Paraplegiker 2/2009

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27.06.2013 Aufrufe

B esonders wichtig ist, einfach so wie immer zu sprechen, unerheblich ob im Dialekt oder bestem Hochdeutsch. Das Spracherkennungsprogramm passt sich auch an das übelste Kauderwelsch an und überträgt es in geschriebenen Text, vorausgesetzt man bemüht sich um eine deutliche Aussprache. Selbst mein zehnjähriger Sohn konnte innerhalb kürzester Zeit vorzeigbare Texte diktieren, obwohl er sich bei seiner Aussprache nicht sonderlich Mühe gibt und durchaus den einen oder anderen Lesefehler einbaut. Großer Vorteil für ihn: das Programm schreibt stets in logisch korrekten Sätzen. Es vergisst keine Ü-Pünktchen, macht automatisch Hauptwörter groß und Tuwörter klein und bringt meinen Sohn rechtschreibtechnisch völlig nach vorne. Die Programme von heute besitzen nicht mehr die früher übliche Einzelworterkennung, sondern analysieren die diktierten Spracherkennungsprogramme: Meine Hände liegen locker auf dem Schoß. Kein Schieben der Maus, kein Suchen auf der Tastatur. Nur ganz selten muss ich einzelne Befehle eintippen. Möglich macht das das Diktierprogramm „Dragon NaturallySpeaking“ von Nuance. Es überträgt Satz für Satz meine gesprochenen Worte in geschriebenen Text. Nur Bonbons lutschen kann ich nicht mehr nebenbei. Das kann das Programm nämlich nicht leiden. technik Wörter im Kontext des ganzen Satzes. Für den Diktierer ergibt sich dadurch die Notwendigkeit, möglichst in kompletten Sätzen zu sprechen. Je länger die Textfragmente sind, die das Programm erkennen soll, desto genauer wird die Umsetzung in Text ausfallen. Der Diktierer sollte sich also seinen Satz möglichst komplett vorher überlegen. Nur wenn er jedes Wort für sich einzeln spricht, bekommt das Programm große Probleme und es entsteht das übliche Kauderwelsch, dass einem früher das Arbeiten damit so sehr verleidet hat. Es bleibt einem auch nicht erspart sämtliche Fehler, die das Programm produziert, mit dem vorgesehenen Korrekturmodus zu korrigieren, auch wenn es schneller und vor allem leichter wäre, den kompletten Texte nach dem Diktieren in einem Durchgang zu redigieren. Denn dann lernt das Programm nicht. Und nur wenn es ständig lernt, hat man nach einigen Wochen ein Resultat, mit dem man seine Arbeit wirk- PARAPLEGIKER 2/09 49

technik 50 PARAPLEGIKER 2/09 lich erleichtert. Die Korrektur muss mit Hilfe bestimmter Befehle vorgenommen werden, damit das System die Fehler auch erkennen und hinzu lernen kann. Ein Vorgang, der je nach Häufigkeit des Trainings schon ein paar Wochen dauern kann. Aber was heißt eigentlich zufrieden? Das ist natürlich sehr abhängig von den bisherigen Schreibgewohnheiten. Wenn jemand aus rein körperlichen Gründen extreme Schwierigkeiten hat überhaupt eine Tastatur zu bedienen, so wird er in kürzester Zeit ein riesiges Erfolgserlebnis erfahren. Ihm wird nicht nur das Schreiben von Texten eine große Hilfe sein, auch das Aufsuchen von Dateien, das Abspeichern oder das Wechseln zwischen Programmen kann inzwischen per Sprache gesteuert werden. Grundlage dafür ist allerdings, dass man die Befehle, die das Spracherkennungsprogramm erkennt, vernünftig lernt. Das ist ein bisschen kompliziert. Denn es gibt selbst in der Hilfe des Programms keine Übersicht über alle funktionierenden Befehle (zumindest nicht bei Version 7). Man muss sich also seine Be- Nur wenn man den Befehl exakt gelernt hat, weiß das Programm was es fehlsliste selbst erstellen, indem man sie aus dem Menüpunkt im Einzelnen heraussucht, kopiert und z. B. in einer Worddatei zusammenstellt. Und dann geht es wie beim Vokabeln lernen: Nur wenn man den Befehl exakt gelernt hat, weiß das Programm was es zu tun hat. „Öffne Outlook“ kann man so oft sagen wie man will, es wird sich nie öffnen. Der Befehl heißt „Öffne Mail“, und auch nicht „Öffne E-Mail“ oder „Schreibe E- Mail“ oder irgendetwas anderes. zu tun hat. Mit Dragon NaturallySpeaking Professional kann man zudem auch eigene benutzerdefinierte Sprachbefehle zur Automatisierung von Routineaufgaben erstellen. Wenn man gewisse Abfolgen von „Klicks“, Systemtasteneingaben und Programmstarts immer wieder macht, bis man beispielsweise seine neuen angekommen E-Mails geöffnet hat, so kann man auch den Befehl „Mail holen“ selbst konfigurieren und das Programm er- ledigt die Folge unterschiedlichster Befehle alleine. Eine große Arbeitserleichterung für den beruflichen Alltag, wo dieselben Tätigkeiten immer wieder vorkommen. Auch wenn es eine überschaubare Zahl von zu erlernenden und zu erstellenden Befehlen ist, so fällt es doch recht schwer, gerade diese Navigationsbefehle korrekt zu gebrauchen. Und wenn das Programm dann nicht so will wie man selbst gerade will, kann das ganz schön frustrierend sein. Aber auch hier macht Übung den Meister. Wenn man das Programm nicht dafür nutzt, in den Programmen hin und her zu springen, Dateien zu öffnen und wieder zu schließen und eben auch diese Navigation zu trainieren, so werden sich die Befehle schwerlich einprägen. Nur wer regelmäßig damit arbeitet wird zu einem befriedigenden Ergebnis kommen. Für die Anderen bleibt immer noch die Möglichkeit, das Programm wirklich nur zum Diktieren von Texten zu benutzen. »Anpassen« Einen weiteren Quantensprung im Erkennen von sprachlichen Texten erhält man, indem man das Programm an seinen persönlichen Wortschatz anpasst. Dafür nimmt man einfach Artikel, Briefe oder andere Dokumente, die man bereits geschrieben hat und lässt sie automatisch in das Sprachprogramm einlesen. Dieses extrahiert daraus alle Wörter, die es im Standardvokabular nicht hat und passt diese an den Sprachduktus des Benutzers an. Ich spreche z. B. oft von „Rollis“ oder von „Querschnitten“, von „Tetras“ oder von „Schattenparkern“, lauter Wörter, die nicht ursprünglich im Vokabular des Sprachprogramms vorhanden sind. Diktiert man diese Wörter einem völlig ahnungslosen Sprachprogramms, so wird es in seinem Vokabular nach ähnlich klingenden Wörtern suchen und diese dann in den Text drucken. Technische Voraussetzungen (empfohlen): Ein aktueller Computer. 2,4 GHz CPU 2 GB RAM 2,5 GB freier Festplattenspeicher.

B<br />

esonders wichtig ist, einfach so wie<br />

immer zu sprechen, unerheblich ob im<br />

Dialekt oder bestem Hochdeutsch. Das Spracherkennungsprogramm<br />

passt sich auch an<br />

das übelste Kauderwelsch an und überträgt<br />

es in geschriebenen Text, vorausgesetzt man<br />

bemüht sich um eine deutliche Aussprache.<br />

Selbst mein zehnjähriger Sohn konnte<br />

innerhalb kürzester Zeit vorzeigbare Texte<br />

diktieren, obwohl er sich bei seiner Aussprache<br />

nicht sonderlich Mühe gibt und durchaus<br />

den einen oder anderen Lesefehler einbaut.<br />

Großer Vorteil für ihn: das Programm<br />

schreibt stets in logisch korrekten Sätzen. Es<br />

vergisst keine Ü-Pünktchen, macht automatisch<br />

Hauptwörter groß und Tuwörter klein<br />

und bringt meinen Sohn rechtschreibtechnisch<br />

völlig nach vorne.<br />

Die Programme von heute besitzen nicht<br />

mehr die früher übliche Einzelworterkennung,<br />

sondern analysieren die diktierten<br />

Spracherkennungsprogramme:<br />

Meine Hände liegen<br />

locker auf dem<br />

Schoß. Kein Schieben<br />

der Maus, kein Suchen<br />

auf der Tastatur. Nur<br />

ganz selten muss ich<br />

einzelne Befehle eintippen.<br />

Möglich macht<br />

das das Diktierprogramm<br />

„Dragon NaturallySpeaking“<br />

von<br />

Nuance. Es überträgt<br />

Satz für Satz meine<br />

gesprochenen Worte<br />

in geschriebenen Text.<br />

Nur Bonbons lutschen<br />

kann ich nicht mehr<br />

nebenbei. Das kann<br />

das Programm nämlich<br />

nicht leiden.<br />

technik<br />

Wörter im Kontext des ganzen Satzes. Für<br />

den Diktierer ergibt sich dadurch die Notwendigkeit,<br />

möglichst in kompletten Sätzen<br />

zu sprechen. Je länger die Textfragmente<br />

sind, die das Programm erkennen soll, desto<br />

genauer wird die Umsetzung in Text ausfallen.<br />

Der Diktierer sollte sich also seinen Satz<br />

möglichst komplett vorher überlegen. Nur<br />

wenn er jedes Wort für sich einzeln spricht,<br />

bekommt das Programm große Probleme<br />

und es entsteht das übliche Kauderwelsch,<br />

dass einem früher das Arbeiten damit so<br />

sehr verleidet hat. Es bleibt einem auch<br />

nicht erspart sämtliche Fehler, die das Programm<br />

produziert, mit dem vorgesehenen<br />

Korrekturmodus zu korrigieren, auch wenn<br />

es schneller und vor allem leichter wäre,<br />

den kompletten Texte nach dem Diktieren in<br />

einem Durchgang zu redigieren. Denn dann<br />

lernt das Programm nicht. Und nur wenn es<br />

ständig lernt, hat man nach einigen Wochen<br />

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