Studie: Die ökonomischen Risiken der Globalisierung - Z_punkt

Studie: Die ökonomischen Risiken der Globalisierung - Z_punkt Studie: Die ökonomischen Risiken der Globalisierung - Z_punkt

26.06.2013 Aufrufe

84 Die ökonomischen Risiken der Globalisierung tensysteme in Richtung einer kapitalgedeckten Altersvorsorge, um der Gefahr einer steigenden Staatsverschuldung zu entgehen. Neben der reinen Anpassung an das Altern der Gesellschaften gibt es auch Vorschläge für eine aktive Migrationspolitik. Denn viele entwickelte Länder litten unter Nachwuchsmangel, während andere Länder einer großen Masse an jungen Menschen keine befriedigenden Perspektive bieten könnten. Oft genannte Lösungsansätze sind qualifizierte Einwanderung sowie die Stärkung der globalen Solidarität zwischen alternden und jungen Gesellschaften. Entsprechende Konzepte müssten über die bloße Einwanderung qualifizierter Arbeitskräfte hinausgehen; beispielsweise könnten die „alten“ Gesellschaften die „jungen“ in den Bereichen Bildung und Soziales unterstützen. Voraussetzung für alle Lösungsansätze ist in den Augen vieler Experten die öffentliche Bewusstseinsbildung. Es müsse kommuniziert werden, dass die Menschen bei steigender Lebenserwartung sukzessive länger arbeiten müssen – in Deutschland stieg das Renteneintrittsalter zwischen 1980 und 2009 nur um etwa ein halbes Jahr bei Männern und ein Jahr bei Frauen (Universität Duisburg-Essen 2010), während das mediane Alter der Bevölkerung von 36,4 auf 44,3 Jahre stieg (UN 2010). Auch die öffentliche Akzeptanz für kurzfristig schmerzhafte, langfristig aber sinnvolle Konzepte müsse gestärkt werden. Die Meinung der Bürger in Deutschland In der Rangordnung der Wahrscheinlichkeiten für die elf ökonomischen Risiken nimmt die Gefahr eines Wohlstandsverlusts in Deutschland als Konsequenz der gesellschaftlichen Alterung aus Sicht der Bürger einen hinteren Platz ein. In der infas-Umfrage halten 64 Prozent der Befragten diese Entwicklung für „sehr wahrscheinlich“ bzw. für „eher wahrscheinlich“. Nur bei der Wahrscheinlichkeit von Handelskriegen und Pandemien ist der Anteil der Bürger, die diese Szenarien für wahrscheinlich halten, geringer. Bei der persönlichen Betroffenheit rangiert ein alterungsbedingter Wohlstandsverlust im Mittelfeld: Für 46 Prozent der Befragten hätte diese gesamtwirtschaftliche Entwicklung „sehr große“ oder „eher große“ Auswirkungen.

Staatsverschuldung/Staatsbankrott 85 Risikofeld Staatsverschuldung / Staatsbankrott Daten und Fakten Die Krise der Eurozone ist vor allem eine Staatsverschuldungskrise. Ohne die Unterstützung der Europäischen Union hätten Länder wie Griechenland, Portugal und Irland wohl Insolvenz anmelden müssen – mit unabsehbaren Folgen für den Euro. Die notwendig gewordenen Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen belasten die wirtschaftlich angeschlagenen Staaten. Anfang August 2011 stand die Zahlungsunfähigkeit der USA kurz bevor. Erst ein Kompromiss zwischen Republikanern und Demokraten im letzten Augenblick ermöglichte eine zweistufige Anhebung der gesetzlichen Schuldengrenze von 14,3 auf mindestens 16,4 Billionen Dollar und verhinderte damit die Zahlungsunfähigkeit. Doch die Rettungsaktionen konnten die Ursachen der Verschuldung nicht beseitigen. Insbesondere im Kampf gegen die negativen Auswirkungen der Finanzkrise 2007/08 haben sich in den letzten Jahren viele ohnehin schon hochverschuldete Staaten noch tiefer verschuldet. Die Rettungsaktionen hatten lediglich zur Folge, dass sich die betroffenen Regierungen auch weiterhin zu bezahlbaren Zinsen am internationalen Finanzmarkt verschulden können. Das Verschuldungsniveau hat sich durch die Rettungsaktionen weiter erhöht. So stieg die Quote der Brutto-Staatsverschuldung in den G7-Staaten (G20) in den Krisenjahren zwischen 2007 und 2010 von rund 82,3 Prozent (60,6 Prozent) auf 108,8 Prozent (74,5 Prozent), und der Internationale Währungsfonds (IWF) geht von einem weiteren Anstieg auf knapp 122 Prozent (78,8 Prozent) im Jahr 2015 aus. Im globalen Maßstab ließ die Finanzkrise den Schuldenstand von 57,6 Prozent des globalen BIP im Jahr 2007 auf 71,2 Prozent im Jahr 2010 steigen (IMF 2011a). Konkret bedeutet dies für Ende 2011

84 <strong>Die</strong> <strong>ökonomischen</strong> <strong>Risiken</strong> <strong>der</strong> <strong>Globalisierung</strong><br />

tensysteme in Richtung einer kapitalgedeckten Altersvorsorge, um <strong>der</strong> Gefahr<br />

einer steigenden Staatsverschuldung zu entgehen.<br />

Neben <strong>der</strong> reinen Anpassung an das Altern <strong>der</strong> Gesellschaften gibt es auch<br />

Vorschläge für eine aktive Migrationspolitik. Denn viele entwickelte Län<strong>der</strong><br />

litten unter Nachwuchsmangel, während an<strong>der</strong>e Län<strong>der</strong> einer großen Masse an<br />

jungen Menschen keine befriedigenden Perspektive bieten könnten. Oft genannte<br />

Lösungsansätze sind qualifizierte Einwan<strong>der</strong>ung sowie die Stärkung<br />

<strong>der</strong> globalen Solidarität zwischen alternden und jungen Gesellschaften. Entsprechende<br />

Konzepte müssten über die bloße Einwan<strong>der</strong>ung qualifizierter<br />

Arbeitskräfte hinausgehen; beispielsweise könnten die „alten“ Gesellschaften<br />

die „jungen“ in den Bereichen Bildung und Soziales unterstützen.<br />

Voraussetzung für alle Lösungsansätze ist in den Augen vieler Experten die<br />

öffentliche Bewusstseinsbildung. Es müsse kommuniziert werden, dass die<br />

Menschen bei steigen<strong>der</strong> Lebenserwartung sukzessive länger arbeiten müssen<br />

– in Deutschland stieg das Renteneintrittsalter zwischen 1980 und 2009 nur<br />

um etwa ein halbes Jahr bei Männern und ein Jahr bei Frauen (Universität<br />

Duisburg-Essen 2010), während das mediane Alter <strong>der</strong> Bevölkerung von 36,4<br />

auf 44,3 Jahre stieg (UN 2010). Auch die öffentliche Akzeptanz für kurzfristig<br />

schmerzhafte, langfristig aber sinnvolle Konzepte müsse gestärkt werden.<br />

<strong>Die</strong> Meinung <strong>der</strong> Bürger in Deutschland<br />

In <strong>der</strong> Rangordnung <strong>der</strong> Wahrscheinlichkeiten für die elf <strong>ökonomischen</strong> <strong>Risiken</strong><br />

nimmt die Gefahr eines Wohlstandsverlusts in Deutschland als Konsequenz<br />

<strong>der</strong> gesellschaftlichen Alterung aus Sicht <strong>der</strong> Bürger einen hinteren Platz<br />

ein. In <strong>der</strong> infas-Umfrage halten 64 Prozent <strong>der</strong> Befragten diese Entwicklung<br />

für „sehr wahrscheinlich“ bzw. für „eher wahrscheinlich“. Nur bei <strong>der</strong> Wahrscheinlichkeit<br />

von Handelskriegen und Pandemien ist <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Bürger,<br />

die diese Szenarien für wahrscheinlich halten, geringer. Bei <strong>der</strong> persönlichen<br />

Betroffenheit rangiert ein alterungsbedingter Wohlstandsverlust im Mittelfeld:<br />

Für 46 Prozent <strong>der</strong> Befragten hätte diese gesamtwirtschaftliche Entwicklung<br />

„sehr große“ o<strong>der</strong> „eher große“ Auswirkungen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!