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Bahnlärm macht krank

Pro Rheintal hat Technologieanbieter, Wissenschaftler, Bürgerinitativen und Medien eingeladen zu Beiträgen zum Thema Bahnlärm. Erfahren Sie alles was Sie zum Thema wissen sollten.

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Kompendium für wirksamen Schutz<br />

vor Lärm an Schienenwegen


INHALT<br />

<strong>Bahnlärm</strong>kompendium<br />

Prolog<br />

Gruß- und Vorworte<br />

<strong>Bahnlärm</strong>-Kongress<br />

Vorwort des Autors<br />

Zielsetzungen<br />

SITUATION<br />

Lärm schadet allen Menschen<br />

<strong>Bahnlärm</strong><br />

Erschütterungen<br />

<strong>Bahnlärm</strong> kostet<br />

Situation Mittelrhein<br />

Situation Oberrhein<br />

Weitere Gebiete<br />

Europ. Güterverkehrskorridore<br />

Zukunft sieht anders aus<br />

GESUNDHEIT<br />

<strong>Bahnlärm</strong> und Gesundheit<br />

Lärm <strong>macht</strong> <strong>krank</strong><br />

Wie der Lärm schadet<br />

Greiser-Studie, NAROMI-Studie<br />

Spreng-Studie<br />

WHO-Studie, Spandauer Studie,<br />

ALPNAP-Studie<br />

Der Lärm gehört eingesperrt<br />

RECHT<br />

Recht statt Gerechtigkeit<br />

Gesetzloser Zustand<br />

Die Lange Bank<br />

Schutzlos ausgeliefert<br />

Lärm-Faktoren<br />

4<br />

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64<br />

Pegel & Dezibel<br />

Schienen verdienen keinen Bonus<br />

Emissionen, Immissionen<br />

Lärmabhängige Trassenpreise<br />

<strong>Bahnlärm</strong> aus technologischer Sicht<br />

TECHNIK<br />

Innovative Technologien<br />

Schienenschallabsorber<br />

Schienenkonditioniersysteme<br />

Kleinstlärmschutzwände<br />

Einhausungen<br />

Schienenschleifen<br />

Technologie Consulting<br />

Leise Drehgestelle<br />

Radschallabsorber<br />

Maschineller Tunnelvortrieb<br />

Bauliche Maßnahmen<br />

<br />

<br />

NACHSPANN<br />

Pro Rheintal und Initiativen Mittelrhein<br />

IG Bohr und Initiativen Oberrhein<br />

Initiativen in Deutschland<br />

Initiativen in Europa<br />

Impressum & Hinweise<br />

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PROLOG


Dieser <strong>Bahnlärm</strong>, in seiner zerstörerischen<br />

Kraft, ausgelöst durch 40 Tonnen schwere<br />

Waggons, die mit rauen Rädern auf raue Schienen<br />

drücken, in Zügen bis zu 750 Meter lang und<br />

120 km/h schnell, mitten in der Nacht und mitten<br />

durch unsere Städte und Gemeinden, wenige<br />

Meter von den Häusern und den darin lebenden<br />

Menschen entfernt –<br />

dieser <strong>Bahnlärm</strong>, hauptsächlich ausgelöst<br />

durch veraltete Technik und schlecht gewartete<br />

Schienen und Fahrzeuge, ließe sich schon durch<br />

„normalen Betriebszustand“ um bis zu 90 % verringern.<br />

Jahrzehntelange Versäumnisse der Regierungen<br />

und Verschleppungen der Bahn haben<br />

den Stand der Technik ignoriert und die Güterbahn<br />

immer lauter werden lassen. Lobbyismus<br />

in Berlin und Brüssel konserviert diesen Zustand<br />

seit Jahrzehnten. Die Bürger haben die Ohren<br />

voll und wollen jetzt konkrete Lärmreduktion!<br />

dieser <strong>Bahnlärm</strong>, der uns morgens, mittags,<br />

abends und bei Nacht in die Glieder fährt, der<br />

Kindern in den Ohren schmerzt und sie weinen<br />

lässt, der in unser intimstes Inneres dringt und<br />

unseren Körper mit Stresshormonen vollpumpt,<br />

der uns aus dem Takt bringt und unser Immunsystem<br />

stört, der zu Herzinfarkten, Schlaganfällen,<br />

Kreislaufbeschwerden, Brustkrebs und anderen<br />

schwerwiegenden Krankheiten führt, der sich<br />

durch unsere Städte und Regionen wie ein<br />

Tornado frisst und alles entlang seines Weges<br />

veröden lässt, der Häuser wertlos <strong>macht</strong>, der<br />

Tourismus und Jobs killt, zu Produktions- und<br />

Arbeitsplatzverlusten führt, wofür Millionen<br />

Menschen leiden und bezahlen, wovon aber nur<br />

wenige profitieren –<br />

dieser <strong>Bahnlärm</strong> muss endlich<br />

aufhören!


GRUSS- UND VORWORTE<br />

„Die Menschen haben ein Recht, von<br />

22 – 7 Uhr schlafen zu können.“<br />

Prof. Dr. med. Eberhard Greiser<br />

EPI.Consult GmbH<br />

Das Bundesverwaltungsgericht hatte vor Jahren<br />

zum Ausbau des Flughafens Berlin-Schönefeld<br />

festgelegt, dass die Zeit von 0 bis 5 Uhr in der<br />

Nacht als „unantastbare Kernzeit“ gelte. Diese<br />

Entscheidung geht an den Ergebnissen neuer epidemiologische<br />

Studien und dem Schlafbedürfnis<br />

der Bevölkerung vorbei. Erwachsene benötigen<br />

im Durchschnitt über 7 Stunden Nachtschlaf, vom<br />

69. Lebensjahr an sogar über 8 Stunden. Eine Vielzahl<br />

epidemiologischer Studien belegt erhebliche<br />

Krankheitsrisiken, vor allem für Er<strong>krank</strong>ungen des<br />

Herzens und des Kreislaufs, durch Störung des<br />

Nachtschlafs durch Fluglärm. Daher kommt das<br />

Diktum des Bundesverwaltungsgerichtes einem<br />

Freibrief für Körperverletzung gleich. Während die<br />

maximalen nächtlichen Dauerschallpegel im Umfeld<br />

des Flughafens Köln-Bonn mit 64 dB(A) ermittelt<br />

wurden, liegen die nächtlichen Schienenlärm-Dauerschallpegel<br />

entlang der Rheinschiene<br />

um Dimensionen darüber. Deshalb wäre jede<br />

Diskussion über die Gesundheitsgefährdung durch<br />

nächtlichen Schienenlärm an sich obsolet, wenn<br />

die politischen Entscheidungsträger für infrastrukturelle<br />

Konsequenzen nicht harte Zahlen über die<br />

gesundheitlichen Folgen des nächtlichen Schienenlärms<br />

zwingend benötigten.<br />

<br />

„<strong>Bahnlärm</strong>, ein besonders kritischer<br />

Risikofaktor!“<br />

Prof. Dr. Manfred Spreng<br />

Leiter der Funktionsabteilung<br />

Physiologische Akustik u. Informatik,<br />

Universität Erlangen<br />

Die Problematik der Gesundheitsgefährdung bzw.<br />

-schädigung durch Lärm hängt neben der Intensität<br />

von der Dynamik der verursachenden Schalle ab.<br />

Diese (z. B. die bei Bahngeräuschen besonders<br />

ausgeprägte Pegelanstiegsgeschwindigkeit, aber<br />

auch schnelle Frequenzänderung) wird ebenso wie<br />

die direkt physiologisch wirksamen und bei Bahngeräuschen<br />

im Nahbereich besonders hohen Maximalpegel<br />

durch die gängige Messung der Mittelungs-<br />

bzw. Beurteilungspegel leider nicht erfasst.<br />

Permanente Öffnung und schnelle Reaktion des<br />

Gehörs erklärt die schalldynamisch bewirkten starken<br />

Miterregungen der Stammhirnbereiche und des<br />

mittelfristig speichernden limbischen Systems,<br />

wodurch einerseits vegetativ-humorale Regulationssysteme<br />

über das Normalverhalten hinaus aktiviert,<br />

destabilisiert und sogar überspielt werden und<br />

andererseits Lästigkeitsempfindungen entstehen<br />

können. Die vegetativen (Über-)Aktivierungen können<br />

im gesamten Organismus Blutdruckanstiege,<br />

Muskelverspannungen, Magnesiumverluste, sowie<br />

besonders in der Nacht, Stresshormonausschüttungen<br />

(z. B. Cortisol), Reduktion des Langsamen-<br />

Wellen-Schlafs (Depressionsgefährdung) bewirken.<br />

Aus dieser Sicht ist <strong>Bahnlärm</strong> für die Anwohner<br />

als besonders kritischer Risikofaktor einzustufen.


Dr. Roland Diehl<br />

1. Vorsitzender MUT e. V. und<br />

Sprecher IG Bohr<br />

„Der Schienenverkehrslärm hat sich zu einem<br />

zentralen Umweltproblem entwickelt.“<br />

Gegen den <strong>Bahnlärm</strong> wurde und wird noch immer<br />

zu wenig getan. Im Gegenteil, er wird gegenüber<br />

anderen Verkehrsträgern nach wie vor in ungerechtfertigter<br />

Weise vom Gesetzgeber privilegiert. Die<br />

Rede ist vom Schienenbonus. Dieses <strong>Bahnlärm</strong>privileg<br />

geht von heute nicht mehr gültigen Annahmen<br />

aus, ignoriert die schwerwiegenden gesundheitlichen<br />

Schäden durch Lärm und ist deshalb<br />

nicht mehr zeitgemäß. Der Schienenbonus ist<br />

angesichts der zu erwartenden hohen Belastung<br />

des Schienennetzes mit immer schnelleren, schwereren<br />

und zahlreicheren Güterzügen unverzüglich<br />

auszusetzen. Er hat den Bahnsektor jahrzehntelang<br />

davor bewahrt, in leises rollendes Material investieren<br />

zu müssen. Dieses Versäumnis darf nicht<br />

auf die durch den Entfall des Schienenbonus unterstellte<br />

Erosion der Wirtschaftlichkeit von Schienenprojekten<br />

zurückfallen. Die Sichtweise, dass<br />

die Abschaffung des Schienenbonus Schienenprojekte<br />

verteuert, springt zu kurz. Werden bei der<br />

Bekämpfung des Schienenlärms nicht endlich für<br />

den Bürger merkbare Fortschritte erzielt, steht die<br />

Wettbewerbsfähigkeit der Schiene durch ihre Nichtakzeptanz<br />

zur Disposition. Nur eine leise Bahn ist<br />

auch eine wettbewerbsfähige Bahn!<br />

<br />

<br />

Frank Gross<br />

Sprecher und 1. Vorsitzender<br />

Pro Rheintal e. V.<br />

„Es ist billiger, Lärm zu verhindern oder zu reduzieren,<br />

als seine finanziellen Folgen zu tragen!“<br />

Der Kampf gegen Lärm ist ein Kampf zum Vorteil<br />

aller Beteiligten – vom Staat, über die Bahn, die<br />

Bahnunternehmen und deren Kunden, bis hin zu<br />

den Menschen in unserem Land. Die Ruhe, insbesondere<br />

nachts, ist wie die Luft zum Atmen eine<br />

Grundvoraussetzung des Lebens, ohne die unsere<br />

Gesellschaft die heutigen hohen Anforderungen<br />

nicht mehr erfüllen kann. Wir sollten erkennen, dass<br />

uns diese Ruhe abhanden gekommen ist, und wir<br />

müssen begreifen, dass es wesentlich günstiger<br />

und billiger ist, Lärm zu verhindern und zu beschränken,<br />

als die aus dem Lärm resultierenden Nachteile<br />

zu tragen. Lärm kostet den Staat Wachstum und<br />

Wohlstand, er kostet die Bahn ihr ökologisches<br />

Image und ihre Zuverlässigkeit und er kostet die<br />

Bürger Leib und Leben, Haus und Hof. Lärm zu<br />

verhindern oder – wo unvermeidbar – zu begrenzen,<br />

bringt hingegen allen Gewinn, reduziert Kosten und<br />

verhindert durch Umlage auf die Verursacher, dass<br />

unnötig weiter Lärm produziert wird. Deshalb wollen<br />

wir mit diesem Kompendium Wissenschaftlern,<br />

Politikern und Medienvertretern Mut machen, die<br />

Situation zu prüfen und zu bewerten, um die Gesetzgebung<br />

so anzupassen, dass Lärm möglichst schon<br />

in der Entstehung verhindert wird.


GRUSS- UND VORWORTE<br />

Karlheinz Rößler<br />

Vieregg-Rößler GmbH<br />

„Moderne Multitunnelkonzepte lösen Kapazitätsund<br />

Umweltprobleme gleichermaßen.“<br />

Leistungsfähiger Schienenverkehr und hohe Umweltverträglichkeit<br />

sind kein Widerspruch, sondern<br />

bedingen einander. Die Leistungsfähigkeit erfordert<br />

eine hohe Zuverlässigkeit und Trassenführungen,<br />

die geringe Steigungen aufweisen. Wir haben<br />

seinerzeit schon für die ICE-Strecke Köln – Frankfurt<br />

eine alternative Trassenführung vorgeschlagen,<br />

auf der nachts auch Güterzüge hätten verkehren<br />

können. Dieses Konzept ist damals leider am<br />

Einspruch des Landes Rheinland-Pfalz gescheitert.<br />

Jetzt haben wir für den Bereich zwischen Bingen<br />

und Köln die Idee eines Multitunnelkonzepts entwickelt,<br />

das mit kurzen Umfahrungsstrecken und<br />

Einhausungen die Kapazität der Strecke signifikant<br />

erhöht, indem es die Verkehre entmischt und die<br />

Strecke für den Güterverkehr kürzer, geradliniger<br />

und schneller <strong>macht</strong>. Gleichzeitig werden die<br />

Wohnbereiche dadurch vor <strong>Bahnlärm</strong> geschützt.<br />

Wir hoffen, dass das Kompendium zu einer Novellierung<br />

der Immissionsgesetzgebung führt, welche<br />

die Menschen in Deutschland und Europa besser<br />

vor <strong>Bahnlärm</strong> schützt.<br />

<br />

Johannes Baumgärtner<br />

1. Vorstand IGEL e. V.<br />

„Lärm <strong>macht</strong> <strong>krank</strong>! Lärm zerstört Leben,<br />

Lärm ruiniert Regionen.“<br />

Ich meine, wie viele andere übrigens auch, Lärm<br />

ist heilbar! Gerade das ist der Antrieb für unser<br />

Kompendium. Nun schreibt sich ein solches Werk<br />

nicht gerade von heute auf morgen. Auf dem Weg<br />

dorthin braucht es viele Verbündete, Zeit und Verständnis<br />

und vor allem Sachverstand. Kurzum, Sie<br />

lesen soeben das im Bürgernetzwerk entstandene<br />

Kompendium, das im Anschluss an den Ersten<br />

<strong>Bahnlärm</strong>kongress in Eltville a. Rh. (2009), an den<br />

Schienenlärmkongress in Freiburg (2010), den<br />

Internationalen <strong>Bahnlärm</strong>kongress in Boppard<br />

(2010) und das Symposium in Boppard (2011)<br />

entstanden ist. Ein Dank geht an alle Damen und<br />

Herren Unterstützer, die Wissenschaftler, die BIs,<br />

die südbadischen Kommunen und nicht zuletzt an<br />

den Regionalverband Südlicher Oberrhein mit<br />

seinem Verbandsdirektor Herrn Dr. Dieter Karlin,<br />

ohne den es den Schienenlärmkongress an der<br />

Freiburger Universität nicht gegeben hätte. Ein<br />

Dank geht auch an unsere Familien für ihr Verständnis<br />

und an meinen Weggefährten und Freund Frank<br />

Gross für sein überzeugendes Tun.


Prof. Dr.-Ing. Markus Hecht<br />

Leiter des Fachgebiets<br />

Schienenfahrzeuge, TU Berlin<br />

„25 dB(A) Lärmminderung sind technisch<br />

ohne weiteres machbar.“<br />

Die Belastung der Anwohner durch <strong>Bahnlärm</strong> muss<br />

endlich ernst genommen werden. Es kann nicht<br />

mehr angehen, dass Anwohnern an Flughäfen die<br />

Einhaltung von maximalen Dauerschallpegeln von<br />

60 dB(A) oder gar 55 dB(A) verbindlich zugesichert<br />

wird und Bahnanwohner 85 dB(A) und mehr klaglos<br />

akzeptieren sollen. Technisch muss die Lärmminderung<br />

effizienter werden. Es kann genausowenig<br />

angehen, dass die dominierenden lärmerzeugenden<br />

Elemente wie Schienen und Schwellen keinerlei<br />

akustische Dimensionierung oder Überprüfung erfahren<br />

und anschließend erwartet wird, mit sekundären<br />

Maßnahmen das Unmögliche, Lärmminderung<br />

zu akzeptablen Kosten, zu erreichen. Weniger<br />

Lärm zu geringeren Kosten ist nötig und möglich.<br />

Auch die Schwachstellen in den europäischen Vorgaben<br />

der Technischen Interoperabilitätsrichtlinien<br />

TSI müssen mit deutschem Engagement geschlossen<br />

werden. Der Lärm darf nicht den Spezialisten<br />

überlassen werden, sondern Lärmbekämpfung<br />

muss ins Alltagsgeschäft der Bahnen einfließen.<br />

25 dB Lärmminderung an der Quelle sind nötig,<br />

möglich und rasch umzusetzen. Ein Nachtfahrverbot<br />

von graugussgebremsten Güterwagen erst 2020<br />

kommt zu spät.<br />

„Lärm muss nicht sein.“<br />

<br />

<br />

Dipl.-Ing. Adalbert Häge<br />

Sprecher IGEL e. V. und IG BOHR<br />

Seit über acht Jahren beschäftigen wir uns mit<br />

dem geplanten Bau der europäischen Güterzugmagistrale<br />

Rotterdam – Genua im Abschnitt Südbaden<br />

zwischen Offenburg und Weil. Unser Ziel<br />

ist eine menschen- und umweltgerechte Lösung.<br />

<strong>Bahnlärm</strong> ist dabei aufgrund der veralteten Gesetze<br />

das Haupthindernis. Unsere Ziele sind daher, die<br />

Gesetze zu ändern und das Jahrhundertbauwerk<br />

zukunftsfähig zu gestalten. Auf Initiative der IG<br />

BOHR hin haben wir mit den Kommunen, den<br />

Landkreisen, den Regionalverbänden, den IHKs<br />

und dem Land Baden-Württemberg gemeinsam<br />

ein Konzept BADEN 21 entwickelt. An anderer<br />

Stelle haben sich die Bürgerproteste längs des<br />

Rheins schon in Politik umgesetzt – sicher auch<br />

und nicht zuletzt durch den erfolgreichen 1. Internationalen<br />

<strong>Bahnlärm</strong>kongress in Boppard 2010:<br />

Die Ankündigung des Bundesverkehrsministeriums,<br />

ab 2012/13 lärmabhängige Trassenpreise einzuführen,<br />

einen Fonds für die Umrüstung von ca.<br />

145.000 Güterwagen auf LL-Sohlen zu gründen<br />

und ab 2021 für die neu in Betrieb gehenden<br />

Strecken den Schienenbonus nicht mehr anzuwenden<br />

– auf diese Erfolge dürfen wir alle gemeinsam<br />

stolz sein.


RÜCKBLICK<br />

BAHNLÄRM-KONGRESS<br />

und Symposium 2010/11 – Events der Extraklasse<br />

Wissenschaft, Politik, Technologie-Unternehmen und Bürgerinitiativen trafen sich in Boppard zu Events<br />

der Extraklasse, bei denen die Besucher gar nicht genug bekommen konnten von den wertvollen Beiträgen<br />

und Erkenntnissen, die hier ausgetauscht wurden.<br />

Zunächst hatten Bundes- und Landespolitiker das<br />

Wort. Dann konnten die Initiativen vom Mittelrhein<br />

bis zum Fehmarnbelt und vom Oberrhein bis in<br />

die Schweiz und nach Italien kurz ihre Situation<br />

darstellen und erläutern. Führende Wissenschaftler<br />

wie Prof. Eberhard Greiser und Prof. Manfred<br />

Spreng referierten zu den medizinischen Themen.<br />

Des Weiteren wurden zu rechtlichen und technischen<br />

Themen Vorträge gehalten. Unter anderem<br />

waren Prof. Markus Hecht von der TU Berlin und<br />

die Landschafts- und Verkehrsplaner Karlheinz<br />

Rößler und Dr.-Ing. Jürgen Rauch aus München<br />

dabei.<br />

<br />

<br />

<br />

Das vollbesetzte Auditorium nahm regen Anteil an<br />

punktgenau im Interesse liegenden Vorträgen und<br />

spannenden Podiumsdiskussionen, die sich jeweils<br />

anschlossen. Am nächsten Tag wurden dann innovative<br />

Technologien zum Schutz vor Lärm vorgestellt<br />

und die Teilnehmer bildeten Arbeitsgruppen<br />

zu unterschiedlichen Themenbereichen. Im Frühjahr<br />

2011 schloss sich dann noch das <strong>Bahnlärm</strong>-Symposium<br />

– ebenfalls in Boppard – an, das weitere<br />

medizinische und technische Vorträge bot. Die<br />

Inhalte dieser Events spiegelt dieses Kompendium<br />

wider. Vertiefende Inhalte finden sich auf der Seite<br />

www.ERNF.de.


VORWORT<br />

LÄRM MACHT KRANK !<br />

Vorwort des Autors Frank Gross<br />

Um die Lärmsituation in unserem Land und in Europa zu verbessern, muss an erster Stelle in der<br />

Bevölkerung, bei den Medien, bei Politikern und allen anderen Beteiligten das Wissen über die Kausalität<br />

von Lärm und Krankheit vorhanden sein.<br />

Wir können nicht länger zusehen, wie die Lebensbedingungen in unserem Land und in Europa immer<br />

schlechter werden. Das ist weder gut für die Menschen noch für die Wirtschaft und schon gar nicht<br />

für die Staaten und Volkswirtschaften. Unser höchstes Gut sind die Menschen, die Luft zum Atmen,<br />

Wasser zum Trinken und Ruhe zum Schlafen brauchen – vor allen anderen Dingen und ganz gleich, ob<br />

sie arm oder reich sind. Die Kosten für Lärm und Umwelt steigen ins Unermessliche, wenn die Regierungen<br />

nicht gegensteuern und eine Gesetzgebung schaffen, die Lärmreduktion für alle Bereiche des<br />

gesellschaftlichen Zusammenlebens als notwendige Voraussetzung und Qualitätskriterium definiert.<br />

Krankheiten, genauso wie Umweltprobleme, sind schleichende Veränderungen, die ihr grässliches<br />

Gesicht oft dann erst zeigen, wenn es bereits zu spät ist.


Eine neue Zeit ist angebrochen, die erfordert, dass<br />

wir Ressourcenverschwendung und Umweltbelastungen<br />

wieder zurückfahren, um der Welt und<br />

damit uns allen ein natürliches Gleichgewicht zu<br />

erhalten. Das ist zum einen möglich durch den<br />

Einsatz neuer Technologien zur Energieerzeugung,<br />

zum Transport, zur Be- und Verarbeitung, zur<br />

Logistiksteuerung und zum effektiven Einsatz von<br />

Ressourcen in Gebäuden, auf Verkehrswegen und<br />

bei Fahrzeugen und in der Industrie. Zum anderen<br />

ist dazu die Internalisierung externer Kosten gefordert,<br />

damit man unsinnige Transporte verhindert<br />

und die Kosten dort ansiedeln kann, wo auch der<br />

Nutzen dieser Transporte liegt.<br />

Mit dem Kompendium möchten wir Sie über die<br />

Kausalität von Lärm und Herz-Kreislauf-Er<strong>krank</strong>ungen<br />

informieren, die in der Medizin heute interdisziplinärer<br />

Konsens wird. Wir berichten über die katastrophalen<br />

rechtlichen Schutzvoraussetzungen, die<br />

95 % der Menschen an Bahnstrecken schutzlos<br />

zurücklassen. Schließlich zeigen wir Technologien<br />

und Maßnahmen, die uns in wenigen Jahren zu<br />

einer deutlich reduzierten Lärmsituation führen<br />

können, wenn wir das Problem ernst nehmen und<br />

erkennen, dass es billiger ist, in Lärmschutz zu<br />

investieren als in Gesundheitskosten, regionale<br />

Förderprogramme, Arbeitsausfälle und Firmenpleiten<br />

und was sonst noch so von <strong>Bahnlärm</strong> negativ<br />

beeinflusst wird. Den Wissenschaftlern und Fachleuten,<br />

die uns auf dem Kongress, bei Foren und<br />

Symposien und in der täglichen Arbeit begleitet<br />

und unterstützt haben, danken wir ebenso wie den<br />

Unternehmen, die den Schutz vor <strong>Bahnlärm</strong> zur<br />

ihrem Anliegen ge<strong>macht</strong> haben. Unser Dank gilt<br />

außerdem den Initiativen, die dabei mitge<strong>macht</strong><br />

haben, und ganz besonders möchte ich hier unser<br />

Team am Oberrhein, Dr. Roland Diehl, Adalbert<br />

Häge, Dr. Klaus Gumpp und Johannes Baumgärtner<br />

erwähnen. Auch die Freunde in der Schweiz, in<br />

Österreich, in Italien und den Niederlanden haben<br />

uns mit ihren Erfahrungen sehr geholfen. Dort ist<br />

die Idee eines modernen Eisenbahnsystems schon<br />

verwirklicht oder zumindest teilverwirklicht.<br />

Die meisten Bürgerinitiativen, um das klar zu sagen,<br />

sind für eine moderne Bahn und für eine Verlagerung<br />

von Gütertransporten auf die Schiene. Sie<br />

sind weder für zeitliche Verzögerungen verantwortlich<br />

noch wollen sie der Bahn und dem Bund schaden.<br />

Die Gespräche mit großen Güterbahn-Kunden<br />

haben gezeigt, dass dort eine hohe Bereitschaft<br />

besteht, eine leistungsfähige und leise Bahn mit<br />

zu fördern, denn: „Schlecht, laut und teuer“ – dafür<br />

zahlt kein Kunde gern. Wir haben auch mit den<br />

Verbänden der Wagenhalter und der Bahnindustrie<br />

gesprochen. Auch hier ist man sich einig, dass<br />

eine moderne und leistungsfähige Bahn eine leise<br />

Bahn sein muss und dass das System Bahn insgesamt<br />

in Gefahr gerät, wenn der Fokus im Parlament<br />

und nicht bei den Kunden und Aufgaben der Bahn<br />

liegt. Wir mussten lernen, dass politisch nicht alles,<br />

was vordergründig hilfreich und freundlich erscheint,<br />

in Wahrheit auch so gemeint ist, wie unser Kapitel<br />

„Die Lange Bank“ zeigt. Dennoch suchen wir den<br />

Dialog und setzen auf Verständigung.<br />

Der Kern allen Übels, was <strong>Bahnlärm</strong> betrifft, liegt<br />

in der Fehlannahme, Lärm sei lästig. Darauf beruht<br />

unser derzeitiges Gesetz. Doch Lärm ist mehr als<br />

lästig – er ist gesundheitsschädigend und deshalb<br />

bedarf es neuer Gesetze und Vorschriften!


EINSTIEG<br />

ZIELSETZUNGEN<br />

Lärm verhindert Zukunft<br />

Lärm als das größte Umweltproblem unserer Zeit wurde lange Jahre ignoriert. Unsere Gesetze und<br />

Vorschriften spiegeln dieses „Übersehen und Ignorieren von Lärm“ heute noch wider. Doch die Realität<br />

hat uns eingeholt und täglich kommen nicht nur neue Lärmopfer, sondern auch neue Bürgerinitiativen<br />

hinzu. Es ist inzwischen ein bundes- und europaweiter Aufstand, der sich da formiert. Unerträgliche<br />

Lärmverhältnisse machen es den Menschen unmöglich, den hohen Anforderungen ihrer beruflichen oder<br />

schulischen Welt zu entsprechen. Man nimmt ihnen buchstäblich die Kraft und Konzentration, schlimmer<br />

noch: nachts sorgt man insbesondere mit Bahn- und Fluglärm für eine Vergiftung des Körpers mit<br />

Stresshormonen, die zu chronischen Reaktionen und Krankheiten führen. Damit muss Schluss sein!<br />

Nein, es sind hier keine Wutbürger am Werk, sondern<br />

mit Sachverstand und angemessener Erwartungshaltung<br />

soll das, was für das Land, für die<br />

Menschen, für die Wirtschaft und auch für die<br />

Bahn notwendig ist, herausgearbeitet werden. Die<br />

Initiativen sind für eine moderne Bahn und für eine<br />

Verlagerung von Transporten auf die Schiene. Es<br />

ist eine einfache Formel, die das Lärmproblem<br />

löst: Wir brauchen bei allen Beteiligten das Bewusstsein<br />

und die Bereitschaft, Mittel einzusetzen, um<br />

Lärm (<strong>Bahnlärm</strong>), wo immer möglich, zu verhindern<br />

oder schon an der Quelle zu begrenzen. Der Faktor<br />

Lärm muss in alle Produktentwicklungen, Projektund<br />

Streckenplanungen, Verordnungen und Vorschriften<br />

mit einfließen. So z. B. sollte ein Lokführer<br />

<br />

einen Lehrgang „Lärmvermeidung“ durchlaufen,<br />

um dieses Bewusstsein zu erlernen, und nicht nur<br />

der Lokführer! Die erforderlichen Mittel stammen<br />

zum einen aus der Internalisierung externer Kosten,<br />

die auch verhindern muss, dass maßloser und<br />

unsinniger Transport unsere Ressourcen verschwendet<br />

und unsere Lebenswelt vernichtet. Hier müssen<br />

Trassenpreisregelungen eine vertretbare Balance<br />

zu staatlichen Infrastrukturaufwendungen bilden.<br />

Zum anderen kann aus den Einsparungen und<br />

Zugewinnen, die aus einer lärmarmen Umgebung<br />

jährlich zurückfließen, nicht nur eine für alle gerechte<br />

Schienenwegumgebung geschaffen werden.<br />

Vielmehr ist dies auch die Grundlage für ein neues,<br />

modernes Bahnsystem, das wir brauchen und<br />

wollen. Was wir nicht brauchen, sind bauernschlaue<br />

Versprechungen. Wer einen Schienenbonus abschafft,<br />

muss gleichzeitig sagen, wo die Mittel<br />

dazu herkommen, sonst werden die Wände höher,<br />

aber auch kürzer. Die Politik muss steuern und darf<br />

nicht zögern und zaudern. Es ist an der Zeit, das<br />

Immissionsschutzgesetz zu novellieren, die externen<br />

Kosten zu internalisieren und neue Vorgaben<br />

für die Verhinderung und Begrenzung von Lärm zu<br />

machen. Dazu wollen wir beitragen!


Gesundheitsschutz Gesetzesnovellierung Gezielte Maßnahmen<br />

Lärm ist nicht nur „lästig“, sondern<br />

vor allem „gefährlich“. Das muss der<br />

Gesetzgeber begreifen und im Gesetz<br />

berücksichtigen!<br />

Das Immissionsschutzrecht muss dem<br />

Stand des Wissens und der Technik<br />

entsprechen und die Menschen im<br />

Fokus haben, sonst ist es unbrauchbar!<br />

Ruheschutz erfordert gezielte Maßnahmen<br />

an der Quelle und im jeweils<br />

betroffenen akustischen Raum. In<br />

Wohnlagen ist beides nötig!<br />

Zielsetzungen<br />

» Der Gesetzgeber muss anerkennen und berücksichtigen, dass Lärm <strong>krank</strong> <strong>macht</strong>.<br />

» Der Stand des aktuellen Wissens und der Technik muss in das Bundesimmissionsschutzgesetz<br />

(BImSchG) einfließen.<br />

» Das Gesetz muss umgehend novelliert werden.<br />

» Die Ausführung des Gesetzes kann nicht weiter auf die „Lange Bank“ geschoben werden.<br />

» Lärm muss in der Entstehung verhindert werden.<br />

» Die externen Kosten müssen bei den Verursachern angesiedelt werden.<br />

» Die daraus verfügbaren Mittel müssen für den Schutz vor <strong>Bahnlärm</strong> eingesetzt werden.<br />

» Bestandsstrecken müssen mit Neubaustrecken gleichgestellt werden.<br />

» Verkehrslärm muss als Ganzes betrachtet werden – keine Segmentierung nach Verkehrsarten.<br />

» Das Planungsrecht muss novelliert werden mit dem Ziel einer stärkeren und früheren<br />

Bürgerbeteiligung bei Neuplanungen und wesentlichen betrieblichen Änderungen an<br />

bestehenden Strecken.<br />

Kurzfristige Forderungen<br />

» Nachtfahrverbot für graugussgebremste Fahrzeuge<br />

» Tempolimits für graugussgebremste Fahrzeuge am Tage<br />

» Wegfall des Schienenbonus auf allen Strecken<br />

» Umweltfreundliche Planung neuer Trassen außerhalb der Wohngebiete<br />

Mittelfristige Forderungen<br />

» Umrüstung der 190.000 Güterwaggons bis 2016<br />

» Innovative Kombi-Maßnahmen an den Gleisen<br />

» Aufbau eines wirkungsvollen, dauerhaften lärmabhängigen Trassenpreissystems<br />

zur anhaltenden Belohnung von Lärmreduktion und zur Verbesserung der Sicherheit von<br />

Gefahrguttransporten.<br />

Langfristige Forderungen<br />

» Wohngebiete ohne Güterverkehr<br />

» Modernes Güterverkehrssystem


SITUATION<br />

LÄRM SCHADET ALLEN MENSCHEN<br />

Lärm – das ist Schall, der stört, belastet und schädigt<br />

Lärm ist heute allgegenwärtig und er wird in seiner gesundheitsschädigenden Wirkung maßlos unterschätzt.<br />

Er ist nicht nur lästig, wie das im Immissionsschutzgesetz postuliert wird, sondern er ist auch belastend<br />

und vor allem: er schädigt die Gesundheit. Man kann Lärm mit schlechter Luft oder mit Drogen vergleichen,<br />

die allmählich und schleichend, aber dafür umso schlimmer den Körper des Menschen schädigen.<br />

Lärm schadet Menschen direkt wie indirekt. Direkt<br />

ist das Gehör betroffen, das durch hohen oder<br />

ständigen Lärm in Mitleidenschaft gezogen wird.<br />

Indirekt verursacht Lärm Stress und dieser Stress<br />

kann bei anhaltenden Belastungen wie Verkehrslärm<br />

zu ernsthaften Er<strong>krank</strong>ungen insbesondere<br />

des Herz-Kreislauf-Systems, aber auch der übrigen<br />

Organe führen.<br />

Nachts sind Schall-Werte über 45 dB(A) am<br />

Fenster gemessen für den Körper schädlich!<br />

Die Messskala auf den Lärmkarten des Eisenbahnbundesamtes<br />

endet bei 75 dB(A). Werte, die<br />

<br />

darüber liegen, werden nicht differenziert dargestellt,<br />

obwohl es gerade dort für die Menschen<br />

besonders bedrohlich und gesundheitsschädigend<br />

wird. Lärmwerte oberhalb dieser Grenze werden<br />

nämlich, unabhängig von den nachfolgend genannten<br />

Einflussfaktoren, von allen Menschen als eine<br />

Bedrohung empfunden. Sie führen zu autonomen<br />

Reaktionen auf das körpereigene Regulationssystem<br />

mit vielfältigen Folgen. Doch auch bei geringeren<br />

Innenschallpegeln ab 35 dB(A) können,<br />

begünstigt durch die nachfolgenden Faktoren, bei<br />

ständiger Belastung massive Gesundheitsschädigungen<br />

ausgelöst werden:


Schallparameter<br />

Es handelt sich dabei um die physikalischen<br />

Eigenschaften, wie z. B.<br />

Schalldruckpegel, Impulshaltigkeit,<br />

Dauer, Häufigkeit und Frequenz.<br />

Schallenergie von hoher Intensität<br />

und Dauer schadet ebenso wie<br />

häufige, sich wiederholende Schallereignisse. Beides ist<br />

heute an Bahnlinien der Fall.<br />

Tätigkeit und Situation<br />

Arbeitsmedizinische Untersuchungen<br />

(Ising/Sust/ Rebentisch) weisen<br />

darauf hin, dass je komplexer die<br />

Aufgaben, denen die Menschen<br />

ausgesetzt sind, desto eher wird<br />

durch Lärm Stress ausgelöst.<br />

Bedrohliche Botschaften<br />

Das Ohr ist durchaus in der Lage,<br />

die den Lärm verursachenden<br />

Defekte von Rad und Schiene<br />

als Bedrohung zu empfinden.<br />

Die Frequenzen signalisieren, dass<br />

da etwas „nicht ganz rund läuft“,<br />

das zur Gefahr werden kann. Insbesondere wenn man<br />

sich die gefährlichen und teilweise explosiven Güter<br />

vorstellt, wird der Lärm uralter Waggons und Räder zum<br />

Albtraum.<br />

Ort und Zeitpunkt<br />

Bei Nacht und in Schlafzimmern<br />

sollte Lärm absolut vermieden werden.<br />

Lärm wird dort zu einem echten<br />

Gesundheitskiller, weil er die<br />

Regeneration durch Schlaf verhindert.<br />

Wissenschaftler wie Griefahn<br />

haben festgestellt, dass Schienenlärm am häufigsten zu<br />

Aufweckreaktionen führt. Der Abbau von Stresshormonen<br />

wird dadurch ins Gegenteil verkehrt und die Tiefschlafphasen<br />

unterbrochen, mit dramatischen Folgen.<br />

Wer Menschen am gesunden und erholsamen Nachtschlaf<br />

hindert, foltert sie. <strong>Bahnlärm</strong> darf kein Folterinstrument<br />

sein!<br />

Cortisol ( g/dl)<br />

20<br />

10<br />

0<br />

<br />

<br />

0h 4h 8h 12h 16h 20h 24h<br />

Tageszeit<br />

Die Kurve zeigt den ungestörten Cortisolabbau über einen<br />

24-h-Zeitraum. Nächtliche Güterzüge pushen den Wert da<br />

auf Höchstniveau.<br />

Fazit<br />

Als Fazit bleibt festzuhalten, dass schon bei geringen<br />

Lärmpegeln, somit auch bei Menschen, die<br />

relativ weit von den Gleiskörpern entfernt wohnen,<br />

die permanenten und vor allem nächtlichen<br />

Störungen durch <strong>Bahnlärm</strong> zu massiven gesundheitlichen<br />

Beeinträchtigungen führen. Als unzumutbar<br />

und nach dem Grundrecht unzulässig sind<br />

in der Dauerbelästigung an Bahnlinien Lärmwerte<br />

oberhalb von Lmax 75 dB(A) anzusehen.<br />

Der Schallpegel eines Güterzugs liegt bei mehr als<br />

90 dB(A) (Vorbeifahrpegel). Bei diesen Lautstärken<br />

besteht höchste Gefahr für die Gesundheit! Wenn<br />

diese Werte regelmäßig überschritten werden<br />

(z. B. im Rheintal), sind sofortige Maßnahmen wie<br />

Nachtfahrverbote und Tempolimits erforderlich,<br />

um die Menschen entsprechend dem Grundrecht<br />

auf körperliche Unversehrtheit zu schützen. Die<br />

genannten Einflussfaktoren sind also keine notwendige<br />

Voraussetzung, um Schall zu gesundheitsschädigendem<br />

Lärm zu machen, sondern lediglich<br />

Verstärker, die auch geringe Lärmpegel gefährlich<br />

werden lassen.


SITUATION<br />

BAHNLÄRM<br />

Ein Schrecken ohne Ende<br />

<strong>Bahnlärm</strong>, der maßgeblich durch die Rollgeräusche der Güterwaggons und die Schienen, auf denen sie<br />

verkehren, geprägt wird, ist die gefährlichste aller Verkehrslärmarten, mit dem höchsten gesundheitlichen<br />

Schadenspotenzial.<br />

Güterwaggons, die so alt sind wie das Immissionsschutzgesetz (fast 40 Jahre), poltern weiter durch Europa.<br />

Der gemittelte Schalldruckpegel eines 4-achsigen<br />

Güterwaggons bei 80 km/h, in 7,5 m Abstand<br />

gemessen, liegt bei technisch einwandfreiem Zustand<br />

im Schnitt bei 91 dB (A) und wird nachts und<br />

in unmittelbarer Nähe zur Wohnbebauung emittiert.<br />

Bei 120 km/h kann sich die wahrgenommene Lautstärke<br />

noch einmal fast verdoppeln. Ebenso bei<br />

technisch defekten Radlaufflächen, wie das bei<br />

den alten Waggons die Regel ist, und in Kurvenradien.<br />

Monströser Lärm<br />

Das sind Lärmwerte oberhalb tolerierbarer Grenzen<br />

und basierend auf einer Technik, die heutigen<br />

<br />

Grausgussbremsen wie zur Zeit der Postkutschen demolieren<br />

die Laufflächen der Räder, was schließlich den ungeheuren<br />

Lärm alter Güterwaggons verursacht.


Maßstäben nicht mehr entspricht. Der Lärm selbst<br />

wird von den Betroffenen akustisch und kognitiv<br />

als äußerst bedrohlich wahrgenommen. Die<br />

Geräusche signalisieren diese Rad-Defekte als<br />

Droh-Botschaft, die Menschen Angst <strong>macht</strong>.<br />

<strong>Bahnlärm</strong> schlimmer als Straßenlärm<br />

In staatlichen Veröffentlichungen heißt es immer<br />

wieder, dass nur etwa 20 % der Bundesbürger<br />

von Schienenlärm betroffen seien, während es<br />

beim Auto 66 % seien. Diese Form der Darstellung<br />

verheimlicht jedoch, dass das Straßennetz mit<br />

237.000 km sieben Mal so lang ist wie das Schienennetz<br />

mit 34.000 km. Setzt man diese Werte<br />

ins Verhältnis, dann sind pro Straßenkilometer<br />

207 Menschen, und pro Schienenkilometer 482<br />

Menschen betroffen.<br />

Lärm ist nicht gleich Lärm<br />

Die Güterbahn-Lautstärke ist schon nach wenigen<br />

Minuten gesundheitsgefährdend. Der Grund ist<br />

laut den Experten einfach zu erklären: „Lärm ist<br />

Schäden und Störungen durch <strong>Bahnlärm</strong><br />

» Konzentrationsstörungen<br />

» Arbeits- und Lernbehinderungen<br />

» Kommunikationsstörungen und schreckhafte<br />

Reaktionen<br />

» Erschütterungen und Sekundärschall heftigster<br />

Art verursachen z. B. Risse in den<br />

Wänden, Absplitterungen von Glasbausteinen<br />

» Heftige Aufweckreaktionen und Angstzustände<br />

» Aurale Schäden durch Luftschall oberhalb<br />

85 dB(A)<br />

» Aufenthalt im Freien kaum noch möglich<br />

nicht gleich Lärm. Das Quietschen von Schienen<br />

wird von Personen als belastender empfunden als<br />

die Geräusche einer Straße. Daher stresst Schienenlärm<br />

mehr“. Der Stress führt zu Bluthochdruck<br />

und Folgen wie Herzinfarkten und Schlaganfällen.<br />

Regionaler Stillstand durch Lärm<br />

<br />

<br />

<strong>Bahnlärm</strong> zerstört Regionen<br />

Die Auswirkungen des Schienengüterverkehrs<br />

lassen sich am offenkundigsten in den Regionen<br />

selbst erkennen. Dort wo früher die Bahn Leben<br />

und Verbindung brachte, bringt sie heute Verwüstung<br />

und Abkoppelung von der Welt. Die schnellen<br />

Züge fahren nur noch durch die Metropolen, während<br />

den ländlichen Regionen die nächtlichen Güterzüge<br />

bleiben und damit der Lärm, den sie verursachen.<br />

Lärm beherrscht dort das gesamte Leben, indem<br />

er Regeneration und Erholung ebenso einschränkt<br />

wie Konzentration und Kommunikation. Die Menschen<br />

werden <strong>krank</strong> und die Region mit ihnen. Es<br />

ist, wie immer bei Lärm, ein schleichender Prozess,<br />

der von den Betroffenen oft erst nach Jahren und<br />

Jahrzehnten so richtig wahrgenommen wird, weil<br />

man zum Beispiel plötzlich feststellt: „Bei uns sieht<br />

es immer noch so aus wie in den 70er Jahren.“<br />

Es fehlt halt an Investitionen, viele jüngere Menschen<br />

sind weggezogen, Firmen haben die Region<br />

ganz verlassen. In Urlaubsregionen ist der Über-


SITUATION<br />

nachtungstourismus auf einen Bus- und Stundentourismus<br />

reduziert worden. Denkmäler verfallen,<br />

weil es an Möglichkeiten der Nutzung fehlt. Die<br />

negative Reputation, dass es zu laut ist, <strong>macht</strong><br />

von Jahr zu Jahr mehr die Runde. Die Gegend wird<br />

weniger attraktiv für Zuwanderung und für Touristen.<br />

Einnahmen sinken, Kaufkraft lässt nach. Bei<br />

der Wertschöpfung bleibt durch Produktions- und<br />

Arbeitskraftausfälle die Effektivität auf der Strecke.<br />

Die Orte verändern ihre Struktur: Wo kein Leben<br />

ist, braucht es auch keine Geschäfte, keine Restaurants,<br />

keine Dienstleistung. Unternehmen bekommen<br />

Probleme, Arbeitskräfte von außerhalb zu<br />

finden, denn wer will da noch hin? Das Ganze führt<br />

zu weiteren Abwanderungen, zu noch weniger<br />

Investitionen, zu einer schlechten Infrastruktur und<br />

schließlich zum Niedergang der Region.<br />

Mit <strong>Bahnlärm</strong> gehen die Lichter und die Löhne aus.<br />

Das heißt, wenn man die Kosten von <strong>Bahnlärm</strong><br />

einmal zu Ende kalkuliert und neben Gesundheitskosten<br />

und Wertverlusten auch die Kosten der<br />

nicht realisierten Umsätze und Einnahmen, in der<br />

direkt und indirekt betroffenen Wirtschaft und<br />

Industrie, die Kosten für Arbeitsplatzverluste und<br />

Sozialkosten, die nicht erzielten Steuereinnahmen<br />

und den Kaufkraftverlust rechnet, dann wird schnell<br />

deutlich, wie teuer „unsere Bahn“ wirklich ist.<br />

<br />

Wenn man dann noch weiß, wie wenig die Transporte,<br />

die dort ablaufen, wirklich mit der eigenen<br />

Volkswirtschaft zu tun haben und wie manche<br />

davon nicht nur die Kosten hier in den Regionen<br />

und bei den Menschen abladen (externalisieren),<br />

sondern auch noch die Arbeitsplätze von hier fort<br />

transportieren, dann wird erst recht deutlich, wie<br />

wenig weitsichtig eine Politik ist, die den Schutz<br />

vor Lärm und damit den Schutz der Menschen und<br />

ihrer Regionen nur symbolisch betreibt und damit<br />

auch der eigenen mittelständischen Wirtschaft<br />

keine Chancen mehr bietet. Die Bahn selbst wird<br />

damit immer mehr zum größten Verkehrsumweltsünder,<br />

der seinen Rückhalt in der Bevölkerung<br />

zunehmend verliert.<br />

Wie <strong>Bahnlärm</strong> Regionen zerstört<br />

» Lebens- und Erholungswert werden<br />

drastisch herabgesetzt<br />

» Investitionsstau und Abwanderung der<br />

Wirtschaft<br />

» Immobilienwerte verfallen<br />

» Häuser stehen leer, Menschen wandern ab<br />

» Nachlassende Produktivität<br />

» Wertschöpfungs- und Kaufkraftverluste<br />

» Steigende Sozialkosten und Arbeitsplatzverluste<br />

» Umsatzeinbußen und Strukturverfall<br />

im Tourismus<br />

» Ausfall von Arbeitskräften<br />

» Unfälle durch Konzentrationsstörungen<br />

» Investitionshemmnisse<br />

» Kulturverfall bei Denkmälern und Kunst<br />

» Verminderte Einnahmen bei Kommunen<br />

und Land


SITUATION<br />

ERSCHÜTTERUNGEN<br />

<strong>Bahnlärm</strong> gehört ganz oben auf die Richter-Skala<br />

Erschütterungen basieren auf Körperschallwellen, das heißt Schall, der sich nicht durch die Luft, sondern<br />

über das Erdreich, Gebäude und andere feste Körper fortsetzt. Wie bei einem Erdbeben bringen diese<br />

Schallwellen, die für das Ohr kaum wahrnehmbar sind, ganze Gebäude zum Schwingen. Anwohner von<br />

Eisenbahnlinien sind übermäßigen Erschütterungen durch vorbeifahrende Züge ausgesetzt.<br />

Dadurch entsteht dann auch der so genannte Sekundärschall,<br />

den man bei sehr geringen Frequenzen<br />

auch als Infraschall (1 – 20 Hz) bezeichnet und<br />

der taktil, d. h. gefühlsmäßig, haptisch, z. B. als<br />

Druck auf den Ohren empfunden wird, was sehr<br />

unangenehm sein kann und Menschen aus ihren<br />

Tiefschlafphasen reißen kann oder tagsüber dazu<br />

führt, dass sie die entsprechenden Räume fluchtartig<br />

verlassen.<br />

Derzeit kein Schutz vor Erschütterungen<br />

Im Immissionsschutzgesetz werden Erschütterungen<br />

unter schädlichen Umwelteinwirkungen<br />

durch Verkehrsgeräusche nicht erwähnt. Es gibt<br />

keinen Erschütterungsschutz und keine rechtsverbindlichen<br />

Grenzwerte, obwohl längst klar ist,<br />

dass Erschütterungen massiven Einfluss auf die<br />

<br />

Gesundheit der Menschen haben und Wissenschaftler<br />

die Anerkennung der Wirkung auf den<br />

Menschen fordern. Der menschliche Körper weist<br />

wie alle anderen Körper sogenannte Resonanzfrequenzen<br />

auf. Diese Resonanzen fangen bei<br />

2 Hz (Beine, Schulter) an und hören bei 200Hz<br />

(Hände) auf. Hier wird also nicht nur das Trommelfell<br />

bewegt, sondern der ganze Körper kann je nach<br />

Frequenz bewegt werden. Maschke und andere<br />

gehen davon aus, dass eine Kombination aus Erschütterungen<br />

und tieffrequentem Schall die<br />

Einwirkung auf Schlafende verstärkt. Kopfschmerzen,<br />

Verspannungen, Verärgerung, geistige und<br />

körperliche Erschöpfung und Unzufriedenheit,<br />

Depressivität, Konzentrations-, Schlaf- und Ruhestörungen<br />

sind die Folge, wie Untersuchungen<br />

durch Befragung unterstreichen.<br />

Behörden müssen aufwachen<br />

Belästigung durch tieffrequenten Schall wird als<br />

sehr ernstzunehmendes Problem eingeschätzt,<br />

das nach Auffassung von Leventhal bisher von<br />

Behörden unterschätzt und nicht mit adäquaten<br />

Methoden erhoben wird. Møller und Lydolf erfassten<br />

198 Bürgerbeschwerden über Belastung durch<br />

Infraschall und tieffrequenten Schall. In der Mehrzahl<br />

der Fälle konnten nur einzelne Personen die


Schallbelastung hören, doch fast alle beschrieben<br />

eine sensorische Wahrnehmung über die Ohren<br />

und die meisten in Form von Körper- oder Objektvibration.<br />

Bahn-Beben kennen noch keine Richter-Skala<br />

Die Messungen im Rheintal haben ergeben, dass<br />

Erschütterungen durch die Bahn die Grenzwerte<br />

um ein Mehrfaches überschreiten, doch das wird<br />

weder messtechnisch berücksichtigt noch werden<br />

Maßnahmen ergriffen. Gleiches gilt auch für den<br />

aus dem Körperschall (Erschütterungen) resultierenden<br />

Sekundärschall, der ähnlich wie die Luftschallreflexionen<br />

nicht zu den Gesamtbeeinträchtigungen<br />

hinzugerechnet wird. Das menschliche<br />

Ohr ist bei konstantem Schalldruck für mittlere<br />

Frequenzen (1.000 – 4.000 Hz) empfindlicher als<br />

für tiefe und sehr hohe Frequenzen. Die A-Filter-<br />

Bewertung ist auf diese Sensibilität bei geringer<br />

Lautstärke ausgerichtet. Dadurch bleiben die tiefen<br />

Frequenzen fast unberücksichtigt und das tatsächliche<br />

Lautstärkeempfinden wird grob verzerrt.<br />

Darum wird die Forderung nach einer ergänzenden<br />

C-Filter-Bewertung immer lauter, um zumindest<br />

Geräusche im Frequenzbereich von 10 – 80 Hz<br />

mit einzubeziehen. Für den Infraschall wäre eine<br />

G-Filter-Bewertung ergänzend angebracht. Die<br />

heutigen Methoden und Rechner ermöglichen hier<br />

eine viel komplexere Berücksichtigung, als dies<br />

derzeit noch zum Schaden der Bevölkerung geschieht.<br />

Bauliche Schäden<br />

Was man am menschlichen Körper äußerlich nicht<br />

sehen kann, zeigt sich jedoch bei den Gebäuden:<br />

Risse in den Innen- und Außenwänden, Glasbausteine,<br />

die platzen, Türen, die nicht mehr schließen –<br />

<br />

<br />

es<br />

Wie<br />

gibt<br />

erlebt<br />

viele<br />

man<br />

Berichte<br />

Erschütterungen?<br />

und Reklamationen. Auch<br />

hier Resonanzen bleiben die von Geschädigten Körperschall meist lassen auf Wände ihrem<br />

vibrieren, erzeugen dumpfes Grollen und<br />

bewegen über Sekundär- und Infraschall auch<br />

Teile des menschlichen Körpers, so dass Angst<br />

und Panik herrschen.<br />

«Es ist jeweils wie ein kleines Erdbeben, das<br />

von einer Art Grollen begleitet wird.»<br />

«Der Boden zittert, die Fenster vibrieren, der<br />

Bildschirm flackert, im Regal tanzen die Gläser<br />

und im Backofen scheppert das Gitter. Man<br />

spürt, wie sich die Vibrationen vom Boden<br />

auf den ganzen Körper übertragen.»<br />

es gibt viele Berichte und Reklamationen. Auch<br />

hier bleiben die Geschädigten meist auf ihrem<br />

Schaden sitzen, denn der Nachweis ist schwierig,<br />

obwohl die Bahn zunehmend bei neuen Bauprojekten<br />

durch Unterschottermatten und andere<br />

Maßnahmen die Erschütterungen aufzufangen<br />

versucht. Ein Eingeständnis der schädigenden<br />

Wirkung auf Gebäude.<br />

Erschütterungen nicht entstehen lassen<br />

Der beste Weg: Einwandfreies Roll- und Schienenmaterial<br />

und langfristig ein Verzicht auf Starrachsen,<br />

damit die Räder in den Kurven nicht springen!


SITUATION<br />

BAHNLÄRM KOSTET –<br />

Gesundheit, Produktivität und Volksvermögen<br />

Eine Beispielrechnung für verschiedene Lärmminderungsszenarien<br />

zeigt, dass Lärmminderung nur<br />

am Anfang Geld kostet. Die durchgeführten Maßnahmen<br />

amortisieren sich in aller Regel kurzfristig<br />

und führen anschließend zu zusätzlichen Einnahmen.<br />

Diese Betrachtung wird von den Ergebnissen<br />

der EG-Arbeitsgruppe „Health and Socio-Economic<br />

Aspects“ quantitativ bestätigt.<br />

<br />

Abnahme des Schalldruckpegels in dB(A)<br />

In Deutschland, wo aufgrund<br />

der dichten Besiedlung<br />

inzwischen mehr als die Hälfte der<br />

Bevölkerung vom Lärm betroffen ist, rechnet<br />

man bereits mit 16 Millionen Lärmgeschädigten,<br />

die das Gesundheitssystem in den kommenden<br />

Jahren und Jahrzehnten belasten werden (ca.<br />

6.000 Euro pro Patient). Die jährlichen externen<br />

Kosten des Straßen- und <strong>Bahnlärm</strong>s belaufen sich<br />

laut dem Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg<br />

(2008) auf mindestens 100 Milliarden Euro.<br />

In dieser Schätzung sind manche Auswirkungen<br />

noch nicht berücksichtigt, so dass die effektiven<br />

Lärmkosten noch viel höher liegen dürften.<br />

Dagegen sind die Sanierungsaufwendungen eher<br />

gering und der Gesetzgeber ist gefordert, die<br />

Sanierung voranzutreiben, um Kosten zu begrenzen.<br />

Schon durch regelmäßiges Schleifen der Schienen<br />

und einen ordnungsgemäßen Zustand der Waggonräder/Bremsen<br />

ließe sich der Lärm halbieren und<br />

durch innovative Maßnahmen an den Trassen auf<br />

ein erträgliches Maß bringen.<br />

0<br />

250<br />

-2<br />

Produktionszunahme<br />

200<br />

-4<br />

-6<br />

150<br />

-8<br />

Geräuschabnahme<br />

100<br />

-10<br />

-12<br />

50<br />

-14<br />

-16<br />

0<br />

75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100<br />

Jahr<br />

Lärmreduktion führt wirtschaftlich zu Produktionszunahmen.<br />

Zunahme der Produktion in Prozent


Kosten, die von den Nutznießern des Bahnverkehrs der Allgemeinheit aufgebürdet werden:<br />

» Lärmschutzkosten von ca. 2,5 Mrd. Euro an Bahnlinien<br />

» Lärmvorsorge bei Neubautrassen<br />

» Gesundheitskosten in Milliardenhöhe (6.000 Euro/Patient)<br />

» Immobilienwert- und Mietzinsverluste: Im Rahmen der „Studie zur Kostenverhältnismäßigkeit<br />

von Schallschutzmaßnahmen“ des Bayerischen Landesamtes für Umweltschutz wurde<br />

ermittelt, dass Einfamilienhäuser je dB(A), das den Wert von 50 dB(A) überschreitet, um ca.<br />

1,5 % an Wert verlieren.<br />

» Indirekte Gesundheitskosten: Unfallrisiko durch lärmbedingte Konzentrationsstörungen<br />

» Produktionsausfälle: Ausfall von Arbeitskräften; Produktionsverluste: Leistungsabfall<br />

» Ausfälle durch verminderte Leistungsfähigkeit: Konzentrationsstörungen und Leistungsschwäche<br />

sind bei Lärmopfern immer wieder zu beobachten. Dies schlägt sich auch beruflich nieder.<br />

» Umsatzeinbußen: im Tourismus, im Handel, bei Dienstleistungen, im Handwerk und der Industrie<br />

» Umsatz- und Körperschaftssteuerausfälle<br />

» Verminderte Steuereinnahmen der Kommunen aus Grunderwerbssteuer und Grundsteuer<br />

aufgrund niedrigerer Immobilienwerte sowie durch Abwanderungen von Firmen und Bürgern<br />

» Infrastrukturverluste durch Abwanderung, Investitionsstau, Attraktivitätsverlust<br />

» Lärmflucht, privater Lärmschutz wie Fenster, Dämmmaßnahmen, Reisen, Medikamente,<br />

Oropax, Ohrstöpsel, Alkohol<br />

Statt 2 – 3 Milliarden Euro für Lärmschutz zu zahlen,<br />

zahlen wir lieber 200 – 300 Milliarden für die Folgen,<br />

warum ist das so? Rechnet man noch die Verluste<br />

an Produktivität und kognitiver Leistungsfähigkeit<br />

hinzu, dann ist Lärmschutz das beste Konjunkturprogramm.<br />

Das Verursacherprinzip sollte bei der Lärmbekämpfung<br />

konsequenter umgesetzt werden. Die<br />

Verlagerung der Kosten auf die Allgemeinheit führt<br />

zunehmend zu unsinnigen und unverantwortlichen<br />

Transportsteigerungen, die Mensch und Umwelt<br />

belasten, Ressourcen verschleudern und Städte<br />

und Regionen in den Ruin stürzen.<br />

<br />

<br />

Lärm ist ein schlechter Baugrund, er führt zu Wertverlusten<br />

in Milliardenhöhe.


SITUATION<br />

MITTELRHEINTAL<br />

Das lauteste Tal Europas, dank Bahn<br />

Unglaublich und unvorstellbar – das Mittelrheintal,<br />

Deutschlands „Gute Stube“, eines der weltweiten<br />

Vorzeigeobjekte auf Ansichtskarten und in Broschüren,<br />

Weltkulturerbe der UNESCO und Wahlheimat<br />

der Romantiker – die Zukunft dieses wunderschönen<br />

Tals wird durch <strong>Bahnlärm</strong> buchstäblich<br />

zunichte ge<strong>macht</strong>. Früher hat die Bahn mit dem<br />

Tal geworben und es fuhr der „Rheingold-Express“<br />

mit Panoramawagen durch das Rheintal, ein<br />

einzigartiges Erlebnis. Heute donnern hier Tag für<br />

Tag bis zu 500 Züge auf vier Trassen durch und<br />

<br />

Nacht für Nacht sind es bis zu 250 Güterzüge, die<br />

Menschen buchstäblich wachrütteln. Das enge Tal,<br />

das an vielen Stellen einer Schlucht gleicht, ist<br />

nicht nur besonders schallsensibel durch den<br />

Widerhall der Felswände. Es ist auch besonders<br />

laut durch die ständigen Kurvenfahrten, in denen<br />

sich der Schall noch einmal fast verdoppelt.<br />

Seit zwei Jahrzehnten klagen Gastronomen und<br />

Hoteliers über den Lärm, der ihnen das Geschäft<br />

und der Region die Zukunft verbaut. Es hat sich<br />

nichts getan. Die angebliche Lärmsanierung erwies


sich angesichts ständig steigender Zugzahlen und<br />

immer schneller, lauter und schwerer werdender<br />

Züge als wirkungslos. Die Menschen sind hilflos<br />

und panisch. 2007 formierte sich dann das Bürgernetzwerk<br />

Pro Rheintal. Keine übliche Bürgerinitiative,<br />

sondern ein Experten-Netzwerk, geführt von<br />

erfahrenen Kommunikationsfachleuten. Professionelle<br />

Forschungs- und Medienarbeit sind seither<br />

zur Waffe gegen den Lärm in ganz Deutschland<br />

geworden. Der Rhein ist die meistbefahrene<br />

Wasserstraße Europas und das Tal hat seit Jahrhunderten<br />

seinen Beitrag für Wirtschaft und Verkehr<br />

geleistet. Der um 30 dB(A) zu hohe Lärm der Güterzüge<br />

ist unerträglich – er muss jetzt sofort aufhören!<br />

Bürger kämpfen für den Erhalt des Weltkulturerbes<br />

und der wunderschönen Landschaft entlang des Rheins<br />

zwischen Köln und Mainz-Wiesbaden. Lärmschutzmaßnahmen<br />

brachten keine Erleichterung und der Lärm soll<br />

durch den europäischen Korridor weiter zunehmen.<br />

4 Trassen und ständige Kurven machen den Lärm doppelt<br />

laut. Der Rhein schlängelt sich durch die Mittelgebirge von<br />

Kurve zu Kurve und von den Hängen schallt es zurück durchs<br />

ganze Tal.<br />

<br />

<br />

Forderungen Mittelrheintal:<br />

1. Sofortige Beschlüsse für Nachtfahrverbot und<br />

Tempolimits, basierend auf Art. 2 Abs. 2 GG.<br />

2. Umsetzung innovativer Lärmschutzmaßnahmen<br />

innerörtlich auf beiden Seiten des Rheins.<br />

3. Besonders überwachte Gleise, die ständig<br />

geschliffen und gewartet werden, um Lärm und<br />

Gefahren zu reduzieren.<br />

4. Sofortige Planung eines langfristigen Verkehrskonzepts,<br />

das die notwendigen Korridor-Kapazitäten<br />

meistert und Mensch und Region vom<br />

Lärm entlastet (z. B. Multitunnel-Konzept).<br />

Auf schmalen Uferleisten ist die Bahn enger an den Häusern<br />

als andernorts üblich. Die dramatische Gefahr und Gesundheitsbeeinträchtigungen<br />

aufgrund von Schall, Erschütterungen<br />

und Gefahrgütern sind hier nicht mehr zu steigern.<br />

Ein Großteil der Fracht machen explosive und giftige<br />

Gefahrgüter aus, die auf einer 150 Jahre alten Trasse und<br />

mit 30 – 50 Jahre alten Fahrzeugen bei vollem Tempo mitten<br />

durch die Häuserreihen transportiert werden.


SITUATION<br />

OBER- UND HOCHRHEIN<br />

Ausbau zum Güterverkehrskorridor<br />

Die IG BOHR wurde am 6. April 2004 gegründet.<br />

Ziel der Interessengemeinschaft mit ihren über<br />

22.000 Mitgliedern ist ein menschenverträglicher,<br />

umweltgerechter und zukunftsfähiger Ausbau der<br />

Rheintalbahn zur Europäischen Güterzugmagistrale<br />

Rotterdam – Genua. Die Planungen der Deutschen<br />

Bahn AG werden diesem Qualitätsanspruch der<br />

Region an ein Jahrhundertbauwerk, das tief in das<br />

Gefüge der Region eingreift, auch nicht annähernd<br />

gerecht. Dies gilt insbesondere für den Streckenabschnitt<br />

Offenburg – Weil am Rhein. Für die<br />

Bürgerinitiativen ist es nicht vorstellbar, dass die<br />

<br />

DB-Pläne gegen den erklärten Willen großer Teile<br />

der Bevölkerung durchsetzbar sind. 172.000 individuelle<br />

Einwendungen gegen die Bahnpläne sprechen<br />

eine deutliche Sprache und weisen auf das<br />

Protestpotenzial der Region hin. Die IG BOHR ist<br />

keine Verhinderungsinitiative. Sie befürwortet<br />

ausdrücklich den viergleisigen Ausbau der Rheintalbahn,<br />

um die dringend notwendigen Voraussetzungen<br />

für die Verlagerung des Güterverkehrs auf<br />

die Schiene zu schaffen. Sie bringt sich deshalb<br />

konstruktiv und kontinuierlich in den Planungsprozess<br />

ein.


Demonstrationen am Oberrhein bringen meist mehrere<br />

Tausend Menschen auf die Beine. Der Badische Lärmaufstand<br />

kennt beim Schutz der Heimat kein Pardon.<br />

Dazu hat die IG BOHR im Schulterschluss mit nahezu<br />

der gesamten Region am südlichen Oberrhein<br />

machbare und akzeptierbare Alternativen zu den<br />

vorliegenden Plänen der Deutschen Bahn AG<br />

entwickelt. Diese Alternativen wurden als Gesamtkonzept<br />

BADEN 21 in sechs Kernforderungen<br />

formuliert.<br />

1. Ein Güterzugtunnel mit einer zweigleisigen<br />

Röhre für Offenburg.<br />

2. Eine zweigleisige Güterzugtrasse entlang der<br />

BAB 5 zwischen Offenburg und Riegel mit optimalem<br />

Lärmschutz für diese Trasse.<br />

3. Mittel- und Teiltieflagen mit lokal verstärkten<br />

Lärmschutzmaßnahmen an der vorgesehenen<br />

BAB-5-parallelen Güterzugtrasse von Riegel<br />

bis Mengen.<br />

4. Eine teilgedeckelte Tieflage der Güterzugtrasse<br />

von Tiengen/Munzingen/Mengen bis südlich<br />

Buggingen (Bürgertrasse).<br />

5. Eine gedeckelte Tieflage der Güter- und Fernverkehrstrasse<br />

in Weil-Haltingen.<br />

6. Eine Streckenführung, die es gestattet, dass<br />

möglichst alle Transitgüterzüge zur Schonung<br />

der Isteiner Klotz-Gemeinden durch den Katzenbergtunnel<br />

fahren können und dadurch auf der<br />

Rheintalstrecke ein 30-minütiger Takt für die<br />

Regio-S-Bahn Freiburg – Basel möglich wird.<br />

<br />

<br />

BADEN 21 wurde vom Land Baden-Württemberg<br />

auf seine betriebliche und rechtliche Machbarkeit<br />

hin untersucht und für gut befunden. Es bildet die<br />

Basis der Verhandlungen zwischen Bund und Land<br />

im Projektbeirat, der dafür Ende 2009 gegründet<br />

wurde. Dort sind das Bundesverkehrs- und Bauministerium<br />

(BMVBS), das Landesverkehrsministerium,<br />

die DB AG, das Eisenbahnbundesamt, die<br />

Regionalverbände, Landkreise und Kommunen<br />

sowie die IG BOHR vertreten. Der viergleisige<br />

Ausbau der Rheintalbahn beschert der Bevölkerung<br />

am südlichen Oberrhein in erster Linie die am stärksten<br />

belastete Transitgüterstrecke Europas. Davon<br />

hat die Bevölkerung nichts außer Lärm mit seinen<br />

enormen Kollateral- und Folgeschäden. Die von<br />

massivem <strong>Bahnlärm</strong> in ihrer Gesundheit, Lebensqualität,<br />

ihrem Eigentum und ihren Entwicklungsperspektiven<br />

bedrohten Menschen wollen jetzt<br />

nach Jahren der Auseinandersetzung greifbare<br />

Ergebnisse. Da ihre elementaren Lebens- und<br />

Entwicklungsinteressen berührt werden, erwartet<br />

die Region zu Recht, dass sich die Bahn an die<br />

Region anpasst und nicht umgekehrt. Wer das<br />

Glück hat, in diesem Land geboren zu sein, zu<br />

leben und zu arbeiten, hat auch die Verpflichtung,<br />

für diese Heimat und die nächste Generation etwas<br />

zu tun – wir haben beide nur einmal!<br />

Statt landschaftszerstörender Mauerbauwerke sollen Tieflagen<br />

und Tunnel Menschen und Landschaft schonen, wie<br />

in Bad Krozingen durch die vorgeschlagene Bürgertrasse.


SITUATION<br />

NIEDERRHEIN<br />

Ausbau der Zuführung zur Betuwe-Route<br />

Von Hoch-Elten aus ist der Blick in das Rheintal zu<br />

einem besonderen Tourismusmagnet des rechten<br />

Niederrheins geworden. Bei guter Wetterlage kann<br />

man von hier den Niederrhein mit dem bloßen<br />

Auge auf eine Weite von bis zu 60 Kilometer erkunden.<br />

Leider trügt diese Idylle. Schon jetzt wird der<br />

Niederrhein vom Güterzuglärm, besonders in den<br />

Nachtstunden, gequält. Die Verlärmung kann sich<br />

in der Ebene ungehindert nach allen Seiten ausbreiten.<br />

Städte und Gemeinden am rechten Niederrhein<br />

werden durchtrennt, der extremen Verlärmung<br />

und Gefahren folgen ebenfalls extreme Wertverluste<br />

der Immobilien. Eine Besserung scheint<br />

in weite Ferne zu rücken, denn die Anbindung an<br />

die niederländische Betuwe-Route soll durch ein<br />

weiteres Gleis ausgebaut werden. Von Rotterdam,<br />

Amsterdam, Antwerpen und Zeebrügge sollen<br />

dann pausenlos Güterzüge Richtung Süden und<br />

zurück rollen, mitten durch die Städte und Gemeinden<br />

am Niederrhein. Wer kann, entzieht sich dem<br />

Güterzugterror durch einen Standortwechsel. Durch<br />

immer mehr, längere, schwerere, lautere und<br />

schnellere Güterzüge wird der schöne rechte<br />

Niederrhein durchtrennt, verlärmt und gefährdet.<br />

Eine ganze Region wird sich negativ verändern,<br />

ein Stück Heimat geht verloren.<br />

<br />

NORDDEUTSCHLAND<br />

Steigender Verkehr, mangelnder Lärmschutz<br />

Auf Bremen, Bremerhaven und Oldenburg kommen<br />

Probleme mit dem wachsenden <strong>Bahnlärm</strong> zu.<br />

Schon heute zieht die Bahn in Bremen eine Schneise<br />

mitten durch die Stadt. Anwohner klagen über<br />

Lärm und Erschütterungen, die trotz erster Sanierungsmaßnahmen<br />

der Bahn erheblich sind. In<br />

Bremen ist dadurch die Wohnqualität enorm herabgesetzt,<br />

städtebauliche Perspektiven werden<br />

zunichte ge<strong>macht</strong>. Der gesamte Schienenhinterlandverkehr<br />

aus den Häfen Bremen, Bremerhaven,<br />

Brake, Nordenham und Wilhelmshaven führt mitten<br />

durch Bremen! Durch den Ausbau des Jade-Weser-<br />

Ports und rasant wachsendes Verkehrsaufkommen<br />

in Bremerhaven soll sich der Güterverkehr nachts<br />

verdoppeln, in Oldenburg gar verzehnfachen. Bremen<br />

und Bremerhaven sind Handels- und Hafenstädte,<br />

jedoch steht nirgendwo geschrieben, dass<br />

man deshalb diesen unerträglichen Lärm in Kauf<br />

nehmen muss! In Bremerhaven selbst wird die<br />

Hafenbahn ausgebaut, aber der Lärmschutz für<br />

die Bürger auf Sparflamme gefahren. Oldenburg<br />

drohen durch den Ausbau des Jade-Weser-Ports<br />

ganz neue Lärmbelastungen. An die sogar schriftlich<br />

erfolgten Zusagen auf Lärmschutz, die den Anwohnern<br />

2007 zu Beginn des Ausbaus ge<strong>macht</strong><br />

wurden, will sich heute keiner mehr erinnern!


LEONBERG<br />

Autobahn und Güterbahn-Ausbau<br />

In Leonberg und Umgebung geht es nicht nur um<br />

<strong>Bahnlärm</strong>, sondern insgesamt um Verkehrslärm.<br />

Leonberg ist berüchtigt für die Staus am dortigen<br />

Autobahndreieck und Teile der Stadt sind auch von<br />

Fluglärm betroffen. Daher muss für eine Verbesserung<br />

der Verkehrslärmsituation insgesamt gesorgt<br />

werden. Die Leonberger sind Anlieger der sogenannten<br />

Gäubahn. Genauer gesagt: des Güterzugverkehrs<br />

der Gäubahn. Denn der Personenverkehr<br />

läuft über Stuttgart. Die Gäubahn verläuft nahezu<br />

parallel zur Rheintalbahn von Stuttgart in Richtung<br />

Schweiz und auch zu einem kleinen Teil in Richtung<br />

Österreich. Als Güterzugstrecke ist sie neben der<br />

Rheintallinie und der West-Ost-Linie von Mannheim<br />

in Richtung Ulm eine der drei Hauptachsen in<br />

Baden-Württemberg. Sie gilt als mögliche Zulaufstrecke<br />

zum künftigen Gotthardtunnel und auch<br />

an dieser Strecke wird ein Ausbau geplant.<br />

Die AGVL ist nun schon einige Jahre zum Thema<br />

<strong>Bahnlärm</strong> unterwegs. Als Bestandsstrecken-Anlieger<br />

gibt es nach der gegenwärtigen Gesetzeslage<br />

wenig Chancen auf Abhilfe. Es braucht dringend<br />

eine Novellierung der Lärmgesetzgebung, um die<br />

katastrophale Lage der Menschen in absehbarer<br />

Zeit zu verbessern.<br />

<br />

<br />

OSTHOLSTEIN, FEHMARN<br />

Fehmarnbeltquerung (FFBQ) – mehr als 200 Züge täglich<br />

Dänemark will ab 2014 eine Tunnelverbindung<br />

zwischen Rodby/DK und Puttgarden/D bauen. Der<br />

Plan dazu wurde 2008 mit der Unterzeichnung des<br />

Staatsvertrags konkret. Der 1997 von der Fehmarnauf<br />

die Jütlandroute verlegte Güterbahnverkehr<br />

soll ab 2020 wieder durch Ostholstein über Fehmarn<br />

und die Feste Beltquerung rollen. Laut Vertrag<br />

trägt Dänemark die Kosten für die Querung und<br />

Deutschland die für den Ausbau der Hinterlandanbindung.<br />

Der Widerstand gegen das Projekt begann<br />

1994 auf der Insel Fehmarn und setzte sich 2009<br />

fort durch Bürgerinitiativen auf dem Festland. Die<br />

so formierte „Allianz gegen eine Feste Fehmarnbeltquerung“<br />

prangert erhebliche negative Folgen<br />

ohne wirtschaftliche Notwendigkeit an. Sie verweist<br />

u. a. auf das Ökosystem Ostsee und die Verlärmung<br />

der Urlaubsregion Ostholstein. Art. 22 des Staatsvertrags<br />

sieht u. a. eine erneute Erörterung der<br />

Lage vor, sollten sich die Voraussetzungen für das<br />

Projekt, vor allem hinsichtlich seiner Kosten, deutlich<br />

anders entwickeln als angenommen. Die „Allianz“<br />

fordert die Verantwortlichen auf, das Gesamtprojekt<br />

auf den Prüfstand zu stellen. Angesichts Finanzkrise<br />

und leerer Kassen dürfen Steuergelder nicht für<br />

Prestigeprojekte, deren Notwendigkeit in Frage<br />

steht, verwendet werden.


SITUATION<br />

GÜTERVERKEHRSKORRIDORE<br />

Jetzt droht der <strong>Bahnlärm</strong>-Kollaps<br />

Drei Güterverkehrskorridore in Deutschland: Zwei Korridore verlaufen in Nord-Süd-Richtung. Zum einen<br />

die Rheinschiene von Emmerich bis Basel, zum anderen für die nordwestdeutschen Seehäfen Hamburg/Bremen<br />

die Verbindung über Hannover – Fulda – Würzburg mit Verzweigungen nach Regensburg<br />

– Passau und nach München – Kufstein. Mit deutlichem Abstand dazu in puncto Verkehrsaufkommen<br />

folgt die einzige nennenswerte West-Ost-Verbindung, die von Rhein-Ruhr über Hannover und Magdeburg<br />

Richtung Polen und Tschechien führt. Alle drei Korridore sind dadurch gekennzeichnet, dass sie bereits<br />

heute über oder nahe an der Kapazitätsgrenze liegen – zumindest auf längeren Streckenabschnitten.<br />

Wenn dort die Zugzahlen wie geplant noch einmal um 100 % oder mehr steigen, würde das System<br />

ohne kapazitätserhöhende Maßnahmen unweigerlich kollabieren. Eine Verlagerung des Gütertransports<br />

von der Straße auf die Schiene wäre nicht einmal möglich, selbst wenn man – was man bisher tut –<br />

die Lärmproblematik außen vor lassen würde.


Die Güterverkehre stehen auf dem Abstellgleis, weil<br />

Milliardeninvestitionen in ICE-Trassen und -Bahnhöfe den<br />

Aufbau einer leistungsfähigen europäischen Infrastruktur<br />

verhindern.<br />

Steigende Lärmbelastung entlang von<br />

Bahnstrecken<br />

Die Globalisierung, die Öffnung nach Osten sowie<br />

die Europäisierung haben zu einer dramatischen<br />

Steigerung des Schienengüterverkehrs geführt.<br />

Diese Entwicklung soll jetzt durch sogenannte<br />

Korridore noch einmal forciert werden. Die Mittelmeerhäfen<br />

können die Frachten aus Asien nicht<br />

mehr aufnehmen und da die Arktis inzwischen fast<br />

ganzjährig schiffbar ist, werden immer mehr Waren<br />

über die Nordseehäfen angelandet. Entsprechend<br />

verfrachtet man immer mehr Güter von Rotterdam,<br />

Amsterdam, Hamburg oder Bremerhaven per Zug<br />

in Richtung Süden. Das geht vier Tage schneller<br />

als mit dem Schiff außen um das europäische<br />

Festland herum. Dies führt zu einem nicht mehr<br />

abreißenden Warenstrom auf der Schiene, in<br />

dessen Nähe Menschen bei den derzeitigen technischen<br />

Standards nicht mehr leben können.<br />

Die Schweiz und auch die Niederlande haben vollkommen<br />

neue und lärmgeschützte Trassen und<br />

Tunnel gebaut. Die niederländische Regierung hat<br />

hierfür 5 Mrd. Euro investiert. Die Schweiz sogar<br />

20 Mrd. Schweizer Franken, mit denen sie u. a.<br />

den Lötschberg- und Gotthardtunnel gebaut hat,<br />

um die Alpen auf Basisniveau zu unterqueren.<br />

Dadurch können erheblich mehr sowie längere und<br />

schwerere Züge die Alpen passieren.<br />

Auf deutscher Seite soll der Güterverkehrskorridor<br />

am Hoch- und Oberrhein vierspurig ausgebaut<br />

werden und am Niederrhein plant man, ein drittes<br />

Gleis als Anschluss an die Betuwe-Route zu verlegen.<br />

Auch dabei will man weiter Güterverkehr<br />

durch die Städte und Dörfer führen und sich an<br />

einer völlig überholten Lärmgesetzgebung schadlos<br />

halten. Am Mittelrhein, der bereits über vier Gleise<br />

verfügt, soll alles beim Alten bleiben – also Tag<br />

und Nacht Lärm, ohne dass die Menschen auch<br />

nur den geringsten Anspruch auf Lärmschutz<br />

hätten.<br />

Mit dem Ausbau der Tunnel in der Schweiz und<br />

einer vierspurigen Streckenführung am Ober- und<br />

Hochrhein droht dem Rheintal der Lärm-Kollaps:<br />

Der künftige Eisenbahnverkehr wird noch intensiver<br />

und lauter werden:<br />

» Die Güterzüge werden zahlreicher<br />

» Die Zuglängen bis zu 1,5 Kilometer lang<br />

» Die Abstände zwischen den Zügen auf<br />

2 Minuten verkürzt<br />

Das bedeutet bei vier parallelen Schienensträngen<br />

Lärm und Erschütterungen ohne Pause, auch<br />

nachts, an Wochenenden und an Feiertagen!<br />

London<br />

Paris<br />

Hamburg<br />

Amsterdam<br />

Berlin<br />

Köln<br />

Frankfurt<br />

Mannheim<br />

Zürich<br />

Mailand<br />

Genua<br />

Wien<br />

Der Weg per Schiff außen um Europa herum ist zu langsam<br />

und die Häfen in Südeuropa stoßen an ihre Kapazitätsgrenzen.<br />

Außerdem kommen immer mehr Schiffe aus<br />

Asien über das Arktische Meer. Deshalb sollen Güterverkehrskorridore<br />

entstehen, vierspurig, mit 24-Stunden-<br />

Betrieb – das bedeutet Lärm ohne Ende!<br />

Rom<br />

Prag


SITUATION<br />

ZUKUNFT SIEHT ANDERS AUS<br />

Das System Bahn ist in Gefahr<br />

Das deutsche Bahnnetz verfällt, trotz erheblicher Zuwendungen aus dem Bundeshaushalt. Die Eisenbahn<br />

hat die Rolle eines Nischenanbieters, trotz jährlicher Milliardeneinnahmen. Der Modernitätsgrad der<br />

Eisen- und Autobahnen sinkt und droht kritische Werte zu unterschreiten.<br />

Früher funktionierte in Deutschland alles: Die Züge<br />

waren pünktlich, das Wasser sauber, die Autobahnen<br />

ohne Schlaglöcher, Stromausfälle selten<br />

und Heizungen intakt. Heute können wir uns in<br />

diesen Dingen mit Südeuropa messen. Jährlich<br />

lässt sich der Staat das Eisenbahnwesen 20 Mrd.<br />

Euro kosten (inklusive Investitionszuschüssen,<br />

Pensionszahlungen, Regionalisierungsmitteln, etc.).<br />

Dafür baut die Bahn immer mehr Strecken zurück<br />

und Servicequalität ab. Jeder, der mit der Bahn zu<br />

tun hat, durchlebt Pleiten, Pech und Pannen, und<br />

in manchen Gegenden bekommt man das romantische<br />

Gefühl, irgendwo in Indien oder Afrika in<br />

einen Zug eingestiegen zu sein, in dem alle sitzen<br />

und beten, dass sie gut zu Hause ankommen.<br />

<br />

Verlust an Infrastruktur lähmt<br />

Deutschland ist gerade dabei, seine überwiegend<br />

mittelständische Wirtschaft abzuschaffen, weil<br />

deren Interessen an einem intakten und leistungsfähigen<br />

Infrastrukturnetz bei gleichzeitigem Erhalt<br />

des Lebens- und Leistungsraumes überlagert werden<br />

von der alles verzehrenden Gier der Kapitalmächtigen.<br />

Diese global agierenden Konzerne, die<br />

sich an keinen Ort gebunden fühlen, drücken in<br />

ihrem Streben nach Skalenökonomie die Staaten<br />

und Volkswirtschaften bei der Durchsetzung ihrer<br />

Interessen buchstäblich an die Wand. Die Wachstumsprobleme<br />

sowie die Krise der öffentlichen<br />

Finanzen seit Ende der 1990er Jahre haben die<br />

Schwäche des deutschen Infrastruktursystems


Ökologische Bahn war so nicht gemeint!<br />

offenbart. Rückläufige Staatseinnahmen und Sonderbelastungen<br />

beim Infrastrukturausbau in den<br />

neuen Bundesländern haben zu Engpässen in der<br />

traditionellen Infrastrukturfinanzierung geführt.<br />

Projekte wurden entschieden nach Gutsherrenart.<br />

Nicht selten kamen die „Gutsherren“ direkt aus<br />

der Bank, wo sie sich ihre Direktiven abgeholt<br />

hatten. Das geht an die Substanz. Eine ausreichende,<br />

qualitativ hochwertige sowie preisgünstige<br />

Infrastruktur erleichtert als „Schmiermittel“ den<br />

Austausch von Gütern und Dienstleistungen und<br />

wirkt somit wachstumsfördernd. Doch Wachstum<br />

stößt an seine Grenzen, wo Menschen nicht mehr<br />

beteiligt und Lebensräume zerstört werden. Das<br />

Wachstum braucht nicht nur Infrastruktur, sondern<br />

vor allem Märkte und Leben; es braucht gesunde<br />

und ausgeschlafene Menschen, denn darin besteht<br />

nun einmal unsere wichtigste Ressource.<br />

Die Bahn fällt weiter zurück<br />

Schuld an der miserablen Situation des Schienenverkehrs<br />

in Europa sind – pauschal gesprochen –<br />

die Politik- und Systemfehler, wonach man sich<br />

immer wieder Partikularinteressen beugen musste<br />

und es versäumt wurde, Stärken zu nutzen. Die<br />

Bahn wurde und wird als „Melkschemel unter<br />

dem Staat“ missbraucht. Im Personenfernverkehr<br />

ist das Flugzeug der Eisenbahn davongeflogen.<br />

<br />

<br />

Milliarden fließen in unrentable ICE-Trassen. Beim<br />

Güterverkehr haben es die Eisenbahnen bisher<br />

nicht geschafft, sich im europaweiten Fernverkehr<br />

wettbewerbsfähig aufzustellen und dem Lkw<br />

Marktanteile abzunehmen.<br />

Stiefkind Güterverkehr<br />

Die oft zitierte Güterverkehrsverlagerung von der<br />

Straße auf die Schiene wird überwiegend zur Mittelbeschaffung<br />

im Parlament benötigt – in der Realität<br />

sieht man von Investitionen in den Güterverkehr<br />

so gut wie nichts. Wir Bürger und Bürgerinitiativen<br />

wünschen uns eine gesunde Bahn, eine leistungsfähige<br />

Bahn, eine Verlagerung von Gütertransporten<br />

auf die Schiene. Wir sind auch dafür, dass der Staat<br />

dieses System Bahn mit finanziert. Wir sind es<br />

jedoch leid, unser Leben und unsere Gesundheit<br />

zu opfern und dabei Haus und Hof zu verlieren,<br />

weil unser Land nicht mehr von Politikern, sondern<br />

von Lobbyisten regiert wird.<br />

Gerade mal so schnell wie ein Radfahrer mit 20 km/h<br />

ist im Schnitt der Bahngüterverkehr, weil Trassen,<br />

Knotenpunkte und Fahrzeuge in einem Zustand wie<br />

vor 40 Jahren sind. Wo sind die Milliarden geblieben,<br />

die in das System Bahn geflossen sind?


BAHNLÄRM UND GESUNDHEIT<br />

BAHNLÄRM UND<br />

GESUNDHEIT<br />

Die meisten Menschen denken bei Lärm an Gehörschädigungen, die zu irreversiblen Schäden wie<br />

Gehörverlust führen können. Dramatisch sind insbesondere jedoch auch die sogenannten extra-auralen<br />

Lärmschädigungen, die vom Herzinfarkt bis zum Schlaganfall, vom Bluthochdruck bis zu Er<strong>krank</strong>ungen<br />

des Verdauungstraktes Ursache für eine Vielzahl von Er<strong>krank</strong>ungen sein können.<br />

Schon bei relativ geringen Lärmpegeln ab 40 dB(A)<br />

treten Stressreaktionen mit Gesundheitsgefährdungen<br />

und Leistungsminderungen auf. Man kann<br />

vereinfacht sagen:<br />

» Lärm beeinträchtigt oder schädigt die<br />

Gesundheit, direkt und indirekt.<br />

» Lärm beeinflusst Verhalten, ist berührend,<br />

bewegend und belastend.<br />

» Nächtlicher Lärm ist ein Eingriff in das<br />

Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit.<br />

» Lärm stört Kommunikation und Konzentration.<br />

<br />

» Lärm beeinträchtigt die geistige<br />

Leistungsfähigkeit.<br />

» Lärm schwächt das Immunsystem.<br />

Je häufiger und lauter der Lärm, umso<br />

schlimmer!<br />

Für die direkt das Gehör betreffenden (auralen)<br />

Lärmschädigungen gilt uneingeschränkt das Dosis-<br />

Wirkungs-Prinzip, das besagt: Je höher und länger<br />

die Dauer und die Intensität des Schalls, umso<br />

tiefgreifender die gesundheitsschädigende Wirkung.<br />

Indirekt (extra-aural) wirkt Lärm einerseits


Schall<br />

» Verkehr<br />

» Gewerbe<br />

» Industrie<br />

» Baustellen<br />

» Freizeit, Sport<br />

» Umwelt, Natur<br />

» Nachbarschaft<br />

» Information<br />

» Kommunikation<br />

» Musik<br />

Aurale Schäden<br />

» Hörbeeinträchtigung<br />

» Tinnitus<br />

» Dauerhafte Hörschäden<br />

» Schwerhörigkeit<br />

» Gehörverlust<br />

Einflussfaktoren<br />

» Lautstärke/Intensität<br />

» Zeitpunkt (z. B. Tag/Nacht)<br />

» Tätigkeit/Konzentration<br />

» Kommunikation<br />

» Mentale Prozesse<br />

» Gehörsensibilität<br />

» Gesundheitszustand<br />

» Biorhythmus, Tagesphasen<br />

» Tiefschlafphasen<br />

» Vorschädigungen<br />

Stress<br />

» Ärger<br />

» Anspannung<br />

» Resignation<br />

» Angst<br />

» Nervosität<br />

» Leistungsabfall<br />

» Fehlerneigung<br />

» Verzweiflung<br />

Chronische Dysregulation<br />

und erhöhtes Risiko für:<br />

auf das Zentralnervensystem und löst physiologische<br />

Reaktionen aus, die je nach Impulshaltigkeit,<br />

Intensität, Häufigkeit, Dauer und Tonfrequenz oder<br />

Erschütterung zu mehr oder minder starken Stressreaktionen<br />

führen. Andererseits führen lärmbedingte<br />

Störungen und Beeinträchtigungen von<br />

Tätigkeiten, mentalen Prozessen, Kommunikation<br />

und Erholungsphasen (insbesondere während der<br />

Nacht) zu Stressreaktionen. Dies geschieht schon<br />

ab Pegeln oberhalb von 40 dB(A) und nachts von<br />

30 dB(A).<br />

Krankheiten<br />

Lärm<br />

Wahrnehmungen<br />

bewusst<br />

Reaktion<br />

bewusst<br />

Reaktion<br />

unbewusst<br />

Dysregulationen<br />

» Störende Geräusche<br />

» Schmerzhafte Geräusche<br />

» Erschreckende Geräusche<br />

» Nervende Geräusche<br />

» Schlafstörung<br />

» Kommunikationsstörungen<br />

» Konzentrationsstörungen<br />

» Regenerationsstörungen<br />

» Vegetative (autonome) Reflexe<br />

» Mentale Bewertungen<br />

» Emotionale Bewertungen<br />

» Mikrobiologische Vorgänge<br />

» Erhöhung der Stresshormone<br />

» Fehlsteuerung des Immunsystems<br />

» Verengung der Blutgefäße<br />

» Minderung der Magen-Darm-Aktivitäten<br />

» Erhöhung der Herzfrequenz<br />

» Verengung der Blutgefäße<br />

» Blutdruck-Erhöhung<br />

» Erhöhung der Atemfrequenz<br />

» Herz-Kreislauf-Er<strong>krank</strong>ungen<br />

» Er<strong>krank</strong>ungen des Verdauungssystems<br />

» Haut- und Atemwegser<strong>krank</strong>ungen<br />

<br />

<br />

Die Abbildung zeigt, dass Lärm und weitere Einflussgrößen die psychischen und physiologischen Regulationsmechanismen<br />

beeinflussen, so dass es zu Fehlregulationen kommen kann.<br />

Stress führt zu Fehlregulationen<br />

Blutkreislauf, Herztätigkeit, Atmungsfrequenz,<br />

Blutdruck, Körpertemperatur und die Kontrolle der<br />

Magensaftsekretion werden zum Beispiel in einem<br />

körpereigenen Kontrollsystem in Balance gehalten.<br />

Steuerzentrale im Gehirn ist der Hypothalamus,<br />

der für die Aufrechterhaltung des inneren Milieus<br />

zuständig ist. Botenstoffe (Hormone) werden zur<br />

Steuerung der Organe eingesetzt. Lärm ist für den<br />

Körper eine „Alarm-Botschaft“, auf die er mit ganz<br />

bestimmten Abwehrmechanismen reagiert.


BAHNLÄRM UND GESUNDHEIT<br />

Steuerzentrale Hypothalamus<br />

Psychologische und autonome Reaktionen<br />

Es gibt dabei auf der einen Seite psychologische<br />

Reaktionen, wie Ärger, Sich-belästigt-Fühlen oder<br />

Aufwachreaktionen, die diesen Mechanismus auslösen,<br />

und es gibt autonome Reaktionen unseres<br />

vegetativen Nervensystems, das bei Bedrohung<br />

mit Verteidigungs- oder Fluchtimpulsen reagiert,<br />

indem es die oben angesprochenen Funktionen<br />

wie Atmungsfrequenz, Herztätigkeit, Muskelanspannung<br />

etc. schlagartig anregt und auf Abwehr<br />

oder Flucht einstellt. Wenn man sich also wundert,<br />

warum man sich nach dem Aufwachen durch<br />

Schienenlärm nicht sofort wieder beruhigen kann,<br />

dann liegt das an diesen Botenstoffen (Hormonen)<br />

im Blut, die unabhängig vom Gehirn ihre ganz<br />

eigene Wirkung auf den Körper haben. Weitere<br />

Einflussfaktoren verstärken die Fehlregulationen.<br />

Wer unter Zeitdruck steht, sich konzentrieren muss,<br />

an wichtigen Themen arbeitet oder nachts Erholungsbedarf<br />

hat, für den sind Störungen durch<br />

Lärm besonders stressig. Insbesondere Güterbahnlärm,<br />

der überwiegend nachts auftritt, kann<br />

durch den von ihm permanent verursachten Schlafentzug<br />

zu chronischen Fehlregulationen mit lebensbedrohlichen<br />

Folgen führen.<br />

<br />

Stress bei viel und wenig Lärm<br />

Bei den hohen Schallpegeln des Güterbahnverkehrs<br />

spielen die personenbezogenen Einflussgrößen<br />

(Einstellung zum Lärm, Sensibilität) praktisch kaum<br />

noch eine Rolle. Das bedeutet, dass praktisch<br />

jeder, der diesem Lärm ausgesetzt ist, davon auch<br />

in einem gesundheitsschädigenden Maße betroffen<br />

ist. Bei geringeren Lärmpegeln hingegen sind die<br />

Einflussfaktoren mit dem subjektiv erlebten Ausmaß<br />

von Störungen und Belästigungen stärker<br />

korreliert als mit dem Schallpegel (Guski 1980).<br />

Hier besteht aufgrund der komplexeren beruflichen<br />

und kommunikativen Anforderungen, denen die<br />

heutigen Menschen ausgesetzt sind, und angesichts<br />

der zunehmend hohen Verlärmung unserer<br />

Umwelt in fast allen Bereichen ein permanentes<br />

Risiko der Gesundheitsschädigung – ein Kostentreiber<br />

von ungeheuren Ausmaßen, den die Politik<br />

bis dato noch nicht ernst zu nehmen scheint.<br />

Folgende Lärm-Krankheiten mit Gefährdung verschiedener<br />

Organe und Funktionssysteme lassen<br />

sich feststellen:<br />

Lärm-Krankheiten<br />

» Psychische Störungen<br />

» Bluthochdruck, steigende Fettwerte<br />

» Schlaflosigkeit, häufiges Aufwachen<br />

» Starke Konzentrationsstörungen<br />

» Migräneanfälligkeit<br />

» Nachlassendes Leistungsvermögen<br />

» Beeinträchtigung von Sprache und<br />

Kommunikation<br />

» Hörschäden, Hörermüdung, Tinnitus<br />

» Hormonelle Störungen<br />

» Beeinträchtigung des Sozialverhaltens<br />

» Asthma-Anfälligkeit<br />

» Herzinfarkte, Schlaganfälle<br />

» Schilddrüsener<strong>krank</strong>ungen<br />

» Störungen der Magen-Darm-Tätigkeit


BAHNLÄRM UND GESUNDHEIT<br />

LÄRM MACHT KRANK<br />

Die Kausalität von Lärm und Krankheit ist erwiesen<br />

Die nicht nur für <strong>Bahnlärm</strong>opfer entscheidende Frage, ob ein direkter Zusammenhang zwischen Lärm<br />

und Krankheit besteht, wird, was Herz-Kreislauf-Er<strong>krank</strong>ungen betrifft, inzwischen von der Mehrzahl der<br />

mit dem Thema befassten Wissenschaftler sowie von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit<br />

einem eindeutigen „Ja“ beantwortet.<br />

Die Stress-Reaktionen sind ab 40 dB (A) nachweisbar<br />

und bei den hohen Lärmwerten durch Güterbahnverkehrslärm<br />

heißt die Frage nicht, ob Lärm<br />

<strong>krank</strong> <strong>macht</strong>, sondern höchstens noch, wie schnell.<br />

Dr. Wolfgang Babisch vom Umweltbundesamt<br />

führte dazu vor den Abgeordneten des Hessischen<br />

Landtags aus: „Wenn Sie im Labor kurzzeitig<br />

beschallt werden, dann reagiert Ihr Organismus –<br />

mit Stresshormonen, mit Blutdruckanstieg, mit<br />

Herzfrequenzänderungen und anderem. Das ist<br />

zunächst die natürliche Reaktion. Ich will ausführen,<br />

wie die Wirkungshypothese überhaupt entwickelt<br />

wurde. Da hat man gefragt: Was ist, wenn das<br />

<br />

langfristig passiert? Reguliert sich der Körper dann<br />

auf sein Normalniveau zurück? Bleiben Veränderungen?<br />

Dazu gibt es Tierversuche, bei denen man Tiere<br />

mit hohen Schallpegeln beschallt hat. Diese haben<br />

gezeigt, dass Veränderungen am Herzen stattfanden,<br />

<strong>krank</strong>machende Veränderungen. Es gibt aus<br />

der Arbeitsmedizin genügend Studien, die belegen,<br />

dass bei hohen Arbeitslärmpegeln genau die Effekte<br />

passieren, die wir auch im Umweltbereich untersuchen.<br />

Dann ist man eben in die Umwelt gegangen<br />

und hat gefragt: Wie sieht es mit niedrigeren<br />

Pegeln aus? Das ist nicht immer nur eine Frage


des absoluten Werts des Schallpegels – da unterscheiden<br />

sich Lärmwirkungen von Luftschadstoffen,<br />

wo man irgendwelche Milligramm pro<br />

Kubikmeter akkumuliert und im Körper aufsummiert.<br />

Bei Lärm geht es immer um die gestörte<br />

Aktivität, die mit negativen Wirkungen in Verbindung<br />

steht. Eine der wichtigsten Aktivitäten ist diesbezüglich<br />

der Schlaf.<br />

Lärm verursacht Herz-Kreislauf-Er<strong>krank</strong>ungen.<br />

Die vorliegenden Studien erlauben mir die Aussage:<br />

Ja, es gibt kausale Zusammenhänge zwischen<br />

Fluglärmbelastung und Gesundheit, zwischen<br />

Fluglärm und Herz-Kreislauf-Er<strong>krank</strong>ungen.<br />

Diese Studien berücksichtigen nämlich auch<br />

die wesentlichen Kontrollvariablen – Confounder,<br />

wie wir sie in der Epidemiologie nennen –, etwa<br />

Rauchen, Körpergewicht, körperliche Aktivität.<br />

Solche Faktoren, die Herz-Kreislauf-Er<strong>krank</strong>ungen<br />

bedingen, hat man herausgerechnet, auch<br />

in der Eriksson-Studie, die schon mehrmals<br />

zitiert wurde. Dann bleibt eben immer noch der<br />

beobachtete Effekt für den Lärm übrig. Daher:<br />

Ja, es gibt diese Zusammenhänge.<br />

Die WHO sagt: Verkehrslärm führt im Westen<br />

der Europäischen Region jährlich zum Verlust<br />

von über einer Million gesunden Lebensjahren,<br />

<br />

<br />

sei es durch Er<strong>krank</strong>ung, Behinderung oder<br />

vorzeitigen Tod. Dies ist die wichtigste Schlussfolgerung<br />

eines ersten Berichts zur Abschätzung der<br />

Krankheitslast durch Umgebungslärm in Europa<br />

durch das WHO-Regionalbüro. Lärm verursacht<br />

nicht nur Belästigung und Unterbrechung des<br />

Schlafs, sondern auch Herzinfarkte, Lernstörungen<br />

und Tinnitus. In seiner umfassenden Verkehrslärmstudie<br />

im Raum Köln-Bonn kommt Prof. Eberhard<br />

Greiser zu der Erkenntnis, dass es schon ab<br />

einem Dauerschallpegel von 40 dB(A) zu einer<br />

signifikanten Erhöhung des Herz-Kreislauf-Risikos<br />

kommt und dass darüber hinaus Schlafentzug und<br />

Stress auch das körpereigene Immunsystem<br />

schwächen und es zu vermehrten Krebszellen<br />

kommen kann.<br />

Es gibt demgegenüber nicht eine einzige Studie,<br />

die belegt, dass Lärm nicht <strong>krank</strong> <strong>macht</strong>, und die<br />

technischen Details über die Frage, ob es nun<br />

ab 30 – 40 oder 50 dB(A) zu signifikanten Risikoerhöhungen<br />

kommt, sollte nicht länger davon abhalten,<br />

die Menschen an Bahnlinien, die 70, 80 oder<br />

gar 100 dB(A) ausgesetzt sind, umgehend vor<br />

diesem Lärm, vor allem nachts, zu schützen!<br />

Schon bei Einzelschallereignissen von tagsüber mehr<br />

als 55 dB(A) und nachts mehr als 45 dB(A) haben<br />

Menschen:<br />

» Ein doppelt so hohes Risiko, an Bluthochdruck<br />

zu er<strong>krank</strong>en – bei offenem Fenster im Schlafzimmer<br />

sogar ein sechsfach erhöhtes Risiko<br />

» Ein signifikant erhöhtes Herzinfarkt- und<br />

Schlaganfallrisiko<br />

» Eine signifikant erhöhte Asthma-Anfälligkeit<br />

» Ein signifikant erhöhtes Risiko einer<br />

Schilddrüsener<strong>krank</strong>ung<br />

» Eine merklich höhere Anfälligkeit, an Migräne zu<br />

er<strong>krank</strong>en<br />

» Ein erhöhtes Risiko steigender Blutfettwerte<br />

» Ein erhöhtes Risiko für Magen- u. Darmer<strong>krank</strong>ungen


BAHNLÄRM UND GESUNDHEIT<br />

WIE DER LÄRM SCHADET<br />

Der Versuch einer vereinfachten Erklärung<br />

Hypophyse<br />

Durchblutung<br />

Adrenalin<br />

Muskelspannung<br />

Die Abb. zeigt die Übertragung<br />

extra-auraler Lärmwirkungen<br />

auf den Organismus<br />

<br />

Cortisol<br />

Pupillenerweiterung<br />

Schilddrüsenhormon<br />

Herzschlag<br />

Magen-Darm-Tätigkeit<br />

Schall dringt in den Gehörgang eines<br />

Menschen und bewegt das Trommelfell.<br />

Das ist ein sehr intimer Vorgang, durch<br />

den wir im wahrsten Sinne des Wortes<br />

bewegt und berührt werden. Die Rezeptoren<br />

der Hörschnecke analysieren den<br />

Schall, indem unterschiedliche Rezeptoren<br />

auf Tonhöhen, Rhythmen, Dauer, Tempo<br />

reagieren und diese Signale an unterschiedliche<br />

auditive Breiche des Gehirns weiterleiten.<br />

Dort werden diese Informationen<br />

dann verarbeitet und in Steuersignale für<br />

das körpereigene Regulationssystem<br />

umgesetzt.


Wie Lärm zu Stressreaktionen führt<br />

Dass Lärm <strong>krank</strong> <strong>macht</strong>, ist inzwischen eine nicht<br />

mehr zu leugnende medizinische Tatsache. Lärm<br />

schädigt die Gesundheit sogar dann, wenn sich<br />

Menschen subjektiv gar nicht belästigt fühlen.<br />

Evolutionsmediziner haben herausgefunden, dass<br />

das Gehirn so strukturiert ist, dass es auf Lärm,<br />

zumal in der Nacht, unweigerlich reagiert. Schallreize<br />

werden danach über Nervenbahnen auch in<br />

jene Region des Gehirns weitergeleitet, in der<br />

Gefahren bewertet werden: in die Amygdala.<br />

Sie setzt die körpereigene Alarmanlage in Gang,<br />

die dann Stresshormone ausschüttet. Tagsüber<br />

sind es psychologische Bewertungen – ausgelöst<br />

durch Störungen von Konzentrations-, Kommunikations-<br />

oder Regenerationsphasen –, die Stress<br />

hervorrufen.<br />

Chronischer Stress wird zur Krankheit<br />

Schon nach wenigen Nächten mit <strong>Bahnlärm</strong>beschallung<br />

steigt die Cortisol-Konzentration im Körper<br />

an und bleibt dann bei weiterer Beschallung auf<br />

hohem Niveau. Dadurch wird die Körperregulation,<br />

die ein Normalmaß an Blutdruck, Körpertemperatur,<br />

<br />

<br />

NACHTS IST LÄRM TÖDLICH!<br />

Insbesondere wenn durch Nachtschlaf-Beeinträchtigungen<br />

die notwendige Regeneration<br />

unterbrochen wird, kann es zu dauerhaften<br />

Schädigungen des Herz-Kreislauf-Systems und<br />

des Verdauungstraktes kommen. Durch diese<br />

äußerlichen Einwirkungen wird die körpereigene<br />

Regulation gestört. Bei anhaltender Belastung<br />

kann dies zu chronischen Schäden und bis zum<br />

Herzinfarkt oder Schlaganfall führen.<br />

Atmung oder Herzfrequenz herstellen soll, gestört<br />

und es kommt nach wie vor zu Fehlregulationen.<br />

Diese werden schließlich chronisch in Form von<br />

Bluthochdruck, Atembeschwerden, Herzrhythmusstörungen,<br />

etc.<br />

Hieraus wiederum entstehen dann insbesondere<br />

als Folge der Hypertonie Schlaganfälle und Herzinfarkte.<br />

Stress schwächt das Immunsystem<br />

Nicht nur Herz- und Kreislauf, sondern auch das<br />

Immunsystem wird durch <strong>Bahnlärm</strong> geschädigt,<br />

vor allem wenn Menschen dauerhaft nächtlichen<br />

Schlafstörungen ausgesetzt sind.<br />

Chronischer Schlafentzug verringert die Zahl der<br />

natürlichen Killerzellen, und das sind ausgerechnet<br />

jene Immunzellen, die entartete Zellen bereits im<br />

Frühstadium erkennen und bekämpfen und deshalb<br />

vor Krebs schützen. Womöglich liegt es daher am<br />

geschwächten Immunsystem, dass Frauen in der<br />

Nähe des Flughafens Köln/Bonn ein erhöhtes Risiko<br />

für Brustkrebs haben. Weitere Krebsarten im<br />

Zusammenhang mit Verkehrslärm sind denkbar,<br />

wurden aber bisher nicht erforscht.


MEDIZINISCHE STUDIEN<br />

GREISER-STUDIE<br />

Mehr als 1 Million Patientendaten belegen: Lärm <strong>macht</strong> <strong>krank</strong>!<br />

Der Bremer Mediziner und Epidemiologe Prof. Dr. Eberhard Greiser hat unter anderem im Auftrag<br />

des Umweltbundesamtes im Raum Köln-Bonn eine epidemiologische Untersuchung durchgeführt,<br />

die erstmals belastbare Angaben darüber liefert, wie viele zusätzliche Krankheitsfälle bei welchen<br />

Lärmbelastungen zu erwarten sind. Dass es einen direkten Zusammenhang zwischen Lärmbelastung<br />

und Er<strong>krank</strong>ungen des Herz-Kreislauf-Systems gibt, wurde in den letzten Jahren mehrfach nachgewiesen.<br />

Greiser hatte schon in<br />

Zunahme Er<strong>krank</strong>ungsrisiko unter nächtlichem Fluglärm bei Männern und<br />

Frauen, 50 Jahre<br />

Alle Herz- & Kreislauf-KH 55 dB(A)<br />

60 dB(A)<br />

1. Ziel: Ermittlung der Auswirkungen von nächtlichem<br />

Fluglärm auf Er<strong>krank</strong>ungen des<br />

Herzens und des Kreislaufs und von psychischen<br />

Er<strong>krank</strong>ungen.<br />

2. Datenbasis: 1.020 Millionen Krankenversicherte<br />

mit Hauptwohnsitz in der Studienregion<br />

(Stadt Köln, Rhein-Sieg-Kreis,<br />

Rheinisch-Bergischer Kreis);<br />

Daten des Umgebungslärms (Fluglärm,<br />

Straßenverkehrslärm, Schienenverkehrslärm)<br />

sowie kleinräumig aggregierte Sozialdaten<br />

(Sozialhilfe-Häufigkeit des Ortsteils bzw. des<br />

Stadtteils; Dichte von Alten- und Pflegeheimplätzen)<br />

<br />

Herzinfarkt 55 dB(A)<br />

60 dB(A)<br />

Herzschwäche 55 dB(A)<br />

60 dB(A)<br />

Schlaganfall 55 dB(A)<br />

60 dB(A)<br />

Männer<br />

Frauen<br />

Koronare Herz<strong>krank</strong>heit 55 dB(A)<br />

60 dB(A)<br />

200 150 100 50 0 50 100 150 200<br />

% Zunahme Krankheitsrisiko<br />

2006 festgestellt, dass ein solcher<br />

Zusammenhang besteht. Dadurch<br />

alarmiert, haben er und das Umweltbundesamt<br />

dann eine Untersuchung<br />

gestartet, bei der von acht<br />

Krankenkassen mehr als eine Million<br />

Patientendaten ausgewertet wurden.<br />

Die Daten wurden anonymisiert und<br />

mit Hilfe aktueller Lärmberechnungen<br />

verschiedenen Belastungszonen<br />

zugeordnet. Weitere Daten flossen<br />

ein, um auszuschließen, dass die<br />

diagnostizierten Krankheiten andere<br />

Ursachen haben konnten. Hier die<br />

Ergebnisse:<br />

Die Anzahl von Versicherten entspricht mehr<br />

als 55 % der Gesamtbevölkerung der Studienregion.<br />

Die Auswertungen erfolgten nach Geschlechtern<br />

getrennt und ausschließlich für Versicherte<br />

ab dem 40. Lebensjahr.<br />

3. Die Ergebnisse zeigen für Herz- und Kreislaufer<strong>krank</strong>ungen<br />

einen linearen Anstieg des<br />

Er<strong>krank</strong>ungsrisikos bei beiden Geschlechtern<br />

von niedrigen Dauerschallpegeln an (40 dB(A)<br />

bei allen Zeitfenstern, von 35,5 dB(A) an für<br />

den 24-Stunden-Dauerschallpegel).


4. Auf dem Gebiet der psychischen Er<strong>krank</strong>ungen<br />

findet sich lediglich ein relevanter Befund:<br />

Bei Frauen sind die Er<strong>krank</strong>ungsrisiken für<br />

Depressionen signifikant erhöht, vor allem<br />

im Zeitfenster für nächtlichen Fluglärm.<br />

5. Es zeigen sich beinahe zu allen Analysen<br />

stärker erhöhte Er<strong>krank</strong>ungsrisiken bei der<br />

Teilpopulation mit Fluglärmbelastung, die<br />

keinen Anspruch hat auf eine Finanzierung<br />

von Schallschutzmaßnahmen durch den<br />

Flughafen Köln-Bonn.<br />

Anmerkung: Unterschiede zwischen Fluglärm und <strong>Bahnlärm</strong> sind aller Voraussicht nach sowohl<br />

am Tage wie auch in der Nacht vorhanden, denn <strong>Bahnlärm</strong> hat sowohl das höhere Aufweckpotenzial<br />

als auch die höhere Störwirkung am Tage, ganz im Gegensatz zum gesetzlich verordneten<br />

Schienenbonus!<br />

www.ibk2010.de/GREISERstudie.html<br />

NAROMI-STUDIE<br />

Chronischer Lärm als Risikofaktor<br />

6. Eine Diskussion der vorhandenen wissenschaftlichen<br />

Evidenz zeigt, dass für Herz- und<br />

Kreislaufer<strong>krank</strong>ungen die epidemiologischen<br />

Kriterien für die Feststellung eines ursächlichen<br />

Zusammenhangs zu Expositionen<br />

gegenüber Fluglärm erfüllt sind.<br />

7. Fazit: Schon ab einer geringen Lärmbelastung<br />

von 40 dB(A) Dauerschallpegel steigt das<br />

Herz-Kreislauf-Risiko bei Männern und Frauen<br />

signifikant an. Die gesetzlichen Grenzwerte<br />

nennt Prof. Greiser „unverantwortlich hoch“.<br />

Unter der Bezeichnung „NaRoMI“ (Noise and Risk of Myocardial Infarction) begann 1998 eine<br />

Fallkontrollstudie, die bis 2001 in enger Zusammenarbeit zwischen dem Institut für Sozialmedizin<br />

(Charité), dem Umweltbundesamt und der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin<br />

durchgeführt wurde. In 32 Berliner Krankenhäusern wurden MI-Patienten (Herzinfarkt-Patienten)<br />

und vergleichbare Kontrollen (Unfälle, gutartige Schilddrüsenvergrößerung, darmchirurgische<br />

Eingriffe) rekrutiert.<br />

Das Ziel der NaRoMI-Studie war die Beantwortung der Frage, ob eine chronische Umwelt- und/oder<br />

Arbeitslärmbelastung (objektiv sowie subjektiv) mit einem erhöhten Myokardinfarkt (MI)-Risiko<br />

verbunden ist. Zur Beantwortung der Frage wurde die objektive Straßenverkehrslärmbelastung<br />

(Schallpegel) der Untersuchungspersonen auf der Grundlage der Lärmkarte der Berliner Senatsverwaltung<br />

für Stadtentwicklung ermittelt (vgl. Spandauer Gesundheits-Survey).<br />

Die Betrachtung der Teilstichprobe mit längerer Wohndauer trägt dem Sachverhalt Rechnung, dass<br />

gesundheitliche Wirkungen chronischer Lärmbelastung angesichts langer Latenzzeiten bis zur<br />

Manifestation eines Herzinfarktes nach der Wirkungshypothese erst nach langjähriger Exposition<br />

zu erwarten sind.<br />

www.ibk2010.de/NAROMIstudie.html


MEDIZINISCHE STUDIEN<br />

SPRENG-STUDIE<br />

Was <strong>macht</strong> Schienenlärm so besonders gefährlich?<br />

Anstieg der Herzfrequenz (min -1)<br />

Mittelwerte des Anstiegs der Herzfrequenz während des Schlafens<br />

(ohne Erwachen) nach dem Auftreten von verschiedenen Verkehrslärmarten<br />

(Griefahn et al., 2008)<br />

2.0<br />

1.5<br />

1.0<br />

0.5<br />

Lärmbeginn<br />

0.0<br />

-0.5<br />

-1.0<br />

-1.5<br />

-10 0 10 20 30 40 50 60<br />

Sekunden<br />

Verantwortliches Lärmcharakteristikum besonders des Schienenverkehrs<br />

Bereich der<br />

Pegelanstiegsgeschwindigkeiten<br />

SF,max = 1,4 bis 3,3 dB/s<br />

(Start-/Landeüberflüge<br />

Raunheim/Offenbach)<br />

Flugzeuge<br />

Lärmbeginn<br />

Güterzüge<br />

-10 0 10 20 30 40 50 60<br />

Bereich der<br />

Pegelanstiegsgeschwindigkeiten<br />

Smax = 5 bis 21 dB/s<br />

(Zugvorbeifahrten<br />

Im Angerfeld 12: KASTKA, 1997)<br />

Lärmbeginn<br />

Lkws<br />

Mittelwert<br />

95 % Cl<br />

-10 0 10 20 30 40 50 60<br />

Bereich der<br />

Pegelanstiegsgeschwindigkeiten<br />

Smax = 1,9 bis 3,7 dB/s<br />

pre-stimulus mean<br />

(-20 s to -10 s)<br />

(Pkw; Rennfahrzeuge Formel 1<br />

bis maximal ca. 14,1 dB/s)<br />

Grafiken: Unterschiedlicher Verlauf der Herzfrequenzsteigerung während des Schlafes bei wiederholter Einspielung<br />

verschiedener Verkehrsgeräusche (Flug, Schiene, Straße) [Griefahn et. al., 2008] und Angaben über typische<br />

Pegelanstiegsgeschwindigkeiten der verschiedenen Verkehrslärmarten.<br />

Hinsichtlich der hier zur Charakterisierung des Schienenverkehrslärms heranzuziehenden besonders<br />

wichtigen Pegelanstiegsgeschwindigkeit sind neuere Ergebnisse besonders eindrucksvoll. Erwartungsgemäß<br />

zeigt sich (s. Grafik) bei Erfassung der Herzfrequenz während des Schlafes bei wiederholter<br />

Einspielung verschiedener Verkehrsgeräusche (Flug, Schiene, Straße), dass es in den ersten<br />

5 Sekunden nach Schallbeginn stets zu einer Steigerung der Herzfrequenz kommt, die bei den<br />

Probanden in den folgenden 30 bis 40 Sekunden wieder rückgeregelt wird [Griefahn et al., 2008].


Allerdings fällt die beobachtbare Erhöhung bei Einwirkung von Schienenverkehrsgeräuschen<br />

deutlich stärker aus, als bei den diese Reaktionen ebenfalls hervorrufenden anderen Verkehrsgeräuschen.<br />

Dies muss auf die bisher bei der Lärmwirkungsforschung völlig ungenügend berücksichtigte, jedoch<br />

physiologisch hoch bedeutsame Spezialisierung des Sinnesorgansystems Gehör für schnelle<br />

Pegelanstiege (Warnsinnesorgan, Richtungsdetektion usw.) und die damit gegebene zusätzliche<br />

Erregungssteigerung zurückgeführt werden.<br />

Tatsächlich liegen die Pegelanstiegsgeschwindigkeiten bei Schienenverkehrsgeräuschen mit –<br />

je nach Fahrsituation – 5 bis 21 dB/s im Allgemeinen deutlich höher als diejenigen der anderen<br />

Verkehrsgeräusche (Flug: 1,4 bis 3,3; Straße: 1,9 bis 3,7).<br />

Was <strong>macht</strong> <strong>Bahnlärm</strong> in der Nacht so gefährlich?<br />

Durch neuere Erhebungen weitgehend gestützt [Davies & van Kamp, 2008; Selander et al., 2009;<br />

Jovanovic et al., 2009], ist die nächtens durch Schallereignisse ausgelöste Stresshormonfreisetzung<br />

(insbesondere des sich nur langsam mit Zeitkonstanten von über einer Stunde abbauenden und<br />

stark zellmembran-löslichen Cortisols) von großer Bedeutung für längerfristige gesundheitliche<br />

Beeinträchtigungen, vor allem auch für Personen mit erhöhter Vulnerabilität [Hébert & Lupien,<br />

2009; Griefahn & Robens, 2010].<br />

Unter präventiven Gesichtspunkten ist deshalb eine Bezugnahme auf die nächtlichen, durch die<br />

akuten Maximalpegel hervorgerufenen Cortisolausscheidungen zur Ableitung von Begrenzungswerten<br />

angeraten, weil es kaum einen Zweifel gibt, dass – wenn es zu langfristig <strong>krank</strong>machenden Wirkungen<br />

durch Nachtlärm oberhalb bestimmter Schallparameter kommt – der wissenschaftlich klarer fundierte<br />

Cortisolmechanismus einen wesentlichen Beitrag leistet.<br />

Plausibel physiologisch begründbare, auf der Beurteilung tatsächlich einwirkender Maximalpegel<br />

auf vegetative Zentren des Gehirns beruhende, präventive Richtwerte wie die physiologische<br />

Überproportional-Reaktionsschwelle von Lmax = 63 dB(A) [Lmax, außen = 88 dB(A)] am Tage und<br />

die zur Vermeidung von vegetativ problematischer Nachtbelastungen unterhalb von erinnerbaren<br />

Aufwachvorgängen aus der möglichen Cortisolkumulation abzuleitende Maximalpegel-Häufigkeits-<br />

Paar-Kurve [bzw. der präventive Richtwert Lmax, innen = 53 dB(A) und Lmax, außen = 68 dB(A)]<br />

verdeutlichen, dass an schienennahen Wohnlagen eine Minderung der durch die zahlreichen<br />

Zugvorbeifahrten verursachten Maximalpegel mit beachtlichen Pegelanstiegsgeschwindigkeiten<br />

notwendig ist.<br />

www.ibk2010.de/SPRENGstudie.html


MEDIZINISCHE STUDIEN<br />

WHO-LARES-STUDIE<br />

Er<strong>krank</strong>ungsrisiko durch Verkehrslärm<br />

Die LARES-Studie (Large Analysis and Review European Housing and Health Status) wurde 2003<br />

von der WHO auf der Basis von Befragungen in acht europäischen Städten durchgeführt. Mit einem<br />

Einwohnerfragebogen wurden Daten gesammelt, die sich auf die Wahrnehmung der Wohnung<br />

und die Wahrnehmung der unmittelbaren Wohnumgebung der Befragten bezogen. Ziel der Studie<br />

war die Verbesserung der Kenntnis über die Auswirkungen von Wohn- und Wohnumfeldbedingungen<br />

auf die Gesundheit.<br />

Die Auswertung der LARES-Studie zeigt, dass chronische Belästigung durch Verkehrslärm bei<br />

Erwachsenen mit einem erhöhten Risiko für das Herz-Kreislauf-System verbunden sein kann. So<br />

ergaben sich bei starker chronischer Belästigung durch Verkehrslärm signifikant erhöhte Risiken<br />

für „kardiovaskuläre Symptome“ (CV-symptoms) sowie für „Bluthochdruck“ (Hypertension), die<br />

einen positiven Trend über die Intensitätsstufen aufwiesen. Der signifikante Trend unterstützt<br />

nachhaltig die Annahme einer Dosis-Wirkungs-Beziehung.<br />

www.ibk2010.de/WHO-LARESstudie.html<br />

SPANDAUER STUDIE<br />

Einfluss von Lärm am Wohnort<br />

Unter der Bezeichnung „Spandauer Gesundheits-Survey“ (SGS, Christian Maschke, Hildegard<br />

Niemann) begann 1982 eine Untersuchungsreihe, die bis heute vom Robert Koch-Institut in enger<br />

Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt Spandau durchgeführt wird. Im SGS wurde der Gesundheitszustand<br />

der teilnehmenden Probanden periodisch im zeitlichen Abstand von zwei Jahren ärztlich<br />

überprüft. Die Teilnehmer/innen erhielten nach jedem „Gesundheitscheck“ eine zusammenfassende<br />

medizinische Beurteilung und wurden bei auffälligen Befunden aufgefordert, sich in ärztliche Behandlung<br />

zu begeben. Im neunten Durchgang wurde darüber hinaus die Schallbelastung durch<br />

Straßenverkehr über die Datenbank der Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und<br />

aufgrund von Kontrollmessungen ermittelt, getrennt für den Tag und für die Nacht.<br />

So konnte die Häufigkeit ärztlicher Behandlungen in Abhängigkeit von der Schallbelastung am<br />

Wohnort als Querschnittstudie ausgewertet werden. Eine signifikante Erhöhung des relativen<br />

Risikos für arterielle Hypertoniebehandlungen konnte für den nächtlichen äquivalenten Dauerschallpegel<br />

vor dem Schlafzimmerfenster abgesichert werden. Das relative Risiko lag bei einer nächtlichen<br />

Schallbelastung über 55 dB(A) bei 1,9 (p = 0,019), im Vergleich zur Referenzkategorie mit einem<br />

äquivalenten Dauerschallpegel unter 50 dB(A). Der signifikante Trend (Trend p = 0,026) unterstützt<br />

nachhaltig die Annahme einer Dosis-Wirkungs-Beziehung. Für die Lebenszeitprävalenz ergab sich<br />

ein vergleichbares Risikoprofil.<br />

www.ibk2010.de/SPANDAUERstudie.html


ALPNAP-STUDIE<br />

Erhöhte Medikamenteneinnahme wegen Schlafstörungen<br />

durch Schienenlärm im Unterinntal<br />

Univ.-Prof. Dr. med. Peter Lercher, Ergebnisse<br />

aus der Interreg IIIb-Studie ALPNAP.<br />

Bereits im Rahmen der UVP-Unterinntalbahntrasse<br />

1999 (Bestätigung durch ALPNAP-Studie<br />

2007) haben wir nachgewiesen, dass die allgemeinen<br />

Belästigungsreaktionen im Unterinntal<br />

nicht den Standard-Belästigungskurven der Umgebungslärmrichtlinie<br />

entsprechen und dass die<br />

Anwendung des gesetzlichen Schienenbonus bei<br />

Belastungen über 50 dB(A) nicht mehr gerechtfertigt<br />

ist. Trotzdem wird auch in neuen alpinen<br />

Bahnprojekten weiterhin der Schienenbonus an-<br />

gewandt. In einer vertieften Auswertung der ALPNAP-Studie konnten wir jetzt nachweisen (Noise<br />

& Health 2010*), dass auch die Einnahme von Schlafmedikamenten mit der Lärmbelastung in<br />

einer Dosis-Wirkungs-Beziehung verknüpft ist. Diese Beziehung bleibt auch erhalten, wenn andere<br />

Risikofaktoren für Schlafstörungen berücksichtigt werden (9 Faktoren: Alter, Gesundheitszustand,<br />

Geschlecht etc.). Erstmals wurde mit zwei unterschiedlichen Rechenmethoden gearbeitet.<br />

Schlussfolgerungen aus dieser Studie<br />

» An Eisenbahnstrecken mit einem hohen Anteil von Güterzügen in der Nacht ist eine Anwendung<br />

des Schienenbonus nicht gerechtfertigt.<br />

» Der Schwellenwert für Aktionspläne für Schienenlärm (70 dB(A),Lden) in Österreich ist jedenfalls<br />

für alpine Tallagen und Hochgeschwindigkeitsstrecken zu hoch angesetzt und ist nicht<br />

geeignet, die Gesundheit der Anwohner nachhaltig zu schützen. Denn zwischen 60 und<br />

70 dB(A), Lden steigt die Wahrscheinlichkeit für eine Medikamenteneinnahme wegen nächtlicher<br />

Lärmstörung bereits um 46 % an.<br />

* P. Lercher, M. Brink, J. Rüdisser, T. Van Renterghem, D. Botteldooren, M. Baulac, J. Defrance.<br />

The effects of railway noise on sleep medication intake: Results from the ALPNAP-study.<br />

Noise & Health 2010, 12: 110–19 (www.noiseandhealth.org/backissues.asp).<br />

Lden = Tag-Abend-Nacht adjustierter Schallpegel: Zuschlag von 5 dB (Abend) bzw. 10 dB (Nacht)<br />

dB(A) = A-bewerteter Schallpegel<br />

www.ibk2010.de/ALPNAPstudie.html<br />

Wahrscheinlichkeit für Schlafmedikation<br />

0.15<br />

0.10<br />

0.05<br />

0.00<br />

<br />

<br />

Lärmberechnung mit ISO-Variante (INTEC)<br />

Lärmberechnung mit MITHRA (CSTB)<br />

95 % Vertrauensintervalle<br />

40 50 60 70 80<br />

Schienenlärm, Lden, dB(A)


BAHNLÄRM UND GESUNDHEIT<br />

DER LÄRM GEHÖRT EINGESPERRT,<br />

NICHT DIE MENSCHEN<br />

Bei geschlossenem Fenster zu schlafen ist ungesund<br />

Nächtlicher Lärm kann durch ein geschlossenes Lärmschutzfenster abgemildert werden. Nach einem<br />

Urteil des Hessischen Verwaltungsgerichtshofes soll es für Anwohner des Frankfurter Flughafens<br />

zumutbar sein, bei geschlossenem Fenster zu schlafen. Auch bei der Bahn gehören Lärmschutzfenster<br />

zum Regelprogramm.<br />

Prof. Dr. med. Rainer Klinke (1936 – 2008), ein<br />

international renommierter Neurophysiologe, sieht<br />

das anders:<br />

„Schlafen bei geschlossenem Fenster ist eine<br />

nicht zumutbare Käfighaltung!“<br />

Viele Menschen fühlen sich in der Nacht zum Beispiel<br />

durch <strong>Bahnlärm</strong> gestört und halten aus diesem<br />

Grund ihre Fenster geschlossen. Sie nehmen<br />

dadurch negative Folgen für Gesundheit und Wohlbefinden<br />

in Kauf. Ein Drittel unserer Lebenszeit<br />

verbringen wir im Bett. Dabei sollte ein ständiger<br />

<br />

Luftaustausch im Schlafzimmer stattfinden, um<br />

die vom menschlichen Körper produzierten Stoffe,<br />

insbesondere Kohlendioxid, abzutransportieren.<br />

Findet dieser Luftaustausch nicht statt, ist die<br />

nächtliche Erholung gefährdet. Nicht gelüftete<br />

Zimmer können unter anderem zu verminderter<br />

Wasserdampfabgabe und zum Wärmestau führen,<br />

mit der Folge einer Beeinträchtigung der nächtlichen<br />

Erholung. Dabei ist der Luftaustausch, der zum<br />

Beispiel durch Türschlitze stattfindet, nicht ausreichend.<br />

Klinke ist der Auffassung: „Ein Schallschutzkäfig<br />

ohne Lüftung ist unzumutbar“.


RECHTLICHE ASPEKTE<br />

RECHT STATT GERECHTIGKEIT<br />

Mobilität zählt mehr als Leben und Gesundheit!<br />

Derzeit bestehen keine ausreichenden gesetzlichen Regelungen, um Leben und Gesundheit vor Lärm<br />

zu schützen. Das hat verschiedene Ursachen: Zum einen hängt die Lärmgesetzgebung weit hinter dem<br />

Stand des Wissens und der Technik zurück, weil der Gesetzgeber seiner Beobachtungspflicht hinsichtlich<br />

der Lärmwirkungsforschung nicht ausreichend nachkommt und vor allem die Erkenntnisse nicht zur Konkretisierung<br />

weitgehend vager Formulierungen im Gesetz nutzt. So wurde insbesondere in den letzten<br />

zehn Jahren von Seiten der Wissenschaft nachgewiesen, dass Lärm <strong>krank</strong> <strong>macht</strong> und eine Kausalität<br />

zwischen Lärm und Krankheit im Bereich der Herz-Kreislauf-Er<strong>krank</strong>ungen besteht.


Mobilität<br />

Zum anderen vermeidet der Gesetzgeber eine<br />

öffentliche Diskussion darüber, dass derzeit der<br />

Schutz von Leib und Leben offenbar mit anderen<br />

Schutzgütern abgewogen wird.<br />

Würde man hierüber eine offene Diskussion führen,<br />

dann käme zumindest die Frage auf, wie groß die<br />

Auswirkungen von Lärm auf Leben und Gesundheit<br />

tatsächlich sind und inwieweit man das gesetzlich<br />

zulassen und tolerieren kann.<br />

Bund und Bahn in der Pflicht<br />

Eine Pflicht zur Vermeidung schädlicher Umwelteinwirkungen<br />

besteht durchaus, da sind sich die<br />

obersten Gerichte einig. Nach den heutigen Erkenntnissen<br />

über die gesundheitliche Beeinträchtigung<br />

durch Spitzenpegel und deren Häufigkeit<br />

ist der Lärmgesetzgebung im Bahnbereich zu attestieren,<br />

dass sie den gesetzlich vorgeschriebenen<br />

Anforderungen nicht mehr entsprechen kann.<br />

<br />

<br />

Stand der Technik vernachlässigt<br />

90 % des <strong>Bahnlärm</strong>s in Deutschland sind auf veraltete<br />

Technik und schlechte Wartung zurückzuführen.<br />

Es gibt für Lärm keine akustische Dimensionierung<br />

oder Überprüfung. Laut § 41 Abs. 1 des<br />

Bundesimmissionsschutzgesetzes sollen schädliche<br />

Umweltimmissionen, die nach dem Stand<br />

der Technik vermeidbar sind, unterbunden werden<br />

und die zuständigen Behörden sind gemäß § 52<br />

BImSchG dazu verpflichtet, wesentliche Lärmminderungspotenziale<br />

anhand des Standes der Technik<br />

zu überprüfen. Im Vergleich haben Straßenverkehr,<br />

Flugzeuge und Personenzüge in den letzten Jahrzehnten<br />

den Lärm um 10 – 15 dB(A) reduziert,<br />

während Güterzüge unverändert geblieben oder<br />

lauter geworden sind.<br />

Bund und Bahn sind hier also durchaus in der<br />

Pflicht, diese schädlichen Umwelteinwirkungen<br />

zu vermeiden, da sind sich auch die obersten<br />

Gerichte einig.


RECHTLICHE ASPEKTE<br />

Idealisierte Werte, überholte Methoden<br />

Es kommt hinzu, dass die Verordnungen und technischen<br />

Anweisungen ebenfalls nicht mehr dem<br />

Stand des Wissens und der Technik entsprechen.<br />

Hier geht man von idealisierten Voraussetzungen<br />

und überholten Berechnungsmethoden aus, die<br />

nicht die Realität widerspiegeln und deshalb in<br />

fahrlässiger Weise Lärmbedingungen schönen,<br />

zum Nachteil der Betroffenen.<br />

Höchste Eisenbahn, beim <strong>Bahnlärm</strong> die Notbremse<br />

zu ziehen.<br />

Interessenkonflikt<br />

Zu kritisieren ist auch das Zusammenspiel von<br />

Bund, Bahn und Eisenbahnbundesamt sowie das<br />

der Eisenbahngesellschaften untereinander. Im<br />

Sinne der Betroffenen besteht hier eine unzulässige<br />

Interessengemeinschaft und ein Interessenkonflikt,<br />

da der Verordnungsgeber gleichzeitig<br />

Inhaber der Bahn ist und deren Aufsichtsbehörde<br />

ebenfalls wiederum dem Verordnungsgeber untersteht.<br />

Dadurch ist eine Gefahr der Vernachlässigung<br />

von Pflichten und der Verschleppung notwendiger<br />

Anpassungen aus monetären und anderen<br />

Gesichtspunkten in hohem Maße gegeben.<br />

Insbesondere zu kritisieren ist eine desolate Informationspolitik<br />

der Bahn, die weitestgehend von<br />

<br />

der öffentlichen Hand getragen wird, ohne die daraus<br />

erwachsenden Informationspflichten gegenüber<br />

der Öffentlichkeit ernst zu nehmen. Anfragen<br />

der Bundesregierung und des Deutschen Bundestages<br />

werden häufig unter dem Vorwand, dass es<br />

um „Geschäfts- und Betriebsgeheimnisse“ bzw.<br />

„unternehmensinterne Daten“ gehe, nicht beantwortet.<br />

Auch das Bundesverkehrsministerium weist nach<br />

Aussagen von Parlamentariern immer wieder darauf<br />

hin, dass es sich um „unternehmensinterne Daten“<br />

der DB handelt. Das sind angesichts gesundheitsund<br />

sicherheitsrelevanter Fragen unhaltbare<br />

Zustände.<br />

Dramatische rechtliche Situation<br />

» Symbolischer Immissionsschutz<br />

» Gesundheitliche Aspekte kaum berücksichtigt<br />

» Gesetzgebung von monetären Motiven<br />

dominiert<br />

» Transitverkehr hat stark zugenommen<br />

» Güterverkehr zunehmend in der Nacht<br />

» Züge: länger, schwerer, schneller<br />

und lauter<br />

» Waggons immer älter und defekt<br />

» Akustische Explosion ohne Reaktion<br />

» Weitere Steigerungen geplant<br />

» Novellierung unabwendbar!


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RECHTLICHE ASPEKTE<br />

GESETZLOSER ZUSTAND<br />

Symbolischer Lärmschutz an Schienenwegen<br />

Das Bundesimmissionsschutzgesetz von 1974 und die zu seiner Durchführung 1999 und 2006 festgelegte<br />

16. Bundesimmissionsschutzverordnung sowie die Technische Anweisung Lärm stellen, was <strong>Bahnlärm</strong><br />

betrifft, ein überwiegend symbolisches Schutzrecht dar, das nicht wirkungsgerecht ist und den Betroffenen<br />

keinen wirklichen Rechtsanspruch gewährt.<br />

Fiskalische Gesichtspunkte standen und stehen<br />

im Vordergrund. Lärmschutz gilt als eine Art von<br />

„Komfortschutz“. Die Absicht, Kosten zu sparen,<br />

hat zu spitzfindigen und für die Lärmbetroffenen<br />

schwer verständlichen Regelungen mit weitem<br />

Ermessensspielraum geführt. Dieser Ermessensspielraum<br />

hat durch die Aufblähung von unverständlichen<br />

technischen Regelungen, die man<br />

dahintergestellt hat, einen quasi rechtsfreien Raum<br />

geschaffen, aus dem es sich zu befreien gilt.<br />

<br />

Insbesondere geht es dabei um:<br />

» Bis heute gibt es keinen gesetzlich festge-<br />

legten Anspruch auf Lärmsanierung an lauten<br />

Straßen und Schienenwegen.<br />

» Die fehlende Verpflichtung zu einer Gesamt-<br />

Beurteilungspegel-Betrachtung für die<br />

Verkehrsgeräusche führt zu nicht wirkungsgerechten,<br />

zum Teil wirkungslosen Maßnahmen<br />

beim Verkehrslärmschutz.


» Die sog. wesentliche Änderung ist in den<br />

Fällen, in denen nicht durchgehend neue<br />

Fahrstreifen und Gleise an einen bestehenden<br />

Verkehrsweg angebaut werden, ebenfalls<br />

keine lärmwirkungsgerechte Regelung.<br />

» Pegelerhöhungen infolge betrieblicher Änderungen<br />

führen zu keinem Schallschutzanspruch.<br />

Betriebliche Änderungen sind z. B. die Erhöhung<br />

der Zug- oder Fahrzeugzahlen.<br />

<br />

<br />

» Die Regelungen der 24. BImSchV zum<br />

sog. passiven Schallschutz, d. h. für die<br />

Entschädigung für Schallschutzmaßnahmen<br />

am Gebäude, sind ebenfalls mangelhaft.<br />

» Seit fast 40 Jahren fehlt die Rechtsverordnung<br />

nach § 38 Abs. 2 BImSchG für die Begrenzung<br />

der Emissionen bei Straßen-Kraftfahrzeugen<br />

sowie bei Schienen-, Luft- und Wasserfahrzeugen.<br />

Dazu Stimmen von juristischen Fachleuten:<br />

Seit vier Jahrzehnten hat der Bundestag keine sinnvolle und gerechte Lösung des Verkehrslärmproblems<br />

auf den Weg gebracht. Zur gegenwärtigen deutschen Regelung des Verkehrslärmschutzes<br />

seien hier noch einmal Kommentare der Professoren H.-J. Koch, M. Schulte und H. Schulze-Fielitz<br />

sowie von Dr. Ulrich Storost, ehemals Vorsitzender Richter am Bundesverwaltungsgericht,<br />

wiedergegeben:<br />

Koch: „Als umweltrechtliches Glanzlicht kann dieses Regelwerk (Anm.: die 16. BImSchV) allerdings<br />

nicht eingestuft werden. Insbesondere wird die hochgradig segmentierte Betrachtungsweise der<br />

Lärmimmissionen dem akzeptorbezogenen Ansatz des BImSchG nicht gerecht. [...] Nicht einmal<br />

Vorbelastungen durch anderweitigen Straßenverkehr sollen nach der 16. BImSchV berücksichtigt<br />

werden, geschweige denn andere Vorbelastungen. [...]<br />

Besonders auffallend und kritikwürdig ist der Umstand, dass es bis heute nahezu keine Regelungen<br />

für den Lärmschutz an der Quelle gibt“ (Anm.: für die Schienenbahnen).<br />

Schulte: „Es hat sich gezeigt, dass normative Regelungen im Schienenverkehrslärmrecht jedenfalls<br />

nicht in einem Maße vorhanden sind, welches es berechtigt erscheinen lassen würde, von einem<br />

klaren und umfassenden Eingriffs- und Handlungsinstrumentarium zu sprechen.“<br />

Schulze-Fielitz: „Die Regeln des Verkehrsimmissionsschutzrechtes sind nur scheinbar eindeutig;<br />

sie lassen [...] oft Spielräume, die den Lärmschutz schon wegen seiner fiskalischen Folgen relativieren<br />

können. [...] Unter den Bedingungen knapper öffentlicher Mittel gerät die Grenze des<br />

§ 41 Abs. 2 BImSchG, nach der die Kosten für Schallschutzmaßnahmen nicht außer Verhältnis zum<br />

angestrebten Schutzzweck stehen dürfen, in einen aktuellen juristischen Auslegungsstreit. [...]<br />

Wie realitätsfern darf die normative Ausgestaltung des Verkehrslärmschutzes sein, ohne dass sie<br />

als eine bloß symbolische Umweltpolitik erscheint.“<br />

Für Storost liegt „ein kaum noch erträgliches Maß an gesetzgeberischer Entscheidungsabstinenz,<br />

d. h. für ein verfassungsrechtlich bedenkliches Defizit an Funktionswilligkeit des Parlaments“ vor.


RECHTLICHE ASPEKTE<br />

DIE LANGE BANK<br />

In Sachen Lärmschutz gehört die „Lange Bank“ abgeschafft!<br />

Es ist wohl das beliebteste Instrument von Politikern, Bürgerwünsche auf die lange Bank zu schieben.<br />

Juristen wissen, wie sie Prozesse, die nicht zu gewinnen sind, taktisch so lange verzögern und verschleppen,<br />

bis sich das Problem eines Tages von allein löst.<br />

Seit 40 Jahren warten die Menschen vergeblich<br />

auf Schutz vor zunehmendem <strong>Bahnlärm</strong>. 1999<br />

wurde endlich ein Sanierungsprogramm für die<br />

meisten der deutschen Bahntrassen begonnen.<br />

Doch auch hier wird es bis 2050 dauern, wenn man<br />

in dem Tempo wie bisher arbeitet, wobei die Verkehrsentwicklung<br />

die Sanierungsmaßnahmen, kaum<br />

dass sie ge<strong>macht</strong> sind, schon wieder als unwirksam<br />

erscheinen lässt, weil der Lärmzuwachs die Lärmreduktion<br />

bei weitem übersteigt. Unterm Strich bleibt<br />

dann ein Lärmzuwachs zu verzeichnen. Die folgenden<br />

Beispiele (s. S. 59) sollen aufzeigen, was unter<br />

der „Langen-Bank-Taktik“ zu verstehen ist:<br />

<br />

Symbolischer Lärmschutz, also ein Lärmschutz,<br />

der auf dem Papier vorhanden ist, aber nie bei den<br />

Menschen ankommt! Im Einzelfall könnte man<br />

hier Verständnis zeigen, weil Umstände so etwas<br />

immer wieder erforderlich machen können. Doch<br />

in der Art und Systematik, wie sich das hier zeigt,<br />

muss befürchtet werden, dass es sich um eine<br />

Verweigerung der Mittel handelt, weil man entweder<br />

das Problem nicht erkannt hat oder es<br />

schlicht nicht anerkennen will. Das Fazit der letzten<br />

20 Jahre lautet jedenfalls: Leere Versprechungen<br />

der Politik und Desinteresse der Bahn sorgen für<br />

die zunehmende Verlärmung unseres Landes!


Lärmschutz – Leere Versprechungen der Politik,<br />

Desinteresse der Bahn<br />

Regelprogramm Lärmsanierung<br />

95 % aller Bahnlinien sind Bestandsstrecken, die<br />

man 1974, als das Bundesimmissionsschutzgesetz<br />

erlassen wurde, vom wirklichen Lärmschutz ausgeklammert<br />

hat, so dass bis heute die Menschen<br />

an diesen Trassen ohne Anspruch auf Lärmschutz<br />

dastehen. 1999 hat man ein Sanierungsprogramm<br />

mit 50 Mio. DM pro Jahr aufgelegt, das mittlerweile<br />

auf 100 Mio. Euro pro Jahr aufgestockt wurde.<br />

Von 1999 bis 2009 standen dafür insgesamt 730<br />

Mio. Euro zur Verfügung. Davon hat die Bahn 250<br />

Mio. Euro wieder großzügig zurückgeschickt, weil<br />

sie einfach nicht dazu gekommen ist, die bereitgestellten<br />

Mittel in die Lärmsanierung zu investieren.<br />

Konjunkturpaket II, innovative Maßnahmen<br />

Von den 250 Mio. Euro, die der Bund zurückbekommen<br />

hat, wurde dann großzügig ein Konjunkturpaket<br />

in Höhe von 100 Mio. Euro auf den Weg gebracht,<br />

um neue Lärmschutztechniken zu erproben.<br />

Letzteres wurde seitens der Bürgerinitiativen sehr<br />

begrüßt. Doch auch dieses Programm, das bereits<br />

2010 abgeschlossen sein sollte, wartet noch immer<br />

auf seine Vollendung. Was wird da eigentlich noch<br />

geschafft bei Bund und Bahn?<br />

Projekt „Leiser Rhein“ – K-Sohle – Trassenpreise<br />

Um der besonderen Lärmsituation im Rheintal<br />

Rechnung zu tragen, wurde schon 2007/2008 ein<br />

Programm unter dem Namen „Leiser Rhein“ aufgelegt.<br />

Hierfür sollten aus den Mitteln des Regelprogramms<br />

von 2008 bis 2012 jährlich bis zu<br />

10 Mio. Euro in Maßnahmen am Rollmaterial und<br />

für weiterführende Untersuchungen investiert<br />

werden. 5.000 von insgesamt 130.000 Güterwagen<br />

sollten mit diesem Programm umgerüstet werden<br />

und danach überwiegend auf der Rheintalstrecke<br />

zum Einsatz kommen.<br />

<br />

<br />

Geschehen ist bis heute – 4 Jahre danach – nichts,<br />

außer dass es jetzt heißt: Man werde nur 1.250<br />

Güterwaggons umrüsten, weil sich keiner für das<br />

Programm interessiert hätte und die EU nicht<br />

zulassen würde, dass man an die Bahn mehr als<br />

7,5 Mio. Euro an Zuschüssen zahlt.<br />

Leiser Zug auf realem Gleis „LZarG“<br />

Auch dieses Projekt wurde 2007 mit großem Spektakel<br />

vorgestellt. Vollmundig wurde erklärt, bis<br />

2020 wolle man den <strong>Bahnlärm</strong> um 20 dB(A) senken.<br />

10 dB(A) durch Mittel aus dem Lärmschutzprogramm<br />

des Bundes, 5 dB(A) durch lärmarme<br />

Bremsen und weitere 5 dB(A) im System gegenüber<br />

TSI Conventional Rail. Um es abzukürzen:<br />

Geschehen ist nichts. Und wenn man früher an<br />

der ein oder anderen Stelle etwas von Forschungsprojekten<br />

hörte, ist auch das inzwischen gestoppt.<br />

Abschaffung des Schienenbonus<br />

(Koalitionsvertrag)<br />

Es war das erklärte Ziel der jetzigen Regierung,<br />

den Schienenbonus abzuschaffen. Für die 95 %<br />

der Bestandsstrecken würde die Abschaffung ohnehin<br />

wenig relevant sein, außer für die 3 Mio. Euro,<br />

die bisher pro Jahr und Bundesland für Lärmschutz<br />

an Sanierungsstrecken ausgegeben wurden.<br />

Da würden dann in Zukunft die Wände zwar höher,<br />

aber dafür noch kürzer. Mit anderen Worten: Auch<br />

hier wieder ein „Lange Bank“-Versprechen, das,<br />

wenn es eingelöst wird, vermutlich überflüssig ist.<br />

Lärmaktionsplanung<br />

Die mangelhaft berechneten Lärmwerte der<br />

Trassen wurden ins Netz gestellt. Die Werteskala<br />

endet bei 75 dB(A), obwohl die Bahnwerte alle<br />

darüberliegen. Planung ohne Aktion.<br />

Bundesimmissionsschutzgesetz, Bestandsstrecken,<br />

Erschütterungen: Seit fast 40 Jahren warten die<br />

Menschen auf Immissionsschutz – vergeblich!


RECHTLICHE ASPEKTE<br />

SCHUTZLOS AUSGELIEFERT<br />

Gesetzeslücken lassen <strong>Bahnlärm</strong>opfer schutzlos zurück<br />

Es ist ein nicht mehr zu überbietendes Beispiel von symbolischem Schutz ohne Wirkung, das sich im<br />

Immissionsschutzrecht in puncto <strong>Bahnlärm</strong> abzeichnet. Liegt es am Interesse des Bundes, der gleichzeitig<br />

auch Inhaber der Bahn ist, liegt es an der Fehleinschätzung von Lärmwirkungen, liegt es am Unvermögen<br />

von Behörden oder werden die Interessen von Bürgern und mittelständischer Wirtschaft in einem von<br />

Finanzmächtigen regierten Land schlichtweg nicht mehr ernst genommen?<br />

Wir hoffen, es ist die Fehleinschätzung von Lärmwirkungen,<br />

die uns veranlasst hat, dieses Kompendium<br />

zu schreiben, um das Wissen über Lärm in<br />

Politik und Gesellschaft zu vertiefen. Dabei kommt<br />

man nicht umhin, noch einmal auf die Gesetzeslücken<br />

hinzuweisen und auf die Unzulänglichkeiten<br />

in der Festlegung der technischen und physikalischen<br />

Umsetzungen des Gesetzes. Lärm ist eines<br />

der großen Umweltprobleme unseres Jahrhunderts.<br />

Durch die hohen kognitiven Anforderungen<br />

an die Menschen steigt auch deren Lärmsensibilität.<br />

Gleichzeitig raubt ein pausenloser 24-Stunden-<br />

<br />

Verkehr die letzten Regenerationsphasen, so dass<br />

nichts anderes bleibt, als den Lärm zu reduzieren.<br />

Darum setzen wir darauf, dass der Gesetzgeber<br />

das Immissionsschutzrecht novelliert und die<br />

nachfolgenden Gesetzeslücken durch eindeutige<br />

Regelungen schließt.<br />

Bestandsstreckenbenachteiligung<br />

Die meisten deutschen Bahnstrecken gelten seit<br />

40 Jahren als Bestandsstrecken, an denen es nach<br />

dem Gesetz mehr als doppelt so laut sein darf wie<br />

an Neubaustrecken. Damit werden 95 % der Bürger


massiv benachteiligt und Immissionsschutz ist<br />

nicht mehr als ein rein symbolischer Akt.<br />

Überholte Grenzwerteregelung<br />

Nach dem heutigen Wissensstand sind die Grenzwerte<br />

weder in ihrer Art (Dauerschallwerte) noch<br />

in ihrer Höhe geeignet, um die Menschen vor gesundheitlichen<br />

Schäden durch Lärm zu bewahren.<br />

Fehlender Anspruch auf Lärmsanierung<br />

An Bestandsstrecken gibt es nach dem derzeitigen<br />

Immissionsschutzgesetz auch dann keinen Anspruch<br />

auf Lärmsanierung, wenn die für Bestandsstrecken<br />

11 dB(A) höheren Grenzwerte überschritten<br />

werden. Es ist ein rein symbolischer<br />

Lärmschutz, bei dem Bund und Bahn nicht müde<br />

werden zu betonen, dass die wenigen Lärmschutzmaßnahmen<br />

„freiwillig“ sind.<br />

Fehlende Verpflichtung zur Berücksichtigung<br />

eines Gesamt-Beurteilungspegels<br />

Die meisten von <strong>Bahnlärm</strong> betroffenen Menschen<br />

sind gleichzeitig auch von Straßenlärm und Fluglärm<br />

betroffen. Aus medizinischer Sicht ist die Beeinträchtigung<br />

nicht nach Verkehrskategorien einzeln<br />

zu bewerten, sondern nur insgesamt und in Abhängigkeit<br />

der besonders intensiven und impulshaltigen<br />

Spitzenpegel.<br />

Fehlende Schutzvorschrift für Erschütterungen<br />

Erschütterungen werden durch jedes Schallschutzfenster<br />

hindurch und über alle Lärmschutzwände<br />

hinweg als ein besonderes Bedrohungspotenzial<br />

wahrgenommen. Darüber hinaus können Erschütterungen<br />

zu Sachbeschädigungen führen. Für die<br />

Bahnstrecken gibt es keine Schutzvorschriften,<br />

auf die sich Anwohner beziehen und die sie ein-<br />

<br />

<br />

klagen könnten. Im Gegenteil: Erschütterungen<br />

werden von Bund und Bahn als nicht schädigend<br />

bezeichnet.<br />

Wesentliche Änderungen<br />

Damit der Bestandsschutz auch dann wirksam<br />

bleibt, wenn sich die Nutzung massiv ändert, hat<br />

man festgelegt, dass nur bei „wesentlichen Änderungen“<br />

der Bestandsschutz aufgehoben werden<br />

kann. Was wesentliche Änderungen sind, bestimmen<br />

Bund und Bahn. Gemäß § 1 der 16. BImSchV<br />

muss dazu ein Schienenweg durch ein oder mehrere<br />

zusätzliche Gleise erweitert werden oder es<br />

muss durch einen baulichen Eingriff der Beurteilungspegel<br />

um mindestens 3 dB(A) auf tagsüber<br />

70 dB(A) oder nachts 60 dB(A) erhöht werden.<br />

Beides kommt so gut wie nicht vor oder wird dank<br />

der Berechnungsparameter oder weiterer „Gummiparagrafen“<br />

so zurechtgezerrt, dass es Bund und<br />

Bahn nicht belastet.<br />

Fehlender Schutzanspruch aus Pegelanstiegen<br />

durch erhöhte Verkehrsbelastung<br />

Unabhängig davon, wie viele Züge, wie oft und<br />

wie laut, tagsüber oder nachts, an den Anwohnern<br />

vorüberfahren, es ergeben sich für die Betroffenen<br />

dadurch keine neuen Schutzansprüche. Wie laut<br />

es bei den Menschen ist, berechnet das Eisenbahnbundesamt.


RECHTLICHE ASPEKTE<br />

Nicht zu rechtfertigender Schienenbonus<br />

Die Schädlichkeit von <strong>Bahnlärm</strong> ist nicht dadurch<br />

zu bewerten, dass man ihn in einer Befragung in<br />

eine Relation zum Straßenverkehrslärm setzt. Dieses<br />

Vorgehen impliziert, dass Lärm nicht schädlich,<br />

sondern lästig ist. Da inzwischen niemand<br />

mehr der Tatsache widersprechen kann, dass <strong>Bahnlärm</strong><br />

<strong>krank</strong> <strong>macht</strong>, gibt es keine Rechtfertigung mehr<br />

für den Schienenbonus (s. auch Kapitel „Schienenbonus“, S. 72).<br />

Unzulängliche Berechnungsverfahren für<br />

Lärmschutzansprüche<br />

Lärmschutzansprüche an Bahnlinien werden rechnerisch<br />

ermittelt. Die Berechnungsmethode muss<br />

nach heutigen Gesichtspunkten als überholt angesehen<br />

werden, da weder alle notwendigen Kriterien<br />

berücksichtigt sind noch die darin enthaltenen<br />

Voraussetzungen mit den tatsächlichen Gegebenheiten<br />

übereinstimmen. Es ist ein weiterer Akt<br />

<br />

eines symbolischen Lärmschutzes, der mit der<br />

Realität wenig gemeinsam hat, wie die tatsächlichen<br />

Messungen zeigen.<br />

Unzulängliche Informationspolitik und<br />

mangelnde Bürgerbeteiligung bei der Planung<br />

Eine desolate Informationspolitik von Bund und<br />

Bahn führt seit zwei Jahrzehnten zu massiven<br />

gesundheitlichen Beeinträchtigungen von Bürgern,<br />

die sich einer immer gefährlicheren Situation an<br />

den Bahnlinien ausgesetzt sehen, ohne dass sie<br />

rechtzeitig darüber informiert und darauf hingewiesen<br />

worden wären. Die grundsätzlichen verkehrsstrategischen<br />

Entscheidungen werden am<br />

Volk und am Parlament vorbei getroffen und durchgeführt.<br />

Nachdem von den Verantwortlichen<br />

vollendete Tatsachen geschaffen wurden, heißt<br />

es dann lapidar, dies ließe sich nicht mehr ändern.<br />

Es ist an der Zeit, Politiker wie Bahnmanager für<br />

solche Verfehlungen zur Verantwortung zu ziehen.<br />

Fazit: Ohne Änderung der rechtlichen Rahmenbedingungen<br />

gibt es keine leise Güterbahn!<br />

Ein entsprechender Entwurf für eine Änderung<br />

des Gesetzes wurde im Auftrag der Bürgerinitiativen<br />

von Prof. Reinhard Sparwasser, Universität<br />

Freiburg, vorgelegt. „Eine solche Änderung soll<br />

(…) auch die verfassungsrechtlich bedenkliche<br />

Lücke (Art. 2 Abs. 3 GG „Jeder hat das Recht auf<br />

Leben und körperliche Unversehrtheit“) im Gesundheitsschutz<br />

schienenlärmbetroffener Anwohner<br />

schließen (…)“ (Zitat Prof. R. Sparwasser).<br />

Ein Gesetzgeber, der sich selbst nicht nach den<br />

Gesetzen richtet oder sich gar davon ausklammert,<br />

indem er sie sich maßgerecht zurechtschneidet,<br />

gerät in eine verfassungsrechtlich nicht länger<br />

tolerierbare Schieflage.


RECHTLICHE ASPEKTE<br />

LÄRM-FAKTOREN<br />

Was <strong>macht</strong> Schall zu Lärm?<br />

Nein, das hat man in der Vergangenheit nicht so gesehen, dass eine Zwangsläufigkeit zwischen der<br />

Lärmexposition und Krankheit besteht. Eine akute Gesundheitsgefährdung besteht bereits, wenn<br />

Menschen dauerhaft Lärmwerten von mehr als 45 dB(A) ausgesetzt sind. Die Fortschritte in Neurologie,<br />

Epidemiologie und Physiologie kommen übereinstimmend zu der Erkenntnis: Lärm <strong>macht</strong> <strong>krank</strong>.<br />

Es gibt auch keinen Gewöhnungseffekt, jedenfalls<br />

nicht in dem Sinne, dass Lärm nach Gewöhnung<br />

weniger schädlich wäre. Im Gegenteil, Lärm ist<br />

ein Monster für die Gesundheit, das Kopf, Herz<br />

und Organismus massiv angreift, indem es die<br />

körpereigenen Regelungssysteme durcheinander<br />

wirbelt, solange bis der Körper permanent aus<br />

dem Takt kommt (Bluthochdruck, Herz-Rhythmusstörungen,<br />

etc.). Am Ende dieser schleichenden<br />

Prozesse stehen dann Herzinfarkte, Schlaganfälle,<br />

Krebsleiden oder andere schwerwiegende<br />

Er<strong>krank</strong>ungen – Lärm verrichtet ganze Arbeit.<br />

Das Gehör in Kombination mit dem Gehirn ist in<br />

<br />

der Lage, Schall in seine Bestandteile wie Tonhöhe,<br />

Impulshaltigkeit, Lautstärke und Dauer zu zerlegen<br />

und aus einer differenzierten Bewertung dieser<br />

Bestandteile Schlüsse zu ziehen für Reaktionen,<br />

die von wohltuend und heilend (Musik) bis schmerzhaft<br />

und zerstörend (Lärm) reichen. Welch ungeheure<br />

Macht Schall hat, wie er uns buchstäblich bewegt<br />

und auf unser Innerstes zugreift, wird deutlich,<br />

wenn man sich die Lärmfaktoren genauer ansieht.<br />

Gerade was <strong>Bahnlärm</strong> betrifft, sind wir in der Lage,<br />

diesen mit dem gesamten Körper wahrzunehmen.<br />

Körperschall und Erschütterungen überwinden<br />

Schallschutzwände und -fenster und dringen bis


ins Knochenmark, wo sie über das vegetative<br />

System im Extremfall Flucht, Verharrungs- und<br />

Aggressionszustände auslösen.<br />

Ton oder Geräuschinhalt (Frequenzen/Obertöne)<br />

Ein sensibles Warnsystem wie das Ohr, das über<br />

Jahrtausende seine Fähigkeiten weiterentwickelt<br />

und angepasst hat, muss das leise Knistern des<br />

Feuers als ebenso dramatisch bewerten wie das<br />

laute Getrampel einer herantrabenden Büffelherde.<br />

Stress hat eine evolutive Wirkung, die Gene<br />

verändern kann. Der „Klang“ eines Geräusches<br />

beinhaltet für uns eine Botschaft. Dies können<br />

Botschaften sein, die seit Generationen fest in<br />

unserem Stammhirn verwurzelt sind und die den<br />

Körper zu autonomen (vegetativen) Reaktionen<br />

veranlassen. Es können auch Botschaften sein,<br />

die uns bewusst beeinträchtigen und ärgern, denn<br />

Lärm ist für uns immer eine Störung.<br />

Der Lautstärkeverlauf (rote Linie = unverbindliches Beispiel)<br />

<strong>macht</strong> den Lärm mehr oder weniger aggressiv und<br />

schädigend. <strong>Bahnlärm</strong> ist hier kaum zu übertreffen.<br />

Der Lautstärkeverlauf<br />

Lärm wird vor allem dann als störend empfunden,<br />

wenn Schallpegel tagsüber auf mehr als 55 dB(A)<br />

und nachts mehr als 45 dB(A) (außen, vor dem<br />

Fenster gemessen) ansteigen. Hinzu kommt, dass<br />

starke Veränderungen, plötzliche Pegelanstiege<br />

oder impulsartige Inhalte den Lärmstress erhöhen.<br />

Lärm, der in unregelmäßigen Abständen und dann<br />

plötzlich und sehr laut auftritt wie an Bahnstrecken,<br />

gilt als besonders aggressiv.<br />

Erschütterungen<br />

<br />

<br />

150 kleine Erdbeben pro Nacht sind am Mittelrhein und im<br />

Rheingau keine Seltenheit. Da helfen weder Lärmwände<br />

noch Schallschutzfenster, denn Erschütterungen bringen<br />

Decken und Wände zum Schwingen und lassen die Gläser<br />

im Schrank klirren. Das ist Stress, der wahnsinnig <strong>macht</strong>!<br />

Erschütterungen und Sekundärschall<br />

Schienenlärm entsteht vordringlich durch defekte<br />

Räder und Schienen sowie durch aerodynamische<br />

Geräusche. Es kommt nicht nur zu Lärm, sondern<br />

auch zu Erschütterungen, die sich bis in die Häuser<br />

fortsetzen und die Wände wackeln lassen. Darüber<br />

hinaus erzeugen Körperschallwellen Sekundärschall,<br />

wenn die Erschütterungen Decken und<br />

Wände zum Schwingen bringen oder sich ein spürbarer<br />

Druck auf die Ohren legt, ausgelöst durch<br />

niederfrequente Schwingungen.


RECHTLICHE ASPEKTE<br />

Dauer des Schallereignisses<br />

Neben der Impulshaltigkeit entscheidet auch die<br />

Dauer eines Einzelschallereignisses mit darüber,<br />

ob man davon aufwacht oder wie sehr man sich<br />

dadurch gestört fühlt. Die Güterzüge führen auch<br />

hier die Skala der größten Lärmsünder an, weil<br />

ihre Lärmemissionen ähnlich stark ansteigend und<br />

sogar länger anhaltend als bei Flugzeugen und<br />

ICEs sind.<br />

Häufigkeit der Schallereignisse<br />

Die Frage, wie viel Lärm verträgt der Mensch, wird<br />

von der Wissenschaft z. B. in Minuten oder Stunden<br />

pro Woche in Abhängigkeit von der Lautstärke<br />

gewichtet. Dieser Ansatz basiert auf einer eindimensionalen<br />

Sichtweise und berücksichtigt nicht<br />

die beeinflussenden Faktoren. In der Nacht reicht<br />

ein lauter Güterzug, um eine Tiefschlafphase zu<br />

torpedieren, und am Tag kann ein Zug einen <strong>krank</strong>en<br />

und vorgeschädigten Menschen umbringen.<br />

Wenige laute Ereignisse oder viele leisere – man<br />

muss die Schallereignisse wägen und nicht zählen.<br />

Fazit:<br />

Lärm als gesundheitsschädigende Immission lässt<br />

sich nicht durch behördliche Zuständigkeitsbereiche<br />

für Straße, Schiene oder Flugzeug kategorisieren.<br />

Jede Verkehrsart und jede andere Art von Schallerzeugung<br />

kann besonders penetrante und schädigende<br />

Lärmereignisse produzieren und solche,<br />

<br />

90 dB(A)<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

1s<br />

Verkehrsflugzeug<br />

(Start/Landung)<br />

IC-Zug (160 km/h)<br />

Güterzug (100 km/h)<br />

die weniger schädigend sind. Die Lautstärke, oder<br />

besser gesagt Intensität, steht dabei im Fokus.<br />

Plötzlicher heftiger Schall, wie er von Güterzügen<br />

erzeugt wird, bewirkt besonders schädigende<br />

Stressreaktionen mit kurz- und langfristigen Folgen.<br />

Vorgeschädigte Menschen können davon einen<br />

Herzinfarkt bekommen und für andere kann sich<br />

das Risiko dafür erhöhen – in beiden Fällen ist dies<br />

unvereinbar mit dem grundrechtlich verbrieften<br />

Recht auf körperliche Unversehrtheit.<br />

bewusst<br />

» Schmerzhafte Geräusche<br />

» Erschreckende Geräusche<br />

» Nervende Geräusche<br />

bewusst<br />

» Schlafstörungen<br />

» Kommunikationsstörungen<br />

» Konzentrationsstörungen<br />

unbewusst<br />

» Vegetative Reflexe<br />

» Psychologische Bewertungen<br />

» Mikrobiologische Vorgänge


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RECHTLICHE ASPEKTE<br />

PEGEL & DEZIBEL<br />

Das Wunder der Lärmgesetzgebung<br />

Wie laut ein Güterzug ist, bestimmt die Lärmgesetzgebung. Lärm wird nicht gemessen, sondern „berechnet“.<br />

Dabei geschehen so manche „Wunder“, die mit der Realität wenig gemeinsam haben, wie die nachfolgende<br />

Grafik zeigt. Der Lärm wird durch Berechnungsverfahren, Ausführungsbestimmungen und gesetzliche<br />

Regelungen kurz und klein gerechnet.<br />

Überholter Mittelungspegel – fehlende<br />

Maximalpegel-Häufigkeitsregelung<br />

Die gesundheitliche Beeinträchtigung durch <strong>Bahnlärm</strong><br />

lässt sich nicht anhand von Dauerschall- oder<br />

Mittelungspegeln bestimmen, sondern erfordert<br />

eine differenziertere Betrachtung, bei der es sowohl<br />

auf die maximale Höhe der Pegel als auch auf deren<br />

Häufigkeit und Zeitpunkt (Tag/Nacht) ankommt.<br />

Deshalb ist die derzeitige Mittelungspegelregelung<br />

für eine Festlegung von Lärmschutzansprüchen<br />

und eine Dimensionierung von Lärmschutzmaßnahmen<br />

nicht tauglich. Der Mittelungspegel<br />

<br />

100<br />

83<br />

66<br />

50<br />

33<br />

16<br />

0<br />

dB(A)<br />

Lmax<br />

Fehler Ber.<br />

Bonus<br />

Wie aus 100 dB(A) wundersame 72 dB(A) werden<br />

Mittelung<br />

Lden<br />

Lmax<br />

Fehler Berechnungsverfahren<br />

Schienenbonus<br />

Mittelungspegel,<br />

A-Filter<br />

hat seinen Ursprung in der Straßenlärmproblematik,<br />

wo Dauergeräusche ohne extreme Spitzen auftreten.<br />

Seine Adaption für den Schienenlärm ist<br />

untauglich, weil der Grad der Schienenlärmbelastung<br />

aufgrund der hohen Spitzenwerte direkt durch<br />

die Einzelpegel und deren Häufigkeit zutreffend<br />

wiedergegeben wird.<br />

Prof. Manfred Spreng sagt dazu: „Nach neuen<br />

Erkenntnissen der Lärmwirkungsforschung werden<br />

Lärmwirkungen auf den Menschen aus lärmmedizinisch-physiologischer<br />

Sicht – insbesondere in der<br />

Nacht und hinsichtlich der Stresshormonausschüt-


Mittelungspegel an Straße und Schiene?<br />

Die Grafik zeigt, dass die Lärmkurve an Straßen (schwarz)<br />

eng um einen Mittelwert (blau) verläuft, während die Kurve<br />

vorbeifahrender Züge (rot) nicht mit einem Mittelungspegel<br />

beschrieben werden kann – aber leider wird!<br />

tung auch unterhalb der Aufwachschwelle – besser<br />

durch das Momentangeschehen (z. B. Maximalpegel-Häufigkeiten)<br />

als durch einen nie hörbaren<br />

Mittelungspegel beschrieben.“<br />

Das falsche Maß<br />

Fehlerhafte Berechnungsverfahren führen zu<br />

unabsehbaren gesundheitlichen Schäden! <strong>Bahnlärm</strong><br />

wird nicht gemessen, sondern berechnet.<br />

Das Berechnungsverfahren nach einem bestimmten<br />

Algorithmus leidet einerseits unter einer Idealisierung<br />

der Verhältnisse und lässt andererseits<br />

wichtige Parameter außer Acht. Hier eine Auswahl<br />

der gravierendsten Fehler:<br />

1. Das Rechnen mit Einzahlwerten, ohne die<br />

unterschiedlichen Ausbreitungs- und Reflexionsverhalten<br />

bei unterschiedlichen Wellenlängen<br />

der Schallwellen zu berücksichtigen.<br />

2. Das Nichtberücksichtigen einer repräsentativen<br />

Schienenrauigkeitsverteilung abgestuft nach<br />

Bogenradienklassen (Einfluss kann mehr als<br />

10 dB(A) sein).<br />

3. Das Nichtberücksichtigen der großen Unterschiede<br />

im Bogenfahrverhalten von Schakenfahrwerken<br />

und Y25/Y33-Fahrwerken, die bei<br />

6 dB(A) liegen können. Das ist relevant, da es<br />

hier systematische Unterschiede zwischen<br />

einzelnen Strecken gibt. Sowohl Ganzzugsverkehre<br />

als auch Einzelwagenverkehre fahren<br />

meist über längere Zeit in stabilen Relationen<br />

und erzeugen dann solche Unterschiede, vor<br />

allem bei bogenreichen Strecken, die ja meistens<br />

auch die stark belasteten sind.<br />

4. Die Beendigung der Pegelklassen bei >75 dB<br />

(A), obwohl Belastungen >80 dB(A) auftreten.<br />

(Siehe auch: „Bonus und andere Fehler“, S. 73 sowie „<strong>Bahnlärm</strong> aus<br />

technologischer Sicht“, S. 77 – 81).<br />

Schallpegel Schallquelle<br />

0 dB(A) unhörbar (Hörschwelle)<br />

10 dB(A) Schneefall<br />

20 dB(A) leichter Wind, Ticken e. Taschenuhr<br />

30 dB(A) Flüstern<br />

40 dB(A) Kühlschrank<br />

50 dB(A)<br />

Ruhiger Bach oder Fluss,<br />

leises Gespräch<br />

60 dB(A) normales Gespräch<br />

70 dB(A)<br />

80 dB(A)<br />

90 dB(A)<br />

lautes Gespräch,<br />

Rasenmäher in 7 m Entfernung<br />

laute Radiomusik,<br />

starker Straßenverkehr<br />

Presslufthammer in 1 m Entfernung,<br />

Güterzug<br />

100 dB(A) Diskothek (innen) oder alter Güterzug<br />

110 dB(A)<br />

<br />

<br />

alter Güterzug auf schlechten<br />

Schienen<br />

120 dB(A) Kampfjet in 7 m Entfernung


RECHTLICHE ASPEKTE<br />

A-Filter-Bewertung<br />

Die A-Bewertung gilt als ein annähernd empfindungsadäquates<br />

Beurteilungskriterium. Deshalb<br />

werden Lärm-Werte national und international<br />

A-bewertet angegeben. Für sehr laute Belastungen<br />

wie den Schienenverkehrslärm gilt jedoch die<br />

<br />

A-Bewertung: entspricht den Kurven gleicher Lautstärkepegel bei ca. 20–40 phon<br />

B-Bewertung: bei ca. 50–70 phon<br />

C-Bewertung: bei ca. 80–90 phon<br />

D-Bewertung: bei sehr hohen Schalldrücken<br />

Innenraumpegel<br />

A-Bewertung nicht als das Lautstärke- oder gehörrichtige<br />

Maß. Deshalb, und im Zusammenhang<br />

mit der Wirkung von Schallschutzmaßnahmen, ist<br />

an kritischen Immissionspunkten eine vergleichende<br />

C-Bewertung vorzunehmen. Die Anstiegsdynamik<br />

des Schallereignisses kann bei Schienenverkehrslärm<br />

außergewöhnlich hoch sein. Diese<br />

Anstiegssteilheiten können eine Rolle bei psychosozialen<br />

und vegetativen Lärmwirkungen spielen,<br />

und zwar insbesondere durch die damit verknüpften<br />

hochdynamischen Pegel- und Frequenzänderungen.<br />

Grenzwerte<br />

Zur Vermeidung von Gesundheitsschäden und zur<br />

Abwendung von erheblichen Belastungen sind die<br />

derzeit gültigen Grenzwerte völlig ungeeignet.<br />

Die an 95 % der Bahnstrecken geltenden Sanierungswerte<br />

von tagsüber 70 und nachts 60 dB(A)<br />

liegen um 30 dB(A) zu hoch und setzen die Bevölkerung<br />

schutzlos <strong>krank</strong>machenden Schallereignissen<br />

aus. Abgesehen davon, dass nach heutiger<br />

Rechtslage nicht einmal auf die 60/70 dB(A) ein<br />

wirklicher Anspruch besteht.<br />

Mittelungspegel<br />

Maximalpegel


RECHTLICHE ASPEKTE<br />

SCHIENEN VERDIENEN KEINEN BONUS<br />

Gesundheitliche Aspekte sträflich vernachlässigt<br />

Die Diskussion über den Schienenbonus ist längst geführt und die Ankündigung der Bundesregierung,<br />

ihn schrittweise abzuschaffen, bestätigt, dass er längst unhaltbar geworden ist. Juristen kommen seit<br />

Jahren zu der Erkenntnis, dass das bestehende Recht dem Schutzbedürfnis der Bürger nicht mehr<br />

entsprechen kann und den Bürger ungeschützt den <strong>krank</strong>machenden, enteignenden und teilweise<br />

ruinierenden Umwelteinflüssen aussetzt.<br />

Dies geschieht gegen besseres Wissen, denn die<br />

Expertenkommissionen haben die Abgeordneten<br />

des Deutschen Bundestages schon in den 90er<br />

Jahren eindringlich darauf hingewiesen.<br />

Warum gibt es einen Schienenbonus?<br />

Fragt man nach den Gründen, die überhaupt dazu<br />

geführt haben, dass so etwas wie ein Schienenbonus<br />

entstehen konnte, dann gibt es nur einen:<br />

Man wollte die Kosten für Lärmschutz im Bereich<br />

Bahn senken. Es gibt keinen anderen plausiblen<br />

oder auch nur denkbaren Grund, warum jemand<br />

auf den Gedanken kommen konnte, einen Schie-<br />

<br />

nenbonus zu erfinden. Das Schlimme daran, dass<br />

die gesundheitsschädigenden Wirkungen von Lärm<br />

überhaupt nicht berücksichtigt wurden, sondern<br />

man nur davon ausgegangen ist, dass Lärm lästig<br />

ist. Entsprechend wurden damals auch keine gesundheitlichen<br />

Studien unternommen, stattdessen<br />

hat man sozialwissenschaftliche Untersuchungen<br />

in Auftrag gegeben, um durch Befragungen den<br />

Nachweis zu führen, dass <strong>Bahnlärm</strong> weniger lästig<br />

sei als Straßenlärm. Das ist beinahe so, als würde<br />

man Pest- und Cholera-Patienten befragen, was<br />

denn wohl schlimmer sei! Das hat nichts mit<br />

Immissionsschutz zu tun, sondern ist nur ein verwal-


tungstechnischer Akt, um eine bequeme und vor<br />

allem kostengünstige Regelung zu finden.<br />

Der Bonus – das ist nur die Spitze des Eisbergs<br />

Doch Schienenbonus ist nur das Sahnehäubchen<br />

einer ingesamt nicht auf Gesundheitsschutz ausgerichteten<br />

Lärmgesetzgebung: Mittelungspegel,<br />

Bestandsstreckenschutz, die Definition wesentlicher<br />

Änderungen, die uneingeschränkte Anwendung<br />

der A-Filter-Bewertung, die Nicht-Bewertung<br />

von Körperschall, Sekundärschall und Erschütterungen<br />

etc. Jeder dieser Komponenten fehlt die<br />

Berücksichtigung gesundheitlicher Wirkungen und<br />

damit die Immissionsschutztauglichkeit.<br />

Wenn es also einen Grund gibt, doch noch einmal<br />

auf den Schienenbonus einzugehen, so geschieht<br />

das hier, um dieses gesamte symbolische Immissionsschutz-Konstrukt<br />

in Frage zu stellen. Nach<br />

heutigem Stand des Wissens müsste der Schienenbonus<br />

nicht nur umgehend aufgehoben werden,<br />

sondern in einen 10-dB(A)-Malus umgewandelt<br />

werden und die Lärmgesetzgebung muss neu<br />

geschrieben werden, wie die nachfolgenden Fakten<br />

zeigen:<br />

Nach heutigem Wissensstand ist die Diskussion<br />

über den Schienenbonus eher ein Ablenkungsmanöver<br />

als ein Zugeständnis. Ablenken will man<br />

damit sowohl von der Tragweite des Problems als<br />

auch von den fehlenden Mitteln, um die Menschen<br />

vor Lärm zu schützen. Der Schutz vor Lärm lässt<br />

sich nicht mit immer höheren Schallwänden und<br />

oder dickeren Schallschutzfenstern erreichen. Der<br />

Schutz vor Schall ist eine Philosophie, die bei der<br />

Streckenplanung beginnt und über Material, Gerät<br />

und betriebliche Organisation und Organisationsplanung<br />

bis zur Mitarbeiterschulung reicht.<br />

BONUS und andere FEHLER<br />

<br />

<br />

» Die Gesetzgebung beruht auf einem veralteten<br />

Stand des Wissens und der Technik.<br />

» Die gesundheitsschädigende Relevanz wird<br />

durchgängig nicht berücksichtigt.<br />

» Es fehlen jegliche Gesundheitsstudien, die<br />

einen Bonus gerechtfertigt hätten.<br />

» Die Schall-Sensibilität des Raumes, zum<br />

Beispiel in Tal-Lagen, ist nicht berücksichtigt.<br />

» Extrem schädigender nächtlicher Güterverkehr<br />

bleibt unberücksichtigt.<br />

» Es fehlt eine Gesamtlärmbetrachtung, die alle<br />

Verkehrsarten mit einbezieht.<br />

» Die Benachteiligung an Bestandsstrecken<br />

(11 dB(A)) rechtfertigt keinen zusätzlichen<br />

Bonus.<br />

» Die Berücksichtigung von stark befahrenen<br />

Trassen fehlt.<br />

» Die besondere Gesundheitsgefährdung<br />

durch hohe Lärmpegel fehlt.<br />

» Die Wirksamkeit der Maßnahmen der Regelsanierung<br />

wird nicht überprüft.<br />

» Erschütterungsauswirkungen, Körper- und<br />

Sekundärschall bleiben unberücksichtigt.<br />

» Der Bonus bezieht sich auf „durchschnittliche“<br />

Gegebenheiten, nicht auf Extremsituationen.<br />

» Die Schallausbreitung in orographisch unterschiedlichen<br />

Gebieten ist unberücksichtigt.<br />

» Der Bonus beruht auf unzulässigen Parametern<br />

wie Mittelungspegel, A-Filter, etc.<br />

» Die Lärmabsenkung bei Kraftfahrzeugen um<br />

10 – 15 dB(A) bleibt unberücksichtigt.<br />

» Das nachgewiesene höhere Aufweckpotenzial<br />

von <strong>Bahnlärm</strong> bleibt ohne Berücksichtigung.<br />

» Die gesetzlich vorgeschriebene Fortentwicklung<br />

in der Lärmwirkungsforschung wurde<br />

nie durchgeführt.


RECHTLICHE ASPEKTE<br />

EMISSIONEN<br />

Die „Musik“ des Bahnorchesters<br />

» Antriebsgeräusche<br />

» Geräusche von Wagenaufbauten<br />

» Aerodynamische Geräusche<br />

» Radabstrahlung<br />

» Kurvenquietschen, Bremsen<br />

» Schienen-, Schwellen-Abstrahlung<br />

» Körperschall, Erschütterungen<br />

» Sekundärschall<br />

» Reflexionen<br />

Emissionen bei Güterzügen entstehen überwiegend aus dem Rad-Schiene-Kontakt. Erschütterungen,<br />

die sich über das Erdreich fortsetzen, lösen zusätzlichen Sekundärschall aus.<br />

Was da bei der Vorbeifahrt eines Güterzugs wie<br />

ein Gesamtgeräusch klingt, setzt sich tatsächlich<br />

aus einer Vielzahl von Einzelgeräuschen unterschiedlicher<br />

Quellen zusammen. Neben dem Luftschall<br />

werden die Erschütterungen von Rädern,<br />

Schienen und Schwellen ins Erdreich übertragen,<br />

was in den Häusern wiederum als Sekundärschall<br />

wie Gläserklirren, Deckenschwingen, Türenrappeln,<br />

etc. zu hören oder als Vibration zu spüren ist.<br />

Verglichen mit modernen Personenzügen sind die<br />

Güterzug-Uraltmodelle die reinsten Lärmmonster,<br />

die es mit jedem startenden Düsenjet aufnehmen.<br />

Darüber hinaus nimmt der Lärm mit der Geschwindigkeit<br />

der Fahrzeuge zu. Während Autos in den<br />

Städten maximal 30 oder 50 km/h schnell sein<br />

dürfen, fahren Güterzüge nachts ungebremst mit<br />

<br />

120 km/h durch die Wohngebiete. An Hauswänden<br />

und Felshängen werden aus dem Schall Reflexionen,<br />

die sich auch in andere Richtungen weiter<br />

fortsetzen.<br />

Von der Emission zur Immission<br />

E: Emission<br />

T: Transmission<br />

I: Immission<br />

Lw, Lw’: Schallleistungspegel<br />

Li, Li’: Immissionspegel<br />

EO: Emissionsort<br />

IO: Immissionsort<br />

Sm: Abstand vom EO zum IO<br />

A: Differenz


IMMISSIONEN<br />

<strong>Bahnlärm</strong> vermeiden ist möglich<br />

Der „Austrag“ von Schadstoffen, Lärm, Gerüchen,<br />

Strahlungen und Erschütterungen bezeichnet man<br />

als Emission, während der „Eintrag“ dieser schädlichen<br />

Umwelteinwirkungen als Immission (diesmal<br />

mit zwei m) bezeichnet wird. Dazwischen findet<br />

die Transmission statt. <strong>Bahnlärm</strong> entsteht im<br />

Wesentlichen durch Rollgeräusche von verriffelten<br />

Rädern auf verriffelten Schienen. Die einfachste<br />

Methode, diesen Lärm zu begrenzen, ist, Räder<br />

und Schienen zu pflegen und Bremssysteme vorzusehen,<br />

die keine „Kratzspuren“ (Verriffelungen)<br />

in den Radlaufflächen hinterlassen. Dann müsste<br />

Erschütterungen<br />

Körperschall<br />

Luftschall<br />

<br />

<br />

man noch die starren Achsen abschaffen, damit<br />

die Räder in den Kurven durch die unterschiedlichen<br />

Radien von Außen- und Innenbogen nicht springen<br />

und dabei Schienen wie Räder deformieren.<br />

Das alles würde im Idealfall den Lärm um bis zu<br />

20 dB (A) reduzieren und die Bahn zuverlässiger<br />

und schneller machen. Man könnte dann noch<br />

durch Einführung eines elektronischen Trassen-<br />

Kontrollsystems die Züge rechtzeitiger und schonender<br />

abbremsen. Nach heutigem Stand der<br />

Technik sollte das die Regel sein – doch die Bahn<br />

fährt in einem anderen Jahrhundert.<br />

Infraschall<br />

Reflexionen<br />

Einem ganzen Bündel an Immissionen (Einwirkungen) sind Bewohner im Umfeld von Bahnlinien ausgesetzt. Vom Luftschall<br />

bis hin zu den Erschütterungen (Körperschall) und dadurch ausgelösten Sekundärschallereignissen. Hinzu kommen Oberleitungsund<br />

Schienenabrieb, verbunden mit Funkenflug, der sich in Kunststofffenster frist und Autodächer rau wie Sandpapier werden<br />

lässt. Die passiven Sicherungsmaßnahmen wie etwa Schallschutzfenster kosten ein Vermögen und sind medizinisch bedenklich,<br />

denn gerade während der Nachtstunden sind geschlossene Fenster überaus gesundheitsschädlich.


RECHTLICHE ASPEKTE<br />

LÄRMABHÄNGIGE TRASSENPREISE<br />

Bonus für Wagenhalter soll leise Räder bringen<br />

Mit dem Instrument der lärmabhängigen Trassenpreise soll Waggonhaltern die Umrüstung auf Kunststoffbremsen<br />

schmackhaft ge<strong>macht</strong> werden. Nach Auskunft der Waggonhalter könnten bis 2016 alle<br />

190.000 für die Umrüstung in Frage kommenden Waggons umgerüstet sein, was eine flächendeckende<br />

Lärmreduzierung um bis zu 10 dB(A) bringen könnte. Das ebenfalls flächendeckende Schleifen der Gleise<br />

würde ganze 50 Millionen Euro kosten. Danach wären dann die Güterzüge auf dem Niveau der Personenzüge,<br />

was die Lärmemission betrifft.<br />

Seitens der Bürgerinitiativen wird vor allem bemängelt,<br />

dass hinter den Beschluss der Einführung<br />

von lärmabhängigen Trassenpreisen – mit Ziel der<br />

Umrüstung aller Güterwaggons auf Kunststoffbremsbeläge<br />

– nicht eine entsprechende Verordnung<br />

gestellt wurde, die besagt: „Ab 2014 dürfen<br />

nachts nur noch Waggons mit Kunststoffbremsen<br />

rollen und ab 2018 – 2020 sind Grausgussbremsen<br />

auch tagsüber verboten“.<br />

Da eine solche Verordnung fehlt, befürchten die<br />

Bürgerinitiativen, dass es wieder nicht zu einer<br />

<br />

130 dB<br />

120 dB<br />

110 dB<br />

100 dB<br />

90 dB<br />

80 dB<br />

70 dB<br />

60 dB<br />

50 dB<br />

40 dB<br />

30 dB<br />

20 dB<br />

10 dB<br />

wirkungsgerechten Lärmminderung kommt, sondern<br />

weitere Jahre ins Land ziehen, ohne dass<br />

sich an der Lärmsituation etwas ändert. Gefordert<br />

ist deshalb eine klare Verordnung und Regelung,<br />

die nicht als Ermutigung für den Einsatz alter Fahrzeuge<br />

verstanden wird. Bei neuen Fahrzeugen<br />

sind K-Sohlen heute schon Pflicht. Die LL-Sohlen<br />

sollen die Umrüstung einfach und kostengünstig<br />

machen. Die Wagenhalter haben Jahrzehnte von<br />

lange abgeschriebenen Fahrzeugen profitiert, jetzt<br />

sind sie in der Pflicht zu „modernisieren“.


BAHNLÄRM AUS TECHNOLOGISCHER SICHT<br />

Prof. Markus Hecht, TU Berlin<br />

Lärm muss gezielt bekämpft werden oder es wird doppelt teuer!<br />

Lärm durch Rollgeräusche ist das wesentliche Umweltproblem der Eisenbahn. Seit über 20 Jahren<br />

[1,2,3] wird mit zunehmender Intensität um das Problem durch Güterzuglärm gerungen, mit bisher<br />

kaum wahrnehmbaren Ergebnissen. Dabei sind finanziell tragbare Lösungen möglich.<br />

Aufgrund der EU-Umgebungslärmrichtline [4], ist die Bundesrepublik Deutschland gezwungen,<br />

mit diesem Problem offen umzugehen. Nach einer Information der Bundesregierung [5] sind heute<br />

mehr als 1,4 Mio Bundesbürger Schienenverkehrslärm ausgesetzt, der über dem anerkannten<br />

Grenzwert L DEN , von 55 dB(A) liegt. Ein weiteres Ansteigen der Betroffenenzahlen ist mit der<br />

2. Stufe der Umgebungslärmrichtlinie ab 2012 zu erwarten.<br />

Die o.g. Zahlen sind alarmierend, vor allem auch da die Umsetzung der EU-Umgebungslärmrichtlinie<br />

das Problem nur teilweise offenkundig <strong>macht</strong>.<br />

Lärmermittlung nach EU-Umgebungslärmrichtlinie<br />

Jede Stufe der EU-Umgebungslärmrichtlinie [4] geht von drei Schritten aus:<br />

a) Berechnen der Lärmbelastung und Darstellung in Lärmkarten<br />

b) Veröffentlichen der Lärmkarten (siehe Bild 1) und Bürgerinformation<br />

c) Lärmminderungsplanung, sogenannte Lärmaktionspläne<br />

Bild 1 zeigt einen Ausschnitt der rechten<br />

Rheintallinie im Ballungsraum Bonn<br />

Tag-Abend-Nacht-Lärmindex<br />

- L DEN - in dB(A)<br />

>75 dB(A)<br />

>70-75 dB(A)<br />

>65-70 dB(A)<br />

>60-65 dB(A)<br />

>55-60 dB(A)<br />

<br />

<br />

Lärmschutz Einrichtungen<br />

akustische Schiene<br />

Ballungsraumgrenze<br />

TK50<br />

Die 1. Stufe ist in Deutschland mit unbefriedigendem Ergebnis abgeschlossen, die 2. Stufe<br />

steht ab 2012 bevor und bei der EU wird bereits die 3. Stufe vorbereitet.


RECHTLICHE ASPEKTE<br />

Für einen 24-h-Tag wird die Lärmbelastung nach folgender Gleichung berechnet:<br />

Das bedeutet, dass der für den<br />

Tageszeitraum von 6 bis 18 Uhr<br />

berechnete Pegel L r so in die<br />

Gleichung eingeführt wird, wie<br />

er berechnet wurde, der berechnete<br />

Pegel L r für den Abend von<br />

18 bis 22 Uhr wird jedoch um<br />

5 dB vergrößert, der berechnete<br />

L r für die Nacht von 22 bis 6 Uhr<br />

um 10 dB, um die größere Störwirkung<br />

abends und nachts zu<br />

berücksichtigen. Das Ergebnis kann so dann mit 55 dB(A) Grenzwert verglichen werden, ohne den<br />

nachts sonst gültigen Grenzwert von 45 dB(A) zusätzlich bemühen zu müssen.<br />

Die EU-Vorgaben zur Umgebungslärmrichtlinie sind nur eine grobe Leitschnur. Die konkrete<br />

Ausführung ist jedem Land selbst überlassen, die Regelung in Deutschland ist auf der EBA-Website<br />

zusammengefasst: http://www.eba.bund.de/cln_031/nn_946312/DE/Fachthemen/<br />

Umgebungslaermkartierung/Gesetzlicher__Rahmen/gesetzlicher__rahmen__node.html?__nnn=true<br />

Die wesentlichen Kritikpunkte sind:<br />

Die physikalischen Vereinfachungen bei der Berechnung sind unzulässig groß, Fehler von ±10 dB<br />

sind möglich. Das ganz unterschiedliche Fahrzeugverhalten beim Bremsen und bei der Bogenfahrt<br />

wird nicht berücksichtigt. Die Ausbreitungsrechnung berücksichtigt die Frequenzabhängigkeit<br />

nicht. Zudem wird die größte Lärmkategorie mit 75 dB(A) angegeben, Belastungen über 80 oder<br />

gar 85 dB(A) werden so nicht sichtbar. Die Rechnung ist juristisch auch durch eine akkreditierte<br />

Messung nicht anfechtbar [6], entgegen der Praxis in der Schweiz.<br />

Ein Berechnungsverfahren, das westlich genauer ist, ist Sonrail [7]. Hiermit können vor allem auch<br />

Verbesserungen wie Einbau von Schienenabsorbern, leisere Schienen oder Schwellen für die<br />

konkrete örtliche Situation angewendet und in ihrer Wirkung gezeigt werden.<br />

TSI Noise und Bremstechnik<br />

Die TSI Noise ist erstmals 2006 erschienen. Heute gilt die erste Revision von 2011 [8], bei der die<br />

alten Grenzwerte von 2006 unverändert beibehalten wurden. Die Idee der TSI ist, Außenlärm und<br />

Lärm für das Personal im Zug so zu begrenzen, wie es ohne besondere kostenverursachende<br />

Vorkehrungen möglich ist. Hier wird im Weiteren nur auf den Außenlärm eingegangen. Durch das<br />

Ziel der Kostenneutralität streuen die Ergebnisse der Grenzwerte erheblich, z. B. im Vorbeifahrlärm<br />

zwischen 80 und 85 dB(A) (technisch mit geringem Aufwand möglich ist 74 dB(A)) und im Anfahrlärm<br />

zwischen 82 und 89 dB(A) (technisch mit geringem Aufwand möglich ist 74 dB(A)). Für die<br />

allein relevanten Immissionspegel sind bei Mischverkehr jedoch nur die Fahrzeuge mit großem<br />

Pegel bedeutsam, die feine Abstufung der leiseren ist völlig belanglos.


Auch bei Güterwagen war man zunächst Ende der 90er Jahre davon ausgegangen, dass die<br />

Einführung der K-Sohle kostenneutral oder gar mit Kostenvorteilen durch verringerte Fahrzeugleermasse<br />

und geringeren Klotzverschleiß erfolgen könnte. Die Umstellung auf K-Sohlen war in<br />

den USA ja vor über 50 Jahren oder bei der S-Bahn Berlin in den 70er Jahren gerade aus diesen<br />

Gründen erfolgt. Lärm war in beiden Fällen ein unwichtiger Nebenaspekt.<br />

Allerdings stellte sich in Europa das Gegenteil heraus. Die K-Sohle verursacht Mehrkosten, sodass<br />

insbesondere die Umrüstung älterer Wagen auf K-Sohlen nicht durch verringerte Betriebskosten<br />

amortisiert werden kann. Deshalb wird wie schon die vergangenen 20 Jahre zuvor [1], [9] weiter<br />

auf die vermeintlich kurz bevorstehende Zulassung der LL-Sohle gewartet, um wenigstens geringere<br />

Umstellkosten zu erhalten. Doch auch die LL-Sohle erfordert gewisse Konzessionen wie Verringerung<br />

des Bremsklotzdrucks, der Bremsmasse, der Zuladung, Erhöhung der elektrischen Bremskraft der<br />

Lok, etc.<br />

Reibewerte<br />

µ [-]<br />

maximale<br />

Bremskraft<br />

[N]<br />

maximale<br />

Bremsleistung<br />

[kW]<br />

=<br />

thermische<br />

Radbelastung<br />

K=LL<br />

K<br />

LL<br />

GG<br />

v [km/h]<br />

K=LL<br />

GG<br />

v [km/h]<br />

GG<br />

v [km/h]<br />

Bild 2: Prinzipielle Bremscharakteristik in Funktion von<br />

der Geschwindigkeit für Grauguss-, K- und LL- Klotzbremsen:<br />

oben, Reibwert; Mitte, Bremskraft bei maximalem<br />

Bremszylinderdruck; unten, Bremsleistung als Maß für<br />

die thermische Radbelastung<br />

<br />

<br />

Die Graugussbremssohle hat bei hohen Geschwindigkeiten<br />

eine radschonende Wirkung.<br />

Grauguss schmilzt auf, reduziert so den Reibwert<br />

und reduziert damit die schädigende Bremsleistung<br />

(siehe Bild 2). Allerdings führt das aufgeschmolzene<br />

Material zu einer Verriffelung der<br />

Lauffläche [9] und damit zu starkem Rollgeräusch<br />

auch bei gelösten Bremsen. Im Gegensatz<br />

dazu haben K-Sohlen und LL-Sohlen einen<br />

konstanten Reibwert und beanspruchen so die<br />

Räder bei hoher Bremsausgangsgeschwindigkeit<br />

sehr viel stärker. Der Vorteil des größeren<br />

Reibwerts von K-Sohlen gegenüber LL-Sohlen<br />

ist die geringere benötigte Anpresskraft der<br />

Bremssohlen und damit kleinere und leichtere<br />

Bremszylinder und Bremsgestänge. Die Ausrüstung<br />

von Neuwagen mit LL-Sohlen <strong>macht</strong> also<br />

keinen Sinn. Beim Ersatz von Grauguss-Sohlen<br />

durch LL-Sohlen kann der Umbau von Bremszylinder<br />

und Bremsgestänge eingespart werden,<br />

allerdings wird die Wagenmasse dann nur durch<br />

die leichteren Klötze und durch keine weiteren<br />

Effekte verringert.


RECHTLICHE ASPEKTE<br />

Bild 3: Zielbremsung, starke Bremskraft bei Bremsbeginn<br />

und schwache zum Bremsende hin zur genauen Positionierung<br />

des Zuges<br />

Was ist zu tun?<br />

Wie aufgezeigt, muss nun begonnen werden, das Lärmproblem ernst zu nehmen. Es muss anerkannt<br />

werden, dass es sich nicht aussitzen lässt oder mit Kostenargumenten zurückgestuft werden kann.<br />

Stattdessen müssen lärmwirksame Lösungen kostenbewusst umgesetzt werden. Das heißt, dass<br />

die Lärmminderung nicht isoliert als Einzelproblem oder Einzelmaßnahme angesehen werden<br />

darf, sondern die Lösung in die bahntechnische Optimierung insgesamt einzubinden ist. Konkret<br />

bedeutet dies:<br />

<br />

Bremskraft<br />

[N]<br />

Bremsleistung<br />

[kW]<br />

Rad<br />

Schiene<br />

Schwelle<br />

K=LL<br />

K=LL<br />

GG<br />

v [km/h]<br />

GG<br />

v [km/h]<br />

Abstrahlung<br />

Bild 4: Abstrahlung des Rollgeräusches durch<br />

Rad, Schiene, Schwelle<br />

In der Betriebspraxis sind Anhaltebremsungen<br />

meistens Zielbremsungen, bei denen stark<br />

angebremst wird, um sicher zu sein, dass der<br />

Zug vor dem Hauptsignal hält und dann die<br />

Bremskraft aber vor dem Anhalten reduziert<br />

wird, um z. B. die Länge von Ausweichgleisen<br />

richtig auszunutzen.<br />

Dadurch wird die Laufflächenbeanspruchung<br />

bei jeder Haltebremsung sehr hoch. Die Bremskraftminderung<br />

durch das Knickventil zeigt nur<br />

bei langen Gefällebremsungen Nutzen. In USA<br />

wird durch die einlösigen Bremsen eine geringe<br />

Bremskraft bei Bremsbeginn und eine eher stärkere<br />

bei Bremsende erzwungen. Zudem ist die<br />

Bremsleistung wegen der wesentlich längeren<br />

Bremswege viel geringer.<br />

Umsetzung STAIRRS<br />

Das EU-Projekt STAIRRS „Strategies and Tools<br />

to Assess and Implement Noise Reducing measures<br />

for Railway Systems“ [www.stairrs.org],<br />

hat bereits 2001 für die Zielgruppe politische<br />

Entscheidungsträger aufgezeigt, dass Maßnahmen<br />

an der Quelle (für das Rollgeräusch an<br />

Schwelle, Schiene und Rad) (siehe Bild 4) mehr<br />

als doppelt so effizient sind wie Maßnahmen<br />

am Ausbreitungsweg, wie sie in Deutschland<br />

die Verkehrslärmschutzverordnung auch nach<br />

der letzten Revision weiterhin favorisiert.


Bild 5: Schienendämpfer der Firma Schrey & Veit,<br />

Stadtbahn Berlin, Fern- und S-Bahngleise Nähe Haltepunkt<br />

Savignyplatz (Bild Autor)<br />

<br />

<br />

Obwohl Maßnahmen an der Quelle nur halb so<br />

aufwendig sind, werden sie in Deutschland<br />

weiterhin nicht in Erwägung gezogen, wie das<br />

Festhalten am Schienenbonus zeigt [5]. Obwohl<br />

nachgewiesen ist, dass dieser 5 dB(A) Lärmabzug<br />

für die Schiene gegenüber der realen Belastung<br />

nicht gerechtfertigt ist, wird aus Kostengründen<br />

nur eine schrittweise Reduktion wegen<br />

der unveränderten 16. BImSchV in Aussicht<br />

gestellt. Dabei muss gefragt werden, wie groß<br />

bei einem 25 dB(A) großen Problem die Bedeutung<br />

von 5 dB(A) noch ist. Wie können da<br />

mit vernünftigem administrativem Aufwand<br />

5 dB(A) in wie kleine Schritte zerlegt werden?<br />

Das ist nicht vorstellbar. Zudem muss begonnen<br />

werden, leise Gleiskonstruktionen zu entwickeln und nicht nur bestehende auf ihr Lärmverhalten<br />

zu prüfen. Die rasche Ausrüstung der kritischen Stellen mit Schienendämpfern bringt sofort<br />

3 – 4 dB(A) Rollgeräuschminderung.<br />

Literatur<br />

[1] Hemsworth, Brian; Bird, William: Railway Noise Research; Summary of Activities since 1990; ERRI Noise and Vibration Unit,<br />

Utrecht, 2 nd edition, 13.10.1998<br />

[2] Rieder, Werner: Schienenverkehrslärm und Maßnahmen zu seiner Verminderung, ZEV+DET Glas. Ann. 116 (1992),<br />

S. 275 bis 277<br />

[3] Hauck, Günther: Der Schienenverkehrslärm, ZEV+DET Glas. Ann. 116 (1992), S. 270 bis 274<br />

[4] Richtlinie 2002/49/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 25. Juni 2002 über die Bewertung und Bekämpfung<br />

von Umgebungslärm<br />

[5] N. N.: Stand der Maßnahmen zur Reduzierung des Schienenverkehrslärms, Drucksache 17/6867, Bundesregierung der<br />

Bundesrepublik Deutschland vom 20.09.2011<br />

[6] Kloepfer, M. et al.: Leben mit Lärm? Risikobeurteilung und Regulation des Umgebungslärms im Verkehrsbereich; Springer<br />

Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 2006<br />

[7] Hecht, M.; Wunderli, J.M.; Thron; Sehu, D.: sonRail – The new Swiss calculation model for railway noise<br />

WRN10, 10-2010, S. 559 bis 566<br />

[8] N. N.: The technical specifications of interoperability relating to the subsystem „rolling noise“ of the trans-European<br />

conventional rail system (TSI Noise) (2011/229/EU)<br />

[9] Eurosabot 1999: http://www.aramis.admin.ch/Default.aspx?page=Texte&ProjectID=5945


INNOVATIVER LÄRMSCHUTZ<br />

INNOVATIVE<br />

TECHNOLOGIEN<br />

Im Bereich Schallschutz und Lärmverminderung haben innovative Unternehmen viel Geld in neue Produkte<br />

gesteckt, die wesentlich zur Lärmreduktion beitragen. Die in diesem Heft vorgestellten Technologien<br />

sind ausgereift und einsatzfähig. Die Maßnahmen leisten, einzeln und in Kombination miteinander, einen<br />

wertvoller Beitrag zu einer insgesamt ruhigeren Umwelt und zur Lösung des katastrophalen <strong>Bahnlärm</strong>problems.<br />

Deutschland hat sich als Innovations-Leader in Sachen Umweltschutz einen Namen ge<strong>macht</strong>.<br />

Es gilt jedoch die Lärmschutztechnologien auch im eigenen Land zu nutzen, denn nichts überzeugt mehr!


Der Schutz vor Schienenlärm kennt – neben der<br />

innovativen Fahrzeugtechnik, die bisher leider nur<br />

im Personenverkehr zum Einsatz gekommen ist,<br />

und den innovativen Technologien zur Verkehrssteuerung,<br />

die auch lärmreduzierend mitwirken<br />

können (Bremsvorgänge „soft“ steuern) – vor<br />

allem die Maßnahmen an der Strecke und am<br />

Ausbreitungsweg.<br />

<br />

<br />

Universitäten wie die TU Berlin (Prof. Hecht), haben<br />

wesentliche Technologien, z. B. für lärmarme Drehgestelle,<br />

und andere lärmreduzierende Maßnahmen<br />

entwickelt. Die Universität in Karlsruhe (Prof. E.<br />

Hohnecker) hat erschütterungsresistente Gleisbettlösungen<br />

mit kleinen schienennahen Lärmschutzwänden<br />

erforscht und entwickelt. Doch es reicht<br />

nicht, Lärmschutz zu erforschen, man muss ihn<br />

auch umsetzen. Deshalb gebührt den nachfolgenden<br />

Unternehmen, die dies aus eigener Kraft<br />

geschafft haben und täglich neu leisten, unsere<br />

ganz besondere Hochachtung.


INNOVATIVER LÄRMSCHUTZ<br />

SCHIENENSCHALLABSORBER<br />

gegen Körperschall und Quietschgeräusche<br />

Schrey & Veit GmbH – Schienenschallabsorber<br />

Schienenschallabsorber bringen in Kombination mit anderen Maßnahmen wie z. B. neuen und geschliffenen<br />

Schienen oder entsprechenden Fahrzeugen mit Radschallabsorbern eine deutlich spürbare Schallreduktion.<br />

Eine effektive und kostengünstige Methode, Roll- und Quietschgeräusche zu reduzieren.<br />

Schienen werden beim Überfahren zu Schwingungen<br />

angeregt, die als Lauf- und Quietschgeräusche<br />

hörbar werden. Unser Prinzipbild erklärt,<br />

wie durch Anbringung von Absorbern diese<br />

Eigenschwingung gedämpft und damit Körperschall<br />

unterbunden wird.<br />

<br />

Modell<br />

Schienenabsorber<br />

Die Vorteile sind:<br />

» Der Schall wird an der Quelle bekämpft<br />

und sowohl Laufgeräusche als auch Quietschgeräusche<br />

werden reduziert.<br />

» Das System kann bei bestehenden Strecken<br />

gut nachgerüstet werden, ohne den Fahrbetrieb<br />

zu unterbinden. (Einbau in den Zugpausen)<br />

» Das System ist wartungsfrei, beständig<br />

gegenüber Umwelteinflüssen und kann<br />

später gut recycelt werden.<br />

Schwingungsübertragung<br />

Interaktion<br />

Rad/Schiene<br />

Rauigkeit von<br />

Rad und Schiene<br />

Rollgeräusch-Entstehung<br />

Abstrahlung Rad<br />

Gesamtgeräusch<br />

Abstrahlung Schiene<br />

Schallreduktion:<br />

» Rollgeräusch bis zu 3–5 dB(A)


Montierte Brückenabsorber an Brücken der<br />

Deutschen Bahn in Berlin und Hamburg<br />

Brückenabsorber mindern „Brückendröhnen“<br />

Brückenabsorber werden an den schwingenden<br />

Stahlblechen des Brückenkörpers angebracht, nehmen<br />

die Schwingungen auf, mindern diese und<br />

wandeln die entstandene Energie in Wärme um.<br />

Die Absorber werden individuell auf die Brücken<br />

abgestimmt und garantieren somit eine optimale<br />

Lärmminderung.<br />

Eisenbahnstahlbrücken verfügen aufgrund der<br />

Materialeigenschaft des Stahls über eine geringe<br />

Eigendämpfung. Die Schallabstrahlung von direkt<br />

befahrenen Eisenbahnstahlbrücken ohne Schotterbett<br />

ist entsprechend hoch und wird von Anrainern<br />

als dunkles und sehr unangenehmes „Dröhnen“<br />

wahrgenommen. Die Ursache liegt in der fast<br />

ungebremsten Übertragung der Vibration in den<br />

Brückenkörper.<br />

Die Vibrationen werden über die Stahlbleche des<br />

Fahrwegs in die Stahlkonstruktion geleitet; der<br />

Brückenkörper wird angeregt und beginnt zu<br />

schwingen. Die eingeleiteten Schwingungen werden<br />

wiederum als Resonanzschwingungen durch<br />

die Brückenbleche verstärkt und an die Umgebung<br />

abgegeben. Das Prinzip ähnelt dem eines Lautsprechers.<br />

Die Brückenbleche verhalten sich wie<br />

riesige Membranen.<br />

Brückenabsorber setzen an dieser Stelle an und<br />

minimieren die tieffrequente Schallabstrahlung.<br />

In den vergangenen Jahren konnten bereits erste<br />

Brücken erfolgreich lärmsaniert werden.<br />

Der abstrahlende Lärm konnte durchschnittlich um<br />

4–6 dB(A) reduziert werden.<br />

Die Vorteile sind:<br />

» Die Schallabstrahlung wird an der Quelle<br />

reduziert<br />

» Individuelle Anpassung der Absorber an die<br />

jeweilige Brückenkonstruktion<br />

» Schnelle Montage ohne Sperrpausen<br />

Vibrationen<br />

Vibrationen<br />

Geräuschentstehung an Eisenbahnbrücken<br />

(Fotos und Grafiken: Schrey & Veit GmbH)<br />

<br />

<br />

Vibrationen<br />

Lärm von Quelle<br />

Lärm von<br />

Vibrationen


INNOVATIVER LÄRMSCHUTZ<br />

SCHIENENKONDITIONIER-<br />

SYSTEME<br />

System Rail Partner Deutschland GmbH – Schienenkonditioniersysteme<br />

Durch das vollautomatische Auftragen von Konditioniermittel auf die Schienen lassen<br />

sich Quietsch-, Lauf- und Rubbelgeräusche und damit Lärm und Erschütterungen,<br />

insbesondere in Kurven und bei Weichenanlagen, drastisch abbauen. Gleichzeitig<br />

werden die Haltbarkeit und die Schleifintervalle der Schienen wesentlich verlängert.<br />

Wenn wir im Zug sitzen oder einen Zug vorbeifahren<br />

sehen, denken wir nie darüber nach, was für enorme<br />

Kräfte dieses vorbeischnellende Stück Technik<br />

in sich birgt. Auf einem Stahlstück rollen Räder,<br />

die eine festgelegte Richtung verfolgen und uns<br />

schnell und sicher ans Ziel bringen. Auf der Kontaktfläche<br />

zwischen Schiene und Zugrad, nicht größer<br />

<br />

als unser Daumennagel, ruht ein Gewicht von sage<br />

und schreibe 11.000 kg! Es ist denn auch nicht<br />

anders möglich, als dass bei der geringsten Unebenheit<br />

in der Schiene oder im Rad oder bei einer<br />

Veränderung im zurückzulegenden Weg (Kurven/<br />

Weichen) diese enorme Masse unerwünschte<br />

Effekte hat, nämlich Lärm!


Sprühpunkte und Verteilung durch Rad<br />

Elektronisch gesteuerte Sprühpunkte<br />

Lärmreduktion:<br />

» In Kurven bis zu 20 dB(A)<br />

» Auf Geraden bis 8 dB(A)<br />

Ein Vergleich mit der Schreibkreide auf einer trockenen<br />

Schiefertafel liegt nahe. Je härter man auf<br />

das Kreidestück drückt, desto lauter ist das durch<br />

Mark und Bein gehende Quietschen. Wie können<br />

wir dieses Problem lösen? Zurück zur Kreide. Wenn<br />

wir die Tafel anfeuchten und so hart drücken, wie<br />

wir können, wird das Geräusch dennoch nie so<br />

laut wie zuvor. Durch seine 25-jährige Erfahrung<br />

war Rail Partner Deutschland in der Lage, ein Mittel<br />

zu entwickeln, das dafür sorgt, dass die Schiene<br />

derart konditioniert wird, dass Züge weiterhin sicher<br />

fahren und der Lärm bekämpft wird.<br />

<br />

<br />

Ein vollautomatisches System sorgt für die Dosierung<br />

des Mittels. Ein intelligentes Zugdetektionssystem<br />

erkennt den sich nähernden Zug bereits<br />

frühzeitig. Die Elektronik zählt die Achsenanzahl<br />

des betreffenden Zuges und rechnet blitzschnell<br />

aus, wann eine bestimmte Menge des Konditioniermittels<br />

auf die Schiene aufgetragen werden muss.<br />

Selbstverständlich muss dies dort erfolgen, wo<br />

das Mittel den meisten Lärm dämpft. Aber wo ist<br />

das?<br />

Wie bei einem Karussell wird auch der Zug in einer<br />

Kurve durch die Fliehkräfte nach außen gedrückt.<br />

Natürlich muss verhindert werden, dass dieser<br />

entgleist, weshalb das Rad mit einem hochstehenden<br />

Rand versehen wurde, der den Zug auf den<br />

Schienen hält. Notwendig für unsere Sicherheit,<br />

aber das entsetzliche Kreischen, das entsteht,<br />

wenn dieser Rand gegen die Seite der Schiene<br />

stößt, ist äußerst unangenehm.<br />

Durch die jahrelange Erfahrung können die Ingenieure<br />

von Rail Partner Deutschland anhand von<br />

Schienenanalysen und Zugbewegungen genau<br />

feststellen, wo die Systeme installiert und wie<br />

diese eingestellt werden müssen. Die patentierte<br />

Anlage von Rail Partner Deutschland sorgt dafür,<br />

dass in der Außenkurve die Seite und in der Innenkurve<br />

die Oberseite der Schiene mit dem Mittel<br />

behandelt werden. Der direkte Stahl-auf-Stahl-<br />

Kontakt wird dadurch vermieden und die Lärmquelle<br />

beseitigt. Das speziell für diese Anwendung<br />

entwickelte Mittel wird von den Zügen zu einer<br />

dünnen Schicht ausgefahren, die immer eine<br />

bestimmte Dicke behalten muss. Der Verbrauch<br />

ist durch die ausgeklügelte und präzise Dosierung<br />

niedrig.<br />

Das Gleisumfeld bleibt von dem Konditioniermittel<br />

so gut wie unberührt.<br />

(Fotos und Grafiken: Rail Partner Deutschland GmbH)


INNOVATIVER LÄRMSCHUTZ<br />

KLEINSTLÄRMSCHUTZWÄNDE<br />

Bongard & Lind GmbH & Co. KG – Lärmschutzsysteme<br />

Modernste Verfahren zur Messung von Lärmemissionen ermöglichen die zielgenaue Konstruktion unauffälliger<br />

und äußerst wirksamer Lärmschutzsysteme. So lassen sich mit der akustischen Kamera Lärmquellen<br />

und Reflexionen genau ausmachen, um dann die Lärmsysteme für diese spezielle Situation auszurichten.


Lärmschutzsystem aus Aluminium mit<br />

innenliegenden Dämmmatten<br />

Schallreduktion:<br />

je nach Ausführung 5–20 dB(A)<br />

Normale Lärmschutzwand (2 m)<br />

Darstellung Schallwinkel<br />

Kleinstlärmschutzwand (1 m)<br />

<br />

<br />

Schienennahe Kleinstlärmschutzwände sind<br />

äußerst effektiv und können Schall nicht nur<br />

unterdrücken, sondern auch absorbieren und<br />

in Wärmeenergie umwandeln.<br />

In den landschaftlich und kulturhistorisch reizvollen<br />

Orten am Mittelrhein würden hohe Lärmschutzwände<br />

an vielen Stellen das Landschaftsbild stören.<br />

Daher sind hier spezielle Kleinstlärmschutzwände<br />

gefordert, die den spezifischen Anforderungen der<br />

Kulturerbestätten entsprechen und die in der Lage<br />

sind, den Schall zu vernichten.<br />

Unser Beispiel zeigt moderne Systeme, aus einer<br />

meerwasserbeständigen Aluminiumlegierung. Die<br />

perforierten Elemente sind mit innenliegenden<br />

schallschluckenden Dämmmatten gefüllt. Spezielle<br />

Baukonstruktion und Neigungswinkel ermöglichen<br />

eine optimale Schallbarriere mit gleichzeitiger<br />

Schallabsorbierung.<br />

(Fotos und Grafiken: Bongard & Lind GmbH & Co. KG)


INNOVATIVER LÄRMSCHUTZ<br />

EINHAUSUNGEN UND<br />

LÄRMSCHUTZSYSTEME<br />

Neue Konstruktion und Material-Technologie<br />

CALMA-TEC Lärmschutzsysteme GmbH<br />

Schöne Landschaft verdient schön gestalteten Lärmschutz! Schallschutzwände sollen sich harmonisch<br />

in die Umgebung einfügen und nahezu unsichtbar sein. Zugleich müssen sie den besten akustischen<br />

Schutz bieten. Das Lärmschutzsystem CALMA-TEC HG-C wurde unter dieser Prämisse in einem internationalen<br />

Forschungsprojekt entwickelt und vom Deutschen Eisenbahnbundesamt für Geschwindigkeiten<br />

bis 300 km/h ohne Einschränkungen zugelassen.


Design: transparente Wand von CALMA-TEC<br />

Installation des CALMA-TEC PIN Lärmspoiler®<br />

auf einer Lärmschutzwand aus Holz<br />

Lärmschutzwände müssen robust sein, Schnee und Eiswurf<br />

ohne Dellen aushalten sowie gegen die sengende Sonne<br />

und UV-Strahlung resistent sein. Das System hat sich in<br />

harten Wintern und bei Sonne über viele Jahre bewährt.<br />

CALMA-TEC PIN Lärmspoiler ®<br />

<br />

<br />

CALMA-TEC PIN Lärmspoiler ® in Kombination mit<br />

transparenten Wänden bietet die Option, freie Sicht<br />

mit wirksamem Lärmschutz zu verbinden. Transparente<br />

Lärmschutzwände aus Glas oder Acryl ohne<br />

CALMA-TEC-Technologie sind wegen der harten<br />

transparenten Oberfläche Schall-reflektierend.<br />

Null-Reflexion der Wand plus Aufsatz<br />

auf Beugekante<br />

Ausgestattet mit den hochabsorbierenden CALMA-<br />

TEC Basiselementen und dem an der Beugekante<br />

aufgesetzten PIN Lärmspoiler ® entsprechen diese<br />

Wände einer hochabsorbierenden Lärmschutzwand<br />

gleicher Höhe, jedoch mit erheblich höherem optischen<br />

Komfort und ansprechendem Design. Der<br />

PIN Lärmspoiler ® verbessert die Lärm-Schirmleistung<br />

einer Wand um durchschnittlich 4 dB, in den<br />

hohen Frequenzen bis zu 18 dB. Der PIN Lärmspoiler<br />

® kann problemlos auch nachträglich auf bestehende<br />

Wände mit großer Wirkung nachgerüstet<br />

werden.<br />

Lärmschutzwände<br />

Von maßgeblicher Bedeutung ist der in-situ-Wert<br />

der Absorption. Dieser ist wesentlich vom Schallenergie-Schluckvermögen<br />

der Wand in Bezug auf<br />

die Lärmquelle abhängig. Neue „Whisper“-Technologie<br />

bietet UV-beständige und schlag- und standfeste<br />

Kunststoffe, die in den CALMA-TEC-Wänden<br />

eingebaut sind. Bisher unerreichte Absorptionswerte<br />

von DLa 20 dB bestätigen sich in den praktischen<br />

Anwendungen. Das System ZERO-Reflexion<br />

schluckt den Schall auch für gegenüberliegende<br />

Anrainer.<br />

(Fotos und Grafiken: CALMA-TEC Lärmschutzsysteme GmbH)


INNOVATIVER LÄRMSCHUTZ<br />

SCHIENENSCHLEIFEN<br />

Schweerbau GmbH & Co. KG<br />

Schienenschleifen zur Minderung des Schienenlärms<br />

Die Schienenbearbeitung durch oszillierendes Schleifen führt zu einer spürbaren Reduzierung des<br />

Schallpegels. Das Verfahren ist technisch ausgereift, hat sich in der Lärmvorsorge vielfach bewährt<br />

und ist zudem preiswert. Die verstärkte Anwendung in der Lärmsanierung ist geboten.<br />

<br />

GWM 550<br />

5 Schleifaggregate<br />

60 Schleifsteine


Schiene mit ausgeprägten<br />

Riffeln<br />

Schallpegelreduzierung auf das Niveau 45–46 dB(A)<br />

(Quelle: DB-Schallmesswagen)<br />

Schallpegelreduzierung:<br />

» bis zu 12 dB(A)<br />

Schiene nach dem oszillierenden<br />

Schleifen<br />

Das Entstehen von Riffeln ist eine Begleiterscheinung<br />

des Eisenbahnverkehrs. Je größer<br />

die Fehlertiefe, desto höher der Schallpegel.<br />

Oszillierendes Schleifen – Das Arbeitsprinzip<br />

Der Materialabtrag wird einerseits durch eine oszillierende<br />

Bewegung der Schleifsteine in Schienenlängsrichtung<br />

und andererseits durch die kontinuierliche<br />

Vorfahrt der Maschine erzielt. Das Schienenkopflängsprofil<br />

ist nach dem Schleifen von höchster<br />

Ebenheit.<br />

Vorteile des Schleifens für die Schallpegelreduzierung:<br />

» Durch Fahrflächenunebenheiten bedingter<br />

Schall kann auf direktem Wege nur durch die<br />

Beseitigung der Unebenheiten verhindert<br />

werden. Der Schall wird im wahrsten Sinne an<br />

der Quelle bekämpft.<br />

» Nur mit diesem Verfahren sind Rauigkeiten<br />

kleiner 1 µm erzielbar.<br />

» Im Unterschied zu anderen Verfahren weist<br />

es keine Querriefen und Facetten im Querprofil<br />

auf.<br />

» Die genannten Unterschiede führen dazu,<br />

dass mit dem oszillierenden Schleifen Schallpegelreduzierungen<br />

auf 45 – 46 dB (A) erzielt<br />

werden.<br />

» Der Effekt des Schleifens steht sofort mit<br />

Abschluss der Arbeiten zur Verfügung und<br />

zeichnet sich durch hohe Nachhaltigkeit aus.<br />

» In Verbindung mit dem Fräsen ist das<br />

oszillierende Schleifen das prädestinierte<br />

„Besonders überwachte Gleis“- Verfahren.<br />

» Oszillierendes Schleifen ist ein preiswerter<br />

Weg zur Schallpegelreduzierung.<br />

(Fotos und Grafiken: Schweerbau GmbH & Co. KG)


TECHNOLOGIE CONSULTING<br />

koocoo technology & consulting GmbH – know. now. how.<br />

Dieser Leitspruch meines Unternehmens leitet sich aus meiner täglichen Erfahrung ab, JETZT zu wissen,<br />

wie es mit den vorhandenen Mitteln am besten klappt. So hat sich die koocoo technology & consulting<br />

GmbH darauf spezialisiert, neue Produkte in der Bahntechnik weiterzuentwickeln und erfolgreich am<br />

Markt einzuführen. Zum Beispiel im Bereich Lärmschutz Bahn:<br />

2007 übernahmen wir das Projekt, das innovative<br />

Produkt „Calmmoon Rail“ als Schienenstegbedämpfung<br />

bei der Markteinführung zu<br />

begleiten.<br />

Ab dem ersten Tag haben wir uns mit dieser<br />

Technologie auseinandergesetzt und identifiziert.<br />

Hierzu haben wir gemeinsam mit SEKISUI eine<br />

Einsatz- und Technologiebewertung umgesetzt –<br />

und konnten die Wirkung des zukunftsweisenden<br />

Produkts um weitere 50 Prozent verbessern.<br />

Im Jahre 2008 erarbeiteten wir die Unterlagen für<br />

den ersten Einsatz von „Calmmoon Rail“ an den<br />

Gleisanlagen der ÖBB (Österreichische Bundesbahn)<br />

in Österreich. Es folgten überaus konstruktive<br />

technische Gespräche mit den Mitarbeitern der<br />

ÖBB im Bereich Forschung und Entwicklung. Im<br />

Anschluss daran gestalteten wir Präsentationen<br />

und schriftliche Einreichungs-unterlagen.<br />

Im Frühjahr 2009 war es so weit: „Calmmoon Rail“<br />

musste sich zum ersten Mal in Europa bewähren.<br />

Der Untersuchungsbericht von psiA Consult aus<br />

mehr als 2.500 gemessenen und verglichenen<br />

Zügen an der ÖBB-Dauermessstelle in Deutsch<br />

Wagram bestätigte die hervorragenden Ergebnisse<br />

der ersten Tests.<br />

<br />

<br />

Im nächsten Schritt gelang uns im April 2010 die<br />

Zulassung zur Betriebserprobung beim Eisenbahnbundesamt<br />

(EBA) für den Einsatz von „Calmmoon<br />

Rail“ am Netz der Deutschen Bahn.<br />

Und schon im November 2010 setzten wir das<br />

erste Projekt bei der DB um – SEKISUI baute in<br />

Partnerschaft mit Schweerbau die ersten 700 m<br />

„Calmmoon Rail“ am Netz der DB ein.<br />

Das erfreuliche Ergebnis: Bis Ende 2011 wurden<br />

mehr als 40 km Gleis der DB mit „Calmmoon Rail“<br />

ausgerüstet sein.<br />

„Calmmoon Rail“ Schienenstegdämpfer am Netz der<br />

DB in Leipzig<br />

(Fotos und Grafiken: koocoo technology & consulting GmbH)


INNOVATIVE<br />

Gleistechnologien nach Maß<br />

Luft- und Körperschallreduktion<br />

Sekundärluftschallreduktion<br />

Flexibel einstellbare Dämpfungseigenschaften<br />

Wir verleisern die Welt …<br />

edilon)(sedra GmbH<br />

T +49 (0)89 89 28 64-0<br />

Kistlerhofstraße 168<br />

F +49 (0)89 89 28 64-20<br />

D-81379 München<br />

M muenchen@edilonsedra.com


LEISE DREHGESTELLE<br />

Eisenbahnlaufwerke Halle GmbH & Co. KG<br />

Der größte deutsche Hersteller von Drehgestellen, die Eisenbahnlaufwerke Halle GmbH & Co. KG (ELH),<br />

hat ein neues leiseres Drehgestell für den schweren Güterverkehr entwickelt. Dieses leise gleis- und<br />

schienenfreundliche Drehgestell hat den Namen RC25NT (RadialControlled/25t/NewTechnology).<br />

RC25NT unter dem Endprüfstand der ELH<br />

Die gestiegenen Anforderungen im Schienengüterverkehr<br />

hinsichtlich Radsatzlast, Laufleistung, Gleisbeanspruchung<br />

sowie Verringerung des Lärmpegels<br />

haben die ELH zu dieser Neuentwicklung<br />

veranlasst.<br />

Mit diesem Drehgestell wurden bereits lauftechnische<br />

Tests nach EN 14363 ausgeführt. Alle<br />

geforderten Grenzwerte wurden dabei eingehalten.<br />

Durch die radiale Einstellbarkeit der Radsätze ist<br />

das RC25NT rad- und gleisschonender als die bisher<br />

eingesetzten Drehgestelle für den schweren<br />

Güterverkehr. Der Einsatz der Scheibenbremse<br />

vermeidet außerdem den Rad-Sohle-Kontakt und<br />

trägt damit zusätzlich zur Reduzierung des Radverschleißes<br />

bei.<br />

Berechnungen der Lebenszykluskosten zeigen,<br />

dass dadurch die Mehrkosten der Scheibenbremse<br />

innerhalb weniger Jahre amortisiert werden.<br />

Weil die Körperschallübertragung durch Einsatz<br />

optimierter Komponenten (wie z. B. eine Gummi-<br />

Metall-Feder) vermieden wird, ist dieses Drehgestell<br />

deutlich leiser als andere Drehgestelle.<br />

ELH befindet sich mit dem neuen Drehgestell<br />

RC25NT gegenwärtig in der Phase der Zulassung.<br />

Während die Versuche zur Lauftechnik abgeschlossen<br />

sind, läuft derzeit noch der Dauerschwingversuch<br />

zur Tragstruktur. Daran schließt sich die<br />

Zertifizierung nach TSI Wag [5] (TSI: Technische<br />

Spezifikationen für die Interoperabilität) und eine<br />

Zertifizierung als standardisiertes Drehgestell nach<br />

E DIN EN 16235 [2] an. Im Anschluss folgt eine<br />

1-jährige Betriebserprobung zur Erlangung von<br />

praktischen Erkenntnissen und betrieblichen<br />

Bewährung mit zwei Erstanwendern.<br />

Sicher endet die Entwicklung des RC25NT nicht<br />

mit der vorgestellten Drehgestellvariante. Bereits<br />

in Erprobung befindet sich eine Version für eine<br />

Gleisbaumaschine. Geplant sind als nächste Schritte<br />

weitere Ausführungen des Drehgestelles mit<br />

anderen Bremssystemen, vorzugsweise Klotzbremsen<br />

mit Kompaktbremsgestängen, aber auch<br />

mit herkömmlichen Bremsanordnungen.<br />

Weitere Informationen finden Sie unter:<br />

www.elh.de<br />

(Foto: Eisenbahnlaufwerke Halle GmbH & Co. KG)


INNOVATIVER LÄRMSCHUTZ<br />

RADSCHALLABSORBER<br />

Alleestr. 70 · D-44793 Bochum, Germany<br />

Tel.: + 49 (0) 2 34 - 68 91 - 0 · Fax: + 49 (0) 2 34 - 68 91 - 580<br />

info@bochumer-verein.de · www.bochumer-verein.de<br />

Absorber (Grundtypen)<br />

<br />

Bochumer Verein Verkehrstechnik GmbH,<br />

Radsatzfabrik Ilsenburg GmbH<br />

Seit bereits 30 Jahren rüstet die Bochumer Verein<br />

Verkehrstechnik GmbH (BVV) Räder für Hochgeschwindigkeitszüge,<br />

Lokomotiven, S-Bahnen,<br />

U-Bahnen und Straßenbahnen mit speziell entwickelten<br />

Radschallabsorbern aus, welche die Schwingbewegung<br />

der Räder gezielt bedämpfen. Nahe am<br />

Entstehungsort des vom Rad abgestrahlten Luftschalls<br />

werden die Absorber am Radkranz der Räder<br />

montiert, um dort die Schwingungsenergie unmittelbar<br />

in Wärme umzusetzen. Je nach Ausführung<br />

der Absorber und der Montageanordung kann<br />

entweder das Rollgeräusch oder das hochfrequente<br />

Kurvenkreischgeräusch bedämpft werden. Das<br />

Rollgeräusch schnell fahrender Züge kann mit dieser<br />

Technik um bis zu 8 dB(A) reduziert werden. Das<br />

entspricht einer wahrgenommenen Lärmminderung<br />

um den Faktor 9.<br />

Axialabsorber Radialabsorber<br />

Hauptanwendung Kurvengeräusche Hauptanwendung Laufgeräusche<br />

Hauptwirkung: axial<br />

Kreischfrequenz<br />

(aber Nebenwirkungen breitbandig!)<br />

Schmiedestr. 16/17 · D-38871 Ilsenburg, Germany<br />

Tel.: + 49 (0) 3 94 52 - 93 - 0 · Fax: + 49 (0) 3 94 52 - 93 - 111<br />

info@rafil-gmbh.de · www.rafil-gmbh.de<br />

Hauptwirkung: radial<br />

breiter Frequenzbereich<br />

Befestigung an Radscheibe Befestigung unter Radkranz


Versuchsstrecke mit Kesselwagen<br />

Güterwagenradsatz mit Radkappen-Absorber<br />

Schalldruckpegel der Abstrahlung<br />

71–75<br />

67–71<br />

63–67<br />

59–63<br />

55–59<br />

51–55<br />

47–51<br />

43–47<br />

39–43<br />

35–39<br />

31–35<br />

27–31<br />

23–27<br />

19–23<br />

15–19<br />

in Hz<br />

ohne Absorber mit Absorber<br />

Die Grafiken zeigen eine Schallintensitätsmessung jeweils<br />

an einem Rad mit und ohne Radkappenabsorber. Dies sind<br />

Messungen der Schallintensität an Rasterpunkten vor dem<br />

Rad. Die Pegel sind farbig dargestellt und ergeben einen<br />

optischen Eindruck, an welchen Radpositionen bei einer<br />

bestimmten Frequenz Schall abgestrahlt wird.<br />

Die Grafiken stellen die Schallabstrahlung bei der Eigenfrequenz<br />

924 Hz dar. Hier tritt eine Schwingungsmode mit<br />

drei Kontenlinien auf, die beim gedämpften Rad deutlich<br />

niedrigere Pegel aufweist.<br />

<br />

<br />

Gütertransporte auf der Bahn sind ökologisch sinnvoll,<br />

aber nach dem Empfinden der Anwohner an<br />

den Trassen zu laut. Eine Bedämpfung der Räder<br />

analog zu den Hochgeschwindigkeitszügen ist<br />

wegen der starken Erwärmung der Güterwagenräder<br />

beim Bremsen nicht möglich. Der Luftschall<br />

aus dem Rad-Schiene-Kontakt zwischen 1.000 und<br />

3.000 Hz kann jedoch auch hier wirksam bedämpft<br />

werden. Radkappen-Absorber aus der Entwicklung<br />

BVV/RAFIL (EU-Patent angemeldet), die auf der<br />

Innen- und Außenseite des Rades montiert sind,<br />

dämpfen die Schwingungen des Radkranzes der<br />

Güterwagenräder.<br />

Ein speziell konstruiertes und in Form gebrachtes<br />

Verbundmaterial gestattet sowohl eine einfache<br />

Montage an den tiefgewölbten Original Ilsenburger<br />

Leichtvollrädern der vorhandenen bewährten Bauarten<br />

bis 25 t Radsatzlast als auch die entsprechende<br />

Einhaltung der Vorschriften für die Sicherheit<br />

der Bauteile des Radsatzes durch visuelle Befundungen.<br />

Die Ankopplung der auf der Nabe montierten<br />

Radkappen-Absorber an den Steg erfolgt im<br />

Bereich des Radkranzes durch hitzeresistente<br />

Reibelemente, über die die Schwingungsenergie<br />

auf den Absorber übertragen wird. Messfahrten<br />

mit ersten Labormustern auf dem Versuchsring in<br />

Velim haben eine Reduzierung des Luftschalls<br />

gegenüber dem Referenzfahrzeug von 2,8 dB(A)<br />

ergeben. Ziel der Entwicklung ist eine Luftschallreduzierung<br />

von 3,5 – 4 dB(A).<br />

Die Radkappen-Absorber sind ein wirtschaftlich<br />

interessanter Beitrag zur Minderung der Kosten<br />

für die Aufwendungen der Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />

zur Abgeltung der lärmabhängigen<br />

Trassenpreise und der Einhaltung der Anforderungen<br />

an die TSI Noise.<br />

(Fotos und Grafiken: Bochumer Verein Verkehrstechnik GmbH)


MASCHINELLER TUNNELVORTRIEB<br />

Weltweit gewinnt der maschinelle Tunnelvortrieb aufgrund seiner wirtschaftlichen und sicherheitstechnischen<br />

Vorteile gegenüber konventionellen Methoden immer mehr an Bedeutung.<br />

Bei vielen Infrastrukturprojekten haben Tunnel eine<br />

Schlüsselfunktion. Denn sie sind immer wieder<br />

Kernstücke gerade auch von Eisenbahntrassen:<br />

für einen schnelleren, effektiveren und auch bequemeren<br />

Bahnverkehr im 21. Jahrhundert. Ausbau<br />

und Vorhandensein schienengebundener Verkehrswege<br />

bestimmen über die Prosperität ganzer<br />

Herrenknecht-Tunnelbohrmaschine für den Liefkenshoek-Eisenbahntunnel in Belgien<br />

<br />

Regionen. Schienennetze werden zunehmend<br />

länderübergreifend verbunden. Das globale Hochgeschwindigkeitsnetz<br />

im Eisenbahnverkehr soll in<br />

den nächsten 15 Jahren auf 35.000 km ausgedehnt<br />

werden. Tunnel schaffen die Verbindungen zwischen<br />

Alt und Neu oder sie unterqueren natürliche<br />

und künstliche Barrieren aller Art.


Montage einer Tunnelbohrmaschine im Startschacht<br />

Tunnel im Rohbau: durch die mit Tübbingen erstellte<br />

Tunnelröhre wird die Versorgung der Tunnelbohrmaschine<br />

abgewickelt sowie der Abraum abtransportiert.<br />

Moderne maschinelle Tunnelbohr- und -bautechniken<br />

ermöglichen Streckenverläufe eng an der<br />

Ideallinie orientiert, sie bringen im Wortsinn den<br />

Durchbruch für Trassen, die früher für den Bahnverkehr<br />

unvorstellbar waren – auch im Denken der<br />

Planer. Die zum Einsatz kommenden Maschinen<br />

werden dabei immer exakt auf den Einsatzzweck<br />

ausgelegt, abhängig beispielsweise von der Geologie,<br />

der Hydrologie, dem Durchmesser und der<br />

Baustellensituation.<br />

<br />

<br />

Moderne Tunnelbohranlagen kommen sowohl für<br />

Verkehrstunnel (Traffic Tunnelling) als auch für Verund<br />

Entsorgungstunnel (Utility Tunnelling) – bei<br />

Durchmessern von 0,10 bis 19 Metern – zum<br />

Einsatz. Je nach Projektgegebenheiten fällt die<br />

Wahl auf eine Hartgesteinsmaschine, einen Erddruckschild<br />

oder einen Mixschild. Erddruckschilde<br />

sind in weichen Geologien in ihrem Element. Der<br />

vom rotierenden Schneidrad gelöste Boden wird<br />

hierbei zur Stützung der Ortsbrust genutzt. Das<br />

Ausbruchsmaterial wird mit der Förderschnecke<br />

aus der unter Druck stehenden Abbaukammer in<br />

den unter atmosphärischem Druck stehenden<br />

Tunnel gefördert. Unmittelbar hinter dem Schild<br />

wird mit Hilfe eines Erektors die Tunnelröhre aus<br />

Tübbingsteinen gebaut. Die Stahlbeton-Tübbinge<br />

werden dabei millimetergenau versetzt und<br />

montiert. Um weiterzubohren, drückt sich die EPB-<br />

Maschine mit hydraulischen Vortriebspressen vom<br />

zuletzt eingebauten Tübbingring ab.<br />

Flüssigkeitsgestützte Mixschilde sind Spezialisten<br />

für vielschichtige, komplexe Geologien, insbesondere<br />

mit hohem Wasseranteil. Die instabile Ortsbrust<br />

wird mit einer Bentonitsuspension – einem<br />

Ton-Wasser-Gemisch – gestützt. So können Böden<br />

mit hoher Wasserdurchlässigkeit, meist Sande und<br />

Kiese, schnell und sicher durchfahren werden.<br />

Auch hier wird der Tunnel dann nahtlos mit Stahlbetonelementen<br />

(Tübbingen) ausgekleidet. Beim<br />

Mixschild fungiert die Bentonitsuspension nicht<br />

nur als stabilisierendes, sondern auch als förderndes<br />

Medium: Das gelöste und mit der Suspension<br />

vermischte Bodenmaterial wird über eine Förderleitung<br />

zu einer Separieranlage außerhalb des<br />

Tunnels gepumpt, wo der Boden wieder von der<br />

Suspension getrennt wird.<br />

(Fotos: Herrenknecht AG)


TECHNIK<br />

BAULICHE MASSNAHMEN<br />

Lärmschutz an Verkehrswegen<br />

Moderne Verkehrswege sind leise Verkehrswege. Insbesondere in Zeiten starker Transitverkehrszunahmen<br />

und hoher mentaler Anforderungen an die Bevölkerung sind moderne und leise Verkehrswege eine<br />

unabdingbare Voraussetzung für die ökonomische und ökologische Entwicklung. Jede bauliche Maßnahme,<br />

die auch einen ökologischen Vorteil mit sich bringt, führt zu einer Win-Win-Situation. Das Festhalten an<br />

alten Trassen und altem Gerät hat nichts mit Sparsamkeit zu tun, sondern schwächt die Wirtschaft und<br />

das System Bahn gegenüber Straße und Schiff.<br />

Abb. 1 Moderne Verkehrswege – Schiene und Straße müssen sich gegenseitig ergänzen.<br />

Neben den aktiven und passiven Maßnahmen zum<br />

Schutz vor <strong>Bahnlärm</strong> sind vor allem bauliche Maßnahmen<br />

ein notwendiger Weg für ein modernes<br />

Güterbahnsystem. Die momentane Praxis, den<br />

schnellen Verkehr über neue und moderne Trassen<br />

zu führen und den langsamen Güterverkehr auf<br />

den bestehenden Trassen zu belassen, ist weder<br />

human noch ökonomisch sinnvoll. Darum sollte<br />

als oberste Maxime gelten, separate Gütertrassen<br />

zu planen, die entlang von Autobahnen (Abb. 4)<br />

und außerhalb von Städten einen schnellen Güterverkehr<br />

ermöglichen, ohne die Bevölkerung unnötig<br />

zu belasten.<br />

<br />

Abb. 2 Tieflagen lassen den Schall nach oben reflektieren<br />

und sind akustisch und optisch sinnvolle Lösungen.


Abb. 3 Einhausungen in Wohngebieten<br />

Dort, wo das nicht möglich ist oder aus finanziellen<br />

Gründen derzeit noch nicht machbar ist, bieten<br />

sich weitere bauliche Maßnahmen an:<br />

Tieflagen und Erdwälle<br />

Wo die Raumverhältnisse es zulassen und insbesondere<br />

auch bei der Neuplanung sind Tieflagen<br />

eine ideale Lösung zur Schallreduktion, Bahnquerung<br />

durch Brücken und zur Erhaltung der Landschaftsästhetik.<br />

Einhausungen<br />

Einhausungen können dort, wo sie landschaftsverträglich<br />

sind, das <strong>Bahnlärm</strong>problem in Wohngebieten<br />

komplett lösen. Vor allem in Tälern, in denen<br />

Bahnlinien an Berghängen verlaufen, kann eine<br />

Einhausung die Schallausbreitung und weitere<br />

Reflexionen verhindern. Einhausungen können<br />

komplett begrünt und so auch landschaftsästhetisch<br />

gestaltet werden.<br />

Abb. 4 Bahntrassen entlang der Autobahn<br />

Tunnel-Lösungen<br />

Wo Berge sind, ist auch<br />

Raum für Verkehrswege.<br />

Moderne Tunnelbohrmaschinen<br />

ermöglichen<br />

einen schnellen (wenig<br />

Probleme bei der Planfeststellung)<br />

und effektiven<br />

Weg, um Wohngebiete zu<br />

entlasten und durch Entmischung von Güter- und<br />

Personenverkehr zusätzliche Kapazitäten zu schaffen.<br />

(Vieregg-Rößler, Multitunnel-Konzept)<br />

Güterzüge, die in Zukunft immer länger, schneller<br />

und schwerer werden sollen, können nur geringe<br />

Steigungen überwinden. Die Schweizer Basistunnel<br />

unterqueren die Alpen auf Basislevel. Darum sollten<br />

separate Gütertrassen (wesentlich günstiger) dort<br />

als Tunnel geplant werden, wo es möglich ist.<br />

Abb. 5 Gläserne Einhausung<br />

<br />

<br />

Gläserne Einhausung<br />

Man sieht sie, aber man hört sie nicht: die Bahn.<br />

Durch gläserne Einhausungen kann der „Betonmauer-Eindruck“<br />

verhindert und die Blickdurchlässigkeit<br />

für den Personenverkehr erhalten bleiben.


PRO RHEINTAL<br />

Bürgernetzwerke und Initiativen im Mittelrheintal<br />

Pro Rheintal ist ein europaweit bekanntes Bürgernetzwerk,<br />

das gemeinsam mit Fachleuten aus<br />

Initiativen, Wissenschaft und Technik eine Lawine<br />

losgetreten hat, die inzwischen alle Stakeholder<br />

des Bahnverkehrs erreicht hat.<br />

» Wir sind keine Demonstranten und auch keine<br />

Leute, die sich an die Schienen anketten, wie<br />

in Gorleben.<br />

» Unsere Organisation hat von Beginn an auf<br />

Aufklärung gesetzt.<br />

» Mit dem Ergebnis, dass sich politische Parteien,<br />

Kreise und Länder in Sachen <strong>Bahnlärm</strong> heute<br />

gegenseitig zu übertreffen versuchen.<br />

» Wir werden mit dem neuen Kompendium diesen<br />

Aufklärungsprozess weiter fortsetzen und dafür<br />

sorgen, dass man entlang der Bahnlinien in<br />

Deutschland wieder leben, arbeiten und Urlaub<br />

machen kann – dafür stehen wir!<br />

<br />

Initiativen Mittelrhein<br />

Pro Rheintal e. V. Bürgernetzwerke<br />

Frank Gross<br />

Simmerner Straße 12, 56154 Boppard<br />

info@pro-rheintal.de<br />

https://www.pro-rheintal.de<br />

www.ibk2010.de<br />

BIN gegen <strong>Bahnlärm</strong> e. V. – Bad Honnef<br />

Bad Honnef – Bonn – Königswinter<br />

Gerd Kirchhoff<br />

info@bingegenbahnlaerm.de<br />

www.bingegenbahnlaerm.de<br />

BIN gegen <strong>Bahnlärm</strong> e. V. – Erpel am Rhein<br />

Gunter Lannert<br />

ghe.lannert@googlemail.com<br />

IG Leutesdorf gegen <strong>Bahnlärm</strong> und Erschütterungen<br />

erich.schneider002@superkabel.de<br />

Verein zum Schutz gegen Immissionen im<br />

Neuwieder Becken e. V.<br />

adams-wein@t-online.de


IG BOHR<br />

Interessengemeinschaft am Ober- und Hochrhein<br />

Die Ziele sind:<br />

» Ein Güterzugtunnel mit einer zweigleisigen<br />

Röhre für Offenburg<br />

» Eine zweigleisige Güterzugtrasse entlang der<br />

BAB 5 zwischen Offenburg und Riegel mit optimalem<br />

Lärmschutz für diese Trasse<br />

» Mittel- und Teiltieflagen mit lokal verstärkten<br />

Lärmschutzmaßnahmen an der vorgesehenen<br />

BAB-5-parallelen Güterzugtrasse von Riegel bis<br />

Tiengen/Munzingen/Mengen<br />

» Eine teilgedeckelte Tieflage der Güterzugtrasse<br />

von Tiengen/Munzingen/Mengen bis südlich<br />

Buggingen<br />

» Absenkung der Fern- und Güterverkehrstrasse<br />

mit optimiertem aktivem Schallschutz in Weil-<br />

Haltingen<br />

» Eine Streckenführung, die es gestattet, dass<br />

möglichst alle Transitgüterzüge zur Schonung<br />

der Isteiner Klotz-Gemeinden durch den Katzenbergtunnel<br />

fahren können und dass dadurch auf<br />

der Rheintalstrecke ein 30-Minuten-Takt für die<br />

Regio-S-Bahn Freiburg – Basel möglich wird.<br />

IG BOHR – Interessengemeinschaft<br />

Bahnprotest an Ober- und Hoch-Rhein<br />

www.ig-bohr.de<br />

MUT e. V. – Mensch und Umwelt schonende<br />

DB-Trasse Nördliches Markgräflerland<br />

www.mut-im-netz.de<br />

IGEL e. V. – Interessengemeinschaft<br />

gegen Lärm und Umweltbelastungen<br />

www.igel-breisgau.de<br />

ABATRA – Bürgerinitiative Auto-Bahn-Trasse e. V.<br />

www.abatra.de<br />

BIBO – Bürgerinitiative Bahntrasse Offenburg e. V.<br />

www.bi-bahntrasse.de<br />

BILB – Bürgerinitiative Lärmschutz Bahn e. V.<br />

www.bilb-weil.de<br />

STOP DB – Bürgerinitiative gegen den<br />

Hochrhein-Bypass Grenzach-Wyhlen e. V.<br />

vorsitz@stopdb.de<br />

BI-<strong>Bahnlärm</strong> e. V. Mahlberg/Orschweier<br />

www.bi-bahnlaerm.de/impressum<br />

Bürgerprotest Bahn e. V. Herbolzheim-Kenzingen<br />

www.bi-bahn.de<br />

BI Bahn Ringsheim e. V.


WEITERE INITIATIVEN<br />

in Deutschland und Europa<br />

Niederrhein<br />

AGUS – Alliance gegen Umweltschäden<br />

durch Schienenverkehr<br />

www.agus-umwelt.de<br />

BISS – Interessengemeinschaft Betuwe-Initiative<br />

Sicherheit Siedlungsfern e. V.<br />

www.ig-biss.de<br />

BV Neudorf – Bürgerverein Duisburg-Neudorf e. V.<br />

www.bv-neudorf.de<br />

BETUWE – so nicht!<br />

www.betuwe-wesel.de<br />

Norddeutschland<br />

Allianz gegen eine feste Fehmarnbeltquerung<br />

www.allianz.beltquerung.info<br />

Allianzmitglieder:<br />

Aktionsbündnis gegen eine feste Fehmarnbeltquerung<br />

e. V.<br />

Ansprechpartner: Malte Siegert<br />

malte.siegert@nabu-wallnau.de<br />

www.festebeltquerung.de<br />

Alternative Bahntrasse Großenbrode<br />

AFT-Ratekau – Bürgerinitiative für eine<br />

alternative Trassenführung Ratekau<br />

ATF-Ratekau@buergerprotest-ostholstein.de<br />

Pro Lensahn – kontra <strong>Bahnlärm</strong><br />

bi-lensahn@web.de<br />

Holstein ohne Feste Fehmarnbeltquerung (HoB)<br />

www.bi-hob.de<br />

BI Neukirchen<br />

bi-neukirchen@web.de<br />

Schutzbündnis Bad Schwartau (SBBS)<br />

ulrike.pennings@buergerprotest-ostholstein.de<br />

Tourismusort statt Transitort<br />

Timmendorfer Strand (TsT)<br />

www.tst-ev.de<br />

Umweltschutzverein Sereetz e. V. (USV Sereetz)<br />

<br />

Umwelt- und Naturschutzinitiative Ratekau e. V.<br />

(UNi Ratekau)<br />

www.uni-ratekau.de<br />

Verein zum Schutz von Umwelt- und<br />

Wohnqualität e. V. (VeSUW)<br />

kuschinske@aol.com<br />

Bürgerinitiative Lärmschutz vor der DB AG<br />

holger013@freenet.de<br />

Interessengemeinschaft Schienenlärm<br />

in Hamburg e. V.<br />

www.igschienenlaerm.de<br />

<strong>Bahnlärm</strong>initiative Bremen<br />

Walter Ruffler – walterruffler@aol.com<br />

Günter Knebel – knebel-bremen@t-online.de<br />

Dr. Angelina Sörgel – info@angelina-soergel.de<br />

<strong>Bahnlärm</strong>initiative „Lückenloser Lärmschutz<br />

in Bremerhaven“<br />

Helmut Hübenthal – huebenthal1@nord-com.net<br />

IBO Interessengemeinschaft der<br />

Bürger/Bahnanlieger in Oldenburg<br />

oldenburg-ibo@ewetel.net, ibo.oldenburg@yahoo.de<br />

www.ibo-oldenburg.de<br />

Süddeutschland<br />

AVGL – Arbeitsgemeinschaft Verkehrslärm<br />

Region Leonberg<br />

ewald.thoma@t-online.de<br />

Bürgerinitiative für Bahntunnel von Zamdorf<br />

bis Johanneskirchen<br />

www.bi-tunnel.de<br />

Aktionskreis Lärmschutz / Bahn S1 e. V.<br />

www.albs1.org<br />

VBI – Vereinigte Bürgerinitiativen<br />

www.bahnlaerm.de<br />

BIT – Bürgerinitiative Bahn im Tunnel e. V.<br />

www.bit-bahn-im-tunnel.de


Initiativen in der Schweiz<br />

SSB – Schweizerische Schutzvereinigung<br />

gegen <strong>Bahnlärm</strong><br />

www.bahnlaerm.ch<br />

SLL – Schweizerische Liga gegen den Lärm<br />

www.laermliga.ch<br />

IGLS – Interessengemeinschaft gegen Eisenbahnlärm<br />

www.igls.ch<br />

Initiativen in Italien<br />

Umweltagentur Autonome Provinz Bozen<br />

www.provinz.bz.it/umweltagentur/<br />

Impressum<br />

und wichtige Hinweise<br />

COPYRIGHTS © 2012, IWECO WERBE GMBH, BOPPARD<br />

ALLE RECHTE VORBEHALTEN, INHALTE, TEXTE, INFOGRAFIKEN UND FOTOAUFNAHMEN DÜRFEN NUR MIT AUSDRÜCK-<br />

LICHER SCHRIFTLICHER GENEHMIGUNG DER IWECO WERBE GMBH, BOPPARD, VERWENDET ODER ZITIERT WERDEN!<br />

Autor: Frank Gross, Simmerner Straße 12, D-56154 Boppard, Germany<br />

Konzept/Design: IWECO Boppard, Simmerner Straße 12, D-56154 Boppard, Germany<br />

Abbildungen: IWECO Boppard, Simmerner Straße 12, D-56154 Boppard, Germany<br />

Amtsgericht: AG Koblenz HRB 1652<br />

Initiativen in Österreich<br />

ArbeitsKreis FAHRGAST Tirol<br />

Martin Teißl, Sprecher des Arbeitskreises<br />

www.fahrgast-tirol.at<br />

Initiativen in den Niederlanden<br />

Laat de Betuwelijn varen<br />

p.freriks@chello.nl<br />

RONA – Regionaal Overleg Noordelijke Aftakking<br />

www.ijssellijn.info<br />

Disclaimer: Die Nutzung, speziell das Kopieren und Verbreiten dieser durch Copyright geschützten Publikation und der Texte<br />

und Illustrationen, die sie enthält, ist nicht gestattet ohne eine entsprechende vorherige ausdrückliche schriftliche Genehmigung<br />

der IWECO Werbe GmbH. Insbesondere die Speicherung und Modifikation in Datenverarbeitungssystemen ist untersagt.<br />

Rechtliche Schritte vorbehalten. – Printed in Germany.<br />

Wichtiger Hinweis für Beiträge im Bereich Gesundheit: Verwenden Sie Informationen aus dem Kompendium nicht als<br />

alleinige Grundlage für gesundheitsbezogene Entscheidungen. Fragen Sie bei gesundheitlichen Beschwerden Ihren Arzt oder<br />

Apotheker.<br />

Wichtiger Hinweis für Beiträge im Bereich Recht: Eine rechtliche Beratung darf nach deutscher Rechtsprechung nur ein<br />

Anwalt, der Mitglied einer Anwaltskammer ist, erteilen. Verwenden Sie Informationen aus dem Kompendium deshalb nicht<br />

für rechtlich relevante Entscheidungen, sondern konsultieren Sie vorher einen Anwalt. Dies ist jedoch keine Aufforderung,<br />

rechtliche Schritte zu erwägen!<br />

Wichtiger Hinweis in eigener Sache: Der Kampf gegen Lärm, der eine wertvolle umweltpolitische Arbeit darstellt und allen<br />

Bürgern zugute kommt, wird aus öffentlichen Kassen nicht unterstützt. Bitte unterstützen Sie diese Arbeit durch Ihre Spenden!


Pro Rheintal e. V.<br />

Bürgernetzwerk<br />

Simmerner Straße 12<br />

56154 Boppard<br />

info@pro-rheintal.de<br />

https://www.pro-rheintal.de<br />

Interessengemeinschaft Bahnprotest<br />

an Ober- und Hoch-Rhein (IG BOHR)<br />

Eichenweg 13<br />

79189 Bad Krozingen<br />

info@ig-bohr.de<br />

www.ig-bohr.de

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