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Paraplegiker 2/2009

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schubförmiger MS kann eine Therapie mit<br />

dem intelligenten Wirkstoff Natalizumab<br />

(Tysabri®) nicht nur die Krankheitsprogression<br />

bremsen, sondern auch körperliche<br />

Funktionen wieder bessern. Er hindert die<br />

Immunzellen daran, ins zentrale Nervensystem<br />

einzuströmen. Die Entzündungen an<br />

den Nervenzellen bleiben aus. Das geht aus<br />

einer neuerlichen Auswertung der Zulassungsstudie<br />

AFFRIM hervor, die Professor<br />

Frederick Munschauer aus Buffalo in den<br />

USA vorgestellt hat. Patienten, die hochaktive<br />

MS hatten (mindestens zwei Schübe im<br />

vergangenen Jahr) profi tierten sogar noch<br />

stärker von Natalizumab: Hier kam es bei 14<br />

gegenüber 36 Prozent zu einer anhaltenden<br />

Verbesserung.<br />

Die chronisch-entzündliche Nervenerkrankung<br />

äußert sich typischerweise in Symptomen<br />

wie Sprach- und Gehstörungen oder<br />

ständiger Müdigkeit. Trotzdem schließen<br />

sich die MS und ein aktives Berufsleben<br />

nicht aus. „Dank moderner Therapiemöglichkeiten<br />

können viele MS-Patienten heute<br />

fast ein normales Leben führen“, sagt Dr.<br />

Tjalf Ziemssen. Die MS-Therapie, bei der<br />

fast immer das Immunsystem gedämpft<br />

wird, entwickelt sich ziemlich schnell.<br />

„In den letzten 15 Jahren hat sich die Behandlung<br />

dramatisch verbessert“, so der<br />

Dresdner Neurologe. „Jetzt hat sich sogar<br />

gezeigt, dass der Antikörper Natalizumab<br />

zu einer Rückbildung von Behinderungen<br />

führen kann – das ist ein wichtiger Schritt<br />

für die Lebensqualität.“ Das bestätigte auch<br />

die Patientin Jaqueline: „Früher hatte ich<br />

Schübe. An Job und Ausbildung war nicht<br />

zu denken. Dann kam die Wende: Ich wurde<br />

Anzeige<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

mit dem Antikörper behandelt. Seitdem<br />

geht es mir gut, ich stehe mitten im Leben!“<br />

Jaqueline arbeitet heute wieder<br />

in ihrem Beruf und hat noch viel vor.<br />

Kraft für den Alltag<br />

Auch der MS-kranke 34-jährige Literaturpreisträger<br />

Maximilian Dorner geht<br />

offen und öffentlich mit seiner Erkrankung<br />

um. Der gut aussehende junge<br />

Mann bekennt sich in seinem Buch<br />

„Mein Dämon ist ein Stubenhocker.<br />

Aus dem Tagebuch eines Behinderten“<br />

zu seiner Erkrankung und den damit<br />

verbundenen Tabuthemen wie Inkontinenz<br />

und Libido-Problemen. Zwar<br />

schämt er sich dafür, meint aber, dass<br />

das einmal gesagt werden musste und<br />

sich verstecken Kraft kostet, die er für<br />

seinen Alltag braucht.<br />

Für die meisten Menschen mit MS<br />

stellt sich zunächst die Frage: Soll ich<br />

es meinem Arbeitgeber sagen? „Häufi<br />

g trauen sich Betroffene nicht, offen<br />

über ihre Erkrankung zu sprechen,<br />

weil sie Benachteiligungen oder sogar<br />

Kündigungen fürchten“, sagt der<br />

Düsseldorfer Arbeitsrechtsexperte Ralf<br />

Lobert. Ob man den Arbeitgeber über<br />

MS informiert, ist eine persönliche Entscheidung.<br />

Niemand ist dazu verpfl ichtet,<br />

solange der normale Arbeitsablauf<br />

nicht durch die Erkrankung beeinträchtigt<br />

wird. „Leider machen wir jedoch<br />

immer noch die Erfahrung, dass es Vorurteile<br />

über MS gibt. Daher müssen wir<br />

weiter über die Erkrankung aufklären<br />

Infos zum Thema MS<br />

markt<br />

und zeigen, dass die MS nicht<br />

gleich Arbeitsunfähigkeit oder<br />

Rollstuhl ist“, erklärt Lobert. Der<br />

Experte rät den betroffenen Arbeitnehmern<br />

für den Berufsalltag:<br />

„Möglichst Stress reduzieren,<br />

Ruhepausen einlegen und<br />

die eigenen Bedürfnisse ernst<br />

nehmen.“<br />

Text: Heike Stüvel<br />

Foto: Anbieter<br />

www.dmsg.de. Deutsche<br />

Multiple-Sklerose-Gesellschaft<br />

(DMSG), ein Zusammenschluss<br />

von medizinischen<br />

Fachleuten. Nachrichten aus<br />

Forschung, Medizin und Therapie,<br />

Ratschläge zum Leben<br />

mit der Krankheit, Antworten<br />

auf Rechtsfragen sowie ein<br />

umfangreiches MS-Lexikon.<br />

www.leben-mit-ms.de.<br />

Informativer Nachrichten-<br />

Ticker, Ernährungstipps und<br />

Reisevorschläge. Datenbank<br />

mit MS-Therapeuten in<br />

Deutschland und Österreich.<br />

www.mss-ev.de.<br />

Multiple Sklerose Selbsthilfe<br />

e.V. Der Verein gibt eigene<br />

Erfahrungen mit Therapien,<br />

Kliniken oder dem Umgang<br />

mit Betroffenen weiter.

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