Nietzsche, Friedrich - Di...
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214.<br />
Der Glaube macht selig. <strong>Di</strong>e Tugend giebt nur Denen Glück und eine Art Seligkeit, welche<br />
den guten Glauben an ihre Tugend haben: − nicht aber jenen feineren Seelen, deren<br />
Tugend im tiefen Misstrauen gegen sich und alle Tugend besteht. Zuletzt macht also auch<br />
hier "der Glaube selig!" − und wohlgemerkt, nicht die Tugend!<br />
215.<br />
Ideal und Stoff. − Du hast da ein vornehmes Ideal vor Augen: aber bist du auch ein so<br />
vornehmer Stein, dass aus dir solch ein Götterbild gebildet werden dürfte? Und ohne diess<br />
− ist all deine Arbeit nicht eine barbarische Bildhauerei? Eine Lästerung deines Ideals?<br />
216.<br />
Gefahr in der Stimme. − Mit einer sehr lauten Stimme im Halse, ist man fast ausser Stande,<br />
feine Sachen zu denken.<br />
217.<br />
Ursache und Wirkung. − Vor der Wirkung glaubt man an andere Ursachen, als nach der<br />
Wirkung.<br />
218.<br />
Meine Antipathie. − Ich liebe die Menschen nicht, welche, um überhaupt Wirkung zu thun,<br />
zerplatzen müssen, gleich Bomben, und in deren Nähe man immer in Gefahr ist, plötzlich<br />
das Gehör − oder noch mehr zu verlieren.<br />
219.<br />
Zweck der Strafe. − <strong>Di</strong>e Strafe hat den Zweck, Den zu bessern, welcher straft, − das ist die<br />
letzte Zuflucht für die Vertheidiger der Strafe.<br />
220.<br />
Opfer. − Ueber Opfer und Aufopferung denken die Opferthiere anders, als die Zuschauer:<br />
aber man hat sie von jeher nicht zu Worte kommen lassen.<br />
221.<br />
<strong>Nietzsche</strong><br />
Schonung. − Väter und Söhne schonen sich viel mehr unter einander, als Mütter und<br />
Töchter.<br />
214. 105