Studie: Die ökonomischen Risiken der Globalisierung - Z_punkt

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64 Die ökonomischen Risiken der Globalisierung Globale Relevanz des Risikofeldes Das Schadenspotenzial ungesteuerter Massenmigration für die Weltwirtschaft halten die Experten für deutlich geringer als im Fall der meisten anderen Risikofelder. Das heißt angesichts einer durchschnittlichen Bewertung von 4,16 auf einer Skala von 1 (sehr niedrig) bis 6 (sehr hoch) allerdings nicht, dass sie Massenmigration als ökonomisch unproblematisch sehen. Die Experten betrachten ungesteuerte Massenmigration als ein vergleichsweise weniger dringliches Risikofeld – geringere Priorität räumen sie nur noch der Lösung der Risiken ein, die im Zusammenhang mit alternden Gesellschaften stehen. In den Antworten der Experten auf die offene Frage nach den schwerwiegendsten ökonomischen Konsequenzen ungesteuerter Massenmigration beziehen sich die Befürchtungen der Befragten sowohl auf die potenziellen Zielländer, als auch auf die Herkunftsländer der Migranten. Die Befragten warnen vor steigender sozialer Ungleichheit und sozialen Unruhen in den Zielländern, hervorgerufen durch mangelnde Integrierbarkeit einer großen Zahl von Immigranten. Als Probleme definieren sie in diesem Zusammenhang einen Anstieg der Arbeitslosigkeit, hohen Druck auf die Sozialsysteme, die Herausbildung von Ghettos und die Zunahme von Kriminalität. Die Konsequenzen in den Herkunftsländern der Migranten sind naturgemäß etwas anders gelagert. Die Experten sehen vor allem die Gefahr eines „Brain Drain“, also eine massenhafte Abwanderung gut ausgebildeter Menschen ins Ausland, die zunächst konkret die Perspektivlosigkeit des Herkunftslandes verstärkt, im Extremfall aber ganze Regionen destabilisieren, die Entstehung von „Failed States“ begünstigen, die globalen zwischenstaatlichen Ungleichheiten verstärken und die Sicherheitslage verschlechtern kann. Vereinzelt machen die Experten auch fehlendes „Flüchtlingsmanagement“ in den Zielländern für einen Teil der Probleme verantwortlich. Ein Experte aus Afrika rückt explizit die Chancen von Migration in den Vordergrund, insbesondere wenn diese antizipiert wird: Migration sei nichts anderes als Arbeitskräftemobilität. Diese Interpretation betont eher die langfristigen Wirkungen und Chancen von Migration, und es ist wahrscheinlich, dass der Experte Migration eher als stetiges denn als disruptives Phänomen versteht.
Ungesteuerte Massenmigration 65 Problemverständnis und Lösungsansätze Nach Ansicht der Befragten ruft ungesteuerte Massenmigration bei den Entscheidungsträgern nur mäßige Beunruhigung hervor. Im Durchschnitt bewerten die befragten Experten die Besorgnis auf einer Skala von 1 (sehr gering) bis 6 (sehr hoch) mit 3,88 – die meisten anderen Risikofelder beunruhigen die Entscheidungsträger in den Augen der Experten stärker. Ungesteuerte Massenmigration wird als das am schlechtesten verstandene Risikofeld wahrgenommen (Abb. 1). Ein Grund könnte sein, dass dieses Risikofeld, wie weiter oben kurz skizziert, ein stark getriebenes ist, also in erster Linie eine Folge anderer risikoreicher Entwicklungen auf globaler Ebene. Abb. 1: Verständnis der Risikofelder durch globale Entscheidungseliten (alle Befragten) Die Lösungsvorschläge der Experten lassen darauf schließen, dass soziale Ungleichheit, Kriege, Klimawandel, aber auch Faktoren wie Protektionismus in letzter Konsequenz zu Massenmigration führen können – dieses Risikofeld ist demnach in sehr komplexe Ursache-Wirkungs-Beziehungen eingebunden. Daher bewerten die Experten das Verständnis so gering wie beispielsweise beim Ausbruch globaler Pandemien oder beim Versagen technischer Infrastrukturen.
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Jan Arpe, Holger Glockner, Helmut H
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