DEZEMBERROSEN - THOMAS SESSLER - Verlag
DEZEMBERROSEN - THOMAS SESSLER - Verlag
DEZEMBERROSEN - THOMAS SESSLER - Verlag
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>DEZEMBERROSEN</strong><br />
Ein Stück von Isa Hochgerner<br />
Weitere Auskünfte erteilt<br />
Ihnen gerne:<br />
<strong>THOMAS</strong> <strong>SESSLER</strong> VERLAG<br />
Johannesgasse 12<br />
A-1010 Wien<br />
Telefon: +43-1-512 32 84<br />
Telefax: +43-1-513 39 07<br />
Email: office@sesslerverlag.at<br />
www.sesslerverlag.at<br />
NONO Ein Unbrauchbarkeitsgen? Wie jetzt?<br />
Heißt das, alles Unbrauchbare löst sich in Nichts auf? Oder<br />
alles Unbrauchbare wird plötzlich brauchbar?<br />
MILLIAN Manchmal so und manchmal so.<br />
Mein Vater hat immer gesagt: Jeder brauchbare Mensch hat<br />
ein Anrecht auf Glück, hat er immer gesagt. Er wollte eine<br />
Welt schaffen nach dem Abbild des Paradieses. Ich werde<br />
beenden, was er so viel versprechend begonnen hat.<br />
NONO Und sie denken 10 Prozent der Ewigkeit werden da<br />
ausreichend sein?<br />
MILLIAN Bestimmt, ja das müsste reichen.<br />
NONO Nun, und an welchen Preis haben sie gedacht?<br />
MILIAN Ich biete 30 Prozent!<br />
NONO 30 Prozent? 30 Prozent?<br />
Ich will: 50 Prozent!<br />
MILLIAN Das ist zu viel!<br />
NONO Das ist nicht wirklich viel. Sie arbeiten am Rückgewinn<br />
der 50 Prozent von Max, also die 50 Prozent des Bruders an<br />
mich, und für sie, als Draufgabe, 10 Prozent der Ewigkeit...<br />
50 Prozent! Außer sie finden heraus, wie sich die Zeit<br />
auflöst. Dann gibt es die ganze Ewigkeit umsonst!<br />
Zu 100 Prozent!<br />
MILLIAN Umsonst?<br />
Das klingt gut. Warum nicht. 100 Prozent der Ewigkeit<br />
für Nichts. Das ist gut.<br />
Das Geschäft ist gemacht! *<br />
* zusammengefasster und gekürzter Auszug aus dem 1. Bild, Geschäfte in der Chefetage
<strong>DEZEMBERROSEN</strong><br />
Eine Satire mit Musik<br />
von Isa Hochgerner<br />
Hauptrollen: 2H / 7D<br />
Nebenrollen: 2H / 1D / 1K<br />
Musik: 3 neu geschriebene Songs und 5 Songs der „Marlene“<br />
<strong>DEZEMBERROSEN</strong><br />
ist ein Stück mit einer fiktiven Geschichte, auf Basis realer Fakten der Gentechnologie,<br />
als auch biographischer Motive aus dem<br />
Leben von Marlene Dietrich. Mögliche und unmögliche Wünsche und Wirklichkeiten<br />
werden satirisch weitergeführt.<br />
Das Stück beginnt mit der Hauptfrage:<br />
Brauchbar oder Unbrauchbar?<br />
Völlig unerwartet verweigert sich ein scheinbar „perfekt geklonter Mythos“<br />
dieser Einteilung. Renitente Gene? - Oder simple menschliche Positionierung<br />
gegen Manipulation?<br />
Träume und Erinnerungen sind es, die Handlungen und Haltungen schaffen.<br />
Wenn diese aufeinanderstoßen werden sie zur Drehscheibe von Entscheidungen,<br />
die eine Kettenreaktion an unerwarteten Ereignissen auslösen.<br />
ISA HOCHGERNER<br />
Geb. 1961 in Dornbirn - AT<br />
Fotografin und Schauspielerin. Spielte von 1988 bis 1999<br />
in<br />
zahlreichen Stücken und auf mehreren deutschsprachigen<br />
Bühnen.<br />
Lebt und arbeitet, seit der Geburt der Tochter 1996,<br />
in der Nähe von Wien.
INHALT<br />
Jaja und Nono, beides Töchter der Zeit, machen ohne Einverständnis<br />
der Mutter, Scheingeschäfte mit der Ewigkeit. Von<br />
Millian, dem Geschäftsführer und Teilhaber des Konzerns<br />
„Genper f ekt , kommt ei nes Tages ei ne Anf r age auf 10 Pr ozent<br />
der Ewigkeit. Sein Vater hat mit Hilfe seiner Experimente an Fliegen das<br />
„Unbr auchbar kei t s“-Gen ent deckt . Mi l l i an möcht e sei ne begonnenen Tr äume<br />
vom Paradies, in dem sich alles Unbrauchbare in Nichts auflösen soll, beenden.<br />
Er bekommt eine Zusage auf 10 Prozent der Ewigkeit. Der Preis dafür<br />
ist 50 Prozent des gesamten Familienvermögens. Sein Zwillingsbruder ist ihm<br />
schon lange im Weg. Max vergeudet Zeit und viel Geld, u.a. mit dem Modellieren<br />
von Wachsfiguren. Derzeit ist Marlene Dietrich aktuell. Millian bestellt bei<br />
seinem Professor Marlene Klone und will damit die Wachsfiguren von Max austauschen.<br />
Die lebendig werdenden „Wachsfiguren“ sollen Max in den Wahnsinn<br />
oder vielleicht sogar Tod treiben.<br />
Bevor es zum Austausch kommt, werden Millian die Marlene „Klone“ des Professors<br />
präsentiert. Jeder „Klon“ hätte eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen, die<br />
der Professor durch Genmanipulation erreichen sollte. Aber nichts funktioniert<br />
wie geplant. -<br />
Renitente Gene? - Die „Marlene Klone“ zerstören mit eigenwilligen Extras die<br />
Show des Professors: für so einen wie Millian, wollen sie nicht arbeiten.<br />
Millians Plan läßt sich nicht ausführen. Er bestraft den Professor indem er ihm<br />
befiehlt, eine Zeitreise zu machen und ihm das Original – Marlene Dietrich –<br />
zu bringen. Dies kommt eigentlich einem Todesurteil gleich, da Zeitreisen erst<br />
technisch, aber noch nicht praktisch, erprobt sind.<br />
Doch Jaja und besonders Nono haben wieder Lust auf Verbotenes. Sie nehmen<br />
mit Hilfe eines Traumes den Professor mit auf die Zeitreise.<br />
Aber sie landen inmitten eines Theaterstückes über Marlene anstatt bei Marlene<br />
selbst.<br />
Wieder gibt es mehrere Marlenes, doch weit und breit kein Original.<br />
Mit einer Lüge gelingt es dem Professor, eine der Darstellerinnen zu überzeugen<br />
mit ihm mitzukommen. Er denkt sich, sie sieht aus wie das Original, also<br />
wird er sie Millian - als Original - präsentieren. Doch als er zurückkommt ist<br />
nichts mehr wie es war. Einer der Zwillingsbrüder ist tot. ...<br />
Die Erklärung des Professors an sein scheinbares Original, warum er sie nicht<br />
mehr braucht, wird zu einem bilderreichen Dialog, über Traum und Wirklichkeit,<br />
und deren Unmöglichkeit -?-, Hand in Hand zu gehen.<br />
Letztlich endet alles im Theater. Dort erst wird das Lied, „Ich bin von Kopf bis<br />
Fuß auf Liebe eingestellt“, das bei der Präsentation der Klone nur in Teilen gebraucht<br />
wurde, zu Ende gesungen.
KEINE ANGST VOR PFERDEN<br />
Isa Hochgerner<br />
Nie im Leben würde sie auf ein Pferd steigen, versichert sie ihrer zwölf-jährigen Tochter und<br />
schließt sogar Wetten ab. Jede Woche chauffiert sie Paula zur Reitstunde und wieder nach<br />
Hause. Eines Tages kommt es auf dem Heimweg vom Reitstall beinahe zu einem Unfall.<br />
Durch eine Unachtsamkeit kommt ihr Wagen ins Schleudern. In letzter Sekunde kann sie abbremsen<br />
und knapp vor einem Baum halten. Sie bleibt schockiert im Auto sitzen. In Zeitlupe<br />
laufen vor ihrem inneren Auge Bilder über alle denkbaren Varianten des knapp verhinderten<br />
Aufpralls ab. Sie führen zurück zu einem anderen Baum, vor dem sie einst als Kind atemlos<br />
gelandet war. Verschüttete Erinnerungen melden sich blitzartig zurück. Momente aus dunklen<br />
Ecken der Vergangenheit, die unerwartet ans Licht treten: Ein Wald, ein Pony namens Rosi,<br />
Emil, dessen Besitzer, und ein kleines Mädchen im kurzen Sommerkleid, das sich nichts sehnlicher<br />
wünscht als auf diesem Pony zu reiten. Eines Tages soll sein Wunsch in Erfüllung gehen.<br />
Doch der Ausritt endet in einem sexuellen Übergriff.<br />
Nichts ist wie es war. Alles soll so sein wie immer.<br />
Keiner weiß, was er glauben soll. Keiner weiß was tun? Einfach nichts sagen, dachte ich.<br />
Isa Hochgerner erzählt eine von vielen Geschichten, die nie Gehör finden. Nicht die große Katastrophe,<br />
sondern der kleine unterbelichtete Vorfall, der von allen verdrängt wird. Ein sexueller<br />
Missbrauch in der Kindheit ohne sichtbare Folgen. Der Täter ist unsichtbar, das Opfer<br />
stumm, die Umwelt blind. Das Ereignis scheint längst vergessen zu sein, doch das Gedächtnis<br />
des Unterbewusstseins hat einen längeren Atem.<br />
Alles ist verdreht: Der ist der Böse, der über das Böse redet.<br />
Wer darüber redet, was keiner hören will, bringt alles durcheinander.<br />
Worüber nicht geredet wird, das gibt es nicht.<br />
<strong>THOMAS</strong> <strong>SESSLER</strong> VERLAG GmbH<br />
Johannesgasse 12, A-1010 Wien, Tel.: +43-1-512 32 84, Fax: +43-1-513 39 07<br />
Email: office@sesslerverlag.at, www.sesslerverlag.at<br />
Besetzung: 1 D<br />
Thema Kindesmissbrauch<br />
Auf Bundesebene wurden 1999 insgesamt 19.436 Kinder Opfer sexuellen Missbrauchs.<br />
Davon waren 2.090 mit dem Tatverdächtigen verwandt, 4.749 bekannt,<br />
bei 1.420 Opfern bestand eine flüchtige, bei 9.368 keine Vorbeziehung.<br />
Das tatsächliche Ausmaß ist wegen der hohen Dunkelziffer schwer einzugrenzen.<br />
Das kindliche Opfer hat oftmals - bedingt durch die nahe Beziehung zum<br />
Täter - weder die Möglichkeit, auf den Missbrauch aufmerksam zu machen noch<br />
sich zu entziehen. In Österreich gibt es bis dato keine offiziellen Zahlen. Für<br />
dieses Jahr ist die erste Studie des österreichischen Gesundheitsministeriums<br />
geplant. Die Landset-Studie ausgehend aus England betrifft alle Industrieländer:<br />
demnach gibt es eine Missbrauchsopferzahl im Bereich von 5-15% der Kinder, d.h. jedes achte<br />
bis zwanzigste Kind ist irgendwann in einer Form Missbrauch ausgeliefert. Laut „Spiegel“ (2008) in<br />
Deutschland sogar jedes vierte bis fünfte Mädchen und jeder neunte bis zwölfte Junge.