />
spritzt werden. Da BTX ein sehr starkes natürliches<br />
Gift ist, welches die betroffene Muskulatur<br />
lähmt, kann die Blase durch diesen Effekt<br />
ruhiggestellt werden. Die Wirkungsdauer dieser<br />
Therapie ist begrenzt und liegt zwischen<br />
neun und zwölf Monaten, dann muss erneut<br />
BTX gespritzt werden. Nebenwirkungen sind<br />
selten.<br />
Intermittierener Katheterismus<br />
Konnte mit den vorbeschriebenen therapeutischen<br />
Maßnahmen eine ausreichend speichernde<br />
„Niedrigdruckblase“ geschaffen werden<br />
oder liegt eine schlaffe Blasenlähmung vor,<br />
muss eine regelmäßige Entleerung der Harnblase<br />
gewährleistet werden. Als Standard gilt<br />
heute der intermittierende Katheterismus, der<br />
als Selbst- und Fremdkatheterismus durchge-<br />
Endoskopische Ansicht der Harnblase während<br />
der BTX-Injektion.<br />
führt werden kann. Der Katheterismus erfolgt<br />
aseptisch, also mit sterilen Materialien.<br />
Um eine Blasenüberdehnung zu verhindern,<br />
muss etwa fünfmal täglich katheterisiert werden<br />
und das maximale Blasenvolumen sollte<br />
500ml nicht überschreiten.<br />
Dauerkatheter sollten nur in Ausnahmefällen<br />
verwendet werden, da u.a. chronische Harnwegsinfekte<br />
und ein deutlich erhöhtes Blasenkrebsrisiko<br />
resultieren können. Besonders<br />
bei hochgelähmten beatmungspflichtigen<br />
Patienten kann jedoch die Dauerableitung<br />
mit einem Bauchdeckenkatheter (sog. suprapubischer<br />
Katheter) eine Alternative darstellen.<br />
Da etwa 20% der Querschnittgelähmten mit<br />
einer nBFS operativ versorgt werden müssen,<br />
werden im 2. Teil des Beitrages in der nächsten<br />
Ausgabe die operativen Therapieoptionen ausführlich<br />
dargestellt und auf Prophylaxe (Vorbeugung)<br />
und Nachsorge eingegangen.<br />
Autorin: Dr. med. Ines Kurze<br />
Leitende Ärztin, Abt. Neuro-Urologie, Klinik f.<br />
Wirbelsäulenchirurgie u. Querschnittgelähmte<br />
Zentralklinik Bad Berka<br />
Robert-Koch-Allee 9, 99437 Bad Berka<br />
tel 03 64 58-54 14 05<br />
eMail: ines.kurze@zentralklinik.de<br />
www.zentralklink.de<br />
FGQ trauert um Eddi Zinner<br />
Eddi Zinner hat für die FGQ im Stützpunkt Hessisch<br />
Lichtenau querschnittgelähmte Patienten<br />
beraten. Er starb am 9. September im Alter von<br />
61 Jahren. 1982 war er mit dem Fallschirm verunglückt<br />
und seitdem querschnittgelähmt. Bereits<br />
zwei Jahre später absolvierte er die Ausbildung<br />
zum Fachübungsleiter und motivierte seitdem<br />
viele frisch Querschnittgelähmte über den Sport.<br />
Er organisierte Selbstverteidigungskurse und ermunterte<br />
viele Betroffene in Kassel und Umgebung<br />
zu einem aktiven Leben. Die Fördergemeinschaft<br />
der Querschnittgelähmten hat einen<br />
wertvollen Mitarbeiter verloren.
Querschnittgelähmte in Europa (III):<br />
Ungarn – „Rehabilitation<br />
ist eine Investition“<br />
Das sagt Ihnen vermutlich sehr wenig: Mozgáskorlátozottak Egyesületeinek Országos<br />
Szövetsége – es sei denn, Sie sind des Ungarischen mächtig. Die schier unaussprechlich<br />
scheinenden Wörter stehen für den ungarischen „Nationalen Verband der Vereine<br />
von Gehbehinderten“ (MEOSZ), den wir Ihnen im Rahmen unserer PARA-Serie über<br />
die Situation von Querschnittgelähmten in anderen europäischen Ländern vorstellen<br />
möchten. Wir sprachen mit dem Präsidenten des MEOSZ, Dr. Lajos Hegedűs.<br />
? Herr Dr. Hegedűs, wie Sind Sie persönlich zum<br />
Ungarischen Gehbehinderten-Verband gekommen?<br />
Mit zwei Jahren wurde mein linkes Bein durch Polio<br />
gelähmt, ich bin also selbst betroffen. Ich lebe, lernte und<br />
arbeite in einer integrierten Umgebung, nur während<br />
meiner Behandlungen im Krankenhaus kam ich mit<br />
anderen Gehbehinderten in Kontakt. Im Jahr 1980 – im<br />
Zusammenhang mit dem von der UN ausgeschriebenen<br />
Jahrzehnt der behinderten Menschen – habe ich mit<br />
mehreren Kollegen an meinem Wohnort den Verein der<br />
Gehbehinderten im Komitat [regionale Verwaltungseinheit<br />
in Ungarn, Anm. der Red.] Somogy gegründet.<br />
Ich wurde zu dessen Präsident gewählt und habe dieses<br />
Amt auch heute noch inne. Im Zuge der Vereinsarbeit<br />
kamen wir noch im Jahr 1980 mit anderen, ebenfalls<br />
neu gegründeten Komitats-Vereinen in Kontakt und<br />
beschlossen, einen nationalen Verband der Vereine<br />
Gehbehinderter zu gründen, was 1981 auch geschah.<br />
Ich bin ehrenamtlich tätig und lebe von meiner Arbeit als<br />
Rechtsanwalt.<br />
? Wie viele Mitglieder hat Ihr Verband?<br />
Zurzeit gibt es in Ungarn 112 selbstständige Mitgliedsvereine.<br />
Diese haben mehr als 800 Ortsgruppen in den<br />
bedeutenderen Gemeinden des Landes. Die Mitgliedsvereine<br />
zählen mehr als 210 000 Mitglieder. Vor 1981<br />
gab es in Ungarn keine landesweite Bewegung für<br />
Gehbehinderte. Unser Verband ist die größte zivile<br />
Bewegung Ungarns. Im Verband und den Mitgliedsvereinen<br />
sind Menschen mit den unterschiedlichsten Behinderungen<br />
zu finden; es gibt nur wenige selbstständige<br />
Organisationen, die sich ausschließlich mit einer<br />
bestimmten Gehbehinderung befassen. Beinahe alle<br />
in Ungarn arbeitenden und gehbehinderte Menschen<br />
vertretenden Organisationen sind Mitglied der MEOSZ.<br />
Leitet den nationalen Gehbehinderten-Verband von Ungarn:<br />
Dr. Lajos Hegedűs.<br />
? Geben Sie eine Mitglieder-Zeitschrift heraus?<br />
Monatlich erscheint das „Humanitás” (Menschlichkeit)<br />
betitelte, bunte Magazin in einer Auflage von 10 000<br />
Stück, das per Abonnement bezogen werden kann. Alle<br />
Mitgliedsvereine geben wenigstens einmal jährlich oder<br />
öfter Newsletter heraus. Für die Leiter und Gruppenleiter<br />
der Mitgliedsvereine geben wir monatlich die<br />
Vereinsnachrichten mit den neuesten professionellen<br />
und rechtlichen Informationen in einer Auflage von<br />
1000 Stück heraus. Wir haben eine interaktive, für jede<br />
Behinderten-Gruppe erreichbare thematische Website:<br />
www.meosz.hu. Die meisten unserer Mitgliedsvereine<br />
haben auch eine eigene, örtliche Website.<br />
Bewusstsein ändert sich nur langsam<br />
? Wie würden Sie allgemein das Klima gegenüber<br />
Körperbehinderten in Ungarn beschreiben?<br />
PARAPLEGIKER 4/10 37
Öffentlicher Einsatz<br />
für eigene Rechte:<br />
Ungarische Gehbehinderte<br />
bei einer<br />
Demonstration.<br />
38<br />
PARAPLEGIKER 4/10<br />
Auf welches Verhalten trifft man zum Beispiel, wenn<br />
ein Rollstuhlfahrer um Hilfe bei der Überwindung einer<br />
Barriere bittet, etwa beim Einsteigen in einen Bus?<br />
Das gesellschaftliche Bewusstsein ist in den verschiedenen<br />
Kreisen sehr unterschiedlich und ändert sich nur<br />
sehr langsam. In den vergangenen Jahren konnten wir<br />
auf diesem Gebiet eine große, positive Veränderung<br />
feststellen, immer mehr Menschen akzeptieren und<br />
unterstützen Behinderte im alltäglichen Leben. Eine vollständige<br />
Integration kann jedoch nur schrittweise, durch<br />
Jahrzehnte währende Arbeit erreicht werden, da noch<br />
immer viele Menschen die Werte von Behinderten nicht<br />
erkennen und sie daher eher als Last betrachten.<br />
? Gibt es in Ungarn gesetzliche Vorschriften, die körperbehinderte<br />
Menschen vor Diskriminierung schützen?<br />
In Ungarn sind folgende Gesetzesvorschriften in Kraft:<br />
• Die UN-Charta über die Rechte von Menschen mit<br />
Behinderungen wurde von Ungarn 2007 als erstem Land<br />
unterzeichnet und ratifiziert.<br />
• Seit 2003 verbietet das Gesetz bezüglich der Gleichberechtigung<br />
auf jedem Lebensgebiet die Benachteiligung<br />
von Menschen mit Behinderungen.<br />
• Seit 1999 regelt das Gesetz über die Rechte von Behinderten<br />
und die Gewährleistung der Gleichberechtigung<br />
die Verpflichtungen des Staates und der Gesellschaft bezüglich<br />
der gesellschaftlichen Akzeptanz von Behinderten.<br />
• Das Gebäude-Gesetz legt die Verpflichtung zur Barrierefreiheit<br />
von öffentlichen Gebäuden fest sowie die<br />
diesbezüglichen Minimalvoraussetzungen im Falle von<br />
Neubau und Umbau.<br />
Mehr Barrierefreiheit durch<br />
EU-Subventionen<br />
? Wie sieht es denn in der Realität mit der Barrierefreiheit<br />
in öffentlichen Einrichtungen und Verkehrsmitteln aus?<br />
In den vergangenen Jahren haben die EU-Subventionen<br />
viel zur Verbesserung der Barrierefreiheit beigetragen. In<br />
den öffentlichen Einrichtungen der Stadtverwaltungen<br />
und der nationalen Verwaltung (Behörden, Schulen,<br />
Krankenhäuser, soziale Einrichtungen) beträgt die<br />
Barrierefreiheit durchschnittlich 65 Prozent, es gibt aber<br />
bedeutende Unterschiede zwischen kleinen Gemeinden<br />
und größeren Städten. Die öffentlichen Dienstleister<br />
(Gas- und Stromversorger, Banken, Versicherungen,<br />
Geschäfte, Restaurationsbetriebe und Touristik) sind<br />
durchschnittlich zu 30 Prozent barrierefrei, örtliche Busse<br />
zu ca. 40 Prozent und örtlicher schienengebundener Verkehr<br />
(Trambahnen) zu ca. 15 Prozent. U- und S-Bahnen<br />
sind nicht barrierefrei. Bei Nahverkehrsbussen liegt die<br />
Bei einer Kundgebung des MEOSZ.<br />
Barrierefreiheit bei ca. 15 Prozent, bei Überlandbussen<br />
bei ca. 5 Prozent. Eisenbahnen und Bahnhöfe im Binnenverkehr<br />
sind zu ca. 20 Prozent barrierefrei, internationale<br />
Züge zu ca. 30 Prozent.<br />
? Kommt ein Rollstuhlfahrer im Allgemeinen gut in<br />
Restaurants oder Kneipen?<br />
Etwa 20 Prozent der Restaurants, Gaststätten und Hotels<br />
sind mehr oder weniger barrierefrei. Es kommt aber<br />
oft vor, dass zwar der Zugang möglich ist, es aber kein<br />
barrierefreies WC gibt.<br />
? Gibt es rollstuhlgerechte öffentliche Toiletten in<br />
den Stadtzentren?<br />
In Ungarn sind öffentliche WCs leider sehr selten, und<br />
die allermeisten bestehenden sind nicht barrierefrei.<br />
? Verfügen die Rollstuhlfahrer in Ungarn über einen<br />
Europaschlüssel für die Toiletten?<br />
Es gibt keine solche Dienstleistung, da es praktisch keine<br />
öffentlichen, mit Schlüssel zu öffnenden barrierefreien<br />
WCs gibt.
Symbolik: Die Mauer muss fallen – auch in Ungarn.<br />
? Haben Sie Informationen über die Ursachen von<br />
Querschnittlähmungen in Ungarn, also wie viel Prozent<br />
z.B. Freizeitunfälle sind?<br />
Die meisten Lähmungen, ca. 60 Prozent, haben ihre<br />
Ursachen in Herz-Kreislauferkrankungen (Gehirnblutung,<br />
Schlaganfall). Ca. 15 Prozent sind Lähmungen<br />
durch Sauerstoffmangel bei der Geburt, Lähmungen<br />
durch Unfall ebenfalls ca. 15 Prozent. Sonstige Ursachen<br />
(Tumore, andere Krankheiten): ca.10 Prozent.<br />
? Gibt es in Ungarn medizinische Aufklärungskampagnen<br />
über die Gefahr, eine Querschnittlähmung zu bekommen,<br />
zum Beispiel durch Bade- oder Motorradunfälle?<br />
Ja, aber sehr selten.<br />
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Materielle Unterstützung ist relativ<br />
? Erhalten Querschnittgelähmte in Ungarn materielle<br />
Unterstützung vom Staat oder anderen Institutionen,<br />
etwa bei der Umrüstung des Autos, dem barrierefreien<br />
Umbau der Wohnung sowie bei der Rehabilitation?<br />
Es gibt eine materielle Unterstützung für den barrierefreien<br />
Umbau der Wohnung. Die Summe ist im Verhältnis<br />
zu den Preisen sehr gering – ca. 1200 €. Ein Behinderter<br />
kann sie in seinem Leben nur einmal in Anspruch<br />
nehmen. Für den Kauf und Umbau von PKWs gibt es<br />
ebenfalls materielle Unterstützung, auch hier ist die<br />
Summe im Verhältnis zu den Preisen sehr gering: ca.<br />
1250 €, d.h. zehn Prozent des Preises eines durchschnittlichen<br />
Autos. Diese Unterstützung kann auf dem Papier<br />
alle sieben Jahre, in der Wirklichkeit durchschnittlich alle<br />
acht bis zehn Jahre in Anspruch genommen werden.<br />
? Gibt es so etwas wie Erwerbsunfähigkeitsrenten<br />
für einen Querschnittgelähmten?<br />
Spezielle, für Gelähmte bestimmte Erwerbsunfähigkeitsrenten<br />
gibt es nicht, es gibt aber eine allgemeine<br />
Erwerbsunfähigkeitsrente in Höhe von 65 Prozent des<br />
Gehaltes vor dem Eintritt der Erwerbsunfähigkeit; wenn<br />
kein Gehalt anrechenbar ist, dann sind es ca. 800 € im<br />
Monat. Es gibt auch eine spezielle Behinderten-Unterstützung,<br />
diese hängt vom Grad der Behinderung ab<br />
und beträgt ca. 600 € im Monat.<br />
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Leider ist die<br />
Versorgungs-<br />
Qualität der<br />
Reha-Abteilungen<br />
– in<br />
erster Linie aus<br />
finanziellen<br />
Gründen – weit<br />
unter dem<br />
Durchschnitts-<br />
Niveau der<br />
entwickelten<br />
europäischen<br />
Staaten.<br />
40<br />
PARAPLEGIKER 4/10<br />
? Wie ist der medizinische Versorgungsstand<br />
in Ungarn? Gibt es spezielle Querschnitt-Zentren, in<br />
denen akut Querschnittgelähmte versorgt werden?<br />
In Budapest besteht eine nationale Einrichtung<br />
mit speziellen Abteilungen zur Versorgung der Para-<br />
und Tetraplegiker. Außerdem gibt es in jedem<br />
Komitat in wenigstens einem Krankenhaus eine<br />
Abteilung zur Rehabilitation von Gelähmten. Leider<br />
ist die Versorgungs-Qualität der Reha-Abteilungen<br />
– in erster Linie aus finanziellen Gründen – weit unter<br />
dem Durchschnitts-Niveau der entwickelten europäischen<br />
Staaten.<br />
?Haben Sie einen bestimmten Wunsch an die Politik?<br />
In Ungarn gibt es alle gesetzlichen Voraussetzungen,<br />
welche eine bessere Lebensqualität für Behinderte<br />
sichern würden. Zur Verwirklichung stehen<br />
Die grundlegenden Aufgaben des MEOSZ<br />
• Interessenvertretung auf nationaler und örtlicher (Komitat, Stadt) Basis<br />
• Sachverständigenarbeit bezüglich Barrierefreiheit und auf sonstigen, sozialen Gebieten<br />
• Mitwirkung an der Verteilung bestimmter staatlicher Leistungen an Gehbehinderte, z.B. Sachbearbeitung<br />
der Unterstützung für barrierefreies Wohnen, Sachbearbeitung der Unterstützung<br />
zum Autokauf etc.<br />
• Organisation von Zusammenschlüssen mit dem Ziel der Integration: Organisation von kulturellen,<br />
Freizeit-, Sport-, touristischen und sonstigen Programmen<br />
• Dienstleistungen betreffend Wahrung und Unterstützung von Einrichtungen und Unternehmen<br />
„Toleranz gegenüber Behinderten stärken“<br />
Brigitte Welcker ist geborene Deutsche, hat sich aber 1984<br />
im Alter von 21 Jahren Ungarn als neues Heimatland gewählt.<br />
Sie arbeitete dort als Fremdenführerin, Übersetzerin/Dolmetscherin<br />
und Fremdsprachensekretärin, aber auch<br />
als künstlerische Assistentin beim Theater. Über sich selbst<br />
aber nur sehr geringe Ressourcen im Budget zur<br />
Verfügung. Die Qualität und Menge der Leistungen<br />
kann nur mit weitreichenden staatlichen Unterstützungen<br />
gefördert werden. Leider haben die ungarischen<br />
Verantwortlichen noch nicht die Einsicht,<br />
die Rehabilitation als Investition anzusehen und<br />
nicht als pure Ausgabe. Als Resultat der Rehabilitation<br />
kann der Behinderte später sich selbst und seine<br />
Familie unterhalten, ein selbstständiges Leben<br />
führen, lernen, arbeiten und so Steuerzahler und<br />
Sozialabgaben-Einzahler werden, statt vom staatlichen<br />
Unterhalt leben zu müssen.<br />
Herr Dr. Hegedűs,<br />
herzlichen Dank für dieses Gspräch.<br />
Interview: Arndt Krödel<br />
Übersetzerin: Brigitte Welcker<br />
Fotos: MEOSZ<br />
Brigitte Welcker<br />
Foto: privat<br />
schreibt sie: „Mich hat schon immer die Lage von Menschen mit Behinderungen interessiert, vor allem<br />
deren weitaus schlechteren Lebensbedingungen in Ungarn – im Gegensatz zu anderen europäischen<br />
Ländern. Vor drei Jahren habe ich eine Veranstaltung ins Leben gerufen, welche es sich zum Ziel gesetzt<br />
hat, die gesellschaftliche Integration von behinderten Menschen und die Toleranz ihnen gegenüber<br />
zu stärken (www.kez-a-kezben.gportal.hu). Sie vermittelt Behinderten und Nicht-Behinderten<br />
ein Forum auf einem barrierefreien Reiterhof, der sich mit Reittherapie befasst und zwangloses Zusammenkommen,<br />
Ausstellungen, Vorführungen, interaktive Tätigkeiten und anderes bietet. Es ist als<br />
Laune des Schicksals zu sehen, dass ich seit dem 1. Juli <strong>2010</strong> aus medizinisch nicht zu ermittelndem<br />
Grund ebenfalls <strong>Paraplegiker</strong> geworden bin und nun ‚aus erster Hand’ die Schwierigkeiten erfahre,<br />
welche Behinderte hier zu überwinden haben.“
FGQ-Fortbildung für Beratende:<br />
„Teilhabe, Hilfsmittel, Pflege“<br />
In unregelmäßigen Abständen treffen sich beratende<br />
FGQ-Mitglieder aus Stützpunkten und Kontaktstellen<br />
sowie aus den Arbeitsgemeinschaften (AG), um<br />
sich auszutauschen und um Neues zu erfahren.<br />
Die Fördergemeinschaft berät an den Akut-Kliniken<br />
mit einem abgestuften System, das von der medizinischen<br />
Leitung über den Sozialdienst bis zu erfahrenen Patienten<br />
reicht. Außerhalb der Kliniken beraten die Kontaktstellen<br />
und die Arbeitsgemeinschaften, in denen erfahrene, meist<br />
selbst betroffene Fachleute sitzen. Das für Austausch und<br />
Fortbildung gedachte „FGQ-Stützpunkt-Symposium“ fand<br />
<strong>2010</strong> am 18. September in der Manfred Sauer Stiftung in<br />
Lobbach statt.<br />
In der Vorstellungsrunde und während der Diskussionen<br />
war einiges fachlich interessantes aber auch persönliches<br />
über die Teilnehmer zu erfahren. Pius Preisinger vom FGQ-<br />
Stützpunkt Murnau z.B. setzt als Geheimwaffen Nussecken<br />
ein, Bärbel Wilkes berät in der Bochumer Klinik in Zusammenarbeit<br />
mit einer Psychologin Frauen unter anderem<br />
über den Zusammenhang zwischen Selbstbewusstsein und<br />
attraktiver Kleidung. Dirk Weber vom Stützpunkt Greifswald<br />
hat eine DVD erstellt, die besonders bei hoher Querschnittlähmung<br />
hilfreiche Tipps gibt (erhältlich über die FGQ-Zentrale<br />
in Mölsheim, Adr. siehe Heftende).<br />
Das Plenum diskutierte über Probleme der (verkürzten)<br />
Rehabilitation und des gestiegenen Durchschnittsalters<br />
von Querschnittgelähmten. Das Angebot der FGQ an Zeitschriften<br />
und Broschüren, namentlich der jährlich erscheinenden<br />
„FGQ“ wurde gelobt. Andreas Berghammer, Sozialdienstleiter<br />
in Bayreuth, berichtete einerseits von Problemen<br />
in der „Akutbehandlung“ und andererseits einer direkten<br />
Zusammenarbeit mit Medizinischem Dienst und AOK vor<br />
Ort. Katrin Gabler vom Akademischen Förderungswerk Bochum<br />
referierte zum Thema „Pflegeversicherung – Der Antrag<br />
auf Einstufung“. Rechtsanwalt Oliver Negele (AG Recht<br />
mit Gottfried Weller) berichtete aus seiner Arbeit. Hier geht<br />
es vor allem um die Entschädigung querschnittgelähmter<br />
Unfallopfer, PARA-Leser wissen mehr (Artikel-Serie in den<br />
letzten Ausgaben).<br />
Manfred Sauer erklärte das Konzept der nach ihm benannten<br />
Stiftung. Sie verfolgt vor allem das Ziel, die Leistungs-<br />
Von links nach rechts: Ilka Müller, Christian Joachimi,<br />
Brigitte Seiferheld, Uwe Albert, Bärbel Wilkes.<br />
bereitschaft Querschnittgelähmter zu fördern, um erfahrene<br />
„Hilfe zurück zu geben“ und das „Leben zu bejahen“. Dazu gibt<br />
es mehrere Tätigkeitsfelder, auf denen die Stiftung Angebote<br />
macht: Gesundheit (Physio, Fitness, Wellness), Ernährung<br />
(Immunsystem, Darm, Wohlbefinden) und exemplarische<br />
Werkstätten (Kreativität, Handwerk). Es sollen Perspektiven<br />
vermittelt und Sinnfindung unterstützt werden. Besonders<br />
erfolgreich sind die Werkstätten und das Wellness-Angebot.<br />
Querschnittgelähmte können in der Stiftung zu ermäßigten<br />
Preisen übernachten und einige Angebote kostenlos nutzen<br />
(www.manfred-sauer-stiftung.de).<br />
Als letzter Höhepunkt der Veranstaltung erwies sich das Referat<br />
Christian Joachimis, des inzwischen verstorbenen langjährigen<br />
zweiten Vorsitzenden der FGQ, „Teilhabeplan – was<br />
ist das?“. Eine „große Chance“ nannte er die „UNO-Behinderten-Menschenrechtskonvention“,<br />
die von Deutschland anerkannt<br />
und unterzeichnet wurde und inzwischen international<br />
geltendes Recht ist. Sie regelt sehr umfassend die Rechte von<br />
Menschen mit Behinderung. In Bonn fungiert die BG Bonn<br />
e.V., deren Vorsitzender Christian Joachimi bis zu seinem Tod<br />
war, als Behindertenbeauftragte. Genutzt werden soll die<br />
einmalige Chance eines Teilhabeplans („Bonn inklusiv“), der<br />
alle Bereiche betrifft (Erziehung, Bildung, Arbeit, Wohnen,<br />
Budget, Kultur, Freizeit, Gesundheit, Pflege, Barrierefreiheit,<br />
besondere Aspekte wie Migration und Altersentwicklung).<br />
Tragisch, dass Christian Joachimi die Verwirklichung dieser<br />
Perspektiven nun nicht mehr erleben wird.<br />
Text: Peter Mand<br />
Foto: Harry Baus<br />
q – querschnitt spezial<br />
PARAPLEGIKER 4/10 41
q – querschnitt spezial<br />
42<br />
Zum Tod von Christian Joachimi<br />
Vorstand und Mitglieder der Fördergemeinschaft der Querschnittgelähmten in<br />
Deutschland e.V. trauern um ihr Gründungsmitglied, den langjährigen Geschäftsführer<br />
und stellvertretenden Vorsitzenden Christian Joachimi.<br />
Für viele war sein überraschender<br />
Tod ein Schock. Noch am 18. September<br />
referierte er gutgelaunt und voller<br />
Zukunftshoffnungen auf dem FGQ-<br />
Symposium in Lobbach. Abends saß<br />
er mit uns beim Wein, wirkte fit, dem<br />
Leben und der Liebe zugewandt wie<br />
schon lange nicht mehr. Am 26. Oktober<br />
starb er im Alter von 61 Jahren an<br />
einer erst kurz davor erkannten weit<br />
fortgeschrittenen Krankheit.<br />
Christian Joachim hat seine hohe<br />
Querschnittlähmung, die ihn seit<br />
einem Badeunfall<br />
1967, kurz nach<br />
dem Abitur, zeitlebens<br />
von der Hilfe<br />
anderer abhängig<br />
machte, nicht nur<br />
bewältigt, sondern<br />
in ein engagiertes<br />
Leben umgesetzt.<br />
Das kommentierte<br />
er selbst gern lakonisch:<br />
„Studium, Beruf,<br />
Heirat.“ Wichtig<br />
ist ihm gewesen, „etwas<br />
zurückzugeben,<br />
was man bekommen hat.“ Aber auch: „etwas voranbringen<br />
auf dem mühsamen Weg der Veränderung“. Bereits während<br />
seines Jura-Studiums in Marburg hatte er sich dafür<br />
eingesetzt, dass Studentenwohnheime nicht nur mit Behinderten,<br />
sondern gemischt belegt werden sollten.<br />
Oft wirkte er im Verborgenen, viele können solche Geschichten<br />
erzählen wie unser Leser Clemens Schwan:<br />
„Christian war im August 1970 zum Auftrainieren in Schlierbach<br />
und hatte wohl die Diskussion mitbekommen, in der<br />
die Weißkittel über meine weitere Karriere grübelten. Nach<br />
zehn sehr kritischen Wochen an der Tetra-Kopfklammer auf<br />
dem Pack-Bett hatte sich das Leben dann doch für mich<br />
entschieden. Christian kam fast täglich an meine Bettkante<br />
gerollert und beschwor mich nachgerade, wenigstens<br />
PARAPLEGIKER 4/10<br />
einen Versuch an der Uni Marburg zu<br />
starten, mit anderen Fächern. Es (…)<br />
sollte mein Glückslos werden.“<br />
Nach seinen Examen arbeitete Christian<br />
Joachimi mehr als zehn Jahre für<br />
das Landesarbeitsamt. 1981 gründete<br />
er die FGQ mit, später auch die Deutsche<br />
Stiftung Querschnittlähmung.<br />
Seine vorzeitige Pensionierung aus gesundheitlichen<br />
Gründen ermöglichte<br />
ihm die jahrelange ehrenamtliche Geschäftsführertätigkeit<br />
für die Fördergemeinschaft<br />
von Bonn aus. Die Struktur<br />
der FGQ als bundesweiter<br />
Verein,<br />
das System der<br />
Stützpunkte und<br />
Arbeitsgemeinschaften<br />
basiert<br />
bis heute in grossen<br />
Teilen auf seinen<br />
Konzepten.<br />
Aus privaten<br />
Gründen folgte<br />
ein Auslandsaufenthalt.<br />
Seit der<br />
Rückkehr 2002<br />
war er wieder in<br />
der FGQ aktiv und inzwischen auch Vorsitzender der Behindertengemeinschaft,<br />
die in Bonn die Funktion einer Behindertenbeauftragten<br />
wahrnimmt.<br />
Gerade hier lag Christians große Hoffnung, in der Verwirklichung<br />
des Konzeptes „Bonn inklusiv“ (siehe auch vorstehenden<br />
Bericht). Hier schloss sich ein Kreis, in dessen<br />
Verlauf ich ihm häufig begegnet war. Auch ich habe ihn in<br />
den Siebzigern in Schlierbach erlebt, wie er Grenzen nicht<br />
akzeptierte, seine und die anderer, wie er mit vielen redete,<br />
Veränderungen erreichte. Seine Diplomatie war oft charmant,<br />
manchmal sarkastisch, beharrlich und fast immer<br />
höflich. Als jugendlicher Feuerkopf bin ich gelegentlich mit<br />
ihm zusammengerasselt. Schließlich stellten wir fest, dass<br />
wir auf derselben Seite standen. Eine intensive Zusammen-
arbeit entstand, viele richtungsweisende Beiträge für den<br />
PARA folgten. Wir hatten erst kürzlich weitere Beiträge von<br />
ihm für unsere Zeitschrift besprochen, wegen seines Engagements<br />
hatte er um eine Verschiebung auf das Frühjahr<br />
gebeten. Die Anerkennung seines Lebenswerkes hat er<br />
noch erlebt, u.a. wurde er 2009 von der Behindertenbeauftragten<br />
der NRW-Landesregierung Angelika Gemkow für<br />
„besonderes bürgerschaftliches Engagement zugunsten<br />
behinderter Menschen“ ausgezeichnet. Bereits 1997 hatte<br />
er den Ludwig-Guttmann-Preis erhalten.<br />
Nach seiner Rückkehr 2002 schien er angeschlagen gewesen<br />
zu sein, verständlich nach dem Verlust seiner Frau<br />
Soasig und dem daraus resultierenden Ende seines Lebens<br />
in Nordfrankreich. Seine Wachheit und die Bereitschaft an<br />
Erinnerungen<br />
Ungefähr 40 Jahre liegt meine erste Begegnung mit Christian Joachimi zurück.<br />
Er nutzte damals einen Teil seiner Semesterferien für notwendige medizinische Kontrollen<br />
und gezieltes Training im Heidelberger Querschnittgelähmtenzentrum.<br />
Ich war als Krankenschwester tätig und noch am Anfang<br />
meines beruflichen Weges. Christian Joachimi benötigte<br />
viel Hilfe im Alltag, doch gleichzeitig konnte ich von ihm lernen,<br />
ebenso wie die Mitpatienten und das therapeutische<br />
Team: Mit einem starken Lebenswillen arbeitete er daran,<br />
seinen Aktionsradius zu erweitern, fremde Hilfe entbehrlicher<br />
zu machen und trotzdem die Einzelheiten bei seiner<br />
Versorgung nicht zu vernachlässigen. In den Gesprächen<br />
ging er darüber hinaus. Die schwere Behinderung war nicht<br />
mehr vorherrschend. Themen aller Art wurden diskutiert<br />
und argumentiert, oft mit verschmitztem Humor garniert.<br />
Es lag ihm daran, die Gesprächspartner zu verstehen und<br />
selbst verstanden zu werden. Man konnte bei ihm sicher<br />
sein, dass er irgendwann nochmals darauf zu sprechen<br />
kam, wenn er fand, wichtige Gedanken seien nicht zu Ende<br />
geführt. Das konnte auch anstrengend oder unbequem<br />
werden.<br />
Er hatte Lust, Neues auszuprobieren, zum Beispiel die Sitzbalance<br />
beim Fechten zu trainieren; eine Premiere damals.<br />
Zeichnen und Malen wurden zu einem Hobby. Er genoss<br />
es, Sonne zu „tanken“, Musik mit kräftigem Schlagzeug zu<br />
hören, am liebsten live.<br />
In den vierzig Jahren sind wir uns noch oft begegnet. Immer<br />
wieder in der Klinik. Für die Mitpatienten war Christian häufig<br />
ein wichtiger Ansprechpartner im Sinne des Peercouncelling.<br />
Seine positive Lebenseinstellung und unglaubliche<br />
q – querschnitt spezial<br />
positiven politischen Entwicklungen mitzuarbeiten waren<br />
aber ungebrochen. Und er berappelte sich, Klagen waren<br />
von ihm nicht zu hören, obwohl die Organisation seines<br />
persönlichen Lebens inklusive Pflege- und Assistenzbedarfes<br />
sicher beschwerlich waren. In den letzten Monaten<br />
seines Lebens hatte er mit Ilka Müller ein neues Glück gefunden,<br />
die gemeinsamen Zukunftspläne beendete sein<br />
plötzlicher Tod.<br />
Die Fördergemeinschaft hat durch den frühen Tod Christian<br />
Joachimis viel verloren, aber wir sind auch sehr dankbar<br />
dafür, dass wir ihn hatten.<br />
Text & Fotos: Peter Mand<br />
Energie – auch nach Rückschlägen – konnte ermutigen.<br />
Er forderte dazu heraus, selbst Stellung zu beziehen, auch<br />
gegen Widerstände den eigenen Weg zu suchen. Oder er<br />
unterstützte die anderen darin, geeignete Hilfe zu finden.<br />
Christian gehörte zu den Pionieren, die trotz hoher Tetraplegie<br />
ein Studium absolvierten und danach eine Berufslaufbahn<br />
als höherer Beamter bewältigten. Dadurch eröffneten<br />
sich für andere Betroffene – und alle, die mit ihnen<br />
zusammenarbeiteten – neue Perspektiven.<br />
Bei der Arbeit in der Fördergemeinschaft begegneten wir<br />
uns unter anderen Zielsetzungen. Ich freute mich, als er<br />
bei der FGQ-Gründung seine Mitarbeit zusagte, obwohl<br />
er „eigentlich kein Vereinsmitglied mehr werden wollte“.<br />
Ich habe von seinen persönlichen Erfahrungen und umfangreichen<br />
Kenntnissen, von seinen Initiativen und seiner<br />
überzeugenden Glaubwürdigkeit auch in dieser Zusammenarbeit<br />
sehr profitiert.<br />
Im Laufe der Jahre entstand zwischen Christian, seiner Frau<br />
Soasig und mir eine freundschaftliche Verbundenheit, was<br />
mir viel bedeutet. Wenige Jahre nach Soasig hat sich nun<br />
auch der Lebenskreis von Christian Joachimi vollendet.<br />
Er hat viel Gutes angestoßen und bewirkt. Ich bin sehr<br />
dankbar für alle Begegnungen mit ihm während vier Jahrzehnten<br />
und werde ihn nicht vergessen.<br />
Text: Wiltrud Grosse<br />
PARAPLEGIKER 4/10 43
markt<br />
Rechtzeitig zum<br />
Jahreswechsel gibt<br />
es nun den „Paralympics<br />
Kalender 2011“<br />
mit exklusiven Fotos<br />
deutscher Wintersportler<br />
mit Behinderung<br />
von R4H (Radio<br />
für barrierefreie<br />
Köpfe).<br />
44<br />
PARAPLEGIKER 4/10<br />
Wintersport-Kalender<br />
Projektschirmherr Gerd Schönfelder: „Ich<br />
freue ich mich sehr über das Projekt des Paralympischen<br />
Kalenders 2011, in dem tolle<br />
Aufnahmen von den Winterspielen <strong>2010</strong> in<br />
Kanada abgelichtet sind. Auch weil das paralympische<br />
Jugendlager mit dem Verkauf des<br />
Kalenders unterstützt wird, würde ich mich<br />
freuen, wenn das Projekt von den Sportlern<br />
und Vereinen angenommen und von ihnen<br />
unterstützt wird und zahlreich Kalender gekauft<br />
werden.“<br />
Alle Fotos und Infos unter:<br />
www.kalender-r4h.de<br />
Ab Mitte 2011 werden bei »R4H - das Radio für barrierefreie<br />
Köpfe« regelmäßig Sondersendungen<br />
über den regionalen und nationalen Behindertensport<br />
produziert und ausgestrahlt werden. Dazu<br />
wurde im Mai eine entsprechende Kooperationsvereinbarung<br />
zwischen dem DBS und Health-Media<br />
eV getroffen und unterzeichnet. Mehr dazu<br />
unter:www.r4h.de/kooperation-dbs.html<br />
Starker Rolli für starke Typen<br />
Serienmäßige Leistungsmerkmale wie 350 Kg Zuladung oder seine<br />
Eignung für Menschen mit einer Körpergröße von über 210 cm machen<br />
LEO® zu einem weltweit einzigartigen Elektrorollstuhl.<br />
Dabei ist LEO® mit seiner Länge von 95 cm und<br />
der Außenbreite von 62 cm kleiner als viele<br />
seiner Kollegen. Das einzigartige Lenkungs-<br />
und Federungskonzept sorgt bei Fahrten im<br />
Innen- und Außenbereich für maximale Wendigkeit<br />
und höchste Mobilität. Mit dem hohen<br />
Wirkungsgrad seiner XXL Antriebe und<br />
den starken Batterien hat er genug Leistung<br />
für das Abenteuer Leben.<br />
Flexibler Sitzkomfort ist im LEO® serienmäßig<br />
und wird genau auf den persönlichen Bedarf<br />
angepasst. Hierzu gehören auch elektrisch<br />
steuerbare Sitzhöhen-, Sitzwinkel- und Rückenwinkelverstellung.<br />
Sicherheit im alltäglichen<br />
Einsatz bietet die konsequente Auslegung<br />
jeder einzelnen Baugruppe auf eine<br />
Belastung von 350 kg.<br />
www.leo350.eu.<br />
Infos und Vorführtermine unter info@leo350.eu<br />
In-Tra-Tec GmbH Remscheid<br />
tel 0 21 91-209 00 40<br />
Rollstuhlsitzkissen und Rückensysteme<br />
Wer auf einen Rollstuhl angewiesen ist, weiß<br />
die Vorteile eines guten Sitzkissens und eines<br />
passenden Rückensystems zu schätzen.<br />
Nur wenn die Positionierung stimmt, lässt<br />
sich z.B. auch nach 14 Stunden noch bequem<br />
sitzen. Andernfalls drohen Beschwerden<br />
wie Rückenschmerzen und in der Folge auch<br />
Störungen des vegetativen Nervensystems,<br />
die mit wohl durchdachten Lösungen für<br />
das richtige Sitzen und Stützen des Rückens<br />
leicht vermeidbar gewesen wären.<br />
Jeder empfindet Sitzen und Sitzkomfort anders. Deshalb<br />
kann ein gut funktionierendes Zusammenspiel von Rollstuhl,<br />
Sitzkissen und Rückensystem nur über individuelle<br />
Anpassung erreicht werden. JAY Sitzkissen und Rückensysteme<br />
unterstützen Rollstuhlnutzer wirkungsvoll in<br />
den unterschiedlichsten Anforderungen ihres persönlichen<br />
Alltags. Sie wurden von Spezialisten des Rollstuhlherstellers<br />
Sunrise Medical entwickelt, um Rollstuhlfahrer<br />
vor langwierig zu therapierenden Beschwerden, wie<br />
etwa Dekubitus, zu verschonen. Indem sie für stabilen<br />
Halt ohne Ermüdung sorgen, ermöglichen diese hochwertigen<br />
Hilfsmittel ihren Nutzern eine aktive Teilnahme
am gesellschaftlichen Leben. Die verschiedenen<br />
JAY Sitzkissen-Modelle orientieren sich<br />
am speziellen Bedarf des Nutzers. Alle Kissen<br />
garantieren hohen Komfort, besondere Qualität<br />
und sind pflegeleicht.<br />
Für mehr Selbstständigkeit in<br />
Küche bedeutet für jeden von uns<br />
Wohn- und Lebensraum. Für körperlich<br />
eingeschränkte Menschen<br />
ist es deshalb besonders wichtig,<br />
dass eine Küche spezielle Funktionen<br />
erfüllt, um ein Stück der Lebensqualität<br />
zu erhalten.<br />
Küchen Quelle hat als Spezialanbieter für barrierefreie<br />
Küchen Fachberater, die eigens für dieses<br />
Thema geschult sind und deutschlandweit zuhause<br />
gratis eine Beratung und Planung durchführen.<br />
Basis aller Planungen sind dabei die allgemeinen<br />
Bedingungen für rollstuhlgerechte und barrierefreie<br />
Wohnungen. Diese werden vom Küchenberater<br />
dann jeweils auf den individuellen Küchennutzer<br />
angepasst, bei Küchen Quelle heißt es: Der<br />
Mensch steht im Mittelpunkt.<br />
Die großen Pluspunkte barrierefreier Küchen sind<br />
u.a. elektromotorisch höhen-verstellbare Ober-<br />
der Küche<br />
schränke und Arbeitsflächen. Für die<br />
Sicherheit wird hier mit einem Auffahrschutz<br />
gearbeitet. Die Arbeitsbereiche<br />
sind mit Rollstühlen unterfahrbar.<br />
Daneben gibt es eine Vielzahl von Bauteilen,<br />
die Menschen mit einer körperlichen<br />
Behinderung die täglichen Arbeiten<br />
in der Küche erleichtern und einen<br />
lebensgerechten Küchenkomfort bieten,<br />
z.B. hoch eingebaute Geschirrspüler,<br />
Backöfen mit ausziehbarer Arbeitsplatte<br />
zum Abstellen und mehr. Diese Tipps<br />
und noch viel mehr werden in der Planung abgestimmt,<br />
u.a. auch, dass eine solche Küche trotz<br />
Spezialfunktionen durchaus preislich attraktiv ist.<br />
tel 01 80-55 62 555 (kostenpflichtig) oder unter<br />
www.kuechen-quelle.de<br />
Greifreifen im Ledermantel<br />
Rollstuhlgreifringe<br />
aus Metall sind haltbar,<br />
gerade aber im<br />
Winter auch kalt und<br />
rutschig. Was tun?<br />
Die ebenfalls unter der Marke JAY angebotenen<br />
Rückensysteme ergänzen den Sitzkomfort<br />
im Rollstuhl, indem sie den Oberkörper<br />
sicher führen. Damit können Haltungsschäden<br />
vermieden oder sogar korrigiert werden.<br />
Dank flexibler Anpassungsfähigkeit gelingt<br />
mit den leichten und einfach anzupassenden<br />
Rücken eine individuelle Versorgung, die sich<br />
konsequent an der persönlichen Situation des<br />
Rollstuhlnutzers orientiert.<br />
www.SunriseMedical.de<br />
Während seiner Zeit als Modellmacher im Rahmen der Entwicklung von<br />
Auto Lenkrädern, kam dem gelernten Feintäschner Peter Wohlschlögel<br />
die Idee, Rollstuhlgreifringe zu umledern. Sein Ziel war es, durch seine<br />
Werkstoffauswahl mehr Komfort für Rollstuhlfahrer zu erreichen.<br />
Nach Abschluss der zweijährigen Testphase wandte er sich 2006 mit<br />
seiner Idee an die Öffentlichkeit. Wohlschlögels Idee der Greifringumlederung<br />
rief bei den Nutzern durchweg positive Reaktionen hervor und<br />
markt<br />
PARAPLEGIKER 4/10 45
markt<br />
setzte somit eine Entwicklung in Gang.<br />
Rollstuhlfahrer entdecken zunehmend<br />
das angenehme Gefühl des Leders und<br />
schätzen den sicheren Griff, der individuell<br />
durch die darunter liegende Polsterung<br />
erreicht wird.<br />
Eine weitere positive Anwendungserfahrung<br />
hat gezeigt, dass es zu einer weit geringeren<br />
Anzahl von Beschädigungen an Möbelstücken,<br />
Türrahmen, Badewannen etc. kommt. Doch<br />
nicht nur die werden durch das Leder geschützt,<br />
sondern auch der Greifring selbst – und auch die<br />
Hände des Rollstuhlfahrers. Sollte die Umlederung<br />
durch kleine alltägliche Unfälle schadhaft gewor-<br />
Spende für die FGQ<br />
Anlässlich einer Fortbildung für Gutachter des TÜV im Hause<br />
Zawatzky übergab Geschäftsführer Andreas Zawatzky an Prof.<br />
Dr. Gerner, den Vorsitzenden der Fördergemeinschaft der Querschnittgelähmten,<br />
einen Spendenscheck in Höhe von 1 000 €.<br />
Anzeige<br />
RL-50 Deckenlift<br />
mit Rollstuhlaufhängung<br />
Bundesweiter Vertrieb und Service: 02 34 – 91 600 50<br />
Dank der speziell entwickelten Fahrschiene bleibt ihre Treppe in ganzer Breite frei. Der<br />
Einbau kann in Mehrfamilienhäusern, engen Treppenhäusern, über mehrere Etagen<br />
erfolgen. Haltestellen sind frei wählbar. Die Bedienung erfolgt auch bei eingeschränkter<br />
Mobilität durch den Benutzer oder Begleitperson. Fernsteuerbar ohne Kabelmontage.<br />
HÖGG Liftsysteme<br />
Hattinger Straße 712 a<br />
44879 Bochum<br />
sales@hoegglift.de www.hoegglift.de<br />
den sein, kann sie nach Rücksprach fachmännisch<br />
repariert werden.<br />
Inzwischen haben sogar Krankenkassen ihre<br />
Bereitschaft erklärt, grundsätzlich für die Greifringumrüstung<br />
aufzukommen. Im Vorfeld muss<br />
zunächst eine Anfrage der Kostenübernahme gestellt<br />
werden. Die Abrechnung erfolgt dann über<br />
die allgemeine Hilfsmittelnummer 18.99.99.0901.<br />
Auf Grund der hohen Nachfrage werden künftig<br />
fertig umlederte Greifringe in Standardmaßen angeboten.<br />
tel 0 60 28-52 44<br />
www.greifring.de<br />
Prof. Gerner, ehemals Leitender Chefarzt der<br />
orthopädischen Klinik in Schlierbach, war als<br />
Referent eingeladen. Die Fortbildungsveranstaltung<br />
stand in engen Zusammenhang mit<br />
den elektronischen Lenksystem „joysteer“, das<br />
letztes Jahr vom Mobilcenter Zawatzky in den<br />
Markt eingeführt wurde. Neben der Weitergabe<br />
von theoretischen Kenntnissen über solche<br />
Art Lenksysteme für behinderte Menschen,<br />
bestand auch die Möglichkeit einer Fahrprobe<br />
mit einem Fahrschulauto der Fahrschule<br />
Zawatzky.<br />
Ein Chrysler Voyager, der in Meckesheim zu<br />
einem „CenterVan“ für Rollstuhlfahrer umgebaut<br />
wurde, stand mit einem 2-Wege-Joystick<br />
zur Verfügung. Das Mobilcenter Zawatzky<br />
führt regelmäßig Schulungen für TÜV-Mitarbeiter<br />
durch.<br />
www.mobilcenter.de
Innovationen für bewegungsbeeinträchtigte<br />
Autofahrer<br />
Die Tüftlermanufaktur des international erfolgreichen<br />
PARAVAN Mobilitätsparks präsentiert zwei bemerkenswerte<br />
Neuentwicklungen.<br />
Mit dem PARAVAN Caddy Maxi stellt der Mobilitätspark<br />
ein bis ins Detail durchdachtes Automobil<br />
vor, das als Selbst- oder Beifahrerauto genutzt<br />
werden kann und durch Ideenreichtum und technisches<br />
Know How glänzt. Dabei ist der gleichzeitige<br />
Transport von bis zu drei Rollstuhlfahrern<br />
durch Befestigungen auf der Fahrer- und Beifahrerposition<br />
sowie im Heck möglich.<br />
Die Besonderheit des „Raumwunders“ von PARA-<br />
VAN liegt in dem tiefer gesetzten, geebneten Fahrzeugboden,<br />
der zu einer größeren Innenraumhöhe<br />
führt und jede Menge Platz bietet. So kann der<br />
Caddy mit dem Rollstuhl bis nach vorne befahren<br />
werden und ermöglicht sogar im Fahrzeuginnenraum<br />
das Drehen mit dem Rollstuhl.<br />
Durch Funkfernbedienung die Heckklappe öffnen,<br />
Rampe ferngesteuert ausfahren, mit dem Rollstuhl<br />
bis zum Fahrer- oder Beifahrersitz durchfahren, in<br />
der PARAVAN Dockingstation – ein Rollstuhlrückhaltesystem<br />
– andocken, Rampe einfahren und<br />
Heckklappe schließen – und einfach nur noch<br />
losfahren. So einfach kann behindertengerechte<br />
Mobilität aussehen.<br />
Optional ist außerdem die Ausstattung mit dem<br />
Space Drive® System (erste straßenzugelassene<br />
Joysticklenkung mit aktiver Redundanz weltweit)<br />
erhältlich. Ein besonderer Vorteil von PARAVAN ist<br />
auch der 24-Stunden-Service für eine Ersatzteillieferung<br />
der PARAVAN-Teile in Deutschland.<br />
Neben dem Fahrzeugumbau reagiert der Mobilitätspark<br />
auch auf das steigende Lebensalter in<br />
Deutschland mit einem weiteren Highlight, der<br />
neuen PARAVAN Sitzkollektion für ältere und bewegungsbeeinträchtigte<br />
Menschen. Die Sitzkonsolen<br />
drehen sich um mehr als 120 Grad nicht nur<br />
auf einer Achse, sondern bewegen sich während<br />
des Drehvorgangs noch nach vorne, so dass eine<br />
größere Drehbewegung möglich ist und der Insas-<br />
se perfekt ein- und aussteigen kann.<br />
Als weiteres Schmankerl offeriert PA-<br />
RAVAN eine Aufstehhilfe, die insbesondere<br />
altersbedingt bewegungsbeeinträchtigten<br />
Menschen eine<br />
große Erleichterung beim Ein- und<br />
Aussteigen bietet. Eine Erweiterung<br />
zum Drehsitz ist die Transferkonsole,<br />
welche über eine Hub-, Dreh-, und<br />
Vor-Zurück-Funktion verfügt. Sie<br />
dreht sogar um 180 Grad um dem<br />
Nutzer bequemstes Umsetzen zu<br />
ermöglichen. Die drei Funktionen<br />
der Transferkonsole sind dank des<br />
Baukastensystems frei kombinierbar<br />
und auch einzeln verwendbar.<br />
Nähere Informationen sowie weitere Neuentwicklungen<br />
gibt es auf der aktuellen<br />
Internetpräsenz unter:<br />
www.paravan.de<br />
Ein Sitz hilft beim Aufstehen.<br />
Die Paravan-Version<br />
des Caddy Maxi<br />
ermöglicht das Befahren<br />
bis ans Lenkrad.<br />
markt<br />
PARAPLEGIKER 4/10 47
markt<br />
Muskeln und Kreislauf zuhause<br />
effektiv trainieren<br />
Aktiv am Leben teilnehmen<br />
ist für viele<br />
Menschen mit Behinderung<br />
ein großes Ziel.<br />
„Ich möchte fit und agil<br />
bleiben“, berichtet Rolf<br />
Eberhard aus Waldhausen,<br />
der seit einem<br />
Motorradunfall im Rollstuhl<br />
sitzt. Regelmäßige<br />
Bewegung spielt für<br />
den Tetraplegiker aus<br />
Schwaben eine zentrale<br />
Rolle, denn nur so kann<br />
er seine Blasen- und<br />
Darmfunktion erhalten<br />
und dauerhaft Herz und<br />
Kreislauf stabilisieren.<br />
„Zum Glück“, so Rolf Eberhard, „wurde ich während<br />
meines Reha-Aufenthalts auf die motorbetriebenen<br />
und softwaregesteuerten MOTOmed Bewegungstherapiegeräte<br />
aufmerksam. Ein kurzer Anruf bei RECK<br />
genügte und schon konnte ich das MOTOmed kostenlos<br />
und unverbindlich Zuhause ausprobieren. Ein<br />
toller Service des Unternehmens. So konnte ich das<br />
Gerät unabhängig von festen Terminen in aller Ruhe<br />
in meinen eigenen vier Wänden kennenlernen. Außerdem<br />
ist eine Erprobung auch für die Beantragung<br />
bei der Krankenkasse oder der BG notwendig“, erklärt<br />
der gelernte Groß- und Außenhandelskaufmann. Als<br />
anerkanntes Hilfsmittel der gesetzlichen Krankenkassen<br />
in Deutschland ist das MOTOmed für Patienten<br />
mit Lähmungsbildern, Querschnittläsionen und neuromuskulären<br />
Erkrankungen erstattungsfähig.<br />
Das MOTOmed kann sowohl motorbetrieben (passiv)<br />
als auch motorunterstützt genutzt werden. Trainiert<br />
wird vom Rollstuhl aus mit runden, geführten<br />
Bewegungen ähnlich dem Radfahren. Die fließende<br />
Passivbewegung kann helfen, Muskelverkürzungen und Gelenkversteifungen vorzubeugen.<br />
Gleichzeitig kann die sanfte Bewegung das Auftreten von Spastik und<br />
Muskelverspannungen reduzieren. Tritt während des Trainings dennoch eine Verkrampfung<br />
auf, wird diese nach dem therapeutischen Prinzip der antagonistischen<br />
Hemmung gelöst. Das motorunterstützte Training eignet sich besonders für Personen,<br />
die noch geringe Restmuskelkräfte besitzen. Der notwendige Kraftaufwand<br />
für die Bewegung kann fein dosiert und immer wieder neu angepasst werden.<br />
In Kombination mit der „Funktionellen Elektro-Stimulation“ (FES) ist für Querschnittpatienten<br />
sogar ein aktives Training am MOTOmed möglich. Bei dieser Therapieform<br />
Anzeige<br />
Mit dem MOTOmed kann Tetraplegiker Rolf Eberhard<br />
unabhängig von fremder Hilfe, festen Terminen<br />
und Witterungsverhältnissen trainieren.<br />
aktivieren elektrische Impulse die Arme oder Beine<br />
über kleine Klebeelektroden und veranlassen so, dass<br />
die Extremitäten kontrahieren und korrekte Kurbelbewegungen<br />
ausführen. Die Muskeln erzeugen, trotz<br />
Lähmung, Kraft und können helfen, den Gesundheitszustand<br />
von Querschnittpatienten zu verbessern.<br />
Neben dem freien Training begeistern Rolf Eberhard<br />
vor allem die 13 verschiedenen TherapieAblaufProgramme.<br />
Unter anderem können Ausdauer, Lockerung,<br />
Motivation und Koordination gezielt trainiert<br />
werden. Der sportliche Tetraplegiker ist nur einer von<br />
vielen begeisterten MOTOmed-Nutzern, die sich ein<br />
Leben ohne die tägliche Bewegung im eigenen Zuhause<br />
nicht mehr vorstellen könnten. Oft genügen<br />
bereits täglich 30 Minuten moderate Bewegung,<br />
um die Lebensqualität entscheidend zu verbessern.<br />
„Lebensqualität, die ich nie mehr missen möchte“, so<br />
Rolf Eberhard.<br />
Kontakt:<br />
RECK Technik<br />
Reckstr. 1-5, 88422 Betzenweiler<br />
tel 0 73 74-18 84, www.MOTOmed.de
San Felice<br />
…ist wohl der Ort in Italien, der von Rollstuhlfahrern am häufigsten<br />
genannt wird, wenn es darum geht, in Italien Urlaub zu machen.<br />
Einige sollen da schon ihren zweiten Wohnsitz angemeldet haben…<br />
Der Ort an sich liegt auf einem Berg, von<br />
dem aus man einen herrlichen Blick über das<br />
Meer und die Landschaft hat. San Felice Circeo<br />
liegt am Monte Circeo, einem steil aus der Pontinischen<br />
Ebene aufragenden Kalkberg, direkt<br />
am Tyrrhenischen Meer, im 1934 gegründeten<br />
Circeo-Nationalpark. Der Berg, der ursprünglich<br />
tatsächlich eine Insel war, wird nach der Überlieferung<br />
mit der Insel der Zauberin Circe gleichgesetzt.<br />
Wenn man Richtung Süden schaut,<br />
sieht man unendlich lange Strände mit Sonnenschirmen<br />
und Liegestühlen. Einer davon gehört<br />
zu Salvatore Avaglianos „Centro Ferie“ und unterscheidet<br />
sich sehr deutlich von den anderen<br />
Stränden. Die Liegestühle sind deutlich höher,<br />
um den Transfer vom Rollstuhl auf die Liege zu<br />
gewährleiten. Die Wege sind gepflastert. Mit<br />
einem Strandrollstuhl geht es ab in das Meer.<br />
Der Weg von der Unterkunft zum Strand beträgt<br />
ungefähr 500 m, Parkplätze gibt es genügend.<br />
In der Ferienanlage, wo sich die gesamte Familie<br />
um das seelische und leibliche Wohl der Gäste<br />
kümmert, ist Leben. Wenn man dann an den langen<br />
Tischen sitzt, hat man das Gefühl dazu zugehören.<br />
Den Abend lässt man dann gemütlich an<br />
der Bar ausklingen. Da die Umgebung sehr ruhig<br />
ist, steht einem erholsamen Schlaf nichts im<br />
Wege. Gut ausgeschlafen, lässt sich der nächste<br />
Tag mit viel Power angehen. Mit einem Ausflug<br />
nach Rom, Neapel oder auf die Insel Ponsa z. B.<br />
Auch die nähere Umgebung lädt zum Besuch<br />
der Märkte und Sehenswürdigkeiten ein. Salvatore<br />
ist immer bereit, einen guten Tipp zu geben.<br />
Es gibt in der Umgebung sehr viele Läden<br />
mit Spezialitäten der Region. Eine davon ist der<br />
Mozzarella von unübertrefflicher Qualität. Auch<br />
die Weine der Region sind ein wahrer Genuss.<br />
Aber auch der aktive Sporturlauber kommt hier<br />
voll auf seine Kosten. Das Centro verfügt über<br />
ein Basketballspielfeld und einen Tennisplatz,<br />
Tischtennis ist selbstverständlich. Im Umfeld<br />
der Ferienanlage ist auf den ebenen Wegen<br />
ein gutes Training für Handbiker<br />
möglich.<br />
Der Fahrdienst des Centro holt Gäste<br />
vom Flughafen oder Bahnhof<br />
(Rom) gegen Aufpreis zum Ferienzentrum.<br />
Mit dem Auto geht es<br />
natürlich auch, allerdings nicht in<br />
einem Rutsch. Wer über den Brenner<br />
fährt, dem steht ein herrliches<br />
Quartier – der Humlerhof<br />
– an der Ausfahrt<br />
Gries/Österreich<br />
zur Verfügung. Gerade<br />
mal 500 m hinter<br />
der Ausfahrt liegt der<br />
barrierefreie Gasthof<br />
mit ausreichend Parkplätzen.<br />
Man sollte bei<br />
der Fahrt bedenken,<br />
dass es in Österreich,<br />
Schweiz und Italien<br />
eine Geschwindigkeitsbegrenzung<br />
gibt<br />
und die Bußgelder<br />
gleich vor Ort fällig<br />
sind. Diese wiederum können die Urlaubskasse<br />
gewaltig reduzieren. Für den Brenner gibt es<br />
beim ADAC eine elektronische Mautcard (18 €)<br />
und die „Video Maut Card“ für die italienische<br />
Autobahn (50 €), die eine Zeitersparnis an der<br />
Mautstelle bringt. Wie viel Maut bezahlt werden<br />
muss, kann man sich im Internet berechnen<br />
lassen. Abgesehen von den Kosten ist die Fahrt<br />
nach San Felice schon ein unvergessliches Erlebnis,<br />
die folgenden Urlaubstage sind die Krönung.<br />
Text & Fotos: Johann Kreiter<br />
www.humlerhof.com/index.html<br />
www.centroferiesalvatore.com/ger/index.php<br />
www.traveda.de/reisetipps/maut-italien.htm<br />
unterwegs<br />
Altstadt von San Felice.<br />
An der Bar des Ferienzentrums.<br />
PARAPLEGIKER 4/10 49
unterwegs<br />
Anzeige<br />
Kleinod an der Adria:<br />
Venedig, Rimini und Ravenna<br />
werden erd rden den<br />
als erstes genannt, genannt wenn enn Urla Urlauber ber von on<br />
der italienischen Adria sprechen. Dabei ist die<br />
kleine Stadt Comacchio in der Emilia Romagna,<br />
am Po-Delta, mindestens ebenso interessant. Sie<br />
liegt inmitten einer einzigartigen Sumpflandschaft,<br />
durchzogen von zahlreichen Kanälen.<br />
Malerische Treppenbrücken und pastellfarbene<br />
Häuser prägen das Stadtbild. Doch während sich<br />
in Venedig die Touristen gegenseitig auf die Füße<br />
treten, herrscht hier noch beschauliche Ruhe.<br />
Einer der vielen Kanäle,<br />
die der Stadt ihr Gesicht geben.<br />
Die Anreise: Über den Brenner bis Verona und<br />
dann über Lugano nach Ferrara. Von da aus ist es nur<br />
noch ein Katzensprung bis Comacchio, das man auch<br />
gerne „Klein Venedig“ nennt. Wer das hört, denkt selbstverständlich<br />
auch gleich an die vielen Brücken, die unüberwindlich<br />
erscheinen; aber keine Sorge, es gibt gute<br />
Alternativen.<br />
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Comacchio ist Stadt am Meer, Kunststadt und die Hauptstadt<br />
des Po-Deltas. Sie wurde geformt durch den riesigen<br />
Fluss Po und dem Meer mit seinem über 20 km<br />
langen Sandstrand. Dazu kommt noch ein riesiges Naturschutzgebiet,<br />
das man sowohl mit dem Handbike als<br />
auch mit dem Boot entdecken kann. Unterwegs kann<br />
man dann die Spezialitäten der Region genießen – wie<br />
den berühmten Aal.<br />
Comacchio ist eine kleine wunderschöne Lagunenstadt<br />
mit Kultur und Tradition. Die Treppontibrücke ist das<br />
Wahrzeichen dieses Ortes, an deren Fuße gleich der<br />
historische Fischmarkt liegt. Der Architekt Luca Danesi<br />
schuf diese monumentale Konstruktion 1634 aus fünf<br />
breiten Treppen, um gleich fünf Inseln miteinander zu<br />
verbinden. Wenn man Glück hat und Einheimische findet,<br />
die etwas Deutsch sprechen, erzählen sie gerne über<br />
ihre Stadt, über die Salzgewinnung aus dem Meer oder<br />
den Fischfang. Bei dem Spaziergang durch die Strassen,<br />
entlang am Canale Maggione,kommt man unweigerlich<br />
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auch zur Loggia del Grano, einem ehemaligen Kornspeicherhaus,<br />
und dem Alten Uhrenturm. Nur wenige<br />
Meter weiter ist die Kathedrale San Cassiano. Eine der<br />
Sehenswürdigkeiten ist die Marinadenmanufaktur,<br />
eine Fabrik, die cirka 100 Jahre alt ist und die Fische<br />
am Holzkocher zu wahren Leckerbissen gemacht<br />
hatte. Die Fabrikarbeiter begannen um 4.00 Uhr morgens<br />
mit ihrer Arbeit und drehten ihre Spiesse bis spät<br />
abends. In dem Film mit Sophia Loren „Die Frau vom<br />
Fluss“ findet Comacchio sozusagen ein ewiges Leben.<br />
Ein sicherlich interessantes Haus ist das „Museo della<br />
Nave Romana“, in dem ausgestellt wird, wie die Römer<br />
in der Region gelebt haben.<br />
Fisch bestimmt das Leben in Comacchio, und was<br />
liegt näher für den Urlauber in dieser Stadt, als Fisch<br />
zu essen. In den zahlreichen Restaurants (zehn davon<br />
barrierefrei) wird der frisch gefangene Fisch vom Koch<br />
variantenreich auf dem Teller serviert. Wer das Ganze<br />
noch etwas spannend machen möchte, kann bei einer<br />
Fischauktion zuschauen.<br />
In der Lagune von Comacchio besteht die Möglichkeit,<br />
mit einem Boot diesen herrlichen Naturpark und<br />
sein Lagunensystem kennen zu lernen. Etwas außerhalb<br />
der Stadt liegt die Fischstation Foce. Von dort aus<br />
kann man dann mit einem Boot den Valli di Comacchio<br />
befahren. Es geht vorbei an alten Kanälen und zu<br />
den alten Fischerhütten. Ein Prachtstück ist die Oase<br />
von Boscoforte. Dabei handelt es sich um eine Landzunge,<br />
die sich im Inneren des Lagunenbeckens erstreckt.<br />
Hier sind auch die mit viel Kreativität gebauten<br />
Fischfangstationen zu bestaunen. Das Ganze ist auch<br />
für Rollstuhlfahrer barrierefrei erreichbar. Die Fischerstation<br />
ist ebenfalls berollbar. Es ist schon erstaunlich<br />
Wer ein ruhiges und doch relativ nahe<br />
an den touristischen Sehenswürdigkeiten<br />
liegendes Urlaubsquartier sucht,<br />
der ist auf dem barrierefreien Campingplatz<br />
„Lido Florenz“ gut aufgehoben.<br />
wie diese Fischer unter härtesten Bedingungen ihrer<br />
Arbeit nachgingen. Aber auch dem Naturliebhaber<br />
wird einiges geboten. Von Flamingos bis hin zu Kormoranen<br />
ist alles zu sehen.<br />
Rund um Comacchio gibt es auch weitere schöne Sehenswürdigkeiten,<br />
zum Beispiel die Abtei von Pomposa,<br />
in der auch Dante verweilte. Das Kloster wurde<br />
schnell zu einem der bedeutendsten religiösen und<br />
kulturellen Zentren Italiens und erreichte nach dem<br />
Jahr 1000 seine größte Blütezeit. In dieser Phase erstreckte<br />
sich die spirituelle, politische und legislative<br />
Macht des jeweiligen Abtes auf sämtliche umliegenden<br />
Gemeinden. Den Höhepunkt ihrer kulturellen<br />
und spirituellen Entwicklung hatte die Abtei, als ihr<br />
Abt Guido von Pomposa vorstand.<br />
Eine Naturkatastrophe leitete den Niedergang von<br />
Pomposa ein: Im Jahre 1152 durchbrach der Po bei<br />
einer Überschwemmung oberhalb die Dämme und<br />
verlagerte sein Bett. Als Folge versumpfte das Gebiet<br />
um die Abtei. Die durch Mücken übertragene Malaria<br />
dezimierte die Bevölkerung. Von den Folgen ist heute<br />
zum Glück nichts mehr zu spüren.<br />
Im Gegenteil, heute spricht nichts dagegen, es sich<br />
an diesem schönen Flecken Erde richtig gut gehen zu<br />
lassen. Nicht vergessen sollte man das Schwimmen<br />
im Meer an den zahlreichen für behinderte Menschen<br />
zugänglichen Badestränden. Einer davon ist der Lido<br />
Florenz, der auf seinem Campingplatz mit 18 barrierefreien<br />
Mobilhomes wohl zu den besten gehört (siehe<br />
folgenden Beitrag).<br />
Text & Fotos: Johann Kreiter<br />
Der Campingplatz Lido Florenz liegt direkt<br />
am Meer, an einem schönen Privatstrand. Durch den<br />
Campingplatz führen asphaltierte Straßen, die dem<br />
Rollstuhlnutzer das Selbstfahren leichter machen<br />
und ebenso zulassen, dass der Platzmieter mit seinem<br />
Auto direkt zu seiner Unterkunft fahren kann.<br />
Es gibt aber auch Kieswege, die mit etwas mehr<br />
Aufwand zu bewältigen sind. Streckenweise sind<br />
unterwegs<br />
PARAPLEGIKER 4/10 51
unterwegs<br />
Der Miniclub<br />
ist für Kinder<br />
mit Behinderung<br />
bestens<br />
geeignet und<br />
hat barrierefreieSpielgeräte.<br />
52<br />
PARAPLEGIKER 4/10<br />
etwas steiler verlaufende Wege, die<br />
aber mit deutlichen Orientierungsschildern<br />
gekennzeichnet sind, um<br />
Rollstuhlfahrern zu zeigen, hier<br />
funktioniert es und dort nicht.<br />
Siebzehn barrierefrei zugängliche<br />
Mobilheime, alle sind mit Grills ausgestattet.<br />
Fünf mit Meeresblick, der<br />
Rest ist in Strandnähe. Ein Camping<br />
Market, der barrierefrei ist und in<br />
dem auch Lebensmittelallergiker<br />
die richtigen Produkte finden, ist<br />
auch vor Ort. Zwei gute Restaurants<br />
mit besonderen Ernährungs- und Diätangeboten<br />
sowie Lieferservice ins Mobilhome runden<br />
das Angebot ab. Eine Bar sorgt dafür, dass es<br />
immer einen kühlen Drink am Strand gibt. Dazu<br />
gibt es an der Bar ein Eis, das dem Liebhaber auf<br />
der Zunge zergeht.<br />
Der Miniclub ist für Kinder mit Behinderung<br />
bestens geeignet und hat barrierefreie Spielgeräte.<br />
Der Animationsbereich ist auf Personen<br />
mit einer Behinderung bestens gerüstet. Das<br />
Schwimmbecken ist mit einem Lift ausgestattet<br />
und das Sanitärgebäude mit barrierefrei<br />
zugänglichen Toiletten und Duschen liegt in<br />
direkter Nähe.<br />
Zu den Mobilhomes ist zu sagen, dass die fünf<br />
direkt am Strand liegenden nicht für E-Stuhlnutzer<br />
geeignet sind, dafür aber die zwölf etwas<br />
dahinter liegenden. Mit einer kleinen Einschränkung,<br />
wer nur mit E-Stuhl unterwegs ist, muss<br />
auf die Schwimmbadtoilette gehen.<br />
Stellplatz direkt am Mobilhome.<br />
Strandrollstuhl mit<br />
Plastikmatte, die ein<br />
Befahren des Strandes<br />
möglich macht.<br />
Am Strand gibt es einen Rollstuhl für den Transfer<br />
ins Meer, den der aufmerksame Bademeister auf<br />
Handzeichen bringt. Plastikmatten lassen ein teilweises<br />
Berollen des Strandes zu. Der Schwimmbereich<br />
am Strand ist mit Wellenbrechern geschützt,<br />
so dass auch ein ruhiges Schwimmen<br />
möglich ist.<br />
Der Campingplatz hat eine sehr zentrale Lage,<br />
was ein Kombinieren von Ausflügen und Badeurlaub<br />
ermöglicht. Nach Ferrara (Weltkulturerbe)<br />
sind es gerade 50 km, Ravenna 30 km, Bologna<br />
100 km und Venedig 135 km. Selbst Verona ist mit<br />
170 km noch relativ nah. Dieses Rundumangebot<br />
lässt für den Urlaub kaum noch Wünsche offen,<br />
wenn doch – die Betreiber haben ein offenes Ohr<br />
für die Wünsche ihrer Gäste.<br />
Text & Fotos: Johann Kreiter<br />
www.campingflorenz.com/german/camping_<br />
florenz.htlm
Die stets wachsenden Anfragen nach barrierefreiem Tourismus und<br />
barrierefreien Sportangeboten werden bisher von behinderten Menschen in<br />
Italien gut angenommen. Diese Organisation gibt dem Kunden, der in den Urlaub<br />
fährt, die Sicherheit, indem sie für sämtliche zum Informations-Netzwerk<br />
gehörende und direkt von V4A kontrollierte Tourismusanbieter volle Gewährleistung<br />
bietet.<br />
Die Mitarbeiter gewähren eine sorgfältige, zuverlässige und genaue Information,<br />
die Menschen mit Behinderung oder besonderen Bedürfnissen in die Lage<br />
versetzt, das für ihr Wohlbefinden am besten geeignete Feriendorf zu wählen.<br />
Denn sie denken vor allem daran, den persönlichen Wünschen und Ansprüchen<br />
gerecht zu werden. Sie fördern bei den Mitgliedern eine innovative Kultur<br />
des Tourismus, die auch jene Bedürfnisse, die nicht offensichtlich sind oder<br />
als selbstverständlich betrachtet werden, zur Zufriedenheit aller sucht.<br />
Maßgeblich dafür eingesetzt hat sich Roberto Vitalli, ein Macher der besonderen<br />
Art. Ein typischer Italiener, der manchmal mit drei Handys telefoniert,<br />
im Auto aber nur mit zweien… Was für uns chaotisch aussieht ist ein wohl<br />
organisiertes Unternehmen. Roberto hat Kontakte zu allen wichtigen touristischen<br />
Organisationen. Die wichtigste ist wohl die zur Italienischen Zentrale<br />
für Tourismus (ENIT). Dort anerkannt zu sein ist der Schlüssel zum Erfolg. Dazu<br />
arbeitet Roberto eng mit dem italienischen Campingverband und mit den<br />
Betreibern von Ferienwohnungen zusammen und berät sie in Sachen „Barrierefreiheit“,<br />
was nicht mit den Ansprüchen an diese Kategorie hierzulande vergleichbar<br />
ist, aber durchaus die Einrichtungen nutzbar macht für behinderte<br />
Menschen aus Deutschland. Zumal Italien eines der beliebtesten Reiseziele<br />
der Deutschen ist – zu Recht!<br />
Text & Foto: Johann Kreiter<br />
www.villageforall.net<br />
Roberto Vitalli von<br />
Village for all.<br />
…ist eine No Profit<br />
Organisation, die<br />
sich dem barrierefreien<br />
Tourismus und<br />
der Förderung von<br />
Sportaktivitäten, die<br />
allen offenstehen,<br />
zum Ziel gesetzt hat.<br />
Village for All (V4A)<br />
hat in vielen Regionen<br />
Feriendörfer und Campingplätze<br />
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dann doch zu schmal<br />
war? So eine Erfahrung<br />
braucht kein Mensch!<br />
Auf den Nordseeinseln<br />
Amrum und Föhr<br />
wird Sabine Dittmann,<br />
selbst Rollstuhlfahrerin,<br />
deshalb die tatsächlicheBarrierefreiheit<br />
vor Ort testen.<br />
54<br />
PARAPLEGIKER 4/10<br />
Amrum und Föhr:<br />
Ba rrie refre ie r Zu ga ng<br />
z u r N o rd see?<br />
Auf Bohlenwegen können Rollstuhlfahrer<br />
zumindest Teile der Dünenlandschaft erfahren.<br />
Auf den Inseln Amrum und Föhr nehmen die Touristikzentralen<br />
das Thema Barrierefreiheit ernst. Die<br />
Förderung des Gesundheitstourismus bildet einen<br />
Schwerpunkt der Tourismus-Arbeit vor Ort. Dazu gehört<br />
auch die Unterstützung barrierefreier Angebote.<br />
„Wir haben schon damit angefangen, barrierefreie<br />
Angebote zu realisieren“, erklärt Christian Johannsen<br />
von der Amrum Touristik, „aber es gibt noch viel zu<br />
tun“. Er verrät eine Vorstellung, die ihm manchmal in<br />
den Kopf kommt, wenn seine Pläne durch irgendwelche<br />
bürokratischen Hemmnisse ins Stocken geraten:<br />
„Manchmal wünsche ich mir tatsächlich, wir könnten<br />
alle Gemeinderatsmitglieder in Deutschland in Rollstühle<br />
setzen, aus denen sie für einen Tag nicht mehr<br />
aussteigen dürfen. Und dann würden wir ihnen viel<br />
zu trinken geben. Spätestens nach ein paar Stunden<br />
würden sie einsehen, wie wichtig barrierefrei zugängliche<br />
Toiletten sind!“ Kein Wunder, dass es auf Amrum<br />
bereits behindertengerechte Sanitäranlagen an mehreren<br />
Strandübergängen gibt.<br />
Auch die Anfahrt soll für Rollstuhlfahrer mit öffentlichen<br />
Verkehrsmitteln demnächst bequem möglich<br />
sein: Der Bahnhof in Niebüll wird zurzeit für rund 7,5<br />
Millionen Euro saniert. Pünktlich zum Saisonbeginn<br />
2011 soll dann das Umsteigen von der Bahn auf die<br />
Fähre nach Föhr oder Amrum barrierefrei möglich sein.<br />
Die Fährschiffe selbst verfügen über rollstuhlgerechte<br />
Toiletten und Gastronomie. Auf den Inseln verkehren<br />
Niederflurbusse und es gibt auch ein paar Quartiere,<br />
die sich als barrierefrei einstufen.<br />
Blick bis nach Sylt<br />
Und die Strände? Die Amrumer Strände sind traumhaft<br />
schön. Mit dem Rollstuhl lassen sie sich naturgemäß<br />
nicht befahren. Aber es gibt mehrere betonierte Zugänge<br />
zum Strand und es wurden einige Strandrollis<br />
angeschafft, die man kostenlos ausleihen kann. Mit<br />
diesen leichten Rollis kann man sich übrigens auch ins<br />
Watt schieben lassen. Neu ist die „Badestelle der Zukunft“<br />
mit einer Plattform, die den Blick bis nach Sylt<br />
auch für Rollstuhlfahrer möglich macht. Auf der Insel<br />
gibt es mehrere stufenfreie Bohlenwege mit maximal<br />
sechs Prozent Steigung. Allerdings lassen sich nicht alle<br />
Wege durch die Dünen entsprechend abflachen und<br />
zu den Einstiegen der rollitauglichen Bohlenwege führen<br />
manchmal etwas holprige Wanderwege. Und den<br />
Leuchtturm mit seinen 295 Stufen wird Johannsen bei<br />
allem guten Willen nicht für Rollstuhlfahrer zugänglich<br />
machen können. In den nächsten Monaten soll jedoch<br />
auch das nördlichste Touristenbüro der Insel für Rollstuhlfahrer<br />
zugänglich werden und im nächsten Jahr<br />
wird – last not least – der Führer für Rollstuhlfahrer<br />
auf Föhr und Amrum als Online-Nachschlagewerk<br />
neu aufgelegt.<br />
Um hier wirklich stimmige Daten zu erhalten, wird ein
Weg eingeschlagen, der für andere Urlaubsorte bisher<br />
noch eher ungewöhnlich ist: Der Kieler Verein „Unterwegs<br />
ohne Grenzen e.V.“ bekam den Auftrag, die Barrierefreiheit<br />
der Insel-Angebote vor Ort zu testen.<br />
Mit iPad und Wasserwaage<br />
Zuständig für die Umsetzung ist Sabine Dittmann.<br />
„Meine Einstellungsvoraussetzung war, dass ich im<br />
Rollstuhl sitze“, erzählt sie. Wenn sie zum Testen nach<br />
Amrum fährt, sind Zollstock und Wasserwaage ganz<br />
sicher mit im Gepäck. Das Ausmessen ist ihre Hauptarbeit:<br />
die Breite von Türen, die Höhe von Schwellen oder<br />
die Größe von Behindertenparkplätzen. Als Arbeitsmittel<br />
erhält sie außerdem einen iPad. In diesen Computer<br />
gibt sie die ermittelten Werte ein, beispielsweise die<br />
Breite einer Tür oder die Steigung einer Rampe. Der<br />
iPad greift direkt auf ein spezielles Modul der Software<br />
acomodo zu, das die eingegebenen Werte in Symbole<br />
übersetzt. Die Bewertung wird auf Basis der neuen<br />
Kriterien der DeHoga durchgeführt. In Kiel gibt es seit<br />
über zehn Jahren einen Stadtführer für Rollstuhlfahrer,<br />
der nach diesem Prinzip aufgebaut ist, auch in Hamburg<br />
wird nach diesem System gearbeitet. Der Kieler<br />
Verein, bei dem die Rollstuhlfahrerin angestellt ist, erhält<br />
regelmäßig Aufträge von der Stadt. Im letzten Jahr<br />
hat Sabine Dittmann zum Beispiel Einrichtungen des<br />
Gesundheitswesens auf Barrierefreiheit getestet – mit<br />
einigermaßen erschreckenden Ergebnissen übrigens.<br />
Eigentlich könnte auch ein Fußgänger das Testen<br />
übernehmen. Das System ist durch einen Fragebogen<br />
vorgegeben, man muss sich nur daran halten. „Aber für<br />
die Außenwirkung spielt es eine ziemliche Rolle“, so Sabine<br />
Dittmann, „ob man nur erklärt, dass eine Rampe<br />
zu steil ist, oder ob man zeigt, dass man im Rollstuhl<br />
keine Chance hat, da hochzufahren“. Auf Amrum ist<br />
sie mit Assistenz unterwegs. Zu zweit geht zum Beispiel<br />
das Messen am Boden einfach schneller und es<br />
ist praktischer, wenn einer misst und einer schreibt. In<br />
Kiel unternimmt sie die Barrierefreiheitstestungen dagegen<br />
meistens alleine. Rund 800 Tests schafft sie pro<br />
Jahr. Trotzdem hat es sich offenbar immer noch nicht<br />
herumgesprochen, was barrierefrei ist und was nicht.<br />
Sabine Dittmann wird wohl weiter testen müssen...<br />
Text & Fotos: Ruth Auschra<br />
Weitere Infos: AmrumTouristik<br />
tel 0 46 82-94 03 12 • www.amrum.de<br />
Unterwegs ohne Grenzen e.V.<br />
c/o Der Paritätische SH • Beselerallee 57 • 24105 Kiel<br />
• tel 04 31-66 70 327 • eMail: uog_kiel@yahoo.de<br />
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Hier geht es<br />
zum Strand.<br />
Neu angelegter<br />
Bohlenweg<br />
an der Vogelkoje.<br />
Mit maximal<br />
sechs Prozent<br />
Steigung durch<br />
die Dünen.
unterwegs<br />
Otto-Bock-Outdoor-Challenge:<br />
Erlebnis Kaunertal<br />
Mai<br />
2008 startete die<br />
erste „Otto-Bock-<br />
Alpen-Challenge“ im österreichischen<br />
Kaunertal.<br />
Initiator war Wolfgang<br />
Raabe, Markt-Manager<br />
für die Rollstuhl-Sparte<br />
von Otto Bock. Die Veranstaltung<br />
war derart<br />
erfolgreich, dass spontan<br />
entsprechende Fortsetzungen<br />
geplant wurden.<br />
So gab es im Mai 2009<br />
die zweite „Otto-Bock-<br />
Outdoor-Challenge“ in<br />
der Kurt-Tucholsky-Stadt<br />
Rheinsberg im Bundesland<br />
Brandenburg. Ende<br />
Mai dieses Jahres dann<br />
am selben Ort und erneut<br />
mit der Basis im<br />
Hotel Haus Rheinsberg.<br />
Segelboote:<br />
Klasse: Mini 12er Racer<br />
Länge: 3,60 Meter<br />
Breite: 0,80 Meter<br />
Tiefgang: etwa 0,80 Meter<br />
Segelfläche: 6 m2<br />
Gewicht: 55 kg<br />
Bleiballast: etwa 115 kg<br />
Weitere Infos:<br />
www.segelzentrumschluchsee.de<br />
56<br />
PARAPLEGIKER 4/10<br />
Die Teilnehmer vor dem Hotel Weisseespitze, links Organisator Wolfgang Raabe und Hotelchef Charly Hafele.<br />
ie vierte Otto-Bock-Outdoor-Challenge war<br />
dann wieder eine Veranstaltung in Kaunertal und<br />
natürlich wieder in dem in Rolli-Kreisen bekannten<br />
und beliebten Vier-Sterne-Hotel Weisseespitze in der<br />
Nähe des Reschenpass. Mit Sekt, Saft und freundlichen<br />
Worten wurden am Abend des 23. September<br />
– einem Donnerstag – 26 fröhliche Menschen und<br />
VITA-Hund Stanley von Wolfgang Raabe und dem<br />
immer freundlichen Hotelchef Karl „Charly“ Hafele<br />
begrüßt.<br />
Dann wurde in einem separaten Raum des Hotel-<br />
Restaurants – wie auch an den beiden folgenden<br />
Abenden – ein ausgezeichnetes Vier-Gänge-Menü<br />
von freundlichen jungen Frauen in Landestracht serviert.<br />
Das anschließende Beisammensein in der sehr<br />
gemütlichen und natürlich rolligerechten Hotelbar<br />
war an diesem und den beiden folgenden Abenden<br />
der Tagesabschluss.<br />
Der Freitag begann mit einem Buffet-Frühstück. Ab<br />
10 Uhr konnte dann bei herrlichem Sonnenwetter<br />
das Outdoor-Mobil „SuperFour“ und auch andere<br />
Elektro-Rollis von Otto Bock getestet werden. Das<br />
ideale und sehr wellige Wiesen-Gelände dafür stand<br />
direkt neben dem Hotel zur Verfügung. Die Teilnehmer<br />
waren fasziniert von den Gelände-Möglichkeiten<br />
des SuperFour, der schaffte steile Anstiege,<br />
extreme Schräglagen und blieb bei schwierigen<br />
Abfahrten sicher auf seinen einzeln angetriebenen<br />
und mit griffigen Reifen bestückten Rädern. Zudem<br />
setzte die Wendigkeit des doch recht großen Mobils<br />
– bedingt durch die Vierrad-Lenkung – immer wieder<br />
in Erstaunen.<br />
Mittags lud Otto Bock zu einer zünftigen Jause ein,<br />
und dann wurde es ernst: Auf dem Trainingsgelände<br />
war inzwischen ein nur von Könnern schnell und<br />
fehlerfrei zu durchfahrender Parcours abgesteckt<br />
worden, hier kamen nur gute E-Rolli-Könner gut zurecht.<br />
Sieger wurde mit einer Zeit von 1:28 Minuten<br />
der Wiener Christian Krayler und damit ein absoluter<br />
Experte, denn Christian besitzt selbst einen Super-<br />
Four und hatte den im PKW-Anhänger mitgebracht.<br />
Aber auch der Zweitplatzierte Udo Jürgens aus Köln<br />
zeigte mit einem Rückstand von nur fünf Sekunden<br />
– also in 1:23 Minuten – eine bemerkenswerte Leistung.<br />
Die Offenburgerin Barbara Reiche als Dritte des<br />
Wettbewerbs war schon vorher durch außerordentlich<br />
präzises Steuern mit ihren Elektro-Rolli aufgefallen<br />
und schaffte den Parcours in bemerkenswerten<br />
1:30 Minuten. Das anschließende „Kaffeetrinken“ mit<br />
leckerem Kuchen war dann bei schönem Sonnenschein<br />
auf der Terrasse des Hotels. Am Abend wurde<br />
von Wolfgang Raabe in der großen Hotelbar die<br />
Siegerehrung zelebriert. Sieger und Platzierte bekamen<br />
bemerkenswerte Preise und jeder Teilnehmer<br />
ein ansehnliches Präsent-Paket von Otto Bock.
Am Samstagmorgen traute man seinen Augen nicht:<br />
Nach dem Sonnen-Freitag überraschte die Alpen-<br />
Region mit einen Schneegestöber. Da an diesem<br />
Tag Segeln auf dem Programm stand, freute sich der<br />
Fotograf schon auf ungewöhnliche Bilder. Das war allerdings<br />
zu früh gefreut, denn nach besonders lang<br />
ausgedehntem Frühstück hörte der ungewöhnliche<br />
September-Niederschlag bald auf. Als Segelrevier war<br />
der wunderbar blau leuchtende See am Reschenpass<br />
vorgesehen, erreicht wurde er mit Pkw und einem<br />
Kleinbus. Am See wartete schon der Segelmeister<br />
Rudolf Eisl, der mit drei Booten der Klasse Mini 12er<br />
Racer – siehe Kasten – vom Schluchsee im Schwarzwald<br />
angereist war. Außerdem hatte er mit dem „Alligator“<br />
noch ein originelles Boot mit Handkurbel-Antrieb<br />
mitgebracht. Rudolf Eisl demonstrierte dann das<br />
Segelsetzen und erklärte speziell Segelknoten, dann<br />
wurden die Boote ins Wasser gelassen. Nach kurzer<br />
Anleitung war dann der Umgang mit den Booten<br />
erstaunlich leicht, die Begeisterung wurde lediglich<br />
durch den sehr schwachen Wind etwas gedämpft.<br />
Viel Spaß brachte auch der Alligator, der – vergleichbar<br />
mit einem Handbike – die Arm-Muskulatur ordentlich<br />
strapazierte. Unterbrochen wurde der See-<br />
Betrieb durch eine herzhafte Alpen-Mahlzeit in einer<br />
Gasthütte neben dem See.<br />
Am späteren Nachmittag wurde wieder zum Kaffeetrinken<br />
ins Hotel geladen und auch an diesem<br />
letzten Abend traf man sich im Restaurant zum Viergänge-Menü.<br />
Dann wurde im Seminarraum des Hotels<br />
durch die Beamer-Schau von etwa 460 Bildern die<br />
Veranstaltung noch mal aufgerollt, es gab viele Lacher<br />
und viel Applaus. Die freundliche Verabschiedung<br />
gab es am Sonntagmorgen beim Frühstücks-Buffet.<br />
Die vierte Otto-Bock-Outdoor-Challenge war ein weiteres<br />
gutes Beispiel in die Erfolgsgeschichte dieser<br />
Veranstaltungsreihe. Alle Teilnehmer waren begeistert,<br />
die Organisatoren zufrieden. Bleibt zu hoffen,<br />
dass diese attraktive Veranstaltung weitergeführt<br />
wird, dann aber unter neuer Leitung. Wolfgang Raabe<br />
hat bereits ab dem 1. September die Leitung der bei<br />
Otto Bock neu geschaffenen „Academie Mobility Solutions“<br />
– zu deutsch Reha Akademie – mit Sitz in der<br />
thüringischen Kleinstadt Königsee übernommen.<br />
Weitere Infos:<br />
www.ottobock.de, www.weisseespitze.de<br />
Text & Fotos:<br />
Hermann Sonderhüsken<br />
Der Sieger Christian Krayler<br />
an der höchsten Stelle<br />
des Parcours.<br />
Sonja Thiele war die eifrigste<br />
Seglerin, sie saß als<br />
Erste im Boot und wollte<br />
gar nicht mehr an den<br />
Steg zurück.<br />
Der Alligator mit<br />
Udo Mannl an den<br />
Kurbeln, Passagier<br />
Harald Jüttner, Fotografin<br />
Nora Schünemann und<br />
Segler Gerd Petri.<br />
SuperFour<br />
Benzin-Motor 100 ccm, bis 3PS/ 2,2 kW<br />
Elektro-Motor vier Radnaben-Motoren<br />
Antrieb stufenlose Automatik,<br />
Rückwärtsgang, Allrad<br />
Länge/Breite/Höhe 198/110/175 cm<br />
Leergewicht ab 321 Kilo<br />
Geschwindigkeit bis 15 km/h<br />
Steigfähigkeit 40 Prozent<br />
Reichweite Benzin etwa 200 Kilometer<br />
mit Elektro-Motor 30-35 Kilometer<br />
Preis der Grundversion 32 000 €<br />
terwegs<br />
VITA-Hund Stanley<br />
war immer aktiv dabei.<br />
PARAPLEGIKER 4/10 57
sport sport<br />
Bronze für Christian Schad<br />
und Claudia Wulf<br />
Der Cha-Cha-Cha ist<br />
unbeschwert und amüsant.<br />
Christian Schad<br />
flirtet bei diesem lateinamerikanischen<br />
Tanz<br />
mit seiner Partnerin<br />
Claudia Wulf. Mit einem<br />
Lächeln rollt er immer<br />
wieder um sie herum.<br />
Beide halten Blickkontakt<br />
zueinander und berühren<br />
sich kokett. Sie<br />
heizen die Stimmung<br />
bei den Rollstuhltanz-<br />
Weltmeisterschaften in<br />
Hannover so richtig an.<br />
Mit pfiffigen Choreographien,<br />
einer gehörigen<br />
Portion Rhythmusgefühl<br />
und einer enormen<br />
Synchronität begeistern<br />
die beiden Elektro-Rollstuhlfahrer<br />
die Zuschauer<br />
in der bis auf den<br />
letzten Platz gefüllten<br />
Halle im Convention-<br />
Center der Deutschen<br />
Messe AG in Hannover.<br />
Tanz-WM: Siegerehrung.<br />
58<br />
PARAPLEGIKER 4/10<br />
Rollstuhltanz-WM:<br />
Dabei halten die mehrfachen Deutschen Meister<br />
erst seit etwa einer Woche ihre offizielle Nominierung<br />
in den Händen. Christian, der Diabetiker ist<br />
und Insulin spritzen muss, benötigte eine Ausnahmegenehmigung,<br />
da Insulin auf der Doping-Liste<br />
des IOC steht. Trotz dieser Unsicherheit haben sich<br />
die beiden das ganze Jahr über vorbereitet und<br />
hart trainiert. Unterstützt wurden sie dabei insbesondere<br />
von ihrer Trainerin Ines Tack. Sie leitet zusammen<br />
mit Tina Lorenz die Rollstuhltanzgruppen<br />
für Kinder und Erwachsene an der Landesschule<br />
für Körperbehinderte in Neubrandenburg sowohl<br />
im Breitensportbereich als auch im Leistungsbereich.<br />
Bundestrainer Michael Webel half, indem er<br />
mit den beiden gemeinsam die Choreographie<br />
des Cha-Cha-Cha einstudierte. Denn gerade für<br />
Elektro-Rollstuhltänzer ist es nicht unbedingt einfach,<br />
eine gute und interessante Choreographie<br />
zu entwickeln, sind doch die Tänzer aufgrund ihrer<br />
schweren Behinderung stark in ihren Bewegungsabläufen,<br />
auch der der Arme, eingeschränkt.<br />
So kann sich zunächst keiner wirklich vorstellen,<br />
wie das bei den beiden mit dem Tanzen funktionieren<br />
soll, als sie mit ihren schweren Elektro-Rollstühlen<br />
auf das Parkett in Hannover rollen. Doch<br />
bereits nach ein paar Sekunden wird klar: Hier geht<br />
es nicht um die exakte Abfolge von Schrittkombinationen.<br />
Hier werden vor allem Takt und Balance,<br />
Ausdruck und Technik sowie Harmonie bewertet.<br />
Und davon haben die beiden Neubrandenburger<br />
eine Menge zu bieten.<br />
Am Ende nehmen sie die Bronzemedaille in ihrer<br />
Leistungsklasse (LWD 1) in den Lateinamerikanischen<br />
Tänzen mit nach Hause. Die Paare sind<br />
entsprechend der Klassifikation des Nationalen Paralympischen<br />
Komitees Deutschland in zwei LWD-<br />
Gruppen (Level wheelchair dancing) eingeteilt,<br />
abhängig vom Grad ihrer Funktionseinschränkung.<br />
Die Silbermedaille geht an Aleksey Fotin und Ruzanna<br />
Kazaryan aus Russland. Ernesto Eduardo Nunez<br />
Medellin holt mit seiner Partnerin Maria Antonia<br />
Pana Anguiano Gold für Mexiko.<br />
Paralympischer Traum<br />
Drei Paare, die eigentlich nicht miteinander zu vergleichen<br />
sind, denn die Mexikaner und die Russen<br />
verfügen über eine viel größere Beweglichkeit im<br />
Oberkörper und tanzen deshalb in handbetriebenen<br />
Rollstühlen. So sind Christian und Claudia<br />
momentan das einzige Elektro-Rollstuhltanzpaar<br />
– sowohl in Deutschland als auch weltweit. Vor 13<br />
Jahren hat sich Trainerin Ines Tack in Holland vom<br />
Elektro-Rollstuhltanzen begeistern lassen und diese<br />
Idee mit nach Deutschland gebracht. Christian, der<br />
den Wunsch hatte, sich zu bewegen und zu tanzen,<br />
einfach Spaß zu haben, war schnell zu überzeugen.<br />
Und auch Claudia fing Feuer. So wurden die beiden
Claudia Wulf und Christian Schad während des Wettbewerbs.<br />
Rollstühle speziell für das Tanzen angefertigt, die über eine besondere<br />
Handsteuerung angetrieben werden. Denn Christian<br />
Schad ist seit einem Unfall vor über 35 Jahren vom Hals abwärts<br />
gelähmt, Claudia Wulf lebt mit einer zunehmenden Muskelschwäche<br />
(Muskelatrophie).<br />
Nun hoffen die Mecklenburger, dass es in der Zukunft möglich<br />
sein wird, die Wertungsrichter – und auch Trainer – mehr für diese<br />
Art des Rollstuhltanzens und ihre besonderen Erfordernisse<br />
zu sensibilisieren. Und sie hoffen, einmal an den Paralympics<br />
teilzunehmen. London 2012 wäre ein Traum, aber bis dahin, so<br />
glaubt Christian, wird Rollstuhltanzen wohl noch keine Paralympische<br />
Disziplin sein. So richten sich die Blicke der beiden erst<br />
einmal auf die Europa-Meisterschaften im nächsten Jahr.<br />
Showpotential<br />
Auch für die anderen deutschen Paare war die Weltmeisterschaft<br />
ein bedeutender Höhepunkt in ihrer sportlichen Laufbahn und<br />
ein Kräftemessen mit den Spitzentänzern aus der ganzen Welt.<br />
So konnten Erik Machens und Andrea Borrmann im Duo (LWD<br />
2) sowohl im Standard als auch in den Lateinamerikanischen<br />
Tänzen einen sehr guten vierten Platz ertanzen. Insgesamt beteiligten<br />
sich 115 Tänzerinnen und Tänzer aus 29 Nationen und<br />
zeigten tänzerisches Können auf höchstem Niveau. Die älteste<br />
Teilnehmerin war dabei die 80-jährige Takuya Ashikawa aus Japan.<br />
Ausgetanzt wurden insgesamt acht Weltmeistertitel in den<br />
Standard- und Lateinamerikanischen Tänzen, jeweils im Duo<br />
(zwei Rollstuhlfahrer) und im Combi (Rollstuhlfahrer und Fußgänger).<br />
Besonders die Osteuropäer zeigten sich in Topform.<br />
„Der Tanzsport“, so Michael Webel, Präsident des Organisationskomitees<br />
und Cheftrainer der Nationalmannschaft Rollstuhltanz,<br />
„bietet eine exzellente Möglichkeit für Menschen mit und<br />
ohne Behinderung, gemeinsam Sport zu treiben. Rollstuhlsport<br />
ist eine Sportart, die wie kaum eine andere Showpotential mit<br />
integrativen Aspekten verbindet.“ Der Verlauf der WM hat seine<br />
Worte belegt.<br />
Text und Fotos:<br />
Ulrike Talmann<br />
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markt<br />
Bauen-wohnen-renovieren:<br />
Duschen ohne Barrieren<br />
Wenn es ums<br />
Wohnen ohne Barrieren<br />
geht, steht<br />
meist das schwellenlose<br />
Bad an erster<br />
Stelle der Bau-,<br />
Umbau- oder Sanierungsarbeiten.<br />
In<br />
der Regel ist das<br />
Badezimmer auch<br />
der dickste Brocken,<br />
wenn es ums<br />
Bezahlen geht.<br />
Elegant: Dallmer-Dusche.<br />
60<br />
PARAPLEGIKER 4/10<br />
Im Vordergrund steht die bodengleiche, befahrbare<br />
Dusche. Hierfür gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten:<br />
Neben im Boden versenkt eingebauten,<br />
vorgefertigten Sanitärelementen werden geflieste<br />
Duschen vor allem aus ästhetischen Gründen immer<br />
beliebter, da das Badezimmer immer mehr als<br />
Wohnraum und Wellnessoase angesehen wird – ein<br />
Anspruch, dem herkömmliche „Nasszellen“ immer<br />
weniger gerecht werden. Häufig wird gewünscht,<br />
den Übergang vom Fußboden zum Duschbereich<br />
optisch unsichtbar zu machen. Eine gleichmäßig<br />
geflieste, ununterbrochene Fläche lässt den Raum<br />
auch großzügiger erscheinen. Neben Standardmaßen<br />
bieten sich ganz nach den eigenen Vorlieben<br />
auch Großformate an, ebenso Mosaik-, Flusskiesel-<br />
oder kleinformatige Fliesen an, mit denen ein Gefälle<br />
zum Abfluss angelegt wird.<br />
Egal welche Gestaltung bevorzugt umgesetzt werden<br />
soll: In jedem Fall ist der Einbau einer bodengleichen<br />
Dusche ein Fall für erfahrene Badplaner und<br />
Handwerker, welche die richtigen Verfahren zur Abdichtung<br />
kennen und das nötige technische Knowhow<br />
haben. Besonders die Übergänge von Duschtasse<br />
zu den Fliesen sind sorgfältig auszuarbeiten.<br />
Schon in der Planungsphase von Neubauten oder<br />
auch Renovierungen sollte das Bad frühzeitig mit<br />
einbezogen werden. Gerade bodengleiche Duschen<br />
lassen sich im Nachhinein nur mit Mehraufwand bewerkstelligen.<br />
In der Regel ist der Einbau einer bodengleichen<br />
Dusche von den Räumen abhängig, die<br />
unter dem Badezimmer liegen. Ein Ein- oder<br />
Umbau ist eben nur dann möglich, wenn<br />
hier eine Abwasserleitung verlegt werden<br />
kann oder dort bereits Leitungen vorhanden<br />
sind. Ausnahmen gibt es bei vorhandener<br />
Fußbodenheizung: Hier ist der Fußbodenaufbau<br />
höher und bietet daher Platz<br />
für Abwasserleitungen. „Leider gilt oft: Je<br />
älter das Bad, desto geringer die Chance, im<br />
gleichen Geschoss die Abwasserleitungen<br />
im Boden verlegen zu können,“ meint Thilo<br />
Dreyer, Spezialist für individuelle Premiumbäder<br />
und Gründungsmitglied sowie Sprecher<br />
von Aqua Cultura, dem Qualitätssiegel<br />
führender Badeinrichter, einer Initiative von<br />
21 Unternehmen, die Bäder der Premiumklasse realisieren<br />
und Endverbrauchern, Architekten und Bauherren<br />
einen Überblick über qualifizierte Badeinrichter<br />
vermitteln kann.<br />
Paketlösungen<br />
Verfliesungsfertige, bodenebene Duschwannensysteme<br />
ermöglichen also einen ebenen und einheitlichen<br />
Bodenbelag im ganzen Badezimmer.<br />
Sanitärspezialisten wie Saniku oder Repabad bieten<br />
Paketlösungen an, die perfekte Dichtigkeit und sicheren<br />
Wasserabfluss versprechen und dabei für den<br />
Belag mit Fliesen optimiert und sofort verfliesbar<br />
sein sollen, in verschiedenen Formaten lieferbar und<br />
auf jeden Fall Rollstuhl geeignet. Sämtliche erforderlichen<br />
Komponenten bietet auch das Point-Duschplatzsystem<br />
von Kermi, das alle Randdämmstreifen,<br />
Trittschalldämmung und Ausgleichsmasse bis hin<br />
zu Ablauf, Dichtset, befliesbares Board und Unterbauelemente<br />
enthält. Die Abläufe des befliesbaren<br />
Point-Duschplatzes mit Punktentwässerung sind<br />
individuell gestaltbar, und auch die Pflege kommt<br />
nicht zu kurz, denn die Ablaufabdeckung und der<br />
Geruchsverschluss sind für die Reinigung einfach zu<br />
entnehmen. Die Abläufe des Line-Duschplatzes vom<br />
gleichen Anbieter sind individuell gestaltbar – mit<br />
Rinne mittig oder wandseitig, aus Edelstahl oder alternativ<br />
nahezu unsichtbar verfliest.<br />
Bei Umbau und Renovierung muss vieles unter einen<br />
Hut gebracht werden: niedrige Aufbauhöhen,<br />
kleine Abmessungen, ausreichend Ablaufleistung<br />
und gut aussehen soll es auch. Dallmer hat dafür<br />
die unterschiedlichsten Problemlösungen entwickelt,<br />
etwa die neue Duschrinne CeraLine Plan mit<br />
nur 90 mm Bauhöhe, zum Einbau in der Fläche<br />
oder unmittelbar vor der Wand, die neue kompakte<br />
Duschrinne SimpliLine 300, nur 30 cm lang, 90 mm<br />
hoch und mit Abdeckungen in prämiertem Design,<br />
und den neuen Komplettablauf SimpliPrimus, nur<br />
69 mm hoch und ausgestattet mit einem Geruchverschluss,<br />
der mit und ohne Sperrwasser funktioniert,<br />
sowie den neuen Komplettablauf SimpliPlan<br />
mit senkrechtem Ablaufstutzen und optionalem<br />
Brandschutz.
Geberit: Ablauf durch die Wand.<br />
Alternativen<br />
Die innovativen Geberit Duschelemente für bodenebene<br />
Duschen verlegen den Wasserabfluss vom<br />
Boden in die Wand. Die neuen Wandelemente vereinfachen<br />
die Installation von gefliesten Duschen<br />
deutlich. Die Verarbeitung des Geberit GIS oder<br />
Duofix Montageelements ist für den Installateur<br />
gewohnt und sicher, die Schnittstellen zu anderen<br />
Gewerken optimal gelöst. Eine Duschrinne für<br />
die Wandmontage ist auch „TersoWall“ von Mepa.<br />
Sie steht – mit zusätzlichen Komponenten ergänzt<br />
– auch als Komplettlösung für den Installateur zur<br />
Verfügung. Darüber hinaus hat Mepa ein Trockenbau-Vorwandmodul<br />
entwickelt, das in Kombination<br />
mit dem „TersoWall“-System neue Freiräume bei der<br />
Planung und Gestaltung bodengleicher Duschen<br />
bietet. Mit „TersoSlim-70“ bietet der gleiche Anbieter<br />
zudem die Möglichkeit, bodengleiche, verflieste Duschen<br />
auch bei Altbauten mit niedrigen Estrichhöhen<br />
auszuführen. Die neue Systemlösung kann bei<br />
Estrichhöhen von 70 mm bis 190 mm mit einer Ab-<br />
Anzeige<br />
laufleistung von 0,5 l/s eingesetzt werden und ist als<br />
reine Estrich-Variante oder Panel-Variante lieferbar.<br />
Als ein Bodenablaufsystem zum einfachen und sicheren<br />
Erstellen von barrierefreien Duschen zeichnet<br />
sich auch Kerdi-Shower von Schlüter Systems<br />
durch eine geringe Aufbauhöhe von nur 100 mm<br />
aus. Ein 60 mm starkes Ausgleichboard ermöglicht<br />
den schnellen Höhenausgleich bei einer horizontalen<br />
Entwässerung, ohne die Verwendung von<br />
Mörtel. Das Gefälleboard weist bereits das<br />
notwendige Gefälle von ≥ 2% zur Entwässerung<br />
auf. Die Stärke des Gefälleboards (je<br />
nach Größe) beträgt 32-40 mm, so dass eine<br />
Gesamthöhe (ohne Belag) von unter 100 mm<br />
möglich ist. Bei vertikalen Ablauf-Anschlüssen<br />
durch die Bodenplatte kann auf das Ausgleichboard<br />
verzichtet werden. Hier werden<br />
noch geringere Aufbauhöhen erzielt (32-40<br />
mm plus Belagmaterial).<br />
Als preiswerte Alternative empfiehlt ACO das Produkt<br />
ShowerDrain C-line in zwei Edelstahl-Varianten<br />
mit geschliffener Oberfläche sowie befliesbarer Abdeckung.<br />
Sondermaße sind nicht lieferbar. Somit erweist<br />
sich die Duschrinne ACO ShowerDrain C-line<br />
als die optimale, funktional und ästhetisch überzeugende<br />
Entwässerungslösung für das Badezimmer,<br />
wenn der Preis Vorrang gegenüber Exklusivität, Design<br />
und Sonderbedarf hat.<br />
Text: Raimund Artinger<br />
Fotos: Anbieter<br />
markt<br />
Praktisch: Ablaufrinne von ACO.<br />
Weitere Informationen: www.aqua-cultura.de • www.saniku.de • www.repabad.de •<br />
www.kermi.de • www.dallmer.de • www.geberit.de • www.mepa.de • www.schlueter.de •<br />
www.aco-haustechnik.de
kleinanzeigen<br />
62<br />
PARAPLEGIKER 4/10<br />
Monoski<br />
Hersteller Richter, gebr., Sitz 36 cm, nagelneue<br />
Zugvorrichtung, plus 3 gebr. Carvingskis, ohne<br />
Stützhandskis. NP € 3 000, VP € 650.<br />
tel 0 88 56-93 56 73<br />
eMail: erichhubel@web.de<br />
Pflegebadewanne<br />
Mit Lifter unterfahrbar, ungebraucht, Neupreis<br />
1 600 €, Kaufpreis 399 €. Länge: 1,90 m, Gewicht<br />
ca. 30 kg, Griffmulden, Wannenverkürzer,<br />
Nackenkissen. Standort 08539 Leubnitz im<br />
Vogtland (bei Plauen in Sachsen). Transportkosten<br />
müssen übernommen werden, Hilfe<br />
wird zugesichert, Selbstabholung bevorzugt.<br />
tel 03 74 31-33 30<br />
eMail: ulmarei@gmx.de<br />
VW Caravelle TDI<br />
Bj. 1999; 88 PS, 150 t km, Verbrauch 8 l Diesel,<br />
Klimaanlage vorne u. hinten; Radio/CD, für<br />
Mitfahrer, Hinterachse hydraulisch absenkbar,<br />
Einfahrt über Heckrampe, automatische Rollstuhlhalterung,<br />
1 Sitzplatz neben dem Rolli,<br />
Stromanschluss im Heckraum, TÜV neu, unfallfrei<br />
1. Hd., VB 10 000 €.<br />
eMail: monika.koelsch@gmx.de<br />
Schwenksitz<br />
Auto Adapt Turnout 4, leichte manuelle Bedienung,<br />
Zustand neuwertig, nur kurz im Einsatz.<br />
Konsole für Toyota Corolla Verso vorhanden,<br />
kann auch in andere Fahrzeuge verbaut werden.<br />
Standort 74523 Schwäbisch Hall.<br />
tel 07 91-43 131 oder 0172/63 69 066<br />
eMail: hildegard.herb@googlemail.com<br />
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0721-4 99 99 01<br />
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Magdeburg<br />
Rollifahrerin (QSL,43) möchte sich in naher<br />
Zukunft in Magdeburg häuslich einrichten.<br />
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EZ 03/2002, 54 809 km, Diesel, 106 kW (144 PS),<br />
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ABS, Handbedienung, el. Fensterheber, el. Wegfahrsperre,<br />
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gepflegt, Servolenkung, Zentralverriegelung,<br />
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sind kostenlos, bitte als eMail an peter.mand@t-online.de,<br />
nur wenn nicht anders möglich als (lesbares!)<br />
Fax an 0 21 51-62 17 004. Abdruck vorbehalten, ohne<br />
Gewähr. Beim Verkauf von Hilfsmitteln muss der Verkäufer<br />
auch der Eigentümer sein.
Rehadienstleister:<br />
Fluch oder Segen?<br />
Seit mehr als einem Jahrzehnt hat sich ein neuer Berufsstand<br />
etabliert, der des Rehadienstleisters, Rehamanagers<br />
oder Casemanagers. Welchen Nutzen hat dieser Berufsstand,<br />
wo liegen die Gefahren und Chancen, wenn man<br />
auf einen Rehadienstleister als Hilfestellung zurückgreift?<br />
Die Idee des Casemanagement stammt ursprünglich aus den Vereinigten<br />
Staaten und wurde hier vor etwa 15 Jahren von der deutschen Versicherungswirtschaft<br />
aufgegriffen. Die Versicherungswirtschaft verspricht sich<br />
vom Rehamanagement Hilfestellung beim Umgang mit schwerstverletzten<br />
Anspruchstellern, insbesondere auch Rollstullfahrern. Der Rehamanager<br />
soll dem jeweiligen Betroffenen auf Rechnung des Haftpflichtversicherers<br />
sowohl bei der medizinischen als auch bei der beruflichen<br />
Rehabilitation unterstützen.<br />
Einerseits kann dem Betroffenen so individuell und gut geholfen werden,<br />
da Rehamanager in der Regel durchaus in der Lage sind – meist besser als<br />
der Frischverletzte selbst – den Bedarf des Betroffenen zu ermitteln und<br />
auch der dahinter stehenden zahlungspflichtigen Haftpflichtversicherung<br />
schlüssig darzulegen, weswegen das eine oder andere Hilfsmittel<br />
notwendig ist, obwohl die Krankenkasse die Kostenübernahme insoweit<br />
abgelehnt hat.<br />
Andererseits – und auch deswegen wurde das Rehamanagement von<br />
der Versicherungswirtschaft ins Leben gerufen – erhofft sich die Versicherung<br />
von dem Rehamanagement auch die Minimierung der Kosten.<br />
Schafft es der Rehamanager nämlich, den Betroffenen durch Hilfsmittel<br />
einigermaßen selbstständig zu bekommen und ihm gar neue behinderungsgerechte<br />
Arbeit zu vermitteln, so sind die Kosten für Pflege und Verdienstausfall<br />
enorm gesunken, was unter dem Strich einen Gewinn für die<br />
Versicherung bedeutet.<br />
Anzeige<br />
Diese Doppelfunktion kann zu einem Interessenskonflikt des Rehamanagements<br />
führen, da ja einerseits ein Vertragsverhältnis zwischen der<br />
auftragsvergebenden Haftpflichtversicherung (mit entsprechender<br />
Hoffnung auf weitere Beauftragung) besteht, andererseits aber die Interessen<br />
des Anspruchstellers, der ja letztlich doch immer „Gegner“ des<br />
Haftpflichtversicherers sein wird, zu wahren sind.<br />
Grundregeln<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
recht recht<br />
Aus diesem Grunde wurden in einvernehmlicher Zusammenarbeit<br />
von der Rehacare GmbH – einem der führenden Rehabilitationsdienste<br />
in Deutschland (nicht zu verwechseln mit der Fachmesse) – und der<br />
Arbeitsgemeinschaft Verkehrsrecht des Deutschen Anwaltsvereins<br />
bereits im Jahr 2002 ein so genannter code of conduct (oder deutsch:<br />
Verhaltensmaßregeln) des Rehamanagements aufgestellt, der Grundregeln<br />
für die Tätigkeit des Rehadienstleisters aufstellt. Die wichtigsten<br />
Grundsätze des code of conduct sind zusammengefasst folgende:<br />
• Das Rehamanagement darf nicht vom Haftpflichtversicherer selbst<br />
durchgeführt werden, sondern liegt in der Hand eines Rehabilitationsdienstes.<br />
• Der Rehadienst ist personell und organisatorisch vom Haftpflichtversicherer<br />
unabhängig, weisungsfrei und neutral. Art und Umfang seiner<br />
Tätigkeit wird ausschließlich durch das Rehabilitationsziel bestimmt.<br />
• Er hat sich jeglicher Einflussnahme oder gar Beurteilung auf die<br />
Regulierung des Schadens zum Grund oder zur Höhe der Ansprüche<br />
zu enthalten und bereits der Möglichkeit des Entstehens eines<br />
dahin gehenden Anscheins entgegen zu wirken.<br />
• Der vom Haftpflichtversicherer zu beauftragende Rehadienst wird<br />
einvernehmlich mit dem Anwalt des Unfallopfers vorher bestimmt.
echt recht<br />
• Der Anwalt des Unfallopfers und der Haftpflichtversicherer legen das Rehabilitationsziel<br />
zuvor fest.<br />
• Die Kosten des Rehamanagements trägt, auch bei nur quotaler Haftung,<br />
der Haftpflichtversicherer.<br />
Den gesamten Text des code of conduct findet man relativ leicht im Netz,<br />
beispielsweise unter folgendem Link: http://verkehrsanwaelte.de/arbeitshilfen/rehabilitationsmanagement-code-of-conduct.pdf<br />
Hält sich ein Rehadienstleister an diese Vorgaben, kann das Experiment,<br />
einen von der Versicherung empfohlenen Rehadienstleister an sich heranzulassen,<br />
gewagt werden, weil gutes Casemanagement besonders bei<br />
Frischverletzten viele Irrwege und auch Streitigkeiten über die Angemessenheit<br />
von Ausgaben vermeiden kann.<br />
Seriöse Versicherungen zahlen<br />
Es gibt jedoch auch noch eine Alternative. Da der Casemanager per se<br />
keine geschützte Berufsbezeichnung ist, gibt es neben den großen institutionellen<br />
Rehadienstleistern, die regelmäßig von Versicherungen<br />
beauftragt werden, auch kleine unabhängige Rehamanager mit oft jahrzehntelanger<br />
Erfahrung im Bereich der Schwerverletzten, die ihre Aufträge<br />
nicht nur von den Versicherungen, sondern auch von spezialisierten<br />
Anwälten oder Betroffenen selbst erhalten.<br />
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Beauftragt man einen solchen Rehadienstleister, besteht meiner Auffassung<br />
nach obige Besorgnis der Befangenheit nicht. Auf jeden Fall empfiehlt<br />
es sich, vor Beauftragung eines Casemanagers mit diesem persönlich<br />
zu sprechen (oder seinen Anwalt sprechen zu lassen) und mit der<br />
Versicherung abzuklären, ob die Kosten des Managers getragen werden.<br />
Seriöse Versicherungen werden dem Wunsch des Betroffenen entsprechen,<br />
eher schwierige Versicherungen werden dies ablehnen und eigene<br />
Dienstleister empfehlen. Was man dann von diesen zu erwarten hat, wird<br />
dadurch offenbar und bedarf keiner weiteren Kommentierung.<br />
Zu guter Letzt soll nicht unerwähnt bleiben, dass die Rehacare GmbH,<br />
welche sich stark für den code of conduct eingesetzt hat, seit dem Jahr<br />
<strong>2010</strong> Mitglied im Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft<br />
e. V. ist, der Interessenvertreterin der deutschen Versicherungen.<br />
Anmerkung zum Autor: Der Rechtsanwalt und Fachanwalt für Verkehrsrecht<br />
Oliver Negele, Mitarbeiter der AG-Recht der FGQ, bearbeitet<br />
derzeit ca. 30 Fälle aus dem Bereich Großpersonenschaden im Jahr.<br />
Kontakt:<br />
RA Oliver Negele<br />
Bgm.-Fischer-Str. 12<br />
86150 Augsburg<br />
tel 08 21-32 79 88 10<br />
eMail: kontakt@arge-recht.de<br />
Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau<br />
Das qualifizierte Behandlungszentrum für Querschnittgelähmte im Süden<br />
Deutschlands zur<br />
• umfassenden Akutbehandlung bei Verletzungen und Erkrankungen des<br />
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Ambulante Behandlung und umfassende Beratung über eine Spezialsprechstunde.<br />
Kontaktaufnahme: Telefon +49 (8841) 48-2940<br />
Fax +49 (8841) 48-2115<br />
e-mail dmaier@bgu-murnau.de<br />
Internet www.bgu-murnau.de
Arbeitsgemeinschaften (AG)<br />
Ambulante Dienste<br />
Milan Kadlec<br />
Bornberg 94<br />
42109 Wuppertal<br />
tel 02 02-45-02 71, Fax: -39 42<br />
eMail: info@isb-ggmbh.de<br />
Bauen & Umwelt<br />
Dipl. Ing. Dirk Michalski<br />
Im Hohnsiefen 1<br />
53819 Neunkirchen-Seelscheid<br />
tel 0 22 47-60 70<br />
eMail: DirkMichalski@t-online.de<br />
Internet: www.DirkMichalski.de<br />
Frank Opper, Architekt<br />
Auf der Wiese 20 • 41564 Kaarst<br />
tel 0 21 31-51 17 09<br />
eMail: frank@opper-architekten.de<br />
FGQ-Rechtsbeistand im Sozialrecht<br />
Herbert Müller<br />
Freiherr-vom-Stein-Straße 47<br />
56566 Neuwied-Engers<br />
tel 0 26 22-88 96-32; Fax -36<br />
eMail: h.mueller@engers.de<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
Peter Mand<br />
Felbelstraße 15 • 47799 Krefeld<br />
tel 0 21 51-62 17 000<br />
eMail: peter.mand@t-online.de<br />
Recht / Schadensersatzrecht<br />
Gottfried Weller<br />
Oliver Negele<br />
Dr. Loeffelladstr. 127 • 86609 Donauwörth<br />
tel 09 06-83 34; Fax: 99 99 715<br />
eMail: gottfriedweller@arcor.de<br />
Schmerz bei Querschnittlähmung<br />
Margarete „Gritli“ Blickensdörfer<br />
Gottfried-Keller Str. 54 • 40474 Düsseldorf<br />
tel 02 11-38 73 69 67<br />
eMail: gblickensdoerfer@ish.de<br />
Neue Ansprechpartner gesucht!<br />
Anfragen bitte an<br />
eMail: FGQ-Moelsheim@t-online.de<br />
Schule & Studium<br />
Karen Fischer<br />
Auf der Kuhweide 1 • 44269 Dortmund<br />
tel 02 31-75 97 55<br />
Urlaub<br />
Johann Kreiter<br />
Laubeweg 1 • 70565 Stuttgart<br />
tel 07 11-7 15 64 90<br />
eMail: jnkreiter@aol.com<br />
Ich spende meinen Jahres- Mitgliedsbeitrag in Höhe<br />
von Euro<br />
(mindestens 30 Euro)<br />
Querschnittgelähmte 15 Euro, je Familienmitglied 15 Euro<br />
Ich zahle per: Abbuchung Rechnung<br />
Buchen Sie von folgendem Konto ab:<br />
Bank<br />
Bankleitzahl Konto-Nr.<br />
Datum Unterschrift<br />
Ich kann diese Anmeldung innerhalb von 10 Tagen bei der Fördergemeinschaft der<br />
Querschnittgelähmten in Deutschland e.V., Silcherstraße 15, 67591 Mölsheim schriftlich<br />
widerrufen. Zur Wahrung der Frist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs.<br />
Datum Unterschrift<br />
PARAPLEGIKER – Zeitschrift für Menschen<br />
mit Körperbehinderung<br />
Das offizielle Nachrichtenmagazin der Fördergemeinschaft<br />
der Querschnittgelähmten erscheint jetzt im<br />
vereinseigenen HUMANIS Verlag. Menschen mit Körperbehinderung<br />
haben viele gemeinsame Interessen, ,<br />
deshalb sollte der Blick auch über den Zaun der eigenen<br />
Betroffenheit hinausgehen. Der „Para“ bietet einen n<br />
Mix aus Information, Kultur, Politik und Unterhaltung.<br />
Ständige Themen<br />
Werden Sie Mitglied!<br />
Bitte ausschneiden und in einem ausreichend frankierten Umschlag senden an:<br />
Fördergemeinschaft der Querschnittgelähmten<br />
in Deutschland e.V.<br />
Silcherstraße 15<br />
67591 Mölsheim<br />
Hilfsmittel Rollstuhl & Co – Test the Best<br />
Pflege Organisation, Finanzierung und Hilfsmittel tt el ell<br />
Urlaub In Nah und Fern<br />
Auto Solange es rollt – Vom kleinen Flitzer<br />
bis zum großen Van<br />
Recht Tipps vom Anwalt<br />
Menschen<br />
Planen und<br />
Portraits, Sport und Spiel, Beruf<br />
Bauen Barrierefrei und alltagstauglich<br />
Zu unserem Programm gehören auch<br />
»B-kids« für behinderte junge Menschen<br />
»K« - Journal Mensch und Krebs<br />
»FGQ-Info« Informationsbroschüren der<br />
Fördergemeinschaft für Querschnittgelähmte<br />
in Deutschland.<br />
Bei Interesse fordern Sie bitte ein Probeheft an<br />
oder informieren sich telefonisch beim Verlag.<br />
Bestellcoupon rückseitig<br />
28. Jahrgang<br />
Humanis Verlag für Gesundheit GmbH • Silcherstrasse 15 • D-67591 Mölsheim • Deutsche Post AG • Entgelt bezahlt • ZKZ D 05475 • ISSN 0723-5070 4/<strong>2010</strong><br />
Rückseite beachten!<br />
Vereint<br />
mit<br />
Diesen Abschnitt bitte ausfüllen,<br />
ausschneiden, in einen ausreichend<br />
frankierten Umschlag<br />
geben und einsenden an:<br />
Humanis<br />
Verlag für Gesundheit GmbH<br />
Silcher Straße 15<br />
67591 Mölsheim<br />
oder faxen an:<br />
0 62 43 - 90 35 69<br />
Abotelefon:<br />
0 62 43 - 90 07 04
PARAPLEGIKER PARAPLEGIKER PARAPLEGIKER<br />
JA!<br />
Ich möchte »PARAPLEGIKER«, die Zeitschrift für Menschen mit<br />
Körperbehinderung abonnieren,<br />
4 Ausgaben jährlich für 15 € (Ausland 20 €) inkl. Porto & Versand.<br />
Vorname:<br />
Name:<br />
Straße / Hausnummer:<br />
PLZ / Ort:<br />
bargeldlos durch Bankeinzug<br />
Konto-Nr.:<br />
BLZ:<br />
94<br />
Ja!<br />
Name und Sitz der Bank:<br />
gegen Rechnung (bitte Rechnung abwarten)<br />
Unterschrift<br />
94<br />
Ich möchte Mitglied im Freundeskreis der<br />
Fördergemeinschaft der Querschnittgelähmten<br />
in Deutschland e.V. werden.<br />
Ich erhalte 1/4 jährlich eine Informationsschrift, die mich unter anderem auch über alle<br />
laufenden Aktivitäten der Fördergemeinschaft informiert. Falls ich durch einen Unfall<br />
eine Querschnittlähmung erleide, erhalte ich als Soforthilfe 50.000 € mit entsprechender<br />
Abstufung bei Teilinvalidität.<br />
Name, Vorname<br />
Geb.-Datum<br />
Straße<br />
PLZ / Wohnort<br />
Folgende Familienangehörige melde ich für 15 Euro an:<br />
Name, Vorname Straße / Wohnort<br />
Geb.-Datum<br />
Name, Vorname Straße / Wohnort<br />
Geb.-Datum<br />
Ich bin querschnittgelähmt ja nein<br />
Andere Behinderung:<br />
Werden Sie Mitglied!<br />
Spendenkonto 0 179 200, Deutsche Bank Ludwigshafen, BLZ 545 700 94<br />
Ihr Rücktrittsrecht: Diese Bestellung kann innerhalb von 8 Tagen (Poststempel) schriftlich widerufen<br />
werden. Diesen Hinweis habe ich zur Kenntnis genommen und bestätige dies durch meine<br />
2. Unterschrift.<br />
Unterschrift.<br />
Gewünschte Zahlungsweise (bitte ankreuzen)<br />
Beantworten Sie bitte noch diese zwei Fragen bevor Sie die Abo-Karte ausgefüllt<br />
an uns senden:<br />
Wo haben Sie den »<strong>Paraplegiker</strong>« kennengelernt?<br />
Welche Ausgabe des »<strong>Paraplegiker</strong>« liegt Ihnen vor?<br />
Rückseite beachten<br />
Rückseite beachten<br />
I M P R E S S U M<br />
PARAPLEGIKER – Zeitschrift für Menschen mit Körperbehinderung<br />
HUMANIS Verlag GmbH<br />
Silcherstraße 15 · D-67591 Mölsheim<br />
Telefon: 0 62 43-900 704<br />
Telefax: 0 62 43-903 569<br />
info@humanis-verlag.de<br />
www.humanis-verlag.de<br />
ISSN 0723-5070<br />
HERAUSGEBER<br />
Fördergemeinschaft<br />
der Querschnittgelähmten<br />
in Deutschland e.V.<br />
Eingetragen ins Vereinsregister Mannheim Nr. 11844<br />
GESCHÄFTSFÜHRER<br />
Roger Kniel<br />
MARKETINGLEITUNG<br />
Gisela Werner<br />
ANZEIGENBETREUUNG<br />
POINT63 Media- und Verlagsservice<br />
Andreas Stoßberg<br />
Telefon: 02 12-2 33 52 65<br />
Telefax: 02 12-2 33 52 66<br />
a.stossberg@arcor.de<br />
ABOBETREUUNG<br />
Probeheft<br />
Telefon: 0 62 43-900 704<br />
REDAKTIONSLEITUNG<br />
(v.i.S.d.P.) Peter Mand<br />
MITARBEIT AN DIESER AUSGABE<br />
Ulrike Talmann, Reinhard Wylegalla, Ralf Kirchhoff,<br />
Kasia, Dr. Andrea Flemmer, Heike Stüvel, Ruth Auschra,<br />
Hermann Sonderhüsken, Barbara Früchtel, Herbert Müller,<br />
Arndt Krödel, Wiltrud Grosse, Johann Kreiter,<br />
Raimund Artinger, RA Oliver Negele.<br />
LAYOUT<br />
Eickhoff – Grafik & Design - Speyer<br />
Telefon: 0 62 32-62 93 20<br />
DRUCK<br />
NINO Druck GmbH<br />
Im Altenschemel 21<br />
67435 Neustadt/Weinstraße<br />
ERSCHEINUNGSWEISE<br />
vierteljährlich<br />
ANZEIGENSCHLUSS<br />
3 Wochen vor Erscheinen. Anzeigen erscheinen unter Verantwortung<br />
der Auftraggeber.<br />
Es gelten die Mediadaten Nr.9 ab 1. Dezember 2008<br />
BEZUGSBEDINGUNGEN<br />
Inland 15 EURO jährlich, Ausland 20 EURO jährlich, Einzelheft:<br />
Deutschland 4 EURO (jeweils inkl. Versand und Mwst.); Ausland 4<br />
EURO (+Versandkosten). Das Abonnement wird im voraus in Rechnung<br />
gestellt, Bezugszeitraum ist das Kalenderjahr. Das Abonnement<br />
verlängert sich jeweils um ein Jahr, wenn es nicht mindestens 8<br />
Wochen vor Ablauf beim Verlag schriftlich gekündigt wurde.<br />
Der gesamte Inhalt der Zeitschrift ist urheberrechtlich geschützt, jede<br />
unzulässige Verwertung ohne Einwilligung des Verlages wird verfolgt.<br />
Die Autoren erklären sich mit der redaktionellen Bearbeitung ihrer<br />
Beiträge einverstanden. Haftung für zugesandte Texte oder Bilder<br />
wird ausgeschlossen.<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge stimmen nicht zwangsläufig<br />
mit Meinung des Verlages und der Redaktion überein.