sonderpreis für aaa-mitglieder - Analogue Audio Association
sonderpreis für aaa-mitglieder - Analogue Audio Association
sonderpreis für aaa-mitglieder - Analogue Audio Association
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
ANALOG 1/2008<br />
Abbildung 1: Das „übliche“ Lager<br />
Der Teller eines Analoglaufwerks soll in erster Linie die<br />
Schallplatte aufnehmen, ihre Zentrizität und Horizontalität gewährleisten,<br />
sie mit der richtigen Geschwindigkeit präzise und<br />
ruhig drehen und alle Arten von äußeren und durch den Abtastvorgang<br />
und durch das Lager selbst erzeugten Vibrationen<br />
wirksam fernhalten beziehungsweise ableiten. Dies ist weitaus<br />
schwieriger, als es vielleicht den Anschein hat. Der Plattenteller<br />
ist also das Herzstück des Laufwerks. Alle anderen Teile dienen<br />
im Endeffekt nur der Unterstützung und sind im direkten Vergleich<br />
weniger wichtig.<br />
Das übliche Lager – Bei den meisten Laufwerken ruht der Plattenteller<br />
auf einem Lagerpunkt am Ende einer langen, unten<br />
am Teller befestigten Achse. Die Lagerbuchse befi ndet sich<br />
dabei im Chassis. Mit dieser weit verbreiteten konventionellen<br />
Lagerkonstruktion, die von Thorens, Linn und vielen anderen<br />
Herstellern verwendet wird, lassen sich erstaunlich gute<br />
Ergebnisse erzielen. Sie stößt aber auch recht schnell an ihre<br />
offensichtlichen Grenzen. Ein solches System ist nämlich alles<br />
andere als stabil. Da sich der allgemeine Schwerpunkt oberhalb<br />
des Abstützpunkts beziehungsweise Drehpunkts befi ndet, besteht<br />
eine ständige Kippneigung. Ohne die Unterstützung der<br />
Lagerhülse würde die Tellerachse unweigerlich kippen (siehe<br />
Abbildung 1). Es ist die Hülse, die sie in Position hält und ein<br />
Wanken und Umfallen verhindert. Der kleinste Horizontalfehler,<br />
eine geringe Unwucht im Plattenteller, die einseitige<br />
Zugwirkung des Antriebriemens, die Aufl agekraft des Tonarms<br />
und vor allem die Tellermasse – all dies übt einen hohen Druck<br />
auf die Lagerkontaktfl ächen aus, der sich im Betrieb durch die<br />
auf den Teller wirkende Zentrifugalkraft noch weiter erhöht.<br />
Das Ergebnis ist ein komplexes Drehsystem mit hoher Reibung,<br />
Lagergeräuschen und vorzeitigem Verschleiß. Also genau das,<br />
was wir bei einem Laufwerk eigentlich nicht wollen.<br />
Tatsächlich weist die Tellerachse - und damit auch der Teller<br />
- ein recht chaotisches Verhalten auf. Er schaukelt und vibriert<br />
innerhalb der Grenzen seines mechanischen Spiels und ist wie<br />
jeder beliebige auf einer Achse rotierende, dynamisch nicht<br />
ausbalancierte physikalische Körper allen Arten von mikroskopischen<br />
Sekundärbewegungen ausgesetzt. Im Endergebnis<br />
ändern sich die Druckverhältnisse fortwährend und im Lager<br />
T E C H N I K<br />
treten verschiedenste permanent wechselnde Resonanzen auf,<br />
die sich auf die Drehung des Tellers auswirken, der somit alles<br />
andere als ruhig läuft. Mit einem sorgfältig ausbalancierten<br />
Plattenteller lässt sich die Situation verbessern, die grundlegende<br />
Instabilität bleibt jedoch bestehen. Diese dynamische<br />
Auswuchtung kann nur auf eine Art und Weise erfolgen, die<br />
der Arbeit Ihres örtlichen Reifenhändlers nicht ganz unähnlich<br />
ist. Eine sehr rudimentäre Methode.<br />
Bei so vielen Beeinträchtigungen kann es nicht verwundern,<br />
dass die Qualität der Drehbewegung an sich nicht sehr hoch<br />
ist. Wenn wir den Plattenteller von Hand drehen und dann<br />
freigeben, ist die Nachlaufzeit immer sehr kurz, was ein klarer<br />
Hinweis darauf ist, dass der Antriebsmotor ein hohes Maß an<br />
Lagerreibung zu überwinden hat, mit der Folge einer größeren<br />
Leistungsaufnahme und stärkeren Geräuschentwicklung. Bei<br />
ansonsten gleichen Parametern zeigt ein einfacher Vergleich<br />
der Nachlaufzeit zweier Laufwerke, welche Teller/Lagerkombination<br />
besser konstruiert oder gefertigt ist – unter der<br />
Voraussetzung, dass beide eingespielt sind und sorgfältig gereinigt<br />
und geölt wurden. Die Nadel des Tonabnehmers nimmt<br />
zwangsläufi g all diese Geräusche, Reibungen, mechanischen<br />
Beanspruchungen, Mikrobewegungen und Resonanzen auf. Die<br />
Musikwiedergabe wirkt dadurch verwaschen und eingeengt,<br />
dynamische Attacken verlieren ihren Druck und tiefe Frequenzen<br />
klingen undefi niert und gleichförmig. Unter physikalischen<br />
Gesichtspunkten kann ein solcher Plattenteller nicht als „perfekt“<br />
bezeichnet werden, er stellt keine „reine Masse“ dar. Zu<br />
erwähnen ist noch, dass direktgetriebene Laufwerke in diese<br />
Kategorie fallen.<br />
Ein besseres Lager – Laufwerkskonstrukteuren bietet sich eine<br />
weitere Option: das weniger verbreitete „invertierte Lager“.<br />
Dabei ist die Lagerbuchse oder Hülse fest in den Teller eingebaut<br />
und die nach oben zeigende Tellerachse am Chassis<br />
befestigt. Der allgemeine Schwerpunkt befi ndet sich nun unterhalb<br />
des Drehpunkts (siehe Abbildung 2) und wir erhalten<br />
ein wirklich stabiles System. Die permanente Kippneigung ist<br />
eliminiert, Reibung und Geräuschentwicklung sind reduziert.<br />
Die Ausgangslage ist nun schon eine weit bessere. Leider entsteht<br />
jedoch auf diese Weise ein das Verbesserungspotential<br />
21<br />
21