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Nietzsche, Friedrich - Di...

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282.<br />

Der Gang. − Es giebt Manieren des Geistes, an denen auch grosse Geister verrathen, dass<br />

sie vom Pöbel oder Halbpöbel herkommen: − der Gang und Schritt ihrer Gedanken ist es<br />

namentlich, der den Verräther macht; sie können nicht gehen. So konnte auch Napoleon zu<br />

seinem tiefen Verdrusse nicht fürstenmässig und "legitim" gehen, bei Gelegenheiten, wo<br />

man es eigentlich verstehen muss, wie bei grossen Krönungs−Processionen und<br />

Aehnlichem: auch da war er immer nur der Anführer einer Colonne − stolz und hastig<br />

zugleich und sich dessen sehr bewusst. − Man hat Etwas zum Lachen, diese Schriftsteller<br />

zu sehen, welche die faltigen Gewänder der Periode um sich rauschen machen: sie wollen<br />

so ihre Füsse verdecken.<br />

283.<br />

<strong>Nietzsche</strong><br />

Vorbereitende Menschen. − Ich begrüsse alle Anzeichen dafür, dass ein männlicheres, ein<br />

kriegerisches Zeitalter anhebt, das vor allem die Tapferkeit wieder zu Ehren bringen wird!<br />

Denn es soll einem noch höheren Zeitalter den Weg bahnen und die Kraft einsammeln,<br />

welche jenes einmal nöthig haben wird, − jenes Zeitalter, das den Heroismus in die<br />

Erkenntniss trägt und Kriege führt um der Gedanken und ihrer Folgen willen. Dazu bedarf<br />

es für jetzt vieler vorbereitender tapferer Menschen, welche doch nicht aus dem Nichts<br />

entspringen können − und ebensowenig aus dem Sand und Schleim der jetzigen<br />

Civilisation und Grossstadt−Bildung: Menschen, welche es verstehen, schweigend, einsam,<br />

entschlossen, in unsichtbarer Thätigkeit zufrieden und beständig zu sein: Menschen, die<br />

mit innerlichem Hange an allen <strong>Di</strong>ngen nach dem suchen, was an ihnen zu überwinden ist:<br />

Menschen, denen Heiterkeit, Geduld, Schlichtheit und Verachtung der grossen Eitelkeiten<br />

ebenso zu eigen ist, als Grossmuth im Siege und Nachsicht gegen die kleinen Eitelkeiten<br />

aller Besiegten: Menschen mit einem scharfen und freien Urtheile über alle Sieger und<br />

über den Antheil des Zufalls an jedem Siege und Ruhme: Menschen mit eigenen Festen,<br />

eigenen Werktagen, eigenen Trauerzeiten, gewohnt und sicher im Befehlen und gleich<br />

bereit, wo es gilt, zu gehorchen, im Einen wie im Anderen gleich stolz, gleich ihrer eigenen<br />

Sache dienend: gefährdetere Menschen, fruchtbarere Menschen, glücklichere Menschen!<br />

Denn, glaubt es mir! − das Geheimniss, um die grösste Fruchtbarkeit und den grössten<br />

Genuss vom Dasein einzuernten, heisst: gefährlich leben! Baut eure Städte an den Vesuv!<br />

Schickt eure Schiffe in unerforschte Meere! Lebt im Kriege mit Euresgleichen und mit<br />

euch selber! Seid Räuber und Eroberer, so lange ihr nicht Herrscher und Besitzer sein<br />

könnt, ihr Erkennenden! <strong>Di</strong>e Zeit geht bald vorbei, wo es euch genug sein durfte, gleich<br />

scheuen Hirschen in Wäldern versteckt zu leben! Endlich wird die Erkenntniss die Hand<br />

nach dem ausstrecken, was ihr gebührt: − sie wird herrschen und besitzen wollen, und ihr<br />

mit ihr!<br />

282. 117

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