Nietzsche, Friedrich - Di...
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Künstlers und oft genug sogar des "Genies"). Auch in höheren gesellschaftlichen<br />
Bedingungen erwächst unter ähnlichem Drucke eine ähnliche Art Mensch: nur wird dann<br />
meistens der schauspielerische Instinkt durch einen andren Instinkt gerade noch im Zaume<br />
gehalten, zum Beispiel bei dem "<strong>Di</strong>plomaten", − ich würde übrigens glauben, dass es<br />
einem guten <strong>Di</strong>plomaten jeder Zeit noch freistünde, auch einen guten<br />
Bühnen−Schauspieler abzugeben, gesetzt, dass es ihm eben "freistünde". Was aber die<br />
Juden betrifft, jenes Volk der Anpassungskunst par excellence, so möchte man in ihnen,<br />
diesem Gedankengange nach, von vornherein gleichsam eine welthistorische Veranstaltung<br />
zur Züchtung von Schauspielern sehn, eine eigentliche Schauspieler−Brutstätte; und in der<br />
That ist die Frage reichlich an der Zeit: welcher gute Schauspieler ist heute nicht − Jude?<br />
Auch der Jude als geborener Litterat, als der thatsächliche Beherrscher der europäischen<br />
Presse übt diese seine Macht auf Grund seiner schauspielerischen Fähigkeit aus: denn der<br />
Litterat ist wesentlich Schauspieler, − er spielt nämlich den "Sachkundigen", den<br />
"Fachmann". − Endlich die Frauen: man denke über die ganze Geschichte der Frauen nach,<br />
− müssen sie nicht zu allererst und −oberst Schauspielerinnen sein? Man höre die Aerzte,<br />
welche Frauenzimmer hypnotisirt haben; zuletzt, man liebe sie, − man lasse sich von ihnen<br />
"hypnotisiren"! Was kommt immer dabei heraus? Dass sie "sich geben", selbst noch, wenn<br />
sie − sich geben.... Das Weib ist so artistisch...<br />
362.<br />
<strong>Nietzsche</strong><br />
Unser Glaube an eine Vermännlichung Europa's. − Napoleon verdankt man's (und ganz<br />
und gar nicht der französischen Revolution, welche auf "Brüderlichkeit" von Volk zu Volk<br />
und allgemeinen blumichten Herzens−Austausch ausgewesen ist), dass sich jetzt ein paar<br />
kriegerische Jahrhunderte auf einander folgen dürfen, die in der Geschichte nicht ihres<br />
Gleichen haben, kurz dass wir in's klassische Zeitalter des Kriegs getreten sind, des<br />
gelehrten und zugleich volksthümlichen Kriegs im grössten Maassstabe (der Mittel, der<br />
Begabungen, der <strong>Di</strong>sciplin), auf den alle kommenden Jahrtausende als auf ein Stück<br />
Vollkommenheit mit Neid und Ehrfurcht zurückblicken werden: − denn die nationale<br />
Bewegung, aus der diese Kriegs−Glorie herauswächst, ist nur der Gegen−choc gegen<br />
Napoleon und wäre ohne Napoleon nicht vorhanden. Ihm also wird man einmal es<br />
zurechnen dürfen, dass der Mann in Europa wieder Herr über den Kaufmann und Philister<br />
geworden ist; vielleicht sogar über "das Weib", das durch das Christenthum und den<br />
schwärmerischen Geist des achtzehnten Jahrhunderts, noch mehr durch die "modernen<br />
Ideen", verhätschelt worden ist. Napoleon, der in den modernen Ideen und geradewegs in<br />
der Civilisation Etwas wie eine persönliche Feindin sah, hat mit dieser Feindschaft sich als<br />
einer der grössten Fortsetzer der Renaissance bewährt: er hat ein ganzes Stück antiken<br />
Wesens, das entscheidende vielleicht, das Stück Granit, wieder heraufgebracht. Und wer<br />
weiss, ob nicht dies Stück antiken Wesens auch endlich wieder über die nationale<br />
Bewegung Herr werden wird und sich im bejahenden Sinne zum Erben und Fortsetzer<br />
Napoleon's machen muss: − der das Eine Europa wollte, wie man weiss, und dies als<br />
Herrin der Erde.−<br />
362. 166