Studie: Die ökonomischen Risiken der Globalisierung - Z_punkt

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26.06.2013 Aufrufe

106 Die ökonomischen Risiken der Globalisierung Den Konsens über die zu wählenden Lösungsansätze bewerten die Experten im Vergleich zu den anderen Risikofeldern als relativ hoch. Dies kann als Erklärung dafür dienen, dass sie die Besorgnis unter den Entscheidungsträgern trotz der wirtschaftlichen Relevanz der Thematik für eher gering halten. Absolut gesehen kann der Konsens in den Augen der Befragten aber bestenfalls als rudimentär bezeichnet werden, zumal schon die Befragten selbst in der Einschätzung des Konsenses höchst unterschiedlicher Auffassung sind (Abb. 2). Während die Teilnehmer aus den OECD-Ländern den Konsens eher hoch bewerten (auf einer Skala von 1 bis 6 im Durchschnitt mit 3,70), sehen ihn die übrigen Experten deutlich geringer (im Durchschnitt 2,73). Abb. 2: Konsens über geeignete Maßnahmen zur Abwehr des Risikos Protektionismus/ Handelskriege: prozentuale Verteilung der Einschätzungen der Befragten Die Wahrscheinlichkeit einer zukünftigen Lösung der Problematik sehen die Experten ähnlich unsicher wie bei den meisten anderen Risikofeldern. Die Streuung der Antworten ist hier größer als bei allen anderen Risikofeldern: Je schwerwiegender die Befragten die wirtschaftlichen Auswirkungen von Protektionismus und Handelskriegen einschätzen, desto geringer bewerten sie die Wahrscheinlichkeit einer zukünftigen Lösung. Ein Grund dafür könnte sein, dass ein unterstelltes hohes ökonomisches Schadenspotenzial auch die Konsensfindung und in letzter Konsequenz eine Lösung erschweren kann, zumal die Experten den politischen Konsens als kritischen Faktor für eine Lösungsfindung sehen: 32 von 37 Befragten, und

Protektionismus/Handelskriege 107 damit mit 87 Prozent ein höherer Anteil als bei allen anderen Risikofeldern, wählen diese Antwortoption auf die Frage nach dem Haupthindernis für eine Lösung. Insgesamt ergibt das Antwortverhalten der Experten ein mäßig konsistentes Bild. Sie beurteilen das ökonomische Schadenspotenzial mit 4,92 auf einer Skala von 1 bis 6 als relativ hoch (6 steht für höchste Priorität). Die aktuellen Lösungsstrategien sehen sie zwar nicht besonders positiv, jedoch deutlich besser als bei den meisten anderen Risikofeldern. Gleiches gilt für den Konsens über die richtigen Lösungsansätze: Er wird vergleichsweise hoch bewertet, absolut gesehen jedoch nur knapp über der Skalenmitte von 3,5. Da die Befragten außerdem das Problemverständnis als relativ hoch bewerten, wird teilweise nachvollziehbar, weshalb sie die Priorität einer Lösung als eher gering ansehen: Die Experten halten die Wahrscheinlichkeit einer Zunahme protektionistischer Maßnahmen oder gar von Handelskriegen für gering. Der hier im Vergleich zu den anderen Risikofeldern als etwas größer wahrgenommene Konsens könnte eine Begründung liefern, weshalb eine Lösung weniger dringlich gesehen wird. Befragt nach den ihrer Meinung nach besten Lösungsansätzen verweisen die meisten Experten auf ein noch zu lösendes Bewusstseins- und Wahrnehmungsproblem. Vor dem Hintergrund der Bedeutung eines politischen Konsenses in den Augen der Befragten ist anzunehmen, dass sich dieses Wahrnehmungsproblem insbesondere auf die politischen Entscheider bezieht. Die Befragten fordern jedoch auch die Meinung der Öffentlichkeit in Bezug auf politische Entscheidungen ein: Das Verständnis ökonomischer Zusammenhänge und schädlicher Wirkungen von Protektionismus/Handelskriegen müsse nicht nur unter Politikern, sondern auch in der Öffentlichkeit gefördert werden. Ein Experte schlägt beispielsweise vor, die Grundlagen der Ökonomie zu verpflichtenden Bildungsinhalten zu machen. Andere sprechen sich für eine starke politische Führung aus, die sich nicht zu sehr von den öffentlichen Vorbehalten gegenüber freiem Handel beeinflussen lässt. Auf der Sachebene fordern die Experten eine Stärkung der WTO. Falls dies nicht realisierbar ist, schlagen sie als Second-Best-Lösung starke und glaub-

Protektionismus/Handelskriege 107<br />

damit mit 87 Prozent ein höherer Anteil als bei allen an<strong>der</strong>en Risikofel<strong>der</strong>n,<br />

wählen diese Antwortoption auf die Frage nach dem Haupthin<strong>der</strong>nis für eine<br />

Lösung.<br />

Insgesamt ergibt das Antwortverhalten <strong>der</strong> Experten ein mäßig konsistentes<br />

Bild. Sie beurteilen das ökonomische Schadenspotenzial mit 4,92 auf einer<br />

Skala von 1 bis 6 als relativ hoch (6 steht für höchste Priorität). <strong>Die</strong> aktuellen<br />

Lösungsstrategien sehen sie zwar nicht beson<strong>der</strong>s positiv, jedoch deutlich<br />

besser als bei den meisten an<strong>der</strong>en Risikofel<strong>der</strong>n. Gleiches gilt für den Konsens<br />

über die richtigen Lösungsansätze: Er wird vergleichsweise hoch bewertet,<br />

absolut gesehen jedoch nur knapp über <strong>der</strong> Skalenmitte von 3,5.<br />

Da die Befragten außerdem das Problemverständnis als relativ hoch bewerten,<br />

wird teilweise nachvollziehbar, weshalb sie die Priorität einer Lösung als<br />

eher gering ansehen: <strong>Die</strong> Experten halten die Wahrscheinlichkeit einer Zunahme<br />

protektionistischer Maßnahmen o<strong>der</strong> gar von Handelskriegen für gering.<br />

Der hier im Vergleich zu den an<strong>der</strong>en Risikofel<strong>der</strong>n als etwas größer<br />

wahrgenommene Konsens könnte eine Begründung liefern, weshalb eine<br />

Lösung weniger dringlich gesehen wird.<br />

Befragt nach den ihrer Meinung nach besten Lösungsansätzen verweisen die<br />

meisten Experten auf ein noch zu lösendes Bewusstseins- und Wahrnehmungsproblem.<br />

Vor dem Hintergrund <strong>der</strong> Bedeutung eines politischen Konsenses<br />

in den Augen <strong>der</strong> Befragten ist anzunehmen, dass sich dieses Wahrnehmungsproblem<br />

insbeson<strong>der</strong>e auf die politischen Entschei<strong>der</strong> bezieht.<br />

<strong>Die</strong> Befragten for<strong>der</strong>n jedoch auch die Meinung <strong>der</strong> Öffentlichkeit in Bezug<br />

auf politische Entscheidungen ein: Das Verständnis ökonomischer Zusammenhänge<br />

und schädlicher Wirkungen von Protektionismus/Handelskriegen<br />

müsse nicht nur unter Politikern, son<strong>der</strong>n auch in <strong>der</strong> Öffentlichkeit geför<strong>der</strong>t<br />

werden. Ein Experte schlägt beispielsweise vor, die Grundlagen <strong>der</strong> Ökonomie<br />

zu verpflichtenden Bildungsinhalten zu machen. An<strong>der</strong>e sprechen sich für<br />

eine starke politische Führung aus, die sich nicht zu sehr von den öffentlichen<br />

Vorbehalten gegenüber freiem Handel beeinflussen lässt.<br />

Auf <strong>der</strong> Sachebene for<strong>der</strong>n die Experten eine Stärkung <strong>der</strong> WTO. Falls dies<br />

nicht realisierbar ist, schlagen sie als Second-Best-Lösung starke und glaub-

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