Paraplegiker 2/2009
Paraplegiker 2/2009
Paraplegiker 2/2009
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2/<strong>2009</strong><br />
27. Jahrgang<br />
Humanis Verlag für Gesundheit GmbH • Silcherstrasse 15 • D-67591 Mölsheim<br />
Deutsche Post AG • Entgelt bezahlt • ZKZ D 05475 • ISSN 0723-5070<br />
Jetzt<br />
vereint<br />
mit
„Ich bin dabei“<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
wir möchten uns bei Ihnen bedanken. Unzählige<br />
Anrufe, -zig Gespräche am Telefon und z.B. in Karlsruhe<br />
auf der Rehab, sowie nicht zuletzt einige Mails<br />
und Briefe hatten fast nur eine Botschaft: „Der neue<br />
PARAplegiker“ gefällt. Es ist nicht selbstverständlich,<br />
dass Lob ausdrücklich geäußert wird – wir alle<br />
in Verlag, Grafi k, Marketing und Redaktion haben<br />
uns sehr darüber gefreut! Es wäre sehr schön,<br />
wenn Sie uns weiterhin Rückmeldungen geben,<br />
auch aus konstruktiver Kritik kann man nur lernen.<br />
Ratschläge für den behinderten Alltag sind immer<br />
wieder wichtig. Wer kann schon ohne Hilfe den<br />
Überblick behalten im Sozialrechtsdschungel (S.36,<br />
64). Dass Technik vom Computer übers Bike bis hin<br />
zum Auto (S.49-55) unser Leben lebenswerter machen<br />
kann, muss ich Ihnen nicht erzählen.<br />
Dies ist ja die Sommerausgabe. Und deshalb ist die<br />
Botschaft klar: Raus aus der Bude und rein ins Leben!<br />
Der Urlaub ist eine gute Gelegenheit sich mal<br />
wieder von den Malesten des Alltags frei zu machen<br />
und sich ein wenig frischen fremden Wind um<br />
die Nase wehen zu lassen. Wir geben Ihnen dazu<br />
einige Tipps, unsere Autoren haben schon mal das<br />
Weite gesucht – und gefunden (S.10-30). Jetzt liegt<br />
es an Ihnen. Ob Sie das Geld für einen Urlaub haben,<br />
dort notwenige Pfl ege organisieren können,<br />
weiß ich nicht, hoffe es aber. Ich selbst werde mich<br />
kurz nach der Fertigstellung dieses Heftes für eine<br />
kurze Sommerpause verabschieden.<br />
Vorher war ich aber noch auf meiner Lieblingsveranstaltung.<br />
Der „Krefelder Pfi ngstlauf“ fi ndet jährlich<br />
am selbigen Montag statt. Am Start sind wirklich<br />
alle Sorten von Sportlern, von E-Stuhlfahrern,<br />
Handbikern, Joggern, Walkern bis hin zu (nichtbehinderten)<br />
Olympiateilnehmern. 600 waren es<br />
ABOTELEFON (0 62 43) 900 704<br />
in diesem Jahr, die Sonne schien, die Trommeln<br />
tanzten Samba, es war zum Weinen schön. Ich<br />
hatte mal wieder vergessen, dass ich Sport nicht<br />
mag und bin in meinem Tempo, wie alle anderen,<br />
meine Wunschstreckenlänge gefahren. Hermann<br />
Sonderhüsken wird milde lächeln, aber 10 km über<br />
Waldwege inkl. leichter Geländeschwünge in einer<br />
Stunde sind für mich der Beweis, dass ich noch<br />
fi t bin. Mit der Ehrenrunde samt leicht genervtem<br />
Karlchen an der Leine waren es dann 15 km. Da<br />
fehlt ja nicht mehr viel bis zum Halbmarathon, vielleicht<br />
nächstes Jahr. Und das allerbeste ist, dass die<br />
Einnahmen dieser Veranstaltung immer komplett<br />
an eine Initiative gehen, die behindertengerechte<br />
Großspielgeräte für die öffentlichen Spielplätze<br />
der Stadt anschaffen (Näheres unter www.krefelder-pfi<br />
ngstlauf.de). Wer eine solche Einladung<br />
bekommt, der kann doch immer wieder nur eine<br />
Antwort geben: „Ich bin dabei!“<br />
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.<br />
Ihr<br />
editorial<br />
PARAPLEGIKER 2/09 3<br />
Foto: Andreas Willem, www.awi-design.de.
inhalt<br />
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editorial<br />
„Ich bin dabei“<br />
forum<br />
kultur<br />
Karikaturen von<br />
Barbara Früchtel<br />
unterwegs<br />
Camping an der Loire Mündung<br />
Ferien im Container<br />
Otto-Bock-Outdoor-Challenge:<br />
Durch Wald und Wasser<br />
Mit langem Atem:<br />
Reise mit Aufwand<br />
Die Schöne am Neckar:<br />
Ich hab mein Herz an Heidelberg<br />
verloren<br />
q – querschnitt spezial<br />
Das silberne Sparschwein:<br />
Erfundene Antwort auf einen<br />
echten Bescheid<br />
Stimmungsbilder aus der Unfallklinik:<br />
Damit werde ich auch noch fertig<br />
Was tun gegen Harnwegsinfekt?<br />
Katheterisieren, aber richtig<br />
Rechtslage und Anspruch:<br />
Inkontinenzversorgung <strong>2009</strong><br />
Medizin & Forschung:<br />
Mit und ohne Medikamente<br />
gegen Schmerzen<br />
PARA-Interview mit ESCIF Präsident<br />
Dr. Daniel Joggi:<br />
Gemeinsame Stimme in Europa<br />
FGQ-Arbeitsgemeinschaften<br />
PARAPLEGIKER 2/09<br />
Seite 22<br />
Seite 27<br />
Seite 15<br />
Seite 24
Seite 49<br />
Seite 58<br />
Seite 54<br />
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markt<br />
REHAB <strong>2009</strong> in Karlsruhe (1):<br />
Reise- und Freizeitanbieter<br />
Zukunft mit Behinderung:<br />
Erfolgreich im Job trotz MS<br />
Museumslandschaft Sachsen<br />
Urlaub im Herzen des Schwarzwaldes<br />
ALTEC-Rollstuhlrampe<br />
Barrierefreie Türelemente von HUGA<br />
Mehrsprachige ISK-DVD<br />
technik<br />
Spracherkennungsprogramme:<br />
Der mit dem Drachen spricht<br />
Rollibike-Gespann:<br />
RehaTrend „Booster 2“<br />
mit ProAktiv „Tennis“<br />
Der Ford Focus Turnier TDCI:<br />
Kombi mit Talenten<br />
Autoumbauer KADOMO eröffnet:<br />
Neues von alten Bekannten<br />
hobby<br />
Ferngelenkte Modelle (2):<br />
Zu Lande und im Wasser<br />
kleinanzeigen<br />
recht<br />
Verfassungsbeschwerde erfolgreich:<br />
Spezialrollstuhl im Eilverfahren<br />
abo<br />
impressum<br />
Titelfoto: Josef Stöckle, BG-Unfallklinik Murnau<br />
PARAPLEGIKER 2/09<br />
inhalt inhalt<br />
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forum<br />
Senkrecht unterm<br />
Computertisch: Die Infrarot-Heizplatte<br />
sorgt<br />
für warme Beine.<br />
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PARAPLEGIKER 2/09<br />
Herbert Murbach aus der Schweiz:<br />
Gratulation<br />
Die Zusammenlegung von „<strong>Paraplegiker</strong>“ und „B-Journal“ finde ich eine ausgezeichnete<br />
Lösung, die sich bestimmt bewähren wird. Ich gratuliere Ihnen zu dieser wertvollen und<br />
auch für die Leserinnen und Leser hilfreichen Neuerung. Bereits die erste Ausgabe 1/<strong>2009</strong><br />
ist ein Hit in jeder Hinsicht.<br />
Ulli Hofmann, Groß-Zimmern:<br />
Gut wie nie<br />
Rotraud Hotz, Groß Gerau:<br />
Noch ein Rocksänger<br />
Ich habe in dem neuen Heft über den Rocksänger<br />
gelesen, ich finde es prima wenn<br />
man solche Berichte liest. Denn mein Sohn,<br />
der Ihre Zeitschrift abonniert hat ist selbst<br />
Rollifahrer seit seinem Unfall 1994, er war<br />
damals noch keine 17. Er hat damals noch<br />
in der Reha begonnen wieder seine Gitarre<br />
zu spielen und zu singen. Er hat sich mittlerweile<br />
im Kreis Groß Gerau mit der Band<br />
Wolfgang Zipperer, Althengstett:<br />
Wo ist die Sonne?<br />
Mit Spannung habe ich den „neuen“ PA-<br />
RAplegiker erwartet - bin angenehm und<br />
positiv überrascht, lieber Herr Mand!<br />
Schade, dass beim Artikel „Sonne unterm<br />
Schreibtisch“ keine Bezugsdaten wie<br />
Adresse und oder ca. Kosten aufgeführt<br />
sind.<br />
Die beiden Artikel von der ob.uni-heidelberg<br />
haben es mir besonders angetan.<br />
Beim Artikel von Alexander Epp habe ich<br />
schon an einen Freund gedacht, der gleiche<br />
Interessen verfolgt. Werde ihm das<br />
Heft - wie auch an einige andere Tetras/Paras<br />
- weitersenden.<br />
Der neue <strong>Paraplegiker</strong> ist jetzt so gut wie<br />
nie, der Zusammenschluss war richtig.<br />
gut etabliert. Ich bin immer wieder stolz wie<br />
er sein Leben meistert, er ist jetzt schon 32,<br />
berufstätig und verheiratet. Ich finde diese<br />
Beispiele für neu verunglückte Menschen<br />
immer wieder eine Hoffnung und ein Beispiel,<br />
dass das Leben nicht endet, aber anders<br />
ist. Wenn es Sie interessiert schauen<br />
Sie doch auf die Seite der Gruppe, da sehen<br />
Sie ihn: www.differentfaces.de.<br />
Anmerkung der Redaktion:<br />
Hier die vergessene und von einigen<br />
Lesern vermisste Bezugsquelle der<br />
Schreibtischheizung.<br />
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Christian Janeczek, Dresden:<br />
Parkprobleme (betr. Para 1/09, S.13)<br />
Sehr geehrter Herr Hartmann, grundsätzlich<br />
ist ein Parken auf Gehsteigen auch für Menschen<br />
mit Behinderungen nicht zulässig. Etwas<br />
anderes ergibt sich auch nicht aus den<br />
EU-Bestimmungen bezüglich Parkerleichterungen<br />
für Behinderte. Diese Bestimmungen<br />
werden durch die Verwaltungsvorschriften<br />
zu § 46 StVO konkretisiert, welche<br />
ein Parken auf Gehsteigen nicht erlauben.<br />
Gehsteige werden nicht für Autos errichtet,<br />
sondern zur Sicherheit von Fußgängern.<br />
Der Gehsteig würde durch Fahrzeuge<br />
eingeengt und Fußgänger, insbesondere<br />
Schulkinder und Frauen mit Kinderwagen<br />
sowie auch Rollstuhlfahrer müssten gegebenenfalls<br />
die Fahrbahn benutzen.<br />
In dem von Ihnen geschilderten Fall sind<br />
jedoch weitere Aspekte zu berücksichti-<br />
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gen. Es ist davon auszugehen, dass Sie das<br />
Merkzeichen „aG“ erhalten haben, welches<br />
zum Ausdruck bringt, dass Sie sich wegen<br />
der Schwere Ihres Leidens dauernd nur<br />
mit fremder Hilfe oder nur mit großer Anstrengung<br />
außerhalb Ihres Kraftfahrzeuges<br />
bewegen können. Die Erteilung des Merkzeichens<br />
stellt einen Nachteilsausgleich zur<br />
Teilhabe am öffentlichen Leben dar.<br />
Aus diesem Grund sind bei einem Parkverstoß<br />
die Umstände des Einzelfalls zu berücksichtigen.<br />
Zunächst herrschte nach Ihren<br />
Angaben Winterwetter. Aus dem Grund<br />
bestand im Umkreis von 300 Metern keine<br />
weitere Möglichkeit das Fahrzeug abzustellen.<br />
Von dem Ordnungsamt war, nach Prüfung<br />
weiterer Parkmöglichkeiten, daher zu prü-<br />
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Maßanzug auf vier Rädern. Wir freuen uns<br />
auf Sie.<br />
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8<br />
PARAPLEGIKER 2/09<br />
fen, ob eine Einschränkung durch das Parken<br />
auf dem Gehsteig tatsächlich eingetreten<br />
ist. Soweit das Fahrzeug so abgestellt<br />
worden ist, dass Fußgänger, insbesondere<br />
auch mit Kinderwagen und Rollstühlen, unter<br />
Berücksichtigung des Glatteises und nur<br />
eingeschränkter Räumung, den Gehweg<br />
sicher beschreiten konnten, sollte – im Einzelfall<br />
– von einem „Knöllchen“ abgesehen<br />
werden.<br />
Da das Parken auch mit dem Merkzeichen<br />
„aG“ auf Fußwegen grundsätzlich nicht<br />
erlaubt ist, kann ich zudem noch raten, im<br />
Klaus Dieter Herzog, www.rollikids.de:<br />
Herzliche Glückwünsche zum<br />
Neuanfang<br />
Hallo Peter, herzliche Glückwünsche! Hab<br />
gerade den neuen PARAplegiker erhalten<br />
- und sehr gespannt auf dem Weg vom<br />
Briefkasten zurück gelesen. Zum Glück<br />
scheint die Sonne... Gut gemacht - auf zu<br />
neuen Ufern. Alles Gute dabei (wünscht<br />
ein ) langjähriger Wegbegleiter - seit dem<br />
ersten <strong>Paraplegiker</strong>.<br />
P.S. besonders freut mich der Aufruf an alle<br />
Leser zu schreiben - na dann liefere ich doch<br />
gleich mal meinen Filmtipp zu den Vorstadtkrokodilen<br />
ab.<br />
Fahrzeug gut sichtbar eine Telefonnummer<br />
zu hinterlassen, um damit einer Abschleppmaßnahme<br />
vorzubeugen, da dann die Polizeibehörde<br />
zunächst gehalten ist, den Fahrer<br />
anzurufen.<br />
Kontakt:<br />
Roth & Partner<br />
Rechtsanwaltspartnergesellschaft<br />
Gohliser Straße 1 • 01159 Dresden<br />
tel 0351 - 84700-0<br />
eMail: info@roth-anwaelte.de<br />
www.roth-anwaelte.de<br />
Filmtipp:<br />
Die Vorstadtkrokodile <strong>2009</strong><br />
Gestern war ich in der Neuverfilmung des<br />
Jugendbuchklassikers „Die Vorstadtkrokodile“<br />
von Max von der Grün. Mit gemischten<br />
Gefühlen ging ich ins Kino; kannte<br />
ich doch das Original von 1977 – und diesen<br />
Film liebe ich. Er ist für mich der erste Kultfilm<br />
als selbstbetroffener Rollstuhlfahrer. Ich<br />
wusste bereits früh von der Neuverfilmung,<br />
sollte doch Aaron Fotheringham einige Rolli-Stunts<br />
doubeln. Überrascht war ich dann<br />
doch, als bei GMX eine eigene Bande zum<br />
Filmstart lief – neugierig geworden sah ich
mir den Trailer im Internet an – und war angenehm<br />
erstaunt, wie nah die Szenen und<br />
selbst die Sprache am alten Film war.<br />
Etwas voreingenommen bin ich dennoch<br />
ins Kino, war doch die Hauptrolle diesmal<br />
nicht mit einem echten Rollstuhlfahrer besetzt<br />
worden. So waren meine Gefühle sehr<br />
gemischt, und gespannt ließ ich mich auf die<br />
neuen Krokodiler ein. Das Kino war trotz des<br />
schönen Frühlingswetters gut besucht - angenehm<br />
überrascht über die vielen jugendlichen<br />
Zuschauer, die zum Teil mit einem<br />
Elternteil, teils aber auch alleine kamen, ließ<br />
ich mich fesseln. Denn es ging wieder spannend<br />
los – gute Musik, starke Kinder und<br />
Fabian Halbig als Rollstuhlfahrer, der gut<br />
auf seine Rolle vorbereitet wurde und diese<br />
überzeugend spielte (obschon ich mir nach<br />
wie vor vorstellen kann, dass dies auch ein<br />
echtes RolliKid hätte spielen können).<br />
Die Geschichte ist zeitgemäß umgearbeitet<br />
worden und hat doch auch viel für die<br />
Freunde des 1977er Filmes übrig. Besonders<br />
gefreut hat es mich Martin Semmelrogge wieder<br />
zu sehen, diesmal in der Rolle des Minigolfplatz-Besitzers,<br />
die ehedem sein Vater inne hatte,<br />
als er selbst noch den fiesen Einbrecher spielte.<br />
Auch dass das Problem des Pinkelns so nett wieder<br />
mit dabei war, freut den wahren Kenner der<br />
Szene doch sehr – auch wenn das Klopfen zur<br />
Reflexentleerung nicht mehr ganz als Mittel der<br />
Wahl gilt. Nett war die Szene dennoch – Pimmel<br />
raus klopf, klopf – und schon läufts – echte<br />
Männer pinkeln eben im Stehen, selbst wenn sie<br />
dazu gestützt werden müssen. Auch die Rollen<br />
der Eltern bzw. der Mutter von Hannes sind auf<br />
der Höhe der Zeit, die Sozialkritik des Romans<br />
bleibt spannend und beklemmend wie ehedem<br />
– auch wenn aus den Italiener-Kindern nun Albaner<br />
geworden sind.<br />
Ja und dann kam die Paraderolle von Aaron – extra<br />
eingeflogen aus LA, zeigt er, was man heute<br />
so drauf haben kann als Rollstuhlfahrer – rief das<br />
Kippeln von 1977 noch Schreckensschreie hervor<br />
– so muss man heute sicher mehr bieten – na<br />
ich bin mal gespannt auf die Kids, die nun ihre<br />
Rollis pimpen und sich Raketentreibsätze unter<br />
den Sitz zaubern.... Langer Rede kurzer Sinn:<br />
Der Film ist auf jeden Fall sehenswert. Schaut<br />
ihn Euch an, nehmt Eure Freunde mit oder findet<br />
welche. Miteinander geht’s nämlich auch im<br />
richtigen Leben besser.<br />
Noch ein Tipp:<br />
22.8., www.rolliday.de, da könnt Ihr vielleicht einige<br />
der Filmstars live treffen!<br />
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Nolte & Nolte Reisen<br />
Gesselner Straße 21a<br />
33106 Paderborn<br />
05254 957647<br />
www.YAT-Reisen.de<br />
10<br />
PARAPLEGIKER 2/09<br />
REHAB <strong>2009</strong> in Karlsruhe (1):<br />
Reise-<br />
und Freizeitanbieter<br />
Zur REHAB International <strong>2009</strong>, der „Internationalen Fachmesse für<br />
Rehabilitation, Pflege, Prävention und Integration“, die vom 7. bis 9.<br />
Mai in Karlsruhe stattfand, kamen trotz Finanzkrise so viele Aussteller<br />
wie nie. Unter den 547 ausstellenden Firmen und Mitausstellern gab<br />
es auch einige aus dem Bereich Tourismus.<br />
YAT-Reisen<br />
Die Firma YAT-Reisen aus Paderborn ist seit<br />
mittlerweile sieben Jahren als Spezialist<br />
auf dem Gebiet der Reisen für Kinder und<br />
Jugendliche mit Behinderungen auf dem<br />
Markt. In diesem Jahr präsentierte sich YAT-<br />
Reisen erstmals mit einem eigenen Stand<br />
auf der REHAB. Angeboten werden interessante<br />
Destinationen in Deutschland und Europa,<br />
wobei der Spaß und gemeinsame Erlebnisse<br />
bei jeder Reise stets im Mittelpunkt<br />
stehen. Reiseziele, die sich seit Jahren großer<br />
Beliebtheit erfreuen, liegen im deutschen<br />
Raum hauptsächlich an der See und bei den<br />
Kinderreisen im Sauerland; weiterhin bietet<br />
das Unternehmen Städtereisen nach Köln,<br />
Bonn und Berlin. Europäische Fahrten führen<br />
nach Holland, an die Costa Brava sowie<br />
in die Toskana. Das Angebot unterliegt einer<br />
ständigen Aktualisierung und Anpassung,<br />
um ein erfüllendes und abwechslungsreiches<br />
Programm für jede Altersstufe zu<br />
garantieren. Weiterhin besteht die Möglichkeit<br />
eine eigene Reiseassistenz zu buchen,<br />
Paragliding<br />
falls keine der anderen Kategorien ausreichend<br />
ist. Durch die Unterbringung der Teilnehmer<br />
in Häusern, die auch als Unterkunft<br />
für Jugendliche ohne Handicaps dienen,<br />
werden das integrative Grundkonzept gefestigt<br />
und Berührungsängste überwunden.<br />
Alle Unterbringungsmöglichkeiten sind barrierefrei<br />
und sichern kurze Wege zu allen Aktivitäten.<br />
In Kooperation mit den ortsansässigen<br />
Schlosswerkstätten der Caritas wurde<br />
zudem ein spezielles Reiseangebot für Erwachsene<br />
mit geistigen und körperlichen<br />
Handicaps ins Leben gerufen. Speziell geschulte<br />
und motivierte Teamer sorgen für<br />
eine umfassende und intensive Betreuung<br />
der Teilnehmer, so dass jederzeit mehrere<br />
Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Neben<br />
einer dreitägigen Basisschulung gibt es<br />
zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten für<br />
die Begleiter, damit eine professionelle Unterstützung<br />
auf allen Reisen gewährleistet<br />
ist. Drei Betreuungskategorien – geringer,<br />
1:2 und erhöhter Betreuungsbedarf – sorgen<br />
dafür, dass jeder Teilnehmer die für ihn<br />
passende und notwendige Assistenz erhält.
Apparthotel Am Schlossberg<br />
Wunderschön an der Elbe gelegen, inmitten<br />
des Nationalparks Sächsische Schweiz<br />
befindet sich Bad Schandau - der älteste Urlaubs-<br />
und Kurort des Elbsandsteingebirges.<br />
Die charakteristische Naturlandschaft mit<br />
bizarren Sandsteinformationen und das romantische<br />
Elbtal laden ebenso zu Unternehmungen<br />
ein wie die Wellnessoase „Toskana<br />
Therme“ oder die nahen Kulturmetropolen<br />
Dresden und Prag. Dass die Sächsische<br />
Schweiz im Rollstuhl gut zu erkunden ist,<br />
weiß bisher nicht jeder. Manch einer ahnt<br />
es nicht einmal. Aber die Messebesucher<br />
werden schnell erfahren, dass zahlreiche<br />
Ausflugsziele und Sehenswürdigkeiten nur<br />
darauf warten, erkundet zu werden. Doch<br />
wer als Rollstuhlfahrer in die Sächsische<br />
Schweiz reist, benötigt auch ein passendes<br />
Hotel, das seinen Bedürfnissen gerecht wird.<br />
Dafür bietet das Apparthotel Am Schlossberg<br />
ideale Voraussetzungen. Denn mit seinen<br />
13 rollstuhlgerechten und sehr großzügigen<br />
Zimmern und Appartements für zwei<br />
bis fünf Personen ist es einzigartig in der<br />
Region Sächsische Schweiz. Mit der großen<br />
Anzahl unterschiedlicher Einheiten kann der<br />
Gast ein auf seine individuellen Bedürfnisse<br />
zugeschnittenes Zimmer oder Appartement<br />
wählen. Doch nicht nur bei der Zimmerwahl<br />
versucht das hilfsbereite Hotelpersonal, keinen<br />
Wunsch unberücksichtigt zu lassen.<br />
Service auf hohem Niveau, Individualität,<br />
Freiraum, kulinarische Genüsse, einzigartige<br />
Erlebnisse - dies alles und noch viel mehr ist<br />
ein Aufenthalt im Apparthotel Am Schlossberg<br />
in der Sächsischen Schweiz. Im Januar<br />
Anzeige<br />
2006 wurde dem Apparthotel Am Schlossberg<br />
vom Verein Aktive Behinderte Stuttgart<br />
für die durchdachte rollstuhlgerechte Gestaltung<br />
in Kombination mit der individuellen<br />
Betreuung der Rollstuhlfahrer der „Silberne<br />
Rollstuhl“ verliehen. Auch in diesem Jahr<br />
präsentierte das Hotel sein Angebot für Rollstuhlfahrer<br />
und gehbehinderte Gäste auf der<br />
REHAB in Karlsruhe.<br />
Apparthotel Am Schlossberg<br />
Elbstraße 6<br />
01814 Bad Schandau<br />
035022 925100<br />
www.apparthotel-am-schlossberg.de<br />
Bergtrekking<br />
markt
markt HausRheinsberg Hotel am See<br />
Freizeit-PSO<br />
Sport für Menschen<br />
mit Behinderungen<br />
Katzenburgweg 539<br />
A-8970 Schladming<br />
0043 3687 22304<br />
www.freizeit-pso.com<br />
12<br />
PARAPLEGIKER 2/09<br />
Erlebniswoche<br />
FREIZEIT<br />
Para-Special Outdoorsports<br />
Ziel der Vereinigung „FREIZEIT Para-Special<br />
Outdoorsports – Sport für Menschen<br />
mit Behinderungen g. V.“ ist es, Menschen<br />
mit Behinderung die Möglichkeiten zu unterschiedlichen<br />
sportlichen Aktivurlauben<br />
aufzuzeigen, ihnen die Teilnahme hierbei zu<br />
ermöglichen und sie somit weitgehend in<br />
der Gesellschaft zu integrieren. Hier können<br />
Menschen mit körperlicher als auch geistiger<br />
Behinderung Schi- und Abenteuersportarten<br />
erlernen und ausüben. Dabei werden sie von<br />
ausgebildetem Fachpersonal und freiwilligen<br />
Helfern begleitet. Behindertenspezifische<br />
Sonderausrüstung ermöglicht es ihnen, die<br />
Sportarten soweit als möglich selbstständig<br />
aktiv zu betreiben. Bei allen Programmen<br />
steht die Integration im Vordergrund. Durch<br />
gegenseitiges Vertrauen, Unterstützung und<br />
Hilfsbereitschaft soll jeder die Möglichkeit erhalten,<br />
sich auszuprobieren, neue Fähigkeiten<br />
bei sich zu entdecken und seine Grenzen zu<br />
überwinden. Der Verein Freizeit-PSO ist ein<br />
gemeinnütziger Verein, der sich zu 70 % über<br />
Förderungen und Sponsoring finanziert.<br />
HausRheinsberg Hotel am See im brandenburgischen<br />
Rheinsberg, rund 90 km nördlich<br />
von Berlin, bietet Menschen mit Behinderung<br />
uneingeschränkte Erholungsmöglichkeiten.<br />
Alle 107 Zimmer mit rund 180 Betten sind<br />
komplett rollstuhlgerecht. Zur Verfügung<br />
stehen höhenverstellbare Waschtische, motorbetriebene<br />
Fenster und Türen sowie auf<br />
Wunsch auch Pflegebetten. Weiterhin bietet<br />
das Haus einen barrierefreien Veranstaltungsbereich<br />
mit vier Seminarräumen. Im<br />
Jahr 2005 wurde das Konzept mit dem Appartementhaus<br />
erweitert. Das HausRheinsberg<br />
Hotel am See, nutzt die Erfahrungen der<br />
Fürst Donnersmarck-Stiftung zu Berlin, die<br />
hervorgegangen ist aus den Erfahrungen, die<br />
der Stifter, Guido Graf Henkel Fürst von Donnersmarck,<br />
mit einem von ihm 1914 finanzierten<br />
Lazarett für Kriegsverletzte des Ersten<br />
Weltkrieges in Berlin-Frohnau machte.<br />
HausRheinsberg gGmbH<br />
Donnersmarckweg 1<br />
16831 Rheinsberg<br />
033931 3440<br />
www.hausrheinsberg.de<br />
runa reisen<br />
Aufgrund der positiven Resonanz bei der<br />
Messeteilnahme 2007 präsentierte der Spezialreiseveranstalter<br />
für Menschen mit Behinderung,<br />
runa reisen, in diesem Jahr erneut<br />
seine vielfältigen Urlaubsangebote auf<br />
der REHAB in Karlsruhe. Neu im Programm<br />
sind unter anderen diverse Hotelangebote<br />
in der Türkei und Tunesien. Auch auf Mallorca<br />
wurde das Sortiment deutlich erweitert.<br />
Insgesamt fünf neu aufgenommene Häuser<br />
ergänzen das bestehende Hotelangebot auf<br />
der beliebten Urlaubsinsel. Für sportlich<br />
aktive Gäste bietet runa seit diesem Jahr<br />
ein spezielles Angebot für Radfahrer mit<br />
Handicap an. Hierfür wurde extra eine Spezialbroschüre<br />
aufgelegt. Gemeinsam mit<br />
Kooperationspartner Draisin können nun<br />
an ausgewählten Urlaubsorten Spezialfahrräder<br />
angemietet werden. Insgesamt bietet<br />
runa seinen Reisegästen mittlerweile mehr<br />
als 100 Destinationen in neun europäischen<br />
Ländern.<br />
runa reisen GmbH<br />
Dipl.-Kfm. Nils Wend<br />
Carl-Benz-Straße 12 • 33803 Steinhagen<br />
05204 888316<br />
wend@runa-reisen.de • www.runa-reisen.de
Urlaub in Sachsen<br />
Sachsen bietet für Menschen mit Behinderungen<br />
zahlreiche touristische Angebote.<br />
Das Projekt „Sachsen barrierefrei“ der Tourismus<br />
Marketing Gesellschaft Sachsen<br />
mbH hat viele dieser Angebote in der Broschüre<br />
„Sachsen barrierefrei“ sowie der<br />
gleichnamigen Internetpräsenz www.sachsen-barrierefrei.de<br />
veröffentlicht. Broschüre<br />
und Online-Datenbank richten sich vor<br />
allem an Reisende mit Mobilitätseinschränkungen,<br />
mit Sinneseinschränkungen sowie<br />
mit Lernschwierigkeiten. Insgesamt werden<br />
90 Unterkünfte sowie 280 Kultur- und Freizeiteinrichtungen<br />
in allen sächsischen Ferienregionen<br />
sowie den Städten Dresden,<br />
Leipzig und Chemnitz vorgestellt. Barrierefrei<br />
präsentieren sich unter anderem das<br />
Deutsche Hygiene-Museum Dresden, die<br />
Porzellan-Manufaktur in Meißen, das Erzgebirgische<br />
Spielzeugmuseum in Seiffen und<br />
die Kirche zum Heiligen Kreuz in Zittau, wo<br />
das Große Zittauer Fastentuch zu sehen ist.<br />
Bei allen Einrichtungen wird die Zugänglichkeit<br />
für Rollstuhlfahrer mit Hilfe von Piktogrammen<br />
und Texteinträgen detailliert dargestellt,<br />
die im Vorfeld direkt vor Ort geprüft<br />
wurde. Zusätzlich werden Hörschleifen für<br />
Hörbehinderte, Texte in Blindenschrift und<br />
spezielle Führungen ausgewiesen.<br />
Tourismus Marketing Gesellschaft<br />
Sachsen mbH<br />
Bautzner Straße 45-47<br />
01099 Dresden<br />
0351 491700<br />
www.sachsen-tourismus.de<br />
Fränkisches Seenland<br />
Das Fränkische Seenland ist eine von<br />
sechs Modellregionen deutschlandweit<br />
Anzeige<br />
der Arbeitsgemeinschaft „Barrierefreie<br />
Reiseziele in Deutschland“, die sich die<br />
nachhaltige Förderung des „Barrierefreien<br />
Tourismus“ in Deutschland auf die Fahnen<br />
geschrieben hat. Das Fränkische Seenland<br />
bietet ein vielfältiges Angebot für<br />
Urlaub, Freizeit, Erholung, Auffrischung<br />
und Selbstfindung. Badefreuden, sonnige<br />
Strände und sportliche Aktivitäten locken<br />
ebenso wie Möglichkeiten zum Entspannen<br />
vom Alltagsstress in einer attraktiven<br />
Kulturlandschaft. Das Fränkische Seenland<br />
ist nicht nur bei Familienurlaubern<br />
eine beliebte Freizeitregion, sondern bietet<br />
auch gute Voraussetzungen für mobilitätseingeschränkte<br />
Gäste wie Rollstuhlfahrer.<br />
Altmühlsee, Großer und Kleiner Brombachsee,<br />
Igelsbachsee und Rothsee sind<br />
harmonisch in die Landschaft eingefügt<br />
und bilden mit ihren modernen Freizeitanlagen<br />
das Herzstück für einen Urlaub oder<br />
Ausflug ohne Barrieren. Die Uferwege sind<br />
überwiegend eben, an den meisten Erholungszentren<br />
gibt es Parkplätze und Toiletten<br />
für Menschen mit Behinderung. Daneben<br />
erwarten den Gast hübsche Dörfer,<br />
malerische Städte und eine abwechslungsreiche<br />
Landschaft.<br />
Da die passende Unterkunft die Grundvoraussetzung<br />
für einen gelungenen Urlaub<br />
ist, finden Sie auf der Internetseite www.<br />
seenland-barrierefrei.de ausgesuchte Angebote<br />
– von Campingplätzen oder gemütlichen<br />
Ferienwohnungen bis hin zum<br />
Vier-Sterne-Hotel –, die hinsichtlich ihrer<br />
Eignung für Menschen mit Behinderung<br />
unter die Lupe genommen wurden. Viele<br />
Freizeit- und Dienstleistungsangebote im<br />
markt
markt<br />
Anzeige<br />
Fränkischen Seenland können auch vom<br />
Menschen mit Behinderung genutzt werden.<br />
Die beiden Ausflugsschiffe auf Altmühl-<br />
und Brombachsee sind stufenlos zugänglich<br />
und mit einem Behinderten-WC<br />
ausgestattet. Empfehlenswert ist auch eine<br />
„Seen-Tour“ auf den befestigten Uferwegen<br />
mit Handbike oder Rollfiets rund um<br />
einen der Seen oder von See zu See. Ein<br />
besonderes Naturerlebnis ist ein Spaziergang/eine<br />
Spazierfahrt auf der Vogelinsel<br />
im Altmühlsee. Für eine „Radltour“ können<br />
mobilitätseingeschränkte Gäste Rikschas,<br />
Tandems oder Aktiv-Elektro-Fahrräder<br />
ausleihen.<br />
Tourismusverband<br />
Fränkisches Seenland GbR<br />
Hafnermarkt 13<br />
91710 Gunzenhausen<br />
09831 500120<br />
www.fraenkischeseen.de<br />
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Bad Peterstal-Griesbach<br />
Das anerkannte Mineral- und Moorheilbad<br />
sowie Kneipp-Kurort Bad Peterstal-Griesbach<br />
bietet alles, was einen erholsamen<br />
Kur- oder Wohlfühlurlaub auszeichnet.<br />
Fernab vom Trubel dieser Welt liegen Bad<br />
Peterstal und Griesbach dennoch im Ausgangspunkt<br />
für viele Ausflüge und Wanderungen:<br />
beispielsweise sind Straßburg<br />
und das Elsass nur 50 km entfernt, auch<br />
Baden-Baden lässt sich ähnlich schnell erreichen,<br />
weitere Attraktionen entlang der<br />
Schwarzwaldhochstraße sind der Mummelsee<br />
oder Lotharpfad. Der Ort in idyllischer<br />
Lage ist bekannt für die heilsame<br />
Wirkung des natürlich kohlensäurehaltigen<br />
Mineralwassers. Schon seit mehr als<br />
400 Jahren wird in den Gesundbrunnen<br />
der ansässigen Heilbäder gebadet, ähnlich<br />
traditionsreich ist auch der Verkauf und<br />
Vertrieb des Wassers in alle Welt. Gleich<br />
drei Mineralwassergesellschaften befinden<br />
sich hier und produzieren möglicherweise<br />
„eines der besten Wässer der Welt“.<br />
In traditionsreichen Mauern befindet sich<br />
nach umfangreichen Umbau- und Renovierungsmaßnahmen<br />
das barrierefreie<br />
GesundheitsHotel für Gäste mit und ohne<br />
Mobilitätseinschränkung, für Pflegende<br />
und ihre pflegebedürftigen Angehörigen<br />
(gemeinsam und allein) sowie für alle Seminar-<br />
und Tagungsgruppen und sonstige<br />
Gruppenreisen. Das komfortable Haus<br />
verfügt über 35 geräumige barrierefreie<br />
Hotelzimmer, auf Wunsch mit Einzel- und<br />
Pflegebetten (elektrisch höhenverstellbar).<br />
GesundheitsHotel<br />
Das Bad Peterstal GmbH<br />
Schwarzwaldstraße 40<br />
77640 Bad Peterstal-Griesbach<br />
07806 986600<br />
www.dasbadpeterstal.de<br />
Anm.d.Red.:<br />
Informationen in dieser Rubrik stehen in<br />
der Verantwortung der Anbieter.
Camping an der<br />
Loire Mündung<br />
Renault R4 und Zweimannzelt im Kofferraum, Campen ist traditionell etwas<br />
für den kleinen Geldbeutel. Der Fuhrpark auf unserem Freizeitpark „Le<br />
Fief“ in St. Brévin les Pins sieht da ganz anders aus. Vom Volvo XC 90 über<br />
Mercedes SLK bis zum Porsche Cayenne, die Wagen mit viel Platz und viel<br />
PS zeigen, dass immer mehr sehr gut betuchte Menschen die Campingplätze<br />
erobern. Der 15 Jahre alte, selbst umgebaute VW-Bulli ist längst dem<br />
topausgestatteten Wohnmobil gewichen. Und wer noch mehr Platz und<br />
Luxus braucht, der mietet sich ein Mobilhome. Auf 32 bis 60 Quadratmetern<br />
findet man Platz und Ausstattung wie in einer ganz normalen Ferienwohnung,<br />
hat aber (fast) alle Vorzüge des Lebens auf dem Campingplatz.<br />
U<br />
nser Ferienpark verfügte in jedem<br />
der sechs öffentlichen Sanitärbereiche<br />
über Rollstuhltoilette und Dusche. Egal<br />
ob man mit den Kindern ins Schwimmbad<br />
geht, zum parkeigenen Fußballfeld,<br />
oder abends ins Restaurant mit anschließender<br />
Animationsshow - das stille Örtchen<br />
ist stets in der Nähe. Die Wege in<br />
der Anlage sind asphaltiert, mühelos<br />
kann man mit dem Fahrrad (oder dem<br />
Rolli) den Ortskern (ca. 1 km) oder das<br />
Meer (200 Meter) erreichen. Das Auto<br />
darf ab 23 Uhr eh nicht mehr rein und<br />
wer vor 7 Uhr zum Bäcker fahren will,<br />
muss ebenfalls das Fahrrad nehmen.<br />
Ausreichend Nachtruhe ist also garantiert.<br />
St. Brévin les Pins ist ein typischer französischer<br />
Badeort für Familien. Kilometerlange<br />
Sandstrände, kleine Buchten<br />
oder Felsküste – in unmittelbarer Nähe<br />
kann man alles genießen was das Meer<br />
so bereit hält. Fast jeder Strand in der<br />
Gegend verfügt über eine Behindertentoilette,<br />
die oft sogar vergleichsweise<br />
sauber ist. An den Hauptstränden parken<br />
behindertengerechte Strandrollstühle<br />
mit denen man das Wasser erreichen<br />
kann, auch wenn es bei Ebbe mal etwas<br />
weiter weg ist. Das ist unentgeltlich,<br />
man muss aber ein Pfand hinterlegen.<br />
Besonders empfehlenswert ist der<br />
Strand der Kitesurfer. Über eine stei-<br />
Im Café<br />
le, befestigte Rampe (nur für ganz Fitte<br />
oder mit Begleitperson) kommt man dort<br />
sogar mit dem Rollstuhl bis zum harten<br />
Sandstrand, und kann so mit Rollstuhl<br />
oder Bike ganz normal am Wasser entlang<br />
fahren, ohne durch weichen, tiefen<br />
Sand zu müssen.<br />
Ausflüge<br />
Fahrradwege gibt es in der Gegend südlich<br />
von St. Nazaire nicht als zusammenhängendes<br />
Netz. Immer wieder muss<br />
man auf ganz normale Straßen mit Auto-<br />
unterwegs<br />
PARAPLEGIKER 2/09 15
unterwegs<br />
16<br />
PARAPLEGIKER 2/09<br />
Harter Strand<br />
verkehr ausweichen. Die oft hügelige Gegend<br />
gestaltete die Überlandfahrten<br />
auch recht anstrengend. Viele waldige<br />
Abschnitte sorgen aber für schattige<br />
und abwechslungsreiche Strecken. Insgesamt<br />
eher was für die Sportler un-<br />
ter den Bikern. Für den Gelegenheitsfahrer<br />
sind die Entfernungen zwischen den<br />
Orten auch recht groß.<br />
Darüber hinaus empfehlen sich zahlreiche<br />
Tagesausflüge mit dem Auto.<br />
Zum Beispiel ins bildschöne Fischerstädtchen<br />
Le Croisic, mit seinen kleinen<br />
verwinkelten Gässchen und dem Yachthafen<br />
mit zahlreichen Fischrestaurants<br />
und Crèperien. Oder in die malerische<br />
Hauptstadt Guérande, die umgeben ist<br />
von einer alten Stadtmauer mit sechs<br />
Türmen. Hier findet man unzählige kleinen<br />
Lädchen mit sündhaft teuren Kleinigkeiten,<br />
die man immer schon mal<br />
haben wollte und doch nicht braucht.<br />
Sehenswert auch das mondäne Seebad<br />
La Baule mit prächtigem 9 km langen<br />
Sandstrand und exklusiven Boutiquen.<br />
Günstiger shoppen kann man da eher in<br />
Saint Nazaire, mit seinen großen Werf-<br />
ten und der Hafenanlage für<br />
die ganz großen Ozeanriesen.<br />
Oder man fährt einfach<br />
die Loire hoch bis Nantes -<br />
mit dem Auto oder auch als<br />
Schiffstour von Saint Nazaire<br />
aus.<br />
Von verträumten ländlich geprägten<br />
Dörfern bis zu Touristenhochburgen<br />
ist alles<br />
schnell zu erreichen. Ein bisschen<br />
schulfranzösisch ist dabei<br />
schon von Vorteil. Es gibt<br />
erstaunlich wenig Deutsche<br />
oder andere Nichtfranzosen,<br />
die hier ihren Urlaub verbringen.<br />
Daher kommt man mit<br />
englisch auch nicht viel weiter.<br />
Wir trafen mit unserem<br />
Stolperfranzösich aber auf<br />
viel Geduld und guten Willen.<br />
Bunker mit Rampe<br />
Und das selbst in St. Nazaire, wo wir<br />
Deutsche ein ganz besonderes Andenken<br />
hinterlassen haben. Nach nur 2 Jahren<br />
Bauzeit entstand hier 1942 ein riesiger<br />
U-Boot Bunker. 295 Meter lang und 130<br />
Meter breit verschandelt das Monstrum<br />
den Blick von der Stadt zur Loiremündung.<br />
Allein die Decke des Monstrums<br />
ist aus fünf bis neun Meter massivem,<br />
mit Stahl durchzogenem Beton. Gebaut<br />
für das „1000 jährige“ Reich, haben es<br />
die Franzosen in 63 Jahren seit Kriegsende<br />
nicht geschafft das Ungetüm zu beseitigen.<br />
Auch hier ist die Besichtigung<br />
komplett rollstuhltauglich. Der Blick von<br />
oben ist beeindruckend. Dort spürt man,<br />
wie die Nazis sich als Weltherren gefühlt<br />
haben müssen, als sie die französische<br />
Atlantikküste mit Bunkern zupflasterten.<br />
Wenn der Aufzug einmal ausfällt (wie<br />
bei uns) kann man die unglaublich lange<br />
Rampe vom Dach des Bunkers in den<br />
Ortskern nutzen.<br />
Wer also Natur, Geschichte, Badeurlaub<br />
und Fahrradfahren unter einen Hut brin-
Rampe auf dem Bunkerdach<br />
gen will ist in St. Brévin les Pins gut aufgehoben.<br />
Wer Campingplatz mit Luxus<br />
liebt, mit Animation für Kinder und Erwachsene,<br />
Schwimmbad und Rutsche<br />
und sich abends gern das Fleisch auf<br />
den Grill legt, der findet im Familienbetrieb<br />
„Le Fief“ sehr nette Gastgeber, um<br />
die schönsten Wochen im Jahr genießen<br />
zu können. Dafür muss man aber zumindest<br />
in der Ferienzeit schon das nötige<br />
Kleingeld mitbringen. Sowohl die Miete<br />
des Mobilhomes von ca. 900 pro Woche<br />
in der Hauptsaison von Juli bis Ende<br />
Anzeige<br />
URLAUB IN SACHSEN<br />
OHNE BARRIEREN<br />
August, sowie das Eis oder der Crèpes<br />
am Abend, sind nichts für den Camper,<br />
der wegen des Preises campt. Vielleicht<br />
sind deshalb auch so wenig VW-Bullis<br />
zu sehen.<br />
(Kontakt „Le Fief“ siehe Adressen am<br />
Ende des folgenden Beitrages „Mobilhomes“.)<br />
Text: Ralf Kirchhoff<br />
Fotos: Barbara Kirchhoff<br />
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<br />
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<br />
Kontakt Tourismus Marketing Gesellschaft Sachsen mbH<br />
Tel. 0351-491700 · info@sachsen-tour.de<br />
www.sachsen-barrierefrei.de<br />
unterwegs
unterwegs<br />
18<br />
PARAPLEGIKER 2/09<br />
Ferien im Container<br />
Für die Fans des Lebens in der freien Natur galten die Campingplätze<br />
an Atlantik und Mittelmeer seit jeher als Topadressen. Lage, Ausstattung<br />
und Wetter garantieren hier in der Regel außergewöhnlichen<br />
Urlaubsgenuss. Für Behinderte stellten sie bisher eher eine Herausforderung<br />
dar. Versandete Wege und fehlende Rolliklos verwandelten<br />
den Erholungstrip schnell zum Survivaltraining. Neue staatliche Richtlinien<br />
und die Verbreitung behindertengerechter Mobilhomes eröffnen<br />
dem Naturliebhaber inzwischen ganz neue Möglichkeiten.<br />
Mobilhomes sind in Frankreich fester<br />
Bestandteil von Campingplätzen. Das<br />
ist zwar nicht ganz das Übernachten im<br />
Freien, wie mit Zelt, dafür bietet es etwas<br />
mehr Platz und Komfort. Seit kurzem gibt<br />
es diese Kleinsthäuser nun auch rolligerecht.<br />
Und das macht Campingplätze zu<br />
einem möglichen Ziel für Rollstuhlfahrer,<br />
die nicht gerade die Abenteuerlust eines<br />
Andreas Pröwe oder die Schwierigkeiten<br />
ignorierende Art eines Alexander Epp haben<br />
(meine Hochachtung vor beiden!!).<br />
Oder die einfach auf ein bisschen mehr<br />
Komfort stehen und trotzdem gerne<br />
draußen sind.
Seit dem Jahr 2007 bietet der französische<br />
Hersteller Louisiana ein Mobilhome<br />
für bewegungseingeschränkte<br />
Menschen an. Das Modell VIVARIO bietet<br />
auf 32 qm Platz für eine vierköpfige<br />
Familie. Es verfügt über ein kleines aber<br />
sehr zweckmäßiges Badezimmer: Die erhöhte<br />
Toilette ist zwar nicht jedermanns<br />
Sache (wann werden die Architekten<br />
merken, dass Rollifahrer keine Bergsteiger<br />
sind?), aber sie befindet sich so nah<br />
an der Wand, dass die Sicherheit beim<br />
Transfer gesichert ist. Der hochklappbare<br />
Duschsitz ist gewohnt klein und<br />
eher was für fitte Paras. Ich vertraue da<br />
eher auf den Plastikstuhl von der Terrasse.<br />
In der Küche mit unterfahrbarer Spüle,<br />
Herd und Arbeitsplatte befindet sich<br />
ein sehr funktioneller herausziehbarer<br />
Geschirrschrank. Natürlich hat mancher<br />
Tetraplegiker Schwierigkeiten bei der Erreichbarkeit<br />
des untersten- und obersten<br />
Faches, aber das lässt sich organisieren,<br />
wenn die anderen Fächer perfekt erreichbar<br />
sind. Man vermisst allenfalls die<br />
Spülmaschine, aber vielleicht gibt es die<br />
ja später als Zusatzausstattung. Bei so<br />
kleinem Raumangebot könnte ich auch<br />
keinen guten Stellplatz empfehlen, ohne<br />
dass Stellfläche oder Unterfahrbarkeit<br />
darunter leiden würden. Gute Erreichbarkeit<br />
auch bei den übrigen Schränken.<br />
Besonders pfiffig ist die herausziehbare<br />
Stange im Kinderzimmerschrank. Stange<br />
herausziehen, Kleider drauf hängen und<br />
Stange wieder ab nach oben. Hier kann<br />
man als Rollstuhlfahrer wirklich selbstständig<br />
sein.<br />
Das Raumangebot profitiert auch von<br />
den vielen Schiebetüren (sehr leichtgängig).<br />
Das Schlafzimmer bietet Platz genug<br />
um garantiert auf seiner Lieblingsseite<br />
ins Bett steigen zu können. Sowohl im<br />
Küchen/Wohnbereich als auch im Schlafzimmer<br />
kann man raus auf die Terrasse,<br />
was sich im Urlaubsalltag als sehr praktisch<br />
erweist. Die Rampe zur Terrasse<br />
weist einen moderaten Steigungsgrad<br />
auf. Der Übergang von Terrasse zum<br />
Wohnbereich ist fast schwellenlos und<br />
auch als Tetraplegiker mit wenig Armfunktionen<br />
gut zu meistern. Die Wände<br />
sind nicht besonders dick, aber dass man<br />
auf dem Campingplatz mitkriegt wann<br />
der Nachbar ins Bett geht, das gehört ja<br />
wohl dazu. Das Blechdach sorgt für beruhigendes<br />
Prasseln, wenn es mal regnet.<br />
Anzeige<br />
unterwegs<br />
Hier finden Sie eine Liste<br />
der Campingplätze in Frankreich,<br />
auf denen es das<br />
VIVARIO-Mobilhome schon<br />
zu mieten gibt. Allerdings<br />
sind die Angebote auf der<br />
jeweiligen Homepage teilweise<br />
noch nicht so aktuell,<br />
dass man es schon online<br />
findet.<br />
1.<br />
Caravanes Services<br />
Z.A. de Plancieux<br />
42210 Montrond les Bains<br />
tel +33 (0)4 77 94 50 05<br />
www.caravane42.com<br />
2.<br />
Camping Saint-jean<br />
1155, avenue de la collégiale<br />
83140 Six Fours les Plages<br />
tel +33 (0)4 94 87 51 51<br />
www.campingstjean.com<br />
campingstjean@gmail.com
unterwegs<br />
3.<br />
Village Club de Vacances<br />
Mer et Soleil d‘Oléron<br />
Monlabeur / Route des<br />
Sables Vignier<br />
17190 Saint-Georges<br />
d‘Oléron<br />
tel +33 (0)5 46 76 52 22<br />
www.campings-Oléron.com<br />
4.<br />
Camping Le Fief<br />
Chemin du Fief<br />
44250 Saint-Brévin-Les-<br />
Pins<br />
Loire Atlantique - Pays de<br />
Loire FRANCE<br />
tel +33 (0)2 40 27 23 86<br />
contact@lefief.com<br />
www.camping-le-fief.com<br />
5.<br />
Le Moulin de l‘Eclis<br />
Pont-Mahé<br />
44 410 Assérac<br />
tel +33 (0)2 40 01 76 69<br />
info@camping-moulin-deleclis.frwww.camping-moulin-deleclis.fr<br />
6.<br />
Domene de la Dune Fleurie<br />
Avenue des Pins<br />
80 120 Quend-Plage<br />
tel +33 (0)3 22 23 40 41<br />
dunefleurie@nordnet.fr<br />
www.ladunefleurie.com<br />
7.<br />
Camping Maguide<br />
870 chemin de Maguide<br />
40 600 Biscarrosse<br />
tel +33 (0)5 58 09 81 90<br />
campingmaguide@wanadoo.fr<br />
www.camping-maguide.<br />
com<br />
8.<br />
Yelloh! Village - Les Pins<br />
Le Guen<br />
22430 Erquy<br />
tel +33 (0)2 96 72 31 12<br />
www.yellohvillage.com/<br />
de/pins<br />
20<br />
PARAPLEGIKER 2/09<br />
VIVARIO <strong>2009</strong> – 8.68 x 4.00 (32 m 2 )<br />
Falls morgens um 4 Uhr allerdings umtriebige<br />
Eichhörnchen auf dem Dach Fangen<br />
spielen, dann sehnt man sich schon<br />
mal nach etwas mehr Schalldämmung.<br />
Fazit: Das Mobilhome VIVARIO stellt eine<br />
echte Alternative zu herkömmlichen Fe-<br />
rienwohnungen oder Ferienhäusern dar.<br />
Es ist absolut zweckmäßig eingerichtet<br />
mit den Dingen, die man im Urlaub<br />
braucht. Für den echten Camper mag<br />
es vielleicht nicht der pure Naturgenuss<br />
sein. Aber der Rollstuhlfahrer, der nicht<br />
auf die Bequemlichkeit einer eigenen<br />
Toilette und Dusche verzichten<br />
möchte, findet hier<br />
eine echte Alternative, um<br />
fernab von Hotels und Bettenburgen<br />
naturnah Urlaub<br />
zu machen.<br />
Text: Ralf Kirchhoff<br />
Fotos: Barbara Kirchhoff<br />
Infos zum Hersteller:<br />
www.residencemobilouisiane.com
Karikaturen<br />
von<br />
Barbara Früchtel<br />
kultur<br />
PARAPLEGIKER 2/09 21
unterwegs<br />
1<br />
22<br />
2<br />
1. Frank Aushorn<br />
segelt hart am Wind.<br />
2. Unterwegs auf dem<br />
Grienericksee:<br />
Das „Rolly-Tours“-Boot von<br />
Bernd E. Heinze,<br />
selbst im Rollstuhl aktiv.<br />
3. Segelmeister Rudolf Eisl<br />
gibt beim vormittäglichen<br />
Regenwetter Anweisungen<br />
für das Steuern des kleinen<br />
Kielbootes.<br />
PARAPLEGIKER 2/09<br />
Otto-Bock-Outdoor-Challenge:<br />
Durch Wald und Wasser<br />
Um es vorweg zu nehmen: Die Veranstaltung<br />
war ein voller Erfolg. Eingeladen<br />
wurden diesmal E-Rolli-Fahrer/innen,<br />
die am 14. Mai anreisten. Am frühen<br />
Abend wurde die Gruppe im Hotel von<br />
der Hotel-Direktorin Corinna Fritz, Marketing-Leiter<br />
Siegfried Schmidt und dem<br />
Otto-Bock-Marketing-Leiter des Bereiches<br />
Rollstühle, Wolfgang Raabe begrüßt und<br />
willkommen geheißen. Anschließend bediente<br />
man sich an dem wirklich hervorragenden<br />
Abend-Buffet im Restaurant und<br />
ließ den Abend mit einem gemütlichen Beisammensein<br />
in der Bar ausklingen.<br />
Am Freitagmorgen wartete dann das gut<br />
Nach dem Erfolg der ersten Otto-Bock-Alpen-<br />
Challenge Anfang Mai 2008 im Kaunertal in<br />
Österreich wurde die zweite Veranstaltung<br />
dieser Art fest eingeplant. Sie fand statt vom<br />
14. bis zum 17. Mai im Bundesland Brandenburg,<br />
und zwar in der „Kurt-Tucholsky-Stadt“ Rheinsberg,<br />
einer Perle in der Fassung einer wunderschönen<br />
Wald-, Wiesen- und Seen-Landschaft.<br />
Ausgangspunkt war das Hotel HausRheinsberg,<br />
gelegen direkt am Grienericksee mit eigenem<br />
Bootssteg und „Rolly-Tours“-Ausflugsboot.<br />
bestückte Frühstücks-Buffet von Haus RheinsBerg<br />
auf Teilnehmer, Begleiter, Betreuer und Organisatoren.<br />
Danach konnten die verschiedenen Elektro-<br />
Rollis von Otto Bock auf dem Hotelgelände getestet<br />
werden, allen voran das Super-Outdoor-Mobil<br />
SuperFour. Ich selbst fuhr dieses innovative Mobil<br />
erstmalig, kam schnell damit zurecht und war<br />
von der Geländegängigkeit, der Steigfähigkeit<br />
und der Wendigkeit sehr angetan.<br />
Nach dem mittäglichen Grillen am See fuhr<br />
die Gruppe zur „Challenge“ in einen urigen<br />
Wald. Dort war ein sehr schwierig zu fahrender<br />
Parcours abgesteckt und man sah<br />
gleich, dass hier nur geübte Elektrorolli-<br />
Fahrer/innen eine Chance hatten. Deutliche<br />
Siegerin war Dorena Beckendorf aus Neustadt-Glewe,<br />
die mit viel Ehrgeiz, Wagemut<br />
und Geschick die schwierige Aufgabe gemeistert<br />
hat. Danach gab´s Kaffee und Ku-<br />
3
chen, beides reichlich und gut. Am Abend<br />
wieder Buffet-Genuss und Bar-Ausklang.<br />
Der Samstagmorgen enttäuschte durch Regenwetter,<br />
beeindrucken ließ sich dadurch<br />
aber niemand. Nach reichlichem Frühstück<br />
traf sich ein Teil der Gruppe am Hotelsteg,<br />
der Rest am nahe gelegenen Yachthafen.<br />
Vom Steg aus wurde das natürlich rolligerechte<br />
Hausboot von Kapitän Bernd E.<br />
Heinze geentert zur Teilnahme an einer<br />
zweistündigen Rundfahrt durch Seen und<br />
Kanäle mit bezaubernden Ausblicken. Für<br />
die zweite Gruppe standen drei Otto Bock eigene<br />
Segelbote der Klasse Mini 12er Racer<br />
bereit. Die sehen aus wie Jollen, sind aber<br />
Kielboote und damit nicht kenterbar, die<br />
Daten stehen im Kasten. Die Boote sind extra<br />
vom Schluchsee im Schwarzwald nach<br />
Rheinsberg gefahren worden. Nach Anleitung<br />
von Segelmeister Rudolf Eisl wurde<br />
munter über den See gekreuzt, alles ging<br />
Organisator Wolfgang Raabe überreicht<br />
Dorena Beckendorf den Siegerpreis.<br />
erstaunlich leicht und die Begeisterung war<br />
riesig. Das Regenwetter störte beide Gruppen<br />
kaum, man sah das eher als zusätzliche<br />
Herausforderung.<br />
Wetterbedingt wurde das auf dem Seesteg<br />
geplante „Fischer-Eilke-Räucherfisch-Essen“<br />
ins Hotel verlegt, ausgezeichnet geschmeckt<br />
hat es trotzdem. Der Nachmittag<br />
überraschte dann mit viel Sonne, Wind<br />
und einem herrlichen blauen Himmel mit<br />
schneeweißen Wolken. Das Programm war<br />
wie am Vormittag, nur wurden die Gruppen<br />
getauscht. Nach abendlicher Buffet-Stärkung<br />
traf man sich in der Bar zur Siegerehrung.<br />
Es gab Auszeichnungen in allen Elektro-Rolli-Klassen,<br />
herausragend dabei der<br />
mit viel Applaus bedachte Sieg von Dorena<br />
unterwegs<br />
Margitta Matys mit dem SuperFour auf Extremtour durch den Wald.<br />
Beckendorf mit dem SuperFour. Und zum<br />
Abschluss gab es eine fröhliche Siegesfeier<br />
mit leckerem Riesling-Sekt.<br />
Alles in allem war die zweite Otto-Bock-Outdoor-Challenge<br />
eine außerordentlich erfreuliche<br />
Veranstaltung. Alle Teilnehmer waren<br />
begeistert, die Organisatoren zufrieden.<br />
Thomas Onißeit aus Dresden, Beobachter<br />
der Veranstaltung: „Ja, ein tolles Erlebnis<br />
liegt hinter uns und ich bin immer noch von<br />
der offenen und lässigen Stimmung begeistert.<br />
Von der Großzügigkeit des Hotels, den<br />
vielen Gesprächen sowie den attraktiven<br />
und lustigen Erlebnissen.“ Und Wolfgang<br />
Raabe, Leiter Rollstuhl-Marketing von Otto<br />
Bock: „Die Mühe und der Aufwand haben<br />
sich wieder mal gelohnt. Wir überlegen<br />
schon, was wir im nächsten Jahr anbieten<br />
werden.<br />
Text & Fotos: Hermann Sonderhüsken<br />
Weitere Infos unter:<br />
www.segelzentrum-schluchsee.de<br />
www.ottobock.de<br />
www.ottobock.de/90jahre<br />
Die Daten der Segelbote:<br />
Klasse: Mini 12er Racer<br />
Länge: 3,60 m<br />
Breite: 0,80 m<br />
Tiefgang: ca. 0,80 m<br />
Segelfläche: 6 qm<br />
Gewicht: 55 kg<br />
Bleiballast: etwa 115 kg<br />
PARAPLEGIKER 2/09 23
unterwegs<br />
24<br />
PARAPLEGIKER 2/09<br />
Mit langem Atem:<br />
Reise mit Aufwand<br />
Urlaub, für manche so selbstverständlich wie essen und trinken, für andere<br />
ein Zauberwort aus einer längst vergessenen Zeit. Als elektrorollstuhlfahrender,<br />
pflegeabhängiger Dauerbeatmungs-Betroffener rückt die Vorstellung<br />
von einer Reise außerhalb der eigenen vier Wände und weg von den örtlichen<br />
Verkehrssystemen ins absolute Land der Träume. Aber Träume werden<br />
manchmal Wirklichkeit…<br />
Rolf auf Langeoog.<br />
F<br />
ür Rolf, einen Aktivisten der Dortmunder<br />
Behindertenbewegung kam es so. Zunächst<br />
klang es wie eine Spinnerei, „wir fahr’n<br />
in Urlaub, na klar“. Es folgte die skeptische<br />
Frage „Aber wie?“. Gestützt und ermuntert<br />
durch Freunde und Bekannte reifte so langsam<br />
die Überlegung es doch mal in Angriff zu<br />
nehmen.<br />
Nach dem Wechsel zu einem neuen Betreuungsteam<br />
vom Bund Deutscher Pfadfinder<br />
gGmbH in Dortmund wurde die Machbarkeit<br />
einer Urlaubsreise durch die Leitung des<br />
neuen Dienstes als realistisch bezeichnet. Ermuntert<br />
durch die Berater der FGQ (Fördergemeinschaft<br />
der Querschnittgelähmten in<br />
Deutschland e.V.), die selbst Erfahrungen mit<br />
barrierefreien Urlaubsunterkünften hatten,<br />
wurde die Nordseeküste als mögliches Ziel<br />
ausgewählt. Die Fördergemeinschaft sorgte<br />
mit einer Einzelfallhilfe dafür, dass dieser ungewöhnliche<br />
und durch den notwendigen Pflegeaufwand<br />
auch recht teure Urlaub finanzierbar<br />
wurde. Dass es von Dortmund an die Küste<br />
Ostfrieslandes nur drei Stunden Fahrtzeit sind<br />
war für die Zielauswahl mit ausschlaggebend.<br />
Über diesen Zeitraum nämlich war es denkbar<br />
mit dem zur Verfügung stehenden Sauerstoffvorrat<br />
für die Beatmungsmaschine, auch unter<br />
Berücksichtigung eines unfreiwilligen „Sit<br />
ins“ auf der A 1 wegen Baustellen, Unfällen<br />
oder anderen Happenings, das Ziel sicher zu<br />
erreichen.<br />
Anfang April war es dann soweit. Ausgerechnet<br />
einen Tag vorher waren der neue E-Rolli<br />
und das neue Beatmungssystem geliefert worden.<br />
Den Rolli einfahren, sich mit der Steuerung<br />
vertraut machen und auch noch das Team<br />
in das Beatmungssystem einweisen kochte die<br />
Gemüter hoch. Rolf aber blieb bei dem Trubel<br />
zumindest nach außen gelassen. Sein Standardspruch:<br />
„Mach mal langsam.“ Schließlich<br />
war der T4 bis unter das Dach beladen. Wichtige<br />
Dinge wie Sauerstoffaufladmaschine, Ersatzsauerstoffflaschen<br />
fanden neben Rolf, Elfi<br />
und mir ebenso ihren Platz wie Kaffeefilter,<br />
Spaghetti und andere lebenswichtige Utensilien.<br />
Die Fahrt verlief ohne nennenswerte<br />
Zwischenfälle und abends traf man mit Steffi<br />
und Andelka, den restlichen Teammitgliedern,<br />
vor dem Haus Werdum zusammen (siehe Para<br />
1/09, S. 34).<br />
Unterstützt von Andrea und Harald Vogt, den<br />
Vermietern, wurde entladen und die Wohnungen<br />
bezogen. Schönes Wetter, ein herrlicher<br />
Ausblick und eine durch und durch rolligerechte<br />
Ferienwohnung versprachen schon<br />
am ersten Tag erholsame Aussichten auf die
kommenden 14 Tage. Schnell war klar, dass<br />
das im Jahr 2006 fertig gestellte barrierefreie<br />
„Haus Werdum“ mit acht Ferienwohnungen<br />
auf zwei Etagen, die alle bis ins kleinste Detail<br />
für Rollstuhlfahrer und behindertengerechtes<br />
Wohnen ausgestattet sind, die Erwartungen<br />
übertraf. Die DIN-Normen für barrierefreies<br />
Wohnen sind hier umgesetzt. Breite Türen,<br />
unterfahrbarer Herd, befahrbare Duschen<br />
sind mit Sitz und Haltegriffen ausgestattet,<br />
Badewannen verfügen teilweise über einen<br />
Lift. Jede Wohnung verfügt über zwei Pflegebetten,<br />
eingebaut in ansehnliche, massive Erlenholzmöbel.<br />
Flunder und Fähren<br />
Am ersten Tag ging es ans Meer nach Neuharlingersiel.<br />
Der Fährhafen ist einer der<br />
schönsten an der Ostfriesischen Küste und<br />
nach seinem Um- und Erweiterungsbau auch<br />
rollifreundlicher geworden. Im neuen Fährhaus<br />
kann man mit einem Aufzug in die obere<br />
Etage und durch die Panoramafenster einen<br />
grandiosen Ausblick über den Hafen und das<br />
Wattenmeer erleben. Der Deich ist problemlos<br />
über eine berollbare Auffahrt erreichbar. Zum<br />
Abschluss wurde „Flunder“, so nennen die<br />
Ostfriesen die Scholle, in der Fischereigenossenschaft<br />
preisgünstig erworben und später<br />
in die Pfanne gehauen. Hier zeigte sich dann,<br />
dass der neue Rolli seine Vorzüge hatte. Damit<br />
konnte Rolf seinen Sitz sogar hydraulisch höher<br />
fahren, um die Scholle zu wenden und in<br />
der Pfanne zu beaufsichtigen.<br />
Werdum ist für alle Rollstuhlfahrer ein erlebnisreicher<br />
Urlaubsort mitten im Harlingerland.<br />
Es ist um 1297 als Warfsiedlung entstanden<br />
und hat sich heute zu einem bekannten behindertengerechten<br />
Luftkurort mit eigener Küstenbrauerei<br />
entwickelt. Hier findet jeder Ruhe<br />
und Erholung und bei Bedarf auch von den<br />
Krankenkassen anerkannte Kurmittelpraxen<br />
und Badeärzte. Am wohltuendsten und gesündesten<br />
aber ist wohl die salzhaltige mit Jod angereicherte<br />
Luft. Lange Spazierfahrten in die<br />
Umgebung sind mit dem Hand- oder E-Rolli<br />
ebenso interessant wie mit dem Fahrrad oder<br />
Handbike. Quer durch den zentral gelegenen<br />
Haustierpark mit vielen Tieren aus aller Welt<br />
(z.B. das Jakob-Vierhornschaf oder der Poitou-<br />
Esel) kann man schnell die Mühle und damit<br />
den Bäcker erreichen, um beim Brotbacken<br />
oder beim Kornmahlen zuzusehen. Die Brötchen<br />
und den Kuchen kann man dann am anderen<br />
Morgen backfrisch in der hauseigenen<br />
Bäckerei kaufen. Die nötigen frischen Frühstückseier<br />
nimmt man dann auf dem Rückweg<br />
beim Bauernhof mit.<br />
Direkt im Erdgeschoss von Haus Werdum liegt<br />
die physiotherapeutische Praxis von Alexandra<br />
Meyer. Hier kann man baden wie Cleopatra,<br />
Fuß-, Klang- und Schokoladenmassagen<br />
genießen oder dem Urlaubsgenuss mit Ayurvedaanwendungen,<br />
Reiki und Ohrkerzen die<br />
Krone aufsetzen.<br />
Die Tage vergingen mit Sonnenbaden auf dem<br />
Balkon, Klönen mit den Nachbar Ede und Brigitte,<br />
Spazierfahrten, Einkaufsbummel im acht<br />
Anzeige<br />
unterwegs
unterwegs<br />
26<br />
PARAPLEGIKER 2/09<br />
km entfernten Esens und vielen anderen kleinen<br />
und großen Unternehmungen, selbstverständlich<br />
alles beim schönsten Wetter.<br />
Lili auf Langeoog<br />
Zu den größeren Trips gehörten die Fahrten auf<br />
die Insel Langeoog. Das Wahrzeichen der größten<br />
Ostfriesischen Insel (20 km² groß und 12,5 km<br />
lang) ist ein Wasserturm. Die einzige Insel, die<br />
mit dem E-Rolli problemlos erreichbar ist. Beide<br />
Anleger, am Abfahrthafen von Bensersiel und<br />
auch auf Langeoog sind tideunabhängig, d.h.<br />
mittels einer hydraulischen großen Übergangsrampe<br />
erfolgt der Zugang auf das Schiff in einer<br />
angemessenen Abschrägung. Ein Tagesticket für<br />
zwei Personen kosten z.Zt. 39 €, für Inhaber eines<br />
amtlichen Schwerbehindertenausweises mit der<br />
Von links: Lale an der Laterne, Harry und Rolf.<br />
gültigen Wertmarke und eingetragener Begleitperson<br />
(B ) fährt man sogar kostenlos auf die<br />
wunderschöne Insel, von der auch Lale Andersen<br />
begeistert war. Ihr Wohnhaus ist zu besichtigen<br />
und auf dem Inselfriedhof gleich daneben<br />
ist sie begraben. Als bleibende Erinnerung haben<br />
ihr die 2 100 Langeooger im Jahr 2006 auch ein<br />
Denkmal gesetzt. Vor dem zentralen Zugang zum<br />
Meer steht sie an eine Laterne angelehnt. Man<br />
glaubt fast sie im Nordseewind „Lili Marleen“<br />
singen zu hören.<br />
Eine Kaserne wie in „Lili Marleen“ gibt es auf<br />
Langeoog nicht, dafür aber eine Meierei, eine<br />
Seenotbeobachtungsstation, eine Vogelbeob-<br />
achtungsstation und einen wunderschönen<br />
Sandstrand. Der ist aber dann auch sofort typisch<br />
deutsch aufgeteilt in Badestrand, Drachenstrand,<br />
Nichtraucherstrand und weiter vom Zentrum<br />
entfernt einen Pferdestrand.<br />
In Werdum unterwegs.<br />
Schade, wie in jedem schönen Urlaub geht die<br />
Zeit viel zu schnell vorbei. Der Tag der Abreise<br />
nahte, der Aktionskreis „der Behinderte Mensch<br />
in Dortmund“ und der Flohmarkt riefen schon<br />
nach Rolf. Aber vorher wurde der Hofladen von<br />
Bauer Jan Willhems aufgesucht, um sich mit<br />
Produkten der heimischen Bauernküche für die<br />
Heimreise zu versorgen. Auch der bisher unerfüllte<br />
Wunsch nach einem Aal erfüllte sich kurz<br />
vor Neuharlingersiel. Mitten in der Einfahrt zu<br />
einem Bauernhof stand eine kleine Hütte mit<br />
Räucherofen und dem Hinweisschild „fangfrische<br />
Aale, frisch geräuchert“. „Hundertprozent<br />
frisch in der Nacht gefangen und frisch geräuchert“<br />
versprach der wettergegerbte Verkäufer<br />
und ein grüner Aal für stolze 17 € wechselte seinen<br />
Besitzer.<br />
Nach zwei Wochen wurde mit tatkräftiger Unterstützung<br />
von Harald und Andrea gepackt und<br />
Abschied genommen. Trotz des erwarteten Osterrückreisechaos<br />
, ging es bei sonnigen Strahlen<br />
sehr zügig wieder Richtung Ruhrgebiet, sodass<br />
um 19 Uhr in Dortmund bereits alles wieder seine<br />
Ordnung hatte.<br />
Weitere Informationen unter<br />
www.haus-werdum.eu<br />
Text & Fotos:<br />
Harry Baus
Die Schöne am Neckar:<br />
Die älteste Universitätsstadt (1386 gegründet) ist gleichzeitig eine der schönsten<br />
Städte Deutschlands und hat auch für Menschen mit Behinderung einiges zu bieten,<br />
trotz der teilweise topographisch etwas schwierigen Lage (die Neckarhänge sind schon<br />
sehr steil…). Altstadt und Schloss inspirierten bereits Dichter und Maler der Romantik<br />
und sind auch heute noch Anziehungspunkte für Touristen aus aller Welt.<br />
E<br />
Ich hab mein Herz an<br />
Heidelberg verloren<br />
ines der Highlights des Jahres ist die<br />
Schlossbeleuchtung mit einem Brillantfeuerwerk,<br />
das von der „Alten Brücke“ abgefeuert<br />
wird. Da gilt es sich rechtzeitig einen<br />
guten Platz zu sichern. Auch die „Lange<br />
Nacht der Museen“ Mitte März kann zu den<br />
kulturellen Höhepunkten gezählt werden. Ein<br />
Insidertipp ist die „Handschuhsheimer Kerwe“<br />
in der Tiefburg, ein Treffpunkt für alle,<br />
die gerne unter Menschen sind, zünftig feiern,<br />
mit gutem Wein, regionalem Bier und<br />
der „hausgemachten Grundlage“.<br />
Die Stadt hat einen Stadtführer für behinderte<br />
Menschen erstellen lassen (2005 überarbeitet),<br />
spezifiziert für Rollstuhlfahrer, Seh- und<br />
Hörbehinderte, der leider aus Kostengründen<br />
nicht mehr in gedruckter Form erhältlich ist<br />
(www.stadtfuehrer-fuer-behinderte-heidelberg.de)<br />
und den man vor Reiseantritt ausdrucken<br />
sollte.<br />
Die Anreise nach Heidelberg mit dem eigenen<br />
Pkw ist einfach zu bewerkstelligen. Die Autobahn<br />
führt bis kurz vor die Stadt. Hier sollte<br />
man aber unbedingt auf die Geschwindigkeitsangaben<br />
achten, denn sonst ist die Urlaubskasse<br />
u.U. bereits einen Betrag los, der einem<br />
Restaurantbesuch entspricht. Die öffentlichen<br />
Verkehrsmittel Bus und Straßenbahn sind<br />
größtenteils mit Niederflurtechnik ausgestattet.<br />
Behindertenparkplätze gibt es ausreichend, aber<br />
da in Heidelberg auch eine beachtliche Zahl behinderter<br />
Menschen leben, ist es nicht einfach einen<br />
freien Parkplatz zu finden. Mit dem Zug nach<br />
Heidelberg (ICE oder RE) zu fahren ist auch kein<br />
Problem, eher die etwas missgelaunten Schaffner<br />
am Bahnsteig. Gleich am Hauptbahnhof ist<br />
auch die Tourismusinformation. Sie ist ebenerdig<br />
zugänglich und von freundlichen Mitarbeitern<br />
geführt, die den behinderten Gast gern beraten.<br />
unterwegs<br />
PARAPLEGIKER 2/09 27
unterwegs<br />
28<br />
PARAPLEGIKER 2/09<br />
Zwischen Neckar und Königsstuhl<br />
Wer schon am Neckar ist, möchte natürlich auch<br />
mal mit dem Schiffchen fahren. Die „Europa“<br />
und die „Schloß Heidelberg“ sind am besten zugänglich.<br />
Sie fahren zwischen 1. Juni und 31. August<br />
täglich um 9 Uhr 30, 11 Uhr, 14 und 15 Uhr<br />
für 10 € von Heidelberg nach Neckarsteinach und<br />
zurück. Eine Ermäßigung für behinderte Fahrgäste<br />
gibt es nicht.<br />
Der Autor bei Einstieg in die Bergbahn.<br />
Eine weitere mobile Einrichtung ist die Bergbahn<br />
zum Königsstuhl (500 m über dem Meeresspiegel).<br />
Sie wurde 2005 renoviert und lässt den<br />
Fahrgast für 4 € den Berg rauf und runter fahren.<br />
Ein wunderschöner Blick über Heidelberg und<br />
das Umland ist den Besuchern sicher. Die untere<br />
Bergbahn, startet gleich wenige Meter hinter<br />
dem Kornmarkt. Sie ist gut erreichbar und mit<br />
einem großzügigen Rollstuhl-WC, plus Lift zur<br />
Bahn ausgestattet. Bis zur Station Schloss ist die<br />
Bergbahn für Rollstuhlfahrer gut geeignet. Allerdings<br />
könnte der Weg zum Schloss weniger<br />
holprig sein, erst innerhalb des alten Gemäuers<br />
geht es wieder leichter voran. Zur Belohnung<br />
gibt es eine herrliche Besichtigung. Die Fahrt mit<br />
der oberen Bergbahn ist nur für Rollstuhlfahrer<br />
mit sportlichen Begleitpersonen zu empfehlen,<br />
da aus Gründen des Denkmalschutzes kein Rollstuhl-Lift<br />
zur Verfügung gestellt werden konnte<br />
und Treppen bewältigt werden müssen.<br />
Unser erster Weg führt uns in die Parkanlage am<br />
Neckar, von der aus das gesamte Panorama von<br />
Altstadt und Schloss sichtbar ist. Auf dem Neckar<br />
gleiten flußabwärts Rennruderboote vorbei, auf<br />
der Wiese tollen Kinder mit einem Hund herum,<br />
während auf einer Parkbank zwei junge Menschen<br />
ihre Herzen verlieren... Auch viele ältere<br />
Menschen sind hier freudig unterwegs. Heidelberg<br />
hat halt für jeden etwas.<br />
Unterkünfte und Restaurants<br />
Dies gilt auch, wenn es um Übernachtungen<br />
geht. Angefangen bei der Jugendherberge, die<br />
das Qualitätssiegel bekommen hat. Immerhin<br />
werden dort sechs rollstuhlgerechte Zimmer,<br />
zum Preis von 25,50 € mit Dusche und WC angeboten,<br />
was auch gut für Gruppen ist (www.<br />
jugendherberge-heidelberg.de).<br />
Gleich am Hauptbahnhof gibt es das Hotel IBIS<br />
mit „barrierefreien“ Zimmern, die leider nicht<br />
immer der DIN-Norm entsprechen… Von hier<br />
aus kann man mit der Buslinie 32 direkt in die<br />
Altstadt fahren. Für Romantiker bietet das Hotel<br />
Ritter, eines der schönsten historischen Bürgerhäuser<br />
der Stadt, das richtige Ambiente für ein<br />
sentimentales Wochenende in der Stadt (www.<br />
ritter-heidelberg.de). Alternativ ist der Holländer<br />
Hof zum selben Zweck geeignet. Hotels gibt es in<br />
allen Preislagen und in ausreichender Zahl. Dreizehn<br />
Herbergsbetriebe wurden von den Behindertenverbänden<br />
der Stadt als zugänglich eingestuft.<br />
Eine weitere Übernachtungsmöglichkeit<br />
bietet die Stiftung Rehabilitation Heidelberg mit<br />
ihrem „Pflegehotel“ (siehe Kasten am Ende des<br />
Berichts).<br />
Ausgehen in Heidelberg hat was für sich. Von der<br />
Studentenkneipe bis zum Gourmettempel ist alles
geboten. „Der Seppl“ ist eine klassische Studentenkneipe<br />
und gehört wohl zu den bekanntesten<br />
deutschen Studentenlokalitäten. Dort verkehrten<br />
(nicht nur) die Corps (Studenten-Verbindungen).<br />
Leider ohne Rolli-WC (www.zum-seppl.de). In<br />
der Heidelberger Kulturbrauerei geht es zwar<br />
teilweise recht eng zu, aber dafür ist man in der<br />
Brauereigaststätte rundum versorgt. Das Hotel<br />
ist zwar nicht das, was man erwartet als behinderter<br />
Mensch, aber dafür kann man gleich am<br />
Biertisch umfallen und liegt im Bett (www.heidelberger-kulturbrauerei.de).<br />
Wer es gerne exklusiv<br />
möchte, der findet im „schwarz das Restaurant“<br />
den Gourmettempel mit unvergesslichem Panoramablick,<br />
stilvolle Kleidung ist da natürlich angebracht<br />
(www.schwarzdasrestaurant.com).<br />
Zur Romantik in Heidelberg gehört natürlich<br />
auch die Leidenschaft – der besonderen Art. Im<br />
„Schmelzpunkt“ in der Fußgängerzone Hauptstraße<br />
wird Schokolade und Eiskrem von Hand<br />
hergestellt und zwar ausschließlich mit natürlichen<br />
Zutaten. Nur einige Meter entfernt liegt<br />
das „L´ Epicerie“, allerdings nicht so offensichtlich.<br />
Da sollte der Besucher schon auch mal<br />
einen Blick in die Hinterhöfe der Hauptstraße<br />
wagen. Denn dort findet er ungeahnte Schätze.<br />
Schon ist der Tag gerettet.<br />
Das Thema Kultur findet, wie kann es anders<br />
sein, in Heidelberg einen festen Platz. Egal ob die<br />
Szenekneipen mit ihren Bands, oder der Besuch<br />
im Theaterhaus der Stadt Heidelberg, die Rundgänge<br />
durch die Museen der Stadt; für jeden ist<br />
was geboten. Ein Besuch im Carl Bosch Museum<br />
lässt dem Technikfreak<br />
das Herz höher<br />
schlagen. Zugegeben,<br />
dieses<br />
Gebäude läßt sich<br />
gar nicht so leicht<br />
finden und die<br />
Parkplätze sind<br />
auch nicht gerade<br />
massenhaft<br />
vorhanden. Doch<br />
der Besuch lohnt<br />
(www.carl-boschmuseum.de)<br />
Der Kornmarkt<br />
mit dem Schloss.<br />
In den verwinkelten Gassen Heidelbergs gibt es<br />
noch viele kleine Läden, wo noch echte Handarbeit<br />
angeboten wird. Auch so manches Kleinod<br />
ist zu finden, aber auch Orte der Ruhe. Ein<br />
Besuch in Heidelberg wird mit Sicherheit ein<br />
unvergessliches Erlebnis werden, für alle, die<br />
sich für diesen Kurzurlaub entschieden haben.<br />
Verlorene Herzen allerdings sind nicht auszuschließen…<br />
Einer dieser Hinterhöfe...<br />
Anzeige<br />
unterwegs<br />
RL-50 Deckenlift<br />
mit Rollstuhlaufhängung<br />
Bundesweiter Vertrieb und Service: 02 34 – 91 600 50<br />
Dank der speziell entwickelten Fahrschiene bleibt ihre Treppe in ganzer Breite frei. Der<br />
Einbau kann in Mehrfamilienhäusern, engen Treppenhäusern, über mehrere Etagen<br />
erfolgen. Haltestellen sind frei wählbar. Die Bedienung erfolgt auch bei eingeschränkter<br />
Mobilität durch den Benutzer oder Begleitperson. Fernsteuerbar ohne Kabelmontage.<br />
HÖGG Liftsysteme<br />
Hattinger Straße 712 a<br />
44879 Bochum<br />
sales@hoegglift.de
unterwegs<br />
30<br />
PARAPLEGIKER 2/09<br />
Neues Pflegehotel in Heidelberg<br />
Eine Auszeit von der oft belastenden Pflege,<br />
mit oder ohne pflegebedürftigen Angehörigen,<br />
bietet das neue Pflegehotel der Stiftung<br />
Rehabilitation Heidelberg. Es gibt mehrere<br />
Möglichkeiten um einem Urlaub allein oder<br />
mit dem Pflegebedürftigen zu planen:<br />
Entweder der pflegende Angehörige fährt<br />
allein in den Urlaub, die pflegebedürftige<br />
Person bleibt zu Haus und wird in dieser Zeit<br />
von Verwandten, Freunden, Nachbarn versorgt,<br />
oder vom örtlichen Pflegedienst.<br />
Oder die Partner machen gemeinsam Urlaub.<br />
Sie entscheiden, ob sie die Pflege am<br />
Urlaubsort selbst übernehmen oder dem<br />
Pflegepersonal teilweise anvertrauen.<br />
Oder der Pflegebedürftige verreist „allein“.<br />
Zu diesem Zweck geht er in ein Pflegehotel<br />
und bucht eine Unterbringung, die kompletten<br />
Service bietet. Der kann über die Verhinderungspflege<br />
(§39) finanziert werden.<br />
Neben den bereits bekannten Pflegehotels,<br />
Haus am Kurpark, Pflegehotel Schloss Bad<br />
Wurzach ist in Heidelberg ein weiteres eröffnet<br />
worden. Mit Anschluss an barrierefreie<br />
öffentliche Verkehrsmittel ist hier Urlaub für<br />
pflegebedürftige Menschen möglich. Wer<br />
mit dem eigenen Auto kommt, dem steht ein<br />
kostenloser Tiefgaragenplatz zur Verfügung.<br />
Schade, dass es noch keine Doppelzimmer<br />
gibt, das soll sich jedoch im Spätsommer<br />
ändern. In den hellen freundlichen Räumen<br />
kann sich der Gast wohl fühlen. In jedem<br />
Zimmer sind höhenverstellbare Betten, die<br />
zum Glück nicht wie Pflegebetten aussehen.<br />
Übrigens dient das Pflegehotel auch als<br />
Übergangswohnmöglichkeit, wenn die eigene<br />
Wohnung der neuen Lebenssituation<br />
noch nicht gerecht wird. Wer gern mal in der<br />
Badwanne Platz nehmen möchte, kein Problem,<br />
eine schöne Pflegebadewanne macht<br />
auch das möglich. Es besteht die Möglichkeit<br />
im Sportcamp zu schwimmen (Badelift<br />
vorhanden). Hilfsmittel stehen in allen Bereichen<br />
kostenlos zur Verfügung.<br />
Das Hotel ist im Moment noch etwas schwer<br />
zu finden, da es noch keine gute Ausschilderung<br />
gibt. Aber wer in Wieblingen angekommen<br />
ist und in die Ludwig Guttmann Straße<br />
abbiegt ist schon fast am Ziel.<br />
www.RehaPflege-Heidelberg.de<br />
Pflegehotel der SRH<br />
Ludwig Guttmann Str. 4<br />
Heidelberg<br />
Text & Fotos:<br />
Johann Kreiter
q – querschnitt spezial<br />
Das silberne Sparschwein:<br />
Erfundene Antwort auf einen<br />
echten Bescheid<br />
So könnte er aussehen,<br />
der Brief an das „Kompetenzzentrum<br />
der KKH in Koblenz“:<br />
Sehr geehrte Frau, sehr geehrter Herr ohne Namen, vielen Dank für Ihren Genehmigungsbescheid. Ich<br />
freue mich, dass meine Pfl egeversicherung in Zukunft einmal im Jahr die Kosten für zwei wiederverwendbare<br />
Bettschutzeinlagen 80 x 95 cm übernimmt. Das ist für mich eine große Entlastung. Immerhin<br />
kostet so ein Tuch fast 30 €. Damit kann ich dann auch etwas gegen die Umweltbelastung tun. Solche<br />
billigen Einmaleinlagen wie ich sie bisher verwendet habe verstopfen doch nur die Mülleimer<br />
und ich wusste nie, gehören die in die gelbe Tonne (weil viel Plastik dran ist) in die blaue<br />
für die Papiersammlung oder doch in die graue Restmülltonne. Das Problem gibt es<br />
nicht mehr. Denn weil ich ja die Stoffeinlagen bekomme, übernehmen Sie in Zukunft<br />
die Kosten für Einmaleinlagen nicht mehr.<br />
Aber ich habe trotzdem noch ein paar Fragen wie ich das zukünftig genau machen soll: Weil<br />
ich ja inkontinent bin, kann ich das nicht steuern. Auch nicht, ob etwas vorne raus kommt oder<br />
hinten und manchmal habe ich dann auch noch Durchfall. Wenn dann beide Tücher gerade in der<br />
Wäsche sind (die dicken Tücher brauchen richtig lange zum Trocknen) bekomme ich dann eine<br />
neue Matratze, weil die verdreckt ist und ich ja keine Einmal-Betteinlagen mehr verwenden darf? Gibt es vielleicht<br />
Kränchen, mit denen ich den „Pipihahn“ so lange abstellen kann bis ich wieder saubere Einlagen habe? Bitte schicken<br />
Sie mir eine Beschreibung zu wie ich da vorgehen soll. Wie oft darf ich mich zukünftig pro Woche / pro Monat<br />
beschmutzen? Welcher Zeitabstand in Stunden / Tagen muss eingehalten werden, weil zwischen zwei Wasch- und<br />
Trockenvorgängen ja immer Zeit vergeht.<br />
Wenn das wirklich so ist wie Sie das geschrieben haben, darf ich in Zukunft auch keine Tempotaschentücher mehr<br />
verwenden, weil ich ja Stofftaschentücher im Schrank liegen habe. Aber die Fachleute sagen, Einmaltaschentücher<br />
seien gesünder. Wer hat denn jetzt recht? Wie sieht das dann im Haushalt aus? Darf meine Frau noch Papierküchenrollen<br />
verwenden? Wir haben nämlich auch ein Putztuch aus Stoff, das immer am Waschbecken liegt. Und<br />
Stoffservietten gibt es bei uns in Zukunft jeden Tag und nicht wie bisher nur an Sonn- und Feiertagen. Nur mit dem<br />
Toilettenpapier mache ich nicht mit! Wenn man auch da immer nur Stofffetzen verwendet steht die Waschmaschine<br />
ja überhaupt nicht mehr still.<br />
Sie machen doch so viele Lehrgänge für Pfl egepersonen. Vielleicht könnte man da das Thema in Zukunft auch<br />
mit unterbringen. Zum Beispiel wie man die Zeit plant, wann man sein Geschäft erledigt. Das klappt bestimmt.<br />
Schließlich hat auch so ein Hund seine festen Zeiten, wann er Gassi gehen muss. Und dann habe ich noch eine<br />
Frage: Ich habe gelesen, dass die Krankenkasse bei einem Elektrorollstuhl die Kosten für den Strom bezahlen<br />
muss, der verbraucht wird. Bekomme ich dann einen Zuschuss zum Waschpulver für die Waschmaschine oder<br />
wird das von einer extra Firma geliefert so wie die Einmalhandschuhe, die mir von der Pfl egeversicherung jeden<br />
Monat zugeschickt werden?<br />
Es grüßt Sie Ihr verständiger Patient<br />
Herbert Müller<br />
Herbert Müller<br />
Rechtsbeistand im Sozialrecht<br />
der Fördergemeinschaft d.<br />
Querschnittgelähmten in Deutschland e.V.<br />
Freiherr-vom-Stein-Str. 47<br />
56566 Neuwied-Engers<br />
tel 02622 - 8896-32; fax -36<br />
h.mueller@engers.de<br />
Kriterium für die<br />
„Ehrung“ ist die<br />
Kreativität der<br />
Begründung für<br />
eine Ablehnung.<br />
Je unsinniger,<br />
desto besser sind<br />
die Chancen.<br />
Ob man darüber<br />
eher schmunzelt<br />
oder sich mehr<br />
über die Ignoranz<br />
ärgert, bleibt jedem<br />
selbst überlassen.<br />
Kandidaten<br />
werden in den<br />
nächsten Jahren<br />
sicher nicht ausgehen,<br />
Vorschläge<br />
sind willkommen.<br />
PARAPLEGIKER 2/09 31
q – querschnitt spezial<br />
Damit werde<br />
ich auch<br />
noch fertig<br />
Die Beiträge dieser<br />
Serie entstanden aus<br />
Gesprächen der<br />
Psychotherapeutin<br />
Dr. med. Astrid Bühren<br />
mit querschnittgelähmten<br />
Patientinnen<br />
und Patienten (Namen<br />
geändert) sowie deren<br />
Angehörigen in der<br />
Berufsgenossenschaftlichen<br />
Unfallklinik in<br />
Murnau, Bayern.<br />
32<br />
Stimmungsbilder<br />
aus der Unfallklinik:<br />
PARAPLEGIKER 2/09<br />
Julia S., Mitte dreißig, ist bei einem Kletterkurs<br />
verunglückt und seither <strong>Paraplegiker</strong>in.<br />
Mit ihrer Behinderung kann sie von Anfang<br />
an gut umgehen – als Mutter eines schwer<br />
behinderten Sohnes ist sie an Schicksalsschläge<br />
gewohnt. Ihr Bericht, aufgezeichnet<br />
gegen Ende der stationären Rehabilitation,<br />
wird ergänzt von einem Kommentar der<br />
Psychotherapeutin Dr. med. Astrid Bühren.<br />
Julia S. erzählt: „Bei einem Kletterkurs hatte<br />
ich einen Unfall, bei dem ich etwa zehn<br />
Meter rückwärts abgestürzt bin. Am nächsten<br />
Tag bin ich auf der Intensivstation für<br />
Wirbelsäulenverletzte der Unfallklinik Murnau<br />
wieder aufgewacht. Zunächst hatte ich<br />
überhaupt keine Erinnerungen mehr an die<br />
Geschehnisse vom Vortag. Ich ertastete<br />
meinen Bauch und die Hüfte. Sofort wurde<br />
mir klar, dass ich gelähmt bin.<br />
Zwei Monate zuvor hatte ich geträumt, dass<br />
ich meine Beine nicht mehr bewegen kann.<br />
Dieser Traum hat mich sehr belastet. Jetzt,<br />
da die Lähmung Wirklichkeit ist, nehme<br />
ich es eigentlich nicht so schwer. Ich habe<br />
– noch auf zwei Beinen – so vieles Mögliche<br />
und Unmögliche geschafft, dass ich es als<br />
meine neue Lebensaufgabe ansehe, nun<br />
mit meiner Behinderung fertig zu werden.<br />
Erfahrungen mit Schicksalsschlägen<br />
Mein bisher schwerster Schicksalsschlag<br />
war, dass mein Sohn behindert ist. Diese<br />
Erfahrungen und der Umgang mit meinem<br />
mehrfach behinderten Kind haben mir si-<br />
cher sehr geholfen, mit meiner eigenen Behinderung<br />
umzugehen. Einer meiner ersten<br />
Gedanken war: Ich bin froh, dass es mich<br />
getroffen hat und nicht meine Tochter Leonie<br />
– und dass ich meine Arme und Hände<br />
bewegen kann.<br />
Leonie hat meinen Unfall recht gut überwunden.<br />
Am schwersten war es für sie,<br />
dass ich so lange nicht zu Hause war. Sie<br />
hat mit Kreide ‚Mama fehlt mir‘ an die Hauswand<br />
geschrieben. Alle anderen aus Familie<br />
und Bekanntenkreis hatten viel größere<br />
Probleme, meine Behinderung zu akzeptieren.<br />
Fast alle Freunde, die mich anrufen<br />
oder besuchen, erwarten, dass ich niedergeschlagen<br />
bin. Sie sind dann überrascht,<br />
mich munter und eigentlich ganz normal,<br />
wie vorher auch, anzutreffen.<br />
Jetzt, da ich noch so viel lernen muss,<br />
möchte ich alles Negative, zum Beispiel<br />
Grübeleien über die Zeit vor meinem Unfall,<br />
aus meinem Gedächtnis streichen. Ich<br />
brauche jetzt alle Energie, um meinen Körper<br />
und den Rollstuhl beherrschen zu lernen.<br />
Mein Ziel ist es, möglichst viele Dinge<br />
ohne fremde Hilfe zu schaffen. Ich möchte<br />
genauso selbstständig sein wie vor dem<br />
Unfall.<br />
Bisher war mein Leben ausgefüllt mit Arbeit;<br />
ich hatte keine Zeit für mich selbst. Der<br />
Unfall lenkt mein Leben wahrscheinlich in<br />
eine ganz andere Richtung. Weil ich vieles<br />
nicht mehr tun kann, werde ich mir andere<br />
Beschäftigungen suchen, zum Beispiel
Sport. In einem Sportverein kann ich andere<br />
Leute kennenlernen. Bisher hatte ich nur<br />
mit wenigen Menschen Kontakt, weil wir<br />
etwas abseits auf einem Bauernhof wohnen.“<br />
Aus therapeutischer Sicht<br />
Psychotherapeutin Dr. Astrid Bühren: „In<br />
den ersten Wochen des heißen Sommermonats<br />
nach ihrem Unfall lag Julia S. mit<br />
hohem Fieber im Bett; sie schwitzte und<br />
wirkte ganz in sich zurückgezogen. Die<br />
Krankenschwestern und -pfleger bemühten<br />
sich sehr um sie. Auch nach Abklingen des<br />
Fiebers schien sie sehr ruhig und gefasst,<br />
und sie beteiligte sich sehr aktiv an ihrer Rehabilitation.<br />
Aus therapeutischer Sicht habe ich dieses<br />
Verhalten der Patientin zunächst als ungewohnt<br />
erlebt. Sie hatte - für jeden nachvollziehbar<br />
- mit ihrem Sturz aus der<br />
Kletterwand ein schlimmes Erlebnis mit einschneidenden<br />
Konsequenzen für ihr Leben<br />
und das ihrer Familie. Hinzu kam, dass sie<br />
relativ selten Besuch bekam. Der Ehemann<br />
war mit seinem Beruf und der zusätzlichen<br />
Betreuung der zwei Kinder beschäftigt; weitere<br />
Familienangehörige wohnten nicht in<br />
der Nähe.<br />
Ich sprach die Patientin schließlich auf ihre<br />
so ungewöhnliche Ruhe an. In einem intensiven<br />
Gespräch wurde deutlich, dass es für<br />
sie nicht das erste Mal war, eine verzweifelte<br />
Situation meistern zu müssen. Nach der<br />
Geburt ihres Sohnes vor neun Jahren mussten<br />
sie und ihr Ehemann mit der Tatsache<br />
zurechtkommen, dass das Kind sein Leben<br />
lang schwer behindert bleiben werde. Diese<br />
Diagnose hatte zunächst alle Lebensträume<br />
zerstört; aus der folgenden tiefen Depression<br />
hatte sie sich nur schwer lösen können.<br />
Schließlich aber hatte sie wieder Lebensfreude<br />
gewonnen, indem sie andere Werte<br />
und Prioritäten im Alltag entdeckte und genießen<br />
lernte. Diese Lebenseinsichten und<br />
Bewältigungsstrategien würden ihr nun<br />
direkt zu Nutze kommen, so die Patientin.<br />
Vermutlich war sie deshalb bei der schwerwiegenden<br />
Diagnose einer kompletten Pa-<br />
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q – querschnitt spezial<br />
raplegie nicht wieder in ein ganz tiefes Loch<br />
gefallen. Außerdem hatte sie sich während<br />
des Fiebers, zu Beginn ihres stationären<br />
Aufenthaltes im Zentrum für Rückenmarkverletzte,<br />
wie in Watte gepackt gefühlt, und<br />
die neue Realität war nur sehr dosiert in<br />
ihr Bewusstsein gedrungen. So hatte auch<br />
dieses medizinisch kaum erklärbare Fieber<br />
eigentlich sein Gutes für sie gehabt.<br />
Die Patientin durchlief eine zügige Rehabilitation<br />
ohne weitere Komplikationen und<br />
stellte sich nach der Entlassung auch zuhause<br />
den Anforderungen der zusätzlichen<br />
Behinderung. Als Psychotherapeutin war<br />
ich dankbar, an dieser beeindruckenden Art<br />
und Weise der Krankheitsbewältigung teilhaben<br />
zu dürfen.“<br />
Text: Karin von der Saal<br />
Foto: Josef Stöckle,<br />
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Was tun gegen Harnwegsinfekt?<br />
Katheterisieren,<br />
aber richtig<br />
Dank gut durchdachter Katheter für den Selbstgebrauch können Menschen<br />
mit Blasenentleerungsstörungen, wie sie bei Querschnittslähmungen häufig<br />
vorkommen, ein weitgehend eigenständiges Leben führen. Der intermittierende<br />
Selbstkatheterismus (ISK) ermöglicht Unabhängigkeit von mehrmals<br />
täglicher Hilfe durch Pflegekräfte, lässt sich mit einem aktiven Lebensstil<br />
vereinbaren und bleibt für Außenstehende unbemerkt.<br />
Die Benutzung der Katheter ist nach guter<br />
Einweisung und ein wenig Übung einfach.<br />
Doch das sollte auch bei Routiniers nicht<br />
dazu führen, dass die Sorgfalt vergessen<br />
wird. Denn bei jedem einzelnen Katheterisieren<br />
– im Schnitt also vier- bis fünfmal<br />
täglich – besteht die Gefahr, dass zusammen<br />
mit dem Katheter Krankheitserreger<br />
in die Blase transportiert werden, die dort<br />
eine Entzündung hervorrufen können. Der<br />
Grund: Bei jedem Menschen ist der Bereich<br />
des Afters und des Harnröhrenausgangs mit<br />
verschiedenen Keimen besiedelt. Dort sind<br />
sie ungefährlich – im Inneren des Körpers<br />
jedoch können sie zu Infektionen führen. Bei<br />
funktionierender Blasenentleerung wird die<br />
Gefahr, dass die Keime diesen Weg finden,<br />
durch die regelmäßige Durchspülung der<br />
Harnröhre beim Wasserlassen minimiert.<br />
Bei der Benutzung eines Katheters entfällt<br />
dieser Schutzmechanismus. Deshalb muss<br />
eine gründliche Desinfektion des Intimbereichs<br />
und der Hände vor dem Katheterisieren<br />
zur Selbstverständlichkeit werden. Dies<br />
gilt generell, besonders aber für Frauen, bei<br />
denen After und Harnröhre eng beieinander<br />
liegen. Als sehr sicher in der Anwendung<br />
haben sich Katheter mit einer sogenannten<br />
Vorlaufspitze (z.B. Simplycath® von URO-<br />
MED) bewährt. Sie sind so konstruiert, dass<br />
die eigentliche Katheterspitze mit den ersten<br />
1,5 cm der Harnröhre, wo sich die meisten<br />
Keime befinden, nicht in Berührung<br />
kommt.<br />
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Die meisten Bakterien (hier gelb gekennzeichnet) befinden sich im Bereich der äußeren<br />
1,5 Zentimeter der Harnröhre. Ein Katheter mit Vorlaufspitze minimiert das Risiko, dass<br />
Keime mit der Katheterspitze in die Blase transportiert werden.<br />
Nicht zu vergessen ist, dass auch über die<br />
Trinkmenge und über die Ernährung das<br />
persönliche Harnwegsinfektrisiko beeinflusst<br />
werden kann. Zwei Liter Wasser sollten<br />
es bei durchschnittlicher Körpergröße<br />
für eine gute Durchspülung der Blase schon<br />
sein. Für einen sauren Harn, der den Bakterien<br />
die Vermehrung schwer macht, sorgt<br />
zum Beispiel die Aminosäure L-Methionin,<br />
die als Nahrungsergänzungsmittel erhält-<br />
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Tipps für richtiges<br />
Katheterisieren<br />
- Sorgen Sie für eine ruhige<br />
Atmosphäre und lassen<br />
Sie sich Zeit.<br />
- Desinfizieren Sie den Intim<br />
bereich und die Hände.<br />
- Nehmen Sie den Kathe<br />
ter erst direkt vor dem Gebrauch<br />
aus der Verpackung<br />
und vermeiden Sie jeden<br />
Kontakt der Katheterspitze<br />
mit der Anal- und Genitalregion.<br />
- Besonders geeignet sind<br />
Katheter mit einer Vorlaufspitze,<br />
da der eigentliche<br />
Katheter geschützt ist.<br />
- Trinken Sie genügend und<br />
sorgen Sie mit Ihrer Ernährung<br />
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die Abwehrkräfte und hemmen die Ansiedlung<br />
von Keimen in der Blase. Es gibt Cranberry-Kapseln<br />
zum Einnehmen, besonders<br />
schmackhaft und vielseitig verwendbar<br />
sind die frischen oder getrockneten Früchte<br />
sowie Cranberrysaft.<br />
Text: Anneke Bosse<br />
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Inkontinenzversorgung <strong>2009</strong><br />
36<br />
PARAPLEGIKER 2/09<br />
Rechtslage und Anspruch:<br />
Als Patient den Überblick zu behalten ist fast unmöglich.<br />
Herbert Müller, FGQ-Rechtsbeistand im Sozialrecht (Kontakt<br />
siehe „Sparschwein“, Seite 31) hilft uns dabei.<br />
Die Produkte: Egal ob Katheter, Windeleinlagen,<br />
Kondome, Beutel etc. und sonstiges<br />
Spezialzubehör, immer sind es „zum Verbrauch<br />
bestimmte Hilfsmittel“ auf die ein<br />
Anspruch als Sachleistung besteht. (§ 33<br />
SGB V). Dafür gab es seit einigen Jahren<br />
Festbetragsregelungen d. h. allen Versorgern<br />
wurden für die gelieferten Produkte die<br />
gleichen Preise erstattet. Inzwischen hat sich<br />
einiges geändert. Dabei ist zwischen aufsaugenden<br />
und ableitenden Hilfsmittel zu unterscheiden.<br />
Bei Windeln samt Zubehör, den<br />
ableitenden Hilfsmitteln, haben die Krankenkassen<br />
bereits Versorgungsverträge mit<br />
Leistungserbringern abgeschlossen. Wegen<br />
schlechter Versorgungsqualität und berechtigten<br />
Protesten der Anwender werden diese<br />
inzwischen Zug um Zug wieder aufgekündigt.<br />
Denn der Gesetzgeber hat in § 127 SGB V<br />
bestimmt, dass die Versorgung auch „in der<br />
Qualität gesichert“ sein muss. Weiter heißt<br />
es dort „Dabei haben sie (die Versorger)<br />
die Qualität der Hilfsmittel sicherzustellen“.<br />
Dieser Forderung haben Billiganbieter, die<br />
die Ausschreibungen gewonnen hatten, mit<br />
teilweise eigens dafür entwickelten Einfachprodukten<br />
nicht entsprochen. Seit Anfang<br />
diesen Jahres besteht für die Krankenkassen<br />
auch nicht mehr die Pflicht zu Ausschreibungen<br />
für solche Produkte. Auch für die<br />
wesentlich komplexere Versorgung mit ableitenden<br />
Inkontinenzprodukte wurden die<br />
Ausschreibungsverfahren inzwischen größtenteils<br />
gestoppt.<br />
Die Versorgung aktuell: Der Gesetzgeber hat<br />
zwar den Markt geöffnet und mehr Wettbewerb<br />
zugelassen und es gibt verschiedene<br />
Möglichkeiten der Abrechnung. Aber diese<br />
Regelungen betreffen immer nur die Zusammenarbeit<br />
zwischen Krankenkassen und<br />
Versorgern (Sanitätshäuser, Home-Care-Unternehmen,<br />
Apotheken). Für die Anwender<br />
ändert sich nichts, auch wenn ihnen gegenüber<br />
manchmal behauptet wird, irgend etwas<br />
sei „wegen neuer Vorschriften“ nicht (mehr)<br />
möglich. Auch den Versuchen mancher<br />
Krankenkassen, teilweise über die Versorger,<br />
bewährte Versorgungen durch preiswertere,<br />
aber unpraktische Lösungen zu ersetzen, z.<br />
B. Katheter mit integrierten Beutel durch einfache<br />
Katheter und separate Auffangbeutel,<br />
muss man nicht folgen. Jeder hat weiterhin<br />
Anspruch auf die individuelle Versorgung,<br />
also das bevorzugte Produkt, das er/sie benötigt.<br />
Weder Krankenkasse noch MDK oder<br />
Versorger können eine spezielle Marke oder<br />
ein spezielles Produkt vorschreiben. Dieser<br />
Anspruch auf die individuell ausgesuchte<br />
Hilfsmittelversorgung wurde vom Bundessozialgericht<br />
schon mehrfach bestätigt.<br />
1. Auslieferung nach Verordnung und Abrechnung<br />
zu Festbeträgen (wie bisher).<br />
2. Rabattvereinbarungen oder individuell<br />
vereinbarte Preise zwischen Kasse und Versorger<br />
für die einzelnen Produkte.<br />
3. Pauschalvereinbarungen, bei denen auf<br />
Grund von Durchschnittswerten (Mengen)<br />
ein „Standard- oder Musteranwender“ errechnet<br />
wird, der den Betrag von... EUR/Monat<br />
kostet. Diesen Betrag erstattet die Kasse<br />
dem Versorger pro Anwender. Solche Pauschalen<br />
haben manche Krankenkassen vor<br />
allem für ableitende Hilfsmittel, vereinbart,<br />
andere nicht. Sie sind unterschiedlich hoch,<br />
je nach Verhandlungsgeschick der Partner,<br />
regionalem Wettbewerb usw.<br />
Die Durchschnittsmengen (die auch den<br />
Pauschalvereinbarungen zu Grunde liegen)<br />
wurden im Auftrag der Krankenkassen vom<br />
MDK ermittelt. Damit wurde der Bedarf<br />
eines „Musterverbrauchers“ festgestellt, als
Grundlage für die Preiskalkulation der Versorger.<br />
Für einen höheren Bedarf darf kein<br />
Aufschlag verlangt werden. (Für einen niedrigeren<br />
Bedarf gibt es ja auch keinen Rabatt.)<br />
Auch sogenannte „wirtschaftliche Zuzahlungen“<br />
für Inkontinenzprodukte im Rahmen<br />
der Hilfsmittelversorgung sind nicht erlaubt<br />
- es sei denn, man will ausdrücklich ein anderes<br />
Produkt haben, das teurer ist als ein<br />
kostenlos zur Verfügung gestelltes Produkt,<br />
das den Qualitätsanforderungen entspricht.<br />
Die Versorger: Wenn die Krankenkasse mit<br />
einem oder mehreren Versorgern Verträge<br />
abgeschlossen hat, teilt sie das den betroffenen<br />
Anwendern mit und fordert sie auf,<br />
ihre Stomaversorgung zukünftig nur dort<br />
zu bestellen. Danach müssen sich diese mit<br />
wenigen Ausnahmen auch richten. (Da die<br />
Versorgungen auch nicht abgeholt werden<br />
müssen, sondern nach dem Sachleistungsprinzip<br />
frei Haus zu liefern sind, ist das aber<br />
kein Problem.)<br />
Ausnahmen<br />
• Lieferanten, die am 31.12.2007 zur Abrechnung<br />
mit den Krankenkassen berechtigt waren,<br />
aber jetzt vom Wettbewerb ausgebootet<br />
wurden, dürfen trotzdem weiter liefern. Hat<br />
die Kasse eine Pauschalvereinbarung oder<br />
einen Rabatt ausgehandelt, der niedriger ist<br />
als die Festbeträge, haben sie das Recht, die<br />
Vereinbarungen einzusehen und zu gleichen<br />
Preisen der Vereinbarung „beizutreten“. Bei<br />
einer problemlosen Versorgung wird das<br />
auch kein Problem sein. Speziell bei Pauschalverträgen<br />
ist das Beitrittsrecht für den<br />
bisherigen Lieferanten aber nur dann interessant,<br />
wenn keine Stückzahlen benötigt<br />
werden, die vom Durchschnitt stark nach<br />
oben abweichen. Denn bei ihnen können<br />
solche Abweichungen nicht durch andere<br />
Kunden mit geringerem Bedarf aufgefangen<br />
werden.<br />
• Wenn nachweislich regelmäßig die Hilfe<br />
eines Inkontinenzberaters in Anspruch genommen<br />
werden muss, aber der neue Lieferant<br />
nicht in der Lage ist, solche Besuche<br />
kurzfristig durchzuführen, hätte man (aber<br />
zu den niedrigen Preisen) den Anspruch den<br />
bisherigen Lieferanten beizubehalten.<br />
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Was tun bei Problemen?<br />
• Behauptet der Versorger, eine bestimmte<br />
Menge oder eine bestimme Marke könnte<br />
oder dürfte nicht geliefert werden: an die<br />
Kasse wenden und eventuell den Versorger<br />
wechseln.<br />
• Liegt der individuelle Versorgungsbedarf erheblich<br />
über dem Durchschnitt des „Musterpatienten“<br />
und der Versorger verlangt eine<br />
Zuzahlung oder will die benötigte Stückzahl<br />
nicht liefern, reicht es aus, wenn eine ärztliche<br />
Bescheinigung mit entsprechender<br />
Begründung bei der Kasse vorgelegt wird.<br />
Allerdings wird es auch den einen oder anderen<br />
Fall geben, bei dem eine Änderung<br />
trotzdem ansteht, weil weiter entwickelte<br />
Folgeprodukte zur Verfügung stehen und<br />
das „alte Modell“ nicht mehr hergestellt<br />
wird oder wegen enthaltener Komponenten<br />
nicht mehr vollständig als Hilfsmittel gilt z. B.<br />
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38<br />
PARAPLEGIKER 2/09<br />
• Hat die Kasse Pauschalvereinbarungen<br />
oder Rabattverträge ausgehandelt, zu denen<br />
der Versorger die benötigten Produkte<br />
nicht liefern kann oder will: Die Kasse auffordern,<br />
die Versorgung mit den Hilfsmitteln<br />
zu veranlassen. Denn es besteht ein Sachleistungsanspruch<br />
(frei Haus) kein Anspruch<br />
„nur“ auf Kostenübernahme. Notfalls die<br />
Kasse wechseln.<br />
• Verlangt die Kasse, dass statt des bevorzugten<br />
Systems ein anderes, billigeres eingesetzt<br />
wird: Ärztliche Bescheinigung vorlegen,<br />
mit entsprechender Begründung (z. B.<br />
Schwierigkeiten bei der Handhabung eines<br />
Katheters für einen Tetraplegiker), notfalls<br />
gegen einen entsprechenden Bescheid Widerspruch<br />
einlegen.<br />
Diese Versorgungsregelungen gelten mindestens<br />
bis 31.12.<strong>2009</strong>, eventuell auch bis<br />
Ende 2010 oder 2011, garantiert so lange<br />
bis der Europäische Gerichtshof über die<br />
anstehenden Klagen zur Einschränkung der<br />
Wahlfreiheit bei der Hilfsmittelversorgung<br />
durch das GKV-WSG entschieden hat. Alles<br />
das, was immer wieder in den Medien erwähnt<br />
wird, wenn es um Ausschreibungen<br />
von Krankenkassen geht, bezieht sich nicht<br />
auf Hilfsmittel, sondern auf Arzneimittel und<br />
hat nichts mit der Inkontinenzversorgung zu<br />
tun.<br />
Inkontinenzprodukte<br />
auf Rezept<br />
Bis auf wenige Ausnahmen sind Artikel zur<br />
Inkontinenzversorgung „zum Verbrauch bestimmte<br />
Hilfsmittel“ auf die ein Anspruch<br />
als Sachleistung besteht. Manche Produkte<br />
gehören auch zu den nicht verschreibungsfähigen<br />
Arzneimitteln, die bei bestimmten<br />
Krankheiten als „anerkannter Therapiestandard“<br />
gelten, Sie können mit Angabe der<br />
Diagnose auf der Verordnung zu Lasten<br />
der Kassen verordnet werden. Dazu gehören<br />
bei neurogener Darmlähmung (wie bei<br />
Querschnittlähmung) Abführmittel, Mittel<br />
gegen Verstopfung, Desinfektionsmittel bei<br />
ISK (Katheterisieren) oder methioninhaltige<br />
Medikamente zur Vorbeugung von Nierensteinen<br />
(Harnansäuerung). Für sie ist stets<br />
die normale Zuzahlung zu leisten. Es gilt<br />
nicht die Pauschalregelung wie für zum<br />
Verbrauch bestimmte Hilfsmittel. Besonderheiten:<br />
Harn- und Blutteststreifen sind<br />
stets zuzahlungsfrei. Bei einer anerkannten<br />
Pflegestufe in der Pflegeversicherung können<br />
Einmalhandschuhe und Fingerlinge als<br />
Pflegehilfsmittel bezogen werden (bis 31 €/<br />
Monat, ohne Rezept, vorher bei der Krankenkasse<br />
beantragen).<br />
Hilfsmittel müssen immer auf einem extra<br />
Rezept verordnet werden, also nicht zusammen<br />
mit Arzneimitteln. Der behandelnde<br />
Arzt (z. B. der Hausarzt) stellt dafür ein Rezept<br />
aus, das bei einem Versorger (Sanitätshaus,<br />
Homecare-Unternehmen, Apotheke) eingereicht<br />
wird. Dieser bestellt die verordneten<br />
Hilfsmittel und liefert sie dem Anwender. Dabei<br />
besteht ein Anspruch auf die Lieferung<br />
der Artikel bis nach Hause.<br />
Was muss auf dem<br />
Rezept stehen?<br />
Zur Not reicht es zwar aus, wenn auf einem<br />
Rezept nur steht „Hilfsmittel zur Inkontinenzversorgung<br />
für … Monate”. Aber es ist besser,<br />
sich konkret die Produkte verordnen zu<br />
lassen, die man benötigt. Dazu zählen die genaue<br />
Bezeichnung oder siebenstellige Hilfsmittelnummer,<br />
ggf. die Größe, die Gesamtstückzahl<br />
und der Verordnungszeitraum, z.B.<br />
„Bedarf für 3 Monate“. Auf der Verordnung<br />
sollte das Feld 7 „Hilfsmittel“ angekreuzt<br />
sein und die Diagnose, z.B. „Querschnittlähmung“.<br />
Um Irrtümer auszuräumen: Inkontinenzprodukte<br />
brauchen keine Hilfsmittelnummer,<br />
auch wenn das bei vielen Produkten der Fall<br />
ist. Das Hilfsmittelverzeichnis ist nur eine Arbeitshilfe<br />
für die Krankenkassen, aber keine<br />
ausschließliche Liste von verordnungsfähigen<br />
Hilfsmitteln. (Das wurde schon oft so<br />
vom BSG so entschieden.) Auch eine Pharmazentralnummer<br />
(PZN) auf der Packung<br />
ist keine Qualifizierung oder Zulassung,<br />
sondern ebenso nur eine Nummerierung<br />
wie die Artikelnummer des Herstellers - nur<br />
eben für Apotheken und manche der anderen<br />
Versorger.<br />
Text: Herbert Müller
Medizin & Forschung:<br />
Mit und ohne Medikamente<br />
gegen Schmerzen<br />
Schmerz ist ein wichtiges<br />
Signal. Er sagt uns: Irgendetwas<br />
in unserem Körper<br />
stimmt nicht, und wir müssen<br />
darauf reagieren. Nach<br />
einer Rückenmarkverletzung<br />
entwickeln sich bei mehr als<br />
50 Prozent der Betroffenen<br />
chronische Schmerzen.<br />
Ihre genaue Diagnose und<br />
richtige Behandlung war Thema<br />
auf dem Kongress der<br />
Europäischen Föderation der<br />
Querschnittgelähmten<br />
(ESCIF), der kürzlich in<br />
Wien stattfand.<br />
q – querschnitt spezial<br />
Häufig treten Schmerzen schon innerhalb<br />
der ersten sechs bis zwölf Monate nach der<br />
Verletzung auf, berichtete die Ärztin Dr. Gabriele<br />
Kirchmair (Österreich). Die Mediziner unterscheiden<br />
dabei zwischen akutem (plötzlich<br />
auftretendem) und chronischem (länger als<br />
drei Monate andauerndem) Schmerz. Wie negativ<br />
sich Schmerzen auf die Lebensqualität<br />
auswirken, machte die Referentin anhand der<br />
Ergebnisse einer Studie deutlich: Darin wurden<br />
Querschnittgelähmte gefragt, für welche<br />
Normalfunktion sie sich entscheiden würden,<br />
wenn sie die Wahl hätten – für die Blasen-,<br />
Darm- oder Sexualfunktion, oder ob für sie<br />
die Schmerzfreiheit wichtiger sei. Die Antwort<br />
war eindeutig: An erster Stelle stand bei allen<br />
die Schmerzfreiheit.<br />
Wichtig für eine erfolgreiche Schmerzbehandlung<br />
ist zunächst herauszufinden, was<br />
die genaue Schmerzursache ist. Muskelpro-<br />
Auf europäischer<br />
Ebene:<br />
Blick in den<br />
Konferenzsaal.<br />
PARAPLEGIKER 2/09 39
q – querschnitt spezial<br />
Dr. Gabriele Kirchmair:<br />
Behandlung chronischer<br />
Schmerzen immer noch<br />
unzureichend.<br />
40<br />
PARAPLEGIKER 2/09<br />
bleme können beispielsweise der Grund<br />
für – die häufig vorkommenden – Rückenschmerzen<br />
sein, die aber auch durch<br />
schlechte Stimmung oder Depressionen<br />
verursacht sein können, wie Kirchmair<br />
erläuterte. Findet man die so genannten<br />
Triggerpunkte heraus, unter denen die<br />
Mediziner tastbar verhärtete Stellen im<br />
Muskelgewebe verstehen, die auf Druck<br />
schmerzhaft reagieren, ist zum Beispiel<br />
eine Akupunktur als Schmerzbehandlung<br />
möglich.<br />
Der zweite Schritt im Schmerzmanagement<br />
ist der Versuch herauszufinden,<br />
wie stark der Schmerz ist. Die individuelle<br />
Wahrnehmung von Schmerz ist so<br />
komplex, dass man ihn nicht einfach mit<br />
einem Gerät „messen“ kann. Allerdings<br />
kann der oder die Betroffene anhand der<br />
so genannten visuellen Analogskala, die<br />
von 1 (kein Schmerz) bis 10 (maximal vorstellbarer<br />
Schmerz) reicht, seine persönliche<br />
Schmerzempfindung angeben.<br />
Übersicht durch ein<br />
Schmerztagebuch<br />
Darüber hinaus ist das Führen eines<br />
Schmerztagebuchs sinnvoll: Hier trägt<br />
man täglich ein, welche Schmerzmedikamente<br />
man genommen hat und wie man<br />
sich fühlt. Die Spalte „Bemerkungen“<br />
dient dazu herauszufinden, was einem an<br />
diesem Tag gut getan hat oder was den<br />
Schmerz verschlimmert hat. Vielleicht hat<br />
man einen angenehmen Konzertabend<br />
verbracht und konnte sagen: Dieser Tag<br />
war gut.<br />
Die Behandlung chronischer Schmerzen<br />
ist immer noch unzureichend, bemängelte<br />
die Referentin: Der Schmerz wird in seinen<br />
komplexen Formen nicht vollständig verstanden<br />
und es fehlt an einem standardisierten<br />
Rahmen, mit dem Schmerzen nach<br />
einer Rückenmarkverletzung eingeordnet<br />
und behandelt werden können. Als sinnvolles<br />
Behandlungskonzept für chronische<br />
Schmerzen stellte Kirchmair die „biopsychosoziale<br />
Therapie“ vor. „Bio“ steht dabei<br />
für Bewegungstherapie, zum Beispiel<br />
Physiotherapie; „psycho“ meint eine psychologische<br />
Behandlung, einzeln oder in<br />
der Gruppe; „sozial“ spricht den richtigen<br />
Umgang mit dem Alltag an, zum Beispiel<br />
wie man korrekt am Arbeitsplatz sitzt oder<br />
wie man Sport treibt.<br />
Die biopsychosoziale Therapie dauert<br />
mehrere Wochen und wird im günstigsten<br />
Fall ambulant in der Klinik durchgeführt,<br />
wo alle entsprechenden Spezialisten<br />
vorhanden sind. In dieser Phase wird<br />
die medizinische Behandlung reduziert.<br />
Die Betroffenen erhalten Hilfe und lernen<br />
zugleich, wieder Verantwortung für ihr Leben<br />
zu übernehmen. „Sie sollen lernen,<br />
mit dem Schmerz zu leben“, fasste Kirchmair<br />
das Konzept zusammen.<br />
Was ist bei Schmerzmitteln zu<br />
beachten?<br />
Natürlich gibt es einen Bedarf an Schmerzmitteln.<br />
Dabei ist allerdings wichtig, drei<br />
Punkte zu beachten: Am Anfang einer Behandlung<br />
sollten die Medikamente immer<br />
oral, also durch den Mund eingenommen<br />
werden. Viele Schmerzmittel wirken unterschiedlich<br />
lange, daher müssen bei der<br />
Einnahme bestimmte Uhrzeiten eingehalten<br />
werden. Dritter Punkt: nach einem Stufenschema<br />
vorgehen, das der Arzt festlegt.<br />
Das Schlucken verschiedener Schmerzmittel,<br />
die man selbst rezeptfrei erworben<br />
hat, ist keine richtige Therapie und problematisch<br />
wegen der Nebenwirkungen, wie<br />
Kirchmair betonte.<br />
Mit dem leitliniengerechten Drei-Stufen-<br />
Schema der WHO (Weltgesundheitsorganisation)<br />
kann man bzw. der Arzt nichts<br />
falsch machen. Es sieht auf der ersten<br />
Stufe den Einsatz von Schmerzmitteln vor,<br />
die noch keine Opioide (= synthetische<br />
Schmerzmedikamente mit morphinartiger<br />
Wirkung) sind, zum Beispiel Aspirin. Auf<br />
der zweiten Stufe werden schwache Opioide<br />
verabreicht (zum Beispiel Tramadol),<br />
auf der dritten Stufe starke Opioide (zum<br />
Beispiel Fentanyl). Dazu können jeweils<br />
unterstützende Medikamente, so genannte<br />
Adjuvanzien gegeben werden. Wichtig
auch hier: das Schmerztagebuch, um die<br />
Wirkung des Schmerzmittels zu kontrollieren<br />
und mögliche Nebenwirkungen festzuhalten.<br />
Auch die nichtmedikamentöse Therapie<br />
kann bei Schmerzen nach einer Rückenmarkverletzung<br />
helfen. Studien haben<br />
gezeigt, dass regelmäßiges (zwei- bis<br />
dreimal pro Woche) körperliches Training<br />
Schmerzen reduziert. Es gilt, gemeinsam<br />
mit einem erfahrenen Therapeuten herauszufinden,<br />
welches Trainingsprogramm<br />
das richtige für einen ist. Im Fitness-Center<br />
all das zu machen, was auch die anderen<br />
tun, könnte eher schaden. Eine gute Wirkung<br />
gegen Schmerzen haben auch Massage<br />
und Wärme bzw. Hitze. Akupunktur<br />
kann Schmerzen reduzieren, und auch ein<br />
Übungsprotokoll sowie Hypnose können<br />
helfen, wie Kirchmair erläuterte. Nicht<br />
unwichtig ist auch der Rollstuhl: Er sollte<br />
einfach und mit wenig Widerstand zu<br />
handhaben sein, um nicht unnötig Kraft<br />
aufzuwenden.<br />
Und ihre persönliche Empfehlungen gegen<br />
Schmerzen? Aus ihrer Erfahrung als<br />
Ärztin weiß Gabriele Kirchmair, dass Infektionen<br />
(zum Beispiel der Blase) Schmerzen<br />
verstärken, weil der Körper nun noch<br />
mehr Energien verbraucht. Daher: Infektionen<br />
vermeiden und gesund leben. Wenn<br />
nötig, können Schmerzmittel eingenommen<br />
werden, aber immer unter ärztlicher<br />
Aufsicht. Das ist besonders von Bedeutung,<br />
wenn jemand schon viele Jahre<br />
Medikamente gegen Schmerzen nimmt.<br />
Regelmäßiger Sport ist wichtig, aber nicht<br />
nach dem Motto: immer schneller und<br />
immer höher. Sport sollte Spaß machen<br />
und vom Körper „gemocht“ werden. Falls<br />
nötig, sollte man elektrische Fahrhilfen akzeptieren<br />
und nutzen. Auch TENS (= transkutane<br />
elektrische Nervenstimulation) ist<br />
eine gute Schmerztherapie, so Kirchmair<br />
– leicht und vom Betroffenen selbst zu<br />
handhaben, praktisch an jedem Ort, also<br />
auch auf Reisen, je nach Zeit drei- oder<br />
viermal am Tag.<br />
Text & Fotos: Arndt Krödel<br />
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q – querschnitt spezial<br />
Der Impuls kam aus der<br />
Schweiz: Im Oktober<br />
2005 trafen sich in unserem<br />
Nachbarland erstmals<br />
Vertreter von Querschnittgelähmten-Organisationen<br />
aus 12 europäischen<br />
Ländern, um<br />
über die Gründung eines<br />
europäischen Verbands<br />
zu beraten. Im März 2006<br />
wurde dann die „European<br />
Spinal Cord Injury<br />
Federation“ (ESCIF) offiziell<br />
aus der Taufe gehoben<br />
– mit mittlerweile<br />
16 Mitgliedsnationen.<br />
Der PARA unterhielt sich<br />
in Wien mit ESCIF-Präsident<br />
Dr. Daniel Joggi<br />
(Schweiz) über die Arbeit<br />
und die Ziele des Verbands,<br />
dem auch die<br />
FGQ angehört.<br />
42<br />
PARA-Interview mit<br />
ESCIF Präsident Dr. Daniel Joggi:<br />
Gemeinsame Stimme in Europa<br />
PARAPLEGIKER 2/09<br />
Dr. Daniel Joggi<br />
? Herr Joggi, was war das Motiv, einen<br />
europäischen Verband der Querschnittgelähmten<br />
zu gründen?<br />
Dr. Daniel Joggi:<br />
Es gab eigentlich zwei Dinge: Zum einen<br />
haben wir gesehen, dass es Synergien<br />
gibt, wenn wir zusammenarbeiten. Wir<br />
behandeln ja oft die gleichen Probleme<br />
und wir sparen Kräfte, wenn wir von den<br />
Erfahrungen anderer Gebrauch machen.<br />
Das zweite: Wenn wir gegenüber Behörden<br />
oder Parlamenten ein Anliegen haben,<br />
ist es vielleicht besser, wenn wir mit<br />
anderen Ländern gemeinsam argumentieren<br />
können. Darum entwickeln wir auch<br />
die „policy statements“.<br />
? Was verstehen Sie darunter?<br />
Wir machen Projekte über gemeinsame<br />
Interessen. Priorität dabei hat das, was<br />
wir gegenüber den Behörden, aber auch<br />
gegenüber der Medizin verlangen, was<br />
zu tun ist – auch in der Forschung zum<br />
Beispiel. Das Geld wird in der Forschung<br />
oder auch in der Medizin nicht überall<br />
dort eingesetzt, wo es uns am meisten<br />
Nutzen bringt. Die generellen Statements<br />
sind jetzt offiziell auf unserer Website veröffentlicht.<br />
? Im Augenblick sind in der ESCIF 23 Nationen<br />
vertreten. Verstehen die sich alle?<br />
(lacht) Es geht schon ganz gut. Manche<br />
brauchen noch einen Dolmetscher, aber<br />
nach dem zweiten oder dritten Jahr findet<br />
sich oft schon jemand, der genügend<br />
Englisch kann, um direkt in die Gespräche<br />
eingreifen zu können.<br />
? Gibt es nach Ihrer Einschätzung der<br />
Versorgungssituation der Querschnittgelähmten<br />
in Europa ein West-Ost-Gefälle?<br />
Ja, ganz klar. Es gab früher auch ein Nord-<br />
Süd-Gefälle, das besteht jetzt nicht mehr<br />
so, aber ein Gefälle nach Osten gibt es<br />
immer noch, zum Beispiel zu Ländern wie<br />
der Ukraine.<br />
? Prinzipiell kann sich jedes europäische<br />
Land als Mitglied bei der ESCIF bewerben?<br />
Ja. Ihm stehen dann zwei Delegierte mit<br />
einer Stimme zu. Gibt es in einem Land<br />
zwei gleichwertige Organisationen, kann<br />
jede von ihnen einen Delegierten schicken,<br />
das Land hat aber nur eine Stimme.<br />
? Sie arbeiten jetzt schon einige Jahre in<br />
der ESCIF zusammen – gibt es da so etwas<br />
wie ein familiäres Gefühl?<br />
Ja, sehr. Das merken wir jedes Mal, wenn<br />
wir uns wieder treffen.
? Können Sie unseren Lesern noch etwas<br />
über sich selbst sagen?<br />
Ich habe in Zürich an der ETH Landwirtschaft<br />
studiert und lebe und arbeite heute<br />
in Nyon in der Westschweiz. Durch einen<br />
Skiunfall bin ich <strong>Paraplegiker</strong> geworden.<br />
Ich bin IT-Manager und arbeite halbtags,<br />
damit ich daneben noch etwas hobbymäßig<br />
machen kann. Das betrifft die Schweizer<br />
<strong>Paraplegiker</strong>-Vereinigung als Präsident<br />
und die ESCIF, wo ich noch ein Jahr lang<br />
Präsident bin. 2011 werde ich pensioniert,<br />
und dann habe ich vielleicht wieder<br />
ein bisschen mehr Zeit für andere Dinge.<br />
Vielleicht mache ich in Nottwil wieder Forschung.<br />
? Wie sehen Sie denn die Perspektiven in<br />
der Forschung für Querschnittgelähmte?<br />
Für mich gibt es zwei verschiedene Arten<br />
von Forschung. Es gibt die Forschung, die<br />
zum Ziel hat, eine Paraplegie zu heilen.<br />
In zehn oder fünfzehn Jahren, vielleicht<br />
schon in fünf Jahren, wird man diejenigen<br />
heilen können, die gerade einen Unfall<br />
hatten. Das bringt aber den heutigen<br />
<strong>Paraplegiker</strong>n nichts. Hier gibt es eine<br />
zweite Forschung, die versucht, die Lebensbedingungen<br />
für sie zu verbessern.<br />
Das betrifft die Darm- und Blasenfunktion,<br />
bei den Tetraplegikern die Funktionen der<br />
Finger. Studien haben gezeigt, dass dies<br />
die Wünsche der <strong>Paraplegiker</strong> sind, nicht<br />
das Stehen oder Laufen.<br />
Herr Joggi, herzlichen Dank für das Gespräch.<br />
Info: www.escif.org<br />
Interview & Foto:<br />
Arndt Krödel<br />
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Sklerose. Deren Ursache<br />
ist noch ein großes<br />
Rätsel, genetische<br />
und Umweltfaktoren<br />
sind beteiligt. Sie trifft<br />
bevorzugt junge Erwachsene.<br />
Der Verlauf<br />
ist nicht vorhersehbar.<br />
Ausbildung und Karriere<br />
scheinen in weite<br />
Ferne zu rücken. Dabei<br />
schließen sich MS und<br />
ein aktives Berufsleben<br />
nicht aus.<br />
44<br />
PARAPLEGIKER 2/09<br />
Jung, hübsch und rundum gesund denkt<br />
man, wenn man die 24-jährige Jaqueline C.<br />
sieht. Doch vor ca. sechs Jahren erwachte<br />
die Bremerin mit einem Feind, den sie nicht<br />
besiegen kann. Er heißt „Multiple Sklerose“<br />
und ihr bis dahin rosarotes Leben änderte<br />
sich schlagartig. „Ich stand vorm Fachabitur,<br />
jobbte nebenbei, um meine erste Wohnung<br />
zu finanzieren. Abends ging ich in die Cocktailbar<br />
oder Disco“, erzählt die Fachangestellte<br />
für Arbeitsförderung. „Zwei Tage vor dem<br />
Jahreswechsel kamen unglücklicherweise<br />
die ersten Gefühlsstörungen.“ Sie begannen<br />
am Bauch und setzten sich am Rücken fort.<br />
Bleierne Müdigkeit lähmte sie. Trotzdem arbeitete<br />
Jaqueline weiter. Erst als ihr zu Hause<br />
schwarz vor Augen wurde, ließ sie sich in die<br />
Klinik bringen.<br />
Da die Ärzte in der Neurologie davon ausgingen,<br />
dass es sich bei den erschreckenden<br />
Gefühlsstörungen und Lähmungen um eine<br />
einmalige Infektion handelte, beruhigten sie<br />
die Schülerin. Sie tippten auf eine Entzündung<br />
im Rückenmark. Jaqueline kommt an<br />
den Kortisontropf. Und tatsächlich wirkt das<br />
antientzündliche Medikament. Doch leider<br />
hielt die Erleichterung nicht lange an. Im Juni<br />
wacht die junge Frau auf, und spürte ihre linke<br />
Körperhälfte nicht mehr. Diesmal trifft sie<br />
die Diagnose in der Klinik brutal: „Sie haben<br />
Multiple Sklerose, eine chronisch entzündliche<br />
Erkrankung des zentralen Nervensystems.<br />
Und damit eine zehn Jahre geringere<br />
Lebenserwartung,“ diagnostiziert wenig sensibel<br />
der behandelnde Oberarzt.<br />
„Das war ein Schock“ erinnert sich Jaqueline.<br />
Sie dachte an die Entzündungen im<br />
Kopf oder Rückenmark und daran, dass sie<br />
irgendwann im Rollstuhl sitzen würde. Die<br />
ganze Nacht lag sie damals wach. Sie konnte<br />
es nicht glauben, es ging ihr von Tag zu Tag<br />
schlechter. „Doch nach einer gewissen Zeit<br />
habe ich aber die Krankheit angenommen“,<br />
sagt Jaqueline nachdenklich.<br />
Damit das Immunsystem zur Ruhe kommt,<br />
spritzte Jaqueline täglich die „Basistherapie“<br />
Interferon. Dennoch verkürzten sich die<br />
Schub-Abstände. Während im ersten Jahr<br />
der Erkrankung zunächst nur die linke Schulter<br />
betroffen war, erleidet sie 2005 fünf Attacken.<br />
Jetzt auch rechts sowie links an Armen,<br />
Beinen, Rumpf und im Gesicht. Zur Erholung<br />
blieb der jungen Frau keine Zeit. 2006 zog sie<br />
bei ihrer Mutter ein, da sie zunehmend Hilfe<br />
braucht. Früher hätte sie gesagt: Im Rollstuhl?<br />
Nein, das ist kein Leben! Aber inzwischen hat<br />
sie viel dazu gelernt. „Ich kenne viele Menschen,<br />
die glücklich sind in hoffnungslosen<br />
Situationen, grausame Pflegefälle, und diese<br />
Leute meistern ihr Leben trotzdem großartig.“<br />
Mitten im Leben<br />
Aufgrund des hochaktiven Verlaufs<br />
schlugen die Ärzte Jaqueline eine neue, gerade<br />
zugelassene Antikörper-Therapie vor.<br />
Das Wunder geschieht: nach nur zwei der<br />
allmonatlichen Infusionen kann sie 500 Meter<br />
gehen und die Schübe bleiben aus. Bei
schubförmiger MS kann eine Therapie mit<br />
dem intelligenten Wirkstoff Natalizumab<br />
(Tysabri®) nicht nur die Krankheitsprogression<br />
bremsen, sondern auch körperliche<br />
Funktionen wieder bessern. Er hindert die<br />
Immunzellen daran, ins zentrale Nervensystem<br />
einzuströmen. Die Entzündungen an<br />
den Nervenzellen bleiben aus. Das geht aus<br />
einer neuerlichen Auswertung der Zulassungsstudie<br />
AFFRIM hervor, die Professor<br />
Frederick Munschauer aus Buffalo in den<br />
USA vorgestellt hat. Patienten, die hochaktive<br />
MS hatten (mindestens zwei Schübe im<br />
vergangenen Jahr) profi tierten sogar noch<br />
stärker von Natalizumab: Hier kam es bei 14<br />
gegenüber 36 Prozent zu einer anhaltenden<br />
Verbesserung.<br />
Die chronisch-entzündliche Nervenerkrankung<br />
äußert sich typischerweise in Symptomen<br />
wie Sprach- und Gehstörungen oder<br />
ständiger Müdigkeit. Trotzdem schließen<br />
sich die MS und ein aktives Berufsleben<br />
nicht aus. „Dank moderner Therapiemöglichkeiten<br />
können viele MS-Patienten heute<br />
fast ein normales Leben führen“, sagt Dr.<br />
Tjalf Ziemssen. Die MS-Therapie, bei der<br />
fast immer das Immunsystem gedämpft<br />
wird, entwickelt sich ziemlich schnell.<br />
„In den letzten 15 Jahren hat sich die Behandlung<br />
dramatisch verbessert“, so der<br />
Dresdner Neurologe. „Jetzt hat sich sogar<br />
gezeigt, dass der Antikörper Natalizumab<br />
zu einer Rückbildung von Behinderungen<br />
führen kann – das ist ein wichtiger Schritt<br />
für die Lebensqualität.“ Das bestätigte auch<br />
die Patientin Jaqueline: „Früher hatte ich<br />
Schübe. An Job und Ausbildung war nicht<br />
zu denken. Dann kam die Wende: Ich wurde<br />
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<br />
<br />
mit dem Antikörper behandelt. Seitdem<br />
geht es mir gut, ich stehe mitten im Leben!“<br />
Jaqueline arbeitet heute wieder<br />
in ihrem Beruf und hat noch viel vor.<br />
Kraft für den Alltag<br />
Auch der MS-kranke 34-jährige Literaturpreisträger<br />
Maximilian Dorner geht<br />
offen und öffentlich mit seiner Erkrankung<br />
um. Der gut aussehende junge<br />
Mann bekennt sich in seinem Buch<br />
„Mein Dämon ist ein Stubenhocker.<br />
Aus dem Tagebuch eines Behinderten“<br />
zu seiner Erkrankung und den damit<br />
verbundenen Tabuthemen wie Inkontinenz<br />
und Libido-Problemen. Zwar<br />
schämt er sich dafür, meint aber, dass<br />
das einmal gesagt werden musste und<br />
sich verstecken Kraft kostet, die er für<br />
seinen Alltag braucht.<br />
Für die meisten Menschen mit MS<br />
stellt sich zunächst die Frage: Soll ich<br />
es meinem Arbeitgeber sagen? „Häufi<br />
g trauen sich Betroffene nicht, offen<br />
über ihre Erkrankung zu sprechen,<br />
weil sie Benachteiligungen oder sogar<br />
Kündigungen fürchten“, sagt der<br />
Düsseldorfer Arbeitsrechtsexperte Ralf<br />
Lobert. Ob man den Arbeitgeber über<br />
MS informiert, ist eine persönliche Entscheidung.<br />
Niemand ist dazu verpfl ichtet,<br />
solange der normale Arbeitsablauf<br />
nicht durch die Erkrankung beeinträchtigt<br />
wird. „Leider machen wir jedoch<br />
immer noch die Erfahrung, dass es Vorurteile<br />
über MS gibt. Daher müssen wir<br />
weiter über die Erkrankung aufklären<br />
Infos zum Thema MS<br />
markt<br />
und zeigen, dass die MS nicht<br />
gleich Arbeitsunfähigkeit oder<br />
Rollstuhl ist“, erklärt Lobert. Der<br />
Experte rät den betroffenen Arbeitnehmern<br />
für den Berufsalltag:<br />
„Möglichst Stress reduzieren,<br />
Ruhepausen einlegen und<br />
die eigenen Bedürfnisse ernst<br />
nehmen.“<br />
Text: Heike Stüvel<br />
Foto: Anbieter<br />
www.dmsg.de. Deutsche<br />
Multiple-Sklerose-Gesellschaft<br />
(DMSG), ein Zusammenschluss<br />
von medizinischen<br />
Fachleuten. Nachrichten aus<br />
Forschung, Medizin und Therapie,<br />
Ratschläge zum Leben<br />
mit der Krankheit, Antworten<br />
auf Rechtsfragen sowie ein<br />
umfangreiches MS-Lexikon.<br />
www.leben-mit-ms.de.<br />
Informativer Nachrichten-<br />
Ticker, Ernährungstipps und<br />
Reisevorschläge. Datenbank<br />
mit MS-Therapeuten in<br />
Deutschland und Österreich.<br />
www.mss-ev.de.<br />
Multiple Sklerose Selbsthilfe<br />
e.V. Der Verein gibt eigene<br />
Erfahrungen mit Therapien,<br />
Kliniken oder dem Umgang<br />
mit Betroffenen weiter.
markt<br />
Raffaels Sixtinische<br />
Madonna mit den<br />
berühmten Engeln<br />
am unteren Bildrand<br />
ist nur eines von<br />
vielen berühmten<br />
Bildern in der Gemäldegalerie<br />
Alte<br />
Meister in Dresden<br />
Museumslandschaft<br />
Sachsen<br />
46<br />
PARAPLEGIKER 2/09<br />
Die sächsische Kulturlandschaft ist über<br />
1000 Jahre alt. So ist es kein Wunder, dass<br />
Sachsen reich an Stätten ist, die Geschichten<br />
über diese Geschichte erzählen. An die 500<br />
Museen breiten in Sachsen ihre gesammelten<br />
Schätze kunstvoll aus. Mit dieser stattlichen<br />
Vielfalt nimmt der Freistaat einen der<br />
vordersten Plätze in Deutschland ein. Es<br />
sind vor allem die Städte, die mit ihrer Architektur<br />
aller Stilepochen, ihren musealen<br />
Kostbarkeiten und renommierten Veranstaltungen<br />
den kulturellen Reichtum Sachsens<br />
repräsentieren und damit den Freistaat in<br />
den Status des Kulturreiseziels Nummer 1<br />
in Deutschland heben.<br />
Zu den bedeutendsten Museen der Welt<br />
zählen die Staatlichen Kunstsammlungen<br />
Dresden mit ihren elf Museen. 2010 feiern<br />
sie ihr 450. Jubiläum. Im Dezember <strong>2009</strong><br />
kommt ein neuer Schatz hinzu: Die „Türckische<br />
Cammer“ zu Dresden - die kurfürst-<br />
Das Zwei-Täler-Land ist die Urlaubsoase<br />
im Herzen des Schwarzwaldes. Elztal und<br />
Simonswäldertal bilden dabei eine unverwechselbare<br />
Landschaft. Für ein paar ruhige<br />
Tage oder aktiven Urlaub bietet das<br />
Aktiv Hotel im sonnigen Süden Deutschlands<br />
zu jeder Jahreszeit die besten Voraussetzungen<br />
dafür. Ruhig am Waldrand gelegen<br />
ist der Elzacher Marktplatz doch wenige<br />
Gehminuten entfernt.<br />
Im Aktiv Hotel haben alle der 42 Appartements<br />
zwei Zimmer und variieren in der<br />
lich-sächsische Sammlung orientalischer<br />
Kunst im Dresdner Residenzschloss. Auf<br />
750 Quadratmetern präsentiert sie 1000<br />
Objekte. Auch Leipzig hat mit dem GRASSI<br />
Museum für Angewandte Kunst ein Juwel<br />
zu bieten. Die neue Ständige Ausstellung<br />
soll künftig drei Ausstellungsrundgänge<br />
umfassen. Der erste, bereits zu besichtigende<br />
Rundgang „Antike bis Historismus“<br />
lädt allein in 30 Räumen zu einer Reise<br />
durch 2 500 Jahre Kunstgeschichte ein. In<br />
Chemnitz bilden die Kunstsammlungen<br />
mit Werken Karl Schmidt-Rottluffs und das<br />
Museum Gunzenhauser einen Schwerpunkt<br />
der klassischen Moderne des 20.<br />
Jahrhunderts in Sachsen. Das Gebäude<br />
der Kunstsammlungen feiert dieses Jahr<br />
mehrere Jubiläen mit Sonderveranstaltungen:<br />
100 Jahre Museumsneubau, 125. Geburtstag<br />
von Karl Schmidt-Rottluff und 40.<br />
Todestag von Otto Dix.<br />
Der aktuelle Katalog „Sachsen barrierefrei<br />
<strong>2009</strong>/2010“ gibt einen umfassenden Überblick<br />
über die Barrierefreiheit von Museen<br />
und anderen Kultur- und Freizeiteinrichtungen<br />
sowie Unterkünfte in Sachsen. Er<br />
informiert auch über die Zugänglichkeit<br />
für behinderte Menschen. Der Katalog<br />
kann bei der TMGS telefonisch unter 0351-<br />
49170-0, per E-Mail an info@sachsen-tour.<br />
de und über www.sachsen-barrierefrei.de<br />
kostenfrei bestellt werden.<br />
Text: Ines Nebelung / Foto: DWT GmbH i.L.<br />
/ DMG mbH (S. Dittrich).<br />
Urlaub im Herzen des Schwarzwaldes<br />
Größe von 41 bis 54 m². Sie sind ruhig gelegen<br />
und komfortabel ausgestattet. Auf<br />
Wunsch steht eine komplett eingerichtete<br />
Küche zur Verfügung. Eine Besonderheit<br />
des Aktiv Hotels ist die barrierefreie Architektur<br />
der gesamten Hotelanlage. Der Zugang<br />
zum Hotel ist natürlich schwellenfrei,<br />
die Appartements sind alle bequem und<br />
ohne Treppen zu erreichen. Aufzüge führen<br />
in alle Bereiche des Hauses. Die Appartements<br />
sind barrierefrei eingerichtet und<br />
bieten Rollstuhlfahrern eine großzügige Be-
wegungsfreiheit, auch Elektro-Rollstuhlfahrern.<br />
Sie verfügen über ein großes Bad mit<br />
schwellenloser Dusche und WC, zusätzlich<br />
angebrachte Haltegriffe geben noch mehr<br />
Sicherheit. Die Betten sind seitlich frei anfahrbar<br />
und 54 bis 55 cm hoch. In allen Räumen<br />
ist eine Notrufanlage mit 24-stündiger<br />
Bereitschaft installiert. Café und Restaurant<br />
sind bequem und ohne Stufen erreichbar,<br />
ebenso die Sonnenterasse. Auch die Gartenanlage<br />
ist problemlos mit dem Rollstuhl<br />
zugänglich.<br />
Auf der Homepage http://www.aktivhotelelzach.de<br />
sind einige Ausflugs- und Kultur-<br />
ALTEC-Rollstuhlrampe<br />
Die Firma ALTEC GmbH aus Singen, Produzent<br />
von Aluminium-Auffahrhilfen, stellt<br />
als Hilfe zum Überwinden von Treppenstufen<br />
die Keilbrücke vom TYP SBK her. Sie<br />
leistet gute Dienste beim Überfahren von<br />
Stufen und Schwellen.<br />
Wie alle Altec Produkte hat die SBK eine<br />
rutschsichere Fahrfläche, ist witterungsbeständig<br />
und wartungsfrei. Da diese Brücken<br />
individuell angefertigt werden, muss im<br />
Auftragsfall immer die Stufenhöhe angegeben<br />
werden. Diese Keilbrücken gibt es in<br />
verschiedenen Längen und Breiten; außerdem<br />
sind auch Sonderfertigungen möglich.<br />
Barrierefreiheit hat nicht nur etwas mit Behinderung<br />
zu tun, sondern erleichtert die alltäglichen<br />
Dinge des Lebens allgemein und<br />
erhöht somit die Lebensqualität für alle Menschen.<br />
Die ca. 300 HUGA-Mitarbeiter stellen<br />
am Standort Gütersloh seit über 50 Jahren<br />
Türen her. Deshalb war es den Entwicklungsingenieuren<br />
der Firma HUGA wichtig, mit<br />
den barrierefreien Neuprodukten einerseits<br />
auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen<br />
einzugehen, andererseits aber<br />
tipps gelistet und näher beschrieben. Die<br />
Schwarzwaldlandschaft ist natürlich eine<br />
besondere Herausforderung für Handbiker<br />
und so findet alljährlich auch eine Handbikewoche<br />
im Aktiv Hotel statt.<br />
www.altec-singen.de<br />
07731 8711-0<br />
Barrierefreie Türelemente<br />
von HUGA<br />
die traditionellen HUGA-Qualitäten wie innovatives<br />
Design, hervorragende Verarbeitung<br />
oder problemlosen Einbau beizubehalten<br />
oder sogar noch zu verbessern.<br />
Barrierefreie Türelemente von HUGA erleichtern<br />
allen Menschen die Bedienung der Tür,<br />
sei es vom Rollstuhl aus oder beim gewöhnlichen<br />
Hindurchgehen. HUGA-Türelemente<br />
Barrierefrei bieten einen deutlichen Mehrwert<br />
durch außergewöhnliche, speziell entwickelte<br />
Ausstattungsdetails: Automatischer Türantrieb<br />
per Fernbedienung oder Taster, komfortable<br />
Durchgangsbreite und Griffhöhe,<br />
markt<br />
PARAPLEGIKER 2/09 47
markt<br />
Die Wohnungseingangstür<br />
HUGA BWET01 mit ferngesteuertem<br />
Antrieb.<br />
48<br />
PARAPLEGIKER 2/09<br />
ergonomische<br />
Türdrücker, waagerechteGriffstangen<br />
für Rollstuhlfahrer<br />
zum<br />
Zuziehen der Türen,Kunststoffoberflächen,<br />
Lack<br />
oder Echtholzfurnier,<br />
alles in barierefreierAusführung<br />
erhältlich.<br />
Die Türelemente finden ihren Einsatz im privaten<br />
Wohnbereich wie auch in öffentlichen<br />
Gebäuden oder Wohn- und Pflegeheimen,<br />
neben Drehtüren sind selbstverständlich<br />
auch Schiebetüren und Falttüren im Programm<br />
enthalten. HUGA besitzt Prüfzeugnisse<br />
für Brandschutztüren, Schallschutztüren,<br />
einbruchhemmende Türen usw.,<br />
Medical Service bietet die DVD „Intermittierender<br />
Selbstkatheterismus“ nun auch<br />
in weiteren Sprachen an. Vor allem bei Verständigungsschwierigkeiten<br />
der deutschen<br />
Sprache kann die DVD das Erlernen des<br />
Intermittierenden Selbstkatheterismus’ begünstigen.<br />
Die DVD enthält nun auch eine<br />
englische, französische, italienische und niederländische<br />
Sprachversion. Unter Umständen<br />
können somit Sprachbarrieren wegfallen,<br />
die das Erlernen des Intermittierenden<br />
Selbstkatheterismus’ dadurch vereinfachen.<br />
Um die Handhabung des ISK zu verinnerlichen,<br />
braucht man anfangs etwas Übung.<br />
Bestimmte Handgriffe sind aber notwendig,<br />
damit eine sterile Katheterisierung erfolgen<br />
kann. Nach der ersten Anleitung in der Klinik,<br />
in spez. Querschnittzentren oder anderen Institutionen<br />
kommt es aber vor, dass erlernte<br />
Techniken zu Hause wieder vergessen werden.<br />
Zu diesem Zweck hat Medical Service<br />
die DVD „Intermittierender Selbstkatheterismus“<br />
herausgebracht. Damit kann der Betroffene<br />
die erlernten Schritte jederzeit wieder<br />
auffrischen bzw. verinnerlichen. In kleinen<br />
Schritten wird die Katheterisierung mit Libero<br />
Gebäude werden seit Jahrzehnten mit diesen<br />
Spezialtüren ausgestattet. Die Besonderheit<br />
ist, dass auch diese Objekttüren nun bei Bedarf<br />
mit barrierefreier Ausstattung geliefert<br />
werden können. Da gerade in diesem Bereich<br />
im Vorfeld eine gründliche Vorplanung erforderlich<br />
ist, wurde ein „Türenplaner Barrierefrei“<br />
eigens für Architekten entwickelt. Die<br />
Anforderung dieser Unterlage wie auch weiterer<br />
Informationen oder die Zusendung von<br />
Anregungen und Verbesserungsvorschlägen<br />
ist möglich unter:<br />
HUGA Hubert Gaisendrees GmbH & Co. KG<br />
Osnabrücker Landstr.129 • 33335 Gütersloh<br />
info@huga.de • www.huga.de<br />
HUGA Info-Hotline „Barrierefrei“<br />
tel 05241 973-444<br />
architektenservice@huga.de<br />
Mehrsprachige ISK-DVD<br />
PLUS als gelbasiertes und Liquick® Base als<br />
hydrophiles Kathetersystem detailliert vorgeführt.<br />
Um auf die geschlechterspezifischen<br />
Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen, katheterisiert<br />
sich jeweils eine Frau und ein Mann.<br />
So wird dem Zuschauer ausführlich demonstriert,<br />
wie er den Katheter halten muss und<br />
was bei der Katheterisierung zu beachten<br />
ist. Hilfreiches Bonusmaterial bietet die DVD,<br />
wenn man diese auf einem PC abspielt. Dort<br />
kann man neben dem kompletten Produktkatalog<br />
auch den Kinderratgeber „Wie benutze<br />
ich einen Katheter?“ ansehen. Damit bietet<br />
die DVD ist eine ideale Ergänzung für die Anleitung<br />
zur Katheterisierung.<br />
Die DVD „Intermittierender Selbstkatheterismus“<br />
kann gratis bei Medical Service unter<br />
der Servicenummer 0800 – 403 1001 bestellt<br />
werden.<br />
Medical Service GmbH<br />
Luisenstraße 8<br />
75378 Bad Liebenzell<br />
info@medical-service.de<br />
www.medical-service.de
B<br />
esonders wichtig ist, einfach so wie<br />
immer zu sprechen, unerheblich ob im<br />
Dialekt oder bestem Hochdeutsch. Das Spracherkennungsprogramm<br />
passt sich auch an<br />
das übelste Kauderwelsch an und überträgt<br />
es in geschriebenen Text, vorausgesetzt man<br />
bemüht sich um eine deutliche Aussprache.<br />
Selbst mein zehnjähriger Sohn konnte<br />
innerhalb kürzester Zeit vorzeigbare Texte<br />
diktieren, obwohl er sich bei seiner Aussprache<br />
nicht sonderlich Mühe gibt und durchaus<br />
den einen oder anderen Lesefehler einbaut.<br />
Großer Vorteil für ihn: das Programm<br />
schreibt stets in logisch korrekten Sätzen. Es<br />
vergisst keine Ü-Pünktchen, macht automatisch<br />
Hauptwörter groß und Tuwörter klein<br />
und bringt meinen Sohn rechtschreibtechnisch<br />
völlig nach vorne.<br />
Die Programme von heute besitzen nicht<br />
mehr die früher übliche Einzelworterkennung,<br />
sondern analysieren die diktierten<br />
Spracherkennungsprogramme:<br />
Meine Hände liegen<br />
locker auf dem<br />
Schoß. Kein Schieben<br />
der Maus, kein Suchen<br />
auf der Tastatur. Nur<br />
ganz selten muss ich<br />
einzelne Befehle eintippen.<br />
Möglich macht<br />
das das Diktierprogramm<br />
„Dragon NaturallySpeaking“<br />
von<br />
Nuance. Es überträgt<br />
Satz für Satz meine<br />
gesprochenen Worte<br />
in geschriebenen Text.<br />
Nur Bonbons lutschen<br />
kann ich nicht mehr<br />
nebenbei. Das kann<br />
das Programm nämlich<br />
nicht leiden.<br />
technik<br />
Wörter im Kontext des ganzen Satzes. Für<br />
den Diktierer ergibt sich dadurch die Notwendigkeit,<br />
möglichst in kompletten Sätzen<br />
zu sprechen. Je länger die Textfragmente<br />
sind, die das Programm erkennen soll, desto<br />
genauer wird die Umsetzung in Text ausfallen.<br />
Der Diktierer sollte sich also seinen Satz<br />
möglichst komplett vorher überlegen. Nur<br />
wenn er jedes Wort für sich einzeln spricht,<br />
bekommt das Programm große Probleme<br />
und es entsteht das übliche Kauderwelsch,<br />
dass einem früher das Arbeiten damit so<br />
sehr verleidet hat. Es bleibt einem auch<br />
nicht erspart sämtliche Fehler, die das Programm<br />
produziert, mit dem vorgesehenen<br />
Korrekturmodus zu korrigieren, auch wenn<br />
es schneller und vor allem leichter wäre,<br />
den kompletten Texte nach dem Diktieren in<br />
einem Durchgang zu redigieren. Denn dann<br />
lernt das Programm nicht. Und nur wenn es<br />
ständig lernt, hat man nach einigen Wochen<br />
ein Resultat, mit dem man seine Arbeit wirk-<br />
PARAPLEGIKER 2/09 49
technik<br />
50<br />
PARAPLEGIKER 2/09<br />
lich erleichtert. Die Korrektur muss mit Hilfe<br />
bestimmter Befehle vorgenommen werden,<br />
damit das System die Fehler auch erkennen<br />
und hinzu lernen kann. Ein Vorgang, der je<br />
nach Häufigkeit des Trainings schon ein paar<br />
Wochen dauern kann.<br />
Aber was heißt eigentlich zufrieden? Das ist<br />
natürlich sehr abhängig von den bisherigen<br />
Schreibgewohnheiten. Wenn jemand aus<br />
rein körperlichen Gründen extreme Schwierigkeiten<br />
hat überhaupt eine Tastatur zu bedienen,<br />
so wird er in kürzester Zeit ein riesiges<br />
Erfolgserlebnis erfahren. Ihm wird nicht nur<br />
das Schreiben von Texten eine große Hilfe<br />
sein, auch das Aufsuchen von Dateien, das<br />
Abspeichern oder das Wechseln zwischen<br />
Programmen kann inzwischen per Sprache<br />
gesteuert werden. Grundlage dafür ist allerdings,<br />
dass man die Befehle, die das Spracherkennungsprogramm<br />
erkennt, vernünftig<br />
lernt. Das ist ein bisschen kompliziert. Denn<br />
es gibt selbst in der Hilfe des Programms<br />
keine Übersicht über alle funktionierenden<br />
Befehle (zumindest nicht bei Version 7). Man<br />
muss sich also seine Be-<br />
Nur wenn man<br />
den Befehl exakt<br />
gelernt hat, weiß das<br />
Programm was es<br />
fehlsliste selbst erstellen,<br />
indem man sie aus<br />
dem Menüpunkt im<br />
Einzelnen heraussucht,<br />
kopiert und z.<br />
B. in einer Worddatei<br />
zusammenstellt. Und<br />
dann geht es wie beim<br />
Vokabeln lernen: Nur wenn man den Befehl<br />
exakt gelernt hat, weiß das Programm was<br />
es zu tun hat. „Öffne Outlook“ kann man<br />
so oft sagen wie man will, es wird sich nie<br />
öffnen. Der Befehl heißt „Öffne Mail“, und<br />
auch nicht „Öffne E-Mail“ oder „Schreibe E-<br />
Mail“ oder irgendetwas anderes.<br />
zu tun hat.<br />
Mit Dragon NaturallySpeaking Professional<br />
kann man zudem auch eigene benutzerdefinierte<br />
Sprachbefehle zur Automatisierung<br />
von Routineaufgaben erstellen. Wenn man<br />
gewisse Abfolgen von „Klicks“, Systemtasteneingaben<br />
und Programmstarts immer<br />
wieder macht, bis man beispielsweise seine<br />
neuen angekommen E-Mails geöffnet hat,<br />
so kann man auch den Befehl „Mail holen“<br />
selbst konfigurieren und das Programm er-<br />
ledigt die Folge unterschiedlichster Befehle<br />
alleine. Eine große Arbeitserleichterung für<br />
den beruflichen Alltag, wo dieselben Tätigkeiten<br />
immer wieder vorkommen.<br />
Auch wenn es eine überschaubare Zahl von<br />
zu erlernenden und zu erstellenden Befehlen<br />
ist, so fällt es doch recht schwer, gerade<br />
diese Navigationsbefehle korrekt zu gebrauchen.<br />
Und wenn das Programm dann nicht<br />
so will wie man selbst gerade will, kann das<br />
ganz schön frustrierend sein. Aber auch hier<br />
macht Übung den Meister. Wenn man das<br />
Programm nicht dafür nutzt, in den Programmen<br />
hin und her zu springen, Dateien<br />
zu öffnen und wieder zu schließen und eben<br />
auch diese Navigation zu trainieren, so werden<br />
sich die Befehle schwerlich einprägen.<br />
Nur wer regelmäßig damit arbeitet wird zu<br />
einem befriedigenden Ergebnis kommen.<br />
Für die Anderen bleibt immer noch die Möglichkeit,<br />
das Programm wirklich nur zum Diktieren<br />
von Texten zu benutzen.<br />
»Anpassen«<br />
Einen weiteren Quantensprung im Erkennen<br />
von sprachlichen Texten erhält man, indem<br />
man das Programm an seinen persönlichen<br />
Wortschatz anpasst. Dafür nimmt man einfach<br />
Artikel, Briefe oder andere Dokumente,<br />
die man bereits geschrieben hat und lässt sie<br />
automatisch in das Sprachprogramm einlesen.<br />
Dieses extrahiert daraus alle Wörter, die<br />
es im Standardvokabular nicht hat und passt<br />
diese an den Sprachduktus des Benutzers<br />
an. Ich spreche z. B. oft von „Rollis“ oder<br />
von „Querschnitten“, von „Tetras“ oder von<br />
„Schattenparkern“, lauter Wörter, die nicht<br />
ursprünglich im Vokabular des Sprachprogramms<br />
vorhanden sind. Diktiert man diese<br />
Wörter einem völlig ahnungslosen Sprachprogramms,<br />
so wird es in seinem Vokabular<br />
nach ähnlich klingenden Wörtern suchen<br />
und diese dann in den Text drucken.<br />
Technische Voraussetzungen (empfohlen):<br />
Ein aktueller Computer.<br />
2,4 GHz CPU<br />
2 GB RAM<br />
2,5 GB freier Festplattenspeicher.
Die preiswerteste Software, die Office-Ansprüchen<br />
genügt, ist für 198 € inklusive eines<br />
leistungsfähigen Headset zu haben (Dragon<br />
NaturallySpeaking 10.0 Preferred). Die leistungsstarke<br />
Professional-Version kostet für<br />
Menschen mit Behinderungen statt 950 €<br />
(inkl. Headset und MwSt) 665 €. Zudem gibt<br />
eine Reihe von sinnvollen Peripheriegeräten,<br />
wie z. B. ein Standmikrophon, das sich per<br />
Bewegungsmelder einschaltet und den Körperbehinderten<br />
davon befreit, sich ein Headset<br />
aufsetzen zu lassen. Bei allen Zusatzgeräten<br />
gilt die Regel: Je teurer desto besser.<br />
Die vorgestellten Softwareprogramme sind<br />
ursprünglich natürlich gar nicht für uns<br />
konzipiert worden. Viel Geld investieren<br />
Geheimdienste, um geschriebene und gesprochene<br />
Texte automatisch zu erkennen<br />
und nach kriminellem oder terroristischem<br />
Inhalt zu durchforsten. Viel Geld investieren<br />
große Konzerne, um sich Tausende von Mitarbeitern<br />
in Callcentern zu ersparen und den<br />
Anrufer, per Spracherkennung und automatischem<br />
Anrufbeantworter, kostengünstig zu<br />
versorgen.<br />
Aktuelle Spracherkennungsprogramme in<br />
Verbindung mit leistungsfähigen Computern<br />
haben eine Treffgenauigkeit beim Erkennen<br />
von sprachlichen Texten erreicht,<br />
die behinderten Menschen im Beruf, beim<br />
Arbeiten am Computer und in der Steuerung<br />
von Umweltgeräten von großer Hilfe<br />
sein kann. Es wäre sinnvoll diese Möglichkeiten<br />
auch während der Rehabilitation frischer<br />
Querschnittgelähmter einzusetzen.<br />
Das würde in der Rehabilitation zu großen<br />
Erfolgserlebnissen führen und ist daher eigentlich<br />
ein Pflichtprogramm für die Ergotherapeuten<br />
in Querschnittkliniken.<br />
Das alles erfordert natürlich eine gewisse<br />
Grundinvestition in Hardware, Software<br />
und vor allem in Zeit, um mit dem Programm<br />
intensiv zu trainieren. Eine professionelle<br />
Einführung und Schulung lohnt<br />
sich in jedem Fall und bewahrt vor Frust. Je<br />
mehr man schreibt (diktiert), desto schneller<br />
merkt man die Arbeitserleichterung, je<br />
weniger Muskeln man zu Verfügung hat,<br />
desto eher merkt man die Erleichterung<br />
beim Tippen. Geht man mit einer gewissen<br />
Konsequenz an die Bewältigung dieser<br />
Aufgabe heran, dann wird man schnell<br />
Freude daran finden. Macht man es halbherzig,<br />
ohne zu trainieren, ohne sich die<br />
Befehle zu merken und ohne ständig seine<br />
gesprochenen Texte zu korrigieren, so wird<br />
man das eine oder andere Mal ins Mikro<br />
oder Headset beißen.<br />
Wer zusätzliche Informationen benötigt,<br />
Software und Hardware bestellen und vor<br />
allem an Trainingsmaßnahmen (auch per<br />
Internet) teilnehmen möchten, der kann<br />
auf die Homepage www.brandt-spracherkennung.de<br />
gehen. Dort findet er mehr<br />
Informationen und dort kann man auch<br />
fragen, ob in der Gegend eventuell Trainingskurse<br />
stattfinden.<br />
Text: Ralf Kirchhoff<br />
Foto: Barbara Kirchhoff<br />
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technik
technik<br />
52<br />
PARAPLEGIKER 2/09<br />
Rollibike-Gespann:<br />
Mit Handbikes kann man spazierenfahren, Besorgungen machen<br />
oder auch Sport betreiben. Es gibt zwei Sorten: Die „Rollibikes“<br />
kann man schnell vom Rollstuhl abkoppeln und irgendwo reinrollen,<br />
außerdem sind sie sehr kompakt. Die „Rennbikes“ sind reine<br />
Sportgeräte. Man kann damit zwar bei gleichem Krafteinsatz etwa<br />
zehn km/h schneller fahren, kommt aber nirgendwo rein und<br />
hat einen Wendekreis wie ein Kleinwagen. Zudem ist der Transport<br />
in einem PKW kaum möglich.<br />
Technisch ausgereift:<br />
BOOSTER-Vorspann-Bike<br />
von RehaTrend, kombiniert<br />
mit dem speziell angepassten<br />
„Tennis“-Rollstuhl von ProActiv.<br />
R<br />
ehaTrend in Speyer baut seit 1994 Rollibikes.<br />
Es begann zunächst mit 20-Zöllern,<br />
über 24 Zoll kam man 1995 dann auf 26<br />
Zöller und damit auf eine Dimension, für die<br />
Radsport-Reifen passen. Solche Reifen haben<br />
logischerweise durch einen geringen Rollwiderstand<br />
einen leichten Lauf. Dazu wurde<br />
von RehaTrend eine zentrale Kupplung entwickelt,<br />
die ein leichtes, sehr schnelles und<br />
absolut sicheres Ankoppeln des Bikes an<br />
den Rollstuhl ermöglicht, natürlich auch ein<br />
ebenso schnelles Abkoppeln. Der Rollstuhl<br />
zum Vorspann-Bike kann bei RehaTrend frei<br />
gewählt werden, ein intelligentes Verbindungs-System<br />
ermöglicht ein leichtes Anpassen<br />
an jeden Rollstuhl. Der kann bei den<br />
immer noch gebauten kleineren Radmaßen<br />
auch ein Falter sein. Bei den 26-Zöllern sollte<br />
Die Fußauflage<br />
des<br />
„Tennis“<br />
macht zusammen<br />
mit den<br />
eng stehenden vorderen<br />
Holmen einen Wadengurt entbehrlich.<br />
der Rollstuhl allerdings einen starren Rahmen<br />
haben. Ein solcher Bau eignet sich durch die<br />
geringere Verwindung ohnehin besser für die<br />
Verwendung mit einem Vorspann-Bike.<br />
Seit dem vergangenen Jahr bietet RehaTrend<br />
seinen 1995 zunächst „Kamikaze“ genannten<br />
26-Zoll-Prototyp in der zweiten Serien-Version<br />
als „Booster 2“ an. Gebaut wird das Bike immer<br />
mit exakter Anpassung an die Maße und<br />
die Bedürfnisse des Kunden, dadurch wird<br />
Steifigkeit gewonnen und Gewicht gespart.<br />
Der Kunde bestimmt natürlich auch den Rollstuhl,<br />
an dem er den Booster 2 verwenden<br />
will.<br />
Seit 1995 fahre ich mit den 26-Zöllern von<br />
RehaTrend, an einem Sopur ALLROUND zunächst<br />
mit dem Prototyp Kamikaze und dann<br />
dem Booster 1. Bei exakt geeichten Tachos<br />
stehen jetzt etwa 50 000 km auf der Uhr. Da<br />
der Allround in der damaligen Ausführung<br />
seit Jahren nicht mehr angeboten wird, musste<br />
ein anderer Rollstuhl her. Die Wahl fiel<br />
schließlich auf den TENNIS von ProAktiv. Dieser<br />
sollte exakt in den Maßen gebaut werden<br />
wie der Allround, was von einem ProAktiv-<br />
Mitarbeiter vermessen wurde.<br />
Einmalig funktionell:<br />
Die Kupplung von RehaTrend<br />
ist absolute Spitze und in ihrer Funktionalität<br />
und Sicherheit einmalig.<br />
Exakt und spielfrei<br />
Geliefert wurde das komplette Bike am 26.<br />
Februar. Bis zum PARA-Redaktionsschluss bin<br />
ich laut GPS-abgestimmtem Tacho exakt 1 800<br />
Kilometer gefahren, davon allein im April mit<br />
seinem Jahrhundert-Wetter beachtliche 998<br />
Kilometer. Hier der Erfahrungs-Bericht:
Am Auslieferungs-Tag ist das Bike in der Sporthalle der Werner-Wicker-Klinik<br />
in Bad Wildungen-Reinhardshausen vorgestellt und von etlichen Rollis<br />
und Therapeuten/innen probegefahren worden. Einer der Tester war der in<br />
Rollisport-Kreisen sehr bekannte und immer kritische Dieter Grimm: „Das<br />
ist eindeutig das beste, was ich jemals gefahren habe.“ Besonders gelobt<br />
wurde von Grimm die außerordentliche Steifi gkeit der gesamten Konstruktion,<br />
da gibt es auch durch die Kupplung keinerlei Spiel. Erreicht wird dies<br />
einmal durch die Kupplung selbst, andererseits aber durch die exakte und<br />
absolut spielfreie Verbindung der Kupplung mit dem Rollstuhl. Der Rollstuhl<br />
ist so gebaut, dass die Kupplung an eine fest mit dem Rollstuhl verbundene<br />
Konstruktion angebracht worden ist. Durch die verwindungsfreie Kombination<br />
Vorspann-Bike und Rollstuhl geht die eingesetzte Kraft in den Vortrieb<br />
und nicht in das Verbiegen der Konstruktion.<br />
Die Anbringung von Brems- und Schaltungs-Hebeln („Gripshift“) an die<br />
Handgriffe der Kurbeln bieten zwar den Vorteil schneller Betätigung, als<br />
Nachteil muss man dafür aber die lästigen und durch die dauernde Bewegung<br />
auch störanfälligen Bowdenzüge in Kauf nehmen. Deshalb wurden bei<br />
dem hier vorgestellten Bike die Hebel an den beiden Lenker-Stummeln des<br />
Booster 2 montiert. Diese Lenker bieten auch die Möglichkeit, bei schneller<br />
Bergabfahrt – es wurden mal 57 km/h erreicht – sicher zu steuern. Das Bike<br />
wurde technisch absolut hochwertig ausgestattet. So wurden ausschließlich<br />
Komponenten aus den Shimano-Spitzengruppen DuraAce und XTR<br />
verwendet.<br />
Fragen und Fazit<br />
Genau wie der RehaTrend Booster 2 ist auch der ProAktiv-Tennis sowohl<br />
technisch als auch optisch eine wirkliche Augenweide. Beide Teile des<br />
Rollibikes sind mit gutem Material hervorragend verarbeitet. Hervorzuheben<br />
ist die nach vorn begrenzte Fußaufl age des Tennis, die im Zusammenhang<br />
mit den eng stehenden vorderen Holmen sowohl das Herausfallen<br />
der Füße als auch der Spreizen der Beine verhindern. Die ansonsten<br />
bei Rolli-Bikes zu empfehlenden Halte- und Wadengurt werden dadurch<br />
überfl üssig.<br />
Nicht so gut ist allerdings, dass beim Vermessen des Rollstuhls – vielleicht<br />
aber auch beim Bau – ein gravierender Fehler gemacht wurde: Die Achse<br />
ist im Vergleich zur Vorgabe durch den Sopur Allround um etwa vier<br />
Zentimeter zu weit nach vorn gesetzt. Dadurch ist es nicht möglich, mit<br />
dem gut schaltbaren kleinsten Gang etwas steiler bergauf zu fahren, der<br />
kleinste Gang ist also nicht zu gebrauchen. Eine eMail-Anfrage vom 14.<br />
April zu diesem Problem wurde von ProAktiv bis zum Redaktionsschluss<br />
ebensowenig beantwortet wie eine technische Frage zu Handkurbeln, die<br />
am 26. März an ProAktiv gestellt wurde.<br />
Alles in allem ergibt die Kombination des RehaTrend Booster 2 mit dem<br />
Tennis von ProAktiv ein außerordentlich gelungenes und wirklich zu empfehlendes<br />
Rollibike-Gespann.<br />
Weitere Infos bei www.reha-trend.de<br />
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Hermann Sonderhüsken<br />
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E-Mail info@invacare-aquatec.com<br />
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<strong>2009</strong>, Küschall AG, Schweiz - Alle Rechte vorbehalten.
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er jetzt 28jährige René Lorentzen<br />
wurde mit „offenem Rücken“ geboren,<br />
die Fachmenschen nennen das<br />
Spina bifida. Das hatte zunächst keine<br />
Konsequenzen bezüglich der Gehfähigkeit<br />
des heranwachsenden Jungen.<br />
Durch die Fehlstellung seiner Füße – was<br />
durch verschiedene OP´s nicht behoben<br />
werden konnte, sondern sogar noch verschlimmert<br />
wurde – gab es dann aber immer<br />
stärker werdende Gehprobleme. Die<br />
wurden letzthin so gravierend, dass der<br />
Neubrandenburger im Alter von zwölf<br />
Jahren im Rollstuhl landete.<br />
Nach seiner Schulzeit mit Realschul-Abschluss<br />
begann René Lorentzen im Alter<br />
von 17 Jahren eine Ausbildung als Bauzeichner,<br />
die er mit dem Abschluss als<br />
René Lorentzen hat eine sehr<br />
freundliche Ausstrahlung.<br />
Und die passt gut zu seinem<br />
Beruf: er ist Gäste-Betreuer<br />
im Hotel HausRheinsberg in<br />
Rheinsberg in Brandenburg,<br />
die in Rolli-Kreisen sehr bekannteVier-Sterne-Nobelherberge<br />
der Fürst Donnersmarck-Stiftung.<br />
Facharbeiter beendete. Eine Anstellung<br />
in seinem Beruf konnte der aktive<br />
junge Mann dann<br />
aber trotz vieler Bewerbungen<br />
nicht<br />
erreichen. Durch<br />
einen glücklichen<br />
Zufall kam René<br />
Lorentzen 2006<br />
mit dem Hotel<br />
Haus- Rheinsberg<br />
in Kontakt.<br />
Hotel-Chefin Corinna<br />
Fritz erkannte<br />
das Talent des<br />
freundlichen und<br />
kommunikativen Rollstuhlfahrers<br />
und bot ihm<br />
eine Anstellung als Gäste-<br />
Betreuer an. René Lorentzen nahm das<br />
Angebot an und hat im HausRheinsberg<br />
jetzt die Aufgabe, den Gästen bei allen<br />
anstehenden Fragen mit Rat und natürlich<br />
auch mit Tat zur Seite zu stehen.<br />
Neben seiner Arbeit ist für René Lorentzen<br />
der Sport ein wichtiger Bestandteil<br />
seines Lebens. So ist er mit Rolli-Tanz,<br />
Der Weg zum Kofferraum ist etwas mühsam.
Das Verladen des Rollstuhl wird durch<br />
die niedrige Ladekante erleichtert.<br />
Gäste-Betreuer René Lorentzen ist mit<br />
seinem Auto sichtlich zufrieden.<br />
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LEVO C3<br />
Hobby-Basketball und Sitzball im<br />
FSVB Neubrandenburg e.V. aktiv.<br />
Für die 66 Kilometer zwischen seinem<br />
Wohnort Neubrandenburg<br />
und seinem Arbeitsplatz in Rheinsberg<br />
brauchte René Lorentzen natürlich<br />
ein Auto, und das sollte ein<br />
Kombi sein, preisgünstig in der Anschaffung<br />
und auch im Unterhalt.<br />
Nach gezieltem Suchen wurde der<br />
Ford Focus Turnier Diesel als Jahreswagen<br />
gefunden und im Dezember<br />
2007 für 12 000 € gekauft:<br />
„Mit diesem Kauf habe ich wirklich<br />
Glück gehabt“, so René Lorentzen,<br />
der den reichlichen Platz im großen<br />
Kofferraum ohne störende Ladekante<br />
ebenso lobt wie den günstigen<br />
Verbrauch, der Tankstopps<br />
erst nach gut 900 Kilometern erforderlich<br />
macht. „Außerdem hat<br />
der Focus eine elegante Form, der<br />
Motor ist kräftig und ich habe ein<br />
wirklich gutes Fahrgefühl in diesem<br />
Auto.“<br />
Irgendwelche Hilfsmittel benötigt<br />
René Lorentzen in seinem Focus<br />
nicht. Da in Beinen und Füßen<br />
noch Restfunktionen vorhanden<br />
technik<br />
sind, kann er die drei Fuß-Pedale<br />
des Fünfgang-Schalters normal<br />
bedienen. Und seinen Klapprollstuhl<br />
verstaut er im Kofferraum,<br />
den er zwar etwas mühsam, aber<br />
auch problemlos dadurch erreicht,<br />
dass er sich am Autodach abstützt.<br />
Das Ein- und Ausladen des Rollstuhls<br />
wird dann auf der Kofferraum-Kante<br />
sitzend vollzogen.<br />
René Lorentzen bezeichnet sich als<br />
„flotten“ Fahrer. „Die Geschwindigkeits-Grenzen<br />
halte ich aber<br />
ein.“ Er fährt im Jahr etwa 20 000<br />
bis 25 000 km, „die meisten davon<br />
auf dem Weg von der Wohnung<br />
zur Arbeit.“ Besonders rollifreundliche<br />
Extras sind im Auto von René<br />
Lorentzen nicht zu finden: „Die<br />
brauche ich auch nicht, mir gefällt<br />
mein Auto so, wie es ist.“ So soll<br />
denn der Focus auch so lange gefahren<br />
werden, „bis Rost oder TÜV<br />
uns trennen.“ Und dann könnte<br />
der Neue auch wieder ein Focus<br />
sein, „oder auch der Audi A6.“<br />
Text & Fotos<br />
Hermann Sonderhüsken<br />
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technik<br />
Sie sind KADOMO<br />
(von links): Udo Späker,<br />
Thomas Kaminski, Hakki<br />
Yavuzyasar (verdeckt),<br />
Frank Rösner und<br />
Rolf Wefers.<br />
Autoumbauer KADOMO eröffnet:<br />
Neues von<br />
alten Bekannten<br />
Die Tür öffnet sich federleicht, mit elektromotorischer<br />
Unterstützung. Im Eingangsbereich eine Sitzgruppe<br />
unterm Gartenpavillon, links ein Kühlschank, rechts ein<br />
Kaffeeautomat. Offen der Zugang zu den Büros samt<br />
Fahrzeugausstellung. Von dort erlaubt großzügige Verglasung<br />
einen Blick in die Werkstatt.<br />
56<br />
PARAPLEGIKER 2/09<br />
D<br />
er neue Arbeitsplatz von Marketingmann<br />
Udo Späker liegt nah beim alten.<br />
Zusammen mit Frank Rösner (Geschäftsführer),<br />
Hakki Yavuzyasar (Vertrieb) sowie<br />
Thomas Kaminski und Rolf Wefers (Werkstatt)<br />
ist er das Wagnis eingegangen seinen<br />
bisherigen Arbeitgeber zu verlassen und in<br />
Monheim, nicht weit von Düsseldorf, eine<br />
Firma zu gründen, die ganz den eigenen<br />
Prinzipien verpflichtet ist. Die auf den ersten<br />
Blick erkennbare Transparenz gehört dazu.<br />
Die „Mobilitätsmanufaktur“ KADOMO<br />
(„..und Du kannst doch mobil sein!“) will<br />
„behindertengerechten Fahrzeugbau zum<br />
Anfassen“ bieten. Zum Angebot gehört nahezu<br />
alles, was am Handikap-Pkw-Markt an<br />
Hilfsmitteln unterwegs ist, ganz offen unter<br />
den Markennamen der Produzenten, angepasst<br />
an jedes gewün schte Fahrzeug.<br />
Gleichzeitig, so betont Späker, verweigere<br />
man die inzwischen oft übliche „Drücker-<br />
Mentalität“, stelle als Marken unabhängige<br />
Werkstatt stattdessen die Wünsche und Bedürfnisse<br />
der Kunden in den Vordergrund.<br />
Das kann ja jeder sagen, könnte man einwenden.<br />
Der Start scheint jedoch geglückt,<br />
wohl auch wegen der Bekanntheit und<br />
Glaubwürdigkeit der KADOMO-Mannen in<br />
der Szene. Obwohl jetzt, Anfang Juni, die<br />
Idee erst 11 und der Aufbaubeginn sechs<br />
Wochen her sind, hat sich die Gründung<br />
schon bei Kunden und Kostenträgern herumgesprochen,<br />
es gibt bereits Aufträge.<br />
Zwei Grundtypen von Kunden kennt Udo<br />
Späker: „Der eine schickt per Mail eine genaue<br />
Liste der gewünschten Umrüstung.“<br />
Der andere sagt z.B.: „Meine Schwägerin<br />
hatte zwei Schlaganfälle und sitzt im Rollstuhl.<br />
Wie kann sie noch Auto fahren?“<br />
Antwort, na klar: In einem Transporter mit<br />
Heckrampe z.B. Das wäre eine preiswerte<br />
Möglichkeit. Auch ein KADOMO-Thema:<br />
Soviel Technik wie nötig, so wenig wie möglich,<br />
pointiert der Marketingexperte. Das<br />
könnten bei Selbstzahlern auch Gebrauchtteile<br />
sein. Ein Schwenksitz ist so samt Einbau,<br />
Eintragung in die Fahrzeugpapiere und<br />
Mehrwertssteuer schon für 1949 € zu haben,<br />
alles komplett mit Neuteilen kostet der Spaß<br />
2650 €. Ähnlich funktioniert es auch mit anderen<br />
Teilen rund ums Sitzen und Umsetzen,<br />
weniger mit Handbedienungen für Gas und
Bremse. Die preiswerten Lösungen werden<br />
u.a. durch die schlanke Unternehmensstruktur<br />
der Neugründung möglich.<br />
Zum Repertoire der Monheimer gehören<br />
u.a.: Drehsitze, Umsetz- und Aufrichthilfen,<br />
Kofferraumlifter, Fahrzeuge mit Heckeinstieg<br />
und Absenkhydraulik. Auch bei dem immer<br />
wichtiger werdenden Thema Elektronik haben<br />
die KADOMO Mitarbeiter Erfahrung. Die<br />
gewohnte Mechanik jedoch vermittele dem<br />
Fahrer mehr Sicherheit, meint Späker. Gewohnheiten<br />
können behinderte Autofahrer<br />
aber oft nicht weiter ausleben. Autos ändern<br />
sich. Die Schweller werden breiter, die Kluft<br />
z.B. vom Rolli zum Fahrersitz immer größer.<br />
Auf der Beifahrerseite einzusteigen, rüberzurutschen<br />
und den Rolli auf die Rückbank<br />
ziehen ist fast unmöglich geworden. Autos<br />
sind so vielfältig wie nie zuvor. Hier tut Beratung<br />
not, auch wenn sich manche(r) sich<br />
das Wunschfahrzeug nicht ausreden lassen<br />
will. „Dann bekommen sie das auch“, sagt<br />
Udo Späker.<br />
Beraten werden muss vor allem auch zum<br />
Thema Umrüstung. Nicht jeder kommt mit<br />
jeder Technik klar. Auch hier ist der Wunsch<br />
oft Vater des Gedankens. Wünsche sind<br />
teuer, deshalb unterstützt die „Mobilitätsmanufaktur“<br />
nicht nur beim Umbau, sondern<br />
bereits vor der Antragsstellung für den<br />
Führerschein oder die mögliche Fahrzeug-<br />
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umrüstung. Individuelle Wünsche außerhalb<br />
des Notwendigen hingegen kommen<br />
oft noch dazu. Schließlich ist das Auto ein<br />
emotional besetztes Ding, für behinderte<br />
Menschen sowieso, schließlich hängt ihre<br />
Mobilität daran. Udo Späker kennt seine<br />
Kundschaft, lässt aber nichts auf sie kommen:<br />
„Behinderte fahren umsichtiger.“<br />
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58<br />
PARAPLEGIKER 2/09<br />
Ferngelenkte Modelle (2):<br />
Zu Lande und<br />
im Wasser<br />
Stecken Sie sich einmal einen kurvenreichen<br />
Parcours ab und versuchen<br />
Sie, diesen unfallfrei mit einem ferngesteuerten<br />
Auto zu bewältigen.<br />
Die Kamera auf dem Modell-Kutter<br />
eröffnet Ihnen bislang nicht erlebte<br />
Einblicke in den Schilfgürtel Ihres<br />
Dorftümpels. Man muss nicht gleich<br />
in die Luft gehen, um Spaß am Modellbau<br />
zu haben.<br />
Die Technik auf dem Modellbaumarkt hat sich in<br />
den letzten Jahren extrem weiterentwickelt. Hin<br />
zu kleiner, schneller, kraftvoller, effektiver. Je nach<br />
Untergrund und Fahrstil kurvt der Elektro-Buggy<br />
heute rund zehn bis fünfzehn Minuten im Vollgas<br />
durchs Gelände. Da man nicht ständig in Bewe-<br />
Auf dünnem Eis.<br />
gung ist, resultieren im Freizeitgebrauch Spielzeiten<br />
von einer halben Stunde und mehr pro Akkuladung.<br />
Leichte Motor-Flugmodelle lassen sich<br />
mit einem Akku von der Größe einer Zündholzschachtel<br />
20 Minuten bei permanent laufendem<br />
Motor in der Luft halten. Wem das nicht ausreicht,<br />
der nimmt Ersatzzellen mit.<br />
Die Grenzen werden heute kaum mehr von der<br />
Technik als vielmehr vom Geldbeutel gesetzt.<br />
Leistungsstarke Motoren bekommt man für wenige<br />
EURO. Für Hochleistungs-Motoren muss<br />
man möglicherweise Hunderte hinblättern.<br />
Bekommt man Akku-Packs für Auto und Boot<br />
schon für 15 € nachgeworfen, kosten Hochenergiezellen<br />
für Helis immer noch bis zu 400 €<br />
pro Stück.
Autos und Boote kommen mit einer Minimalausstattung<br />
und geringstem technischen Aufwand<br />
aus: Zwei Fernsteuerkanäle (Vorwärts / Rückwärts<br />
– Rechts / Links) sind erforderlich. Damit reicht ein<br />
einfacher Sender und ein billiger Empfänger. Man<br />
benötigt einen Motor, einen Fahrtenregler, ein<br />
Servo. Oftmals werden Komplettsets angeboten.<br />
Ausbaufähiger bleibt man, lässt man sich vom<br />
Händler ein „Komplettset“ aus Einzelkomponenten<br />
zusammenstellen.<br />
Bodenfahrzeuge<br />
Bei elektrischen, ferngesteuerten Bodenfahrzeugen<br />
ist die Trennung in Indoor- und Outdoor-<br />
Modell nicht zwingend. Auch ein 75-cm-Geländewagen<br />
lässt sich durch die Wohnung lenken.<br />
Ausreizen kann man ihn natürlich nur in freier<br />
Wildbahn. Andererseits bekommen kleine Modell<br />
von 20 Zentimetern Länge abwärts draußen Probleme<br />
mit jedem kleinsten Stein. Auf Gras geht<br />
mit ihnen gar nichts mehr. Weiter ließen sich die<br />
Bodenfahrzeuge nach Antriebsart katalogisieren:<br />
2-Rad- oder 4-Rad-Antrieb. Erstere sind schneller,<br />
bei weniger Stromverbrauch – letztere im Gelände<br />
die Fortbewegungsart der Wahl.<br />
Zwingender zu unterscheiden ist die Bauform<br />
selbst. Möchte man einen Formel-1-Wagen oder<br />
einen Geländebuggy? Einen Pkw oder einen Sattelschlepper?<br />
Oder möchte man mit einem Multifunktionsspielzeug<br />
in Form von Pistenraupe, Kran<br />
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oder Bagger den eigenen Garten bewirtschaften?<br />
Für Militaristen gibt es Panzer, die richtig Munition<br />
verschießen. Bis hin zum Motorrad ist jedes<br />
Fahrzeug bei irgendeinem Hersteller als ferngesteuertes<br />
Modell zu ergattern.<br />
Dann gibt es noch die immer weiter entwickelten<br />
Roboter, die auf zwei oder mehr Beinen ferngelenkt<br />
herumlaufen. Die aber genauso aus eigenem<br />
Antrieb heraus die Wohnung erkunden, auf<br />
Nachfolge- oder Suchfunktion schaltbar sind, in<br />
ihrer Eigenständigkeit teils schon lebensecht wie<br />
ein Haustier funktionieren.<br />
Kaufen und losfahren<br />
Für das ferngesteuerte Auto gilt: Man läuft kaum<br />
Gefahr, das Modell im Betrieb zu verlieren. Ohne<br />
Vorkenntnis und Vorbereitung kann man es<br />
kaufen, den Akku laden und losfahren. Je mehr<br />
Übung man durch das Spiel buchstäblich einfährt,<br />
desto präziser wird man das Modell beherrschen.<br />
Plötzlich kommt man dann – wie seinerzeit beim<br />
Rollstuhltraining – Steigungen oder Bordsteine<br />
hinauf, die dem Anfänger verwehrt sind. Wer<br />
basteln möchte, kauft sich den (meist billigeren<br />
Bausatz). Wer nur fernlenken will, wählt das fertig<br />
aufgebaute Modell.<br />
Der Rollstuhl setzt hier kaum Grenzen. Die Modellgröße<br />
sollte sich – wenn man das Auto mit<br />
Rolli oder Handbike transportieren möchte – an<br />
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60<br />
PARAPLEGIKER 2/09<br />
der Größe des Rollstuhles orientieren,<br />
damit es an der Rückenlehne aufgehängt<br />
werden oder in einer Satteltasche verschwinden<br />
kann. Selbst ein Auto kann<br />
irgendwo einmal hängen bleiben. Doch<br />
dann ist es meist immer noch irgendwie<br />
erreichbar.<br />
Seen, die mit einer hauchdünnen Eisschicht<br />
bedeckt sind, lassen sich wunderbar<br />
mit einem Auto befahren. Doch<br />
bei einem Modell-Unfall kann das Fahrzeug auf<br />
dem Kopf landen und unerreichbar auf einer Eisfläche<br />
liegen bleiben, die keine Person trägt. Nicht<br />
nur bei dieser Gelegenheit ist eine Wurfkralle mit<br />
reichlich Schnur zur Bergung sehr nützlich.<br />
Boote<br />
Bei Wasserfahrzeugen wird die Unterscheidung<br />
zwischen Indoor- und Outdoormodellen zwingender.<br />
Das winzige Schiffchen lässt sich in der<br />
Zwei Welten begegnen sich.<br />
Badewanne bewegen – es kentert aber auf jedem<br />
natürlichen Gewässer bei der kleinsten Welle. Andererseits<br />
lässt sich das 70-cm-Boot indoor kaum<br />
einsetzen, wenn man nicht einen hektargroßen<br />
Swimmingpool sein Eigen nennt oder das Wohnzimmer<br />
flutet.<br />
U-Bootfahren ist in so fern ein wenig witzlos, da<br />
man das Modell im Einsatz nicht sieht. Interessant<br />
wird es, wenn man eine Kamera montiert<br />
und am Ufer sitzend, mit Laptop auf dem Schoß<br />
live mit dem U-Boot auf Tauchgang geht. Eine<br />
(deutlich billigere) Alternative ist der Winzling in<br />
Hühnereigröße fürs Aquarium, mit dem man per<br />
Fernsteuerung die Zierfische ärgern kann. Amphi-<br />
Über Stock und Stein.<br />
bienfahrzeuge mögen verlockend erscheinen. Sie<br />
begeistern aber weder auf dem Wasser noch zu<br />
Lande. Im Bereich der Motorboote gibt es vom<br />
Tanker, über den Flugzeugträger, den Personen-<br />
Liner, den Fischkutter bis hin zum Rennboot alles.<br />
Vom handlicher Kleinformat bis hin zum Liebhabermodell<br />
mit mehreren Metern Länge.<br />
Man wählt nach Vorliebe: Möchte ich übers Wasser<br />
fliegen oder gemütlich herumtuckern? Möchte<br />
ich ein vorbildgetreues Scale- oder ein Zweckmodell?<br />
Oder möchte ich gar in die Wissenschaft<br />
des Segelns einsteigen? Die freie Entscheidung<br />
wird jedoch von gewissen Äußerlichkeiten eingeschränkt.<br />
Welche Gewässer plane ich zu befahren?<br />
Ein 30-cm-Boot taugt gerade noch für den<br />
Badesee bei Windstille. Der Fischkutter wird niemals<br />
nachträglich vernünftig zu Rennboot-Qualitäten<br />
aufrüstbar sein.<br />
Gar nicht so einfach<br />
Ein Rennboot kritisch in die Kurve gelenkt, eine<br />
Welle falsch angeschnitten und das teure Ding<br />
liegt Kiel oben im Wasser. Falsch ausgewogen<br />
gräbt sich das Heck bei Vollgas nur immer tiefer<br />
unter die Wasseroberfläche, ohne dass sich das<br />
Boot einen Zentimeter fortbewegt. Falsch tariert<br />
wird jede Kurve zur Pirouette – bis zum Kentern…<br />
Wer mit einem Segelboot ohne Hilfsmotor über<br />
den Badesee gleiten möchte, muss sich vorab<br />
Grundkenntnisse des Segelns aneignen, sonst<br />
geht gar nichts – nur das Boot mit dem Wind dahin.<br />
Zum Bootsfahren sind technische Grundkenntnisse<br />
nötig. Erfahrungen zum gemächlichen
Lostuckern sind kaum erforderlich. Wissen um die<br />
Eigenschaften des Modells wird jedoch nötig, um<br />
es letztlich in seiner Funktion ausreizen zu können.<br />
Die Alternative ist der stets drohende Verlust.<br />
Boote werden sehr rasch sehr groß. Sie sind zum<br />
Transport kaum zerlegbar, damit sehr unhandlich<br />
bei der Anfahrt zum Einsatzort, ab einer gewissen<br />
Größe vom Rollstuhl aus nicht mehr bedienbar.<br />
Zum Gewässer muss man erst einmal hinfahren.<br />
An dieses Gewässer muss man zum Einsetzen des<br />
Bootes bis zur Wasseroberfläche hinabgelangen.<br />
Testen Sie mal, wie viele der Ihnen bekannten<br />
Weiher und Seen es Ihnen erlauben, ohne nasse<br />
Füße zu bekommen oder gar aus dem Rolli ins<br />
Nass zu kippen, ein Boot auf eine Wasserfläche<br />
zu setzen.<br />
Soweit die schon recht beschwerliche Grundsituation.<br />
Was macht der Rollifahrer, wenn das Boot<br />
im Herbst auf dem See mit technischem Defekt<br />
liegen bleibt? Für den des Laufens fähigen Menschen<br />
wäre die Sache mit ein paar erfrischenden<br />
Schwimmzügen bereinigt. Für den Rollifahrer<br />
führt diese Situation immer zum Vollbad – oder<br />
zum Verlust des Modells. Es bietet sich an, ein<br />
zweites Boot als Rettungsboot mitzunehmen, mit<br />
dem man das liegen gebliebene Modell zurück<br />
ans Ufer bugsieren kann. Hat sich das Boot unerreichbar<br />
im Uferbereich verheddert, lässt es sich<br />
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mit einer langen, faltbaren Stange (z.B. aus einem<br />
Zelt) freischlagen / -schieben. Manchmal kann sich<br />
auch der Handel mit dem passierenden Wanderer<br />
lohnen: „50 € für Sie, wenn Sie mir mein Boot aus<br />
dem Wasser holen!“<br />
Kenntnis über die Eigenschaften des eigenen Modells,<br />
über Akkuleistung, Motorengeräusch und<br />
andere Betriebsgeräusche helfen, Bergungen auf<br />
ein Minimum zu reduzieren. Gewissenhafte Wartung,<br />
Funktionskontrollen nach jedem Einsatz,<br />
Funktionstests bevor man das Boot ins Wasser<br />
wirft, ebenso wie das gewissenhafte Lenken des<br />
Bootes unter Anerkennung der Grenzen, die das<br />
Boot selbst, die Witterung und das eigene Können<br />
setzen, machen Bergungen überflüssig.<br />
Auto- und Bootsmodelle sind ein empfehlenswerter<br />
und preiswerter Einstieg, sich mit der Materie<br />
und der Technik des Fernlenkens vertraut zu<br />
machen. Vielleicht will man danach das Hobby<br />
ausbauen, möchte in die Luft gehen. Liegen dem<br />
Rollifahrer bereits beim Spiel mit einem ferngelenkten<br />
Boot zusätzliche Hindernisse im Weg,<br />
wird die Situation bei der Lenkung eines Flugmodells<br />
noch weitaus kritischer. Dazu in der nächste<br />
Folge mehr.<br />
Text & Fotos:<br />
Alexander Epp<br />
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erbaute Haus wurde im Jahre 2002 barrierefrei nach<br />
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umgestaltet (Bad, Türverbreiterungen, Rampe etc.).<br />
Es befindet sich zwischen Frankfurt und Darmstadt.<br />
Rollstuhltaugliche ÖPNV-Anschlüsse (Bus, S-Bahn) und<br />
eine gute medizinische Infrastruktur sind vorhanden.<br />
Der Kaufpreis beträgt 375 000 €.<br />
Kontakt: tel 0 60 74-9 31 17.<br />
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64<br />
Verfassungsbeschwerde erfolgreich:<br />
Spezialrollstuhl im<br />
Eilverfahren<br />
Die Betroff ene dieses Rechtsstreits ist eine 48 jährige gesetzlich Krankenversicherte,<br />
die an ALS (amytrophe Lateralsklerose) mit nahezu vollständiger Lähmung<br />
der Muskulatur leidet.<br />
B<br />
PARAPLEGIKER 2/09<br />
ereits im Jahr 2007 beantragte die Betroffene bei<br />
ihrer Krankenkasse die Versorgung mit einem speziell<br />
für sie hergerichteten Elektrorollstuhl mit elektronischer<br />
Mundsteuerung. Der Antrag wurde mit der<br />
Begründung abgelehnt, dass die Betroffene den Elektrorollstuhl<br />
nicht im Straßenverkehr führen könne.<br />
Der von unserer Kanzlei gegen diese Entscheidung<br />
angestrebte Eilrechtsschutz blieb sowohl vor dem Sozialgericht<br />
Duisburg als auch vor dem Landessozialgericht<br />
Nordrhein-Westfalen erfolglos.<br />
Die Sozialgerichte zweifelten an, ob die Betroffene<br />
überhaupt einen Anspruch auf selbstbestimmte Fortbewegung<br />
in der Wohnung habe. Die Frage, ob sie<br />
in der Lage sei, den Elektrorollstuhl sachgerecht zu<br />
bedienen, könnten die Sozialgerichte im Eilverfahren<br />
nicht ermitteln, da dazu angeblich umfangreiche medizinische<br />
Ermittlungen notwendig seien. Die Gefahr<br />
einer Fremd- oder Selbstgefährdung müsse sicher<br />
ausgeschlossen sein. Das Beweisangebot unserer<br />
Kanzlei, mit einem leihweise überlassenen Elektrorollstuhl<br />
zu demonstrieren, dass die Betroffene sehr wohl<br />
dazu in der Lage ist, den Rollstuhl zu steuern, wurde<br />
von den Sozialgerichten abgelehnt.<br />
Die gegen diese Entscheidungen eingelegte Verfassungsbeschwerde<br />
war erfolgreich. Das Bundesverfassungsgericht<br />
hat die Entscheidungen aufgehoben<br />
und die Sache zur erneuten Entscheidung an das Sozialgericht<br />
zurückverwiesen. Das Bundesverfassungsgericht<br />
hat festgestellt, dass die Sozialgerichte das<br />
verfassungsrechtliche Gebot des effektiven Rechtsschutzes<br />
(Art. 19 Abs. 4 GG) missachtet haben. Sie<br />
hätten die grundrechtlich geschützten Interessen der<br />
Betroffenen berücksichtigen müssen, anstatt den<br />
Eilrechtsschutz schon mit dem Hinweis auf die Notwendigkeit<br />
weiterer Ermittlungen zu verweigern. Die<br />
Gerichte müssen sich grundsätzlich schützend und<br />
fördernd vor die Grundrechte des Einzelnen stellen,<br />
was in diesem Fall unterblieb. Die Sozialgerichte hätten<br />
insbesondere die Möglichkeit der tatsächlichen<br />
Demonstration der Fahrtauglichkeit der Betroffenen in<br />
Betracht ziehen müssen. In diesem Zusammenhang<br />
wies das Bundesverfassungsgericht ausdrücklich darauf<br />
hin, dass es erst recht eine Verkürzung des gebotenen<br />
Rechtsschutzes darstellt, wenn die Notwendigkeit<br />
einer Eilregelung aufgrund von Mutmaßungen des<br />
Gerichtes über das Vorhandensein von Hilfspersonen<br />
abgelehnt wird.<br />
Darüber hinaus hat das Bundesverfassungsgericht<br />
klargestellt, dass aus der Menschenwürde (Art. 1 Abs.<br />
1 GG) in Verbindung mit dem Sozialstaatsprinzip ein<br />
Anspruch auf die Mindestvoraussetzungen für ein<br />
menschenwürdiges Dasein folgt. Dazu gehört in diesem<br />
Fall das Interesse der Betroffenen im Wohnumfeld<br />
aufgrund krankheitsbedingt sehr eingeschränkter<br />
Möglichkeiten einen Rest an Mobilität zu erhalten.<br />
Damit ist das Bundesverfassungsgericht uneingeschränkt<br />
der Argumentation unserer Kanzlei gefolgt.<br />
Wir möchten an dieser Stelle unterstreichen, dass das<br />
Bundesverfassungsgericht über die Verfassungsbeschwerde<br />
innerhalb von nicht einmal zwei Monaten<br />
entschieden hat. Unser Verfassungsgericht hat damit<br />
im Ergebnis in diesem Fall schneller entschieden als<br />
die Sozialgerichte im sogenannten „Eilverfahren“ (Az:<br />
1 BvR 120/09 vom 25. 2. <strong>2009</strong>, siehe auch www.hartmann-rechtsanwaelte.de).<br />
RA Jörg Hackstein<br />
Autoreninfo: Rechtsanwalt Jörg Hackstein ist Partner<br />
der Hartmann Rechtsanwälte Partnerschaftsgesellschaft<br />
mit Sitz in Lünen und Mannheim. Die<br />
auf Fragen des Gesundheitsmarktes spezialisierte<br />
Kanzlei vertritt u. a. Versicherte der Krankenkassen<br />
und viele namhafte Leistungserbringer, Hersteller<br />
und Verbände im Bereich der Medizinprodukte und<br />
Hilfsmittel. Die Kanzlei bietet qualifi zierte Rechtsberatung<br />
in allen den Gesundheitsmarkt tangierenden<br />
Fragen.
Arbeitsgemeinschaften (ARGE)<br />
Ambulante Dienste<br />
Milan Kadlec<br />
Bornberg 94<br />
42109 Wuppertal<br />
Tel.: 02 02-45-02 71, Fax: -39 42<br />
E-Mail: info@isb-ggmbh.de<br />
Bauen & Umwelt<br />
Dipl. Ing. Dirk Michalski<br />
Im Hohnsiefen 1<br />
53819 Neunkirchen-Seelscheid<br />
Tel.: 0 22 47-60 70<br />
E-Mail: DirkMichalski@t-online.de<br />
Internet: www.DirkMichalski.de<br />
FGQ-Rechtsbeistand im Sozialrecht<br />
Herbert Müller<br />
Freiherr-vom-Stein-Straße 47<br />
56566 Neuwied-Engers<br />
Tel.: 0 26 22-88 96-32; Fax -36<br />
E-Mail: h.mueller@engers.de<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
Peter Mand<br />
Karlstraße 6<br />
47877 Willich<br />
Tel.: 0 21 54 -95 08 41<br />
E-Mail: peter.mand@t-online.de<br />
Recht<br />
Gottfried Weller<br />
Oliver Negele<br />
Dr. Loeffelladstr. 127<br />
86609 Donauwörth<br />
Tel.: 09 06-83 34; Fax: 9 99 97 16<br />
E-Mail: gottfriedweller@aol.com<br />
Schmerz bei Querschnittlähmung<br />
Kirstin Glatz & Chris Bartholmeß<br />
Sonnenweg 2<br />
99444 Blankenhain<br />
Tel.: 03 64 59-4 25 02<br />
E-Mail: anamkira@gmx.de<br />
Schule & Studium<br />
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Auf der Kuhweide 1<br />
44269 Dortmund<br />
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Laubeweg 1<br />
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Ich spende meinen Jahres- Mitgliedsbeitrag in Höhe<br />
von Euro<br />
(mindestens 30 Euro)<br />
Querschnittgelähmte 15 Euro, je Familienmitglied 15 Euro<br />
Ich zahle per: Abbuchung Rechnung<br />
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Bankleitzahl Konto-Nr.<br />
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Ich kann diese Anmeldung innerhalb von 10 Tagen bei der Fördergemeinschaft der<br />
Querschnittgelähmten in Deutschland e.V., Silcherstraße 15, 67591 Mölsheim schriftlich<br />
widerrufen. Zur Wahrung der Frist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs.<br />
Datum Unterschrift<br />
PARAPLEGIKER – Zeitschrift für Menschen<br />
mit Körperbehinderung<br />
Das offi zielle Nachrichtenmagazin der Fördergemeinschaft<br />
der Querschnittgelähmten erscheint jetzt im<br />
vereinseigenen HUMANIS Verlag. Menschen mit Körperbehinderung<br />
haben viele gemeinsame Interessen,<br />
deshalb sollte der Blick auch über den Zaun der eigenen<br />
Betroff enheit hinausgehen. Der „Para“ bietet einen<br />
Mix aus Information, Kultur, Politik und Unterhaltung.<br />
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Bitte ausschneiden und in einem ausreichend frankierten Umschlag senden an:<br />
Fördergemeinschaft der Querschnittgelähmten<br />
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Silcher Straße 15<br />
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Abotelefon:<br />
0 62 43 - 90 07 04
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4 Ausgaben jährlich für 15 € (Ausland 20 €) inkl. Porto & Versand.<br />
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bargeldlos durch Bankeinzug<br />
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Fördergemeinschaft der Querschnittgelähmten<br />
in Deutschland e.V. werden.<br />
Ich erhalte 1/4 jährlich eine Informationsschrift, die mich unter anderem auch über alle<br />
laufenden Aktivitäten der Fördergemeinschaft informiert. Falls ich durch einen Unfall<br />
eine Querschnittlähmung erleide, erhalte ich als Soforthilfe 50.000 € mit entsprechender<br />
Abstufung bei Teilinvalidität.<br />
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Folgende Familienangehörige melde ich für 15 Euro an:<br />
Name, Vorname Straße / Wohnort<br />
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Name, Vorname Straße / Wohnort<br />
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Ihr Rücktrittsrecht: Diese Bestellung kann innerhalb von 8 Tagen (Poststempel) schriftlich widerufen<br />
werden. Diesen Hinweis habe ich zur Kenntnis genommen und bestätige dies durch meine<br />
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PARAPLEGIKER – Zeitschrift für Menschen mit Körperbehinderung<br />
HUMANIS Verlag GmbH<br />
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Telefon: 0 62 43-900 704<br />
Telefax: 0 62 43-903 569<br />
info@humanis-verlag.de<br />
www.humanis-verlag.de<br />
ISSN 0723-5070<br />
HERAUSGEBER<br />
Fördergemeinschaft<br />
der Querschnittgelähmten<br />
in Deutschland e.V.<br />
GESCHÄFTSFÜHRER<br />
Roger Kniel<br />
MARKETINGLEITUNG<br />
Gisela Werner<br />
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POINT63 Media- und Verlagsservice<br />
Andreas Stoßberg<br />
Telefon: 02 12-2 33 52 65<br />
Telefax: 02 12-2 33 52 66<br />
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Telefon: 0 62 43-900 704<br />
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(v.i.S.d.P.) Peter Mand<br />
MITARBEIT AN DIESER AUSGABE<br />
Raimund Artinger, Ralf Kirchhoff , Barbara Früchtel, Hermann<br />
Sonderhüsken, Johann Kreiter, Herbert Müller, Karin von der Saal,<br />
Josef Stöckle, Arndt Krödel, Alexander Epp, RA Jörg Hackstein<br />
LAYOUT<br />
Eickhoff – Grafi k & Design - Speyer<br />
DRUCK<br />
NINO Druck GmbH<br />
Im Altenschemel 21<br />
67435 Neustadt/Weinstraße<br />
ERSCHEINUNGSWEISE<br />
vierteljährlich<br />
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3 Wochen vor Erscheinen. Anzeigen erscheinen unter Verantwortung<br />
der Auftraggeber.<br />
Es gelten die Mediadaten Nr.9 ab 1. Dezember 2008<br />
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Inland 15 EURO jährlich, Ausland 20 EURO jährlich, Einzelheft:<br />
Deutschland 4 EURO (jeweils inkl. Versand und Mwst.); Ausland 4<br />
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gestellt, Bezugszeitraum ist das Kalenderjahr. Das Abonnement<br />
verlängert sich jeweils um ein Jahr, wenn es nicht mindestens 8<br />
Wochen vor Ablauf beim Verlag schriftlich gekündigt wurde.<br />
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