sonderpreis für aaa-mitglieder - Analogue Audio Association
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22 T E C H N I K<br />
Abbildung 2: Ein „besseres“ Lager<br />
einschränkendes Pendel. Dessen Eigenresonanzfrequenz lässt<br />
sich sehr leicht berechnen (einfache Schulphysik). Man könnte<br />
annehmen, dass Schwingungen vermieden werden, weil die<br />
Tellerachse die Lagerhülse hält. Dies ist jedoch nicht der Fall.<br />
Es gibt in der Mechanik keine Spielfreiheit. Jede effektive Drehbewegung<br />
setzt ein „mechanisches Spiel“ zwischen Achse und<br />
Buchse voraus, um ein Festlaufen zu vermeiden. Daher auch die<br />
Bezeichnung „Arbeitsspiel“ oder „Funktionsspiel“.<br />
Sobald sich der Teller zu drehen beginnt und während des<br />
gesamten Betriebs ist dieser winzige Zwischenraum nun<br />
wiederum den unterschiedlichsten Störeinfl üssen ausgesetzt:<br />
Vibrationen, Lagerschwingungen, Reibungen, Geräuschen, die<br />
allesamt vom Tonabnehmer aufgenommen werden. Auch in<br />
diesem Fall werden also erhöhte Anforderungen an den Motor<br />
gestellt, wodurch eine entsprechend stärkere Geräuschentwicklung<br />
in Kauf zu nehmen ist. Die dynamische Auswuchtung<br />
kann präziser durchgeführt werden. Entweder mit der oben<br />
erwähnten Methode oder mit Hilfe eines „Kipptests“, bei dem<br />
Lagerreibungen vermieden werden. Auf eine dünnere Achse<br />
gestellt, kippt der Teller beispielsweise in Richtung der überschüssigen<br />
Masse. Dort und unter der Tellerkante werden dann<br />
einige Bohrungen vorgenommen, wobei etwas Masse entfernt<br />
wird. Der Neigungswinkel verkleinert sich, und nach einigen<br />
Versuchen verbleibt der Teller ruhig in horizontaler Position,<br />
wobei der Schwerpunkt auf der geometrischen vertikalen<br />
Achse ausgerichtet ist, die durch den unmittelbar darüber gelegenen<br />
Drehpunkt verläuft.<br />
Die Genauigkeit ist jedoch nach wie vor unzureichend, da sich<br />
mit jeder Bohrung die exzentrische Masse und der Neigungswinkel<br />
verringern. Dieser wird schließlich zu klein, um noch<br />
präzise lokalisiert werden zu können, so dass niemand mehr<br />
weiß, wo weitere Bohrungen durchzuführen sind. Die dynamische<br />
Auswuchtung ist bei dieser Vorgehensweise also nur besser,<br />
aber keineswegs vollständig. Die Nachlaufzeit verbessert<br />
sich ebenfalls, ist aber immer noch relativ kurz. Wenn auch in<br />
geringerem Maße, ist der Plattenteller nach wie vor Zentrifugalkräften<br />
ausgesetzt, und der Abtastvorgang wird durch die gleichen<br />
unerwünschten Druckeinfl üsse, Reibungen, Geräusche,<br />
ANALOG 1/2008<br />
Vibrationen und so weiter beeinträchtigt. Auch dieses System<br />
kann also nicht „perfekt“ genannt werden, es stellt keine „reine<br />
Masse“ dar. Einige Hersteller, die invertierte Lager verwenden,<br />
verspielen deren Vorteile, indem sie den Drehpunkt entweder<br />
zu hoch (Pendeleffekt) oder zu tief (Instabilität) ansetzen und/<br />
oder eine zu lange Lagerhülse oder ein „zweihülsiges“ Lager<br />
benutzen. Dadurch erhält das Lager mehrere Achsen, und dies<br />
bedeutet Reibung und Geräuschentwicklung (vgl. Abbildung 3).<br />
Vergessen wir nicht, dass eine einfache Gerade in der Geometrie<br />
durch lediglich zwei Punkte defi niert wird.<br />
Eine Frage der Philosophie – Jeder <strong>Audio</strong>phile kennt sicher den<br />
alten Spruch, dass HiFi eine ständige Suche ist. Eine Suche<br />
nach Perfektion. Eine Suche nach dem Absoluten, nach Schönheit<br />
und musikalischer Wahrheit. Wahrheit bedeutet nicht Gefallen<br />
oder Nichtgefallen. Sie existiert einfach. Bei allem Spektakulären<br />
und Hypes jeglicher Art ist Vorsicht geboten. Das<br />
musikalische Live-Ereignis ist die Wahrheit und das Abspielen<br />
einer Aufnahme zu Hause ist etwas anderes. Jeder ernsthafte<br />
<strong>Audio</strong>phile möchte, dass seine Anlage klanglich möglichst nah<br />
an das Live-Ereignis herankommt und er spart keine Mühen,<br />
keine Zeit und kein Geld, um dieses Ziel zu erreichen. Aus<br />
Leidenschaft zur Musik. Wer etwas anderes will, ist kein <strong>Audio</strong>philer.<br />
Der <strong>Audio</strong>phile strebt immer nach dem Besten. Schritt<br />
<strong>für</strong> Schritt, mit wachsender Erfahrung und zunehmendem<br />
Wissen optimiert er seine Anlage, probiert die verschiedensten<br />
Dinge aus und durchlebt alle möglichen Hoffnungen, Erfolge<br />
und Enttäuschungen. Ein Spiel ohne Ende.<br />
Logischerweise legt der <strong>Audio</strong>phile besonderen Wert auf das<br />
Quellgerät, denn auch die besten Verstärker und Lautsprecher<br />
können nur das wiedergeben, was ihnen zugeführt wird. Daher<br />
heißt es zu Recht: „Was an der Quelle verloren geht, ist <strong>für</strong> immer<br />
verloren“. In einer analogen Kette ist das Laufwerk die Quelle<br />
und das Herzstück des Laufwerks ist der Plattenteller. Natürlich<br />
spielt auch die Kombination von Tonarm und Tonabnehmer eine<br />
entscheidende Rolle und bildet zusammen ein Ganzes - eine<br />
sehr wichtige Einheit. Damit wird jedoch nie einfach eine Platte<br />
abgetastet, sondern eine weitere Einheit – die Kombination aus<br />
Platte und Teller. Und wie ein schlecht konstruierter Teller die