Paraplegiker 2/2009
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q – querschnitt spezial<br />
Der Impuls kam aus der<br />
Schweiz: Im Oktober<br />
2005 trafen sich in unserem<br />
Nachbarland erstmals<br />
Vertreter von Querschnittgelähmten-Organisationen<br />
aus 12 europäischen<br />
Ländern, um<br />
über die Gründung eines<br />
europäischen Verbands<br />
zu beraten. Im März 2006<br />
wurde dann die „European<br />
Spinal Cord Injury<br />
Federation“ (ESCIF) offiziell<br />
aus der Taufe gehoben<br />
– mit mittlerweile<br />
16 Mitgliedsnationen.<br />
Der PARA unterhielt sich<br />
in Wien mit ESCIF-Präsident<br />
Dr. Daniel Joggi<br />
(Schweiz) über die Arbeit<br />
und die Ziele des Verbands,<br />
dem auch die<br />
FGQ angehört.<br />
42<br />
PARA-Interview mit<br />
ESCIF Präsident Dr. Daniel Joggi:<br />
Gemeinsame Stimme in Europa<br />
PARAPLEGIKER 2/09<br />
Dr. Daniel Joggi<br />
? Herr Joggi, was war das Motiv, einen<br />
europäischen Verband der Querschnittgelähmten<br />
zu gründen?<br />
Dr. Daniel Joggi:<br />
Es gab eigentlich zwei Dinge: Zum einen<br />
haben wir gesehen, dass es Synergien<br />
gibt, wenn wir zusammenarbeiten. Wir<br />
behandeln ja oft die gleichen Probleme<br />
und wir sparen Kräfte, wenn wir von den<br />
Erfahrungen anderer Gebrauch machen.<br />
Das zweite: Wenn wir gegenüber Behörden<br />
oder Parlamenten ein Anliegen haben,<br />
ist es vielleicht besser, wenn wir mit<br />
anderen Ländern gemeinsam argumentieren<br />
können. Darum entwickeln wir auch<br />
die „policy statements“.<br />
? Was verstehen Sie darunter?<br />
Wir machen Projekte über gemeinsame<br />
Interessen. Priorität dabei hat das, was<br />
wir gegenüber den Behörden, aber auch<br />
gegenüber der Medizin verlangen, was<br />
zu tun ist – auch in der Forschung zum<br />
Beispiel. Das Geld wird in der Forschung<br />
oder auch in der Medizin nicht überall<br />
dort eingesetzt, wo es uns am meisten<br />
Nutzen bringt. Die generellen Statements<br />
sind jetzt offiziell auf unserer Website veröffentlicht.<br />
? Im Augenblick sind in der ESCIF 23 Nationen<br />
vertreten. Verstehen die sich alle?<br />
(lacht) Es geht schon ganz gut. Manche<br />
brauchen noch einen Dolmetscher, aber<br />
nach dem zweiten oder dritten Jahr findet<br />
sich oft schon jemand, der genügend<br />
Englisch kann, um direkt in die Gespräche<br />
eingreifen zu können.<br />
? Gibt es nach Ihrer Einschätzung der<br />
Versorgungssituation der Querschnittgelähmten<br />
in Europa ein West-Ost-Gefälle?<br />
Ja, ganz klar. Es gab früher auch ein Nord-<br />
Süd-Gefälle, das besteht jetzt nicht mehr<br />
so, aber ein Gefälle nach Osten gibt es<br />
immer noch, zum Beispiel zu Ländern wie<br />
der Ukraine.<br />
? Prinzipiell kann sich jedes europäische<br />
Land als Mitglied bei der ESCIF bewerben?<br />
Ja. Ihm stehen dann zwei Delegierte mit<br />
einer Stimme zu. Gibt es in einem Land<br />
zwei gleichwertige Organisationen, kann<br />
jede von ihnen einen Delegierten schicken,<br />
das Land hat aber nur eine Stimme.<br />
? Sie arbeiten jetzt schon einige Jahre in<br />
der ESCIF zusammen – gibt es da so etwas<br />
wie ein familiäres Gefühl?<br />
Ja, sehr. Das merken wir jedes Mal, wenn<br />
wir uns wieder treffen.