Paraplegiker 2/2009
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Sport. In einem Sportverein kann ich andere<br />
Leute kennenlernen. Bisher hatte ich nur<br />
mit wenigen Menschen Kontakt, weil wir<br />
etwas abseits auf einem Bauernhof wohnen.“<br />
Aus therapeutischer Sicht<br />
Psychotherapeutin Dr. Astrid Bühren: „In<br />
den ersten Wochen des heißen Sommermonats<br />
nach ihrem Unfall lag Julia S. mit<br />
hohem Fieber im Bett; sie schwitzte und<br />
wirkte ganz in sich zurückgezogen. Die<br />
Krankenschwestern und -pfleger bemühten<br />
sich sehr um sie. Auch nach Abklingen des<br />
Fiebers schien sie sehr ruhig und gefasst,<br />
und sie beteiligte sich sehr aktiv an ihrer Rehabilitation.<br />
Aus therapeutischer Sicht habe ich dieses<br />
Verhalten der Patientin zunächst als ungewohnt<br />
erlebt. Sie hatte - für jeden nachvollziehbar<br />
- mit ihrem Sturz aus der<br />
Kletterwand ein schlimmes Erlebnis mit einschneidenden<br />
Konsequenzen für ihr Leben<br />
und das ihrer Familie. Hinzu kam, dass sie<br />
relativ selten Besuch bekam. Der Ehemann<br />
war mit seinem Beruf und der zusätzlichen<br />
Betreuung der zwei Kinder beschäftigt; weitere<br />
Familienangehörige wohnten nicht in<br />
der Nähe.<br />
Ich sprach die Patientin schließlich auf ihre<br />
so ungewöhnliche Ruhe an. In einem intensiven<br />
Gespräch wurde deutlich, dass es für<br />
sie nicht das erste Mal war, eine verzweifelte<br />
Situation meistern zu müssen. Nach der<br />
Geburt ihres Sohnes vor neun Jahren mussten<br />
sie und ihr Ehemann mit der Tatsache<br />
zurechtkommen, dass das Kind sein Leben<br />
lang schwer behindert bleiben werde. Diese<br />
Diagnose hatte zunächst alle Lebensträume<br />
zerstört; aus der folgenden tiefen Depression<br />
hatte sie sich nur schwer lösen können.<br />
Schließlich aber hatte sie wieder Lebensfreude<br />
gewonnen, indem sie andere Werte<br />
und Prioritäten im Alltag entdeckte und genießen<br />
lernte. Diese Lebenseinsichten und<br />
Bewältigungsstrategien würden ihr nun<br />
direkt zu Nutze kommen, so die Patientin.<br />
Vermutlich war sie deshalb bei der schwerwiegenden<br />
Diagnose einer kompletten Pa-<br />
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q – querschnitt spezial<br />
raplegie nicht wieder in ein ganz tiefes Loch<br />
gefallen. Außerdem hatte sie sich während<br />
des Fiebers, zu Beginn ihres stationären<br />
Aufenthaltes im Zentrum für Rückenmarkverletzte,<br />
wie in Watte gepackt gefühlt, und<br />
die neue Realität war nur sehr dosiert in<br />
ihr Bewusstsein gedrungen. So hatte auch<br />
dieses medizinisch kaum erklärbare Fieber<br />
eigentlich sein Gutes für sie gehabt.<br />
Die Patientin durchlief eine zügige Rehabilitation<br />
ohne weitere Komplikationen und<br />
stellte sich nach der Entlassung auch zuhause<br />
den Anforderungen der zusätzlichen<br />
Behinderung. Als Psychotherapeutin war<br />
ich dankbar, an dieser beeindruckenden Art<br />
und Weise der Krankheitsbewältigung teilhaben<br />
zu dürfen.“<br />
Text: Karin von der Saal<br />
Foto: Josef Stöckle,<br />
BG-Unfallklinik Murnau<br />
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