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f Im Wohnzimmer steht die neueste Videotechnologie<br />
bereit. Der Fernseher wird<br />
gleichzeitig als Computer und Telefon genutzt.<br />
Der Kühlschrank in der Küche ist mit<br />
einem Monitor ausgestattet, um beispielsweise<br />
Nachrichten für die Kinder zu hinterlassen,<br />
die neuesten Rezepte aus dem Internet<br />
downzuloaden oder beim Kochen<br />
E-Mails zu checken. Ist die Milch aus, sendet<br />
der Kühlschrank eine E-Mail an den Lieferservice,<br />
der prompt das Gewünschte ins<br />
Haus bringt.<br />
Szenen aus einem Science Fiction-Film?<br />
Nein. Die High Tech-Wohnung der Zukunft<br />
steht in Los Angeles und wurde von der Interpublic<br />
Group installiert, der Holding, zu<br />
der auch die Media-Agentur <strong>Universal</strong> Mc-<br />
Cann gehört. Die Kunden der Agenturgruppe<br />
können im Emerging Media Lab schon heute<br />
sehen, wie der Multitasking-Verbraucher der<br />
Zukunft Medien nutzen wird, und ihre Produkte<br />
in diesem Umfeld testen.<br />
Michael Dunke ist begeistert. „Das Emerging<br />
Media Lab demonstriert anschaulich<br />
das Mediennutzungsverhalten der Zukunft.<br />
Die Schlagworte Interaktivität und Konvergenz<br />
werden mit echtem Leben gefüllt“, erklärt<br />
der CEO von <strong>Universal</strong> <strong>McCann</strong> in<br />
Frankfurt, der diesen Service auch gerne<br />
seinen Kunden in Deutschland anbieten<br />
würde. Deshalb eruiert <strong>Universal</strong> <strong>McCann</strong><br />
im Verbund mit der <strong>McCann</strong> World Group<br />
derzeit die Einrichtung eines eigenen deutschen<br />
Emerging Media Lab nach amerikanischem<br />
Vorbild. Ob das klappt, ist allerdings<br />
noch nicht entschieden. „Spätestens<br />
im ersten Halbjahr 2007 wird es aber ein<br />
Media-Labor in Europa geben“, so Dunke.<br />
Die Einführung des Media-Labs steht exemplarisch<br />
für die neue Unternehmensstrategie,<br />
die sich Nick Brien, weltweiter Chef der<br />
<strong>Universal</strong> <strong>McCann</strong>-Gruppe, seit Anfang des<br />
Jahres auf die Fahnen geschrieben und mit<br />
dem Credo „Next Thing now“ in Worte gefasst<br />
hat. „Es bedeutet sinngemäß: die<br />
nächste Herausforderung jetzt annehmen,<br />
die nächste Aufgabe jetzt anpacken und die<br />
nächste Idee jetzt entwickeln“, heißt es fast<br />
philosophisch in einem Rundbrief an alle<br />
Mitarbeiter in Deutschland. „Der neue Claim<br />
bringt unsere Richtung auf den Punkt“, sagt<br />
Michael Dunke.<br />
Zwar werde die Agentur auch zukünftig ein<br />
breit gefächertes Spektrum an Etats betreuen,<br />
aber „Kunden wie Intel, Microsoft, X-<br />
Box, aber auch der Internettrendsetter General<br />
Motors werden für die Agentur an Bedeutung<br />
gewinnen“. Entsprechend investiert<br />
Dunke auch besonders stark in den digitalen<br />
Bereich: „Wir haben diesen Bereich um<br />
100 Prozent aufgestockt.“<br />
Neuer Spirit, neue Strukturen<br />
Den neuen Herausforderungen der Zukunft,<br />
in der die Medien immer mehr zusammenwachsen<br />
und die Grenzen der einzelnen<br />
Mediengattungen verschwimmen, trägt <strong>Universal</strong><br />
<strong>McCann</strong> auch mit neuen internen<br />
Strukturen Rechnung. Dunke: „Sven Weisbrich,<br />
der Chef der Entertainment Group,<br />
unserer Special-Unit für Sonderwerbeformen<br />
und integrierte Kommunikation, ist<br />
gleichzeitig auch Chef der Interactive und<br />
Digital-Chef.“ Diese Bereiche würden künftig<br />
immer weiter zusammenwachsen und<br />
dies habe natürlich auch Auswirkungen auf<br />
die Arbeit der Mediaplaner: „ Es ist wichtig,<br />
dass der klassische Planer in Zukunft in<br />
übergreifenden Dimensionen denkt.“<br />
Als Beispiel für eine solche zukunftsorientierte<br />
Denkweise führt Dunke den Astra-Blog<br />
an, den die Agentur gemeinsam mit dem<br />
Kunden Opel entwickelt hat. Vier bekannte<br />
Blogger erhielten für vier Wochen jeweils einen<br />
Opel Astra als Testwagen. Einzige Vorgabe<br />
war, dass die Blogger auf ihren Websites<br />
über ihre Erfahrungen mit dem Auto<br />
regelmäßig berichten. Zudem wurden die<br />
Artikel sowie Film- und Fotobeiträge auf die<br />
extra eingerichtete Website astra.blogg.de<br />
gestellt und dort von anderen Usern kommentiert.<br />
„Etwa 7.000 Nutzer besuchten<br />
den Astra-Blog, die Presse berichtete ausführlich<br />
und andere Media-Agenturen fragten<br />
nach Details des Konzeptes”, resümiert<br />
Dunke den Erfolg des Projektes. Weiteres<br />
Beispiel für innovative Kommunikationswege<br />
sei der Intel RSS Reader, mit dem Intel den<br />
artikel spectrum<br />
„Das Geschäft<br />
wird schneller.”<br />
Michael Dunke ist seit Oktober 2004<br />
CEO von <strong>Universal</strong> <strong>McCann</strong> Deutschland.<br />
Nach dem Studium startete der<br />
gebürtige Recklinghausener 1995 seine<br />
Mediakarriere als Mediaplaner bei<br />
Zenithmedia in Frankfurt. 1998 wechselte<br />
er zu <strong>Universal</strong> <strong>McCann</strong>.<br />
media spectrum: Wie wird es in einer Media-<br />
Agentur in zehn Jahren aussehen?<br />
Dunke: Das Geschäft wird zukünftig<br />
noch schneller und technologischer<br />
werden. Und wir werden noch integrierter<br />
arbeiten. Meine Vision ist, dass das<br />
Angebot der klassischen Unit noch<br />
mehr als bisher durch Spezialisten angereichert<br />
wird. Je nach Kommunikationsaufgabe<br />
überstützen die Spezialisten<br />
die Generalisten mit ihrem Knowhow.<br />
Diese Arbeitsweise hat sich bei<br />
uns bewährt, wobei bestimmte Bereiche<br />
wie Interactive und die Entertainment-<br />
Group stärker zusammenwachsen werden,<br />
weil dies auch die Medien tun.<br />
media spectrum: Was bedeutet das für die<br />
Qualifikation der Mitarbeiter?<br />
Dunke: Die Kunst wird sein, sich generalistisches<br />
Know-how und Spezialkenntnisse<br />
anzueignen.<br />
media spectrum: Rechnen Sie mit weiteren<br />
Agenturkonzentrationen und deren Auswirkungen<br />
hinsichtlich Einkaufsorientierung?<br />
Dunke: Nein. Ich glaube, das Gros der<br />
Konzentration ist abgeschlossen und die<br />
Rabatt- und Volumenschlachten sind geschlagen.<br />
Ich glaube, dass die Qualitätsdimension,<br />
die Forschung, die Beratung<br />
und die Werbewirkung, zukünftig wieder<br />
in den Vordergrund rücken wird.<br />
Denn differenzieren kann sich eine Agentur<br />
heute nur noch über Qualität.<br />
9.06 media spectrum www.media-spectrum.de 47